Big City Life von Maya ================================================================================ [NAO] Alles gesagt ------------------ Sooo - es geht endlich weiter ^^ In Kapitel 12 passiert wenigstens mal wieder etwas XD Wünsch euch viel Spaß beim Lesen und schon mal im Vorfeld schöne Ferien und frohe Festtage ^-^/) Titel: Big City Life Teil: 13/? Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^° Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?) Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ... LG Maya Kapitel 12 – [NAO] Alles gesagt Die Kantine war um diese Zeit vollkommen leer und so ließ er sich einfach mit einem lauten Plumps und einem frustrierten Seufzer auf einem x-beliebigen Platz nieder, um über eine Lösung nachzudenken. Und diese Lösung musste innerhalb der nächsten sechzig Minuten kommen, sonst würde er sich schlicht und ergreifend an seiner Unterhose erhängen... Aber, außer Nao die Wahrheit zu sagen, würde ihm wohl leider nichts anderes übrig bleiben. Wenn er es weiterhin verschwieg und Nao es hinterrücks woanders erfuhr, konnte er sich erst recht auf Ärger gefasst machen. Und eigentlich war das etwas, was er nicht wollte. Er ignorierte zwar absichtlich Naos gutgemeinte Ratschläge, aber nicht aus dem Grund ihn zu verärgern oder zu provozieren. Sein Frust hatte sich durch diese Erkenntnis allerdings keineswegs gelegt, sondern eher verstärkt. Wie sollte er es Nao beibringen? Er wollte ihn schließlich nicht verletzen, das war nie seine Absicht gewesen. Um Ablenkung bemüht, lenkte er seinen Blick nach links aus dem Fenster. Und prompt war er abgelenkt. Denn vollkommen ignorierend, dass man zu spät kam, schlenderten ein paar Jungen gemütlich über den Schulhof in Richtung Haupteingang. Und das waren keine geringeren als Dai und seine Leute. Sofort klebte sein Blick an Reita und er verfluchte sich erneut für das Geschehene auf der Party. Er hatte keine Ahnung wie er sich verhalten sollte, wenn er Reita das nächste Mal gegenüberstand und er war sich momentan auch nicht so sicher, ob er das wirklich wissen wollte... Als hätte Kyo seine Blicke bemerkt, sah dieser in seine Richtung und starrte ihn selbst über diese Entfernung mit einem derart finsteren Blick direkt in die Augen, dass Ruki ein Schauer über den Rücken rieselte. Schnell wandte er sein Blick ab und erschreckte sich beinahe zu Tode, als er plötzlich eine Hand auf der Schulter spürte. „Hey!“, lachte es hinter ihm und Ruki versuchte sein rasendes Herz wieder zu beruhigen, „Man, Alter – was bist so schreckhaft? Schlechtes Gewissen?“ Ruki erkannte die Stimme als Mikus und verfluchte diesen kurz, aber nur halb ernst gemeint in Gedanken, ehe er sich ihm zuwandte. „Du. Hast. Mich. Halb zu Tode erschreckt!“, motze er und rang Miku ein erneutes Lachen ab. Sein Klassenkamerad setzte sich ihm gegenüber und grinste ihn breit an. „Und?“, fragte er, „Was gab's in der Stunde so wichtiges mit Kanon zu klären?“ Ruki zögerte kurz und zuckte ausweichend mit den Achseln. „Nichts...“, log er nuschelnd und spürte, wie er auf seinem Sitz immer kleiner wurde. Dass Miku ihm nicht glaubte, lag auf der Hand. „Was machst du eigentlich hier?“, versuchte er ihn deswegen abzulenken und sah auf die Uhr, „Die Stunde ist noch nicht zuende.“ Miku zuckte desinteressiert mit den Achseln. „Pf – ja und? Is doch Jacke wie Hose und jetzt versuch nicht weiter um den heißen Brei zu reden und erzähl Onkel Miku was geschehen ist“, er zwinkerte wieder einmal und kriegte ihn klein. So kurz und knapp wie möglich berichtete er seinem Gegenüber von dem unbekannten Texter und erhoffte sich schließlich mit einem Dackelblick Rettung. Allerdings war ein trockenes „Aha“ alles, was Miku hervorbrachte. Er wartete noch kurz, doch als er keine Anstalten machte, noch ein Wort über das Thema zu verlieren, hakte er nach. „Wie? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast??“ Miku seufzte und lehnte sich vor. „Ruki“, meinte er schließlich ruhig und so fremdartig ernst wie zum Zeitpunkt in der CD-Abteilung und wog seine Worte sorgfältig ab, „Wenn Nao nicht schon längst gecheckt hat, dass du seine Ratschläge von vorn bis hinten absichtlich missachtest, dann ist er der größte Dummkopf der Welt.“ Ruki blieb stumm. „Und wir beide wissen, dass er kein Dummkopf ist, nicht wahr?“, er nickte, „Also sag ihm klar was Sache ist und damit hat sich’s.“ Zufrieden mit sich und seinem Ratschlag lehnte er sich auf seinem Platz zurück und steckte sich einen Lutscher in den Mund. Beide schwiegen daraufhin eine Zeit lang und so kam es zum ersten Klingeln, ohne dass einer bis dahin etwas gesagt hatte. Nach einigen weiteren Minuten entdeckte Miku einen Bekannten und verabschiedete sich. So saß Ruki allein da und überlegte nun wie er es Nao am einfachsten und schonendsten beibringen konnte. Bald stellte Ruki fest, dass es schwer war die richtigen Worte zu finden... mal davon abgesehen, dass er es sowieso ganz anders sagen würde, wenn er erst mal vor Nao stand und mit ihm reden wollte. Mit einem Blick auf die Uhr merkte er, dass er noch immer knapp eine halbe Stunde Zeit hatte, bis die Pause anfing. Allein seinen Gedanken nachhängen vertrieb nun mal doch nicht so schnell die Zeit, wie einige meinten. Außerdem deprimierte es nur. Kurzentschlossen schnappte er sich seine Tasche und ging raus. Er überquerte raschen Schrittes den Hof und schwang seine Schulsachen auf die Tischtennisplatte ehe er sich selbst darauf niederließ. Er schloss die Augen und stieß in einem Versuch der Entspannung die Luft aus seinem Mund. Die Sonne schien und fühlte sich angenehm warm auf seiner Haut an, als er den Kopf in den Nacken kippen ließ und versuchte seine Gedanken zu klären. Oder eher zu vertreiben. Er wollte nicht mehr denken, bekam da nur Kopfschmerzen von. Und diese steigerten sich ins scheinbar Unermessliche, als er Schritte hörte und daraufhin die Augen aufschlug. Reita war aus dem Schulgebäude ins Freie getreten und kam auf die Tischtennisplatten zu. Oder auf ihn? Nein. Er wollte sicher nur zu den Tischtennisplatten. Die, auf der er saß. Shit. „Hi“, grüßte er ihn und lächelte, „Noch gut nach Haus gekommen? Wir haben uns ja hinterher gar nicht mehr gesehen.“ War das etwa ein Hauch von Enttäuschung in seiner Stimme? Der schüchterne Blick, der ihm hinter dem blonden Vorhang zugeworfen wurde, löste ein seltsames Kribbeln in Ruki aus. Während er nach Worten rang, schwang sich Reita elegant neben ihn auf die Tischtennisplatte und schlug die Beine übereinander. „Ähm – ja!“, nickte er schnell und fühlte sich wie der größte Depp auf Erden, „Kanon und ich haben bei Bekannten übernachtet.“ „Würd mich freuen, wenn du nächstes Wochenende wieder im Checkpoint wärst“, lenkte Reita in eine andere Richtung und geriet dabei leicht ins Stottern. Ruki stockte und sah ihn lange an, ehe er antwortete. Reitas Uniformhosen waren ganz, allerdings mit einigen Schnallen und Ketten verziert. Das Hemd war ordentlich zugeknöpft, der Blazer aber war offen und mit reichlich Buttons bestückt. Sogar die Krawatte hatte unter Reitas Fingern eine leichte Wandlung durchgemacht und war nun mit Sicherheitsnadeln und kleinen Silberketten behängt. Als sein Blick wieder zum Gesicht hoch wanderte, sah er in dunkelbraune Augen, die, wie am Samstag mit etwas Kajal ummalt waren und ihn abwartend ansahen. Komischerweise packte Ruki in dem Moment das Verlangen seinem Gegenüber das Nasenband zu entwenden und einen Blick auf seine Nase zu werfen. Allerdings schüttelte er diesen kindischen Gedanken schnell wieder ab. „Ja, warum nicht“, zuckte er schließlich mit den Achseln und versuchte sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen, in dem er so gleichgültig wie möglich klang. Reitas Augen funkelte kurz auf, aber Ruki hielt es zunächst für eine Einbildung, da es im nächsten Moment schon wieder verschwunden war. Allerdings wirkte Reitas gesamte Körperhaltung etwas angespannt. „Schön“, sagte er nur und lächelte dabei wieder etwas. Er fummelte mit seiner rechten Hand an der Krawatte herum und schien nach Worte zu ringen. Doch es kam nichts weiter. Stattdessen riss er sich zusammen und rutschte von der Platte herunter, sodass er wieder vor Ruki stand. „Na ja“, meinte er nur, „Wir seh'n uns dann, ne? Ciao!“ Und schon war der blonde Haarschopf wieder in Richtung Schuleingang verschwunden, ohne dass Ruki sich überhaupt hatte verabschieden können. Ruki hatte plötzlich das Gefühl, dass Reita etwas anderes von ihm erwartet hatte. Oder vielleicht nichts anderes, sondern mehr? Insgeheim fragte er sich, wie Reita sich so sprunghaft verhalten konnte. Erst offenherzig und scheinbar total sicher und dann wieder so seltsam schüchtern, unsicher und leicht stotternd. Was war wohl sein wahres Ich? Das Schellen zur Pause riss ihn jäh aus seinen Gedanken und der nächste Schock fuhr durch seine Glieder – nahm das denn nie ein Ende? Sein armes Herz. Wenn der Tag so weiterging, brauchte er gegen Abend einen guten Nervenarzt. Allerdings musste er etwas lächeln, als er Kanon entdeckte. Als einer der ersten verließ er fluchtartig das Gebäude und sauste zwischen älteren und größeren Schülern hindurch, um nur wenige Sekunden genau vor Ruki Halt zu machen und ihn aus großen Augen anzusehen. „Hast du n Plan??“, fragte er gerade heraus und krallte seine Hände so hart in die Träger seiner Tasche, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Ruki musste sich, trotz der ernsten Situation, schwer das Lachen verkneifen. Doch die Frage ließ ihn sich noch zusammenreißen und nachdenken. „Wo ist Nao?“, stellte er die Gegenfrage. „Er wollte in der Kantine was zu Trinken kaufen – uns bleibt also nicht viel Zeit!“ „Du wirst jetzt aber nicht panisch und kriegst 'n Herzinfarkt, oder?“, fragte Ruki, scheiterte aber kläglich in seinem Versuch, die Situation etwas aufzulockern, wie Kanon ihm sofort verständlich machte. „Ruki, das ist todernst! Nao wird uns lynchen!“ ... „>Jetzt< wirst du wirklich panisch...“ Ruki war plötzlich wieder die Ruhe selbst. Wahrscheinlich war er jetzt aber auch nur so ruhig, weil Kanon so am Austicken war und er es somit nicht mehr tun musste... Kanon verdrehte die Augen und wollte wohl gerade noch etwas dazu sagen, als die beiden unterbrochen wurden. „Hi!“ Wie in Zeitlupe drehten beide ihren Kopf zur Seite und ließen ihren Blick über den Neuzugang schweifen. „Ähm, hi – Take-chan?“, fragte Ruki vorsichtig nach und erntete ein breites Grinsen und ein eifriges Nicken. Der Junge, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war, hatte stark blondiertes Haar, das ihn ein wenig an Bou erinnerte und ein Lächeln, das von einem Ohr zum anderen ging. Wie ihm auffiel, waren die Schneidezähne etwas schief und in der Kinnfalte hatte er ein Piercing. Er trug blaue Kontaktlinsen und die Augen strahlten regelrecht – alles in allem vermittelte das hübsche Gesicht einen sehr sympathischen Eindruck. Unter dem Schulblazer trug er ein graues T-Shirt mit einem schwarzen Totenkopf drauf und statt der Krawatte von der Schule, hatte er sich eine pinkschwarze locker umgebunden. Zusammen mit der schwarzen Pudelmütze wurde das Outfit komplettiert – schlicht, aber eigen. Kanon brachte keinen Ton raus und Ruki musste erst einmal auf die Situation umschalten, um etwas halbwegs Intelligentes hervorzubringen. „Das ging ja schnell“, bemerkte er und schallte sich innerlich für diesen lahmen Smalltalk. Doch Take-chan lachte nur. „Ach – von meinem Klassenzimmer bis zu eurem Schulhof ist es gar nicht weit!“ Kanon lächelte schüchtern, als Takeru ihn bei seinen letzten Worten anlächelte und zwinkerte. „Warum hast du uns nicht im Checkpoint angesprochen?“, fragte er neugierig und Takeru quiekte kurz auf, ehe er sich die Hände an die Wangen legte und verlegen begann von einer Seite zur anderen zu schaukeln. „Ich hab mich nicht getraut!“, flötete er und Ruki lachte amüsiert auf. Irgendwie bekam er gerade Angst Karies zu kriegen, denn der Kleine vor ihnen war einfach zu süß. „Da bin ich!“, meldete sich da plötzlich eine abgehetzte Stimme hinter Kanon und dieser zuckte erschrocken zusammen. Rukis Herz rutschte in die Hose und er konnte schwören, dass er bleich wurde. Nao hatte beide Hände voll – in der rechten ein Apfel und in der linken eine Flasche Sprudel – und sah fast schon zerpflückt aus. Aber wenn man das Gedrängel in der Kantine kannte, wunderte man sich nicht mehr darüber. Doch Rukis Wunsch wäre es gewesen, dass Nao die ganze Pause hätte anstehen müssen. Nicht aus Boshaftigkeit, sondern einfach aus Feigheit. „Hi, ich bin Nao“, stellte er sich auch gleich typisch freundlich vor, so wie Ruki ihn im Kaufhaus kennen gelernt hatte und Take-chan grinste ihn freundlich an. „Ich heiß Takeru, freut mich!“ Ruki konnte förmlich spüren wie Kanon das gleiche dachte wie er: Eine Begegnung der dritten Art und beide waren scheißend freundlich zueinander. Wenn Nao wüsste, woher sie Takeru kannten, war sicher Schluss mit seiner netten Art... ob Nao auch richtig sauer werden konnte? Eigentlich war er nicht scharf drauf, es herauszufinden... „Sag mal – gehst du nicht in die Mittelstufe?“, fragte Nao da verwundert und biss herzhaft in seinen Apfel. Kanon machte den Anschein, als wolle er kollabieren und Ruki spürte, wie ihm langsam das nervöse Kribbeln bis unter die Haarspitzen schoss. Takeru hingegen nickte eifrig. „Jaah, aber Ruki war so lieb und hat mir erlaubt, heute in der Pause bei ihm zu sein!“, er wirkte beinahe geschmeichelt, „Du hast doch nichts dagegen, oder?“ Ruki erwartete die Hölle auf Erden, aber alles was kam, war ein kurzer verwunderter Blick seitens Nao und schließlich ein Kopfschütteln. „Nein, wieso sollt ich?“ Takeru grinste breit. „Das ist schön!“ Und Ruki glaubte ihm aufs Wort. Das erleichterte Grinsen und die strahlenden Augen – es schien beinahe so, als wäre dem Jüngeren ein Stein vom Herzen gefallen. Wenn Ruki ehrlich war, dann musste er allerdings zugeben, dass dies seinen momentanen Gefühlen gleich kam – bislang war er um jegliche Ausreden oder Erklärungen herumgekommen und er betete, dass das noch eine Weile so bleiben würde. Tatsächlich unterhielten sich die vier die ganze Pause über, ohne dass es zu peinlichen Zwischenfällen kam. Gedanklich machte Ruki sich eine Notiz, vielleicht doch einmal dem Herren da oben bei Gelegenheit zu danken. Aber man soll den Tag bekanntlich nicht vor dem Abend loben... Als es zum Pausenende klingelte, wurde noch eine überschwängliche Umarmung an jeden verteilt und Takeru verschwand hüpfend und winkend wieder in der Richtung, aus der er gekommen war. Ruki, Kanon und Nao machten sich daraufhin ebenfalls wieder auf den Weg zu ihrem Klassenzimmer und bereiteten sich auf die nächste Stunde vor. Erleichtert stellten die beiden Partygänger fest, dass Nao wieder ganz der Alte zu sein schien. Auch als einige Leute, die man vom Sehen aus dem Checkpoint kannte, auf den Fluren grüßten oder sich anders bemerkbar machten, kurze Worte oder Floskeln austauschten, gab Nao keinen Mucks von sich. Er verhielt sich so, als würde er von all dem gar nichts mitbekommen und erzählte einfach weiter. Umso plötzlicher kam die Konfrontation, die Nao gleich nach Schulschluss auf sie herabhageln ließ. „Ihr ward im Checkpoint.“ Die drei waren die letzten im Klassenzimmer und alles was zu hören war, war Kanons Bleistift, der seinen Weg nicht in die Tasche, sondern zum Boden fand. Verschreckt starrte Kanon erst Nao und dann Ruki an, der ebenfalls in seiner Bewegung erstarrt war und dem Größeren einen verständnislosen Blick zuwarf. „Wie?“, fragte er intelligent und Naos Augenbrauen zogen sich nach unten. „Jetzt tu doch nicht so! Meinst du ich bin blöd? Denkst du echt, ich check das nicht?!“ Nao war verärgert, das war ihm deutlich anzusehen, seine ganze Haltung war verspannt und sein Blick schien ihn durchbohren zu wollen. Ruki wusste nicht wie er reagieren sollte – er hatte es bislang nicht mit einem wütenden Nao zu tun gehabt. „Nao, ich – wir –“, stotterte Kanon schließlich, aber Ruki unterbrach ihn barsch. „Was haben wir denn verbrochen?“, erwiderte er seinem Klassenkameraden nun ebenfalls sauer, „Wir waren im Checkpoint, ja und?“ Nao schnaubte ungläubig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sag mal, spinnst du? Ich hatte dich eigentlich für klüger gehalten! Und du, Kanon – von >dir< hatte ich auch mehr Grips erwartet!“ Kanons Mund öffnete und schloss sich, als wäre er ein Fisch auf dem Trocknen, während er so bleich wurde, dass Ruki nur noch wütender wurde. „Was willst du eigentlich?!“, setzte er dagegen und sein schlechtes Gewissen war wie weggeblasen – was erlaubte der sich?, „Du kannst uns nicht verbieten ins Checkpoint zu gehen! Das ist ja wohl unsre Sache, oder?!“ Nao kam einen Schritt näher, doch Ruki wich nicht zurück. „Und was ich dir erzählt hab? Dass du Miku triffst schön und gut, dass du da nicht auf mich gehört hast, kann ich verschmerzen – aber das Checkpoint?? Das ist ja wie des Teufels Küche! Begreifst du nicht, dass ich euch einfach nur schützen will?“ Nun war es an Ruki zu schnauben und ihm einen skeptischen Blick zuzuwerfen. „Schützen? Wovor denn, bitte?“ Nao schüttelte den Kopf. „Du kapierst es echt nicht!“, rief er aus und warf die Arme in einer hilflosen Geste nach oben, „Ich hab dir gesagt, was da für Leute rumrennen und du rennst denen in die Arme! Ich hab dir gesagt, dass du aufpassen sollst! Ich hab dir gesagt, was du –“ „JA, SCHÖN, DU HAST ES MIR GESAGT! NA UND?“ Sowohl Nao als auch Kanon zuckten erschrocken zusammen, als Ruki plötzlich lauter wurde, als gerade eben noch. Seine Wangen waren gerötet und er machte den Eindruck, als könne er sich nur noch schwer beherrschen, um Nao nicht zu schlagen. „Nur weil DU nicht ins Checkpoint gehst und das alles scheiße findest, muss das ja nicht auch auf UNS zutreffen, oder?! Ich hab es satt, mir ständig von dir anhören zu dürfen, mit wem ich rumhängen darf und mit wem nicht, kapiert!? Und weißt du was? Ich hatte viel Spaß im Checkpoint und werde auch nächstes Wochenende wieder hingehen – egal was du davon hältst!“ Kanon hielt erschrocken die Luft an, während sich der Brustkorb von Ruki und Nao im schnellen Rhythmus hob und senkte. „Weißt du was du bist? Du bist undankbar!“, meckerte Nao da wieder los, diesmal etwas ruhiger, als gerade eben noch, „Ich versuche dich von diesem Gesocks fern zu halten und DU findest es auch noch LUSTIG, dich mitten in die Scheiße zu reiten! Ich wollte dir nur helfen!“ „Vielleicht will ich deine Hilfe aber gar nicht!“ „Die hast du aber verdammt nötig!“ „Das ist ja schön zu wissen, aber wieso behältst du deine Weisheiten nicht einmal für dich? Die nerven nämlich!“ „Tja, scheiße, wenn man die Wahrheit nicht ertragen kann!“ Ein Klatschen und Kanons erschrockener Aufschrei ertönten beinahe zugleich und die paar Sekunden Stille, die danach herrschten, erschienen allen wie eine Ewigkeit. Im ersten Moment konnte Ruki es selbst nicht glauben, aber Naos Reaktion machte ihn beinahe noch wütender. „Schön. Dann ende halt wie Jui und die ganzen anderen Idioten, die nicht auf mich gehört haben – aber erwarte bloß nicht von mir, dass ich dir dann wieder da raushelfen!“ Mit einem letzten herabschätzenden Blick würdigte er sein Gegenüber, schulterte seine Tasche und verließ das Klassenzimmer. Naos stampfende Schritte waren selbst hinter der geschlossenen Tür zu hören, wie sie sich immer weiter von den beiden entfernten. Aber in Wahrheit, entfernte sich gerade mehr von ihnen, als nur Naos Körper... Sie hatten gerade miteinander gebrochen, die Freundschaft war zerstört. Und es war Rukis Schuld. Er war es, der Kanon seinen besten und einzigen Freund genommen hatte. Dieser stand da und schien nicht begreifen zu können, was da soeben geschehen war. Vorsichtig kam Ruki auf ihn zu und legte einen Arm um ihn, drückte ihn leicht an sich. „Tut mir Leid...“, flüsterte er, doch es kam keine angemessene Reaktion. „Lass uns nach Hause gehen“, war alles, was Kanon zu sagen hatte und griff entschlossen nach seiner Tasche. Ruki war durcheinander, folgte ihm aber, als auch er den Raum verließ. Schweigend liefen sie nebeneinander den Gang entlang in Richtung Ausgang. Ruki hatte das Bedürfnis, sich noch einmal zu entschuldigen, irgendetwas zu sagen, was sein Bedauern kundtun konnte, aber Kanons Gesichtausdruck war steinern und er war sich sicher, dass alles, was er jetzt sagte, eh an ihm abprallen würde. Kanon schien entschlossen zu haben, alles an sich vorbeiziehen zu lassen, zu ignorieren, vielleicht zu verleugnen. Ruki wusste, dass das falsch war, wollte den anderen aber zu nichts drängen. Immerhin hatte er schon genug angestellt. Ohne sein Auftauchen wären Kanon und Nao noch immer Freunde und das wäre nie passiert. Er war an allem Schuld und vielleicht würde er nun auch Kanon verlieren... Ohne Worte des Abschieds gingen sie ihres Weges und betraten kurz darauf ihr Zuhause. Teilnahmslos und von seinem plötzlichen Gefühlschaos erschlagen, wandelte Ruki wie ein Toter hinauf in sein Zimmer. Seine Eltern waren nicht da und seinen Bruder hatte er schon länger nicht mehr gesehen. Plötzlich fühlte er sich einsam. Da war wieder dieses Gefühl der Leere, welches er in den letzten Tagen doch so gut verdrängt hatte. Durch die Party, durch Kanon... durch Nao. Warum war das passiert? Wie konnte es soweit kommen? Wieso hatte er nicht anders auf Naos Feststellung reagieren können, als mit Wut? Er bekam Magenschmerzen bei seinen trüben Gedanken und schmiss sich einfach ins Bett. Decke über den Kopf und nicht wieder aufstehen, das war alles, was er jetzt wollte. Erst spät am Abend raffte er sich noch einmal auf, um seinen Laptop hochzufahren und nach Mails zu schauen. Als das Nachrichtenfenster von Kanon leuchtete, zitterten seine Finger leicht, als er es mit einem Mausklick öffnete. >Ich bin dir nicht böse< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)