Nemesis von Chi_desu (ItaSasu) ================================================================================ XXIII. Brother, tell me somethin' --------------------------------- Mir ist furchtbar kalt. Ich friere entsetzlich und irgendwie will es einfach nicht wärmer werden. Ich bin hellwach, sitze in die Decke gewickelt auf dem Bett und starre durch das Fenster nach draußen, wo es immer noch regnet. Wie könnte ich jetzt schlafen, nachdem heute so viel passiert ist? Vielleicht sollte ich glücklich sein. Itachi hat gesagt, dass er mich liebt. Wollte ich das nicht die ganze Zeit über hören? Ich weiß nicht. Die Worte haben einen schalen Nachgeschmack hinterlassen, den ich mir selbst nicht erklären kann. Das alles hier fühlt sich merkwürdig an. Zu gut, um wahr zu sein. Ich konnte mir nie vorstellen, dass er so was sagen würde. Und ich kann nicht glauben, dass Itachi sich einfach nur verrechnet hat. Dass er nicht vorausgesehen hat, dass ich vor Naruto auf die Knie fallen würde. Was passiert ist, ist bestmöglich für mich ausgegangen und doch kann ich mich darüber noch nicht freuen. Zu sehr hat mich das, was Itachi zu mir gesagt hat, verunsichert. Er wollte mich bestrafen? Mich zerstören? Hat er nicht Monate und Jahre damit verbracht, mich vom Gegenteil zu überzeugen? Er sagte mir mal, er würde mich nicht hassen. Aber warum sollte man jemanden zerstören wollen, den man nicht hasst? Als ich vor ihm stand, da habe ich gespürt, dass er etwas zu mir sagen wollte. Etwas Wichtiges, etwas Zerstörerisches. Er wollte mir wehtun, er wollte mich mit einem Wort kaputtmachen. Es lag so deutlich in der Luft, als hätte er es wirklich ausgesprochen. Und doch hat er es nicht getan. Stattdessen hat er diese unerwartet zärtlichen, liebenden Worte gesagt. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich dachte, ich hätte ihn verstanden, aber im Grunde ist er mir immer noch ein Rätsel. Was ist es wirklich, das ihn antreibt? Was ist es, das ihn dazu bewegt, hier zu sein? Was er gesagt hat, ergibt keinen Sinn. Hasst er mich oder liebt er mich? "Vielleicht ja beides." Erschrocken zucke ich zusammen, als er seine Arme um mich legt. Ich dachte, er schläft längst. Mir war gar nicht bewusst, dass ich meine Gedanken laut ausgesprochen habe. Im ersten Moment kann ich nichts dazu sagen, weil ich versuche, die Antwort irgendwie zu interpretieren. "Hör auf, darüber nachzudenken", flüstert er mir ins Ohr. "Ich bin hier. Reicht das nicht?" Ich wünschte, das würde es. "Wie hast du es gemeint?", frage ich unsicher. "Du hast gesagt, dass du mich zerstören wolltest. Was bedeutet das?" "Das ist lange her." Er schlüpft mit einer Hand unter die Decke und sucht nach meiner. Ich merke erst jetzt, dass ich immer noch den Ring trage. Ich habe ihn bis über den ersten Knöchel meines Zeigefingers geschoben, weil es weiter nicht ging, und dann einfach da vergessen. "Eine halbe Ewigkeit. Ich hatte es fast vergessen. Es ist nicht mehr wichtig." "Du hast gesagt, du wärst wütend auf mich gewesen. Warum?" "Ich sage es dir ein anderes Mal." "Bist du immer noch wütend?" "Ja." Was habe ich getan? Was habe ich getan, um ihn zu verärgern? Was? "Shh, Sasuke. Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Ich werde es dir irgendwann erklären, versprochen." "Wann?" "Morgen." Er küsst meinen Nacken. "Oder übermorgen." Noch mal. "Später." Ich weiß, dass ich auf etwas gestoßen bin, das wirklich wichtig ist. Aber genauso weiß ich, dass er es mir nicht sagen will und ich es deshalb auch nicht erfahren werde. Vielleicht ist es besser so. Es fühlt sich nicht gut an. Vielleicht habe ich die ganze Zeit über gespürt, dass es da ist. Und ich habe es ignoriert, weil ich es nicht wahrhaben wollte. Ein wenig länger möchte ich noch in dieser Seifenblase leben, wo ich nicht verstehen muss, warum Itachi mehr über das, was passiert und passieren wird, weiß, als er wissen sollte, dürfte. Ich will mich nicht fragen, warum ich dachte, Naruto wäre hier, wie Itachi es geschafft hat, ohne mir in die Augen zu sehen, ohne überhaupt im Raum zu sein, eine solche Illusion zu erzeugen, die so unglaublich real war, dass ich nicht an ihr gezweifelt habe. Ich will nicht nachdenken über den Ring, über die Sharingan, über die Zufälle und darüber, dass Itachi hier bei mir ist und es nichts zu geben scheint, das er lieber tun würde. "Es war schön", sagt er unvermittelt. "Mit dir, immer. Vielleicht ging es nie darum, dich zu bestrafen. Vielleicht wollte ich einfach sehen, wie es weitergeht. Was aus dir wird. Aus uns." Er wickelt mich aus der Decke und im ersten Moment wird es bitter kalt und dann angenehm warm, als sich sein warmer Körper direkt an meinen drückt. Er legt die Decke um uns beide und sagt: "Ich will, dass du bei mir bleibst." Die Sonne geht auf. Es ist lange her, seit ich das das letzte Mal gesehen habe und noch nie habe ich einen Sonnenaufgang so herbeigesehnt wie diesen. Seit über einer Stunde stehe ich hier im Garten und warte auf genau diesen Moment. Jetzt ist er da und ich bin furchtbar erleichtert. Mit diesem Augenblick sind es jetzt drei Tage, die ich schon hier bin. Genauer gesagt drei Tage und ein paar Stunden, weil ich nämlich nicht genau weiß, wann ich hier angekommen bin. Aber mit diesem Sonnenaufgang sind die drei Tage auf jeden Fall vorüber und ich bin trotzdem noch hier. Das gibt Hoffnung. Itachi scheint von der Zahl 72 sehr angetan zu sein. Beim letzten Mal, in den Bergen, waren es drei Tage, die er mir gewährt hat, bevor er mich wieder verlassen hat. Ich hatte Angst, dieses Mal könnte er es genauso machen. Denn was wir jetzt haben, ist dem, was damals passiert ist, nicht unähnlich. Seit ich wieder hier bin, können Itachi und ich nicht voneinander lassen. Einer von uns sucht immer den Körperkontakt und so hocken wir ständig aufeinander, selbst wenn wir das eigentlich gar nicht vorhatten. Wir fallen genauso gierig und unersättlich wie früher übereinander her, wir klammern uns aneinander, als gäbe es kein Morgen. Deshalb hatte ich Angst, er würde mich wieder verlassen. Ich dachte, er würde mich nach drei Tagen wegschicken und wäre deshalb so versessen auf meine Nähe. Aber ich bin noch hier. Und gestern Nacht gab es nichts, was sich nach Abschied angefühlt hätte. Keine ungewohnt lieben Gesten, keine zärtlichen Worte. Darüber bin ich froh, denn es hätte mir furchtbare Angst gemacht. Jetzt, wo die Sonne aufgegangen ist am vierten Tag meines Aufenthaltes hier, kann ich anfangen, wirklich daran zu glauben, dass er mich nicht mehr wegschickt. Es ist zu schön, um wahr zu sein, und das weiß ich auch. Die Art, wie er sich mir gegenüber verhält, hat sich verändert. Ich kann es nicht einmal wirklich an etwas festmachen, aber es scheint, dass er wirklich irgendwas verstanden hat. Immer noch hat er die meiste Zeit über nur harte Worte für mich übrig. Wir trainieren vormittags gemeinsam, allerdings nicht mehr die Mangekyou Sharingan sondern nur noch Ninjutsu und Taijutsu. Er nimmt mich immer noch so hart ran, dass ich ihm manchmal die Pest an den Hals wünsche und mich abends kaum noch rühren kann vor Muskelkater. Aber das macht nichts, ich würde es nicht anders haben wollen. Irgendetwas, das immer zwischen uns gestanden hat, scheint nicht mehr da zu sein. Eine Barriere, von der ich nicht einmal wusste, dass sie existiert hat und an der ich nie etwas ändern konnte. Ich glaube, erst jetzt hat er wirklich akzeptiert, dass ich da bin. Dass ich bei ihm bin und bleiben werde. Ich merke es daran, dass er mich so wie immer und doch irgendwie anders behandelt. Ich merke es daran, wie er mich manchmal ansieht, wenn er sich unbeobachtet fühlt. Aber nicht nur er hat sich verändert. Vor allem ich bin es, der anders ist. Ich dachte, ich hätte mich selbst verloren, aber ich denke, das stimmt gar nicht. Ich war nie ich selbst, weil ich zerfressen war von Wut und Hass und einer unerwiderten Liebe. Mein Stolz war alles, was ich noch hatte und ich habe mich verzweifelt daran festgeklammert, weil mir sonst gar nichts mehr geblieben wäre. Ich war nie ich selbst. Jetzt erst merke ich, wer ich wirklich bin. Dass es Dinge gibt, die mich ärgern, aber auch andere, die mich erfreuen und die nichts mit Kämpfen oder Sieg oder irgendwas dergleichen zu tun haben. Und ich habe eine ganz erstaunliche Entdeckung gemacht: ich kann lachen. Das wusste ich nicht, wirklich nicht. Ich dachte irgendwie, ich hätte es verlernt oder es wäre generell nicht meine Art. Ich weiß gar nicht mehr, was ich so komisch fand, dass es mich zum Lachen brachte, aber Itachi hat mich so verwundert angeschaut, als sähe er mich zum ersten Mal. Das ist etwas, was ich Naruto gerne noch gesagt hätte: Ja, ich bin anders, wenn er bei mir ist. Ich bin ich selbst. "Grübelst du schon wieder?" Ich drehe mich zu ihm um, keineswegs erschrocken über die plötzliche Störung. Das macht er gerne, inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, von ihm aus meinen Gedanken gerissen zu werden. Es scheint ihm Spaß zu machen, mich genau dann zu überraschen, wenn ich überhaupt nicht damit rechne. Als ich nach draußen ging, hat er noch geschlafen, jetzt hat er sich eine Hose und ein T-Shirt angezogen und wie immer kommt er mir etwas übermenschlich vor, wie er so an der kühlen Luft steht und kein bisschen zu frieren scheint. Ich selbst habe mir in weiser Voraussicht meinen warmen Umhang übergezogen. Es ist kalt geworden, in den letzten Tagen. Ich denke, der Sommer ist vorbei. Und Itachi scheint den Temperaturunterschied noch nicht einmal zu bemerken. "Ich grüble nicht, ich schaue mir bloß den Sonnenaufgang an." Er stellt sich neben mich und sagt: "Du dachtest, ich würde dich nach drei Tagen wegschicken." "Das kannst du mir nicht verübeln." "Ich habe nicht vor, dich gehen zu lassen." "Ich habe nicht vor, zu gehen." Er streckt sich unauffällig, woraus ich schließe, dass er noch nicht sehr lange wach ist. Eigentlich haben wir auch beide zu wenig Schlaf abbekommen in den letzten Tagen. Normalerweise steht er noch vor dem Sonnenaufgang auf. "Was willst du jetzt mit deiner Zeit anfangen?", fragt er mich. Ich weiß schon, was er meint. Wir können nicht ewig hierbleiben, schon klar. Auf Dauer würde es vielleicht langweilig, wenn wir dauernd aufeinander hocken, ohne eine richtige Aufgabe. Aber darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich habe keine Wünsche und Träume mehr. Es gibt nichts, was mich in die Ferne zieht, alles, was ich begehre, ist hier. Wenn wir irgendwann diesen Ort verlassen, dann weil er es wünscht. Wenn wir eine Aufgabe brauchen, soll er sie aussuchen. Ich für meinen Teil… "Lass uns noch etwas bleiben. Es ist schön, so wie es ist." "In Ordnung." Es ist ein kalter Luftzug, der mich weckt. Automatisch taste ich nach einer Wärmequelle, und als ich sie nicht finden kann, öffne ich widerwillig die Augen. Das Licht im Zimmer brennt und ich blinzle, um mich daran zu gewöhnen. Der Platz neben mir im Bett ist leer. Müde setze ich mich auf und stelle fest, dass es nicht nur deshalb kalt ist, weil er nicht neben mir liegt. Die Temperatur im Raum ist merklich gesunken und der Grund dafür ist, dass Itachi am Fenster steht und es einen Spalt geöffnet hat. Er hat sicherlich gemerkt, dass ich wach geworden bin, aber er würdigt mich keines Blickes. Wie versteinert steht er am Fenster und starrt nach draußen. Er trägt nur seine schwarze Hose und von draußen kommt es wirklich kalt rein, aber er scheint nicht zu frieren. Irgendwie sieht er seltsam aus, wie er gedankenverloren da steht und ich habe ein merkwürdiges Gefühl. Ich wickle die Decke um mich und klettere ungelenk vom Bett. "Itachi", sage ich vorsichtig und stelle mich hinter ihn. Wenn er so ist, so furchtbar in sich gekehrt und nachdenklich, weiß ich immer noch nicht, wie ich mit ihm umgehen soll. Ich weiß, dass er die Dinge immer mit sich selbst ausmacht. Für mich ist da kein Platz, wenn er sich sorgt oder Pläne für die Zukunft macht. Aber selbst wenn ich ihm nicht helfen kann, wäre ich trotzdem gerne für ihn da. Und wenn er nur spürt, dass ich da bin, reicht es schon aus. Damit er nicht vergisst, mich in seine Pläne miteinzubeziehen. Ich bin auch noch da, Itachi. Ich bin bei dir und ich lasse nicht zu, dass du mich vergisst. Er sagt kein Wort, aber das macht nichts. Von hinten schiebe ich meine Arme um seine Taille und lege mein Kinn auf seine Schulter. Ich wundere mich ein bisschen, dass mir das so mühelos gelingt. Obwohl wir jetzt schon eine ganze Weile hier sind, obwohl ich es ja eigentlich längst begriffen habe, überrascht es mich jetzt doch, dass ich beinahe gleich groß bin wie er. So deutlich ist mir das noch nie aufgefallen. Ich bin jetzt erwachsen und aus dem spiegelnden Fensterglas blicken mich zwei Männer an, die einander furchtbar ähnlich sehen. Der Altersunterschied zwischen uns sah nie unbedeutender aus. Dann erst wird mir klar, was sich hinter unserem Spiegelbild abspielt. Draußen schneit es. Es sind die ersten Schneeflocken des Jahres und der Boden ist erst mit einer hauchdünnen Schneeschicht bedeckt, die beim ersten Sonnenschein wieder wegschmelzen wird. Ich bin ehrlich erstaunt. Wann ist es Winter geworden? Ich habe jedes Zeitgefühl verloren, ich weiß nicht, wie lange ich schon hier bin. Es kommt mir vor, als wären es nur ein paar Tage gewesen, vielleicht zwei Wochen. Die Zeit vergeht wirklich wie im Flug, wenn man glücklich ist. Ich konnte daran nie glauben und nun erfahre ich es am eigenen Leib. Schnee. Deshalb ist die Luft, die von draußen ins Zimmer strömt, so kalt. Ich atme tief ein. Es gab eine Zeit, da habe ich es gehasst, wenn die Luft nach Schnee riecht. Es machte mich buchstäblich krank, weil es mich an verwerfliche Dinge erinnert hat, die ich getan habe. An drei Tage an einem bizarren Ort, mit benebelten Sinnen, als wäre ich nie klar bei Verstand gewesen. Jetzt mag ich den Geruch wieder und auch das ganz leise Geräusch, das die Schneeflocken machen, wenn sie auf den Boden fallen. Es birgt bittersüße Erinnerungen und jetzt, wo ich weiß, wie es ausgegangen ist, kann ich sie zulassen, ohne mich für das, was ich getan habe, zu schämen. Itachi hat noch immer kein Wort gesagt und in keinster Weise auf meine Anwesenheit reagiert. Ich kenne es von ihm und trotzdem beunruhigt es mich immer wieder. Im Fenster spiegelt sich sein Gesicht ganz deutlich und er sieht… ich weiß nicht, ob das das passende Wort ist, aber ich finde, er sieht unglücklich aus. Unglücklich und erschöpft. Eigentlich wirkt sein Gesicht genauso gleichgültig wie immer, es ist vielleicht mehr ein Gefühl, das ich habe. Oder ich habe endlich gelernt, ihn ein bisschen zu verstehen. "Ist alles in Ordnung?", frage ich und hoffe, dass er mir die Frage nicht übel nehmen wird. Er nickt und antwortet gleichzeitig: "Nein." Nicht einmal eine so einfache Frage kann er mir eindeutig beantworten. Weiterhin starrt er wie gebannt nach draußen und sagt dann: "Diese drei Tage in den Bergen werde ich nicht mehr vergessen." "Ich auch nicht." Es ist schön zu hören, dass ich nicht der Einzige bin, dem es so geht und auch nicht der Einzige, der bei dem Anblick des ersten Schnees daran erinnert wird. Was die Zukunft auch bringt, von nun an wird so ein Wetter uns beide immer aneinander erinnern. Das ist schön. "Es gibt ein paar Dinge, die du wissen solltest", sagt er schlicht und wie immer völlig zusammenhanglos. "Die Mangekyou Sharingan sind eine mächtige Waffe und ich wollte, dass du selbst siehst, wie es sich anfühlt, so viel Macht zu haben." Er spricht bedächtig, legt Gewicht auf jedes Wort. Ich bemühe mich, ihm konzentriert zuzuhören. "Aber alles hat seinen Preis. Im Fall der Mangekyou Sharingan ist es das Augenlicht." Entsetzt ruckt mein Kopf von seiner Schulter hoch. "Was…" Zuerst taucht der Gedanke auf, dass er mich auch der Gefahr ausgesetzt hat, blind zu werden. Aber was mir wichtiger ist, ist er. "Du bist blind?" "Nicht wirklich." Im Fenster sehe ich, dass er milde lächelt über meinen sorgenvollen Blick. "Mit den Sharingan sehe ich recht gut. Ohne ist es schlechter und direkt nach dem Einsatz von Doujutsu sehe ich inzwischen gar nichts mehr. Es ist ein langwieriger Prozess. Es wird noch Jahre dauern, bis ich komplett erblindet bin." Ich weiß nicht, warum der Gedanke mich so entsetzt. Es passt nicht. Es darf nicht sein. In meinen Augen ist er immer noch unverwundbar, steht so über den Dingen, dass ich es mir wirklich nicht vorstellen kann, dass er irgendwann nichts mehr sehen wird. Es ist ein Handicap, auch wenn er es runterspielt, und das will sich nicht mit dem unantastbaren Bild vereinbaren lassen, das ich, immer noch, von ihm habe. Wenn ich mir vorstelle, dass es Momente gab, wo diese Augen mich nicht einmal mehr sehen konnten… warum habe ich es nicht gemerkt? Warum hat er es mir nicht früher gesagt? "Keine Sorge. Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Ein Shinobi ist auf sein Augenlicht nicht angewiesen und gegen eine so mächtige Sache tauschte ich es gerne ein. Ich wollte nur, dass du es weißt." "Warum?" "Ich will, dass du verstehst, wer ich bin. Dass du etwas über mich weißt, was echt ist." Jetzt erst bewegt er sich, er legt eine Hand auf meine. Das seltsame Gefühl, das ich habe, wird stärker. Es liegt etwas Merkwürdiges in der Luft. Irgendetwas stimmt nicht. "Mein Streben nach der absoluten Macht war mir wichtiger als meine Familie und wichtiger als mein Augenlicht." Ich werde nie verstehen, warum für ihn Macht so wichtig ist. Ja, ich selbst habe lange genug mit allen Mitteln danach gestrebt, aber ich hatte ein Ziel. Und ich verlor meine Machtgier mit der Sekunde, in der ich meinen Wunsch verlor, ihn zu töten. Aber was für Gründe hat jemand wie er, sich so nach diesen Dingen zu sehnen? "Ich weiß, dass Amaterasu dich beinahe mehr fasziniert hat. Aber die wahre Macht der Sharingan liegt in den Illusionen, in Tsukiyomi. Wenn du gut genug bist, hast du nicht nur die Möglichkeit, eine Illusion zu erzeugen und die eigenen Ängste gegen den Gegner verwenden. Jemand, der die Sharingan wirklich beherrscht, kann eine ganze Welt nach seinen Vorstellungen erschaffen, sein Opfer in einem Alptraum einsperren und zusehen, wie es sich darin hoffnungslos verirrt. Und zwar nicht nur für 72 Stunden." Ein selbstzufriedener Ausdruck erscheint auf seinem Gesicht. "Wenn man die Welt neu erschaffen kann, wenn man die Regeln dieser Welt selbst bestimmt, dann ist das absolute, unendliche Macht, Sasuke." Mich schaudert bei dem bloßen Gedanken daran. Ja, jetzt verstehe ich ihn wirklich besser. Ich sehe den Ehrgeiz in seinen Augen und ich begreife, warum meine Eltern ihm im Weg waren. Ich versuche mir eine Welt vorzustellen, die nur nach seinen Regeln funktioniert. In so einer Welt wäre er nicht nur allmächtig, er wäre wie ein Gott. Das sind seine Wünsche und Träume. Jemand wie er, der von Kindesbeinen an so talentiert, so perfekt war, träumt nur von großen Dingen. Er will nicht nur stärker werden, er sehnt sich nach absoluter Macht. Unbesiegbar, unantastbar, unzerstörbar. Es ist dem, wovon Orochimaru träumte, gar nicht unähnlich und die Parallele ist mir nicht geheuer. Aber wie passe ich da hinein? Er hat seit Wochen nichts anderes getan, als hier zu sein, mit mir. Meinetwegen hat er die Akatsuki verraten, die, soweit ich das verstanden habe, genau dasselbe angestrebt haben, wie er. Bin ich nicht bloß das Hindernis, das zwischen ihm und seinen Zielen steht? Mir kommt ein beängstigender Gedanke. Ist das der Grund, warum er mir plötzlich so unglücklich erscheint? Bedeutet dieser Blick in die Ferne, dass er sich danach sehnt, endlich seine Ziele weiter verfolgen zu können? Bin ich ihm am Ende doch nur im Weg? "Das ist es, was du immer noch willst, oder?", frage ich ihn. "Solange du nur hier mit mir sitzt, kannst du nicht stärker werden. Ist es das, was du mir sagen willst?" "Nein. Ich wollte nur, dass du es weißt. Dass du verstehst, was für ein Mensch ich bin." Ich weiß nicht, ob ich ihm glauben kann. Immerhin ist mir der Gedanke nicht erst heute gekommen. Itachi strebt nach mehr und dass er stattdessen hier bei mir ist, will nicht zu ihm passen. Aber was hätte er davon, mich anzulügen? Itachi lügt nicht, jedenfalls niemals grundlos. "Ich bin schlecht, aber das wusstest du schon. Ich strebe nicht danach, ein besserer Mensch zu werden oder andere mit meinem Talent zu beschützen. Ich suche nur nach Macht." "Und was für eine Rolle spiele ich dabei?" "Du", jetzt dreht er sich zu mir um und wirft mir einen unfassbar sehnsüchtigen Blick zu, der meine Knie weich werden lässt, "bist meine Erkenntnis, dass alle Macht der Welt manchmal nicht ausreicht." Ich verstehe immer noch nicht, warum er mir das alles gesagt hat. Ich weiß nicht, was es bedeutet, denn ich habe doch in seinen Augen gesehen, dass er nicht bereit ist, auf diesen Traum zu verzichten. Vielleicht darf ich ja daran teilhaben. Was auch immer er macht, wohin er geht, ist mir ganz egal, solange er mich mitnimmt. Eigene Träume habe ich keine mehr, es wäre vielleicht ein Anfang, ihm dabei zu helfen, seine zu verwirklichen. Er streichelt mir über den Kopf, fährt mit den Fingern durch mein Haar. "Ich frage mich, ob ich es richtig gemacht habe", sagt er nachdenklich. Deine Finger streichen über mein Gesicht. "Du, zwei Jahre älter. Noch viel schöner. Erwachsen." Für mich ergeben seine Worte keinen Sinn. Ich würde gerne nachfragen, aber die Art, wie er spricht und handelt, ist so beklemmend, dass mir kein Wort über die Lippen kommt. Irgendwas wird passieren, ich spüre es ganz deutlich. Er schaut mich an, als sähe er mich zum ersten Mal und ich frage mich, wie viel er eigentlich wirklich sehen kann. Er küsst mich so zärtlich auf den Mund, dass es in meinem Inneren zu kribbeln beginnt und es macht mich auf eine merkwürdige Art furchtbar traurig. Ich will die unverhofft zärtliche Geste erwidern, aber er hält mich davon ab. Er hält mich bei den Schultern, schiebt mich ein Stück von sich weg und schaut mich einfach nur an. "Was machst du?", frage ich verunsichert. "Ich sehe dich an", antwortet er gleichmütig. "Warum?" "Weil es das letzte Mal ist." Ich wusste es. Ich hab es gewusst, seit ich ihn am Fenster stehen sah. Heute ist etwas anders. Itachi hat entschieden, dass es vorbei ist und das alles hier bedeutet Abschied. Schon wieder. In meinem Magen schmerzt es fürchterlich und ich kann nicht beschreiben, wie schrecklich der Gedanke ist, dass er es doch wieder tut. "Du hast mir versprochen-" Er legt seine Hand auf meinen Mund, um mich zum Schweigen zu bringen. "Ich habe es dir nicht leicht gemacht. Ich bedaure, dass ich dich nicht früher zu mir geholt habe. Es tut mir leid, Sasuke." Was sagt er da? Ich schiebe seine Hand weg. "Nein!", schreie ich und weiche einen Schritt zurück. Er soll sich nicht entschuldigen! Er soll diese Dinge nicht sagen, weil er sich nicht verabschieden soll! Er soll gemein zu mir sein wie sonst auch, damit ich weiß, dass es noch nicht endet! "Wieso tust du das? Ich habe alles getan, was du von mir verlangt hast! Du hast es selbst gesagt, du willst, dass ich bei dir bleibe!" Er will mir antworten, aber ich bin noch nicht fertig. Ich will ihn gar nicht zu Wort kommen lassen, weil ich weiß, dass alles, was er sagen wird, endgültig sein wird. Vorher soll er wissen, dass ich es nicht mehr einfach so hinnehmen werde. Dieses Mal werde ich nicht tatenlos zusehen, wie er alles kaputtmacht. "Du kannst mich nicht wegschicken! Ich werde nicht gehen und ich werde dich nicht gehen lassen! Ich bin jetzt hier, ob es dir passt oder nicht! Und ich lasse mir das nicht mehr kaputtmachen. Ich werde bei dir sein, ob du willst, oder nicht. Um mich loszuwerden, müsstest du mich schon umbringen!" "Sasuke…" "Nein! Sei still und hör mir zu! Wenn es irgendwas gibt, das du tun musst, dann tu es, aber nimm mich mit! Ich weiß schon, dass du machtgeil bist und ich weiß, dass du ein schlechter Mensch bist. Es ist mir egal! Du bist mein Bruder und ich liebe dich, egal was du bist oder tust! Und wenn du da raus gehst und dieses Dorf hier dem Erdboden gleich machst, ist es mir egal, solange du mich mitnimmst!" Ich meine jedes Wort so, wie ich es sage. Für ihn habe ich alles aufgegeben und ich werde jetzt nicht damit aufhören. Wenn er mich zum Mitwisser macht, selbst wenn ich dafür zum Mörder werden muss, ich kann ihn nicht aufgeben. Es geht einfach nicht mehr. "Itachi, ich-" Als ich in sein Gesicht sehe, bleiben mir die Worte im Halse stecken. Er lächelt. Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet und es nimmt mir komplett den Wind aus den Segeln. Ich vergesse, was ich sagen wollte, und starre ihn fassungslos an. Warum tut er das? Mein Zorn ist verflogen und zurück bleibt nur Verzweiflung. "Bitte, tu das nicht, Itachi", sage ich, obwohl ich genauso gut gegen eine Wand reden könnte. "Tu uns das nicht an." Er macht einen Schritt vor und packt, blitzschnell, meine linke Hand. Er hält sie so fest, dass es beinahe wehtut, und zieht sie ein Stück hoch. Er dreht meinen Arm, sodass die Innenseite nach oben zeigt und die Narbe, die inzwischen blass und schmal geworden ist, deutlich sichtbar ist. "Erinnerst du dich daran?", fragt er mich. "An unseren Zweikampf am See?" "Natürlich erinnere ich mich." Mit dem Daumen streicht er über die Narbe. "Ich hatte keine Lust, einen Kampf weiterzuführen, den ich sowieso gewonnen hätte. Für eine Weile wollte ich dich in dem Glauben lassen, du hättest mich getötet. Und dann hast du das getan." Warum erzählt er mir das? Er führt meinen Arm zu seinem Mund, küsst die Narbe und ich kriege unwillkürlich Gänsehaut. "Ich war wütend auf dich", sagt er ruhig und sein Atem streift meine Hand bei diesen Worten. "Ich bin es immer noch." Und deshalb will er mich verlassen? Weil ich ihn vor so langer Zeit beinahe verlassen hätte? "Verzeih mir", flüstere ich. Ich wusste es doch damals nicht besser. Aber hätte ich es nicht getan, hätte es das alles hier vielleicht nie gegeben. Dann wäre vielleicht jeder von uns seiner Wege gegangen und um nichts in der Welt würde ich die Dinge, die passiert sind, rückgängig machen wollen. "Niemals", antwortet er und es klingt so endgültig. Was für ein übler Scherz. Das soll sein Grund sein? Das soll der Grund sein, warum er nach all der Zeit immer noch wütend auf mich ist? Nur, weil ich ein einziges Mal nicht das getan habe, was er von mir erwartet hat? Das kann doch nicht wahr sein. Wenn das sein Grund ist, mich zu verlassen, dann hatte er es von Anfang an vor. Dann hat er nur mit mir gespielt, die ganze Zeit über. "Wieso tust du das?", frage ich. "Wenn du sowieso vorhattest, mich zu verlassen, warum erst jetzt? Dann hättest du es besser getan, als ich hier angekommen bin. Oder schon vor zwei Jahren. Warum jetzt?" "Ich habe einfach keine Kraft mehr", sagt er. Blut läuft wie eine Träne von seinem linken Auge über seine Wange. Wenn er es merkt, beachtet er es nicht. Das alles hier ist plötzlich so seltsam surreal. Ich bin wütend und verzweifelt, und doch irgendwie zu ruhig in Anbetracht der Tatsachen. Es fühlt sich an, als würden meine Gefühle hinter einer Nebelwand verschwinden, als wäre ich nicht ganz bei Sinnen. "Ich dachte, ich würde länger durchhalten. Ich muss wohl noch üben." Er nimmt mein Kinn und zieht meinen Kopf zu sich heran. Ich lasse es mir demütig gefallen und er küsst mich, flüchtig und zärtlich. "Verlass mich nicht", flehe ich ihn an. Mein Stolz ist mir längst egal, mir ist alles egal, wenn ich ihn nur dazu bringen kann, es nicht schon wieder zu tun. Warum muss er mich immer verlassen? "Eigentlich ist es eher umgekehrt, Sasuke." Es ist grauenhaft heiß hier drin, ich kann kaum atmen. Wann ist es eigentlich so düster hier drin geworden? Das Licht war doch an, oder? "Erinnerst du dich an das Versprechen, das du mir gegeben hast, als ich dir geholfen habe, Naruto zu retten?" "Natürlich erinnere ich mich." Keine Ahnung, warum er jetzt davon anfängt. Was könnte er noch von mir fordern, was ich ihm nicht freiwillig geben würde? Noch verstehe ich nicht, wie das alles zusammenhängt. "Was willst du für seine Rettung?" "Hasse mich nicht." Sein Tonfall jagt mir einen Schauer über den Rücken. Ich schiebe mich ein Stück weg. "Itachi, wovon redest-" Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und sieht mir tief in die Augen. "Zeit aufzuwachen, Sasuke." Wa-? Das beruhigende Rauschen von Wasser dringt wie aus weiter Ferne an mein Ohr. Ich sehe etwas, bevor mein Hirn überhaupt in der Lage ist, die Bilder zu verarbeiten. Blau. Itachi taucht in meinem Blickfeld auf, aber ich starre an ihm vorbei. Hinter ihm ist der Himmel blau, mit weißen, watteweichen Wolken. Die Luft riecht nach Gras und Sommer und Blut. Ich liege in seinen Armen. Teile seines Akatsuki Mantels sind zerfetzt und blutig. Er zieht seinen Arm etwas hoch, sodass mein Kopf in Position rollt und ich ihm ins Gesicht sehen kann. Ich kann nicht darin lesen, für mich ist es völlig ausdruckslos. Seine mitternachtschwarzen Augen sind kalt und tot. Blind. Blut läuft vom linken Auge über seine Wange und hinterlässt eine rote Spur. Mein Herz hämmert wie wild in meiner Brust. Ich fühle mich so erschöpft wie nie zuvor in meinem Leben. Das ist eine Müdigkeit, die über alles hinausgeht, was ich je gekannt habe. Fetzen von Erinnerungen spuken in meinem Kopf herum. Ein Kampf am See. Ein zerrissener, blutiger Akatsuki Mantel. Eine Klinge auf blasser Haut. Eine Klinge tief in meinem Fleisch. Blut, das aus einer Schnittwunde quillt. Und ein Gefühl von Triumph, ausgelöst durch meinen kleinen Sieg über Itachi. Ich weiß, wo ich bin, noch bevor ich den Kopf nach links drehe. Mein linker Arm liegt im kristallklaren Wasser des Sees, und fühlt sich eiskalt und kribbelig an. Blut sammelt sich auf dem Handgelenk an, bis es wieder weggespült wird. Bis hierhin zurück also. Hier hat er mir in die Augen gesehen und von dem Moment an war ich gefangen in seiner Illusion, in Tsukiyomi. Alles, was gut und schön an meiner, unserer Geschichte war, war eine Lüge. Jetzt, endlich, ergibt alles einen Sinn. Ich sehe ihn wieder an. Selbst mein Gesicht fühlt sich irgendwie taub an, ich versuche meine Lippen dazu zu bringen, sich zu bewegen. Du musst wirklich noch üben. Das war fürchterlich. Viel zu viele Zufälle. Ich glaube nicht, dass er es gehört hat. Und jetzt kann er meine Gedanken nicht mehr lesen. Jedenfalls nicht mehr so gut. "Du hast nicht eine Sekunde lang gezweifelt." Da hat er Recht. Ich habe mich mit aller Kraft an eine Lüge geklammert, an etwas, das nie real war. Warum auch nicht? Die Realität hält nichts mehr für mich bereit als Schmerz und Tod. Es ist komisch, dass mir so leicht ums Herz ist, obwohl die Wahrheit so grausam ist. Er hat mich mit einer Lüge leben lassen, weil er mich nicht retten konnte. Er hat mit mir gespielt, weil er es nicht ertragen konnte, dass ich mit meinem Tod einen Sieg über ihn erringe. Er hat mich dazu gebracht, ihn mehr zu lieben als mein eigenes Leben. Es fällt so schwer, zu atmen. Meine Kehle fühlt sich trocken an. Ich sehe, dass meine Brust sich total hektisch auf und ab bewegt. "Warum, Itachi?", frage ich. Meine eigene Stimme kann ich kaum hören, weil das Blut so in meinen Ohren rauscht. Wenn es so enden musste, warum hast du mich dann immer wieder weggeschickt? Er sieht mich an. Aus toten Augen, die mich gar nicht mehr wirklich sehen können. Sein Gesicht ist wie versteinert, eine kalte, gleichgültige Maske. "Ich war wütend auf dich", antwortet er schlicht. Ich verstehe. Er wollte mich bestrafen, dafür, dass ich ihn ohne seine Erlaubnis verlasse. Jetzt, endlich, ergibt alles Sinn. Ich wusste es nicht. Trotz allem wusste ich nicht, wie grausam er sein kann. Er hat meine Zeit weiterlaufen lassen, so real wie nur möglich, und das nur, um mich zu quälen. Ein hin und her, ein auf und ab der Gefühle, bis es mich fast in den Wahnsinn getrieben hätte. Und in dem Moment, als ich in seinem Haus stand, als ich noch benommen war von dem Schreck, von dem Glauben, er hätte mich wieder alleine gelassen, war ich so verwundbar, dass ein einziges Wort von ihm mich hätte zerstören können. Aber was er in dem Moment sagen wollte, worauf er so lange hingearbeitet hatte, war nicht "verschwinde" oder "ich hasse dich". Es war "Zeit aufzuwachen, Sasuke". Ich wäre hier, an diesem Ort, zu mir gekommen und hätte begriffen, dass alles sinnlos gewesen ist. Dass er alles inszeniert hat, um mich leiden zu lassen. Dass er mich dazu gebracht hat, ihn zu lieben, nur um sich an mir zu rächen. Es wäre sein endgültiger, absoluter Triumph über mich gewesen. Aber er hat es nicht gesagt. Stattdessen hat er gesagt, dass er mich liebt. Und es macht mich glücklich. Ich weiß, er wollte mich zerstören. Aber es ist mir gleich. Am Ende leidet er genauso wie ich. Und wenn alles, was er mich hat durchmachen lassen, für ihn sinnlos erscheint, hat es umso mehr Sinn für mich. Für mich war es echt. Ein echtes, wirkliches Leben und am Ende hat alles, was wir in dieser Zeit scheinbar ohne Sinn getan haben, dazu beigetragen, uns beide zu verändern. Es war schön, solange es andauerte. Schön, bei ihm zu sein und ihn, wenn auch nur kurz, nur für mich zu haben. Ich versuche, zu lächeln und kann nicht genau sagen, ob es mir gelingt. Nein, ich hasse ihn nicht. Ich liebe ihn immer noch. Nur einen Moment lang huscht ein Ausdruck der Bestürzung über sein Gesicht und verschwindet dann wieder hinter einer kalten, teilnahmslosen Fassade. Entschuldige, Itachi. Jetzt bin ich derjenige, der geht, der ihn hier alleine lässt. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Es tut mir so leid. Er zieht mich ganz fest in seine Arme, umarmt mich und der Schmerz in seiner Stimme ist echt, als er meinen Namen sagt. Ich drücke meine Wange an sein Haar und starre in den blauen Himmel. Es ist so furchtbar schade, dass es schon vorbei ist. ~ ENDE ~ *** Das war's! Wieviele von euch hassen mich jetzt? Ich habe lange überlegt, wo ich den Schnitt machen soll. Ursprünglich wollte ich, dass Itachi mittendrin die Kraft verlässt und Sasuke in seiner Zelle in Konoha sitzt, als es passiert. Aber dann habe ich das doch verworfen. Ich wollte zeigen, wie es hätte ausgehen können, wenn es wirklich so gekommen wäre. Wie das Happy End hätte sein können, wenn Sasuke nicht von Anfang an zum Tode verurteilt gewesen wäre. Diese Story ist mir wirklich wichtig und ich bin unendlich froh, dass ich sie doch noch zu einem für mich zufrieden stellenden Ende bringen konnte. Ich mag sie, weil sie viel von mir wiederspiegelt, weil sie irgendwie ungewöhnlich ist und weil ich damit einige neue Dinge ausprobiert habe. Es macht Spaß, in der Ich-Form zu schreiben, das hätte ich nie gedacht. Ich danke allen meinen Reviewern, ihr habt mich auf neue, spannende Ideen gebracht, ihr habt mir gezeigt, wo die Stärken und Schwächen der Story liegen und mich immer motiviert, mich aufzuraffen und trotz Krea-Tiefs weiterzuschreiben. Ich danke Marlkasha für viele neue Ideen, Eki-chan für eine wichtige Erkenntnis und ich danke Sama, die die Erste war, trotz allem, die die Anfänge dieser Story zu Gesicht bekommen hat. Übrigens werd ich die Story demnächst noch ein wenig überarbeiten und eventuell den letzten Teil dieses Kapitels als Epilog rausnehmen, also wundert euch nicht. Werd einfach nochmal drübersehen und ein paar Dinge, die mich noch stören, ändern. Aber wirklich was Neues oder Anderes wird nicht dazukommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)