Despaired Memories von Sheto (SasuNaru) ================================================================================ Kapitel 1: Despaired Memories ----------------------------- Es war Nacht. Dicke Regentropfen prasselten gleichmäßig auf den grauen Asphalt und am Himmel drang nur wenig Mondlicht durch die dichte, schwarze Wolkendecke und erhellte die Dunkelheit ein wenig. Der eisige Wind fegte durch die Gassen und peitschte mir den Regen ins Gesicht. Ich saß an der kalten Wand eines alten Hauses, die Beine an die Brust gezogen und die Arme um die Knie geschlungen. Ich war völlig durchnässt und fror am ganzen Körper, aber das störte mich kaum. Jede Nacht saß ich hier, jede Nacht lehnte ich verzweifelt an dieser Mauer, vergaß alles andere um mich herum und versank in meinen Gedanken. Gedanken an jene Person, wegen der ich seit langem nicht mehr klar denken konnte und jede Nacht hier verbrachte. Plötzlich tauchte mir gegenüber ein Schatten auf. Als ich aufsah, schaute ich in zwei strahlend blaue Augen, die mich verwundert und gleichzeitig irgendwie besorgt anstarrten. Hastig drehte ich den Kopf zur Seite, ich konnte ihm einfach nicht mehr in die Augen sehen. Schon die Tatsache, dass er gerade direkt vor mir stand, machte mich unglaublich nervös. Schließlich war er derjenige, der schuld daran war, dass ich mich in den letzten Tagen und Wochen so verdammt leer fühlte und jede Nacht an dieser Wand direkt gegenüber von dem Haus, in dem er wohnte, verbrachte. „Sasuke?“ Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Musste er mich denn auch noch ansprechen? Konnte er nicht einfach wieder gehen? Innerlich sehnte ich mich zwar danach, dass er bei mir blieb, doch mein Verstand sagte mir, dass es besser wäre, wenn er wieder verschwinden würde. Ich dachte, es wäre das Beste, ihn einfach zu ignorieren und einfach so zu tun, als wäre er gar nicht da, und schließlich tat ich dies auch. „Sasuke, was machst du hier, mitten in der Nacht? Was ist los mit dir?“ Konnte er mich denn nicht einfach in Ruhe lassen? Musste er mich so quälen? Mir blieb wohl doch nichts anderes übrig, als ihm zu antworten, er würde sowieso nicht locker lassen. Also hob ich langsam den Kopf, sah ihn an und versuchte dabei möglichst ruhig zu bleiben. „Naruto, geh doch einfach wieder nach Hause und lass mich in Ruhe!“ Ich versuchte möglichst kalt zu klingen, um den Eindruck zu erwecken, alles sei in Ordnung bei mir. Doch als ich seinen besorgten Blick sah, mit dem er mich anstarrte, wurde mir klar, dass ich genau das Gegenteil bewirkt hatte. Sah man mir die Verzweiflung denn so an? War die Maske des gefühllosen Uchiha schon so zerfallen oder konnte Naruto einfach durch sie hindurch sehen? Ich war völlig verwirrt. Dies schien Naruto mir anzusehen, er setzte sich neben mich und versuchte weiter herauszufinden was mit mir los war. „Was ist denn mit dir? Ich sehe doch, dass du irgendwas hast!“ „Und wenn schon, was interessiert dich das?“, fauchte ich ihn an, doch es half nichts, er ließ einfach nicht locker. „Ich mach mir einfach Sorgen!“ Naruto machte eine kurze Pause, schien einen Moment zu überlegen, was er sagen sollte, dann fuhr er fort, doch jetzt klang seine Stimme plötzlich merkwürdig ernst. Selten war Naruto so ernst gewesen wie jetzt. „Ist es wegen damals? …. auf der Mission?“ Augenblicklich erstarrte ich und blickte ihn entgeistert an, wechselte aber dann schnell die Blickrichtung und starrte an die Wand vor mir. Ich wollte nicht, dass er sieht, welch Gefühlschaos er gerade in mir ausgelöst hatte, ohne das Wesentliche überhaupt zu erwähnen. Und ich war mir sicher er könnte dieses Chaos sehen, indem er mir nur in die Augen schaute. Es kam mir so vor, als könnte er, nur indem er mir in die Augen schaut, tief in meine Seele blicken. Aber ich wollte das nicht. Ich wollte nicht, dass er wusste, wie schrecklich ich mich seinetwegen fühlte. Da ich überhaupt keine Ahnung hatte, wie ich nun auf seine Frage antworten sollte, kam ich schließlich zu dem Entschluss, einfach so zu tun als wüsste ich nicht wovon er redete. „Was meinst du?“ „Jetzt tu nicht so, als wüsstest du von nichts! Du weißt genau wovon ich rede, so wie du grad reagiert hast. Ich meine die letzte Mission...den Kuss...“ Obwohl ich schon längst gewusst habe, was er gemeint hatte, erschauderte ich beim letzten Wort. Wie in einem Film spielte sich alles, was an jenem Abend passiert war, noch einmal vor meinem inneren Auge ab, ohne dass ich es verhindern konnte. ~Flashback~ Naruto und ich beschlossen noch etwas draußen am Feuer sitzen zu bleiben, als unser Sensei sich entschied, schon ins Zelt zu gehen und sich schlafen zu legen. Sakura war schon vor mehr als einer Stunde in ihrem Zelt verschwunden. Wir hatten einen anstrengenden Tag hinter uns. Seit dem Morgengrauen liefen wir durch den Wald, behaupteten uns gegen die verschiedensten Gegner und das nur um diese simple Mission zu erfüllen, indem wir eine Schriftrolle in irgendein benachbartes Dorf brachten. Nun saß ich hier mit Naruto am kleinen Lagerfeuer und gegenseitig schwiegen wir uns an. Meistens starrten wir beide in die Ferne, doch ab und zu wanderte mein Blick zu dem Blondschopf, der weiterhin mit verträumtem Blick in irgendeine Richtung sah. «Irgendwie sieht er doch ganz süß aus...», schoss es mir durch den Kopf. Ich musste mir eingestehen, dass ich schon einige Male darüber nachgedacht hatte, wie es wäre, mehr als nur mit ihm befreundet zu sein. Eine ganze Zeit lang starrte ich ihn unbewusst an, während ich meinen Gedanken nachhing. Irgendwann bemerkte er anscheinend meinen Blick, denn er drehte den Kopf zu Seite und sah mir direkt in die Augen. Das war das erste Mal, dass wir uns bewusst in die Augen sahen und es war auch das erste Mal, dass mir auffiel, wie wunderbar blau seine Augen waren. Ich versank in diesen blauen Seen und konnte den Blick einfach nicht mehr abwenden. Ich war zu fasziniert von ihnen. Urplötzlich überkam mich das Verlangen, Naruto zu küssen. Doch mein Verstand hielt mich davon ab. Dieses Verlangen wurde immer stärker und es dauerte nicht lange, da wurde es unerträglich und schließlich setzte mein Verstand völlig aus. Vorsichtig rückte ich näher an den Blondschopf heran, legte meine Hand in seinen Nacken und zog ihn langsam zu mir, bis unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander getrennt waren und ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. Mir war in diesem Moment egal, was Naruto gerade von mir dachte und schnell vergaß ich alles um uns herum. Ich sah nur noch seine blauen Augen vor mir, die mich ungläubig anstarrten. Dann schloss ich schließlich die Meinen, überwand den Abstand zwischen uns und legte meine Lippen auf seine. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, in denen ich so verharrte, doch dann spürte ich plötzlich Narutos Hände an meinen Schultern, von denen ich ein Stück zurück gedrängt wurde, sodass ich den Kuss lösen musste. Ich öffnete meine Augen und vor mir sah ich Naruto, der mich fassungslos ansah. „Sasuke...warum?“ Es fühlte sich an wie ein Schlag durch den Magen, als sich mein Verstand wieder einschaltete und ich realisierte, was ich da gerade getan hatte: Ich, Sasuke Uchiha, hatte ihn, Naruto Uzumaki, geküsst. Einfach so. Was war denn da in mich gefahren? Was sollte ich ihm denn jetzt sagen? Dass ich mich in ihn verliebt hatte? Liebte ich ihn überhaupt? In mir herrschte ein einziges Gefühlschaos. „Naruto, ich...vergiss es einfach … bitte!“ Schnell drehte ich meinen inzwischen wahrscheinlich hochroten Kopf weg und rutschte wieder ein Stück von dem Blonden weg. Aus den Augenwinkel sah ich, dass er aufstand. Einen Moment hörte ich nichts, dann nahm ich war, wie seine Schritte sich von mir entfernten und schließlich irgendwann verstummten. Was hatte ich bloß getan? Und vor allem warum? Würde er mich jetzt hassen? Mich einfach ewig ignorieren? Mir schossen tausende von Fragen durch den Kopf. Schließlich saß ich die ganze Nacht dort am Feuer und versuchte vergeblich Antworten auf all diese Fragen zu finden. ~ Flashback Ende ~ Nun stellte ich mir wieder all diese Fragen und vergrub verzweifelt den Kopf in den Händen. Ich war so in den Gedanken versunken, dass ich nichts mehr von dem, was um mich herum geschah, wahrnahm. Auch, dass Naruto die ganze Zeit vergeblich versuchte, mich wieder in die Realität zurückzuholen, bemerkte ich nicht. Erst als er mich vorsichtig an der Schulter rüttelte, wurde ich schlagartig wieder in die reale Welt zurückgeworfen und schaute zu Naruto auf. Dieser sah mich aus riesigen Augen verwirrt an. Scheinbar wusste auch er nicht, was er jetzt tun oder sagen sollte, doch dann fasste er sich wieder etwas und versuchte ruhig, mit mir zu reden. „Sasuke, warum hast du das getan damals?“ Warum. immer dieses Warum. Naruto konnte sich wohl kaum vorstellen wie oft ich mir diese Frage seit diesem Tag schon gestellt hatte. Erst vor kurzen wurde mir die Antwort auf diese Frage klar: Ich hatte mich in Naruto verliebt. Ich liebte ihn schon lange, aber ich hatte es mir in all den Tagen nie eingestehen können. Vor einigen Tagen konnte ich es endlich, aber das machte alles doch nur noch schlimmer. Wie sollte ich ihm das erklären? Wir waren doch beste Freunde. Es wäre, als wenn mein Herz von einem Messer durchbohrt werden würde, wenn ich aus seinem Mund gehört hätte, dass er mich nicht liebt, obwohl ich schon längst wusste, dass er nicht das Gleiche für mich empfand. Aber was sollte ich ihm denn jetzt sagen? Ich hätte ihm am liebsten ins Gesicht geschrieen, wie sehr ich ihn liebte. Ihm gesagt, dass ich ihn brauche, dass er alles für mich war. Aber ich konnte ihm das nicht sagen. Ich konnte einfach nicht. „Naruto...Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht …!“ Ich hoffte schwer, er würde mir das abnehmen und nicht weiter nachfragen, denn ich wusste wirklich nicht, was ich noch hätte sagen sollen. Langsam war ich wirklich am Ende. Aber auch Naruto schien zu überlegen, wie es nun weitergehen sollte. Selten hatte ich ihn so angespannt und nachdenklich gesehen. Lange schwiegen wir uns an, bis Narutos Gesichtsausdruck sich plötzlich änderte. „Sasuke?“ Seine Stimme klang zittrig. Was hatte er vor? „Hm?“ „Sasuke, du...du hast dich in mich verliebt, hab ich Recht?“ Mein Herz setzte kurzzeitig aus. Hatte er das grade wirklich gesagt? Oder hatte ich mich verhört? Nein, ich war mir sicher, dass ich es richtig verstanden hatte. Aber woher zum Teufel wusste er das? War es so offensichtlich? Ich verstand die Welt nicht mehr. Was sollte ich denn jetzt antworten? Ich wollte es nicht hören, ich wollte nicht, dass er mir ins Gesicht sagte, dass er mich nicht liebte. Aber ich konnte ihn doch auch nicht anlügen, er hätte es doch eh sofort durchschaut. Er wusste genau, was in mir vorging. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zuzustimmen. Also nickte ich vorsichtig und senkte den Kopf. Ich konnte ihn nicht ansehen, ich hatte zu große Angst vor seiner Reaktion. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Naruto aufstand und sich ein paar Schritte von mir wegbewegte. Ich wollte ihn daran hindern, wollte, dass er irgendeine Reaktion zeigte, doch ich war wie gelähmt. Die Tatsache, dass er nichts tat, machte mich wahnsinnig. Ich wollte ihn jetzt nicht gehen lassen. Ich löste mich von meiner Starre und packte ihn am Handgelenk. Er blieb stehen, drehte sich wieder zu mir um und schaute mir tief in die Augen. Wie damals versank ich in den blauen Augen meines Gegenübers. Doch dieser Moment hielt nicht lange an, denn als ich seinen Arm losließ, drehte er sich um und ging wortlos davon. In diesem Moment wäre mir alles lieber gewesen, als das. Lieber hätte er mir ins Gesicht schreien sollen, dass er mich nicht liebte, aber er hatte überhaupt nichts getan, zeigte keine einzige Gefühlsregung. Ich verfolgte ihn mit meinem Blick, bis er an der nächsten Straßenecke abbog und verschwand. Noch eine Weile starrte ich den Punkt an, an dem er hinter der Ecke verschwunden war, dann senkte ich langsam den Kopf. Tränen sammelten sich in meinen Augen, liefen langsam an meinen Wangen entlang hinunter zum Kinn und tropften schließlich auf den Asphalt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)