Rote Augen von abgemeldet (Die Fortsetzung von Familienbande) ================================================================================ Kapitel 15: Einfach gehen? -------------------------- Ich antwortete damals, dass ich ihn retten würde. Völlig in Gedanken kraulte ich den Kater und bekam nicht mit, dass Carlisle sich zu mir setzte. „Was ist los?“, fragte er, klang ein wenig besorgt. Ich ließ das Tier zurück auf den Boden sinken und es strich mir immer wieder an meinen Beinen entlang. Wie seltsam, dass er keine Angst hatte. „Ich weiß nicht. Irgendwie mache ich mir Sorgen“, gestand ich Carlisle nachdenklich. „Aber ich nehme an, dass du dir keine Sorgen um Newton oder die Werwölfe machst.“ Ich nickte. „Eher nicht. Ich denke, die Situation haben wir im Griff. Aber du hast doch noch mit Black gesprochen… was hat er gesagt?“ „Nun, er hat es Edward noch immer nicht verziehen, dass er Bella mit sich genommen und verwandelt hat.“ „Das hat er ja wohl nicht freiwillig gemacht!“, verteidigte ich Edward instinktiv. „Das war Victoria!“ Carlisle nickte zustimmend. „Natürlich, das weiß Edward, das weißt du, das weiß ich. Jeder von uns weiß das. Aber Jacob will es nicht glauben. Er ist ein Werwolf und kann nicht verstehen, warum jemand zum Vampir werden will. Mich würde es nicht wundern, wenn er irgendwann mal anruft und von dir einen zwanzigseitigen Bericht fordert, in dem du erklärst, weshalb du zu uns gehören wolltest und nun auch gehörst.“ „Weil ihr meine Familie seid. So ein Argument reicht für tausend Seiten“, stellte ich trocken fest. „Ach, Faye, du bist mir eine“, lächelte Carlisle und betrachtete den Kater, dessen Samtpfoten mein Bein bearbeiteten, weil er wohl wollte, dass ich mich weiter um ihn kümmerte. „Da hast du dir ja etwas eingehandelt“, meinte Carlisle und ich wusste, dass er den Kater meinte. „Er wird immer wieder kommen.“ „Vielleicht sollte ich ihm einen Namen geben“, überlegte ich und Carlisle lachte. „Ich sehe schon, du willst nicht über ihn sprechen. Dann lasse ich dich in Ruhe.“ Er stand auf, aber ehe er zurück ins Haus gehen konnte, sagte ich: „Bald, Carlisle, bald… dann darfst du dir mein Gejaule anhören…“ ‚Typisch Faye’, dachte er und ging ins Haus. Es wurde still um mich herum. Seufzend legte ich das Buch beiseite. Es handelte sich ja doch nur um eine tragische Romanze, bei der das Paar am Ende glücklich wurde und alles Friede, Freude, Eierkuchen war. Ich verließ mein Zimmer und staunte zum tausendsten Mal, wie still es im Haus war, wenn niemand, wirklich niemand, sonst da war. Bella war in der Stadt, um ein Besorgungen zu machen. Es schien fast so, als halle das Lachen meiner Familie von den Wänden wieder. Ich ging raus und entdeckte sofort den Kater, der in sicherer Entfernung vom Haus zwischen den Büschen lauerte. Schnell ging ich in die Küche und holte das Katzenfutter aus dem Schrank. Mit einer prall gefüllten Schüssel kehrte ich zurück und nun saß der Kater fordernd auf der Veranda. Ich stellte ihm das Futter hin und sofort begann er zu fressen. „Schmeckt dir das?“, fragte ich ihn und kraulte seinen Nacken. „Ja, das schmeckt dir…“ In Windeseile hatte das Tier aufgefressen. Gesättigt legte er sich auf die Veranda und ließ sein Fell im Sonnenlicht glänzen. Ich setzte mich neben ihn und starrte in den Wald. Was wäre, wenn Glenn plötzlich auftauchen würde? Wenn er mich anlächeln würde, erklären würde, es wäre unsinnig gewesen, zu gehen. Was täte ich? Wäre ich kein Vampir gewesen, hätte ich bei der Vorstellung eine Gänsehaut bekommen. Glenn wieder zu sehen… „Was hält dich davon ab?“, fragte plötzlich Edwards Samtstimme hinter mir und ich zuckte zusammen. Ich war so in Gedanken gewesen, dass ich ihn nicht hatte kommen hören. „Bitte?“ „Du willst zu Glenn, nicht wahr?“ Er hockte sich neben mich und der Kater musterte ihn misstrauisch. Die Tatsache, dass ich keine Angst vor Edward hatte – anders als er scheinbar – ließ ihn sich jedoch wieder beruhigen. „Hm“, machte ich nur und meine Finger fuhren damit fort, den Kater zu kraulen. Leise begann er zu schnurren. „Was hält dich davon ab, ihn zu sehen?“, fragte Edward noch einmal und sah mich besorgt an. Seine goldenen Augen blitzten mich an. „Ich kann doch nicht einfach nach Alaska, Glenn gestehen, dass ich ihn liebe und dabei hier einfach alles liegen lassen. Ich meine, ihr braucht mich doch. Die Sache mit den Werwölfen, Mike Newton…“ Edward fuhr mir mit dem Finger über die Lippen. „Natürlich brauchen wir dich, aber es bringt uns nichts, wenn du unglücklich bist. Wir haben dich viel lieber, wenn du lächelst und du musst gestehen, dass das in der letzten Woche eher weniger der Fall war. Und um die Werwölfe brauchst du dir nun wirklich keine Sorgen zu machen. Emmett und Jasper strotzen momentan so vor Kraft, die könnten ein ganzes Rudel auseinander nehmen.“ „Aber… Newton…“ „Der ist nicht dein Problem. Du hast deine Arbeit mit Bravur geleistet. Wie es aussieht, würde niemand Mike glauben, sollte er damit anfangen, wir wären die gleichen wie vor so vielen Jahren.“ Ich seufzte. „Könnte es sein, dass du mich loswerden willst, Brüderchen?“ Er legte einen Arm um mich und flüsterte: „Nein, ich will dich bloß lächeln sehen.“ Langsam lehnte ich meinen Kopf gegen seine Schulter. „Du meinst also wirklich, ich soll gehen?“ „Ja.“ „Ich weiß nicht…“ „Faye…“ Seine Stimme wurde zu einem leichten Knurren. „Es ist nur…“ „Sei nicht so stur, Faye. Oder soll ich dir Rosalie auf den Hals hetzen?“ „Brauchst du nicht, bist schon hartnäckig genug.“ „Also gehst du?“ Ich dachte kurz nach. Was, wenn Glenn nicht mehr als Freundschaft für mich empfand? Was, wenn er mich gar nicht sehen wollte? „Ja“, antwortete ich langsam. „Ja, ich denke, das sollte ich.“ Edward drückte mich an sich und stand dann auf. „Komm, wir sagen den anderen Bescheid.“ Er zog mich elegant hoch und ging mir voran ins Haus. „Seit wann seid ihr eigentlich wieder da?“, fragte ich verwundert, weil ich kein Auto gehört hatte, das gekommen war. „Erst seit wenigen Minuten“, lächelte Edward und öffnete die Tür, hinter der mich meine Geschwister erwarteten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)