Kätzchen von -Ayla- (DMxHP [SBxRL]) ================================================================================ Kapitel 5: Endlich volljährig! ------------------------------ Das Geburtstagskapitel^^ im doppelten Sinn: einmal Harrys - und einmal meiner =^.^= 5. Endlich volljährig! Am nächsten Abend saß Harry in seinem Zimmer am Fenster und sah gedankenverloren hinaus. Der Tag war anstrengend gewesen. Er hatte das Haus geputzt und sich um den Garten gekümmert. Es war, als hätte sich in der Zeit, in der er nicht da war, niemand um den Garten gekümmert, dementsprechend hatte er viel zu tun gehabt. Und Dudley war wieder auf Diät. Das hieß, er hatte noch nicht einmal Energie- oder Kraftreserven für die viele Arbeit gehabt, da ja alle in der Familie die Diät mithalten mussten. Aber was hatte er denn auch erwartet? Doch nicht wirklich, dass sich die Dursleys geändert hatten!? Nein, natürlich nicht, aber es kam ihm jedes Mal am Ferienanfang so vor, als würden dies die schlimmsten Ferien seines Lebens werden, doch er wusste: er musste sich erst wieder eingewöhnen, was aber meist schon nach wenigen Tagen der Fall war, denn es war jedes Jahr die selbe Prozedur. Sein Blick war in weite Ferne gerichtet, als ihm etwas auffiel, das im Sonnenuntergang rasant auf ihn zugeflogen kam. Der kleine Punkt wurde immer größer und Harry konnte eine schwarze Eule erkennen. Schnell sprang er vom Fensterbrett und riss selbiges auf. „Aguila!“ begrüßte er die große Eule vertraut, als sie schließlich auf dem Schreibtisch direkt neben dem Fenster landete. Zutraulich ließ sie sich von ihm streicheln, denn sie kannten sich ja. Dann nahm Harry der männlichen Eule den Brief ab und betrachtete erfreut das grüne Siegel mit dem Wappen, in dessen Mitte ein fein geschwungenes silbernes M thronte. Umsichtig brach er das Wachssiegel auf und entrollte das Pergament. Während Aguila Hedwig in Augenschein nahm und an dem von Harry gereichten Eulenkeks knabberte, war Harry gespannt, was in dem Brief stand. Er setzte sich mit ihm auf sein Bett. Hallo, Harry! Wie versprochen gleich heute der erste Brief. Ich hoffe, du bist einigermaßen gut in deinem Ferienalltag angekommen und die Muggel behandeln dich anständig. Deine Verwandtschaft hat nicht gerade einen sympathischen Eindruck auf mich gemacht. Ich glaube, wenn dein Onkel keinen Schnurrbart tragen würde, könnte man die beiden Wahlrösser nicht voneinander unterscheiden. Ich hatte noch eine kleine Unterhaltung mit Ron und Hermine über deine Verwandtschaft; ich hätte dich am liebsten gleich mit nach Malfoy-Manor genommen, trotz des Zaubers. Ich will natürlich auch, dass du in Sicherheit bist, obwohl ich nicht glaube, dass Voldemort hier nach dir suchen würde, doch ich glaube kaum, dass dein Pate da mitgespielt hätte. Malfoy-Manor ist nämlich sehr sicher, musst du wissen, auch wenn meine Eltern momentan beide in Askaban sitzen. Sie haben nämlich viele Schutzzauber über das Anwesen gelegt. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob Voldemort überhaupt weiß, wo es liegt, denn er war ja nie hier, sondern sie mussten immer zu ihm. Ich werde dich jedenfalls einladen, wenn du volljährig bist, dann kann auch dein Pate nichts mehr dagegen sagen, da du das dann selbst bestimmen kannst. Bis dahin bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich in Geduld zu üben. Und du wirst lachen, wie geduldig ich sein kann. Hier ist es etwas einsam. Außer mir sind nur noch die Hauselfen anwesend. Und da die sowieso so gut wie alles für mich machen, habe ich recht wenig zu tun und langweile mich schon. Hausaufgaben möchte ich nämlich nicht unbedingt machen. Du weißt, dass Blaise mich immer dazu bringen muss, etwas für die Schule zu tun und jetzt sind definitiv Ferien. Freiheit! Aber ich werde ihn wohl dazu verdonnern, ein paar Tage oder Wochen hier bei mir zu verbringen, sonst gehe ich noch ein. Wenn du willst, schicke ich dir Fotos von unseren Ländereien. Freue mich auf baldige Antwort, Draco Harry zog eine Augenbraue hoch. Ländereien? Kein Wunder, dass Draco ein verwöhntes Einzelkind war, seine Eltern mussten ja Geld haben wie Heu. Dagegen war sein Vermögen, das ihm seine Eltern hinterlassen hatten, geradezu mickrig. Eine Weile überlegte er fieberhaft, was er zurück schreiben konnte. Er fand es nicht sonderlich spannend, von Unkraut, Pilzbefall bei Pflanzen oder verstreute Brotkörner auf dem Küchenboden zu erzählen. Außerdem sollte es sich nicht so anhören, als ob er jammern würde. Obwohl, vielleicht würde Draco dann tatsächlich einen Weg finden, ihn zu sich zu nehmen, doch das würde Sirius dann wohlmöglich als Entführung interpretieren. Am Besten, er verhielt sich so ruhig wie möglich, dann brauchten sich weder Sirius noch Draco großartige Sorgen zu machen. Nachdenklich musterte er die Adlereule, die sich neben Hedwig in den Käfig gequetscht hatte. Na wenigstens zwei, die die Nähe eines anderen hatten. Also beschloss er, noch eine Nacht drüber zu schlafen und sich Gedanken darüber zu machen, dass sein Brief wohl um einiges kürzer ausfallen würde, als der von Draco. Hedwig schien auch nichts gegen einen Mitbewohner zu haben und so schloss er das Fenster wieder, zog sich um und legte sich ins Bett. ** Harry schlich sich durch die weiten leeren Straßen. Er war geflüchtet. Wiedereinmal. Doch diesmal in seiner Katzengestalt. So war es einfacher, zu entkommen. Außerdem machte es Spaß, alles ungestört erkunden zu können. Zum Glück hatte Sirius ihm mal erzählt, dass dies der wohl einzige Zauber war, den das Zaubereiministerium trotz seiner Überwachung minderjähriger Zauberer nicht aufspüren konnte. Und darüber war er mehr als froh, bedeutete dies doch meist Abwechslung von seinem Alltag. Und vor allem eins: Freiheit. Und Ruhe. Vor seinem Cousin, vor seinem Onkel, vor seiner Tante. Plötzlich hielt er inne. Da, unter dem Auto. Gelb-grün leuchtende Augen. Ein seltsamer Geruch ging von der anderen Katze aus, aber seine Neugier war geweckt. Auf leisen Pfoten schlich er auf das parkende Auto zu, ließ dabei die Augen, die ihm entgegenblickten, nicht aus dem Blick. Unerwartet erhob sich die andere Katze und der Geruch wurde stärker. Das Nächste, was er mitbekam, war, dass er der Katze über eine grüne Wiese hinterher jagte. Er hatte keine Ahnung, wie er dorthin gekommen war, spürte jetzt aber das lange Gras an seinem Bauch. Wieso lief er dieser Katze nach? Wie lange lief er dieser Katze nach? Wo war diese Wiese? Irgendwie hatte er einen Filmriss. Er setzte zum Sprung auf die Katze an, die Pfoten von sich gestreckt, als würde er sie aufhalten wollen, damit sie ihm nicht durch die Hände, beziehungsweise Pfoten schlüpfen würde. Langsam dämmerte es ihm. Er hielt abrupt in seiner Bewegung inne, ließ sich auf seine vier Tatzen zurückfallen und sog erneut diesen seltsamen Geruch ein. Rochen so Katzen, die rollig waren? Nach und nach wurde ihm von diesem Geruch schrecklich übel. Kein Wunder, dass Kater ihr Gehirn ausschalteten und die Katzen besprangen. A propos. War er etwa gerade dabei gewesen, die Katze besteigen zu wollen? Zum Glück hatte sich sein Verstand noch rechtzeitig wieder eingeschaltet. Das nächste Mal würde er mehr aufpassen müssen, wenn er auf eine Katze traf. Er schüttelte innerlich über sich selbst den Kopf. Wenn er das Draco erzählen würde.... Oder nein, er sollte es ihm besser nicht erzählen, wer wusste schon, was der dann dachte. Wäre dann vielleicht eifersüchtig, das sollte er ihm ersparen. Ihm fiel auf, dass er ganz in der Nähe des Hauses der alten Mrs Figg war. Jetzt, da er wusste, dass sie eine Squib war, war er ihr gegenüber aufgeschlossener. Nicht mehr so sauer, wie am Anfang, nachdem er es erfahren hatte. Immerhin hatte sie zu seinen Gunsten vor dem Zaubereiministerium ausgesagt und auch dank Dumbledore war er ja freigesprochen worden. Also schlug er, nachdem er sich von dem Schock seiner Triebneigungen erholt hatte, den Weg zu der betagten Dame ein. An dem kleinen grauen Häuschen, das ihm aus der Katzenperspektive um ein vielfaches größer erschien, angekommen, umrundete er es erst mal, um zum Hintereingang zu kommen, als Katze konnte er schließlich nicht klingeln. Auch hier waren, eigentlich wie immer, einige Katzen anwesend. Und da Hochsommer war, saß die alte Frau auf dem Balkon im Schatten, trank Wasser und beobachtete die Katzen, die aus verschiedenen Wasserschälchen tranken. Gleich hatte sie den getigerten Kater ausgemacht, der Ziersteine und Blumentöpfe umrundete. „Na du? Kommst du mich auch mal wieder besuchen?“ erkundigte sie sich freundlich bei ihm, umfasste seinen Bauch und hob ihn auf seinen Schoß. „Haben deine Verwandten dich wieder schikaniert?“ wollte sie wissen, während Harry sich auf ihrem Schoß niederließ und sich kraulen ließ. Er maunzte zustimmend. Was war er froh, seiner Tante entwischt zu sein! Natürlich wusste Mrs Figg längst bescheid, er hatte sich schon am Anfang der Ferien vor ihr zurückverwandelt. Zunächst war sie sehr irritiert gewesen, hatte sich dann aber über seinen Besuch gefreut. Seitdem erschien er gelegentlich bei ihr und genoss ihre Aufmerksamkeit. Außer wenn Harry irgendetwas nicht so erledigt hatte, wie Tante Petunia es wollte oder wenn er sich zu sehr Zeit ließ, seine Aufgaben zu erledigen, bekam er Aufmerksamkeit von seinen Verwandten und das war sicherlich nicht die Beste. Also freute er sich, wenn mal jemand positiv ihm gegenüber eingestellt war. Ansonsten bestanden die einzigen Lichtblicke seiner Ferien in den täglichen Briefen von Draco, die er auch alle beantwortete. Meist schrieb er dann von seinen Abenteuern als Katze. Es war zwar heute das erste Mal gewesen, dass er auf diese Art Bekanntschaft mit einer weiblichen Katze gemacht hatte, aber auch sonst konnte man als Kater allerlei Abenteuer erleben. ** Harry lag gerade gemütlich in der Badewanne und seifte seine Füße ein, als sein werter Cousin hereingeplatzt kam. Beide sahen sich entsetzt an. Harry, weil er vor dem anderen Jungen entblößt in der Wanne lag, doch der hatte etwas ganz anderes im Blick. Die Katzenohren und den Katzenschwanz. Harry war es bisher ganz gut gelungen, beides auch ohne Zauber zu verbergen. Seine Verwandten hatten sich zwar gewundert, warum Harry auch zu Hause immer mit Mütze herumlief, doch sie hatten es auf seine Verrücktheit oder die verkorksten Gene geschoben. Doch Harry konnte natürlich nicht mit Mütze und weiter Hose baden. Und ganz offensichtlich hatte er heute vergessen, abzusperren. „Mum! Dad!“ brüllte Dudley durchs halbe Haus, nachdem er sich gefangen hatte. Seine Gesichtsfarbe hatte rasend schnell von weiß, wegen dem Schock, ein Monster in der Familie zu haben, zu rosa-rot vor Freude über die Schikane, die Harry erhalten würde, gewechselt. Da Harry nicht die geringste Lust verspürte, von seinem Onkel und seiner Tante auch noch nackt gesehen zu werden, sprang er unter Dudleys scharfem Blick, der darauf achtete, dass Harry nicht entwischen konnte, aus der Badewanne, trocknete sich in Rekordtempo ab und hatte daher zu seinem Glück schon seine Boxershorts übergestreift, als die beiden Erwachsenen an der Badezimmertür ankamen. Dennoch war der Katzenschwanz nur allzu deutlich zu sehen, der von Harrys hinterer Leistengegend ausging und auch die Katzenohren waren auffällig, obwohl Harry gerade dabei war, seine Haare mit einem Handtuch zu trocknen. Onkel Vernon wechselte ebenso rasch die Gesichtsfarbe, nur mit dem Unterschied, dass sein Gesicht vor Wut dunkelrot wurde, während das seiner Frau offensichtlich im weißen Stadium hängen blieb. „Ich wusste doch, dass das mit dir kein gutes Ende nehmen wird!“ schrie der dickbeleibte Mann, lauter noch als sein Sohn zuvor. „Du Monster!“ Harry störte sich nicht an dem Gebrülle. Er hatte nichts anderes erwartet, für den Fall, dass sie es rausbekommen würden. Stattdessen zog er sich fertig an, während er Vernons Schimpftirade nur mit halbem Ohr mitbekam. Es interessierte ihn nicht wirklich, schließlich musste er nur noch eine Woche hier bei den Muggeln verbringen, dann war er volljährig und frei und durfte ungehindert zaubern, auch wenn er wusste, dass auch das Zaubern vor Muggeln generell verboten war. Wie oft hatte er sich schon ausgemalt, sobald er volljährig war, Rache zu nehmen. „Sofort in dein Zimmer! Den Rest der Ferien wirst du dort verbringen!“ bestimmte Vernon, packte mit seinen dicken Wurstfingern grob Harrys Arm und schleifte ihn mit sich zu dessen Zimmer, schubste ihn hinein und verschloss die Tür hinter dem Jungen. „Dein Essen bekommst du durch die Katzenklappe!“ rief Vernon, bevor sich schwere Schritte entfernten. Harry setzte sich auf sein Bett und zuckte mit den Schultern. Seine Verwandtschaft wusste schließlich noch immer nicht, dass er sich auch in eine Katze verwandeln konnte und somit die Klappe kein Hindernis für ihn darstellte. Und noch ein paar Vorteile brachte die Verbannung mit sich. Er brauchte weder im Garten, noch im Haushalt noch einen Finger zu rühren. Jetzt hatte er unendlich viel Zeit. „Mach deine Hausaufgaben und lerne! Die UTZe stehen bald an!“ Hörte er Hermines befehlende Stimme in seinem Kopf. Harry grinste. Tatsächlich hatte er seine Hausaufgaben schon fast fertig, wie immer heimlich Nachts unter der Bettdecke angefertigt. Schließlich wollte er seine baldige Volljährigkeit in vollen Zügen genießen können, ohne nervende Hausaufgaben im Nacken. Doch ein Aufsatz stand noch aus, für Zaubertränke. Seit er das Buch des Halbblutprinzen nicht mehr hatte, fiel ihm das Fach wieder unendlich schwer. Und solch theoretische Aufsätze gingen ihm meist schon nach kurzer Zeit auf den Senkel. Vielleicht sollte er Hermine um Hilfe bitten. Oder Draco. Er ging zu seinem Schreibtisch und holte zum wiederholten Male einen großen Umschlag aus der Schublade. Aguila hatte ihn kurz nach Ferienbeginn gebracht. Darin befanden sich um die 500 Bilder der Malfoy’schen Ländereinen, Villen, Wochenendhäusern, Strandhäusern - alles vom nobelsten. Draco hatte ihre Ländereien wohl eigens mit dem Besen überflogen, um zu fotografieren. Und bei der Fülle an Bildern hatte es ihm wohl auch einigen Spaß bereitet. Der Blonde hatte einige der Bilder beschrieben, doch eigentlich wollte er sich alles für den Zeitpunkt aufheben, zu dem Harry ihn besuchen kommen würde. Die Einladung stand jedenfalls. ** Tante Petunia öffnete aufgesetzt freundlich lächelnd die Tür, doch dieses falsche Lächeln fiel ihr förmlich aus dem Gesicht und sie zuckte zurück, als sie die beiden fremden Männer vor ihrer Haustür erblickte. Erwartungsvoll blickte sie zwischen den Fremden hin und her, doch geheuer waren sie ihr nicht, zumindest der eine, dessen lange schwarze Haare ihn wild umflossen. Der andere Mann mit den braunen zusammengebundenen Haaren sah auch wesentlich freundlicher aus. „Wir möchten Harry abholen“, erklärte dieser in freundlichem Tonfall und lächelte sein Gegenüber an, nachdem Petunia beschlossen hatte, sich dem netter aussehenden Gast zuzuwenden. Petunia legte überrascht den Kopf zur Seite. „Er hat Hausarrest. Ich wusste nicht, dass er solch alte Freunde hat.“ Sirius legte den Kopf in den Nacken und ließ sein bellendes Lachen ertönen. Dann fixierte er die Frau ernst. „Ich bin sein Pate“, erklärte er schlicht. Petunia wurde blass. „D-der Mörder?“ Sirius grinste gefährlich. „Genau der.“ Petunia wich mehrere Schritte zurück, während sie den großgewachsenen Mann nicht aus den weit aufgerissenen Augen ließ. Sirius folgte ihr bedrohlich, doch dann legte Remus eine Hand auf seinen Unterarm. „Übertreibs nicht!“ bat er seinen Freund. Der lächelte Petunia sofort übertrieben an. „Wir wollen nur meinen Patensohn abholen,“ erklärte er, seine Stimme war hart und strafte das Lächeln Lügen. „Das geht nicht, wir haben die Verantwortung für ihn übernommen“, versuchte Petunia es schwach, doch sie konnte ihre panische Angst nicht verbergen. Es war ihr nur allzu bewusst, dass ein erwachsener Zauberer, die Spezies, die sie am meisten verabscheute, vor ihr stand. Der war auch an keine Minderjährigenschutzgesetze gebunden, so wie Harry, konnte also zaubern, wann immer er wollte. „Wo ist er?“ Sirius’ Stimme war tief und rau geworden. „I-in seinem Zimmer.“ Petunia griff fahrig nach dem Schlüssel zu Harrys Zimmer, die beiden Zauberer nicht aus den Augen lassend. Dann ging sie mit gesenktem Kopf auf die Treppe zu. „Petunia? Wer ist da?“ rief plötzlich Vernon von irgendwo im Haus. Sirius grinste Remus kurz zu. Er würde sich schon um das Walross kümmern, während Remus weiterhin Petunia folgte, begab er sich ins Wohnzimmer, in dem er Harrys Onkel vermutete. Nachdem Petunia die Zimmertür endlich aufgeschlossen hatte, betrat Remus den kleinen dahintergelegenen Raum. Harry war gerade dabei, seinen großen Koffer abzuschließen. „Sieht so aus, als hättest du uns schon erwartet“, schmunzelte der Werwolf. Harry sah überrascht auf, als er Remus’ Stimme erkannte und nicht wie erwartet die seiner Tante oder seines Onkels. „Remus!“ Er lächelte. „Nein, habe ich nicht. Aber da ich jetzt volljährig bin, hätte mich nichts mehr hier gehalten.“ Der Schwarzhaarige griff nach Hedwigs leerem Käfig. Diese war seit ihrem gestrigen Flug nach Malfoy Manor noch nicht mit dem heutigen Brief zurückgekehrt. Aber daraus machte er sich nichts. Aguila hatte auch öfter mal bei ihm übernachtet und manchmal ließen Dracos Briefe bis spät am Abend auf sich warten, vor allem in der letzten Woche, da Blaise bei ihm war. Die beiden heckten allerhand zusammen aus, was Draco ihm meist ausführlich berichtete, geschmückt mit Blaises krakeligen Bemerkungen, was wiederum Harry jedes Mal grinsen ließ, wenn sie unterschiedlicher Meinung waren und ihren Streit schriftlich austrugen. „Wir nehmen dich mit“, erklärte Remus, zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf Harrys Gepäck. „Aber erst haben wir noch etwas vor.“ Remus lächelte verschwörerisch, während Harrys Gepäck verschwand. Die beiden verließen Harrys Zimmer, das nun komplett leer war. Als sie auf der Treppe ankamen, konnte Harry einen grinsenden Sirius am Fußende ausmachen. Sofort machte er sich wieder Sorgen, dass er erkannt werden und ans Zaubereiministerium verraten werden könnte. Aber er war auch unendlich froh, ihn zu sehen und nun endlich zu wissen, dass es ihm gut ging, immerhin hatte er auch in den Ferien nichts von sich hören lassen. Neben dem schwarzhaarigen Zauberer stand ein sehr mürrisch wirkender Vernon und ein vor Angst ganz blasser Dudley. An der Tür sah Harry seine Verwandten noch kurz an. „Also, ich gehe dann jetzt.“ Die drei Muggel würdigten ihn keines Blickes, aber das war Harry herzlich egal. Er ging sowieso davon aus, sie nie wieder zu sehen. Zu dritt traten sie vor die Tür und zogen sie direkt hinter sich zu. Sofort wandte Harry sich zu Sirius. „Wenn jemand dich erkennt!“ Sirius grinste nur. „Ja, ich finds auch schön, dich zu sehen! Und ja, mir geht es gut.“ Harry lächelte. „Das ist mir aufgefallen.“ Er spürte, wie die beiden Männer ihn eng in ihre Mitte nahmen und noch ehe er in irgend einer Weise reagieren konnte, verschwand die Welt um ihn herum. ** Als die Welt um ihn wieder Gestalt annahm, war das Erste, das er sah, ein grauer Himmel, er vernahm Meeresrauschen und heftig tosender Wind umstrich sein Gesicht. Er fühlte sich daran erinnert, als er mit Dumbledore nach dem Horkrux gesucht hatte. Damals hatte auch der Wind gepeitscht und er hatte das salzige Meer riechen können. Blinzelnd sah er sich um. In der Nähe stand ein Häuschen, mit Holz verkleidet. Etwas weiter entfernt konnte er ein paar weitere solcher Häuser ausmachen, doch dieses hier war das Einzige, das so nah an den Klippen stand. „Wo sind wir hier?“ erkundigte er sich bei Sirius. „Godric’s Hollow.“ Sein Pate hatte den Blick in weite Ferne auf den Horizont gerichtet. Harry schluckte. Das also war es. Das hätte sein zu Hause sein sollen. Sirius wandte nun den Blick von der unendlichen Weite über dem Meer zu dem kleinen zweistöckigen Haus. „Remus und ich haben es in den letzten drei Jahren wieder aufgebaut.“ Er ging auf die Holztür an der Vorderfront zu. Remus folgte ihm sofort, Harry nach kurzem Zögern ebenfalls. Sie betraten das Haus und Harry sah sich neugierig um. „Dazu haben wir das Denkarium benutzt, damit die Inneneinrichtung wieder so wird, wie vor Voldemorts ... Besuch“, fügte Remus hinzu, während die beiden Magier beobachteten, wie Harry das Wohnzimmer inspizierte. Er fand viele alte Fotos und Ziergegenstände, die sicherlich seine Mutter gekauft hatte. Dann ging er zur Küche weiter, die einfach, aber gemütlich eingerichtet war. Harry wandte sich seinem Paten zu, der nachdenklich in die ungenutzte Feuerstelle starrte. „Hübsch hier. Und ihr habt das ganz alleine wieder aufgebaut?“ Sirius schüttelte den Kopf und sah Harry wieder an. „Wir hatten Hilfe von Leuten, die ebenfalls in den zwei Jahren mal hier waren und das Haus vor der Zerstörung gesehen hatten. Außerdem hat das Zaubereiministerium öfters mal einen Abstecher hierher gemacht, es wäre für mich zu gefährlich gewesen, auch wenn Shaklebolt mich immer gewarnt hat. Zu zweit wäre das auch gar nicht in der kurzen Zeit zu schaffen gewesen, zumal wir, oder vielmehr Remus, noch für den Orden unterwegs waren.“ Er wandte sich ab, um die Küche zu verlassen. Derweil hatte Harry die Pinnwand entdeckt, an der einige vergilbte Zettel hingen. Der Junge trat näher heran, um sie in Augenschein zu nehmen. Es waren Termine für das Jahr, in dem Harry seinen ersten Geburtstag gefeiert hatte. Harry zog sich das ganze Herz zusammen. Seine Eltern hatten noch so viel in ihrem Leben vorgehabt, bevor Voldemort alles zerstört hatte. Aber scheinbar waren der Kalender und die anderen Zettel an der Pinnwand nicht von dem Feuer vernichtet worden. Sirius hatte ja erzählt, dass er und Remus nur kurz danach hier ankamen und das Feuer gelöscht hatten. Sein Pate hatte ihn dann aus dem zertrümmerten Haus gerettet und an Hagrid übergeben, der ihn wiederum, gemäß Dumbledores Anweisungen, zu den Dursleys gebracht hatte. Er folgte Sirius aus der Küche, der nun die Treppen emporstieg und schloss sich ihm an. Oben öffnete Sirius eine Tür. „Das ist dein Zimmer. Lily wollte es unbedingt traditionell in blau einrichten, obwohl James diese Einteilung in rosa und blau als lächerlich empfand. Aber wie so oft hat Lily sich durchgesetzt.“ Sirius schmunzelte bei diesem Gedanken. Die rothaarige Schönheit war die Einzige gewesen, die James je in den Griff bekommen hatte. Zwar hatte auch sie ihn nicht ganz bändigen können, aber, wie sie ihm verraten hatte, war das auch nie ihre Absicht gewesen, schließlich hatte sie sich letztendlich doch in den mutigen, wilden Abenteurer verliebt, doch durch Lily war er sanfter geworden, erst recht, als dann Harry zur Welt gekommen war. Ihn und seine Frau hatte James beschützen wollen, genauso, wie er es letztendlich getan hatte, auch wenn es sein Leben gefordert hatte. Harry sah sich derweil staunend in dem großen hellen Zimmer um. Er hätte das Zimmer in jedem Fall gemocht. Es wäre sowieso alles besser gewesen, als in einem kleinen Schrank unter der Treppe aufzuwachsen. Nach einer Weile trat er dann lächelnd auf den Flur hinaus und sah Sirius fragend an, der gegen die Wand gelehnt gegenüber seiner Zimmertür stand. „Was sind das andere für Zimmer?“ erkundigte er sich dann und besah sich die geschlossenen Türen. Sirius stieß sich von der Wand ab. „Glaubst du denn, du hättest Einzelkind bleiben sollen?“ Sofort verschwand Harrys glückliches Lächeln. Er hatte sich so oft ausgemalt, wie sein Leben hier hätte verlaufen können, dass er glatt vergessen hatte, dass auch die Familienplanung seiner Eltern wohlmöglich gar nicht abgeschlossen gewesen war. Ein beklemmendes Gefühl beschlich ihn und er spürte grenzenlose Trauer in sich aufsteigen. Seine Eltern waren eigentlich so jung gewesen, als sie sterben mussten. Aber er wusste auch, dass sie sich ganz bewusst dafür entschieden hatten, gegen Voldemort zu kämpfen und tief in seinem Inneren wusste er auch, dass diese Entscheidung richtig gewesen war, auch mit einem solchen Ende für die beiden und für Sirius, der sein halbes Leben in Askaban verbracht hatte. Sirius öffnete eine weitere Tür und ließ Harry den Vortritt. Darin stand ein riesiges Ehebett und ein kleines Babybettchen. Harry schluckte und ihm stiegen die Tränen in die Augen. Hier war es passiert. Hier hatte seine Mutter den Tod gefunden, während sie ihn, ihren Sohn, beschützt hatte. Hier hatte Sirius den kleinen Harry gefunden, neben ihm die Leiche von Lily, die Voldemort von ihm heruntergezerrt hatte, schließlich musste er irgendwie an das Baby herankommen. Sirius hatte den schreienden Harry aus seiner Wiege gehoben. Alle Gefühle hatte er aus seinem Verstand gesperrt, er hatte nur noch mechanisch gehandelt. Zunächst hatte er Harry getröstet, dann hatte er ihn frisch gewickelt, ein paar Babysachen eingepackt, da er ihn mit sich nehmen wollte, mit sich nehmen musste, schließlich war er sein Pate und nun Vormund. Dann hatte er den mittlerweile wieder schlafenden Harry an seine Schulter gelegt, hatte Lily einen letzten Blick zugeworfen, dann war er zur Treppe gegangen, auf der er schon zuvor über die Leiche seines besten Freundes gestiegen war. Remus war schon am Fuß der Treppe umgekehrt. Es war einfach zu viel gewesen, James dort gekrümmt liegen zu sehen, die leeren Augen, die sie anklagend angestarrt hatten, und zu wissen, dass er nie wieder aufstehen würde, nie wieder verschmitzt lachen würde, so wie er es immer nach einem Streich getan hatte. Sirius hatte Remus bedeutet, draußen zu warten. Remus hatte die Befürchtung gehegt, dass Sirius ihn nun für einen Feigling halten würde, doch als dieser dann mit Harry aus dem Haus gekommen war, hatte ein Blick genügt, um zu wissen, dass dem nicht so war. Auch Sirius hatte es schwer zugesetzt, seine Freunde so zu sehen. Er hatte nur daran gedacht, nach dem Baby zu sehen, zu sehen, ob Harry noch lebte, und dem war ja auch so gewesen. Sirius hatte tröstend einen Arm um Remus gelegt und ihn nah zu sich herangezogen, ihn beruhigend geküsst. Dann war Hagrid mit Hilfe eines Portschlüssels aufgetaucht und hatte Sirius einen Brief von Dumbledore überreicht. Sirius, ich weiß, dass du Harrys Pate bist und du ihn gerne bei euch wohnen lassen würdest. Aber du weißt auch von dem starken Blutzauber, der Harry nur bei seiner Muggelverwandtschaft schützen kann. Deshalb habe ich Hagrid geschickt. Er wird den Jungen hierher bringen. Sirius hatte Remus kurz angesehen, dem die Tränen über die Wangen flossen. Dann hatte er Harry kurz ins Gesicht gesehen und zum ersten Mal die Fluchnarbe entdeckt. Kurz hatte er dem Baby über den Kopf gestrichen, bevor er ihn Hagrid ausgehändigt hatte. „Aber nimm mein Motorrad. Remus und ich können apparieren,“ hatte er zu Hagrid gesagt. Dann hatten die beiden dabei zugesehen, wie Hagrid mit dem kleinen Bündel Leben davongeflogen war, danach waren sie gemeinsam zu ihrer Wohnung appariert. Harry konnte es nicht fassen, dass er nun hier stand, an dem Ort, an dem seine Mutter den Tod gefunden hatte. Abermals hörte er ihre Schreie in seinem Kopf, die er damals gehört hatte, als er den Patronus geübt hatte. Es ging ihm nun ähnlich, wie Remus damals: es war ihm einfach zu viel. Er legte seine Hände auf seine Katzenohren, um die Schreie auszuschließen, die Tränen liefen ihm unaufhaltsam über die Wangen, er drehte sich um und stürmte an Sirius vorbei, die Treppen hinunter und raus aus dem Haus. Erst davor kam er zum Stehen und starrte auf das wild peitschende Meer hinaus. Dann besah er sich das saftige Grün der Wiese unter seinen Füßen und ließ die Schultern hängen. Genauso, wie das Gras hier einfach wieder weiterwuchs, würde auch er weiter leben. Er fragte sich, weshalb Sirius und Remus ihn überhaupt hierher geführt hatten. „Das ist dein letztes Erbe, Harry“, erklärte Remus nun hinter ihm, als hätte er seine Gedanken gelesen. „Du bist jetzt volljährig“, fügte Sirius hinzu. „Es ist dein Haus.“ Harry wischte sich die Tränen weg und sah Sirius an, der ihn schmerzlich anlächelte. „Was ist mit deinem Haus?“ Sirius zog eine Augenbraue hoch. „Was soll damit sein? Ich kann schlecht von dir verlangen, zu mir zu ziehen, nur weil mir gelegentlich die Decke auf den Kopf fällt und mir langweilig ist. Du bist volljährig und damit erwachsen. Du bist frei und niemandem Rechenschaft schuldig, Harry.“ „Und wenn ich trotzdem bei dir leben möchte?“ fragte Harry und sah seinen Paten bittend an. Sirius lächelte leicht. Er hatte gehofft, dass Harry zu ihm ziehen wollte. Der Schwarzhaarige betrachtete den Schüler. „Du solltest dir aber im Klaren sein, dass ich dann weiterhin ein Augen auf dich haben werde, egal, ob erwachsen, oder nicht.“ Harry erwiderte das Lächeln. „Schon klar und akzeptiert.“ Nach einem kurzen Abstecher zum Grab von Harrys Eltern, an dem er einen kleinen Strauß weißer Rosen ablegte, apparierten sie nun zum Grimauldplatz. ** Als sie die große Villa betraten, war niemand da. Harry hatte eigentlich erwartet, dass Ron ihm entgegengelaufen kam, dass alle Weasley anwesend sein würden, dazu noch Hermine, schließlich war heute doch sein Geburtstag. Doch es schienen noch nicht einmal andere Ordensmitglieder da zu sein. Remus zeigte Harry kurz sein neues Zimmer, das wesentlich größer war, als das, das er sich früher mit Ron geteilt hatte und das er nun alleine bewohnen konnte. Harry stellte fest, dass sein Gepäck bereits da war, sein Pate hatte wohl damit gerechnet, oder zumindest die Hoffnung gehegt, dass Harry zu ihm ziehen würde. Gemeinsam gingen sie dann in die große Küche hinunter. „Wo sind denn die anderen?“ wollte er von seinem Paten wissen. Dieser lächelte. „Die kommen heute Abend, keine Sorge, du bekommst noch deine Party. Aber wir haben uns gedacht, dass wir bis dahin eine kleine Familienfeier zu dritt abhalten.“ Harry erwiderte das Lächeln. „Familienfeier, wie?“ „Sirius hat extra eine Torte gebacken. Auf Muggelart, weil das mehr Spaß macht, wie er sagt“, erklärte Remus grinsend und stellte erwähnten Kuchen auf den Küchentisch. „Herzlichen Glückwunsch, Harry.“ „Naja, Remus hat mir geholfen. Eigentlich hab ich zwei linke Hände.“ Sirius deckte den Tisch für drei Personen und setzte sich dann hin. „Von mir auch ein Happy Birthday.“ Sirius sah zu seinem Patenkind hoch. Remus schnitt den Kuchen und verteilte die Stücke. „Hab ich dir je von Sirius’ erstem selbstgebackenem Kuchen erzählt, Harry?“ Der schüttelte den Kopf und musste grinsen, als Sirius die Augen verdrehte. „Erzähl nicht davon!“ bat Sirius seinen Freund wehleidig, doch Remus grinste nur, er kannte kein Erbarmen. „Du kennst doch Hagrids Kekse?“ Remus wartete erst gar nicht Harrys Nicken ab, der mittlerweile auch am Tisch saß. „Die sind nichts dagegen! An den Keksen kann man noch ein paar Krümel mit den Zähnen abkratzen, aber bei Sirius’ Kuchen war selbst das unmöglich, so hart war der.“ „Hey, ich war damals 16! Und hatte nie Muggelkunde!“ erwiderte Sirius. „Warum hast du dann nicht gezaubert?“ wollte Harry grinsend wissen. „Weil es etwas besonderes werden sollte“, erläuterte der Ältere und seine Augen funkelten begeistert auf. Remus lachte. „Oh ja, es war etwas besonderes! James hat ihn aus dem Fenster geworfen, du weißt schon, aus dem Schlafsaal im Gryffindorturm. Selbst das hat er überstanden!“ Harry lachte nun ebenfalls, zumal sein Pate nun einen Schmollmund zog und beleidigt tat. Der Junge tat sich etwas von dem Kuchen auf die Gabel und aß das Stück. „Schmeckt lecker!“ kommentierte er, doch dann fiel ihm etwas ein. „Hast du die Kuchen, die du mir geschickt hast, damit ich wegen Dudleys Diäten nicht verhungere, auch selbst gebacken?“ erkundigte er sich und musterte seinen Paten. Der nickte bestätigend. „Remus hat mir ja immer geholfen und mittlerweile habe ich auch etwas Übung.“ Sirius zwinkerte leicht und Harry lächelte. „Übrigens, Draco hat mich zu sich eingeladen.“ Er musste die lockere Stimmung ausnutzen. Vielleicht war mit Sirius besser zu reden, wenn er gemütlich saß und Kuchen aß. Sirius zog beide Augenbrauen zusammen. „Ich möchte nicht, dass du dorthin gehst. Das ist viel zu gefährlich. Du weißt, dass seine Eltern beide Todesser sind und er ist das wahrscheinlich auch. Du würdest ihm in die Falle tappen.“ Harry nickte leicht. Das hatte er schon erwartet. „Und wenn wir uns in der Winkelgasse treffen?“ schlug er daher vor. Sirius und Remus tauschten Blicke aus. Remus war sofort klar, was Sirius dachte. „Ich möchte nicht, dass du dich überhaupt mit ihm triffst. Es ist schon schlimm genug, dass ihr jetzt befreundet seid“, erklärte Sirius mürrisch und bestätigte somit Remus’ Vermutungen. „Du kannst es ihm nicht verbieten“, wandte der Brünette daher ein, noch bevor Harry etwas erwidern konnte. Sirius sah seinen Freund verstimmt an. „Du kennst Lucius und Narzissa.“ „Außerdem: Auf welcher Seite stehst du eigentlich?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Natürlich kenne ich die beiden. Und mir ist durchaus bewusst, dass die beiden Todesser sind und es nicht auszuschließen ist, dass Draco in die Fußstapfen seiner Eltern tritt. Aber er ist nun mal nicht Lucius. Vielleicht will er mit all dem nichts zu tun haben“, erklärte Remus. Sirius hob eine Augenbraue. „Du weißt genau, dass das sein Todesurteil wäre.“ „Er ist erwachsen, Sirius. Und er wäre nicht der Erste, der Voldemort den Dienst verweigert“, meinte der Werwolf ruhig. „Und wie viele von diesen Verweigerern leben noch?“ hakte Sirius nach und starrte Remus dabei über den Tisch hinweg an. Harry hingegen hielt sich im Hintergrund und verfolgte das Gespräch gespannt. Remus sah betreten auf den Tisch. Beide wussten, dass es keiner überlebt hatte, wenn sie ernsthaft die Seiten gewechselt hatten. Sirius sah den Brünetten weiterhin schweigend an, doch er erhielt keine Antwort. Dann wandte er sich an Harry. „Ich kann es dir natürlich nicht verbieten, wenn du dich unbedingt mit ihm treffen willst. Auch wenn mir alles andere als Wohl bei dem Gedanken ist. Und du musst dir im Klaren darüber sein, dass du auf dich aufpassen musst.“ Harry nickte artig. Das war ihm schon seit einiger Zeit bewusst. Er konnte im Grunde niemandem trauen, außer sich selbst. Und noch ein paar Leuten, für die er seine Hand ins sprichwörtliche Feuer legen würde. Dazu zählten nun mal Sirius und Remus, Ron und Hermine. Doch sollte er auch Draco dazuzählen? Der Schwarzhaarige dachte flüchtig an das Gespräch zwischen Draco und dem Inhaber von Borgin & Burkes, das er belauscht hatte. Er hatte noch immer nicht herausfinden können, worum es sich dabei gehandelt hatte. Aber er dachte auch an Dracos Gefühle für ihn und seinen Patronus, der eindeutiger nicht sein konnte. „Was macht dich so sicher, dass Draco dich nicht verrät?“ Remus hatte den Jungen eingehend beobachtet und er hegte die Vermutung, dass Harry einen triftigen Grund hatte, Draco zu vertrauen. Harry wurde etwas rot um die Nase. Um dies zu vertuschen, senkte er seinen Blick auf seine Hände, die unruhig in seinem Schoß lagen und die er ausgiebig knetete. Remus beobachtete ihn weiterhin interessiert. Weder die neue Gesichtsfarbe, noch das unbehagliche Zucken von Harrys Katzenohren war ihm daher entgangen. Ebenso wenig, wie der innere Kampf, den Harry mit sich austrug. Der rang mit sich selbst. Wie gerne würde er mit den beiden über Draco, dessen Gefühle zu ihm und seine eigenen Gefühle gegenüber dem Slytherin reden, doch er war unsicher, gerade, was Sirius anging. Er konnte die neugierigen Blicke von Sirius, der nun auch bemerkt hatte, dass sein Patensohn etwas verschwieg, als auch die abwartenden Blicke Remus’ auf sich spüren. „Er liebt mich“, flüsterte er kaum hörbar und hatte selbst nicht einmal bemerkt, dass seine Lippen sich geteilt hatten, um zu sprechen. Erst als es raus war, wurde er sich bewusst, dass er es laut gesagt hatte. Bereuend biss er sich auf die Unterlippe, so dass es schon schmerzte. Sirius sog überrascht die Luft ein. Auch Remus zog die Augenbrauen hoch. „Was macht dich so sicher?“ Harry zögerte, konnte den beiden noch immer nicht in die Augen sehen. „Sein Patronus...“ Kurz zögerte er. „Ist ein Kätzchen.“ Sirius und Remus sahen sich an. Beide wussten nur zu gut, was das bedeutete. „Und was empfindest du für ihn?“ hakte Remus nach. „Ich ... mag ihn.“ Unsicher richtete Harry seinen Blick auf Remus. „Es ... ist schwer zu beschreiben. Es ist anders, als mit Hemine oder Ron.“ Remus lächelte sanft, doch Sirius stöhnte auf und rollte die Augen. „Jetzt verliebst du dich einmal und dann ausgerechnet in diesen ... diesen ...“ Er schien kein passendes Wort dafür zu finden, wie er Malfoy umschreiben konnte, doch er hatte die Hände zu Fäusten geballt und sein Gesicht war vor Wut verzerrt. Harry fühlte sich nach dieser Reaktion seines Paten sichtbar unbehaglich. Remus beugte sich zu seinem Freund hinüber und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Unterarm. „Du weißt genauso gut wie ich, dass man es sich nicht aussuchen kann, in wen man sich verliebt“, versuchte er Sirius zu beschwichtigen. Dieser wandte ihm leicht angesäuert den Kopf zu und zog beide Augenbrauen hoch. Doch bevor er etwas erwidern konnte, fuhr Remus fort: „Du hast dich schließlich auch in mich verliebt, obwohl du wusstest, dass ich dir gefährlich werden kann, obwohl es damals keinen Wolfsbanntrank gab, aber dir war das egal. Im Gegenteil, je gefährlicher, umso besser.“ Es hatte mal eine Phase gegeben, in der Remus sich tatsächlich gefragt hatte, ob Sirius ihn nur deshalb liebte. Weil er ein Werwolf war, weil er gefährlich war, weil Sirius das Risiko liebte. Doch der Brünette liebte Sirius seinerseits so sehr, dass er selbst das akzeptieren würde, denn er wollte Sirius in keinem Fall verlieren. Sirius hob eine Hand und strich Remus damit zärtlich über die Wange. „Du kannst nichts dafür, dass du ein Werwolf bist“, erklärte er in milder Tonlage. Dann richtete er seinen Blick wieder auf Harry. „Im Gegensatz zu Malfoy. Der ist freiwillig Todesser.“ „Er ist kein Todesser!“ Harrys Stimme bebte vor Wut und er hatte Mühe, sich zu beherrschen. „Ich habe nie das dunkle Mal bei ihm gesehen!“ Wieso konnte Sirius nicht seine Vorurteile beiseite schieben? Draco war schließlich nicht sein Vater! „Das kann man verbergen“, grummelte Sirius. Jetzt reichte es! Harry sprang auf. „Er liebt mich und würde mir nie etwas antun!“ Er stürmte aus der Küche und rannte zu seinem neuen Zimmer. Dort griff er nach seinem Besen, um auf dem riesigen Dachboden, dort, wo Seidenschnabel noch vor kurzem gehaust hatte, ein paar wütende Runden zu drehen. Die Luft stand praktisch in dem Raum, doch Harry hatte ein hohes Tempo, so dass auch diese Luft es vermochte, ihm um die Ohren zu sausen. So hatte er sich seinen Geburtstag sicherlich nicht vorgestellt. Und zwar ganz und gar nicht. Nicht mit einem Streit. Er fühlte sich allein gelassen. Alleine mit seinen Gefühlen, die ihn in gewisser Weise belasteten. Denn er konnte es Draco nicht einfach so sagen, was er erst mit Remus’ Hilfe realisiert hatte. Die Erkenntnis war auf ihn eingestürmt wie ein schwerer Orkan. Und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Stattdessen hatte er sich mit Sirius gestritten, von dem er sich mehr Verständnis und Hilfe erhofft hätte. Remus hatte zwar versucht, seinen Paten zu beruhigen, doch er hatte zu dem Werwolf nie ein so enges Verhältnis aufgebaut, wie zu Sirius. Sirius stand seinem Herzen einfach näher, das Letzte, was er wollte, war ein Streit mit diesem, erst recht nicht an seinem Geburtstag. Abrupt blieb Harry mitten in der Luft stehen. Seine Ohren zuckten vor Aufregung. Während seine Gedanken Purzelbäume geschlagen hatten, sich einander in seinem Kopf gejagt hatten, er einfach nur keine Ahnung hatte, wie es weiter gehen sollte, hatte sich eine Frage ganz plötzlich wie ein aus dem Nichts erscheinender weißer Blitz an die Oberflächen seiner Gedanken gesetzt und er war fassungslos darüber, dass er es in der kurzen Zeit vergessen hatte. Was hatte damals das alte Black-Haus zum Beben gebracht? Er stand in der Luft und zermaterte sich den Kopf, weshalb er daran nicht mehr gedacht hatte, aber eine Sekunde später stürzte er von der Decke etliche Meter dem Boden entgegen. Schlitternd landete er am Boden, stieg hastig von seinem Besen und rannte dann die enge schwarze Treppe mehrere Stockwerke hinab. Als er unten in der Küche ankam, war nur noch Remus dort, saß am Küchentisch und blickte nun neugierig und überrascht von den Pergamenten in seiner Hand auf. „Wo ist Sirius?“ keuchte Harry atemlos. Remus öffnete den Mund, um ihm zu antworten, doch er kam nicht mehr dazu. „Hier bin ich.“ Sirius trat aus der Speisekammer in die Küche, zwei Bierflaschen in der Hand. Er musterte sein Patenkind. „Ich dachte, du wärst sauer auf mich. Ich habe ehrlich gesagt erwartet, dass du eine Weile nicht mehr mit mir sprichst.“ Harry sah stumm dabei zu, wie Sirius sich Remus gegenüber wieder an den Tisch setzte, die beiden Flaschen öffnete und eine davon zu Remus hinüber schob. „Wieso hat das Haus gebebt?“ stieß Harry dann hervor, den Feuerblitz noch immer in der Hand. „Ah, ich dachte schon, du fragst gar nicht mehr.“ Sirius sah von seinem Platz zu Harry hoch und grinste. Dann stand er wieder auf. „Am Besten, ich zeige es dir. Remus?“ Der nickte nur und winkte die beiden fort. Er würde die Gäste schon empfangen, sobald sie eintrafen. Harry lehnte schnell seinen Besen an den Küchentisch und beeilte sich dann, Sirius zu folgen. Während er dessen Rücken betrachtete, schossen Harry noch einmal alle möglichen und unmöglichen Gründe durch den Kopf, die diese Auswirkung auf das Haus gehabt haben konnten, die er aber alle damals schon mit Ron und Hermine diskutiert und wieder verworfen hatte. Sirius führte ihn zu einer glatten Wand, tippte kurz mit dem Zauberstab dagegen und murmelte etwas für Harry unverständliches vor sich hin. Zu seiner Überraschung glitt die Wand vor seinen Augen auseinander. Dann folgte er Sirius weiter in die Dunkelheit, die aber nicht lange andauerte, da Sirius mit einem Schlenker seiner Zauberstabes die Fackeln entzündete, die in gewissen Abständen zu beiden Seiten des Ganges an den Wänden hingen. „Ich habe vorher nie gewusst, dass es diesen Gang oder die Treppe überhaupt in diesem Haus gibt“, ergriff nun Sirius das Wort und Harry folgte ihm schweigend eine Treppe hinunter. „Obwohl man meinen sollte, man müsste sein eigenes Elternhaus in und auswendig kennen. Ich nehme an, da kenne ich Hogwarts besser.“ Harry dachte flüchtig daran, dass der Raum der Wünsche nicht auf der Karte der Rumtreiber verzeichnet war, doch er hatte keine Lust, Sirius darauf aufmerksam zu machen. Nach einer scheinbaren Ewigkeit gelangten sie in eine kleinere unterirdische Felsenhalle. Sirius wandte sich nach rechts, und Harry fragte sich kurz, was die Schwärze verbarg, die in dem Tunnel lag, der noch geradeaus weiterging. Sein Pate sah ihn abwartend an. Als Harry sich ihm wieder zukehrte, konnte er erkennen, dass Sirius mit verschränkten Armen neben einer Glasvitrine stand. Er trat näher heran, um die verschiedenen Gegenstände, die darin verborgen waren, anzusehen. Überrascht zog er die Luft ein. Vor ihm lag das echte Medaillon von Slytherin, daneben der Kelch von Hufflepuff, beide zerstört, und natürlich der Ring, den Dumbledore zuvor schon zerstört hatte. „Dumbledore hat mich eingeweiht“, erklärte Sirius leise. Harry sah Sirius abwartend an. “Das Haus hat gebebt, weil sich der Durchgang zu dieser geheimen Kammer geöffnet hat. Regulus hatte hier Hinweise auf die verschiedenen Horkruxe, die er gefunden hatte, hinterlegt. Da jemand den falschen Horkrux entwendet hat, hat sich eine Art Mechanismus in Gang gesetzt, der den Durchgang geöffnet hat. Er ist vermutlich davon ausgegangen, dass nur Voldemort die Horkruxe zurückholen würde und er dachte, dass ich dann hier sein würde und seine Hinweise verstehen würde, um die Horkruxe zu finden und zu zerstören. Mit meiner Hilfe hat Dumbledore die Nachrichten entschlüsselt und wir haben gemeinsam die neuen Verstecke, an denen Regulus die Horkruxe erneut versteckt hielt, aufgesucht und die Horkruxe mit dem Schwert von Godric Gryffindor zerstört. Das Basiliskengift ist eines der wenigen Dingen, die einen Horkrux zerstören kann. Als du damals mit dem Schwert gegen den Basilisken gekämpft hast, hat das Schwert die Kraft des Giftes in sich aufgenommen. Deshalb konnte es die Horkruxe zerstören. Wie du siehst, haben wir allerdings nur diese drei ausfindig machen können. Mein Bruder hat einige Überlegungen angestellt, die denen von Dumbledore sehr nahe kommen. In seinen Aufzeichnungen, die er hier gelassen hat, vermutete er, dass einer der übrigen Horkruxe Ravenclaws Diadem sein könnte und das weitere ein Artefakt Gryffindors. Aber mehr als Vermutungen konnte er keine anstellen.“ „Die beiden übrigen müssen wir also selbst suchen.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Und Nagini blieb natürlich auch noch. Sirius antwortete nicht, sondern beide musterten eine Weile schweigend die Gegenstände. Nach einer Weile räusperte Sirius sich. „Wir sollten wieder nach oben. Die Gäste kommen gleich.“ Harry nickte abwesend, brauchte aber noch einen Augenblick, um sich von dem Anblick loszureißen. Gemeinsam machten sie sich dann auf den Weg zurück. „Reg hat auch Vermutungen über das Tagebuch angestellt. Er wusste, dass Malfoy und unsere werte Cousine Bellatrix Voldemorts engste Vertrauten waren. Da er den Becher von Hufflepuff bei Bellatrix gefunden und ihr im Gegenzug ein Duplikat hinterlassen hatte, lag die Vermutung nahe, dass auch Malfoy einen dieser Gegenstände verwahrte. Wie wir heute wissen, stimmt das sogar“, erklärte Sirius über seine Schulter, da er wieder vor Harry ging, obwohl Treppe und Gang breit genug gewesen wären, dass sie beide hätten nebeneinander gehen können. Doch Harry war froh, dass dem nicht so war, so konnte er mit einem Ohr zuhören und es fiel nicht so sehr auf, dass er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war. Da Malfoy offensichtlich einen wirklich sehr hohen Posten unter den Gefolgsleuten des Dunklen Lords einnahm, da er ja sogar einen Horkrux verwahrt hatte, kamen Harry nun plötzlich wieder Zweifel daran, dass Draco es wirklich ernst mit ihm meinte und dass er vielleicht doch ebenfalls ein Todesser war. Er war froh, dass Sirius nun bei dieser Gelegenheit nicht noch einmal dieses Thema anschnitt. Der Junge war sich sicher gewesen, dass Dracos Patronus seine Gefühle für ihn offenbarten, doch konnte er es nicht von der Hand weisen, dass er manchmal starke Zweifel hegte. Und er befürchtete, durch seine eigenen Gefühle den Blick für die Wahrheit zu verlieren. Als er nun jedoch durch die Wand im Eingangsbereich trat, in den Teil des Hauses, der ihm schon bekannt war, wurde er schnell auf andere Gedanken gebracht, denn sofort stürzte sich jemand auf ihn und drückte ihn fest an sich. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Harry!“ Hermine verstärkte kurz ihre Umarmung, bevor sie ihn losließ. Ron lachte herzlich über den überrumpelten Gesichtsausdruck, der zum Vorschein kam, als Hermine sich von Harry löste. „Endlich volljährig, Mann!“ Ron klopfte ihm kräftig auf die Schulter und erntete ein Lächeln von Harry. Sofort wurde er in die volle Küche gezogen, in der der halbe Orden des Phönix anwesend war: die komplette Familie Weasley, natürlich ohne Percy, Tonks, Fleur und Hagrid und zu seiner Überraschung auch Neville mit seiner Großmutter, Seamus und Luna. Harry freute sich, dass sie alle da waren. Doch er spürte, dass er jemanden vermisste. Draco. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)