Nemesis von Chi_desu (ItaSasu) ================================================================================ XX. You got your way and I'll get mine -------------------------------------- Itachi hat entschieden, mich zu trainieren. Und wenn sage, er hat entschieden, dann meine ich das auch so. Ich wurde gar nicht erst gefragt, denn wenn, hätte ich auch protestiert. Die Mangekyou Sharingan wollte ich nicht und immer, wenn ich sie benutze, werde ich daran erinnert, was sie mich gekostet haben. Aber er hat mir keine große Wahl gelassen. Er brachte mich nach draußen, wir suchten uns einen stillen Ort etwas abseits und der wurde sozusagen als Trainingsplatz auserkoren. Ich hatte keine große Wahl, als er mich angegriffen und mich angeblafft hat, ich solle gefälligst Haltung annehmen und mich verteidigen. Die ersten Stunden verbringt er stets damit, mich in Form zu peitschen. Er ist ein ausgezeichneter Lehrer, aber beim Training wünsche ich ihm regelmäßig die Pest an den Hals. Er korrigiert penibel jeden Fehler in meiner Verteidigung, so als wäre ich noch ein Ninjaanwärter, und wenn ich es wage, denselben Fehler zweimal zu machen, demonstriert er mir eindrucksvoll und schmerzhaft, was mich so ein Fehler kosten kann. Meine Präzision beim Werfen von Shuriken und Kunai lässt offenbar auch zu wünschen übrig ("Jemand mit Sharingan sollte eigentlich besser als ein durchschnittlicher Shinobi werfen, Sasuke!") und meine Kondition findet er auch allenfalls mäßig. Dass er mich noch nie außer Puste gebracht hat, scheint bei der Beurteilung dabei nebensächlich zu sein, ebenso wie die Tatsache, dass er sich nach Benutzen der Mangekyou Sharingan kaum auf den Beinen halten kann. Manchmal, wenn er auf mir rumhackt und mich fragt, was ich in der ganzen Zeit eigentlich gemacht habe, möchte ich ihn gerne darauf hinweisen, dass ich ihm ein Unentschieden beim letzten Kampf abgerungen habe und es daher wohl eher egal ist, ob ein Shuriken sein Ziel um fünf Millimeter verfehlt. Aber ich halte mich wohlweislich zurück, denn seine Trainingsmethoden sind sowieso schon fragwürdig und grenzen an Körperverletzung, ich habe nicht das Bedürfnis, ihn zu mehr zu ermuntern. Im Schwertkampf ist er etwas eingerostet. Er hat es ja selbst gesagt, die Familie hielt nie viel davon, deshalb konzentrierte sich sein Training damals auch auf andere Dinge. Und seit er die Mangekyou Sharingan hat, musste er sowieso nicht mehr sehr oft physische Gewalt anwenden. Eigentlich liebe ich es, wenn er versucht, mir was über Schwertkampf beizubringen. Weil ich ihm da überlegen bin. Er kann mich zwar auf Fehler in Haltung und Deckung hinweisen, aber es kommt nicht ganz so überlegen rüber, wenn sein Schwert dabei grade im hohen Bogen durch die Luft saust und ich ihm eines an die Kehle halte. Nach dem ersten Teil des Trainings – wo ich meistens schon an einem Punkt angelangt bin, wo ich ihm wünsche, er möge in der Hölle schmoren – setzen wir uns einander gegenüber hin und er trainiert mich im Umgang mit den Mangekyou Sharingan. Das mit dem Hinsetzen hat praktische Gründe, anfangs standen wir, aber weil die Mangekyou Sharingan sehr viel Kraft kosten, sind wir danach am zweiten Tag beide zusammengesackt wie nasse Säcke, was nicht nur peinlich sondern auch unsinnig war. Seitdem sitzen wir. Es ist weder erholsamer noch angenehmer als der erste Trainingsabschnitt. Ich sehe nichts mehr in seinem Geist, was er mich nicht sehen lassen will. Er gibt gerade so viel frei, dass ich üben kann, die Ängste eines Menschen herauszukitzeln und sie gegen ihn zu richten, aber den Rest von sich schottet er ab. Es ist nicht schön, was er mir beibringt. Ich finde es feige, die Ängste eines Menschen so gegen ihn zu richten. Ich weiß schließlich selbst am Besten, wie weh es tut und wie verheerend es sein kann. Aber ich mache mit, auch weil ich hoffe, dass er mir das andere Doujutsu auch noch beibringt, das mit dem schwarzen Feuer, das sich von Chakra ernährt. Das war viel eher nach meinem Geschmack. Ich bin todmüde, als ich mich ins Bett lege und ich ignoriere die blauen Flecken und Striemen an meinem Körper, die sich bei Berührung sofort bemerkbar machen. Ich sauge nur einmal scharf die Luft ein, als ich mich auf die Hand stütze, um das Kissen zurechtzurücken. Itachi lacht leise und fragt mich: "Ist was, Sasuke?" Grummelnd verweigere ich ihm die Antwort. Er ist schuld daran, dass mir alles wehtut, er und sein blödes Training. Ich bin ihm nicht wirklich böse, ich bin nur ein bisschen… verstimmt. Das Training hilft mir ja auch, mich nicht auf Naruto konzentrieren zu müssen und normalerweise ist es auch irgendwie richtig gut, anschließend todmüde nach Hause zurückzukehren. Würde ich es ihm übel nehmen, wäre ich nicht hier, in seinem Bett. Seit ich vor ein paar Tagen nach meinem Alptraum zum ersten Mal bei ihm geschlafen habe, tue ich es jede Nacht. Er hat nie was dagegen gesagt, deshalb nehme ich mal an, dass es ihn nicht stört. Wenn es nach mir geht, brauche ich das andere Zimmer nicht mehr. Ich bin geradezu ausgehungert nach seiner Nähe und ich nehme mir davon so viel, wie ich kriegen kann. Das Training heute war besonders unangenehm. Dieser miese Bastard hat mich gezwungen, ohne Sharingan zu kämpfen. Er durfte seine natürlich benutzen, eh klar. Es ist nahezu unmöglich, gegen jemanden anzutreten, der den Vorteil der Sharingan hat, noch dazu wenn er so gut ist wie Itachi. Er konnte jede meiner Bewegungen um Jahrhunderte voraussehen, ich hatte nicht den Hauch einer Chance. Und weil uns gestern eines der Schwerter in der Hitze des Gefechts kaputtgegangen ist, hat er sich einfach einen biegsamen aber recht robusten Stock von einem Gebüsch abgebrochen und damit gekämpft. War kein Problem für ihn, weil es mir nie gelang, das Ding mit dem Schwert zu treffen (Nicht, dass ich es nicht versucht hätte, das verdammte Ding in zwei Teile zu säbeln). Aber bei jedem Fehler von mir knallte der Stock auf bloße Haut und jetzt habe ich Striemen am ganzen Körper. Vor allem an den Händen, da er mir immer und immer wieder einzubläuen versuchte, dass ich meine Hände schützen muss, denn ohne die kann ich auch das Schwert nicht halten. Blöder, selbstgerechter Arsch. Anschließend hat er wenigstens das Trainieren der Sharingan weggelassen, ich hätte auch nicht gewusst, wie ich das überstehen soll. Ein bisschen wehleidig lecke ich mir über den Handrücken, wo er mich gleich mehrmals getroffen hat. "Tut es weh, Sasuke?", fragt er mich und schmiegt sich an mich. Sein Tonfall lässt mein Herz höher schlagen, ich weiß inzwischen schließlich, wie es sich anhört, wenn er ganz begeistert, fast schon fasziniert von meinem Schmerz ist. Das ist das wirklich Gute an den harten Trainingsstunden. Anschließend gehen wir ins Bett und je mehr er mich tagsüber gequält hat, desto aufregender ist die anschließende Nacht. Natürlich frage ich mich manchmal, ob es das ist, was die Zukunft für mich bereithält. Ich weiß, dass er immer noch rastlos ist, dass da noch etwas Dunkles ist, das ihn irgendwann wieder dazu treiben wird, mich wegzustoßen. Aber ich habe mir vorgenommen, es diesmal nicht so enden zu lassen. Ich werde mich nicht wegstoßen lassen. Was wir hier haben ist eigenartig, aber es macht mich auf eine eigentümliche Weise glücklich. Wenn ich an die Zukunft denke, sehe ich nicht mehr nur Leere und Einsamkeit. Ich sehe nur noch ihn. Mir ist wunderbar warm, als ich wach werde. Da ist jemand bei mir, ich höre seine gleichmäßigen Atemzüge und spüre den Arm, den er besitzergreifend um mich gelegt hat. Es ist schön, so bei ihm zu sein. Ich bin… Die Erinnerungen kehren zurück und mit ihnen der Schmerz. Ich krümme mich, schließe fest die Augen. Naruto ist tot. Ich kann nicht beschreiben, wie sehr ich hasse, dass ich es Nacht für Nacht vergesse. Dass ich wieder und wieder morgens glaube, es wäre immer noch alles in Ordnung. Mörder, flüstert die Stimme in meinem Kopf. Ich werde noch wahnsinnig, wenn das so weitergeht. Wenn nicht einmal Itachis Nähe mich beruhigen kann, wie soll ich je damit fertigwerden? Der Arm, der um mich liegt, zieht mich näher zu Itachi heran. "Warum kannst du ihn nicht einfach vergessen?", fragt er mich. Als ob das so einfach wäre. "Konntest du Shisui einfach vergessen?", frage ich zurück und blinzle den Schlaf fort. Es ist das erste Mal, dass wir über Naruto reden, seitdem ich neulich nachts zu ihm ins Bett gekrochen bin. "Er war mir wichtig. Und es ist furchtbar, dass ich ihn getötet habe. Er wollte mich nur beschützen. Er konnte nichts dafür, dass er in diese Sache hineingeraten ist." In seinen Armen drehe ich mich zu ihm um, damit ich ihn ansehen kann. Seine Augen sind leer und sein Gesicht gleichgültig. Er empfindet kein Mitleid. Narutos Tod, auch wenn er mich noch so sehr quält, bedauert er nicht eine Sekunde. Er bedauert nur, dass ich nicht vergessen kann. "Du verdankst ihm die Mangekyou Sharingan. Ist das nicht ein guter Grund zu sterben?" "Nein." Seine Gefühlskälte solchen Dingen gegenüber schockiert mich immer wieder. Ich setze mich auf. "Nein, ist es nicht! Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen!" Ich wollte die Mangekyou Sharingan nicht! Nicht um diesen Preis! Itachi setzt sich ebenfalls aufrecht hin und legt die Hand auf meine Schulter, aber ich schüttle sie ab. Missbilligend sieht er mich an. "Wenn er noch leben würde, wärst du dann auch hier?" "Fragst du mich, ob er mir wichtiger ist, als du?" "Ich frage dich, wo du jetzt wärst, wenn Naruto noch am Leben wäre. Bei mir oder bei ihm?" "Bei dir." "Ich glaube dir nicht." "Was macht das jetzt noch für einen Unterschied? Er ist tot!" Meine Güte, ich glaube, ich fange gleich an zu weinen. Das hat mir grade noch gefehlt. Wieder einmal vor seinen Augen anfangen zu flennen… nein, ich will nicht! Ich atme tief ein, um mich zu beruhigen. Ja, er ist tot, aber es ist nicht mehr zu ändern. Es macht ihn nicht lebendig, wenn ich weine. "Aber ich muss wissen, ob du nur hier bist, weil du jetzt sowieso nicht mehr anders kannst." "Bist du so unsicher?", frage ich wütend. "Ich habe ihn getötet, um dich zu beschützen. Was für einen Beweis willst du denn noch?" "Du hast ihn angegriffen, weil ich es so wollte. Du hättest es nie fertiggebracht, ihn meinetwegen umzubringen." "Sag mal, warst du nicht dabei, als ich…" "Ich bezweifle, dass Naruto tot ist." Ich starre ihn blöde an. Mein Verstand braucht einen Moment, um zu begreifen, was er da gesagt hat. "Der Neunschwänzige macht ihn beinahe unsterblich. Was du getan hast, könnte ihn unmöglich so schnell töten. Kyuubi sorgt dafür, dass Wunden bei ihm schneller heilen. Und dass er mit eigentlich tödlichen Verletzungen noch Stunden überleben kann." Das glaube ich einfach nicht. Ich habe mir tagelang Vorwürfe gemacht, ich habe… Und jetzt sagt er mir… "Aber… du hast doch gesagt, ich hätte ihn getötet…" "Ich sagte, was ich sagen musste. Für die Mangekyou Sharingan musstest du glauben, er sei tot." Ich fasse das alles nicht. Er sagte, ich müsste meinen besten Freund töten. Wenn Naruto nicht tot ist, kann ich nicht die Mangekyou Sharingan haben, so einfach ist das doch. Oder? "Die Sharingan sind keine eigenständige Entität, Sasuke. Die können seinen Puls nicht fühlen, können nicht auf magische Weise wissen, ob der beste Freund denn nun auch wirklich tot ist oder nicht. Es reichte aus, dass du glaubst, er wäre tot." "Aber dann…" Mir fällt ein Stein vom Herzen, aber gleichzeitig steigt meine Wut auf Itachi ins Unermessliche. Er hat mich leiden lassen, völlig ohne Grund! "Lebt er noch?", frage ich zornig. "Ja oder nein?" "Keine Ahnung. Ich habe dich mitgenommen und bin gegangen. Es hat mich schlichtweg nicht interessiert, was aus ihm wird." Am liebsten würde ich mich auf ihn stürzen und ihm diesen selbstgerechten Ausdruck aus dem Gesicht schlagen. Aber ich muss mich erstmal beruhigen, wirklich begreifen, was er da gesagt hat. Wenn auch nur die geringste Chance besteht, dass Naruto noch lebt, dann muss ich es wissen! Dann muss ich zu ihm gehen und mich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass Itachi mich vielleicht doch nicht zum Mörder gemacht hat. "Und jetzt wirst du gehen", sagt er. "Ich wusste es." Ja, ich will gehen. Und ich will ihn aufrichtig hassen, für das Leid, das er mir – schon wieder! – zugefügt hat. Aber ich kann nicht. Und noch dringender als Gewissheit über Narutos Schicksal zu bekommen ist es, jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren. Wenn ich jetzt aus der Tür stürme, um nach Naruto zu sehen, dann wird Itachi nicht mehr da sein, wenn ich zurückkomme. Das ist seine Angst und ich werde nicht derjenige sein, der alles kaputtmacht, auch wenn er mich geradezu dazu zu zwingen versucht. Dieses Mal werde ich vernünftig sein. Was auch immer er für Grausamkeiten für mich auf Lager hat, ich werde nicht tun, was er von mir will. Ich werde nicht aufgeben. "Verstehst du mich denn nicht?", frage ich ruhig. Seine Augen werden wieder so kalt, haben diesen unnahbaren Ausdruck, den ich zu fürchten gelernt habe. "Ich will nicht von hier weg, weil er mir wichtiger ist. Ich will nur wissen, ob es ihm gut geht. Damit ich mich nicht mit den Schuldgefühlen quälen muss. Wenn ich ihn suchen gehe, dann nicht, um dich zu verlassen." Er macht komplett dicht. Niemand anders kann es so perfekt wie er, ich sehe in seinem Gesicht und in seinen Augen, wie er alles, auch mich, von sich abschottet. Die Kälte ist sein Schutzwall und ich werde dagegen anrennen wie gegen eine Wand aus meterdickem Eis. So verletzlich er eben noch war, so versteinert ist er jetzt. Unterkühlt sieht er mich an und sagt frostig: "Ob du zurückkommst ist mir völlig egal. Wenn du gehen willst, dann geh. Verschwinde, dein Anblick macht mich krank." Es tut weh, obwohl ich weiß, warum er es sagt. "Nein. Nicht, wenn du mir nicht zuhörst." "Du bist schwach. Du wirst Naruto und dein zu Hause", er spuckt die letzten Worte geradezu aus, so als wäre es eine Beleidigung für ihn, die Worte überhaupt in den Mund nehmen zu müssen, "nie loslassen können. Es war ein Fehler, dich bei mir haben zu wollen. Du bist meine Aufmerksamkeit nicht wert." "Wer von uns ist schwach, Itachi? Ich versuche wenigstens, aus meinen Fehlern zu lernen! Du elender Feigling!" "Pass auf, was du sagst!" Die Drohung ist ernst gemeint, das sehe ich in seinen Augen. Ich werde nicht feige sein. "Sonst was, Itachi?", frage ich herausfordernd und recke das Kinn hoch, starre nicht furchtlos aber unerschrocken in seine Augen. "Ich kann dich immer noch töten, Otouto. Ich kann dich zerquetschen wie ein lästiges Insekt und mich endgültig von dir befreien." Ich kann nicht leugnen, dass ich Angst habe. Es ist nackte Überlebensangst, die von mir Besitz ergreift, denn nichts, nicht einmal der Blick von Orochimaru bei unserer ersten Begegnung, ist so erschreckend wie die zornigen Sharingan Augen meines Bruders. Mit einem einzigen Blick könnte er mich in Flammen aufgehen lassen. Eine einzige Handbewegung würde ausreichen, um mich zu töten, denn ich sitze hier, angespannt, aber nicht bereit, gegen ihn zu kämpfen. Wenn er mich töten will, werde ich ihn nicht aufhalten. "Du bist hier, aber das heißt nicht, dass du tun und lassen kannst, was dir beliebt. Du gehörst mir, hast du das noch nicht begriffen? Ich treffe meine Entscheidungen selbst, und wenn du noch ein einziges Mal versuchst, so mit mir zu reden, dann schneide ich dir die Kehle durch." Keine Angst. Keine Angst, keine Angst, keineAngst. Auf der Brücke habe ich es doch verstanden. Ich bin zu kostbar. Er tötet mich nicht. Und ich lasse mir von ihm nicht den Mund verbieten. Wenn ich jetzt was sage, rastet er vielleicht aus, aber wenn ich schweige, mache ich alles nur noch schlimmer. Wenn ich irgendwas ändern will, darf ich nicht feige sein. Ich lasse nicht zu, dass er wegläuft. Er fasst die Stille, während der ich mich zu beruhigen versuche, als stumme Kapitulation auf. Wortlos, nur mit einem letzten, verächtlichen Blick steht er vom Bett auf. "Feigling", würge ich mit Todesverachtung hervor. Meine Hände zittern wie verrückt. Ich sehe kaum, wie er sich umdreht, es geht viel zu schnell, ich sehe nur die Bewegung seines Armes, schließe instinktiv die Augen und er schlägt mir mit dem Handrücken ins Gesicht. Es tut weh, ich pralle rücklings gegen die Wand, an der das Bett steht, und bevor ich überhaupt wieder begreifen kann, was passiert, werde ich gepackt und in die Höhe gerissen. Etwas trifft mich hart im Rücken, mein Hinterkopf knallt dagegen, und im ersten Moment gerate ich in Panik, weil ich keinen Boden unter den Füßen habe, und merke erst dann, dass er mich nicht gegen die Wand sondern auf den Boden geworfen hat und ich auf dem Rücken liege. Ich kriege kaum Luft. Die Panik niederkämpfend zwinge ich mich, die Augen zu öffnen. Er sitzt rittlings auf mir, eine Hand um meinen Hals gelegt, und würgt mich. Die Sharingan blitzen mich zornig an und es muss wohl der heftigste Gefühlsausbruch sein, den ich ihm je entlockt habe. Ich habe es selbst gar nicht bewusst mitbekommen, aber meine Finger haben seinen Arm umklammert in dem Versuch, seine Hand von meinem Hals zu lösen. Keine Chance. Er ist so furchtbar wütend. Ich starre in seine Augen und sehe etwas, das sehr alte, sehr tiefe Ängste neu entfacht. Mit den Mangekyou Sharingan sieht er mich an und dieses Mal bin ich nicht darauf vorbereitet. Er wird es wieder tun, er wird mir den Tod meiner Eltern zeigen, nein, vielleicht sogar Narutos Tod, und ich… Aber ich bin doch nicht mehr das Kind von damals. Ich kann mich dagegen zur Wehr setzen. Keine Angst! Hab keine Angst! Ich aktiviere die Sharingan und trotz meiner Furcht vor diesen Augen zwinge ich mich, seinen Blick zu erwidern. Ich starre in seine Augen, wild entschlossen, keine Angst mehr zu haben. Ich bin kein Kind mehr. Ich kann mich wehren und ich habe die Kraft, seine Wut auszuhalten. Als seine freie Hand plötzlich über meinen Augen liegt, bin ich doch erstaunt. Hat er Angst vor meinen Augen? Dass ich ihn damit besiegen könnte? Oder mehr davor, dass ich in seinen Erinnerungen noch mehr finden könnte, was ich nicht sehen soll? Auf einmal lässt er meinen Hals los. Ich ringe mühsam nach Luft. Aber ich unternehme nichts, um ihn von mir runter zu stoßen. Ich liege einfach da und atme, ein und aus, immer wieder. Seine Hand liegt immer noch über meinen Augen. Keine Ahnung, wie lange wir so bleiben, es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Als ich spüre, dass er sich bewegt, rechne ich eigentlich damit, dass er von mir runter geht. Aber stattdessen spüre ich seine Lippen auf meinen. Bereitwillig öffne ich den Mund und unterdrücke das panische Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, als er mir seine Zunge in den Mund schiebt. Es fühlt sich seltsam an, dabei nicht sehen zu können. Ich schließe beim Küssen eigentlich nicht die Augen. Es wundert mich nicht, dass er mich jetzt küsst. Mein Körper reagiert wie von selbst darauf, und es ist trotz allem schön, auch wenn ich weiß, was bei ihm, jedes Mal wieder, diese Zärtlichkeit auslöst. Ich seufze in den Kuss hinein und er lässt von mir ab. Wortlos steigt er von mir runter und ich setze mich auf. Das Atmen fällt schwer, mein Hals fühlt sich rau und heiser an. Wir verfallen in dumpfes Schweigen, minutenlang. Als sich meine Atmung schließlich normalisiert hat, frage ich heiser: "Warum, Itachi? Wozu das alles?" Er sieht mich nicht an, als er mir antwortet: "Ich werde dich immer wieder auf die Probe stellen. Ich werde dir immer wieder wehtun, nur um zu sehen, ob du mich anschließend immer noch liebst." Die Verzweiflung droht mich zu ersticken. Es kann nicht so hoffnungslos sein. Wenn ich, wenigstens einer von uns, es begriffen habe und versuche, etwas zu ändern, dann haben wir doch noch eine Chance, oder? "Warum, Itachi? Willst du unglücklich sein? Sollen wir beide den Rest unseres Lebens so verbringen?" "Ich kenne nichts anderes." Warum stellt er mich auf die Probe, wenn ich keine Chance habe, jemals zu bestehen? Es hört nie auf, wozu das ganze? "Kannst du nicht versuchen, mir zu vertrauen?" "Ich vertraue dir. Ich würde dir mein Leben anvertrauen." "Warum glaubst du mir dann nicht, wenn ich dir sage, dass ich zurückkommen werde?" Das Sprechen fällt mir schwer, es tut weh im Hals. Ich rutsche näher an ihn heran und er bleibt wie erstarrt sitzen, rührt sich nicht einen Zentimeter, als ich ihn umarme. "Ich habe mich entschieden, und es hing nie davon ab, ob Naruto lebt oder nicht. Ich will bei dir sein und dafür gibt es außer dir keinen anderen Grund. Es ist mir egal, ob du mir wieder wehtust. Und wenn du mich wieder verlässt, dann werde ich dich suchen. Und wenn ich dich nicht finde, dann werde ich weitersuchen, immer weiter, hörst du?" "Du hast dich ganz schön verändert", sagt er tonlos. Die Anspannung fällt bei diesen Worten von uns beiden ab. "Dass du es gewagt hast, mich so zu reizen…" Ich lächle an seiner Schulter. "Und ich lebe noch." "Dummer, kleiner Bruder. Bilde dir nichts darauf ein, du hast mir einfach Leid getan. Du hast gezittert wie ein kleines Mädchen." "Natürlich." Mir ist schon klar, wie verkorkst wir sind. Dass es nicht normal ist, sich ein paar einfache Worte so hart erkämpfen zu müssen, ist mir bewusst. Aber für mich fühlt es sich an wie ein Erfolg. Wenn wir beide immer wegrennen, werden die Missverständnisse nur immer größer. Dieses Mal mache ich es ihm klar, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. "Sasuke." "Mh?" "Erinnerst du dich an das, was dir die Mangekyou Sharingan gezeigt haben, ganz am Anfang?" Natürlich erinnere ich mich. Ich bekomme ein mulmiges Gefühl im Bauch, weil er danach fragt und nicke wortlos. "Ich schulde dir wohl eine Erklärung." Nein, eigentlich nicht. Es gibt viele Dinge, die er mir erklären sollte, aber diese spezielle Sache zählt eigentlich nicht dazu. Aber ich bin der Letzte, der ihn aufhält, wenn er mal bereit ist, von sich aus etwas zu erzählen. "Als du noch ein Baby warst…" Er stockt und man merkt, wie schwer ihm das fällt. Er ist es nicht gewohnt, über sich und seine Gefühle zu reden. "Als du Laufen gelernt hast, kamst du als erstes zu mir gestolpert. Zu meinen Füßen hast du dich fallen gelassen, um mein linkes Bein zu umklammern. Du hast dich gefreut und es war mir ein Rätsel, wieso du ausgerechnet zu mir kamst." Noch verstehe ich nicht, warum er das sagt. Aber es ist… ich finde es irgendwie rührend und tragisch zugleich. Selbstverständlich erinnere ich mich nicht daran. Aber wenn ich so darüber nachdenke, hab ich mich in der Hinsicht eigentlich kaum verändert. Inzwischen kann ich meine Gefühle etwas – nur etwas – deutlicher ausdrücken, aber ich komme immer noch voller Liebe zu ihm gerannt. "Anfangs warst du mir wirklich egal. Ich war erstaunt, dass du dich jedes Mal so gefreut hast, wenn ich von einer Mission nach Hause zurückgekehrt bin." Er runzelt die Stirn. "Ich habe es nicht verstanden, ich habe nie verstanden, warum du mich so geliebt hast." Auf Anhieb fallen mir tausend gute Gründe ein, aber nicht einer kommt mir über die Lippen. "Und in dem Moment, den du in meinen Erinnerungen gesehen hast, habe ich verstanden, dass ich dich noch viel mehr liebe." Ich glaube, ich muss weinen. Dass ich dich noch viel mehr liebe. Gegenwart. Er wird es niemals direkt zu mir sagen, aber die Worte sind das, was einem 'Ich liebe dich' am nächsten kommen. "Meine Liebe war… schlecht. Sie hätte dich beschmutzt. Ich hätte dir wehgetan, du warst noch so klein. Mir war klar, dass ich nicht gut für dich war." Verzeih mir, Sasuke. Ein anderes Mal vielleicht. "Ich wollte warten, bis du alt genug bist, um selbst zu entscheiden." Ich fühle, wie er seine Hand auf meine legt. Meine Augen habe ich geschlossen, ich lausche atemlos seinen Worten. Noch nie hat er auch nur annähernd so viel über sich preisgegeben. "Deshalb habe ich dich nicht mitgenommen. Es war nicht so geplant. Sie mussten sterben, aber ich hatte nicht vor, dich so zu quälen. Du warst plötzlich da und es war in einem Moment der Schwäche, wo ich entschieden habe, dass du mich nie vergessen sollst." Mein Herz schlägt so schnell. Was er sagt, macht mich traurig. "Ich will dich schon so lange für mich haben, dass ich nicht mehr beurteilen kann, ob du in der Lage bist, selbst zu entscheiden. Vielleicht habe ich dir auch nie eine Wahl gelassen." "Ich bin erwachsen, Nii-san. Du hast dafür gesorgt, dass ich dich nie vergesse. Aber Gefühle kannst nicht mal du erzwingen. Gesteh mir endlich zu, meine eigenen Entscheidungen zu treffen." "Dann entscheide dich." "Das hab ich doch schon. Ich will bei dir sein." Und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um ihn zu halten. Die Ungewissheit wird mich quälen, aber ich kann jetzt nicht gehen und mich davon überzeugen, dass es Naruto gut geht. Wenn das einer von den vielen Steinen sein soll, die Itachi mir in den Weg legt, dann soll es so sein. Ich gebe nicht auf. In dem Moment, wo ich aufwache, vermischen sich Traum und Realität. Ich spüre eine warme Hand, die über meinen Bauch streichelt. Ich möchte gerne weiterschlafen, das noch ein bisschen länger genießen, aber irgendwas lässt mich nicht wieder einschlafen. Während meine Sinne langsam zurückkehren, werde ich mit einem außergewöhnlichen Gefühl der Sehnsucht langsam wach. Ich wölbe mich den lange entbehrten Streicheleinheiten wohlig entgegen und sie wollen auch nicht verschwinden, als ich schon wieder klar denken kann. Es ist gar kein Traum. So nach und nach fällt mir wieder ein, wo ich bin. Und mir fällt ein, zu wem die Hand, die jetzt nach oben wandert, gehört. Ist er wach? Es ist schwer zu beurteilen, weil ich mit dem Rücken zu ihm liege. Ich versuche, stillzuliegen. Vielleicht schläft er, oder er denkt, ich schlafe immer noch. Wenn ich ihn wecke oder ihm zeige, dass ich wach bin, hört er vielleicht auf und das will ich nicht. Aber still dazuliegen, während seine Hand meinen ganzen Körper erkunden zu wollen scheint, ist nicht gerade einfach. Ich frage mich, ob er das öfter macht, wenn ich schlafe. Ich halte den Atem an, als seine Finger über meinen Bauchnabel streichen und bis runter zu meinem Hosenbund wandern. Vielleicht bin ich doch noch nicht ganz wach. Ich fühle mich schmusig und wuschig zugleich. Obwohl ich ja sowieso bloß still daliegen kann, wüsste ich im Moment nicht recht, was ich tun würde, wenn das anders wäre: mich zu ihm umdrehen und wie eine Katze um weitere Streicheleinheiten schnurren oder mich auf ihn rollen und ihn bitten, mich einfach hier und jetzt zu nehmen. Eine zweite Hand streichelt mir plötzlich über den Kopf. Er ist doch wach. "Schlaf ruhig weiter, Sasuke", haucht er. "Ich werde dich nicht anfassen. Nicht sehr." "Mmmh", seufze ich wohlig. Er zieht den Kragen meines Hemdes ein Stück runter und küsst meinen Nacken. Er ist so zärtlich, dass es mich erschreckt. Es wäre mir lieber, er würde mir wehtun. Wenn er lieb zu mir ist, kriege ich Angst, dass es ein Abschied ist. Ich verbiete mir solche Gedanken und greife nach seiner Hand, nehme sie in meine. Mit dem Daumen streichelt er über die Innenfläche meiner Hand und das Gefühl der Angst wird stärker. Ich will ihm vertrauen. Nicht fürchten, einfach genießen. Vorsichtig drehe ich mich zu ihm um und unsere Lippen treffen sich suchend in der Dunkelheit. Zuerst ist es so ein keuscher Kuss, dass ich glaube, neben einem Fremden zu liegen. Itachi ist doch nicht so. Wieder kämpfe ich den Gedanken nieder und als ich mich entspanne, merke ich erst, was für einen Unterschied es macht. Dieser Kuss ist wie… wie damals, als wir hier waren. Erste Annäherungsversuche. In meinem Bauch kribbelt es, ich merke, dass mein ganzer Körper angenehm prickelt. Es ist wirklich ganz anders. Aber obwohl wir schon so innige Küsse ausgetauscht haben, fühlt sich das hier fast näher und wichtiger an, als alle vorher. Vielleicht hat sich doch etwas verändert. Seine Zunge streicht über meine Lippen und ich öffne sie bereitwillig. Er legt beide Arme um mich, hält mich ganz fest, und ich spüre die Sehnsucht in seinem Kuss und seiner Umarmung. Es geht ihm nicht anders als mir. Wir haben uns diese Dinge zu lange vorenthalten, aus unterschiedlichen Gründen und doch beide nur aus Dummheit. Sein Knie schiebt sich zwischen meine Beine und eine Hand schlüpft hinten in meine Hose. Ich seufze in den Kuss hinein. Es ist alles so anders. Es ist das erste Mal, dass Verlangen nicht mit Schmerz einhergeht. Er hat mir nicht wehgetan und doch glüht mein Körper plötzlich, giert geradezu danach, von ihm angefasst zu werden. Heute ist wohl ein Tag der ersten Male. Atemlos liege ich in seinen Armen und blicke an die Decke. Mir ist so seltsam zumute. Es war völlig anders als alles, was wir jemals getan haben. Vielleicht, weil wir zum ersten Mal nicht miteinander geschlafen haben, um einem klärenden Gespräch zu entgehen, sondern einfach nur aus Verlangen und Sehnsucht. Schön. Ich wusste nicht, dass es so auch sein kann. Wenn er mir dabei wehtut ist es geiler, aber so ist es… einfach schöner. Inniger. Ich weiß auch nicht. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, aber es geht schon auf den Sonnenaufgang zu. Wenn ich zum Fenster raus schaue, sind die Sterne verschwunden, der Himmel ist schon heller geworden. "Ich denke, dass Naruto dich liebt." Der Satz von ihm kommt in jeder Hinsicht unerwartet. Er sagt das einfach so in die Stille hinein, dabei dachte ich, er wäre schon eingeschlafen. Ich merke, wie mein Körper wie zu Eis erstarrt. Mein er, Naruto liebt mich so wie… So ein Unsinn. Naruto ist… oder war… mein bester Freund. Mehr nicht. "Warum sagst du sowas?", frage ich und meine Stimme zittert. Irgendwas an dem Gedanken, dass er Recht haben könnte, macht mich unruhig. "Ich werde dich nicht mehr belügen. Ich habe entschieden, dich wie einen Erwachsenen zu behandeln." "Aber wenn du sagst, dass Naruto… Wie kommst du nur auf sowas? Es ist… absurd." "Du musst blind sein, wenn du es nicht gesehen hast." Es ist die Eifersucht, die aus ihm spricht, mehr nicht. Naruto hat mir nie einen Grund gegeben, zu glauben, dass er irgendwas anderes als Freundschaft für mich empfindet. Ich zermartere mir das Hirn, aber mir fällt wirklich nichts ein. Es ist einfach nur absurd. "Es ist nicht wahr", sage ich im Brustton der Überzeugung. Er will was sagen, aber ich füge rasch hinzu: "Und es ist auch nicht wichtig." "Es ist wichtig, dass du es weißt. Ich erzähle es dir nicht gerne, aber es muss sein." Die Angst kehrt schlagartig zurück. Seine Hand streichelt über meine Stirn. "Wenn er noch lebt, wird er dafür sorgen, dass du ins Dorf zurückkehren kannst. Er wird dir verzeihen und du könntest mit ihm in Konoha bleiben. Glücklich sein." "Sagst du mir das, weil du mich wieder verlassen wirst?" Die Angst sitzt ganz tief in mir drin. Er öffnet den Mund, um zu antworten, aber ich lege die Finger auf seine Lippen, um ihn davon abzuhalten. "Entschuldige", flüstere ich. "Ich will versuchen, dir zu vertrauen." Das will ich wirklich. Wenn ich es doch verstanden habe, was zwischen uns so furchtbar schief läuft, muss es auch einen Weg geben, es zu ändern. Ich will es dieses Mal anders machen. "Ich weiß jetzt, was was du tun kannst, damit ich dir glaube." Sofort weiß ich, was er meint. Wieder ein Test. Aber es klingt so, als wäre es der letzte. Und wenn er mich nochmal durch die Hölle jagt, dann werde ich das akzeptieren, wenn er am Ende bereit ist, mir zu glauben. "Dann sag mir wie." Er setzt sich auf und ich tue es ihm gleich. Mein Herz rast. "Ich gebe dich frei." Augenblicklich schießen mir die Tränen in die Augen. Er tut es wieder, er lässt mich wieder zurück, schon wieder, schon wieder, er… Halt! Ich muss ruhig bleiben. Vertrauen. Ich muss einfach. "Wie meinst du das?" "Ich möchte, dass du zu ihm gehst und nachsiehst, ob er noch lebt." Ich kann seinen Tonfall nicht deuten. "Und dass du weißt, dass du dieses Mal wirklich frei entscheiden kannst. Wenn du dich entschließt, in Konoha zu bleiben, dann werde ich gehen und du wirst mich nie mehr wieder sehen. Ich verspreche, dass ich Naruto nichts tun werde. Und ich werde mich nicht mehr in dein Leben einmischen." Mir wird so einiges klar. Wenn er Recht hat und Naruto mich liebt – und ich zweifle noch immer daran – dann verstehe ich, warum das so wichtig ist. Er denkt, dass Naruto mich liebt und er denkt, ich müsste mich immer noch zwischen ihnen beiden entscheiden. Ich könnte ihm hier und jetzt sagen, dass die Entscheidung längst gefallen ist, nein, dass ich sie nie wirklich treffen musste, weil Naruto mir nie so wichtig war wie er, aber er würde mir nicht glauben. Aber wenn er mir die freie Wahl lässt, und ich mich trotzdem für ihn entscheide, kann er mir vielleicht glauben. Wenn er das Gefühl hat, mich nicht dazu gezwungen zu haben, wenn er begreifen könnte, dass es mein Ernst und mein freier Wille ist… dann kann er mir glauben. Dass er mich freigibt, ist der Beweis, dass er auch versucht, etwas zu ändern. Ich bin nicht der Einzige, der erkannt hat, wie kaputt wir sind. Ich weiß, dass er sein Wort halten wird. Wenn ich nicht zurückkäme, würde er für immer aus meinem Leben verschwinden. Allein der Gedanke nimmt mir fast die Luft zum Atmen, aber ich begreife auch, was er zu riskieren bereit ist. Es muss ihm schwer fallen, die Kontrolle über mich aufzugeben. Ich weiß nicht, wie ich auch nur einen Fuß vor die Tür setzen soll. Die Angst, er könnte nicht mehr da sein, wenn ich zurückkomme, wird mich foltern, aber ich weiß, dass ich es tun muss. Wir gehen alle beide ein großes Risiko ein, um endlich diese Mauer zu überwinden, die uns voneinander trennt. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen. Deshalb werde ich gehen. Und ich werde zurückkommen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. "Versprich mir, dass du hier sein wirst, wenn ich zurückkomme", sage ich. "Ich werde drei Tage warten. Wenn du dann noch nicht zurück bist, verschwinde ich für immer von der Bildfläche." Drei Tage sind mehr als genug. Ich will nur sehen, wie es Naruto geht, und dann wieder hierher – nach Hause – zurückkehren. Ich werde daran glauben, dass das das letzte Mal ist, dass Itachi mich auf die Probe stellt. "Dann werde ich mich beeilen." Ich verliere keine weitere Zeit. Ich stehe auf und gehe rüber in mein Zimmer, mache das Licht an und suche meine Sachen zusammen. Viel werde ich nicht mitnehmen, ich werde nicht lange unterwegs sein. Ich ziehe mir was an – die Sachen sind von Itachi und passen mir inzwischen fast genauso wie ihm – werfe mir einen Mantel über und verstaue ein paar Kunai und Shuriken in den Taschen. Mein Schwert ist noch in Konoha, deshalb werde ich mir das meines Bruders ausborgen. Ich bin schließlich jetzt ein Abtrünniger und ich werde mich vielleicht gegen Angriffe verteidigen müssen. Zuletzt nehme ich den Ring an mich. Die Kette ist zerrissen und eher aus Faulheit probiere ich nochmal aus, ob er mir an irgendeinen meiner Finger passt. Nicht mal mehr an den kleinen. Ich habe zugenommen. Vor zwei Jahren, als ich ihn anprobiert habe und er zumindest auf den kleinen Finger passte, war ich ausgezehrt. Itachi sagte damals zu mir, ich sei zu dünn. Ich habe zwei Jahre lang darauf geachtet, gut zu essen, damit er das nie wieder zu mir sagen kann. Ah, immer wieder stoße ich darauf, wie sehr mein Leben nach ihm ausgerichtet ist. Wie sehr ein paar einfache Worte von ihm mein ganzes Handeln beeinflussen können. Ich löse die Kette vom Ring und stecke ihn in eine innen eingearbeitete Tasche meines – eigentlich seines – Mantels. Reisefertig kehre ich nochmal in sein Zimmer zurück. Ich mache das Licht an und er sitzt immer noch aufrecht im Bett, sieht mich nicht einmal an. "Ich leihe mir dein Schwert", sage ich und nehme es von der Kommode, auf der es liegt. "In spätestens drei Tagen kriegst du es zurück." Er antwortet nicht. "Ich komme zurück", sage ich fest. "Vertrau mir." Und damit verlasse ich sein Zimmer und eine halbe Minute später auch das Haus. …tbc… *** Letztes Kapitel? Ach Quatsch. Ich sollte lernen, meine Klappe zu halten. Ich kann mich nicht kurz fassen und die Story hier macht sowieso mehr oder weniger mit mir, was sie will. Es passiert nie das, was ich vorhatte, es schreibt sich von selbst und plötzlich ist es ganz anders, als ich es geplant hatte. Ich werde gar nichts mehr ankündigen, nur, eh, dass das Ende nahe ist. Und dass es immer etwas länger dauern wird bis ich wieder poste, weil es mir zur Zeit nicht ganz so leicht fällt zu schreiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)