Vampirhybrid #9 von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- ok, das ist definitiv ein neuer teil. Menschen... Yves blickte zur Decke der Eingangshalle, als sie sich eine gute Antwort überlegte. Die Decke war rissig und an vielen Stellen aufgesprungen. Man konnte noch die Überreste eines alten Deckengemäldes erkennen, das mehrere Engel in einem Garten zeigte- auch Menschen schienen dazwischen zu sein. Im Hintergrund waren wohl ein paar schwarze Gestalten, die vielleicht Dämonen darstellten. Yves' Blick fiel auf eine Engelsgestalt, die etwas weiter hinten stand und deren weiße Flügel durch den Schatten der auf sie fiel dunkel erschienen. >Fast wie ein Vampir...< "Also?" fragte Mihai. Er war plötzlich sehr viel ruhiger als eben noch. Yves drehte den Kopf und sah in seine Augen. "Wie glaubst du denn, sind Menschen?" Mihai runzelte die Stirn und Yves entschied, dass diese Frage die sie an ihn gestellt hatte, eine rhetorische Frage gewesen war. "Weißt du, bei uns hat man die Vampire ganz verschieden dargestellt. Mal waren sie eigentlich nette Wesen, die nur durch Zufall nicht so beliebt waren. Dann waren sie - wie du und ich, ganz normal. Nur dass sie sich von Blut ernährten. Und dann gab es noch die Geschichten, wo sie die Bösen sind. Du kennst die Geschichte von Graf Dracula?" "Sicher." nickte Mihai. "Graf Dracula stammte von einem Vampir ab. Er war ein Vampirhybrid und hatte einen Knall dazu. Deswegen ließ er Feinde pfählen, um seinen Blutdurst zu stillen...." "Das ist vermutlich die wahre Geschichte." sagte Yves nachdenklich. Dann fiel ihr ein, was Mihai mal gesagt hatte, ,die meisten Vampirhybriden sind Monster'. "Er war ein Vampirhybrid? Wie ich?" "Ja. Meiner Meinung nach ist durch ihn ein Großteil des... Glaubens geprägt worden, sie wären alle Monster." Yves hatte bemerkt, dass er ihr dabei nicht in die Augen schaute. "aber du glaubst das jetzt nicht mehr?" "Wie sollte ich, ich hab doch einen zum Partner!" erwiderte er und verschränkte die Arme, während er sich mit dem Rücken an das alte Geländer lehnte. "und sowieso, was hat das alles mit Menschen zu tun?!" Yves stützte sich mit einer Hand auf dem Treppengländer ab, um ihm ins Gesicht sehen zu können. "Eine ganze Menge! Was die Menschen von euch glauben, glaubt ihr von den Menschen! Das ist doch dumm.... außerdem wäre ich nicht froh, wenn du sterben würdest." Yves wandte sich wieder von ihm ab und lenkte den Blick nochmal auf das Gemälde. Mihai antwortete nicht und blickte verlegen zur Seite. "Vielleicht hilft es, erst mal herauszufinden, wie und wo sie Tural angegriffen haben." Sagte er schließlich, kompromißbereit. Yves lächelte in sich hinein. Es war richtig gewesen, ihn nicht alleine zu lassen. Sonst wäre er unter Umständen noch allein losgeflogen... obwohl er mit einigen Dingen gar nicht so unrecht hatte. Auch Yves fand es schrecklich, das Tural angegriffen worden war, und sie erinnerte sich daran, dass auch sie an einem Allain Rache für ihre Eltern genommen hatte. Aber hätte sie einen aussichtslosen Kampf aufgenommen? Einen Moment lang bewunderte sie Mihai, der mutig genug gewesen wäre, loszufliegen und zu kämpfen. Doch dann siegte ihre praktische Seite. Es hätte niemandem genutzt. Gut dass sie da gewesen war. "Ja, eine gute Idee. Dann müssen wir aber warten, bis er aufgewacht ist. Bis dahin kannst du mir vielleicht noch ein bisschen was von der Burg zeigen.." Mihai grummelte, dann sagte er: "Das hier ist die Eingangshalle." Yves verdrehte die Augen. Er konnte es einfach nicht lassen. Von Zeit zu Zeit wurde er ernst, gewissenhaft... sanft... und dann schien er wieder mit der gesamten Welt im Clinch zu liegen. "Mich interessiert erst mal die erste Etage und die ganzen Wohnräume dort. Elari sagte auch etwas von einer Bibliothek... es wäre schön, wenn ich mir alles erst mal mit dir zusammen ansehen kann, bevor ich hier alleine rumlaufe." Sie strich sich mit der Hand eine Strähne des hellbraunen Haares hinter das Ohr. "In Ordnung?" Ihr Blick fiel auf ihre Hand, als sie das sagte, dort wo vorher die Wunde durch die Scherben der Vase gewesen waren, war nichts mehr zu sehen. Ihre selbstheilenden Kräfte hatten anscheinend schon gewirkt. "Na schön." Meinte Mihai und trat einen Schritt vom Geländer weg. "Komm mit." Z§Z§Z§Z Yves hätte nicht gedacht, dass das Schloß so riesig sein könnte. Es kam ihr so vor als hätten sie schon tausende Räume betreten, allein in diesem Stockwerk. Dabei hatte sie die unterschiedlichsten Einrichtungen kennenglernt. Einige Räume waren mit uralten Möbeln ausgestattet, und Yves konnte dort die Last des Alters fast körperlich spüren. Andere waren eher wie Arbeitszimmer, schlicht und stilvoll gehalten. Manche Räume waren eher wie Wohnzimmer, gemütlich und ,flauschig' in der Athmosphäre. In manchen Zimmern waren Möbel aus ganz unterschiedlichen Epochen zusammengewürfelt. In vielen Zimmern lag der Staub zentimeterhoch, aber in den Räumen, die näher an der Küche und den privaten Räumen lagen, war alles ordentlich und sauber. Damit hatte wohl Dull zu tun. Mihai erklärte auch, dass Dull keine Türen öffnen konnte, weswegen einige Zimmer regelmäßig ,vergessen' wurden. Es gab auch mehrere Esszimmer, sowie Räume zur universellen Nutzung. Schließlich kamen sie an dem Ende des Ganges an, an dessen Anfang Yves' Zimmer lag. Vorher hatten sie immer nur kurz in jedes Zimmer hineingeschaut, aber für dieses hier schien Mihai mehr Zeit einzuplanen. Die Tür war wuchtig und reich verziert. Yves sah ihr an, dass sie mindestens schon 300 Jahre alt war, das Holz war wurmstichig und im Laufe der Zeit immer dunkler geworden. "Das hier ist die Bibliothek." Erklärte Mihai während er den großen, ehemals vergoldeten, Schlüssel mit einiger Anstrengung im Schloß drehte. Es knackte und knirschte, diese Tür mußte schon eine Weile nicht mehr geöffnet worden sein. Mihai stemmte sich mit der Schulter dagegen und schob sie überraschend schnell auf, Yves befürchtete, sie selbst weder öffnen noch schließen zu können. "ich denke wir lassen sie so." meinte Mihai ebenfalls, dann trat er beiseite und Yves ging in den riesigen Raum hinein. Er war wirklich riesig. Die Decke war mehr als 10 Meter über ihrem Kopf, hohe, jetzt aber mit schweren Vorhängen verdunkelte Fenster waren in der Wand zu ihrer Linken eingelassen. Die anderen Wände waren von hohen Bücherregalen geschmückt. In der Mitte des Raumes, der sich wohl über zwei Etagen erstreckte, standen zwei lange Tische, die von ein paar Stühlen umgeben waren. Auf einem Tisch standen zwei Globen, der eine mit vielen weißen Flecken. Vor den hohen Fenstern standen ein paar alte Sessel. Yves fühlte sich wie in ein altes Jahrhundert zurückversetzt. Als sie weiter hineintrat und sich staunend um sich selbst drehte, sah sie, dass die Eingangstür ebenfalls von Regalen eingekeilt war. Eine hohe Leiter lehnte an diesem Regal. Es mußten Tausende und Abertausende von Büchern sein, die in diesem Raum versammelt waren! Viele sahen sehr, sehr alt aus, vor allem die in den höheren Fächern. Weiter unten standen neuere Ausgaben, und als sie näher heranging und ein paar Titel las, entdeckte sie darunter auch ihr bekannte Werke, wie "Faust" von Goethe, Gedichtbände, Reisebeschreibungen, auch den "Hexenhammer". "Jede Generation hat neue bücher hinzugefügt." Kommentierte Mihai, während er sich an die Tür lehnte und Yves beobachtete. "Und das schon seit bevor wir hier eingezogen sind." "Das ist unvorstellbar! Das ist.. das ist- wie eine Dokumentation der Zeit!" sagte Yves, während sie zu einem andern Regal ging und dort ein paar Bücher durchblätterte. "Schon überwältigend, was?" "Das kannst du laut sagen, aber... warum wart ihr hier so lange nicht mehr drin?" fragte Yves wissbegierig. Sie wußte, was sie in der nächsten Zeit in jeder freien Minute tun würde, denn sie war eine Leseratte. Mihai zog erst überrascht die Augenbraunen hoch, dann verstand er wie sie das herausgefunden hatte. "Ach, wegen der Tür... es gibt noch einen weiteren Eingang, den wir normalerweise benutzen. Dort hinten, im zweiten Teil der Bibliothek." Mihai wies auf eine Ecke, in der Yves jetzt eine schmale Tür erkannte. "Der Zugang kommt von unten- von der Küche aus." "Achso. Und was macht ihr so in diesem Raum? Hier müssen hunderte von Leuten drin Platz haben!" Yves konnte sich nicht vorstellen, dass Mihais Familie andauernd in diesem Raum war, aber es war viel zu schade, ihn ungenutzt zu lassen. "Früher hatten Tural und ich in dem anderen Raum Unterricht. Aber ansonsten..." Yves drehte sich zu ihm um. "Ihr hattet Unterricht?" "Ja, oder hast du mich für dumm gehalten?" "nein.. ich kann mir nur schwer vorstellen, dass du Tests geschrieben und irgendwelche Daten gepaukt hast." erwiderte Yves kichernd. "Tests geschrieben..? Der Schutzgeist meiner Mutter hat uns eine Menge langweilige Dinge erzählt, das ist alles." Yves nickte vor sich hin. Auch hier gab es also etwas Normalität, aber trotzdem noch so, wie sie vor vielleicht 100 Jahren gewesen war, als die Kinder reicherer Eltern zu hause unterrichtet wurden. Plötzlich war Mihai wieder der Junge, der halt etwas anders war, und nicht mehr der Mörder, als der er ihr vor gar nicht allzu langer Zeit- und doch erst kurz vorher- erschienen war. "Ich sehe mir noch den anderen Raum an." sagte das Mädchen, während es schon auf die Tür zuging. Mihai folgte ihr langsam. Diese Tür war unverschlossen und ließ sich auch ganz leicht öffnen. Dahinter war ein kleinerer Raum, ebenfalls mit vielen Regalen bestückt. Allerdings waren hier freie Stellen wo noch Platz für die nächsten Bücher war. Zu Yves Überraschung entdeckte sie hier viele relativ neue Bücher. Verwundert blickte sie auf die "Herr der Ringe" Ausgabe, die sie in der Hand hielt. In dem Raum stand ein kleiner runder Tisch mit 3 Stühlen, sowie ein Sofa. Mihai setzte sich an den Tisch und beobachtete, wie Yves das Buch zurückstellte. Sie ließ ihre Fingerspitzen über die Rücken der anderen Bücher streichen, während sie an dem Regal entlang ging. Nach ein paar Minuten blickte sie zu dem Jungen, der das Gesicht in die Hände gestützt hatte und anscheinend in Gedanken verloren war. Nichts deutete mehr auf die Vorfälle vor gut einer Stunde hin. Yves setzte sich auf das Sofa und legte die Füße hoch. Eine vollkommene Stille trat in dem Raum ein, in der man fast die Atemzüge der beiden hören konnte. "Wenn ihr Menschen so sehr verachtet, warum habt ihr dann hier eine ganze Bibliothek voller Menschenbücher?" Mihai bewegte sich nicht und keine Regung deutete darauf hin, dass er ihre Frage überhaupt gehört hatte. Doch dann antwortete er. "Ich verachte keine Menschen. Meine Familie ist der Meinung, Menschen wären nichts wert. Aber das heißt nicht, dass sie dumm sind. Sie gehen nur sehr oft die falschen Wege. -Aber das ist noch lange kein Grund, sich hier zu langweilen, oder?" er drehte seinen Kopf und lächelte Yves an. "Da hast du Recht. Und was ist mit den ganzen Erfindungen? Warum habt ihr kein Fernsehen?" Mihai zuckte unwillig mit den Schultern. "Vampire wie die Tessons haben das alles. Aber man kann doch auch ohne das glücklich sein, stimmt's? Außerdem haben wir die Magie." "Ja, das stimmt auch wieder... sag mal was eßt ihr eigentlich zu Mittag?" Yves spürte ihren Magen grummeln. Es mußte schon wieder Morgen sein. "Um dich mal aufzuklären, wir essen am Anfang der Nacht etwas, immer zwischendurch wenn wir Hunger haben und bevor wir schlafen gehen nochmal viel." "Oh, das find ich gut!" Yves lachte und stand auf. "Wir können ja mal gucken wie es Tural geht." Mihai nickte und folgte Yves, die zu einer noch kleineren Tür wiederum in einer Ecke ging, die sie schon beim Eintreten bemerkt hatte. "Ist das die Tür in die Personalgewölbe?" "Ja genau. Komm einfach mit." Er öffnete die Tür und stieg die schmale Treppe dahinter hinunter. Yves schloss die Tür hinter sich und beeilte sich nah bei ihm zu bleiben. Das Abenteuer von vorher war ihr noch in allzuguter Erinnerung. Mihai ging jetzt deutlich langsamer als das letzte Mal. "Ach Mihai, das wollte ich dich schon die ganze Zeit fragen, du hattest doch ein Schwert als du gegen den Allain gekämpft hast. Wo hattest du das? Ich hab dich nicht damit rumlaufen sehen..." "Oh, das ist eine meiner Fähigkeiten. Ich verlagere es in eine andere Dimension so muss ich es nicht immerzu mit mir rumschleppen. Wenn ich es brauche, erscheint es einfach in meiner Hand." "Wow..." Yves konnte nur noch staunen. "ich hätte nicht gedacht, dass sowas geht!" "Na jetzt weißt du's ja."sagte Mihai patzig. "Schön, wie war das? Unser nächstes Ziel ist es, deine Flügel verschwinden zu lassen?" fragte Yves gehässig zurück. "Wozu ist das überhaupt gut..." grummelte der Junge. Yves runzelte die Stirn, was er natürlich nicht sehen konnte, da sie hinter ihm ging. Endlich erreichten sie einen bröckelnden Gang. "Damit du das nächstemal, wenn dich ein Vampir-verrückter angreift, sagen kannst: guck doch, ich bin ganz normal." Mihai blieb stehen und blickte Yves fest an. Das Mädchen schaute überrascht zurück. "ich habe dir doch gesagt, dass er mich wirklich zuerst angegriffen hat! Und ich wollte ihn bestimmt nicht umbringen! Er ist dann aber ausgerutscht und direkt in das Schwert gelaufen!" Warum rechtfertigte er sich? Yves spürte, das es ihm sehr, sehr wichtig wahr, dass sie das wußte und das sie es glaubte. "Ich.. ich glaube dir." sagte sie zögerlich. Mihai entspannte sich sichtlich. "Danke, Yves. -Jetzt komm." Auch er lächelte noch vorsichtig, dann ging er weiter. Es kam Yves so vor, als würden sie jahrelang durch die engen Gänge laufen, um Biegungen und über kleine Treppchen, vorbei an Kreuzungen und tausenden von schmalen Türen. Irgendwann erkannte sie, dass sie der Küche nahe waren. Ihre Vermutung war richtig, denn Mihai öffnete eine Tür die sich als Küchentüt entpuppte. Beide traten in den leeren Raum. "Hm, ich hätte gedacht dass sie hier sind.." sagte Mihai. "Warum?" "Wenn meine Mutter nicht gestört werden will ist sie meistens in der Küche, obwohl sie mit Kochen oder so nicht besonders viel am Hut hat." Er lächelte. "Dafür haben wir schließlich Dull- er ist bestimmt gerade irgendwo unterwegs- und Andine war vom ersten Tag an auch fasziniert von dieser Küche." "Warum das?" fragte Yves erstaunt. "Ach, Nixen leben nicht in Häusern." sagte Mihai ein bisschen von oben herab. Das hätte sie sich ja denken können! "Ach ja." Sagte Yves. "Wenn du Hunger hast, dann nimm dir ruhig etwas. Da hinten ist das Kühlloch." Mihai wies auf einen kleinen Schrank zu ebener Erde. "Das Kühl-was?" "Kühlloch. Ein Loch in dem es kühl ist." Einen Moment lang standen sie sich schweigend gegenüber. "Findest du den Weg nach oben allein oder soll ich hier bleiben?" "Ich finde ihn alleine." erwiderte Yves fest. Mihai nickte und ging langsam aus dem Raum. Nachdem er verschwunden war, inspizierte Yves das Kühlloch. Z§Z§Z§Z "Elari? Bist du hier?" Yves' Kopf guckte um die Tür. "Ja, komm doch herein!" Yves betrat das gemütliche Wohnzimmer Nr....17? Sie hatte den Weg nach oben mühelos gefunden, auch wenn sie erst ein etwas mulmiges Gefühl gehabt hatte. "Setz dich doch. Oh, das hier ist Sawa, ich habe dir schon von ihr erzählt, oder?" Elari, die in einem flauschigen Sessel saß, deutete auf das Sofa, auf dem ein sehr sehr dünnes Wesen saß. Es war ganz in Braun gekleidet und hatte kurze braune Haare. Das Gesicht war spitz und die Glieder fein. Als sie sich herumdrehte glänzten auf ihrem Rücken Schmetterlingsflügel. "Hallo Yves." sagte Sawa mit einer glockenhellen Stimme. Yves konnte nicht anders, sie mußte Sawa anstarren. Diese lachte, was sich anhörte als würde man gegen ein Windspiel stoßen. "ich bin eine Erdelfe. Du hast wohl noch niemanden wie mich gesehen, wie mir scheint." "N-nein, aber ich freue mich dich kennenzulernen." Yves hatte zu tun, diesen Satz zusammenzubasteln. Vampiren zu begegnen, die sich äußerlich kaum (nur durch die schwarzen Flügel) von den Menschen unterschieden, war es doch etwas komplett anderes, eine Elfe zu treffen. Sie trat näher heran und erkannte, dass die Elfe zwar noch sehr jung aussah, von nahem jedoch schon feine Linien in ihr Gesciht gegraben waren. Sie war aber immer noch von einer fremdartigen Schönheit. "Dankeschön." sagte Sawa. "Huch!" machte Yves. "Kannst du etwa Gedanken lesen?" "Genau. Aber nur ein bisschen. Wie hast du das so schnell herausgefunden?" "Äh." Sie wußte es nicht. Es war mehr nur ein Spruch statt einer ernsthaften Frage gewesen. "Geraten?" sagte sie schließlich. "Gut geraten. Die meisten erfinden erstmal Erklärungen..." "Du scheinst aber nicht immer Gedanken zu lesen." Stellte Yves fest. Sonst hätte sie ja auch ihre Gedanken eben mitbekommen. "Oh, das stimmt. Ich kann sehr deutliche Gedanken erkennen und Gefühle. Wußtest du, dass man in Paniksituationen oder bei Erstaunen ganz klar denkt? Du würdest nicht glauben, was mir diese Gabe schon geholfen hat!" "Das kann ich mir vorstellen!" Sawa schien sehr redselig zu sein. Das freute Yves denn alle anderen außer Elari schienen eher verschlossen und ruhig zu sein. Für Elari fiel ihr kein anderes Wort außer "fröhlich" ein. "Und du bist erst ganz kurz Schutzgeist, ja? Normalerweise braucht man ewig lange um seine Kräfte zu entwickeln und Schutzgeistanfänger müssen eigentlich 4 Jahre oder so mit einem erfahrenen verbringen..." "Na, das hab ich ja erfolgreich übersprungen." Sagte Yves aufgeräumt. Dann wandte sie sich an Elari. "Wie geht es Tural eigentlich?" "Andine heilt ihn. Er ist bald wieder fit, er war nur noch sehr erschöpft." "Das ist gut." "Ja. Hör mal Yves, danke dass du Mihai beruhigt hast. Ich bin ihm vorhin begegnet und er ... hatte fast schon gute Laune!" "Ich habe mein Bestes gegeben." blinzelte Yves. "Wir haben uns die verschiedenen Zimmer hier angesehen." "Tatsächlich? Und wie gefällt es dir hier?" fragte Sawa dazwischen. "Es ist sehr schön, früher habe ich mir oft gewünscht in einem Schloß zu leben." "Wir wollten mal je ein Zimmer pro Epoche einrichten, aber Rega ist gegen alles moderne Menschliche- jedenfalls in seinem Schloß." "Er ist nicht direkt dagegen, aber er meint die neuen Sachen würden ihm nicht gefallen." berichtigte Elari ihren Schutzgeist. "Jaja, sag ich doch." "Ich habe die verschiedenen Stilrichtungen gesehen." "Faszinierend wie sich das verändert hat, mh? Mal Schnörkel, Glatt, Niedrig, hoch, Holz, jetzt gibt es ja Plastik..." Sawa wiegte den Kopf hin und her. "Wir haben uns auch die Bibliothek angesehen. Ich habe noch niemals so viele Bücher auf einmal gesehen!" "Sie ist schon überwältigend was?" Elari wurde sofort wieder von ihrem Schutzgeist unterbrochen. "Welchen Eingang habt ihr benutzt? Den kleinen oder den großen?" "Den-äh- großen.." "Ohhh.... den benutzen wir eigentlich nie!" Sawa schüttelte energisch den Kopf. "und Yves, die Nacht ist bald schon wieder vorbei, wie hat sie dir gefallen?" "Oh, ich habe eine Menge gelernt.- ." "Lernen ist immer gut!" In diesem Moment kam Andine herein. "Er schläft jetzt." Sagte sie leise und setzte sich zu ihnen. "Sehr gut." antwortete Elari. Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile. Irgendwann fragte Elari in die Runde, ob irgendwer Hunger auf ein "Abendbrot" hatte, oder nicht. Es waren wohl alle satt, auch Yves, die ja erst kurz vorher etwas zu sich genommen hatte. Dann trennten sie sich um ins Bett zu gehen. Yves war noch nicht allzu müde und beschloss, erst einmal noch ein Bad wegen ihrem Muskelkater zu nehmen und dann schlafen zu gehen. Z§Z§Z§Z Yves erwachte frisch und ausgeruht. Irgendwie erwartete sie Vogelgezwitscher und fahles Morgenlicht, doch genau das Gegenteil mußte gerade der Fall sein. Die letzten Vögel gingen ins Bett, die Sonne verschwand hinter dem Horizont. Gähnend streckte sie sich im Bett und stand dann langsam auf. In dieser Nacht hatte sie Lust auf Abenteuer, darauf, etwas zu unternehmen. Als sie sich auf den Weg in die Küche machte, ihre hellbraunen schulterlangen Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammenbindend, kam ihr ein noch zerzauster als sonst aussehender Mihai entgegen, der wie immer ein ärmelloses dunkelblaues Hemd trug. "Hallo, gut geschlafen? Ich habe dich gestern gar nicht mehr gesehen" begrüßte sie ihn. "Ja..bin schon ins Bett gegangen." Wie um seine Worte, er wäre früher als sie alle schlafen gegangen, Lügen zu strafen blinzelte er träge. Yves lachte kurz auf. "Heute will ich mir das Erdgeschoss ansehen, wenn du Lust hast wieder meinen Führer zu spielen. -außer du hast da noch mehr Leichen versteckt." Mihai blickte sie beleidigt an. "Hab ich nicht!" In diesem Moment kam Andine um die Ecke. Sie trug ein hellblaues Kleid, das ihr bis zu den Knien ging und nur einige Nuancen dunkler als ihre eisblauen Augen war. Die langen Ärmel reichten ihr nicht zu den blonden Haarspitzen, da sie sie wieder offen trug. "Ausgeschlafen ihr beiden?" "Ja, guten Mor.. Abend Andine!" erwiderte Yves fröhlich. Sie konnte sich noch nicht so schnell daran gewöhnen, die Sprichworte umzuändern. "unten muß noch Frühstück sein. Bedient euch." "Wie geht es Tural?" fragte Mihai wißbegierig. "Er ist gesund und munter und redet gerade mit Elari. Die beiden wollen ungestört sein." Andine zögerte. "Am besten ihr macht heute einen Rundgang draußen, auf den Ländereien, oder noch besser nur einmal rund ums Schloß." Sie lächelte ihr ruhiges Lächeln, was Yves an tanzende Wellen erinnerte. "Wir wollten uns das Erdgeschoss ansehen." "Yves wollte sich das Erdgeschoss ansehen." Mihai betonte Yves' Namen, worauf diese "Du mußt ja nicht mitkommen wenn du nicht willst.." antwortete. Mihai blies sich eine wilde schwarze Strähne aus den Augen. "So war das nicht gemeint. Ich komm NATÜRLICH gerne mit." "Schon besser." Andine blickte ihnen hinterher als sie die Treppe nach unten hinunterstiegen. Z§Z§Z§Z Nach einem gemütlichen Frühstück (Dull hatte etwas Pancake-ähnliches produziert, von dem Yves lieber nicht wissen wollte, was drin war, was aber vorzüglich schmeckte) wanderten Mihai und sie zu der großen Eingangshalle, in der Yves gestern das Deckengemälde bewundert hatte. "Und du willst wirklich hier unten rumrennen? Eigentlich sollten wir zu Tural gehen und uns einen Plan ausdenken, wie wir zurückschlagen können, oder?" "Ach was, das können wir im Moment gar nicht. Außerdem hat Andine doch gesagt, dass sie nicht gestört werden wollen." "Nicht stören heißt nicht, dass man sowas einfach vergessen kann!" Yves spürte, dass Mihai schon wieder wütig wurde. "Jaja, schon gut, aber wir sollten trotzdem noch abwarten. Und bis dahin kannst du mich genausogut hier mit allem vertraut machen." Sie hatte immer ein gutes Argument in petto. Mihai seufzte. "Ich muss dich aber vorwarnen, da unten ist nur olles Zeug." "..-das, was man normalerweise auf dem Dachboden findet, der aber eingestürzt ist." zitierte Yves Elari. "Genau." nickte Mihai. "Das ist doch interessant!" Sie begann die große Treppe hinunterzusteigen, eine Hand auf dem alten Geländer, von dem die beige Farbe abbröckelte. Früher mußte diese Halle einmal reich verziert gewesen sein. Selbst die alten Fleisen strahlten eine Art Würde aus. Während diese Treppe die rechte Seite der Eingangshalle einnahm und sich in einem majestätischen Bogen nahc oben wölbte, befand sich unmittelbar gegenüber des Eingangs eine große Flügeltür. "Einfach durch." Redete ihr der geflügelte Junge zu. Also stieß Yves eine Seite der Flügeltür auf. Dahinter kam ein langer Saal in dem eine Menge Regale standen, auf denen allerlei Krimskrams untergebracht war. Kleine Keramikfiguren, angefangene Stickereien, Nähnadeln, Bilder, die wohl von Kinderhand stammten, Teile, die Yves als Maschinenteile identifizierte und noch viel mehr, was wohl irgendjemand irgendwann mal abgelegt und hier vergessen hatte. "Wir haben einfach alles, was wir oben gefunden haben hier reingeräumt." erklärte Mihai. Yves nahm neugierig eine alte Feder zur Hand, die neben einem Tintenfass lag. "Da hinten haben wir den Triningsraum eingerichtet." "Was?" Yves folgte ihm durch den ganzen Saal zu der nächsten Tür, die in einen kleineren Raum führte, von dem zwei Türen abgingen. "Hier unten wurden früher Bälle gegeben, aber richtig zum leben sind sie zu..." Mihai suchte nach dem passenden Wort. "pompös?" "hmhm." Er nahm die linke Tür die in einen leeren großen Raum führte. Links davon war noch ein Eingang zu erkennen. "Da drin haben wir alles verstaut." sagte er und zeigte auf die Tür. Als Yves hineinsah fühlte sie sich für einen Moment in das Mittelalter zurückversetzt. Da lehnten Lanzen an der Wand, zwischen Schwertern, Schildern, Dolchen, Keulen, verschiedenen Stangen, Matten lagen auf dem Boden und auf einem Haufen lagen drei Bücher, wovon Yves auf dem obersten den Titel "Wi man eihn Schwertt fürt" entziffern konnte. Sie trat hinein und während Mihai sich fast stolz umsah kam es Yves so vor als würde sie eine Welle der Gewalt ertränken. Die Waffen hatten eben noch so leblos an den Wänden gelehnt oder auf dem Boden gestanden, aber sie mußte sich jetzt wieder an ihre Vision des Todes des armen Mannes erinnern, den Mihai getötet hatte. Es war vielleicht keine Absicht gewesen, aber Mihai war schon früh stark genug gewesen, jemanden umzubringen. Das erschütterte Yves jetzt erneut. Und sie mußte auch zu dem Kampf mit dem Allain zurückdenken, der ihre Eltern getötet hatte. Seltsam, wegen ihrer Eltern empfand sie fast gar nichts mehr, es war schon wie eine andere Welt für sie. Aber damals war Mihai schwer verletzt worden. Und plötzlich hörte Yves sich sagen: "Trainierst du hier oft?" Mihai zog eine Augenbraue hoch. "immer wenn ich kann." "Kann ich es sehen?" "Warum das?" "Du mußt doch stärker werden." Das reichte als Begründung. "Na gut, wenn du willst.." Er hob die Hand, in der plötzlich sein Schwert lag. "Mit dem hier kann ich am Besten umgehen." Dann ging er zurück in den größeren Raum. Die Waffen hinter Yves waren jetzt wieder nur Dinge, die in ihr keine Empfindung mehr hervorriefen, außer die normale Faszination die scharfe Klingen immer ausstrahlen. Yves trat vor die Tür und beobachtete den geflügelten Jungen der sich in Kampfposition hinstellte. "Ich stelle mir jetzt einfach einen Gegner vor und über Parieren, Angreifen und Kontern als Kombination." Yves nickte, und obwohl er seitlich zu ihr stand schien er es mitzubekommen. Dann machte er einen Ausfallschritt und hieb mit der Klinge durch die Luft, sodass ein dünner Pfeifton entstand. Dann wirbelte er um die eigene Achse, hieb mit dem Griff nach der unsichtbarern Hand des Angreifers und schickte auch schon den Stahl nach um den Gegner zu treffen. Das geschah innerhalb nur einer oder zwei Sekunden. Yves konnte förmlich sehen, wie der gedachte Gegner versuchte auszuweichen und selbst einen Angriff zu starten und Mihai ihn immer wieder zurückdrängte. Der Raum war mit einer unvergleichlichen Kraft erfüllt und es schien Yves als würden Mihai und sein Schwert zu einer Einheit verschmelzen, die dazu bestimmt war zu gewinnen. Seine Bewegungen waren schnell, kraftvoll und elegant und Yves ertappte sich dabei, sich zu fragen, warum dieser Junge gegen den Allain verloren hatte. Die Antwort fand sie bald. Nicht nur, dass er einfach über weniger Kraft für die einzelnen Hiebe verfügte als ein ausgewachsener Mann.. Allain, (was ganz natürlich war) sondern dass er immer wieder angriff, sodass ein geschickter Gegner immer wieder seine Verteidigung durchbrechen konnte. Was hatte Elari gesagt? "zu agressiv", genau, das war es. Aber sie spürte, dass er sehr stark war, stärker als seine Altersgenossen, vielleicht stärker als sein Bruder. Oder es wenigstens bald werden würde. Mihai stoppte. Er hatte über 6 Minuten lang mit aller Kraft gekämpft, und atmete jetzt schon schwerer. Die realen Kämpfe waren normalerweise schon schnell entschieden und sehr lange hielt es niemand durch, sich vollständig auszupowern. Er ließ sein Schwert verschwinden und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht.Yves lächelte. "Willst du auch mal probieren?" "Oh, nein danke, wirklich, wenn ich dich so sehe wird mir klar, dass ich nicht zum Kämpfen geboren bin. Ich könnte das nie!" "Natürlich könntest du es." "Nein." Yves schüttelte den Kopf, während Mihai etwas näher an sie heran trat. "Doch, bestimmt, es ist eigentlich ganz einfach." Yves überlegte, wie sie ihn von diesem Thema abbringen konnte... "Weißt du was, genau das versuche ich dir schon die ganze Zeit über die Sache mit den Flügeln zu erklären." Mihai kniff die Augen zusammen. Sie hatte es doch tatsächlich geschafft, schon wieder auf einen seiner Fehler umzulenken. "Ruf dir einfach deine Worte von eben ins Gedächtnis zurück. Dann schaffst du es." Mihai verdrehte die Augen. "Keine Widerworte! Los, Augen zu und konzentrier dich." Er sah ihr prüfend in die Augen, dann schloss er seine eigenen. Sie hatte Recht, wenn es alle konnten, wieso er nicht auch? Yves beobachtete ihren Partner. Er sah plötzlich so ruhig aus, nachdem er ihr eine Kostprobe seiner Kraft gegeben hatte. Eigentlich hatte sie mehr Wiederworte erwartet. Er hatte die dunklen Augen geschlossen, die blaustichigen Haare hingen ihm wirr und doch nach einem System ins Gesicht. "Ganz normal....." Mihai spürte wie sich eine Welle der Ruhe in ihm ausbreitete. Er hatte viel Kraft, und seine Willenskraft würde er jetzt einsetzen.... Auf einmal verschwanden seine Flügel. Yves war einen Moment zu überrascht um zu registrieren, dass sie ganz nah an ihn herangetreten war. Mihai riss die Augen auf, als er nach hinten umkippte. Yves hockte sich neben Mihai hin und legte den Kopf schief, als er sie mit verkniffenem Gesicht ansah. "Konntest du mich nicht vorwarnen, dass ich mein Gleichgewicht verlieren würde?!" "Das wußte ich doch nicht, das muss daher kommen, dass du deine Flügel die ganze Zeit über hattest und dich an ihr Gewicht gewöhnt hast." Sie starrten sich an, dann brachen sie beide in Lachen aus. "Übrigens meinen Glückwunsch, dass du es doch noch geschafft hast." Sagte Yves prustend, als Mihai sich auf wackeligen Beinen hochstemmte. "Danke, danke, -ohne dich wäre das aber nie möglich gewesen." Der Ernst dieses Satzes wurde durch sein verzweifel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)