Sag es! von Teddy-Sora ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel V - Er ist anders ------------------------------------ Die Sonne versank langsam hinter dem Horizont. Nun hatte ich Dienstschluss. Es war Freitagabend. Ich musste mich beeilen, damit ich noch zu Narita konnte, der sich in diesem Moment bereits auf der Party seines Freundes befand. Eilig lief ich nach Hause. Dort bekleidete ich mich mit anderen Klamotten. Ich trug eine Army-Hose, Silberschmuck und ein schwarzes T-Shirt, darüber ein schwarzes langärmliges Hemd. Ich hatte mir sogar meinen Lieblings-Ohrring angesteckt. Denn dieses blaue Glitzersteinchen erinnerte mich an Naritas funkelnden, kristallklaren Augen. Der Weg dorthin war nicht weit, sodass ich in Ruhe zur Party laufen konnte. Gemütlich schlenderte ich die Wege entlang. In Gedanken daran, Narita zu gestehen, was ich für ihn fühle. Dort angekommen, klingelte ich zweimal an der Haustür, in der die Fete stattfand. Die Türe öffnete sich. Ein junger Mann nahm mich in Empfang. „Hey!“ Sagte er fröhlich. „Du musst der sein, den Narita eingeladen hat.“ –„Ja.“ Antwortete ich. –„Ich hoffe, das geht in Ordnung!“ „Na klar! Cool man!“ Lallte er. „Je mehr Leute desto mehr Stimmung! Komm rein!“ –„Danke!“ Er hielt mir die Tür offen, damit ich ins Haus konnte. Als ich über die Türschwelle trat, dachte ich nur: >Oh mein Gott!< Denn wenn man sich umsah, wie die Leute auf der Feier gekleidet waren und sich verhielten, könnte man meinen, das sei eine Knutschparty! Überall diese leicht bekleideten jungen Frauen und notgeile Jungs mit ihren Weibern auf dem Schoß. Da konnte einem regelrecht schlecht werden! Nachdem ich mich von diesem Schock erholt hatte, bat ich den Jungen, der mir kurz vorher die Türe geöffnet hatte, mir zu verraten, wo Narita sei. Und er gab als Antwort: „Ich glaube er sitzt da hinten auf der Couch.“ Dabei zeigte er mit seinem Finger nach vorn. Sofort ging ich auf die Stellte zu, die er mir sagte. Da saß auch schon Narita. Er unterhielt sich mit ein paar weiteren jungen Männern. Dabei hielt er eine Flasche Bier in seiner linken verletzten Hand. Diese Verletzung hatte er sich bei mir daheim, als er etwas kochen wollte, zugetragen. >Niedlich!< Dachte ich, als ich Narita anstarrte. >Er sieht so süß aus wenn er redet.< Plötzlich drehte sich Narita um. Seine Blicke wandten sich zu mir. „Hallo Toshiya!“ Begrüße er mich sofort mit einem breiten Lächeln. –„Hallo.“ Nun stand er auf und sagte zu seinen Bekannten, mit denen er bis eben noch gesprochen hatte: „Darf ich vorstellen? Das ist Toshiya Kaneda.“ Die jungen Männer hörten aufmerksam zu. „Ich hab ihn in einem Restaurant kennen gelernt. Er arbeitet dort.“ „Sei willkommen!“ Meinte einer der Jungs. –„Danke.“ Erwiderte ich kurz. „Du kommst spät.“ Bemerkte Narita. „Es ist bereits halb zehn.“ –Tut mir leid! Hab’s nicht früher geschafft. Mein Boss lies mich nicht eher von der Arbeit gehen.“ „Na Hauptsache, du bist gekommen.“ Freute er sich. „Willst du ein Bier?“ Fragte er und hielt mir eine Flasche entgegen. –„Ja, gerne!“ Sagte ich und nahm sein Angebot an. Die Bierflasche trank ich sofort auf Ex leer. Der kleine Narita starrte mich verdutzt an. „Darf ich dich was fragen, Toshiya?“ –„Klar. Was denn?“ „Sag... bist du Alkoholiker?“ –„Nein. Wieso?“ „Na so wie du eben die ganze Flasche verschlungen hast musst du doch ein Trinker sein!“ Der süße Narita glaubte tatsächlich, dass ich ein Alkoholiker wäre. Doch ich schmunzelte. –„So ein quatsch! Ich hatte daheim nur keine Zeit mehr, etwas zu essen oder zu trinken.“ „Aso!“ Er war erleichtert. -„Gehen wir einen Moment nach draußen?“ Fragte ich Klein-Narita. „Warum?“ Wollte er wissen. -„Weil ich eine Rauchen will und außerdem brauch ich mal frische Luft.“ „Okay, ich komme mit.“ Er willigte ein. Also gingen wir zusammen nach draußen. Wir stellten uns vor das Gartentor. Dort lehnte ich mich am Zaun mit dem Rücken an. Es war bereits stockfinster. „Mir ist kalt.“ Narita zitterte. Daraufhin übergab ich ihm mein schwarzes Hemd, das ich über dem T-Shirt trug. –„Hier.“ Sagte ich kurz. Der Kleine nahm das Hemd und zog es sich sofort drüber. –„Oh, vielen Dank!“ „Schon gut.“ „Mh! Es riecht genauso gut wie das von neulich, das du mir geliehen hattest!“ „So, findest du? Dann könnte ich doch...“ Ich wurde unterbrochen. Eine junge Frau öffnete die Haustüre und schrie: „Narita, da bist du ja!“ Sie rannte auf ihn zu. „Ich hab dich gesucht.“ Als sie nun vor ihm stand, küsste sie ihn auf dem Mund. Das konnte ich einfach nicht fassen! „Entschuldige, Minami!“ Sagte der junge Narita lächelnd. „Ich bin nur mit Toshiya eben raus gegangen. „To- wer?“ Fragte sie und drehte ihren Kopf zu mir, während sie ihre Hände an Naritas Brust hielt. „Toshiya. Er ist ein guter Freund.“ >Nur ein guter Freund? Tja... so sieht es wohl aus...< Ging mir durch den Kopf. „Oh! Aso.“ Sagte sie. „Also ich geh wieder rein. Das ist mir zu kalt hier draußen!“ „In Ordnung. Wir kommen auch gleich.“ Dieses Weib gab ihm noch einen Schmatzer auf die Lippen, bevor sie nun ins Haus ging. >Ich kann’s einfach nicht glauben!< -„Wir sollten besser auch rein.“ Sagte ich mit launischer Stimme. „Was ist mit dir? Bist du sauer?“ Wollte Narita wissen. –„Nein. Mir wird nur kalt. Kommst du mit oder bleibst du noch draußen?“ „Ähm äh... ich komm mit. Warte!“ Wütend lief ich ins Haus. Na-Chan kam hinterher. Drinnen hockte ich mich auf einen Stuhl und saufte meine Birne zu. Ich trank ein Bier nach dem Anderen. Narita sorgte sich. „Hey Toshiya! Jetzt langt es aber!” Meinte er, nachdem ich die zehnte Flasche Bier heruntergeschlungen hatte. –„Ach was! Da geht noch mehr!“ Ich lallte etwas. „Lass das!“ Befahl er. „Du hast genug getrunken!“ –„Trink doch auch noch ein Bierchen, Na-Chan!“ „Nein danke!“ Er lehnte ab. –„Mein Leben ist vorbei!“ Sagte ich. –„Ich werde nicht geliebt!“ „Sicher wirst du geliebt! Und jetzt hör auf so laut zu schreien!“ –„Nein... nein! Ich dachte, ich hätte eine Chance. Doch da hab ich mich wohl geirrt! Er ist eben anders...“ „Du wirst schon noch den Richtigen finden!“ –„Ach du weißt doch gar nichts!“ „Was?“ Wütend stand ich auf und lief in den Hausflur Richtung Haustür. „Warte!“ Narita folgte mir. Er hielt mich am Arm fest. „Wo willst du hin?“ –„Ich geh nach Hause. Es hat keinen Sinn mehr, weiter hier zu bleiben!“ „Du kannst nicht alleine nach Hause! Dafür bist du viel zu betrunken. Dir könnte etwas auf dem Weg passieren!“ –„Narita... darf ich dir mein Herz ausschütten?“ „Äh... klar! Lass alles raus!“ –„Bist du sicher?“ „Na klar! Dafür sind Freunde da!“ -"Hör gut zu!“ Sagte ich. Dabei sah ich ihm tief in die Augen. –„Ich wollte es dir schon längst sagen...“ „Was? Was wolltest du mir sagen?“ –„Ich bin unsterblich in dich verliebt!“ „Ich glaub du hast zu viel getrunken. Du redest wirres Zeug!“ –„Nein! Glaub mir. Ich meins ernst! Ich liebe dich!!!“ Narita riss seine Augen weit auf. Er schluckte. „Aber du...“ Stotterte er. „Du... bist schwul?“ -„Weshalb hätte ich dich sonst im Restaurant angemacht?“ „Na ja... ich dachte, du wolltest mich ärgern?!“ –„Nein. Ich bin wirklich schwul. Und... ich liebe dich... ehrlich!“ „Das ähm... kommt sehr überraschend! Mir hat bisher noch nie Mann gesagt, dass er... dass er mich... liebt...!“ –„Schon klar!“ Narita zitterte etwas. „Ich weiß ja, dass du nicht schwul bist.“ „Ja. Ich bin... hundert Prozent... hetero!“ –„Ja. Ist mir schon klar.“ „...“ –„Ich wünschte nur, ich hätte es früher erfahren. Dann hätte ich nicht so viel Zeit verschwendet!“ Narita verstummte. Er rührte sich nicht. –„Ich geh dann mal nach Hause.“ Ich öffnete die Haustüre. Als ich sie hinter mir schloss, hörte ich eine weiblich Stimme bei Narita. „Was ist los, Narita?“ Fragte Minami, Naritas Freundin. „Ach... nichts. Mir geht’s nicht so gut. Lass uns heim gehen.“ „Okay.“ Etwas verstört taumelte ich heim. Zu Hause angekommen, betrat ich sofort die Küche, um mir ein paar volle Bierflaschen zu holen. Dann lief ich zurück ins Wohnzimmer und hockte mich auf den Sessel. Total frustriert schaltete ich den Fernseher an. Währenddessen trank ich fast pausenlos Bier. Nie zuvor war ich so in einem Mann verliebt. Nie zuvor wünschte ich mir so sehr, einem Mann zu berühren. Nie zuvor hatte ich solch großen Herzschmerz. –„Mh...“ Nach dem fünften Bier wurde ich träge und schlief auf dem Sessel ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)