Keep the past alive...but only one of us will still live on von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: 1. Kapitel --------------------- „Wer ist das Opfer?“ Detektive McKarcy inspizierte den Tatort, an dem er gerade eingetroffen war. „Eine junge Frau. Monica Agar. Dunkelblonde Haare, grüne Augen, einen Meter sechzig groß, verheiratet mit Michael Agar, arbeitete im Marrie’s als Kellnerin.“, antwortete Seargent Mason, ein kleiner Mann mit undurchschaubarer Miene. „Wer hat sie gefunden?“ fragte McKarcy, doch eigentlich interessierte es ihn kaum. Er wollte die Leiche sehen, denn so wie es der Seargent beschreiben hatte, würde das hier kein gewöhnlicher Fall werden. Seine Vorahnungen wurden bestätigt, als er die Leiche sah. Wie grausam Menschen seien konnten... Die Frau lehnte an einer Steinwand. Ihre Kleidung war Blut durchtränkt und um sie herum hatte sich eine rote Blutpfütze gebildet, die allerdings schon getrocknet war. Im Bereich des Magens war sie grausam entstellt, doch was das grausame Bild erst vervollständigte war der Schraubenschlüssel, der in ihrer Brust steckte. Detektive McKarcy hatte in seiner Laufbahn bei der Polizei schon einiges erlebt, doch auch ihm kroch es kalt den Rücken runter, als er sah als was der Schraubenschlüssel schlussendlich gedient hatte. Wie eine Pinnnadel befestigte er einen Zettel an der Brust des Opfers. In großen, fast kindlichen Buchstaben stand darauf „Vieles kann tödlich sein... das Zickigkeit dazu gehört hast du nun bewiesen!“ „Zickig?“, fragte er irritiert. „Das ergibt auch für uns noch keinen Sinn, Detektive“, meinte Mason, „aber vielleicht reden sie mal mit der Zeugin. Sie heißt Ella Howard. Seargent Kitt versucht gerade sie zu beruhigen.“ Er deutete auf eine Gruppe von Beamten. „Sie ist dort drüben.“ Als Detektive Jack McKarcy Ella Howard sah, dass sie nicht der Typ Zeugin war, mit dem er gerne arbeitete. Sie war circa einen Meter siebzig groß und blond. Das war es allerdings nicht was ihn beunruhigte, Vorurteile hatte er schließlich keine. Nein, es war ihre Art. An ihrer Art sich zu bewegen, aus ihrer Art des Artikulierens, schloss er, dass sie eine selbstbewusste, rechthaberische und temperamentvolle Frau war. Vor allem temperamentvoll, denn der arme Seargent Kitt, der sie ja angeblich beruhigen sollte, sah sich mit eingezogenen Schultern hilfesuchend um. Ihm war deutlich anzusehen, dass er sich am liebsten aus dem Staub gemacht hätte. „Ella Howard?“, fragte er. Das Blondchen hörte auf, auf dem Seargent herum zuhacken und drehte sich zu Jack um. „Ja?“, fragte sie. Ihre Stimme überraschte ihn. Er hatte eine hohe Mädchenstimme erwartet, passend zu ihrer zierlichen Figur, aber ihre Stimme war für eine Frau verhältnismäßig tief. „Detektive McKarcy!“, sagte er knapp. „Sie haben die Leiche gefunden?“ Ihre Miene verriet, dass sie ihn eigentlich herunter putzen wollte, doch anscheinend war sie sich nicht sicher, ob sie sich das bei ihm erlauben konnte oder ob er sie dann verhaften lassen würde. Sie hatte auf jeden Fall gemerkt, dass er aus einem anderen Holz als Seargent Kitt geschnitzt war, weshalb sie wohl nur mit einem Nicken antwortete. „Schildern Sie bitte genau, wie Sie sie fanden!“ „Müssen wir das hier besprechen?“ Sie sah sich unbehaglich um. „Kann ich die Aussage nicht auch auf dem Revier machen?“ Er seufzte. Nun hatte er die Wahl: entweder würde er ihr jetzt ihren Willen lassen und sie würde ihm beim weiteren Verhör auf der Nase herumtanzen oder sie würde, weil sie beleidigte wäre, nicht genau genug aussagen. Oder aber sie war die Täterin und wusste noch nicht was sie antworten sollte. Das hielt er jedoch für unwahrscheinlich, denn erstens hätte sie, wenn sie die Täterin wäre, sich ihr Alibi und Zeugenaussage sicherlich genau überlegt. Die Tat war sicher kein Mord aus Affekt gewesen. Dies war alles genau geplant gewesen. Und zweitens machte sie nicht den Eindruck, als dass sie zu so einer kalten Tat fähig wäre. Sein Bauch sagte ihm, dass sie dazu zu emotional war. Also das Revier. „Na gut!“, knurrte er. In ihren Augen glaubte er einen Anflug von Dankbarkeit zu sehen, auf jeden Fall schien sich nicht mehr so unter Druck und verunsichert zu sein. Er winkte Seargent Kitt zu sich und befahl: „Passen Sie auf, dass sie hier bleibt!“ Danach ging er wieder zu Seargent Mason zurück und trug ihm auf sich um die Spurensicherung und den Abtransport der Leiche zu kümmern, bis sein Kollege Schweizer da wäre. Als er zurück kam redete das Blondchen zwar nicht mehr, aber Seargent Kitt sah trotzdem wie ein geprügelter Hund aus. Sobald er die Blondine an Jack übergeben hatte, war er auch schon weg. Jack führte Ella zu seinem Wagen. Vor diesem blieb sie stehen und schaute ihn an. „Ich dachte, alle Bullen fahren einen Crown Vic“, sagte sie mit einer Direktheit, die ihn nicht überraschte. „Tja, ich bin halt außergewöhnlich.“, entgegnete er gespielt selbstgefällig mit einem liebevollen Blick auf seinen Pick up. Sie schnaubte nur und murmelte etwas in die Richtung „Männer!...so was von eingebildet...hier Witze reißen...“ Die Frau musste echt ein dickes Fell haben, wenn sie nach dem Anblick einer Leiche immer noch so voll Temperament steckte und nicht verängstigt in einer Ecke hockte. Oder es war ihre Art das Ganze zu verdrängen. Und Volltreffer! In der Dunkelheit, die innerhalb und außerhalb des Wagens herrschte, schien sie sich unbeobachtet zu fühlen. Er sah, dass sie zitterte und ihre Augen glänzten, er meinte sogar sie weinen zu sehen, aber er sprach sie nicht an. Sie brauchte jetzt ihre Privatsphäre. Und wenn sie gar nicht wegen der Situation weinte? Verdammt! Was, wenn sie doch die Mörderin war? Was, wenn sie alles bereute? Verdammt! Er musste mehr über diesen Fall erfahren. Er brauchte mehr Hintergrundinfos über sie und das Opfer. Auf dem Revier würde er dem Blondchen erst mal einen Kaffee in die Hand drücken, dann seinen Partner und Freund Jonathan Schweizer anrufen und währenddessen mal Ella Howard checken lassen. Er wollte keine Zeugenaussage, kein Verhör ohne Informationen führen. Nicht mit einer Frau, die er nicht einschätzen konnte. Mist! Er hatte doch gewusst, dass er nicht gerne mit ihr arbeiten würde. Endlich kam das Revier in Sichtweite. Jack parkte auf seinem Stammplatz, stieg aus, knallte die Tür zu und knurrte der Blondine ein „Nun kommen Sie schon!“ zu. Mit großen Schritten ging er auf die Eingangstür zu und hörte die Blonde Ratte auf ihren Pumps hinter sich hertrippeln. Er musste andere Seiten aufziehen hatte er im Auto beschlossen. Sie sollte ihn nicht für weich und manipulierbar halten. Er führte Ella in den zweiten Stock, wo sich die Verhörräume befanden. Auf dem Flur kam ihm Offizier Mandy Johnson entgegen, eine kleine, rundlich Frau mit dem Organ eines Elefanten und der Führsorglichkeit einer zehnfachen Mutter. „McKarcy!“, begrüßte sie ihn posaunend. „Na, wen haben wir denn da? Führst du etwa deine Freundin nach Dienstschluss herum um ihr zu imponieren? Schätzchen, glauben Sie mir“, wandte sie sich an Ella, „der Job ihres Freundes hier ist nicht halb so spannend wie er Ihnen weiß machen will!“ „Sie ist eine Zeugin!“, stieß Jack zwischen zusammengepressten Lippen hervor. Er ließ augenblicklich den Arm los, an welchem er Ella durch die Flure gezerrt hatte. Eine verlegene Stille trat ein. Schließlich konnte Ella sich nicht mehr zurück halten und kicherte los. Bald stieg auch Mandy kichernd mit ein. Sie sah Ella entschuldigend an und fragte sie, ob sie ihr nicht einen Kaffee bringen sollte. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie, um einen Kaffe zu machen. Ella kicherte immer noch, als Jack sie in einen Raum rechts von ihnen führte. Der Raum hatte keine Fenster, sondern nur eine verspiegelte Wand und einen Tisch mit zwei Stühlen. Ella sah sich um und wusste sofort, was das hier für ein Raum war. Sie hatte so was schließlich schon oft im Fernsehen gesehen. „Ich dachte, ich sei eine Zeugin!“, meinte sie mit einem unsicheren Blick in Richtung Jack. „Ob sie „nur“ eine Zeugin sind, steht noch nicht fest“, sagte er mit einem kalten Blick und verschlossener Miene. Er zog einen Stuhl vor und deutete ihr, sich zu setzen. „Warten Sie, bis ich wieder kommen!“, meinte er und ging. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war wurde es unangenehm still im Raum. Die Stille wurde nur kurz unterbrochen, als Mandy ihr eine Kaffee vorbei brachte. Langsam aber sicher machte die lange Warterei Ella nervös und sie begann ihren Kaffeebecher von einer Hand in die anderen zu rollen. Jack sank frustriert zurück in seinen Schreibtischstuhl. Blitzsauber, die Kleine. Okay, nicht blitzsauber. Es gab einen Strafzettel wegen erhöhter Geschwindigkeit. Das wars dann aber auch schon. Geboren in Indianapolis, mit sechzehn nach Houma gezogen, die Eltern starben bei Unfällen, einen älteren Bruder, ledig, Besitzerin eines Schönheitssalons. Nichts ungewöhnliches. Verdammt! Und jetzt? Jetzt musste er sich in Richtung zweiten Stock bewegen und ihre Zeugenaussage aufnehmen und sie ein bisschen ausfragen. Juhuu! Einige Tage waren wirklich besser als andere, dachte er mit leichter Ironie. Das Rollen der Tassen wurde abrupt unterbrochen, als Jack mit einem kräftigen Ruck die Tür aufriss. Ella zuckte erschrocken zusammen und verschüttete den Rest ihres Kaffees über Tisch und Boden. „Verdammt!“ Jack warf Ella einen bösen Blick zu und warf ihr eine Packung Kleenex zu. „Hier! Wischen Sie’s auf!“ „Bin ich seine Putzfrau, oder was?“, dachte Ella wütend, riss ein paar Kleenex aus der Packung, wischte den Kaffee auf und pfefferte die Packung in seine Richtung zurück. „Ich dachte, ich bin nur eine Zeugin?“, raunste sie ihn an. Statt zu antworten zog Jack den übrig gebliebenen Stuhl zu sich heran, setzte sich und schwieg. Dabei hatte er zum ersten mal die Gelegenheit sie genauer zu mustern. Sie hatte langes, blondes Haar, das sich über ihre Schultern lockte. Trotz schwarzer, leicht geschwungener Brauen und dichter, schwarzer Wimpern bezweifelte er, dass sie sich die Haare färbte. Es war kein Ansatz zu sehen und ihr Blond schimmert von Hellblond zu Honigbraun im Schein der Neonröhren. Ihre Augen erinnerten ihn an das tiefe Blau des Ozeans, mit hier und da einer weißen Schaumkrone. Die Nase war durchschnittlich breit und lang, obwohl vielleicht etwas zu kurz. Eine leicht rundliche Gesichtsform, ein Grübchen im Kinn und ein kleiner, rosa Mund mit einer vollen Unterlippe gaben ihrem Gesicht etwas junges, beinah kindliches. Im totalen Kontrast zu ihrem schmalen und schlanken Körper trug sie eine weite, dunkelblaue Trainingsjacke, weiße Nikes und eine schwarze Jogginghose. Er ließ seinen Blick weiter über ihren Körper wandern. Zierliche Gelenke, schmale, lange Hände. Etwas mehr Vorbau vielleicht...ja...etwas mehr Vorbau würde wirklich nicht schaden! Und diese blasse Haut! Er konnte die Adern durch ihre Haut schimmern sehen. Sie sah so weich aus. Sie war bestimmt so weich wie die Rundungen ihrer schmalen Hüften, die er unter der weiten Trainingsjacke vermutete. Jetzt schien sie ihm auf einmal zerbrechlich...wie ein kleiner Engel! Jesus! Was dachte er da? Sie war ganz bestimmt kein Engel, so wie sie ihn gerade mit ihren bezaubernden Augen anfunkelte, auch wenn einige Teile seines Körpers da eindeutig anderer Meinung waren. Konzentrier dich, McKarcy! Fang an, dann hast du es bald hinter dir! Er räusperte sich und blickte Ella fest in die Augen. „Fangen wir an! Ich bräuchte erst ein Mal Ihre Personalien und dann werde ich Ihnen ein paar Fragen stellen.“ Gesagt, getan. Nicht, dass er ihre Personalien nicht kannte, aber Vorschrift war Vorschrift. Dann begann er mit dem eigentlichen Verhör. Oder war es doch nur eine Zeugenaussage? Ella war sich da nicht so sicher, da sein Gesicht wie immer verschlossen und ohne Regung schien. Sie hoffte inständig, dass es nur eine Zeugenaussage war. „Sie haben also die Leiche gefunden?“ „Ja!“, antwortete Ella und musste schlucken als sie wieder das Bild der toten Monica vor sich sah. „Wie haben Sie sie gefunden?“ „Ich war wie jeden Mittwoch um diese Zeit joggen. Ich verließ also wie immer gegen ca. zweiundzwanzig Uhr das Haus. Also muss ich so gegen 22.30 beim Marrie’s gewesen sein. Ich war vielleicht ein bisschen schneller als sonst, weil ich eine Frau schreien gehört hatte und sehen wollte was da los war. Man kann als Frau ja nie vorsichtig genug sein. Außerdem müssen wir schließlich zusammen halten.“ Jack starrte sie etwas entgeistert an. Was wurde das denn jetzt? Ließ sie hier jetzt etwa die Emanze raushängen? Ella schien von seinem Gesichtsausdruck jedoch nichts mit bekommen zu haben und erzählte mehr oder weniger munter weiter. „Ich bog also in diese dunkle Seitenstraße ein und fragte, ob alles in Ordnung sei. Als ich dann keine Antwort bekam ging ich weiter um mich noch ein bisschen um zu sehen. Und dann sah ich sie!“ Jetzt war sie eindeutig nicht mehr gelassen. Nein, aber ob sie Angst hatte oder nicht konnte er auch nicht sagen. Diese Frau verstand es ihre Gefühle sowohl zu verschließen als auch geschickt gegen andere einzusetzen. Wenigstens etwas, was er über sie schon heraus gefunden hatte. Vielleicht würde es jetzt einfacher für ihn werden ihre Verhaltensweisen nach zu vollziehen. Hoffentlich. Ella hob wieder an. „Es war Monica! Ich habe sie sofort erkannt. Da war überall Blut...überall...ich wollte ihr helfen...aber mir war so schlecht...“ Sie begann wieder zu zittern. „Irgendwie konnte ich mich nicht dazu aufraffen zu ihr zu gehen. Vielleicht weil ich ahnte, dass sie schon tot war. Also rannte ich aus der Gasse zur nächsten Telefonzelle und rief die Polizei. Dann wartete ich.“ Während ihres Berichts spürte Ella wie ihr Körper immer mehr zu zittern begann. Sie sah wieder die Bilder. Das Blut...Monica...und sie sah auch wieder...NEIN! Sie durfte nicht mehr darüber nachdenken. Nicht jetzt oder am besten noch nie wieder! Dann würde der Schmerz wieder kommen. Der gleiche Schmerz, wie vorhin bei Monica, der gleich Schmerz wie vor zehn Jahren, wie vor zwanzig Jahren. Diese beklemmende Enge in der Brust, und dann schließlich die Tränen. Aber sie durfte nicht weinen. Noch nicht! Nicht vor ihm. Erst wenn sie zu Hause war, allein, in Sicherheit. Was wohl in ihrem Kopf vorging? Er würde es nur zu gern wissen. Da er aber leider die Gabe der Telepathie nicht besaß, sah er sich gezwungen Fragen zu stellen. „Sie kannten Monica Agar?“ „Ja! Wir waren in einem Jahrgang auf der Highschool. Wir waren beide Cheerleader im selben Team, aber wir waren nie befreundet oder so... Ich glaube, sie hat geheiratet...“, meinte Ella. Ein Schweigen füllte den Raum bis Ella wieder das Wort ergriff. „Er hatte recht!“ „Wer hatte recht?“; fragte Jack neugierig. „Der Mörder.“ Ella hatte lange mit sich gerungen, ob sie ihre Gedanken preisgeben sollte, denn dies war ein weiterer Fakt an diesem Fall, der ihr Angst machte. Der Kerl hatte Monica gekannt. Kannte sie, Ella, ihn etwa auch? „Sie war wirklich zickig. Auf der Highschool war das manchmal echt extrem.“, erinnerte sie sich. Jack horchte auf. „Sie war also dafür bekannt?“ „Ähm, also zu Highschoolzeiten schon. Jetzt? Das kann ich nicht sagen. Ich meine, die Menschen verändern sich doch.“ „Einige auch nicht.“, entgegnete Jack. Wieder füllte Schweigen den Raum bis Jack anfing nach weiteren Details zu fragen. Viel mehr kam dabei aber, zu seinem Unwillen, nicht heraus. Das Blondchen hatte nur die Berichte weiterer, aber unwichtigerer Zeugen unterstützt. Mittlerweile war er sich sicher, dass sie nicht die Mörderin war. Das sagte ihm sein Instinkt, sein Kopf und, Gott verdammt, auch sein Körper. Nur wer dann? Jack seufzte. Es ging mittlerweile auf Mitternacht zu und man würde alle weiteren Nachforschungen auf morgen früh verschieben. Alles bis jetzt vorlag war eine Zeugenaussage und eine Nachricht des Täters. Bis zu einem Täterprofil würde es sicher auch noch dauern. Also blieb nur dieses „zickig“. Eindeutig eine Spur nach Ellas Aussagen. Nur wo führte sie hin? Und mal ehrlich, wer wurde schon ermordet, weil er zickig war? Anscheinend hatte der Mörder einen ordentlichen Knacks. „Falls Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte. Ansonsten könne Sie jetzt gehen.“, sagte Jack, unterdrückte ein Gähnen und reichte ihr eine Hand zum Abschied. Sie ergriff sie und schüttelte die seine leicht. Jack bekam eine Gänsehaut. Ihre Finger waren lang und zerbrechlich, ihre Nägel perfekt manikürt und ihre Haut so weich wie die eines Babys. Er ignorierte das Gefühl der Gänsehaut und begleitete sie nach unten und befahl einem der diensthabenden Officer sie nach Hause zu bringen. Draußen sah er dem Wagen so lange hinterher, bis er die Rücklichter nicht mehr sehen konnte. Was war Ella Howard nur für ein Mensch? Erst hatte er gedacht, sie wäre selbstbewusst, etwas temperamentvoll und auf ihre eigen Art erheiternd. Doch sie war noch mehr, da war er sich sicher. Und er hatte das drängende Bedürfnis zu erfahren, was da noch war. Sie schien etwas zu unterdrücken. Nur was? Am anderen Ende der Stadt wartete Ella, bis der Wagen mit dem Officer nicht mehr zu hören war. Erst dann sank sie an der Tür entlang zu Boden. Tränen flossen über ihr, von der Straßenlaterne schwach beleuchtetes Gesicht. Sie sah Monicas leblosen Körper vor sich. All das Blut. Sie hörte ihre Schreie. Und dann verwandelte sich ihr Körper in den einer anderen Frau. Einer Frau mit langem, blondem Haar. Ihr Körper lag nicht mehr auf der Straße, sondern auf Fliesen. Eine große Gestalt beugte sich über sie. Die Gestalt drehte sich um und sah sie mit blauen Augen an. Mit Augen wie ihren. Ella presste sich die Hände vor die Augen. „Denk nicht dran, denk nicht dran“, ermahnte sie sich. Schließlich stand sie vorsichtig auf und machte Licht. Sie musste versuchen es zu vergessen. Ihre Vergangenheit hatte sie schon lange hinter sich gelassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)