Another Chance I von SerinaCorvus (A Marauder Tale) ================================================================================ Kapitel 38: Ich bin er und er ist ich ------------------------------------- 38 Ich bin er und er ist ich “Steh auf, du Schnarchnase!“ Jemand zog die Vorhänge auf und ließ Licht herein. Das war nicht gut, überhaupt nicht gut. Er hatte höllische Kopfschmerzen, wusste aber nicht, woher er die hatte. “Guten Morgen!“ flüsterte eine Mädchenstimme an seinem Ohr und er riss entsetzt die Augen auf. Er sah in zwei smaragdgrüne, strahlende Augen. “Lily? Lily Evans?“ Er blinzelte ein paar Mal verwirrt in der Hoffnung, dass dies nur ein Traum oder eine Halluzination war, aber das Mädchen ging nicht weg. “Was machst du hier?“ Seine Stimme klang merkwürdig, irgendwie verzerrt, irgendwie anders und doch vertraut. Lily lachte, was seine Kopfschmerzen wieder schlimmer machte. „Ok, Partyqueen! Du bekommst nie wieder Feuerwhisky, und schon gar nicht, wenn Sirius oder Remus, oder wie gestern beide, in deiner Nähe sind! Ich will gar nicht wissen, was ihr noch alles angestellt hättet wenn wir euch nicht gestört hätten!“ Lily ging zur Tür. „Ich hab dir da was gegen deine Kopfschmerzen hingestellt. Ich denke, dass brauchst du heute. Ich geh schon mal runter.“ Damit verschwand sie durch die Tür und Severus und schüttelte den Kopf. “Das ist ja ein schräger Traum! Ob die in echt auch soviel redet?“ dachte er und strich sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht. „ROT?“ schoss es ihm durch den Kopf als die Tür wieder aufgerissen wurde und Lily erneut erschien. “Fast hätte ich es vergessen. Frohe Weihnachten, Rina!“ grinste sie und war wieder weg. “Hat die mich gerade `Rina´ genannt? Das wäre dann ja ein Alptraum!“ Er griff an seinen Kopf. Warum tat der nur so weh? Severus nahm das Glas vom Nachttisch und trank es. Die Schmerzen ließen auf der Stelle nach und er sah sich verwundert um. Dies war eindeutig nicht sein Zimmer in Spinners End, das hier war ein Schlafsaal, höchstwahrscheinlich in Hogwarts, und zu allem Überfluss war es eindeutig ein Mädchenzimmer. Er stand auf und überlegte. Lily hatte ihn geweckt und war nicht schreiend weggelaufen, warum nicht? Er sah an sich herunter und bekam einen Schreck. „Herzchen und Hunde?“ dachte er entsetzt, als er den rosa Fehlgriff sah, in dem er steckte. Er trug doch nie etwas anderes als Schwarz oder Grau! Verwirrt ging er durch das Zimmer und kam vor dem großen Wandspiegel zum stehen. Dass, was er dort sah, war schlimmer als jeder Alptraum, den er je gehabt hatte. Er blickte in das Spiegelbild von Serina Corvus. Er ging rückwärts zum Bett zurück. Sein Blick hing noch immer an seinem Spiegelbild. “Ganz ruhig!“ versuchte er sich selbst zu beruhigen. „Das ist nur ein Traum. Ein ziemlich schräger, widerlicher, abartiger Alptraum!“ Er kniff sich ins Bein und schrie auf. “Ok, denk, Severus, denk!“ Sein Bein tat weh. Das passiert normalerweise nicht in Träumen. “Wieso sehe ich Serina in dem Spiegel? Verdammt, was soll das? Ich hatte doch noch nie mit ihr was zu … Oh bei Salazar …“ entfuhr es Severus. „Die Zaubertränke! Pettigrew!!!“ Er griff sich an die Brust und ließ erschrocken die Hand wieder fallen, denn das war definitiv nicht seine! Er stand wieder auf und sah sie in den Zimmer erneut um. Hier herrschte das totale Chaos. “Ich muss was anziehen! Aber was?“ Auf dem Boden lagen verschiedene Pullis und Hosen verstreut herum und er griff sich die unauffälligsten davon. Er zog sich schnell um und schaute dann noch Mal in den Spiegel. Das war eindeutig sie, die ihn da anblickte. Diese blauen Augen mit ihren Lachfalten, den Sommersprossen, das Grübchen wenn sie lächelte und … zwei dicken blauen Knutschflecken an ihrem Hals. “WAS?“ Severus riss die Augen auf und betrachtete den Hals eingehender. „Wenn einer von denen denkt, dass ich hier mit irgendwen … dann bring ich sie alle um!“ Severus machte sich schnell auf den Weg in die Große Halle. ~~~ ~~~ ~~~ Lily und James turtelten schon Frühstück miteinander und Sirius wusste nicht, ob ihm davon schlecht war, oder von gestrigen Abend. "Lily, bitteeee! Ich weiß, du kannst das! Bitte, ich sterbe sonst!“ bettelte Sirius. Er hatte einen Mordskater und Remus war noch nicht einmal erwacht. Lily schüttelte den Kopf. „Nein! Du kannst schön leiden, mein Bester! So was meiner Freundin anzutun, erst abfüllen und sich dann an sie ranmachen … Und das zu zweit! Ihr solltet euch schämen!“ Sirius legte seinen Kopf auf den Tisch. „Ich schäme mich ja, Lily, und wie ich mich schäme! Das reicht für drei solcher Abende!“ Die Türen der Großen Halle flogen auf und Serina kam hereingestürzt. Sie schien es ziemlich eilig zu haben. “Auauauau, mein Kopf!“ jammerte Sirius, als die Türen erst gegen die Wände und dann wieder zuknallten. Serina rannte an ihren Freunden vorbei, direkt auf den Lehrertisch zu und stützte vor Professor McGonagall die Hände auf die Tischplatte. “Ich muss zu Professor Slughorn, sofort! Wo ist er?“ McGonagall sah das Mädchen über ihre Brille an. „Ich wünsche auch Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, Miss Corvus. Aber es tut mir leid, der Professor ist nicht da. Er kommt erst nach den Ferien wieder.“ Serinas Augen funkelten. „WAS? Das ist nicht wahr! Das kann nicht wahr sein! Dann … Professor Dumbledore! Dann muss ich ihn sprechen!“ McGonagall schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Miss Corvus. Auch er ist nicht anwesend. Sie werden wohl bis nach den Ferien warten müssen, oder Sie nehmen mit mir vorlieb.“ “Nein, danke.“ sagte Serina, die nun reichlich bleich geworden war und ließ sich auf einer Bank nieder. “Danke Merlin!“ murmelte jemand hinter ihr. „Endlich ist sie leise. Ich glaub ich sterbe, Lily!“ Serina sah auf den schwarzen Haarschopf, der auf dem Tisch lag. „Was hast du denn für ein Problem, Black?“ Serina sah sich irritiert um und sog die Luft ein. Ihm war noch nie aufgefallen, dass es in der Großen Halle derartig nach Hunden und Wald roch. James blickte sie erstaunt an. „Wow! Ich dachte, du hast ihr was gegen den Kater gegeben, Lily. Warum ist dann immer noch so … kratzig?“ Lily kicherte. „Keine Ahnung. Hey Rina, alles klar?“ Serina sah sie fassungslos an. „Sehe ich etwas aus, als ob alles KLAR wäre? Häh?“ Lily schüttelte schnell den Kopf und versteckte ihr Grinsen hinter James Schulter. Sirius hielt sich mittlerweile die Ohren zu, er konnte einen Geräuschpegel, der über dem einer schwebenden Feder lag, einfach nicht ertragen. Serina rieb sich über die Nasenwurzel. „Also gut. Jeder hier hält mich für sie“ dachte er. „Slughorn ist erst in einer Woche wieder da. Also kann ich die Situation auch genauso gut nutzen.“ Er sah die verbliebenen Rumtreiber an und grinste. „Könnte interes … Moment Mal! Wenn ich hier in ihr stecke, dann steckt sie …“ Er sprang von der Bank auf und sah ziemlich erschrocken aus. “Rina, alles Ok?“ fragte Lily besorgt. “Ja … schon gut … äh, … Lily. Ich hab nur was vergessen. Hat einer von euch was zu schreiben dabei?“ Lily nickte und reichte ihr Pergament und Tinte. Schnell schrieb Serina eine kurze Notiz die sie dann eiligst zusammen faltete. “Äh, Weihnachtsgrüße!“ murmelte das Mädchen und rannte aus der Halle. Sirius sah ihr fragend nach. „Also, entweder hab ich Halluzinationen, oder Rina schickt gerade einen Brief an Schniefelus!“ James lachte. „Ja klar! Rina und Schniefelus, das Traumpaar des Jahres! Mann, Padfoot, hör bloß mit dem Trinken auf, das ist schädlich für deine grauen Zellen.“ Sirius sah ihn verständnislos an und sank dann wieder auf die Tischplatte zurück. ~~~ ~~~ ~~~ Eileen Prince drückte ihren Sohn an sich. „Was ist denn mit dir heute los, Sevi? Hast du etwa schlecht geträumt?“ Severus sah die Frau erschrocken an. „Hat die mich gerade Sevi genannt?“ Sie ging wieder rückwärts durch die Tür in den Raum zurück, aus dem sie gekommen war. „Ich … äh … nein … Ich werd … öh … mich mal anziehen!“ Dann schlug sie schnell die Tür zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. „Oh Gott! Ich werd nie wieder etwas trinken!“ dachte sie, als sie aus dem Fenster sah, und ihr das Gesicht von Severus Snape entgegen blickte. Sie lief in dem Zimmer im Kreis und immer, wenn sie sich selbst im Fenster sah, zuckte sie zusammen. „Das ist nicht wahr! Das ist nicht wahr!“ sagte sie sich immer wieder, aber es änderte sich nichts. Sie starrte aus dem Fenster und streckte die Zunge raus, was Severus auch tat. Sie hielt eine Hand vors Gesicht, und Severus tat das gleiche. Sie schüttelte den Kopf und Severus Gesicht verschwand hinter langen, schwarzen Haaren. Als sie sich diese aus dem Gesicht wischte, hatte sich doch etwas verändert. Eine Eule saß jetzt draußen auf dem Fenstersims und wartete auf Einlas. Sie öffnete das Fenster und das Tier hüpfte herein und hielt ihr einen Brief entgegen. Sie entfaltete die Nachricht und las. “Corvus, wenn du meiner Mutter auch nur ein Wort erzählst, oder sonst etwas anstellst, denk immer daran, wer gerade in DEINER Haut steckt! S.S.“ “Oh, Gott!“ dachte sie. „Oh Gottogott! Das glaub ich nicht! Das kann nicht sein … Mist, das hier ist kein Traum, dass ist eine Katastrophe!“ Sie sah sich hektisch um. Auf den Schreibtisch gegenüber lagen leere Pergamente und so schrieb sie “Ich bring dich um!“ und schickte die Eule eiligst zurück. Sie durchsuchte den Kleiderschrank von Severus. „Schwarz, Schwarz, Schwarz, oh toll … Grau!“ Sie schüttelte den Kopf, sowenig Geschmack konnte doch kein Mensch haben. Sie nahm einen Pullover und eine Hose heraus und griff nach dem Bund der Pyjamahose. Sie hielt kurz inne und sah sich verlegen um. Dann schloss sie die Augen und zog sich blind um. Soviel Anstand hatte sie gerade noch. Sie ging durch das fremde Haus und überlegte. Sie wollte gar nicht daran denken, was alles passieren konnte. Sie verfluchte sich selbst, dass sie den Brief an sich, also an Severus, geschickt hatte und nicht an Lily. Aber wahrscheinlich würde ihre Freundin die Geschichte eh nicht glauben. Sie musste irgendwie zurück nach Hogwarts, und dass so schnell wie möglich. Im Wohnzimmer fand sie einen Kamin. Jetzt musste sie nur noch das Flohpulver finden. Sie suchte den Kaminsims und das Regal daneben ab, fand aber nichts. “Sevi, mein Schatz. Suchst du was“? Eileen sah ihren Sohn fragend an. „Er benimmt sich schon den ganzen Morgen so merkwürdig, er wird doch wohl nicht krank werden?“ dachte sie. “Äh, ja … Mutter. Wo hast du denn das … Flohpulver hingestellt?“ Eileen lachte auf. „Oh, Sevi. Du weißt doch, dass wir nicht ans Netzwerk angeschlossen sind. Dein Vater war immer dagegen, und ich hab noch nicht gesehen, warum wir das ändern sollten.“ Severus Augen wurden groß, als sie das Gehörte realisierte. “Aber, aber.“ stammelte sie. „Aber ich muss zurück nach Hogwarts!“ Severus Stimme klang verzweifelt. Eileen schüttelte den Kopf. „Sei nicht albern! Es ist Weihnachten. Du bleibst schön hier, wo du bist.“ “NEIN!“ schrie Severus, „Ich muss! Äh, Mutter! Ich hab … was vergessen! Es ist … äußerst wichtig!“ Eileen Prince wurde jetzt langsam ungehalten. Ein solches Benehmen kannte sie von ihrem Sohn nicht. „Ach, und was, bitteschön, kann so wichtig sein, dass du Weihnachten nicht mit deiner Familie verbringen willst?“ Severus setzte sich auf das Sofa. „Ein … Trank!“ fiel ihr plötzlich ein. „Ja, ich hab noch einen Trank, der fertig werden muss. Ich hab ihn in der Aufregung völlig vergessen. Er ist … für die ZAGs! Wenn ich ihn nicht rechtzeitig fertig bekommen, und abgebe, dann, …dann, …es geht um meine Zukunft, Mutter!“ Severus zuckte mit den Schultern und ließ den Kopf hängen. Eileen setzte sich neben ihren Sohn. „Du meinst, dieser Trank entscheidet, ob du später einmal Lehrer werden kannst?“ Severus nickte. „Oh Gott, der will Lehrer werden? Die armen Kinder!“ dachte sie. Eileen dachte nach. „Also schön. Wir apparieren nachher eh zu Tante Marzena. Sie ist ans Flohnetz angeschlossen. Aber du kommst sofort wieder, wenn du alles erledigt hast, hörst du? Nicht, dass du dich dann mit deinen Freunden vergnügst!“ Severus lächelte. „Natürlich, Mutter!“ sagte sie. „Als ob der Freunde hätte!“ schoss es Serina durch Severus Kopf. ~~~ ~~~ ~~~ Serina saß in der Bibliothek. Zumindest war ihr Körper hier. Der Junge in ihr wälzte nun schon seit Stunden Zauberbücher, aber er kam einfach nicht weiter. “Es ist zum Verrückt werden!“ dachte er. “Wenn ich wenigstens wüsste, was für einen Trank sie da hatte, aber so…!“ Er warf ein weiteres Buch beiseite und rieb sich die Schläfen. Er fand einfach nichts, was ihm weiterhelfen könnte. Das einzige, worauf er gestoßen war, war der Vielsafttrank, und den hatte er nicht getrunken. Und selbst wenn, wäre die Wirkung längst behoben gewesen. Und er wäre in Spinners End erwacht, und nicht hier. “Was hat die bloß wieder angestellt?“ Er schüttelte den Kopf und wurde fast wahnsinnig, als ihm Serinas Haare wieder ins Gesicht fielen. „Wie hält die das bloß den ganzen Tag aus?“ Er war schon drauf und dran gewesen, die Haare einfach wegzuzaubern, aber dann dachte er wieder an ihre Eule und unterließ es. Wenn er an ihre Haare ging, wurde sie mit Sicherheit umbringen und auch noch straffrei ausgehen. Und überhaupt, wieso wollte sie ihn umbringen? Es war doch nicht seine Schuld! Oder glaubte sie allen ernstes, dass er sich nicht schöneres vorstellen konnte, als in ihrem Körper gefangen zu sein und Weihnachten mit Potter und Black zu verbringen? Er rümpfte Serinas Nase. Der Geruch von Hund war plötzlich überall und ihn wurde fast übel. „Was ist das denn?“ dachte er angewidert. “Ich glaubs ja nicht! Lernst du schon wieder?“ flüsterte ihm jemand ins Ohr. Er fuhr erschrocken herum und sah in zwei grauen Augen die ihn anlächelten. “Black!“ stieß er hervor und der Junge sah ihn erstaunt an. “Hey, bist du etwa böse wegen gestern?“ Er setzte sich ebenfalls auf das Sofa und für Severus war das definitiv zu nah. “Ok, reiß dich zusammen. Sie sind Freunde! Ich bin jetzt sie! Er bringt mich wirklich um, wenn er es merkt!“ ging es Severus durch den Kopf und er versuchte ein Lächeln zustande zu bringen. “Äh, sollte ich denn böse sein?“ Sirius grinste. „Na ja. Lily war wohl der Meinung, wir wären etwas zu weit gegangen!“ Dabei zwinkerte er ihr vielsagend zu. Serina zuckte mit den Schultern. „Ach was, zu weit … Ich fands … äh … toll!“ stotterte er sich zurecht. „Puh, der Kerl stinkt!“ dachte Severus als Sirius noch ein Stück naher an ihn ran rückte. “Ja, das fand ich auch. Nur Schade dass Moony dabei war …aber jetzt ist er ja nicht hier, wir könnten also …“ “Zum Glück ist der jetzt nicht auch noch da!“ entfuhr es ihm, und sofort schlug er sich Serinas Hand vor den Mund. Er musste sich wieder in Erinnerung rufen, dass sie ja mit denen befreundet war, und er das jetzt auch spielen musste. Sirius schien es jedenfalls nicht zu merken, denn der strich Serina gerade eine Haarsträhne aus dem Gesicht und grinste sie an. „Wenn ich dass bereits gestern gewusst hätte, dann hätte ich Moony ins Bett geschickt!“ Er kam ihrem Gesicht immer näher und Severus ahnte, was der Junge vorhatte. Voller Panik sprang er auf. „NEIN!“ brüllte er mit Serinas Stimme. „Bist du noch ganz dicht, Black?“ Sirius sah sie irritiert an. „Ja, aber, ich dachte du … und ich …“ stotterte er verlegen. Serina funkelte ihn so böse an, wie Sirius es noch nie erlebt hatte. „Denk nicht, Black. Das überlass mal lieber den Trollen, die haben den größeren Kopf. DU tust dir nur dabei weh!“ Dann stürzte Serina aus der Bibliothek und ließ einen sehr verletzten Sirius zurück. ~~~ ~~~ ~~~ Severus hatte sich in eine dunkle Ecke zurückgezogen und beobachtete die Anwesenden mit skeptischen Blicken. “Hat dieser Junge denn nur weibliche Verwandte? Wo stecken die Männer?“ schoss es ihr durch Severus Kopf. Sie war mit Severus Mutter vor zwei Stunden hierher appariert, wo die diesjährige Weihnachtsfeier stattfinden sollte. Mindestens dreißig Tanten, Omas, Cousinen und Nichten 27ten Grades hatten Severus gedrückt, geküsst, getätschelt und noch mal geküsst. Und ständig kamen neue Personen nach. “Kein Wunder, dass Severus so … komisch ist! Bei einer solchen Verwandtschaft kann man ja nur zum Psycho werden!“ Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte fast Mitleid mit dem Jungen, in dessen Haut sie steckte. “Seeeviii!“ hörte sie und sah eine weitere Frau auf sich zugestürmt kommen. Sie hatte weiße Haare, die zu einer hohen Turmfrisur geformt war, mit der sie just in diesem Moment im Kronleuchter hängen blieb. “Oh, Gott sei dank!“ dachte Serina und schlich sich schnell aus dem Salon. „Wo steckt bloß seine Mutter?“ dachte sie verärgert und ging auf die Suche. Sie sah sich im Erdgeschoss um, und fand Severus Mutter in der Küche, mit ihrer Schwester und einer leeren Flasche Feuerwhisky. “Ischsach dir, ausem Jungen wiad nochma was!“ lallte Marzena und Eileen nickte nur noch zustimmend. Serina schloss schnell wieder die Küchentür. So etwas sollte sie wirklich nicht sehen, dass würde Severus ihr sicher sehr übel nehmen. “Das vergessen wir am besten gleich wieder … Ja, ist nie geschehen … Hab ich auch so …Oh Gott!“ Sie ging kopfschüttelnd weiter und stieg die Treppe ins Obergeschoß hinauf. Und hier fand sie endlich, wonach sie suchte. Am Ende des Flures war ein Arbeitszimmer, und dieser hatte einen Kamin. Auf dem Sims darüber stand die Dose mit Flohpulver. Sie nahm eine Handvoll heraus und steckte die Dose dann in die Tasche von Severus Umhang. Aber wohin sollte sie flohen? Sie war sich nicht sicher, ob Hogwarts ans Netzwerk angeschlossen war, sie hatte nie daran gedacht. „Würde die stundenlange Zugfahrt ersetzten!“ dachte sie, aber ein Versuch war ihr zu riskant. Ihr fiel nur ein Ort ein, der in der Nähe lag, und der einen Kamin hatte. Sie entfachte mit Severus Zauberstab ein grünes Feuer und trat in den Kamin. ~~~ ~~~ ~~~ Lily und James wollten einen Spaziergang machen und den herrlichen Wintertag genießen. Sie gingen über die verschneiten Wiesen um das Schloss, die so Ruhig und Friedlich da lagen. Als sie am Quidditchfeld vorbeikamen, war es mit der Ruhe und dem Frieden allerdings vorbei. “Troll, ja?“ hörten sie jemanden lauthals schimpfen, gefolgt von einem lauten Schlag. “Was denkt die sich eigentlich?“ Wieder ein Schlag. „Hätte wohl doch lieber Moony da gehabt!“ Diesmal folgten zwei Schläge schnell hintereinander. James und Lily sahen sich an. Die Stimme kannte sie, aber was war los? Sirius stand mitten auf dem Spielfeld und ließ die Klatscher auf sich zukommen. Dann schlug er mit voller Wucht zu und sie flogen in die Luft. “Hey Padfoot. Was wird das denn hier?“ rief James seinem Freund zu. “Ich reagiere mich nur ab.“ rief er und schlug wieder zu. „Bevor ich jemandem Bestimmtes über den Weg laufe!“ James fing einen Klatscher auf, der nun direkt auf ihn zukam, und sperrte ihn in eine Kiste. “Und? Hilft es?“ fragte er Sirius. Der warf gerade seinen Schläger weg und fing den anderen Klatscher. “Nein!“ sagte er erschöpft. “Auf wen bist du denn so sauer?“ fragte Lily ihn. Er lächelte sie traurig an. „Auf deine beste Freundin. Die hat doch einen Knall! Ich mache mich doch nicht zum Affen für sie. Ich bin doch nicht … Prongs!“ “Hey!“ Der blickte ihn verdutzt an. Lily schüttelte den Kopf. „Was auch immer Rina getan hat, ich bin mir sicher, sie hat es nicht so gemeint. Sie ist heute irgendwie neben der Spur.“ Sirius lachte. „Oh glaub mir, Lily, das hat sie so gemeint.“ James legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Willst du darüber reden?“ fragte er doch Sirius schüttelte den Kopf. “Nee. Aber wenn ihr nichts dagegen habt, komm ich mit euch und geh euch ein bisschen auf die Nerven.“ Sirius sah die beiden bittend an, er konnte etwas Ablenkung gut gebrauchen. Lily lachte. „Na komm schon. Und ich rede nachher mal mit Rina. Ich denke, ich weiß, warum sie heute so gereizt ist!“ Die Drei gingen zum Schloss zurück und Sirius Stimmung besserte sich leicht. Vor allem, als James anfing, mir Schneebällen zu werfen war er wieder voll in seinem Element und tobte sich aus. “LILY!“ hörte er plötzlich jemanden rufen und sah eine Person auf sie zugerannt kommen. Er grinste. Endlich hatte er jemanden gefunden, an dem er sich wirklich abreagieren konnte. ~~~ ~~~ ~~~ Severus kam aus einem Kamin gestolpert und rempelte eine Frau an, die gerade daran vorbei ging. “Hoppla! Pass doch auf Junge. Wo kommst du denn her?“ fragte sie den Jungen und musterte ihn. „Dich hab ich hier doch schon mal gesehen. Du gehst doch hier zur Schule, oder? Sind jetzt nicht Ferien?“ Severus blickte sich um. Viele Tische und Stühle standen hier und an der einen Wand gab eis eine lange Theke. Dies war genau der Ort, an den sie wollte. “Entschuldigung.“ murmelte sie. „Hab mich verfloht!“ und schon rannte der schwarzhaarige Junge aus der Tür über der ein Schild mit drei Besen hing. Als sie am Ortsausgang ankam, war sie schon aus der Puste und hatte Seitenstechen. “Severus sollte mal mehr Sport treiben! Der ist ja in grausiger Verfassung!“ dachte sie und ging langsam auf das Tor zum Schlossgelände zu, dass zu ihrem Glück offen stand. “Und jetzt?“ überlegte sie. „Ich muss Severus, also mich selbst, finden. Wo würde ich stecken … Nein, wo würde er stecken?“ Das ganze bereitete ihr so langsam Kopfschmerzen. Sie musste unbedingt herausbekommen, was passiert war und wie sie es rückgängig machen konnten. Sie wollte sich nicht vorstellen, was Severus mittlerweile alles in ihrer Haut hatte anstellen können. Sie lief über die Wiese auf das Schloss zu, als sie ein Lachen hörte, dass für sie wie die Rettung klang. “LILY!“ rief sie und rannte auf ihre Freundin zu. ~~~ ~~~ ~~~ Lily und James drehten sich nach der Stimme um und jetzt sahen auch sie Severus Snape über die Wiese auf sich zukommen. “Lily, Gott sei Dank!“ rief Severus und das rothaarige Mädchen blickte ihn verdutzt an. “Schniefelus!“ zischte Sirius und zog seinen Zauberstab in der Hand. Auch James hatte seinen mittlerweile gezogen. „Bleib ja stehen!“ rief er dem Slytherin zu und der stoppte abrupt seinen Lauf und hob beschwichtigend die Hände. “Was? Oh, James, nein. Das ist ein Irrtum, es ist nicht so, wie es aussieht! Ich muss…“ Sirius machte einen Schritt auf ihn zu. „Endlich hast du einmal Recht, Schniefelus. Du bis ein Irrtum und musst jetzt mal ganz still halten! Impedimenta!“ Sirius schoss den Fluch auf sein verhasstes Gegenüber und Severus kippte kopfüber in den Schnee und blieb liegen. Sirius blickte gelangweilt auf ihn herab. „Man sollte echt meinen, dass er es mal langsam lernt und uns aus dem Weg geht.“ James trat neben seinen Freund. „Nicht doch. Nicht unser Schniefelus. Aber was machen wir jetzt mit ihm? Er wird ja nicht ewig so liegen bleiben.“ Sirius grinste seinen Freund an. „Na was wohl? Das wollte ich schon den ganzen Winter über mit ihm machen!“ sagte er und Lily schüttelte den Kopf. “Jungs!“ sagte sie resigniert und verdrehte die Augen. Sirius und James waren ganz weiß vom Schnee und ihre Finger steifgefroren. Aber sie waren sichtlich zufrieden, wie man ihrem Grinsen entnehmen konnte. Lily blickte noch einmal zurück, während sie auf das Schloss zugingen. „Meint ihr nicht, dass wird auf Dauer zu kalt?“ Sirius sah sie lachend an. „Ach was. Schniefelus ist hart in nehmen! Außerdem läst der Zauber bald nach und dann kann er sich ja ins Warme retten!“ Lily warf einen letzten Blick auf den Schneemann, den die beiden Rumtreiber mitten auf der Wiese gebaut hatten. ~~~ ~~~ ~~~ Es war kalt, sehr kalt. Und es war nass. Im inneren eines Schneemannes zustecken, war nicht so lustig wie es sich anhörte, fand jedenfalls Serina in diesem Moment. “Wenn Severus jetzt ein paar Zehen abfrieren, gibt er sicherlich mir die Schuld!“ Sie versuchte schon seit einer Ewigkeit, Severus Zehen und Finger zu bewegen und endlich gelang es ihr. Sie fing an zu strampeln und befreite sich aus dem Schneeberg. “Zum Glück hat James an ein Luftloch gedacht, sonst wäre ich darin erstickt!“ ging es ihr durch Severus Kopf, als sie zitternd durch den Schnee stapfte und das Schloss betrat. Sie suchte nach Severus Zauberstab um die Kleidung zu trocknen, doch der war nicht mehr da. Sie hatte ihn wahrscheinlich verloren, als ihre Freunde sie in den Schneemann steckten. “Na toll! Und jetzt?“ dachte sie und probierte es stablos, doch es passierte nichts. “Oh nein!“ dachte sie. „Severus … wenn er ausflippt … Oh Gott, ich bin in drei Tagen dran! Oh Mist, Mist, Mist!“ Sie musste dringend etwas unternehmen und rannte tropfend in Richtung des Gryffindorturmes. ~~~ ~~~ ~~~ “Was machte der denn hier? Ich dachte, Snape ist nach Hause gefahren?“ Remus war endlich aus seinem Koma erwacht und sah seine Freunde jetzt fragend an. Sirius zuckte mir den Schultern. „Das ist mir doch egal. Ich hatte meinen Spaß und es geht mir besser!“ James lachte. „Na, dann hat Schniefelus ja endlich seinen Platz im Leben gefunden.“ Sirius und Remus fielen in sein Lachen mit ein und Lily schüttelte den Kopf. “Ihr seid unmöglich! Ich wird jetzt mal gehen und Rina suchen und dann auch gleich mit ihr reden.“ Sirius blickte sie schief an. „Tu, was du willst, aber meinetwegen musst du nicht mit ihr reden. Die kann mir gestohlen bleiben!“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich in seinem Sessel zurück. James grinste ihn an. „Ja nee, ist klar, Padfoot. Hier Lily, sieh mal in die Karte, dann musst du sie nicht lange suchen.“ Seine Freundin aktivierte die Karte und war freudig überrascht. “Oh, sie ist auf dem Weg hierher. Dann wird ich sie gleich mal abfangen.“ James nickte. Dann zeigte er auf einen Punkt in der Bibliothek. „Siehst du, er hats überlebt!“ Über dem kleinen Punkt, auf den James zeigte, stand Severus Snape. ~~~ ~~~ ~~~ Lily hörte die Schritte näher kommen. „Ok!“ dachte sie. „Dann wird ich dir jetzt mal den Kopf waschen, so wie du mir damals wegen James!“ Doch statt ihrer Freundin stand plötzlich dem nassen Slytherin gegenüber. “Lily, endlich!“ sagte dieser und fiel ihr erleichtert um den Hals. Lily befreite sich aus der Umarmung und schubste ihn von sich. “Bist du irre? Ist dir das Hirn eingefroren? Wie kommst du überhaupt so schnell hier her?“ Der Junge vor ihr schüttelte den Kopf. „Nein. Bitte Lily, hör mir zu. Du musst mir helfen!“ Er packte Lilys Hand und zog sie in einen leeren Klassenraum. Lily zog ihren Zauberstab aus der Tasche und zielte auf ihn. “Ich verspreche dir, eine falsche Bewegung und du bist dran! Was immer auch zwischen dir und meinen Freunden ist, lass mich da gefälligst raus.“ Severus blickte sie verzweifelt an. „Bitte Lily, sieh mich an. Ich bin nicht Severus. Ich bin’s, Rina!“ Lilys Augen wurden groß und dann fing sie an zu lachen. „Oh Severus, der war gut, ehrlich! Du klangst richtig überzeugend!“ Severus schüttelte den Kopf und Tränen liefen über sein Gesicht. „Bitte Lily, das ist nicht mehr witzig! Du musst mir glauben!“ Er sah sie flehend an. „Letzte Weihnachten, da war ich bei dir und wir haben mit einem Jungen gekämpft. Einer von Greybacks Leuten.“ “Oh Severus.“ sagte Lily. „Das ist doch nun wirklich kein Geheimnis gewesen!“ Severus Blick huschte hin und her. „Ja, aber wir hatten uns vorher gestritten, und dann kam deine Schwester dazu. Ich bin dann weggelaufen will ich mich während des Streits in einen Halbvampir verwandelt hatte!“ Lilys Augen wurden groß, das konnte Severus unmöglich wissen. “Und dann im Sommer. Da bin fast gestorben weil ich in eine Schlucht gefallen bin. Remus ist ein Werwolf und ich habe mich in einen Vogel verwandelt. Moody ist gar nicht mein richtiger Vater und … und … und, ach ich weiß auch nichts mehr. Lily, du musst mir glauben, bitte!“ „Oh Gott, Rina!“ Lily riss den Jungen in ihre Arme. „Seit wann das? Wie?“ “Heute morgen, als ich aufwachte. Da war ich plötzlich er!“ “Rina … es tut mir so leid. Du zitterst ja, du bist klatschnass!“ Sie hob ihren Zauberstab und trocknete Severus Kleidung. „Das erklärt natürlich so einiges. Du hast, ich meine er, er hat sich so komisch verhalten.“ Severus sah sie fragend an. „Was hat er gemacht?“ “Ich weiß es nicht, Rina. Aber Sirius ist stinksauer auf dich.“ “WAS? Oh, ich bring ihn um, wenn er erstmal wieder er selbst ist! Wo ist er? Ich meine, wo bin ich … ach du weißt schon!“ Lily grinste. „Ich weiß, wo er steckt. Aber komm erstmal mit.“ Damit nahm sie Severus an die Hand und zog ihn aus dem Klassenzimmer. ~~~ ~~~ ~~~ James sah seiner Freundin hinterher, wie sie durch das Porträtloch verschwand. “Ok, Padfoot. Was war los?“ Er sah seinen Freund an, der noch immer trotzig in seinem Sessel saß. “Nichts!“ knurrte er und sah Remus böse von der Seite an. James fixierte ihn mit seinem Blick. „Padfoot!“ sagte er. „Spucks aus!“ Sirius seufzte. „Mann, es war voll peinlich. Ich wollte sie … küssen … und da springt sie auf einmal auf und brüllt mich an, ich wäre ein dummer Troll und soll ja die Finger von ihr lassen! Zufrieden?“ James und Remus sahen ihn erstaunt an. Das erklärte die schlechte des Freundes natürlich. Kurze Zeit später öffnete sich das Porträt und Lily kam wieder herein. Sie war jedoch nicht alleine, sondern hatte Severus an der Hand. “LILY!“ rief James entsetzt. Er und Sirius sprangen auf und zogen ihre Zauberstäbe. Remus war noch zu fertig, um etwas Derartiges zustande zubringen, aber er sah den Slytherin vernichtend an. “Oh Mann. Das glauben die uns nie, Lily!“ flüsterte der Junge doch sie drückte seine Hand. “Lass mich mal machen. James, nimm deinen Zauberstab runter.“ sagte sie zu ihrem Freund. “Was? Ich denke ja gar nicht daran! Du kannst du nicht einfach den da mit hierher bringen!“ Sirius funkelte die beiden böse an. „Geh mir aus der Schusslinie Lily, sonst garantier ich für nichts!“ Lily schüttelte den Kopf. „Nein! Das hier ist nicht Severus, das hier ist…“ Sie blickte den Jungen hinter sich an. „Das hier ist Rina!“ Die Rumtreiber brachen in schallendes Gelächter aus. “Ich habs dir gesagt, Lily!“ Doch die ließ sich nicht entmutigen. Sie griff nach der Karte, die auf dem Tisch lag. „Das hier ist Serina, und wir werden es euch beweisen! Hast du deinen Zauberstab dabei?“ Severus schüttelte den Kopf. „Den hab ich verloren, als man aus mir einen Schneemann machte.“ “Ok, dann nimm meinen.“ sagte sie und reichte ihren Zauberstab weiter. “Lily, es reicht!“ rief James. „Das kannst du nicht machen!“ Lily sah ihren Freund an. „James, vertrau mir, bitte.“ Er blickte zwischen ihr und dem Slytherin hin und her, dann nickte er und senkte seinen Stab. "Prongs!“ rief Sirius empört und schüttelte den Kopf. Severus richtete Lilys Stab auf die Karte. „Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut.“ Remus richtete sich auf. „Woher weißt du das?“ Lily lächelte die Jungs an. „Es geht nicht darum, dass sie es weiß, sondern um das hier!“ Sie zeigte auf die Karte. Der Punkt, der sich neben ihrem befand, war mit dem Namen Serina Corvus gekennzeichnet. Severus Snape saß noch immer in der Bibliothek. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)