Nemesis von Chi_desu (ItaSasu) ================================================================================ II. Would you ever really notice I've gone away ----------------------------------------------- Entgegen aller Befürchtungen liege ich noch immer dort, wo ich gestern eingeschlafen bin, als ich erwache. Und von Itachi ist weit und breit nichts zu sehen. Ich bleibe noch etwas liegen und beobachte, wie am Horizont die Sonne aufgeht. Heute Nacht habe ich seltsame Dinge geträumt, von Orochimaru und Itachi, die mich verfolgten, sich dabei gegenseitig in die Quere kamen und am Ende dann miteinander gekämpft haben, während ich seelenruhig nach Konoha zurückgekehrt bin. Ich kam zum Eingang und da wartete Naruto auf mich und hat mich begrüßt, als wäre ich nie fort gewesen. Es war nur ein Traum, aber irgendwie hat er Sehnsucht nach zu Hause in mir geweckt. In Konoha war ich eine Weile beinahe glücklich. Ich sehne mich zurück nach diesem Leben. Natürlich kann es nie mehr so werden, wie es war. Aber ich beschließe, es zu versuchen. Vielleicht nehmen sie mich wieder auf. Und vielleicht können meine Freunde mir sogar irgendwann verzeihen. Mit einem neuen Ziel vor Augen mache ich mich auf den Weg. Meine Reise dauert genau einen halben Tag lang. Ich habe nur einen Fehler gemacht, ich habe jemanden nach dem Weg gefragt, weil ich keine Ahnung hatte, wo ich mich überhaupt befinde. So müssen sie mich gefunden haben, eine andere Erklärung gibt es nicht. Jedenfalls fährt Orochimaru schwere Geschütze auf, er hat mir vier seiner armseligen Geschöpfe geschickt, an denen er mit dem Juin experimentiert hat und, als ob das nicht ausreichen würde, außerdem noch Kabuto. Die vier allein wären vielleicht kein so großes Problem, aber Kabuto ist ein anderes Kaliber. Er hat mein Training als ich bei Orochimaru war sehr genau beobachtet. Er kennt meine Stärken, aber auch meine Schwächen, ich werde mich tatsächlich anstrengen müssen, um ihn zu erledigen. "Ich werde nicht mitkommen", sage ich und überlege, wie ich mir aus dieser Situation einen Vorteil verschaffen könnte. "Ich bin fertig mit Orochimaru." Kabuto rückt seine Brille zurecht. "Du denkst doch nicht, dass Orochimaru-sama ganz umsonst all die Zeit in dich und dein Training investiert hat. Du wirst mit uns kommen. Du kannst dir aussuchen, ob du freiwillig mitkommst oder ob wir dich bewusstlos prügeln und zu ihm schleifen müssen." "Versuchen könnt ihr's ja." Etwa eine halbe Stunde später stolpere ich mit blutigem, geschwollenem Gesicht und an den Händen gefesselt hinter Kabuto her. Mir tut alles weh, ich bin mir sicher, dass ich morgen grün und blau am ganzen Körper sein werde. Dieser sadistische Bastard Kabuto hat das andere Ende des Seils mit dem sie meine Handgelenke zusammengebunden haben in der Hand. Er legt ein hohes Tempo vor und ich hinke leicht, weil er mir im Kampf beinahe den linken Fuß gebrochen hätte, der ja sowieso schon etwas angeknackst war. Wäre ich nicht total erschöpft, würde ich ihn allein für das Tempo, das er vorlegt, von hinten anspringen und sein widerliches Gesicht in den Dreck drücken. Die vier sound-nin gehen neben mir her und können sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Ehrlich gesagt hab ich nicht damit gerechnet, dass ich gegen sie verlieren würde. Ich war mal stark, stärker als Kabuto. Wie kann es sein, dass ich plötzlich nicht mehr gegen ihn ankomme? Ist es, weil ich immer noch mit den Nachwirkungen meines Kampfes gegen Itachi zu kämpfen habe? Oder habe ich Kabuto einfach unterschätzt? Ich weiß nur, dass etwas anders war. An ihm, an mir, keine Ahnung. Ich habe verloren, so sieht’s aus. Allerdings dürfte das alles schon bald meine geringste Sorge sein. Orochimaru wird nicht gerade begeistert sein. Bisher hat er mich wie einen Schüler behandelt, aber das wird sich jetzt ändern, ich kenne ihn. Er wird mich sofort durchschauen und merken, dass es für mich keinen Grund mehr gibt, bei ihm zu bleiben. Er wird nicht lange warten und meinen Körper übernehmen. Ich hatte nie die Zeit, darüber nachzudenken; jetzt habe ich sie. Und ich bekomme langsam ein mulmiges Gefühl im Magen. Ich möchte es nicht. Auf einmal fürchte ich mich fast vor Orochimaru und vor dem, was er mit mir vorhat. Ich wollte doch nach Hause zurück. Es ist schon irgendwie seltsam, was einem für Gedanken kommen, wenn man gedemütigt und geschunden an ein Seil gebunden hinter jemandem herstolpert, auf dem Weg zu einem Schicksal, das schlimmer als der Tod ist. Ich muss an meine Freunde denken. Ob Naruto schon ein Anbu ist? Und was macht Sakura? Auch wenn ich es versuche, kann ich mir die beiden beileibe nicht als 15jährige vorstellen, insbesondere Sakura. Sie war nie ein hübsches Mädchen. Aber irgendwas hatte sie… Ich hätte mich bei ihr entschuldigen sollen. Ich habe sie schlecht behandelt. Sie war immer… Mein Fuß knickt unerwartet um und ich falle vorwärts in den Dreck. Kabuto zerrt erstmal an dem Seil, als hätte er meinen Sturz nicht bemerkt. Mühsam stemme ich mich mit den Armen hoch, während er sich umdreht. Als ich aufstehen will, zieht er an dem Seil und reißt mir damit die Arme weg. Ich falle gleich noch mal in den Dreck und diesmal kann ich mich nicht abstützen. Lodernde Wut überkommt mich, als ich den Kopf hebe, und in seinem Gesicht sadistische Freude sehe. Auf diese Gelegenheit hat er lange gewartet. Seitdem ich zu Orochimaru gekommen bin, war er eifersüchtig auf mich, weil Orochimaru seine ganze Aufmerksamkeit auf mich konzentriert hat. Dabei hätte ich liebend gerne mit ihm getauscht. Es war alles andere als angenehm, im Zentrum der Aufmerksamkeit dieser feigen Schlange zu stehen. "Was ist, Sasuke-kun?", fragt Kabuto spöttisch. "Zu schwach, um aufzustehen?" "Das hättest du wohl gern", zische ich und setze mich auf. Eigentlich weiß ich schon, was jetzt passieren wird. Mein Blick fällt auf sein Handgelenk, um welches er leichtsinnigerweise das Seil gebunden hat. "Ach weißt du, dich im Dreck liegen zu sehen ist eigentlich kein so neuer Anblick für mich", höhnt er. Die vier anderen lachen. Ich aktiviere die Sharingan, weil ich weiß, was er tun wird. Ich sehe voraus, wie er das Seil strafft und genau im richtigen Moment packe ich es mit beiden Händen und ziehe mit einem kräftigen Ruck daran. Wie erwartet fliegt Kabuto mir geradezu entgegen und landet mit dem Gesicht voran im Dreck. Ich stemme mich vor, packe ihn am Kragen und zerre ihn zu mir. "Jetzt hör mir mal zu, du sadistischer Bastard", knurre ich leise, damit nur er es hören kann. "Wenn du Streit willst, das kannst du haben. Diesmal werde ich mich nicht ergeben, bevor ihr mich tot geprügelt habt. Allerdings bezweifle ich, dass dein Meister dir das so schnell verzeihen würde." Zwei seiner Wachhunde packen mich und zerren mich von ihm weg, aber er sorgt dafür, dass sie mir nichts tun. Zuerst glaube ich, dass ich gewonnen habe. Aber dann kommt er ganz nah an mich heran und sein Blick ist plötzlich eiskalt. "Du würdest mir damit einen großen Gefallen tun, Sasuke-kun", sagt er, und rammt mir dann unvermittelt seine Faust in den Magen. Mir bleibt die Luft weg und ich krümme mich vor Schmerzen. Ich schmecke Blut. An meinem Ohr höre ich ihn sagen: "Bitte tu mir den Gefallen und wehr dich." Mir zittern die Knie. Ich wusste, dass Kabuto skrupellos ist. Aber was ich im Moment spüre, ist wirklich erschreckend. Ich spüre deutlich die Absicht, zu töten. Ich habe keine Zweifel mehr, dass er mich tötet, wenn ich mich wehre, ganz egal, was Orochimaru dazu sagt. Und er wird es sicher nicht kurz und schmerzlos tun. Ein Lächeln erscheint auf Kabutos Gesicht, als ich nicht reagiere. Es ist dumm und unüberlegt, aber mein Stolz erlaubt keine andere Reaktion. Ich spucke ihm ins Gesicht. Die Mischung aus Spucke und Blut läuft über seine Wange und ich grinse. "Na dann gib dein Schlimmstes, Arschloch." Kabuto braucht weniger Zeit, um sich von der Überraschung zu erholen, als ich erwartet habe. Seine Faust trifft mich mitten ins Gesicht. Scheiße, es tut mehr weh, als ich dachte. Immerhin ist mein Gesicht bereits ramponiert. Kabuto gibt mir keine Zeit, mich zu erholen. Irgendwas trifft mich am Arm, dann im Rücken, ich habe nicht mal die Zeit, meine Augen zu öffnen und zu sehen, wo er als nächstes angreifen wird. Es tut entsetzlich weh. Kabutos medizinische Ausbildung scheint noch andere Vorteile zu haben. Er weiß genau, wo er zuschlagen muss, damit es wirklich höllisch weh tut. Ich bin gefesselt und zu kraftlos, um mich zu wehren. Also stehe ich nicht mehr auf sondern krümme mich zusammen und versuche, mein Gesicht zu schützen. Dann hört es auf einmal auf. Ich öffne mühsam die Augen und nach einigen Schwierigkeiten, mich zu orientieren, sehe ich, dass Kabuto am Boden liegt. Eine Hand liegt um seinen Hals und als ich sehe, zu wem die Hand gehört, werden meine Knie weich. Itachi ist hier. Und er erwürgt gerade Kabuto. Die vier sound-nin stürmen auf ihn zu und ich spucke erstmal Blut. Vielleicht sollte ich erleichtert sein, aber auch wenn ich dem Tod wohl gerade entronnen bin, ist mir allerhöchstens übel. Wenn Orochimaru der Teufel ist, dann ist Itachi der Antichrist. Ich will gar nicht wissen, wie er mich gefunden hat. Während mein Bruder, ohne von Kabuto abzulassen, die vier anderen von sich schleudert, überlege ich ernsthaft, ob ich wohl Chancen habe, unbemerkt zu entkommen. Der Gedanke ist allerdings so unrealistisch, dass ich mir die Mühe spare. Stattdessen setze ich mich hin und warte darauf, dass Itachi Orochimarus Handlanger erledigt. Ich beschäftige mich eingehend damit, die Stricke um meine Handgelenke irgendwie zu lösen, während schrille Schreie im Hintergrund von einem baldigen Ende des Kämpfens zeugen. Ich höre Kabuto röcheln und dann – Stille. Als ein Schatten auf mich fällt, schaue ich hoch, um meinem Bruder einen finsteren Blick zuzuwerfen. Irgendwo hinter ihm liegt Kabuto reglos im Staub, weiter weg entdecke ich auch die vier sound-nin – oder das, was von ihnen übrig ist. Itachi schneidet mit einem blutigen Kunai die Stricke um mein Handgelenk durch und sagt: "Ich habe Kabuto getötet." Unwillkürlich zucke ich die Schultern. Ich habe Kabuto eh nie sonderlich gemocht. "Das wird Orochimaru nicht besonders gefallen", fügt er hinzu. Mach Sachen. Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, dass es gar nicht schlimmer werden kann. Orochimaru ist jetzt also stinksauer und Itachi hat mich aufgespürt. Ganz toll. Ich hoffe, er erwartet nicht, dass ich ihm dafür auch noch danke. Mein Bruder hält mir die Hand hin: "Komm. Wir gehen." Ich ignoriere seine Hand und stehe aus eigener Kraft auf. Mein verbissener Gesichtsausdruck muss mich wohl verraten haben, denn er sagt: "Ich werde mich jetzt nicht mit dir streiten. Entweder du kommst mit, oder ich trage dich, hast du verstanden?" Sein Blick sagt mir, dass es mich höchstens in noch größere Schwierigkeiten bringen würde, wenn ich mich jetzt weigere. Um mir zumindest die Demütigung zu ersparen, von ihm durch die Gegend getragen zu werden, recke ich meinen Kopf in die Höhe und folge ihm. Nach etwa einer halben Tagesreise, die uns bis eben mitten durch ein kleines Dorf geführt hat, steuert Itachi zielstrebig auf ein kleines Haus etwas abseits am Dorfrand zu. Gar nicht so unklug. Die Schreie der Bewohner wird man nicht hören, die nächsten Wohnhäuser sind zu weit entfernt. Mir ist egal, dass ich gleich einem Blutbad beiwohnen werde, ich bin viel zu erleichtert, dass wir endlich da sind. Ich kann nämlich echt nicht mehr. Aber Itachi tut nie, was man von ihm erwartet. Anstatt die Tür einzutreten und alle Bewohner abzuschlachten, wie ich es insgeheim erwartet hatte, klopft er höflich an. Die Tür geht auf und ein seltsamer, blonder Mann starrt Itachi überrascht an. Erst frage ich mich ernsthaft, ob Itachi wider Erwarten Freunde hat, dann fällt mir das Stirnband auf, mit dem durchgestrichenen Symbol, und ich begreife, dass der Mann auch ein Mitglied der Akatsuki ist. Na großartig. Sein Blick wird lauernd, als er mich sieht. "Itachi", sagt er und ich beschließe schon jetzt, dass ich ihn nicht mag. "Das ist wirklich eine Überraschung. Was ist passiert? Hmm?" "Nichts. Ich habe… Probleme mit Orochimaru und möchte dich bitten, uns ein paar Tage hier zu verstecken." Er tritt zur Seite, offenbar dürfen wir eintreten. Ich habe nicht unbedingt das Bedürfnis, dieses Haus zu betreten, aber Itachi versetzt mir einen unmissverständlichen Stoß in den Rücken, deshalb setze ich mich in Bewegung. Der blonde Mann mustert mich neugierig. Nachdem er die Tür geschlossen hat, sagt er: "Er sieht dir irgendwie ähnlich… hmm. Wer ist das?" "Mein kleiner Bruder." Itachi ignoriert meinen finsteren Blick und auch der andere scheint sich nicht weiter um mich zu kümmern, obwohl sein amüsierter Gesichtsausdruck mir Sorgen macht. Wir folgen ihm die Treppe runter in den Keller und er fragt Itachi: "Was hast du denn getan, um Orochimaru wütend zu machen? Hmm." Seine Eigenart, jeden Satz mit "Hmm" zu beenden, geht mir jetzt schon auf die Nerven. "Ich habe Kabuto getötet." "Oh." Er führt uns durch einen düsteren Gang bis zu einer Tür, vor der er stehen bleibt. "Dann hast du ein Problem, Junge. Wir sollten uns demnächst mit Orochimaru befassen. Wir alle." Er macht die Tür auf und zum Vorschein kommt das, was die Akatsuki sich wohl unter einem Gästezimmer (für ganz besondere "Gäste") vorstellen. Das vergitterte, kleine Fenster fällt mir als erstes ins Auge, danach die Ketten an den Wänden und erst zum Schluss das Bett. Es würde mich nicht wundern, wenn sich im Nachttisch auch ein paar Handschellen befinden. Itachi gibt mir noch mal einen Schubs und im größtmöglichen Abstand zu dem unheimlichen Kerl schiebe ich mich ins Zimmer. Es gibt in diesem Augenblick so unendlich viele Dinge, die mich beunruhigen, dass ich gar nicht weiß, womit ich mich zuerst befassen soll. Der Blonde lehnt die Tür an, und ich höre, wie sie draußen mit gedämpften Stimmen miteinander reden. Das gefällt mir nicht. Das alles gefällt mir ganz und gar nicht. Nach einer Weile kommt Itachi zu mir ins Zimmer und macht die Tür hinter sich zu. Was meinen Funken Hoffnung, dass sein sadistisch veranlagter Akatsukikollege vielleicht doch noch ein zweites Zimmer übrig hat, endgültig zunichte macht. Mein Bruder starrt mich an und ich starre trotzig zurück. "Möchtest du dich selbst unbedingt in Schwierigkeiten bringen, Sasuke?" Wie immer ist meine Antwort eisernes Schweigen. Er seufzt. "Langsam reicht es mir. Du hast uns beide in Schwierigkeiten gebracht. Für heute werden wir es dabei belassen, aber morgen…" Die Drohung hängt unheilvoll im Raum und ich schaudere. "Du wirst dieses Zimmer ohne meine Erlaubnis nicht verlassen. Deidara wird ebenfalls aufpassen, und glaub mir, er ist nicht so zimperlich wie ich." Zimperlich? Ich würde ja lachen, wenn ich mich daran erinnern würde, wie das geht. Er deutet auf eine Tür auf der rechten Seite und sagt: "Geh ins Bad, Deidara meinte, da findest du alles, um deine Verletzungen zu versorgen." Deidara. So heißt der Freak also. Weil ich es unerträglich finde, auf so engem Raum mit Itachi zu sein, tue ich, was er sagt und schließe mich im Bad ein. Als ich einen Blick in den Spiegel werfe, wird mir gleich wieder schlecht. Mein linkes Auge ist tiefdunkel und angeschwollen. Wenn ich versuche, zu lächeln, wird mein ganzes Gesicht seltsam schief, was mit meiner geschwollenen Unterlippe zu tun haben mag. Ich grinse einmal, um zu sehen, ob mir wirklich keine Zähne fehlen, und stelle fest, dass noch alle da sind. Na wenigstens etwas. Nachdem ich mich noch einmal vergewissert habe, dass die Tür abgeschlossen ist, ziehe ich mich aus. Wie erwartet bin ich übersät mit blauen Flecken, und es werden heute Nacht sicher noch mehr werden. Ansonsten fällt meine Bestandsaufnahme allerdings positiv aus. Keine gebrochenen Knochen. Nur mein Fuß schmerzt leicht beim Auftreten. Als ich fertig bin und in den Raum zurückkomme, ist Itachi weg. Ich vermute, dass er oben mit Deidara spricht, aber eigentlich ist es mir egal. Zwei Akatsuki sind wesentlich mehr, als ich in meinem Zustand verkraften kann, ich bin ganz froh, dass ich eine Weile alleine bin. Ich bin müde und es ist so viel passiert. Ich muss nachdenken. In meinen Shorts lege ich mich ins Bett, mittenrein, damit Itachi nicht irgendwann im Laufe der Nacht auf die Idee kommt, sich dazuzulegen. Auf einmal muss ich an diesen bizarren Kuss vor ein paar Tagen denken. Bisher habe ich diese Erinnerung erfolgreich verdrängt, aber jetzt, wo wir zusammen ein Zimmer bewohnen, drängt sie sich mir geradezu auf. Während ich so an die Decke starre und versuche, zu schlafen, kommt mir ein Gedanke: Es kann WIRKLICH nicht mehr schlimmer kommen. Orochimaru ist hinter mir her und sinnt auf Rache, ich bin ein Gefangener in einem Haus mit zwei Akatsuki. Einer davon ist ein Verrückter mit einer offenbar sadistischen Ader und der andere ist mein geisteskranker Bruder. Ich stecke ganz, ganz, ganz tief in der Scheiße. Als Itachi nachts zurückkommt, werde ich wach. Ich öffne nur meine Augen und bewege mich nicht, damit er nicht merkt, dass er mich geweckt hat. Wenn er jetzt zu mir ins Bett kommt, dann… "Schlaf weiter, Sasuke." Oh. Genau. Itachi kann man nicht täuschen. Ich höre, wie er sich auf einen Stuhl in der Ecke setzt und hoffe inbrünstig, dass es ein sehr unbequemer Stuhl ist. Gott sei Dank bin ich sehr müde, sonst würde es mir sehr schwer fallen, in Anwesenheit meines Bruders einzuschlafen. So aber fallen mir die Augen wieder zu und kurz darauf schlafe ich wie ein Stein. Als ich morgens wach werde, ist Itachi nicht mehr da. Ich gehe duschen und erst als ich triefnass zurückkomme, wird mir klar, dass meine Sachen schmutzig, blutig und zerrissen sind. Auf dem Stuhl liegt befremdliche Kleidung, die vermutlich für mich sein soll. Meine ist nicht mehr wirklich tragbar. Aber was mir Itachi hingelegt hat entspricht nicht unbedingt meinem Geschmack. Eine schwarze Hose, so wie seine, die aussieht als wäre sie mir etwas zu groß, ein komplett durchsichtiges, ärmelloses Netzhemd und für darüber noch ein loses Shirt mit einem Ausschnitt fast bis zum Bauchnabel. Grundsätzlich würde mich das beunruhigen, aber es ist nicht unpraktisch. Falls ich das Juin benutzen muss, kann ich es leicht abstreifen. Um das Netzhemd wäre es eh nicht schade. Nachdem ich mich angezogen habe, stehe ich etwas ratlos im Raum. Unwillkürlich fällt mein Blick auf die Ketten an der Wand und ich beschließe, dass ich hier garantiert nicht in Ruhe nachdenken kann. Außerdem habe ich sowieso nicht mehr viel zu verlieren, deshalb verlasse ich den Raum und gehe die Treppe rauf. Dort wartet Deidara schon auf mich. "Such dir in der Küche was zu essen", sagt er knapp. "Und lass dir nicht einfallen, dieses Haus zu verlassen, sonst breche ich dir beide Beine. Itachi wäre sehr ungehalten, wenn ich dich verliere. Hmm." Wortlos, aber ziemlich wütend, folge ich ihm in die Küche. Weil ich keinen großen Hunger habe, nehme ich mir einen Apfel und sehe mich unauffällig um. Hier sehe ich keine Bannsprüche an den Fenstern und insgeheim schmiede ich schon wieder Fluchtpläne. Meine Gedanken müssen mir wohl deutlich ins Gesicht geschrieben stehen, denn Deidara sagt erheitert: "Ich würde dir nicht dazu raten. Itachi hat anscheinend eh noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen… hmm." Sein Gesichtsausdruck beruhigt mich nicht unbedingt. "Wo ist er eigentlich?", frage ich, auch um ein bisschen vom Thema abzulenken. Deidara sieht mich spöttisch an. "Oh, du kannst ja doch sprechen. Ich dachte schon, du wärst stumm." Auf meinen düsteren Blick hin beantwortet er meine Frage: "Itachi ist unterwegs. Hmm." Ich ziehe eine Augenbraue hoch, aber er ignoriert mich. Antworten werde ich von ihm keine bekommen. Weil ich diesen Kerl nicht unbedingt länger als nötig ertragen möchte, kehre ich zurück in das unheimliche Zimmer im Keller. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)