Another Chance I von SerinaCorvus (A Marauder Tale) ================================================================================ Kapitel 78: Lethes Macht ------------------------ 78 Lethes Macht Remus trat aus dem Kamin und betrat einen dunklen, stickigen Raum. Stühle standen auf den Tischen und in der Luft hing der kalte Rauch der letzten Nacht. Leise ging er durch den Raum und rüttelte an der Tür … sie war verschlossen. Er hatte nicht bedacht, dass die Drei Besen um diese Uhrzeit gar nicht mehr geöffnet hatten. "Oh Mann, so ein Mist!" fluchte Remus und setzte sich auf einen Stuhl. Er schüttelte den Kopf über seine eigene Dummheit und dachte nach. Sollte er hier einfach warten, bis die Besitzer der Kneipe wach wurden und ihn raus ließen? Die waren sicher nicht gerade begeistert, immerhin war er hier ohne Ankündigung eingedrungen. Auch wenn man an das Flohnetzwerk angeschlossen war, bedeutete dass noch lange nicht, dass jeder einfach hereinflohen konnte, wie er wollte. So was gehörte sich nun mal nicht. Remus starrte die Tür an. "Wenn ich die aufhexe und hinter mir wieder verschließe?" Er rieb sich die Nasenwurzel. Es war Minderjährigen Zauberern verboten, außerhalb von Hogwarts zu zaubern. Darüber wurde streng gewacht und es wurden empfindliche Strafen verhängt, die sogar einen Schulverweis nach sich ziehen konnten. "Aber woher wollen die eigentlich wissen, dass ich gezaubert habe, und nicht jemand anderes?" Eine steile Falte entstand auf Remus Stirn, während er darüber grübelte. Er wusste, dass seine Freunde in den Ferien so manchen Zauber ausprobierten, und sie hatten nie Ärger bekommen. Selbst Serina trainierte mit ihrem Dad, ohne Konsequenzen. Die Einzige, die sich immer streng an dieses Verbot hielt war Lily. "Vielleicht können sie nur die Magie an sich orten, aber nicht, wer der Verursacher der Magie ist … Und in einem Zaubererhaushalt gibt es immer Magie, nur bei Muggel nicht … Das würde zumindest erklären, warum Prongs oder Padfoot deswegen nie …" Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er befand sich in einem Haus von Zauberern, in einem Ort voller Zauberer und niemand wusste, dass er überhaupt hier war. Er zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Eingangstür. "Alohomora." Die Tür sprang auf und Remus hielt erschrocken die Luft an, doch alles blieb ruhig. Er atmete erleichtert aus. Wenn die Tür mit einem Einbruchszauber gesichert gewesen wäre, wäre er dran gewesen. "Aber ich bin ja auch gar nicht eingebrochen …" Er nahm seinen Koffer und verließ schnell den Schankraum, hinter sich verschloss er die Tür wieder. "Entweder hat Padfoots Verhalten jetzt vollends auf mich abgefärbt, oder der Wolf wird langsam übermütig." dachte er leicht schockiert über sich selbst. Kopfschüttelnd nahm er die Hauptstrasse in Richtung Ortsausgang und steuerte auf das Schloss zu. Der Weg war glatt und es hatte wieder zu schneien begonnen. Remus rutschte mehr, als dass er ging und er schimpfte leise vor sich hin, bis er im Schloss war, waren die anderen sicher alle schon wach. Er war nur froh, dass das große Eisentor nicht verschlossen war, dann wäre er nämlich nicht auf das Schlossgelände gekommen und hätte ein echtes Problem gehabt. Den Koffer ließ er vor sich herschweben und mit dem Zauberstab dirigierte er ihn jetzt die steinernen Stufen zur Eingangstür hinauf. Remus seufzte erleichtert. "Endlich geschafft!" sagte er und betrat ziemlich durchgefroren das Schloss. ~~~ ~~~ ~~~ Severus öffnete langsam seine Augen und blickte sich um. Die seltsame Erscheinung war verschwunden, aber auch die anderen Jugendlichen waren weg. Er war alleine und zog sich an dem Geländer hoch. Von unten vernahm er entferntes Stimmengewirr und trat von der Treppe zurück. Severus hatte genug von den ewigen Fragen nach dem Warum und Weshalb, er wollte nur noch alleine sein. Vielleicht würde er ja so eine Antwort finden, denn bisher war ihm niemand eine wirkliche Hilfe gewesen. "Eher in Gegenteil!" murmelte er spöttisch, während er an die anderen dachte. Er ging den Flur entlang bis er zu einer Leiter kam, die zu einer Dachluke hinauf führte. Etwas verwundert stieg Severus die Leiter hinauf und kroch durch die Luke. Der Raum, in den er gelangte, lag in scharlachrotem Dämmerlicht und der süßliche Geruch von Räucherkerzen erfüllte die Luft. Vor den Fenstern hingen dicke, schwere Vorhänge und in einem Kamin brannte ein behagliches Feuer. Kleine Tische standen in dem Zimmer verteilt und bequem aussehende Sessel standen um sie herum. Ringsum an den Wänden waren Regale aufgestellt, in denen Severus Teetassen, gläserne Kugeln, Karten und unzählige Bücher entdeckte. Sein Blick fiel auf ein besonders dickes, sehr altes Buch. "Träume – Deuten und das Reale wacher erleben von Somni Coniector." Severus musste unwillkürlich lachen, doch dann kam ihm eine Idee. Er griff nach dem Buch und schlug es auf. "Ein Geist kann das Bewusstsein, die Antriebe, Neigungen und Ziele eines Menschen verkörpern. Zum Teil steht er auch für eine Entwicklung, die bereits in Gang gekommen, aber noch nicht voll bewusst geworden ist. Zum Teil zeigen Geister Ängste oder Schuldgefühle an, die verdrängt wurden, aber das Leben weiterhin beeinflussen … Hmm … Also, dann heißt das wohl, ich WILL meinen Kopf verlieren weiß es nur noch nicht, oder aber ich hab Angst davor ihn zu verlieren, was ja nur normal wäre … Aber vielleicht ist ja der Kopf die Lösung." Severus blätterte ein wenig weiter, bis er fand, was er suchte. "Ein blutüberströmter, vom Rumpf abgetrennter Kopf zeigt, dass schreckliche Enttäuschungen ins Haus stehen und Sie von den sehnlichsten Hoffnungen und Wünschen Abschied nehmen müssen. Sehen Sie einen Rumpf ohne Kopf, sind Sie kopflos in eine Sache geraten und sollten diesen Zustand schnellsten ändern. Einen Kopf verwunden oder abschlagen bringt Unglück, derzeit plagen Sie eine Menge Probleme. " Severus fing an zu lachen. "Also echt … Ich brauch kein Buch um DAS zu wissen! So ein Blödsinn!" Er setzte sich in einen Sessel und legte die Füße auf einen zweiten. Severus blickte auf die Seiten, doch die Buchstaben tanzten vor seinen Augen und er gähnte. Die Duftgeschwängerte Luft machte ihn schläfrig und die Ereignisse der letzten Nacht taten ihr übriges. Seine Augen fielen langsam zu und Severus sank in einen tiefen Schlaf. ~~~ ~~~ ~~~ Remus riss überrascht die Augen auf und ließ seinen Koffer auf den Boden sinken. In der Eingangshalle wimmelte es von verstörten und weinenden Kindern und einige starrten einfach leer vor sich hin. Er sah einen Mann, der im Morgenmantel einen Jungen mit Bonbons fütterte. "Professor? Professor Dumbledore?" Er tippte dem Schulleiter auf die Schulter und der drehte sich lächelnd zu ihm um. "Hallo, mein Junge. Ein Zitronenbonbon?" Remus griff abwesend in die Tüte und steckte sich einen gelben Drop in den Mund. "Was ist denn hier los?" fragte er und sah sich verwundert um. "Wenn wir das mal wüssten … Aber es kommt bestimmt gleich einer von Pflegepersonal und bringt uns wieder auf unsere Zimmer." Remus Kopf fuhr herum und er starrte seinen Schulleiter an. "Wie bitte? Was reden Sie den da, Professor? Wer soll kommen?" Dumbledore legte ihm den Arm auf die Schulter und sprach mit beruhigender Stimme auf ihn ein. "Es ist alles Gut, mein Junge. Mach dir keine Sorgen darüber, das du alles vergessen hast. Du bist in einem Sanatorium und hier sind alle so wie du." Remus blinzelte ein paar Mal, ehe er das Gehörte verdaut hatte, dann schüttelte er den Kopf. "Das … Das ist doch Blödsinn! Das hier ist keine … keine Klinik, sondern eine Schule und Sie sind der Schulleiter!" Albus blickte den blonden Jungen traurig an. "Armer, armer Junge. Noch so jung und doch schon so senil … Kein Wunder … Bei einem solchen Trauma!" Er wollte die Narbe auf Remus Wange berühren, doch der Junge machte einen hastigen Schritt rückwärts. "Sie … Sie sind ja völlig verrückt geworden!" stellte Remus fassungslos fest und sah sich suchend in der Eingangshalle um. ~~~ ~~~ ~~~ James bahnte sich einen Weg zur Großen Halle. Er wollte sicher gehen, dass der komische Kerl nicht mehr dort war, denn der hätte mit seinem Erscheinen sicher für eine Massenpanik unter den verwirrten Kindern gesorgt. Lily hielt noch immer seine Hand und auch Regulus folgte ihm. "Prongs? PRONGS!" Er hörte jemanden rufen, achtete aber nicht darauf, bis ihn dieser jemand an der Schulter packte und herum wirbelte. "Verdammt Prongs, bist du taub? Was ist denn hier los?" James blickte den blonden Jungen vor sich an, und starrte auf die Narben, die quer über dessen Gesicht verliefen. Es schien dem anderen unangenehm zu sein, den der Junge senkte seinen Kopf. "Mann, kannst du das mal lassen, Prongs? … Lily, sag deinem Freund, dass er mich nicht so anstarren soll. Er weiß doch, dass ich das hasse!" Lily musterte ihn mit aufgerissenen Augen. "Du kennst uns?" fragte sie und Remus nickte. "Natürlich kenne ich euch! Was ist denn bloß los?" "Das wissen wir nicht." sagte Regulus und Remus sah ihn erstaunt an. "Was … Wieso … Warum schleppt ihr den denn mit euch herum? Und wo sind Rina und Padfoot?" "Wer?" fragte James. "Na, Serina und Sirius, dein bester Freund, schon vergessen?" James nickte. "Ja! Aber Serina kenn ich, die war bei uns, nur wir wurden getrennt. Sie ist mit James in eine andere Richtung gelaufen. Einen Sirius … Nein, ein Severus haben wir getroffen, aber Sirius sagt mir gar nichts." Remus schüttelte den Kopf. "Warte mal, Prongs. Du bist James." Lily nickte. "Ja, das wissen wir. Aber der andere Junge hieß auch so. Jedenfalls, wenn wir nach den Namensschildern in unseren Sachen gehen." Remus schloss die Augen und atmete tief durch. "Ganz ruhig, Moony." dachte er. "Nur keine Panik! Das hier sind meine Freunde … teilweise … auch wenn sie es anscheinend vergessen haben. Sie brauchen meine Hilfe, wie auch immer das aussehen soll!" Er blickte Lily gequält lächelnd an und dachte über das nach, was sie gerade gesagt hatte. "Also … Noch ein James, ja?" Die Drei nickten. "Etwa so groß?" Er hielt die Hand etwas über seinen eigenen Kopf. "Glatte schwarze Haare? Graue Augen? Gutaussehend?" "Genau!" rief James. "Und obendrein noch ziemlich arrogant! Er hat erst Lily das Herz gebrochen und ist dann mit Serina abgehauen!" Remus schüttelte lachend den Kopf. "Ja, das klingt ganz nach Sirius!" "Aber wieso trägt er James Unt … äh Klamotten?" fragte Regulus verwundert und James Blick wanderte verlegen zur Decke. Remus blickte auf den jungen Slytherin herab. "Was mich viel mehr interessiert ist, was du hier eigentlich machst, Regulus? Wieso bist du nicht bei deinen Freunden? Warum zum Teufel wisst ihr nichts mehr? Und welchen Grund gibt es, dass Professor Dumbledore hier im Schlafanzug rumrennt?" "Der ist Professor?" Regulus beobachtete erstaunt, wie er weiter seine Süßigkeiten verteilte. Remus verdrehte genervt die Augen und zog James beiseite. "Sag schon Prongs, was ist passiert? Woran erinnerst du dich?" James seufzte. "An nichts! Ich weiß ja nicht mal wer du bist, oder warum du mich ständig Prongs nennst. Wenn ich es mal wusste, dann hab ich es vergessen, verstehst du? Wie alle hier … Außer dir anscheinend." Remus rieb sich nachdenklich die Nasenwurzel. "Ok … Alle außer mir … Ich war nicht hier." Er murmelte vor sich hin und die Drei beobachteten ihn neugierig. "Keine Erinnerungen mehr … Wer oder wo sie sind … Ein Virus oder Gift … Nein … Könnte ein Zauber sein, der außer Kontrolle geraten ist." Lily unterdrückte ein Kichern. "Ob er das ernst meint, James?" Der schwarzhaarige Junge grinste. "Keine Ahnung. Vielleicht ist er ja wirklich nicht ganz dicht!" Remus warf den beiden einen bösen Blick zu. "HEY! ICH bin hier nicht derjenige, der sich seinen Namen anhand seines Schlüpfers merken muss! … Ok, hat einer von euch hier etwas Ungewöhnliches gesehen?" "Was … Was meinst du mit ungewöhnlich? Hier gibt’s viele merkwürdige Sachen, wie lachende Rüstungen, bewegliche Treppen oder … Geister." Regulus war während seiner Aufzählung immer leiser geworden, doch Remus schüttelte den Kopf. "Nein, nicht so was alltägliches. Einen Zauber diesem Ausmaßes lernt man nicht in der ersten Klasse, vermutlich nicht mal in der Letzten! So was erfordert Vorbereitungen … Literatur … Zutaten wie … Kräuter oder auch … Runen." Die drei sahen ihn fragend an. "Oh Merlin, ihr wisst ja gar nichts mehr! Na schön, Runen … Das sind so kleine Holzstücke, oder auch Steine, und da sind so … Sachen … Symbole … eingeritzt." Remus bemühte sich, ganz langsam zu sprechen, damit sie ihm auch folgen konnten. "Sag mal, hältst du uns für bescheuert? Du musst mit uns nicht reden, wie mit Kleinkindern!" James griff in seine Hosentasche und zog etwas heraus. "Meinst du so was hier?" Er warf Remus den Stein zu, den er nach dem Aufwachen unter sich entdeckt hatte. "Hm … Ja, das ist eine Rune! Raido um genau zu sein. Sie steht für eine Reise, oder auch für einen Neuanfang … Wo hast du die her? Waren da noch mehr?" James zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ich hab da nicht weiter nach gesucht. Aber der Raum war da hinten, in dem Gang. Er war ziemlich dunkel und in den Regalen standen eine Menge komischer Sachen." Remus blickte in die Richtung, in die sein Freund zeigte und nickte. "Ich denke, ich weiß, welchen Raum du meinst. Gut, das werde ich mir mal genauer ansehen. Wie sieht's aus, kommt ihr mit?" "Klar." sagte James. "Wir haben ja gerade nichts Besseres vor! Äh sag mal, wie heißt du eigentlich?" Sie gingen den Korridor zu den Kerkerräumen entlang. "Ich heiße Remus, aber du nennst mich normalerweise nur Moony." Lily schaute ihn erstaunt an. "Du bist Moony? James! Erinnerst du dich, was Jame … Ich meine Sirius gesagt hat? Er sagte, er wünschte, Moony wäre hier. Der wüsste, was los ist!" James und Regulus nickten bestätigend und Remus öffnete stolz lächelnd die Tür vom Tränkelabor. Kalter Rauch lag in der Luft und Remus hätte sein neugewonnenes Wohneigentum verwettet, das hier vor kurzem ein Feuer gebrannt hatte. Die Feuerstelle neben Slughorns Pult wies zwar Asche auf, aber er konnte nicht sagen, was hier verbrannt worden war. Dafür fanden sie weitere Runen, die sie auf das Lehrerpult legten, und Remus sah sie nachdenklich an. "Hier hätten wir Berkana, sie steht für Befreiung. Mannaz symbolisiert das Individuum an sich. Laguz, die Erneuerung. Ingwaz steht für den Familienzusammenhalt. Jera, die Zeit des Friedens, und zu guter letzt Kenaz. Diese Rune bedeutet Veränderung." Er zeigte nach einander auf jede der Runen und erklärte sie den Anderen, die ihn neugierig ansahen. "Was bedeutet das alles?" fragte Lily und Remus rieb sich erneut die Nasenwurzel. "Wie ich vermutet habe, und die Runen scheinen mir da Recht zu geben, haben wir es mit einem Ritual zutun, ein Zauber, der etwas bestimmtes Verändern sollte. Der jemanden Bestimmtes verändern sollte." Er sah Regulus an, der immer kleiner zu werden schien. "Aber ohne weitere Anhaltspunkte kann ich nicht sagen, wie wir es ungeschehen machen." Regulus hatte die Arme hinter seinem Rücken verschränkt und trat nervös von einem Bein auf das andere. "Duhuu, Remus … Wenn du dich so gut mit … Mit alledem auskennst … Sagt dir der Name Lethe irgendwas?" Remus sog scharf die Luft ein und der junge Slytherin wurde rot unter seinem Blick. "Oh Regulus, was hast du nur angestellt?" "Wieso denkst du, dass er es war?" fragte Lily und nahm den Jungen beschützend in den Arm. "Ich kenne ihn einfach besser als ihr, Ok? Ich denke, ich weiß sogar, warum er das alles gemacht hat! Also Lethe, ja? Die Göttin des Vergessens. Die Frage ist nur, WIE hast du das gemacht, Regulus?" Der junge Slytherin schluckte und holte das Buch hervor, das er unter dem Regal gefunden hatte. "Ich … Ich weiß es doch nicht mehr." Remus nahm es ihm aus der Hand und James sah ihn überrascht an. "Soll das etwa heißen, wir sind gar nicht verrückt? Er war das? Aber warum?" Remus lachte leise. "Oh Prongs, du bist mal wieder ein Blitzmerker! Und wenn du wissen willst warum, dann ist die Antwort mit Sicherheit Sirius, sein Bruder. Die beiden … verstehen sich nicht so besonders und … Ach, was erkläre ich dir das alles überhaupt? Las mich hier mal eben lesen, ja? Dann fällt dir bestimmt bald wieder alles ein!" Remus klopfte auf das Buch und schlug es auf. Er blätterte darin herum, bis er an die richtige Stelle kam. "Das Ritual der Lethe … Es klärt den Verstand und die Gedanken. Mit den richtigen Runen vermag der Zauberer sogar, Erinnerungen und Gefühle einer bestimmten Person einzufangen und in einen Kristall zu sperren. Am Besten geeignet ist hierfür ein Sugelith, der als Wissensspeicher gilt. Sie ganz zu löschen ist jedoch nicht möglich und so kann es immer wieder passieren, dass der Verhexte sich an Dinge erinnert, die er eigentlich nicht mehr wissen darf. Die Durchführung des Rituals unterliegt strickten Vorschriften, die exakt eingehalten werden müssen. Jede Störung kann unvorstellbare Konsequenzen nach sich ziehen. " Remus runzelte die Stirn. "Was steht da noch?" fragte James, doch der blonde Junge schüttelte den Kopf. "Nur, welche Kräuter man braucht und welche Worte für das Ritual entscheidend sind." Lily ließ sich auf einen Stuhl sinken. "Also nichts, was uns weiter hilft." Sie klang resigniert und James strich ihr sanft über die Schultern. Remus überflog alles noch einmal. "Also, hier haben wir die Runen. Das da werden die verbrannten Kräuter sein und ich hab das Buch … Wo ist … Regulus, würdest du bitte mal in deinen Taschen leeren? Hier fehlt nämlich noch etwas." Der Junge nickte und begann, den Inhalt seiner Hosentaschen auf das Lehrerpult zulegen. Er förderte einige leere Bonbonpapiere zu Tage, eine zerknitterte Schokofroschschachtel und eine handvoll bronzefarbener Münzen. "Was suchst du denn?" wollte Lily wissen, als sich Remus Gesicht aufhellte. "Das hier!" sagte er und fischte einen länglichen, schwarzen Stein aus der Pappschachtel. Remus legte ihn auf seine Handfläche, wo der Stein zu pulsieren schien. "Was ist das?" fragte das Mädchen und Remus drehte den Stein in seiner Hand. "Der Kristall, wie er in dem Buch erwähnt wird." "Aber wie willst du das so genau wissen? Und wie willst du, was auch immer, rückgängig machen?" Regulus Stimme zitterte. Remus lächelte leicht. "Noch ist es nur eine Vermutung, und es gibt nur eine Möglichkeit herauszufinden ob ich Recht habe … Oder völlig daneben liege!" James hatte Lily in den Arm genommen und drückte sie an sich. "Oh Prongs, keine Sorge. Wenn alles vorbei ist, wird sie dir schon nicht weglaufen. Ihr wart auch schon vorher zusammen!" James grinste zufrieden und das Mädchen errötete leicht. Regulus schluckte, er war etwas bleich um die Nase geworden. "Wenn … Wenn alles wieder ist wie vorher, sind … Sind wir dann auch immer noch Freunde?" Er blickte James fragend an, der ratlos mit den Schultern zuckte. Remus stieß langsam die Luft auf. "Weißt du, Regulus. Das liegt eigentlich nur an dir." Der Slytherin lächelte erleichtert. "Dann sind wir es." Remus nickte. "Ok, wenn du das sagst. Seid ihr bereit? 1 … 2 … 3!" Er warf den Kristall mit voller Wucht auf den Boden, wo er in tausend Teile zersprang. ~~~ ~~~ ~~~ "Prongs? Hey Prongs, alles Ok bei dir?" Remus sah seinen Freund besorgt an, der leicht schwankte und sich an der Tischplatte festhielt. Er atmete tief ein und blinzelte ein paar Mal. "Ja Moony … Alles bestens, würde ich sagen!" Er lächelte und blickte sich nach seiner Freundin um. Lily saß auf einem Stuhl und nickte den beiden zu. "Bei mir auch." Remus kniete sich neben den schwarzhaarigen Jungen, der am Boden kauerte. "Regulus? Auch bei dir alles …" Er berührte den Slytherin an der Schulter, doch dieser schlug seine Hand sofort weg und sprang auf die Beine. "Was geht dich das an, Narbengesicht? Denkst wohl, dass ich dir jetzt dankbar bin, oder was?" Er sah dir Gryffindors hasserfüllt an. "Ihr seid doch Schuld, dass es überhaupt soweit gekommen ist, und DU ganz besonders!" Er zeigte auf James, der in diesem Moment ziemlich sprachlos war. "Wenn du dich nicht eingemischt hättest und mir nicht dazwischen gefunkt wärst, wäre gar nichts passiert. Aber nein, der große James Potter musste ja unbedingt den Neugierigen spielen!" Regulus raffte seine Sachen zusammen und steckte alles so schnell er konnte in seine Taschen zurück. "Du und dieser Abschaum hier … Oh, wie ich euch hasse!" Damit stürmte er zur Tür, riss sie auf, so dass sie gegen die Wand krachte und rannte hinaus. Die Drei sahen ihm perplex hinterher. "Wow, der hatte sich ja schnell wieder unter Kontrolle." sagte Remus und James grinste. "Tja, ein Black ist eben ein Black. Die sind, wie sie sind, die können gar nicht anders!" Lily fing an zu kichern und ihr Freund blickte sie fragend an. "Was hast du, Süße?" "Na ja … Ich gehe mal davon aus, das jetzt Jeder seine Erinnerungen zurück hat … Und Rina war zuletzt mit Sirius zusammen. Was denkt machen die Zwei wenn sie merken, dass sie sich auch ohne Erinnerungen zueinander hingezogen fühlen?" James nahm seine Freundin lachend in den Arm. "Entweder dasselbe wie wir." Er küsste sie auf die Nasenspitze. "Oder sie hexen sich gegenseitig die Augen aus!" Remus dachte kurz über die beiden Optionen nach. "Ich wette 2 Schokofrösche, dass sie sich an die Gurgel gehen und anschreien. Die sind einfach zu stur!" "Die Wette halte ich!" sagte Lily grinsend und gemeinsam verließen sie das Klassenzimmer. ~~~ ~~~ ~~~ Etwas kitzelte seine Nase und holte ihn so aus seinem Traum. Er öffnete langsam seine Augen und erblickte eine Rotgelockte Haarsträhne, die unter der Decke hervorlugte. Grinsend zog er das dazugehörige Mädchen an sich und ihr leises Brummen verriet ihm, dass auch sie gerade wach wurde. "Morgen Baby. Mann, wenn du wüstest, was ich schräges geträumt hab!" Serinas Kopf kam unter der Decke hervor und ihre blauen Augen blickten ihn verschlafen an. "Und ich erst!" lächelte sie und kuschelte sich an ihn. Plötzlich weiteten sich ihre Augen und sie setzte sich wie von der Tarantel gestochen auf. "SIRIUS?" "Das war wohl doch kein Traum, oder Baby? Na zum Glück, Prongs zu sein gehört nun wirklich zu meinem erklärten Zielen!" Er zwinkerte ihr zu und stütze sich auf seinen Ellenbogen ab. Sie sah ihn fassungslos an und presste die Decke an ihren Oberkörper. "Wo … Wo sind meine Sachen?" Sirius zog eine Augenbraue hoch und warf dann einen Blick auf den Rest von sich, der sich ebenfalls unter der Decke befand. Er erinnerte sich, wie sie den Raum der Wünsche gefunden hatten und er Serina trösten musste, weil sie am Ende völlig verzweifelt gewesen war. Er hatte sie in den Arm genommen, sie geküsst und dann hatte eins zum anderen geführt. "Hör gefälligst auf, so dämlich zu grinsen! Ich finde das gar nicht witzig, Sirius!" Sie verpasste ihm einen Rippenstoß und er fing an zu lachen. Serina krabbelte durch die Kissen und suchte ihre Klamotten zusammen, die sie schleunigst wieder anzog. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. "Baby, jetzt warte doch mal!" Er richtete sich auf und setzte eine Unschuldsmine auf. "Weißt du, bevor das alles passiert ist hatte ich Versprochen, mich mit dir auszusprechen … Aber das hier finde ich viel besser!" Serina sah ihn empört an. "Ach, und du glaubst, dadurch ist wieder alles in Ordnung?" Sirius nickte freudestrahlend und sie ging vor ihm in die Hocke. "Tja mein Lieber, dann muss ich dir wohl mal was erklären … Als ich mit dir geschlafen habe, dachte ich du WÄRST James Potter! Na, immer noch alles in Ordnung?" Sie beobachtete, wie seine Mine langsam versteinerte und stand auf. "Ich wusste es! Du bist immer noch ein eifersüchtiger Idiot!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)