Das Mera Luna Chaoswochenende von LoveKills (Ein Wochenende voller Action) ================================================================================ Kapitel 1: Samstag ------------------ Samstag des Chaoswochenendes M’era Luna, erster Tag. Es ist sieben, als mein Handy klingelt. Nein, eigentlich will ich liegen bleiben und schlafen, aber es hilft alles nichts. Mir müssen uns nun mal fertig machen. Eva verschwindet im Bad, ich bleibe im Zimmer und such meine Sachen zusammen. Ich hab sie mir am Vortag glücklicherweise schon herausgelegt und somit muss ich, schlaftrunken wie ich bin, nur noch in meine Netzstrumpfhose, Socken, Rock und Mieder schlüpfen. Dann kommt ein Akt, denn meine Glöckchen in den kleinen, feinsäuberlich geflochtenen Zöpfchen auf meinem Kopf, müssen aus der Bahn der Bürste gelegt werden und das ist bei über neun Stück gar nicht mal so einfach. Ich massakrier mich, wie eigentlich jeden Morgen, selbst. Die Knoten in meinen Haaren sind nicht zum aushalten, aber ich schaffe es dann zum Glück doch noch. Und abermals werden Glöckchen und Schnullies in die Höhe gehalten, denn jetzt kommt der böse Zopfgummi zum Einsatz, den ich dazu nötige, um meinen Pferdeschwanz zu binden. Keine leichte Angelegenheit bei Haaren, die bis zur Taille reichen. Dann kommt der größte Spaß, den es beim ´Stylen´ gibt. Es wird gemantscht, was das Zeug hält. Zuerst Creme aufs Gesicht klatschen, schön verschmieren und dann kommt auch schon die super schöne, weiße Theaterschminke zum Einsatz. Gesicht, Hals und Dekolletee werden schön damit eingerieben, denn man will sich ja die vornehme Blässe behalten. Danach noch mit einem Schminkpinsel etwas Babypuder aufgetragen, damit das Gesicht nicht so glänzt und dann kommen Kajal, Lidschatten, Augenbrauenstift und Mascara zum Einsatz. Noch ein bisschen Lippenstift aufgelegt und schon ist das hübsche Mäskchen fertig. Gut, dass es nicht zu bröseln anfängt, wäre vielleicht ein wenig peinlich. Nur blöd, wenn man noch nicht gefrühstückt hat. Das hat zur Folge, dass der Lippenstift an der Kaffeetasse zur Ruhe kommt, was wiederum heißt, noch mal neuen auflegen. Es ist mittlerweile kurz nach acht in der Früh, der Rewe hat schon geöffnet. Den Ledermantel über die Schultern geworfen, die Boots angezogen, die Tasche geschultert und schon geht es hinunter zum Auto. Eva und ich schauen noch schnell bei ihrer Oma vorbei, danach geht es noch Zigaretten holen und zum Rewe, denn wir brauchen ja noch etwas zum Trinken und zu essen. Das Trinken besteht aus einem Tetrapack Multi-Saft und das Essen aus Corny Riegeln. Die Musik aufgedreht geht es über die Bundesstraße nach Hildesheim. Zu ´Covenant´, ´Down Below´, ´Das Ich´ und ein wenig ´MUCC´ lässt es sich super Auto fahren, außer wenn irgendwelche Driedschler vor einem dahin tuckern. Sonntagsfahrer eben. Immer schön an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Nur bei 50, macht Autofahren zu gutem EBM auch keinen Spaß mehr. Eva überlegt noch, ob sie nun rechts abbiegen soll oder nicht, tut es dann doch und schau einer an, wir sind sogar richtig. Nach einer guten Stunde Autofahrt sind wir dann endlich angekommen, es hat mittlerweile zu regnen aufgehört und die Sonne kämpft sich gaaaanz langsam durch die Wolkendecke. Wir hoffen nur, dass es nicht noch mal zu schütten anfängt. Eva und ich, Küken, die wir auf dem M’era Luna sind, müssen uns erst einmal orientieren. ´Wo geht’s hier lang?` Das Motto ´Immer der Schwarzen Menge hinterher´ bringt hier nicht wirklich viel, da die Masse in alle Richtungen geht, also entschließen wir uns dazu, einfach mal geradeaus und dann nach rechts zu gehen. Und siehe einer an, wir sind sogar richtig! Und wer kommt uns entgegen? Marcus, im braunen Wildlederkutschermantel, Claudia in der Motorrad-Regenkombi, Alex und noch zwei weitere Herren, der Fahrgemeinschaft vom vorigen Tag. Marcus sieht ziemlich verfroren aus, mit der Kapuze auf dem schütteren Haar. Ich glaube, ihnen ist kalt und das bestätigt sich auch, denn eine kurze Umarmung macht mir bewusst, dass der Mantel erstens, brutal feucht und zweitens scheiß kalt ist! Sie gehen eben frühstücken, meinte Marcus. Warum auch nicht, nur… es ist schon elf! Wie wir später erfahren, wurde aus dem Frühstück ein lang gezogenes Mittagessen, was aus einer Fett triefenden Pizza bestand. Na ja, warum auch nicht? Nachdem wir uns wieder verabschiedet hatten und Marcus gemeint hätte, dass sie bei einem gelben Luftballon der Luft baumelt, zelten würden, holen Eva und ich uns unsere ach so tollen Festival Bändchen. Und schon klimpern wir, also hauptsächlich ich, über den Zeltplatz. Es sind schon erstaunlich viele auf, aber auch kein Wunder, ´The Lovecrave´ spielen mittlerweile schon. Wir zwei Küken suchen nun nach einem gelben Luftballon, sichten ihn und steuern einfach mal querfeldein drauf zu. Nur schön, wenn es die ganze Nacht über geregnet hat und man bis fast zu den Knöcheln am Matsch versinkt. Gut, dass ich Boots anhabe, aber so, wie mein Mantel aussieht, hätte ich einen halben Heulkrampf bekommen können. Das ist also die Feuertaufe für mein gutes Stück. Wir sind bei dem ´Black-Bavaria´ Banner angekommen, aber es ist irgendwie niemand da. Da sehen wir eine etwas kleinere Gestalt mit einem minze-grünen Regencape an uns vorbeihuschen und da hab ich mir nur gedacht ´von der Größe her, könnte das locker Brigitte sein´. Also, wir, mehr oder weniger unauffällig, gehen dieser verhüllten Gestalt einfach mal hinterher. Na gut, da stehen wir zwei verlassen und orientierungslos zwischen den ganzen Zelten und ich meine nur leise ´Brigitte?`. Und schon lugt ein Kopf aus einem Zelt heraus und es war tatsächlich eine der Mitfahrer vom Vortag. Gott war ich froh, dass wir wenigstens jemanden gefunden haben. Nach ein paar Minuten streckt auch Horst seinen Kopf aus dem Zelt und schon sind wir zu viert, nur mehr auch schon nicht. Die einen sind beim ´Frühstücken´, zwei stehen vor uns und der Rest? Tja, der ist wohl ausgeflogen. Das Dröhnen der Bässe und der Gitarren im Ohr, machen Eva und ich uns auf eine kleine Erkundungstour zu den Toiletten. Kaffee treibt ungemein. Und keine 15 Minuten später stehen wir beim Festivalgelände-Einlass und abermals ein paar Minuten später stehen wir vor der Main Stage und lauschen ´The Lovecrave´. Dass sie aus Italien kommen, hätte ich nicht gedacht, aber sie haben verdammt gute, rockige Musik gemacht. Und dann ging das Festivalleben los. Eva und ich waren am switschen zwischen Hangar und Main. Nach ´Lovecrave´ zeitgleich zu ´Pesticide´. Wir hatten uns ein paar Bands herausgesucht, die wir auf jeden Fall sehen wollten unter anderem an diesem Tag: ´Down Below´ im Hangar, ´Covenant´ (Main), ´Dir en Grey´ direkt danach (Main), ´Schandmaul´ auch direkt danach (Main), ´And One´ (Main), ´My Dying Bride´ (Hangar), und ´Suicide Comando´ (Hangar) Allerdings haben wir uns dann gedacht, wir nehmen mit, was wir mitnehmen können und wenn’s uns nicht gefällt, gehen wir eben zu einer anderen Band, ganz einfach. Und so haben wir es dann auch gemacht. Im Grunde genommen haben wir von den Bands, die am Samstag gespielt haben, bis auf zwei oder drei, jede mitbekommen. Hier mal eben reingeschaut und dann eventuell, wenn’s uns nicht gefallen hat, eben wieder gegangen. Die Sonne hat uns an diesem Tag doch noch die Ehre gegeben und Eva und ich hatten es uns, da der Boden noch immer matschig wie Seuche war, auf meinem Ledermantel, der so oder so schon so schmutzig war, niedergelassen und haben uns manche Band vom Underground angehört. War auch sehr angenehm, nur wenn ich so manchen Menschen im Gedächtnis aufrufe, der an uns vorbei gegangen ist, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Ein gutes Beispiel war eine etwa 40 Jahre alte Frau. Roter Lack Lendenschurz, an der Hüfte nur mit zwei Riemen gehalten, dementsprechendes Oberteil und keine Unterwäsche. Und wenn man dann etwa auf einer Höhe von knappen 50 cm sitzt, hat man natürlich dementsprechende Ausblicke auf Regionen, die ich nicht unbedingt hätte sehen wollen, zumindest nicht bei dieser ´Schrulle´, denn danach sah diese Frau aus! Ihr Freund, Bekannter, oder was auch immer, sah dementsprechend aus. Natürlich auch in Lack, allerdings in schwarz, Lack String, Lack Chaps und einen Harnish, natürlich auch aus Lack und ein ziemlich schickes, metallenes Halsband. Man muss ihm lassen, er hat die Chaps mit dem Hintern zumindest tragen können. Der ein oder andere im Schottischen Outfit, sprich mit Kilt, ist ebenfalls an uns vorbeimarschiert. Wieder mal ohne Unterwäsche und behaarten Beinen, dass er einem Bären hätte Konkurrenz machen können. Im Grunde genommen waren die Menschen der reinste Wahnsinn. Die unterschiedlichsten Stilrichtungen. Vom Electro zum Cyber, vom Goth zum Edel und von den Visus zu den Metallern. Es war wirklich alles vertreten! Einfach ein bunt gemischtes Volk von oftmals sehr lustigen, manchmal leider auch etwas hochnäsigen Leuten, die miteinander gefeiert und Spaß gehabt haben. Eine schönere und entspanntere Atmosphäre könnte ich mir nicht vorstellen und hätte auch gedacht, dass dort auf dem Gelände ziemlich viele Zickereien am laufen sein würden. Aber weit gefehlt. Friedfertige Leute, die ihre Späße gemacht haben, ob nun über sich selbst, über Bekannte oder über völlig Fremde, die eben an einem vorbei gegangen sind. Die Konzerte, waren an diesem Tag, bis auf ein paar wenige Ausnahmen, einfach der grenzenlose Hammer schlechthin! Fangen wir doch am Anfang an: The Lovecrave (Main): Rockig, genialer Sound, gute Bühnenshow, lustige Bandmitglieder und Songs die wirklich ins Ohr gingen. Im Großen und Ganzen, für eine für mich unbekannte Band, sehr gut! Pesticide (Hangar): Ich gebe Evas ersten Kommentar wieder: `Die sehen aus wie Metzger´. Und sie hatte Recht! Ganz in weiß und mit Kunstblut besprenkelt, waren sie aufgetreten. Lustige Bühnenshow, im Gegensatz zur Musik. Meiner Meinung nach, kann man sie sich mal anhören, aber auf die Dauer würde ich wohl Zustände bekommen. Lola Angst (Main): Geile Rhythmen, schnuckeliger Sänger, geniale Songs, wahnsinnige Orgelpfeifen auf der Bühne. Musik die unter die Haut und ins Ohr geht. Hitverdächtig und nur zu empfehlen. CD wird noch gekauft. Down Below (Hangar): Auf dem Tollwood schon super geil gewesen. Gute Bühnenshow, super Beats, sehr schöne Texte und eine wahnsinnige Stimme, die einem die Gänsehaut über den Körper jagt. Ohrwurmverdächtig und nur zum empfehlen. Jesus on Extasy (Main): Schnuckelige Mädls, geile Beats, schön zum anhören und abtanzen, ganz nette Bühnenshow. Passend zum Festival. (CD steht schon im hauseigenen Regal) Covenant(Main): Natürlich zum abtanzen mehr als geeignet. Etwas wenig Bühnenshow, was die Musik allerdings vollkommen wettgemacht hat. Der Klassiker ´Der Leiermann´ durfte natürlich nicht fehlen. Geht ins Ohr, bleibt im Kopf. Cultus Ferox (Hangar): ´Fluch der Karibik´ verschnitte, mit Gitarren, Dudelsäcken und Drehleiern. Mal ganz nett, aber nicht unbedingt zum weiteren Konzertbesuch geeignet. Dir en Grey (Main): Total wahnsinnig! Für mich war’s das erste Mal und bestimmt nicht das letzte Mal. Die Songs von früher hätten mir besser gefallen, aber die Intensität von Kyo bei den Tracks war beeindruckend. Shinya wie immer leicht gelangweilt hinter seinen Drumms verbarrikadiert, Toshi ist mit seinem Bass in Händen so richtig abgegangen, Kao mit der Gitarre hat mit dem Kopf genickt als wäre er ein Huhn uns sah meist ziemlich gelangweilt und teilnahmslos aus und Die, wie sollte es anders sein, mit seiner knallroten Klampfe? Hat den Head gebangt, ist aufs Publikum eingegangen und hat einfach nur seinen Spaß gehabt. Im Großen und Ganzen, wahnsinnige Show, intensive Songs, die leider nur Japanisch-Bewanderte verstehen, oder aber die, die mit einem Wörterbuch vor der Bühne stehen. Viele kreischende Weiber, wenn nicht sogar Groupies, aber absolut empfehlenswert, wenn man’s mal etwas heftiger will. Was allerdings gefehlt hat war ´Child Prey´ „Kiss me! Kill me! Love me!´ Schandmaul(Main): Auch beim vierten Mal einfach nur super schön! Das Publikum ist Thomas an den Lippen gehangen, hat jeden Song mit gegrölt und der Sonnenuntergang hat das gesamte Spektakel nur noch besser gemacht, vor allem, als ein paar tausend Menschen in die Hocke gegangen sind und dann auf drei gemeinsam in die Luft gesprungen ist. Wahnsinnig, hätte ich nicht erwartet. Klassiker wie ´Walpurgisnacht´, ´Der letzte Tanz´ duften natürlich auch nicht fehlen. My Dying Bride (Hangar): Das Album ´Turn loose the Swans´ war noch sehr geil zum anhören. Sehr melancholisch und gut für Depristunden im eigenen Zimmer. Aber das Gedresche auf den Drumms war nach ein paar Minuten nicht mehr zum aushalten. And One (Main): Natürlich auch super zum abtanzen, schöne Lightshow, ein paar Klassiker durften auch nicht fehlen, unter anderem ´Time Killer´. Was wäre auch ein And One Konzert ohne diesen Track? Eben, kein Konzert. Suicide Commando (Hangar): Hangar war rappel voll, es war laut wie Sau, die Lasershow war ziemlich gut, nur die Bilder im Hintergrund ab und zu etwas Ekel erregend. ´Bind, torture, Kill´ sag ich nur! Geiles Lied, geil zum abtanzen. Nur als Patient von Klaustrophobie, sollte man sich dort in diesem Getümmel nicht herumtreiben. Also, raus aus dem Hangar. Und dann war dieser Tag auch schon wieder gelaufen. Marcus und ich haben Spikes NEUE Springer mit einer hübschen Matschdusche eingeweiht, das Wetter hat sich doch noch zum Guten gewandt und mit einem schönen Tinitus im Ohr und Down Below im Hintergrund ging es um kurz nach elf auf zurück nach Braunschweig in ein weiches, trockenes Bett. Im Großen und Ganzen war es ein absolut gelungener Tag. Die Digicam hat mittlerweile den Geist aufgegeben, nach über 400 Fotos, und das allein bei 230 nur von Dir en Grey, ist das aber auch kein Wunder. Der Sonntag wartet schon auf uns. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)