Don´t love too soon von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Krankenpflege ------------------------ -------------------------------------------------------------------------------- Krankenpflege Am nächsten Morgen wurde Carina von Nero geweckt. »Bitte, kümmere dich um Hapin!«, sagte er eindringlich und lief zum Heck. Carina schüttelte verwirrt den Kopf. Warum redete Nero mit ihr als wäre nichts gewesen? Gestern war er nach ihren Worten rasch ins Boot verschwunden und hatte sich schlafend gestellt. - Und was war mit Hapin?! Carina hörte Regen auf die Zeltplane prasseln, doch sie blieb dicht. Sicher war sie Wasser abweisend mit Fett oder Wachs eingerieben. Sie erhob sich und blickte zu Hapins Bett. Oh Gott! Der Kleine hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt, kniff die Augen zu und presste die Hände auf die Ohren. Ein lauter Donnerschlag ertönte. Hapin zuckte zusammen. Sie kniete vor seinem Bett nieder. »Hapin, du brauchst keine Angst zu haben! Nero und ich sind doch da!«, erklärte sie ihm ruhig. »Dir kann nichts passieren!« Hapin verkrampfte sich nur noch mehr. Langsam zog Carina eine Hand von seinem Ohr und begann zu singen, um ihn zu beruhigen - und nicht zuletzt sich selbst. Es schien nichts zu helfen, Carina probierte es mit einer langen Geschichte, die während eines Gewitters begann, doch der einzige Erfolg nach Stunden war, dass Hapin seine Hände gänzlich von der Ohren zog und um die angezogenen Knie schlang. Irgendwann kam Nero mit sieben Fischen zurück, er war vollkommen durchnässt und zitterte diesmal nicht aus Furcht. »Es hilft nichts!«, erklärte Carina frustriert. »Es ist besser als sonst«, antwortete Nero triefend, öffnete die Luke und holte ein Säckchen mit zerriebenen Kräutern hervor. Er schüttete etwas von den Kräutern in einen Holzbecher und goss Wasser darauf, dann flößte er das Zeug Hapin ein, der sich kurz darauf entspannte. Nero strich ihm die Haare aus der Stirn. »Ein Schlafmittel. Gegen diese Angst hilft nichts anderes. Aber ich wollte, dass du es probierst.« »Zieh dich aus.« Nero fuhr herum. Carina trat wieder näher, kniete sich neben ihn vor Hapins Bett und knöpfte sein Hemd auf. Nero blickte auf sie herab und strich dann ihre Hände beiseite. »Dreh dich um.« Carina setzte sich mit Blick zur Zeltplane auf ihr Bett und hörte, dass Nero die Luke öffnete, dann fiel seine nasse Kleidung zu Boden. Sie spürte, dass er sich aufs Bett setzte und drehte sich langsam um. Er saß tatsächlich neben ihr, in eine braune Decke gewickelt, die kratzig aussah. »Was du da gestern gesagt hast… ich fand es sehr mutig«, flüsterte er heiser. Carina wäre gern aufgesprungen und hätte ihm und Hapin Tee gekocht, aber es ging ja nicht. »Mutig?«, stellte sie sich stattdessen dem Gespräch. Nero nickte nur. »Das mit dem umbringen, es war nicht direkt gemeint. Du brauchst keine Angst haben, dass ich dir ein Messer zwischen die Rippen stoße.« Sie lächelte. »Keine Sorge. Für so kaltblütig halte ich dich nicht. Ich hab euch wirklich gern, Nero, ich habe euch beide lieb gewonnen in den letzten Tagen…«, murmelte sie. »Hapin mag dich auch«, erwiderte Nero. Carina bemerkte die doppelte Aussage des Satzes. Nero hatte sie also nicht gern. Sie spürte einen starken Stich in der Brust. Carina wandte sich ruckartig Nero zu, im selben Moment drehte er sich zu ihr. Doch sie schwiegen beide. Nero zog eine Hand unter der Decke hervor und berührte Carinas Arm, strich sanft daran hinab. Sie schauderte behaglich. Es wurde bereits dunkel draußen. »Nero? Willst du wirklich riskieren Hapin zu wecken, wenn du bei ihm schläfst?«, seufzte Carina mit fragenden Unterton. Nero lächelte. »Nein, ich denke, ich werde auf dem Boden schlafen…« Carina blickte beschämt auf ihre Knie. »Ich möchte auch nicht riskieren dir weh zu tun…«, erklärte er. Sie nickte. Wie hatte sie auch glauben können er würde bei ihr schlafen? Vor allem, wo er gerade nur eine Unterhose trug… Sie wandte sich ihm erneut zu, richtete sich weit auf und sah ihm fest in die Augen. »Ich hab keine Angst vor dir!« Nero stand auf und legte sich dann auf die Planken. »Aber ich habe Angst«, flüsterte er lächelnd. Carina konnte nicht einschlafen. Sie wollte endlich erfahren, was mit Nero los war. Warum war er verstoßen worden? Warum hatte er solche Angst vor ihr? Warum hatte er Angst ihr wehzutun? Ihr fielen keine Antworten ein, nicht einmal ein Hauch davon… Nero war ein einziges, verführerisches Rätsel. Sie wusste, dass Nero keine Abscheu vor ihr speziell hatte, es schien allgemeiner etwas mit Frauen zu tun zu haben, vermutete Carina. Aber warum? Hielt er sie für so zerbrechlich? Konnte er vielleicht einfach mit Frauen nichts anfangen? Oder machte doch sie etwas falsch? Über all diesen Gedanken fiel sie in einen tiefen traumlosen Schlaf. Als sie erwachte, saß Nero an ihrem Bett. Er sah sie nur an und berührte sie dabei so tief, dass es wehtat. Längst war er wieder angezogen, doch es war nie sein Körper gewesen, der Carina verführt hatte, es war seine Ausstrahlung, all die Gefühle, die in einem einzigen Blick seiner dunkelblauen Augen lagen. »Wir fahren heute wieder in ein Dorf, zwanzig Fische reichen fürs erste. Es ist mehr als genug - vielleicht können wir heute Abend ein wenig feiern«, brach er mit seiner heiseren Stimme die Stille. Carina nickte bloß, doch als er aufstand bemerkte sie, dass er die ganze Zeit über ihre Hand gehalten hatte und sie erst jetzt losließ. Was war das? Ein Beweis, dass seine Angst ihm nicht mehr so zu schaffen machte? Nero lief wie gewohnt hinaus zum Heck und bald fuhr das Boot an. Carina schlüpfte aus dem Bett und schaute zu Hapin, der noch sanft schlummerte. Das Schlafmittel schien stark zu sein, sonst war er um diese Zeit hellwach. Sein Zustand gestern hatte ihr Sorgen bereitet. Sonst war er so fröhlich - ihn dagegen verkrampft und abgeschottet zu sehen, war auf beunruhigende Art seltsam. Sie öffnete die Luke und holte Orangen für das Frühstück heraus, schälte sie und zerpflückte sie in Stückchen, als sie plötzlich ein schwaches »Guten Morgen, Carina« von Hapins Bett vernahm. Sie stopfte ihm ein Stück Orange in den Mund und sah ihn besorgt an. »Wie geht’s dir? Ist alles wieder gut? Soll ich dir eine Geschichte erzählen?«, bestürmte sie ihn mit Fragen. »Hör auf, du bist ja fast wie Nero!«, lachte Hapin. »Das gestern lag nur an dem Gewitter… aber es war schön, dass du da warst. Danke.« Carina lächelte schwach und gab Hapin einen Kuss auf die Wange. Dann fütterte sie ihn weiter, ehe er etwas sagen konnte und begann ihm eine Geschichte von einem Bauern zu erzählen, der mit Hilfe von drei Raben Abenteuer erlebt und am Schluss eine entfluchte Königstochter heiratet. Es war so beruhigend für Carina das Erstaunen, die Neugier und die Freude an den passenden Stellen auf Hapins Gesicht zu lesen. Endlich ging es ihm wieder gut. Als sie endete, sah Hapin sie mit großen Augen an. »Das war schön! Ich hab dich lieb, Carina! Und Nero hat dich auch lieb! Wir behalten dich für immer und ewig!« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)