A world that never was von Flordelis (Eine Welt, die nie war ~ Fortsetzung von Savior) ================================================================================ Kapitel 22: Entscheidungskämpfe ------------------------------- Es dauerte überraschend lange, bis Clouds Bewusstsein sich wieder in der Realität einfand. Als er das Gewicht in seinen Armen bemerkte, blickte er hinunter und sah Denzel lächelnd an. Der Junge atmete gleichmäßig, schien aber immer noch zu schlafen. Auch der Planet schien zur Ruhe gekommen zu sein, Cloud konnte sein schmerzhaftes Aufbegehren nicht mehr spüren, alles schien still zu liegen. „Es scheint als hättest du dich befreit.“ Nostradons Stimme lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Der Mann saß auf dem Boden am anderen Ende des Raumes, den Rücken gegen die Wand gelehnt. Sein Blick war auf seine Beine gerichtet, die er von sich gestreckt hielt. Das blonde Haar fiel ihm ins Gesicht, so dass Cloud Mühe hatte, es zu erkennen, doch es war eindeutig das von Ernest, seinem Vater. „Du...“ Er wollte etwas sagen, doch er wusste nicht was und fand somit nicht die richtigen Worten. Glücklicherweise nahm Nostradon ihm das ab: „Ich verließ euch damals, um euch ein besseres Leben zu ermöglichen. Ich wollte in der Stadt Arbeit finden, euch dann nachholen und das gute Leben genießen.“ Er lachte auf, ein Ton, der so traurig und verbittert klang, dass Cloud beinahe Mitleid bekam. „Aber es läuft wohl nicht so, wie wir es gerne hätten“, fuhr er fort, ohne sich darum zu kümmern, ob der Lieferbote das überhaupt hören wollte. „Ich stellte mich – naiv wie ich war – für ein Experiment zur Verfügung, das dem Erschaffen des perfekten Soldaten dienen sollte. Und das hier wurde aus mir.“ Er zeigte an sich herab. Cloud schwieg weiterhin, er erinnerte sich an die Dinge, die Alex und Verron ihm über diese Versuchsreihe erzählt hatten und er rief sich wieder die Wesen ins Gedächtnis, die ihnen im Untergrund von Midgar begegnet waren, als sie nach Denzel und Mediam gesucht hatten. Die untoten Kreaturen, misslungene Versuche dieses Experiments, die dort unten geschlafen hatten, unfähig, auf natürliche Art zu sterben. Und dann sah er Nostradon an, eine Person, bei der die Versuche offensichtlich erfolgreich gewesen waren – wenn auch nicht erfolgreich genug, um ihn bei Shinra zu halten. „Ich war ein Erfolg“, fuhr er tonlos fort. „Ich war perfekt. Aber genau das war Shinras Fehler gewesen, den sie offenbar so oft nach mir wiederholten... Ich war unberechenbar und unkontrollierbar, weswegen sie versuchten, mich zu vernichten – aber ich konnte mit der Hilfe meiner Fähigkeiten fliehen.“ Cloud konnte sich direkt vorstellen, wie er sich seinen Weg aus dem Shinra-Gebäude flüsterte, nur in allerletzter Not nach einer Waffe griff, um sich zu wehren und schließlich in der Menschenmenge der Slums untertauchte, nur um nie wieder in Erscheinung zu treten. „Wo bist du all die Jahre gewesen?“ Es war Cloud klar, dass er nicht einfach wieder hatte nach Nibelheim zurückkehren können. Mit Sicherheit hätte man ihn dort als erstes gesucht und gleichzeitig seine Familie und möglicherweise den Rest der Gemeinde bestraft. Shinra war genauso unberechenbar wie ihre Experimente. „Ich hielt mich versteckt... ehrlich gesagt erinnere ich mich an viele Jahre gar nicht mehr. Aber mit der Einsamkeit und den schmerzhaften Erinnerungen an dich und deine Mutter erwuchs der Wunsch nach der perfekten Welt.“ Cloud konnte das gut nachvollziehen. Menschen wünschten sich oft, in einer Welt zu leben, in der sie keine Verluste erleiden mussten und in der es keinen Schmerz gab. Kaum einer dachte wohl daran, dass eine solche Welt auch Nachteile mit sich bringen würde. Das Leben war doch nur wertvoll, weil man wusste, dass es eines Tages endete. Doch als er das gegenüber Nostradon erwähnte, lachte der nur wieder humorlos. „Wenn dein eigenes Leben aber nie endet, was macht es dann wertvoll?“ Darauf wusste Cloud keine Antwort, er schwieg. Mit einem leisen Ächzen richtete Nostradon sich auf, sein Körper beugte sich ein wenig nach vorne als würde er unendlich viel Gewicht auf seinen Schultern herumtragen. „Und wenn du mir den Weg in meine perfekte Welt versperrst, werde ich dich einfach umbringen müssen, so schwer es mir auch fällt. Ich hatte gehofft, dass du mich verstehen würdest.“ In einer erstaunlich flüssigen Bewegung schüttelte er nicht nur das Gewicht ab, sondern zog auch ein Schwert hervor, das trotz seiner Größe zuvor nicht sichtbar gewesen war. Behutsam legte Cloud den immer noch schlafenden Denzel ab, bevor er sich aufrichtete und ebenfalls sein Schwert zog. Selbst mit der Erkenntnis über Nostradons wahre Identität würde er nicht zögern. Wer es wagte, seine Familie anzugreifen, würde die Konsequenzen spüren – selbst wenn er sein Vater war. *** Das Shuriken verhakte sich in einem Wandriss, als Elena sich unter dem Angriff hinwegduckte. Verärgert verzog Cissnei ihr Gesicht, während sie mit aller Macht an der Waffe zog, um sie wieder freizubekommen. Reno zögerte nicht länger, sondern griff selbst an. Cissnei wich dem Schlag hastig aus, genau wie den Kugeln, die Tseng auf sie abfeuerte. Die Patronen sprengten geradezu Teile der Wand ab, in die einschlugen. Die umherfliegenden scharfkantigen Splitter verletzten den angreifenden Rude im Gesicht, doch er ließ sich davon nicht abhalten. Cissnei wich dem Schlag aus, indem sie sich fallen ließ. Um nicht zu stolpern, sprang Rude reflexartig über sie hinüber. Sofort richtete sie sich wieder auf, um zu ihrem Shuriken zurückzukommen, das nun unbewacht war. Mit einem heftigen Ruck riss sie die Waffe aus der Wand und fing damit gerade noch rechtzeitig Renos EMR bei seinem erneuten Angriff ab. Samantha und Rod schienen so perplex über diesen Kampfablauf, dass sie sich nicht rührten, sondern alles nur fassungslos beobachteten. „Ihr könnt gerne mit einsteigen“, sagte Reno an sie gewandt. „Echt, kein Problem.“ Die beiden Neuen warfen sich einen irritierten Blick zu, ehe sie sich tatsächlich dazu zu entschließen schienen, sich am Kampf zu beteiligen. Samantha hatte gerade ihre Schrotflinte gehoben, als sie auch schon von einem heftigen Schlag von Cissnei getroffen zu Boden ging. „Oww, wie unfair...“ Die Angreiferin nutzte den Schwung, holte mit dem Shuriken aus und warf es auf Rod, der erschrocken auf die Getroffene hinunterblickte. Erst im letzten Moment bemerkte er die auf ihn zukommende Waffe – und fing sie geistesgegenwärtig mit seiner Hand ab. Überrascht und perplex richteten sich alle Blicke auf ihn, Samantha vergaß sogar die Schmerzen in ihrer Wange. Sogar Rod selbst wirkte von seinem Tun überrumpelt. „Oh... ist ja gerade noch einmal gutgegangen.“ Egal, wie er seinen Arm drehte und wendete, er schien nicht verletzt zu sein, genausowenig wie seine Hand, die immer noch einen stumpfen Teil des Shuriken umschlossen hielt. Noch ehe Cissnei ihre Überraschung überwinden konnte, richteten sich die Waffen von Tseng, Elena und Samantha auf die Verräterin. Einen kurzen Augenblick schien sie zu überlegen, ob sie dennoch weiterkämpfen sollte, doch schließlich senkte sie seufzend den Kopf. „Gut, ihr habt gewonnen...“ „Wie erfreulich“, kommentierte Reno. „Aber denk nicht, dass du damit einfach so davonkommst.“ Sie konzentrierte ihren Blick auf ihre Füße und antwortete nicht. Tseng schüttelte seinen Kopf. „Warten wir erst einmal ab, wie es weitergeht. Wenn Cloud diesen Kampf verliert, wird sie wohl damit davonkommen.“ Das Schmunzeln auf Renos und Rudes Gesichtern sagte dem Oberturk, dass jeglicher Zweifel vollkommen unberechtigt war, woran er auch gern glauben wollte, aber zumindest dieses Mal fiel es ihm ungemein schwer. Es blieb ihm nur, das Beste zu hoffen. „Wir sollten draußen vor der Ruine warten“, schlug Tseng schließlich vor. „Das wird wohl wesentlich gemütlicher sein.“ Die anderen stimmten damit überein und verließen gemeinsam mit ihm die Ruine, in der noch immer Kämpfe tobten. *** Barrets Gewehrkugeln zerfetzten die heruntergekommenen Wände geradezu, als sie durch Rukis Körper hindurchflogen. Eigentlich gingen sie nicht wirklich durch ihren Körper, sondern eher durch das, was davon zurückblieb, sobald sie sich auflöste, um gleich darauf wieder woanders aufzutauchen. Cid fluchte lauthals, als das Mädchen einmal auf seinem ausgestreckten Speer balancierend erschien und sofort wieder verschwand, als er Anstalten machte, die Waffe sinken zu lassen – nur um dann eine Materia aus Yuffies Koffer zu stibitzen und diese verschwinden zu lassen. Was sie damit tat, wusste keiner von ihnen, aber sie benutzte sie nicht, sondern schien sie wirklich einfach in Luft aufzulösen, was der Kunoichi ganz und gar nicht gefiel. Schimpfend versuchte sie, Ruki mit Wurfsternen an die Wand zu pinnen, doch nur die Geschosse selbst blieben in der Mauer stecken, die Angegriffene verschwand stets und erschien ohne jeden Kratzer an einer anderen Stelle im Raum. Tifa bekam langsam aber sicher den Eindruck, dass das Mädchen nur mit ihnen spielte, sie eigentlich gar nicht vorhatte, ihnen etwas anzutun, sondern sie nur beschäftigen wollte. Denselben Eindruck schienen auch Vincent und Red zu haben, die Cids, Barrets und Yuffies Anstrengungen teilweise desinteressiert und teilweise amüsiert betrachteten, aber keine Anstalten machten, selbst einzugreifen. Trotz der Ernsthaftigkeit der Situation, konnte auch Tifa sich ihr Lächeln nicht verkneifen. „Das ist lächerlich“, murmelte Vincent plötzlich. „Wir sollten hier nicht herumspielen.“ Mit diesen Worten wandte er sich von der Szene ab und wollte weitergehen – doch kaum machte er einige Schritte auf die Tür zu, erschien Ruki plötzlich vor ihm. Tadeln hob sie den Zeigefinger. „Du kannst nicht einfach weggehen, du musst dableiben. Alles jenseits dieses Raumes ist Sperrzone für euch.“ Vincent warf einen Blick an die Decke. „Das wird langsam mehr als nur lächerlich. Ich habe keine Zeit für solche Kinderspiele.“ Diese Worte schienen Ruki wütend zu machen. Sie pumpte Luft in ihre Backen und griff ihn halbherzig an, was er mit einem einfachen Schritt zurück ausweichen konnte. „Ist das schon alles?“ „Ich hasse es, zu kämpfen“, klagte sie. „Aber ich kann auch nicht zulassen, dass ihr diesen Raum verlasst.“ Wortlos hob Vincent sein Gewehr und schoss auf sie. Wie erwartet verschwand sie, so dass die Patronen auf die Tür zuflogen – und dort scheinbar grundlos zerfetzt wurden. „Oh ja, das hätte ich beinahe vergessen zu erwähnen~“ Sie erschien wieder in einer anderen Ecke, ein entschuldigendes Lächeln auf dem Gesicht. „Ich habe mir eure Materia ausgeliehen, um die Tür zu sichern, damit auch wirklich keiner von euch einfach verschwindet~ Wenn ihr die Barriere berührt, macht es Puff und ihr löst euch auf.“ Die Anwesenden sahen sie entgeistert an. „Warum unterstützt du solche Pläne?“, fragte Tifa. „Du solltest doch wissen, dass das nicht gut ist, für niemanden.“ Ruki antwortete nicht darauf, stattdessen begann sie mit einem ihrer Dolche zu spielen. Keiner der anderen schien mehr darauf erpicht zu sein, sie anzugreifen. Das Mädchen schien erschöpft zu sein, ihre Spielchen oder die Vorgänge im Inneren der Ruine schienen an ihr zu zehren, was für alle deutlich sichtbar war und ihre Zurückhaltung erklärte. „Oh, für den Ausgang gibt es aber keine Falle“, sagte sie plötzlich. „Ihr könnt also ruhig raus, wenn ihr wollt.“ Tifa schüttelte mit dem Kopf. „Wir werden nicht gehen.“ Ruki lachte amüsiert. „Dann werdet ihr mir beim Sterben zusehen?“ „Wieso denn sterben?“, fragte Yuffie verwirrt. Da ihre Gegnerin keinerlei Anstalten machte, etwas zu erklären, übernahm Vincent das für sie: „Shinra hat dafür gesorgt, dass diese Experimente nicht lange leben. Wahrscheinlich waren sie nur als Prototypen gedacht, weswegen eine lange Lebensdauer nicht nötig war.“ „Könnte man so sagen“, meinte Ruki. „Ich hätte wohl mehr Zeit gehabt, wenn ich in der letzten Zeit nicht so viel hätte tun müssen.“ Sie lachte noch einmal, diesmal eher traurig als amüsiert. „Es war mir immer klar, aber... ich wollte doch nur helfen.“ „Trotzdem hast du Cloud durchgelassen“, meinte Tifa. „Ich wollte ja auch Verron helfen und nicht Nostradon.“ Der Ton ihrer Stimme verriet, dass es für sie eine Selbstverständlichkeit war und sie nicht verstehen konnte, weswegen man da extra noch nachfragen musste. „Ich hatte gehofft, ihr würdet wieder gehen, wenn ihr merkt, dass ich nicht mit euch kämpfen will – aber ich hätte es mir ja denken können.“ Ihr Körper begann langsam zu verschwimmen, grüne Funken lösten sich, schwebten einige Zentimeter in die Luft und lösten sich dann auf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie tatsächlich nicht bluffte. „He!“, beschwerte Yuffie sich lautstark. „Du kannst nicht einfach ohne Kampf verschwinden! Gib uns wenigstens die Gelegenheit, dich für diese Aufführung hier zu verprügeln.“ Ruki lächelte leicht. „Vielleicht ein andermal~“ Ihr Lächeln war das, was die Anwesenden als Letztes ansahen, ehe sich ihr Körper endgültig auflöste und eine erstaunlich bedrückte Atmosphäre zurückblieb. Kaum war sie verschwunden, fielen Materia-Kugeln klirrend zu Boden – die Barriere war verschwunden. „Sollten wir nicht feiern oder so?“, fragte Cid plötzlich grummelnd. „Immerhin haben wir jetzt einen Feind weniger.“ „Wahrscheinlich“, meinte Tifa. Sie sah zur Tür hinüber, die nun passierbar war. „Gehen wir weiter. Vielleicht braucht Cloud unsere Hilfe.“ Froh darüber, diesen Ort verlassen zu können, stimmten alle zu und gingen gemeinsam mit ihr weiter. Yuffie blieb noch einmal zurück, um die Materia wieder einzusammeln und sich unbeobachtet von den anderen über die Augen zu wischen. Danach folgte sie den anderen hastig, um nicht zurückzubleiben. *** Obwohl – oder gerade weil – der Kampf zwischen Blanche und Elodia mit unsichtbaren Kräften ausgefochten wurde und oftmals nur anhand der angestrengten Gesichter zu bemerken war, empfand Verron ihn als unheimlich. In unregelmäßigen Umständen wurde er von einer der beiden getroffen, so dass auch auf seinem Körper frische Wunden erschienen. Da sie aber nicht schmerzten – oder er das nur nicht bemerkte – kümmerte es ihn nicht weiter. Es fiel ihm schwer, dem Kampfverlauf zu folgen und zu sehen, wer im Vorteil war. Nicht nur weil sie unsichtbare Kräfte nutzten, sondern auch weil sie immer wieder die Positionen änderten. Kaum verließen sie eine bisherige Stellung, platzte an eben dieser der Boden auf als ob etwas mit großer Wucht auf die Steine prallen würde. Jedes Mal zuckte Verron wieder zusammen, spürte direkt danach aber Erleichterung, sobald ihm bewusst wurde, dass er noch lebte. Je mehr Zeit verging desto erschöpfter schienen beide Kämpferinnen zu werden. Normalerweise hätte Verron nun aufgrund von Motiven und Hintergründen geschätzt, wer von beiden bis zum Äußersten gehen und damit gewinnen würde. Doch in diesem Fall war das nicht zu sagen. Blanche war als Waffe konstruiert worden und würde daher bis zum letzten Atemzug kämpfen und Elodia gehörte wohl zu jenen, die nichts mehr zu verlieren hatten. Es kam also darauf an, wen zuerst die Kraft verlassen würde – oder ob sie es schafften, den jeweils anderen im selben Moment fatal zu verwunden. Verrons Zukunftsvisionen blieben inaktiv, zeigten ihm nicht, was geschehen würde, weil es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch gar nicht feststand. Das Schicksal würde sich bei diesem Kampf entscheiden, so viel war sicher. Und das tat es auch, in dem Moment, in dem Elodia plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden ging. Sie schrie von Pein geplagt auf, ein Zittern fuhr durch ihren Körper. Blanche hielt augenblicklich inne und sah ihre Feindin abwartend an. Die Aura des Kampfes fiel von ihr ab, so dass Verron es für sicher befand, zu Elodia zu gehen. Er kniete sich vor sie und strich ihr vorsichtig eine Strähne aus der Stirn. „Ist alles in Ordnung?“ „R-Ruki...!“ Ihre Stimme brach ab, als sie versuchte, etwas zu sagen und ging in einem Schluchzen unter. Alles, was er verstand, war der Name ihrer Schwester. Also ist es passiert... Ruki hatte ihm vor einigen Tagen mitgeteilt, dass sie nicht mehr lange zu leben hätte, dass sie spüren würde, wie ihr Körper sich darauf vorbereitete, wieder zum Lebensstrom zurückzukehren, aber zum damaligen Zeitpunkt war es ihm unmöglich vorgekommen. Nun aber schien es tatsächlich geschehen zu sein. In einem Versuch, sie zu trösten, drückte er sie an sich. „Ganz ruhig, alles wird gut...“ Zu spät bemerkte er den plötzlichen Umschwung ihrer Stimmung, Blanches Warnruf erreichte sein Ohr nicht mehr. Elodia stieß ein lautes Kreischen aus, ihr ganzer Körper wurde von einem bedrohlichen roten Leuchten eingehüllt. Unvermittelt heftig einsetzender Wind, der um sie herum zu stürmen schien, mit ihnen als Zentrum, zerrte an seiner Kleidung und schnitt in seine Haut wie ein Sturm aus Rasierklingen. „E-Elodia, hör auf damit!“ Ihre Worte schienen nicht zu ihr durchzudringen, die bedrohliche Atmosphäre um sie herum verstärkte sich simultan mit dem Sturm noch ein Stück mehr. Er hörte ein undefinierbares Geräusch, das ihm sagte, dass Blanche versuchte, von außen die Barriere zu durchbrechen, daran aber zu scheitern schien. Etwas traf derartig heftig auf seinen Rücken, dass sich selbst in seinem Brustkorb Druck aufbaute. Er blickte auf Elodia hinunter. Ein erstaunlich großes Loch prangte auf ihrem Rücken, das überall verteilte Blut sprach dafür, dass es eine Austrittswunder war, aber müsste das, was sie verletzt hatte, dann nicht auch durch ihn hindurchgegangen sein? Er wagte kaum, an sich herunterzusehen. Als er das tat, entdeckte er tatsächlich auch in seiner Brust ein klaffendes Loch, aus dem bedrohlich viel Blut ausströmte. Er spürte keinerlei Schmerzen, was, wie er wusste, ein schlechtes Zeichen war. Elodia war bereits leblos in seinen Armen zusammengesackt, der Sturm hatte aufgehört. „Das war die einzige Möglichkeit“, erklärte Blanche, als sie neben ihn trat. Er registrierte ihre Worte nicht einmal mehr richtig, während er versuchte, all die Erinnerungen seines Lebens, die in erstaunlich rascher Abfolge auf ihn einprasselten, auseinanderzuhalten. Doch noch bevor er sich dieser Aufgabe vollends widmen konnte, schwand sein Bewusstsein, ein Vorhang legte sich über seine Augen – und er tat seinen letzten Atemzug. Nur wenige Augenblicke später traten Tifa und der Rest der Gruppe ein. Die Blicke aller fielen direkt auf die beiden Körper, die sich aufzulösen begannen und in einem Wirbel grüner Farben schließlich verschwanden. Blanche blickte die Gruppe ausdruckslos an. „Der Kampf ist vorbei. Ich habe gewonnen.“ Tifa nickte. „Das sehen wir.“ Sie zögerte einen kurzen Moment und fügte dann ein „Gut gemacht“ dazu, da Blanche das zu erwarten schien – wenngleich möglicherweise auch eher von jemand anderem, der im Moment nicht anwesend war. „Wo ist Cloud?“, fragte Vincent. Blanche sah zu dem riesigen Tor, das sich bereits wieder geschlossen hatte. Die Gruppe verstand augenblichklich und versuchte, es zu öffnen, doch es gab kein Stück nach. Wütend trat Yuffie gegen das Tor. „Heißt das, wir werden Cloud schon wieder nicht helfen können?“ „Wieder ein Kampf, den er allein bestreiten muss, hm?“, bemerkte Vincent. „Er scheint das Vorrecht gepachtet zu haben“, brummte Cid. „Elender Grünschnabel.“ Tifa war die einzige, die lächelte. „Keine Sorge, er wird es bestimmt allein schaffen.“ Die anderen nickten zustimmend, keiner schien daran zu zweifeln, sie schienen nur die Gelegenheit zu bedauern, noch einmal gegen solch einen Feind anzutreten. Und das wird dann hoffentlich das Ende der Kämpfe sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)