Rote Augen von abgemeldet (Die Fortsetzung von Familienbande) ================================================================================ Kapitel 9: Eine nervenaufreibende Fahrt --------------------------------------- Als Glenn eineinhalb Wochen später mit topasfarbenen Augen von der Jagd zurückkehrte, strahlte ich ihn glücklich an. „Und, wie hat es dir geschmeckt?“, fragte ich, während ich stürmisch auf ihn zu gerannt kam. Wie ein kleiner Hund hüpfte ich neben ihm her. Carlisle musste sich das Grinsen verkneifen, aber das war mir ganz egal. „Anders…“ „Wie, anders?“ „Ganz okay… aber Menschenblut ist besser…“ Ich gab Glenn einen Klaps auf den Hinterkopf. „Von jetzt an gibt’s Tierblut für dich! Ich kann dir übrigens sehr Bären empfehlen… die schmecken großartig!“ Glenn sah mich schief an. „Beeren? Was soll ich bitte sehr mit Beeren? Erst soll ich Tierblut trinken und dann auch noch den Saft von Strauchgewächsen, oder was?“ „Bären! Mit Ä!“ Er grinste. „War schon klar, Kleine. Aber ihr müsst langsam zur Schule.“ Er sah auf die Uhr und nickte, wie zur Bestätigung seiner eigenen Aussage. Ich ließ die Schultern hängen und hörte auf zu hüpfen. „Spielverderber“, grummelte ich und trollte mich ins Haus, um meine Tasche zu holen. Edward war schon am Auto. Sein Blick ruhte auf der Grasfläche vor ihm, während ich meinen Wagen vorfuhr. Weil die anderen noch nicht da waren, stieg ich noch aus und gesellte mich zu Edward. „Bist du noch in dieser Welt oder schon in einer anderen?“ „Was?“ Ich lachte leise. „Und ich dachte, ich wär in letzter Zeit nicht so ganz gegenwärtig.“ „Ja, tut mir Leid, ich war in Gedanken…“ Ich hockte mich vors Auto und betrachtete eingehend einen kleinen Kratzer. „Seit wann haben unsere Autos Kratzer?“ „Keine Ahnung…“ Als ich Geräusche von der Haustür hörte, stand ich auf, aber niemand kam. „Wo warst du denn?“ „Ich habe mich nur gefragt, warum Mike mich nicht erkannt hat. Wenn er dich nicht erkennt, ist das noch recht plausibel. Ich erinnere mich auch nicht an viele meiner Mitschüler, weil sie mir einfach unwichtig waren oder sie nicht lange auf der Schule waren. Bei dir wird wohl zweites zutreffen… aber ich war sein größter Konkurrent, als es um Bella ging – glaubt er zumindest. Er war nie ein Konkurrent für mich…“ Ich öffnete die Autotür und setzte mich auf den Sitz. „Schon klar, Macho… Hm, die Frage ist aber berechtigt. Vielleicht hat er dich nicht richtig gesehen. Du standest hinter Bella…“ „Oh, klar, Bella ist ja auch so umwerfend groß…“ „Stimmt!“, hörten wir Bellas freundliche Stimme und einen Moment später schmiegte sie sich an Edwards Seite. „Worum geht’s?“ „Mike.“ Bella zog kurz die Augenbrauen hoch. „Was ist mit ihm?“ „Edward fragt sich, warum Mike ihn nicht erkannt hat.“ „Oh, hat er denn eine Ahnung?“ Edward räusperte sich. „Nein, habe ich nicht. Und redet nicht so, als wäre ich nicht anwesend.“ Bella und ich lachten und ich hörte die anderen kommen. Emmett öffnete gerade die hintere Tür meines Autos, aber Rosalie schob sich geschickt dazwischen. „Heute fahrt ihr zwei“ – sie deutete auf Emmett und Jasper – „mit Edward. Alice, Bella und ich fahren mit Faye.“ Edward und ich tauschten verwirrte Blicke und ehe ich mich versah, schlug Alice die Tür zu und die drei saßen im Wagen. „Fahr schon los“, ermunterte mich Alice, die auf dem Beifahrersitz saß. Zögerlich gab ich Gas. Es gab Momente, da traute ich den dreien einfach nicht. „Also, was wollt ihr?“ „Nichts, was sollten wir wollen?“, flötete Rosalie. „Soll ich erst eure Gedanken lesen?“ „Schon gut, schon gut“, meinte Alice und beugte sich zu mir. „Also… du und Glenn… läuft da was?“ Bella, die es nicht mochte, wenn Edward, Rosalie oder ich so schnell fuhren, stieß einen leisen Schrei aus, als ich den Wagen vor Schreck fast gegen einen Baum gesetzt hätte. Ich bremste ab und war froh, dass das Auto der Jungs noch nicht in Sicht war. Wahrscheinlich hielten sie Kriegsrat ab, was wir wichtiges zu besprechen hatten, dass sie nicht dabei sein durften. „Dürfen wir das als Ja werten?“, fragte Rosalie, die sich genauso erschrocken hatte. „Nein“, fauchte ich, als ich wieder losfuhr. „Als was denn dann? Du hast in über siebzig Jahren noch kein einziges Mal auch nur einen unüberlegten Schlenker gehabt.“ Rosalie legte ihre Hände von hinten auf meine Schultern. „Da ist nichts…“, beharrte ich. „Ja, klar… und der Papst ist Heide.“ „Seid wann bist du religiös?“ Ihre schlanken Finger legten sich leicht belustigt um meinen Hals. „Lenk nicht ständig ab…“ „Du kannst mir ruhig die Luft abschnüren. Brauch ich ohnehin nicht.“ Sie blickte verdrießlich drein. „Bitte, Faye…“ „Rosalie…“ „Ja?“ Sie strahlte übers ganze Gesicht. „Nein.“ Sie, Bella und Alice durchbohrten mich mit Unschuldslammblicken. „Schmollt ihr ruhig. Zwischen Glenn und mir ist nichts und wird auch nie etwas sein – Punkt.“ Ich fixierte die Straße, aber Rosalie gab nicht auf. „Faye…“ „Nein!“, keifte ich und trat aufs Gaspedal. Sie schob die Unterlippe vor und ließ sich mit verschränkten Armen auf den Sitz zurücksinken. „In der Mittagspause bist du dran“, blitzte sie mich an. Ich streckte ihr über den Rückspiegel die Zunge raus und zog eine Grimasse. Ich fuhr auf den Parkplatz, parkte am gewohnten Platz und schaltete den Motor aus. Ich seufzte, bevor ich die Tür öffnete und in den ausgebrochenen Regenschauer trat. Rosalie spannte einen Regenschirm auf und ich huschte schnell an ihre Seite, während wir auf die Jungs warteten. Rosalie erkannte zuerst die kreisförmigen Autolampen und wenige Momente später stellte Edward den Wagen ab. Geschlossen gingen wir zum Unterrichtsgebäude und ich winkte ihnen kurz, als mir auffiel, dass ich in die falsche Richtung ging. Ich ging rasch zurück durch den Regen. Ich öffnete die Gebäudetür und seufzte erneut. Ein weiterer langweiliger Schultag stand mir bevor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)