Rote Augen von abgemeldet (Die Fortsetzung von Familienbande) ================================================================================ Kapitel 18: Bloß weg! --------------------- Andrew lud uns alle ein und, ohne auch nur zu murren, aß ich etwas, auch wenn es nach Erde schmeckte. Während William und ich uns ein Blickduell beim Essen lieferten, schien Andrew von alledem nichts mitzukriegen. Er kasperte mit Kyle rum, doch Kyle war mit seinen Gedanken bei mir. Wie auch Timothy und William. Andrew erzählte weiterhin fleißig Vampirwitze, die, auch wenn sie nicht lustig waren, uns alle zum lachen brachten. Das war aber das einzige, das mich und die Wölfe verband. Als mein Handy begann zu summen, entschuldigte ich mich. „Was gibt’s, Bella?“ „Edward lässt fragen, wann du gedenkst, nach Hause zu kommen.“ Ich lachte hohl. „Sobald ich die Wölfe los bin.“ „Die was?“ Ich konnte ihre Alarmglocken bis hierhin schrillen hören. „Ja, Werwölfe. Andrew ist doch mit einigen befreundet und nun ja… natürlich mussten sie uns über den Weg laufen.“ Ich hörte, wie bei Bella eine Tür geöffnet wurde und Alice etwas sagte, aber sie sprach zu undeutlich. „Was ist denn los?“ Bella antwortete erst nicht. „Du, ich ruf dich gleich zurück. Alice hat irgendetwas. Bis gleich.“ Verwirrt sah ich mein Handy an und fragte es: „Seit wann würgt sie mich ab?“ Weil ich die Blicke der Werwölfe auf mir spürte, ging ich schnell zurück und beobachtete fast vergnügt, wie Timothy sich abmühte. Mittlerweile hatte er schon mit starken Zuckungen am Arm zu kämpfen. Doch ich musste gestehen, auch ein wenig Angst zu haben. Sollten die Wölfe durchdrehen, müsste ich nicht nur um Andrews Leben und das aller Menschen im Raum und auf der Promenade draußen bangen, sondern auch um meines. Allein gegen drei Werwölfe… das würde ich nie schaffen. Nicht einmal Emmett hätte das geschafft, wenn er gleichzeitig die Menschen beschützen müsste. Werwölfe waren nun einmal zu allem fähig, wenn sie außer Kontrolle gerieten. Als Andrew abgelenkt war, beugte ich mich zu William vor. „Meinst du nicht, du solltest deinen Freund möglichst schnell nach Hause schicken?“ William lächelte kalt. „Warum? Angst?“ „Willst du, dass Andrew etwas passiert? Ich werde kein Problem damit haben, mich gegen euch zu wehren, aber im Gegensatz zu euch, bin ich um die Menschen hier besorgt.“ „Was für eine Ironie… ein Vampir sorgt sich um Menschen… aber das soll bei den Cullens in der Familie liegen.“ Ich presste die Hand auf meinen Oberschenkel. William provozierte mich ganz bewusst und dass ich so sehr an meiner Beherrschung zerren musste, zeigte mir, dass es ihm leider gelang. „Und ob das in der Familie liegt“, knurrte ich. „Wir ernähren uns von Tierblut und sind nun einmal so wie wir sind. Wir brauchen Blut und du solltest froh sein, dass ich nicht auf Werwolfsblut stehe.“ William hob sich gruselnd die Hände. „Uh, da habe ich jetzt aber Angst.“ Mit einer einzigen Bewegung stand ich auf und drehte mich zu Andrew um. „Es ist schon furchtbar spät, Andrew. Macht es dir etwas aus, wenn wir jetzt fahren?“ Andrew war kurz traurig, dann sagte er: „Klar, wir sehen uns dann morgen, Kyle.“ Kyle hatte allerdings ganz andere Sorgen. Timothys Gesichtfarbe war kaum noch zu bestimmen und sein Zittern wurde immer stärker. Andrew entging das Gott sei Dank und ich steuerte uns nachdem Andrew endlich bezahlt hatte, direkt aus dem Laden. Ich versuchte, so schnell wie möglich zum Auto zu gelangen, ohne dabei meine unmenschlichen Fähigkeiten einzusetzen, doch das war kaum möglich. Ich dankte dem Herrn für Andrews Fähigkeit, längst nicht alles mitzubekommen, was für mich offensichtlich war und startete den Motor. „Was war denn plötzlich los?“, fragte Andrew dann doch und ich wich seinem Blick aus. War schlimm genug, wenn ich mir seine dämlichen gedachten Theorien anhören musste. „Nichts, ich sagte doch, ist schon spät“, log ich, aber es gelang mir längst nicht so gut wie sonst. „Labere keinen Mist, Faye. Du magst die Jungs nicht, oder?“ Es kostete mich alle Kraft, nicht laut loszulachen. Nicht mögen war eine maßlose Untertreibung. Er hatte mich mit meinen schlimmsten Feinden an einen Tisch gesetzt. „Doch, sie sind sehr nett.“ Da war sie wieder. Die Fähigkeit zu lügen. Mein Handy summte wieder. „Bella?“ „Ja, ist etwa etwas geschehen? Du klingst so gestresst?“ „Du kennst mich zu gut. Ich kann grad nicht reden, aber sag, warum hast du eben plötzlich aufgelegt?“ „Alice hat etwas gesehen, aber sie verstand es noch nicht ganz. Jetzt sind wir uns aber ziemlich sicher. Die Volturi kommen.“ Andrew schrie auf, als ich einen gefährlichen Schlenker machte. Sofort bremste ich. „Was?!“ „Ja, wir sind uns ganz sicher.“ Meine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern und es war mir egal, ob Andrew neben mir saß und sich sonst was fragte. „Wann kommen sie?“ „Alice weiß es nicht, aber sie will aus irgendeinem Grund, dass du nicht nach Hause kommst.“ Ich zögerte einen Moment. Sollte ich es Bella erzählen? Ich entschloss mich dagegen und mich somit gegen mein Schicksal und Alice’ Visionen zu wehren. „Das wäre tatsächlich besser. Hör zu, ich bringe Andrew gerade nach Hause und rufe dich dann wieder an.“ „Okay.“ Ich legte auf und gab wieder Gas. „Gibt es Probleme?“ Andrew war besorgt. „Nein, es ist alles in Ordnung“, lächelte ich. „Es gibt nur ein paar organisatorische Probleme wegen morgen. Mein Bruder und ich müssen wahrscheinlich schon heute Abend fliegen.“ Mein Blick ruhte am Wegrand, der langsam von den Scheinwerfern betastet wurde. Endlich sah ich den blonden Vampir und hielt. Jasper warf die beiden Reisetaschen auf den Rücksitz und ließ sich neben mich fallen. „Alice hat mir von ihrer Vision erzählt“, erklärte er und hatte die Tür noch nicht ganz geschlossen, als ich schon losfuhr. „Das Bild hat sich immer noch nicht verändert.“ „Also ist Glenn ihr Ziel… und nicht ich. Wäre ich ihr Ziel gewesen, wäre es in dem Moment, in dem ich mich entschloss zu fliehen, verändert worden.“ Jasper nickte. „Alice hofft, dass es okay ist, dass sie uns davon erzählte.“ „Natürlich. Ich an ihrer Stelle hätte nicht anders gehandelt. Aber ich verstehe nicht wieso… ich meine, wozu brauchen die Volturi Glenn? Er hat keine besondere Fähigkeit, die ihnen nützen könnte!“ Jasper sah nachdenklich aus. „Vielleicht…“ Erwartungsvoll sah ich ihn an. „Vielleicht was?“ „Vielleicht hat das auch etwas mit der ganzen Geschichte zu tun.“ Ich hob die Augenbrauen. „Was meinst du damit? – Mist, was ist das für ein Auto hinter uns?!“ „Keine Sorge, das sind nur Bella und Edward. Carlisle war der Meinung, es wäre sicherer, wenn wir beide uns nicht ganz allein auf den Weg machen.“ Ich seufzte erleichtert. Mit meinem Lieblingsbruder Edward an meiner Seite fühlte ich mich sicherer. „Also, was war das mit der ganzen Geschichte?“ „Maria war ein äußerst kalter Vampir. Sie verwandelte mich damals, weil ich einen hohen Rang beim Militär hatte und bereits einiges an Kampferfahrung hatte. Maria selbst wollte immer, dass die Menschen in große Städte zogen, denn je größer die Stadt ist, desto mehr Menschen konnte man töten, ohne bemerkt zu werden – weder von den Menschen noch von den Volturi. Als sie von meiner Fähigkeit erfuhr, wurde ich immer nützlicher für sie. Meine und Glenns Aufgabe war es damals, die jungen Vampire zu trainieren, damit sie Maria nützlich waren und wenn sie es nicht mehr waren, sie zu töten.“ Ich verzog angewidert das Gesicht. „Wenn ich ehrlich sein soll, kam sie mir damals eigentlich recht freundlich vor. Ein wenig rechthaberisch zwar, aber… auch ihre Gedanken.“ Jasper lachte. „Maria konnte den Leuten leicht etwas vormachen. Sie konnte sich sogar gegen meine Fähigkeit wehren. Wenn sie nicht beruhigt werden wollte, konnte ich sie auch nicht beruhigen. Jedenfalls wurde mir das irgendwann zu widerwärtig und ein alter Freund half mir, mich von den insgesamt fünf anderen Vampiren, die die Familie bildeten, loszureißen. Ich lebte für einige Zeit bei ihm und seiner Gefährtin Charlotte, aber noch immer ertrug ich es nicht, Menschenblut zu trinken. Ich weiß nicht, was aus Glenn damals wurde, er überlegte erst, mit mir zu gehen, aber letztendlich… du kennst ja das Ergebnis. Möglicherweise hat Maria am Ende ihrer Tage etwas getan, das den Volturi nicht gefiel. Maria schickte Glenn hierher, aber irgendetwas geschah ihm auf dem Weg hierher und er verlor sein Gedächtnis. Die Volturi fanden Maria. Das wäre eine Erklärung dafür, dass sie sich nie meldete, denn früher hatte sie einen richtigen Narren an Glenn gefressen. Sie wollte unbedingt herausfinden, was es mit seiner Fähigkeit zu tun hat. Vielleicht möchten die Volturi jetzt auch noch Glenn aus dem Weg haben.“ „Aber was kann Maria so schreckliches getan haben, dass die Volturi so hinter ihr waren?“ Jasper schüttelte den Weg. „Ich weiß es wirklich nicht…“ Wir erreichten den Flughafen und sprangen aus dem Auto. „Faye!“ Bella schlang ihre Arme um meinen Hals und ich umarmte sie. „Jetzt kommt schon, ihr zwei“, drängte Edward und wir rannten mit den Koffern im Schlepptau in den Flughafen. Erst als wir unsere Plätze einnahmen, verlor ich ein wenig an Anspannung. Bella hatte sich neben mich gesetzt und wahrscheinlich war es zusätzlich Jaspers Zutun. Edward hinter mir beruhigte mich außerdem mit seinen Gedanken. „Ist es auch nicht schlimm, dass ihr zwei jetzt auch noch mitgekommen seid? Ich meine wegen den Wölfen…“ Jasper winkte ab. „Das wird schon glatt gehen. Es ist unser beiderseitiges Interesse, dass die Situation nicht eskaliert und solange sich Jacob Black zusammenreißt, sollte es uns auch gelingen.“ Wir sprachen zu schnell, sodass die Menschen es nicht verstanden. Eine Stewardess kam und wollte uns Kissen oder etwas zu essen anbieten, aber wir lehnten dankend ab. Die Stewardess biss sich auf die Lippe und sah bestürzt aus. Die übliche Reaktion, wenn die Menschen uns etwas anboten und wir ablehnten. „Faye, was war das für eine Vision, die Alice hatte. Ihr verbergt sie vor mir.“ Edward klang besorgt und auch Bella, die meine Hand hielt, sah nicht gut aus. Ich zögerte. Ich konnte mittlerweile gut Dinge vor Edward verheimlichen. Es war leicht, Gedanken von einem bestimmten Thema fernzuhalten. Das hatte ich schon als Mensch gekonnt und als Vampir hatte ich dies noch perfektioniert. Ich sah Jasper an, der nickte. „Alice hatte damals die Vision, das Glenn und ich zusammen kommen würden. Aber wir werden nicht so zusammen sein, wie ihr euch das vorstellt.“ Edward sah mich fassungslos an, als sich das Bild in meine Gedanken drängte. „In Alice’ Vision haben uns die Volturi doch gefunden und wir stehen in ihren Diensten. Rotäugig.“ __________________________ So, das war's dann bis Anfang Oktober. Ich hoffe mein Ende war nicht zu fies. ^.- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)