Valentine's Day von Vaire (Remus Lupin x Nymphadora Tonks) ================================================================================ Kapitel 21: Rette mich ---------------------- Rette mich Zum ersten Mal alleine in unserem Versteck. Ich seh noch unsere Namen an der Wand und wisch sie wieder weg. Ich wollt' dir alles anvertrau'n. Warum bist du abgehau'n? Komm zurück ... Nimm mich mit ... Ein neuer Tag war angebrochen. Die Sonne wurde von den Wolken verhangen und brachte kaum Licht in das kleine Haus. Es war still und nur das Kochen eines Teekessels war zu hören. Ted Tonks war spät nach Hause gekommen und saß nun mit seiner Frau Andromeda unten in der Küche. Ihre Tochter hatte sich die ganze Nacht nicht mehr gemeldet. Der Verlust ihres Mannes hatte sie schwer getroffen. Das wussten beide und doch waren sie froh, dass Lupin ihr den Rücken zugekehrt hatte. Denn so konnte sie frei sein und würde in der Gesellschaft wieder angesehen werden. Denn mit einem Werwolf als Ehemann stand sie nicht gut da. Das Problem jedoch war nicht ganz gelöst. Wenn das Kind ebenfalls ein Werwolf werden würde, hätte Nymphadora Tonks ihr ganzes Leben als Außenseiterin zu kämpfen. Aber die beiden wussten genau, dass es eine grauenvolle Sache wäre, von ihr zu verlangen das Kind nicht zu bekommen. Sie würde es so und so bekommen. Andromeda würde niemals von ihrer Tochter etwas so Grausames verlangen. „Ich sollte nach ihr sehen.“, meinte Andromeda Tonks schließlich zu ihrem Mann, „Sie hat den ganzen Vormittag noch nichts von sich hören lassen. Ich mache mir Sorgen, dass dieser Verlust ... sie zerbricht.“ „Ich weiß was du meinst, aber glaubst du wirklich sie würde auf uns hören? Vielleicht weist sie uns die Schuld dafür zu, dass Remus gegangen ist. Immerhin haben wir ihm ganz schön ins Gewissen geredet.“, seufzte Ted leise und nahm dann den Tee vom Herd. „Nein, nein. Es ist nur gut so! Dieser Werwolf hat uns ganz schön in Gefahr gebracht. Es kann nichts besseres geben, als dass er fort ist. So kann Tonks ihn vergessen und sich anderen Dingen in ihrem Leben widmen.“, fügte Andromeda rasch hinzu, „Oder willst du, dass sie so wie ich von ihrer Familie verbannt wird?“ „Nein, natürlich nicht. Aber läge es nicht an uns, ob wir sie verbannen? Ich meine ... was ist, wenn wir ihr wirklich all das nehmen, was ihr wichtig ist? Ich glaube wir tun ihr Unrecht. Mit Remus war sie immer so glücklich und das in diesen schweren Zeiten. Nehmen wir ihr nicht ihr einziges Licht?“, fragte er unsicher. „Hör auf! Du klingst ja schon fast so, als würdest du wollen, dass dieser Wolf zurückkommt! Tonks braucht ihn nicht. Sie wird schon merken, dass sie irgendwann ohne ihn auskommt!“, schnaubte Andromeda ihren Mann an. „Wenn du meinst ...“, doch Ted klang nicht sehr überzeugt davon. Er machte sich seit ein paar Tagen wirklich Vorwürfe. Langsam war Tonks wachgeworden. Als sie auf die Uhr sah, war es schon zehn Uhr vormittags. Immer noch lag sie auf Remus' Bettseite. Sie drehte sich zur Seite und hoffte doch noch ihren Mann zu entdecken. Aber er war nicht da. Nichts hatte sich zum Vortag geändert. Er war immer noch weg und würde es wahrscheinlich auch bleiben. Immer wieder musste sie sich fragen, warum er denn abgehauen war? Lag es wirklich nur daran, dass er ein Werwolf war? Er wusste doch ganz genau, dass es ihr egal war. Sie liebte ihn über alles und jeden. Ob er nun ein Werwolf war oder nicht, es war ihr egal. Jedes Mal hatte sie es ihm wieder gesagt. Hatte er ihr das etwa nicht geglaubt? War diese Beziehung auf einer einzigen Lüge aufgebaut? Das konnte sie einfach nicht glauben. Komm und rette mich. Ich verbrenne innerlich. Komm und rette mich. Ich schaff's nicht ohne dich. Komm und rette mich. Rette mich ... Wie sollte es nur weitergehen? Als sie auf dem Rücken lag und die Decke anstarrte legte sie zum ersten Mal überhaupt ihre Hände auf ihren Bauch. Dort drinnen wuchs ein kleines Baby heran. Es war noch so klein und doch schon von so großer Bedeutung. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass sie dabei war Mutter zu werden. Doch mit jedem Gedanken daran schien ihr diese Aufgabe unüberwindbarer zu werden. Vor allem jetzt, da sie alleine war. Da ihr niemand half. Sie würde diesem Kind alles bieten, das sie nur konnte. Aber eines könnte sie nicht erzwingen. Den Vater. Wenn er nicht zurückkommen würde, dann würde das Kind keinen Vater haben. Außerdem musste sie ständig damit leben, dass das Kind sie an Remus Lupin erinnern würde. Auf immer und ewig. Es war ein Teil von ihr und von Remus. Das konnte ihr keiner nehmen, aber umso schwerer würde es ihr fallen von diesem Mann, den sie so sehr liebte loszulassen. Obwohl die Situation so auswegslos erschien hoffte sie immer noch darauf, dass er wiederkehrte. Das er erkannte, dass sie ihn und das Kind liebte und lieben würde, egal wie sie aussähen und ob man sie in der Gesellschaft dafür verachten würde oder nicht. Das alles zählte für sie nicht. Sie wollte nur bei denen sein, die sie liebte. Unsere Träume war'n gelogen und keine Träne echt. Sag, dass das nicht wahr ist, sag es mir jetzt. Vielleicht hörst du irgendwo, mein S.O.S. im Radio. Hörst du mich? Hörst du mich nicht? „Remus ... wir brauchen dich ...“, flüsterte Nymphadora Tonks verzweifelt in die Stille. Von der Kälte umschlungen wanderte der Werwolf einsam die dunklen Straßen entlang. Sein Blick war gesenkt und sein Umhang schien dreckiger und zerissener denn je. Er folgte dem Weg ohne zu wissen wohin er ihn führte. Diesmal hatte er kein Ziel. Hauptsache er konnte sich immer weiter von hier entfernen. Niemand würde ihn vermissen oder nach ihm suchen. Das war ihm klar. Aber darum machte er sich kaum Gedanken. Er tat das einzig richtige. Plötzlich schweiften seine Gedanken ab. Er merkte, wie schlecht er sich fühlte. Sein Weg würde ihn weg von seinem alten Leben führen. Konnte er überhaupt ein neues beginnen? „Tonks ... verzeih mir ...“, murmelte er verzweifelt in seinen Bart. Niemals würde er sie vergessen können, aber er musste sie verlassen, um ihr die Gefahr zu ersparen. Er liebte sie so sehr und erst jetzt spürte er, wie schwer ihm dieser Weg zu fallen schien. Jeder Schritt entfernte sie weiter von einander. Jeder Schritt war ein Schnitt in seine ohnehin schon kaputte Seele. Doch diesmal war es anders. Ein Teil von ihm schien auf dem Weg in das neue Leben verloren zu gehen. Dann blieb er stehen. Sein Blick richtete sich nun gen Himmel. Tat er das richtige? Er spürte etwas Kaltes auf seiner Nase und dann viele einzelne kalte, sanfte Berührungen auf seinem Gesicht. Es war Schnee. Der erste Schnee fiel im November. Komm und rette mich. Ich verbrenne innerlich. Komm und rette mich. Ich schaff's nicht ohne dich. Komm und rette mich. Rette mich ... Dich und mich. Dich und mich. Dich und mich. Die Tür öffnete sich langsam und Ted Tonks blickte herein. Das Schlafzimmer war still. Tonks lag auf dem Bett. Ted hatte ihre Worte gehört. Es tat ihm weh. Nun spürte er, wie falsch er doch gehandelt hatte. Er tat ihr weh. Doch Andromeda würde weiterhin darauf beharren, dass sie Remus von ihr fern hielten. Er klopfte nachträglich an die Tür und Tonks setzte sich ruckartig auf. „Ich ... bin es nur.“, meldete Ted sich vorsichtig zu Wort. Sofort spürte er den abweisenden Blick seiner Tochter. „Achso ...“ Bevor er fortfuhr, kam er in das Zimmer, schloss die Tür leise hinter sich und setzte sich an den Bettrand zu seiner jungen Tochter. „Ich glaube ich muss kurz mit dir reden ...“, begann er mit sanfter Stimme, „Deine Mutter und ich hatten Unrecht. Wir haben etwas Schreckliches getan. Das weiß ich jetzt ... und es tut mir aufrichtig leid, auch wenn ich es nicht mehr ändern kann. Dafür ist es zu spät und das lässt es nur noch unerträglicher für mich werden. Für aufrichtige und ehrliche Liebe gestraft zu werden tut verdammt weh. Ich hätte es früher wissen müssen. Deine Mutter und ich ... uns wurden auch viele Hindernisse in den Weg gestellt. Ich hätte dir dieses Leiden ersparen können, aber aus Sorge um dich schien das die einzigste Lösung zu sein. Ich wollte nie so werden wie die Blacks, die uns auseinanderbringen wollten, aber jetzt habe ich genau das getan.“ Tonks sah ihn nicht an und trotzdem gab es ihr einen winzigen Hoffnungsschimmer, dass ihr Vater nun eingesehen hatte, was er ihr angetan hatte. „Warum ist Mum nicht bei dir?“, fragte sie, doch sie hatte schon eine Vermutung, „Du bist allein zu diesem Ergebnis gekommen, nicht wahr? Sie hält es immer noch für besser, dass Remus ...“ Auf diese Frage hin konnte Ted Tonks nur nicken. Wobei er seiner Tochter am liebsten gesagt hätte, dass sie derselben Ansicht war. Komm und rette mich. Rette mich! „Ted Tonks! Komm runter! Ich brauche dich! Rasch!“ „Oh, deine Mutter ... ich bin sofort wieder da. Bitte warte einen Moment.“, sagte Ted hastig und stand auf. Er verließ hektisch das Schlafzimmer und hastete nach unten ins Wohnzimmer. Tonks war neugierig geworden. Was ihre Mutter wohl von ihm wollte? Sie stand auf und schlich sich nach draußen auf den Gang. Vom oberen Treppenabsatz konnte sie das Geschehen im Wohnzimmer bestens beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Sie kniete sich auf den Boden und sah nach unten. Es überraschte sie sehr dort unten nicht nur Andromeda und Ted Tonks zu sehen, sondern auch Kingsley Shacklebolt. Er hatte sich schon lange nicht mehr gemeldet gehabt. Sie konnte die Worte der drei äußerst genau hören. „Verzeihung, aber ich musste kurz zu Nymphadora, ihr geht es nicht besonders gut.“, erklärte Ted und warf Andromeda einen kurzen – wie Tonks zu sehen glaubte – wütenden Blick zu. „Nun gut, diese kleine Unterbrechung ist schon in Ordnung, aber eigentlich wollte ich mit ihrer Tochter sprechen.“, meinte Kingsley etwas irritiert. „Das geht nicht.“, meinte Andromeda rasch, „Sie ... sie hat sich eine schwere Grippe eingefangen.“ „Hmm ...“, Kingsley klang besorgt, „Ich hätte sie für das Treffen mit den Kobolden gebraucht. Ich glaube wir haben eine Chance mit ihnen zu verhandeln. Es wäre von äußerst großem Nutzen, wenn Tonks das machen könnte. Ich habe sonst niemanden.“ Tonks hörte gespannt zu. Sie wollte noch nicht einschreiten. Sie würde erst abwarten. „Ich werde ihrerstatt gehen.“, erklärte Ted Tonks dann plötzlich, „Ich habe schon die ersten Gespräche mit ihnen geführt und ich kann es zu Ende bringen. Wenn Mr Diggory mitkommen könnte, dann wäre das kein Problem.“ Nymphadora glaubte sich verhört zu haben. Ihr Vater wollte einen Auftrag für sie übernehmen? Auch Andromeda schien nicht sehr erfreut darüber zu sein. Sie setzte eine besorgte Miene auf und sagte: „Ted, ich denke nicht, dass das so gut ist. Das ist gefährlich! Das letzte Mal war doch schon so knapp!“ „Das mag sein, aber irgendwer MUSS doch etwas tun! Ich werde nicht tatenlos zusehen, nur weil ich ein Muggel bin! Ich will für meine Familie kämpfen und sie in Sicherheit wissen! Ich kann das! Außerdem bin ich nicht allein! Ich will nicht darauf warten, dass sie mich umbringen, sondern handeln!“, erwiderte Ted entschlossen. Kingsley meldete sich nun wieder zu Wort: „Mr Diggory wird natürlich mit dabei sein. Das ist kein Problem. Es sollte nur eine kurze Reise werden. Nicht länger als drei, vier Tage, schätze ich.“ „Siehst du? Das ist doch ein Klacks! Das schaffe ich schon.“, meinte Ted sicher. Tonks hielt es nicht mehr aus noch länger einfach nur zuzusehen. Sie kam nach unten und sah ihren Vater an. „Das ... tu das nicht, Dad. Ich gehe schon.“, sagte sie, ohne wirklich darüber nachzudenken. Sie wollte ihren Vater nicht in diese gefährliche Situation bringen. Das hatte er nicht verdient. „Dora! Leg dich wieder ins Bett! Deine Grippe!“, rief Andromeda aufgebracht, als sie Tonks sah. Doch diese ignorierte ihre Mutter einfach und auch Ted ging nicht darauf ein. „Mein Liebes, du weißt ...“, er legte eine Hand vorsichtig an ihren Bauch, „... dass du nicht gehen kannst. Wenn dir etwas passieren würde, dann könnte ich mir das niemals verzeihen. Du musst hier bleiben. Für dich ... und das Kind ist es besser so.“ „Das Kind?“, warft Kingsley verwirrt ein, „Welches Kind?“ „Nymphadora ist schwanger.“, sagte Ted stolz. Zum ersten Mal zeigte er, dass er wirklich stolz darauf war. Er freute sich darauf, dass er Großvater wurde. Aber Andromeda sah wütend drein, sie wollte nicht, dass jemand von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Aber jetzt war es zu spät für Geheimnisse. „Meinen ... Glückwunsch.“, sagte Kingsley und ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, „Das ist natürlich ein Grund, warum du den Auftrag nicht ausführen kannst. Das ist klar. Remus hat ja so ein Glück.“ Die Gesichter von Tonks, Andromeda und Ted wirkten plötzlich bestürzt. Kingsley merkte schnell, dass er etwas Falsches gesagt hatte. „Ja ...“, sagte Tonks dennoch. Sie wollte ihm jetzt nicht all ihre Probleme auf die Nase binden. Kingsley Shacklebolt wusste, dass etwas nicht stimmte und doch fragte er nicht nach. „Ted? Wenn du dir sicher bist, dann würde ich dich gleich mitnehmen.“, erklärte er rasch, um dem anderen Thema auszuweichen. „Ich bin sicher. Ich übernehme das für meine Tochter.“, sagte er lächelnd, „Macht's gut ihr beiden und drückt mir die Daumen. Diese Kobolde sind wirklich sture Gestalten.“ Zuerst ging er nun zu seiner Frau und umarmte sie. Darauf folgte ein kurzer, zärtlicher Kuss. „Ich bin ja bald wieder zurück.“, erklärte Ted ihr. Dann ging er auf Tonks zu. Diese sah ihn einen Moment lang nur an. Dann klammerte sie sich ruckartig an ihm fest. „Pass auf dich auf ... ja?“, befahl sie ihm mit zitternder Stimme, „Ich will nicht noch jemanden verlieren, den ich so sehr liebe.“ „Ich weiß ...“, sagte Ted zustimmend, dann flüsterte er ihr ins Ohr, „Er wird zurückkommen ... ich weiß es. Er liebt dich ... er lässt dich nicht im Stich.“ Nur Nymphadora Tonks hörte diese Worte von ihrem Vater. Schließlich musste sie ihn loslassen und er verschwand zusammen mit Kingsley Shacklebolt. Komm und rette mich. Ich verbrenne innerlich. Komm und rette mich. Ich schaff's nich' ohne dich. Komm und rette mich. Rette mich. Rette mich. Rette mich. Rette mich. Ein unangenehmes Schweigen hatte sich nun im Wohnzimmer ausgebreitet. Tonks starrte ihre Mutter an und diese starrte zurück. Am liebsten hätte Tonks sie jetzt angeschrien und für alles schlechte, das ihr bis heute widerfahren war, verantwortlich gemacht. Aber das konnte sie nicht. Andromeda litt wahrscheinlich ziemlich darunter, dass ihr Mann sich einer so gefährlichen Aufgabe stellte. Genauso wie Nymphadora. „Ich geh nach oben ...“, sagte sie stattdessen leise, „Brauch noch ein bisschen Ruhe.“ Als Tonks wieder oben im Schlafzimmer angekommen war, machte sie sich daran die Blutflecken am Boden wegzuwischen. Hätte sie einen Zauber benutzt wäre es wohl nur noch schlimmer geworden. So wischte sie das Blut mit einem Lappen weg. Ihr Vater hatte ihr Mut gemacht. Er hatte ihr Kraft gegeben. Wie dankbar war sie ihm dafür. Niemals würde sie ihm das vergessen. Sie würde alles dafür geben, um sich zu revanchieren. Und doch war sie innerlich leer und ausgebrannt. Von Remus verlassen zu werden fühlte sich auch viele Stunden danach noch an, wie wenn man sie mitten in der Luft zerriss. Dich und mich. Hörst du mich nicht? Rette mich! Das Fenster war gekippt und der Wind säuselte leise vor sich hin. Das rascheln der Laubblätter nahm ab und der erste Schnee fiel leise und kaum hörbar. Das Rascheln wurde wieder lauter. Wie ein zerrissener Umhang, der vom Wind davongetragen wurde. „Ich kann das nicht.“ ----------------------------------- Rette mich - Tokio Hotel - Schrei ... So laut du kannst! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)