Rote Augen von abgemeldet (Die Fortsetzung von Familienbande) ================================================================================ Kapitel 26: Getrennte Wege werden wieder zu einem ------------------------------------------------- Ui, danke für die ganzen Kommis! Ihr seid super! ____________________ Der Wind spielte mit Bellas Haaren, als sie mitten in den Dünen stand und den Sonnenuntergang beobachtete. Mit der Hand hielt sie ihren Hut fest, damit der Wind ihn nicht davontrug. „Edward! Nun komm schon! Gleich ist es vorbei!“, rief sie über die Schulter und schon schlangen sich starke, in Hemdsärmel gekleidete Arme um ihren zierlichen Körper. Ein leises Knurren ertönte an ihrem Ohr und sie lachte. „Du jagst mir schon seit ’ner Ewigkeit keine Angst mehr ein, Edward!“ Er schmiegte seinen Kopf an ihre Schulter und schnurrte. „Schade.“ Gemeinsam beobachteten sie den Sonnenuntergang und Bella musste seufzen. „Wunderschön, nicht?“, fragte Edward sie und sie nickte, während sie ihren Kopf leicht zur Seite neigte und auf Edwards abstützte. „Fast schon grausam.“ Er schwieg und überlegte, worüber sie wohl nachdachte. Warum dachte er überhaupt darüber nach? Er wusste es doch. Heute war dieser Tag. Dieser besondere Tag. Sie verweilten, bis die Sonne im Meer versunken war und gingen dann langsam zurück in das Haus, das sie seit mehreren Jahren bewohnten. „Spielst du mir Love Me von Yiruma?“, fragte Bella, als sie sich die Schuhe auszog, den Sand abklopfte und Edward bereits Richtung Wohnzimmer ging. Schon hörte sie die gewünschten sanften Töne und lief ihm hinterher. Edward saß wie ein Gott an dem gewaltigen Konzertflügel und spielte eine ruhige Melodie, während sie sich neben ihn setzte und verzaubert seine Hände beobachtete. Als das Stück sich nach ein paar Minuten dem Ende neigte, ging es nahtlos über in Bellas Schlaflied. Manchmal glaubte Bella wirklich, Edward hätte mehr als zwei Hände. Sie versuchte wirklich nicht an ihre Schwester zu denken, aber gelangen tat es ihr nicht. Sie brauchte nur für einen Moment die Augen zu schließen und sie sah sie. Ihr bronzefarbenes Haar war grob mit dem Haargummi zusammengebunden und einzelne Strähnen hangen heraus. Ihre goldenen Augen lachten einen freundlich an und sie hatte immer dieses verschmitzte Grinsen, wenn sie mit jemandem diskutierte. Sie wusste, dass sie im Recht war, vor allem, wenn sie mit Menschen sprach, doch selbst Carlisle und Jasper hatte sie hin und wieder ohne weiteres in die Tasche gesteckt. Edward brach abrupt sein Spiel ab und zog sie an sich heran. „Heute ist der 3. April“, murmelte Bella in seinen Pullover. „Wir hatten Fayes Verwandlung extra so geplant, dass sie an Ostern erwachte, weil wir es alle so lustig fanden. Ihre Auferstehung…“ Natürlich wusste Edward das, aber er wusste auch, wie dieser Tag die ganze Familie verändert hatte. Faye hatte einfach alles auf den Kopf gestellt. Zwei Mal hatte man das Leben der Cullens verändert. Erst Bella. Dann Faye. An beiden war Edward schuld. Doch niemand sah es als Schuld im eigentlichen Sinne. Die beiden waren einfach eine Bereicherung gewesen. Mehr als das. Geschenke Gottes. Er atmete Bellas verlockenden Duft ein und war froh, dass ihre Gedanken ihm verwehrt blieben. Es war schon schlimm genug, wenn er den Schmerz der anderen mitbekam. Er wollte nicht auch noch Bellas traurige Gedanken hören… „Wann kommen denn die anderen?“, fragte Bella und riss ihn aus seinen Gedanken. „Ich weiß es nicht“, antwortete er zögerlich und erinnerte sich an den plötzlichen Anruf seines Bruders… Carlisles Mercedes glitt über den Highway, während er mit Esme sprach. Sie strahlte von einem Ohr zum anderen, froh darüber, endlich wieder alle ihre Kinder auf einmal zu sein – fast alle. Eines würde fehlen. „Es ist schon so lange her, dass wir alle zusammen waren“, plapperte sie munter und Carlisle lächelte. Er hatte sie in der letzten Zeit selten so glücklich erlebt. „Ich hab’s ja von Anfang an geahnt, dass die Familie auseinander bricht, als Emmett und Rose nach Europa reisten, obwohl das ja eigentlich nichts Außergewöhnliches war. Aber als Alice und Jasper nach Denali fuhren… da wusste ich Bescheid, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis auch Edward und Bella ausziehen würden…“ Carlisle nickte. „Und nun sehen wir sie endlich wieder, Carlisle!“ Sie rückte an ihn heran und verhakte ihre Hände in seinem Nacken. „Ja, endlich sind wir alle wieder beisammen.“ Er hielt sich extra zurück. Er wollte sie nicht beunruhigen. Als Alice angerufen hatte, war er erst nicht sonderlich verwundert gewesen, aber er hatte sofort den seltsamen Ton in ihrer Stimme erkannt. Irgendetwas war passiert, da war er sich sicher. Etwas, das seine Tochter völlig durcheinander gebracht hatte, sodass sie sich kaum noch an ihren Namen erinnerte. Was es wohl gewesen war? Rosalie drückte genüsslich das Gaspedal durch und beobachtete die Tachonadel, die immer weiter wanderte. „Du willst wohl echt das letzte aus dem Wagen rausholen, was, Rose?“, lachte Emmett und beobachtete den vergnügten Gesichtsausdruck auf Rosalies Gesicht. „Ach, tu nicht so, als würdest du nicht so schnell wie möglich zu den anderen wollen“, lachte sie bloß und brauchte Emmett gar nicht anzusehen, um zu wissen, dass sie Recht hatte. Trotzdem tat sie es. Er grinste genauso wie sie. „Aber meinst du nicht, dass Alice aufgeregt klang?“, fragte Emmett und sie zuckte mit den Schultern. „Vergiss nicht, wir sprechen von Alice. Sie ist ständig aufgedreht. Ganz selten, dass sie mal niedergeschlagen…“ Sie verstummte und Emmett und sie hatten das Gefühl, dass ihre Mägen sich gerade krampfhaft zusammengezogen hatten. Genau genommen war Alice eigentlich nur dann niedergeschlagen, wenn es um Faye ging – das wussten beide. „Heute ist der 3. April“, murmelte Emmett leise und sah aus dem Fenster. Rosalie ging ein wenig vom Gas und nickte betrübt. „Ja, ihr Geburtstag.“ Emmett suchte wieder den Blick seiner Freundin und fand ihn. „Was meinst du? Wie geht es ihr?“ „Ich hoffe, dass es ihr gut geht und ich glaube, das tut es auch. Sie ist jetzt mit Glenn zusammen und irgendwie…“ Sie seufzte. Konnte den Satz nicht beenden. „…und irgendwie hätten wir uns alle wie sie entschieden. Wir hätten uns alle für unseren Gefährten entschieden“, fuhr Emmett zögerlich fort. Rosalie nickte und sah ihn an. Keine Frage, sie hätte sich für Emmett entschieden, schließlich war er ihr ein und alles. Sie liebte ihre Familie, aber Emmett… sie hatte immerhin beschlossen, die Ewigkeit mit ihm zu verbringen, als sie Carlisle gebeten hatte, ihn zu verwandeln – und sie hatte es bis heute nicht bereut. Alice trommelte die ganze Zeit über auf der Armlehne herum, während Jasper sie vergnügt beobachtete. „Wann sind wir da?“, fragte sie zum tausendsten Mal und er lachte. „Das müsstest du doch besser wissen als ich. Du kannst doch in die Zukunft sehen.“ Sie murrte ein Weilchen vor sich hin, trommelte weiter. Jasper beobachtete nur mit einem Auge die Straße, das andere Auge erfasste Alice. Er liebte es, wenn sie ungeduldig auf der Unterlippe rumkaute. Er beugte sich zu ihr rüber und küsste sie. „Guck auf die Straße, Jazz“, nuschelte sie in den Kuss herein und ließ sich dann doch darauf ein. Als sie sich nach endlosen Sekunden voneinander lösten, lächelte sie und hatte aufgehört zu trommeln, aber Jasper wusste, dass es einzig eine Frage der Zeit war, bis sie wieder damit begann. „Warum hast du es eigentlich so eilig, zu Edward und Bella zu kommen?“, erkundigte er sich und sah wieder auf die Straße. Er verstand nicht, warum sie so viel Wirbel darum machte. Plötzlich hatte sie zu ihrem Handy gegriffen, Carlisle und Rosalie angerufen und gesagt, sie würden sich bei Bella und Edward treffen. Jasper hatte daraufhin auch Edward verständigt, da Alice wohl nicht der Meinung war, man müsse die beiden informieren, dass einen Tag später ein Familientreffen bei ihnen stattfinden würde. Im Moment machte sie ihn sogar so hibbelig, dass er sie nicht einmal beruhigen konnte. „Das erfährst du, wenn wir da sind“, sagte Alice aufgeregt und begann wieder mit dem Trommeln und auf der Unterlippe rumkauen. „Ich will’s aber jetzt wissen“, nörgelte er verspielt und nahm ihr noch einen Kuss ab. „Jazz, ich bin nicht erpressbar“, tadelte sie lachend. „Sicher?“ Er küsste sie wieder. „Sicher.“ Sie richtete seinen Kopf und somit seinen Blick entschieden wieder auf die Straße. „Darf ich wenigstens raten?“, quengelte er. „Darauf kommst du sowieso nicht.“ „Also darf ich?“ Sie seufzte. „Also… es geht um Werwölfe, die wir in naher Zukunft platt machen dürfen?“ Jaspers Augen sprühten bereits vor Begeisterung, aber er hatte sich zu früh gefreut, als seine zierliche Freundin den Kopf schüttelte. Die nächste halbe Stunde verbrachte er mit raten, als auch schon eine schmale Auffahrt erschien, in die er einbog. Alice drückte ihre Nase an die Scheibe und staunte. „Wow! Sag mal, Jasper, warum haben wir Bella und Edward in den letzten fünfzig Jahren hier eigentlich noch nicht besucht?“ „Weil sie immer zu uns kamen“, erklärte Jasper und rollte leicht mit den Augen, woraufhin er einen Ellenbogen zwischen den Rippen sitzen hatte. „Hey, sei nicht so grob zu deinem Mann!“, schimpfte er breit grinsend und sie schob die Unterlippe vor. „Oh, das tut mir aber Leid, wenn ich dem großen Vampir Jasper Whitlock Hale aua gemacht habe“, sagte sie mit Babystimme, doch Jasper ging nicht mehr darauf ein. Er parkte den Wagen geschmeidig zwischen einem silbernen Mercedes und einem pinken Ferrari. „Wie hat Rose Emmett denn darein bekommen?“, fragte Alice geschockt, als sie nebeneinander stehend den Ferrari betrachteten und sie Jaspers Kiefer wieder hochschob. „Keine Ahnung… ein weiterer Beweis dafür, dass er alles für sie tun würde…“, stammelte Jasper und wusste, dass er für Alice das gleiche tun würde – auch wenn Alice das nie von ihm verlangen würde und er wahrscheinlich Mühe gehabt hätte, nicht ohne Punkt und Komma über den Wagen herzuziehen. Im Moment hatte er jede Menge Respekt vor seinem Bruder. Jasper legte einen Arm um Alice’ Schulter und sie gingen noch ein wenig sprachlos zur Haustür. Anerkennend besahen sie noch einmal die aufwendige Fassade des Hauses, das im achtzehnten Jahrhundert gebaut worden war. Sie hörten bereits das Rauschen des Meeres, das sich auf der anderen Seite des Hauses, hinter den Dünen, verbarg. Jasper bediente den Türklopfer und Sekunden später warf sich ihm ein brauner Haarschopf an den Hals. „Hallo, Jasper!“, rief Bella glücklich und umarmte danach Alice. „Kommt rein, die anderen sind bereits da“, blubberte sie drauf los und zog die beiden ins Haus. Die Tür fiel hinter ihnen schwer ins Schloss und sie hörten bereits Stimmen aus dem hinteren Teil des Hauses. Schließlich betraten sie einen großen Raum mit einer Fensterfront, die den Blick aufs Meer freigab. Auf einem Podium stand ein gewaltiger, nachtschwarzer Konzertflügel, um den die Familie herumstand. Ein Gefühl von Heimat keimte in Jasper auf und er lächelte, als er seine Familie sah. Alles hier erinnerte an das Haus in Forks. „Also“, sagte Rosalie nach der Begrüßung und klang sogar schon ein wenig ungeduldig, „wieso hast du uns hierher geholt?“ Alice lächelte geheimnisvoll und flüsterte: „Ich hatte eine Vision und ihr werdet nie darauf kommen, was ich sah.“ Sieben goldene Augenpaare richteten sich auf das Vampirmädchen, das scheinbar völlig unschuldig war. Alice strahle weiter und Edwards Augen wurden groß. Scheinbar sah er in Alice’ Gedanken, was sie gesehen hatte. Alice zögerte noch ein paar Momente, um ihre Geschwister und Eltern auf die Folter zu spannen, dann ließ sie die Bombe platzen: „Glenn kommt wieder.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)