A world that never was von Flordelis (Eine Welt, die nie war ~ Fortsetzung von Savior) ================================================================================ Kapitel 5: Konfrontationen -------------------------- Neun Monate nach dem letzten Kapitel folgt endlich das Neueste. Ab sofort erfolgen die Updates wieder regelmäßiger. Vielleicht wäre es sinnvoll, die bisherigen Kapitel und die Steckbriefe noch einmal zu lesen, nur um das Gedächtnis aufzufrischen. Dieses Kapitel hatte keinen Beta-Leser. Wenn ihr Fehler findet, teilt es mir bitte (ob per Kommentar oder ENS) mit. Cloud sah den jungen Mann, der ihnen gegenüber stand, fragend an. Er hatte silbernes Haar, das zu einem Zopf gebunden war, er trug ein billig aussehendes Tiara auf dem Kopf. Seine Kleidung bestand aus einem orange farbenen Hemd und einer weißen Hose, beides schien ihm einige Nummern zu groß zu sein, aber es schien ihm nichts auszumachen. Mit seinen Schuhen aus Weidenflechten, musste der Weg hierher unbequem gewesen sein. Die schmächtige Gestalt ließ die beiden Turks ihre Abwehrhaltung vergessen. Cloud dagegen griff automatisch wieder nach seinem Schwert. Die frostigen blauen Augen seines Gegenübers musterten ihn eingehend. „Du bist also Cloud Strife?“ Der Angesprochene nickte. Der Ankömmling verneigte sich tief. Auf seinem Rücken war eine Halterung mit einer seltsamen Waffe zu sehen. Zumindest glaubte Cloud, dass es eine Waffe war, eine solche hatte er noch nie gesehen. Sie bestand aus drei mit Ketten miteinander verbundenen Metallgliedern, die rot und schwarz lackiert waren. „Mein Name ist Verron. Ich bin gekommen, euch zu unterhalten.“ „Unterhalten?“, fragte Rod verwirrt. Der Silberhaarige richtete sich wieder auf und griff nach seiner Waffe. „Ich soll euch ablenken, während meine Verbündete sich um den Professor und euren Präsidenten kümmert.“ Er lächelte selbstsicher. Cloud erkannte den Gegenstand in Verrons Händen endlich als dreiteiliges Nunchaku. Ein solches hatte er noch nie gesehen. Rod und Samantha griffen ebenfalls nach ihren Waffen. Die beiden Turks schnaubten. „Wie hinterhältig seid ihr eigentlich!?“ Cloud zog sein Schwert. „Dann machen wir eben kurzen Prozess mit dir.“ „Ich freue mich schon“, sagte Verron und stellte sich in Angriffsbereitschaft. Rod griff zuerst an. Sein Angriff wurde allerdings direkt abgewehrt. Genau wie der Schuss, der gleich darauf aus Samanthas Schrotflinte kam. Cloud holte mit seinem Schwert für einen Überkopfschlag aus. Verron hob seine Waffe. Die Klinge traf klirrend auf den Stahl, der Silberhaarige hielt dagegen. Was für eine Kraft!, durchzuckte es Cloud. Verron schien es nicht einmal im Geringsten etwas auszumachen, er zeigte kein Anzeichen von Erschöpfung oder Anstrengung. Cloud sprang zurück. „War es das etwa schon?“, fragte Verron amüsiert. „Dann bin ich jetzt wohl dran.“ Er schwang sein Nunchaku und ging auf die Gruppe los. *** Elodia blieb vor Reno, Rude und Blanche stehen. Sie lächelte verhalten. Der Rothaarige grinste und verließ seine Kampfposition. „Ist doch nur ein kleines Mädchen, warum sollten wir Angst vor ihr haben?“ „Ja, warum?“, fragte auch Elodia. „Vielleicht deswegen?“ Sie nahm einen reich verzierten Stab in die Hand und klappte eine kurze Klinge heraus. Reno sah die Waffe irritiert an. „Ach komm,... du willst uns damit wirklich angreifen? Das ist ja grad mal ein besserer Zahnstocher.“ „Hnn.“ Rudes Zurechtweisung ließ Reno zurückweichen und erneut seine Waffe heben. Elodias Lächeln erlosch. „Ich hasse Turks. Es wird Zeit, dass ihr von diesem Planeten verschwindet!“ Die beiden Männer warfen sich irritierte Blicke zu (wobei es bei Rude nicht sicher war, ob er wirklich irritiert aussah). Blanche fuhr sich durch die Haare. „Wir werden uns nicht kampflos ergeben.“ „Und ich habe keine Angst vor euch“, sagte Elodia kühl. „Dann wollen wir doch mal sehen, was du drauf hast, kleines Mädchen.“ Reno stürzte sich direkt auf sie. Elodia wehrte mit dem stumpfen Ende ihrer Waffe ab und erwiderte den Angriff mit der Klinge. Die Spitze schrammte haarscharf an seinem Kopf vorbei und kostete ihn ein paar Haare. „Das nächste Mal mache ich ernst“, kündigte sie an. „Das war noch nicht dein Ernst?“, fragte Reno perplex. Sie lächelte kalt. „Absolut nicht.“ Hastig sprang er zurück und ging in Abwehrposition. Dieses Mädchen ist absolut unheimlich. Irgendwas stimmt mit ihr nicht. Blanche stellte sich vor die beiden. „Bleibt zurück. Unsere Gegnerin ist nicht menschlich.“ „Was soll sie denn sonst sein?“, grummelte Reno. Blanche antwortete nicht. Elodias Lächeln war noch immer nicht erloschen, aber es war eindeutig aufgesetzt und so kalt, dass es den beiden Turks kalt den Rücken hinunterlief. Als ob jemand sie darauf trainiert hätte, so zu lächeln. Ob Shinra auch dafür verantwortlich war? Oder doch jemand anderes? Elodia musterte Blanche. „Oh. Ein Versuchssubjekt aus der Cole-Reihe, wie interessant. Hast du dich mit den Turks verbündet?“ Die Weißhaarige antwortete nicht auf die Frage. Ihr kühler Blick fixierte das Mädchen. Die beiden Turks spürten Bewegungen in der Luft, konnten aber nichts sehen. Ein Kratzer erschien auf Elodias Wange. Sie knurrte leise. Reno schluckte. Das muss diese seltsame Fähigkeit von Blanche sein. Er hatte sie immer sehen wollen, seit er das erste Mal davon gehört hatte, aber nun überkam ihn ein Gefühl von Anspannung und Nervosität. Es gab nichts zu sehen, aber dafür umso mehr zu spüren. Unsichtbare Bewegungen, die es schafften, den Gegner zu verletzen. Was für eine Waffe hatte der Doktor da nur erschaffen? Und vor allem: Was wäre passiert, wenn sie sich gegen die Menschheit gerichtet hätte? Hätte überhaupt jemand sie aufhalten können? Er wischte den Gedanken weg und widmete sich wieder dem unsichtbaren Kampf vor sich. Gerade rechtzeitig. Reflexartig fing er Blanche auf, die durch die Wucht eines Angriffs nach hinten geschleudert worden war. Sie richtete sich wieder auf. Blut lief aus ihrem Mundwinkel, hastig wischte sie es sich weg. „Sie ist stärker als ich dachte.“ Elodia lachte. „Man darf mich eben nicht unterschätzen. Ich glaube, es wird Zeit, das hier zu beenden.“ Wieder zierte das Lächeln ihre Lippen, als sie sich den dreien näherte. *** Die Silhouette wurde rasch zu einer richtigen Person. „Ruki...“ Rufus sah Alex fragend an. „Du kennst sie?“ „Sie arbeitet für den Feind. Sie war Teil von-“ „Kein Smalltalk bitte“, unterbrach sie Alex. „Ich habe noch etwas anderes zu tun als euch hier und heute umzubringen.“ Sie zog zwei Messer hervor und hielt sie hoch. „Na? Glaubt ihr, ihr seid mir gewachsen?“ Auf eine stumme Einigung schossen Tseng und Elena gleichzeitig auf sie. Doch sie löste sich wieder auf, so dass die Schüsse ins Nichts gingen. Im nächsten Moment erschien sie direkt hinter Alex wieder. Rufus und der Wissenschaftler sprangen reflexartig zur Seite, die Turks eröffneten wieder das Feuer. Eine Wand aus Wasser, die die Kugeln abfing, erschien vor Ruki. Die Flüssigkeit war definitiv nicht aus normalem Wasser, was Rufus' Interesse weckte, aber in diesem Moment schien es ihm unpassend, darüber nachzudenken, was es wohl sein könnte. Sie schüttelte ihren Kopf. „Das bringt euch nichts. Ihr verschwendet nur Munition – aber andererseits... ihr werdet sie ohnehin nicht mehr brauchen.“ Als die Turks das Feuer einstellten, holte sie zu einem Angriff aus. Doch plötzlich hielt sie inne. Rufus musste erst seinen Blick zu Alex wenden, um zu sehen, weswegen. Der Wissenschaftler hielt eine Phiole mit einer durchsichtigen blauen Flüssigkeit in der Hand. „Keinen Schritt weiter, Ruki! Vergiss nicht, dass ich deinen Schwachpunkt kenne.“ Sie schnaubte. „Dass du davon immer noch was hast... das hätte ich nie gedacht.“ „Ich lasse mich nicht unvorbereitet auf eine Schlacht ein.“ Bewegungslos verharrte sie mitten im Raum, wägte jede mögliche Vorgehensweise und deren Ausgang ab, während Alex sie aufmerksam musterte, damit ihm keine ihrer Bewegungen entging. Die Turks und Rufus sahen zwischen den beiden hin und her, gespannt wie das wort- und aktionslose Duell ausgehen würde. Schließlich steckte Ruki ihre Messer wieder ein. „Du hast gewonnen – für heute. Aber das war nicht das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben. Ruh dich besser nicht zu sehr aus.“ Und schon verschwand sie wieder. Alex atmete erleichtert aus und steckte die Phiole wieder ein. Elena ließ ihre Waffe sinken. „Was... was sollte das? Wer war das?“ „Ich glaube... ich schulde euch jetzt einige Erklärungen.“ Rufus nickte. „Das glaube ich auch.“ „Also...“ *** Verron wirbelte sein Nunchaku um sich. Triumphierend sah er auf Rod und Samantha hinunter, die verletzt auf dem Boden lagen und leise vor Schmerzen stöhnten. Clouds Oberkörper hing schwer vorüber, das Schwert in seiner Hand wurde immer schwerer. Der weißhaarige Junge lächelte kalt. „Und sowas wie du ist also der Savior. Phhh, du hattest wohl mehr Glück als Verstand, hm?“ Cloud atmete schwer. Es war nicht die Stärke von Verron, die ihn so fertig machte, sondern eine Kombination aus dessen Schnelligkeit, dem Ausnutzen von offenen Angriffspunkten und einer äußerst schnellen Auffassungsgabe – oder einer anderen Fähigkeit, die ihm erlaubte, immer im Vorteil zu sein. Was immer es war, es war gut genug, um zwei Turks zu besiegen und ihn, Cloud Strife, bis zur Erschöpfung zu treiben. Verron grinste. „Ich habe lange genug mit dir gespielt. Es wird Zeit, das zu beenden.“ Vor seinem inneren Auge sah Cloud wieder den sterbenden Zack vor sich. Zack, sein bester Freund, dessen Vergangenheit er nach seinem Tod angenommen hatte. „Du bist mein lebendes Vermächtnis.“ Ich bin sein Vermächtnis... es kann so nicht enden! Mit neu gewonnener Kraft, deren Herkunft ihm völlig unbekannt war, riss er sein Schwert hoch, um den Angriff abzuwehren. Diese Aktion verwirrte Verron offensichtlich. Er stolperte rückwärts. Seine blauen Augen waren vor Überraschung weit aufgerissen. Cloud wusste nicht, was genau ihn daran so durcheinanderbrachte, aber ihm konnte es nur recht sein. Die Gunst des Moments ausnutzend, griff der Blonde ihn immer wieder an, während Erinnerungen an Zack ihn heimsuchten. Die Selbstsicherheit Verrons schien spurlos verschwunden, er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Schließlich sprang er aus Clouds Angriffsreichweite auf einen Berg aus Metallschrott. Dort oben, weit weg von seinem Gegner, kehrte sein überlegenes Grinsen wieder zurück. „Wie ich sehe, bist du doch eine größere Herausforderung als ich erwartet hatte. Also gut. Aber vergiss mich nicht. Wir werden uns bestimmt bald wiedersehen.“ Ohne auf eine Erwiderung von Cloud zu warten, fuhr er herum und verschwand mit einem Sprung. Der Söldner steckte sein Schwert ein und widmete sich den beiden Turks. „Alles okay?“ Rod nickte mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Wird schon wieder.“ Clouds Blick ging zu Samantha. „Und bei dir?“ „Ah, man hat mich schon schlimmer zugerichtet. Wenigstens bleiben keine Narben.“ „Du nimmst es mit Humor, hm?“ Sie zwinkerte ihm zu und richtete sich auf. „Was bleibt mir auch anderes übrig?“ Rod tat es ihr nach. „Was war das für ein Kerl? Es schien...“ „... als würde er all unsere Aktionen voraussehen“, vervollständigte Samantha den Satz. Genau dasselbe habe ich vorhin auch gedacht. Seltsam... „Euer Chef wird mir einiges erklären müssen“, brummte Cloud. „Uns auch“, sagten die beiden Turks zusammen. „Dann gehen wir jetzt wohl nach Healin.“ *** Der Stuhl, den Rude eben noch als Waffe verwendet hatte, lag in drei Stücken geteilt auf dem Boden. Elodia stand genervt daneben, während Reno Blanche eine Potion einflößte und versuchte, sie von der drohenden Ohnmacht abzuhalten. Beiden Turks war klar, dass sie von ihnen die einzige war, die diesen Kampf bestreiten konnte und dabei sogar noch die Chance auf einen Gewinn hatte. „Können wir jetzt endlich zum Ende kommen?“, fragte Elodia. „Langsam hab ich echt keine Lust mehr. Nicht mal richtig mit euch spielen kann man.“ Plötzlich hielt sie inne. Eine Silhouette erschien hinter ihr. Elodia verzog ihr Gesicht. „Okay, verstanden. Auch wenn es mir nicht gefällt.“ Die Silhouette verschwand wieder. Elodia sah die Gruppe hochmütig an. „Ihr habt Glück gehabt, meine Lieben. Gerade eben wurde mein Rückzug beordert. Aber beim nächsten Mal werde ich ein paar Turks vom Angesicht dieser Erde fegen.“ Sie fuhr herum und rannte davon. Keiner der Drei wagte es, sie aufzuhalten. Erst als sie außer Hörweite war, seufzte Reno laut. „Was war das für eine Waffe?“ Rude zuckte mit den Schultern. Blanche seufzte. „Eine ähnliche wie meine...“ „Und was ist das für eine?“, fragte Reno. „Wir haben keine Ahnung von dem, was der Voodoo-Doktor mit dir gemacht hat.“ Mit Renos Hilfe stand Blanche wieder auf. „Wir werden nach Healin gehen und mit Alex reden, dann könnt ihr ihn danach fragen. Ich denke... er kann euch besser erklären, was das war. Und er weiß auch ein wenig mehr über unsere Feinde.“ „Gut, worauf warten wir dann? Ab nach Healin!“ *** Die staubigen Straßen von Edge waren gefüllt mit Menschen, die von einem Punkt zum nächsten liefen, ohne sich die kurze Zeit für ein Gespräch oder gar ein Lächeln zu nehmen. Hin und wieder fuhr ein Auto durch die Menge, die sich nur zögernd zur Seite bewegte, um eine Schneise für das Fahrzeug zu bilden. In dieser Normalität fiel der hochgewachsene blonde Mann in seinem weißen Mantel gar nicht weiter auf, während er sich mit dem Strom bewegte. Der Kragen war hochgeschlagen, so dass man nur die obere Hälfte seines Gesichts sehen konnte. Seine Hände hatte er tief in den Taschen vergraben. Suchend gingen seine goldenen Augen umher, aber er konnte keine Kinder entdecken. Wo waren sie nur? Er wusste genau, dass es hier viele Kinder gab, aber wo waren sie alle? Vor einem Gemischtwarenladen standen einige tratschende Frauen. Unauffällig stellte Nostradon sich neben sie. Während er so tat als würde er die Auslagen begutachten, lauschte er den Gesprächen der Frauen. Sie unterhielten sich offensichtlich über ihre Kinder (sein Gespür hatte ihn also an die richtige Quelle geführt), die sich gerade auf einem Spielplatz im westlichen Viertel aufhielten. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er wandte sich wieder ab und schlenderte weiter, um die Aufmerksamkeit nicht auf sich zu ziehen. Während er lief, hoffte er, dass das von ihm gesuchte Kind sich auch auf dem Spielplatz befand. Denn es ansonsten in dieser Stadt zu finden, schien ihm doch aussichtslos. Große Städte verwirrten ihn heute noch, da er in einem kleinen Dorf aufgewachsen war. Aber bestimmt würde er das Kind finden, so oder so und dann würde er seinen Plan verwirklichen. Den Plan, auf den er ewig hingearbeitet hatte und der nun endlich in greifbare Nähe rückte. Wieder lächelte er, aber diesmal huschte es nicht nur für einen Moment hinüber, diesmal war es dauerhaft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)