Broken Soul von Yuks (SasuNaru) ================================================================================ Kapitel 1: Und hier muss ich jetzt wohnen...!? ---------------------------------------------- Da war ich nun. Das große Gebäude lächelte mir entgegen. Im Gegensatz zu mir... Missmutig ließ ich meine schweren Koffer fallen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schnaufte. Das sollte nun mein neues Zuhause sein. Für einige Zeit jedenfalls, bis eine bessere Lösung gefunden wurde... Es war zwar schon 2 Wochen her, doch den Tod meiner Eltern hatte ich noch immer nicht ganz verkraftet. Verständlich, wie ich finde. Und jetzt sollte ich doch tatsächlich hier einziehen... "Da bist du ja, Naruto-kun...", rief eine Frau und kam auf mich zugerannt. Sie hatte langes, blauschwarzes Haar, das sie zu einem Zopf gebunden hatte. Obwohl mir nicht danach war, lächelte ich und verbeugte mich. "Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mich aufnehmen, Frau Uchiha..." Ehe ich mich versah, hatte sie mich schon in die Arme geschlossen. "Es ist so schrecklich, was mit deinen Eltern passiert ist...", schluchzte sie und ich spürte warme Tränen auf meinem Nacken. Sachte entwand ich mich aus ihrem Griff. "Keine Sorge, mir gehts gut...", erklärte ich und hob beschwichtigend die Hände. Sie wischte sich über ihre nassen Wangen und lächelte mir aufmunternd zu. "Komm mit rein, mein Mann wird später die Koffer holen", sagte sie. "Ist schon ok, ich kann sie auch selbst tragen!", wehrte ich ab, doch schon hatte sie ihren Arm um meine Schultern gelegt und mich in Richtung Haus geschoben. "Sasuke ist oben in seinem Zimmer!", erklärte sie mir und deutete auf eine Tür am Ende des oberen Flures. "Ich mache solange Abendessen." Sie verschwand in einem Zimmer, die Küche, wie ich annahm. Ich schaute mich um. Ziemlich groß, dachte ich und schaute mich um. Das Haus war tatsächlich groß. Größer, als man im ersten Moment vermuten würde. Und wirklich sehr schön eingerichtet, farblich perfekt abgestimmt. Ich befand mich in einer Art Flur, vor mir eine Holztreppe, die in die zweite Etage führte, links neben mir das Wohnzimmer und rechts...nun ja, das wusste ich zu dem Zeitpunkt auch noch nicht. Ich vermutete Küche und Bad, da Frau Uchiha in dieser Richtung verschwunden war, um das Abendessen zuzubereiten. Ich steuerte nach links. Licht durchflutet. Freundlich. Warm. So beschrieb ich das Wohnzimmer. Ich hätte nie gedacht, dass Sasuke in so einem Haus wohnte. Er war glatt das Gegenteil von dem, was sich mir bot. Mit dem Finger strich ich über eine hölzerne Statue, die etwas darstellte. Ich wusste aber nicht was. Eine Art Tier, vielleicht auch ein Mensch. Einen letzten Blick warf ich zurück, bevor ich dann langsam die Treppe hochstieg. Schließlich musste ich Sasuke irgendwann wohl oder übel in diesem Haus begegnen, er wohnte ja hier. Zugegeben: ich konnte Sasuke nicht besonders gut leiden. Ich hasste ihn regelrecht...schon von Anfang an...seine eingebildete Art...und dieser Egoismus...ich war nicht sonderlich erfreut, als ich erfuhr, dass ich gerade hier einziehen musste. Aber so war es nunmal...ich konnte auch nichts mehr ändern...bald würde sowieso eine bessere Lösung gefunden werden...das hoffte ich zumindest. Dreimal klopfte ich an der Tür. Wie nicht anders erwartet hörte ich ein genervtes "Herein...". Mit einer Grimasse öffnete ich und trat ein. Ein kühler Luftzug, der vom offenen Fenster hereinströmte, wehte mich fast wieder hinaus. Ich ließ die Tür einfach zuknallen. Sasuke, der auf seinem Bett lag und las, schaute nicht mal auf. Typisch..., dachte ich und sah mich im Zimmer um. Schlicht eingerichtet, ein Bett auf einer Seite, ein Fenster direkt gegenüber der Tür. Ziemlich leer... Einige Sekunden stand ich einfach nur da - und fühlte mich beschissen. Meine Eltern waren tot und ich mit meinem verhassten Rivalen in einem Haus eingesperrt. Ich räusperte mich. Sasuke blätterte gelangweilt in seinem Buch eine Seite weiter. Ich räusperte etwas kräftiger. "WAS?!" "Ähm...hi!", versuchte ich das Beste aus der Situation zu machen und ein Gespräch anzufangen. Sasuke verdrehte die Augen und vertiefte sich wieder in sein Buch. "Du könntest mich wenigstens mal willkommen heißen...", murmelte ich. "Auch wenn ich hier eh nicht hinwollte...", fügte ich noch hinzu, um ihn meine Missgunst spüren zu lassen. "Ich will genauso wenig wie du, dass du hier einziehst, also halt die Klappe...!", zischte Sasuke mich an und knallte sein Buch zu. "Denkst du, dass das mein Vorschlag gewesen war?!" "Ich wollte es noch viel weniger als du!", rief ich. Typisch ich: Ich musste immer das letzte Wort haben. Sasuke seufzte. "Womit hab ich das verdient?!" Er stand auf, schloss das Fenster, setzte sich dann wieder aufs Bett und griff nach einigem Zögern wieder zu seinem Buch. Na toll..., dachte ich. Das war wieder so klar. Sasuke, Mann der kargen Worte. Er machte sich nicht mal die Mühe mich in irgendeiner Weise freundlich zu behandeln. Und das sollte ich jetzt einige Wochen aushalten? Vielleicht sogar Monate?! Warum war er nur so? So gefühllos...so kalt...manchmal stellte ich mir diese Frage, kam aber nie auf eine Antwort... "Und jetzt?!", fragte ich genervt. "Weiß ich doch nicht...setz dich auf den Boden und halt die Klappe...", kam es als Antwort. Fast hätte ich mich auf ihn gestürzt und auf ihn eingedroschen, doch das Klopfen an der Tür hielt mich davon ab. Ein Mann, nicht älter als 45, hievte meine zwei Koffer ihn den Raum. "Hier bitte, junger Mann", lächelte er mich an und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dankbar verbeugte ich mich. Er musterte seinen Sohn, drehte sich dann um und setzte zum Gehen an. Sasuke hatte ihn noch nicht mal angesehen. Er war nur in sein blödes Buch vertieft... "Entschuldigung...wo schlafe ich?" Sasukes Vater drehte sich mir zu. "Nanu? Hat Sasuke dir das noch nicht gesagt? Du wirst hier in seinem Zimmer schlafen..." Kapitel 2: Im Hause Uchiha -------------------------- "Du wirst hier in seinem Zimmer schlafen..." Bumm. Wie ein Schlag ins Gesicht. Recht fassungslos stand ich im Zimmer. Keine Ahnung wie lange. "Ist alles in Ordnung, Naruto?", fragte mich Fugaku und schaute mich besorgt an. In Ordnung? Gar nichts war in Ordnung! "Gibt...es eventuell noch ein anderes Zimmer? Weil...ich...nachts sehr laut schnarche und ich will nicht, dass Sasuke dann die ganze Nacht wach liegt wegen mir..." Tolle Ausrede. Wenn ich wirklich so laut schnarchen würde, hätte ich gewollt, dass Sasuke keine Sekunde lang ein Auge zukriegt. Gemein? Ein bisschen... Sein Vater lachte. "Das ist kein Problem, mein Sohn schläft wie ein Stein..." Sasuke schnaubte. Und ich seufzte. Die Chancen standen schlecht und meine Hoffnungen flogen dahin. "Na gut...ich hoffe, ich mache keine Umstände..." Fugaku winkte ab. "Ach was, du bist herzlich willkommen...außerdem tut es Sasuke gut, wenn er mal ein bisschen Gesellschaft hat." Mit diesen Worten verließ er das Zimmer, um kurz darauf ächzend eine Matratze in den Raum zu ziehen und sie neben Sasukes Bett zu legen. "So...das Abendessen ist gleich fertig...fühl dich wie zuhause." Freundlich lächelte er mich an und verließ dann endgültig den Raum. Fühl dich wie zuhause...ziemlich harte Worte, die mir ins Gesicht sprangen und mir nur zu gut verdeutlichten, dass ich alles verloren hatte... Als erstes schob ich die Matratze an die gegenüberliegende Wand und presste sie dort minutenlang gegen, um wirklich sicher zu sein, dass ich weitmöglichst von Sasuke entfernt lag. Der saß nur auf seinem Bett und las wieder sein blödes Buch, mit einem noch grimmigeren Gesichtsausdruck als sonst. Ich schleppte mich zu meinem Gepäck. "Wo kann ich meine Klamotten hinlegen?", fragte ich und kramte einige Kleidungsstücke aus der Tasche. Sasuke deutete auf einen kleinen Schrank mit Schubladen am Fuß von meiner Matratze. "Benutz' ich eh nie..." Überaus gütig..., dachte ich und verdrehte die Augen, während ich alle meine Gegenstände in den Schubladen verfrachtete. Ich wunderte mich, wieviel in diesen kleinen Schrank passte. Zum Schluss stellte ich noch ein Foto von mir und meinen Eltern darauf. Lächelnd strich ich mit meinen Fingern über den Rahmen. Ich war 12 auf dem Foto. Leider hatte ich kein Neueres. Es war auch nicht besonders aufregend. Wir standen einfach nur da und lächelten in die Kamera. Mein Vater hatte seinen Arm um meine Mutter gelegt und eine Hand auf meine Schulter, auf der anderen Schulter war die meiner Mutter. Es war so einfach...aber es war das Schönste, was mir geblieben war. Ich hätte mehr solcher Momente festhalten sollen..., dachte ich. Plötzlich wurde das Foto weggerissen. Sasuke hielt es in der Hand und untersuchte es mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er aufgestanden war. "Hattest du keine Geschwister?", fragte er mich, immer noch auf das Foto starrend. "Nein...", antwortete ich überrascht. Irgendwie merkwürdig, dass er mal ein Gespräch anfing. "Ich...bin ein Einzelkind...und du?" Dann kam dieser Blick. Wütend, aber auch...traurig...? Ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt Gefühle kannte. Vielleicht deutete ich seinen Blick nur falsch. Er stellte das Foto ab und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. "Wow, das sieht ja wirklich lecker aus!", rief ich begeistert und blickte an dem Tisch auf und ab. So viel Essen...und das roch auch noch so gut...Mein Magen schrie mittlerweile schon um Hilfe. Mikoto lächelte mich an und nahm mir gegenüber, neben ihrem Mann, Platz. Ich merkte gar nicht, wie hungrig ich eigentlich war und bei dem Anblick des Essens musste ich aufpassen, nicht auf den Tisch zu sabbern. Aber ich wollte nicht so unhöflich sein und mich schon bedienen, schließlich waren noch nicht alle am Tisch... "Wo steckt eigentlich dein Sohn?", fragte Mikoto an ihren Ehemann gewandt. "Er ist auch dein Sohn...", sagte er und schaute zur Treppe hoch. "Ist er nicht in eurem Zimmer?", fragte er mich schließlich. Euer Zimmer...was sollte ich davon halten? "Nein, eben war er nicht mehr in unserem...äh, seinem Zimmer...er ist vor mir rausgegangen..." "Ich bin ja schon da..." Der genervte Sasuke nahm neben mir Platz. "Ich habe dir eben gesagt , dass es gleich Essen gibt...", meinte sein Vater kopfschüttelnd. "Er war nie so..." Er? "Dann können wir ja jetzt anfangen...guten Appetit!", rief seine Mutter dazwischen und schaufelte mir auch gleich das Schälchen voll Reis. Ohne weiter nachzudenken gönnte ich meinem Magen endlich die ersehnte Belohnung. "Wie läuft es eigentlich mit dem Training?", fragte Herr Uchiha seinen Sohn, während er Soße über seinen Reis kippte. "Ganz gut...", murmelte Sasuke. Ich warf ihm einen Blick von der Seite zu. Irgendwie war es ihm unangenehm jetzt über Training zu sprechen...ich fragte mich warum... "Es sollte perfekt laufen", sagte sein Vater streng und legte seine Stäbchen weg. "Ist er stark, Naruto?" Jetzt war mir das Gespräch auch unangenehm. Dieser plötzlich strenge Tonfall. Wo war der freundliche Herr Uchiha, den ich eben noch getroffen hatte? "Ja...eigentlich schon...", antwortete ich. "Ist ziemlich gut..." Ich wollte nicht zugeben, dass er stärker war als ich. Das ließ mein Stolz nicht zu. Aber vielleicht...vielleicht hätte ich es doch zugeben sollen... "Du weißt ja, Sasuke...du darfst uns nicht enttäuschen...er hat es vorgemacht und du musst folgen...wenn nicht ruinierst du unseren Ruf...es wäre eine Schande...und das will doch keiner von uns, oder?" Jetzt wars ganz schön gruselig. Vielleicht war Sasukes Vater eine gespaltene Persönlichkeit? Er übte totalen Druck auf Sasuke aus... und dieser starrte nur auf sein Schälchen, das fast noch voll war...Ob es hier immer so zuging? Und überhaupt...wer war dieser "er" ? Ich war ziemlich durcheinander... "Achja...er kommt uns nächste Woche besuchen...", fuhr Fugaku fort. Ich denke, dass hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Sasuke stand ruckartig auf, knallte seine Stäbchen auf den Tisch und lief die Treppe hoch in sein Zimmer. Er knallte die Tür zu, was seine Wut nur zu gut zum Ausdruck brachte. "Entschuldige Naruto, er ist in letzter Zeit so empfindlich...", entschuldigte sich Sasukes Mutter bei mir. Sein Vater schüttelte nur den Kopf. Ich klopfte an der Tür. Wer wusste schon, wie Sasuke jetzt drauf war. Keine Antwort. Langsam öffnete ich die Tür. Es war dunkel im Zimmer, doch ich konnte Sasukes Umrisse auf seinem Bett erkennen. Ob er schon schlief? Ich wollte ihn lieber nicht wecken und seine schlechte Laune ertragen müssen...obwohl ich zugeben musste, dass sein Vater schon recht gemein war...aber was ging mich das schon an? Leise schlich ich ins Zimmer, kramte meinen Schlafanzug aus einer Schublade, ebenso meine Zahnbürste und meine Zahnpasta und suchte dann das Bad, um mich umzuziehen. Hätte mir wenigstens das Haus zeigen können..., dachte ich verärgert und klapperte jede Tür ab. Dabei traf ich auf ein merkwürdiges Zimmer. Es sah fast genauso aus wie das von Sasuke, bloß war es viel prunkvoller und liebevoller eingerichtet. Ich erkannte ein Foto auf dem Schreibtisch. Eigentlich sollte ich nicht schnüffeln. Aber eigentlich war es jetzt auch mein Zuhause...jedenfalls eine gewisse Zeit lang... Leise schlich ich mich in den Raum. Ich wollte kein Aufsehen erregen und ließ das Licht deshalb lieber aus. Langsam näherte ich mich dem Schreibtisch. Vier Personen konnte ich erkennen...aber warum vier? Ich streckte meinen Arm aus, konnte schon die Oberfläche des Fotos spüren... "Was machst du hier?" Erschrocken wirbelte ich herum. Fugaku stand im Türrahmen. "Ich...äh...hab das Bad gesucht...hehehe..." "Das Bad ist gleich hier." Er deutete auf die Tür hinter sich. "D...danke..." Mit hochrotem Kopf stürmte ich an ihm vorbei ins Bad und verriegelte die Tür. Ich Vollidiot..., dachte ich und zog mein T-Shirt aus. Ich fragte mich, was er jetzt von mir halten würde. Kurzerhand beschloss ich, nicht weiter darüber nachzudenken und mich lieber auf das Foto zu konzentrieren. Leider hatte ich nicht allzu viel erkennen können. Nur vier schemenhafte Umrisse. Aber bis jetzt wusste ich nur von drei Bewohnern dieses Hauses. War die vierte Person dieser 'er', von dem sie eben gesprochen hatten? Gehörte er zur Familie? Ich gähnte. Es war schon ziemlich spät, also zog ich mich noch fertig um, putzte mir die Zähne und schlich wieder in das Zimmer. Ich nannte es bis dahin einfach 'das Zimmer', da es schließlich nicht meins war und ich mich nicht überwinden konnte 'unser' zu sagen. Eigentlich hatten wir nicht so viel miteinander zu tun, als dass ich schon Anspruch darauf haben könnte. Ich legte mich auf die Matratze und zog die Decke bis zu meinem Kinn. Einige Minuten lag ich noch wach. Meine erste Nacht in meinem neuen zu Hause...es roch ganz anders als bei mir, das hatte ich schon bemerkt, als ich das Haus zum ersten mal betreten hatte. Und ich musste es zusätzlich noch mit jemandem teilen, der mich für den wahrscheinlich größten Idioten auf der Welt hielt. Ich fragte mich, ob Sasuke schon schlief. Dann dachte ich über den morgigen Tag nach. Zum Glück hatte ich am nächsten Tag Training, dann konnte ich Sasuke etwas aus dem Weg gehen...trotzdem...es war irgendwie schon komisch, jetzt mit ihm zusammen zu wohnen...wie Brüder... Den letzten Gedanken verbannte ich schnell wieder aus meinem Kopf. Brüder...was bedeutet das eigentlich? Ich gähnte. Es wird bestimmt komisch werden in einem fremden Haus aufzuwachen..., dachte ich. Dann dachte ich an meine Eltern. Sie fehlten mir wirklich sehr. Es ist hart, wenn man alles verliert. Und es tut so verdammt weh... Unruhig drehte ich mich auf die andere Seite. Noch unendlich lange Stunde lag ich wach. So kam es mir zumindest vor. Ich wälzte mich auf der dünnen Matratze hin und her, bis ich schließlich in einen unruhigen Schlaf fiel... Kapitel 3: ?! ------------- Zwei Personen...ein Mann und eine Frau...lächelnd...glücklich...sie strecken mir ihre Hände entgegen...sie wollen, dass ich mitkomme...ich strecke meine Hand aus...sehe die lächelnden Gesichter...fast hab ich sie erreicht...ich laufe...laufe...aber sie rücken in weite Ferne...wartet...wartet doch auf mich...ich falle in ein Loch...tief und schwarz...diese leere Hülle umgibt mich...Mama...Papa...wartet doch...ich kriege keine Luft mehr...wartet...Ma...ma...Pa...pa Schweißgebadet wachte ich auf und saß kerzengerade auf meiner Matratze. Ein Kissen purzelte von meinem Gesicht. Irritiert hob ich es auf und blickte dann auf Sasuke, der auf seinem Bett saß. "Warum versuchst du mich mit einem Kissen zu ersticken?", fauchte ich. Ich war genauso unglücklich über die Zustände wie er, aber er brauchte mich doch nicht gleich umbringen. "Du hast die ganze Zeit im Schlaf geredet, da hab ich das Kissen nur so auf dich geworfen...glaub mir, ich hätte ganz schönen Ärger, wenn ich dich umbringen würde...", meinte er nur achselzuckend. "Ich hab im Schlaf geredet? Was hab ich gesagt?" "Irgendwas mit Mama und Papa und so was...ist ja auch egal, wir haben gleich Training..." Er warf einen Blick auf die Uhr und verließ dann das Zimmer. Ich hab im Schlaf geredet...ich spürte die Hitze mein Gesicht entlangklettern. Oh mann, war das peinlich...Sasuke hielt mich womöglich für einen totalen Spinner...nicht, dass es mir wichtig war, was er von mir dachte... Ich versuchte mich an den Traum zu erinnern. Ich bekam keine Luft mehr...was an diesem verdammten Kissen lag. Wütend schleuderte ich es gegen die Wand. Ich fühlte mich ,als hätte ich auf einem Brett geschlafen, was sich auch noch bestätigte, als ich mich streckte und fast jeder meiner Knochen bedrohlich knackte. Ist bestimmt immer so, wenn man auf einer fremden Matratze schläft, versuchte ich mich aufzumuntern. Ich schaute mich im Zimmer um. Dabei fiel mein Blick auf die Uhr. 8 Uhr...nur noch eine halbe Stunde hatte ich Zeit, um mich fürs Training fertig zu machen. Warum will Kakashi immer, dass wir schon so früh bei ihm antanzen..., dachte ich und suchte meine Klamotten zusammen, um mich fertig fürs Frühstück zu machen. "Guten Morgen, Naruto", begrüßte mich Mikoto freundlich. "Morgen, Junge!", rief Fugaku und blätterte in seiner Zeitung. Ich grüßte freundlich und setzte mich dann an den Tisch, neben Sasuke, der aber sogleich aufsprang. "Ich muss los...", sagte er und ohne ein weiteres Wort knallte er die Haustür hinter sich zu. Seine Mutter schaute ihm besorgt nach, während sein Vater nur den Kopf schüttelte. Ich freute mich schon riesig auf das Frühstück, das so verführerisch duftete, doch leider fiel mein Blick auf die Uhr. "Oh nein, ich muss los!" Entschuldigend verbeugte ich mich und lief Richtung Tür. "Nimm dir doch etwas für unterwegs mit!", rief Mikoto und drückte mir sogleich eine Tüte mit Reisbällchen in die Hand. Ich lächelte, verabschiedete mich und lief in die Kälte des Morgens. Schon bald hatte ich Sasuke eingeholt. Mit den Händen in den Hosentaschen ging er durch die Straße. Da ich nicht wollte, dass er dachte, ich hätte Angst oder so was ging ich einfach neben ihm her. Ich packte die Reisbällchen aus und verschlang erstmal drei Stück. Nur noch eins da...sollte ich das Sasuke geben? Ich schüttelte den Kopf. Was für eine dämliche Idee...was ich manchmal für einen Schrott dachte...Ich nahm das letzte Reisbällchen. Mit Vorfreude auf den leckeren Geschmack hob ich es immer näher an meinen Mund. Nur noch wenige Zentimeter. Grinsend sog ich den Reisgeruch ein. Lecker... Doch dann war dieses Geräusch, das mich fast die Reiskugel fallen ließ. Eine Art Knurren...aber es war kein Hund weit und breit zu sehen. Dann sah ich auf Sasuke. Das Geräusch kam doch nicht etwa von Sasuke? Er hielt sich den Bauch und wurde sogar etwas rot. Wow...er wirkte so...menschlich...Voller Bitterkeit schaute ich auf die Köstlichkeit in meiner Hand, reichte sie dann aber Sasuke. "Ich hab keinen Hunger...", fing er an, doch sein Magen sprach eine andere Sprache. Schnell riss er mir das Reisbällchen aus der Hand. "Ich mach das nur, weil ich weiß, wie schlimm es ist, mit leerem Magen zu trainieren...", sagte ich beiläufig. Er sollte sich ja nichts drauf einbilden... Innerhalb von wenigen Sekunden hatte er das Frühstück schon weggeputzt, natürlich ohne danach 'danke' oder so was zu sagen. Naja, war mir auch egal...hauptsache, wir konnten ordentlich trainieren, schließlich waren wir ein Team...mehr oder weniger... "Hallo Sakura!", begrüßte ich die Haruno. "Morgen Sasuke...Hallo Naruto..." "Wo ist Sensei Kakashi?", fragte ich, doch eigentlich wusste ich, dass er immer - und ich meine IMMER - zu spät kommt. Sakura zuckte mit den Achseln. "Kein Ahnung...ist wie immer zu spät, schätze ich..." Ich setzte mich auf den Boden und gähnte. Typisch Kakashi...Während Sasuke und Sakura irgendwas sprachen, hatte ich Mühe, die Augen offen zu halten. Ich stützte meinen Kopf auf meine Hände. Und meine Augenlider wurden immer schwerer... Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als ich mit meinem Kopf hart auf den Boden aufschlug. Verschlafen setzte ich mich auf und hielt meine pochende Beule. "Hey, Naruto ist wieder wach..." Sakura beugte sich zu mir herunter. "Alles in Ordnung?" Ich nickte. "Ist...Sensei Kakashi immer noch nicht da?" "Nein...wir warten schon seit einer Stunde...", meinte Sakura und warf einen Blick auf Sasuke, der sich gegen den Zaun gelehnt hatte. "Sollten wir nicht mal nach ihm sehen?" "Wofür denn?", sagte Sasuke genervt. "Er wird gleich auftauchen...so wie immer..." "Hallo! Wartet ihr schon lange auf mich?" Verlegen lächelnd stand Kakashi, aus dem Nichts erschienen, vor uns. "Wir warten schon eine Stunde! Warum kommen Sie nicht einmal pünktlich?!", rief Sakura und gestikulierte wild mit den Händen. "Da war eine Oma..." Tja. Unser Sensei Kakashi. Immer eine Ausrede parat. "Ersparen Sie uns Ihre Ausreden und fangen endlich mit dem Training an...!", sagte Sasuke und ging an uns vorbei auf den Trainingsplatz. "Sasuke hat Recht, wir müssen endlich mit dem Training anfangen!", echote Sakura und lief Sasuke hinterher. Ich streckte mich und stand auf. Oh mann, wie gerädert ich mich fühlte! Ich fragte mich, ob ich nicht vielleicht doch auf einem Brett geschlafen hatte und trottete hinter meinen Teamkollegen her. Nach einigen Aufwärmübungen rief Kakashi uns zu sich. "Heute machen wir ein paar Übungskämpfe...aber nicht so, wie ihr das gewohnt seid. Wir werden zwei Teams bilden,..." Er musterte jeden von uns. "...uns im Wald verstecken und gegenseitig angreifen. Alle Waffen sind erlaubt...Achja, bevor ich es vergesse: niemand wird getötet. Klar?" Wir nickten, hätte aber schwören können, ein hämisches Grinsen in Sasukes Gesicht gesehen zu haben. Ach, das hatte ich mir bestimmt nur eingebildet. Soweit würde sogar Sasuke nicht gehen, schließlich waren wir doch ein Team...oder? "Aber...das würde ja bedeuten, Sie würden mit einem von uns ein Team bilden...", warf Sakura ein. Kakashi nickte. "Ich werde aber nicht mit meiner vollen Power angreifen. Habt ihr noch Fragen?" "Wer kommt mit mir in ein Team?", fragte Sasuke und sprach Sakura und mir förmlich von der Seele. "Mh...das weiß ich schon genau...", anwortete Kakashi. Ohoh. Er wird doch nicht etwa vorhaben...? Ich kreuzte meine Finger und betete, dass Kakashi nicht das vorhatte, was ich dachte... "Naruto, du bildest mit Sasuke ein Team." Ich hasse Sie, Sensei Kakashi... Manchmal fragte ich mich, ob Kakashi sie noch alle hatte, als ich hinter Sasuke durch die Baumwipfel sprang. "Bitte Sensei, kann ich nicht mit Sakura oder mit Ihnen in ein Team?", hatte ich gesagt. "Nein, es ist am besten in dieser Formation", hatte er mir geantwortet. Am Besten? Wenn wir uns in Stücke reißen ist für ihn also das Beste?! Ich wusste, dass Sasuke genauso wenig begeistert war. Es hatte keinen Sinn, ich musste das jetzt durchziehen... Plötzlich blieb Sasuke abrupt stehen. Tja, das Schicksal war nicht auf meiner Seite. Ich knallte mit voller Wucht gegen ihn und wir fielen beide vom Baum. Die Landung war schmerzhaft, aber bestimmt nicht so schmerzhaft wie bei Sasuke, auf dem ich nun lag. Mein Gott, war das peinlich. Sasuke rappelte sich auf und schmiss mich von sich, ehe ich auch nur die Chance hatte, aufzustehen. "Kannst du nicht aufpassen, du Idiot!?", schrie er mich an. "Tu...tut mir Leid, ich hab nicht gesehen, dass du stehen geblieben bist..." Ich zitterte etwas. Keine Ahnung, wieso... "Erst nervst du mich zuhause und jetzt belästigst du mich hier auch noch!", schnauzte Sasuke mich an. Seine Augen funkelten wütend. "Du nervst!" "Ich kann doch nix dafür, wenn du so plötzlich stehen bleibst!", fauchte ich zurück. Was bildete der sich ein? Dass ich mit Absicht auf ihn gefallen war! Bei dem Gedanken zog ein Feuer über mein Gesicht. So fühlte es sich zumindest an... Was war los?! Warum wurde ich rot? Es war doch seine Schuld...Ich verstand gar nichts mehr... "Ich hab genug von dir, ich mach das hier allein!" Mit diesen Worten drehte Sasuke sich um und verschwand im Geäst der Bäume. "Verschwinde ruhig, ich will das hier auch lieber allein machen!", schrie ich ihm hinterher. Wütend trat ich gegen eine aus dem Boden herausragende Wurzel. Dieser Idiot..., dachte ich. Wie sollen wir je ein Team werden, wenn wir uns immer streiten? Mein Gesicht hatte sich mittlerweile etwas abgekühlt. Ich wurde nur rot, weil ich so wütend war, redete ich mir ein. Natürlich war es deswegen. Ich war gerade ziemlich sauer auf Sasuke. Immer gab er mir die Schuld...Schnell schüttelte ich den Kopf und versuchte, die ganze Sache wieder zu vergessen. Ich bin ja nicht mit Absicht auf ihn gefallen, das war ein Unfall...irgendwie roch er so...männlich...Um Gottes Willen, was dachte ich da? War ich jetzt ganz verrückt geworden? Das lag bestimmt an dem Schlafmangel...ganz bestimmt... "Sasuke, ich hasse dich!!" Nach endlosen Stunden, in denen ich ziellos durch den Wald streifte, fanden Kakashi und Sakura mich schließlich. Kakashi wies mich an, mit Sakura auf dem Trainingsplatz zu warten. Ich konnte ihm seine Enttäuschung ansehen. Ich ließ mich gegen den Zaun fallen und dann herunterrutschen. Was für ein schrecklicher Tag! "Was ist passiert?", fragte Sakura. "Wo ist Sasuke?" "Keine Ahnung...", seufzte ich. "Wir haben uns gestritten..." "Warum?" Ich wusste nicht, ob ich es ihr erzählen sollte. Sie würde bestimmt eh zu Sasuke halten. "Ach, nicht so wichtig...jedenfalls haben wir uns dann getrennt..." "Oh..." Sie schaute in den Wald. "Du wohnst doch jetzt bei Sasuke, oder?", fragte sie mich dann, ohne den Blick von den Baumreihen abzuwenden. "Ja..." "Es...ist bestimmt schlimm, nicht mehr zuhause zu wohnen..." "Ja..." Warum musste mir jeder das klar machen? "Ich bin enttäuscht - und zwar von euch beiden." Kakashi schaute uns nacheinander an. Ich hasste es, getadelt zu werden. Und ich konnte noch nicht mal was dafür. "Ihr seid ein Team! Ihr müsst wie eine Person denken, wie eine Person handeln!" Er seufzte. "Was mach ich bloß mit euch?" "Das ist alles deine Schuld!", fauchte ich, als Sasuke und ich uns auf den Weg nach Hause machten. Es war schon dunkel. "Jetzt ignorierst du mich auch noch! Du kannst es wohl nicht ertragen, wenn du mal was Schuld bist, was?" Er drehte sich um und baute sich vor mir auf. Ich schluckte. Er sah ganz schön wütend aus. "Lass mich einfach in Ruhe, Naruto...", sagte er bedrohlich langsam und ruhig. "Und fass mich nie wieder an!" "Aber das war doch keine Absicht!", rief ich genervt. "Ich verspüre keinerlei Bedürfnis auf dich zu fallen, falls du das meinst!" Mit schnellen Schritten brauste ich an ihm vorbei. Ich war so wütend...Immer gab er mir an allem Schuld...und dann noch dieses 'fass mich nie wieder an'... Dieser Idiot! Wie ich ihn hasste! Mir kamen meine Eltern in den Sinn. Ich brauchte sie jetzt und sie waren nicht da... Ich schlug gegen den Baum neben mir, um meine Wut wenigstens etwas zu dämpfen. Mama...Papa...ich vermisse euch... Die nächste Zeit würde verdammt hart werden... Kapitel 4: Die verlorenen Schriftrollen 1- Mission -------------------------------------------------- Die nächsten Tage verliefen auch nicht besser. Entweder ich ging Sasuke aus dem Weg oder ich stritt mich mit ihm. Eigentlich wollte ich nicht so oft mit ihm streiten, auf Dauer wurde das ziemlich anstrengend, doch nur eine blöde Bemerkung von ihm und ich explodierte. Daher war ich in letzter Zeit wirklich sehr schlecht gelaunt...SEHR schlecht... Eine tickende Zeitbombe, die bei jeder falschen Bewegung sofort hochging. Und jede Nacht diese Alpträume. Ich war echt fertig mit den Nerven. Dann hatten wir auch noch andauernd Training. Eigentlich liebte ich ja das Training, doch in meinem emotionalen Zustand machte mir sogar das keinen Spaß mehr. So schlurfte ich also ziemlich deprimiert vier Tage, nachdem ich bei den Uchihas eingezogen war, zum Trainingsplatz. Zu meiner großen Überraschung war Kakashi schon da, aber Sakura und Sasuke fehlten noch. Da ich mich weder freuen noch ärgern konnte, ging ich mit eingefrorenem Gesicht auf meinen Sensei zu. "Sie sind ja pünktlich...", sagte ich ausdruckslos. "Ja, heute ist auch...nun ja...eine wichtige Angelegenheit könnte man es nennen..." Ich schaffte gerade noch ein halbwegs neugierig klingendes "Oh". Nach zehn Minuten kam Sasuke. "Du bist zu spät!", sagte Kakashi. Endlich wusste er, wie sich das anfühlt, auf jemanden warten zu müssen. "Ich weiß...", meinte Sasuke nur. "Wo ist Sakura?" "Die hat heute frei", antwortete Kakashi. "Frei?", fragte ich wütend. Wieso hatte ich nicht frei? Verstand Kakashi überhaupt meinen Ernst der Lage? "Ja, frei...sie kann heute nicht helfen..." "Was heißt das im Klartext?!" Sasuke klang genervt. Genau wie ich. "Da ihr zwei an eurem Teamwork arbeiten müsst, bekommt ihr eine Mission...ohne Sakura, ohne mich...", erklärte unser Sensei und blickte ernst in die Runde. Ich seufzte. Nicht schon wieder! "Das hat doch keinen Sinn", warf Sasuke ein. Ich nickte. Ausnahmsweise war ich mit ihm einer Meinung. Das hatte doch wirklich keinen Sinn. "Wenn ihr euch die Mission nicht zutraut...", sagte Kakashi achselzuckend. "Ich dachte, ihr zwei wärt genau die Richtigen dafür...schade..." Diese Bemerkung kitzelte mein Ego. Ich kämpfte mit mir. Ich traute mir jede Mission zu, keine Frage, doch allein mit Sasuke? Sollte ich widersprechen oder es einfach darauf beruhen lassen? Ich setzte zu einer Antwort an. "Ich mach die Mission..." Überrascht blickte ich zu Sasuke. Kakashis Psychospielchen hatten wohl auch bei ihm gewirkt. "Und du, Naruto?" Ich zögerte. War das eine gute Idee? "Ja, Sensei, ich bin auch dabei..." Die Mission war denkbar einfach: einige Botschafter aus Konoha hatten wichtige Schriftrollen im Wald, südlich von Sunagakure, verloren, die vielleicht in falsche Hände geraten könnten. Unsere Aufgabe war es nun, diese Schriftrollen einzusammeln und sicher zurückzubringen, ehe jemand anders dies tat. Die wichtigsten Sachen zusammengepackt, machten wir uns auf den Weg. Kakashi hatte auf einer Karte markiert, wo ungefähr die Rollen liegen könnten. Die Karte lag zusammengerollt in einem Seitenfach meines Rucksacks. Die Sonne stand nun hoch am Himmel. Wir sprangen wortlos durch die Wipfel der Bäume. Mir fiel der 'Unfall' vor wenigen Tagen wieder ein. Unmerklich wurde ich etwas rot. Darauf bedacht sprang ich rechts neben ihm...naja, zumindest versuchte ich es, bei dem Tempo, das der draufhatte! Keuchend versuchte ich mitzuhalten, doch irgendwann war meine Ausdauer am Ende. Ich blieb auf einem Ast stehen, stützte mich an der kratzigen Rinde ab und rang nach Luft. Warum hatte er es so eilig? Naja, eigentlich wusste ich genau, dass er mir aus dem Weg gehen wollte. War ja eigentlich besser als streiten. Ich schaute mich um. Sasuke war schon lange nicht mehr in Sicht. Ich fragte mich, ob er überhaupt bemerkte, dass ich nicht mehr hinter ihm war. Aber ihm den Gefallen tun und hinter ihm herlaufen wie ein Schoßhündchen wollte ich auch nicht. Trotzig setzte ich mich hin und schwor, nicht aufzustehen, bis Sasuke mich eingesammelt hatte. Die Minuten vergingen. Gelangweilt kratzte ich kleine Muster in die Rinde. Ob er überhaupt zurückkommen würde? Ich vernahm ein Knurren. Na toll, jetzt meldete sich auch schon mein Magen und Sasuke hatte das ganze Proviant. War eigentlich alles und jeder gegen mich? Während ich darüber nachdachte, warum um Himmels Willen ich eigentlich eingewilligt hatte, hörte ich ein Rascheln, dann einen Aufprall und dann jede Menge Beschimpfungen, die auf mich einflogen. "Warum bist du einfach abgehauen, du Idiot? Wegen dir verzögert sich das hier alles und ich hab echt keine Lust länger hier zu sein als nötig! Warum hab ich bloß eingewilligt?!" "Ich hab Hunger!", sagte ich, als Sasuke mit seiner Predigt fertig war. Zum Streiten war ich zu hungrig, zum Entschuldigen zu stur. Mein Gegenüber seufzte. Ich wusste, wenn er nicht genauso hungrig gewesen wäre wie ich, wäre er längst schon wieder abgehauen. Er zog seinen Rucksack aus und kramte einige Reisbällchen heraus, von denen er mir eins zuwarf. So aßen wir, wortlos zwar, aber auch nicht streitend, was mal ganz angenehm war. Nachdem wir alle Reisbällchen aufgegessen hatten, schwangen wir uns unsere Rucksäcke auf den Rücken und setzten den Weg fort. Hin und wieder schaute ich mir über die Schulter. Ich wusste zwar nicht warum, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass uns jemand folgte. Vielleicht war es nur Einbildung. Sasuke schien nichts zu bemerken, zumindest zeigte er es nicht. "Wo sind wir?", fragte ich nach einer Weile. Irgendwie kam es mir so vor, als hätten wir uns total verlaufen. "Auf dem Weg zu den Schriftrollen..." "Wow, ach wirklich? Davon weiß ich ja noch gar nix...", sagte ich ironisch. "Ich glaube, wir müssen nach rechts..." "Ich kenne den Weg...", zischte Sasuke. Das bezweifle ich, dachte ich. Auch du kannst dich mal irren... "Ich schau mal auf der Karte nach", rief ich und blieb auf dem nächstbesten Ast stehen. Mein Teamkamerad blieb gezwungenermaßen zwei Äste weiter stehen. "Beeil dich!" "Jaja..." Ich kramte die Karte aus dem Seitenfach, entfaltete sie und studierte sie kritisch. Wie ich es mir gedacht hatte: wir hatten uns total verlaufen. "Was ist jetzt!?", fragte Sasuke genervt. "Wir sind hier total falsch...", meinte ich stirnrunzelnd. "Na klasse..." Sasuke klang so, als ob alles meine Schuld wäre. "Das ist nicht meine Schuld, ich hab eben gesagt wir müssen rechts...", maulte ich und verstaute die Karte zurück in meinen Rucksack. "Aber wir sind zu spät, weil du eben was essen wolltest!" "Du hattest doch auch Hunger!" "Aber ich hätte die Schriftrollen noch vor Mittag gefunden!" "Jaja, der große perfekte Sasuke schafft alles allein, ich weiß..." "Du bist..." Böse funkelte Sasuke mich an. Ich war nicht minder wütend. Er wandte sich von mir ab und sprang weiter. Beleidigt tat ich es ihm nach, doch irgendwie plagte mich ein schlechtes Gewissen. War der letzte Satz zu hart? Er hatte doch angefangen...aber warum tat es mir Leid? Vielleicht war ich einfach zu gutmütig. Bis zum Abend hetzten wir durch den Wald. Wir folgten der Karte, doch wir würden es bis zur völligen Dunkelheit nicht mehr bis zu der markierten Stelle schaffen und im Dunkeln wäre es viel zu schwer. "Sollen wir ein Lager aufschlagen?", fragte ich tonlos. Sasuke antwortete nicht, sondern sprang auf den Boden und kramte in seiner Tasche. Ich landete einige Meter von ihm entfernt. Wir hatten kein Zelt, da ich - und wahrscheinlich auch Sasuke - nicht damit gerechnet hatten, zwei Tage für diese lächerlichen Schriftrollen zu brauchen. Zum Glück hatte ich mir Decken eingepackt, weiß der Geier warum. Ich legte sie auf den Boden und faltete sie zweimal zusammen. Erst da bemerkte ich, wie kalt es inzwischen geworden war. Außerdem hatte ich wieder Hunger... Zum Glück sind alle menschlichen Bedürfnisse gleich, also musste ich Sasuke nicht bitten, ein Feuer zu machen. Er hatte ein paar Äste gesammelt, sie auf einen Haufen geworfen und versuchte nun, mit zwei Steinen einen Funken zu erzeugen. "Warum benutzt du nicht dein Katon Gokakyuu no Jutsu?", fragte ich und setzte mich vor den kleinen Asthaufen. "Weil ich kein Chakra verbrauchen will...vielleicht werden wir angegriffen...Idiot..." Ich zog eine Grimasse. Angreifen? Wer sollte uns hier bitteschön angreifen? Ein Funke sprang auf das Holz. Sasuke fächerte der entstehenden Flamme etwas Luft zu. Unser Lagerfeuer war geboren. Sasuke kramte wieder in seiner Tasche und nahm zwei undefinierbare braune Kugeln heraus. "Was ist das?", fragte ich, während er diese Kugeln auf zwei Stöcke spießte. "Fleischbällchen...", sagte er und warf mir meins zu. Ich wunderte mich, wie gut vorbereitet Sasuke auf solche Missionen war. Ich hielt meinen Spieß über das sich prächtig entwickelnde Feuer. Eine Weile sagte niemand war, wir hörten nur das Zirpen der Grillen und das Rauschen des Windes. Aber eine Sache ließ mir keine Ruhe. "Sag mal...die Person, die nächste Woche kommt...das ist dein Bruder, nicht wahr?" Sasuke starrte ins Feuer. Seine Augen schienen so leblos...hätte ich das Thema nicht ansprechen sollen? "Ja...", sagte er nach einer Weile. Stille. Nur das Knistern des Feuers. "Wo war er?" Er zuckte mit den Achseln. Konnte ich mehr fragen? "Und...verstehst du dich gut mit ihm?" "Hör auf dich in mein Privatleben einzumischen!", fauchte er mich an. Erschrocken zuckte ich zusammen. "Ich...hab doch nur gefragt..." "Dann hör auf zu fragen! Du nervst!" "Aber ich wollte doch nur wissen..." "Das geht dich nichts an!" Ich seufzte. "Warum bist du so? Warum gibst du mir an allem die Schuld? Warum bist du immer so gemein zu mir? Warum bin ich nur etwas wie ein Fußabtreter für dich?" Das alles sprudelte aus mir heraus. Ich habe schon oft über diese Fragen nachgedacht, aber keine Gründe gefunden. Sasuke starrte mich an. "Du denkst immer an dich selbst...und lässt niemanden an dich ran..." "Du kennst mich doch überhaupt nicht!", schrie Sasuke mich an. Oh nein, ich glaube, ich hatte es übertrieben. "Nein...ich wollte nicht..." Sasuke sprang auf und lief in den Wald. "Warte!", rief ich noch, aber zu es war zu spät. Manchmal sollte ich besser meinen Mund halten... Das Feuer war inzwischen erloschen und immer noch keine Spur von Sasuke. Ich kuschelte mich in meine Decken. Bestimmt ist er nur sauer auf mich und taucht morgen schlecht gelaunt wieder auf, redete ich mir ein. Ja, so war es doch fast immer, also kein Grund zur Sorge... Als ich schon halb schlief, hörte ich, wie sich jemand in sicherer Enfernung von mir auf den Boden legte. Ich schielte auf die gegenüberliegende Seite. Es war Sasuke. Etwas erleichtert atmete ich auf. Wenigstens musste ich die Schriftrollen jetzt nicht allein suchen. An dem ruhigen Atem konnte ich erkennen, dass Sasuke schon eingeschlafen war. Ich schloss auch meine Augen und versuchte, etwas Schlaf zu finden. Doch das Geräusch, als würde ein Specht in einem Baum hacken, ließ mich aufschrecken. Ich brauchte einige Sekunden, um herauszufinden, dass das Geräusch von Sasuke kam. Seine Zähne klapperten und sein ganzer Körper zitterte. Kein Wunder, es war auch ziemlich kalt. Ich legte mich zurück in meine Decken und versuchte wegzuhören. Ohne Erfolg. Mann, das nervt..., dachte ich, stand auf und nahm eine von meinen Decken. In der Dunkelheit tapste ich zu Sasuke. Ich zögerte. Eigentlich sah es mir gar nicht ähnlich, Sasuke irgendwie zu helfen, aber was nützte es mir, wenn er am nächsten Tag zu krank für die Mission war? Genau. Es war nur für die Mission. Vorsichtig legte ich die Decke über ihn und schlich zu meinem Lager zurück. Es war nur für die Mission, dachte ich. Nur für die Mission... Ein Vogelkreischen riss mich aus dem Schlaf. Erschrocken fuhr ich hoch und realisierte erst Sekunden später, dass das nur ein Vogel war. Ich gähnte und rieb mir die Augen. Es war noch dunkel und jetzt totenstill. Verschlafen blickte ich mich um. Nichts ungewöhnliches. Ich wollte mich schon wieder zurücklegen, als ich einen Blick auf Sasuke warf. Dort lag meine Decke - aber kein Sasuke. Wäre ja nichts allzu ungewöhnliches, wenn die Decke nicht rot gefärbt wäre...blutrot... ~to be continued... Kapitel 5: Die verlorenen Schriftrollen 2- Konoha Hospital ---------------------------------------------------------- Rot...blutrot... "Verdammt!" Ich sprang auf, rannte zu der Decke, unter der Sasuke eigentlich hätte friedlich schlummern sollen und riss sie mit zitternden Händen von dem kalten Boden. Meine letzte Hoffnung, den Uchiha schlafend vorzufinden, wurde durch die die blutgetränkten Blätter zu meinen Füßen nun endgültig zerstört. Hektisch schaute ich mich um. Niemand war zu sehen. Kein Sasuke, kein Gegner...Aber er musste angegriffen worden sein, das stand fest. Vermutlich würden er und sein Gegner noch hier im Wald kämpfen. Ich betrachtete die zähe, rote Flüssigkeit. Dieses ganze Blut war kein gutes Zeichen. Vielleicht war Sasuke ja schon...tot? Ich schüttelte den Kopf. Soetwas durfte ich gar nicht denken. Er war doch ein guter Kämpfer und viel zu dickköpfig sich bei einer so denkbar einfachen Mission töten zu lassen. Ich verließ unser Lager und lief durch die Kühle der Nacht. Auch wenn ich es nie zugegeben hätte, ich machte mir Sorgen. In der Hoffnung, noch eine Blutspur zu finden, blieb ich auf dem Boden. Bei dieser Dunkelheit hätte ich von den Baumkronen aus wahrscheinlich eh nichts gesehen. Doch ich wurde enttäuscht: ich fand weder Fußspuren noch Blutspuren noch überhaupt welche Spuren. Ich lief durch den Wald. So schnell, dass es mir nach kurzer Zeit schon wie verrückt in der Brust brannte. Wie weit konnten sie schon sein? Ob sie den Wald bereits verlassen hatten? Vielleicht kämpften sie auch gerade in Sunagakure. Oder dieser Sturkopf hatte schon gewonnen und machte sich mit den Schriftrollen auf nach Konoha. Ich grinste teuflisch. Nicht mit mir, Sasuke! Ich lass dich nicht allein den Ruhm einheimsen... Nach einiger Zeit blieb ich stehen. Gezwungenermaßen, denn womöglich wäre mein Brustkorb nur 2 Minuten später schon explodiert. Keuchend rang ich nach Luft. Wie lange war ich eigentlich schon unterwegs? Nach einer Weile hatte sich meine Atmung wieder beruhigt. Langsam atmete ich ein und aus. Das war das einzige was ich hörte. Es war so still...unheimlich still... Plötzlich dieser Schrei...in meinem Leben hatte ich schon viele Todesschreie gehört, wenn Gegner ihr Leben ließen, aber der...der ging mir durch Mark und Bein und ließ meinen Körper geradezu vor Angst erfrieren. Diese angsterfüllte, schmerzverzerrte Stimme...und ich wusste genau von wem... Ich riss mich aus meiner Starre, sprang auf die Bäume über mir und flog in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Die Äste peitschten mir ins Gesicht und hinterließen kleine rote Abdrücke. Doch das war mir egal. Im Moment konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen, nur, dass ich jetzt schnell sein musste, denn es ging um Leben und Tod. Der Mond kam hinter den schweren Wolken zum Vorschein und warf sein silbriges Licht auf die Lichtung, die ich erreicht hatte. Ich zückte zwei Kunai und schleuderte sie ohne nachzudenken auf die Person in der Mitte der Lichtung, ein Mann aus Tsuchi-Gakure, wie ich an seinem Stirnband erkennen konnte. Er bemerkte mich erst, als die spitzen Waffen sich in seinen Bauch bohrten. Blut spuckend kippte er nach hinten und sah mich mit großen, ausdruckslosen Augen an. Leblos blieb er auf dem Rücken liegen. Ich sprang auf die Lichtung. Sasuke musste ihn schon derart geschwächt haben, dass dieser kleine Angriff ihm den Rest gab. Ein heiseres Röcheln riss mich aus meinen Gedanken. Panisch drehte ich mich um. "Sasuke!", rief ich, doch bei seinem Anblick stockte mir der Atem: zusammengekauert und zitternd lag er am Boden, Blut tropfte aus seinen großen, mit Erde verschmutzten Schnittwunden an Armen, Beinen und Gesicht...und ich hörte ein leises Wimmern... Ich freute mich ja eigentlich über Niederlagen von Sasuke, aber das...hasserfüllt warf ich einen Blick auf den toten Feind, ehe ich zu Sasuke lief und mich vor ihm auf den Boden kniete. "Sasuke...du...musst sofort ins Krankenhaus..." Ich streckte meinen Arm aus, um ihm aufzuhelfen, doch er schlug meine Hand weg. "Das ist nicht der richtige Moment um zu streiten...", sagte ich mit einem strengen Unterton. Sasuke hob zitternd seine Hand und deutete auf etwas hinter mir. Irritiert drehte ich mich um. Was wollte er mir sagen? Da entdeckte ich zwei Rollen. "Die Schriftrollen!", rief ich und lief auf die Papierrollen zu, die einige Meter entfernt von dem Ninja aus Tsuchi lagen. Sie waren groß und schwer...ich schluckte...ich konnte unmöglich diese Rollen UND Sasuke nach Konoha tragen. Ich schluckte erneut. Was sollte ich tun? Diese Schriftrollen waren sehr wichtig für das Dorf...vielleicht war ja noch ein feindlicher Ninja in der Nähe, bereit, sie sich zu schnappen. Andererseits...konnte ich Sasuke doch nicht hier liegen lassen... Ein Heilteam würde vermutlich viel zu spät hierherfinden. Ich musste mich entscheiden... Mit einem Schwung hatte ich Sasuke auf meinem Rücken. Seine Arme baumelten leblos über meinen Schultern. Ich glaube, er ist ohnmächtig..., dachte ich und hörte das leise, regelmäßige Atmen. Nicht mehr lange, wenn er nicht schnell in ein Krankenhaus kommt... Ich stellte mich auf und rannte los. Über Steine, Äste, Wurzeln...ich kämpfte mich durch den Wald, hoffte, noch rechtzeitig in Konoha anzukommen. Was wäre, wenn Sasuke sterben würde? Wäre ich dann Schuld? Ich versuchte diese schrecklichen Fragen aus meinem Kopf zu verbannen. Es hatte keinen Zweck, darüber nachzudenken. Mit der Zeit wurde Sasuke richtig schwer. Meine Schritte verlangsamten sich. Ich darf nicht langsamer werden... Glänzende Schweißtropfen bahnten sich den Weg meine Schläfen hinunter. Mein Gang war fast schon gebückt. Aber ich durfte nicht aufgeben, ich musste mich beeilen. Immer wieder tropfte Sasukes Blut auf meine Arme und auf den Boden. Endlose Stunden quälte ich mich durch den Wald, einen bewusstlosen, schwer verletzten Sasuke auf dem Rücken, der immer schwerer wurde, in einer kalten Nacht, durch deren Dunkelheit ich den Weg nicht richtig erkennen konnte... Und ich? Ich war todmüde, mein Rücken tat weh, war gequält von dem Gedanken, Sasuke würde meinetwegen sterben und selbst WENN Sasuke nicht von uns gehen würde, würde er mir wahrscheinlich nicht mal für diese Rettungsaktion danken. Ich seufzte. Hoffentlich überlebten wir beide das. Als die Sonne aufging, schwankte ich durch das große Tor. Niemand war auf den Straßen, niemand war da, der mir die Last wenigstens für ein paar Sekunden hätte abnehmen können. Ich rang nach Luft. Nur noch ein paar Meter war das Krankenhaus entfernt. Mit letzter Kraft schleppte ich mich durch den Eingang. Die Frau am Tresen schrie auf, als sie uns sah. "Ein Ärzteteam, schnell!", rief sie und eilte auf mich zu. Sofort kamen wie aus dem Nichts einige Medic-Nins in weißer Tracht angeschossen und nahmen mir Sasuke vom Rücken. Sie legten ihn auf eine Trage und trugen ihn sofort in ein Zimmer. Ich fiel auf die Knie, gepeinigt von Rückenschmerzen und dieser ständigen, unerklärlichen Angst. Ein Arzt kam nun auf mich zu. "Alles in Ordnung?", fragte er mich und musterte mich besorgt. "Ja...glaub schon...", keuchte ich. "Aber...du blutest ja!" Er zog mich in einen Behandlungsraum. "Nein, das ist nicht mein Blut...", wehrte ich mich und betrachtete meine Arme. "Und im Gesicht?", fragte der Medic-Nin und goss eine chemisch-riechende Flüssigkeit auf einen Wattepad. Ich setzte mich auf das Krankenbett. "Was?" Schon drückte mir der Arzt die Watte ins Gesicht. "Au, das brennt!", rief ich und zappelte wie ein Kleinkind. Anschließend klebte er mir einige Pflaster ins Gesicht. Ich hatte die Kratzer gar nicht bemerkt. Wahrscheinlich hatte ich sie mir zugezogen, als ich Sasuke suchen war. "Was ist passiert?", fragte der Doktor und musterte mich. "Also...wir hatten eine Mission und...oh nein, die Schriftrollen!" Ich sprang auf und rannte zur Tür. "He, warte!", rief der Arzt mir nach, doch mich konnten keine zehn Ninjas festhalten. Ich musste Kakashi sofort Bescheid sagen. Die Schriftrollen waren noch nicht in Sicherheit. Ich stürmte durch die sauberen Flure zum Ausgang, wo ich prompt mit jemandem zusammenknallte und rücklings auf den Boden flog. "Passen Sie doch auf!", rief ich und rieb mir den Kopf. "Wenn ich mich recht erinnere, bist du in MICH reingerannt...", sagte eine mir wohl bekannte Stimme. Aufgeregt sprang ich auf. "Sensei Kakashi, keine Schriftrollen...Feind...Blut...Sasuke...ich...tot...", plapperte ich drauflos. Bevor Kakashi auch nur eine Frage stellen konnte, stürmte eine dicke Krankenschwester mit Brille auf uns zu. "Sind Sie die Angehörigen von Sasuke Uchiha?", fragte sie atemlos. "Nun ja...wenn Sie so wollen...ja...", antwortete Sensei Kakashi gelassen. "Wieso, was ist mit ihm?", fragte ich mit quietschiger Stimme. "Der Junge wird gerade operiert. Und...es sieht im Moment nicht gut aus..." Ich schluckte. Was bedeutete: nicht gut? Lebend? Tot? Halbtot? Die Frau nickte uns zu und verschwand in Windeseile wieder. "Naruto...was ist passiert?" Wir setzten uns in den Flur. Ich erzählte Kakashi von der Mission. Dieser hörte geduldig zu. Nachdem ich geendet hatte, füllte betretenes Schweigen den Raum. Ich dachte zurück an die Mission und dabei kam mir eine quälende Frage. "Bin...ich Schuld, wenn Sasuke stirbt?" "Wie kommst du denn..." "Ich hätte früher aufwachen müssen! Warum hab ich den Feind nicht gehört? Ich hätte ihn schneller finden müssen! Ich..." "Es ist nicht deine Schuld...", unterbrach Kakashi mich. "Ohne dich wäre Sasuke doch jetzt gar nicht hier. Das ist doch das Wichtigste. Dass DU ihn gerettet hast." "Aber..." "Warum glaubst du hab ich euch beide auf eine Mission geschickt? Um euch zu ärgern? Nein, aus einem ganz einfachen Grund: ihr musstet lernen, wie ein TEAM zu arbeiten, und das habt ihr getan..." "Aber die Schriftrollen..." "Keine Sorge, Team Gai ist unterwegs..." Gemischte Gefühle wurden in mir wach. Erleichterung, dass die Schriftrollen bald in Sicherheit sein würden. Und auch ein bisschen Glück durch Kakashis väterliches Verständnis. Mit einem Schlag wurden meine Eltern in mein Gewissen gerufen. Wären sie jetzt stolz auf mich? Oder wütend? Durch ein leichtes Schulterrütteln wurde ich wach. Benommen schaute ich auf die Dame von vorhin, die mir aufmunternd entgegen lächelte. "Was..." "Sasuke ist aus der OP. Er lebt." Ich seufzte erleichtert auf. "Kann man...ihn schon besuchen?" "Das ist eher ausgeschlossen, er braucht Bettruhe." Ich schaute auf den leeren Platz neben mir. "Nanu? Wo ist Sensei Kakashi?" "Er ist Sasukes Eltern informieren...", erklärte mir die Krankenschwester. "Wenn du mich brauchst, ich bin im Aufenthaltsraum." Ich nickte. "Oh, Moment!", rief ich noch hinterher, als sie gerade um die Ecke biegen wollte. "In welchem Zimmer liegt Sasuke?" "312." Ich hatte keine Lust bis zum nächsten Tag zu warten, also beschloss ich, Sasuke einen kurzen Besuch abzustatten. Ich wollte nicht lange bleiben, nur mal eben so vorbeischauen. Vor der Tür Nummer 312 blieb ich stehen. Was würde mich hinter der Tür erwarten? Vielleicht war er von Kopf bis Fuß einbandagiert. Oder er schlief gerade. Es hatte keinen Sinn, sich das Hirn zu zermarten. Vorsichtig klopfte ich an die Tür. Keine Antwort. Ich klopfte etwas fester. Nichts. Jetzt oder nie! Langsam drückte ich die Türklinke herunter. Das Zimmer lag im Halbdunkeln, nur matte Sonnenstrahlen bahnten sich einen Weg durch die hellen, seidenen Vorhänge. Ich erkannte ein Nachtschränkchen, auf dem nichts weiter als Medikamente standen, eine Infusionsflasche, die neben dem Schränkchen hing und einen Stuhl vor dem Krankenbett. Leise schloss ich die Tür und blieb erst mal einige Minuten reglos im Raum stehen. Sasuke schien zu schlafen, jedenfalls hatte er mich nicht bemerkt. Ich betrachtete ihn. Er war fast überall einbandagiert, manche Verbände hatten rote Schimmer. Die Infusionsnadel steckte tief in seinem Arm. Ich fragte mich, wie sich diese Nadel anfühlte, da ich außer meiner Geburt noch nie im Krankenhaus war. Behutsam ging ich einige Schritte auf das Bett zu, zog den Stuhl etwas nach hinten und setzte mich. Sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Eigentlich wusste ich gar nicht, warum ich gekommen war und was ich sagen sollte, falls er aufwachte. Vielleicht wollte ich mir bestätigen, dass er nicht tot war...vielleicht machte ich mir auch...Sorgen... Ich seufzte. Was war denn bloß mit mir los? Sasuke wurde doch nur verletzt. Ich meine, wir werden ständig auf irgendwelchen Missionen verletzt. Aber ich fühlte mich...komisch...also... erst sterbe ich fast vor Angst und dann bin ich so erleichtert, als ob jemand einen riesigen Felsbrocken von mir genommen hätte...ich weiß auch nicht... Ich schaute wieder auf Sasuke - und erschrak. Er war wach. Mit seinen schwarzen Augen blickte er mir entgegen. "Oh, du bist ja wach...!", sagte ich mit einem verlegenen Lächeln. Ächzend versuchte er sich aufzusetzen. "Du bist zu verletzt..." "Halt die Klappe...", sagte er. Aber diesmal...hörte es sich nicht böse gemeint an. Eher, als ob es ihm peinlich wäre etwas anderes zu sagen. Ich dachte nach. War ich jetzt verrückt geworden? Warum sollte ihm was peinlich sein? Vielleicht, weil er ausgerechnet von mir gerettet wurde? Eine Weile saßen wir schweigend da. Ich wusste nicht, was zu sagen war. Sasuke ging es offenbar ganz genauso. "Ähm...also...es tut mir Leid...", stammelte ich nach einer Weile. Sasuke zog eine Augenbraue hoch. "Warum?" "Weil...ich...besser auf dich hätte aufpassen sollen..." Was rede ich denn da? Ich starrte auf den Boden und spielte nervös mit meinen Fingern. Sasuke hustete, was sich in meinen Ohren wie ein sarkastisches Lachen anhörte. "Das ist das lächerlichste, was ich je gehört habe...", murmelte er und schaute aus dem Fenster. Ich spürte, wie mein Gesicht total heiß wurde. Vermutlich war ich gerade rot wie eine Tomate. Wie konnte ich nur auf die Idee kommen, so was dämliches zu sagen? Ich fühlte mich total unwohl. Zusammengekauert hockte ich mit glühendem Gesicht auf meinem Stuhl. "Nein...", sagte Sasuke dann, den Blick weiterhin auf das Fenster gerichtet. Stille. Nein? Was hatte das zu bedeuten? Warum sprach er nicht weiter? Irritiert starrte ich ihn an. Ich konnte blutige Wunden in seinem Gesicht erkennen. "Ich..." Durch das plötzliche Aufliegen der Tür wurde er unterbrochen. Erschrocken wirbelte ich herum. Kakashi stand im Türrahmen, während Sasukes Mutter an mir vorbeischoss und ihren Sohn umarmte und ihm dabei fast sämtliche Knochen brach. Sasuke schrie vor Schmerz auf. "Entschuldige...", sagte Mikoto heiser und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Ich...Wir...haben uns nur so Sorgen gemacht, als Kakashi uns von deinen Verletzungen erzählte..." Sie schluchzte. Aus irgendeinem Grund sah Sasuke nicht gerade erfreut aus. "Wo ist Herr Uchiha?", fragte ich, nachdem ich mich versichert hatte, dass er wirklich nicht im Raum war. "Er...hat zu tun...", murmelte Mikoto und wischte sich erneut eine Träne aus dem Gesicht. Er ist so beschäftigt, dass er seinen verletzten Sohn nicht besuchen konnte? Sasuke starrte mit leeren Augen auf seine Bettdecke. Ich hatte das Gefühl, als ob es ihn gar nicht überraschte. "Was ist denn hier los?" Eine Krankenschwester drückte sich an Kakashi vorbei. "Der junge Mann braucht dringend Ruhe! Ich bitte alle, die nicht zur Familie gehören, zu gehen." Sie scheuchte mich aus dem Zimmer. Ich warf einen letzten Blick zurück. Unsere Blicke trafen sich. Dann schloss sich die Tür... "Ich bin stolz auf dich", sagte Kakashi, als wir zusammen das Krankenhaus verließen. Ich blickte zu ihm auf. "Hm..." "Deine Eltern wären auch stolz auf dich..." "Ja, kann schon sein..." Eine einzelne Träne lief über mein Gesicht und tropfte auf den Boden. Kapitel 6: Strafe ----------------- Zwei endlose Tage strichen ins Land. Ich hatte kein Training, hockte ständig nur in Sasukes und meinem Zimmer, kam nur zum Essen runter. Ich hatte ja niemandem zum Streiten, was mir mit der Zeit schon irgendwie fehlte... Mikoto klopfte des Öfteren an der Tür und erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei. Immer wieder bejahte ich matt. Ich war ziemlich durcheinander bezüglich meiner Gefühle nach der Mission. Es war, als würde ich mich selbst nicht kennen... Am Abend des zweiten Tages, nachdem Sasuke ins Krankenhaus eingeliefert wurde, konnte er dank den großartigen Heilkräften Tsunades wieder nach Hause kommen. Mikoto stand schon eine geschlagene Stunde in der Küche und kochte, doch Fugaku war nirgends aufzufinden. "Wo ist denn Herr Uchiha?", fragte ich, als ich in die Küche stiefelte, um Mikoto eventuell zu helfen. Diese rührte gerade in einem großen Topf voll mit Reis. "Ist er nicht im Wohnzimmer?" "Nein..." Ich hatte das Gefühl, als wüsste sie die Antwort schon selbst. "Oh...", kam es gespielt überrascht. "Er wird sicher gleich kommen..." Sie drückte mir eine Schüssel Reis in die Hand. "Sei doch bitte so nett und stell das auf den Tisch..." Ich nickte, betrat das Esszimmer, das mit dem Wohnzimmer verbunden war und stellte die Schüssel auf den großen Tisch. Merkwürdiger Typ, dieser Fugaku..., dachte ich stirnrunzelnd. Wirklich seltsam... Seufzend schaute ich aus dem Fenster. Es regnete in Strömen. Das Wasser perlte von den beschlagenen Scheiben ab. Eine Weile verharrte ich reglos. Gerade, als ich mich abwenden wollte, entdeckte ich zwei verschleierte Gestalten vor dem Haus. Ich kniff die Augen zusammen, konnte aber wegen des starken Regenfalls keinen der beiden recht zuordnen, also beschloss ich, zur Tür zu laufen und nachzusehen. Gesagt, getan. Ich riss die Tür auf und bekam als Dank eine kurze Dusche, als der Wind mir den Regen direkt ins Gesicht peitschte. Fluchend wischte ich mit meinem Pulliärmel über mein Gesicht. "Naruto!" "Hallo, Sensei Kakashi..." Mein Sensei stand triefend vor mir und grinste mich dämlich an. Neben ihm stand Sasuke, der weniger freundlich aussah. Seine Verletzungen waren größtenteils schon verheilt, doch schmückten einige Verbände seine Arme und Beine und auf seiner Stirn klebte ein riesiges Pflaster. "So, hier hast du deinen Kameraden wieder...", verkündete Kakashi und und legte eine Hand auf Sasukes Schulter. "Wohlbehalten und...nass..." "Sasuke...", fing ich an, doch ich wurde von Mikoto unterbrochen, die sich an mir vorbeiquetschte. "Sasuke, schön dich zu sehen..." Sie schloss ihren Sohn in die Arme. Dann wandte sie sich an Kakashi. "Vielen Dank, dass Sie Sasuke vom Krankenhaus abgeholt haben..." Sie verbeugte sich leicht. "Kein Problem...", sagte Kakashi und hob abwehrend die Hände. "Also dann...wir sehen uns..." Er schaute mir noch einmal eindringlich in die Augen, ehe er im Regen verschwand. "Meine Güte, du bist ja ganz nass...", rief Mikoto und rieb Sasuke über die Wange, der sich etwas zurückzog. "Geh dich umziehen, dann können wir auch schon essen..." Wortlos ging er an uns vorbei, die Treppe hinauf und in unser gemeinsames Zimmer. Ich lief hinterher, blieb jedoch vor der Tür, die einen Spalt breit geöffnet war, stehen. Sollte ich reingehen? Vielleicht wollte er mir ja noch danken? Ich schüttelte den Kopf. Als ob Sasuke sich zu so etwas 'herablassen' würde. Leise seufzend lehnte ich mich gegen die Wand neben der Tür. Was erhoffte ich mir denn? Dass Sasuke freudestrahlend aus dem Zimmer springen und mir danken würde? Er würde sicher nicht ein Wort darüber verlieren. Aber warum wünschte ich mir überhaupt, dass er die Sache ansprach? Wollte ich, dass er mich nicht mehr für einen kleinen, schwächlichen Trottel hielt? Wollte ich...von ihm aktzeptiert werden? Die Tür flog auf. Sasuke kam mit trockenen Klamotten aus dem Zimmer, geradewegs an mir vorbei. Entweder hatte er mich nicht gesehen oder er ignorierte mich. Ich tippte auf Letzteres... "Hey, Sasuke...", rief ich und trat einige Schritte auf ihn zu. Er war stehen geblieben, hatte sich aber nicht umgedreht. "Und...wie gehts?", fragte ich und versuchte, ein Gespräch zu starten. "Wenn du sonst nix zu sagen hast, lass es einfach...", murrte Sasuke. Meine Miene verfinsterte sich. War ja wieder mal typisch für ihn. "Du könntest ruhig ein bisschen freundlicher sein, schließlich hab ich dich...", fing ich beleidigt an. "...gerettet?!" Er drehte sich zu mir um. Die Kälte seiner Augen verriet mit sofort, dass ich es besser nicht angesprochen hätte. "Hör zu! Das war nur Zufall, dass du mich gerettet hast! Ich hätte ihn auch selbst erledigt..." Ich lachte sarkastisch auf. "Wenn ich dich nicht gerettet hätte, wärst du gestorben! Warum ist es denn so schlimm? Dann hab ich dich eben gerettet, na und?! Wen interessiert das schon?" "Meinen Vater...", murmelte Sasuke und starrte auf den Boden, seine Hände hatte er zu Fäusten geballt. "Schwach..." Was redete Sasuke denn da? Wenn er eins nicht war, dann war es schwach! "Ich kann bezeugen, dass du nicht schwach bist...", meinte ich dann und versuchte ihn damit aufzumuntern. "Weil...ich finde, du bist ziemlich stark..." Ich starrte auf den Boden. Mein Gesicht wurde schon wieder so heiß. Manchmal verstand ich mich echt nicht mehr... Sasuke warf mir einen Blick zu. Peinlich berührt senkte ich den Kopf, damit er ja nicht die Röte sah. Dann wandte er sich ab und ging die Treppe hinunter. Diesmal war ich richtig erleichtert, dass es nicht zu einem weiteren Gespräch kam... Der Tisch war reich gedeckt. Es gab Reis, Sushi und viele andere leckere Sachen. "Sasuke könnte ruhig öfter aus dem Krankenhaus kommen", scherzte ich, um die Stimmung etwas zu lockern. Mikoto lachte, doch Sasuke zuckte nicht einmal mit der Wimper. Fugaku war allerdings noch nicht im Raum. Ich fragte mich, wo er gerade steckte und warum er nicht pünktlich zum Essen erschien. "Greift ruhig schon zu, Fugaku kommt gleich", sagte Mikoto, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Das ließ ich mir nich zweimal sagen. Freudestrahlend schaufelte ich mir alles in meine Schüssel. "Wow, das schmeckt wunderbar...", meinte ich dann und lächelte Mikoto an. "Wenigstens einer, der mein Essen respektiert", lachte sie. Sasuke war wie immer sehr schweigsam. Schon seltsam, dass er selbst bei seiner Familie so ruhig war. Aber solche Menschen soll es ja auch geben... Plötzlich flog die Tür gegenüber des Tisches auf. Fugaku, der ziemlich verärgert aussah, stampfte ins Esszimmer. Ohne ein Wort kam er auf den Tisch zu, bäumte sich vor Sasuke auf und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Vor Schreck verschluckte ich mich an meinem Reis. Mikoto sprang entsetzt auf und zerrte ihren Mann etwas von Sasuke weg. Auch Sasuke stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Seine schwarzen Augen waren vor Schreck weit geöffnet. "Mach uns nicht noch einmal so eine Schande!", brummte Fugaku böse. "Es reicht, Fugaku...", schrie Mikoto verzweifelt, während sie ihren schwer atmenden Mann am Arm festhielt. Er starrte Sasuke finster an. Sie sahen fast schon...hasserfüllt aus...Ich saß auf meinem Stuhl, total verängstigt von diesem plötzlichen Wutanfall. Ich zitterte am ganzen Körper. Mir war ganz und gar nicht wohl... Sasuke hielt sich seine Wange und erwiderte den Blick seines Vaters nicht. Eine Hand zur Faust geballt starrte er auf den Boden. Dann stand er bedrohlich ruhig auf und schritt an seinen Eltern vorbei, die Treppe hoch in unser Zimmer und knallte die Tür zu. Mikoto ließ den Arm ihres Mannes los, der sich wortlos auf seinen Stuhl setzte. Er schüttelte nur den Kopf...er schüttelte nur den Kopf! War das zu fassen? Etwas verängstigt sah ich ihn an, aber auch eine Mischung aus Anwiderung und Unverständnis spiegelten sich in meinem Blick. Mikoto hatte sich inzwischen wieder hingesetzt und versuchte normal weiter zu essen. Ich zwang mich, noch einige Minuten sitzen zu bleiben und würgte etwas von dem Essen herunter, doch richtig hungrig war ich nicht mehr. "Ich geh dann mal...", sagte ich, legte meine Stäbchen weg, verbeugte mich kurz und lief die Treppe hoch, bevor Mikoto oder Fugaku mich aufhalten konnten. Während ich zwei Stufen auf einmal nahm, dachte ich an das gerade Geschehene. Alles ging so schnell, aber irgendwie verlief auch alles in Zeitlupe. Ich schüttelte wütend den Kopf. Fugaku zwang mich immer mehr, ihn zu hassen... Nach Luft schnappend blieb ich vor der Tür stehen. In diesem Moment hatte ich schon richtige Angst reinzugehen. Ich wusste nicht genau warum, vielleicht hatte ich Angst vor seiner Wut...oder vor seiner Traurigkeit... Ich atmete einmal tief ein. Es hatte keinen Zweck zu warten, schließlich würde ich früher oder später in dieses Zimmer müssen. Langsam drückte ich die Türklinke herunter und trat ein. Meine Augen wanderten durch den dunklen Raum. Vielleicht war Sasuke gar nicht hier? Doch da entdeckte ich ihn. Er saß auf seinem Bett und hielt irgendetwas dünnes, quadratisches in der Hand. Ich schaltete das Licht ein. Verärgert versteckte Sasuke das Blatt Papier oder was es auch immer war unter dem Kissen. Bei der Dunkelheit hätter er es doch eh nicht lesen können... "Was willst du?", fragte er mich barsch. Seine Wange war knallrot und ziemlich dick angeschwollen. "Ich...bin nur fertig mit essen, das ist alles..." Ich ließ mich auf meine Matratze sinken und blickte Sasuke an, der meinem Blick jedoch auswich und zur Seite starrte. "Sag mal...ist dein Vater öfter so...gewalttätig?", fragte ich nach einer Weile. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er Sasuke geschlagen hatte. Er wirkte immer so nett und freundlich... "Wie man's nimmt...", murmelte Sasuke. "Geschlagen hat er mich noch nie..." Ich war erleichtert, dass das anscheinend nur eine Ausnahme war und froh...froh, dass Sasuke nicht direkt abblockte wie sonst immer. "Dein Vater ist ein kleiner Tyrann...", sagte ich leise und starrte auf die kleine Kommode. "Ich hätte nie gedacht, dass er dich so unter Druck setzt..." "Tja, so sind Eltern eben...", meinte er nur achselzuckend. Oh mein Gott! War es für ihn normal, immer so unter Druck gesetzt zu werden? "Aber...so sollte dein Vater nicht sein...mein Vater hat mich immer ermutigt, wenn ich was falsch gemacht hab..."Beim nächsten mal schaffst du es, ja?"...so hat er immer gesagt...dein Vater darf dich nicht unter Druck setzen..." Ich flüsterte schon fast. Ja, mein Vater hatte immer an mich geglaubt, im Gegensatz zu Fugaku...Ich lächelte. Ja, meine Eltern... Sasuke sagte nichts. Die Stille war bedrückend. "Soll...ich dir ein nasses Tuch holen?", fragte ich, um die Stille zu durchbrechen. Ohne eine Antwort abzuwarten, lief ich ins Badezimmer. So hatte ich eine Chance, kurz allein zu sein und nachzudenken... Sasuke hatte es echt schwer...er tat mir Leid...Verwirrt kramte ich in den Schubladen und Schränken. Wieso tat er mir Leid? Jeder hatte seine Geschichte und Probleme, die er bewältigen musste. Ich hatte meine, er seine...aber trotzdem...Endlich fand ich ein Tuch. Ich drehte den Wasserhahn auf und hielt es unter den kühlen Wasserstrahl. Anschließend wrang ich es aus und ging langsam zurück ins Zimmer. "So, hier ist dein Tuch...", verkündete ich. Keine Antwort. Sasuke lag friedlich schlummernd auf seinem Bett. Der ist aber schnell eingeschlafen.., dachte ich. Vielleicht hat er im Krankenhaus nicht so gut geschlafen... Auf Zehenspitzen schlich ich auf ihn zu und legte vorsichtig das kühlende Tuch auf seine Wange. Schließlich hatte ich mer extra die Mühe gemacht, eins zu holen... Ich betrachtete ihn kurz. Wie sein schwarzes Haar auf seine Stirn fiel, wie er regelmäßig ein - und ausatmete. Mit einem Ruck wandte ich mich ab. Was dachte ich da für peinliches Zeug? Ich spürte, wie ich wieder etwas rot wurde, schob es aber auf die Aufregung wegen Sasukes Vater... Ich gähnte. Es war zwar noch nicht so spät, trotzdem zog ich mich schon um, putzte mir die Zähne und kuschelte mich unter meine Decke. Was für ein schrecklicher Abend..., dachte ich und unterdrückte nur mit Mühe die aufsteigende Wut. Nach vielen Minuten wurde ich langsam schläfrig. Sasuke war wieder da. Hoffentlich würde es jetzt besser laufen... Kapitel 7: Itachis Ankunft -------------------------- Die Sonne kitzelte mein Gesicht. Verschlafen öffnete ich meine Augen. Schon wieder ein neuer Tag! Ich schloss meine Augen wieder und drehte mich auf die Seite. Vielleicht schaffte ich es ja, wieder einzuschlafen... Krachend flog die Tür auf und Mikoto kam hereingewirbelt. Sie riss das Fenster auf. Ein kalter Lufthauch blies ins Zimmer und ließ mich frösteln. Zitternd rollte ich mich unter meiner dünnen Decke zusammen. "Aufwachen, ihr beiden!", rief sie dann gut gelaunt und rüttelte leicht an meiner Schulter. Dann ging sie zu Sasukes Bett und schüttelte ihn ebenfalls wach. Ächzend hatte ich mich aufgesetzt, die Decke um mich geschlungen. Sasuke drehte sich mit dem Rücken zu mir und versuchte weiterzuschlafen, so wie ich vorhin, doch schon riss seine Mutter ihm die Decke weg und schüttelte sie vor dem Fenster kräftig aus. Sasuke kugelte sich zusammen, genau wie ich vorhin, doch die Kälte, die der Wind durchs Zimmer jagte, erlaubte es ihm nicht wieder ins Land der Träume zu wandern. Genervt setzte er sich auf die Bettkante. "Was ist denn?", fragte er seine Mutter verständnislos, während sie mir die Decke entriss und ebenfalls ausschüttelte. "Weißt du das denn nicht mehr? Heute kommt doch..." "...Itachi", ergänzte Fugaku, der aus dem Nichts erschienen im Türrahmen stand. "Itachi...", wiederholte ich und erinnerte mich an das Foto, das ich zwar noch nie in voller Pracht gesehen hatte, mich jedoch darauf hingewiesen hatte, dass eine vierte Person existierte. "Nach zwei Jahren...", sagte Fugaku und lächelte erst seine Frau, die ebenfalls lächelte, und dann mich an. "Du hast heute die große Freude, ihn kennenzulernen, Naruto. Du wirst ihn bestimmt mögen..." Ich nickte, war mir aber keinesfalls sicher, ob das stimmte. Sasuke schien ihn jedenfalls nicht sehr zu mögen, im Gegensatz zu seinen Eltern, die die darauffolgenden Stunden nur von ihm schwärmten... "Wann, sagtest du, würde er ankommen, Fugaku?", fragte Mikoto und gab mir endlich meine Decke zurück. "Er wird gegen späten Nachmittag in Konoha eintreffen", antwortete er. "Du freust dich doch auch, Sasuke, nicht wahr?" Seine Eltern schauten ihn an. Ich starrte ihn ebenfalls an, um zu sehen, wie er reagieren würde. Mir fiel auf, dass das nasse Tuch, was ich ihm gebracht hatte, neben ihm auf dem Bett lag. Dann schaute ich auf seine Wange. Die Schwellung war stark zurückgegangen. Wenigstens hat's geholfen..., dachte ich zufrieden. "Und?", fragte Fugaku. Ich wartete gespannt eine Antwort ab. Er erwiderte weder ihren noch meinen Blick. "Ja...", sagte er, klang für mich aber gezwungen. Sein Vater nickte. "Nach zwei Jahren..." Nickend wandte er sich von der Tür ab und verschwand im Wohnzimmer. "Zieht euch an, es gibt gleich Frühstück...danach müssen noch einige Zimmer aufgeräumt und geputzt werden!", sagte Mikoto, machte auf dem Absatz kehrt und folgte ihrem Mann nach draußen. "Wie immer...", murmelte Sasuke, rutschte von seinem Bett und stellte sich an das noch immer geöffntete Fenster. Seine schwarzen Haare wehten in der leichten Brise. Hatte irgendwie einen verwegenen Ausdruck. Ich schüttelte den Kopf. "Ist das immer so 'ne Zeremonie, wenn Itachi kommt?", fragte ich. Sasuke nickte. Dabei fielen ihm einige Haarsträhnen ins Gesicht. "Naja...immerhin war er zwei Jahre nicht mehr hier...", meinte ich, stand auf und reckte mich, wobei meine gesamten Knochen knackten. Sasuke starrte mit zusammengekniffenen Augen aus dem Fenster. Nach dem Frühstück drückte Mikoto Sasuke und mir Eimer und Besen in die Hand und scheuchte uns von Zimmer zu Zimmer, wo wir erst einmal die Böden wischten. Sasuke sah sogar noch genervter aus als sonst immer, während er widerwillig den Besen ins Wasser tunkte und dann über den Boden fegte. Die ersten Zimmer nahm ich noch auf die leichte Schulter, summte fröhlich vor mich hin und wirbelte mit dem Wischmop durch den Raum und sah hier und da ein Zimmer, das ich noch gar nicht kannte, zum Beispiel das Büro von Sasukes Vater. Doch nach und nach wandelte sich meine gute Laune und wurde so trüb wie das schmutzige Wasser in unseren Eimern. Immer wieder kam Mikoto, tadelte uns und hetzte uns durch das Haus. "Ihr habt noch viel zu tun!", sagte sie immer wieder, während sie selbst in Schürze gekleidet mit einem Tuch die Tische und Möbel abstaubte. Sklaventreiberin!, dachte ich verärgert. Als ob Itachi ein Gott wäre... Eigentlich wusste ich noch nicht viel über Itachi. Er war seit zwei Jahren von zu Hause weg...keine Ahnung warum...seine Eltern schwärmten von ihm, im Gegensatz zu Sasuke, der ihn nicht sonderlich zu mögen schien. Auch da wusste ich nicht warum.. Sonderlich viel hatte ich also noch nicht in Erfahrung gebracht. Moment mal... "Wie lange bleibt Itachi eigentlich?", fragte ich und blieb stehen. Sasuke wrang gerade die stoffigen Borsten seines Besens aus. Das trübe Wasser plätscherte in den Eimer. Er schaute zu mir auf. Die schwarzen Augen bohrten sich in meine. Sie waren so dunkel wie die Nacht und doch so...leuchtend. Ich wurde wieder rot und wandte mich von ihm ab. "Keine Ahnung...", sagte er nur, musterte mich etwas irritiert, was mich nur noch röter werden ließ und machte sich dann wieder ans Wischen. Mein Gesicht war total heiß und machte nicht mal den Anschein, wieder abzukühlen. In Gedanken fluchte ich vor mich hin. Ich musste hier weg. "Ich geh mal das Wasser wechseln!", rief ich, schnappte mir meinen Eimer und rannte aus dem Zimmer. Im Badezimmer knallte ich die Tür zu, schloss ab, kippte mein Wasser in die Dusche und ließ mich dann an der Tür herabrutschen. Ich holte tief Luft und klatschte meine Hände auf meine Wangen. Sie waren immer noch total heiß. Ich fächerte mir etwas Luft zu, stand aber auf, als das nichts half und ging zum Waschbecken, um meine Handflächen mit klarem kalten Wasser zu füllen und mir ins Gesicht zu klatschen. In letzter Zeit wurde ich andauernd rot! Irgendwas stimmt mit diesem Haus nicht! Ich suchte in dem Schränkchen nach einem Handtuch und trocknete mein Gesicht ab. Verwirrt warf ich es in eine Ecke und setzte mich wieder gegen die Tür, schlang meine Arme um meine angewinkelten Knie. Oder mit mir nicht... Ich seufzte. Seit ich Sasuke gerettet hatte, war er nicht mehr ganz so fies zu mir. Was mir irgendwie gefiel. Nicht mehr dauernd streiten, sich nicht mehr dauernd wegen ihm aufregen. Das war doch eigentlich ganz gut, oder? Aber irgendwie fand ich es auch total merkwürdig. Ich meine, davor hatten wir beide nur darauf gewartet, bis der andere was sagte, um uns dann zu streiten. Ich dachte, ich könnte gar nicht anders mit Sasuke umgehen. Aber jetzt? Jetzt stritten wir uns fast gar nicht mehr und ich hatte nicht mal was dagegen. Ich meine, man kann doch nicht plötzlich seinen Erzfeind nicht mehr hassen, oder? Mein Gesicht hatte sich mittlerweile wieder abgekühlt, ich blieb aber noch einige Minuten vor der Tür sitzen. Vielleicht aus Angst, Sasuke könnte sehen, wie ich dauernd rot wurde und dann denken, das wäre wegen ihm! Ich lachte leise. Was für ein lächerlicher Gedanke... Ich legte den Kopf auf meine Knie. Ich hatte keine Lust mehr irgendwelche Zimmer zu putzen. Vielleicht sollte ich einfach warten, bis jemand nach mir suchte...oder bis Itachi ankam, dann würden wir bestimmt nicht mehr putzen müssen... Ja, ich warte einfach, bis mich jemand suchen kommt... Das war das letzte, was ich dachte... Ein Klopfen weckte mich auf. Müde hob ich den Kopf. Wo bin ich? Ich erkannte das Waschbecken. Oh stimmt...eigentlich wollte ich das Wasser wechseln... Das Hämmern an der Tür wurde immer lauter. Wahrscheinlich wartete der Jemand schon eine ganze Ewigkeit. Ich sprang auf, riss an der Tür, bemerkte, dass sie noch abgeschlossen war, drehte hastig den Schlüssel um und öffnete sie. Das erste was ich sah waren schwarze Augen. Sasuke stand vor der Tür, die Hände in den Hosentaschen und blickte mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir herunter. Er war ein kleines Stückchen größer als ich. "Oh...hallo..", sagte ich mit einem verlegenen Grinsen. "Wie gehts?" "Wo warst du? Wir waren noch nicht fertig mit putzen! Ich konnte alles allein machen!" "Entschuldigung...also ich bin eingeschlafen und...und...", stammelte ich und spielte nervös mit meinen Fingern. Wie peinlich... "Es gibt Essen...", unterbrach mich Sasuke, drehte sich um und ging ein paar Schritte auf die Treppe zu. "Und kämm dich mal!" Verdutzt blickte ich ihm hinterher, als er die Treppe hinunterging und realisierte erst Sekunden später, was er meinte. Erschrocken lief ich ins Bad und schaute entsetzt in den Spiegel: meine Haare standen auf der rechten Seite total ab. Ich muss so eingeschlafen sein, überlegte ich und versuchte sie wieder zu glätten, was bei meinen störrischen Strähnen gar nicht so einfach war. Als es wieder einigermaßen 'normal' aussah, lief ich die Treppe hinunter und setzte mich an den Tisch, um mein wohlverdientes Mittagessen einzunehmen. "Warum müssen wir auch den Garten auf Vordermann bringen?!", heulte ich und rupfte dabei eine widerspenstige Wurzel aus der Erde. In der Nacht hatte es geregnet, folglich mussten Sasuke und ich auf nassem Gras herumkriechen und Unkraut jähten. Zum Glück regnete es in diesem Moment nicht - sonst wäre ich wahrscheinlich total ausgeflippt. Sasuke trug seinen vollen Korb zu einer Art Komposthaufen. "Jetzt hör mal auf zu meckern, wir sind gleich fertig...", rief er genervt. Ich schnitt eine Grimasse und stellte mir vor, wie er diese Prozedur jedes mal allein machen musste, wenn Itachi zu Besuch kam. Aber vielleicht kam er ja heute nicht zu Besuch - sondern wollte wieder einziehen! Ich schluckte. Was wäre, wenn ich Itachi gar nicht leiden könnte? Na gut, mit Sasuke hatte ich mich ja mittlerweile auch abgefunden. Aber vielleicht war Itachi ja cool. Könnte sein, musste aber nicht. Bestimmt wollte er gar nicht einziehen, sondern kam einfach nur zu Besuch, sonst hätten seine Eltern ja bestimmt was gesagt...oder? Während ich mir mein Hirn zermartete, plückte ich gedankenverloren einige Grashalme und schmiss sie in meinen Korb. "Hallo? Du sollst nicht den Rasen mähen, sondern das Unkraut entfernen...Baka..." Sasukes genervte Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich sah meinen Korb voller Gras. "Oh...ja...hehe..." Mit einem dämlichen Grinsen schüttete ich den gesamten Inhalt wieder aus. Sasuke schüttelte den Kopf und machte sich wieder an die Arbeit. Ich schlug mir mit einer Hand auf die Stirn. Mann, bist du dämlich... dachte ich und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Warum mussten so blöde Sachen immer mir passieren? Ich schien Blamagen ja förmlich anzuziehen! Nach einer geschlagenen Stunde, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, kam Mikoto mit einem Tablett, auf dem zwei Becher mit dampfendem Tee standen, nach draußen. "Hier, für meine zwei fleißigen Arbeiter", lächelte sie uns an und reichte uns jeweils einen Becher. "Danke, Sie kommen genau richtig...", sagte ich und nahm einen großen Schluck von der dampfenden Brühe. Durch die Arbeit kam man zwar ins Schwitzen, doch durch die kühle Luft und den nassen Boden fing ich an zu frösteln. Ich zumindest, ich wusste ja nicht, wie es bei Sasuke aussah. Mikoto blickt sich im Garten um. "Sieht schon sehr gut aus...", nickte sie anerkennend. "Wir haben auch hart gearbeitet...", sagte ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn. "Ts, du hast doch die halbe Zeit nur Gras gesammelt...", meinte Sasuke und stellte seinen Becher, der noch voller Tee war, wieder auf das Tablett. Ich verzog mein Gesicht. Mikoto lachte. "Wenn ihr gleich fertig seid, springt noch schnell unter die Dusche, bevor Itachi kommt..." Ich nickte und nahm noch einen letzten Schluck, ehe ich meinen Becher auf das Tablett stellte. Sie drehte sich um und stapfte wieder ins Haus. Puh, wenigstens hatte sie uns nicht noch mehr Arbeit aufgedrückt...Ich rupfte noch schnell die letzten kleinen Unkräuter heraus und schmiss alles auf den Kompost. "Ich geh zuerst ins Bad, ja?", rief ich, lief jedoch schon ins Haus, bevor Sasuke nur die Chance hatte zu antworten. Ich hatte einfach genug von dieser ganzen Schufterei. Schnell packte ich neue Klamotten und lief ins Bad. Jetzt eine schöne Dusche. Ich entledigte mich meiner Kleider, stellte mich unter die Dusche und drehte voll auf. "IIKS!", quietschte ich, als das eiskalte Wasser auf meinen Kopf prasselte. Es war so, als hätte mich ein Eisblock mit voller Wucht getroffen. Etwas benommen drehte ich es wärmer. "Dumme Dusche...", fluchte ich vor mich hin. "Dumme Dusche..." Mit einem Handtuch auf der Schulter betrat ich den Flur. Ich fühlte mich total erfrischt. Die letzten Stunden waren wie vergessen. Langsam schlenderte ich die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, wo Sasuke auf der Couch saß und vor sich hindöste. "Das Bad ist jetzt frei", sagte ich und deutete hinter mich. Sasuke nickte kaum merklich und verschwand dann in der zweiten Etage. Ich hörte das Klicken des Schlosses, als er den Schlüssel umdrehte. Müde schmiss ich mich auf die Couch. Endlich sitzen! Mit einem erleichterten Seufzen schloss ich die Augen. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, bis Itachi ankommen würde... Ich schaute auf die Uhr. Fünf. Mikoto arbeitete in der Küche und bereitete das Essen zu. Fugaku war in seinem Büro und arbeitete dort. Ich wusste nicht mal genau, was er eigentlich arbeitete. Irgendeinen Bürokram, hatte irgendwas mit dem Hokage zutun, interessierte mich aber nicht sonderlich... Nach wenigen Minuten wurde mir schon langweilig. Ich trommelte mit meinen Fingern auf dem Sofa, warf ständig einen Blick auf die Uhr und lauschte dem Rauschen der Dusche. Ich hasste Langeweile. Sie war so...langweilig... Draußen hatte es mittlerweile wieder angefangen zu regnen. Ich legte mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Diese Langeweile... Plötzlich, als ob ein guter Geist die Langeweile bekämpfen wollte, klopfte es an der Tür. Nichts geschah. Es klopfte etwas lauter. "Machst du bitte mal auf, Naruto?", rief Mikoto aus der Küche. Nichts lieber als das. Ich sprang vom Sofa auf, ging zur Tür und riss sie auf, gespannt, was mich auf der anderen Seite erwarten würde... Ich blickte in ein bleiches, halb mit einer Kapuze bedecktes Gesicht, das mir grimmig entgegenblickte.... Kapitel 8: Sasukes Vergangenheit -------------------------------- Zwei schwarze Augen blickten auf mich herab. Ich schluckte. Der sah sogar noch gruseliger aus als Sasuke morgens. Unter seiner langen schwarzen Jacke konnte ich eine Anbu-Uniform erkennen. Ein Anbu..., dachte ich überrascht und musterte ihn. Er muss ganz schön stark sein... "Wer bist du?", riss Itachi mich mit seiner dunklen Stimme aus den Gedanken. Ich schaute zu ihm auf. "Äh...ich bin Naruto Uzumaki..." Etwas eingeschüchtert verbeugte ich mich. "Aha..." Itachi schob mich zur Seite und ging dann ins Haus. Von seiner Kleidung tropfte es auf den Fußboden. Ohje... Ich warf einen letzten Blick nach draußen, ehe ich die Tür schloss. Der Typ war irgendwie unheimlich. "Itachi!" Seine Mutter kam mit einem Tuch aus der Küche, mit dem sie sich die Hände abtrocknete. "Warum hast du nicht gewartet, bis der Regen aufgehört hat?", fragte sie ihn und wischte mit dem freuchten Stück Stoff über seine Schultern. "Du musst auf jeden Fall andere Kleidung anziehen, sonst erkältest du dich." Mütter. Immer fürsorglich. In dieser Hinsicht waren wohl alle gleich, auch wenn es um ein mindestens 20-jähriges Anbu-Mitglied ging. "Du weißt ja noch, wo dein Zimmer ist..." Mikoto lächelte ihren ältesten Sohn an. Itachi nickte und ging dann die Treppe hoch in den Raum, den ich auf einer kleinen Erkundungstour mal gesehen hatte. Das ist also Itachi's Zimmer..., dachte ich. Ziemlich ungewöhnlich. In seinem Alter hatte man doch normalerweise eine eigene Wohnung, oder? Ich meine, als Anbu verdient man nicht schlecht. Aber vielleicht ist er so oft auf Reisen, dass es sich nicht lohnt, eine Wohnung zu mieten. Und für den Kerl hatten wir den ganzen Tag geputzt... Ich wollte auf jeden Fall Hokage werden. Das hatte ich schon mit 12, wenn nicht sogar noch früher mit mir ausgemacht. Dann wäre ich eine wichtige Persönlichkeit. Ich grinste. Dann würden alle mich respektieren und wären auf mich angewiesen. Ich hätte das Gefühl, jemandem wichtig zu sein. Das war mein Traum. Dafür wollte ich kämpfen. Ich hörte, wie Sasuke, den ich schon fast vergessen hatte, aus dem Badezimmer kam. Mit einem Handtuch auf den Schultern kam er die Treppe herunter. "Itachi ist da...", sagte ich. "Ist eben angekommen..." "Hm..." Sasuke schlurfte in die Küche. Ich folgte ihm. Kurz darauf mussten wir den Tisch decken. "Wann kommt der endlich?" Sasuke warf einen bösen Blick Richtung Treppe. "Sasuke, dein Bruder hat eine lange Reise hinter sich. Er ist müde und will sich vielleicht etwas ausruhen", ermahnte Mikoto ihn. "Wenn wir essen wollen?! Der kann sich doch später ausruhen..." Seine Mutter seufzte. "Du verstehst das nicht..." Sasuke verschränkte die Arme vor der Brust. "Jaja, ich versteh anscheinend so vieles nicht...", murmelte er. "Na, wo ist denn mein Ältester?" Fugaku kam aus seinem Arbeitszimmer und legte seine Lesebrille auf ein Schränkchen. "Der ist sich gerade umziehen...", sagte Mikoto und lächelte ihren Mann an. Dieser setzte sich nickend an den Tisch. "Nach zwei Jahren..." Ich spürte einen kalten Schauer meinen Rückern herunterjagen. Meine Nackenhärchen stellten sich auf, als ich einen kalten Atem in meinem Nacken spürte. Langsam drehte ich mich um und blickte wieder in diese schwarzen, kalten Augen. Sie bohrten sich in meine, als wollte er mich hypnotisieren. Wie konnte er so leise und unbemerkt die Treppe herunterkommen und sich dann auch noch hinter mich stellen? Der Typ wurde von Minute zu Minute unheimlicher. "Itachi!" Sein Vater stand auf und schloss ihn in seine kräftigen Arme, während er ihm immer wieder auf den Rücken schlug. "Zwei Jahre ist es her!", sagte er und hielt seinen Sohn an den Schultern, um ihn genauer zu betrachten. Itachi hielt seinem Blick stand. Aber diese Augen...so kalt und leblos... "Setz' dich...während dem Essen kannst du uns alles erzählen..." Mit einer Bewegung bedeutete er ihm sich hinzusetzen. Itachi setzte sich an den Kopf des Tisches. "Und jetzt greift zu!", lächelte Mikoto. "Wo warst du in den letzten zwei Jahren?", fragte Fugaku und legte seine Stäbchen weg. Er hatte fast nichts gegessen. Ich schätzte, er war zu aufgeregt und neugierig wegen Itachis 'Rückkehr'. "Sunagakure, Otogakure...fast überall...als Anbu kommt man viel rum...", antwortete er mit seiner dunklen Stimme, die bei einem fast schon Gänsehaut verursachte. "Ich hab viele meiner Männer bei Missionen verloren...morgen findet die Trauerfeier statt..." Mikoto senkte den Blick. "Zum Glück haben wir dich nicht verloren..." "Eine wichtige Mission fordert Leben, für den Hokage, für Konoha...es ist eine Ehre, für das Dorf zu sterben...", meinte Fugaku. "Als ich noch Anbu war, wäre es mir eine Ehre gewesen, für Konoha zu sterben..." "Genug jetzt!", ermahnte ihn seine Frau. "Wir sollten über fröhlichere Dinge reden." Eine Ehre für sein Dorf zu sterben... Ich nickte. Wenn ich schon sterben musste, wäre es doch am schönsten, wenn ich für Konoha starb. Als Hokage für Konoha sterben...ich konnte mir keinen schöneren Tod vorstellen. "Was möchtest du eigentlich in Zukunft machen, Naruto?", riss mich Mikoto aus den Gedanken. "Äh...ich...äääh..." Sollte ich es wirklich sagen? Bestimmt würden sie mich auslachen...würde Sasuke mich auslachen... "Und?" "Also...äh...ich will...Hokage werden..." "Hokage?" "Dann hast du aber noch einen weiten Weg vor dir, Junge...", lachte Fugaku. Mikoto lächelte. "Lass dich nicht von ihm verunsichern, wenn das dein Traum ist, solltest du dafür kämpfen..." "Ja..." Etwas verunsichert lächelte ich, doch Sasuke neben mir schnaubte nur. Ich sah ein schadenfrohes Grinsen, was so viel sagte wie: Hokage? Das wirst DU nie im Leben. "Ich werde Hokage, daran besteht überhaupt kein Zweifel...", sagte ich dann total selbstsicher, eher an mich gewandt als an Sasuke oder die anderen. "Dann wirst du Sasuke Missionen auftragen", sagte Itachi und sah mich mit seinen kalten Augen an. Verwirrt blickte ich von Itachi zu Sasuke. "Dann willst du...Anbu werden?" Betretenes Schweigen. Hatte ich was falsches gesagt? "Dann...hast du aber noch einen weiten Weg vor dir, wenn du Itachi schlagen willst...", durchbrach Fugaku schließlich die Stille. Sasukes Kopf senkte sich kaum merklich. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Ich konnte sie fast schon knirschen hören. Itachi blickte amüsiert von seinem Vater zu seinem Bruder. "Ihr habt doch nicht immer noch diese alten Konflikte, oder?", fragte er dann langsam mit einem fast teuflischen Grinsen, was bei mir nur noch mehr Verwirrung auslöste. Konflikte? Wovon sprach Itachi? Sasuke funkelte seinen Bruder an. "Halt die Klappe...", zischte er den Älteren an. "Sasuke, reiß dich zusammen, Itachi hat damit nichts zu tun", sagte sein Vater streng. Falsche Antwort. "Ahja, Itachi hat also nichts damit zu tun? So wie immer...Itachi ist doch immer der Gute und ich der Böse, nicht wahr?! Echt schade, dass ich nicht so wie Itachi bin...!" Er stand auf, wobei der Stuhl mit einem Quietschen gegen die Wand geschoben wurde. "Was ist los?", fragte Mikoto. "Ich bin fertig...", antwortete er bedrohlich ruhig und ging auf die Haustür zu. "Setz' dich sofort wieder hin!", rief Fugaku böse. Sasuke knallte die Tür hinter sich zu. "Warum bist du nicht wie Itachi?" Nach dem Essen setzte ich mich auf die Matratze in unserem Zimmer und wartete, wartete, dass Sasuke bald auftauchen würde. Das tat er aber nicht. Mittlerweile war es dunkel geworden. Und kalt. Ich sprang auf. Er musste ja irgendwo draußen sein. Ich schnappte mir meine und seine Jacke und ging schnurstracks durch die Haustür nach draußen. Die Kälte peitschte mir ins Gesicht. Kein Wunder, es war schließlich schon Herbst. Leise schloss ich die Tür hinter mir. Meine Augen brauchten einige Sekunden, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ich ging einige Schritte Richtung Garten. Er konnte überall sein. Aber es würde ja nicht schaden, wenn ich mit dem Suchen direkt hier vor dem Haus anfangen würde. So ging ich also einige Schritte auf den vorderen Teil des Gartens zu. Nur ein Baum stand in der Mitte des nassen Grases. Ich konnte nicht genau sagen, welcher Baum es war. Eine Birke oder so. Langsam näherte ich mich dem prächtigen Baum, dessen Blätter gelb leuchteten. "Was willst du?" Erschrocken fuhr ich zusammen. "Oh, du bist hier..." Sasuke saß an dem Baum gelehnt auf dem nassen Rasen. Ich sah, wie er zitterte. "Hier...", sagte ich und reichte ihm seine Jacke. Wortlos nahm er sie und zog sie sich über. Einen Moment blieb ich einfach da stehen, bis ich mich schließlich neben ihn setzte. Das Wasser zog in meine Hose. Ich verzog mein Gesicht. Es war kalt und nass. Schlimmer konnte es ja nicht mehr werden. Naja, wenigstens hatte es aufgehört zu regnen... Einige Minuten saßen wir schweigend nebeneinander. Der Mond leuchtete uns silbern entgegen. Hin und wieder fielen Regentropfen von den Ästen über uns. Ich überlegte was ich sagen könnte. Sollte ich etwas zu dem Vorfall von vorhin sagen? Oder vom Training anfangen? Sasuke seufzte. "Ich hasse es..." Fragend schaute ich ihn an. "Was hasst du?" Der Mond leuchtete sein Gesicht an. Seine Haare schienen zu glänzen. Er zögerte. Ich glaube, er fragte sich, ob er mir das wirklich erzählen wollte. Er seufzte erneut. "Wenn so was wie eben passiert..." Ich schaute auf den Boden. Solche Auseinandersetzungen schien es wohl öfter zu geben. "Mein Vater...hat mich schon immer mit Itachi verglichen. Immer. Egal bei was. Wenn ich mal keine Bestnote hatte, hieß es: Itachi hatte aber immer die Bestnote. Wenn ich mal was nicht richtig gemacht hatte: Itachi war immer perfekt. Und das über all die Jahre. Ich hasse es..." Er nahm einen Stein und schleuderte ihn gegen die Mauer. "Na und? Dann bin ich eben nicht so 'perfekt' wie Itachi." "Sie meinen es nur gut...", versuchte ich ihn zu beruhigen. So gesprächig war er ja noch nie. "Gut?! Meine Eltern kennen mich doch nicht mal richtig! Damals, als du bei uns eingezogen bist, hat mein Vater doch gesagt, dass ich einen tiefen Schlaf habe..." Ich versuchte mich daran zu erinnern. Mann, war das lange her! Dann fiel es mir wieder ein: "Das ist kein Problem, mein Sohn schläft wie ein Stein..."... Ich nickte. "Ha, dass ich nicht lache...ich wache bei jeder Kleinigkeit auf. Ich höre Nadeln fallen! Deswegen hab ich den Gegner im Wald, als ich angegriffen wurde, gehört und bin wach geworden. Sie sehen in mir nur eine schlechte Kopie von Itachi!", ereiferte er sich. "Und Itachi...der nutzt das doch schamlos aus. Wenn was passiert, schiebt er alles immer auf mich. Sie glauben ihm, nicht mir. Deshalb streite ich oft mit meinem Vater. Wenn ich ihm erklären will, dass Itachi Schuld ist, verleugnet er das und nimmt ihn in Schutz. Wir haben oft Streit wegen Itachi. Aber nur weil er das ausnutzt, so begabt zu sein...Und ich? Ich stehe dann immer als Schwächling da. Ich hasse es...ich hasse es einfach... Ich war etwas überrascht von dem plötzlichen Redeschwall und erst recht von dem, was er sagte. Als ob sich alles in ihm angestaut hätte, jahrelang. "Aber...ich will keine billige Kopie von Itachi sein...ich will doch nur ich sein und Schwächen haben dürfen und nicht so perfekt sein wie Itachi..." Seine Stimme wurde immer leiser. "Ich will doch nur, dass meine Eltern mich als Sasuke wahrnehmen und nicht als Itachi..." Meine Augen weiteten sich, als ich eine glasige Träne seine Wange hinunterlaufen sah. Er weinte. Sasuke weinte. Das Ganze schien ihn ganz schön zu belasten. Ich biss mir auf die Unterlippe. Was sollte ich jetzt sagen? Ich schloss meine Augen und ließ mein Herz sprechen. Vorsichtig zog ich ihn in meine Arme. "Das hast du nicht verdient...", sagte ich und drückte ihn etwas an mich. Er wehrte sich nicht, sondern weinte nur gegen meine Brust. Leicht klammerte er sich an meinen Rücken. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, hämmerte fest gegen meine Brust. Jetzt verstand ich, warum er immer so kalt war. Der Druck von zu Hause, so perfekt zu sein wie sein großer Bruder. Keine Schwächen zeigen. Da musste man ja ein Herz aus Stein bekommen, um sich überhaupt noch dagegen zu verteidigen. Ich wollte einfach nur für ihn da sein. Lange Zeit blieben wir so sitzen. Im Mondlicht. In der leichten Abendbrise. "Meine Seele ist gebrochen..." Kapitel 9: Besuch bei den Uzumakis ---------------------------------- Hätte ich lachen oder weinen sollen? Ich wusste es nicht genau... Ich lag auf meiner Matratze, die Decke bis zum Kinn hochgezogen. Mit offenen Augen starrte ich an die Decke. Es war dunkel. Ich konnte immer noch nicht glauben was eben passiert war. Sasuke hat mir von seiner Vergangenheit erzählt. Und geweint. Gemischte Gefühle stiegen in mir auf. Verwirrung. Warum hatte er es mir erzählt? Ich dachte, er würde mich hassen. Wut. Wie konnten sein Vater und sein Bruder sich nur so verhalten? Trauer. Ich empfand sowas wie Mitleid. Dass Sasuke weinen muss, hätte ich nie erwartet. Es schien ihn ganz schön zu belasten. Und irgendwie tat mir das auch weh. Glück. Sasuke hatte sich mir anvertraut. Jetzt konnte ich alles nachvollziehen... Und jetzt war ich so aufgewühlt, dass ich nicht mehr schlafen konnte. Zu viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf und hielten mich wach. Ich seufzte. "Naruto? Bist du noch wach?" Ich drehte meinen Kopf in Richtung Sasukes Bett. Zwei schwarze Augen blickten mir entgegen. "Oh, hab ich dich geweckt?", fragte ich leise. "Nein..." Eine Weile schwiegen wir. Sasuke konnte also auch nicht schlafen. Vielleicht war ihm das peinlich, dass ich ihn so gesehen hatte. Oder er war wütend deswegen. "Danke..." Einen Moment lang starrte ich ihn an. Hatte er sich wirklich gerade bedankt? Naja, eigentlich konnte mich an diesem Abend nichts mehr schocken. Außer das. "Äh...kein Problem...", sagte ich. "Ich bin froh, dass du mir das erzählt hast..." Ich lächelte ihn an. "Bilde dir ja nichts drauf ein...", sagte er trotzig und drehte sich um. Doch ich konnte einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen erkennen. Ich grinste. Ja, das war der Sasuke, den ich kannte. Doch seine Fasade fing langsam an zu bröckeln. "Naruto? Hallo? Oh mann, der schläft ja wie ein Stein..." Ich spürte, wie jemand kräftig an meiner Schulter rüttelte. "Was...?" Verschlafen öffnete ich meine Augen und nahm eine verschwommene Gestalt vor mir wahr. "Wir haben gleich Training..." Ich blinzelte und erkannte Sasuke. Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte er auf mich herunter. "Was ist? Kommst du jetzt oder nicht?" Ich nickte, sagte aber nichts. Gähnend schlurfte ich aus unserem Zimmer. Vor der Tür zu Itachis Zimmer blieb ich stehen. Ich dachte an Sasukes Worte. Itachi schien gar nicht so toll zu sein wie seine Eltern vorgaben. Er nutzte sein Können aus. Und so Leute hasse ich... "Suchst du was bestimmtes?" Erschrocken drehte ich mich um. Angst und Wut spiegelten sich in meinem Blick. Itachi schaute amüsiert auf mich herab. Ich ballte meine Fäuste. "Schon wütend am frühen Morgen?" Ich starrte ihn einfach nur weiter an. Einerseits wusste ich, dass ich mich nicht mit ihm anlegen sollte, andererseits konnte ich meine Wut nicht mehr länger zügeln. "Du...", zischte ich. "Lass gut sein, Naruto..." Sasuke kam aus dem Zimmer und stellte sich hinter seinen Bruder, dass dieser zwischen uns war. "Guten Morgen, Brüderchen...", sagte Itachi ohne sich umzudrehen. Ich konnte blanken Hohn in seinen Augen sehen. "Hast du dich schon mit Vater vertragen?" Sasuke wandte sich an mich und ignorierte seinen Bruder. "Wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir zu spät..." Itachi lachte auf. Ein kaltes, widerliches Lachen... "Hoffentlich lohnt sich das Training, oder willst du Vater wieder mal enttäuschen?" Die Knöchel meiner Fäuste wurden weiß. Dieser...wie konnte Sasuke nur so ruhig bleiben? "Kein Sorge, ich werde Vater nicht enttäuschen...", sagte Sasuke kalt. Er warf einen letzten finsteren Blick auf seinen großen Bruder, ehe er mein Handgelenk packte und mich hinter sich herzog. Verwirrt über diese plötzliche Reaktion stolperte ich einige Schritte mit. An der Treppe ließ er mich los. Er ging einige Stufen nach unten. Ich blieb oben stehen. "Warum lässt du dir das gefallen?", fragte ich leise. Ich hörte, wie sich die Tür zu Itachis Zimmer schloss. Sasuke blieb stehen, den Rücken zu mir gewandt. "Ich habs aufgegeben, mich dagegen zu wehren...", antwortete er. "Ich habs aufgegeben..." Traurig schaute er auf die Treppenstufen. "Aber nächstes mal mach ich ihn fertig...", grinste ich dann und lief an ihm vorbei die Treppe herunter. "Ha, du hast doch Angst vor Itachi..." Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. "Nein, hab ich nicht...", rief ich mit gespieltem Mut. "Doch..." "Nein..." "Doch..." "Nein..." "Doch... "Nein..." Wenigstens hatte ich ihn damit etwas aufgemuntert... Wir beide standen vor dem Trainingsplatz. Weder Sakura noch Kakashi waren da. "Komisch...Sakura ist doch immer als erstes da...", meinte ich und blickte mich um. "Vielleicht hat sie's vergessen...", sagte Sasuke achselzuckend. "Ja..." Ich zuckte ebenfalls mit den Achseln und setzte mich auf den Boden. Dass Kakashi zu spät kam, war mir klar. Ich spielte mit einem Stein, der neben mir lag. Sasuke beobachtete mich. Die Zeit verging. Sasuke stand mittlerweile mit verschränkten Armen am Zaun gelehnt. Seine Augen waren geschlossen. Ich malte zum tausendsten Mal mit dem Finger das Konoha-Zeichen in die Erde. "He, ihr beiden...", rief eine Stimme. Hastige Schritte liefen auf uns zu. Ich schaute auf. "Sakura! Warum bist du so spät?" "Zu spät?" "Wir waren doch vor einer Ewigkeit zum Training verabredet..." Sakura starrte mich irritiert an. "Aber wir haben doch heute gar kein Training..." "Was?!" Ich sprang auf. "Warum denn nicht?" "Kakashi ist auf einer wichtigen Mission, deswegen fällt das Training noch die ganze Woche aus...wusstet ihr das nicht?" "Nein...", heulte ich. "Eine Woche kein Training..." Während ich wie ein Kleinkind rumjammerte, wandte sich Sakura an Sasuke. "Was habt ihr jetzt vor?" Sasuke öffnete seine Augen und blickte von mir zu Sakura. "Erstmal warten, bis der sich wieder beruhigt hat..." "Typisch Naruto...", lächelte Sakura. "Hm..." Ich bemerkte, wie Sasuke mich nachdenklich anstarrte. "Wusstest du das?", fragte ich ihn dann. "Nein...sonst hätte ich dich wohl nicht geweckt..." "Aber...wie kann Sensei Kakashi einfach so auf eine wichtige Mission gehen?" "Moment mal...ich hab gehört, dass dein Bruder wieder in Konoha ist...", sagte Sakura. "Er könnte doch mit uns trainieren!" Sakura hatte einen wunden Punkt getroffen. "Lieber sterbe ich...", sagte Sasuke und schaute zur Seite. Sakura blickte ihn überrascht an. "Wie...Warum das denn?" Sie wusste nichts von den Spannungen zwischen Itachi und Sasuke. "Was Sasuke eigentlich sagen wollte: Itachi ist zu sehr beschäftigt um sich mit uns rumzuschlagen...nicht wahr, Sasuke?" Unschuldig lächelte ich ihn an. "Ja...", zischte er. "Oh...na gut, da kann man nichts machen..." Nach einer Weile verabschiedeten wir uns von Sakura, die uns etwas enttäuscht nachschaute. Ich hatte das Gefühl, Sasuke war erleichtert, von ihr wegzukommen. Vielleicht hatte ich mich auch nur geirrt... Sasuke steuerte den Weg zu sich nach Hause an. "Wo...gehen wir hin?", fragte ich, wusste die Antwort aber eigentlich auch schon selbst. "Nach Hause..." "Aber...wenn wir schon mal so früh aufgestanden und draußen sind, könnten wir ja was...unternehmen..." Sasuke starrte mich an. Ich spürte, wie ich rot wurde. "Also nur wenn du willst..." Ich gestikulierte wild mit den Händen. Peinlich berührt lächelte ich ihn an. Auf seine merkwürdige Reaktion wollte ich es so aussehen lassen, als ob das nur Spaß gewesen wäre. "Von mir aus..." War das eine Zusage? Erstaunt blieb ich stehen. "Echt?! Cool! Was sollen wir machen?" Während ich ihm tausend Sachen vorschlug, gingen wir ein Stück weiter. Mein Blick fiel auf ein Haus, das ich nur allzu gut kannte. Wie vom Blitz getroffen blieb ich stehen und starrte das Gebäude an. Mein Haus. Sasuke kam einige Meter enfernt von mir stehen und folgte meinem Blick. Ich vermutete, dass er nicht wusste, dass das mein Zuhause war, bis er die Anschrift an der Vorderseite las. Und daneben stand ein großes Schild: Zum Verkauf "Naruto?" Ich hörte ihn nicht. Ich starrte weiter gebannt auf das Gebäude, ohne zu blinzeln, sodass es langsam vor meinen Augen verschwamm. Ohne ein Wort zu sagen ging ich langsam durch das Eingangstor, schritt den langen Pfad bis zur Haustür entlang. Langsam stieg ich die Treppenstufen hinauf. Jede einzelne Stufe knarrte unter meinem Gewicht. Vor der Haustür blieb ich stehen. Ich atmete tief durch, ehe ich meine Hand auf die Türklinke legte. Ich hörte Schritte und wusste, dass Sasuke hinter mir war. Langsam drückte ich die Türklinke herunter. Knarzend schwang die Tür auf. Es war dunkel. Ich ging einige Schritte in den Flur. Staub wirbelte bei jedem meiner Schritte auf. Wie in Trance ging ich in die Küche. Dort ging ich immer als erstes nach dem Training hin. Im Türrahmen blieb ich stehen. Ich konnte bildlich meine Mutter sehen, wie sie am Küchentisch steht und mir Ramen macht. Mein Vater sitzt daneben. Beide lächeln mich an. Im nächsten Moment sind sie verschwunden. Nur eine dicke Schicht Staub blieb übrig. Enttäuscht ging ich einige Schritt nach hinten und wäre beinahe mit Sasuke zusammengeprallt. Doch das nahm ich gar nicht wahr. Immer wieder sah ich Szenen aus meinem früheren Leben, sah, wie meine Eltern mit mir sprachen, sich um mich sorgten, mich umarmten... Ich lief ins Wohnzimmer. Das wenige Sonnenlicht, das sich durch die Rolladen hindurchkämpfen konnte, beleuchtete den Boden, die Möbel und den ganzen Staub, der durch die Luft wirbelte. Nichts. Meine Eltern saßen auf dem Sofa. Meine Mutter bedeutete mir, mich zu ihnen zu setzen. Dann plötzlich standen sie auf. Ich lief hinter ihnen her. Sie waren verschwunden. Ich ging ins Badezimmer. Nichts. Ich lief weiter. Keller. Terrasse. Schlafzimmer. Nichts. Ich nahm nichts mehr in meiner Umgebung wahr, versuchte nur meine Eltern zu finden. Ich riss die Tür zu meinem Zimmer auf. Es hatte sich nicht verändert. Genauso wenig wie der Rest des Hauses. Neben meinem Bett standen meine Eltern. Ich taumelte auf sie zu. Doch sie rückten in weite Ferne. Ich streckte meine Hand aus. Rief nach ihnen. Es nützte nichts. Ich fiel auf meine Knie. Durch den Aufprall schoss ein stechender Schmerz durch meine Beine, der mich zurück in die Realität holte. Was hatte ich mir erhofft? Meine Eltern waren tot. Sie konnten nicht hier sein. Es war eine Illusion. Zitternd blieb ich auf dem Boden. Mit ausdruckslosem Gesicht schaute ich nach hinten. Sasuke stand im Türrahmen. Eine Träne lief meine Wange hinunter und tropfte auf den Boden. "Komm, Naruto...", sagte er sanft. Schweigend gingen wir nebeneinander her. Wie konnte ich mich nur so gehen lassen... "Ich dachte wirklich, sie wären da...", murmelte ich, eher zu mir selbst gewandt. "Ich weiß...du hast die ganze Zeit nach ihnen gerufen und mich nicht mehr gehört. Die Seite kenne ich gar nicht von dir, ich dachte, du wärst immer gut gelaunt." "Tut mir Leid...", sagte ich leise. Er hatte Recht. Vor anderen war ich eigentlich immer gut gelaunt. Oder ich schien es zumindest zu sein. Bedrückende Stille. "Eigentlich gefällst du mir besser, wenn du gut gelaunt bist, auch wenn du dann die Hälfte der Zeit nervst", sagte Sasuke neckend. Ich verzog das Gesicht. "Das ist nur, weil du immer so schlecht gelaunt bist und das dann als 'nervend' empfindest." "Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, du bist einfach so...und das ist gut so." Ich lächelte. In diesem Moment war ich Sasuke dankbar. "Sasuke?" "Hm?" "Sollen wir noch Ramen essen gehen?" "Du zahlst!" "Och menno..." Kapitel 10: Kuss im Mondschein ------------------------------ Ich wohnte schon seit zwei Wochen bei den Uchihas. Es hatte sich so viel verändert. Mit Sasuke verstand ich mich gut. Naja, ich wusste nicht, ob man gut dazu sagen konnte. Wir stritten nicht mehr und es war eigentlich so wie bei den anderen auch. Eigentlich gut, oder? Ich war mir nicht sicher, wie er darüber dachte und so. Zumindest haben wir uns besser kennen gelernt. Ich wusste jetzt so einiges über seine Vergangenheit und ihm hatte ich mich ja auch indirekt anvertraut. So hatte ich das Gefühl, ihn vollkommen zu verstehen, warum er so ist wie er ist und nicht anders. Ich schätzte, er wusste auch ungefähr was in mir vorging seit dem Tod meiner Eltern. Und wenn man sich so gut kannte, das hieß doch, dass man sich gegenseitig was bedeutete, so wie...Freunde... Aber sah er mich auch als Freund? Ich sah ihn jedenfalls als Freund, auch wenn die Freundschaft erst am Anfang stand. Außerdem hatte ich seine ganze Familie kennengelernt, auch wenn mir einiges an ihnen nicht gefiel. Die Weise wie sie Sasuke behandelten zum Beispiel. Ich beschloss, ihnen bei Gelegenheit mal richtig meine Meinung zu sagen. Aber ich sollte ihnen auch dankbar sein, schließlich durfte ich bei ihnen wohnen, von ihren Lebensmitteln essen und in Sasukes Zimmer schlafen. Zudem waren sie sehr freundlich zu mir. Aber...wie lange noch? Es war Ende Herbst. Die letzten Blätter segelten von den Ästen der Bäume. Wie so oft in letzter Zeit ging ich an meinem Haus vorbei. Ich blieb vor dem Zaun stehen. Das große Verkaufsschild grinste mir frech entgegen. Ich seufzte. Ich wollte nicht, dass es verkauft würde und Fremde dann darin leben würden. Ich hatte mit Kakashi darüber gesprochen. Er meinte, er hätte keinen Einfluss darauf. Er wollte mit Tsunade sprechen, aber wir beide wussten, dass es sinnlos war. Das Leben ging schließlich weiter. Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke höher. Der Wind blies mir kalt ins Gesicht. Ich hörte ein Rascheln hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um. Sakura kam auf mich zu. "Hi...", begrüßte sie mich und lächelte mich an. "Hi..." Eine Weile schwiegen wir. Sie starrte auf mein Haus und dann auf das Schild. "Es wird...verkauft?" Ich nickte. "Weißt du schon an wen?" "Keine Ahnung..." Sie schaute mich besorgt an. "Und dir macht das gar nichts aus?" Ich zuckte mit den Schultern. "Ich kann doch eh nichts daran ändern. Das Leben geht weiter..." "Oh Naruto..." Plötzlich fiel sie mir schluchzend um den Hals. Überrascht taumelte ich einige Schritte nach hinten. Sie ließ mich los und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. "Ach Naruto...das ist alles so schrecklich..." Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie das so emotional mitnimmt. Seit wann sorgte sie sich denn so um mich? Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Betreten schaute ich auf den Boden. Sie legte eine Hand auf meine Schulter. "Ich lade dich zu Ichiraku ein, wenn du willst..." Unterwegs fragte ich mich, warum mir Sakura plötzlich so viel Aufmerksamkeit schenkte. Ich dachte immer, ich wäre ihr nicht so wichtig... "Wieder da, Naruto?", fragte mich der alte Ichiraku verwundert, als ich mich neben Sakura auf meinen Stammplatz setzte. "Ja...", lächelte ich matt. Sein Blick fiel auf Sakura. "In hübscher Begleitung?", lachte er und das braunhaarige Mädchen, das dort arbeitete, kicherte. Sakura wurde etwas rot. "Zweimal Ramen...", sagte sie dann. Ichiraku drehte sich zum Herd um. "Du wolltest doch Ramen, oder?" Ihre grünen Augen musterten mich. Ich nickte. Früher wäre ich bei so einem Blick von ihr rot geworden und total durch den Wind gewesen. Doch irgendwie hatten sich die Zeiten geändert. Klar, Sakura war sehr hübsch und selbstbewusst, aber ich fühlte nicht mehr so wie früher. Ich war total verliebt in sie, doch sie beachtete mich nicht oder schlug mich oder nannte mich Idiot. Ich hatte davon geträumt, dass sie sich um mich sorgt und es sie interessiert wie es mir geht. Und jetzt? Jetzt sorgte sie sich um mich. Sie lud mich zum Essen ein. Sie war freundlich zu mir. Sie lächelte mich an und tröstete mich. Ichiraku stellte die Schüsseln laut auf den Tisch und riss mich damit aus meinen Gedanken. Er schob mir die Schüssel zu und warf zwei Stäbchen daneben. "Guten Appetit!" Ich lächelte. Eine Nudelsuppe von Ichiraku konnte mich immer wieder aufmuntern. Genüsslich sog ich den Duft der dampfenden Nudelsuppe ein, ehe ich die Stäbchen auseinanderbrach und in die heiße Brühe tunkte. Sakura brach die Stäbchen ebenfalls vorsichtig auseinander. "Wie ist es eigentlich bei Sasuke?", fragte sie mich, während ich wie ein Staubsauger die Nudeln in meinen Mund zog. "Hm...ganz gut...", antwortete ich geistesabwesend, nachdem ich die Portion hinuntergeschluckt hatte. "Und...streitet ihr euch noch?" "Eigentlich nicht..." "Ist seine Familie nett?" Bei der Frage verschluckte ich mich fast an der Suppe. "Äh...ja...", log ich. Zum einen wollte ich nichts Schlechtes über die Uchihas erzählen, zum Anderen wollte ich nicht, dass Sakura misstrauisch wurde. Sie lächelte. "Ja, sie sind bestimmt eine ganz nette Familie..." Düster blickte ich in meine nun leere Schüssel. Nein, nett wollte ich sie nicht gerade bezeichnen. Sakura wusste nicht, wovon sie sprach. Sie wusste nicht, was bei Sasuke ablief. Und ich war nicht erpicht darauf, es ihr zu erzählen. Sie schaute auf meine Schüssel. "Möchtest du noch was?" Wieder dieser fürsorgliche Ausdruck auf ihrem Gesicht. Eigentlich konnte ich bei Nudelsuppe nicht nein sagen, aber in diesem Moment wurde mir etwas klar: Ich hatte davon geträumt, dass sie freundlich zu mir ist, aber jetzt...jetzt war es mir egal... Ich verabschiedete mich von Sakura und lief nach Hause. Hoffentlich hatten sie mich nicht schon vermisst, obwohl ich mir das nicht so recht vorstellen konnte. Ich klingelte. Sekunden später wurde die Tür aufgerissen und Itachi stürmte an mir vorbei. Er drückte mir etwas in die Hand. Ohne ein weiteres Wort verschwand er. Verdutzt stand ich vor der Haustür und blickte ihm nach. Dann schaute ich auf das, was er mir in die Hand gedrückt hatte. Zwei Karten für die heißen Quellen. Völlig verwirrt starrte ich zu der Stelle, an der Itachi verschwunden war, dann wieder auf die Karten. War das der echte Itachi? Ungläubig blickte ich nochmal auf die Karten. Vielleicht waren sie auch gefälscht. Ich war kurz davor sie zu zerreißen. "Was ist das?" Ertappt schaute ich auf. "Die hat mir dein Bruder gerade gegeben...", erklärte ich Sasuke und wedelte damit vor seiner Nase herum. Er riss mir eins aus der Hand und begutachtete die gelbe Karte. "Ist das normal oder muss ich jetzt Angst kriegen?", fragte ich und verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf. "Die hat er von meinen Eltern...", sagte Sasuke, hielt die Karte in die Luft und war im Begriff sie loszulassen, damit sie mit dem Windstrom mitgerissen würde, doch ich war schneller und schnappte mir die Karte. "Eine Geschenk? Wofür?" Sasuke zuckte mit den Schultern. "Lieblingssohn...", murmelte er nur und drehte sich um. "Wo willst du hin?" "Mir ist kalt..." Ich hielt ihn am Arm zurück. "Hey, wir könnten ja hingehen...", sagte ich gespielt mutig. In Wahrheit hatte ich Angst. Kein Ahnung warum, vielleicht vor einer Absage. Er wandte sich mir zu und zog eine Augenbraue hoch. "Mir dir?" Unschuldig lächelte ich ihn an. "Sonst hätten deine Eltern die Karten ja umsonst gekauft..." War wohl kein so gutes Argument, aber ein Besseres fiel mir nicht ein. Mit klopfendem Herzen wartete ich auf seine Antwort. Er sah noch einmal auf die Karten in meiner Hand. "Tz..." Fragend schaute ich ihn an. "Ja, verdammt..." Ich strahlte. "Cool! Ich war schon lange nicht mehr baden, hoffentlich ist Ero-Sennin nicht da, der würde doch nur nerven, dann können wir uns richtig entspannen...", plapperte ich munter drauf los. Sasuke schüttelte nur den Kopf. Um fünf nach sieben stolperte ich in unser Zimmer. "Sasuke!", rief ich. "Wann sollen wir los?" Er klappte sein Buch zu und seufzte. Wortlos schnappte er sich die Jacken, warf mir meine ins Gesicht und ging vor mir die Treppe herunter. "Wo wollt ihr denn hin?", fragte Mikoto und streckte ihren Kopf aus der Küche. "Wir haben Teambesprechung mit Kakashi", sagte Sasuke. "Kommt nicht zu spät zurück!", rief Mikoto noch und verschwand wieder in der Küche. "Warum hast du gelogen?", fragte ich, als wir auf den Weg zu Konohas heißen Quellen waren. Die Sonne ging gerade unter und tauchte die Straßen in ein rotes Licht. "Sonst stellt sie Fragen, woher wir die Karten haben und so und darauf hatte ich wirklich keine Lust..." "Ja, du hast Recht..." Ich nickte. War ja nicht unsere Schuld, dass Itachi nicht baden wollte. Am Eingang zeigten wir die Karten. Die Frau am Schalter nickte und deutete rechts auf die Männerumkleide. "Scheint nicht viel los zu sein...", stellte ich fest, als wir die Umkleide betraten. Nur ein Mann zog sich gerade wieder an und verließ den Raum. Ich zog mein Konohastirnband aus und legte es behutsam in eines der hölzernen Fächer an der Wand. Mit dem Finger strich ich über das metallene Zeichen. Dann zögerte ich. Mein Blick fiel auf Sasuke. Er hatte sein Oberteil schon ausgezogen. Ich schluckte. Sein Oberkörper war muskulös. Er... sah wirklich gut aus... Ich spürte wie die Röte wie Feuer über mein Gesicht fegte. Ich wandte mich rasch ab und schüttelte energisch den Kopf. Nein, er sah doch auch nicht besser aus als alle anderen. Was denkst du nur für einen Quatsch, Naruto... "Was ist?", hörte ich Sasuke hinter mir fragen. "Willst du mit Klamotten baden gehen?" "Äh...n...ein...", stotterte ich, ohne ihn anzuschauen. Normalerweise war mir nichts peinlich. Bis auf das hier. "Geh...geh schon mal vor...", sagte ich und wurde noch röter. Nur noch mit einem Handtuch bekleidet ging er zu der Schiebetür, die zu den Quellen führte. "Bist du rot?" "Äh, nein...hier ist es...nur so unglaublich warm...." Nervös fächerte ich mir Luft zu. Sasuke stand nur da und starrte mich an. Oh mann, der soll aufhören, mich anzustarren..., dachte ich und drehte ihm wieder den Rücken zu. Ich hörte wie die Schiebetür zugeschoben wurde. Mit einem Blick nach hinten versicherte ich mich, dass er wirklich nicht mehr im Raum war. Ich seufzte. Was war das nur für ein komisches Gefühl, was mich in letzter Zeit so häufig überfiel? Und was ich dann immer dachte...irgendwas stimmte nicht. "Hör auf, darüber nachzudenken...", ermahnte ich mich leise. "Du bist zum Baden hier und nicht zum Grübeln..." Schnell zog ich meine Kleidung aus, legte sie in eins der Fächer und wickelte mir ein Handtuch um die Hüften. Dann legte ich noch behutsam Sasukes Sachen, die er einfach auf der Bank hatte liegen lassen, ordentlich in das Fach links von meinem. So...und jetzt sei wieder Naruto... Ich holte einmal tief Luft und schob die Schiebetür zur Seite. Heißer Dampf stieß mir in dicken Nebelschwaden ins Gesicht. Ich konnte fast nichts erkennen. Trotzdem lief ich auf die Quelle zu. "Narutobombe!", rief ich und sprang wie eine Kugel ins Wasser. Große Fontänen spritzten in die Luft und Wellen schlugen über den Rand. Ich tauchte in das heiße Wasser, schwamm ein paar Züge und tauchte dann keuchend auf. Sasuke hatte die volle Ladung Wasser abbekommen. Seine Haare hingen ihm schlaff herunter, trotzdem konnte ich seine mich böse anfunkelnden Augen erkennen. Ich grinste ihn unschuldig an. Eine Weile schwamm ich umher, ohne etwas zu sagen, während Sasuke am Rand lehnte und die Augen geschlossen hatte. Zum Glück war es so warm, dass die Röte in meinem Gesicht nicht weiter auffiel. Nach einigen Minuten schwamm ich neben Sasuke. Er beachtete mich nicht und döste weiter. Ich summte munter vor mich hin. Keine Reaktion. Ich schlug mit meiner Hand auf die Wasseroberfläche. Ich sah, wie seine Augenbraue zuckte. Ich tauchte halb unter und blubberte. "Naruto! Das hier ist eine Quelle und da soll man sich entspannen!" Seine schwarzen Augen funkelten mich an. "Aber du hast doch gesagt, du magst den gut gelaunten Naruto viel lieber...", sagte ich gespielt schmollend. "Also...das war...argh..." Sasuke fand keine passenden Worte. Eine Weile beobachteten wir schweigend den aufsteigenden Dunst. Ein Schweißperle bahnte sich von meiner Schläfe aus den Weg nach unten. "Ich war heute mit Sakura Ramen essen...", sagte ich. "Aha...dann bist du vermutlich jetzt pleite..." "Nein...sie hat mich eingeladen..." Sasuke musterte mich. "Sie...dich?" "Ja...ich hab mich auch gewundert...ich dachte, sie würde mich nicht so mögen...sie mag dich doch viel lieber..." "Vielleicht hat sie das aus Mitleid gemacht, weil deine Eltern gestorben sind...", sagte Sasuke. "Meinst du?" Er nickte. "Sag mal: Wie findest du eigentlich Sakura?" "Hm..." Ich dachte nach. Merkwürdig, dass Sasuke mich so etwas fragte. "Naja...früher war ich total verliebt in sie, aber jetzt ist mir aufgefallen, dass sie mir nicht mehr so viel bedeutet...und du?" "Sie ist manchmal etwas nervig." Dann unterhielten wir uns. Über Kakashi, über das Training, über alles mögliche. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich mal so gut mit ihm unterhalten würde. Aber irgendwann gingen uns die Gesprächsthemen aus. Ich starrte auf die glänzende Oberfläche des Wassers. Verlockend wogen kleine Wellen gegen meine Brust. Teuflisch grinste ich das Wasser an. Hmm...eine kleine Wasserschlacht konnte wohl nicht schaden... Ohne Vorwarnung schob ich mit der Handfläche eine Ladung gegen sein Gesicht. Ich schwamm einige Meter von ihm weg und grinste ihm entgegen. Er rieb sich das Wasser aus den Augen. "Du willst also einen Kampf gegen mich?" "Ja! Und ich werde gewinnen!", rief ich. "Pah, dann zeig mal was zu kannst..." Er lief, so schnell es in dem Wasser eben ging, auf mich zu. Ich streckte meinen Arm aus und schwang ihm einen ganzen Wasserschwall entgegen. Er tauchte unter. In dem trüben Wasser konnte ich ihn nicht erkennen. Plötzlich erhob sich etwas hinter mir. Eine ganze Wasserladung prasselte auf mich nieder. Ich wirbelte herum. "Na, wer hat denn hier gewonnen?", grinste Sasuke triumphierend. "So leicht gebe ich mich nicht geschlagen..." Lachend schob ich einige Wasserwellen auf ihn zu. Hätte mir das jemand vor drei Wochen erzählt, dass ich mal mit Sasuke Uchiha eine Wasserschlacht bestreiten würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Keuchend stützte ich mich auf den Rand. "Unentschieden!", rief ich und rang nach Luft. Was ich einatmete waren aber nur dicke Nebelschwaden. Er stellte sich neben mich und rang ebenfalls nach Luft. Ich fragte mich, wie spät es wohl schon war. "Komm, wir gehen...", sagte Sasuke und watete durch das Wasser. Etwas enttäuscht nickte ich und ging ihm hinterher. Er stieg aus dem Wasser und schnappte sich sein Handtuch. Durch den dicken Nebel konnte ich nichts erkennen und mein Handtuch, das ich während des Sprungs verloren hatte, nicht finden. Ich zog mich aus der heißen Quelle und suchte das Handtuch. "Verdammt, wo ist es..." Sasuke stand schon in der Umkleide. Verflucht, so kann ich doch jetzt nicht reingehen..., dachte ich verzweifelt und und tastete mit den Händen auf dem Boden. Sasuke hatte schon seine Hose angezogen und streckte seinen Kopf durch die Tür. "Was machst du denn?" "Äh...ich...hab mein Handtuch verloren..." Mir wurde noch heißer als mir ohnehin schon war. Sasuke blickte mich an und fing dann laut an zu lachen. Das war das erste mal, dass ich ihn lachen hörte. War zwar etwas ungewohnt, hörte sich aber gut an. Ich lächelte unschuldig. Er warf mir seines zu. "Aus Mitleid..." Ich nahm es dankbar an, egal aus welchem Grund er es mir zugeworfen hatte. Schnell wickelte ich es mir um die Hüfte und stolperte zur Umkleide. Die Vorstellung, dass Sasuke es eben noch getragen hatte, löste ein komisches Gefühl in meinem Bauch aus, als ob ich Hunger hätte. In der Umkleide zog ich mich dann in Windeseile und mit hochrotem Kopf um. Die Jacken übergezogen traten wir endlich in die Kühle des Abends. Es war mittlerweile völlig dunkel geworden. "Puh, das tut gut...", sagte ich und streckte die Arme aus. Die Luft kühlte mein heißes Gesicht. Sogar bei Sasuke konnte ich einen leichten Rotschimmer erkennen. Der Mond warf sein silbriges Licht auf uns, während wir uns langsam auf den Weg nach Hause machten. "Das war cool...", sagte ich und verschränkte die Arme hinter meinem Kopf. "War in Ordnung...", murmelte Sasuke. "Komm, du fandest es doch auch lustig...", neckte ich ihn und knuffte ihn gegen die Schulter. Ich glaubte, ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht gesehen zu haben. Zufrieden atmete ich die klare Luft ein, bis ich ein Kribbeln in der Nase spürte und niesen musste. Sasuke musterte mich. "Du Idiot, du musst die Kapuze anziehen, deine Haare sind noch nass..." Plötzlich stand er vor mir und zog meine Kapuze tief in meine Stirn, wie eine umsorgende Mutter. Er blieb vor mir stehen. Seine schwarzen Augen bohrten sich in meine. Ich spürte, wie mein Herz schnell gegen meine Brust klopfte. Ein leichter Rotschimmer zierte meine Wangen. Sasuke sah wirklich gut aus, wie das Mondlicht ihn erstrahlen ließ, die blasse Haut, die schwarzen Haare. Langsam kam sein Gesicht näher. Ich riss erstaunt die Augen auf, als er seine Lippen gegen meine drückte. Tausend verschiedene Gefühle schossen durch mich hindurch. Überraschung, Verwirrung aber auch...Glück... Seine Zunge bahnte sich einen Weg durch meine leicht geöffnete Lippen. Erschrocken stieß ich ihn weg. Schwer atmend blieben wir einige Meter voneinander stehen. Er senkte den Blick. "Tut mir Leid..." Mein Herz hämmerte noch immer gegen meine Brust. Schweigend gingen wir nebeneinander her. Was war das? Was war mit ihm los? Was war mit mir los? Kapitel 11: Der Streit ---------------------- Sein blasses Gesicht kam immer näher. Ich schaute in tiefschwarze Augen. Seine Lippen drücken sich gegen meine. Schweißgebadet wachte ich auf. Schwer atmend schaute ich aus dem Fenster. Es war noch dunkel. Diese Szene ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie verfolgte mich seit unserer Rückkehr vor ein paar Stunden. Ich war seiner Familie und vor allem ihm aus dem Weg gegangen, hatte mich schleunigst umgezogen und mich auf meine Matratze gelegt. Doch dass ich nicht schlafen könnte, wusste ich bereits vorher. Unruhig wälzte ich mich von einer auf die andere Seite. Völlig verwirrt. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Als Sasuke ins Zimmer kam, tat ich so, als ob ich schlief. Mein Herz pochte laut gegen meine Brust. Aber er sagte nichts. Minuten später hörte ich seinen gleichmäßigen Atem. Ich seufzte. Warum hatte er das gemacht? Warum hatte er mich einfach geküsst? Empfand er etwa etwas für mich? Und was war mit mir? Empfand ich etwa was für ihn? Das war doch unmöglich... Aber warum mischte sich dann Freude in ein unbehagliches Gefühl? Freude über so eine Art der Zuneigung? Und jetzt? Warum schlief er schon? Warum redete er nicht mit mir? Machte ihm das gar nichts aus? Ich fand auf diese Fragen keine Antwort. Stundenlang geisterten sie durch meinen Kopf und quälten mich, bis ich schließlich in einen unruhigen Schlaf gefallen war. Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Nichts besonderes...nur Sasuke schaffte es, meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf. Trotz der kalten Jahreszeit fühlte ich einen Schweißtropfen meine Schläfe entlang rinnen. Und mein Mund war total ausgetrocknet. Vielleicht sollte ich was trinken..., dachte ich, stand auf und schlich mich leise aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und in die Küche. Im Wohnzimmer blieb ich kurz stehen und lauschte. Kein Geräusch. Niemand schien mich gehört zu haben. Die Möbel ragten als schwarze Türme in der Dunkelheit auf. Durch die Fenster an der Tür fiel blasses Mondlicht, was aber nur schwach den Eingangsbereich beleuchtete. In der Küche tastete ich nach dem Lichtschalter. Das plötzliche Licht blendete mich. Schützend hielt ich meinen Arm vor meine Augen. Nach einigen Sekunden hatten sie sich auch an dieses grelle Licht gewöhnt. Ich schlurfte zu einem der Schränke. Ich hatte Mikoto öfter beobachtet, wie sie von dort Gläser herausnahm, um sie nach dem Gebrauch gespült zurückzustellen. Ich nahm ein Glas, ging zum Wasserhahn und füllte es. Ich trank alles in einem Zug. Das kühle Wasser überschwemmte meine Kehle und schwemmte auch kurzfristig die Sorgen und Gedanken davon. Als ich das Glas absetzte, atmete ich zufrieden aus. Das hab' ich gebraucht... Ich drehte den Wasserhahn auf, um mir ein zweites Glas zu füllen. Das Wasser plätscherte in die Spüle. Ich setzte an. "Was machst du hier?" Erschrocken zuckte ich zusammen. Das Glas rutschte aus meiner Hand. Ich sah es wie in Zeitlupe gen Boden fallen. Ein lauter, klirrender Aufprall. Glasklare Scherben, das Mondlicht widerspiegelnd, verstreuten sich auf dem Boden. Ich hatte die Luft angehalten und erkannte Sasuke im Türrahmen, in seinem blauen Pyjama. Eine Weile herrschte Stille. "Oh nein...es...es tut mir so Leid...", sagte ich und bückte mich nach den Scherben. Mit hochrotem Kopf und ziemlich verzweifelt sammelte ich eine Scherbe nach der anderen ein. Warum muss er gerade jetzt auftauchen und mich so erschrecken? Er stand immer noch im Türrahmen und schaute auf mich hinab. Ich sah es zwar nicht, aber ich konnte seinen Blick deutlich spüren. Gerade überlegte ich, ob ich etwas sagen sollte, als ich plötzlich einen ziehenden Schmerz in meinem Finger spürte. Ich zuckte zusammen und starrte auf die frische Schnittwunde, aus der etwas Blut tropfte. Es war keine große Wunde, aber es brannte wie Feuer. Die dazugehörige Scherbe lag rötlich schimmernd vor mir. Dann blickte ich zu Sasuke auf. Er lag angelehnt im Türrahmen und hatte die Augen geschlossen. War er eingeschlafen? In der Küche würde ich kein Pflaster finden. Ich stand auf und ging langsam auf Sasuke zu. Mir war nicht wohl dabei ihn wieder so nah bei mir zu haben. Ich schob mich schnell und mit gesenktem Kopf an ihm vorbei. Stolpernd trat ich ins Wohnzimmer. Schnell weg..., dachte ich und wollte einfach in irgendeinen anderen Raum laufen. "Und jetzt?" Erschrocken drehte ich mich um. Sasuke musterte mich prüfend. "Äh...nichts?" Ich hielt meine verletzte Hand hinter meinem Rücken. "Ich weiß, dass du dich geschnitten hast..." Wie konnte er das gesehen haben? Er stand doch die ganze Zeit über mit geschlossenen Augen da? Ausreden war zwecklos. "Wo...sind die Pflaster?" "Badezimmer...", sagte er knapp und nickte Richtung zweite Etage. Ohne ein weiteres Wort lief ich zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hoch. Sah bestimmt komisch aus, als ob ich vor ihm weglaufen wollte...was ich in gewisser Weise auch tat... Ich riss das Schränkchen über dem Waschbecken auf, wo mir direkt eine Packung mit Pflastern entgegenkam. Mit zittrigen Händen öffnete ich die Schachtel. Ich zog ein Pflaster heraus, bevor mir die Packung auf den Boden vor die Füße fiel. Leise fluchend hob ich sie wieder auf, den blutenden Finger aufrecht haltend. Nach einem kurzen Kampf mit der Packung knallte ich die Tür des Badezimmerschränkchens zu. Mit dem Pflaster in der linken Hand stolperte ich in den Flur und prallte mit Sasuke zusammen. Ich schaute zu ihm auf. Seine Augen waren unergründlich. Immer wieder verlor ich mich in dieser Tiefe. Ich schüttelte den Kopf und stürmte in unser Zimmer. Mein Herz hatte wieder begonnen laut gegen meine Brust zu hämmern. Warum lief er mir nach? Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ohne darauf zu achten, ob er mir auch diesmal folgen würde, versuchte ich verzweifelt das Papier am Pflaster abzumachen. Doch es blieb hartnäckig kleben. Bei solchen Sachen stellte ich mich immer sehr tollpatschig an. Wütend fuchtelte ich mit meiner linken Hand. Da packte mich etwas am Handgelenk. Ich wandte mich um. "Zu blöd, um ein Pflaster aufzukleben...", sagte Sasuke und nahm mir es aus der Hand. Er riss das Papier ab. Auffordernd schaute er mich an. Ich blickte auf meinen blutenden Finger und streckte ihn dann widerwillig meinem Gegenüber entgegen. Sasuke klebte die Wunde ab. "Hätte ich auch allein geschafft...", murmelte ich und zog meine Hand zurück. Sasuke hob eine Augenbraue hoch. "Du spinnst doch..." Er legte sich auf sein Bett. Es sah so aus, als ob er wieder schlafen wollte. Ich wollte nicht, doch ich musste ihn von mir aus ansprechen. "Warum hast du mich...naja...ge...ge..." Ich konnte es nicht mal aussprechen. Es klang so absurd, so unwirklich. Sasuke schien mich zu ignorieren. Ich sprang auf. "He, du kannst noch gar nicht eingeschlafen sein!" Er machte mich wütend. Erst küsst er mich und stürzt mich damit in ein Gefühlschaos, dann spricht er mich nicht darauf an und wenn ich ihn dann darauf anspreche, ignoriert er mich! Ich rüttelte an seiner Schulter. "Warum hast du das gemacht? Warum bist du eben aufgestanden und mir nachgelaufen? Warum tust du so, als ob nichts wäre?" Ich wusste nicht warum, aber ich war den Tränen nahe. "Verdammt..." Ich schlug auf den Tisch und sank dann zu Boden. Was sollte das alles? Ich saß schweratmend auf dem Boden, meine Arme um meine Knie geschlungen. Langsam setzte Sasuke sich auf die Bettkante. Ich würdigte ihn keines Blickes. "Du willst wissen, warum ich dich geküsst habe?" Ich zuckte zusammen. "Ja..." Eine Pause trat ein. Zögernd warf ich ihm einen Blick von der Seite zu. Er schien nachzudenken... "Keine Ahnung..." "Keine Ahnung?" Ich war aufgebracht. "Du hast keine Ahnung? Weil ich zufällig in der Nähe war oder was?!" "Jetzt reg dich mal ab, du wolltest doch unbedingt eine Antwort!" "Aber nicht so eine..." "Ich weiß doch auch nicht!" Sasukes Stimme wurde lauter. "Du hast mich dazu gebracht, dir meine Vergangenheit zu erzählen, die ich sonst noch niemandem erzählt habe! Du hast mir deine Vergangenheit gezeigt! In den Quellen hast du mich wie einen Freund behandelt! Zum ersten mal seit langem konnte ich wieder lachen! Du schaffst es, die Bemerkungen von meinem Vater und von Itachi unwichtig erscheinen zu lassen! Du hast mir gezeigt, was Freundschaft bedeutet! Vielleicht deswegen! Vielleicht hab ich dich deswegen geküsst! Reicht das!?" Er schnappte nach Luft. Ich war wie versteinert. So dachte er also. Dieser Gefühlsausbruch...es schien ihm wirklich was zu bedeuten... Plötzlich kam ich mir blöd vor. Er offenbarte mir seine Gedanken, obwohl ich ihn noch einige Minuten zuvor weggestoßen hatte, ihm nicht erlaubt hatte, seine Gefühle zu zeigen. Aber solch ein Ausdruck der Gefühle...war das nicht eigentlich...? "Bist du...in mich verliebt?" Ich traute mich kaum, diese Frage zu stellen. Sasuke verfiel in eine Art Kampf mit sich selbst. Ich sah ihm an, wie schwer das für ihn sein musste, eine passende Antwort auf meine Frage zu finden. Seine Hände krallten sich fest an die Bettkante, seine Knöchel wurden weiß. Er starrte mich nur an. Seine schwarzen Augen bohrten sich in meine. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Er sollte aufhören mich so anzustarren und mir eine Antwort geben! "Was ist mir dir? Bist du in mich verliebt?" Ich riss die Augen auf. "Und?" "Äh...ich...ich..." Er zwang mich, über etwas nachzudenken, was ich immer verdrängen wollte. Was fühlte ich eigentlich für ihn? Freundschaft? Oder doch etwas wie Zuneigung? Nach langem Überlegen musste ich etwas sagen. "Nein...", log ich. Ich denke, es war gelogen. Ich war mir nicht sicher. Ich glaubte, nichts weiter als Freundschaft für ihn zu fühlen. Ich redete es mir ein. Schließlich war er ein Junge...und ich auch... "Ich auch nicht...", sagte er dann kühl. Wie ein Schlag in meine Magengrube. Tief in meinem Innersten hatte ich gehofft, dass er was anderes sagen würde. Ich wollte es nicht zugeben, aber ich war enttäuscht. "Aber warum hast du mich dann geküsst?" "Das hab ich doch schon erklärt! Außerdem war es doch nur ein Kuss! Denk' jetzt ja nichts Falsches! Wir sind bestenfalls Freunde, falls man das überhaupt sagen kann!" Seine Stimme klang wütend. "Falls man das sagen kann? Was bin ich denn sonst für dich? Irgendein Bekannter? Ich dachte, wir wären Freunde!" Wütend und gekränkt starrte ich ihn an. "Zumindest hab' ich das gedacht...", fügte ich leise hinzu. "Für dich geht eine Welt unter, nur weil du dachtest, wir wären Freunde? Wie naiv bist du, Naruto..." "Du Idiot!" Ich schleuderte ihm mit voller Wucht mein Kissen entgegen. "Wie kannst du nur so was sagen? Eben hast du noch erklärt, dass ich dir gezeigt habe, was Freundschaft bedeutet!" "Ich hab nur gesagt was du hören wolltest, damit du mich nicht weiter nervst!" "Also war alles gelogen?" "Ja!" Unser Geschrei verstummte. Mit bebendem Brustkorb starrte ich in seine nun kalten und emotionslosen Augen. War alles nur eine Lüge? Hatte er alles nur erfunden, um mich ins sichere Chaos zu stürzen? Wo waren die Gefühle von eben? Warum tat er nur so etwas? Um seinen Stolz nicht zu verletzen? Um mich leiden zu sehen? "Ich hasse dich...", sagte ich gefährlich ruhig und rannte aus dem Zimmer. Ich lief aus dem Haus. Raus in die Dunkelheit. Wie konnte das Ganze nur so enden? Wütend riss ich das Pflaster ab, das er mir aufgeklebt hatte. Die Wunde war mit dunkelrotem Blut verklebt. Ich verstand ihn nicht. Ich verstand mich nicht. Kapitel 12: Einsicht -------------------- Ich erinnere mich nicht mehr, wie lange ich in dieser eisigen Kälte umhergeirrt bin. Als mein ganzer Körper langsam taub wurde, kehrte ich widerwillig zu den Uchihas zurück. Zu meiner großen Verwunderung stand die Tür noch offen. Nicht mal die Tür schließen..., dachte ich wütend und ließ das alte Holz leise ins Schloss fallen. Er hatte sich also nicht mal die Mühe gemacht mir nachzulaufen. Was hatte ich erwartet? Dass er mit einem großen Strauß Blumen und einer perfekten Entschuldigung auf mich wartet? Ich kenne doch Sasuke...zumindest dachte ich das. Ich war mir zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr sicher, wer er war... Im Wohnzimmer blieb ich stehen und lauschte. Stille. Alles schlief seelenruhig. Vermutlich auch Sasuke. Als ob ihn so ein lächerlicher Streit wach halten würde...vielleicht war ich auch lächerlich, mich von so einem Streit wach halten zu lassen. Unruhig ging ich auf und ab. Ins Zimmer konnte ich unmöglich gehen. Das brachte ich einfach nicht zu Stande. Ich sah auf die weiße Couch und seufzte. Sie würde wohl heute Nacht als mein Schlafplatz dienen. Ich setzte mich auf das Polster. Steif wie ein Brett saß ich an der Rücklehne und versuchte krampfhaft an etwas anderes zu denken. Sakura. In letzter Zeit war sie sehr nett zu mir. Sie behandelte mich sogar fast wie Sasuke, auch wenn sie nichts von unserem Streit wusste. Sie bekam von alldem nichts mit. Sie wusste von gar nichts. Nichts von der Mission von Sasuke und mir, nichts von dessen Rettung, nichts von unserem Besuch im Badehaus, nichts von dem Anfang und Ende unserer Freundschaft und nichts...von dem Kuss. Bei dem Gedanken lief es mir eiskalt über den Rücken. Vor lauter Wut hatte ich gar nicht mehr daran gedacht. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Das war alles nur eine Lüge...warum tat er so was? Erst dieser Kuss, der die ganze Zeit eine Lüge war und mich ins Chaos stürzte, dann dieser Streit... Ich durfte mich nicht so fertig machen lassen. Kakashi. Ich war froh, ihn als Lehrer zu haben, auch wenn er immer zu spät kommt und diese merkwürdigen Bücher liest. Aber er war es, der Sasuke und mich auf die Mission geschickt hatte, wo der Grundstein für eine Freundschaft gelegt wurde, die jedoch bald zerbröckeln würde. Unser Haus. Staubig und bald verkauft. Dort hatte ich Sasuke von meiner Vergangenheit erzählt, ihm mein Innerstes offenbart. Verdammt! Egal an wen oder was ich dachte, Sasuke drängte sich immer wieder in meine Gedanken. Mit meinen Fäusten trommelte ich wütend gegen meinen schmerzenden Kopf. "Warum? Warum kann ich nicht einfach aufhören, an dich und den Streit zu denken?", sagte ich laut. Meine Stimme klang erstickt. "Warum macht mich das so fertig? Warum trifft mich das so sehr? Warum, Sasuke?" Ohne auf eine Antwort zu warten legte ich meinen pochenden Kopf auf die Armlehne und spürte Tränen einen Weg meine Wangen entlang bahnen. Ich konnte es einfach nicht zurückhalten. Gekränkt von Sasukes Worten und müde vom Nachdenken schloss ich langsam meine Augen. Ich wurde wach, als die ersten Sonnenstrahlen des Tages mein Gesicht kitzelten. Völlig benommen richtete ich mich auf. Ich brauchte einige Sekunden um zu erkennen, dass ich auf der Couch geschlafen hatte und nun im Wohnzimmer saß. Gähnend strich ich mir über meine Haare, die in alle Richtungen abstanden. Aus meinen Augenwinkeln sah ich jemanden auf dem Sessel sitzen. Erschrocken drehte ich mich um. Itachi saß da, mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck und starrte mich an. Was macht der denn hier?, dachte ich halb verbittert, halb verängstigt. "Du bist wach?!" Es war eher eine Feststellung. "Äh...ja...", antwortete ich irritiert. "Warum sitzt du da?" "Dasselbe könnte ich dich fragen...", konterte er und musterte mich. "Aber es ist mir gleichgültig..." "O...k..." Was besseres fiel mir nicht ein. Der Typ war echt merkwürdig... "Sasuke hat gestern irgendwas zertrümmert...ein Schrankbrett oder so...schien ziemlich wütend...", sagte Itachi beiläufig und wedelte mit der Hand, als ob er eine Fliege verscheuchen wollte. Doch was für ihn nur nebensächlich war, ließ mein Herz kurz höher springen. Dann ließ ihn das doch nicht so kalt wie ich dachte. Aber...vielleicht war er wütend. Ich schluckte. Vielleicht bildete ich mir das nur ein. Vielleicht war er nur wütend auf mich, weil ich aus dem Zimmer gestürmt bin. Vielleicht war es nicht die Art Wut über sich selbst, jemanden verletzt zu haben, sondern die Art Wut, jemanden dafür zu hassen. Meine Freude verflog und eine aufkochende Wut hinterließ ihre feurigen Spuren. Ich hatte doch Grund böse zu sein, nicht er! Er kann sich nicht alles erlauben, auch wenn er ein Uchiha ist! Fast hätte ich vergessen, dass Itachi mir noch immer gegenüber saß. Er spielte mit einer seiner blassschwarzen Haarsträhnen, seine dunklen Augen noch immer auf mich fixiert. Ich versuchte seinem Blick stand zu halten, doch diese schwarzen Augen bohrten sich regelrecht durch meine. Ich stand auf. "ich...geh dann mal...", sagte ich und ging dann mit zügigen die Treppe hoch. Vor Sasukes und meinem Zimmer blieb ich stehen. Alles war ruhig. Konnte ich einen Blick riskieren? Entschlossen wandte ich mich ab. Nein, ich wollte ihn nicht sehen. Ich ging ins Badezimmer und während ich mir die Zähne putzte und versuchte meine Haare zu bändigen, fragte ich mich, warum Itachi in der Frühe auf dem Sessel saß. Gruseliger Typ... Fugaku, Mikoto und ich saßen am Esszimmertisch. Das Frühstück stand bereit. Itachi war für irgendeine Besprechung mit den ANBUs aufgebrochen. "Sasuke, Frühstück ist fertig!", rief seine Mutter die Treppe hoch. "Beeil dich!" Sie redete etwas mit ihrem Mann, doch ich hörte nicht zu. Ich stellte mir bildlich vor, was passieren würde, wenn Sasuke gleich runter käme. ~"Morgen allerseits, entschuldigt die Verspätung, ich habe gestern viel nachgedacht...Naruto, es tut mir Leid...das, was ich gesagt habe, stimmt nicht...was ich gestern Abend erzählt habe, war die Lüge...verzeihst du mir?"~ Ich schüttelte den Kopf. So bestimmt nicht... ~"Wie konntest du nur, Naruto?! Annehmen, wir wären Freunde?! Das ist doch lachhaft...wer will schon mit dir befreundet sein! Du bedeutest mir gar nichts! Gar nichts, verstanden?!"~ Erschrocken riss ich die Augen auf. Hoffentlich würde das nicht passieren. Schwarz. Ich traf seine schwarzen Augen, wie sie mir emotionslos entgegenblickten. Ich schaute zur Seite und hörte, wie Sasuke leise die Treppe hinabstieg. "Da bist du ja, wir haben schon auf dich gewartet, stimmt's, Naruto?", sagte Mikoto. Immer noch zur Seite schauend nickte ich stumm. Plötzlich wurde mir übel, noch bevor wir angefangen hatten zu essen. Ich hielt meinen Bauch. Sasuke setzte sich derweil neben mich. Stur richtete ich meinen Blick auf das Schälchen, entschlossen, ihn nicht anzusehen. Mikoto lud mir Reis auf. Schweigend aßen wir. Ich würgte einige Bissen herunter. Niemand sagte ein Wort. Zweimal ertappte ich mich dabei, wie ich Sasuke fast einen Blick zugeworfen hätte. Das hat er nicht verdient, also hör auf!,ermahnte ich mich, doch als Mikoto schon anfing abzuräumen, konnte ich es nicht verhindern. Meine Augen huschten über sein Gesicht und mein Herz machte einen Sprung. Einfach so, ich konnte es mir nicht erklären. Er sah am Tisch so friedlich aus, als hätte er keine bösen Absichten. Ich starrte wieder auf mein Schälchen. Ich musste hier weg. Schnell schnappte ich mir die Reisschüssel und lief damit in die Küche, wo ich fast mit Mikoto zusammengestoßen wäre. "Entschuldigung...", murmelte ich und stellte die Schüssel ab. "Nichts passiert", sagte sie freundlich. Ich spürte ihren Blick in meinem Rücken. "Was ist eigentlich mit euch los?" Ich drehte mich um. "Hm?" "Du und Sasuke. Ihr wart heute so schweigsam, ihr wirkt total abwesend. Habt ihr Streit?" Heftig schüttelte ich den Kopf. "Nein, nein, alles in Ordnung", log ich und warf einen Blick auf die Uhr. "Ich muss los..." Ich sauste mit gesenktem Kopf an ihr vorbei. "Aber ihr habt doch heute kein Training?", rief sie mir nach, doch ich ignorierte es. Ich machte einen kleinen Spaziergang am Wald. Mein Atem kräuselte sich in weißen Wölkchen. Ich konnte förmlich riechen, dass es bald schneien würde. Schließlich hatten wir Anfang Dezember. Der Kies knirschte unter meinen Füßen. Meine Hände waren tief in den Jackentaschen vergraben. In der Natur war es so friedlich und still. Perfekt zum Nachdenken. Aber eigentlich wollte ich nicht nachdenken. Ich wollte einfach an nichts denken, einfach nur an den kahlen Bäumen vorbeigehen und nichts denken. Doch meine Gedanken schweiften wieder zu Sasuke. Wie ich am Tisch schwach wurde und ihn gegen meinen Willen angesehen habe. Es war nur eine Kleinigkeit, aber trotzdem war ich wütend - auf ihn und auf mich. Ich fasste mir an die Stirn und schüttelte ratlos den Kopf. Nach einigen Stunden machte ich mich auf den Weg nach Hause. Durchgefroren und mit tauben Füßen schlich ich mich sofort in unser Zimmer, in der Hoffnung, dass Sasuke nicht dort war. Vorsichtig lugte ich hinein. So ein Glück! Sasuke war nicht da. Ich huschte in den Raum und schloss die Tür. Dann legte ich mich auf meine Matratze. Ich fragte mich, wo Sasuke war. Vielleicht traf er sich mit jemandem...bloß mit wem? Sakura war eher ausgeschlossen. Ach, was interessierte mich das schon? Er konnte doch hingehen, wo immer er wollte, es war mir egal. Völlig egal... War es das? Nach endloser Zeit der Langeweile hörte ich die Tür ins Schloss fallen. Schläfrig richtete ich mich auf. "Wo warst du, Junge?", hörte ich Fugakus brummende Stimme. "Für Mutter einkaufen...", antwortete Sasuke tonlos. Fugaku schien diese Antwort zu genügen, doch ich wusste, dass es gelogen war. Ich hörte Schritte. Panisch sprang ich auf. Sasuke war auf dem Weg ins Zimmer! Und der einzige Ausweg war die Tür, durch die er gleich reinkommen würde. Ich hatte keine Wahl. Ich rannte mit geschlossenen Augen durch die Tür, die von außen geöffnet wurde. Im Laufen streifte ich Sasukes Schulter. Etwas aus dem Gleichgewicht gebracht stolperte ich weiter und wäre beinahe die Trepper hinuntergefallen, wenn Sasuke mich nicht am Handgelenk festgehalten hätte. Ich blickte mit tränengefüllten Augen auf, versuchte für einige Sekunden seinem Blick standzuhalten, ehe ich die Verbindung abbrach, mich losriss und die Treppe abwärts lief. Mit klopfendem Herzen versteckte ich mich in der Küche. Ich konnte doch nicht ewig davonlaufen! Ich wischte mit dem Ärmel über meine Augen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich weinte. Es war verdammt schwer, sich zu verstecken, wenn man im selben Haus wohnte und dann auch noch im selben Zimmer. Ich atmete tief durch. In was für eine Hölle war ich nur hineingeraten. Vielleicht würde Kakashi mich ja aufnehmen... Nein. Soetwas durfte ich nicht denken. Schließlich haben die Uchihas mich freiwillig aufgenommen. Ich sollte nicht so undankbar sein, auch wenn Sasuke mir den Aufenthalt nich einfach machte. Ich hörte einen Schlüssel im Schloss drehen. Entweder war es Fugaku oder Itachi. Wahrscheinlich Itachi. Ich lauschte. Die Tür wurde geschlossen, ein Mantel aufgehangen und Schuhe ausgezogen. Dieser jemand ging die Treppe hoch. "Was willst du?", hörte ich Sasuke sagen. Mein erster Gedanke war also richtig. "Mich mit dir unterhalten,", antwortete Itachi knapp. Ich wurde hellhörig. Was wollte Itachi mit Sasuke besprechen? Gerade wollte ich aus der Küche gehen, doch dann hielt ich inne. Es konnte mir doch egal sein, was die zwei zu bereden hatten. Außerdem ging mich das überhaupt nichts an. Doch ich konnte nicht gegen meine Neugier ankämpfen. Auf Zehenspitzen schlich ich vor die Tür unseres Zimmers. Sie war einen Spalt breit geöffnet. "Was willst du?", wiederholte Sasuke mürrisch. "Aber das habe ich dir doch schon gesagt", sagte Itachi in einem süßlich-bitteren Ton. Ich konnte ihre Gesichter nicht sehen, aber ich konnte mir vorstellen, wie Sasuke ihn gleichgültig ansah. "Ich habe letzte Nacht gehört wie du ausgerastet bist", fuhr Itachi fort. "Streit mit deinem kleinen Freund?" Gespannt wartete ich auf Sasukes Antwort. "Nein", sagte dieser kalt. "Ach...und deswegen geht er dir den ganzen Tag aus dem Weg?" Wie Itachi das sagte machte mich wütend. Provozierend ruhig, als ob es eine kleine Nebensache wäre. "Er ist mir auf die Nerven gegangen..." "Aha..." Ich hörte, wie jemand im Zimmer auf und ab ging. "Kein Wunder, dass du keine Freunde hast. Du siehst alles und jeden als nervig an, lässt niemanden an dich ran, um möglichst keine Schwäche zu zeigen, du willst nicht enttäuscht werden von den Menschen, die dir wichtig sind." Stille. Ich denke, Itachi hatte ihm aus der Seele gesprochen. Doch dann änderte sich der Ton. "Du bist erbärmlich, ein kleiner Feigling...was würden nur Vater und Mutter sagen, wenn sie erfahren würden, WIE feige du bist..." Ich platzte ins Zimmer. Überrascht sahen mich die Brüder an, Itachi stand vor Sasuke. Meine Hände zitterten. Vor Wut. "Wie kannst du...", fing ich an. Mir fiel es schwer, die richtigen Worte zu finden. Dann sah ich zu Sasuke, wie er mich eindringlich und fragend ansah. Ich denke, dass gab mir die Motivation. "Du bist an allem Schuld! Nur wegen dir ist Sasuke so kalt und emotionslos. Du hast ihn dazu gebracht, solch eine Schale zu entwickeln, denn unter dieser Schale ist er ganz anders. Nett, einfühlsam...aber das sieht hier keiner! Alle sehen nur den kleinen Bruder von dem ach-so-tollen-Itachi, der dagegen nur wie eine kleiner Feigling, ein kleiner Schatten aussieht. Und du hast das Ganze provoziert! Du nutzt das schamlos aus. Du bist hier erbärmlich, niemand sonst..." Ich schnappte nach Luft. Itachi sah mich halb amüsiert, halb gereizt an. Seine Augen versuchten sich in meine zu bohren, doch ich konnte seinem Blick standhalten und er wandte sich als erstes ab. Mit einem hämischen Lächeln verschwand er aus dem Zimmer. Eine Weile blieb ich stehen, starrte auf den Boden. Gerade als ich hinausgehen wollte, wurde das Schweigen gebrochen. "Warum?" Fragend drehte ich mich zu Sasuke um. "Warum hast du mich eben verteidigt?" "Weil das nicht gerecht ist, was Itachi macht..." "Nur deswegen?" Ich schaute ihn an, wandte mich dann mit gerötetem Gesicht ab. "Und weil du mein Freund bist..." "Du willst immer noch, dass wir befreundet sind, obwohl ich diese Sachen zu dir gesagt habe?" Ich nickte. "Ich will das sogar sehr gern, weil...weil...weil ich..dich einfach...gern hab..." Er musterte mich, als ob er überprüfen wollte, dass ich die Wahrheit sage. Dann zog er mich am Handgelenk zu sich heran. Seine Arme schlossen sich um mich. Mit tränengefüllten Augen klammerte ich mich an ihn. Mir wurde klar, dass ich Sasuke mochte. Sehr sogar. So sehr, dass mich ein Streit total aus der Bahn warf, dass mir die Röte ins Gesicht stieg, wenn ich ihn nur sah, dass ich ihn verteidigte, egal, was er vorher gesagt hatte. Vorsichtig drückte er seine Lippen auf meine und bat mit der Zunge um Einlass. Ich ließ es geschehen. Ich wehrte mich nicht. Vorsichtig erwiderte ich den Kuss. Er war so zärtlich, so einfühlsam. Mein Herz klopfte schnell gegen meine Brust und meine Beine gaben fast nach. Nach einer Weile löste er sich von mir. "Ich mag dich auch...", hauchte er mir ins Ohr. Kapitel 13: Das Gefühl des Glücks --------------------------------- "Ich mag dich auch..." Schon komisch, wie die Dinge sich zum Guten wenden können. Manchmal scheint man verloren, gefangen in einer Situation, allein mit unendlich schmerzenden Gefühlen und Gedanken. Doch dann gibt es Momente, die so plötzlich geschehen, wie ein Blitzschlag in einen alten Baum, und alles scheint vergessen, wie weggespült. Ich lag in der Nacht mit glühendem Kopf auf meiner Matratze. Meine Gedanken waren benebelt. Ich konnte Sasukes Lippen immer noch auf meinen spüren. Bei dem Gedanken wurde ich noch röter. Ich konnte nicht anders als breit grinsen. Sasuke war irgendwie merkwürdig. Er konnte echt widerlich sein, aber andererseits auch echt...lieb?...nett?...süß? Fast hätte ich laut losgelacht. Vielleicht aus Glück, vielleicht weil ich es nie für möglich gehalten hätte, so über Sasuke zu denken. Wenn man überlegt, dass wir uns regelrecht gehasst haben. Ja. Gehasst. Aus voller Überzeugung. Aber damals haben wir uns einfach nicht gut genug gekannt, schoss es mir durch den Kopf. Ich drehte mich auf die andere Seite und starrte in der Dunkelheit Richtung Sasuke. Er lag mit dem Rücken zu mir, seine Seite hob sich regelmäßig. Wenn ich ihn so ansah, kam er mir im Gegensatz zu früher wie ein ganz anderer Mensch vor. In meinem Bauch fing es kräftig an zu kribbeln. Ich warf einen Blick auf den Wecker. 3:15 Uhr. Ich konnte einfach nicht schlafen. Ich war einfach zu...glücklich. Ja, ich schätzte, ich war glücklich. Zum ersten mal fühlte ich mich wirklich Zuhause. Das Gefühl, dass ich so lange vermisst hatte. Einfach glücklich. Das konnten weder Itachi noch Fugaku verderben. Mein Leben schien in diesem Moment so einfach und unbeschwert. Dieses Gefühl begleitete mich in meinen Schlaf. Als ich fast keine Luft mehr bekam, wachte ich auf. Ich streifte das Kissen von meinem Gesicht und blinzelte. Sasuke stand in einem schwarzen-T-Shirt und einer grauen Stoffhose an der Fensterbank gelehnt. "Morgen...", nuschelte ich und setzte mich auf. "Du hast lange geschlafen, wir essen gleich schon zu Mittag...", sagte Sasuke. "Hm..." Er öffnete das Fenster. Ein kalter Luftstrom schoss durch das Zimmer. Ich wickelte mich in meine Decke. "Hey, mach wieder zu...", rief ich zitternd. "Und was ist wenn nicht?", fragte er mich mit einem dreckigen Grinsen. Sein Atem stieg in weißen Wölkchen vor ihm auf. Mein Herz rutschte fast in die Hose. "Außerdem hat man 'ne schöne Aussicht, das gefällt dir bestimmt." Ich blickte ihn fragend an. "Wie?" Er nickte mich zu sich. Ich stand auf und torkelte, immer noch die Decke um mich geschlungen, zu ihm. Meine Augen weiteten sich. Draußen lag alles unter einer dicken, weißen Schneedecke. "Juhuu, es hat geschneit!", rief ich. "Nach dem Essen gehen wir raus, ja?" Ich grinste ihn wie ein kleines Kind an, dem man gerade einen Lolli vor die Nase hielt. Er zog die Augenbrauen hoch. "Das ist doch nur Schnee...wir sind doch keine kleinen Kinder mehr..." "Ist doch egal, dann sind wir für heute eben noch Kinder." Unbewusst zupfte ich an seinem Ärmel. "Bitte, Sasuke." Er seufzte. "Von mir aus..." Ich strahlte ihn an. Und ich hätte schwören können, ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht gesehen zu haben. Beim Mittagessen verkündete Itachi, dass er bald wieder abreisen würde. Seine Eltern bedauerten das zutiefst und wünschten sich, er würde wenigstens bis Weihnachten bleiben. Doch er schüttelte nur den Kopf und meinte, er müsse bald auf eine sehr wichtige Mission. Ich schaute Sasuke kurz an. Unsere Blicke trafen sich und ich glaube, wir dachten dasselbe. Ich mochte Itachi nicht sonderlich. Er war ein wandelndes Geheimnis. Nach dem Essen schlitterte ich zurück ins Zimmer, zog meine Winterjacke, zwei Paar Socken und Handschuhe an. Zwischendurch schaute ich verträumt aus dem Fenster. Ich liebte Schnee. Schon als Kind. Mit meinem Vater baute ich Schneemänner, die wie die Hokage aussahen. Wir bauten oft den ganzen Tag. Wenn ein Arm abfiel oder ein Kopf zerbrach, musste ich weinen und mich von meinem Vater auf den Arm nehmen und trösten lassen, bis ich wieder mit ihm lachen konnte. Wenn es dann dunkel wurde, rief meine Mutter uns rein. Die Wärme des Hauses kam uns wie ein Schwall entgegen. Schon im Flur roch ich den Duft heißer Schokolade. Aber erst musste ich baden. Erst wollte ich nicht in die Wanne, doch als ich dann drin saß, wollte ich nicht mehr rauskommen. Dann schrie ich sobald sich jemand 2 Meter der Badewanne näherte. Aber mein Vater wusste meinen Willen zu brechen. Er nahm sich einen der Becher aus der Küche, setzte sich neben mich auf den Rand und trank genüsslich die süße, braune Brühe. Und wenn ich ihn mit meinen Augen groß ansah, sagte er, die Schokolade wäre nur für große Jungs, die nach einer Stunde endlich aus der Badewanne kamen. Einmal hatte ich ihn nassgespritzt und auf seine Reaktion gewartet. Er sah mich streng an, doch dann wurden seine blauen Augen sanft. Er lachte und tätschelte mir den Kopf. "Du bist wahrlich mein Sohn, Naruto..." Ich hatte nur meinen Kopf schief gelegt und mich dann von ihm aus dem Wasser heben lassen. Im Wohnzimmer saß ich dann zwischen meinen Eltern und trank die heiße Schokolade. Die Wärme meiner Eltern und die der Tasse versetzten mich in eine Art Trance mit nur einem Gefühl. Glück. Glücklichsein. In diesem Moment gaben mir meine Eltern dieses Gefühl. Und niemand konnte es nehmen. Niemand. Wie lange war das her? Zehn Jahre? Zwölf Jahre? Und doch hatte ich es nicht verloren. Auch wenn meine Eltern gegangen waren, ich hatte es nicht verloren. Dieses Gefühl des Glücks. Zwischendurch hatte ich es vergessen, aber nicht verloren. Sasuke war derjenige, der es mir zurückgebracht hatte. Ich zog den Reißverschluss hoch und richtete den Kragen. Ich warf einen letzten Blick aus dem Fenster. Auch wenn es keine heiße Schokolade gab, mein Glück verließ mich nicht. Ich rannte zur Tür und stieß mit Sasuke zusammen. "Du rennst gern in mich, oder?", fragte Sasuke. Ich wusste nicht, ob er verärgert oder belustigt war. Ich lächelte ihn einfach unschuldig an. Er hatte seine schwarze Winterjacke an. Er sah einfach zu gut darin aus. Wie ein Wasserpegel stieg mir die Hitze immer höher ins Gesicht. Ich schaute zur Seite und grinste nervös vor mich hin. "Dann... können wir ja jetzt gehen...", meinte ich dann und wollte schon an ihm vorbeigehen, doch er zog eine blaue Mütze aus seiner Jacke und zog sie mir auf meinen immer röter werdenden Kopf. Danach drückte er mir einen leichten Kuss auf die Stirn. Meine Knie gaben fast nach. "Du bist süß wenn du verlegen bist...", hauchte er mir ins Ohr. Sonst wurde ich eigentlich bei niemandem verlegen. Aber Sasuke brachte mich oft aus der Bahn. "Kommst du oder brauchst du eine Extra-Einladung?" Sasuke stand an der Tür und hielt sie offen. Für mich? "Oh...ja..." Ich schüttelte den Kopf, als könnte ich so die Verlegenheit von mir abschütteln und lief zu ihm. Die Kälte schlug mir wie eine Faust ins Gesicht. Es war sogar noch kälter als ich gedacht hatte. Die Stufen waren vereist und von der Dachrinne hingen gläserne Eiszapfen. "Komm...", sagte ich aufgeregt, packte ihn am Ärmel und schlitterte die Stufen hinunter zur schneebedeckten Auffahrt. Der Schnee knirschte unter unseren Füßen. Auf dem Rasen ließ ich mich auf einen kleinen Schneeberg fallen. Wie ein kleines Kind ruderte ich mit meinen Armen. Sasuke stand mit einem undefinierbaren Blick vor mir. Ich schätzte, ich sah ziemlich lächerlich aus, wie ich da auf dem Boden lag und glücklich mit meinen Armen ruderte. Aber ich konnte einfach nicht anders. "Wie ein kleines Kind...", seufzte Sasuke und drehte sich halb von mir weg. "Du hast doch gesagt dass du mich magst, also magst du doch den kindlichen Naruto", sagte ich beleidigt. "Was? Sowas habe ich nie gesagt..." Ich streckte ihm die Zunge raus und warf ihm einen Schneeball an den Kopf. Er zuckte kurz zusammen. "Das hast du jetzt davon!" Langsam drehte er sich wieder zu mir. "Traust du dich das jetzt auch noch?" Ich überlegte. "Hmmmm...ja..." Die weiße Kugel traf ihn mitten ins Gesicht. Während die weißen Flocken von seinem Gesicht rieselten, fing ich an laut loszulachen. Ich formte eine weitere Kugel, doch bevor ich sie werfen konnte, stand Sasuke über mir. Schnee rieselte aus seinen Haaren und landete auf meinem Gesicht. "Ich geb' dir 3 Sekunden...", sagte er. Verwirrt blickt ich zu ihm auf. Doch bevor ich flüchten konnte, donnerte eine gewaltige Ladung Schnee auf mich herab. Ich wischte mit meinen Armen über mein Gesicht und wollte schon meckern, aber diesmal war es Sasuke, der lachte. Einer dieser seltenen Momente. Ich beließ es mit einem beleidigten Blick, ehe ich aufsprang und hinter den nächsten Baum rannte. Mein Gesicht brannte von dieser beißenden Kälte. Ich wischte mir noch einmal mit dem Ärmel über meinen Wangen und fing an, Schneebälle zu formen. Er hatte es nicht anders gewollt. Nachdem ich einen kleinen Hügel gestapelt hatte, lugte ich vorsichtig hinter dem Baum hervor. Weit und breit keine Spur von ihm. Ob er wieder ins Haus gegangen ist?, dachte ich und zog eine Grimasse. Er hätte mir ja wenigstens Bescheid sagen können... Plötzlich hörte ich ein Rascheln. Eine dicke Schneeflocke landete auf meiner Nase. Ich hob meinen Kopf, aber alles was ich sehen konnte, war eine riesige Ladung Schnee. Sasuke setzte sich neben mich, während ich mich aus dem Schneeberg kämpfte. "Du spielst nicht fair...", rief ich außer Atem und trommelte mit meinen Fäusten gegen seine Schulter. Ohne ein Wort warf er mich plötzlich auf den Rücken. Meine Augen weiteten sich. "Äh...Sasuke?" Er hing über mir und musterte mich mit einem beängstigenden Grinsen. Und seine Augen! So kalt, so fremd. "Du bist nicht fair...", hauchte er mir ins Ohr. Er drückte seine Lippen kurz auf meine, ehe er meinen Hals hinabwanderte. Ich keuchte überrascht auf. Seine Lippen wanderten meinen Hals hinab. Ich schloss die Augen. Ganz fest. Das Kribbeln in meinem Bauch verschwand und machte einem riesigen Brocken Unbehagen Platz. Was war plötzlich in Sasuke gefahren? So kannte ich ihn gar nicht...so wollte ich ihn gar nicht kennen... "Hör...auf...", brachte ich mühsam hervor. Doch er dachte gar nicht daran. Mein Magen zog sich zusammen. "Hör auf!", schrie ich und stieß ihn von mir weg. Ich rang nach Atem. Sasuke ebenfalls. Ich sah ihn fassungslos an. Seine schwarzen Augen bohrten sich in meine. Für einen kurzen Moment war er mir so fremd... "Tut mir Leid...", murmelte er und stand auf. Er drehte mir den Rücken zu. "Was...war das?", fragte ich und setzte mich zittrig auf. "Warum...?" Sasuke wartete mit seiner Antwort. "Ich konnte mich nicht beherrschen...tut mir Leid..." Unsere Haare wehten in dem eisigen Wind. "Ich...geh dann rein...", sagte er nach einer Weile, doch ich hielt in an der Hand fest. "Nein...du hast versprochen, mit mir rauszugehen..." Er schaute mich an. ich brachte ein kleines Lächeln zustande. Er setzte sich neben mich. Ich hatte ein bisschen Angst, dass er wieder soetwas tun könnte, aber ich wollte auch nicht, dass er ging. Eine Weile schwiegen wir uns an. Als ob wir uns entfremdet hätten. "Ich...hab' früher oft mit meinem Vater Schneemänner gebaut...", sagte ich leise. "Die sahen immer aus wie die Hokage..." Sasuke sagte nichts, aber ich erkannte, dass er mir aufmerksam zuhörte. Ich erzählte ihm von den Schneemännern, von meinem lachenden Vater und von meiner Mutter, die immer Kakao gemacht hatte, den ich so sehr liebte. "Habt ihr auch Schneemänner gebaut?", fragte ich und schlang meine Arme um meine angewinkelten Beine. "Nein...mein Vater und Itachi waren oft draußen im Winter, aber ich wollte nicht mitkommen. Ich saß nur drinnen und hab auf die Sonne gewartet. Ich hasse Schnee." Schon wieder Itachi. Schon wieder Fugaku. Schon wieder waren sie Schuld. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, ließ kurze Zeit aber wieder locker. "Aber jetzt hast du ja mich. Wir können immer zusammen rausgehen, wenn du willst", sagte ich. Er lächelte. "Ja...vielleicht bin ich am Ende des Winters sogar ein richtiger Schneefreund." Ich lächelte. "Ja, vielleicht." Es war ein angenehmes Schweigen. Als hätten wir uns alles gesagt, um jetzt die Stille und die weiße Landschaft genießen zu können. Je länger wir in der Kälte saßen, desto mehr zitterte ich. Ich konnte meine Zehen kaum noch spüren. "Lass uns reingehen", sagte Sasuke, stand auf und zog mich an den Händen hoch. "Aber es war doch schön draußen, oder?", fragte ich, während wir zum Haus gingen. "Naja..." "Sasuke!" Drinnen zog ich mich erstmal um. Meine Kleidung war von dem ganzen Schnee völlig durchnässt. Ich nahm ein Handtuch aus dem Bad und trocknete meine Haare. Ich legte es mir auf die Schultern und ging wieder ins Wohnzimmer. "Sasuke?", rief ich. Scheint nicht da zu sein...vielleicht im Bad oder so... Ich setzte mich auf das Sofa. Meine Körper taute langsam wieder auf. Ich streckte mich und gähnte. Wo steckte Sasuke bloß? Als ob er meine Gedanken lesen konnte, kam Sasuke mit zwei Bechern in der Hand aus der Küche, aus denen weißer Dampf aufstieg. "Was ist das?", fragte ich. Sasuke setzte sich neben mich und reichte mir einen Becher. "Du hast doch gesagt, du magst sowas..." Meine Hände sogen gierig die Wärme des Bechers auf. Ich blickte hinein. Die braune Flüssigkeit dampfte fröhlich vor sich hin. Ich stieß einen Freudeschrei aus. Er hatte sich das tatsächlich gemerkt. "Jetzt trink, bevor es kalt wird." "Ja", sagte ich freudestrahlend. Der Kakao schmeckte fast so wie bei meiner Mutter. Ich trank den Becher in einem Zug leer. "Au, heiß." Sasuke schüttelte den Kopf. "Wo sind eigentlich deine Eltern und Itachi?", fragte ich und stellte meinen Becher auf den Tisch. "Meine Eltern sind einkaufen, Itachi bei irgendeinem Anbu-Treffen", antwortete er knapp. "Wir sind ganz allein..." Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Was meinte er denn damit? Er schien den leicht geschockten Ausdruck auf meinem Gesicht bemerkt zu haben. "Kein Angst, ich mach' schon nichts", lachte er und brachte die Becher in die Küche. Wie peinlich! Er dachte bestimmt ich hätte Angst vor ihm! Er ließ sich wieder auf das Sofa fallen. "Ich mache nichts, was dir nicht gefällt", sagte er. Ich starrte auf meine Hände, um ihn nicht anzusehen. "Es war nur...du warst eben irgendwie anders...nicht so sanft wie vorher...und du hast einfach weiter gemacht, obwohl ich nicht wollte...das hat mir Angst gemacht." "Tut mir Leid...", wiederholte er zum dritten mal. "Also willst du nicht, dass ich dich küsse?" Ich sah in leicht entrüstet an. "Doch! Aber eben...ich weiß nicht, da warst du nicht du selbst...ich mag es, in deiner Nähe zu sein..." "Also hast du nichts dagegen, wenn ich etwas näher an dich rücke und dir einen Arm um die Schulter lege?" Ich wurde rot. Jetzt war er wieder so einfühlsam. Seine Augen schimmerten in einem sanften Schwarz. "Nein." Die Wärme tat gut. Seine Wärme. Der wenige Schlaf der letzten Nacht machte sich bemerkbar. Meine Augen wurden immer schwerer. Ich rollte mich wie ein Kätzchen zusammen. Zögernd kuschelte ich mich an ihn und legte meinen Kopf auf seine Brust. "Ist dir noch kalt?", fragte seine Stimme, weit entfernt. Ich nickte schlaftrunken, bereute es aber, als Sasuke für einen Moment aufstand, um eine Decke zu holen, die er dann über uns ausbreitete. Ich kuschelte mich wieder an ihn und lauschte seinem Herzschlag. Bu-bum. Bu-bum. Bu-bum. Dieses wohlige, vollkommene Gefühl des Glücks entfaltete sich wieder und strömte in jede Faser meines Körpers. Dieses Gefühl hielt so lange an, bis ich in einen friedlichen Schlaf fiel. Kapitel 14: Ich liebe dich -------------------------- Ich wachte auf, als Mikoto mich an der Schulter rüttelte. Schlaftrunken hob ich meinen Kopf. Ich lag auf dem Sofa, der Platz neben mir war leer. "Du bist wohl hier eingeschlafen", sagte Mikoto und lächelte. Noch etwas benommen nickte ich und schob die Decke von meinen Beinen. "Wo ist Sasuke?", fragte ich fast automatisch. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie er aufgestanden war. Ob seine Eltern uns so gesehen hatten? "Der ist duschen", sagte Mikoto und deutete nach oben. "Seit wir hier angekommen sind. Naja, wir sind erst seit zwei Minuten hier." Sie lachte und ich seufzte erleichtert auf. Unangenehme Fragen waren das letzte, was ich wollte. Doch eine Frage hatte ich noch. "Ist Itachi da?" "Nein, nein, er ist schon abgereist...wolltest du ihn noch was fragen?" "Nein, war nur neugierig." Mein Herz machte einen Hüpfer. Endlich war dieser Kerl weg! Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. "Ich geh dann mal nach oben", sagte ich, um vor ihrem neugierigen Blick zu flüchten. Ich drängte mich an ihr vorbei und lief zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinauf. Oben konnte ich das Rauschen des Wassers im Badezimmer hören. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür und lächelte. Eine Weile lauschte ich nur dem Plätschern des Wassers. Komische Vorstellung, wie Sasuke unter der Dusche stand und das heiße Wasser auf ihn herunterprasselte... Oh nein, sowas darfst du gar nicht denken..., dachte ich und schüttelte mit roten Wangen den Kopf. "Sie sind wieder da", sagte ich leise, als ich mich wieder beruhigt hatte. Er gab mir keine Antwort. Hatte er mich vielleicht nicht gehört? "Itachi ist auch weg", sagte ich mit etwas lauterer Stimme. Wieder nichts... Ich starrte auf die gegenüberliegende Wand und wartete. Nach einer Weile wurde das Rauschen leiser. Dann hörte ich nichts mehr. Was macht der da drin?, dachte ich und presste mein Ohr gegen die Tür, dass es schmerzte und ich nicht merkte, wie die Tür aufgezogen wurde. Ich stolperte zurück. "Ich weiß...", sagte Sasuke. Ich schluckte. Er stand vor mir, nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet, ein Handtuch lag auf den Schultern, seine Haare waren klatschnass und die Wassertropfen fielen auf seine Brust ung zogen ihre Bahnen über seine Haut. Seine Stimme klang, als hätte ich sie seit Ewigkeiten nicht gehört. "Äh...gut...", stammelte ich und taumelte nach hinten. Irgendwie machte mich die Art, wie er vor mir stand, total nervös. Auf Sasukes Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. "Dir scheint zu gefallen, was du siehst." "Äh...was?" Das Blut schoss durch mein Gesicht. Ich stieß mit dem Rücken an die Wand. Er trat einen Schritt auf mich zu. Und noch einen... Wenn du näher kommst, dann platz' ich, dachte ich mit klopfendem Herzen. Er stemmte die Hände neben meinem Kopf ab und sah mich an. Sah mich einfach nur an. Um nicht zu explodieren, schaute ich verlegen zur Seite. "Ist dir das peinlich?", hauchte er mir ins Ohr und fuhr mit seinen Lippen über mein Ohrläppchen. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Hastig schüttelte ich den Kopf. "Dann ist ja gut." Diese Stimme machte mich ganz verrückt... Er wanderte mit seinen Lippen meinen Hals hinunter. Die Spuren brannten wie heißes Feuer. Ich kniff die Augen zusammen. Ich wollte ihn in meiner Nähe haben, aber ich fühlte mich noch nicht bereit, ich war noch nicht soweit. Ich stöhnte kurz auf, als er mit seiner Zunge weiter meinen Hals hinabwanderte und meinen Pulli hochschob. In meinem Magen breitete sich ein ungutes Gefühl aus. Alles zog sich zusammen. "N...nicht...", stammelte ich, doch er hörte nicht zu. Ich kniff die Augen noch fester zusammen, bis ich nur noch schwarz sah. "Hör auf!", rief ich und stieß ihn weg. Mit noch immer klopfendem Herzen sank ich auf den Boden. Mein Kopf fühlte sich schwer an. Ich blickte zu Sasuke auf. Er sah mich so kalt an, dass ich fühlte, wie ich innerlich in ein schwarzes Loch fiel. Ohne ein Wort zu sagen verschwand er in unserem Zimmer. "Sasuke?" Mein Stimme klang leise und erstickt. War er jetzt böse auf mich? Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer. Diese Kälte, die seine Augen ausgestrahlt hatten. Ich konnte es nicht verhindern. Heiße Tränen bahnten sich ihren Weg über mein Gesicht. Den Rest des Tages herrschte eine merkwürdige Spannung. Wenn ich in Sasukes Nähe war, hatte ich das Gefühl, schuld an dieser Stimmung zu sein. Ich wollte was sagen, aber immer wenn ich genug Mut gesammelt hatte, verließ er mich wieder, sobald ich ihn nur ansah und an seinen Blick denken musste. Und er selbst machte auch nicht den Eindruck, als wollte er mit mir reden. Vielleicht war ihm so zumute wie mir, vielleicht auch nicht, darauf wusste ich wirklich keine Antwort. Beim Abendessen war das Hauptthema natürlich Itachi. Ich versuchte meine Ohren von innen zu verschließen, was mir auch einigermaßen gut gelang, bis Sasukes Name fiel. Mein Ohren sträubten sich weiter geschlossen zu bleiben, obwohl ich eigentlich nicht wissen wollte, was Fugaku zu sagen hatte. "Satt...", murmelte Sasuke und stand ruckartig auf. Der Stuhl wippte bedrohlich auf zwei Beinen, ehe er geräuschvoll den Boden wiederfand. Fugaku setzte schon zu einer Predigt an, doch Mikoto berührte mit einem strengen Blick seinen Arm. Wenigstens einer im Haus, der ein bisschen Menschlichkeit aufbrachte. Als die Tür oben zugeknallt worden war, beruhigte sich Fugaku etwas und wandte sich wieder voll und ganz seinem Reis zu, auch wenn er verächtlich schnaubte. Ich scharrte lustlos mit meinen Stäbchen im Reis, froh über das Vermeiden des Streits, aber irgendwie auch enttäuscht, weil es zu keiner Aussprache gekommen war, bis Mikoto mir die Erlaubnis gab aufzustehen. Eigentlich wäre ich jetzt die Treppe hochgestolpert, um wieder bei Sasuke zu sein, wie dämlich das auch klingen mochte, doch mehr als einen trägen Gang brachte ich nicht zustande. Mein Innerstes sträubte sich weiterzugehen, ich wollte nicht weiter von Sasuke ignoriert werden oder mit dieser bedrückenden Stimmung im Zimmer sitzen. Andererseits wollte ich auch in seiner Nähe sein und wieder mit ihm reden. Langsam fragte ich mich, ob ich normal war, wie konnte jemand nur so viel denken? Das daraus entstandene Gefühl war ganz neu für mich, auf der einen Seite so süß wie Honig, aber auf der anderen Seite so bitter wie ein Biss in eine Ume*. Vor der Tür blieb ich wie versteinert stehen. Ein regelrechter Entscheidungskampf brach in meinem Kopf aus. Sollte ich reingehen oder nicht? Hm... "Sasuke?" Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Anstatt es nochmal zu versuche, drückte ich langsam die Türklinke hinunter. Das Zimmer war dunkel. Ich räusperte mich. Nichts bewegte sich. "Sasuke?" Ich schaltete das Licht an. Sasuke war nicht da, nicht an seinem Schreibtisch und auch nicht in seinem Bett. Mir doch egal..., dachte ich wütend. Wenn er vor mir weglaufen wollte, bitte! Niedergeschlagen warf ich mich auf meine Matratze und vergrub mein Gesicht im Kissen. Der kann mir gestohlen bleiben, ich hab gar nichts gemacht. Ich blieb liegen, bis ich durch den dicken Stoff keine Luft mehr bekam und mich aufsetzte. Es war so still im Zimmer, nur das Surren der Lampe und der Wind, der um das Haus zog. Ich stand auf und ging zum Fenster. Dicke Schneeflocken klebten an der Scheibe und bedeckten das Fensterbrett. Ich drückte meine Stirn gegen das kalte Glas. Meine Augen versuchten sich an die Dunkelheit draußen zu gewöhnen. Durch das dichte Schneetreiben und der Dunkelheit konnte ich nichts erkennen. Ich schloss meine Augen und lauschte dem Wind. Warum konnte ich nicht eine Schneeflocke sein? Sanft aus den flauschigen Wolken rieseln, langsam und friedlich gen Boden schweben und dann, am Ziel angekommen, schmelzen, keine Sorgen, kein Kummer. Wie ein Schwall kaltes Wasser überkamen mich Schuldgefühle. Ich wusste nicht genau warum, aber ich gab mir die Schuld an dem Streit, wenn es überhaupt ein richtiger Streit war, es gab ja keine richtige Auseinandersetzung. Ich hatte ihn wütend gemacht, davon war ich fest überzeugt, ich hätte nicht abbrechen dürfen, er wollte mir vielleicht nur zeigen, wie sehr er mich mag...und ich hatte alles zerstört, ich habe nicht das gemacht, was er gewünscht sich hatte. Ja, ich war wohl Schuld an dem Streit. Je länger ich darüber nachdachte, desto klarer schien es. Nur weil ich so ein Feigling war sprach Sasuke kein Wort mehr mit mir. Ich löste mich von der Scheibe, schaltete das Licht aus und legte mich unter meine Decke, mit der festen Überzeugung, heute noch mit ihm zu reden. Ich wäre fast schon eingeschlafen, als ich leise Schritte hörte. Mit weit geöffnete Augen und klopfendem Herzen lauschte ich den Geräuschen. Die Tür wurde langsam geöffnet. Ein schmaler Lichtstreifen fiel ins Zimmer. Ich schloss die Augen. Es dauerte einige Sekunden, bis die Tür leise ins Schloss fiel. Es blieb dunkel und so wagte ich mich, meine Augen wieder zu öffnen. Ein Schatten huschte durch den Raum und blieb kurz neben mir stehen. Ich nahm Sasukes Geruch wahr. Mein Herz klopfte noch schneller. Er roch so gut. Fast wehmütig lauschte ich, wie sich seine Schritte entfernten. Er legte sich ins Bett. Dann war es ruhig. Mein Herz beruhigte sich etwas. Sasuke war seit dem Vorfall nicht mehr so nah an mich gekommen. Ich hatte seinen Geruch noch immer in der Nase. Jetzt war der Augenblick gekommen, ich musste mit ihm reden. Mein Mund fühlte sich ganz trocken an, als ich ihn einige Male öffnete, um ihn dann wieder zu schließen. Ich suchte nach passenden Worten, nach der richtigen Entschuldigung, nach einem versöhnlichen Satz. Mein Kopf lag schwer im Kissen, ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Neben mir atmete Sasuke ruhig ein und aus. Ich konnte nicht mehr ruhig liegen bleiben. Langsam strampelte ich die Decke von mir und kam wankend auf die Beine. Es schneite noch immer. Langsam ging ich auf ihn zu, jeder Schritt war bedacht. Vor seinem Bett blieb ich stehen. Die Decke lag auf seiner Brust und seine Haare schimmerten auf dem Kissen. Sogar wenn er schlief sah er schön aus. Ohne genau zu wissen, was ich tat, beugte ich mich zu ihm herunter. Als ich ihn küsste, schien die Welt für einen kurzen Moment still zu stehen. Meine Haare streiften über seine Wange, als ich mich langsam wieder aufrichtete. Er regte sich nicht. Gedankenverloren strich ich mir über die Lippen, als könnte ich so den kurzen Moment in ihnen versiegeln. Eine Weile blieb ich noch stehen und lauschte dem Rauschen des Windes. Dann drehte ich mich um und setzte einen Schritt in Richtung meines Bettes, als mich plötzlich etwas am Handgelenk festhielt. Erschrocken drehte ich mich um. "Hab ich dich geweckt?", fragte ich leise. Sasuke lehnte sich gegen die Wand, die sich auf der einen Seite seines Bettes befand. "Ich bin schon wach, seit du aus dem Bett gestiegen bist", antwortete er und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Oh...tut mir Leid...", murmelte ich mit geröteten Wangen. Er hatte also mitbekommen, wie ich ihn geküsst hatte. Was dachte er jetzt nur von mir? "Ich...geh dann wieder ins Bett..." Ich drehte mich um, wurde aber wieder am Handgelenk festgehalten und sanft aufs Bett gezogen. Panik stieg in mir auf. Was hatte er vor? Eine Weile schwiegen wir. Ich hockte zwischen seinen Füßen. "Sag mal, Naruto...", fing Sasuke an. Ängstlich blickte ich zu ihm auf. "Hast du Angst vor mir?" Seine Miene blieb ernst. Ich biss mir auf die Unterlippe. Was sollte ich sagen? "Hast du Angst, dass ich über die herfallen könnte oder sowas?" Beschämt schaute ich auf die Bettdecke. "Ich...war Schuld an dem Streit...", lenkte ich ab. "Ich war so ein Feigling..." "Ich mache nichts, was du nicht willst", sagte Sasuke und strich mir durch die Haare. Ich zuckte leicht unter seiner Berührung zusammen. "Aber...ich will ja in deiner Nähe sein, aber...das ging mir zu schnell...ich hatte Angst...und...und heute gings mir so schlecht, weil du nicht mehr mit mir geredet hast...das war so schlimm...ich dachte, du würdest mich hassen, weil ich so feige war..." Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich konnte es nicht zurückhalten. Sasuke nahm mich in die Arme und drückte mich gegen seine Brust. Ich hörte sein Herz schlagen. Mit zittrigen Händen klammerte ich mich an seinen Rücken. "Wenn du Zeit brauchst, werde ich warten...ich liebe dich..." Meine Augen weiteten sich. Das Blut pochte in meinem Kopf und mein Herz hämmerte mir gegen die Brust. Ich klammerte mich fester an ihn. Das kam so plötzlich, doch es war unbeschreiblich. Der Streit schien vergessen, es gab nur noch ihn und mich. Ich hätte nie gedacht, dass drei Worte solche gigantischen Gefühle auslösen konnten. Das Kribbeln in meinem Bauch nahm unglaubliche Maße an. Ich war so glücklich. Diese drei Worte hatten den ganzen Kummer weggespült. Dieser Moment sollte nie enden... Ich weiß nicht, wie lange wir uns so festhielten. Die Müdigkeit griff schon nach mir, als Sasuke sich hinlegte. "Komm...", sagte er leise. Ich schmiegte mich an ihn und wusste, dass er nichts tun würde, solange ich das nicht wollte. Ich wusste es einfach. Er zog die Decke über uns. Seine Wärme fühlte fühlte sich gut an. Das hatte ich vermisst. Eng an ihn gekuschelt schlief ich irgendwann ein. ~Sasuke zieht mir mein Oberteil aus. Das Blut rauscht in meinen Ohren, ich kann nicht mehr klar denken. Er fährt mit der Hand über meine Brust. Die Berührungen brennen wie Feuer. Ich presse die Augen zusammen und schnappe nach Luft, doch ich kann nicht mehr atmen, als ob ich es verlernt hätte. Ich spüre Sasukes Lippen an meinem Hals. Auf seinem Gesicht bildet sich ein teuflisches Grinsen. Mein Blut gefriert mir in den Adern...~ Schweißgebadet schlug ich die Augen auf und starrte auf Sasukes Brust. Er lag ruhig neben mir. Das war nur ein Traum...., dachte ich und atmete erleichtert aus. Er hatte schließlich versprochen, nichts zu tun, was ich nicht mochte. Und er hatte gesagt, dass er mich liebt. Das Glücksgefühl kehrte mit einem Schlag zurück. Ich lächelte. Das waren wohl die drei schönsten Worte in meinem Leben. Draußen dämmerte es schon. Obwohl ich eigentlich wach war, konnte ich nicht aufstehen, sonst wäre Sasuke auch aufgewacht. Außerdem war es schön warm. Ich rollte mich wie ein Kätzchen zusammen und wartete auf den Tag. Sasukes Atem ging gleichmäßig und strich mir über die Haare. Sein ruhiger Atem machte mich doch wieder ganz schläfrig. Und schon landete ich wieder im Land der Träume. Ich wachte auf, als ich die Wärme nicht mehr spürte. Ich setzte mich auf. Draußen stand die Sonne hoch am klaren Himmel, die den Schnee glitzern ließ. Ich rieb mir den Nacken. Sasuke kam ins Zimmer. "Frühstück ist schon fertig", sagte er und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. "Ist das in Ordnung?" "Ja", lächelte ich. "Das ist in Ordnung." Ich zog mich schnell um und ging dann mit Sasuke ins Wohnzimmer. Fugaku saß nicht am Tisch. "Er musste geschäftlich weg", sagte Mikoto auf meinen fragenden Blick hin. "Er wird vermutlich heute Abend wieder hier sein." Plötzlich fiel mir Itachi wieder ein. Er war so überstürzt aufgebrochen...ich wusste nicht recht, ob ich dem trauen konnte... *japanische Frucht Kapitel 15: Erkenntnis für die Ewigkeit- die geheilte Seele ----------------------------------------------------------- „Vergesst die Gläser nicht!“ Mikoto warf uns einen prüfenden Blick zu, ehe sie die Küche verließ. Ein Berg von dreckigem Geschirr wartete darauf gespült zu werden. „Wie nervig“, sagte Sasuke und betrachtete missbilligend die Schälchen. „Komm schon, wir meistern ganz andere Missionen, da werden wir doch das bisschen Spülen schaffen!“, meinte ich und warf ihm ein weißes Tuch ins Gesicht. „Du trocknest ab, ich spüle.“ Unter dem zweifelnden Blick Sasukes ließ ich warmes Wasser ins Spülbecken laufen. Ich roch an dem Spülmittel, wovon mir fast schwindelig wurde, und kippte die halbe Flasche hinein, ehe ich einige der Schälchen ins Wasser gleiten ließ. Dann krempelte ich die Ärmel hoch und tunkte meine Arme in den wachsenden Schaumberg. Sasuke trat von hinten an mich heran. „Du hast noch nie gespült und gehst schon so ran? Ich wünschte, du wärst bei anderen Dingen auch so aktiv“, hauchte er mir ins Ohr und schmiegte sich an mich. Mir wurde plötzlich heiß und leicht schwindelig. „Sasuke“, sagte ich schwach und drehte mich wankend zu ihm um. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, ehe er mein Kinn anhob und mich küsste. Von meinen Armen tropfte das Wasser auf den Boden. Mein Herz klopfte. Mit geröteten Wangen sah ich zu ihm auf, als er sich von mir löste. „Wenn deine Eltern das sehen.“ „Na und? Ich habe nichts zu verbergen.“ Sein Kopf senkte sich erneut zu meinem. Ich konnte es nicht verhindern. Er war so unglaublich sanft. Meine Beine wurden ganz schwach und mein ganzer Körper zitterte. „Wir...sollten jetzt abspülen...“, sagte ich verschüchtert und starrte auf den Boden. „Wie du meinst...“ Sasuke ließ mein Gesicht los und nahm sich gelangweilt eins der Tücher. Schweigend reichte ich ihm das Geschirr, er trocknete es ab und räumte es in den Schrank. Das erinnerte mich irgendwie an ein altes Ehepaar. Meine Hände fingen an zu zittern und einer der Teller rutschte mir langsam aus den Fingern. „Pass auf“, riss mich Sasuke aus Gedanken und fing den Teller auf. „Oh...tut mir Leid...“, murmelte ich. So langsam sollte ich mich zusammenreißen... „Meine Hände sind ganz rau...“, jammerte ich und ließ mich auf meine Matratze fallen. Ich mochte Mikoto eigentlich ganz gern, doch manchmal war sie eine echte Sklaventreiberin. „Ich könnte sofort einschlafen“, fügte ich gähnend hinzu und streckte mich. Das weiche Kissen und die angenehme Stille machten mich ganz schläfrig. „Zieh dich vorher noch um“, sagte Sasuke und zog sich sein Oberteil über den Kopf. Nicht schon wieder dieses Kribbeln! Seit den heißen Quellen hatte ich ihn nicht mehr mit nacktem Oberkörper gesehen. Mit brennenden Wangen schnappte ich mir meinen Schlafanzug und steuerte in Richtung Tür. „Wo willst du hin?“, hielt Sasuke mich zurück. „Äh...ins Badezimmer, mich umziehen...“ „Das kannst du doch auch hier.“ Ich schluckte. War das eine indirekte Aufforderung mich vor ihm auszuziehen? „Äh...na...na gut...“ Mit hochrotem Kopf und den Blick starr auf die Tür gerichtet zog ich mir langsam das T-Shirt über den Kopf, um gleich darauf einen warmen Körper an meinem Rücken zu spüren. „Fühlst du, wie mein Herz schlägt?“, flüsterte Sasuke. Er verfestige seine Umarmung. Ich konnte deutlich sein Herz gegen meinen Rücken schlagen hören. Ich konnte es spüren, wie schnell und aufgeregt es in seiner Brust tanzte. Ich konnte seinen warmen Atem in meinem Nacken spüren. „Ich liebe dich...und du? Liebst du mich?“ „Ich...zieh mich im Bad um!“ Ich riss mich los und stürmte ins Badezimmer. Meine Gedanken wirbelten wie ein Orkan durch meinen Kopf. Ich wusste, wie sehr Sasuke mich durch seine bloße Anwesenheit durcheinander bringen konnte. Aber dass sein Herz wegen mir so schnell schlug, wo ich doch derjenige bin, dessen Gefühle völlig außer Kontrolle gerieten? Sein Herz konnte nicht lügen. Und meins auch nicht. „Liebst du mich?“ Was ist denn Liebe, Sasuke? Was ist es? Ich weiß nicht, wie lange ich auf dem kühlen Boden vor der Badewanne saß. Ich hatte nicht abgesperrt, Sasuke hätte mich jederzeit finden können. Aber vielleicht wollte er das gar nicht mehr. Nicht, nachdem ich ihn wieder so enttäuscht hatte. Mit einem langen Seufzer legte ich meinen Kopf auf meine angewinkelten Knie. Ich fühlte mich Sasuke so nah und trotzdem so fern. Nach einer Weile, als meine Beine sich schon ganz taub anfühlten, schlich ich so leise wie möglich zu unserem Zimmer. Im Flur brannte kein Licht. Es war ganz still... Leise schloss ich die Tür. „Wir haben morgen eine Mission...“ Ich wirbelte herum. Im Dunkeln konnte ich Sasukes Umrisse auf dem Bett erkennen. „Woher weißt du das?“ „Kakashi war eben hier.“ „Kakashi war hier? Nur um das zu sagen?“ „Er meinte, er wolle nach dem rechten sehen...“ „Was hast du gesagt?“ „Dass alles in Ordnung ist.“ „Ok...“ „Ist es doch, oder?“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Wieso fragte er mich, ob alles in Ordnung sei? War für ihn denn alles in Ordnung? „Ich liebe dich, Naruto. Daran wird sich nichts ändern.“ Warum, Sasuke? Warum fängst du schon wieder damit an? Ich senkte meinen Blick auf den dunklen Boden. „Sasuke...“ „Ist das alles was dir dazu einfällt?“ „Ich...“ Er sprang von seinem Bett auf. „Warum sagst du nichts?“ Seine Stimme schwoll an. „Ich sage dir, dass ich dich liebe und du sagst nichts! Ich versuche es dir zu zeigen und du haust immer ab! Spielst du mit mir? Machst du dich über mich lustig?“ Ein Schlag in die Magengrube. „Nein, das ist es nicht...“, sagte ich verzweifelt. Mir war nach Weinen zumute. „Was dann? Bin ich dir vielleicht nicht gut genug? Bedeute ich dir so wenig? Hasst du mich so sehr?“ „Hör auf! Ich weiß doch nicht, wie ich damit umgehen soll“, schrie ich. „Am Anfang haben wir uns gehasst und plötzlich ist da dieses komische Gefühl. In deiner Gegenwart fühle ich mich wohl, mein Körper und meine Gefühle spielen verrückt, ich weiß nicht, was ich denken oder machen soll. Ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat, ich bin so verwirrt. Aber du, du hast deine Gefühle unter Kontrolle. Du weißt immer was zu tun ist, du bist immer für mich da. Ich mag dich total gerne und du wirfst mir vor, dich zu hassen?“ Ich stolperte mit tränenverschleierten Augen auf ihn zu und krallte mich an ihm fest. „Das ist nicht fair...“, murmelte ich und schmiegte meinen Kopf an seine Brust. „Naruto.“ Er strich mit seiner Hand durch meine Haare. „Es...ich...“ Er hob mein Kinn an und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss. Es fühlte sich so gut an, ich konnte nicht immer weglaufen. Er drückte mich mit sanfter Gewalt aufs Bett. „Was hast du vor?“, flüsterte ich. „Genieß es einfach...“ Er schob mein Oberteil nach oben und bedeckte meinen Bauch mit Küssen. Erschrocken keuchte ich auf. „Hab keine Angst“, hauchte er und vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge. Seine Hand wanderte in meine Hose. „Sasuke...ich weiß nicht...ob...ob...“ Ich kniff meine Augen zusammen. „Du musst sagen, wenn es dir nicht gefällt.“ Ergeben seufzte ich auf. Ein ganz neues Gefühl durchströmte meinen Körper. Er war so zärtlich, er raubte mir meine Angst. Sasuke schaute mir tief in die Augen. „Kann ich...?“ Mit Tränen in den Augen nickte ich. Vorsichtig strich er mir die Hose vom Körper und zog seine ebenfalls aus. Mein Gehirn schaltete sich aus. Ich konnte nur noch diese Wärme spüren. Langsam drang er in mich ein. Ein Schmerz durchzog meinen Unterleib. Ich krallte mich in seine Schulterblätter. „Entspann dich“, flüsterte er. Ich verspannte mich mehr und vergrub meine Finger in seinen Schultern. Meinen Lippen entwich ein leiser Schmerzensschrei. „Du musst dich entspannen, Naruto...“ „Ich...kann nicht...“, keuchte ich. Mit einem Schrei waren wir ganz vereint. Sasuke strich mir meine schweißverklebten Haarsträhnen aus der Stirn. Er streichelte beruhigend meine Wange. „Geht's?“ „Hm...“ Ich nickte benommen. Sasuke so nah zu sein war einfach nur unbeschreiblich. Nach und nach verschwand die Angst und machte einem unbekannten, wunderschönen Gefühl Platz. Ein Stöhnen entwich meinen Lippen, als Sasuke anfing, sich in mir zu bewegen. Ich gab mich ganz meinen Gefühlen hin. Es dauerte nicht mehr lange, bis der Himmel die Erde zu berühren schien. Ein Gefühl der Vollkommenheit durchfloss meinen Körper und ließ ihn mit einem leisen Schrei matt auf die Matratze sinken. Sasuke ließ sich neben mir aufs Bett fallen. Ich schloss meine Augen. Mein Atem ging schwer, mein Herz raste, meine Hände zitterten. Noch nie war ich einem Menschen so nah gewesen. Ich legte meinen Kopf auf Sasukes Schulter. Er strich mir durch meine zerzausten Haare. Wir beide beschlossen nichts zu sagen, sondern einfach nur die Wärme des Anderen zu genießen, bis wir irgendwann ins Land der Träume schweiften. Am nächsten Morgen wachte ich spät auf. Benommen setzte ich mich auf. Sasuke stand fertig angezogen am Fenster und grinste mich an. „Morgen“, sagte er und lehnte sich an die Fensterbank. Ich blickte ihn irritiert an und erinnerte mich an die letzte Nacht. Meine Wangen nahmen einen leichten Rotton ein. War das wirklich Sasuke, mit dem ich letzte Nacht geschlafen hatte? Ich schüttelte energisch den Kopf. „Zieh dir was an, wir müssen gleich auf die Mission“, riss Sasuke mich aus den Gedanken. Ich schaute an mir herab: nur eine Boxershorts! Erschrocken riss ich mir die Bettdecke bis zum Hals. Sasuke lachte. „Ich hab dich letzte Nacht unbekleideter gesehen.“ Die Schamesröte stieg mir ins Gesicht. „Ich...ich...“ Er kam zu mir und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich...und jetzt beeil dich...“ Er verließ das Zimmer. Ich blieb eine Weile sitzen und starrte ihm nach. Typisch Sasuke. Ich musste über seine Art lächeln. Schnell zupfte ich noch das Kissen zurecht, als ein weißes Blatt Papier auf den Boden segelte. Neugierig bückte ich mich über die Bettkante und sah das weiße Rechteck sn. Hm... warum sollte Sasuke Papier unter seinem Kissen verstecken? Ich griff danach und drehte es um. Sasuke, Itachi, Fugaku und Mikoto lächelten mir entgegen, ungefähr 10 Jahre jünger. Sie standen vor dem Uchiha-Anwesen und jeder sah glücklich aus. Itachi und Fugaku hatten jeweils eine Hand auf Sasukes Schulter gelegt. Ich erinnerte mich: Sasuke hatte es eines Abends angestarrt, als ich unbemerkt ins Zimmer gekommen war. Und wieder eine Gemeinsamkeit: Wir beide hatten ein Erinnerungsstück aus glücklichen Tagen. „...und die Vase ist vom Tisch gefallen. Mein Vater war ganz schön sauer“, sagte ich, als Sasuke und ich uns auf dem Weg zum Trainingsgelände machten. „Doch als ich dann angefangen hab zu weinen, hat er mich wieder getröstet.“ Ich erinnerte mich an die Szene, als hätte ich sie erst einen Tag vorher erlebt. Der viel zu hohe Tisch, das Klirren des Porzellans. Auch wenn Sasuke etwas abwesend wirkte, wusste ich, dass er mir genau zuhörte. Bevor er irgendetwas antworten konnte, rief Sakura uns von weitem her etwas zu. Sasuke seufzte und auch ich war zugegeben nicht sonderlich erfreut sie zu sehen. Ich wollte einfach nur weiter mit Sasuke reden. Ich winkte ihr halbherzig zu. „Guten Morgen, ihr beiden!“, sagte sie gut gelaunt, als wir am Trainingsplatz ankamen. Sie lächelte uns an. „Morgen...“, sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln. „Ich bin gespannt, welche Mission Sensei Kakashi heute für uns hat“, sagte Sakura und musterte uns. „Ihr nicht?“ „Ja...“ „Ich habe gehört, dass Itachi wieder aufgebrochen ist, stimmt das?“ Ich warf einen besorgten Blick auf Sasuke. „Sakura, ich weiß nicht...“, sagte ich, doch Sasuke unterbrach mich. „Ja, er musste wieder auf eine wichtige Mission.“ Seine Augen waren geschlossen. Ich schluckte. „Aber weißt du was, Sakura? Von mir aus könnte er dort auch sterben.“ Bei den letzten Wort bohrte sich sein kalter Blick in in ihre ängstlichen Augen. Er machte einen bedrohlichen Schritt auf sie zu. „Ich würde wegen ihm keine Träne vergießen...“ „Sasuke...“, sagte ich und legte meine Hand auf seine Schulter. Er drehte sich von uns weg. „Keine Träne...“ Langsam ging er ein paar Schritte auf den Zaun zu und trat wütend dagegen. Ich schaute ihm besorgt hinterher. „Was hat er? Hab ich was falsches gesagt?“, sagte Sakura. Sie zitterte etwas. Sakura verstand es nicht. Sie konnte es nicht verstehen. Bevor ich etwas antworten konnte, legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich drehte mich um und blickt zu Sensei Kakashi auf. „Geh zu ihm“, sagte er. Ich nickte. „Alles in Ordnung?“ Langsam näherte ich mich Sasuke. Er fuhr sich mit beiden Händen durch sein schwarzes Haar. „Komm, wir gehen wieder zu Kakashi und Sakura“, sagte ich und berührte seine Hand. Er blieb eine Weile stehen, ehe er seufzend zustimmte. Ich warf ihm einen aufmunternden Blick zu, doch er beachtete mich nicht weiter und ging zu den anderen. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen. Sakura traf immer wieder in seine wunden Punkte. Kakashi erklärte uns die Mission. Wir sollten eine Gruppe von Iwa-Nins durch den Wald nach Iwagakure begleiten. „Klingt nicht gerade nach einer Herausforderung“, seufzte ich. „Jemand muss es machen“, sagte Kakashi. „Die Gruppe erwartet uns am großen Tor. Los.“ Die Gruppe bestand aus zwei Frauen und drei Männern. Einer von ihnen war ein Kopf größer als Kakashi. Er grinste uns bedrohlich an. „Das sollen unsere Beschützer sein? Das sind doch noch Kinder“, sagte er mit brummender Stimme. „Ich finde sie echt süß, Shigeru“, meinte die Frau neben ihm. Shigeru lachte. „Sogar ein Eichhörnchen könnte die plattmachen...hahaha...“ Sasuke schnaubte verächtlich und Sakura verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Schön eure Bekanntschaft zu machen“, sagte Kakashi und grinste die Bande dümmlich an. „Wie sieht denn Ihr Plan aus, um uns sicher nach Iwagakure zu bringen, Kakashi-san?“, fragte einer der Männer. Er war mit Abstand der Kleinste von ihnen. Seine Stimme zitterte leicht. „Naja, sollte uns jemand angreifen, versuchen wir natürlich euch zu beschützen.“ „Sie haben keinen Plan?“ „Jetzt beruhige dich mal, Nobu, man spricht in Iwa nur in den höchsten Töne von Kakashi-san. Ich bin übrigens Amaya.“ Sie verbeugte sich vor Kakashi. „Das ist Kiriko...“, sie deutete auf die Frau neben Shigeru, „...und das Kouhei.“ Sie nickte zu dem Mann mit den langen schwarzen Haaren. „Wir haben eine wichtige Pergamentrolle dabei, die uns möglicherweise gestohlen werden könnte“, fuhr Amaya fort. Unauffällig tippte sie auf ihre Manteltasche. „Verstehe“, sagte Kakashi. Sasuke, Sakura und ich nickten. Kakashi übernahm die Spitze, Sasuke und Sakura die beiden Seiten und ich das Ende. Ich musterte die Truppe. Außer Shigeru und vielleicht Kouhei sah keiner wirklich stark genug aus, um die Pergamentrolle beschützen zu können. Ich warf einen Blick auf Sasuke. Ob er dasselbe dachte wie ich? Ob er sich an unsere gemeinsame Mission erinnerte? Vielleicht kündigen Pergamentrollen besondere Momente an. Damals war es der erste Schritt zu unserer Freundschaft. Was würde es diesmal bedeuten? Vielleicht ein Zeichen unserer Liebe...? „Naruto!“ Sakuras Stimme war weit entfernt. Ein Kunai streifte meine Wange. Ich spürte, wie das warme Blut von meinem Kinn tropfte. Erschrocken riss ich die Augen auf. Kunais und Shuriken schossen aus den Bäumen, schwarz maskierte Ninjas flogen wie Fledermäuse auf uns zu. „Der Genta-Clan!“, schrie Amaya. Ich zückte einen Shuriken und schleuderte ihn einem der Maskierten entgegen. „Wie konnten die so schnell auftauchen?“, rief ich und wich den fliegenden Wurfgeschossen aus. „Sie folgen uns schon seit wir aufgebrochen sind“, antwortete Sasuke und trat einem der Männer in den Bauch. Wie konnte ich so unachtsam sein? Wieso hatte ich niemanden bemerkt? Immer mehr feindliche Ninjas strömten aus dem Wald auf uns zu. Kunais schossen durch die Luft, Vögel flatterten kreischend aus den Baumwipfeln, Staub wirbelte auf. „Es sind zu viele!“, rief Sakura. Sie kämpfte mit zwei Ninjas gleichzeitig. Hinter mir setzte Kakashi sein Raikiri ein. „Sie haben uns aufgelauert und verfolgt. Sie wussten von unserem Vorhaben.“ Ich schlug einem Maskierten mitten ins Gesicht. „Aber woher?“ Ich hörte Amaya schreien. Schnell sprang ich durch die Staubwolke auf sie zu. „Wo ist Nobu?“ Mit angsterfüllten Augen blickte sie mich an. Sasuke schoss an mir vorbei. „He...Sasuke...wohin...?“ Ich sah, hinter wem er herjagte. Nobu hing bewusstlos auf der Schulter des Genta-Clanführers. Er trug ein spezielles Wappen auf seinem Umhang. Ohne nachzudenken stürmte ich den dreien hinterher. „Naruto, pass auf!“ Eine Faust traf meinen Magen. Keuchend flog ich nach hinten. „Du bleibst schön hier...“ „Kouhei?“ Er ist einer von ihnen!, schoss es mir durch den Kopf. „Du hast die anderen verraten!“, rief ich und stand mit zittrigen Beinen auf. Der Schwarzhaarige grinste mich an. „Das bleibt aber unser kleines Geheimnis!“ Mit gezücktem Kunai lief er auf mich zu. „Schattendoppelgänger!“ Ein Ebenbild erschien neben mir. „Rasengan!“ Ich lief ihm entgegen und drückte meine Hand nach vorne. Die blaue Chakrakugel bohrte sich in seinen Bauch. „So einfach ist es nicht, du dummer Bengel.“ Er verschwand in einer Rauchwolke. Ein Baumstamm zersplitterte. Kouhei traf mit einem Shuriken meinen Schattendoppelgänger. Die nächsten waren für mich bestimmt. Ich drehte mich um...zu langsam...ich schloss die Augen. Kling. Keine Schmerzen. Ich schaute mich um. Kakashi hatte sie mit seinen Shuriken abgelenkt. kouhei war verschwunden, stattdessen kamen zwei andere Männer des Genta-Clans aus den Baumwipfeln gesprungen. „Das übernehme ich!“, rief er. Ich nickte und sprang aus dem Kampffeld. Sie können noch nicht allzu weit sein... Dünne Äste peitschten mir ins Gesicht, Dornen schnitten mir in die Knöchel, doch ich lief weiter. Mein Bauch füllte sich mit Schuldgefühlen und Angst, Angst, dass Sasuke wegen mir was passiert sein könnte. Und das war schlimmer als die Schnitte an meinen Knöcheln. Bald darauf entdeckte ich die blutverklebten Blätter. Mein Herz raste. Nein, das konnte auch Kouheis Blut sein... Die Blätter nahmen ein tieferes rot an. Mit zitternden Händen tastete ich mich durch das Gestrüpp. Sie konnten nicht mehr weit sein. Ich entdeckte Kouhei als erstes. Mit starrem Blick und blutüberströmter Brust lag er auf dem Boden. „Sasuke...?“ Mein Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Das Röcheln hinter mir ließ mein Herz einen Schlag lang aussetzen. Langsam drehte ich mich um. Sasuke lag schwer atmend auf dem Boden. Aus großen Wunden sickerte Blut. „Sasuke!“ Ich kniete mich zu ihm und hob vorsichtig seinen Kopf an. Aus seinem Mundwinkel tropfte das Blut auf seine Kleidung. Ihn zu tragen war zu gefährlich, seine Wunden waren zu groß. Ich war hilflos. Völlig hilflos. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Du darfst nicht von mir gehen“, schluchzte ich. „Ich brauche dich doch...ich liebe dich...“ Meine Tränen tropften auf seine Wange. Er schloss die Augen. Wie in Zeitlupe. Er war tot. Ich wurde an den Schultern gepackt. Äste streiften mein Gesicht. Blut. Blätter. Der Geruch des Krankenhauses. Ich hörte nicht was mir gesagt wurde. Ich sah nicht was mir gezeigt wurde. Mit Sasuke war auch ein Teil von mir gestorben. Zurück blieb nur diese unglaubliche Leere. Ich hatte alles verloren. Alles... Naruto! Naruto! Ich blickte zu Sakura auf. Sie weinte. „Er ist schwer verletzt.“ Ich sagte nichts. Konnte es nicht. „Hörst du mich? Er...ist schwer verletzt...“ „Er ist tot...“, murmelte ich monoton. „Was?“ „Er ist tot...“ „Er...er kann nicht tot sein...“ Sie brach weinend zusammen. Ich weiß nicht, wie lange ich in dem weißen Krankenhausflur saß. Stunden? Tage? Wochen? Ich hatte keinen Hunger, keinen Durst, ich fühlte nichts. Nichts... Mein Blick war leer. So wie mein Herz...Gefangen in einem leeren Raum, ohne Türen, ohne Fenster. Innerlich war ich tot... Ich wurde kräftig an der Schulter geschüttelt. Benommen blinzelte ich. War ich eingeschlafen? Kakashi stand vor mir. Sein Blick war besorgt, doch seine Augen...in seinen Augen sah ich Hoffnung. „Sasuke ist schwer verletzt.“ „Er ist tot...“, wiederholte ich schwach. „Er war tot. Im Moment lebt er. Tsunade hat ihn wiederbelebt. Doch sein Zustand ist kritisch. Wir können nur hoffen.“ „Er...er...“ Eine Träne lief mir über die Wange. Ich würde alles dafür geben, dass Kakashi die Wahrheit sagte. Alles. War es die Wahrheit? Oder träumte ich nur davon, Sasuke wieder zu sehen? Ich wusste es nicht. Ich wusste nicht was ich denken sollte. Kakashi zog mich vom Stuhl. Unsere Schritte hallten in den Fluren wider. Ärzte und Krankenschwester huschten mit Klemmbrettern an uns vorbei. An einer Tür blieben wir stehen. 312. „Er ist in diesem Zimmer“, sagte Kakashi und deutete auf die Tür. Ich starrte auf den Boden. „Du musst ganz leise sein“, murmelte mein Sensei und öffnete langsam die Tür. „Aber...“ „Du bist die beste Medizin für ihn. Er braucht jetzt jemanden, der für ihn da ist.“ Ich starrte ihn ungläubig an. Ein Lächeln zeichnete sich unter Kakashis Maske ab. „Jetzt geh schon.“ Sanft schob er mich ins Zimmer und schloss die Tür. Sasuke hing an einer großen Maschine. Sein Herzschlag war schwach, aber regelmäßig. Weiße Verbände bedeckten seine Wunden. Er lebte. Noch. Aber er lebte. Ich wischte mir mit einem Ärmel die Tränen aus den Augen und ging mit taumelnden Schritten an sein Bett. Leise schob ich einen der weißen Stühle am Tisch neben mir an die Bettkante. Er schlief. Ich bleibe bei dir, bis du aufwachst..., dachte ich und berührte vorsichtig seine bandagierte Hand. Es war ein unglaubliches Gefühl in dieser traurigen Situation. Vor wenigen Minuten dachte ich noch Sasuke wäre tot und jetzt saß ich an seinem Bett und berührte seine Hand. Mein Vater sagte mir einmal, das Leben sei unberechenbar wie ein Vulkan. Er kann jahrelang friedlich bleiben und plötzlich kann er ausbrechen und ganze Inseln zerstören. Doch manchmal wächst aus dieser Asche eine Blume. Ich legte meinen Kopf auf die Kante der Matratze und weinte. Jemand legte seine Hand auf meinen Kopf. Mit tränenverschleierten Augen blickte ich auf. Sasuke streichelte mir langsam die Strähnen aus der Stirn. „Sasuke...“ Die Tränen liefen mir unaufhaltsam über die Wangen. „H-Hör...auf zu weinen...“, murmelte er mit rauer Stimme. Vorsichtig nahm ich seine Hand und drückte sie leicht. Ich wollte ihn nie wieder loslassen... „Ich...ich...bin so froh...“, stammelte ich. Er lächelte, soweit es seine Schnitte im Gesicht zuließen. „So...schnell wirst du mich nicht los...“ „Ja...“, sagte ich und lächelte zurück. Eine Weile schwiegen wir. Ich strich mit meinen Fingern über seinen Handrücken. „Naruto?“ „Hm?“ „Hast...hast du das...im Wald...ernst gemeint? Was du da...gesagt hast...“ ...ich liebe dich... „Ja... ich liebe dich, Sasuke...ich habe es vorher nicht verstanden, doch als es so aussah, als ob ich dich für immer verloren hätte, wurde es mir klar.“ „Ich...werde dich nie verlassen...“ „Ich weiß.“ Ich drückte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Die Ärzte gaben Entwarnung. Er hatte es geschafft. Schon nach einer Woche konnte er wieder nach Hause. Fugaku ließ ihn seitdem in Ruhe. Und auch von Itachi hörten wir lange nichts mehr. Wir genossen einfach unser Glück, unsere Zweisamkeit. Und das war das Schönste auf der Welt. Ich liebte Sasuke und er liebte mich, auch wenn wir nie gelernt hatten, zu lieben. Seine Seele war gebrochen und ich habe sie geheilt. Kapitel 16: -Special Kapitel- ----------------------------- Ich stand in einem Raum voller Kerzen, deren Flammen blau leuchteten. In der Mitte schwebte ein großes Blatt Papier. Es war unbeschriftet. Warum verbrannte das Papier nicht? Ich streckte meine Hand aus und versuchte es zu greifen, doch es wich zurück, weiter und weiter und ich griff ins Leere... Mein Arm prallte auf dem Boden auf. Mit schmerzverzogenem Gesicht blinzelte ich und erkannte Sasukes Zimmer, unser Zimmer. Ich setzte mich auf und hatte den Traum bereits vergessen. Schon ein Jahr wohnte ich bei den Uchihas. In nur einem Jahr hatte sich so vieles verändert. Neues Zuhause, neue Familie, neues Glück, neue Gefühle. In diesem Jahr hatten Sasuke und ich viele Höhen und Tiefen, Siege und Niederlagen. In diesem Jahr lernte ich Sasuke zu lieben. Ich fuhr mir durch meine zerzausten Haare und spürte, wie ich fröstelte. Ich blickte an mir herunter und sah meine nackte Brust. Schnell zog ich Sasukes Decke bis zum Kinn und errötete bei dem Gedanken an die letzte Nacht. Gleichzeitig lief mir ein angenehmer Schauer über den Rücken. Sasuke war bereits aus dem Bett, so wie er es immer war, seit ich eingezogen bin. Doch auch heute hielt ihn nichts von seiner Gewohnheit ab, obwohl dieser Tag nicht ganz so normal war wie die anderen Tage. Heute würden wir Sasukes 17. Geburtstag zusammen verbringen. Gedankenverloren stand ich auf und zog ein T-Shirt aus meiner Hälfte des Schrankes heraus. Natürlich hatte ich mir Gedanken gemacht, was ich ihm schenken könnte und worüber er sich freuen würde. Auch wenn ich im Nachhinein feststellen musste, dass er sich vermutlich über gar nichts freute. Trotzdem hatte ich ihm in der Stadt eine neue Kunaitasche gekauft. Nichts besonderes, aber immerhin etwas. Und falls Mikoto mir die Küche für ein paar Stunden überließ, wollte ich noch einen Kuchen backen, obwohl ich davon gar keine Ahnung hatte. Schnell machte ich mich im Badezimmer fertig und hüpfte gut gelaunt die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Fugaku hatte die Füße hochgelegt und las Zeitung. Mikoto arbeitete in der Küche, wie ich am Klirren der Töpfe ausmachen konnte. Als ich zu ihr gehen wollte, sah Fugaku von seiner Zeitung auf. Ich fing seinen Blick auf und sofort überkam mich das Gefühl, irgendetwas falsch gemacht zu haben. Langsam ging ich weiter. "Junge." Ich zuckte zusammen. Sprach er mit mir? "Ja?", fragte ich nervös und blieb an der Küchentür stehen. Fugaku faltete seine Zeitung zusammen, legte sie auf den Tisch und bedeutete mir mit einer knappen Handbewegung, auf dem Sofa Platz zu nehmen. Hilfesuchend sah ich mich im Zimmer um. Es gab keinen Grund und keine passende Ausrede, um dem Gespräch zu entkommen. Mit zögernden Schritten ging ich auf ihn zu und setzte mich an das Ende des Sofas. Mich überkam ein mulmiges Gefühl. Halb eingeschüchtert, halb gespannt auf das, was kommen würde, sah ich Fugaku an. Er faltete seine Hände und stützte sein Kinn darauf ab. Es war ein merkwürdiger Anblick. Er erinnerte mich an Sasuke, als wir noch in die Akademie gingen. Der Uchiha räusperte sich. "Nun gut...ich will nicht lange drumherumreden." Ich schluckte. Was würde er jetzt sagen? Ich will nicht lange drumherumreden... Was hatte das zu bedeuten? Wollte er mich für irgendetwas bestrafen? Er fuhr fort. "Ich habe gestern mit Tsunade gesprochen. Sie hat eine Wohnung gefunden, ganz in der Nähe ihres Büros." Er sah mir nun direkt in die Augen. "Du wirst hier ausziehen müssen." Die Worte bohrten sich in meinen Kopf und doch konnte, wollte ich es nicht verstehen. Wie ein Schlag ins Gesicht. Meine gute Laune wich so schnell aus mir heraus wie Luft aus einem Luftballon. "Wie...aber...?", stotterte ich. "Habe ich was falsch gemacht? Mich falsch benommen?" "Nein, so kann man das nicht sagen. Tsunade will einfach ein Auge auf dich werfen. Immerhin bist du schon ein Jahr hier. Es ist das Beste...für uns alle." Ungläubig starrte ich ihn an. "Beste...für uns alle?", wiederholte ich. Das Bild, wie ich allein mit meinem Koffer vor einem neuen Haus stehe, das für die nächste Zeit, vielleicht sogar für immer mein Zuhause war, schwirrte mir durch den Kopf. Ich wollte es zerreissen und über die nächste Klippe werfen. Warum so plötzlich? Fugaku missdeutete mein fragendes Gesicht und sagte: "Du kannst morgen deine Sachen packen." Jetzt sickerten seine Worte endlich durch. Verwirrt sprang ich auf. "Aber...aber was ist mit Sasuke?" "Was soll mit ihm sein?", fragte Fugaku und zog die Augenbrauen hoch. Stimmt, was sollte mit ihm sein? Fugaku wusste nichts von uns. Die Frage musste ziemlich lächerlich rüberkommen. Eine Weile herrschte Stille. Dann nahm Fugaku seine Zeitung und schlug sie wieder auf. "Das war alles...du kannst gehen." Hastig stolperte ich in die Küche. Seine Worte hallten in meinen Ohren wider. Du kannst morgen deine Sachen packen...es ist das Beste für uns alle... "Ist alles in Ordnung, Naruto?", fragte Mikoto, als ich fast mit ihr zusammenstieß. Sie putzte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. "Ja...alles ok...", log ich. "Wo ist Sasuke?" "Er..." Mikotos Augen weiteten sich. "Fugaku hat mit dir gesprochen, nicht? Oh Naruto, es tut mir so Leid." Sie umarmte mich. "Ich habe versucht, ihnen das auszureden, aber Tsunade meinte, es wäre das Beste für dich." Warum meinte jeder zu wissen, was das Beste für mich war? Mikoto löste sich von mir und rieb sich die Augen. "Sasuke ist sofort aus dem Haus gestürmt, als er davon erfahren hat. Er scheint dich wirklich gern zu haben." "Sasuke weiß es?", fragte ich. "Wo ist er jetzt?" "Ich weiß es nicht...das so etwas passieren muss...ausgerechnet an seinem Geburtstag..." Sie schüttelte den Kopf und bemerkte gar nicht, dass ich längst aus dem Raum gelaufen war. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte zu suchen. Ziellos lief ich zum Marktplatz, drängelte mich an den Leuten vorbei und überlegte angestrengt, wo Sasuke wohl in diesem Moment war. Vielleicht auf dem Trainingsplatz, schoss es mir durch den Kopf. Zum Ärger der anderen blieb ich abrupt stehen und kämpfte mich nach links durch, bis ich den Marktplatz hinter mir ließ und unseren Trainingsplatz erreichte. Mit jedem Schritt, den ich auf den Zaun zuging, war ich sicherer, Sasuke dort zu finden. Tatsächlich fand ich dort jemanden, doch es war nicht Sasuke, sondern Sakura. Sie blickte auf. "Oh, hallo Naruto, hab' dich nicht hier erwartet", sagte sie überrascht und ließ einen Kunai sinken. "Hast du Sasuke gesehen?", fragte ich und hielt mich an den eisernen Rauten fest. "Nein, eigentlich nicht. Er hat doch heute Geburtstag, ich dachte, da würdet ihr feiern und nicht trainieren." Sie kicherte. "Naja, Sasuke steht wohl nicht so auf Partys, oder? Ich meine, er ist eigentlich nicht der Typ dafür, obwohl ich zugeben muss, dass ich ihm trotzdem was gekauft habe. Hey, wir könnten ihn doch zusammen suchen, da könnte ich ihm schnell gratulieren und ihm mein Geschenk geben." Ohne eine Antwort abzuwarten kam sie auf die andere Seite des Zaunes gehüpft und strahlte mich an. "Worauf warten wir noch?" Gemeinsam gingen wir zurück in die Stadt, suchten die Straßen ab, doch nirgendwo war auch nur eine Spur von ihm. Nach zwei Stunden fingen meine Füße an zu pochen und wir setzten uns auf eine Bank abseits des Marktplatzes. Sakura seufzte. "Wo kann er denn nur sein? Wir haben ganz Konoha abgesucht. Bist du sicher, dass er nicht Zuhause ist?" Ich nickte. "Mikoto sagte, er sei schon ganz früh aus dem Haus gegangen. Ich habe ihn auch noch nicht gesehen." "Oh...", sagte Sakura. "Das ist aber merkwürdig. Warum ist er denn schon so früh gegangen? Hat er sich mit seinen Eltern gestritten?" Naja, so gesehen gab es einen kleinen Streit. Aber er war eher wegen dem Auslöser der Auseinandersetzung verschwunden. Sakura schien es anscheinend nicht zu wissen und ich hatte auch nicht die Absicht, ihr es zu sagen. "Ja...ein Streit, keine Ahnung worum es ging", sagte ich. "Irgendetwas belangloses." Die Haruno stutzte. "Hm... warum haben sie sich wohl an seinem Geburtstag gestritten? Vielleicht..." Sie packte mich plötzlich am Arm und deutete auf das Ende der Gasse. "Da ist er! Hey, Sasuke!" Schnell sprang sie auf und lief auf ihn zu. Ich blieb sitzen und starrte die beiden an. Sakura hatte sich um seinen Hals geworfen. Weil er Geburtstag hat..., dachte ich, doch ich konnte die Eifersucht nicht unterdrücken, die in meinem Magen aufloderte. Er machte nicht mal Anstalten, sie abzuschütteln! Ich richtete meinen Blick wieder auf die beiden und sah, wie sie ein kleines Päckchen aus ihrer Tasche zog und ihm in die Hand drückte. Na toll, jetzt hatte ich meins auch noch vergessen...aber wer denkt schon daran, es einzupacken, wenn man seinen Freund den ganzen Morgen lang sucht? Er steckte es in seine Kunaitasche und kam dann, die Hände in den Hosentaschen, auf mich zu. Ich senkte schnell den Blick und tat so, als ob ich ihn nicht bemerkte. Vielleicht weil ich etwas gekränkt war oder Angst hatte, ihm in die Augen zu sehen. "Mein Vater hat dir davon erzählt." Es klang eher nach einer Feststellung als nach einer Frage. Ich nickte und ließ den Kopf noch tiefer sinken. Ich spürte, wie er mir sanft durch die Haare strich. Tränen schossen mir in die Augen. "Sasuke...ich..." Sakura störte unseren Moment und sprang neben Sasuke. "Warum so bedrückt? Wir haben doch was zu feiern! Kommt, ich lade euch ein." Schnell wischte ich mir mit dem Ärmel über die Augen und stand auf. Schweigend trabte ich neben Sasuke her. Ich wollte unbedingt mit ihm sprechen, aber nicht hier, nicht vor Sakura. Fragen zermürbten mir den Kopf, bis wir Ichiraku erreichten und uns auf die Stühle niederließen, Sakura in der Mitte. "Dreimal Ramen!", sagte sie gut gelaunt. Ichiraku nickte und machte sich an die Arbeit. Während wir warteten, erzählte Sakura von allen möglichen Sachen, doch eigentlich hörte ich ihr gar nicht zu und versank in meinen eigenen Gedanken, wie das Gespräch mit Sasuke wohl aussehen würde, was er von meinem Auszug dachte und was er dabei fühlte, was aus uns werden würde, ob sich dann alles veänderte. Sakuras Stimme riss mich aus den Gedanken. "...nicht wahr, Naruto? Zwei ganze Stunden haben wir nach Sasuke gesucht." "Was? Äh, ja..." Zwei Stunden, die ich nicht mit Sasuke an seinem Geburtstag verbringen konnte. Ichiraku stellte mit einem lauten Klirren drei Schüsseln mit dampfender Suppe vor uns ab. "Guten Appetit!", brummte er. "Greift zu, Jungs", rief Sakura und grinste uns an. Gedankenverloren brach ich die Stäbchen auseinander und rührte damit in der der heißen Brühe. Ich hatte keinen Hunger. Sasuke schein es ähnlich zu ergehen, denn nach einer Weile meinte Sakura mit gerunzelter Stirn: "Was ist denn mit euch los? Geht's euch nicht gut?" "Doch, doch", wehrte ich ab und würgte hastig die Suppe hinunter. Nach einer Viertelstunde brachen wir auf und liefen ziellos durch die Stadt. Der Marktplatz war mit Menschen gefüllt, die alle schnell ihre Einkäufe erledigen wollten oder sich mit Bekannten oder Freunden unterhielten. Wir drängten uns an ihnen vorbei und landeten schließlich wieder auf dem Trainingsplatz. "Naja, hier ist es wenigstens nicht so laut", meinte Sakura und und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ich lehnte mich an den Zaun und beobachtete einen vorbeifliegenden Vogel. "Hey Sasuke, möchtest du dein Geschenk nicht mal aufmachen?", fragte Sakura und beugte sich zu ihm. "Ich hab mir solche Mühe gegeben." "Später...", murmelte Sasuke. "Aber es wird dir bestimmt gefallen. Komm schon." Innerlich zählte ich die Sekunden, bis Sasukes Geduldsfaden riss. Er schien ziemlich angespannt. "Du magst doch Geschenke, oder, Sasuke? Ich meine, ich..." "Ich habe später gesagt, ok?!", zischte er. Die Haruno zuckte zusammen und blickte ihn unschuldig an. "Ich...ich wollte nur..." Sasuke kam auf mich zu, packte mich am Handgelenk und zog mich mit sanfter Gewalt mit. "Wir müssen was besprechen", sagte er steif. Wir bogen Richtung Stadtrand ab und ließen die verdutzte Sakura allein zurück. "Du...kannst mich loslassen", murmelte ich, nachdem wir von einer Gasse in die nächste gingen. Er zog seine Hand zurück und verstaute sie wie immer in seiner Hosentasche. Sag was, Naruto, dachte ich, öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton heraus und schloss ihn wieder. Betrübt dachte ich an Fugakus Worte. Es ist das Beste für uns alle... Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Wenn ich nicht mehr da bin, müsste Mikoto nicht mehr für mich kochen, Fugaku müsste mich nicht mehr beachten und Sasuke...Sasuke hätte wieder ein Zimmer für sich allein, in aller Ruhe, ohne einen Störenfried wie mich, der einfach in sein Leben platzt und alles durcheinanderbringt. Vielleicht war es wirklich das Beste für alle - außer für mich. Ich wollte nicht ausziehen. Nichts jetzt, wo sich alles zum Guten gewendet hatte. Ich wollte nicht. Nein. Nein. Ich packte Sasuke am Arm. "Ich will nicht ausziehen", schluchzte ich und Tränen kullerten mir über die Wangen. "Ich habe endlich wieder ein Zuhause, wo ich mich wohl und sicher fühle. Ich hab eine neue Familie. Und ich habe dich. Was wird denn jetzt aus uns? Das Apartment ist auf der anderen Seite des Dorfes, dann können wir uns nicht so oft sehen. Was sollen wir bloß tun? Ich will nicht weg von dir." Der plötzliche Gefühlsausbruch nahm mich ganz schön mit. Sasuke legte die Arme um mich. Zitternd klammerte ich mich an seinen Rücken. "Wir werden nicht getrennt, dafür sorge ich schon", flüsterte er. Er löste den Griff und zog mich an der Hand mit. "Wo gehen wir hin?", fragte ich und wischte mit mit dem Ärmel der anderen Hand übers Gesicht. Ohne eine Antwort zerrte er mich weiter, ich musste laufen, um Schritt halten zu können. "Tsunade...?", fragte ich nach einigen Minuten, als wir das große Gebäude erreichten und auf dem Weg zu ihrem Büro durch die langen Gänge liefen. Beinahe stieß ich mit einem Botschafter zusammen, der gerade mit einem Stapel Akten aus einer der vielen Türen kam. Bevor ich mich entschuldigen konnte, waren wir bereits um eine Ecke gebogen. "Sasuke, nicht so schnell", rief ich, als es zwischen meinen Rippen anfing zu pochen. Doch er beachtete mich nicht und ging geradewegs auf eine große, eicherne Tür am Ende des Ganges zu. Vom anderen Ende erschien Shizune, musterte uns kurz und schien dann Sasukes Absicht erraten zu haben. "Ihr könnt da nicht rein", rief sie und ruderte mit ihren Armen. "Tsunade ist gerade beschäftigt und..." Krach Die Tür flog gegen die Wand, von der leise der Verputz bröselte. Tsunade saß hinter ihrem Schreibtisch und brütete über einigen Unterlagen. Sie schaute nicht auf, doch ihre Mundwinkel zuckten bedrohlich. Freiwillig hätte ich wohl keinen Schritt auf sie zugetan, aber Sasuke ließ sich nicht einschüchtern und stapfte auf sie zu. Ich wusste nicht, wer von beiden gefährlicher aussah. Sasuke knallte die Hände auf den Tisch. "Naruto bleibt bei uns", sagte er mit ruhiger Stimme. "Ach ja?", fragte Tsunade mit ebenso ruhiger Stimme und sortierte ihre Blätter. Eine Weile herrschte Stille, in der Sasuke Tsunade böse anfunkelte und sie sich nur ihren Akten widmete. Oh nein...was mache ich jetzt?, dachte ich verzweifelt und sah die beiden abwechselnd an. "Und du denkst, du hättest das zu entscheiden?", sagte Tsunade schließlich und sah auf. In ihren braunen Augen glitzerte es vor Zorn. "Du weißt nicht, was das Beste für Naruto ist." Schon wieder... "Das Beste"... "Und Sie denken, Sie wissen das eher als ich? Vielleicht will Naruto ja gar nicht umziehen?!" "Wenn er einsieht, dass es besser ist, wird er das verstehen." "Sie wissen doch überhaupt nicht, was das Beste für ihn sein soll." Sasukes Stimme schwoll an. "Ich lasse nicht zu, dass Sie einfach hinter seinem Rücken für ihn entscheiden." Mein Herz fing schnell an zu klopfen. Wie Sasuke sich für mich einsetzte... Sachte packte ich ihn am Ärmel. "Siehst du das auch so?", fragte Tsunade, diesmal an mich gewandt. Langsam nickte ich. "Ich will in das Haus seiner Familie einziehen", mischte sich Sasuke wieder mit klarer Stimme ein. Tsunade und ich starrten ihn an, als ob wir ihn zum ersten mal im Leben gesehen hätten. "Jetzt verschwören sich auch noch die Kinder gegen mich, was ist hier eigentlich los?", polterte Tsunade nach einigen Sekunden. Sie stand wutentbrannt auf und einige ihrer Unterlagen segelten durch die Luft. "Jetzt willst du auch noch ein eigenes Haus? Ist das ein Plan, um mich zu ärgern und mich von der Arbeit abzuhalten?!" Sasuke sah mit vollstem Ernst zu ihr und nicht der kleinste Zweifel bestand, dass dies alles nur ein Scherz war. Tsunade seufzte. Es hatte keinen Zweck gegen Sasuke anzukämpfen. "Na gut, na gut, dann macht doch, was ihr wollt! Shizune, eine Flasche Sake, sofort!" Und so war es beschlossen: nach einigen Gesprächen mit Sasukes Eltern waren sie mehr oder weniger einverstanden. Unser Haus stand glücklicherweise leer und so konnten wir bereits am nächsten Tag einziehen. Es gibt Wendungen im Leben, die ich weder erwarte, noch verstehe. Doch es ist gut. Alles ist gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)