Grüner Reiter von abgemeldet (von Karigan und Zacharias) ================================================================================ Kapitel 1: Tag 1 ---------------- Es war ein heißer Sommertag, Sonnenstrahlen stahlen sich durch das Blätterdach des Waldes und Karigan saß auf einer rot-weiß-karierten Picknickdecke. Kondor stand ein Stück weit von ihr entfernt, graste gemütlich und genoss den freien Tag. Ja, ein freier Tag. Sie hatte sich einfach mal einen Tag frei genommen, im Moment war im Reiterflügel nicht viel los und Mara hatte all die Kleinigkeiten im Griff. Plötzlich wurde es laut hinter ihr und trotz der gegenwärtigen Ruhe wurde Karigan nervös als es hinter ihr im Gebüsch raschelte. Schnell stand sie auf und legte eine Hand sicher und fest um den Griff ihres Schwertes, das noch in der Scheide steckte. Vielleicht machte sich Waffenmeister Drents hartes Training doch noch bezahlt… Karigans Augen suchten das Gebüsch ab, doch sie konnte nichts erkennen und instinktiv legten sich ihre Finger fester um den Griff. Die Äste wurden beiseite geschoben, hellbraune Haare und ein Stirnreif kamen zum Vorschein und als Karigan die Stirn runzelte und den Griff um ihr Schwert lockerte, wurde ihr bewusst, wer sich da königlich durch den Busch geschoben hatte. Dem einzelnen Reiter folgten einige andere, doch König Zacharias machte vor Karigan Halt, sodass sie nur ihn beachtete. „Reiter G’ladheon?“ Sie nickte. „Was macht Ihr hier?“ Sie deutete auf die Decke. „Picknick, Eure Majestät.“ Er lächelte und stieg vom Pferd, sein Gefolge tat es ihm gleich. „Habt Ihr Euch also mal frei genommen?“ „Ja, König.“, antwortete sie emotionslos und hegte innerlich immer noch einen Groll auf ihn, weil Zacharias jetzt verlobt war. Er würde heiraten… Zacharias nickte. „Das war richtig so.“ Sie antwortete nicht und eine ganze Weile herrschte Stille zwischen ihnen, sodass selbst die Pferde schon unruhig wurden und Kondor schnaubte, um die Ruhe zu durchbrechen. Sie warf dem Pferd einen bösen Blick zu. Verräter. „Und Ihr, Majästät?“ Sie sah deutlich an ihm vorbei zu Fastion. „Oh, ich bin auf Jagd.“ Verächtlich schnaubte Karigan. „Dieser sinnlose Sport, bei dem unschuldige Tiere getötet werden, weil ihr Fell oder ihr Geweih schön sind?“ Fastion schmunzelte und sah zu Boden, trotzdem ließ Karigan den Blick auf ihm. Ob der König spürte, dass sie sauer auf ihn war? Immerhin -hatte- er ihr doch Avancen gemacht, oder sollte sie sich da geirrt haben? Der König sah sie fragend an. Hatte er etwas gesagt? „Hmpf. Entschuldigung, Majestät, ich fürchte, ich habe nicht zugehört.“ Er nickte. „So sah es mir aus. Ich sagte, ich jage diese Tiere nicht nur zum Spaß, ich speise auch von ihnen.“ Karigan grummelte. „Nicht nur… Dann wünsche ich Seiner Majestät noch viel Spaß.“ Stur setzte sie sich wieder auf ihre Decke. Arme Tiere. Von solch einem Mann brutal ermordet zu werden, wünschte man ja niemandem. Karigan lauschte auf das Lederquietschen und das Klappern des Metalls, als Zacharias und seine Leute aufstiegen und schließlich auf das Hufgetrappel, als sie davon ritten. Kondor hob seinen braunen Kopf und sah sie fast fragend aus den großen, bernsteinfarbenen Augen an. „Was ist?“, fragte ihn Karigan. „Ist es nicht mein Recht, böse zu sein?“ Er schnaubte, kam auf sie zu und stupste mit seinen warmen, weichen Nüstern gegen ihre Wange. Sein Atem roch nach frischem Gras, Hafer und Heu. Seufzend streckte Karigan ihre Hände nach dem großen Pferdekopf aus und klopfte sacht Kondors Hals. „Entschuldige Junge, ich bin wohl einfach nur traurig…“, flüsterte sie und Kondor schnaubte gegen ihr Ohr. Wieder einmal war Karigan bewusst, was für eine starke Bindung sie zu diesem Tier hatte. Als die Sonne unterging, ritt Karigan zurück, das letzte Licht brach sich in den Blättern über ihr und in ihrem Haar. Vorsichtig tätschelte sie Kondors Hals und seufzte dann. Langsam wusste sie nicht mehr, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Das war einfach alles so schwierig! So stressig, so… Frustriert schnaubte Kondor, als Karigan wohl etwas zu doll tätschelte. Als sie im Schloss ankam, übergab sie Mara ihr Pferd und ging nach oben in den Reiterflügel. Nach einem schönen heißen Bad ging sie schließlich ins Bett, ohne sich darum zu kümmern, was noch passierte an diesem Abend. Kapitel 2: Tag 2 ---------------- Früh am Morgen erwachte Karigan mit den Vögeln, die ersten Sonnenstrahlen strahlten gerade durchs Fenster und wärmten ihr Gesicht. Und wie ein Hammerschlag fiel es ihr ein: Noch vier Tage. Vier verfluchte Tage, dann würde König Zacharias seine Verlobung bekannt geben. Und das auf einem dieser pompösen Bälle, die Karigan nie leiden konnte. Trotzdem war sie eingeladen, sie musste dabei sein, weil es Seine Majestät so wünschte. Mit einem Schnauben stellte Karigan die Füße auf den Boden, gähnte und rieb sich über die Augen. Erst dann stand sie auf und machte sich fertig für die Audienzen des Königs. Die Gestalt in Grün, die zwar anwesend war, aber doch nie um Rat gefragt wurde. Einige Vortragende schaffte Karigan auch fast, ohne einzuschlafen. Doch die Probleme waren nur noch gering, seit der Wall wieder sicher stand und Alton für seine Festigkeit direkt am Wall sorgte. Er war jetzt ein Grüner Reiter mit besonderer Aufgabe: Schutz des Walls. Karigan musste prompt grinsen, als sie an den Spitznamen dachte, den sie ihm gegeben hatte: Wallschützer. Er streckte ihr dann immer die Zunge raus. „Eure Majestät, unsere Roggenfelder brauchen dringend mehr Wasser.“, trug ein bärtiger, älterer und dicklicher Mann aus L’Petrie gerade vor. Zacharias hob die Schultern. „Wo liegt das Problem?“ Der Mann räusperte sich, wobei sein Bart wackelte, den Karigan fasziniert beobachtete. „Unsere Nachbarn aus Oldbury und die Einwohner Oldburys teilen sich den Bachlauf. Nun verhält es sich so, Eure Majestät, dass sich beide Gebiete auf die Landwirtschaft spezialisiert haben und da der Sommer so heiß werden soll, sorgen beide Gebiete mit der Wasserversorgung vor.“ Zacharias nickte. „Habt Ihr das Problem schon einmal mit Lady Morane besprochen?“ Der Mann wurde jetzt unruhig. „Nun ja, Majestät. Es verhält sich so, dass sie nicht mit sich reden lässt. Sie ist der Meinung, sie würden nur die Hälfte des Flusses in ihr Gebiet leiten, aber das tun sie nicht, Majestät. Ganz und gar nicht.“ Zacharias räusperte sich. „Würdet Ihr wohl den Sprecher von Oldbury holen, dann klären wir das in der morgigen Audienz.“ Er nickte. „Natürlich.“ Mit einer Verbeugung verabschiedete er sich wie er gekommen war und so lief das seit Tagen. Nichts Wichtiges. Etliche fragten, ob es wahr sei, dass sich der König verlobt hätte. Darauf bekamen sie nur ausweichende oder ablehnende Worte zu hören. Immer wieder sah Karigan auf zu Zacharias. Als sie das mit der Verlobung erfahren hatte, hatte sie sich klar gemacht und schließlich auch eingesehen, dass sie ihn liebte. Aber das durfte er nicht wissen. Sie wünschte sich auch eigentlich nur eines von ihm: Noch einmal seien Stimme zu hören, wenn er ‚Kari’ zu ihr sagte. Leise seufzte sie und nahm den Blick von den braunen Mandelaugen, die ihr vorkamen wie aus einer anderen Welt. Aber mit anderen Welten hatte sie ja in der letzten Zeit oft genug zu tun gehabt und die Augen waren ihr ja auch nicht fremd – ganz im Gegenteil. Karigan warf einen Blick nach draußen durch die hohen, bunt verglasten Fenster. Draußen schien die Frühlingssonne und sie musste hier sinnlos rumstehen. Hauptmann Mebstone hatte ihr diesen Dienst überlassen, damit der Hauptmann für wichtigere Dinge Zeit hatte und vor allem auch mal ein paar Minuten für sich hatte. Trotzdem war das hier reine Zeitverschwendung. Schweren Herzens konzentrierte sich Karigan wieder auf die Audienz, als ein Grüner Reiter mit einer Eilbotschaft eintrat. „Majestät. Ein Brief von Alton vom Wall.“ Augenblicklich spannten sich Karigans Muskeln an. War etwas passiert? Ging es Alton nicht gut? Auch wenn sie ihn nicht liebte, so hatte sie sich doch damals Sorgen um ihn gemacht und ihre Freundschaft hatte sie immer sehr geschätzt. „Gebt sie mir.“ Der Bote verbeugte sich. Karigan erkannte das hellbraune Haar. Es war Ty. „Verzeiht König, aber…die Nachricht ist für einen Grünen Reiter.“ Zacharias stutzte, das wusste Karigan auch ohne sich umzudrehen. „Oh? Für welchen Grünen Reiter?“ „Für Karigan, Eure Majestät.“ Karigan zuckte unangenehm zusammen, ihre Muskeln taten schon weh vom vielen Stehen. „Wenn das so ist, übergebt ihn ihr.“ Der Reiter nickte und drückte das kleine Zettelchen Karigan in die Hand. Schnell und voller Sorge faltete sie ihn auseinander und las die paar Zeilen durch. ‚Mir geht es gut, keine Sorge.’ Er kannte sie eben und sie musste lächeln. ‚Ich kriege für den Hochzeitsball frei. Ich werde also auch da sein, das wollte ich dir nur sagen. Alton’ Karigan musste lachen und Zacharias zog seine Augenbrauen in die Höhe. „Nun?“ „Oh.“, sagte sie und kicherte immer noch. Ja, Alton kannte sie wirklich verdammt gut. Sie hatte sich wirklich schon gefragt, ob er nicht da sein könnte für sie an diesem Tag. Ihm hatte sie…die Sache schon erzählt. „Nichts Aufregendes, alles in Ordnung Majestät.“ Auch Ty lächelte und nickte dann. „Eure Majestät.“ Damit verbeugte er sich wieder und verschwand aus der großen Halle. Karigan spürte den schweren und drängenden Blick ihres Königs auf sich, aber sie sah nur lächelnd geradeaus. War er etwa neugierig? Oder gar eifersüchtig? Diese Gedanken füllten sie irgendwie mit Freude. Nach der Audienz ging Karigan auf ihr Zimmer, zog sich um und ging dann zu Drent. Er gab ihr immer noch Unterricht. Mehr oder weniger freiwillig machte sie sein hartes Training mit, denn dummerweise stellte sich oft die Nützlichkeit dessen heraus. So wie gestern erst. Und außerdem hatte sie ja immer noch das Ziel, Schwertmeisterin zu werden. Ganz wie Zacharias. Beim Training war sie so gut wie unkonzentriert, immerhin schwebten immer noch die Worte von König Zacharias. Gerade traf Drent sie heftig mit dem Holzschwert an der Seite und sie schrie erstickt auf. „Tja Mädchen, so ist das, wenn du nicht aufpasst.“ Er stach einen Schritt vorwärts und Karigan wich auch und parierte den festen Schlag. Ihre Schultern dröhnten, aber so lockerten sich auch die Muskeln von den Audienzen. Nach dem Training gestattete sie sich noch einen langen Geländeausritt mit Kondor, der sich auch sehr darüber freute. Doch dann musste sie zurück und damit auch zurück an die Arbeit. Die Logbücher und Arbeitspläne der Reiter mussten auf Vordermann gebracht werden. Auch das war jetzt ihre Arbeit. Hauptmann Mebstone erholte sich ja auch noch und Mara hatte auch genug mit den Arbeiten zutun. Als die Uhr schon 12 schlug, ging Karigan baden und ins Bett. Kapitel 3: Tag 3 ---------------- Am nächsten Tag standen wieder Audienzen auf dem Tagesplan. Das einzige, was Karigan interessierte, war eigentlich die Sache zwischen L’Petrie und Oldbury. Und tatsächlich, der Sprecher von Lady Morane war angekommen und konnte sich nun auch äußern. „Es stimmt, Eure Majestät, unsere Provinz leitet nur die Hälfte des Wassers des Flusses auf unsere Maisfelder.“ Karigan seufzte. Natürlich. König Zacharias räusperte sich auch und setzte sich gerader auf. Die beiden Sprecher standen nebeneinander, stolz und eitel wie die Pest und die Arme vor der Brust verschränkt. „Weiß man, wie viele Liter Wasser der Fluss trägt?“ Die Sprecher sahen sich an und schüttelten dann beide den Kopf. Zum Mäuse melken. „Man möge herausfinden, wie viele Liter Wasser der Fluss trägt. Also später noch einmal zu dem Thema.“ Die beiden Sprecher nickten und Karigan musste lächeln. Am Nachmittag kam dann die Literzahl und das Gespräch ging weiter, inzwischen waren schon andere kleinere Probleme geklärt worden. „Ich entscheide aufgrund der Größe eurer Felder. Die Roggenfelder aus L’Petrie sind um 125 Ar größer als die Maisfelder aus Oldbury.“ Die Sprecher nickten, wenn auch widerstrebend. „Dementsprechend entscheide ich, dass L’Petrie ein Drittel des Flusswassers umleiten darf und Oldbury ein Viertel. Der Rest bleibt im Fluss, denn auch er braucht Wasser.“ Die Sprecher runzelten die Stirn und blinzelten, dann nickten sie. Scheinbar hatten sie die jeweilige Literzahl ausgerechnet. Karigan fand die ganzen kleinen Diskussionen schon putzig, die so im Alltag entstanden. Lächelnd stand sie da und beobachtete die Szene, doch dabei bemerkte sie nicht, dass Zacharias sie ansah und musterte. „Reiter G’ladheon, habt Ihr Spaß?“ Sie schluckte und sah ihn mit roten Wangen an. „Ja, natürlich, auch wenn es für sie ernste Probleme sind.“ Er nickte und sein silberner Stirnreif war immer noch so schön wie am ersten Tag. „Ich habe auch Spaß.“, flüsterte er dann und zwinkerte. Nein, Karigan war immer noch sauer! Sagte sie sich zumindest… „Das dachte ich mir fast.“, sagte sie und sah wieder geradeaus. Dämlicher Ball. Verlobungsball! Sie schnaubte. „Reiter G’ladheon?“ Sie funkelte unbewusst ihren König an. „Ich habe lediglich etwas stärker Luft aus meinen Lungen gestoßen.“ Zacharias lächelte. „Und ich fragte mich, warum.“ Karigan sah wieder geradeaus, gerade betrat niemand den großen Saal. Karigan antwortete nicht. „Reiter G’ladheon?“ „Bin ich zu einer Antwort verpflichtet?“ „Wenn ich es befehle, ja.“ „Und tut ihr das?“ Karigan sah zu ihrem König – ihrem König, wie das klang! – und sah ihn fragend an. Er blickte mit den Mandelaugen zurück. „Ich hatte etwas in der Nase.“, log sie und Zacharias zog die Augenbrauen hoch. „Ah ja.“ Sie nickte und trat von einem Fuß auf den anderen. Lügen war ihr unangenehm, aber sie würde König Zacharias niemals die Wahrheit sagen. Plötzlich sprang die Tür auf und Tegan betrat in Eile den Saal. Karigan sah auf, genau wie der König. Tegan verneigte sich vor dem König und sah kurz zu Karigan. „Majestät, ein wichtiger Botengang steht an und ich bitte Sie, Reiter G’ladheon vom hiesigen Dient zu befreien.“ Karigans Augenbrauen flogen hoch. Eine wichtige Mission! Wo es wohl hin ging? Zacharias’ Blick war unergründlich, aber er lag lange auf Karigan, bevor er nickte. „Ihr dürft gehen, Reiter G’ladheon.“ Sie verbeugte sich. „Vielen Dank, Majestät.“ Er nickte und machte mit einer Handbewegung deutlich, dass sie gehen durfte. Immerhin leitete sie die ganze Sache der Grünen Reiter im Moment. Schnell trat sie zu Tegan, die sie auch sofort mit einspannte. „Es gibt Unruhen im Norden. Dummerweise müssen wir genau dorthin eine wichtige Botschaft bringen. “ Karigan nickte ernst und war sofort in ihrer Rolle. „Wir sollten dicke Umhänge mitnehmen...“, deutete Tegan außerdem an und Karigan nickte wieder. „Ich hole die Umhänge, du machst die Pferde bereit.“ „In Ordnung. Dann treffen wir uns auf dem Vorplatz wieder.“ Karigan nickte und ging zu den neuen Unterkünften, suchte die Umhänge für Tegan und sich heraus. Von jemand anderem hatte sie nichts gesagt. Als sie nach draußen auf dem Vorplatz trat, stand Kondor schon bereit und Tegan saß auf ihrem Pferd. Karigan stopfte die Umhänge aus wasserabweisender Schafswolle in Tegans Satteltaschen, weil sie selbst keine hatte. Dass Tegan ein Grinsen zurückhielt, sah Karigan nicht, als sie sich auf den Sattel schwingen wollte und kurze Zeit später samt Sattel schmerzhaft auf dem Boden landete. „Autsch!“ Sie stand auf und rieb sich das Steißbein, Tegans Gelächter war weithin zu hören. „Sehr witzig, Tegan!“ Sie hatte den Bauchgurt nicht zugeschnürt und so war Karigan samt Sattel vom Pferd gerutscht. „Ein bisschen Spaß muss sein, bevor es ernst wird.“ Karigan schnaubte und sattelte Kondor von neuem, bevor es endlich losgehen konnte. In schnellem Galopp verließen sie den Hof ohne zu bemerken, dass König Zacharias besorgt oben an einem der Fenster stand, die Gardine leicht beiseite genommen hatte und ihnen mit seinem Blick folgte. Die ganze Zeit über behielt Tegan die Nachricht bei sich. Als sie in den Norden gerieten, wurde das Wetter tatsächlich ungemütlich und sie mussten Pause machen, um sich zu stärken und die Umhänge überzuziehen. Die Pferde waren ruhig und grasten in ihrer Nähe im fiesen Niesel. Als sie sich entschlossen, weiter zu reiten, war es früher Nachmittag, die Sonne war hinter dicken Wolken verborgen, aus denen jetzt schnurgerader Regen fiel. „Ich weiß nicht, was mir lieber ist, Niesel, der alle Knochen langsam aufweicht oder der Regen, bei dem ich weiß, dass ich gleich durchgenässt bin.“ Karigan lächelte Tegan zu und sie lächelte zurück. „Der Regen.“, sagten sie dann beide gleichzeitig und mussten sogar lachen. „Da weiß man wenigstens, was man hat.“, fügte Tegan an und Karigan nickte zustimmend. „Und man kann sich auf die Wanne abends freuen.“ Karigan trieb Kondor an und Tegan folgte ihr. Sie ritten abseits der Straße, der Vorsicht halber. Allerdings kamen sie so auch nur langsam voran. Als Kondor begann zu scheuen und sich gegen das Weiterlaufen zu wehren, wusste Karigan, dass die Unruhen nicht weit weg sein konnten. Beruhigend klopfte sie dem Tier auf den Hals und merkte, wie es unter ihrer Hand flatschte. „Ruhig, Junge.“ Tegan sah zu ihr und sie nickten sich kurz zu. Vorsichtig ritten sie näher an die lauten Stimmen heran, die vom Weg zu ihnen heran drangen. „Ich habe dir doch gesagt, wir hätten den anderen Weg nehmen sollen!“, sagte eine Frauenstimme. „Ach was, da hätte es genauso ausgesehen!“, antwortete ein Mann. Die Frau schnaubte. „Aber wir wären nicht so oft aufgespürt worden!“ „Jetzt sei ruhig, Weib, sonst wird alles nur noch schlimmer.“ Karigan runzelte die Stirn und steuerte mit Kondor weiter in die Richtung. „Versteck du lieber das Gold in deinem Umhang!“, maulte die Frau zurück und Karigans Augenbrauen flogen in die Höhe. Sie warf Tegan einen Blick zu und die flüsterte „Diebe“. Karigan nickte und deutete Tegan an, auf den Weg zu reiten und sie abzulenken. Zum Glück verstanden sie sich immer so gut, dass Tegan das auch verstand und sofort zur Tat schritt. Sie ritt aus dem Wald auf den Weg und lächelte die beiden Diebe freundlich an, die sich zu Tode erschraken. Die Frau, etwas untersetzt und eindeutig jünger als ihr Gefährte, fuhr sich mit der Hand ans Herz. „Hallo die Herrschaften. Ist es nicht ein ekelhaftes Wetter?“ Karigan tippte an ihre Brosche und verschmolz mit ihrer Umgebung. Dann trat sie mit Kondor, der ebenfalls dank ihrer Kraft unsichtbar war, hinter den Dieben auf den Weg. „Ja, schon. Dürften wir bitte weiter?“ Die Diebe musterten Tegan mit Scheu. „Aber aber, wir könnten uns doch etwas unterhalten. Wo gehen Sie denn hin?“ Die Beiden warfen sich Blicke zu, während Karigan vorsichtig versuchte, den Beutel Gold mit ihrem Schwert vom Gürtel des Mannes zu lösen. „Gen Süden. Und Ihr?“ Sie schienen die Taktik gewechselt zu haben. „Ach, weiter gen Norden. Die Botschaften bringen sich ja nicht von allein.“ Karigan fummelte mit ihrem Schwert von Kondor aus an dem Gürtel rum. „Gut so, Tegan, mach weiter.“, dachte sie still und führte ihr Schwert in die Öse des Strickes ein, mit dem das Gold befestigt war. „Ja...“, sagten die Diebe nur und Tegan dachte sichtlich nach, was sie noch sagen könnte. „Haben Sie es denn noch sehr weit?“ Die Diebe nickten. „Ziemlich, deswegen müssten wir auch weiter.“ Tegan warf einen Blick zu der Stelle, wo Karigan sein müsste. „Na dann möchte ich sie nicht weiter aufhalten.“ „Danke.“ Die Diebe gingen weiter und durch die Bewegung schnitt sich das Seil wie von allein durch. Karigan musste nur noch den Beutel auffangen. Und das möglichst lautlos. Aber es gab eben doch das typische Münzgeklapper und Karigan zuckte zusammen, als sich die Diebe umdrehten. Allerdings sahen die ja nichts. „Was war das denn?“ Tegan hob die Augenbrauen, war schon zur Seite getreten. „Was denn?“ Die Diebe musterten sich gegenseitig, plötzlich stieß die schwarzhaarige Frau ihren Mann an. „Wo ist denn das Gold?!“, zischte sie und er sah an sich herunter und stutzte. „Ich weiß nicht, ich hatte es eben doch noch!“ Tegan ritt einen Schritt vor. „Entschuldigung, welches Gold denn? Bettler wir ihr besitzt doch kein Gold?“ Die Lumpen sprachen eindeutig für Bettler. Karigan hätte lachen können. „Oh, äh. Ach, nein. Da haben Sie sich verhört! Von Gold war keine Rede, sondern von äh...“ „Brot!“, half der ältliche Mann seiner Frau auf die Sprünge und sie nickte und beide lächelten. „Ich muss es wohl verloren haben.“ Er zuckte gespielt die Achseln und Tegan sah sie voller Mitleid an. „Das tut mir Leid... Ich habe auch leider nichts bei, sonst würde ich Ihnen etwas geben.“ Die Bettler lachten ebenso gespielt. „Na ja, da müssen wir wohl im nächsten Dorf fragen und hoffen, dass wir dort etwas bekommen.“ Tegan nickte. „Da bin ich mir sicher.“ Karigan bekam derweil fast einen Krampf in der Haltung. Halb hing sie vom Pferd, in einer Hand den Beutel, in der anderen noch das Schwert. „Gott, Tegan, beeil dich!“, bat sie still und als hätte diese sie gehört... „Na dann, man sieht sich immer zweimal im Leben.“ Die beiden gingen weiter, stießen sich an und zischten sich zu, die Alte beleidigte ihren Mann, was er mit dem Gold angestellt hatte. Karigan gab Kondor die Sporen. Erst im Wald löste sie mit einem gequälten Stöhnen ihre Pose auf und tippte sich an die Brosche. Tegans Pferd stand neben ihr, Tegan lachte. „Gut gemacht!“ Karigan nickte. „Gleichfalls.“ Sie wog den Goldsack. „Wem das wohl gehört?“ Tegan grinste. „Uns.“ Karigan schnalzte mit der Zunge. „Lass uns erst im nächsten Dorf fragen, ob die es vermissen.“ Und so ritten sie weiter, eigentlich immer noch auf Mission. „Also, war das jetzt die Unruhe?“, fragte Tegan und kratzte sich am Kopf. Karigan lachte. „Na ja, die richtigen Unruhen sind dank Alton ja vorbei.“ Tegans Blick lag schwer auf ihrer Gefährtin. „Und dank dir.“ Lächelnd ritten sie weiter. Im Dorf vermisste tatsächlich eine ältere Dame ihr Gold. Sie hatte es bei sich gelagert, um es irgendwann unter ihren acht Enkeln aufzuteilen. Karigan und Tegan waren beide froh, dass sie es nicht für sich behalten hatten. Wieder eine gute Tat. Und im nächsten Dorf fanden sie dann auch denjenigen, an den der Brief gerichtet war. Tegan händigte ihn aus, stolz, wieder eine Botschaft hinter sich zu haben. Nur war es viel zu spät für den Rückweg geworden. So suchten sie sich eine Bleibe für die Nacht und kamen in dem Stall des hier wohnenden Bauern unter, der sie freundlich aufnahm und sogar ein Abendessen drauflegte. Müde von dem langen Ritt schliefen Tegan und Karigan eingerollt in ihre nassen Umhänge auch schnell ein. Am nächsten Morgen waren die Umhänge getrocknet und sie konnten sich auf den Rückweg machen. Der Bauer spendierte ihnen noch ein ausgewogenes Frühstück, das sicher für den Rückweg reichen würde. Dass ich Zacharias in seinen eigenen Räumen derweil Sorgen machte, ahnte Karigan nicht, aber sie hätte diese Nachricht sicher mit einer Art von Glücksgefühl aufgenommen. Vielleicht wäre auch etwas Schadenfreude bei gewesen. Als sie endlich zurückkamen, waren sie wieder neu durchnässt, die Haare klebten ihnen an der Haut, genau wie die Sachen selbst. „Gott, ich brauch dringend eine Wanne.“, klagte Karigan und auch Tegan drückte ihre steifen Glieder von sich. Sie ritten zum Stall, übergaben die Pferde an den Stalljungen und gingen steif vom Reiten zur Unterkunft im Hauptgebäude. „Ich will auch ne Wanne.“, meckerte Tegan. Yates kam uns entgegen und grinste uns an. „Ich hab eine und ihr seht beide aus, als könntet ihr eine gebrauchen, also warum kommt ihr nicht mit mir und wir nehmen zusammen ein heißes Bad?“ Tegan funkelte ihn an. „Vergiss es, Yates.“ Er lachte und ging weiter, genau wie wir, nur in die andere Richtung. An der Tür verabschiedete sich Karigan von Tegan. „Genieß die Wanne. Du auch.“ Und das tat Karigan dann auch. Bis ihr einfiel, dass... „Oh mein Gott!“ Sie setzte sich kerzengerade auf. Morgen war ja schon die verdammte Feier! So schnell sie konnte badete sie zu Ende mit dem Vorhaben, noch einmal mit Zacharias zu reden. Doch dann fiel ihr ein, dass sie ja sauer mit ihm war. Konnte sie da wirklich einfach so zu ihm gehen und sagen: Lasst uns über eure Verlobung reden? Lady Estora. Schon der Name verschaffte ihr Sodbrennen. Aber irgendwas musste sie noch tun. Zuerst setzte sie sich in ihrem Nachthemd an die Logbücher und trug die letzten zwei Tage nach, dann starrte sie auf die Wand vor sich. Was sollte sie nur tun? Von einem Impuls gesteuert, stand sie auf und ging zum Fenster, um es zu öffnen. Klare Luft drang ins Zimmer und Karigan zog sie tief in ihre Lungen. Doch dann klopfte es an der Tür. „Wer ist das denn?“, flüsterte Karigan zu sich selbst, dann ging sie zur Tür und öffnete. Und als sie Zacharias entdeckte, zuckte sie zusammen. Sie hatte nasse Haare und stand im Nachthemd vor ihm! Zacharias dagegen trug einen Bademantel, Hausschuhe und sah...nicht selbst besser aus. Er räusperte sich und Karigan rannte ins Bad, um sich ihren Bademantel überzuziehen, dann kam sie zurück. „Majestät?“ Er lächelte, gleichmütig wie immer. „Du bist zurück, Karigan.“ Sie waren allein und schon duzte er sie wieder. „Ja... Und ihr seid noch auf?“ Er nickte. „Ja.“ Seinen Stirnreif hatte er schon abgelegt und er sah wirklich müde aus. „Ähm... Seid Ihr deswegen hergekommen, Majestät?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht.“ Sie blinzelte. „Oh... Möchtet...Ihr dann vielleicht reinkommen?“ Er nickte und trat neben ihr ein. „Sehr freundlich.“ „Oh, kein Problem.“ Er setzte sich auf einen Stuhl als wäre er hier Zuhause, dann sah er ins Logbuch. „Nun... Ihr ward lange weg.“ Sie setzte sich zu ihm. „Ja, das waren wir. Es hat lange gedauert und wir hatten einen Zwischenfall.“ Kurz schilderte sie die Prozedur mit den Dieben. Er lächelte. „Das hast du sehr gut gemacht.“ Sie wollte nicht erröten. Nein, nein! Aber sie tat es trotzdem. Mist! „Danke.“ Sie sah ihm lange in die braunen Augen und er sah zurück in ihre braunen Augen. Ihre wohl einzige Gemeinsamkeit. „Übermorgen wird also der Druck des Volkes von Euch genommen. Seid Ihr schon aufgeregt, Majestät?“ Er senkte den Blick auf die Papiere, die auf dem Tisch lagen. „Etwas. Sag, Karigan...“ Sie liebte es, wie er sich ausdrücken konnte. „...warst du schon einmal verliebt?“ Sie schluckte schwer. „Ja, das war ich.“ Sie war es immer noch. Er hob den Blick und sah sie lächelnd an. „Es muss schön sein.“ Und damit sprach er alles aus. Alles, was sie wissen wollte, alles, was sie eigentlich schon wusste. Er war nicht verliebt in Lady Estora. „Ihr seid überhaupt nicht in sie verliebt, Majestät. Warum tut Ihr das? Ich kann es nicht nachvollziehen, erklärt es mir.“ Er schnaubte – ein seltsames Geräusch aus seiner Nase. „Das Volk braucht einen Thronfolger.“ Karigan nickte. „Das Volk will aber genauso gut Euer Bestes. Und Lady Estora – so nett sie ist – ist nicht das Beste für Euch. Ihr liebt sie nicht.“ Er nickte und legte eine Hand auf ihre. „Das weiß ich doch.“ Harsch zog Karigan ihre Hand empor. „Ihr dürft sie nicht heiraten! Verlobt Euch gar nicht erst! Das endet für sie auch nur in einer Misere.“ Fest sah sie ihn an, doch er lächelte immer noch. „Und hört auf zu lächeln, verdammt!“ Jetzt verschwand sein Lächeln tatsächlich. „Karigan... Es ist lobenswert, dass du so an mich denkst und sogar Lady Estora mit in deine Gedanken mit einbeziehst.“ Sie schnaubte. Freiwillig machte sie das bestimmt nicht. „Aber?“, fragte sie genervt. „Aber ich kann es nicht ändern.“ Ob er ahnte wie sauer sie war? „Natürlich könnt Ihr! Ihr seid der König, Ihr könnt es ändern! Verlobt Euch nicht öffentlich! Löst die Verlobung übermorgen, statt sie zu feiern. Werdet mit jemandem glücklich, der Euch liebt!“ Er runzelte die Stirn und erhob sich. „Es würde zu lange dauern, jemanden zu finden.“ Er stellte sich ans Fenster und Karigan starrte seinen Rücken an. „Ich bin doch hier!“, dachte sie gequält, doch dann stand sie auf und trat hinter ihn. „Das glaube ich gar nicht.“, sagte sie leise, doch er seufzte nur. „Ich wollte nur nachsehen, ob es dir gut geht.“ Ein Lächeln legte sich auf Karigans Gesicht. „Mir geht es nicht gut bei dem Gedanken an übermorgen.“ Zacharias runzelte die Stirn. „Mir auch nicht.“ Jetzt konnte sie nicht anders, sie griff einfach nach seinen Händen. „Bitte, verlobt Euch nicht offiziell.“ Seine Hände waren kalt. Wie gern würde sie das ändern? Er lächelte nur undurchdringlich. „Ich bin froh, dass es dir gut geht.“ Er drückte ihre Hände und strich dann mit einer Hand durch ihr Haar. „Ich bin froh, wenn Ihr Euch nicht verlobt.“ Sie sah ihn schon fast bettelnd an und er lachte leise, dann beugte er sich zu ihr und hauchte einen Kuss auf ihre Wange. Sofort stand sie förmlich in Flammen. „Lass uns übermorgen abwarten.“ Schon in diesen Worten lag tiefe Nachdenklichkeit. „In Ordnung.“, flüsterte sie und dann ließ er sie los. „Bis übermorgen, Kari.“ Sie sah ihm nach wie er aus ihrem Zimmer trat und fiel dann auf die Knie. Tränen stiegen in ihre Augen, sie konnte kaum glauben, was eben geschehen war. Es tat ihr so Leid um diesen Mann und um sich selbst, dass sie noch lange weinte, bis es ihr besser ging. Kapitel 4: Tag 4 ---------------- Am nächsten Morgen weckte sie Mara, die ständig an ihre Tür klopfte. „Karigan! Steh auf, schnell!“ Karigan grummelte in ihrem Bett, drehte sich um und zog sich das Kopfkissen über die Ohren. “Was ist denn los?“ Mara seufzte. „Alton ist da! Jetzt steh auf.“ Karigan runzelte die Stirn. „Alton ist am Wall.“ Mara vor der Tür schüttelte heftig den Kopf. „Nein! Alton ist hier!“ Karigan kroch aus ihrem Bett, schlurfte zur Tür und öffnete. Mara trat sofort ein. „Gott sei Dank, du bist wach. Alton ist da, er hat Neuigkeiten, aber die will er erst dir erzählen. Steh endlich auf und zieh dich an!“ Karigan war ins Bett zurück gekrochen, aber Mara zog jetzt an ihrer Bettdecke. „Wäh!“ Wie ein Embrio rollte sich Karigan zusammen. „Du Biest!“ Sie rollte sich aus dem Bett, landete auf allen vieren. „Was hat Alton denn gesagt?“ Mara grinste bei Karigans Anblick. „Dass es um die verlorene Stadt geht.“ Karigan fuhr auf, stand plötzlich auf den Füßen und starrte Mara an. „Was?!“ Mara lachte los. „Ja, es stimmt. Und jetzt mach dich endlich fertig! Wir sind alle neugierig!“ Karigan strich sich durch ihr wirres braunes Haar, in dem sich Knoten gebildet hatten. „In Ordnung, ich zieh mich an.“ Mara nickte. „Du solltest dich auch kämmen.“ Karigan räusperte sich. „Schon gut. Wo treffen wir uns?“ „Im Gemeinschaftsraum.“ Mara verließ das Zimmer und so schnell sie konnte, zog sich Karigan an. Die verlorene Stadt im Schwarzschleierwald?! Was hatte Alton dort verloren? Er hätte doch gar nicht den Wald betreten dürfen! Um alles musste man sich selber kümmern! In ihren weichen, grünen Reitersachen – sie hatte extra neuen Weichspüler gekauft, damit die Sachen nicht immer so steif waren – stiefelte Karigan Richtung Gemeinschaftsraum, ihre Haare zu einem dicken Zopf im Nacken zusammengebunden. Alton saß im Sessel, alle anderen Grünen Reiter hatten sich um ihn geschert und lauschten seinen lustigen Erzählungen vom Wall. Als Karigan den Raum betrat, drehten sich alle Gesichter zu ihr, alle Augen lagen plötzlich auf ihr. „Alton!“, rief sie. Er war aufgestanden und kam langsam auf die zu, dann umarmte er Karigan fest. „Hey Kleines.“ Er drückte sie kurz, doch dann schlug sie plötzlich auf ihn ein. „Verlorene Stadt?! Bist du wahnsinnig, hinter den Wall zu gehen?“ Er grinste und wich ihren Schlägen aus. „Er ist doch nicht mehr gefährlich!“ Karigan schrie auf. „Du spinnst! Du weißt, dass der Wald noch gefährlich ist!“ Alton seufzte. „Aber gib zu, du willst auch wissen, was ich rausgefunden hab.“ Die anderen grinsten sich gegenseitig an und dann zu Karigan, die ihren Blick schweifen ließ. „Ähm... Also... Ja!“ Alton grinste sie an. „Na also!“ Karigan schlug ihn wieder leicht. „Los, setz dich hin und erzähl endlich!“ Karigan schob Alton zum Sessel, drückte ihn hinein und kniete sich vor ihn hin. Alton lächelte in die Runde und holte dann Luft. „Also ich hab ja schon damals unbedingt die Stadt entdecken wollen.“ Alle nickten. „Und eines frühen Morgens – ich war gerade dabei, den Wall weiter zu festigen und die Risse zu reparieren – dachte ich mir: Alton, heute ist ein guter Tag, es zu tun. Ich packte meine Sachen und ließ mir eine Leiter an den Wall stellen. Alle hielten mich für verrückt, Vater sagte, ich dürfte nicht gehen, immerhin brauchten sie mich da, aber ich hab es trotzdem getan.“ Karigan schnaubte, einige andere Reiter schüttelten den Kopf. „Ja, vielleicht denkt ihr, ich hab einen Knall, aber als ich den Wall berührte, wusste ich, dass mir nichts passieren würde. Nicht an diesem Tag.“ Er lächelte in die Runde. „Und ich bin also über den Wall, die Leiter wurde wieder weggenommen und dann bin ich in den Wald hinein.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich wusste nicht, wo ich lang gehen sollte, also bin ich erst einen Tag lang herumgelaufen. Auch der nächste Tag begann so, aber dann fand ich die Straße wieder und folgte ihr. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass ich da lang musste. Ich war so lange unterwegs, bis es dunkel wurde, dann hab ich in meinem kleinen Zelt übernachtet. Aber als ich am nächsten Morgen aufwachte, stand ich praktisch genau davor! In der Dunkelheit habe ich sie nicht gesehen, aber sie lag direkt vor mir. Wilde Blumen überwucherten den Stein und die Mauern und die eingefallenen Häuser. Und...Efeu hat sich um neue kleine Bäume gewunden, die...mitten in alten Ruinen wachsen. Es war so wunderschön, dass ich es kaum glauben konnte. Aber es war alles noch da! Die kleinen Häuser und das Schloss mit einem Turm und... Alles, was man aus den Sagen kennt!“ Altons Augen glänzten richtig, niemand bewegte sich, selbst das Atmen schien abgeschaltet zu sein. „Da standen...Figuren am Weg.“ Karigan nickte. „Die hab ich auch gesehen...“, flüsterte sie als wäre sie selbst im Wald und sähe die efeubewachsenen Steinfiguren vor sich, die früher feinste Arbeit gewesen sein mussten. Alton lächelte sie an. „Ja, genau.“ Sie hatten wahrscheinlich beide ein ähnliches Bild vor sich. „Ich bin durch die Ruinen gelaufen und habe mir alles angesehen. Ihr glaubt ja gar nicht, wie ehrfürchtig man da wird. Ich meine, man wandelt heute durch die Überreste, aber irgendwie sind die Jahrtausende alten Geister noch zu spüren, es war seltsam. Und so wunderschön.“ Alle seufzten theatralisch. „Das lenkt noch lange nicht davon ab, dass du nicht hättest hingehen dürfen, Alton.“, sagte Karigan streng und er grinste sie an. „Warum machst du dir solche Sorgen um mich?“ Sie wusste genau, was er ansprach, aber sie wusste auch, dass er ein Ehrenmann war. Er würde es nicht aussprechen. Natürlich meinte er den Umstand, dass Karigan ja gar nicht in ihn verliebt war, sondern in Zacharias. „Ich mache mir trotzdem Sorgen, du bist ein Freund von mir, das ist doch verständlich.“ Er nickte. „Ich bin ja noch da.“ Karigan nickte. „Dass du sie wirklich gefunden hast...“, flüsterte sie dann. „Ist der Marmor noch richtig zu erkennen?“, fragte Osric leise und Alton nickte mit glänzenden Augen. „Sogar jedes einzelne Detail der Verschönerungen.“ Karigan und die anderen staunten nicht schlecht. „Stimmt es, dass sie Blumenornamente in den Marmor geschnitzt haben?“ Alton nickte wieder. „Ich habe...sie berührt und habe mit den Fingern hindurchgestrichen. Es war wirklich unglaublich. Diese Liebe zum Detail, die kleinen Blüten und...oh! Da waren sogar kleine Kolibris und kleine Schmetterlinge an den Blüten.“ Jeder hatte jetzt wahrscheinlich eine andere Vorstellung im Kopf außer Alton natürlich, denn er wusste, wie es wirklich aussah. „Das muss so schön sein.“, flüsterte Mara und selbst die Männer stimmten ihr nickend zu. „Ich würd da auch gern mal hin.“, sagte Garth nach einer Weile Schweigen und die anderen sahen ihn halb entsetzt, halb bewundernd an. „Oh, es war ein beschwerlicher Weg, aber ich würde ihn euch allen zutrauen.“, warf Alton ein und zog wieder die Blicke auf sich. „Ich weiß nicht...“, murmelte Justin. Es waren wirklich alle versammelt. „Was weißt du nicht?“, fragte Karigan nach. „Na ja, ich weiß nicht, ob ich das machen würde. Immerhin liegt die Stadt doch mitten im Schwarzschleierwald.“ Alton nickte. „Wenn ich könnte, hätte ich die Erinnerung in ein Becken voll Wasser geworfen, damit ihr es euch alle ansehen könnt.“, sagte er lächelnd und die anderen lächelten zurück. Karigan seufzte. „Ich glaube, wir träumen heute alle gut.“ Alton nickte ihr zu. „Bleibst du eigentlich hier, Alton?“, fragte sie dann, die anderen erhoben sich und streckten ihre Glieder. „Ja. Morgen wäre ich ja sonst eh hergekommen.“ Karigan nickte, die anderen verließen leise plaudernd den Raum. Immerhin war es noch sehr früh und niemand hatte bisher gefrühstückt. „Wie geht es dir, Kleines?“, fragte Alton und sah fragend in Karigans Gesicht. „Ja... Na ja, eigentlich nein.“ Sie lächelte schief. „Was ist denn passiert?“ Karigan seufzte. „Er war...gestern bei mir. Wir haben geredet.“ Altons Augenbrauen flogen in die Höhe. „Er war bei dir? Das sieht ihm gar nicht ähnlich.“ Sein gegenüber nickte, sie waren mittlerweile allein und plötzlich knurrte Karigans Magen. „Entschuldige, ich habe noch nicht gefrühstückt.“ Alton lachte. „Hol dir was her, ich warte hier. Dann können wir weiterreden.“ Sie nickte, stand auf und holte sich dann ein bisschen Obst und Brot mit Marmelade. Alton saß immer noch im Sessel, als sie zurückkam. „Also, was hat er gesagt? Was wollte er denn bei dir?“ Alton hatte sich zwar damit abgefunden, dass Karigan nichts von ihm wollte, aber manchmal konnte er seine Eifersucht nicht zurückhalten. Und während Karigan sich ihr Frühstück schmecken ließ, erzählte sie, was, wann und wie sich Zacharias’ Besuch ereignet hatte. Alton nickte, als sie geendet hatte. „Das...war lange nötig, dieses Gespräch.“ Karigan nickte. „Ja, aber ich hätte ihn am liebsten angeschrien.“ Alton fing an zu grinsen. „Hast du bestimmt auch, so wie ich dich kenne.“ Sie senkte den Blick und grummelte etwas in ihren nicht vorhandenen Bart. „Jedenfalls war ich so sauer!“ Sie seufzte und biss herzhaft von ihrem Apfel ab. Alton strich ihr kurz durchs Haar. „Vielleicht...sieht die Welt morgen ja ganz anders aus.“ Sie schnaubte so doll, dass ihr beinahe der Apfel aus der Nase kam. „Das glaubst du doch im Ernst nicht!“ Jetzt erst schluckte sie runter. „Ich kann meine Hoffnung vollkommen vergessen. Das wird doch nie was mit ihm und mir. Er sieht mich doch überhaupt nicht und...“ Sie winkte ab und biss wieder in den Apfel. „Ach, Karigan...“ Das Schlimme war, dass Alton ihr tatsächlich nicht helfen konnte. Er konnte sie nur... Samt legte er die Arme um seine Freundin. „Tut mir Leid, dass es so läuft.“ Sie lächelte schief und lehnte sich kurz an Alton. „Tut ziemlich weh, oder?“ Er nickte. Immerhin wusste er ja, wie es war, wenn die Liebe nicht erwidert wurde. „Aber du wirst es überleben.“ Sie holte tief Luft, blinzelte ihre Tränen weg und nickte dann. „Du lebst ja auch noch.“ „Eben.“, sagte er lächelnd, dann wechselten sie lieber das Thema. Trotzdem musste Karigan immer an den morgigen Tag denken. Kapitel 5: Tag 5 ---------------- Und am nächsten Morgen war der große Tag dann da. Als Karigan sah, dass es draußen hell wurde, stand sie auf. Sie fühlte sich mies, hatte kaum geschlafen. Launig tapste sie ins Bad und stöhnte auf, als sie sich im Spiegel betrachtete. Augenringe, strähniges Haar, schlaffe Haut. „Na ganz toll...“ So konnte sie wohl kaum zum Ball gehen. Grummelnd stieg sie in die Dusche und beseitigte zuerst das strähnige Haar. Nach dem föhnen sah zumindest das perfekt aus. Zwei Strähnen band sie von der Seite nach hinten fest und betrachtete sich im Spiegel. Das musste wohl reichen. Schnell griff sie nach einer Creme und versuchte, ihre dummen Augenringe zu vertuschen, was nicht recht klappen wollte. Aber die Haut sah schon besser aus. Noch genauso tapsig lief sie ins Schlafzimmer zurück und öffnete ihren Schrank. Wie lange war es her, dass sie ein Kleid getragen hatte? Sie seufzte und zog das – natürlich grüne – Kleid aus dem Schrank, dann zog sie es an und sah noch einmal in den Spiegel. Dann setzte sie sich an ihren Schreibtisch. Es war noch viel zu früh, nach essen war ihr überhaupt nicht und sie wollte eigentlich einfach nur zurück ins Bett. Sie sah wieder auf die Uhr. Noch drei Stunden... Wie sollte sie die nur rumkriegen? Plötzlich klopfte es an der Tür und sie sah auf. „Ja?“ Alton trat durch die Tür und sie lächelte. Alton schloss die Tür und kam lächelnd auf sie zu. „Du sagtest doch, du brauchst mich heute.“ Karigan nickte. „Lenk mich ab! Sag mir liebe Worte, sag, dass alles gut wird!“ Alton seufzte und setzte sich neben sie. „Das kann ich nicht, das weißt du.“ Frustriert legte sie den Kopf auf ihre Arme. „Ich kann da nicht hingehen, ich will mir das nicht mit ansehen.“ Alton strich ihr leicht übers Haar. „Warum bist du auch schon fertig gemacht?“ Sie schnaubte. „Ich konnte nicht schlafen. Und bevor ich dämlich rumsitze, hab ich mich lieber fertig gemacht.“ Alton musste lächeln. Sie ähnelte ihm wirklich. Er hatte sich damals genauso gefühlt, als er in Karigan verliebt war. „Alton?“ „Hm?“ „Geht das Gefühl vorbei?“ Er nickte leicht. „Dieses Gefühl schon, nur die Liebe nicht.“ Sie sah auf und in seine Augen. „Also liebst du mich immer noch?“ Er lachte leise. „Kleines, das kann man nicht einfach abstellen. Das wirst du auch nicht können. Aber es wird vorbei gehen.“ Sie ließ den Kopf wieder sinken. „Woher willst du das wissen, wenn es bei dir noch nicht vorbei ist?“ Er seufzte leise. „Weil es im Moment so ist, dass ich nur dein Glück will. Ich hab begriffen, dass du mich nicht lieben kannst, weil du eben ihn liebst. Alles was ich will, ist, dass du glücklich bist.“ Karigan schwieg. „Ich hasse sie ja nicht mal. Sie ist nett! Das ist doch das schlimmste. Ich müsste sie hassen...“ Alton strich tröstend über den Rücken seiner Freundin. „Dann gönn ihm sein Glück.“ Karigan riss förmlich den Kopf hoch. „Glück?! Er ist doch nicht glücklich bei ihr! Er liebt sie doch nicht mal!“ Alton schüttelte den Kopf. „Du kannst es nicht mehr ändern. Lass ihm seinen Fehler machen, dann bemerkt er vielleicht, was er an dir hat.“ Sie verzog das Gesicht. „Aber ich will ihn jetzt gleich!“ Alton lachte los. „Das wollte ich auch. Lass uns abwarten, vielleicht hast du ihm ja bei eurem letzten Gespräch die Augen geöffnet.“ Sie blinzelte. „Das glaubst du doch selbst nicht, Alton.“ Er zuckte mit den Schultern. „Lass uns abwarten, Kleines. Komm, zieh dich noch mal um und wir machen einen Spaziergang.“ Sie lächelte schief. „Okay... Danke Alton.“ Sie drückte seine Hand und stand auf, um sich im Bad umzuziehen. Alton strich sich derweil durchs Haar. Er hoffte so sehr, dass alles gut werden würde. Für Karigan. Als sie wieder aus dem Bad kam, lächelte er. So kannte er sie, in ihren Reitersachen, grün und braun abgestimmt. Er erhob sich. „Na los, komm. Frische Luft tut dir sicher auch gut, du siehst aus, wie eine Leiche.“ Ein böser Blick Karigans traf ihn. „Ach halt die Klappe.“ Er grinste und lief ihr nach nach draußen. „Wo gehen wir hin?“ „Zum Stall.“, sagte sie ganz klar, aber Alton holte zu ihr auf und lief neben ihr her. „Wollen wir ausreiten?“ Sie sah ihn lächelnd an. „Gern...“ Wieder wurden sie von einem Fenster beobachtet... Doch irgendwann mussten sie zurück und Karigan musste sich wieder umziehen. Sie roch nach Pferd und Stroh, nach Hafer und Heu, weil sie Kondor noch gefüttert hatte, aber sie liebte diesen Geruch und störte sich nicht daran, mit ihm zum Ball zu gehen. Als sie mit Alton an ihrer Seite in die große Halle trat, staunte sie nicht schlecht. Sie war herrlich dekoriert, wenn auch nicht in Karigans Farbe. Dieses ekelhafte rosa...schien von Lady Estora zu kommen. Alton stand genauso perplex neben ihr. „Wow...“, flüsterte er. „War das seine Idee?“ Schleifen, Bänder, Girlanden... Karigan drehte sich der Magen um. „Mit Sicherheit nicht.“ Ihr Blick fiel auf den Thorn und da saß er. In seinem besten Gewand mit seinem silber polierten Stirnreif. Mit ausdruckslosem Gesicht starrte er aus dem Fenster. „Er denkt nach.“, flüsterte Karigan zu Alton, während sie die Halle betraten und sich umsahen. Es waren schon so gut wie alle Grünen Reiter da, außerdem die Herrscher der einzelnen Provinzen und die gesamten Angestellten des Hofes. Essen stand auf langen tafeln bereit, Getränke auf der anderen Seite. Karigan und Alton liefen quer über die mittige Tanzfläche. Sie mussten ihren König begrüßen. Karigans Herz klopfte bis zum Hals, sie fürchtete, dass jeden Moment ihre Luft wegblieb. Zacharias’ Augen lagen plötzlich auf ihr, sie spürte es, aber sie sah nicht auf. Sie verbeugten sich und sahen demütig auf den Boden. Auch, als sie sich wieder erhoben und sich umdrehten, sah Karigan nicht auf. Sie konnte nicht in seine gutmütigen Augen sehen. „Reiter G’ladheon?“ Wie angewurzelt blieb Karigan stehen und sah geschockt zu Alton. Alton schluckte schwer, er war ebenfalls stehen geblieben, doch... „Könnte ich mit dir sprechen, Karigan?“ Karigan schnappte lautlos nach Luft. Er sprach sie...vor dem ganzen Saal mit Vornamen an. „Ja.“, sagte Alton und sprach so für Karigan. Sie starrte ihn an. „Spinnst du?!“, formte sie mit den Lippen und er nickte ihr drängend zu. „Ich hasse dich.“, flüsterte sie ihm zu, während sie an ihm vorbeiging. Er grinste nur und sah zu, wie sie hoch zum Thron ging und sich neben Zacharias stellte. Ihr Gesicht sprach Bände. Sie hatte natürlich absolut keine Lust mit ihm zu sprechen, aber Alton sah es als Chance an. Vielleicht als die letzte Chance. Langsam machte er sich aus dem Staub, während Karigans Herz schon in ihrem Magen hing. Und Zacharias schwieg. Beide schwiegen so lange, bis sie es nicht mehr aushielt. „Wenn Ihr mir nichts zu sagen habt, dann würde ich gern gehen.“ Dass sie verletzt war, hörte man eindeutig. „Nein, bitte bleib.“ Er hob den Blick und sah sie mit einem Blick an, den sie nicht deuten konnte. „Was wollt Ihr denn von mir?“ Er schluckte schwer, sah sie lange an. „Wenn ich sie heute nicht heirate, wen soll ich dann heiraten?“ Er meinte es ernst, das sah sie ihm an. Hörte er nicht, wie laut ihr Herz klopfte? „Diejenige, die Ihr liebt.“ Mich! Er seufzte und sah wieder aus dem Fenster, doch diesmal blieb sie nicht ruhig. „Zacharias... Entscheidet euch. Ihr liebt sie nicht, dann tut es ihr auch nicht an, Ihr brecht ihr sonst das Herz.“, sagte sie leise und wusste genau, was das hieß. Nicht nur durch Alton, sondern auch durch sich selbst. Gerade zersprang ihr das Herz. „Ich weiß... Ich breche ja auch meines.“ Sie starrte ihn an. „Dann macht Schluss mit diesem Unsinn, löst Eure Verlobung und...lasst den Ball so ablaufen.“ Er schnaubte. „Alle wissen, dass ich heute eine Verlobung bekannt gebe.“ Sie seufzte. „Dann... Dann gebt doch eine andere bekannt.“ Sie sah ihn verzweifelt und bettelnd an und langsam drehte er den Kopf und sah sie an. Lange und tief. „Kari... Du bist so gut und so kontrolliert.“ Er lächelte schwach und sie senkte den Blick auf ihre Füße. „Ich will nur...Euer bestes.“ Da war es. Genau wie Alton gesagt hatte. Der stand mit allen anderen Reitern an der Getränketafel und beobachtete die Szene. „Und du weißt genau, dass du mein Bestes bist.“ Karigans Kopf ruckte rum. Zacharias lächelte sie einfach nur an. „Das...kann sein.“, flüsterte sie und er nickte. „Wenn ich also die Verlobung mit Lady Estora löse, dann...?“ Er sah sie fragend an und sie schluckte schwer. „Dann gebt Ihr eine andere an.“ Er lächelte leicht. „Unsere, Karigan?“ Karigans Herz setzte einen Schlag lang aus. Er hielt ihr seine Hand hin und sie starrte darauf. So einfach? Sollte das so einfach gehen? Sanft legte sie ihre Hand auf seine. „Macht mir einen richtigen Antrag.“, bat sie. Er schloss seine Hand um ihre. „Karigan G’ladheon, willst du...meine Frau und damit die Königin des Reiches Sacoridien werden?“ Oh Gott, ihr Herz machte drei Sprünge. „Ja, das will ich.“, flüsterte sie und ihre Augen glänzten. Zacharias erhob sich und sah sie lange an. „Danke.“ Er strich ihr einmal durchs Haar. „Verzeih mir, dass ich dir so wehgetan habe.“ Karigan lächelte schwach. „Geh und sag es ihr.“, flüsterte sie dann. „Das halt ich jetzt auch noch aus.“ Er lachte leise und griff nach ihrer Hand, zog sie sanft an sich und küsste sie auf die Wange. „Eins noch.“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Ich liebe dich.“ Sie seufzte auf und strich mit dem Daumen über ihre Hand. „Du hast so lange gebraucht.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe nur nicht an mich gedacht.“ Karigan lächelte. „Ich liebe dich auch.“ Zacharias nickte und ging die drei Stufen hinunter und aus dem Saal, offenbar auf dem Weg zu Lady Estora. Karigan sah ihm nach und seufzte dann. „Und? Was ist passiert?“ Alton stand neben ihr und sie musste sich Luft zuwedeln. „Wir... Wir heiraten.“ Er blinzelte. „Was?!“ Sie lachte und nickte und umarmte ihn dann, was wiederum die anderen Reiter anzog. Die Nachricht machte unter ihnen schnell die Runde und als Zacharias zurückkam, standen die Reiter grinsend am Getränkebuffet und stießen auf Karigan an. Auf Karigan und Zacharias, dessen Verlobung an diesem Tag bekannt gegeben wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)