Beichte von Jadis (Confession) ================================================================================ Kapitel 1: Warten ----------------- V O R W O R T Hi Leute! Als aller Erstes: Danke, dass ihr es bis hierher geschafft habt. Ihr seit nur noch einen Sprung vom ersten Kapitel entfernt. Ich würde mich freuen, wenn ihr mal vorbei schauen und evtl. ein Kommie hinterlassen würdet. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass dies meine allererste Real-Person-FF ist. Ich wage mich also auf komplett neues Terrain. Mal sehen was ich daraus machen werde ^^ Des weiteren hoffe ich, dass sich durch meinen Schreibstil und durch einige Kommentare in dieser FF niemand auf den Schlips getreten fühlt. Ich war noch nie auf einem TH-Konzert, hab sie noch nie persönlich getroffen (NOCH nicht XDD) etc. Alles was ihr hier lesen werdet ist frei erfunden und somit nie passiert. Und bitte, bitte, bitte keine "Ich find das alles sch***" - Kommentare und Hass-ENS an mich. Muss ich noch erwähnen, dass ich kein Mitglied und nicht das Management von Tokio Hotel bin und dass ich in keinerlei Kontakt zu ihenn stehe und somit keine Fanpost oder ähnliches weiter leiten kann? Ich galube nicht... ;O) Alle BillxTom-Shipper muss ich an dieser Stelle ebenfalls enttäuschen. Ich halte nichts von Slash. Wenn euch mein ganzes Gelaber jetzt nicht abgeschreckt hat, wünsch ich euch viel Spaß beim lesen meiner Fanfiktion. Und immer fein Kommies schreiben ^^ Kapitel 1 ~ Warten ~ 130 Dezibel, dachte Alexandra als sie in der Drogerie ihres Vertrauens vor dem Regal mit den Oropacks stand und zwei Packungen Energiedrinks in ihren Händen balancierte. 130 Dezibel. Das war die Lautstärke die ein startender Düsenjäger aufbrachte. Und eben dieser Schallpegel herrschte auch auf Konzerten einer berühmten deutschen Tennie-Band schon Stunden vorher, bevor die Band überhaupt dazu kam auch nur einen Ton zu spielen. Die Fans allein waren so laut... die zu 99% weiblichen Fans... die kreischenden weiblichen Fans. Doch Alexandra zählte sich nicht zu der fanatisch kreischenden, hyperventilierenden und in Ohnmacht fallenden Sorte von Menschen, die alles taten um bei einem solchen Event in der ersten Reihe zu stehen um dort eventuell ein, ach so begehrtes, schweißnasses Handtuch zu fangen, nur um dann von zwei Dutzend anderen Konzertbesucherinnen halb tot getrampelt zu werden, die das selbe Souvenir ergattern wollten. Nein, Alexandra bezeichnete sich als stinknormalen, auf den Boden gebliebenen Fan. Ja, sie ging zu einem Tokio Hotel Konzert. Und ja, sie würde auch schon zwei Tage vorher anreisen. Aber immerhin waren Ferien und warum bitteschön sollte man seine Chancen nicht nutzen? Sie hatte sowieso nichts bessere zu tun. Außerdem war es ihr erstes Tokio Hotel Konzert und sie dachte sich: Wenn schon, denn schon! Das alles ging ihr durch den Kopf, als sie im Gang des Ladens stand und, total in Gedanken versunken, eine junge Mutter mit ihrem Kinderwagen am durchkommen hinderte. Nachdem sie Platz gemacht und eine Entschuldigung gemurmelt hatte, widmete sich Alexandra, die alle nur Alex nannten - wahnsinnig einfallsreich wie sie fand - wieder den Oropackpreisen und dachte gleichzeitig an ihre arg gebeutelte Geldbörse. Eine Sekunde später hatte sie das Thema abgeschlossen und dachte sich, dass es auch ohne gehen musste. Ihr Trommelfell würden diesen einen Abend schon überstehen... hoffte sie. Auf dem Weg zur Kasse fiel ihr noch eine Packung der Marke Einweckzahnbürste in die Hände. Zahnpflege war ihr wichtig, also gab sie ihre letzten Cent dafür aus. Immerhin würde sie die nächsten Nächte vor einem Stadion... kampieren - ein anderes Wort dafür fiel ihr nicht ein - und ein Badezimmer würde sie in dieser Zeit nicht von innen sehen können. Die Drinks und Hygieneartikel waren schnell bezahlt und in Alexandras Auto verstaut. Zufrieden schloss sie den Kofferraum ihres Kleinwagens. Die letzten Vorbereitungen waren somit getroffen. Im Geist hakte sie ihre Liste ab, schwang sich auf den Fahrersitz und startete den Motor. Sie tätschelte ihre Bauchtasche, in welcher sich die Eintrittskarte befand, legte “Zimmer 483" in den CD-Player und machte sich gut gelaunt auf den Weg. Die einstündige Autofahrt nach Dresden verging, dank lautstarkem Mitgrölen zu “Heilig”, “Reden”, “totgeliebt” und diversen anderen Songs, relativ schnell. Das ein oder andere Mal wurde sie an Ampelkreuzungen zwar komisch angeguckt, tat dies allerdings mit einem kecken Grinsen ab. Es war ihr komplett egal was andere von ihr dachten. Glücklicherweise konnte sie in Dresden angekommen einen gebührenfreien Parkplatz in einer Seitengasse ergattern. Es war zwar nicht die feine englische Art einem, schon etwas älteren, Mitbürger einfach den Parkplatz vor der Nase weg zu schnappen, aber erstens waren sie hier nicht in England und zweitens erforderten besondere Situation ebenso besondere Methoden das zu bekommen was man halt wollte... oder so. Immer noch gut gelaunt packte Alexandra ihre Sachen zusammen, schloss ihren Wagen ab und machte sich zu Fuß auf den Weg zur Konzertarena. Ab und an warf sie einen Blick auf eine kleine ausgedruckte Anfahrtsbeschreibung, immerhin kannte sie sich in Dresden nicht 100%ig aus. Nach kurzem Fußmarsch sah sie die Arena und ein leichtes Bauchkribbeln wurde nun stärker. Als sie den Eingangsbereich gefunden hatte legte sich die anfängliche Euphorie wieder etwas. Eines hätte sie sich ja denken können: sie war nicht die Erste. Wahrscheinlich hätte sie eine Woche eher hier stehen können und es wäre immer noch jemand eher da gewesen als sie. Also reihte sie sich stumm am Ende der Schlange der wartenden weiblichen Fans ein und war erstaunt wie weit vorn sie doch stand. Von den wartenden Teenies, alle bepackt mit Postern und Plakaten, wurde sie eingehend gemustert. Sie wandten sich jedoch alle schnell wieder von ihr ab. Alexandra zuckte innerlich mit den Schultern. Sie waren im Durchschnitt sowieso alle 4 Jahre jünger als sie und wahrscheinlich mitten in der Pubertät. Sie war nur froh, dass sie sich nicht mit den Mädels unterhalten und ihr Geplapper anhören musste. Wahrscheinlich hätten sie ihr eh nur die Ohren voll gejammert wie geil sie doch die Jungs fanden, wie sehr sie sich in Bill, Tom, Gustav oder Georg verliebt hatten und es kaum erwarten konnten es ihnen endlich persönlich zu sagen. Alexandra hätte vor sich hin gestiert, ab und an genickt und ein “Ja, verstehe.” eingeworfen. Nein danke, auf solche gezwungenen Gespräche konnte sie gut und gerne verzichten. Das hatte ja fast schon etwas groupieähnliches an sich. Sie sah auf ihre Armbanduhr, band sich gleichzeitig ihr Sweatshirt von der Hüfte und legte ee auf den Betonboden. Alexandra ging in die Knie und setzte sich darauf. In ihrer Bauchtausche wühlte sie nach ihrem MP3-Player und nachdem sie die Ohrstecker in ihre Ohren gestöpselt hatte, lehnte sie sich an eine der Absperrungen um... zu warten. Natürlich würde sie ab jetzt Tokio Hotel in Dauerbeschallung hören.Alexandra nahm aus dem Augenwinkel war, dass sich hinter ihr die Reihen weiter füllten. Sie sah noch einmal auf die Uhr und ihr Blick erhob sich wieder zum Beat von “Übers Ende der Welt”. Jetzt hieß es 30 Stunden warten... “TOKIO HOTEL!!” kreischte es nicht weit entfernt. Alexandra schreckte hoch. Um sie herum stimmten fast alle in das Gekreische ein. Seit ihrer Ankunft vor 9 Stunden waren an die Hundert Fans hinzugestoßen. Und die brüllten nun alle paar Minuten eine neue Parole über den Platz. Alexandra gähnte und rieb sich die Augen. Etwas was die Mädels vor ihr nie tun würden, aus Angst ihr Makeup würde verwischen. Sie musste kurz eingenickt sein, denn auch ihre Tracklist war beim letzten Lied angekommen. Sie verstaute ihren MP3-Player wieder und sah links neben sich. Ein junges, hübsches Mädchen reckte die Hände in die Lüfte und streckte sich. Sie gähnte ebenfalls und ihr Blick traf den von Alexandra. Das Mädchen lächelte etwas beschämt. Alexandra erwiderte die Geste. Das Mädchen hielt ihr ihre rechte Hand entgegen. “Mein Name ist Heidi.” sagte sie in gebrochenem Deutsch. “Alexandra.” sie schüttelte ihre Hand “Du bist nicht von hier, oder?” Heidi schüttelte den Kopf. “Finnland.” “Oh...wow.” war das Einzige was Alexandra dazu einfiel. “GEBT MIR EIN ‘T’!” schrie plötzlich wieder jemand und diesmal konnte es sich Alexandra nicht verkneifen mit dem Rest der Meute zu antworten. Auch Heidi stimmte mit ein. Wahrscheinlich war dieses Phänomen ansteckend. “T!!” “GEBT MIR EIN ‘O’!” “O!!” Das Schreien ging weiter und endete in einem “TOKIO HOTEL!”-Geschrei apokalyptischen Ausmaßes. Wenn 200 Fans schon so laut sein konnten, wie laut waren dann 20.000?? Heidi lachte lauthals los als das Gebrüll wieder leiser wurde. Alexandra war froh, dass sie an ihr nichts auffälliges erkennen konnte. Heidi war ganz normal angezogen und hatte auch keinerlei Transparent bei sich. Oh Wunder, noch ein g a n z n o r m a l e r Fan. Während Alexandra dies feststellte, zückten die Girlies vor ihnen in der Reihe plötzlich einen schwarzen Edding und begannen sich mit diversen Sprüchen voll zu schreiben. Die meisten schrieben sich nur die Namen der Bandmitglieder auf Arme oder Dekolleté, doch andere... Alexandra schreckte zurück und stolperte etwas weiter in Richtung Heidi, als das Mädchen mit der Aufschrift “Georg, fick mich bis zur Unendlichkeit” Alexandra anbot, ihr auch etwas auf die Haut zu schreiben. Heidi blinzelte ihr ungläubig entgegen. Sie hatte das Ganze natürlich beobachtet. Die beiden grinsten sich daraufhin an und begannen zu kichern. Es war gar nicht so schwierig in einer Warteschlange Menschen zu finden die einem sympathisch waren und mit denen man lachen konnte. Die weiteren Stunden vergingen ähnlich. Gegen Mitternacht, und nachdem die wartende Menge alle Tokio Hotel Songs mindestens drei mal Geträllert hatte, machte sich Alexandra für die Nacht bereit. Ein paar der Mädchen taten ihr etwas Leid, da sie außer einer Jacke nichts bei dich hatten und nun entsprechend froren. Alexandra war jedenfalls klug genug gewesen um voraus zu planen. Aus dem alten Kraftwagenverbandkasten ihrer Mutter, hatte sie die alufolieähnliche Thermodecke an sich genommen und in ihre Tasche gepackt. Jetzt entfaltete sie knisternd diese Decke und zog somit einige Blicke auf sich. Nicht wenige blickten neidisch in ihre Richtung, einige nickten anerkennend. Heidi tat Zweiteres. Alexandra deutete ihr etwas näher zu rutschen. Die Decke war schließlich groß genug für zwei. Heidi nahm das Angebot dankend an und deckte sich mit der einen Hälfte zu. Alexandra war überrascht wie gut es sich hier aushalten ließ. Warten war sonst nicht ihre Stärke. Das einzige was noch fehlte war ein warmes Getränk, dann wäre ihr Wohlbefinden noch mehr gestiegen. Heidi hatte sich in der Zwischenzeit an ihre Schulter gelehnt und die Augen geschlossen. Alexandra lächelte. Es war schon seltsam wie sehr Heidi ihr in den letzten Stunden ans Herz gewachsen war. Sie hatten viel geredet und Heidi hatte ihr erzählt, dass sie mit ihrem Vater in Deutschland war. Er war Geschäftsmann und hatte Termine wahrzunehmen, und da traf es sich mehr als gut, dass er in Dresden unterwegs war während Tokio Hotel ein Konzert spielt. Heidi musste also nicht lange betteln und durfte schließlich mit. Mit einem zufriedenem Lächeln im Gesicht schloss Alexandra ebenfalls die Augen und versuchte ein bisschen zu schlafen, was ihr nicht recht gelingen wollte. Gute zwei Stunden später schlief sie letzendlich doch noch ein. Sie erwachte aus einem traumlosen Schlaf und es kam ihr vor, als wäre nur ein Augenblick vergangen seit sie endlich eingeschlafen war. Etwas tropfte ihr ins Gesicht. Erst leicht und kaum zu spüren, dann immer stärker. Sie riss die Augen auf und fand sich inmitten eines Gewittergusses wieder. Um sie herum versuchten alle hektisch ihre Jacken über ihre Köpfe zu halten und ihre Transparente in Sicherheit zu bringen. Heidi zog sich die Thermodecke über den Kopf während Alexandra wieder einmal stolz war an alles gedacht zu haben und einen Miniregenschirm hervorzauberte. Natürlich war Heidi diejenige die sie mit unter den schützenden Stoff ließ. Das Mädchen hinter Heidi kam ganz aufgelöst zu ihnen gerückt und fragte ob sie ihre Digitalkamera ins trockene Halten konnte. Alexandra empfand Mitleid für das schon völlig durchnässte Mädchen. “Wir rücken noch ein Stück zusammen, dann passt du bestimmt auch noch drunter.” Erleichtert atmete das Mädchen aus. “Danke.” Die Thermodecke schwangen sich die drei auch noch um die Schultern. Egal wie sie jetzt aussehen mochten, nass konnten sie so nicht mehr werden. Alexandra sah sich etwas um. Einige der Mädchen sahen schon jetzt ziemlich fertig aus, und es war erst kurz nach 8 Uhr morgens am Tag des Konzertes. Das Ende der Wartenden konnte Alexandra nun nicht mehr erkennen. Sie waren über Nacht stark gewachsen. Der Regen verschwand so schnell wie er gekommen war, hinterließ allerdings schlecht gelaunte, nasse Menschenscharen. Christina, das Mädchen mit der Kamera, bedankte sich noch einmal und verschwand wieder in der Reihe. Alexandra kramte erneut in ihrer Tasche und holte nun die Einweckzahnbüsten hervor. Heidi nickte anerkennend und bekam schließlich auch eine gereicht. Der Rest des Tages verlief relativ ereignislos. Essensvorräte wurden geplündert, Energiedrinks hinter geschüttet, die Mädels weiter vorne in der Reihe zogen ihre “Tattoos” nach und sangen weiterhin diverse Songs. Der erste Höhepunkt, und somit auch ein weiterer Lautstärkerekord, war der Soundcheck der kurz nach 15 Uhr die ersten Töne von “Übers Ende der Welt” vor die Konzertarena trug. Die ersten Fans tickten jetzt schon fast aus und schrieen sich die Seele aus dem Leib. Alexandra war sich allerdings nicht so sicher ob es wirklich die Jungs waren die da spielten, denn immerhin würde das Konzert erst in 5 Stunden beginnen. Sie bezweifelte, dass sie schon so zeitig auf dem Gelände sein würden. Nachdem sich alle wieder eingekriegt hatten, ging es weiter mit einer Runde: “GEBT MIR EIN ‘T’!” und so weiter... Ein paar Security-Leute traten gegen 17:30 Uhr zu ihnen und ließen die erste Gruppe in die Arena. Ihre Taschen wurden durchsucht, die Tickets kontrolliert und einige Sicherheitshinweise erklärt. Während Heidi und Alexandra aufmerksam zuhörten, waren die anderen Mädchen so hibbelig, dass sie mit glasigen Augen ständig auf der Stelle traten und ihre Hände kneteten. Als der Einlass tatsächlich begann und sie in die tatsächlich MENSCHENLEERE Arena geführt wurden, gab es für fast alle kein Halten mehr. Die “Nicht rennen!”-Hinweise der Security-Männer waren vergessen oder wurden einfach konsequent ignoriert, sollte der ein oder andere es ihnen noch einmal zurufen. Heidi und Alexandra strahlten bis übers beide Gesicht als sie Richtung Bühne schlenderten. Heidi war bereits auf zwei Tokio Hotel Konzerten gewesen, hatte aber noch nie weit vorn gestanden, nicht einmal ansatzweise. Die beiden liefen noch immer gemütlich vor sich hin, als rechts und links von ihnen Mädchenhorden vorbei preschten, sich fast gegenseitig zu Fall brachten und wieder wie die Bekloppten anfingen zu kreischen. Alexandra hatte immer angenommen, dass ihr diese Situation nichts ausmachen würde, doch plötzlich fühlte sie sich herausgefordert. Sie griff nach Heidis Hand und verfiel in einen leichten Trap. Allmählich wurde sie immer schneller und spurtete an ca. 20 Mädels vorbei, Heidi hinter sich her schleifend und nun ebenfalls die “Nicht rennen!”-Rufe der Security ignorierend. Was die sagten interessierte jetzt eh keinen mehr. Nie im Leben hätte sie gedacht, dass sie so eine gute Sprinterin war und so schnell rennen konnte. Ehe sie sich versah kam sie, schwer atmend, in der ersten Reihe zum stehen, auf der linken Seite des Steges, nur einen halben Meter von der Bühne entfernt. Sie sah zu Heidi, welche sich an die Absperrung klammerte und nach Luft schnappte. Ihre Augen leuchteten und als sie wieder zu Atem gekommen war, strahlte sie vor Glück. Neben ihnen füllte sich die Reihe schnell. Alexandra lehnte sich erleichtert gegen die Absperrung, passte allerdings auf, dass sie vor sich noch ein bisschen Platz ließ, da sie wusste, dass bei solchen Konzerten oft ziemlich gedrängelt wurde. Da das schlimmste überstanden war, machte Alexandra erst einmal ein paar Bilder von der Bühne, von den Fans und von ihrer neuen Freundin Heidi. Und Heidi machte Fotos von ihr. Eine weitere Stunde verging schnell. Die Arena erschien jetzt schon zum Bersten voll, doch es waren noch immer nicht alle Fans in ihr und das Gedränge welches sie befürchtet hatte, trat tatsächlich ein. Man stand Schulter an Schulter und hatte nur wenige Zentimeter Platz zur eigenen Verfügung. Tja, was nahm man nicht alles auf sich... Viele Transparente und Banner zogen sich über die Konzertbesucher und Alexandra war froh, dass ihr die Sicht nicht von so einem Ding mit äußerst sinnvollen Aufschriften verdeckt wurde. Doch dazu waren die riesigen Leinwände rechts und links neben der Bühne da. So konnte jeder genau sehen was auf der Bühne abging, auch wenn er ganz hinten stand. Gerade schwenkten die Kameras durch und über die Arena und zeigten die Fans. Alexandra verzog das Gesicht, als ein Mädchen ganz in Neongelb gekleidet auf der Leinwand erschien. Das war wohl eine die um jeden Preis auffallen wollte und sich einen Dreck darum scherte was andere von ihr dachten. Auch Alexandra war es egal was andere von ihr dachten, aber dieses Outfit schaffte höchstens Augenkrebs und keine Bewunderung, denn das war es offensichtlich was dieses Mädchen haben wollte. Von umsichtigen Security-Mitarbeitern bekamen die Fans Wasser und Oropacks gereicht. Alexandra war plötzlich froh, dass sie für die teuren Dinger aus der Drogerie nicht in ihre Geldtasche gegriffen hatte. Der Lautstärkepegel hatte mittlerweile die neue Höchstgrenze erreicht, jedoch war sich Alexandra sicher, dass er noch höher steigen konnte. Als pünktlich 19 Uhr die beiden Mädels der Vorband Luttenberger-Klug ihren ersten Song performten, wurde weiter rechts ein Mädchen aus der ersten Reihe gezogen und von den Security-Männern in “Sicherheit” gebracht. Heidi und Alexandra sahen sich kurz alarmiert an, zuckten dann mit den Schultern und widmeten sich wieder dem Geschehen auf der Bühne. Alexandra machte aus, nennen wir es Höflichkeit, ein paar Bilder von den Mädels und als diese nach einer guten halben Stunde die Bühne verließen, hatten sie die Menge richtig gut angeheizt. Alexandras Herzschlag beschleunigte sich ungewollt. Sie konnte Heidi ansehen, dass es ihr genauso erging. Die Finnin hielt ihre Digicam krampfhaft in den Händen und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. In der Zwischenzeit war es dunkler geworden und ohne die Bühnenbeleuchtung hätte man nur schwer etwas erkennen können. Kurz nach 20 Uhr ging die komplette Beleuchtung aus. Leichtes Raunen machte sich breit. Kurz glaubte Alexandra einen Schatten auf der Bühne gesehen zu haben. Dann begann ein Gitarrensolo und sie glaubte die Halle würde explodieren... ~ Ende des 1. Kapitels ~ Kapitel 2: das Konzert ---------------------- Jeah! Der neue, fragwürdige Rekord war aufgestellt. Lauter als es jetzt schon war, konnte es an diesem Abend unmöglich noch werden. Das dachte Alexandra zumindest. Okay, auch sie jubelte als das Lichtspiel wieder anfing und man drei von vier Bandmitgliedern erkennen konnte: Tom, den Gitarrist, Georg, den Bassist und Gustav, den Schlagzeuger. Jedoch jubelte sie verhalten und in angemessenem Maße. Ganz im Gegensatz zu den Mädels links neben und hinter ihr. Eine Sirene die man sich direkt ans Ohr hielt, war ein Mäusehusten gegen das Kreischvolumen dieser Furien. Alexandra bekam nicht nur einmal einen Ellenbogen unsanft ins Gesicht gestoßen, weil alle versuchten sich nach vorn zu drängeln und auf die Bühne zu greifen. Innerlich rollte Alexandra mit den Augen. Als ob sie diese jemals erreichen würden. Tz...Weiber! Neben ihr rief Heidi finnische Sachen, was Alexandra zum lachen brachte. Dies ging jedoch unter, da in diesem Moment Bandmitglied Nummer vier, Bill, der Sänger und Toms Zwillingsbruder, auftauchte und Mädchen reihenweise in Tränen ausbrachen. Alexandra ignorierte dies gekonnt und versuchte auch irgendwie den neuen Ansturm des unglaublichen Lautstärkerekordes zu ignorieren, was ihr nicht ganz gelingen wollte. Tja, man sollte den Tag halt nicht vor dem Abend loben... oder in ihrem Fall: nicht vor Konzertende. “Wir sind durch die Stadt gerannt,” begann jetzt endlich die erste Zeile des Songs und die Konzertbesucher hörten langsam auf mit kreischen und fingen an mitzusingen. Zwar taten dies nicht alle, aber immerhin einige. Auch Heidi und Alexandra sangen fröhlich mit und genossen die Bühnenshow. Alexandra war erstaunt, dass die Songs live noch geiler klangen als auf CD. Der erste Hysterieanfall der Meute begann langsam sich zu legen, jedoch lief man jetzt Gefahr eine Kamera oder ähnliches an den Schädel geworfen zu bekommen, da jetzt wirklich JEDER in der Arena Bilder machen musste. Alexandra fischte erst einmal in aller Ruhe ihre Digicam aus der Tasche. Sie nahm das ganze Spektakel lieber auf. Zack! Schon wieder war ein Ellenbogen an ihre Augenbraue gedonnert. Und das nur weil Bill gerade seinen Zwillingsbruder “angerockt” hatte. In der ersten Reihe lebte man echt gefährlich, vor allem wenn man zwischen die begehrteste deutsche Teenieband und ihre verrückten Groupies geriet. Alexandra nahm sich jetzt erst einmal Zeit die Jungs genauer zu begutachten. Sie fing mit Tom an, da er ihr am nächsten war. Unweigerlich musste sie grinsen. Das weite T-Shirt und die Baggie-Jeans, zusammen mit dem Cappie waren so... ihr viel kein passendes Wort dafür ein. Es war eben einfach nur: Tom. Gustav war hinter dem Schlagzeug nicht ganz so gut zu erkennen, aber zufälligerweise sah er gerade in Heidis Richtung die gerade, bzw. immer noch, Fotos machte. Georg stand komplett auf der anderen Bühnenseite und war von ihrer Position aus so gut wie gar nicht zu sehen und Bill, Bill rannte gerade, passend zu “Achtung, fertig, los und lauf!” den Bühnensteg vor, was natürlich wieder von lautem Kreischen begleitet wurde. Da Alexandra mit ihrer Kamera nicht folgen konnte, machte sie einfach mal eine Nahaufnahme der anderen Bandmitglieder. Komischerweise bekam Tom dies mit, grinste frech und schnitt eine Grimasse direkt in ihre Richtung. Alexandra lachte und verwackelte das Bild leicht. Oh man, allein das wäre die ganze Anstrengung hierher zu kommen schon wert gewesen. Und was es für ein Grinsen war. Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass sie irgendwo mal in einem Fanbericht, oder so was ähnlichem, gelesen hatte, dass die Zwillinge das süßeste Lächeln auf der ganzen Welt hätten. Damals hatte sie es einfach so abgetan, doch jetzt... jetzt konnte sie nicht fassen, dass sie sich tatsächlich darüber Gedanken machte. Vermutlich lag das an der gesamten Atmosphäre die in der Arena herrschte, denn auch das Gekreische schien ansteckend zu sein. Es konnte aber auch befreiend sein. Oh da, Tom hat gerade einen Schritt zur Seite gemacht. Kreisch! Was? Gustav hat gerade in ungefähr meine Richtung gezwinkert? AAAHH!! Bill hat mich angesehen?!?!? Ich muss sterben!!! Ja klar war das übertrieben, aber es war doch auch langweilig, wenn unter den Fans Totenstille herrschen würde, oder? ODER? Alexandra schmunzelte über sich selbst. Es war schon interessant wie schnell man seine Meinung und Prinzipien innerhalb weniger Stunden über den Haufen werfen konnte. Boah, Bill hat gerade das Mädchen neben Heidi angesungen. Die blöde Kuh... Moment mal. Er war ihr jetzt so nah wie noch nie... WHAAAA!!! Ehe man sich versah, war “Übers Ende der Welt” auch schon vorbei und Bill war in die Bühnenmitte getreten. Alexandra warf einen Blick zur Leinwand. Gerade war er über Nahaufnahme in der ganzen Arena zu sehen. “Hallo Leute!!” Schreie. “Seit ihr alle da?” Noch mehr Gekreische. Heidi quiekte so laut, dass Alexandra annahm, sie würde spätestens nach einem weiteren Song keine Stimme mehr haben. “Ich hör euch nicht. SEIT IHR ALLE DA???” Erneut nahmen die Schreie ein apokalyptisches Ausmaß an. “Es ist absolut geil hier bei euch zu sein! Dresden ist eine Wahnsinnsstadt.” Alexandra rückte noch ein paar Zentimeter weiter zu Heidi, weil von weiter links jemand “BILL!” aus voller Kehle in ihr Ohr grölte. “Wie ich sehe, habt ihr ein paar richtig liebe Plakate gemacht.” meinte Bill weiter und seine Stimme hallte laut wider. Eine sehr schöne Stimme, wie Alexandra schon immer fand. Nichtsdestotrotz drängte sich ihr unweigerlich ein gewisses Georg-Plakat in den Sinn. “Ich hoffe wir alle haben heute einen unvergesslichen Abend. Und hier kommt auch schon der nächste Song.” Seine letzte Silbe war kaum verhallt, als schon das unverkennbare Intro von “Ich brech’ aus” begann. Die Menge begann erneut zu toben, was Bill sichtlich freute. “Ich hab heut n anderen Plan und der geht dich gar nichts an. Ich halt ihn fest in meiner Hand, mit dem Rücken an der Wand.” “AN DER WAND!” rief die Menge ins Mikro, welches er in die Luft hielt. Da war es, dieses unbeschreibliche Gefühl. Die Atmosphäre in der Arena war gigantisch. Die Jungs waren gigantisch. Das wusste sie bereits jetzt, nach 1 1/2 Liedern. Nein, das war nicht richtig. Eigentlich hatte sie das schon von Anfang an gewusst. Auch dieser Song war viel zu schnell vorbei. Es folgten: “Spring Nicht”, “Der Letzte Tag”, “Durch Den Monsun”, “Wir Sterben Niemals Aus” und “Stich ins Glück”. Als Bill daraufhin “Rette Mich” anstimmte, setzte er sich auf den linken Bühnenrand und ließ den Mädchen auf dieser Seite der Bühne genügend Zeit ihn anzuschmachten, ihn Plüschtiere in die Hand zu drücken und mehr als genug Fotos zu machen. Die an der Bühne angebrachten Scheinwerfer zauberten zu jedem Lied ein atemberaubendes Lichterspiel. Alexandra war froh die Kamera eingesteckt zu haben. Als das Lied beendet war, lief Bill geradewegs auf die andere Bühnenseite. Er ging etwas weiter rechts von Alexandra auf die Knie und fragte das Mädchen neben Heidi: “Wie ist dein Name?” Bill hielt ihr das Mikro direkt vor den Mund. “Anne.” hallte eine leicht angekratzte weibliche Stimme in aller Ohren wider. “Anne, welches Lied von unserm ersten Album gefiel dir denn am Besten?” “SCHREIII!” Alexandra hielt sich kurzzeitig die Ohren zu. DAS war laut. Bill lachte. “Okay...” er rückte ein Stückchen weiter und fragte nun Heidi “...und was ist dein Lieblingslied vom ersten Album?” Heidi musste sich etwas strecken um an das Mikro heran zu kommen. “Ich Bin Nich’ Ich.” antwortete sie schließlich, nachdem Bill sich noch ein bisschen weiter zu ihr hinunter gebeugt hatte. Alexandra hatte das Gefühl, dass er gerade genug Abstand zur Absperrung ließ, dass niemand ihn erreichen und betatschen konnte. Das war eigentlich nur zu verständlich. Wer wollte denn schon freiwillig, dass man an ihm zog und zerrte? “Oh, wirklich?” war Bills Reaktion auf Heidis Antwort “Weißt du was? Dann ist das hier nur für dich.” Er erhob sich und begann fast augenblicklich zu singen. “Meine Augen schaun mich müde an und finden keinen Trost. Ich kann mich nich’ mehr mit anseh’n - bin ichlos...” Alexandra sah zu Heidi, die ganz wässrige Augen hatte. Schlimmer wurde es nur noch beim Refrain, als Bill wieder auf ihre Seite kam und sie direkt ansang. “Ich bin nich’ ich, wenn du nich’ bei mir bist - bin ich allein.” Alexandra freute sich sehr für Heidi, welcher jetzt die Tränen über die Wangen liefen. Sie legte lächelnd und mitsingend den Arm um Heidis Schulter und wischte mit dem Daumen die Tränchen weg. Heidi lachte. Es waren Glückstränen. Nach Alexandras Geschmack verging auch dieser Song viel zu schnell. Bill, immer noch auf ihrer Seite der Bühne, fächerte sich soeben, durchgehend von Gekreische begleitet, theatralisch Luft mit der linken Hand zu. “Ganz schön warm hier.” stellte der fest und begann, begleitet von noch mehr Gekreische, seine schwarze Lederjacke auszuziehen. Er warf sie an den hinteren Bühnenrand und wandte sich wieder der Menge zu. Ehe sie darüber nachdenken konnte, entleerte Alexandra den Wasserbecher, den ihr die Security vorhin gereicht hatte, in seine Richtung. Der Wasserschwall traf ihn direkt von vorn und durchnässte sein T-Shirt. Einzelne Tropfen spritzten auch in sein Gesicht. Bill hielt in der Bewegung inne und versuchte den Übeltäter ausfindig zu machen. Nicht all zu schwierig, immerhin hatte Alexandra noch den Becher in der Hand. Wieso genau sie dies getan hatte, war ihr selber nicht wirklich klar. Es war einfach wie eine Art Reflex gewesen. Als Bill sie ausfindig gemacht hatte, zeigte er, begleitet vom Gegröle der Menge, erst auf sie und dann vor sich auf die Bühne. Und dabei hatte sie so ein unschuldiges Gesicht gemacht. “Du! Hierher!” Alexandra traute ihren Augen und Ohren nicht. Na toll, jetzt hatte sie den Salat. Völlig fassungslos starrte sie in sein grinsendes Gesicht und konnte gleichzeitig aus den Augenwinkeln wahrnehmen, wie Heidi rechts neben ihr und das andere Mädchen links neben ihr sie begeistert musterten. Ehe sie realisierte was das bedeuten würde, war schon ein Security-Mann an sie heran getreten und hatte sie halb über die Absperrung gezerrt. Ein nein, hätte er wohl gar nicht akzeptiert. Sie hatte zu wollen, das stand ganz außer Frage. Alexandra wusste zwar, dass es auf so einem Konzert immer mal wieder vorkam, dass jemand auf die Bühne geholt wurde, aber das das alles so eine Wendung nahm... Na ja, sie hatte sich das schließlich selber eingebrockt. Also stellte sie sich ihrem Schicksal. Sie hatte gerade noch genug Zeit um Heidi ihre, immer noch aufnehmende, Digicam in die Hand zu drücken. Hoffentlich verstand sie die Geste als “Lass weiter laufen. Und immer schön drauf halten. Und wehe du wackelst.” oder wenigstens so ähnlich. Als Alexandra die Bühne erklomm, dachte sie darüber nach, dass Bill ab jetzt wahrscheinlich bei jedem Konzert mit Wasser voll gespritzt werden würde, nur weil die Täter hofften, dann zu ihm auf die Bühne zu dürfen. Nachdem sie sich halb auf die Bühne gezogen hatte und halb von der Security geschoben wurde, sah sie unsicher in die Menge. Zum Glück konnte sie die Meisten Konzertbesucher nicht sehen, da es schon zu dunkel war. Die tausend, von Kameras stammenden, zuckenden Blitze reichten jedoch auch schon aus um sie etwas nervös zu machen. Einige in der ersten Reihe lächelten ihr zu und schienen sich für sie zu freuen. Und da Alexandra Theatererfahrung hatte, war der Moment der Angst auch schon wieder vorbei...fast jedenfalls. Sie blickte erneut in die Menge und sah diverse “Lass uns reden”-Plakate. Oh, und da war auch das Georg-Plakat. Von hier konnte sie es ganz deutlich sehen. Natürlich hatte sich das Mädchen direkt vor seiner Nase drapiert. Der Arme. Schnell sah sie woanders hin. Wie es der Zufall wollte, begann in diesem Moment die Melodie zu “Reden” und ein erneuter Nervositätsanflug durchfloss Alexandra. Hm, aber vielleicht konnte das ja doch noch ganz witzig werden. “Hallo”, Bill war zur Bühnenmitte getreten und winkte ihr zu, während sie noch etwas unentschlossen am Rand stand “du stehst in meiner Tür. Es ist sonst niemand hier, außer dir und mir.” Gut...das stimmte nicht ganz, aber trotzdem war der “Ich-weiß-nicht-was-ich-tun-soll”-Moment vorbei und Alexandra zog schnell zweimal hintereinander die Augenbrauen in die Höhe und sah dabei in Richtung Menge. Wahrscheinlich war sie gerade auf der Leinwand zu sehen, denn die Reaktion darauf war deutlich am lauten Grölen auszumachen. Gut, dann sollte die Show mal beginnen. “Okay, komm doch erst mal rein”, sang Bill breit grinsend weiter und winkte sie an sich heran “der Rest geht von allein, in Zimmer 483.” Alexandra gehorchte und trat langsam im Rhythmus der Musik näher. “Hier drin ist niemals richtig Tag, das Licht kommt aus der Minibar, und morgen wirds hier auch nicht hell”, während dieser Zeilen erreichte Alexandra den Sänger und stand jetzt nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt. Dieser hielt nun das Mikrofon der Menge entgegen. “WILLKOMMEN IM HOTEL!” sangen alle im Chor. Mit einem Schritt nach links, waren die letzten Zentimeter zwischen ihnen überwunden und Bill legte seinen Arm um sie. “Wir wollten nur reden, und jetzt liegst du hier, und ich lieg daneben, reden, reden.” Die Menge jubelte, als er sich nach dem Refrain von Alexandra löste und, den Steg entlang, nach vorn lief, jedoch nicht ohne ihr einen seiner Grinser zu schenken. “Komm her, wir werden nicht gestört, das hab ich schon geklärt - don’t disturb.” Tja, jetzt stand sie wieder alleine da und warf mal einen Blick zu den anderen Jungs. Als erstes sah sie zu Georg, da er in ihrem direkten Blickfeld stand. Er sah hinunter auf seinen Bass und schien von nichts anderem Notiz zu nehmen. Alexandra schmunzelte in sich hinein. Wahrscheinlich versuchte er krampfhaft das Plakat zu ignorieren, welches beharrlich vor seiner Nase auf und ab hüpfte. Ein Blick nach hinten verriet ihr, dass Gustav gerade in ungefähr die Richtung schaute, in der sie eigentlich neben Heidi stehen sollte. Auch er reagierte also nicht auf sie. Okay, blieb noch einer übrig: Tom. Auch der Gitarrist besah sich seine Gitarrengriffe, blickte jedoch auf, kurz bevor Alexandra den Blick wieder abwenden wollte. Wenn er gekonnt hätte, dann hätte er bestimmt die Hand gehoben und ihr gewunken, so kam es ihr zumindest vor. Statt dessen grinste er nur amüsiert und zwinkerte ihr zu. Alexandra lachte, gerade als Bill den zweiten Refrain begann und die Fans am Bühnensteg hinter sich ließ um zur Hauptbühne zurückzukehren. “Vor der Tür Alarm, die ganze Welt ruft an, alle zerren an mir, ich will mit keiner außer dir”, Bill trat wieder neben Alexandra und legte erneut den Arm um ihre Schultern “reden.” Er neigte seinen Kopf näher zu ihr und hielt das Mikrofon so, dass auch sie es erreichen konnte. Alexandra verstand die Geste sofort und sang mit ihm zusammen ”Redehehehehehehehehehen.” Die Menge tobte, Bill begann ein letztes Mal den Refrain zu singen und Alexandra wandte sich lachend ab. Als die letzten Töne verklungen waren, sah Bill zu ihr und trat abermals an sie heran, um sie kurz verabschiedend zu umarmen. “Danke.” war alles was ihr zu der ganzen Aktion einfiel. Ob er es gehört hatte, wusste sie nicht, da in eben diesem Moment etwas auf ihren Kopf tropfte und anschließend ihr Gesicht herunter lief. Sie erschrak und blickte in die lachenden Gesichter der Mädchen in der ersten Reihe. Sie hatten einen Punkt hinter ihr in den Blickpunkt genommen. Ein Blick über ihre Schulter und sie wusste, was passiert war. Tom stand mit einer leeren Wasserflasche in der Hand neben ihr und lachte ebenfalls. Er machte einen Schritt nach vorn, beugte sich über das Mikro und meinte nur: “Rache ist Blutwurst!” Alexandra prustete los, genau wie der Großteil der Menge. Was für ein Vergleich. Doch im Gegensatz zu dem zu “rächenden” Bill, war sie jetzt Pudelnass. Tom hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Er begleitete sie als “Wiedergutmachung” noch ein Stück in Richtung ihres Platzes und begab sich dann wieder zu seiner Gitarre, die auf dem Bühnenboden lag. Der Security-Mann half ihr wieder von der Bühne und schaffte unter den Mädchen in der ersten Reihe wieder ein bisschen mehr Platz für sie. Ihre Lücke hatte sich natürlich auf der Stelle geschlossen und ein weiterer Fan war an die Absperrung getreten. Als sich Alexandra irgendwie wieder dazwischen gequetscht hatte, warf ihr das Mädchen, welches kurzzeitig ihren Platz eingenommen hatte, einen bösen Blick zu. Und wenn Blicke hätten Brötchen werfen können, dann wäre sie jetzt wohl Becker gewesen... Heidi hingegen, strahlte sie an und tätschelte ihre Digicam. Wunderbar... für immer auf Memory Card gebannt. Alexandra nahm die silberne Kamera wieder an sich und filmte ab hier wieder selbst. Gerade rechtzeitig fokussierte sich der Zoom um zu filmen wie Bill das nächste Lied anstimmte und dabei in ihre Richtung sang. “Meine beste Sünde geht durch die Tür, ich bin schwer verletzt und süchtig nach ihr...” Alexandra bekam gerade noch so mit, wie ein Punker-Mädchen, von einem Heulkrampf gepackt - sehr untypisch - , zu ihr sah. Für einen Moment befürchtete Alexandra, sie würde gleich mächtig eine geballert bekommen, doch dann wandte sich das Mädchen wieder der Bühne zu und heulte einfach weiter. Alexandra fragte sich, ob es wohl besser wäre mit Heidi den Platz zu tauschen, aber die Mädels neben Heidi sahen auch nicht sehr vertrauenserweckend aus und blickten ebenfalls finster in ihre Richtung. Schnell wandte sie den Blick ab und machte sich ein gedankliches Memo an sich selbst: Bis zum Ende des Konzertes jeden Blickkontakt mit den Mädels meiden und nichts tun, was sie eventuell verärgern oder reizen könnte. Memo Ende. “Ich fühl mich besessen und verloren”, brachten ihr Bills Worte wieder in Erinnerung, dass sie verdammt noch mal auf einem Konzert war und Spaß haben hatte, und sich nicht darüber Gedanken machen wollte, ob sie nach Konzertende zusammengeschlagen in irgend einer Ecke liegen würde. Ja, Groupies waren schon... gruselig. “vergessen, wie nie geboren” sang die ganze Arena einheitlich und so laut, dass Bill überhaupt nicht hätte singen müssen, was er die nächste Zeile über auch nicht tat, sondern einfach nur staunend ins Publikum lächelte “zerfetz dein Tagebuch, ich find mich nicht auch wenn ich such, denn-“ “Nach die kommt nichts, unsern ersten Tag verfluch ich, nach dir kommt nichts, alles Neue macht mich fertig, nach dir kommt nichts, ich will das nicht, du bist und warst und wirst nie wieder alles sein, ich hasse dich.” Diese letzten drei Worte waren wohl die einzigen bei denen niemand aus der Menge angesungen werden wollte, dachte Alexandra bei sich und fühlte sich bestätigt, als Bill bei eben diesen Worten die Augen schloss und wirklich niemanden ansah. Na zum Glück, sonst hätte es hier wahrscheinlich noch Tote gegeben. “Leb Die Sekunde” war der nächste Song den die Jungs performten und damit richtig gute Laune unter die Leute brachten. Alle hüpften auf der Stelle auf und ab und sangen natürlich lauthals mit. Zu “Heilig” wurden die ersten Wunderkerzen ausgepackt und zu “Totgeliebt” gab die Lichttechnik noch einmal alles und befand sich in perfektem Einklang mit der gesamten Pyrotechnik. Die Show war einfach nur gigantisch. Ein negativer Aspekt war allerdings, dass ein oder zwei Mädchen in Alexandras näherem Umfeld einen Nervenkollaps nahe waren... sie ignorierte es. Als letzter Song an diesem Abend wurde “Vergessene Kinder” gespielt. Die Stimmung in der Arena änderte sich schlagartig. Kaum einer kreischte oder zerstörte auf andere Weise die Wirkung dieses Liedes durch unpassendes Verhalten. Alexandra war nicht nah am Wasser gebaut, aber das rührte sie irgendwie sehr. Als sie nach Ende des Liedes auf die Uhr sah, stellte sie fest, dass gut zwei Stunden vergangen waren. Natürlich wurden die Jungs nicht einfach so gehen gelassen. “Zugabe”-Rufe wurden laut, kaum nachdem die letzten Akkorde verklungen waren. Nach ein paar Augenblicken des schauspielern, brachten Bühnenarbeiter zwei Barhocker auf die Bühne und platzierten sie auf dem Steg. Tom hatte unterdessen sein Gitarre gewechselt und lief hinter Bill zu den Hockern. Es folgte eine Akustikversion von “An Deiner Seite” die in einem silbernen Glitterregen endete. Während des Liedes kamen wieder viel Wunderkerzen zum Einsatz und noch mehr Mädchen lagen sich in den Armen. Es herrschte so viel Liebe unter den Menschen, dachte Alexandra und legte ihren Arm um Heidis Schulter um mit ihr zusammen ein Feuerzeug im Takt zu schwenken. Viele der Konzertbesucher sammelten wie die Verrückten den Glitter ein, den der Wind weit verteilt hatte, andere versuchten noch einmal auf sich aufmerksam zu machen, da jeder wusste, was jetzt gleich passieren würde. Nachdem sich die Jungs, einer nach dem anderen, verabschiedet hatten, hieß es “Ich werfe meine Wasserflasche, mein Handtuch, meine Drumsticks oder sonst irgend etwas in die Menge.” Toms Handtuch flog gefährlich nah an ihrem Kopf vorbei. Hinter ihr hörte sie nur das Gekeife der Dutzend Mädchen die es alle gefangen hatte. Nach einer Sekunde war das Handtuch in kleine handliche Stücke zerlegt. Als Alexandra sich wieder der Bühne zuwandte, bekam sie gerade noch mit wie Gustav seine Wasserflasche in Richtung Heidi entleerte. Die Arme konnte gerade noch so ihre Kamera in Sicherheit bringen. Gustav grinste und verschwand mit einem letzten Wink in die Menge von der Bühne. Tom war ihm auf den Fersen und wurde kurz nach seinem Abgang von Georg verfolgt. Der letzte auf der Bühne Verbliebene, Bill, befestigte noch das Mikro auf dem Mikroständer, rief noch ein spontanes “Ihr ward Spitze! Hoffentlich sehn wir uns alle mal wieder!” in die Menge und zog sich ebenfalls hinter die Bühne zurück. Die Scheinwerferlichter wurden fast augenblicklich gedämmt, die Leinwand ging aus und erste Bühnenarbeiter begannen bereits alles wieder abzubauen, doch der Lautstärkepegel der Fans blieb konstant. Tausende gebrochene Herzen wurden zurückgelassen. Das Gefühl hatte Alexandra jedenfalls, als sie in die Gesichter einiger Mädels sah, ihr Memo von vorhin vergessend. Ein leichtes Bedauern legte sich sogar auf ihr Gemüt. Das war es also gewesen. Das Konzert war vorbei... ~ Ende des 2. Kapitels ~ Kapitel 3: VIP -------------- Kapitel 3 ~VIP~ Alexandra sah zu Heidi. Wie paralysiert, starrte sie noch immer auf die Stelle an der die Jungs verschwunden waren. Das Los derer die in der ersten Reihe standen, war nicht in jedem Fall ein gutes. Klar, sie waren der Band so nah wie keiner sonst, aber dafür waren sie auch diejenigen die am längsten warten mussten. War es vor Konzertbeginn auf den Anfang der Show, oder war es nach Konzertende auf das Verlassen der Arena. Tausende Fans drängten zum Ausgang und machten es ihnen im Moment unmöglich auch nur einen Schritt in dessen Richtung zu machen. Heidi schien aus ihrer Starre zu erwachen. Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie der Bühne den Rücken kehrte und sich der Menschentraube vor ihnen gegenüber sah. Skeptisch sah sie zu Alexandra, zuckte mit den Schultern und ging in die Knie um sich zu setzen. Alexandra tat es ihr gleich. Jetzt hieß es wohl wieder eine Weile warten. Sie waren es ja gewohnt... Es tat unglaublich gut, wenn die Beine nach unzähligen Stunden des Stehens nicht mehr das ganze Körpergewicht tragen mussten und man sich endlich einmal setzen konnte. Es dauerte nicht lange und Alexandra merkte, wie Heidis Kopf langsam in ihre Richtung kippte. Erst schien sie gegen den Schlaf anzukämpfen, doch dieser Kampf wehrte nicht lange. Nach kurzer Zeit ruhte ihr Kopf sacht auf Alexandras Schulter. Alexandra beobachtete noch eine Weile wie sich die Arena langsam, wirklich sehr langsam, lehrte. Ein paar Parolen wurden hier und da noch gerufen, doch auch dies lies immer mehr nach und die erschöpften Fans schlichen weiter Richtung Ausgang. Alexandra vermutete, dass viele jetzt den Backstage-Ausgang suchten um die Jungs dort abzupassen um noch ein paar Fotos zu machen und vielleicht auch ein Autogramm zu erhaschen. Ein Leben als Teenie-Idol war echt nicht leicht, dachte Alexandra und warf ihren Kopf in den Nacken um in den Himmel zu sehen. Es war eine herrliche, sternenklare Nacht. Als sie Heidis gleichmäßiger Atmung lauschte, ereilte die Müdigkeit auch Alexandra. Es war doch ein gewaltiger Unterschied, ob man in einem schönen weichen Bett schlief oder die Nacht, in eine Thermodecke gewickelt, auf hartem Betonboden verbrachte. Das wusste sie jetzt ganz genau. Doch dieser unglaubliche Abend, hatte diese Strapaze tausendfach entschädigt. Und warum sollte sie sich auch beschweren? Es war doch ihre eigene Entscheidung gewesen. Und das sie etwas so großartiges erleben würde, hatte sie vor wenigen Stunden gewiss nicht gedacht. Denn das war der Abend gewesen: großartig. Eine Sternschnuppe flitzte über den nächtlichen Himmel, als sie darüber nachdachte, wann sie das nächste Mal auf ein Konzert gehen würde, denn das stand für sie außer Frage: sie wollte mehr davon! Sie wusste nicht wie lange sie so an die Absperrung gelehnt saßen, als Alexandra langsam begann zu frösteln. Sie straffte sich etwas. Diese Bewegung reichte aus um Heidi aus ihrem Schlaf zu reißen. Aus kleinen Augen sah ihre neue Freundin sie verschlafen an, dann sah sie sich in der Arena um. Weit hinten, am Ausgang, verließen gerade die Mädchen die neben ihnen gestanden hatten, die Arena. Als sie im dämmrigen Licht der Flutlichtanlagen verschwunden waren, gingen, jeweils mit einem lauten “KLACK”, die letzten Lichter aus und außer der blauen Notbeleuchtung auf der Bühne, war es jetzt komplett dunkel. Heidi blinzelte. Ihre Augen reflektierten das blaue Licht. Eine Sekunde später sprach sie zu Alexandra in ihrer Muttersprache. “Was?” wollte diese wissen. Heidi lächelte kurz. “Oh”, sagte sie peinlich berührt ”ich... wir gehen sollten.” Alexandra nickte und rappelte sich auf die Beine. “Ja, du hast Recht”, sagte sie und zog Heidi auf die Beine “bevor sie uns hier noch einschließen.” Heidi bückte sich noch einmal nach ihrer Jacke, auf der sie gesessen hatte, während Alexandra schon ein, zwei Schritte Richtung Ausgang ging. Nach kurzer Zeit bemerkte sie, dass Heidi ihr nicht folgte. Sie drehte sich um und sah wie sie, mit ihrer Jacke in einer Hand, nur halb aufgerichtet dastand und auf etwas stierte. “Kommst du?” wollte Alexandra wissen und folgte jetzt erstmals ihren Blick. Eine Silhouette war auf der Bühne aufgetaucht. Sie wurde von dem weichen, blauen Licht angestrahlt und schien etwas zu suchen. Dann war sie so nah, dass man erkennen konnte, um wen es sich handelte. Heidi hatte sich zwischenzeitlich wieder zu ganzer Größe aufgerichtet und sah, mit halb offenen Mund, ungläubig zu der Person hinauf. Ihre Müdigkeit schien verschwunden zu sein. “Ach, die kleine Verrückte von vorhin.” sagte Tom und trat näher an den Bühnenrand. Alexandra sah es nicht, aber sie nahm an, dass er grinste. “Ach, der große Verrückte von vorhin.” erwiderte sie. Er ging in die Knie und hockte sich an den Rand, seine Dreadlocks fielen über seine Schulter. “Mein Name ist Tom.” “Ja”, sagte Alexandra und trat wieder die zwei Schritte näher “das wissen wir.” Zwei Sekunden herrschte Schweigen. “Ihr habt ja ganz schön lange ausgeharrte”, sprach Tom weiter “die meisten sind schon am Hinterausgang und schreien sich dort die Seele aus dem Leib.” Alexandra zog eine Augenbraue in die Höhe und war jetzt so nah, dass sie seine Augen sehen konnte. “Es gibt auch Fans die nicht wie die Bekloppten anfangen zu kreischen, wenn sie euch sehen, hyperventilieren, in Ohnmacht fallen oder mit euch ins Bett wollen. Es gibt auch ganz normale Fans, die einfach nur darauf warten, bis die Arena leer ist um sie dann in aller Ruhe verlassen zu können.” Diesmal war es Tom der die Augenbrauen in die Höhe zog und anerkennend nickte. “Echt? Das ist mir ja ganz neu.” “Echt.” antwortete Alexandra. “Nur blöd, dass ihr eingeschlafen seit, was?” “Ich bin nicht eingeschlafen”, verteidigte sich Alexandra und ärgerte sich fast augenblicklich über den bissigen Ton in ihrer Stimme “Heidi ist eingeschlafen.” “Das ist also der Name deiner Freundin?” Tom sah zu Heidi, die immer noch stand wo sie stand und sich an ihre Jacke krallte. “Ja.” bestätigte Alexandra. Tom nickte in Heidis Richtung. “Freut mich.” Heidi nickte ebenfalls. Tom sah etwas skeptisch aus der Wäsche, sodass Alexandra ihn schnell aufklärte. “Sie kommt aus Finnland.” Alle Skepsis verflog. “Oh, wow. Deutsch ist eine schwere Sprache, was?” “Ja, schwer.” Er wandte sich wieder an Alexandra. “Und wie ist dein Name, wenn ich fragen darf?” “Darfst du.” meinte Alexandra und nannte daraufhin ihren Namen “Aber wehe du sagst Alex zu mir.” fügte sie schnell hinzu. Tom lachte. “Ich werds mir merken.” Er erhob sich kurze Zeit später und sah sich wieder nach etwas um. Heidi und Alexandra warfen sich einen kurzen Blick zu, dann hörten sie schon wieder Toms Stimme. “Ach, hier bist du ja.” Er bückte sich nach etwas und hob die Lederjacke auf die Bill auf der Bühne ausgezogen hatte. “Wenn sein Kopf nicht angewachsen wär, dann würde er den auch noch vergessen.” scherzte Tom und sah wieder zu den beiden Mädels. Er schien zu überlegen. “Habt ihr noch ein paar Minuten?” fragte er schließlich. Alexandra nickte und war sich plötzlich nicht sicher, ob er ihre Geste in der Dunkelheit gesehen hatte. “Sicher.” sagte sie und hoffte, dass es okay war, wenn sie für Heidi mit sprach. “Dauert nicht lange.” meinte Tom noch und verschwand in einer Mauer aus blauem Licht. Alexandra sah zu Heidi, die gerade ihre Jacke überzog. In der Ferne hörte man Mädchen kreischen. Wahrscheinlich hatten sie den Hinterausgang tatsächlich gefunden. Keine Minute später, kehrte der Gitarrist zurück, sprang mit einem Satz vom Bühnenrand und kam vor der perplexen Alexandra zum stehen. “Hier.” sagte er und legte ihr etwas um den Hals. Ihr fiel auf, dass er ein paar Zentimeter größer war als sie. Verwirrt sah Alexandra auf eine Karte hinab die an einem Stoffband um ihren Hals hing. In dem fahlen Licht konnte sie kaum etwas erkennen. Tom war zu Heidi getreten und hatte auch ihr etwas umgelegt. “VIP Backstage-Pass?” las Alexandra laut vor, nachdem sie die Worte entziffert hatte. “Yup, fand ich ne nette Idee.” meinte Tom nur und half Heidi bereits über die Absperrung “Sag bloß du hast keine Lust,... Alex?” fügte er hinzu. Alexandra funkelte ihn an und war sich der Provokation wohl bewusst. Sie beobachtete wie Heidi auf die Bühne kletterte und auf sie wartete. Tom stand noch immer vor ihr auf der anderen Seite der Absperrung. “Also?” fragte er und hielt ihr seine offene Hand hin. “Also gut, Tom.” sagte sie mit besonderer Betonung auf seinen Namen und legte ihre Hand in seine um sich über die Blockade helfen zu lassen “Hab gerade sowieso nichts besseres vor.” “Dacht ichs mir doch.” meinte er und packte zusätzlich ihren Oberarm um sie besser halten zu können. Als sie wenig später neben Heidi auf der Bühne stand, grinste die Finnin ihr zu. Alexandra erwiderte die Geste. Sah so aus, als würde der Abend doch noch nicht ganz zu Ende sein. Tom erklomm als letzter die Bühne und richtete sich zwischen den beiden auf. “Hier, halt das mal.” sagte er zu Alexandra und drückte ihr Bills Jacke in die Arme, die er immer noch in den Händen gehalten hatte. Ohne ein weiteres Wort ging er ein paar Schritte und kehrte kurze Zeit später mit... Gustavs Schuhen wieder, die dieser wohl ebenfalls vergessen hatte. “Ich bin einfach zu gut für diese Welt.” beantwortete er die ungestellte Frage der Mädchen und packte dabei Alexandras Hand, die wiederum nach Heidis Hand griff “Folgt mir unauffällig.” Er setzte sich in Bewegung und ein Ruck ging durch Alexandras Arm, bevor sie sich ebenfalls in Bewegung setzte und ihrerseits Heidi mit sich zog. Das Abenteuer Backstage konnte beginnen… Hinter der Bühne wirkten tausend Eindrücke auf sie ein und schienen sie m ersten Moment zu übermannen. Dutzend Menschen wuselten hektisch durch die Gegend und schienen keinerlei Notiz von ihnen zu nehmen. Auch die Security war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt, aber vermutlich hatten sie sich alle wieder vor die Arena und an den Hinterausgang begeben, um die Massen von Fans unter Kontrolle zu bringen. „Vorsicht, nicht stolpern.“ meinte Tom, der Alexandra immer noch an der Hand hielt und hinter sich her zog, als er über ein Kabelwirrwarr trat. Überall standen technische Geräte und Instrumente, viele mit dem Tokio Hotel Schriftzug versehen. Handtücher und Wasserflaschen lagen nahe der Bühne verstreut auf dem Boden und weckten Erinnerungen an “Reden”. Alles in allem, schien es hier ziemlich chaotisch zuzugehen. Tom nickte dem einen oder anderen lächelnd zu und lies auch manchmal ein kurzes „Hi.“ hören, aber keiner schien sich über die kleine Gruppe zu wundern die sich so beharrlich ihren Weg durch den Backstage-Bereich bahnte. Und es war ein großer Backstage-Bereich. Langsam fragte sie sich, ob sie den Backstage-Pass wirklich benötigt hätte. Sie waren schon eine Weile unterwegs, als Heidis Stimme zu Alexandra nach vorn drang. „Darf man telefonieren?“ Alexandra blickte über ihre Schulter und sah wie Heidi ihr Mobiltelefon in der einen Hand hielt. Sie zuckte ahnungslos mit den Schultern und sah wieder nach vorn zu Tom, der die Frage anscheinend nicht gehört hatte. „Darf man hier telefonieren?“ wiederholte Alexandra sie. Auch Tom sah kurz über seine Schulter, während er gerade über weitere Kabel stieg. „Ja klar.“ meinte er nur und führte sie weiter. „Ja klar.“ trug Alexandra seine Worte nach hinten weiter und Heidi begann fast augenblicklich auf ihrem Handy herum zu tippen. Alexandra vermutete, dass sie ihren Vater anrufen wollte. Immerhin war sie noch nicht volljährig und er würde sich mit Garantie sorgen machen, wenn sie nicht bald im Hotel auftauchen würde. Tom führte sie bald darauf über eine kleine Treppe ins Freie. Die kühle Nachtluft tat gut, nachdem sie durch die Hitze des Backstage-Bereiches gegangen waren. Alexandra hätte nicht gedacht, dass es dort so warm war. Heidi beendete ihr Gespräch und Alexandra fragte: „Alles in Ordnung?“ Heidi nickte erleichtert, sagte jedoch nichts. Sie gingen über einen Parkplatz auf dem große Wohnwagen standen. Aus einigen wenigen leuchtete Licht durch die zugezogenen Gardinen auf den schwarzen Asphalt. Tom steuerte einen beleuchteten Wohnwagen ziemlich am Ende des Platzes an. Er lies Alexandras Hand los und stieg die eiserne Treppe, die zur Tür führte, empor. „Hereinspaziert.“ sagte er und betätigte die Klinke. Von innen drangen Stimmen an ihr Ohr. Weder Alexandra noch Heidi rührten sich. Toms Mundwinkel gingen in die Höhe und er trat mit einem „Okay.“ ins Innere. Alexandra schluckte. Okay, dachte auch sie sich und tat den ersten Schritt auf die Treppe um nach oben zu gehen. Heidi folgte ihr. „Jungs, ich hab uns n paar Mädels mitgebracht.“ hörte sie Tom schallmaien und trat in eben diesem Moment in den Wohnwagen, als er Gustavs Schuhe zu seinem Besitzer quer durch den Raum warf. Dieser konnte sie gerade noch so fangen und zog sie sofort über seine nackten Füße. Alexandra grinste. Und das hatte er nicht gemerkt? Heidi war neben sie getreten. Sie sahen sich im Raum um. Es war gemütlich hier, mit zwei Sofas, einem Sessel, einem kleinen, hoffnungslos überladenen, Tisch und einigen anderen heimlich wirkenden Möbelstücken. „Das ist ja mal was ganz neues, Tom.“ bemerkte Gustav, als er sich in seinem Sessel wieder aufrichtete und die Neuankömmlinge begutachtete. Alexandra fragte sich, wie wohl das „Gustav Schäfer-Testurteil“ ausfallen würde, als Tom sie vor sich her weiter ins Innere schob. „Das ist Alex…andra“ stellte er sie vor und schob nun auch Heidi etwas weiter in den Raum „Und das ist Heidi, sie kommt aus Norwegen.“ „Finnland.“ korrigierte Alexandra ihn ohne in seine Richtung zu sehen. „Hab ich doch gesagt.“ Die Jungs lachten. Bill, der mit einem Plastikbecher in der Hand auf dem Sofa gesessen hatte, erhob sich und kam auf sie zu. Für einen Moment, dachte Alexandra an nichts Gutes, doch er streckte ihr nur seine Hand entgegen. Sich in Gedanken schellend, schüttelte sie diese. „Ich bin Bill“, stellte er sich unnötigerweise vor „Freut mich.“ „Mich auch.“ war Alexandras höfliche Antwort während er auf Georg zeigte. „Der Hüne da ist Georg“, Georg hob zum Gruß die Hand „und das ist Gustav.“ Gustav nickte. „Ja“, bestätigte Tom und scheuchte Gustav aus dem Sessel, damit Heidi sich setzen konnte „und wir müssen sie immer vorstellen, weil sie selber ihre Namen nicht sagen können.“ Eine leere Plastikflasche flog gegen Toms Kopf. „Aua.“ beschwerte sich dieser und warf sie zu Georg zurück. Alexandra beobachtete wie der Becher Georg um einen guten Meter verfehlte, als ihr bewusst wurde, dass sie noch immer die Lederjack in den Händen hielt. “Oh, hier.” sagte sie und überreichte sie an Bill. Er bedankte sich etwas überrascht und legte sie über die Lehne des Sofas. “Nichts zu danken.” erwiderte Alexandra. “Sei froh, dass du sie wieder hast”, meinte Tom, der jetzt auf eben diesem Sofa lümmelte, zu Bill “ich hab sie dabei erwischt wie sie gerade versuchte die Jacke unauffällig aus der Arena zu schmuggeln.” Alexandra funkelte gespielt böse in seine Richtung. “Glaub ihm kein Wort.” sagte sie. “Keine Angst”, grinste Bill “das tu ich nicht.” „Okay”, begann Tom nach einem Moment der Stille “jetzt wo wir uns alle so schön bekannt gemacht und Nettigkeiten ausgetauscht haben…setz dich doch.“ “Öh...ja.” sagte Alexandra schlicht und ließ sich auf das freie Sofa fallen. Bill nahm neben ihr Platz. “Na toll.” war von Gustav zu hören, der als einziger noch stand und jetzt keinen freien Platz mehr hatte. Heidi kicherte. Kurzerhand setzte er sich auf die Lehne des Sessels auf dem sie saß. Alexandra sah, wie sie leicht rot um die Ohren wurde und ihre Füße plötzlich schrecklich interessant fand. “Lasst mich raten”, versuchte Alexandra ein Gespräch anzufangen “ihr wartet hier nach Konzertende eine Weile, damit ihr nicht durch die Teeniemassen am Hinterausgang müsst, lieg ich richtig? Alle nickten übereinstimmend. “Absolut richtig.” meinte Georg und nippte an seinem Becher. “Apropos Konzert”, nahm Tom den Faden wieder auf “Wie hats euch eigentlich gefallen?” Alexandra sah zu Heidi. Sie hatte gerade mit Gustav ein Gespräch angefangen. Oder er mit ihr? Na egal, jedenfalls war es jetzt an Alexandra die Frage zu beantworten. “Äh...”, sie räusperte sich und dachte, dass dies von den Jungs eventuell als schlechtes Zeichen aufgefasst wurde “sagen wirs mal so...ich hab noch nie so viel Menschen, nein” sie korrigierte sich selber “ich habe noch nie so viele Mädchen so laut schreien gehört! Ein paar blaue Flecken hab ich glaub ich auch, aber das war es wehrt, denn, um auf deine Frage zu antworten, es war absolut geil! Ich würde jederzeit wieder kommen.” “Das ist doch mal ein Wort.” freute sich Tom. “Noch jemand ein Bier?” hörten sie plötzlich von Georg. Er sah zu Alexandra. “Du?” “Oh nein, danke”, lehnte sie ab “ich trinke kein Bier.” “Hohoho, dann müssen wir wohl die schweren Geschütze auffahren.” meinte er nur, während Bill neben Alexandra leicht mit den Augen rollte. Eine Sekunde später standen, wie aus dem Nichts aufgetaucht, eine Flasche Dooleys, eine Flasche Blue Curaçao und sogar eine Flasche Feuerwhiskey, die allerdings schon halb leer war, auf dem überfüllten Tisch. Überraschenderweise waren auch Gläser aufgetaucht die rasch gefüllt wurden. Seit Georg sie gefragt hatte, ob sie ein Bier wollte, waren gerade mal fünf Sekunden vergangen...unglaublich. Alexandra konnte Georg gerade noch davon abhalten ihr Glas mit Whiskey zu füllen. “Ich nehm Doolys, danke.” Und zu Bill gelehnt, der ebenfalls ein Glas des Likörs gereicht bekam, meinte sie: “Mit Orangensaft habt ihrs wohl nicht so, oder?” Er lachte. “Hey, du hast ja auch ein Zungenpiercing.” hörte sie Tom sagen und in ihre Richtung zeigen. Man, der sah aber genau hin. “Ja.” sagte sie kurz angebunden und nippte nach einem “Prost!” an ihrem Glas. Sie sah wie Heidi den Alkohol dankend ablehnte und statt dessen ein Glas Wasser nahm. Gutes Kind, sie war doch erst 15. “Jetz erzähl doch mal”, begann Tom wieder “Wo kommst du her? Wie alt bist du? Wie hast du Heidi kennen gelernt?” “Nicht weit weg von hier, rat doch mal, durch das Internet.” war Alexandras Antwort. “Also ich glaube du bist in unserm Alter.” schalltete sich Bill in das Gespräch ein. “Glaub ich auch.” nickte Tom und nahm einen Schluck Whiskey “17 also.” Alexandra lächelte. “Ratet weiter.” “18?” fragte Tom. Alexandra schüttelt den Kopf. “19?” war Bill an der Reihe. “Bingo!” “19", nuschelte Tom vor sich hin “soso.” Bevor Alexandra darauf reagieren konnte, stellte er die nächste Frage. Er war aber auch neugierig. “Und über welche Internetseite habt ihr euch kennen gelernt? Tokiohotel.de?” “Nein.” “TokioHotelFanclub.de?” “Nein.” “Aber über das Tokio Hotel Forum?” “Nein.” “Sondern?” “Deviantart.com.” “Oh, deviantart.com” wiederholte Tom und sah zu Bill. “Ich habs gehört.” meinte dieser nur. In diesem Moment brach Heidi in schallendes Gelächter aus in welches Gustav wenig später einfiel. Da schienen sich aber zwei zu verstehen. Nach fünf weiteren Gläsern Dooleys lachten die sechs wirklich über JEDEN Witz. Und wie spät war es eigentlich? Ach, keine Ahnung. Kicher. “Wie kommst du eigentlich nach Hause?” fragte Bill, während Tom es witzig fand Gustavs Schnürsenkel aneinander zu binden, jedoch bekam dieser es mit und lief nicht Gefahr nach dem Aufstehen auf dem Boden zu landen. “Heute wahrscheinlich gar nicht mehr. Ich bin mit dem Auto hier und jetzt nicht mehr wirklich Fahrtüchtig. Aber ich hab vorgesorgt und einen Schlafsack im Auto liegen. Das is kein Problem.” Bill nickte. “Verstehe.” Georg war zu fortgeschrittener Stunde der Erste der aufstand und zur Tür ging, nachdem er Alexandra und Heidi die Hand zur Verabschiedung geschüttelt hatte. “Bill, kann ich mal mit dir reden?” fragte er und trat bereits nach draußen. Bill stellte sein Glas ab und folgte ihm. “Wir wollten nur reden...” sang Alexandra fröhlich vor sich hin und erntete erneut ein Grinsen von den Zwillingen. Heidi und Gustav waren immer noch in ihr Gespräch vertieft, sodass sie sich jetzt mit Tom vergnügen musste. “So, du willst also in deinem Auto schlafen?” Sie nickte und leerte ihr Glas. “Ich hätte da auch noch ein Hotelzimmer anzubieten.” fuhr er fort und lehnte sich etwas weiter zu ihr. Wieso hatte Alexandra befürchtet, dass es irgendwann so eine Wendung nahm? “Glaub mir Tom”, sagte sie und lehnte sich ihrerseits in seine Richtung “du bist nicht so unwiderstehlich wie du denkst.” Entgegen ihrer Erwartungen verblasste sein Grinsen keineswegs, es wurde eher noch breiter. “Das werden wir schon noch sehn.” meinte er vielsagend und lehnte sich wieder zurück um ebenfalls sein Glas zu leeren. Es dauerte nicht lange bis Bill wieder auftauchte und berichtete, dass am Hinterausgang nur noch wenige Mädels warteten. Georg hatte es jedenfalls geschafft ungesehen zu verschwinden. Heidi und Gustav standen urplötzlich zeitgleich auf und gingen zur Tür. “Ich schaff Heidi zu ihrem Hotel.” meinte Gustav während Heidi gestikulierte, dass sie sich bei Alexandra melden wollte. Alexandra nickte und sah sich schon bald mit den Zwillingen allein. Sie gähnte. “Ich werd dann auch mal”, sagte sie, klopfte sich auf die Oberschenkel und stand auf “Vielen Dank für...” sie gestikulierte hilflos auf den Alkohol “die Getränke. War sehr nett mich euch.” “Fand ich auch.” sagte Tom und sprang neben ihr in die Höhe “Vielleicht sieht man sich ja mal wieder.” grinste er sie an und sie konnte nicht anders als zurück zu grinsen. “Ja, vielleicht. Machs gut.” sagte sie und hielt ihm die Hand hin. “Ach, komm her.” Ehe sie sich versah, fand sie sich in einer Umarmung wieder. “Parkst du weit von hier?” hörte sie Bills Stimme, als Tom sie wieder entließ. “Äh, nein, nur zehn Minuten zu Fuß.” “Ich...” begann er “...könnte dich zusammen mit Saki begleiten. Es ist schon spät und ich hätte kein gutes Gefühl, wenn du jetzt allein durch Straßen läufst.” “Och, ihr beiden seit so süß”, quietschte Tom gespielt und sah zu Alexandra und Bill, die sich gegenüber standen “ich krieg gleich nen Zuckerschock.” Mit blankem Gesichtsausdruck sahen ihn beide an. “Ich hol Saki.” sagt er schnell und verließ ohne ein weiteres Kommentar den Wohnwagen. “Saki?” fragte Alexandra. “Unser Bodyguard.” klärte Bill sie auf. Innerlich schluckte Alexandra. “Na komm.” sagte Bill schließlich, als sie keine Anstalten machte sich zu rühren. Als sie ins Freie traten, und Bill sich wieder die Lederjacke anzog, ging Alexandras erster Blick gen Himmel. Wolken waren aufgezogen und auch die Luft hatte sich weiter abgekühlt. Es würde bestimmt noch kälter werden. Zwischen den Wohnwagen tauchte Tom plötzlich wieder auf und rief ihnen zu: “Saki wartet am Haupteingang. Dort ist jetzt niemand mehr. Ich pack noch ein paar Sachen zusammen und fahr dann ins Hotel.” Bill nickte. “Ja, bis dann.” Alexandra winkte noch mal kurz, Tom zwinkerte ihr zu. Die beiden nahmen den selben Weg den sie von der Bühne aus gekommen waren, wobei es ihnen nicht ganz leicht viel geradeaus zu gehen. Die Dooleys hatten ihre Wirkung hinterlassen, obwohl die Frischluft gut tat. Die Absperrung vor der Bühne war bereits verschwunden und die Instrumente eingepackt. Der Rest würde aber erst morgen abgebaut, wenn es hell war, erklärte Bill Alexandra. Langsam schlenderten sie durch die leere Arena in Richtung Hauptausgang. “Ohne Bodyguard könnt ihr fast nirgendwo auflaufen, was?” wollte Alexandra nach ein paar Momenten des Schweigens wissen. “Leider nein.” antwortete Bill “Das heißt, kaum. Obwohl es nicht so ist, dass uns irgend jemand etwas antun wöllte. Wir werden einfach nur...” ihm schienen die Worte zu fehlen. “Belagert.” vervollständigte Alexandra den Satz “Und wahrscheinlich zu Tode geknuddelt wenn dieser Saki nicht wäre.” Bill lachte. “So ungefähr.” Alexandra lächelte und stolperte einen Moment später über ihre eigenen Füße. Bill griff reflexartig nach ihren Arm. “Vorsicht.” meinte er als sie wieder normal ging. “Das war vielleicht ein Glas zu viel.” meinte sie nur. “Vielleicht.” sagte Bill und Alexandra konnte ihn lächeln hören “Ah, da ist Saki.” Alexandra hob ihren Blick und sah den typischen Bodyguard. Groß, breit wie ein Schrank und Muskeln an jeder Stelle des Körpers. “Das ist Alexandra.” stellte Bill sie vor, nachdem die beiden sich begrüßt hatten. Saki nickte. “Und wir geben jetzt der Lady Begleitschutz?” fragte er. Alexandra war die Situation nicht wirklich angenehm, doch bevor sie näher darüber nachdenken konnte, waren sie auch schon vor der Arena und vorbei an der Stele wo sie letzte Nacht geschlafen hatte. Die zehn Minuten bis zu ihrem Auto vergingen schnell. Sie und Bill unterhielten sich noch über alltägliche Sachen, wie Lieblingsband, Lieblingsessen und andere Smalltalkgeschichten, wobei sich Saki stets dezent im Hintergrund hielt. Dafür, dass es sich bei Dresden um eine Großstadt handelte, war es erstaunlich menschenleer um diese Uhrzeit. Nicht das es Alexandra gestört hätte, dass eben keine kreischenden Mädels angerannt kamen und um ein Autogramm baten. Als ihr Auto in Sichtweite kam, kramte sie nach dem Schlüssel und öffnete per Knopfdruck die Zentralverriegelung. Während sie den Schlafsack aus dem Kofferraum holte, sah Bill sich im Cockpitbereich um. “Nicht gerade viel Platz.” meinte er. “Ich brauch nicht viel Platz.” sagte Alexandra und legte den Schlafsack auf den Beifahrersitz um ihn später über sich entrollen zu können “Tja, also...” “War nett dich kennen gelernt zu haben.” meinte Bill schließlich nach einer Sekunde der Unentschlossenheit. “Fand ich auch.” Bill schloss sie zum Abschied in seine Arme, dann stieg Alexandra hinter das Lenkrad und stellte die Lehne nach hinten, um sich hinlegen zu können. “Und schließ die Tür ab.” meinte Bill noch, bevor sie die Tür zu zog. “Ja.” grinste sie und fügte in Gedanken noch ein “Papa” hinzu. Einen Knopfdruck später ertönte das typische Geräusch einer Zentralverriegelung. Bill prüfte von außen noch einmal, ob auch wirklich abgeschlossen war. Zufrieden nickend beugte er sich noch mal ans Fenster. “Gute Nacht, Lexa.” sagte er und sie hörte seine gedämpfte Stimme durch das Glas. “Gute Nacht.” Mit einem letzten Lächeln wandte er sich zu Saki und sie liefen gemeinsam die beleuchtete Straße zurück die sie gekommen waren. Irgendwie konnte es Alexandra nicht ertragen zu sehen, wie sie in der Ferne immer kleiner wurden. Sie drehte sich auf die Seite und zog den Schlafsack über sich. Hm, waren ihre letzten Gedanken als sie einschlief, Lexa... ~ Ende des 3. Kapitels ~ Kapitel 4: Willkommen im Hotel ------------------------------ Kapitel 4 ~Willkommen im Hotel~ Obwohl sie fast augenblicklich, nachdem sie die Augen geschlossen hatte, eingeschlafen war, konnte ihr Schlaf nicht all zu tief gewesen sein. Sie war schlagartig wach, als sie das leise Klopfgeräusch hörte. Sie starrte auf die Beifahrertür und lauschte. Klopf, klopf! Da war es wieder. Leicht alarmiert rollte sie auf ihre linke Seite und erspähte eine Gestalt, die an der Tür stand und an das Fenster geklopft hatte. Verwirrt entriegelte Alexandra die Tür. Bei jeder ihrer Bewegungen raschelte ihr Schlafsack leise in der Stille des Wageninneren. “Bill?” fragte sie mit belegter Stimme und musste sich räuspern “Was ist denn los?” “Eine Frage”, überging er die Ihre und stützte sich mit einer Hand auf dem Wagendach ab “Was hättest du gegen ein warmes Hotelzimmer und ein Frühstück in geselliger Runde auszusetzen?” In Alexandras Kopf ratterte es. Hotelzimmer? Frühstück? Gesellige Runde? Was sollte man dagegen auszusetzen haben? “Nichts”, begann sie und begann zu stottern “aber...w-wie...warum..?” Bill lächelte. Ein paar Meter entfernt, sah Alexandra die massive Gestalt von Saki warten. “Ich fühl mich irgendwie verantwortlich dafür, dass du heut nicht mehr nach Hause kannst.”, begann er sein Verhalten zu erklären “Das ist das Mindeste was ich tun sollte. Also, nimmst du die Einladung an?” “Ja?” antwortete Alexandra, obwohl es eher wie eine Frage klang. “Gut.” war das einzige was sie von Bill hörte, bevor dieser anfing ihren Schlafsack zusammen zu rollen und auf die Rückbank warf. Immer noch zu perplex um etwas anderes zu machen, ließ sie sich aus dem Wagen helfen. “Der Wagen steht da vorn.” Wagen? Ein Blick an Bill vorbei, und sie sah den schwarzen Jeep mitten auf der Straße stehen. Ehe sie sich darüber wundern konnte, hatte Bill ihr den Wagenschlüssel aus der Hand genommen und für sie das Abschließen ihres Wagens übernommen. Er reichte ihr den Schlüssel zurück und setzte sich in Bewegung. Alexandra folgte ihm. Als sie an Saki vorbei gingen, setzte dieser ein warmes Lächeln auf. Wow, der Mann konnte tatsächlich lachen. Als sie am Jeep angekommen waren, sah Alexandra, dass er schwarz getönte Scheiben hatte. Bill öffnete die hintere rechte Tür und deutete ihr einzusteigen. Mit einem genuschelten “Danke.” tat sie dies und rutschte über die Rückbank auf die linke Seite, hinter den Fahrersitz. Gerade als Bill eingestiegen war und die Tür hinter sich zu zog, setzte sich auch Saki auf den Fahrersitz und startete den Motor. Alexandra stellte die ganze Fahrt über keine Fragen. Es war alles einfach viel zu... absurd. Sie sah nach rechts und beobachtete wie die Lichter der Straßenlaternen Schatten auf Bills Gesicht warfen. Sein Kopf bewegte sich leicht im Rhythmus des Liedes, welches gerade im Radio lief. Seine linke Hand trommelte den Takt auf seinem Oberschenkel nach. „I walk this empty street, On the Boulevard of Broken Dreams, Where the city sleeps, And I'm the only one and I walk alone.“ sang sie plötzlich laut mit und erntete von Bill einen überraschten Blick, als er seinen Kopf in ihre Richtung drehte. „My shadow's the only one that walks beside me“, fiel er in den Refrain ein „My shallow heart's the only thing that's beating, Sometimes I wish someone out there will find me, 'Til then I walk alone.“ Und wenige Sekunden später hörten sie auch Sakis tiefen Bass durch den Wagen schallen. „I'm walking down the line, That divides me somewhere in my mind.“ Alexandra lachte kurz auf, bevor sie sich wieder fing und pünktlich zu “On the border line, Of the edge and where I walk alone.” weiter sang. Alle drei hatten sie das Lied lauthals zu Ende gesungen, als Saki in eine Tiefgarage fuhr, welche zu einem Hotel gehörte, dessen Namen Alexandra nicht mitbekommen hatte. Aus der Tiefgarage brachte sie ein Aufzug in die dritte Etage des Hotels. Die leise Fahrstuhlmusik hatte irgendwie eine einlullende Wirkung und Alexandra musste dem Drang widerstehen laut zu gähnen. Als die Fahrstuhltür mit einem leisen “Bing” aufschwang, war Saki der Erste der auf den Gang trat und sich nach links wandte. Bill und Alexandra folgten ihm stumm. An der Tür mit der Nummer 369 blieb er stehen und fischte eine Hotelkarte aus seiner Hosentasche, welche er an Bill weiter reichte. “Gute Nacht.” brummte er noch und ging dann den Gang entlang, fast bis zu Ende, um in sein Zimmer zu gelangen. “Nacht Saki.” meinten Alexandra und Bill monoton, was sie zum lachen brachte. Bill schob die Hotelkarte in den dazugehörigen Schlitz und stieß die Tür auf, nachdem ein kleines Lämpchen von rot auf grün gesprungen war. Im Zimmer war es dunkel. Nur die Beleuchtung des Ganges, die ins innere schien, zeigte Alexandra, dass die Gardinen zugezogen waren. Sie folgte Bill, der gerade nach dem Lichtschalter suchte, ins Innere, als es sie wie ein Schlag traf. Das war Bills Zimmer!! Sie blinzelte, als das gedämmte Licht im Zimmer anging und schloss die Tür. Als er ihr vor einer guten halben Stunde ein Hotelzimmer angeboten hatte, hatte sie mit keiner Wimper daran gedacht, dass er vielleicht sein eigenes meinen könnte... warum auch? Der Alkohol schien ihrem Verstand gar nicht gut getan zu haben. Tja, und jetzt? Jetzt stand sie hier wie ein Ölgötze und ihr Blick wanderte durch das Zimmer, rüber zu den halb ausgepackten Koffern, vorbei an Bill, der gerade seine Jacke ausgezogen hatte und sie zu den anderen Klamotten warf, zur offen stehenden Badtür. Es roch angenehm nach Shampoo, bemerkte Alexandra als sie zögerlich einen Schritt tat. “Setz dich doch.”, hörte sie Bills gedämpfte Stimme, der gerade in der Minibar nach etwas kramte “Willst du noch etwas Nichtalkoholisches?” “Äh, ja gerne.” antworte sie, ebenfalls ihre Jacke ausziehend und sich nach einer Sitzmöglichkeit umsehend. Doch die einzige Möglichkeit schien das große Doppelbett zu sein. Innerlich mit den Schultern zuckend, ließ sie sich auf die weiche Matratze fallen, gerade in dem Moment als Bill, zwei kleine Glasflaschen aus der Minibar in den Händen haltend, sich neben sie plumpsen ließ. Das Bett federte durch sein Gewicht kurz nach, bevor es sich wieder beruhigte. Alexandra nahm eine der Flaschen entgegen und musste lachen. “Hm, Orangensaft.” Bill nickte. “Ja.” sagte er und prostete ihr zu “Na dann. Cheers.” Alexandra tat es ihm gleich und nahm ein paar Schlucke, beobachtete allerdings wie Bill die kleine Flasche in einem Zug leerte und sich dann nach hinten auf das Bett fallen ließ. “Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn du mit mir in einem Bett schläfst”, sagte er leise und als sie ihn ansah, merkte sie, dass er seine Augen geschlossen hatte “aber ich bin der Einzige mit einem Doppelbett. Ich brauch nämlich meinen Platz.” Ach, war das so? “Nein, das macht mir nichts aus.” Das entsprach zwar der Wahrheit, aber trotzdem blieb ein mulmiges Gefühl bei der bloßen Vorstellung. Aber warum? Nur weil Millionen Mädchen sich eben dies sehnlichst wünschten? Hm...ja...vielleicht lag es daran. “Mist.” entfuhr es ihr plötzlich, was Bill dazu brachte die Augen zu öffnen. “Was denn?” war seine Frage, als er sich wieder aufrichtete. Alexandra hatte nicht daran gedacht, frische Sachen aus ihrem Auto mitzunehmen. Was nützte es einem, wenn man alles einpackte und es dann eben liegen ließ? Nichts. “Ich hab keine Sachen mit.” informierte sie Bill kurz und legte ihre Bauchtasche, das erste mal nach Stunden, ab. “Wenns weiter nichts is.” antwortete er und ging zu einem seiner Koffer “Ich hab bestimmt ein Shirt das dir passt.” Er wühlte nur ein paar Sekunden bis er bereits ein passendes gefunden zu haben schien. Neugierig blickte Alexandra auf das schwarze T-Shirt, welches er ihr unter die Nase hielt. Nach einem gestotterten Danke verschwand sie schnell im Bad. In einer Boutique gab es nur unwesentlich mehr Schminkkram wie in diesem Bad, dachte sie bei sich, als sie über die Massen von Eyelinern, Nagellack und Lidschatten blickte. Okay, das war vielleicht übertrieben, aber hier gab es mehr Beauty-Kram als in ihrem Bad. Wie auch immer, sie fuhr aus ihren Slippern und entledigte sich schnell ihrer restlichen Klamotten. Aus irgendeinem, ihr unerfindlichen Grund, war sie plötzlich froh Hotpants angezogen zu haben...hm. Als sie sich das Shirt über zog und sich im Spiegel betrachtete, kam sich nicht drum herum darüber nachzudenken, ob sie dieses schon mal irgendwo gesehen hatte. Es kam ihr schrecklich bekannt vor. Nach ein paar Sekunden des überlegens traf es sie wie der Schlag. “Satan knows youre a poser” prangte in roten Lettern auf der Brustpartie. Es war also nicht irgendein Shirt, es war DAS “Satan knows youre a poser”-Shirt welches Bill bei einem Fotoshooting getragen hatte. Wie gesagt, Alexandra war kein Kreischie-Fan, aber dieses Detail war ihr bekannt und irgendwie setzte das dem heutigen Abend...äh...Nacht, der heutigen Nacht irgendwie die Krone auf. Sie löschte das Licht absichtlich nicht, was sich als richtige Entscheidung herausstellte, da Bill nach ihr das Bad benutzte. Unschlüssig stand sie vor dem Bett. Sollte sie sich einfach für irgendeine Seite entscheiden und hinlegen? Das war immer noch besser als doof in der Gegend rum zu stehen, oder nicht? Alexandra entschied sich für die Fensterseite des Bettes und huschte unter die weiße Bettdecke. Sie fühlte sich plötzlich schrecklich müde, als hätte sie eine ganze Woche nicht geschlafen, doch es verlangte ihr noch nach etwas. Sie griff nach ihrer Tasche und brachte ihr Handy zum Vorschein. Sie wollte noch schnell ihren Eltern Bescheid geben, dass sie noch lebte. Gerade als sie die nächtliche Kurznachricht gesendet hatte, öffnete sich die Badtür und ein völlig neuer Bill kam zum Vorschein. Kein Make up, kein Haarspray, kein Schmuck, sondern einfach nur der echte Bill, in einem weißen, weiten T-Shirt und Boxershorts. “Machts dir was aus, wenn wir noch n bisschen fernsehen?” fragte er, die in Schneidersitz dasitzende, Alexandra. “Nö.” war ihre knappe Antwort, als sie sich ins Kissen fallen ließ. Sie bezweifelte, dass um diese Zeit etwas anständiges lief, aber sie war so müde, dass jetzt sogar eine Tierdokumentation zu hohe Ansprüche an sie stelle würde. Bill schwang sich zu ihrer linken unter die Bettdecke und schaltete mit der Fernbedienung, die auf dem Nachttisch lag, den Fernseher ein. Er ließ den eingestellten Sender, einen Musikkanal, laufen und bettete seinen Kopf in das weiche Kissen. Alexandra fragte sich, ob sie noch einmal aufstehen sollte um das Licht auszuschalten, gerade in dem Moment als Bill zweimal in die Hände klatschte und es sich von allein löschte. “Woo~w.” ließ Alexandra anerkennend verlauten. “Ja”, scherzte Bill “das ist Luxus.” Alexandra lauschte eine Weile dem neuesten Musikvideo von “Linkin Park”, als Bill anfing zu erzählen, dass er vorm einschlafen immer fernsehen würde. Er fühlte sich danach nicht mehr so allein. Alexandra hob ihren Blick und sah, wie er unfokussiert in Richtung Fernseher blickte. Das Bild wurde von seinen wässrigen Augen reflektiert. War es seltsam, dass jemand wie Bill sich allein fühlte, wenn er nach einem Konzert oder ähnlichem allein in seinem Zimmer lag? Seltsam vielleicht nicht, aber irgendwie unfair, fand Alexandra. Sie überlegte, ob sie etwas darauf antworten sollte. Etwas sinnvolles vor Allem... “Ich weiß wie es ist, sich allein zu fühlen”, meinte sie, unsicher ob er so eine Art von Konversation wirklich führen wollte “aber weißt du was gegen Einsamkeit hilft?” Er blinzelte und seine Augen sahen in ihre Richtung. “Schlafen.” meinte er wie selbstverständlich. Alexandra stutzte. Das war exakt ihr Gedanke gewesen. “Ja, schlafen.” sagte sie nur “Das hilft immer.” Bill sah sie eine Weile unschlüssig an, dann ohne den Blick von ihr zu wenden, drückte er auf die Fernbedienung und der Bildschirm wurde schwarz, dem Sänger von “Billy Talent” brutal das Wort mitten im Satz abgeschnitten. Für eine Weile war im Raum keine Kontur zu erkennen, dann sah sie langsam Bills Gesicht, welches sich vom weiß der Bettdecke abhob. “Du hast keinen Freund?” Seine Stimme war nur ein Flüstern. Alexandra war froh, dass es so dunkel war, denn sie spürte eine leichte Hitze im Gesicht. “Nein.” war ihre ehrliche, ebenfalls flüsternde, Antwort. “Bist auch nicht verliebt?” “Nein.” Warum interessierte ihn das eigentlich und warum zum Teufel antwortete sie auch noch darauf? “Willkommen im Klub.” “Du, Bill?” “Hm?” Sie hörte wie sich sein Kopf in ihre Richtung drehte. “Warum flüstern wir?” Für eine Sekunde herrschte Stille, dann war der Raum von Gelächter ausgefüllt. “Keine Ahnung.” Alexandra lachte ebenfalls. “Okay. Ich dachte, ich frag einfach mal.” Sie erinnerte sich daran, wie sie manchmal Abend für Abend traurig eingeschlafen war, weil sie glaubte keiner auf dieser Welt würde sich für sie interessieren. Keiner hatte sich je die Umstände gemacht zu fragen wie es ihr geht und ob er ihr irgendwie helfen kann. Doch jetzt, gerade in diesem Moment, fühlte sie sich zum ersten Mal seit langem einfach nur verstanden und... nicht mehr allein. Es tat irgendwie gut zu wissen, dass es Menschen gab die genau die selben Probleme und Ängste hatte, auch wenn diese Menschen Bill Kaulitz hießen und Sänger einer berühmten deutschen Tennie-Band waren. “Darf ich dich was fragen?” fragte sie in die Dunkelheit, noch unsicher wie sie die Frage formulieren sollte, ohne das sie missverstanden wurde. “Klar.” “Du darfst mich aber nicht falsch verstehen.” “Schieß los, ich bin schon ganz gespannt.” Alexandra biss sich auf die Unterlippe und rückte ein Stück weiter nach links. Jetzt war sie es die flüsterte. “Kuscheln?” Für eine Sekunde drängte sich ihr das Bild eines extrem wütenden Bills in den Kopf, wie er sie, mit nichts anderem am Körper als seinen T-Shirt, vor die Tür jagte und schrie, dass sie sich vom Acker machen sollte. “Gerne.” Oh, eine unbegründete Angst, wie sich gerade herausstellte. Erleichtert sah sie, wie er seinen rechten Arm hob und es ihr somit ermöglichte noch näher zu rutschen. Lächelnd nahm sie das Angebot an, bettete ihren Kopf an seine Schulter und umschlang seinen Oberkörper mit ihrem rechten Arm. Sie holte einmal tief Luft und merkte wie sein Arm sich um ihren Rücken legte und seine Hand auf ihrer Schulter zum ruhen kam. Seinen Kopf lehnte er gegen ihren und sie konnte seinen gleichmäßigen Atem in ihrem Haar spüren. Bills Brustkorb hob und senkte sich im selben Rhythmus. Es war herrlich die Wärme seines Körpers zu spüren. “Schlaf schön.” raunte er in ihr Ohr. “Hm”, war das einzige was sie noch fähig war zu sagen bevor sie ins Reich der Träume wanderte “du auch.” ~ Ende des 4. Kapitels ~ Kapitel 5: Wiedersehen? ----------------------- Kapitel 5 ~Wiedersehen?~ Ein Blitz durchzuckte den nächtlichen Himmel und tauchte das Zimmer unmittelbar in blendendes weiß. Den Bruchteil einer Sekunde später folgte ein ohrenbetäubender Knall. Alexandra saß sofort kerzengerade im Bett und war hellwach. Alarmiert drehte sie sich in Richtung Fenster. “Oh nein.” flüsterte sie. Bills Oberkörper tauchte neben ihr auf. “Hm?” maulte er verschlafen. Der Wind drückte stark gegen das geöffnete Fenster und ließ die Gardinen lebendig werden. Ein anfangs leises Tröpfeln wurde stetig lauter und entwickelte sich zu einem monsunartigen Unwetter. Regen wurde nach einigen Sekunden durch den Spalt des angekippten Fensters ins Innere des Zimmers geweht. Eine weitere Sekunde später war Bill auf den Beinen und spurtete zum Fenster um es zu schließen. Gerade als er dies tat, zuckte ein erneuter Blitz direkt über das Hotel hinweg, gefolgt von einem noch fürchterlicherem Grollen als zufuhr. Alexandra ließ einen erschrockenen Aufschrei hören und versteckte sich unter der Bettdecke. Bill kletterte verwundert zurück ins Bett. “Alles in Ordnung?” fragte er und wischte seine Hand an seiner Bettdecke ab, der Regen hatte sie nicht unberührt gelassen. “Nein.” war Alexandras gedämpfte Stimme von unter ihrer Bettdecke zu hören. Bill lächelte über ihr Verhalten. “Du hast doch nicht etwa-” Mit einem Mal zog sich die Decke zurück und ihr ganz zerzauster Schopf tauchte auf, ihre wässrigen Augen suchten die Seinen. “Doch!” bestätigte sie “Ich hab schreckliche Angst vor Gewittern.” Wie um ihre Worte zu unterstreichen, brach über ihnen erneut die Hölle los. Alexandras Augen weiteten sich vor Schreck. Sie wusste sich in diesem Moment nicht anders zu helfen als, einen weiteren Aufschrei nicht ganz unterdrücken könnend, über Bill hinweg auf die andere Seite des Bettes zu klettern und sich an seinen linken Oberarm zu klammern. Der Lautstärke nach zu urteilen, hätte Alexandra schwören können, dass der Blitz soeben in das Hotel eingeschlagen hatte. Eigentlich war sie kein ängstlicher Mensch, doch Gewitter waren einfach nicht nach ihrem Geschmack. Und außerdem: jeder brauchte doch eine Phobie, oder? Sie zuckte nach jedem weiteren Blitz ängstlich zusammen und versuchte sich noch näher an Bill zu drücken. Dieser war mit der Situation wohl etwas überfordert und tat eine Zeit lang nichts anderes als ihren Kopf zu tätscheln, während sie die Augen fest geschlossen hielt und versuchte noch weiter in seine Schulter zu kriechen und nicht all zu stark zu zittern. Jedes Zeitgefühl ging verloren. Nach Stunden wie es ihr schien, ließ das Donnern und Blitzen nach, doch der Regen blieb. Sie erwartete, gleich einen blöden Spruch aufgrund ihrer, vielleicht übertriebenen, Angst zu Ohren zu bekommen, doch Bill sagte nichts außer: “Gehts wieder?” Sie nickte peinlich berührt und ließ erst jetzt wieder seinen Arm los. Innerlich war sie froh, die Nacht nicht allein im Auto zu verbringen. “Bloß gut, dass du nicht allein bei dir im Auto bist, was?” sprach er ihre Gedanken aus, als sie sich wieder vorsichtig nach hinten sinken ließ. Alexandra zitterte noch leicht, hatte die Bettdecke bis zum Kinn zu sich gezogen und lauschte dem Regen. “Weißt du wie viel Menschen jährlich vom Blitz getroffen werden?” fragte sie, ihre Stimme nicht ganz so sicher wie sie es sich gewünscht hätte. Bill legte sich ebenfalls zurück. Seinen Kopf auf seine Hand gestützt, sah er sie an. “Wie viel denn?” Alexandra blinzelte. “Naja, keine Ahnung, aber es sind bestimmt einige.” Bill lachte leise und sie war sich sicher, dass er sie jetzt für eine oberängstliche Pute hielt. “Du brauchst dich deswegen nicht zu schämen. Jeder hat vor irgendetwas Angst.” Schon wieder falsch gedacht. “Ich hab was geträumt.” sagte sie schnell, wenn auch nur um das Thema zu wechseln. “Erzähl.” Seine Bettdecke raschelte leise, kaum über den immer noch dröhnenden Regen zu hören, als er sich in eine bequemere Position brachte. “Es war auf einem eurer Konzerte.” Bill ließ ein leises, verstehendes “Hm.” hören. “Du hattest deinen Text vergessen, deshalb mussten die anderen drei alle Lieder singen. Es... war schrecklich.” endete sie die kurze Zusammenfassung ihres Traumes. Alexandra kicherte leise bei dem Gedanken daran, Bill tat es ihr gleich. “Hoffen wir, dass es niemals dazu kommt.” Aus einem Verlangen heraus, platzierte sie ihren Kopf auf seiner Brust und lauschte für ein paar Minuten schweigend dem gleichmäßigem Klopfen seines Herzens, der leiser werdende Regen schien im Rhythmus dazu gegen die Scheiben zu tropfen. Es hatte etwas friedliches an sich wie sie da so lagen, schweigend, einfach nur die Nähe des anderen genießend. Alexandras Bauch gab ein unschönes Knurren von sich, kurz nachdem sie zufrieden die Augen geschlossen hatte. Bills Brustkorb hob und senkte sich schnell mehrmals hintereinander, als er deswegen leise auflachte. “Hunger?” “Ein bisschen.” bestätigte sie und hob gegen ihren Willen den Kopf um sich nach ihrer Tasche umzusehen. “Etwas zu spät für den Zimmerservice, fürchte ich.” meinte Bill und beobachtete wie sie, sich auf der Bettkante abstützend, nach ihrer Tasche griff. “Das wird wohl auch nicht nötig sein.” Interessiert beobachtete er, wie sie zwei Schokoriegel zum Vorschein brachte und sie entpackte, einen an ihn weiter reichend. Aus irgendeinem Grund, dachte sie daran wie ungesund es war mitten in der Nacht etwas Süßes zu essen und dann nicht mehr Zähne zu putzen. Bill schien ähnliche Gedanken gehabt zu haben, denn als er den Schokoriegel entgegennahm, meinte er nur: “Wir sind ja so rebellisch.” “Na dann”, sagte Alexandra und hob den Riegel als würde sie ihm zuprosten “auf...” Ja, auf was eigentlich? Sie konnte sein Gesicht nicht deutlich sehen, nahm aber an, dass er eine Augenbraue fragend in die Höhe gezogen hatte, abwartend was sie sagen würde. “Auf... Zimmer 369.” war das erste was ihr einfiel. Sie konnte Bill lächeln hören. “Auf Zimmer 369.” sagte er überzeugt und sie genehmigten sich die süße Sünde. Es vergingen ein paar Minuten des Schweigens in denen der Regen draußen weiter nachließ und schließlich ganz aufhörte. Als sie sich zum wiederholten Male in die Kissen fallen ließen, fragte Bill wie ihr Alltag denn so aussah. Sie erzählte ihm gelangweilt von ihrer Ausbildung und dass sie eigentlich Schauspielerin werden wollte. Doch wahrscheinlich würde dieser Traum genau dieser bleiben: ein Traum. Etwas was sie sehr an Bill schätzte, war seine Gabe zuhören zu können, ohne einem das Gefühl zu geben er würde sich langweilen oder das Gesprächsthema für nicht erwähnenswert halten, oder sogar lachhaft. Vielmehr schien ihn alles zu interessieren und er ermutigte sie sogar ihren Traum nicht aus den Augen zu verlieren. Was konnte man den schon verlieren? “Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.” Alexandra fühlte sich erleichtert. Endlich mal jemand der ihren Berufswunsch nicht als Hirngespinst abtat. Sie gähnte, nachdem sie ihm ihre halbe Lebensgeschichte erzählt hatte und fühlte sich plötzlich unwohl bei dem Gedanken, Bill vom seinem wohlverdienten Schlaf abgehalten zu haben. “Ach, kein Thema. Morgen ist Off-Day”, sagte er und Alexandra glaubte, dass er eigentlich “heute” meinte “Kein Konzert, keine Termine, einfach nur Frei. Irgendwann müssen wir den Flieger nach Frankfurt noch kriegen” er gähnte ebenfalls “aber da sind wir flexibel.” Alexandra nickte verstehend und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die Augen geschlossen. Diesmal war es Bill der die Distanz zwischen ihnen überbrückte und ihr aus heiterem Himmel einen Kuss auf die Stirn hauchte. Alexandra war erneut zu müde, um sich darüber Gedanken zu machen wie herzlich man zu jemandem sein konnte, den man erst ein paar Stunden kannte. “Nachti.” murmelte sie zufrieden, als er nach ihrer Hand griff und sie leicht drückte. Wenn es nach ihr gehen würde, würde sie ewig in diesem Bett liegen bleiben. Das Geräusch war aufdringlich, nervtötend und sollte auf der Stelle aufhören! Alexandra blinzelte schlaftrunken, ein Sonnenstrahl fiel durch eine Lücke in den Gardinen auf ihr Gesicht. Sie brauchte ein paar Sekunden um sich zu sammeln, bevor sie das lästige, penetrante Klopfen an der Zimmertür wieder hörte. Es war also kein Traum gewesen. Sie sah nach rechts in das schlafende Gesicht von Bill, der noch immer ihre Hand hielt. Das Klopfen wurde Fordernder. “Bill, jetzt wach endlich auf!” hörte man eine gedämpfte Stimme vom Flur rufen, die Alexandra gerade nicht zuordnen konnte. Bill rührte sich nicht, doch das Klopfen und Rufen hielt an. Vorsichtig zog sie ihre Hand unter der seinen hervor und schwang ihre Beine aus dem Bett. Auf dem Weg zum Hotelflur stolperte sie über Bills Schuhe und fiel von innen gegen die Tür. Sie fluchte leise vor sich hin und rieb sich die Große Zehe. Das Klopfen hatte aufgehört. “Alles klar mit dir?” hörte sie erneut die Stimme und nach einer kurzen Pause: “Bill, jetzt mach endlich die Tür-“ Mit einem Ruck öffnete Alexandra die Tür und hätte beinahe Toms Faust ins Gesicht bekommen, da er soeben wieder klopfen wollte. “-auf.” beendete er seinen Satz und sah ungläubig an ihr herab, bevor er einen Schritt zur Seite tat und versuchte einen Blick ins Innere des Zimmers zu werfen. Alexandra verwehrte ihn diesen, indem sie ebenfalls einen Schritt zur Seite tat und die Tür etwas weiter schloss. “Irgendetwas stimmt an dem Bild nicht...” meinte der grinsende Tom und begutachtete erneut ihr Äußeres. Ihr wurde bewusst, dass sie Bills T-Shirt trug. “Würdest du mich bitte nicht so ansehen, ich bin nicht aus Nougat.” “Nein?” Tom sah sie überrascht an “Schade eigentlich.” Alexandra rollte mit den Augen. “Ist Bill auch da?” fragte er und versuchte erneut einen Blick nach Innen zu erhaschen. “Ssssch”, zischte Alexandra “Nicht so laut, er schläft noch.” “Soso”, meinte Tom, immer noch ein leichtes Grinsen im Gesicht. “Gibt es irgendetwas wichtiges?” fragte Alexandra. “Ach, das hat sich gerade erledigt.” Sie hob skeptisch eine Augenbraue. Gerade war er noch dabei gewesen die Tür halb einzuschlagen, und jetzt hatte es sich plötzlich erledigt? “Viel Spaß noch.” Mit einem letzten kurzen Zwinkern wandte er sich nach rechts und verschwand im Zimmer nebenan. Alexandra sah noch eine Weile in die Richtung in welche er verschwunden war. “Viel Spaß noch.” äffte sie ihn nach und schloss dann leise die Tür. Ebenso leise schlich sie zurück zum Bett und umrundete dieses um zum Fenster zu gelangen. Blenden blauer Himmel stach ihr in die noch müden Augen, als sie die Gardine zur Seite zog um das Fenster wieder zu öffnen. Schnell wandte sie ihren Blick ab und taumelte zurück zum Bett. Ein Blick zur Uhr verriet ihr, dass es kurz nach neun war. Auf allen Vieren krabbelte sie zurück in die weichen und warmen Federn. Sie legte ihren Kopf gegen Bills Schulter, als er tief Luft holte und sich reckte. “Was wollte er denn?” fragte er plötzlich. “Keine Ahnung.” antwortete Alexandra, ihre Verwunderung nicht zeigend. “Hm, das macht er manchmal. Aber dann tu ich so, als würde ich schlafen. Du weiß ja, schlafen hilft immer.” Alexandra nickte so gut es ging. “Schlafen hilft immer.” wiederholte sie. “Du hast doch gut geschlafen?” “Sehr gut sogar, wenn auch etwas kurz.” Sie sah zu Bill der an die Decke des Zimmers starrte und im Unterbewusstsein mit seinem Zungenpiercing spielte. “Keine Alpträume mehr gehabt?” Alexandra lachte, als sie an ihren Traum von letzter Nacht dachte. “Nein, keine Alpträume mehr.” Ein Geräusch aus Alexandras Tasche ließ sie aufhorchen. “Mein Handy.” sagte sie und fischte zum wiederholten Male nach ihrer Tasche. Bill griff nach dieser und reichte sie ihr. Während Alexandra ihre empfangene Kurzmitteilung las, ließ Bill ein bisschen Sonnenlicht ins Zimmer indem er aufstand und die Gardinen nun vollständig zur Seite zog. “Von Heidi.” informierte Alexandra, verriet aber nichts über den genauen Inhalt. “Du kommst doch mit frühstücken, oder?” fragte Bill plötzlich, als Alexandra gerade begonnen hatte eine Antwort zu tippen. “Frühstück?” Sie hob ihren Blick und sah, wie er in seinen Koffern nach frischen Sachen kramte. “Ich hab dir ja eines versprochen.” Hatte er? Ach richtig, das Frühstück in geselliger Runde. Sie erinnerte sich. “Ich kann auch unterwegs in einem Drive In was frühstücken. Ich will nicht stören.” “Stören?” er sah auf und blickte leicht erstaunt in ihre Richtung “Du störst doch nicht.” Alexandra fühlte sich plötzlich leicht unwohl, weshalb konnte sie selber nicht sagen. Es verging etwa eine Stunde bis Bill aus dem Bad wieder auftauchte, nachdem er darin verschwunden war. Und da war er wieder: der “Ich trage Haarspray, Makeup und Nagellack”-Bill. Alexandras Badbesuch fiel weitaus kürzer aus. Ihre Sachen waren schnell angezogen, Makeup suchte man bei ihr vergeblich. Als sie in das Zimmer zurückkehrte um Bill sein T-Shirt wiederzugeben, war sie überrascht wie schnell er all seine Sachen zusammengepackt hatte und startklar war das Hotel zu verlassen. Doch noch ließ er all die Koffer stehen, ging zur Tür und hielt Alexandra, gentlemanlike, diese auf. Auf dem Flur war niemand zu sehen, auch Stimmen waren nicht zu vernehmen. Ihr Weg führte sie zum Aufzug mit dem sie ins Erdgeschoss fuhren. Bill übernahm die Führung, nachdem die Tür zur Seite glitt. In der Lobby wuselten Menschen umher von denen Alexandra glaubte sie wären wichtig, immerhin sahen sie mit Anzug und ständig einem Telefon am Ohr sehr danach aus. Bill grüßte viele von ihnen mit einem “Morgen!”. Alexandra war sich nicht sicher, aber als sie den Eingangsbereich durchquerten, bildete sie sich ein das ein oder andere Mädchen mit Kamera und Transparent vor dem Hotel gesehen zu haben. Sie sah zu Bill. Er schien davon nichts mitbekommen zu haben und setzte seinen Weg in den Speiseraum fort. Nicht viele Menschen saßen an den runden Tischen und frühstückten. In einer Ecke, ganz am Ende des Raumes, konnte man Toms typische Erscheinung ausmachen. Georg leistete ihm Gesellschaft, beide schienen schon fertig mit ihrem Frühstück zu sein. Als Bill und Alexandra zu ihnen stießen und sich mit einem “Guten Morgen!” setzten, schienen weder Tom noch Georg überrascht zu sein. Alexandra beobachte die beiden, als sie sich zögerlich ein Brötchen nahm. Okay...wahrscheinlich hatte Tom Georg erzählt was passiert war. Sie schellte sich selber für ihre Gedanken. Was war denn passiert? Doch dem Grinsen nach zu urteilen, welches Tom ihr über den Tisch zuwarf, war sie sich sicher, dass er Georg irgendeine Geschichte über sie aufgetischt hatte, die ganz und gar nicht der Wahrheit entsprach. Doch wenn Georg dies zu interessieren schien, dann zeigte er es nicht. Er trank schweigend seinen Kaffee und studierte die Tageszeitung. “Gut geschlafen?” fragte Tom an Bill gewandt. Dieser murmelte eine Bestätigung und biss in sein Brötchen. “Dacht ich mir.” ließ sein Bruder verlauten und sah zu Alexandra. Sie hielt seinem Blick eine Weile stand, bevor sie ihren senkte und begann ihr Brötchen zu belegen. Sollte er doch denken, was er wollte. Es war ihr egal. Stille legte sich über sie. Georg schlürfte seinen Kaffee, Bill und Alexandra aßen ihre Brötchen und Tom sah zwischen den beiden hin und her. Es war Gustav, der die Stille brach, als er als letzter zu der Truppe stieß und sich auf den einzigen freien Platz neben Alexandra fallen ließ. Er sah müde aus, doch sie konnte sich dem Gefühl nicht erwehren, dass er sich freute sie zu sehen, weshalb auch immer. Die Minuten vergingen in denen Gustav immer unruhiger wurde. Nachdem er sein Frühstück beendet hatte, lehnte er sich etwas mehr zu Alexandra und fragte: “Kann ich mal mit dir reden?” Sie war etwas überrascht, nickte jedoch. “Ja klar.” Er stand auf und steuerte die Lobby an, Alexandra folgte ihm und sie setzten sich in zwei Sessel, nicht weit von der Rezeption entfernt. Gustav räusperte sich und sie war gespannt was jetzt wohl passieren würde. “Es geht um Heidi.” war das erste was er sagte, als er ihr direkt ins Gesicht sah “Ich-“ “Du magst sie?” schlussfolgerte Alexandra und nahm ihm die Aufgabe ab es auszusprechen. “Ja”, bestätigte er und erzählte ihr, dass sie gestern Nacht noch in einem Kaffee versackt sind “nur leider...hab ich weder ihre Telefonnummer noch irgend etwas anderes um wieder mit ihr in Kontakt treten zu können.” Alexandra musste sich zusammenreißen um nicht laut los zu lachen. “Du hast sie nicht nach ihrer Telefonnummer gefragt?” fragte sie ungläubig. Er schüttelte bedauernd den Kopf. “Leider nein.” “Aber...warum?” “Ich habs einfach vergessen.” Alexandra nickte. Ja, das war eine Erklärung, simpel und logisch zugleich: Er hatte es vergessen. Aus ihrer Tasche holte sie einen Notizblock und ihr Handy. Sie tippte auf ein paar Tasten ihres pinken Mobiltelefons herum und begann dann zu schreiben. Als sie fertig war, riss sie den Zettel, auf den sie geschrieben hatte, ab und reichte ihn Gustav. “Hier, da stehen ihre Adresse, ihre Festnetznummer, Handynummer und ihre E-Mail-Adresse. Brauchst du sonst noch was?” Gustav strahlte sie an. “Ich wusste, dass du kannst mir weiterhelfen kannst. Danke.” “Kein Problem.” sagte Alexandra. Zwei einsamen Seelen verhalf sie doch gerne zum Glück. Sie kehrten gemeinsam zurück zu den anderen die gerade eine Unterhaltung führten. “-nicht mehr so gut.” hörte sie gerade noch Tom erklären “Er hat etwas von einer Veränderung geredet, etwas womit niemand rechnen würde, oder so ähnlich.” Tom sah zu Bill. “Und damit meint er nicht, dass ich mir eine Glatze rasieren lasse.” fügte er schnell hinzu, nachdem Bill seinen Mund geöffnet hatte um etwas zu sagen. “Hast du ihn schon mal konkret danach gefragt? Vielleicht meint er ja doch genau das.” scherzte Georg und goss sich eine neue Tasse Kaffee ein. “Jungs, ich geh dann mal”, warf Alexandra in die Runde “Es war wirklich, wirklich, wirklich nett euch kennen gelernt zu haben.” Ob in ihrem Satz wohl das ein oder andere “wirklich” zu viel gewesen war? Tom und Bill sprangen gleichzeitig auf um sich zu verabschieden. “Wir sind nächstes Wochenende in Leipzig, vielleicht sehen wir uns ja dort.” meinte Tom mit einem Seitenblick zu seinem Zwilling. Alexandra stutzte, als er sie in den Arm nahm. “Äh, ja vielleicht.” murmelte sie an seine Schulter. Über diese hinweg sah sie Gustav, der zur Verabschiedung die Hand hob. “Danke nochmal.” Sie lächelte und nickte. Georgs Verabschiedung fiel ähnlich aus: ein kurzes Nicken, Winken und Lächeln. Als sie sich umdrehte, sah sie sich Bill gegenüber. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. Gleichzeitig taten beide einen Schritt vorwärts und lagen sich eine Sekunde später in den Armen. Alexandra überlegte was sie jetzt sagen sollte, doch egal was es gewesen wäre, nichts hätte so viel sagen können wie diese Umarmung. Kurze Zeit später war Alexandra allein auf den Weg in die Lobby. Sie warf einen kurzen Blick zurück, winkte noch mal kurz und verschwand aus dem Blickfeld der Jungs. “Und?” fragte Tom kaum dass sie sich wieder zueinander gewandt hatten “Wann?” “Wann was?” fragte Bill ebenfalls und setzte sich wieder. “Wann seht ihr euch wieder?” “Wieso sollten wir?” Tom lachte. “Ach komm schon. Das sieht doch n Blinder mit nem Krückstock, dass-“ “Da ist nichts.” fiel Bill seinem Bruder ins Wort. Tom sah zu den anderen. Beide zuckten mit den Schultern. “Aber du rufst sie an?” drängelte er weiter. “Ich hab ihre Nummer nicht.” antwortete Bill, langsam genervt. “Das kommt mir irgendwie bekannt vor.” meinte Gustav, wurde jedoch ignoriert. Tom schien es die Sprache verschlagen zu haben. Augenscheinlich musste er sich stark zusammenreißen um nicht einen Impuls nachzugeben und ihr schreiend hinterher zu laufen, sie nach ihrer Telefonnummer fragend. Statt dessen atmete er einmal tief durch und stand auf. “Naja, das ist nicht mein Bier. Aber schade ist es trotzdem.” Er schlenderte in Richtung Lobby davon um seine Sachen zu holen. Es dauerte nicht lange bis Georg sich ebenfalls erhob um das Gleiche zu tun. Gustav, die ganze Zeit wie gebannt auf einen Zettel starrend, hob seinen Blick und sah Bill mitleidig an. “Ich hab da ne Idee.” meinte er nur geheimnisvoll und begann zu grinsen. Alexandra hatte sich nicht geirrt. Hier waren sie: Tokio Hotel Fans, vor dem Hotel. Darauf wartend einen Blick auf ihre Idole erhaschen zu können. Sie fragte sich woher sie überhaupt von ihren Aufenthaltsort wussten. Sie nahmen keinerlei Notiz von ihr. Sie hatte das Hotel wie in Trance verlassen, war an ihnen vorbei gelaufen und versuchte sich zu orientieren. Wo hatte sie noch mal ihr Auto geparkt? Die Arena in der das Konzert statt gefunden hatte, war glücklicherweise ausgeschildert, daher fiel es ihr nicht sonderlich schwer die Richtung zu bestimmen. Sie lief, ohne ihrer Umgebung große Beachtung zu schenken, auf schnellstem Weg zu ihrem Fahrzeug, hin und wieder einer Pfütze ausweichend, die der Regen der letzten Nacht hinterlassen hatte. Nach einem mittelgroßen Fußmarsch fand sie sich schon bald, hinter dem Steuer sitzend, in ihrem Pkw wieder. Sie erinnerte sich an letzte Nacht, als Bill an ihr Fenster geklopft hatte. Dies schien bereits eine Ewigkeit her zu sein. Der Tag auf den sie so lange hin gefiebert hatte war vorbei und es gab keine Chance, dass ihr so etwas noch einmal passieren würde. Routinemäßig starrtete sie den Motor. Es war irgendwie seltsam jetzt Bills sanfte Stimme aus dem Lautsprecher zu hören, nachdem sie ihn persönlich kennen gelernt hatte. Und wie sie ihn kennen gelernt hatte. Mit einem lauten Heulen des Motors setzte sich das Fahrzeug in Bewegung. Sie hatte etwas zu viel Gas gegeben. Alexandra fühlte sich irgendwie ichloss... um es mit den Worten von “Ich Bin Nich’ Ich” zu sagen. Sie seufzte theatralisch und nahm die CD aus dem Player. Sie hörte jetzt lieber Radio. Sie setzte ihren Heimweg fort. Bald würde sie der langweilige Alltag wieder haben. ~ Ende des 5. Kapitels ~ Kapitel 6: sein Leben selbst bestimmen -------------------------------------- Kapitel 6 ~sein Leben selbst bestimmen~ Allein sein erfüllte ihr Herz mit Trauer. Das war schon immer so gewesen. Und vermutlich würde es auch für den Rest ihres Lebens so bleiben. Der Mensch war nun mal ein Gesellschaftstier. Aus einer Laune heraus rief sie “Ich bin wieder daha!”, nachdem sie ihre Wohnungstür aufgeschlossen hatte, wohl wissend, dass niemand ihr antworten würde. Geschafft ließ sie sich auf die erst beste Sitzgelegenheit fallen die ihr in den Weg kam: ihr Barhocker im Wohnbereich. Es war früher Nachmittag. Die Rückfahrt hatte nicht ganz so lange gedauert, wie sie erwartet hatte. Nachdem sie ein paar Minuten verschnauft hatte und die bedrückende Stille nicht länger aushielt, raffte sie sich auf und suchte ihren Weg ins Bad um zu duschen. Als sie damit fertig war und sich frische Kleidung angezogen hatte, kochte sie sich einen Kaffee und schaltete in der Küche den kleinen Fernseher ein. Sie zappte durch die Programme ohne wirklich Notiz von dem zu nehmen, was auf den einzelnen Kanälen lief. Auf einem Musiksender hielt sie inne und musste lächeln als sie die, ihr bekannten, Gesichter einer gewissen Band sah. “Through the monsoon, beyond the world, to the end of time, were the rain won’t hurt...” Entgegen ihrem ersten Impuls schaltete sie den Fernseher erst wieder aus, nachdem der Song zu Ende war. Sie war schon immer Masochist gewesen. Die Tage vergingen ohne dass Alexandra etwas anderes tat als sich zu langweilen. Sie hatte noch ganze drei Wochen Ferien vor sich und nichts weltbewegendes in Aussicht, was die Zeit, bis sie wieder etwas zu tun hatte, irgendwie erträglicher machen würde. Den ein oder anderen Tag traf sie sich zwar mit ein paar Freunden, obwohl sie diese wohl eher flüchtige Bekannte nennen sollte, doch auch diese wenigen Stunden befriedigten sie nicht wirklich. Es war der fünfte Tag nach dem Konzert in Dresden, als sie in ihrem karierten Schlafanzug, dicken Wollsocken und mit einer Tasse heißen Kakao in der Hand, abends auf ihrem Sofa saß und sich eine ausgeliehene DVD ansah. Gute zwei Stunden später weinte sie dicke Kullertränen wegen dem herzzerreißenden Ende des Filmes und griff gerade nach einer Packung Taschentücher, als sie ihr Telefon klingeln hörte. Erstaunt hob sie ihren Kopf und versuchte die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen. Es war schon eine Weile her seit sie ihr Handy benutzt hatte, genauer gesagt genau fünf Tage. Es befand sich vermutlich immer noch in ihrer Tasche die sie unachtsam in eine Ecke geworfen hatte. Ein Wunder, dass der Akku noch nicht leer war. Sie schwang sich mit so viel Elan wie sie aufbringen konnte aus ihrer hockenden Position in die Höhe und watschelte zu ihrer Tasche neben der Garderobe. Auf dem Display ihres rosa Nokia erschien das Wort “unterdrückt” während es weiter hartnäckig die Melodie von ihrer Lieblingsfernsehserie “Firefly” vor sich hin dudelte. Beinah hätte sie das Gespräch überhaupt nicht angenommen, weil es eh nur wieder irgendein Vertreter war, der ihr einen neuen Tarif oder ähnliches Aufschwatzen wollte. Heutzutage waren diese Callcentermitarbeiter ja rund um die Uhr im Dienst, auch zu solch später Stunde. Doch der Gedanke daran, endlich mal wieder mit jemandem zu reden, wenn es auch nur ein “Nein danke, kein Interesse” war, war zu verlockend. “Behlert.” seufzte sie fast in das Telefon, nachdem sie das Gespräch angenommen hatte. Sie wünschte sich, sich wenigstens die Nase geputzt zu haben, bevor sie so übermütig auf die grüne Taste gedrückt hatte. “Ich dachte schon, du gehst gar nicht mehr ran.” hörte sie eine vertraute Stimme am anderen Ende. “Woher-...wer-...bist, bist du das Bill?” stotterte sie in ihr Handy, während sie auf dem Flur ihrer Wohnung hockte und mit der einen Hand an ihren Schuhen rum spielte. “Sag mal weinst du?” fragte er und klang dabei etwas erschrocken. Im Hintergrund konnte sie Toms Stimme etwas fragen hören, das klang wie “sie weint?” “Ich..äh..nein, also eigentlich ja. Ich hab mir grad nen Film angeguckt, aber...woher, also wie...Hab ich dir meine Nummer gegeben?” stammelte sie erneut zusammen. Ihr Hirn schien vom vielen Heulen noch ganz weich zu sein, sodass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. “Ach so.” sagte er und klang wieder normal, das heißt: so als würde er grinsen “Hast du heut schon in deine Post geguckt”? Hatte er ihr jetzt eigentlich auf ihre Frage geantwortet? Ein leises Piepen signalisierte ihr, dass ihr Akku bald den Geist aufgeben würde. “Meine Post?” fragte sie und sah verwirrt zu dem kleinen Haufen der Ungelesen Briefe und Werbeprospekte der auf ihrem Schuhschrank im Flur lag “Nein noch nicht, aber weshalb interessiert dich das?” “Hast du die nächsten Tage schon was vor?” fragte er weiter. Antwortete er immer mit einer Gegenfrage? “Nein, aber ich wüsste trotzdem gerne wies-“ “Oh shit, tut mir Leid, ich muss Schluss machen. Machs gut, Lexa. Man sieht sich.” “Moment mal-“ versuchte sie es noch einmal, um wenigstens aus diesem Anruf etwas schlau zu werden, aber es sollte ihr nicht gelingen. Die Verbindung war bereits beendet. Man sieht sich? Verdutzt stand sie auf und kramte in einem Schieber nach ihrem Handyladekabel. Nachdem sie es angesteckt hatte, ging sie zu ihrer heutigen Post. “Werbung”, sagte sie laut und ließ sie sogleich in den Papierkorb fallen “Werbung, Werbung, nochmal Werbung” Sie überlegte, ob sie sich nicht einen Aufkleber mit der Aufschrift “Keine Werbung einwerfen” zulegen sollte. Zwischen der Werbung für ein neues Edelrestaurant und dem Sortimentsangebot eines großen Lebensmittelunternehmens, entdeckte sie einen Brief auf dem handschriftlich ihre Adresse stand. Sie drehte den Brief in ihrer Hand. Er hatte keinen Absender. Ihre Neugierde war eindeutig geweckt, als sie zu ihrem Sofa zurück ging und sich setzte. In ihrem tiefsten Inneren wusste sie bereits von wem der Brief war, über den Inhalt konnte sie sich allerdings keine Vorstellungen machen. Vorsichtig öffnete sie den Umschlag. Eine laminierte Karte fiel ihr in den Schoß und Alexandra brauchte einige Sekunden, bis sie realisierte, dass diese Karte augenscheinlich gleich war mit der Backstage-Karte die immer noch in ihrer Tasche lag. “12.5.2007. Arena Leipzig. VIP Backstage-Pass. Alexandra Behlert.” las sie laut vor und hätte bei den letzten zwei Worten fast laut aufgelacht. Da stand sogar ihr Name drauf. Mit einem großen Zug leerte sie ihre Tasse Kakao und sah in den Umschlag. Ein einziger, weißer Zettel war beigefügt. Es dauerte nicht lange die wenigen Worte zu lesen, die scheinbar in Eile geschrieben worden waren: 18 Uhr Hintereingang Bill Alexandra legte den Brief und den Pass auf den kleinen Tisch vor ihrem Sofa und dachte über diese Wendung ihrer Ferienplanung nach. Sollte sie einen weiteren Tag in ihrer Wohnung Wurzeln schlagen und sich bei schnulzigen DVDs die Augen ausheulen, bis sie genügend Salzwasser beisammen hatte, um sich ein eigenes kleines Meer zu schaffen oder sollte sie die Einladung annehmen und sich auf einen Tag freuen der hoffentlich genauso beeindruckend und ergreifend werden würde wie der vor wenigen Tagen. Sie lachte kurz auf. Das war eigentlich keine Überlegung wert. Sie stand auf und ging zu ihrem Bücherregal um einen Autoatlas aus einem Fach zu ziehen. “Leipzig...” murmelte sie vor sich hin und sah im Inhaltsverzeichnis nach der Seitennummer. Erwarte das Unerwartete. Dies war zu ihrem Lebensmotto geworden. Gleich nach: Hauptsache, alles geht schief. Umsichtig und gut vorbereitet wie sie eigentlich immer war, war sie pünktlich 12 Uhr losgefahren. Und dann war es passiert. Erwarte das Unerwartete. Sie stand im Stau. Für eine Strecke die in zwei Stunden gut zu schaffen war, war sie jetzt schon vier Stunden unterwegs und sah immer ungeduldiger auf die Uhr. Würde sie das Konzert wie ein normaler Besucher sehen wollen, wäre sie wohl schon jetzt Kandidat in der allerletzten Reihe. Sie startete den Motor, nur wenig erleichtert, als es nach Minuten des stillstehen endlich mal, langsam rollend, weiter ging. Sie warf einen Blick auf die rosa Klebezettel die auf ihrem Armaturenbrett befestigt waren. Dort hatte sie sich alle Auf- und Abfahrten aufgeschrieben. Nachdem sie das Leipziger Messegelände hinter sich gelassen hatte, löste sich der Stau langsam auf und die letzten Kilometer konnte sie relativ schnell hinter sich bringen. Doch die eigentliche Herausforderung lag noch vor ihr: sie, als Landei, allein durch eine ihr unbekannte Großstadt. Sie schluckte, als sie die Autobahn verließ und leicht nervös versuchte sich nicht zu verfahren. Es war zehn vor sechs, als sie die Fußgängerzone entlang rannte, den Stadtplan von Leipzig fest in der linken Hand haltend. Die Parkplatzsuche hatte ewig gedauert. Letzten Endes musste sie sich auf den letzten freien Platz einer teuren Tiefgarage stellen. Ihre “My Chemical Romance”-Tasche schlug ihr mit jedem weiten Schritt den sie rannte hart gegen die Seite. Schwer atmend kam sie an einer roten Ampel zum stehen und nahm sich Zeit einen Blick in die Karte zu werfen. Es lagen noch ein paar Straßen, und mindestens genau so viele Ampeln, vor ihr. Kaum war das rote Männlein an der Ampel einem grünem gewichen, war sie die erste die sich in Bewegung setzte und, die Beine in die Hand nehmend, den restlichen Fußgängern ausweichend, die Straße entlang stürmte. Ihre Haare wehten im Wind, als sie schliddernd um eine Ecke bog und fast mit einem Fahrradfahrer zusammen gestoßen wäre. Seine Beschwerderufe nahm sie kaum war, da soeben die Arena Leipzig zwischen den Häusern am Horizont auftauchte. Sie eilte an einer U-Bahn Station vorbei und fragte sich, wieso sie nicht darauf zurückgriff, doch jetzt konnte sie die letzten Meter auch noch zu Fuß hinter sich bringen. Drei weitere rote Ampeln später, war sie am Haupteingang der Arena. Tausende Fans standen noch davor und warteten auf Einlass. Mit Schrecken, dachte sie erst jetzt daran, dass sie überhaupt nicht wusste, wo der Hintereingang war. Alexandra sah auf ihre Uhr. Es war fünf nach sechs. Die drängelnden und kreischenden Fans nicht beachtend, sprintete sie über den riesigen Parkplatz und umrundete die Arena so schnell sie konnte, immer hoffend, dass ihre Intuition sie nicht täuschte. Die Abzäunung und Verbarrikadierung einer großen stählernen Tür ließ sie vermuten, dass sie den Eingang gefunden hatte. Sie sah sich um. Eigentlich hatte sie angenommen, dass hier reges Treiben herrschen und weitere Fans lauern würden. Falsch gedacht. Es war keine Menschenseele zu sehen. Ein weiterer Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie eine viertel Stunde zu spät war. Na toll. Chance verspielt. Enttäuscht über sich selbst, ließ sie sich gegen die Absperrung fallen und musste stark dagegen ankämpfen nicht einfach laut los zu fluchen. Erst jetzt wurde sie sich dem Seitenstechen bewusst, welches sie schon eine Weile plagen musste. Sie verharrte eine Weile mit geschlossenen Augen und versuchte wieder etwas zu Atem zu kommen, während sie die Schreie der Fans in der Arena bis hier draußen hören konnte. Ganz prima... Eine Option hatte sie immerhin noch. Warten bis das Konzert vorbei war um sich dann von den Massen der Groupies erdrücken zu lassen. Yay, na wenn das keine gute Aussicht war. Sie lachte über ihren Galgenhumor. “Bist du Alexandra?” Sie erschrak und wirbelte herum. Die Stahltür hatte sich lautlos geöffnet und ein Mann lugte aus dem Inneren der Halle zu ihr. “Öh...ja.” antwortete sie zögerlich und beobachtete wie der Mann daraufhin auf sie zu lief und ihr die Hand reichte. “Hallo, ich bin David.” stellte er sich durch die Absperrung hindurch vor. Alexandra lächelte leicht gespielt und beobachtete wie er kurzerhand ein Gitter aus der Betonbefestigung hebelte und ein Stück zur Seite nahm. “Hast du deinen Pass dabei?” Ja, hatte sie. Sie fischte ihn aus ihrer Tasche und legte ihn sich um den Hals. Sie hatte das Band ihres anderen Passes an diesen befestigt. “Sehr gut”, sagte ihre neue Bekanntschaft und befestigte das Gitter wieder, nachdem Alexandra hindurch getreten war “Mit diesem Pass kommst du überall hin, außer auf die Bühne natürlich. Bedien dich bei dem Catering oder ruh dich im Ruheraum aus. Wie du willst. Ich muss dich jetzt leider allein lassen. Also, viel Spaß und man sieht sich.” Genauso schnell wie er aufgetaucht war, war er wieder verschwunden, nachdem er sie ins Innere begleitet hatte und die Tür hinter sich schloss. Wer zum Teufel war der Mann? Der Backstage-Bereich der Arena Leipzig sah komplett anders aus, als der indem sie sich letzte Woche plötzlich wiederfand. Alles war hell beleuchtet und sie grüßte die Security-Mitarbeiter, die rechts und links neben dem Ausgang platziert waren, mit einem nervösen Lächeln und hielt ihren Pass unnötigerweise in die Höhe. Ein langer Gang führte sie zu...Überraschung: einem weiteren langen Gang. Rechts und links reihten sich Türen über die ganze Länge des Flurs und als Alexandra dessen Ende fast erreicht hatte, öffnete sich die Tür am Ende des Ganges und die zwei Mädels von Luttenberger-Klug kamen ihr entgegen. Sie grüßten freundlich und verschwanden in einer weiteren Tür. Alexandra nahm den Weg den die Beiden gekommen waren und traf langsam aber sicher auf die ersten Backstage-Mitarbeiter die, in ihre Arbeit vertieft, durch die Gänge strömten. Viele trugen Kabel, Headsets und Klemmbretter. Alexandra fühlte sich leicht unwohl und sah zu, dass sie dem Gedränge so schnell wie möglich entkam. Nach ein paar weiteren Gängen, wurde das Gekreische, welches bis jetzt ihr ständiger Begleiter gewesen war, lauter. Sie musste der Bühne näher kommen. Eine kleine Treppe führte sie ein Stück nach oben. Das Licht wurde hier stetig schwächer, bis es nur noch ein leichtes leuchten der am Boden angebrachten Notlampen war. Es war nun nicht mehr zu bestreiten, dass die Bühne in unmittelbarer Nähe war. Der Lautstärkepegel verriet einfach alles. “Ich hab heut n anderen Plan und der geht dich gar nichts an. Ich halt ihn fest in meiner Hand, mit dem Rücken an der Wand.” “An der Wand.” sang Alexandra mit und stolperte dabei fast über ein Kabel. Ein unschönes Bild drängte sich ihr in den Kopf, wie in der ganzen Arena der Strom ausfiel und Totenstille herrschte. Und sie stand mit dem losen Kabel in der Hand und einem entschuldigendem Lächeln im Gesicht hinter der Bühne. Nein, kein schöner Gedanke. Als sie um eine weitere Ecke bog, vorbei an Lautsprechern und abgestellten Barhockern, sah sie zu ihrem Entsetzen direkt in die erste Reihe der kreischenden Fans. Yup, sie hatte die Bühne gefunden. Geschützt von einer Seitenwand konnte sie direkt auf die Bühne sehen, wurde jedoch im Gegenzug von den Fans nicht gesehen. Zu ihrer linken war ein kleiner Monitor angebracht, der zusätzlich noch die Bilder der großen Leinwand übertrug. Alexandra sah nach rechts und ihr Blick fiel auf Tom, der wieder auf der rechten Bühnenseite stand. Die Bühne war größer, als die in Dresden. Auf der anderen, ihr gegenüberliegenden, Seite, war ebenfalls ein Monitor angebracht und eine Gestalt stand in dieser kleinen Nische und winkte ihr wie verrückt. “HEIDI!” rief Alexandra und winkte zurück. Sie sah Heidi verschwinden und war sich sicher, dass sie gerade die Bühne umrundete. Eine halbe Minute später, Bill sang gerade “Ich brech aus”, fielen sie sich um den Hals und Alexandra erkannte die Gleiche Backstage-Karte um Heidis Hals wie bei sich, mit dem kleinen Unterschied, dass bei ihr “Heidi Kotamäki” als Name stand. “Ich dachte, du nicht mehr kommen.” brüllte Heidi ihr ins Ohr. “Es war nicht ganz einfach hierher zu finden.” schrie Alexandra zurück. Heidi nickte verstehend und ihr Blick glitt hinüber zur Bühne. Alexandra tat es ihr gleich. Es war aussichtslos sich jetzt über etwas zu unterhalten. Sie würden wohl noch eine Weile warten müssen. Das Konzert Backstage mitzuerleben, war ein ganz anderes Gefühl, als es aus der Zuschauermenge zu tun. Allein der Platz, der einem zur Verfügung stand um bei jedem Lied mitzurocken, ermöglichte eine ganz andere Sichtweise auf die Veranstaltung. Nach den ersten paar Liedern, brachten Bühnenarbeiter die Barhocker in die Wartenische, welche die Jungs für ihre Zugabe benötigen würden. Bis dahin hatten Heidi und Alexandra wenigstens eine Sitzmöglichkeit. Es war zu “Wir Sterben Niemals Aus”, als Tom in ihre Richtung sah und sie erkannte. Ein leichtes Grinsen stahl sich auf seine Lippen, bevor er seinen Blick wieder abwandte. Vor der Zugabe wurden die beiden Mädels von den Hockern gescheucht und mussten diese stehend genießen. Der Wind trieb den Glitterregen bis hinter die Bühne und Alexandra erwischte Heidi dabei, wie sie sich ein paar in die Tasche steckte. Mit einem lauten “Machts gut!” der Zwillinge ins Mikro und einem Kreischansturm der Fans war das Konzert vorbei. Georg war der Erste der den Backstage-Bereich und somit Heidi und Alexandra erreichte. “Hey, na wie gehts?” fragte er Alexandra und umarmte sie kurz, seine Stimme war über die Lautstärke der Fans nur schlecht zu verstehen. “Gut, danke.” Er leerte seine Wasserflasche und stellte sie in eine Ecke, bevor er im gedimmten Licht verschwand. Die Zwillinge erreichten sie als nächstes. “Lexa!” quietschte Tom regelrecht und warf sich in ihre Arme. Sie konnte Heidi lachen hören. “Wir dachten schon du hast es dir anders überlegt.” fuhr er fort, als er sie entließ. Anders überlegt? Sie hatte doch nie wirklich zugesagt. “Schön dich zu sehen.” war jetzt Bill an der Reihe sie zu begrüßen. Eine Umarmung später traute Alexandra ihren Augen kaum, als Gustav auf Heidi zustürmte, sie in den Arm nahm und ihr einen Kuss direkt auf den Mund drückte. Wow, na das war ja schnell gegangen. Anscheinend hatte sie die Beiden etwas zu offensichtlich angestarrt, denn Tom meinte nur zu ihr: “Mund zu.” und tippte ihr leicht ans Kinn. Heidi kicherte, als sie sich voneinander gelöst hatten. “Schuhe!” war das einzige was sie sagte. Gustav schlug sich vor die Stirn, drehte sich um, atmete noch einmal tief durch und lief winkend zurück auf die Bühne. An seinem Schlagzeug angekommen, griff er nach seinen Schuhen und joggte, unter lautem Gegröle der Meute vor der Bühne, zurück. Der Rest der Wartenden in der Nische lachte. Im Vorbeigehen küsste Gustav Heidi erneut und verschwand in die Richtung in die Georg verschwunden war. Tom grinste, Bill zuckte in Alexandras Richtung mit den Schultern, und sie verließen ebenfalls den näheren Bühnenbereich. “Bis dann.” hörten sie sie noch rufen. Heidi lächelte Alexandra an, leicht rot um die Ohren, und deutete ihr zu folgen. Ihr Weg war der zum Hinterausgang, da war sich Alexandra sicher. Heidi bewegte sich mit einer Sicherheit durch die Gänge, dass Alexandra sie fast fragen wollte, wie lange sie hier schon lebte. Wie vermutet, standen sie schon bald vor dem Hinterausgang. In der Ferne, konnte Alexandra schon die ersten Mädels angerannt kommen sehen. Und plötzlich war David wieder da und führte sie zu einem schwarzen Jeep, der genauso aussah wie der, in dem Alexandra vor einer Woche gesessen hatte. Ohne eine Frage zu stellen kletterte sie zusammen mit Heidi auf den Rücksitz und beobachtete wie David die Tür schloss und die beiden allein warten ließ. Durch die getönten Scheiben sahen die Beiden, wie sich Fans an der Absperrung aufreihten und Stifte und Blöcke zückten um eventuell ein Autogramm zu erhaschen. Alexandra sah zu Heidi, welche sie zu mustern schien. “Du hast meine Nummer weitergegeben.” stellte Alexandra fest und sah wie Heidi begann zu lächeln. “Ja.” Sauer darüber konnte sie nicht sein, immerhin hatte sie Heidis Kontaktdaten genauso bereitwillig weitergereicht. Sie wurde sich bewusst, in welchem Auto sie jetzt wartete, auf welchem Konzert sie gerade Backstage war und mit wem auf du und du. “Danke.” quietschte sie und ließ sich nach vorn fallen um Heidi zu umarmen. Sie erzählte ihr, wie sie mit ihrem Vater nach Frankfurt geflogen war, als eines Abends Gustav angerufen hatte. Diesmal war es Alexandra die etwas schuldbewusst lächelte. Zufälligerweise waren die Jungs zu der Zeit auch in Frankfurt unterwegs und ein Treffen war da schon fast vorprogrammiert gewesen. Alexandra lauschte gespannt Heidis Geschichte, hatte ihrerseits nicht viel zu erzählen und freute sich für das Glück ihrer Freundin. Ein plötzlicher Ansturm der Rufe brachte Beide dazu aus dem Heckfenster des Wagens zu blicken. Von Personenschützern begleitet, Alexandra konnte Saki deutlich ausmachen, kamen die vier Jungs die Schneise zum Auto entlang gelaufen und begannen Autogramme zu geben. Ein Blitzlichtgewitter entbrannte und die beiden Mädels im Wagen drehten sich wieder nach vorn. Gerade als Alexandra begann sich zu fragen, wie sie alle in dem Wagen Platz haben sollten, fuhr ein Wagen des selben Typs rückwärts die Einfahrt des Hintereinganges empor. Es dauerte eine gute viertel Stunde bis die Fahrertür sich öffnete und der breite Rücken von Saki sich auf den Fahrersitz fallen ließ. Die Hintertür auf Heidis Seite öffnete sich ebenfalls und nachdem Heidi in die Mitte der Rückbank gerutscht war, stieg Gustav auf ihrer Seite ein und schloss mit einem Seufzer die Tür. Das Gleiche tat Georg auf der Beifahrerseite. Durch die Scheiben hindurch beobachteten sie wie Bill und Tom in den Wagen der vor ihnen parkte einstiegen. Sie winkten ihren Fans ein letztes Mal bevor sie im Inneren verschwanden. Saki summte leise vor sich hin, als er den Wagen startete, die Einfahrt hinunter rollen ließ und dem anderen Wagen folgte. “Und wo gehts hin?” wollte Alexandra wissen. “Na ins Hotel.” riefen die Anderen, einschließlich Saki, monoton, was alle zum lachen brachte. “Jetzt wird Party gemacht!” meinte Gustav nur und griff nach Heidis Hand. Party? Auf einem Hotelzimmer? Mit wie viel Personen eigentlich? “Achso.” sagte sie einfach nur und war den Rest der Fahrt ruhig. Wie sie aus den Gesprächen der Anderen heraushörte, würde es für die Jungs noch heute Nacht nach München gehen. Zum Glück hatte sie ihren Schlafsack wieder dabei, dachte sie, als Saki an einer Ampel halten musste und sie den anderen Jeep aus den Augen verloren. Das Hotel hatte fünf Sterne, wie sie halb entsetzt, halb entzückt feststellte. Sie hielten direkt vor der großen Drehtür des Eingangsbereiches und mussten sozusagen nur noch aus dem Wagen in die Lobby kullern. Auch diesen Weg ging Heidi wie selbstverständlich. Irgendwie ließ Alexandra dies vermuten, dass sie schon einmal hier war. Den Jungs wurde zwar von ein paar Passanten ein Blick zugeworfen, aber sie kamen relativ unerkannt im Inneren des Hotels an. Das leise “Bing!” des Aufzuges riss Alexandra wieder in die Realität zurück. Hier stand sie also wieder. Es war schon seltsam, was das Schicksal manchmal für einen bereit hielt. Sie folgte Heidi, Gustav und Georg ins Innere des Lifts, Saki hatten sie in der Lobby zurückgelassen. Die Tür schloss sich und es ging aufwärts. Sie grinste in sich hinein. Ja, ab jetzt konnte es nur noch aufwärts gehen. ~ Ende des 6. Kapitels ~ Kapitel 7: Konsequenzen ----------------------- Kapitel 7 ~Konsequenzen~ Sie sah zu, wie Heidi sich an die orangefarbene Wand des Ganges lehnte, daran herunter rutschte und einen grünen Apfel aus ihrer Tasche kramte um herzhaft hinein zu beißen. Alexandra lehnte ihr direkt gegenüber, ebenfalls an der Wand, und klopfte, bestimmt schon zum dutzendsten Mal, mehr oder weniger halbherzig, an die Zimmertür vor der Georg und Gustav sie “abgestellt” hatten. Wie zu erwarten erfolgte keine Reaktion. Es war eine viertel Stunde her, seit Heidi und Alexandra auf die Rückkehr der Jungs warteten, die sich nach dem Konzert frisch machen wollten. Alexandra gähnte und dachte schmerzlich an die Absage der Schauspielschulen, welche die Woche über wieder in ihren Briefkasten geflattert waren. Es tat weh es sich einzugestehen, aber ein Traum blieb oftmals auch nur das was er war: ein Traum. Weiter den Gang hinunter fiel eine Tür ins Schloss und Georg stieß als Erster zu den wartenden Mädels hinzu. “Macht keiner auf?” war seine Frage, kaum das er sie erreicht hatte. “Nein.” beantwortete Heidi bevor sie wieder einen Biss ihres Apfels nahm. Georg drückte Alexandra eine Flasche Dooleys mit den Worten “Hier halt mal.” in die Hand und trat an die Tür. Als er dies tat, stieg Alexandra der Geruch von Duschgel und Shampoo in die Nase. “Das war doch deine Marke, oder?” Erst nach ein paar Sekunden wurde sie sich bewusst, dass er mit ihr sprach und sie bestätigte seine Frage mit einem schnellen “Oh, ja.” Georg stand immer noch an der Tür und begann schlagartig mit der Faust gegen diese zu Hämmern. Alexandra sprang auf, in der Annahme gleich vor irgend etwas wegrennen zu müssen. Es vergingen ein paar Sekunden, bevor Georg seine Aktion wiederholte, diesmal mit Erfolg. Tom öffnete die Tür. Sein Kopf war in ein monströses Handtuch gewickelt, was den Eindruck erweckte, als würde es ihn fressen wollen. “Ihr wart zu zaghaft, Mädels.” meinte Georg und trat, ohne auf eine Einladung zu warten, an Tom vorbei ins Innere. “Komisch”, meinte dieser nur, während Heidi sich allmählich erhob “sonst sind es immer die Mädels die mir die Tür einrennen.” Alexandra schaffe es, in einer heldenhaften Anstrengung, nicht mit den Augen zu rollen und trat ebenfalls unaufgefordert in das Zimmer. “Denk dran, du bist nicht”, begann sie, als sie auf Toms Höhe war, wurde allerdings von ihm unterbrochen. “So unwiderstehlich wie ich glaube, ich weiß.” beendete er ihren Satz. Heidi folgte Alexandra mit einem “Genau.” in Toms Richtung. “Aber, kommt doch erst mal alle rein.” meinte Tom spaßeshalber in Richtung des nun wieder menschenleeren Ganges. Alexandra sah sich im Raum um. Auf einem Sofa lagen verschiedene Cappies, CDs waren über das Bett verteilt und wo man nur hinsah, Klamotten und Essensreste ohne Ende. Wenigstens roch es nicht so wie es aussah, sondern es lag dito ein Shampoogeruch in der Luft. “Ist das dein Zimmer?” wollte Alexandra von Tom wissen, obwohl sie sich sicher war die Antwort schon zu kennen. “Gefällts dir?” fragte er auf seine typische Art und nahm eine der CDs vom Bett um sie in eine Minianlage auf dem Nachttisch einzulegen. “Oh ja”, meinte Alexandra und ihre Stimme troff vor Sarkasmus “es hat irgendwie den Charme einer Mülldeponie.” Georg lachte und begann sich eine Sitzfläche frei zu räumen. Tom wirbelte geschockt zu ihr herum, obwohl sie sich sicher war, dass es gespielt war. Aus den Lautsprechern dröhnte eine Sekunde später deutscher Hiphop. Alexandra stand nicht so auf die Art von Musik, vermutete aber, dass es sich um Samy Deluxe handelte. “Wie eine ganz reizende Mülldeponie.” fügte sie ihrem Satz von vorhin noch einen hinzu. “Oh, du hast...Orangensaft mitgebracht.” riss er ihr die Flasche aus der Hand, die sie bis dahin immer noch in der Hand gehalten hatte. Thema Mülldeponie war anscheinend schon wieder vergessen. Sie sah zu Georg der ihr einen teilnahmslosen Blick zuwarf. Tom kramte gerade in der Minibar, als es erneut an der Tür klopfte. Georg erhob sich von seinem freigeräumten Platz und schlenderte durch den Raum, um dem Klopfenden Einlass zu verschaffen. Heidi sah auf und stürmte Gustav entgegen, als sie erkannte, dass er es war. Alexandras Mundwinkel gingen fast automatisch in die Höhe. Verliebte waren ja so niedlich. Es vergingen zehn Minuten, in denen Gustav, unter einem Haufen T-Shirts versteckt, eine Playstation entdeckte. Im Alleingang beschloss er ein Partyspiel einzulegen und nachdem Tom enttäuscht seine Hiphop-Platte ausgeschalten hatte, begann eine fröhliche Runde “Singstar”. “Du bist dran, Tom.” informierte Gustav voller Enthusiasmus, als er soeben den Song seiner Wahl beendet hatte und von dem Spiel als “Sternchen” betitelt wurde. “Auf keinen Fall.” protestierte Tom und griff nach der Flasche mit Likör “Ich muss mehr trinken.” Sie nutzten seinen Protest um eine Pause einzulegen und gerade, als sich Alexandra fragte, wann Bill auftauchen würde, klopfte es aufs neue. Der Rest der Meute, war gerade in ein minder interessantes Gespräch vertieft, also war es Alexandra die sich aufrappelte und zur Tür ging. Es überraschte sie, dass auf einmal in Davids Gesicht zu sehen. “Hey, Lexa”, begrüßte er sie wie eine alte Freundin, trat an ihr vorbei und gab den Blick auf Bill frei, der hinter ihm gestanden hatte. “Ich hab Orangensaft mitgebracht.” hörte sie David hinter sich krakeelen und war sich dabei sicher, eine Packung “kleiner Feigling” in seinen Händen gesehen zu haben. Irgendein Insider musste die Runde gemacht haben. Verwirrt sah sie zu Bill, der immer noch in der Tür stand. “Wer ist der Mann?” fragte sie mit gesenkter Stimme. “Ich dachte, ihr habt euch bekannt gemacht?” Schon wieder eine Gegenfrage. “Na ja, das ist nicht ganz richtig. Flüchtig, würd ich sagen.” “Das ist David Jost”, erklärte Bill und nickte in seine Richtung “einer unserer Produzenten.” In Gedanken rammte Alexandra ihren Kopf gerade mehrmals gegen etwas sehr, sehr hartes. Manchmal stand sie echt auf dem Schlauch. “Darf ich rein kommen?” Ein amüsiertes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Alexandra wurde sich bewusst, dass sie ihm den Weg nah Drinnen versperrte und huschte schnell zu Seite. “Tschuldigung.” “Wir sind keine Groupies.” hörte sie plötzlich Heidis, halb belustigte, Stimme und wandte sich um “ oder sehen wir etwa aus so?” “Du vielleicht nicht”, meinte Tom und zog sich das Handtuch vom Kopf, seine Dreadlocks fielen ihm ins Gesicht “bei Lexa bin ich mir da nicht ganz sicher.” fügte er mit einem Schmunzeln hinzu. Das Erstbeste was sie hätte nach ihm werfen können, wäre vermutlich Bills Kette gewesen, nachdem sie ihm diese vom Hals gerissen hätte. Also nahm sie das Zweitbeste: einen ihrer Schuhe. Das “Geschoss” traf Tom gegen die Brust, noch ehe er es fangen konnte. Ehe sich Alexandra versah, hatte sie sein Handtuch ins Gesicht geworfen bekommen und versuchte, sich davon zu befreien. Der Rest schüttelte sich bereits vor lachen und Alexandra nahm an, dass wohl schon jetzt ein paar Milliliter zu viel geflossen waren. Nachdem Bill ihr geholfen hatte sich zu befreien, funkelte sie Tom an. “Da verträgt wohl einer nicht all zu viel, was?” “Mehr als du alle Male.” “Ach ja?” “Oh, ja.” “Na dann zeig mal her.” “Kein Wetttrinken!” schalltete sich David plötzlich ein “Nicht hier und jetzt.” Alexandra und Tom sahen sich noch eine Weile an und schienen im Stillen ein Abkommen getroffen zu haben, die Herausforderung zwar Aufzuschieben, nicht aber Aufzuheben. Alexandra wandte den Blick ab und sah gerade noch wie David ihren Schuh begutachtete und anerkennend pfiff. “Nicht schlecht, echte Kitson-Slipper.” Oh, da kannte sich jemand in der Materie aus. Wieder bestätigte Alexandra dies nur mit einem kurzen Nicken und einem dazu passenden Laut. Dieser David war ihr noch immer nicht ganz geheuer. Er reichte ihr ihren Schuh, zusammen mit einem Feigling, und gab auch den anderen eine Runde aus, wobei er Gustav und Heidi gar nicht erst beachtete. Vermutlich war auch Gustav kein Alkoholtrinker. “Prösterchen.” meinte er und leerte seinen Feigling. “Prösterchen.” wiederholten Alexandra und die drei Jungs monoton. Sie war sich nicht sicher, glaubte aber über Davids lächelndes Gesicht einen Schatten huschen zu sehen. “Okay”, sagte Tom und brach die aufkommende Stille “und jetzt wieder ne Runde Singstar. Bill, wie schauts aus?” Alexandra war sich sicher, dass er heilfroh war, den “Staffelstab” an Bill übergeben zu können, nur weil er nicht singen wollte bzw. immer noch schmollte, weil seine Hiphop-Musik nicht gewürdigt worden war. Bevor Bill antworten konnte, hatte Tom schon nach dem Pad gegriffen. “Ich weiß auch schon welches Lied.” meinte er weiter und blätterte durch die Liederauswahl “Oder wir machen Duell... das is noch besser.” Alexandra hatte keine Ahnung was er da von sich gab, aber es hörte sich auf alle Fälle witzig an. Witzig, bis zu dem Moment als Tom ihr das zweite Mikro entgegen hielt. “Was?” “Na los, ihr battled euch jetzt.” Sie sah zu Bill, der mit hochgehobener Augenbraue zu ihr sah. “Zeigs ihm, Lexa.” hörte sie Georgs Stimme und musste lachen. “Bill wird dich fertig machen.” sagte Tom und hämmerte auf eine Taste des Controllers. Das Intro von “Durch Den Monsun” begann zu spielen und alle stöhnten über Toms Titelwahl, bis auf er selber natürlich. Das Ziel des Spieles war es, durch das richtige Treffen der Töne mehr Punkte als der Gegner zu ersingen. Bis zur Hälfte des Liedes, lagen sie, angfeuert durch die Rufe der Anderen, so gut wie gleichauf. Bis Tom dann die Idee hatte, Alexandra abzulenken, indem er sie in die Seite zwickte. Leicht aus der Fassung gebracht, rettete sie sich indem sie ihm mit der Faust gegen den Oberarm schlug und das Lied unbehelligt beenden konnte. Bill hatte zehn Punkte mehr, nichtsdestotrotz waren beide als “Singstar” tituliert. Tom und Bill schlugen sich ab, der Rest “Awww”-te vor sich hin und genehmigte sich ein weiteres Getränk. Mit immer mehr Unbehagen stellte Alexandra fest, dass David sie musterte und beaugenscheinigte, wann immer er dachte, dass sie es nicht merken würde. Ein ungutes Gefühl legte sich auf ihr Gemüt, und als er sich nach Ewigkeiten räusperte, scheinbar um etwas zu sagen, fühlte sie sich bestätigt. “Kann ich mal mit euch reden, Jungs?” Alexandra rappelte sich auf und sah, dass es Heidi ihr gleichtat. Bei einem Gespräch mit dem Produzenten und seinen Schützlingen wollten sie nicht stören. “Oh nein, bleibt ruhig hier.” sagte David schnell und hatte schon bald die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Wie auf eine Hiobsbotschaft wartend, sahen ihn alle erwartungsvoll an. “Es tut mir Leid, euch das jetzt zu sagen, aber” es fiel ihm sichtlich schwer weiter zu reden und er schien um die richtigen Worte bemüht “der Rest der Tour wird wegen des mangelnden Zuspruchs verschoben.” Stille. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Alle starrten zweifelnd in Davids Richtung. “Das ist ein Witz!?” war Bill der Erste der die Stille brach. “Du verarscht uns doch.” setzte Tom nach. “Ich wünschte es wäre so”, erklärte David “aber es ist bewiesen, dass die Verkaufszahlen der Alben, der Merchandise-Artikel und sogar der Live-Auftritte immer mehr zurück gehen. Ich habe bereits alles abgeklärt. Alle Termine wurden auf unbekannte Zeit verschoben.” Alexandra sah in die Gesichter der Jungs. Fassungslosigkeit und Enttäuschung waren nur zwei Dinge die sie in ihnen lesen konnte. Wie fühlte man sich wohl, wenn der Traum einer großen Deutschlandtournee vor seinen Augen wie eine Seifenblase zersprang? So langsam nahm die Party das Ausmaß einer Krisensitzung an. Keiner sagte etwas, bis David das Wort wieder an sich nahm. “Macht euch keine Sorgen. Ich habe eine Idee. Wie schon erwähnt, brauchen wir eine Veränderung in der Band.” “Ich lass mir keine Glatze schneiden!” protestierte Tom, David winkte allerdings ab. “Ich rede nicht von eurem Style. Was haltet ihr von einer Banderweiterung?” Vier blanke Gesichter sahen ihn an, sechs, wenn man Heidi und Alexandra mit dazu zählte. Bevor einer von ihnen sich dazu äußern konnte, erzählte David weiter. “Das würde den Fans wieder mehr Ansporn geben eure Konzerte zu besuchen und eure Fanartikel zu kaufen.” “Und uns zu vergöttern.” fügte Tom hinzu, der Gefallen an dem Gedanken zu haben schien “Also ich bin dabei, solange der Typ nicht heißer ist als ich.” “Ein riesen Hype würde losbrechen, wenn wir das Ganze richtig aufziehen. Eine neue Bühnenshow würde auf die Beine gestellt werden, neue Fotoshootings und Interviewtermine festgelegt. Ich sage euch, das ist die Lösung.” Bill sah amüsiert zu David, wobei sein Gesichtsausdruck eher dem ähnelte, wie man normalerweise geistig Verwirrte und Kleinkinder betrachtete. “Willst du etwa ein großes Casting veranstalten um Mitglied Nummer fünf zu finden?” fragte er, einfach nur um irgendetwas zu sagen. Diesmal war es David der lachte. “Aber nicht doch.” versicherte er “Wir haben Nummer fünf doch schon längst gefunden. ” Zeitgleich blickten alle auf und sahen ihn an. Er lächelte das Lächeln eines echten Siegers und sah zu Alexandra. “Lexa wird Tokio Hotel Bandmitglied Nummer fünf.” ~ Ende des 7. Kapitels ~ Okay...vermutlich ist es unrealistisch, dass David seine, zum Teil noch minderjährigen Jungs, mit Alkohol versorgt, aber.... who cares? XDD Okay...vielleicht ist dieses ganze Kapitel meeeeee~hr als unrealistisch...is ja nicht umsonst FanFICTION, oder? Kapitel 8: eine Lüge leben -------------------------- Kapitel 8 ~eine Lüge leben~ Alle Augenpaare waren auf sie gerichtet. Tom grinste, die Ausdrücke der Anderen waren nicht wirklich zu deuten. Alexandra schluckte und fand, nach Ewigkeiten wie es ihr schien, ihre Sprache wieder. Ihr Hals war plötzlich schrecklich trocken. “Ihr verarscht mich doch.” brach es aus ihr heraus. Na klar, das war die einzige Erklärung für das Ganze. Das Konzert letzte Woche und der Backstage-Besuch, ganz zu schweigen von diesem Wochenende. Das Alles konnte nur ein Scherz sein. Von Anfang an bis ins Kleinste geplant. Und sie war darauf herein gefallen. Sie war ja so eine leichtgläubige Kuh. Sie schellte sich im Inneren für ihre Blauäugigkeit. Sie sah zu ihrer finnischen Freundin. Heidi musste Schauspielerin sein und sie hatte sie auf eine falsche Fährte gelockt, hatte ihr den schüchternen Fan vorgespielt um sie um den Finger zu wickeln. Und David? David war der Moderator einer Comedysendung mit dem Titel “Die Leichtgläubigsten Trottel der Nation”, da war sie sich sicher. Und die Jungs von Tokio Hotel hatten den Spaß natürlich bereitwillig mitgemacht. Vermutlich hockte gerade ein ganzes Kamerateam im Bad um ihr überraschtes Gesicht filmen zu können, wenn sie erfuhr, dass alles ein Scherz war und gerade Live im Fernsehen übertragen wurde. Aber nicht mit ihr... Sie sprang auf und brachte die Distanz zwischen sich und der Badezimmertür übertrieben schnell hinter sich. Sie riss die Tür aus dunklem Holz auf und blinzelte... ins Leere. Ihre Theorie bekam leichte Risse. Der Balkon! Schnellen Schrittes hatte sie das Zimmer erneut durchquert, die Gardinen zur Seite gerissen und untersuchte nun den, ebenfalls menschenleeren, Balkon. Ihre Theorie begann zu bröckeln. “Das sollte eigentlich kein Scherz sein.” drang Davids Stimme allmählich an ihr Ohr. Ihre Theorie fiel in sich zusammen. Noch immer wurde sie von Allen gemustert. “Ich bin dafür.” Synchron drehten sich alle Köpfe in Toms Richtung. Er saß lässig auf einem Sessel und war der Erste der die Stille brach. Wie bei einer Abstimmung hatte er die Hand gehoben. Ein ungutes Gefühl machte sich in Alexandra breit, als sie sah wie Gustav ebenfalls seine Hand hob. “Ich auch.” Das ungute Gefühl wich blankem Entsetzen, als Georg es ihm gleichtat. “Dito.” “Bill?” fragte David mit einem Strahlen in den Augen wie Alexandra es jetzt das erste Mal bei ihm sah. Der Angesprochene zuckte nur geheimnisvoll mit den Schultern. “Ich bin doch sowieso schon überstimmt.” Ein leichtes Lächeln nahm seiner Stimme die Schärfe. Gerade stellte sich Alexandra vor, wie sie unauffällig rückwärts ging um sich aus dem Zimmer zu schleichen. Vor der Tür hätte sie wahrscheinlich Saki empfangen, also würde sie sich mit einem Hechtsprung quer übers Bett, durch die Fensterscheibe, auf den Balkon retten müssen. Von dort aus waren es ja auch nur noch wenige Meter bis auf den “Innenhof” des Dreiseitenhotels. Vermutlich würde sie sich nur ein paar Knochen brechen... nicht der Rede wert also. Immerhin wäre sie dann dieser unangenehmen Situation entkommen, die immer mehr die Ausmaße des Letzten Gerichtes annahm. “Lexa?” Monoton drehten sich alle Köpfe schlagartig wieder in ihre Richtung, was sie leicht zusammenzucken ließ. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch kein Ton entwich ihrer Kehle. Alle sahen sie erwartungsvoll an. “Ja?” fragte David hoffnungsvoll. Ein unartikuliertes Geräusch war das Einzige was sie zustande brachte. Sie musste dringend etwas sagen, aber was? Die Situation überforderte sie gerade etwas. Keine Sekunde später war Heidi wie ein geölter Blitz aufgesprungen und zu ihr getreten, zerrte sie, ohne ihren Protest zu beachten, hinter sich ins Bad und schloss die Tür. Dunkelheit umgab sie in dem fensterlosen Raum und Alexandra hörte, wie Heidi nach dem Lichtschalter tastete. Nach einem leisen “Klick” wurde der Raum in warmes Licht getaucht. Wassertropfen hingen noch an der Duschkabine und es duftete nach Shampoo. Als Alexandra zu Heidi blickte, sah ihre Freundin sie mit großen Augen an. Irgendwie fühlte Alexandra sich in die Enge getrieben. Wie eine Löwin starrte Heidi sie an. Und Alexandra war die Antilope. “Du sagst ja.” Das war keine Frage gewesen, das war ein Befehl! Alexandra glaubte, flüsternde Stimmen im Hotelzimmer zu hören. “Das”, Heidi schien nach den richtigen Worten zu suchen “das ist dein Traum.” Alexandra wandte ihren Blick ab. Nein, das war bestimmt nicht ihr Traum. Sie wusste nicht was sie Heidi antworten sollte. Die Finnin sprach weiter: “Das ist die Chance für dich um” ein Wort schien ihr nicht einzufallen, also fuhr sie in einer anderen Sprache fort “to be famous. Du musst ja sagen und nutzen die opportunity.” Alexandra schluckte, sagte weiterhin nichts und fixierte die Tür. War da eine Bewegung zu hören? “Du... würdest leben eine Lüge... dein ganzes Leben.” beendete Heidi ihre kleine Predigt. Eine Lüge leben? Alexandra sah Heidi an, als würde sie sie zum ersten Mal sehen. Alexandra nickte, hatte sich entschieden und öffnete die Tür um zurück in das Hotelzimmer zu treten. Es herrschte Stille in dem mittelgroßen Raum, alle saßen immer noch auf ihren Plätzen, nur Tom war vom Sessel aufgestanden und zu Gustav gegangen. “Das ging ja schnell.” sagte er eindeutig zweideutig und machte Platz für Heidi. “Und?” fragte David, als Alexandra mitten im Raum stand. Er schien aufgeregt wie ein kleines Kind und unfähig etwas anderes zu sagen. Alexandra räusperte sich. “Also, wenn ihr wirklich nichts dagegen habt”, sie sah nacheinander zu den Jungs und fühlte sich mehr als komisch dabei “ich meine, ich will euch nicht...also...irgendwie, irgendwo dazwischen funken und-“ “War das jetzt ein ja?” unterbrach David ihren plötzlich aufkommenden Redeschwall. Alexandra stockte und sah in die gespannten Gesichter der Anderen. “Tut mir Leid, ich kann mein Gestammel selber kaum noch richtig deuten. Aber ich denke schon, also ja...ja...JA!” “Yes Baby!” War sie über Davids Aufschrei und das folgende Gelächter und die Jubelschreie überrascht, dann konnte sie es nicht zeigen, da sie sich plötzlich in Davids Armen wiederfand und von den Füßen gehoben wurde. Überschwänglich knuddelte er sie und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Gott, der Mann konnte sich vielleicht freuen. So schnell wie seine Euphorie sie überrumpelt hatte, so schnell war er wieder der professionelle Produzent und hatte bereits sein Mobiltelefon gezückt und war auf dem Weg zur Tür. “Macht euch keine Gedanken, ich regele das alles und mach neue Termine. Ich treffe alle erforderlichen Vorkehrungen und besorge Lexa noch ein Zimmer. Macht ihr euch einen schönen Abend.” Er hatte die Tür schon fast geschlossen, als er den Kopf noch einmal nach Innen reckte und mit erhobener Faust verkündetet: “Eine neue Ära beginnt!” Alexandra blinzelte auf die Tür, welche kurze Zeit später ins Schloss fiel. “Keine Angst”, begann Bill “der is nich immer so.” “Aber immer öfter.” scherzte Tom und erhob sich, wie der Rest der Jungs... und Heidi. Alexandra wandte sich von der Tür ab und glaubte Bills Geste der geöffneten Arme richtig zu deuten. Sie öffnete ihre ebenfalls, als sie langsam auf ihn zuging. “Halt!” rief Tom plötzlich, der in unmittelbarer Nähe stand, und alle hielten erschrocken in ihren Bewegungen inne und sahen in seine Richtung “Haben wir uns das wirklich gut überlegt? Ich meine, WIRKLICH gut?” Noch bevor jemand fragen konnte, was er da wieder von sich gab, fuhr er fort: “Wollen wir ab jetzt wirklich bei jedem Konzert halbnackte Kerle in der ersten Reihe stehen haben, weil sie sich in Lexa verschossen haben, anstatt von halbnackten bis komplettnackten hübschen jungen Mädels? Haben wir uns das wirklich überlegt?” Für eine Sekunde hatte es den Anschein, als würde Bill seinem Bruder etwas erwidern wollen, sich aber dann eines Besseren besinnen. Er wandte sich erneut an Alexandra und drückte sie schließlich, Toms Einspruch bereits vergessen habend. “Willkommen in der Band.” Alexandra konnte sich nicht helfen, das war ihr alles irgendwie peinlich. Als hätte sie es von Anfang an genau darauf angelegt. Sie wurde leicht rot um die Ohren, hoffte allerdings, dass es in dem dunklen Zimmer, dessen einzige Lichtquelle der laufende Fernseher war, niemand sah. “Eine neue Ära beginnt!” waren Toms Worte, als er sie ebenfalls als, fast offizielles, fünftes Mitglied begrüßte und sich dafür das leidvolle Stöhnen der Anderen anhören musste. “Schön dich dabei zu haben.” meinte Georg nur, als er sie ebenfalls aus der obligatorischen Umarmung entließ und Platz für Gustav machte. “Tja”,meinte Gustav grinsend “Willkommen im Tokio Hotel.” Nach Stunden, wie es ihr schien, huschte endlich mal wieder der Anflug eines Grinsen über ihr Gesicht. Heidi sagte nichts, als sie Alexandra an sich drückte. Das brauchte sie auch nicht. In Alexandras Kopf hallte noch immer ihre Stimme wider. Alexandra wollte unter Garantie keine Lüge leben. Noch während sich Alexandra fragte, was wohl als nächstes passieren würde, zuckte sie, aufgrund eines Knalls, erschrocken zusammen. Als sie aufsah, bemerkte sie, dass Tom gerade eine Sektflasche aus der Minibar geöffnet hatte. “Lasst uns anstoßen.” meinte er, stellte jedoch fest: “Wir haben keine Gläser mehr. Hm...was solls.” Schulterzuckend setzte er die ganze Flasche an seine Lippen und nahm einen kräftigen Schluck, bevor er sie weiter reichte. Alexandra hatte keinen Schimmer wie spät es war, als David an der Tür klopfte und ihr ihren Zimmerschlüssel, in Form einer Chipkarte, überreichte. Er machte einen leicht gestressten Eindruck. Seine zerstrubbelten Haare und die müden Augen bestätigten dies nur noch. So schnell wie er aufgetaucht war, war er auch wieder verschwunden, immer das Handy an sein rechtes Ohr haltend. Alexandra besah sich ihren Zimmerschlüssel, zuckte mit den Schultern und leerte die Sektflasche in ihrer Hand. Es war gegen drei Uhr morgens, als sie in ihr Hotelzimmer trat. Die kleine Privatparty war noch feuchtfröhlicher geworden und so stellte sie fest, dass sie diese leicht beschwipst verließ. Ihre Tasche warf sie in eine Ecke des ruhigen und lichtlosen Zimmers ganz am Ende des Ganges, setzte sich aufs Bett und ließ die Stille auf sich einschlagen. Ihre Gedanken drehten sich, und dies lag nicht am Alkoholgenuss. Das ist dein Traum. Deine Chance. Du würdest eine Lüge leben. Ein riesen Hype wird losbrechen. Haben wir uns das gut überlegt? Yes Baby! Willkommen im Tokio Hotel. Alexandra schluckte den aufkommenden Klos in ihrem Hals hinunter. Ein seltsames Kribbeln hatte sich in ihrer Magengegend eingestellt. Wenn David der Manager war für den sie ihn hielt, dann würde sie bald halb Deutschland kennen. Doch wieso hatte sie plötzlich Angst davor? War es nicht das was sie immer wollte? Anerkennung? Aufmerksamkeit? Okay, nicht unbedingt als Mitglied einer Rockband, aber... großer Gott... was konnte denn geiler sein? Das war die Chance auf die sie immer gewartet hatte. Heidi hatte Recht. Ab jetzt wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Sie überlegte ob sie ihre Eltern anrufen sollte. Nicht sofort, aber in ein paar Stunden, wenn sie wach sein würden vielleicht. Sie verwarf den Gedanken wieder, erhob sich und trat auf den Balkon. Wahrscheinlich würden sie versuchen es ihr auszureden, wie sie es bisher mit allen ihrer “Hirngespinste” getan hatten. Alexandra kümmerte sich jetzt nicht mehr um ihre Eltern. Sie war alt genug um ihr eigenes Ding durchzuziehen. Und das tat sie. Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufhorchen. Es dauerte seine Zeit bis sie sich entschlossen hatte zu öffnen und schließlich an der Tür angelangt war. Neugierig öffnete sie diese und wurde von Bill angeblinzelt. Er wirkte erleichtert. “Ich dachte du schläfst schon.” “Quatsch”, entgegnete Alexandra “wie könnte ich, nach dieser Wendung meines Lebens jetzt einfach schlafen?” Bill sagte, entgegen ihrer Erwartung, nichts, sondern sah sie nur mit seinen unergründlichen Augen an. “Möchte der Herr eintreten?” lud Alexandra ihn mit einer entsprechenden Geste ein und brach somit die Stille. “Gerne.” antwortete er zwar, doch Alexandra bemerkte sein kurzes Zögern, welches allerdings sofort wieder verschwand, als er wie selbstverständlich an ihr vorbei lief und direkt auf den Balkon ging. Über die Dunkelheit im Zimmer schien er sich nicht zu wundern. Alexandra folgte ihm und lehnte sich, es ihm gleich tuend, gegen das Geländer. Die Nachtluft war angenehm warm, der Sommer schien endlich Einzug zu halten. “Ich wollt dir noch mal sagen, dass ich mich wirklich freue, dass du dabei bist.” begann er unvermittelt. “Nun”, erwiderte Alexandra und beobachtete wie eine leichte Brise mit seinen Haaren spielte “ich würde Lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich nicht freue.” “Allerdings,” fuhr Bill fort und Alexandra war sich sicher, dass jetzt der Haken an der ganzen Geschichte zum Vorschein kam “müssen Termine eingehalten werden und das wird bestimmt nicht immer ganz einfach werden. Vor Allem, wenn man mal nicht so gut drauf ist und sich wie ne Darmzotte fühlt, aber trotzdem im Tonstudio oder beim Fotoshooting alles geben muss. Kurzum gesagt, es wird nicht einfach, aber es lohnt sich tausendprozentig.” In Gedanken setzte Alexandra ein fettes Ausrufezeichen hinter diese Aussage. Äußerlich nickte sie. “Das dachte ich mir.” Bill sah zu ihr. “Und ich wusste, dass dich das nicht abschreckt. War David noch mal hier?” Alexandra verneinte und Bill erklärte: “Er hat gesagt, er will keine Zeit verlieren. Morgen gehts gleich auf nach Hamburg um das Album neu einzusingen.” Alexandras Kribbeln im Bauch wurde stärker. Vermutlich würde dies bald zu einem Dauerzustand werden. “Aber nach Hause darf ich noch mal kurz, oder?” Bill schmunzelte. “Aber nur kurz.” Alexandra war plötzlich froh, dass sie sich nie ein Haustier zugelegt hatte... oder Grünpflanzen. Stille legte sich wieder über die Beiden. “Was machst du mit deiner Arbeit?” wollte Bill nach einer Weile wissen. Daran hatte Alexandra auch schon gedacht. Noch hatte sie Urlaub und würde diese Zeit über keinen weiteren Gedanken an ihre Arbeit verschwenden. Sie seufzte. “Frag mich in zwei Wochen noch mal danach.” Bill nickte und wandte sich abrupt zu ihr um. “Ich lass dich dann mal allein.” “Ja”, sagte Alexandra “is ja auch schon spät.” Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste ihre Wange. Alexandra erwiderte diese Geste. “Gute Nacht. Ich find schon allein zur Tür.” “Okay.” Alexandra sah ihm nach. Als die Tür ins Schloss fiel wandte sie ihren Blick gen Himmel und lächelte. Das war nicht ihr Traum, aber es konnte ihr Traum werden. ~ Ende des 8. Kapitels ~ Kapitel 9: bis zum bitteren Ende -------------------------------- Kapitel 9 ~bis zum bitteren Ende~ Sie erwachte, auf den Bauch liegend, mit einem direkten Blick auf die Anzeige der digitalen Uhr die auf dem Nachttisch stand. 06:51 Alexandra stöhnte und drehte sich auf ihre linke Seite. Zehn Minuten später gab sie ihr Vorhaben wieder einzuschlafen auf und setzte sich in dem Doppelbett, welches viel zu groß für sie allein war, auf. Nach ein paar Sekunden des Verweilen zog sie ihre Sachen über und ging zum Bad, wo sie sich erst einmal ein Glas Leitungswasser einschenkte und in einem Zug trank. Es war viertel nach sieben, als sie ihr Zimmer mit dem Vorhaben verließ, das Hotel auf direktem Wege zu verlassen. Sie würde im Empfang eine Nachricht hinterlassen. Gerade als sie in die Lobby trat, öffnete sich die Tür zum Speisesaal und ein gehetzt aussehender David eilte ihr entgegen. Ein Kaffeefleck war auf sein T-Shirt gespritzt, was den Eindruck erweckte, als hätte er sich für sein Frühstück nicht sehr viel Zeit gelassen. Er murmelte vor sich hin und erkannte Alexandra erst, als er fast in sie hinein gelaufen wäre. “Lexa! Gut dass du hier bist. Zu dir wollte ich gerade.” Noch ehe sie ein “Guten Morgen.” murmeln konnte, redete David weiter auf sie ein. “Ich habe eine Nachtschicht eingelegt und die Mehrzahl der Termine bereits festgelegt. Heute Nachmittag, punkt 14 Uhr, holt ein Chauffeur dich von zu Hause ab und bringt dich zum Flughafen. Wir sehen uns dann morgen in Hamburg. Fahr vorsichtig.” Unfähig etwas anderes als “Okay.” zu sagen, ließ sie sich umarmen und verließ das Hotel in Gedanken, nachdem sie der Empfangsdame ihre Zimmerkarte ausgehändigt hatte. Sie schlenderte gemütlich durch Leipzigs Straßen und nahm nur wenig Notiz von dem aufkommenden Berufsverkehr. Es waren noch keine 12 Stunden vergangen, seit sie wusste, dass sie das neue Mitglied einer Band war, und schon jetzt begann das Starleben auf sie einzuwirken. Chauffeur. Hamburg. Flughafen. Das begann ja schon mal sehr viel versprechend. Kurz nach sieben Uhr hatte sie ihre horrenden Parkgebühren der Tiefgarage bezahlt und war jetzt endgültig pleite. Zum Glück, hatte die Fahrt hierher nur die Hälfte ihres Tanks geleert. Dies bedeutete, dass noch genug Sprit für den Nachhauseweg übrig war. Normalerweise sträubte sie sich immer, nach so einem Ausflug einfach wieder nach Hause zu fahren und ganz normal wieder in den Alltag zu starten. Doch dieses Mal würde sie nur schnell ihre Koffer packen um dann ein neues Abenteuer zu beginnen. Diesmal war es wirklich etwas anderes. Etwas aufregendes und absolut spannendes. Die Autobahnfahrt war nicht so anstrengend wie die gestrige. Es waren nur wenige Reisende unterwegs, sodass sie nach drei Stunden Fahrt und einer anschließenden, kurzen Parkplatzsuche kurz nach 10 Uhr im Flur ihrer Wohnung stand. Sie war nicht lange weg gewesen und doch fühlte es sich an, als wäre es in einem anderen Leben gewesen. Ein wohltuender Schauer lief ihr über den Rücken, als sie daran dachte, für eine Weile nicht hier zu sein. Ihrem Alltag entfliehen und im Rampenlicht stehen: das war es was sie wollte. Überstürzt ließ sie ihre Tasche von ihrer Schulter gleiten und eilte in ihr Schlafzimmer um zwei Koffer vom Schrank zu zerren. Sie hatte das blöde Gefühl, dass sie aus diesem Traum erwachen würde, wenn sie sich nicht beeilte. Eine gute Stunde später sah sie zufrieden auf zwei vollständig gepackte Koffer. Einer war etwas überfüllt und sie hatte sich auf ihn drauf setzen müssen, um ihn schließen zu können, aber immerhin war sie jetzt startklar. Ein Blick zur Uhr ließ sie seufzen. Jetzt hieß es eben noch drei Stunden warten. Aber im Warten war sie ja schon Weltmeisterin. Warten auf den Feierabend bei der Arbeit. Warten auf Urlaub. Warten auf ein Tokio Hotel Konzert. Warten auf ihre Chance ihr Talent beweisen zu können. Warten auf die große Liebe. Alexandra hatte ihr ganzes Leben immer auf irgendetwas gewartet. Und es war bei weitem noch nicht alles eingetreten. Ihr Warten schien immer weiter zu gehen. Vielleicht nahm es in der ein oder anderen Beziehung nie ein Ende. Mit der Absicht sich etwas essbares zu machen, ging sie in die Küche und vermied es diesmal den Fernseher einzuschalten. Ihr Kühlschrank war augenscheinlich leer. Auch gut, immerhin würde dann, über die Tage die sie nicht da war, nichts schlecht werden. Aus Verzweiflung aß sie schließlich Cornflakes ohne Milch, denn die war auch alle. Tütensuppe wäre zwar eine Alternative gewesen, aber leider war das Verfallsdatum schon seit ca. 3 Jahren abgelaufen. Die Sekunden vergingen schleichend, die Minuten schleppend und die Stunden zögerlich. Alexandra wurde immer nervöser und versuchte sich mit dem Lesen des 1. Bandes einer Enzyklopädie des Wissens abzulenken. Nachdem sie die erste Seite viermal gelesen hatte, immer noch ohne zu wissen was sie las, weil ihre Gedanken ständig um etwas anderes kreisten, stellte sie das Buch zurück ins Regal und zog sich frische Sachen an, welche sie bereit gelegt hatte. Viertel vor zwei hielt sie es nicht mehr aus und schleppte ihr Gepäck ins Treppenhaus. Es fiel ihr nicht sonderlich schwer ihre Wohnung hinter sich zu lassen. Sie drehte sich nicht mehr um, nachdem sie die Wohnungstür zugeschlossen hatte und sich und ihre Sachen auf den Gehweg vor der Eingangstür beförderte. Und hier saß sie jetzt. Einen Koffer neben sich stehend, auf dem anderen sitzend, aller geschätzter zehn Sekunden auf die Uhr sehend und ungeduldig mit den Fingern auf ihren Oberschenkel trommelnd. Langsam bekam sie das ganze Warten satt. Stunden später, wie es ihr schien, hielt ein Taxi direkt vor ihrer Nase und sie sah den Fahrer mit großen Augen an, während sie sich erhob. Er stieg aus, wandte seinen Blick ab und überquerte die Straße um zu dem kleinen Fastfoodladen auf dieser Seite der Straße zu gelangen. Alexandra setzte sich wieder und tat das Einzige was sie tun konnte. Richtig, Warten. Nach ein paar Minuten kehrte der Taxifahrer zu seinem Fahrzeug zurück. Er hatte eine große Tüte voll mit Fastfood in der Hand. Auf die Seite der Tüte war ein goldenes M gedruckt. Der Mann warf ihr einen letzten Blick zu, fuhr aus der Parklücke und verschwand. Gerade als sie sich fragte, an was sie ihren Chauffeur wohl erkennen würde, kam am Ende der Straße ein schwarzer Jeep um die Ecke gebogen. Eine Vollbremsung später stand er in der Parklücke vor ihr. Eine Volldrehung und ein paar qualmende Reifen hätten noch gefällt und es wäre ein Hollywoodreifer Stunt gewesen. Die getönte Scheibe der zu ihr gewandten vorderen Seite des Fahrzeuges glitt langsam nach unten. Es dauerte ein paar Sekunden bis Alexandra realisierte, wer sie da vom Beifahrersitz her angrinste. “Sind wir hier richtig bei Behlert?” fragte Gustav und rückte sein Cappie zurecht. “Absolut richtig.” antwortete Alexandra leicht perplex und erhob sich um zum Fenster zu gehen. Ein witziges Bild bot sich ihr, als sie ins Innere des Wagens sah. Gustav hatte einen Stadtplan vor sich ausgefaltet, allerdings bemerkte Alexandra, dass er ihn falsch herum las. Georg saß auf dem Fahrersitz und sein Blick ging immer wieder zu dem Navigationsgerät, welches am Armaturenbrett angebracht war. In der linken Hand hielt er einen Milchshake und zog gerade am Strohhalm. Auf der Rückbank saßen die Zwillinge und bewarfen sich gerade mit Papierkugeln, die sie aus Servietten gedreht hatten. Sie schienen sich sehr zu amüsieren. Auch sie hielten jeweils einen Milchshake in der Hand und hatten leere Burgerverpackungen neben und auf sich liegen. “Hi Lexa.” sagten alle vier monoton, was sie zum lachen brachte. “Hi Jungs”, lachte auch Alexandra und fügte hinzu “Egal, was ihr für Zeug nehmt, nehmt weniger oder gebt mir auch etwas.” Ein Becher tauchte vor ihren Augen auf. Alexandra nahm einen Schluck und reichte Bill seinen Erdbeershake zurück. Wäre das “Was macht ihr vier eigentlich hier?” “Wir sind dein Fahrdienst.” sagte Georg, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt und tippte gerade irgendetwas in das Navigationsgerät ein. Ja ne, war ja logisch. “Es war nicht leicht, David davon zu überzeugen”, berichtete Bill “aber letzen Endes hat er klein bei gegeben.” “Das hat er nur gemacht, weil er nicht weiß, dass Georg wie der Henker fährt.” schaltete Tom sich ein und klopfte Georg auf die Schultern. Während die Beiden sich balgten, öffnete Gustav die Beifahrertür und trat auf den Gehweg um Alexandra mit den Koffern zu helfen. Der Kofferraum war auch ohne ihr Gepäck schon voll und es machte den Anschein, als würden sie zu fünft gleich in einen gemütlichen Urlaub fahren. Gerade als Gustav den Kofferraum schloss, sah Alexandra auf der anderen Straßenseite ein Mädchen in einem Kaffee durch die Scheibe hindurch auf sie zeigen. “Wir sind aufgeflogen.” folgte Gustavs Stimme und sie fühlte sich wie in irgendeinem Actionstreifen B la James Bond “Schnell steig ein.” Bill öffnete auf seiner Seite die Tür und rutschte in die Mitte der Rückbank. Alexandra kletterte in den Wagen und setzte sich auf seinen alten Platz. Die Verpackungen von Burgern und Chicken Mc Nuggets lagen auch im Fußraum verstreut. Alexandras Augenbrauen mussten in Richtung ihres Haaransatzes gewandert sein, nachdem sie ins Innere geklettert war, denn Tom fühlte sich zu einer Erklärung genötigt. “Wir hatten Hunger und sind bei McDoof in den Drive In gefahren.” “Klingt ja spannend.” meinte Alexandra sarkastisch, während Gustav die Tür hinter ihr zuknallte und wieder auf den Beifahrersitz Platz nahm. “Das war es.” bestätigte Gustav und widmete sich wieder dem Stadtplan “Vor Allem, weil Tom ein Big King Menü bestellt hat. Stell dir das mal vor.” Alexandra brauchte eine Weile, bis sie die Absurdität dieser Bestellung erkannte. “Und das schlimme ist”, fuhr Bill fort. “Er hat ihn bekommen.” beendete Georg. Tom kicherte fröhlich vor sich hin und spielte mit seinem Lippenpiercing. Alexandra fühlte sich ein wenig verarscht, sagte jedoch nichts, da sie es plötzlich sehr eilig hatte, ihr Überleben etwas mehr zu sichern, als Georg den Gang einlegte und das Fahrzeug in Bewegung setzte. Kurz gesagt: sie schnallte sich an. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass das Mädchen aus dem Kaffee mit einem Stift in der Hand auf die Straße gerannt kam und enttäuscht inne hielt, als sie sich entfernten. “Die war süß.” bemerkte Tom, wurde allerdings nicht wirklich beachtet. Gustav kämpfte erneut mit der Karte, während das Navi ihnen anzeigte, in 300 Metern rechts abzubiegen. Die waren schnell zurückgelegt und nach einer scharfen Rechtskurve, in der Alexandra sich an der Tür festhalten musste um nicht zu sehr nach links geschleudert zu werden, beschwerte sich Gustav: “Wir sind falsch. Du hättest hier wenden sollen.” Vielleicht lag es daran, dass er immer noch die Karte falsch herum hielt, vielleicht auch an was anderem. “Das Navi wird wohl wissen was es tut.” rechtfertigte sich Georg, als er an einer roten Ampel hielt. Alexandra wünschte sich plötzlich, eine Reisetablette genommen zu haben und wühlte in ihrer Tasche. “Auf Technik ist doch kein Verlass. Würdest du jetzt bitte wenden?” “Mitten auf der Kreuzung, oder was? Außerdem gibt es überhaupt keinen Grund zu wenden. Mach mich nicht wahnsinnig, Hobbit.” Gustav schien die Titulierung entweder nicht mitbekommen zu haben oder war sie bereits gewohnt, denn seine Augen suchten weiterhin die Karte ab. “Genau”, mischte sich jetzt Tom ein und warf eine Papierkugel auf Gustav “mach Georg nicht wahnsinnig, Hobbit.” Auch das ignorierte Gustav und legte endlich mal die Karte zur Seite. “Ist Saki noch hinter uns?” Saki? Alexandra, die gerade die Packung Reisetabletten in den Tiefen ihrer Tasche gefunden hatte, wirbelte herum, genau wie der Rest der Insassen. Ein Auto des gleichen Typs stand dicht an ihrer Stoßstange. Alexandra konnte Saki gut erkennen. Was sie noch sah war, dass er nicht allein unterwegs war. Wäre die Heckscheibe nicht getönt gewesen, hätte sie ihm wahrscheinlich gewunken. War irgendwie klar, dass er seine Schützlinge nicht alleine ließ, oder? “Ja, er ist noch da.” bestätigte Bill und Gustav schien ein wenig beruhigter zu sein. Schließlich sagte er die nächsten 10 Minuten nichts mehr und überließ die Routenplanung dem Navigationsgerät. Laut dem Gerät würden sie in einer Dreiviertelstunde am Dresdner Flughafen sein. Zum Leidwesen aller, gewann Tom alle Runden Schere, Stein, Papier und durfte somit eine seiner Hip-Hop-Platten auflegen. Die Fahrzeit verging schnell und sie erreichten den Flughafen ohne sich zu verfahren. Dem Navi sei Dank. Das erste was Gustav tat, nachdem er ausstieg, war einen Papierkorb zu suchen und den Stadtplan darin zu versenken. Alexandra war froh, endlich wieder an die frische Luft zu kommen, auch wenn es die Luft eines Parkhauses war. Georgs Fahrweise war doch recht... gewöhnungsbedürftig. Saki parkte seinen Jeep direkt neben ihren und als er ausstieg, staunte Alexandra nicht schlecht, dass vier weitere Männer aus dem Wagen kletterten. Alle komplett in schwarz gekleidet, augenscheinlich ebenfalls Leibwächter. Einer nach dem anderen reichte ihr die Hand zur Begrüßung. Unterdessen hatte Georg den Kofferraum geöffnet und Bill und Tom brachten zwei Kofferwagen heran gekarrt. Gemeinschaftlich wurde der Kofferraum geleert und es blieb an Tom und Georg hängen, die Wagen durch die Flughafengebäude zu rollen. Auch Saki und seine Leute hatten einen Wagen für ihr Gepäck beansprucht, nur fiel das irgendwie kleiner aus... Alexandra fragte sich, und das war in letzter Zeit nicht das erste Mal, wie es sich wohl anfühlen würde mit den Jungs wie selbstverständlich durch die Gegend zu laufen. Jetzt stellte sie fest, dass es sich zwar irgendwie seltsam anfühlte, aber bei weitem nicht so außergewöhnlich war, wie man es sich vermutlich vorstellte. Immerhin waren sie alle nur Menschen. Kaum waren sie über die Verbindungsbrücke in das Hauptgebäude getreten, setzten die Jungs sich monoton schwarze Sonnenbrillen auf. Gerade als sich Alexandra fragte was dies wohl zu bedeuten hatte, sah sie die ersten Leute Handykameras zücken und auf ihre kleine Gruppe zeigen. Ein kleines Blitzlichtgewitter war ab hier ihr ständiger Begleiter. Hinzu kamen Rufe aus der Menge und ein paar Autogrammanfragen. Weiter als ein paar Meter kamen die Menschen jedoch nicht an die Jungs und Alexandra, die ausgerechnet in der Mitte gehen musste, heran, da sie von Saki und seinen Leuten abgeschirmt wurden. Unsicher sah sie zu Bill, der neben ihr lief und eine kleinen Koffer mit Rädchen hinter sich herzog. Er schien den ganzen Tumult gar nicht wahrzunehmen und sah stur geradeaus. Ihr Weg führte sie zum Ticketschalter, wie Alexandra annahm. So oft war sie noch nicht auf einem Flughafen gewesen. Leicht verwirrt musste sie dort feststellen, dass Saki und Georg die Autoschlüssel an die Dame hinter dem Schalter abgaben und im Gegensatz dazu eine handvoll Tickets erhielten. Georg reichte Alexandra ihr Flugticket und ohne Umschweife gingen sie zum Check In um ins Terminal zu gelangen. Alexandra nahm das Ticket in Augenschein und schlussfolgerte, dass sie noch über eine Stunde auf ihren Flieger warten mussten. Das Gepäck wurde abgegeben und nach einer Durchleuchtung des Handgepäcks und einem Schritt durch den Metalldetektor gelangten sie in den abgesperrten Bereich des Flughafens, in dem zahlreiche Duty-free-Shops ihre Waren anboten. Nachdem sie sich jeder ein paar Packungen Süßigkeiten und eine Zeitschrift gekauft hatten, machten sie es sich auf den recht bequemen Wartebänken gemütlich. Alexandra stierte vor sich und spürte dabei die ständig neugierigen Blicke der Passanten. Ein Blitzlicht in unmittelbarer Nähe ließ sie leicht erschrocken aufblicken. Sie blickte in die Linse von Gustavs Fotoapparat, der gleich noch ein Bild schoss. Er grinste als er danach, über die Kamera hinweg, in ihre Richtung sah. “Süß.” neckte er sie. Alexandra zog eine Grimasse und reckte ihm die Zunge entgegen, nicht damit rechnend, dass Bill in diesem Moment ein Gruppenfoto von Allen machte. Er besah sich das Bild auf der digitalen Anzeige seiner Kamera und lachte, als er sich neben seinen Bruder setzte. Tom lehnte sich zu ihm rüber und beschwerte sich: “Na toll, ich hab die Augen zu.” Auch Alexandra lehnte sich näher zu Bill und sah sich das Display an. Auch sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Tom hatte in der Tat die Augen geschlossen, den Mund allerdings weit geöffnet, warum auch immer. In der einen Hand hielt er eine bereits halb leere Tüte Chips, mit der anderen Hand kratzte er sich am Kopf. Georg war gerade dabei seinen Kopf in den Nacken zu werfen und sein Haar nach hinten zu werfen. Alexandra steckte Gustav die Zunge entgegen und er grinste noch immer. Ohne Frage ein sehr gelungener Schnappschuss. Die Minuten vergingen und die Zwillinge begannen, sich mit einer Runde Marc O’ Polo auf die Nerven zu gehen. “Marc O’.” begann Tom. “Polo.” setzte Bill fort. “Marc O’.” “Polo.” “Marc O’.” “Polo.” Alexandra blätterte durch eine Frauenzeitschrift und bekam nur am Rande mit, wie Georg Tom eine handvoll Chips ohne Vorwarnung in den Mund schob, nur damit er endlich ruhig war. “Marc O’.” sagte er mit letzter Kraft und kaum zu verstehen. “Polo.” lachte Bill. Tapfer kaute und schluckte Tom die Chips, sodass das Spiel weiter gehen konnte. Georg und Gustav verdrehten genervt die Augen. Alexandra grinste vor sich hin, hatte allerdings nach einer viertel Stunde Dauerbeschallung Marc O’ Polo auch die Nase voll. Gustav, der ihr gegenüber saß, tippte sie mit seinem Fuß, von den Anderen unbemerkt, am Bein an. Mit gehobenen Augenbrauen sah sie ihn an und versuchte zu verstehen, was er ihr verdeutlichen wollte, indem er sich den Mund zu hielt und mit den Augen kurz zu Bill deutete. Alexandra nickte kurzerhand, drehte sich leicht nach rechts und beobachtete wie Georg so tat, als würde er Abfall in einen nahe gelegenen Mülleimer schaffen. Auf dem Rückweg hielt er hinter dem nichts ahnenden Tom inne und sah zu Alexandra. Drei, zwei, formte er mit seinem Mund und Gustav hob langsam seine Kamera, die er auf seinem Schoß liegen hatte, an sein Auge. Bill und Tom wurden in ihrem Wechselspiel immer schneller und kurz nachdem Georg laut “EINS!” rief, stürzte er sich auf Tom, um ihn den Mund zuzuhalten. Alexandra tat das Selbe bei Bill und hörte schon bald darauf das vertraute Geräusch eines Fotoapparatauslösers. Toms “Marc O’” blieb ihm halbausgesprochen im Halse stecken und Bill ließ sich vor Schreck nach hinten fallen, als Alexandra ihn packte und somit zum Schweigen brachte. Gustav lachte und machte gleich noch ein paar Fotos, während die Zwillinge versuchten sich gegen diesen rätlichen Angriff zu wehren. “Noch ein ‘Marc O’ Polo’ und du hast die längste Zeit Dreadlocks gehabt, Filzlöckchen.” drohte Georg und entließ Tom, als er glaubte ein genuscheltes “Okay, okay.” gehört zu haben. Auch Alexandra entließ Bill, der immer noch halb gegen sie gelehnt war und nun endlich ohne Behinderung über die Aktion lachen konnte. Georg kehrte zufrieden zu seinem Platz zurück. Als er Alexandra passierte klatschten die Beiden sich ab. “Aber ich hab gewonnen.” war plötzlich von Tom zu hören. “Ja, is klar.” nickte Bill und drehte sich zu Alexandra. “Der Klügere gibt eben nach.” sagte sie. “Wo sie Recht hat,” begann Gustav. “Hat sie Recht.” beendete Georg. Tom schmollte, die anderen Vier lachten. Die Zeit verging wie im Flug und schon bald wurden die Fluggäste zum letzten Check In aufgerufen. Sie packten ihr Handgepäck und begaben sich zum entsprechenden Terminal. Alexandra zeigte einer Flugbegleiterin ihr Ticket und bekam von ihr ihren Platz in der Maschine gewiesen. Sie seufzte. Es war der Fensterplatz einer Dreierreihe. Bill ließ sich neben sie fallen, neben Bill war Toms Platz direkt am Gang. Georg und Gustav saßen zusammen mit Saki in der mittleren Dreierreihe, der Rest von Sakis Leuten vor und hinter ihnen. Wie wild kramte Alexandra plötzlich in ihrer Handtasche und warf sich eine weitere Reisetablette ein. “Du hattest doch schon eine.” bemerkte Bill und sah sie halb amüsiert an. Alexandra schluckte die bittere Pille hinunter. “Ja”, sagte sie und schnallte sich den Gurt um die Hüfte “aber das ist mein erster Flug und ich fürchte, ich habe etwas Angst.” Bevor Bill antworten konnte, erschien Toms Kopf in ihrem Blickfeld. Er hatte sich nach vorn gelehnt und fragte: “Darf ich auch eine?” Alexandra reichte ihm leicht verdutzt die ganze Packung. War sowieso nur noch eine drin. “Tom hat auch Flugangst.” erklärte Bill ihr in ruhiger Stimme “Keine Angst. Fliegen ist sicherer als Autofahren.” Alexandra drängte sich ein unschönes Bild in den Kopf. Ein betrunkener Pilot der gerade im Cockpit eine Stewardess poppte und sich anschließend feines weißes Pulver durch die Nase zog. Die Flugbegleiter machten die Passagiere gerade auf die Sicherheitsvorkehrungen während des Starts, des Flugs und der Landung aufmerksam. Alexandra versuchte alles so gut es ging mitzubekommen und ärgerte sich, dass der Mann der vor ihr saß noch ein letztes Telefonat führen musste. So bekam sie nur die Hälfte der Hinweise mit. Nach unzähligen, plagenden Minuten setzte sich die Maschine mit einem Ruck, der die peinlich berührte Alexandra leicht aufschreien ließ, in Bewegung. Alexandra schluckte und musste dem Drang widerstehen aufzuspringen und schreiend aus dem Flugzeug zu rennen. Bill lächelte ihr beruhigend zu und griff nach ihrer Hand, die sich krampfhaft in die Lehne ihres Sitzes gekrallt hatte. Tom hatte die Augen geschlossen, seine Kopfhörer aufgesetzt und lenkte sich mit seiner speziellen Art von Lieblingsmusik ab. Innerlich bekreuzigte sie sich, während das Flugzeug über das Rollfeld fuhr und die Startposition einnahm. Bill drückte ihre Hand und sie versuchte ruhig zu bleiben und gleichmäßig zu atmen. Das war nun mal der Weg den sie sich ausgesucht hatte, und den würde sie jetzt bis zum bitteren Ende gehen. ~ Ende des 9. Kapitels ~ Kapitel 10: Morenköpfe und Liebesfilme -------------------------------------- Kapitel 10 ~Morenköpfe und Liebesfilme~ Siebenundneunzig. Achtundneunzig. Neunundneunzig. Einhundert. Sie wagte es ihre Augen langsam einen Spalt breit zu öffnen. Es half wirklich im Stillen bis Hundert zu zählen, wenn man in Panik geriet. Den Trick musste sie sich merken. Ihr Herzschlag hatte sich beruhigt und der Angstschweiß auf ihrer Stirn war getrocknet. Ein leichter Druck hatte sich allerdings seit dem Start auf ihre Ohren gelegt. Bill bat ihr ein Kirschbonbon an und erklärte, dass dies, aufgrund des Druckunterschiedes der beim Ansteigen der Maschine vor sich ging, normal wäre. Auch half es ihr sehr, dass er ihre Hand hielt. Eine Geste, genauso beruhigend wie hilfreich gegen ihre neue Phobie. Alexandra sah aus dem Fenster. Gerade rechtzeitig um den atemberaubenden Wechsel mitzuerleben, der sich ihnen bot, als die Maschine durch die Wolkendecke stieß. Sie flogen über ein riesiges Meer aus weißer Zuckerwatte. Über ihnen war der Himmel wieder strahlend blau und die reinen Sonnenstrahlen verzierten das Meer mit goldener Glasur. “Wow.” entfuhr es Alexandra und sie klebte förmlich mit der Nase an dem kleinen Fenster. “Schön, oder?” Sie erschrak ein wenig, als sie Bills Stimme so nah an ihrem Ohr vernahm. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass er sich näher zu ihr gebeugt hatte, um ebenfalls einen Blick aus dem Fenster werfen zu können. “Wunderschön.” bestätigte sie und bemerkte, dass seine Hand immer noch auf der ihrigen lag. “Du kannst mich jetzt loslassen, danke.” Für den Bruchteil einer Sekunde schien er verwirrt und sah sie fragend an, sah dann jedoch auf die Lehne hinab und zog seine Hand zu sich zurück. “Oh, sorry.” Alexandra lutschte auf dem Bonbon herum und lächelte. “Kein Problem.” Tom sah verschmitzt zu ihnen herüber. Die Kopfhörer seines iPod hingen ihm lässig um den Hals. “Was ist?” wollte Bill von seinem Zwilling wissen. “Gar nichts.” antwortete er einen Tick zu schnell, wandte sich ab und begann mit einem Mädchen zwei Reihen weiter hinten zu flirten. Bill und Alexandra sahen sich nur an und zuckten mit den Schultern. Kaum waren die Anschnallzeichen erloschen, stand eben dieses Mädchen von ihrem Platz in der mittleren Reihe auf und wackelte provokant an ihnen vorbei und verschwand im vorderen Teil des Flugzeuges. Mit einem Grinsen im Gesicht schnallte sich auch Tom ab und folgte ihr unauffällig. “Bin gleich wieder da.” ließ er sie noch wissen und lief den Gang entlang. “Ja, ja.” tat Bill dies ab und Alexandra war sich sicher, dass er dagegen ankämpfte, nicht mit den Augen zu rollen. Sakis aufmerksame Blicke folgten dem Gitarristen, er und seine Leute blieben jedoch sitzen. Alexandra seufzte. Nachdem die erste Angst verflogen war und sie sich eingestehen musste, dass Fliegen doch ganz okay war, wurde ihr jetzt ziemlich schnell langweilig. Sie sah zu Gustav und Georg. Die Beiden hatten ein Kartenspiel hervorgezaubert und versuchten die Zeit mit einer Partie Canasta totzuschlagen. Fragte sich nur, ob das Biest auch wirklich sterben wollte. Alexandra wühlte erneut in ihrer Tasche und brachte ein Notizbuch und einen Kugelschreiber zum Vorschein. Sie überlegte ein paar Sekunden und begann dann, grinsend 22 kleine Striche, getrennt durch drei Leerzeichen, in das aufgeschlagene Buch zu kritzeln. Bill sah ihr neugierig zu und hob fragend eine wohl geformte Augenbraue, als sie ihn abwartend ansah. “Sag einen Buchstaben.” forderte Alexandra ihn ungeduldig auf und klackte mit jeder Bewegung ihres Daumens die Mine des Kulis rein und raus. Bill erkannte das Spiel und lachte. “Okay, dann sag ich mal... A.” Alexandra schmunzelte und zeichnete einen geraden Strich unter die bereits dastehenden. “Daneben.” “O.” war Bills zweite Wahl. Es brachte ihm zwei Treffer ein. “E.” Drei weitere. Noch immer grinste Alexandra still vor sich hin. “I.” meinte Bill konzentriert und sah, dass Alexandra wieder drei Buchstaben eintrug. “N.” sagte er danach wie selbst verständlich und hatte eines der Wörter erraten. “T.” riet er weiter “Okay, das erste Wort ist ‘Tom’.” Alexandra nickte und trug ein ‘M’ hinzu. T O M I _ T E I N _ I _ _ _ O E _ _ _ _ E N “Tom ist ein...” löste Bill den ersten Teil des Rätsels “Ein was?” Er sah Alexandra in die Augen. Sie zuckte nur stumm mit den Schultern und lächelte geheimnisvoll. “B?” Alexandra schnitt eine Grimasse und fügte dem vertikalen Strich unter dem halben Satz einen horizontalen hinzu. Der Galgen nahm seine Form an. “L.” T O M I S T E I N _ I L _ L O E _ _ _ _ E N Ein paar Sekunden starrte er auf die Buchstabenkonstruktion und murmelte sie leise vor sich hin. Alexandra beobachtete ihn dabei. “Tom ist ein Filzlöckchen.” sprudelte es plötzlich aus ihm heraus und er musste augenblicklich darüber lachen. “Richtig.” sagte Alexandra endlich mal wieder etwas und trug die fehlenden Buchstaben in das Rätsel ein. Just in dem Moment ließ sich ein leicht unglücklich aussehender Tom auf seinen Platz fallen. “Schon wieder da?” fragte Bill, immer noch halb lachend “Das ging aber schnell.” “Hmpf.” artikulierte sich Tom und rutschte in seinem Sitz etwas weiter nach unten. “Unfreiwillig, was?” hörten sie plötzlich Gustavs Stimme von der anderen Seite des Ganges zu ihnen herüber schallen. “Oh, wart mal”, meinte Alexandra plötzlich und lehnte sich halb über Bill um an Toms Cappie zu kommen und dies etwas mehr aus seinem Gesicht zu schieben “auf deiner Stirn. Da steht doch was.” Bills Blick wandte sich zu seinem Bruder, auch Georg war jetzt auf die Unterhaltung aufmerksam geworden. Toms Augen sahen ungläubig nach oben und Alexandra fuhr mit ihrem Zeigefinger langsam über seine Stirn, als würde sie etwas lesen. “Ab-ge-blitzt”, entzifferte sie scheinbar und legte dann gespielt geschockt ihre Hand auf ihre Brust “Oh, das tut mir so Leid.” Ihre letzten Worte gingen fast im lauten Lachen der drei anderen Jungs unter, auch Saki konnte sich ein leichtes Heben seiner Mundwinkel nicht verkneifen. Allerdings war er der Einzige der wenigstens so tat, als würde er aus dem Fenster gucken. Alle Anderen ließen ihrem Lachanfall freien Lauf. “Witzig, wirklich witzig!” meinte Tom leicht verärgert und zog sich sein Cappie wieder tiefer ins Gesicht “Ich lach mich schlapp.” Gustav machte noch schnell ein Foto und Georg meinte nur: “Das war der Brüller, Lexa. Wenn ich könnte, würde ich dich jetzt knutschen. Bill, könntest du vielleicht?” “Aber klar.” war seine spontane Reaktion und bevor Alexandra realisierte was er überhaupt meinte, hatte er ihr Gesicht mit der einen Hand näher zu sich heran geholt und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. “Hab ich doch gern gemacht.” tat Alexandra es ab und sah zu, wie Tom sich gerade in dem Moment ihr noch aufgeschlagenes Notizbuch packte. “Was habt ihr eigentlich getrieben als ich we-“ Die letzten Worte blieben ihm im Halse stecken, als er Alexandras Satz las. “Heut ist aber jemand einfallsreich.” meinte er statt dessen “Pass lieber auf, dass du Nachts in der WG dein Zimmer immer schön abschließt, ich kann nämlich für nichts garantieren.” “Bitte?” empörte sich Alexandra und sah hilfesuchend zu den Anderen. Doch die lachten nur über diese Drohung, wahrscheinlich waren sie so was schon gewohnt. “Wie wärs mit ner Runde ‘Schiffe versenken’?” meinte Bill plötzlich um vor Schlimmeren zu bewahren. “Zu fünft?” fragte Tom skeptisch. “Na klar.” meinten Bill und Alexandra monoton und Alexandra begann bereits damit, vier leere Seiten aus ihrem Buch zu reißen. Die restliche Flugzeit vertrieben sie sich also, zum Leidwesen der anderen Passagiere, die Zeit mit solchen kleinen Spielchen. “B7.” rief Georg Alexandra zu. “Daneben.” rief diese zurück und studierte ihre Schlachtkarte “E8.” “Treffer und versenkt.” seufzte Bill gerade in dem Moment, als die Stewardess ihnen ein paar Getränke reichte. Es gab einen kleinen Zwischenfall, als die Maschine durch ein Luftloch flog und man das Gefühl hatte, man würde fallen. Das Herz war Alexandra in die Hose gerutscht und reflexartig hatte sie sich an Bills Arm festgekrallt. Das er dabei Einblick in ihre Karte bekam war ihr egal, immerhin hatte der Tot ihr soeben ins Gesicht gelacht. Genau wie Tom... Pünktlich landeten sie am Hamburger Flughafen. Die Landung war noch einmal ein Erlebnis gewesen, vor Allem da die Bremswirkung auf der, durch strömenden Regen, nassen Fahrbahn nicht gleich einsetzte. Alexandras Herz hatte einen Schlag ausgesetzt und sie hielt die Luft an. Sie hatte einfach eine viel zu lebende Phantasie, da sich ihr erneut ein Bild in den Kopf drängte. Das Flugzeug, wie es über die Landebahn hinaus schoss und explodierte. Als einziger Überlebender wurde der koksende Pilot aus dem brennenden Wrack gezogen. Was für eine Ironie. Sie schüttelte den Gedanken ab, als Bill sich aus seinem Sitz erhob. “Kommst du?” Sie nickte und war froh, als sie sich mit dem Rest der Passagiere durch den Gang schob und das Flugzeug verließ. Es dauerte eine Weile bis sie all ihre Gepäckstücke beisammen hatten, sie auf mehrere Wagen geladen hatten und das Terminal in Richtung Eingang verlassen konnten. Die neugierigen Blicke der Menschen bemerkte Alexandra fast gar nicht. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, die Menschen zu beobachten, die ihre Liebsten längere Zeit nicht gesehen hatten und sich hier in die Arme fielen. Sie lächelte in sich hinein und freute sich insgeheim mit ihnen. Einer von Sakis Leuten verschwand kurz zur Information und kam kurze Zeit später mit zwei Autoschlüsseln wieder. Schweigend verließen sie das Gebäude um zum Parkhaus zu gelangen. Es ähnelte dem Parkhaus in Dresden, nur wurde Alexandra das Gefühl nicht los, dass es einen Tick größer war. Dankend stellte sie kurze Zeit später fest, dass einer von Sakis Leuten das Steuer ihres Fahrzeuges übernahm. Noch so eine Fahrt wie die vor ein paar Stunden hätte sie jetzt bestimmt nicht ausgehalten. Sie saß eingepfercht zwischen Tom und Bill auf der Rückbank des Wagens. Das Parkhaus war zwar größer, die Wagen dafür aber umso kleiner. Saki hatte auf dem Beifahrersitz Platz genommen, Georg, Gustav und der Rest seiner Truppe teilten sich das zweite Auto. Als sie das Parkhaus verließen, hatte sich an dem schlechten Wetter nichts geändert. “Hamburg, Regen”, begann Tom und machte dabei den Eindruck eines Produktvertreibers. Toms Nervigkeit hält, beendete Alexandra den Satz in ihren Gedanken und grinste leicht. “Die Frisur hält.” beendete Tom und warf seinen Kopf dabei in den Nacken. Allerdings tat er dies ein wenig zu heftig, da sein Kopf gegen die Scheibe knallte. Alexandra schoss es kurz durch den Kopf, dass seine Haare wohl den Stoß abgefangen hatten, da er sich nicht darüber beschwerte, als sie auch schon begeistert sagte: “Drei-Wetter-Tom, nur heute in der Jubiläumspackung.” Bill und auch Tom brüllte fast vor lachen, als sie gerade auf die Stadtautobahn auffuhren und den Rest ihres Weges mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 km/h zurücklegten. Schweigend saßen sie nebeneinander und lauschten dem schweren Trommeln der Regentropfen auf das Autodach. “Und ihr habt wirklich keinen Schirm dabei?” fragte Alexandra und bedauerte es, dass sie ihren eigenen ganz unten im Koffer liegen hatte. Der Rest der Insassen verneinte. Sie standen auf dem Hinterhofparkplatz eines vierstöckigen Backsteinhauses im holländischen Stil und hofften, dass der Regen bald nachlassen würde. Leider war dies nicht der Fall. Neben ihnen waren Gustav, Georg und drei von Sakis Leuten bereits seit einer halben Minute dabei den Kofferraum des zweiten Fahrzeuges zu leeren und das Gepäck ins Innere des Wohnhauses zu tragen. So wie sie es von hier aus erkennen konnten, waren die Fünf bereits jetzt fast vollständig durchnässt. “Bei drei?” fragte Saki und griff nach dem Türöffner. Der Rest nickte. “DREI.” rief Tom und die Türen wurden aufgerissen. In Windeseile wurde der Kofferraum geöffnet und das Gepäck ins trockene Treppenhaus gebracht. Noch bevor Alexandra überhaupt den Kofferraum erreicht hatte, war er bereits zur Hälfte geleert. Quälend langsam ließ sich einer der Koffer aus dem Wagen hieven und verursachte, dass seine Trägerin einige Sekunden länger dem Regen ausgesetzt war. Der Wagen der Anderen zeigte mit einem Aufblinken der Blinker an, dass er verschlossen war. Alexandra schleppte gerade den Koffer ins Trockene, als sie Gustav und Georgs amüsierte Gesichter sah. Es schien ihnen nichts auszumachen, dass sie bis auf die Knochen durchnässt waren. Sie standen einfach im Treppenhaus und schienen mit sich und der Welt zufrieden zu sein. Grinsend nahm Gustav ihr den Koffer ab, bevor sie sich todesmutig wieder in den Kampf gegen die Naturgewalt stürzte. Auf ihrem Weg zurück zum Auto begegnete ihr Bill. Er war bereits zum zweiten Mal unterwegs. Seine Haare hingen ihm in dunklen Strähnen im Gesicht. Nichtsdestotrotz hatte er ein Lächeln für sie übrig, als sie auf gleicher Höhe waren. Als das letzte Gepäckstück, eine von Toms Reisetaschen, sicher im Trockenen ankam, nahmen sie sich kurz Zeit sich gegenseitig zu mustern. “Uh, sexy!” hörte sie Tom plötzlich sagen und wandte sich zu ihm. Aufgrund des Blickes mit dem er sie und ihre, eng am Körper klebenden, Klamotten musterte, verspürte Alexandra das Verlangen ihm etwas hartes gegen den Kopf zu werfen. Sie riss sich zusammen. Statt dessen ließ sie Toms Reisetasche auf seine Füße fallen. Seine darauf folgende Beschwerde überhörte sie und folgte den Anderen. Alle Hände voll habend, schleppten sie das Gepäck das Treppenhaus empor. In der zweiten Etage blieb Saki vor einer großen Tür stehen und durchsuchte seine Taschen nach einem Schlüssel. Alexandra wollte gerade ihre Koffer abstellen, als Georg an ihr vorbei lief und den nächsten Treppenabsatz in Angriff nahm. “Wir müssen in den Dritten.” ließ er sie zwischen zwei Atemzügen wissen. Warum musste der Kerl auch gleich drei Koffer tragen? Sie zuckte mit den Schultern, wartete bis die verbliebenen Jungs an ihr vorbei marschiert waren und bildete das Schlusslicht auf dem Weg nach oben. In der dritten Etage angekommen, stritten sich die Vier gerade wer den Schlüssel eingesteckt hatte. “Ich hab ihn Gustav gegeben.” rechtfertigte sich Georg. “Und ich hab ihn Tom gegeben.” war dieser an der Reihe sich zu erklären. “Du hast ihn Tom gegeben?” fragte Bill ungläubig und ließ einen der Koffer fallen “Du hast ihn nicht Tom gegeben!?” “Keine Panik, Leute.” schalltete sich dieser ein und kramte in den Weiten seiner Hosentasche “Hier ist er.” Erleichtertes Aufatmen war zu vernehmen, als sich der Schlüssel im Türschloss ohne Probleme drehen ließ. Neugierig folgte Alexandra den Jungs durch die große Tür ins Innere der Wohnung. “Wir sind wieder daha.” rief Tom, vermutlich aus einer Laune heraus und lief den langen Flur bis ganz ans Ende entlang. Weiße, kahle Wände säumten ihren Weg. Der Flur endete in einer Art riesigen Gemeinschaftszimmer mit angrenzender Küche. Eine Tür im Flur führte vermutlich ins Bad. Alles in Allem machte die langgezogene Wohnung irgendwie den Eindruck eines Fernsehstudios für Kochsendungen. Tom ließ sich augenblicklich auf die riesige Couch in einer Ecke des Raumes fallen und griff nach der Fernbedienung. “Und jetzt wird entspannt.” ließ er die Anderen wissen und zappte durchs Programm. Alexandra stand unschlüssig im Raum, als sie ein Scheppern hörte. Sie drehte sich um und sah wie Georg seine Koffer eine enge Wendeltreppe empor schleppte, die sie zuvor nicht gesehen hatte. Gustav und Bill nahmen von Tom keine Notiz und folgten dem Bassisten. Als Alexandra ihnen unaufgefordert folgte, hörte sie Toms Stimme schalmaien: “Lexa Schatz, nimm doch bitte meine Taschen mit nach oben, ja?” Alexandra lachte gespielt und hätte sie die Hände frei gehabt hätte sie ihm den Vogel gezeigt. “Vergiss es”, sagte sie statt dessen “Deine Klamotten kannst du schön allein hier hoch schleppen, Filzlöckchen.” Sie erreichte soeben das vierte Stockwerg, als sie hörte wie Tom wie ein geölter Blitz aufzuspringen schien und mit einem “Na warte” die Treppe hinter ihr hoch gerannt kam. Nichts Gutes ahnend, beschleunigte sie ihre Schritte und hörte ihn immer näher kommen. Sie sah gerade wie Gustav in einem Zimmer verschwand, Bill und Georg standen allerdings noch im Gang und sahen sich aufgrund des Tumultes nach ihnen um. “Warts ab, bis ich dich kriege.” drohte Tom ihr vor sich hin lachend und erreichte ebenfalls das obere Stockwerk. Das brachte Alexandra dazu mädchenhaft zu kreischen. Gerade, als sie ihre Koffer fallen lassen wollte um sich für den Fall der Fälle wehren zu können, wurde sie von hinten gepackt und bekam etwas klebriges ins Gesicht gedrückt. Georg und Bill lachten, Gustav gesellte sich zu ihnen und stimmte in das Gelächter ein. Mit Genuss verrieb Tom das klebrige Zeug quer über ihr Gesicht und leckte sich anschließend, ebenso genüsslich, die Finger ab. “Hm, so werd ich meine Morenköpfe jetzt immer essen. Dein Zimmer ist übrigens direkt neben meinem. Freust du dich?” “Und wie.” bestätigte Alexandra, ließ ihre Koffer fallen und griff nach Toms T-Shirt um sich ihr Gesicht daran abzuwischen. Darüber nicht ganz so begeistert, verblasste sein Grinsen und ohne Umschweife meinte er: “Ich hol meine Sachen.” Alexandras Zimmer war größer als sie erwartet hatte und komplett eingerichtet. Sie stellte ihre Koffer in eine Ecke und sah sich kurz um. Kurze Zeit später war sie sich sicher, dass sie es hier ganz gut aushalten würde. Es klopfte an ihre Tür. “Ja?” Ein schwarzhaariger Kopf lugte ins Innere. “Bock auf DVD-Abend?” fragte Bill. “Sicher.” antwortete Alexandra und folgte ihm zurück nach unten. Tom lümmelte bereits wieder auf dem Sofa und hatte eine Chipstüte neben sich liegen. Alexandra bemerkte, dass er sich ein neues Shirt übergezogen hatte. Gustav kramte in einer DVD-Sammlung und fragte in die Runde: “Horror? Fantasy? Science Fiction? Auf was habt ihr Lust?” “Gibts auch nen romantischen Liebesfilm?” fragte Alexandra. Ihre Stimme troff vor Sarkasmus. Ihre Frage hinterließ die gewünschte Wirkung, alle “Iiiih”ten vor sich hin. “Ohoh”, hörten sie plötzlich von Georg der zum Kühlschrank gegangen war um zu sehen was dieser noch hergab “Jungs und Mädels, wir haben ein Problem.” ~ Ende des 10. Kapitels ~ Ich hab das blödes Gefühl, dass es nur langsam voran geht.... zu langsam? Trete ich auf der Stelle? Überflüssige Kapitel? Mehr Action? Kapitel 11: wir schließen uns ein --------------------------------- Ich will ja nicht, dass jemand vor Neugierde tot umfällt, deswegen geht es auch sofort weiter ^^ Viel Spaß damit! Kapitel 11 ~wir schließen uns ein~ Alexandra hatte sich zu Georg gesellt und lugte an seinem breiten Kreuz vorbei ins Innere des knallroten Kühlschrankes. Ungläubig starrte sie abwechselnd auf ein einziges Ei, ein Stück, bestimmt schon tranig gewordene, Butter und einen halb aufgegessenen Joghurt. Innerlich schüttelte sie den Kopf. Das sah ja schlimmer aus, als bei ihr zu Hause. Durch ein plötzliches Bauchknurren wurde sie sich bewusst, dass sie den ganzen Tag nichts weiter gegessen hatte. Zwar kamen ihr trockene Cornflakes in den Sinn, aber wirklich sättigend war diese Mahlzeit auch nicht gewesen. Okay, da war noch ihre Begegnung mit dem Kirschbonbon, aber... naja... das war ebenfalls nicht der Rede wert. Plötzlich war Toms Chipstüte heiß umkämpft. Und wo zum Teufel hatte er den Morenkopf von vorhin hergehabt? Während die beiden Jungs, deren Namen mit G begannen, zusammen mit Tom eine kleine Rangelei um die Chips anfingen, watschelte Bill zum Küchentresen und nahm sich einen der drei Schlüssel weg die da wie auf dem Präsentierteller lagen. Vermutlich Ersatzschlüssel, schoss es Alexandra durch den Kopf, damit jeder einen hatte. Außer sie natürlich. In einem mittelmäßigen Knall flog plötzlich die Chipstüte auseinander und ihr gesamter Inhalt entleerte sich über Filzlöckchen und die Couch. Georg und Gustav hielten in ihren Bewegungen inne und sahen unschuldig auf die Tütenreste in ihren Händen. Ganz nach dem Motto: WIR haben gar nichts damit zu tun. Bill und Alexandra lachten über den Anblick der Szenerie, Georg begann zu pfeifen und Tom begann, ungewohnt gelassen, die Chips von sich zu kehren. “Was haltet ihr von einem Besuch bei Jimmy’s?” hörte man plötzlich von Gustav. Aber wahrscheinlich wollte er einfach nur vom Thema ablenken. Zustimmendes Gemurmel machte sich breit und ehe Alexandra sich versah, brach ein Tumult los wie sie ihn zuletzt beim Winterschlussverkauf erlebt hatte. Georg war bereits in den Weiten des Flures verschwunden und mit einem “Ich sag Saki Bescheid.” auf den Weg in die zweite Etage, noch bevor Alexandra überhaupt die Zeit gehabt hatte zu blinzeln, geschweige denn zu fragen was “Jimmy’s” eigentlich war. Im Vorbeigehen hatte er sich noch einen der zwei verbliebenen Schlüssel gekrallt und war mit einer Geste der Verabschiedung verschwunden. “Ich bin im Bad.” meinte Bill nur und war einen Liedschlag später ebenfalls verschwunden. “Ich...” gestikulierte Tom hilflos und deutete dabei immer wieder auf die Wendeltreppe “ich bin...nochmal kurz oben.” Mit diesen Worten verschwand auch er und Alexandra sah zu Gustav, der es sich wartend auf einem Barhocker in der angrenzenden Küche bequem gemacht hatte. Alexandras fragender Blick schien ihn dazu zu bewegen etwas zu sagen. “Ich bin fertig.” meinte er nur und Alexandra schmunzelte über diese Bemerkung. “Was ist Jimmy’s eigentlich?” fragte sie den Schlagzeuger. “Ein Steakhaus.” meinte er knapp “Ein echter Geheimtipp.” Fast augenblicklich sammelte sich ein ganzer Sturzbach in Alexandras Mund, bei dem bloßen Gedanken an etwas zu Essen. Und dann auch noch ein Steak. Das klang zu verlockend. “Ich hol meine Tasche.” sagte sie schnell und rannte, zwei Treppen auf einmal nehmend, Tom hinterher. Auf dem Weg in ihr Zimmer wäre sie fast mit Tom zusammengestoßen, der seines gerade verließ. “Hoppla”, war sein verwunderter Ausruf “Ich hatte ja keine Ahnung, dass du es so eilig hast zu mir auf mein Zimmer zu kommen.” grinste er ihr anzüglich hinterher. “Träum weiter.” sagte Alexandra nur, als sie, ohne sich umzudrehen, an ihm vorbei hechtete und die nächste Tür aufstieß. Ohne weiter darüber nachzudenken entledigte sie sich ihres alten T-Shirts und wühlte in ihrem Koffer nach einem frischen. Sie krallte sich das erste was sie zu fassen bekam und zog es schnell über. Im hinausgehen griff sie noch nach ihrer neuen schwarz-weiß karierten Umhängetasche und war schon wieder auf dem Weg nach unten. Sie war keine Minute weg gewesen. Gustav saß noch immer auf dem Barhocker und Tom leistete ihm nun Gesellschaft. Als Alexandra zu ihnen stieß, öffnete sich die Badtür und Bill trat in den Flur. Alexandra fragte sich, was er wohl gemacht hatte. Lidstrich nachgezogen? Wimpern getuscht? Haarspray aufgetragen? Oder einfach nur ein menschliches Bedürfnis verrichtet? Verrückt, über was man sich so alles Gedanken machen konnte, was? Gerade als ihr bewusst wurde, dass sie ihn anstarrte, zog Tom mit einem Kommentar ihre Aufmerksamkeit auf sich. “Aber was nicht ist, kann ja noch werden.” meinte er nur und Alexandra starrte jetzt ihn, an Stelle von Bill an. Irgendwie wollte dieser Satz gerade keinen Sinn ergeben. Was wollte er ihr damit sagen? Bill rollte genervt mit den Augen und Gustav begab sich zur Wohnungstür. Toms Blick wanderte eine Etage tiefer. Alexandra sah an sich hinunter und brauchte ein paar Sekunden ehe sie endlich begriff. In großen Lettern prangte auf ihrem T-Shirt der Satz “ICH BIN KEIN GROUPIE”. “Dir wäre natürlich der Satz ‘ICH BIN EIN GROUPIE, NIMM MICH!’ lieber, oder?” “Lass mich kurz überlegen”, meinte Tom nur und fügte, allerdings ohne eine Pause des Überlegen, hinzu “Ja!” “Kommt ihr?” wurden sie von Gustav unterbrochen der an der geöffneten Tür stand und auf die drei wartete. “Ja.” teilte Bill, der Tom und Alexandra ausdruckslos beobachtet hatte, ihm mit und ging zur Tür. Alexandra schüttelte innerlich den Kopf und wurde sich bewusst, dass sie dies in letzter Zeit häufiger tat. Tom deutete ihr, dass er ihr den Vortritt ließ. Skeptisch setzte sie sich in Bewegung, verfolgt von einem dauergrinsenden Tom. Eine Etage tiefer trafen sie im Treppenhaus auf Georg und Saki. Entweder hatte der Rest der Personenschützer keinen Bock auf ein Essen oder sie hatten andere Aufgaben zu erledigen. Wie auch immer, Alexandra war es nur Recht nicht so viele von diesen Leuten um sich zu haben. Georg war der Erste der vor die Tür trat und auf einen der Wagen zuging. Es hatte aufgehört zu schütten wie aus Eimern, aber dennoch zeugten große Pfützen auf dem Hinterhof von dem Gewitterguss. Mit Entsetzen stellte Alexandra fest, dass Georg sich wie selbstverständlich hinter das Lenkrad des ersten Wagens setzte. Oh nein, und sie hatte keine Reisetabletten mehr dabei... Tom rief “Shotgun” und kletterte auf den Beifahrersitz. Shotgun? Resignierend ließ sich Gustav auf der Rückbank nieder. Sich ihrem Schicksal stellend, wollte Alexandra sich gerade neben ihn setzen, als sie Bills Stimme vernahm. “Ihr wollt mich wirklich mit Saki allein lassen?” Verwirrt blinzelnd sah sie sich um, als es ihr wie Schuppen von den Augenbrauen fiel. Sie waren zu sechst und die Wagen waren Fünfsitzer. “Öh”, sagte sie, als keiner der anderen Anwesenden Anstalten machte sich dazu zu äußern “Ich könnte mitfahren, wenn du willst.” Bill warf seinen Bandkollegen einen Ich-mag-Alexandra-viel-lieber-als-euch-Blick zu und öffnete die Hintertür des Wagens, in dem Saki schon als Fahrer saß, um Alexandra einsteigen zu lassen. Als sie sich auf der Rückbank niederließ, hatte sie das komische Gefühl beobachtet zu werden. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie auch, dass es gewittern würde. Sie hätte schwören können, ein Blitzen gesehen zu haben. Da außer ihr dies niemand zu glauben schien, tat sie es damit ab, dass es wahrscheinlich eine Reflexion in der Scheibe gewesen sein musste. Sakis Fahrstil war ihr bei Weitem lieber. Dies dachte sie sofort, als sie sah wie Georg vom Hof brauste. Als Saki den Motor startete, wurden sie von den harten Klängen des neuen Linkin Park Songs berieselt. In Seelenruhe kullerte der Jeep Richtung Ausfahrt und Bill meinte nur, dass David Saki die Hölle heiß machen würde, wenn er erfährt, dass er den Rest der Band aus dem Auge verloren hatte. “Keine Panik. Bei der nächsten Ampel hab ich sie wieder eingeholt.” brachte Saki zum Ausdruck und summte zum Refrain des Rocksongs mit. Alexandra fühlte sich an ihre erste Autofahrt mit Saki erinnert. Die Platzaufteilung war damals die Gleiche gewesen. Es schien eine Ewigkeit her zu sein. Seitdem war so vieles passiert. Sie sah nach rechts. Bill musterte sie mit einem geheimnisvollen Grinsen. “Was ist?” wollte sie von ihm wissen, erntete allerdings nur ein Kopfschütteln. “Nichts.” “HA!” rief Saki plötzlich lautstark. Alexandra erschrak aufgrund dieses plötzlichen Ausrufes, lehnte sich mehr zur Mitte und sah nach vorn. Bill tat es ihr gleich und sie erkannte vor ihnen den schwarzen Jeep in denen Tom und G-Quadrat sitzen mussten. Saki war sichtlich stolz auf sich. “Ich sagte ja, bei der nächsten Ampel haben wir sie wieder.” Der Wagen kam zum stehen. “Ich wette sie schneiden uns gerade Grimassen.” vermutete Bill und versuchte vergeblich etwas durch das schwarz getönte Heckfenster hindurch zu sehen. “Meinst du?” Bill nickte. “Na wenn das so ist, dann können die uns doch mal.” meinte Alexandra nur aus einer Laune heraus, schnallte sich ab und kletterte kurz, halb über den Fahrersitz gelehnt, nach vorn um dem Wagen vor ihnen das internationale Zeichen für Gleichgültigkeit zu zeigen: ihren ausgestreckten Mittelfinger! Saki lachte auf seine typische Art, während Alexandra sich wieder setzte, genau in dem Moment als die Ampel auf grün sprang. Für ein paar Sekunden passierte gar nichts. Georg schien vergessen zu haben, wie man ein Auto in Bewegung setzte. Hinter ihnen begannen die Ersten zu hupen. “Das war toll.” hörte sie Bills begeisterte Stimme, als sie sah wie der Wagen vor ihnen leicht ruckend in Bewegung geriet. “Da hast du jemanden ganz schön aus dem Konzept gebracht.” meinte auch Saki und blieb dicht an der Stoßstange des Jeeps kleben. “Tja,” meinte Alexandra nur und lehnte sie zurück “so bin ich.” Es wurde langsam dunkel, als sie in eine kleine unscheinbare Gasse am Stadtrand von Hamburg einbogen. Hier war es schon fast ländlich und laut Bill war das Tonstudio, in welchem sie ab morgen jede freie Minute verbringen würden, hier ganz in der Nähe. Man hätte meinen können, zu dieser Tageszeit wäre ein Steakhaus gut besucht gewesen, doch allem Anschein nach, handelte es sich tatsächlich um einen Geheimtipp. So geheim, dass nur sie sechs davon wussten. In der Ecke saß zwar ein junger Italiener, aber der gehörte wahrscheinlich zum Personal und verschwand sofort hinter der Theke als er sie sah. Italienische Musik dudelte aus einem Lautsprecher irgendwo unter der Decke leise vor sich hin. Ein italienisches Steakhaus also, sehr interessant. Die Jungs schienen bereits ihren Stammplatz zu haben, denn sie liefen geradewegs auf eine Eckbank zu. Die Zwillinge ließen sich nebeneinander an die lange Tischseite fallen, Alexandra setzte sich kurzerhand allein an die kürzere und für Georg, Gustav und Saki blieben nur noch die Stühle übrig, da die weich gepolsterte Eckbank somit besetzt war. Alexandra hatte nur kurz Zeit sich umzusehen, als auch schon ein älterer, ebenfalls italienisch aussehender, Mann mit Speisekarten zu ihnen eilte und sie begrüßte. “Bueno sera.” Die Jungs und Saki begrüßten den Mann ebenfalls wie einen guten Freund, als sein Blick auf Alexandra fiel. “Oh, heute in Damenbegleitung?” fragte er in lustigem Akzent und lächelte ihr freundlich zu. “Ja,” meinte Tom bevor irgend jemand anderes es tat “aber du weißt ja Francesco, wir waren nie hier.” “Natürlich.” zwinkerte Francesco “Getränke?” Alexandra sah in die Runde. Saki war tief in die Karte versunken, alle Anderen sahen sich ratlos an. “Eine große Cola.” sagte die Karte plötzlich mit Sakis Stimme. “Für mich auch.” fügte Bill hinzu. “Und für mich auch.” meinte Tom. “Die nehm ich auch.” sagte Georg. “Ich auch.” bestätigte Gustav mit einem Grinsen. Monoton wandten sich alle zu Alexandra und sahen sie erwartungsvoll an. “Ein Wasser bitte.” sagte sie zur Enttäuschung aller. Francesco grinste nur. “Sehr gern.” meinte er und verschwand dann ebenfalls hinter der Theke. Alexandra sah sich jetzt etwas genauer um. Auf jedem der Tische stand eine brennende Kerze, was dem Restaurant einen romantischen Hauch verlieh, da diese Kerzen die einzigen Lichtquellen zu sein schienen. Alles in Allem, war es hier sehr gemütlich. Die folgenden Minuten verbrachten sie damit die Karte zu studieren. Ab und an wandte sich Tom, der neben ihr saß, zu seinem Bruder und schien sich zu beratschlagen, aber keiner schien sich für ein Gericht entscheiden zu können. Saki brach die Stille. “Was haltet ihr von dem Schlemmerteller für vier Personen?” Alexandra suchte schnell die Karte danach ab, während Bill bereits antwortete. “Klar, wir nehmen einfach zwei. Seid ihr einverstanden?” Alle bejahten und als der junge Kellner die Getränke brachte, gaben sie ihren Wunsch in Bestellung. Tom war der Erste der sein Glas in die Höhe hielt und wartete bis die Anderen es ihm gleich taten. “Auf Lexa.” “Was?” Ungläubig sah sie in die Runde und fühlte sich nicht gut dabei, dass man auf sie anstieß, doch Toms Vorgabe echote bereits im Raum wider. “Auf Lexa.” “Auf,” war zu guter Letzt noch Alexandra selber an der Reihe etwas zu sagen “die Band.” vervollständigte sie und jeder stieß mit jedem an. “Du hast mir nicht in die Augen gesehen, Georg.” echauffierte sich Tom plötzlich “Das bedeutet 7 Jahre schlechten Sex.” Alexandra nahm einen Schluck und versuchte ihr Hungergefühl sowie die aufkommende Diskussion über Blickkontakt zu ignorieren. Vielleicht wäre es auch einfach das Beste, ihre Wahrnehmung mal ganz auf Eis zu legen und nur noch zu existieren. Unter Umständen würde die Zeit ja dann schneller vergehen. Es war eine Fehleinschätzung. “So,” beendete sie die Diskussion mit einem lauten Wort und stützte sich mit den Ellenbogen auf der Tischkante ab “jetzt erzählt doch mal was über euch.” Es hatte funktioniert. Sie verstummten. “Was willst du denn wissen?” fragte Bill und nippte an seiner Cola. Alexandra versuchte krampfhaft sich eine gescheite Frage auszudenken, was ihr irgendwie das Gefühl gab sie wäre hier bei einem Meet & Greet, als bei einem Abendessen mit ihren neuen “Kollegen”. “Keine Ahnung. Vielleicht... wie kommt ihr auf Ideen für neue Liedtexte?” Okay, das war nicht die einfallsreichste Frage. Sie war sich sicher, dass die Jungs diese schon tausend Mal beantwortet hatten, aber vielleicht würde sich dadurch eine Unterhaltung entwickeln. “Ganz einfach,” war Tom es der ihr antwortete, obwohl Bill sich geräuspert und Anstalten gemacht hatte zu antworten “wir schließen Bill ein und lassen ihn nicht mehr raus bis er was brauchbares zu Papier gebracht hat.” Der Rest der Truppe lächelte leidend. “Tatsächlich?” wollte Alexandra nur wissen und Tom fügte grinsend hinzu: “Oh ja, allerdings passiert es immer öfter, dass wir uns alle vier einschließen und dann wilde Orgien feiern.“ Alexandra hatte soeben das Glas an ihre Lippen gehoben und prustete nun einen kräftigen Schluck Wasser quer über den Tisch. Tom hatte dies mit solch einem Ernst gesagt, dass die Anderen ebenfalls laut los lachten. Dies wurde durch Alexandras, nicht ganz freiwillige, Spuckaktion nur noch unterstützt. Saki hingegen beherrschte es sehr gut, seine Wahrnehmung abzuschalten und einfach nur zu existieren. Vielleicht sollte sie ihn bei Gelegenheit fragen, ob er ihr zeigen konnte wie das geht, denn er schien es konsequent durchzuziehen. “Ihr glaubt ja gar nicht wie weit die Fantasien einiger Fans gehen.” meinte Alexandra schließlich leicht hustend, als sie sich wieder gefangen hatte und gerade die Tischdecke mit einer Serviette trocken tupfte. “Oh doch,” sagte Bill und rieb sich leidend die Stirn “das wissen wir sogar ganz genau.” Georg und Gustav sahen sich vielsagend an, während Tom sich zurück lehnte, die Arme hinter dem Kopf verschränkte und fragte: “Schon mal was von Twinzest gehört?” Alexandras Augen weiteten sich. “Das Gleiche wollte ich euch auch gerade fragen.” “Oder Slash.” fügte Gustav hinzu und schüttelte sich bei dem Gedanken. Alexandra machte eine ausholende Geste und bemerke dabei den Kellner nicht, bis sie gegen ihn stieß. “Es gibt Unmengen von Fanfictions, in denen- Oh, scusi.“ Der Junge Mann brachte die erste der beiden Schlemmerplatten und platzierte sie mittig der einen Tischhälfte. “Non problema.” meinte er mit einem typischen Italienerlächeln und machte sich daran die zweite zu holen. “Ja, das wissen wir.” sagte Tom, die kleine Unterbrechung nicht beachtend, noch bevor Alexandra ihren Satz beendet hatte “Ich hab da mal ein oder zwei gelesen...vielleicht auch drei...oder vier. Komisch, dass ich immer als notgeiler Frauenheld dargestellt werde.” Er grinste sein bestes Checkergrinsen. “Ich kann mir gar nicht vorstellen wieso.” meinte Alexandra und ihre Stimme troff von Sarkasmus. Sie lachten. Bill war der Erste der wieder verstummte, als der junge Kellner die zweite Platte brachte und sich nur wenige Zentimeter neben Alexandra über den Tisch beugte um sie abstellen zu können. “Grazie.” fühlte sie sich genötigt zu sagen. “Prego.” Als der Kellner verschwunden war, schalltete auch Saki seine Wahrnehmung wieder ein und griff mit einem “Oh, Essen.” nach dem Besteck. Die Anderen taten es ihm gleich und schaufelten sich ganze Haufen auf die vorgewärmten Teller. Alexandra fiel es schwer sich bei der riesen Auswahl für ein Steak zu entscheiden. Rumpsteak? Hüftsteak? Filetsteak? Lammrückensteak? Putenbruststeak? Oder doch lieber ein T-Bone-Steak? Auch die Beilagen sahen alle zu lecker aus um sie unprobiert zu lassen. Kurzerhand nahm sie sich von Allem etwas. Die Teller waren ja groß genug und ausgehungert genug war sie auch. Ein Wunder, dass sie es überhaupt so lange ohne etwas zu futtern ausgehalten hatte. “Sieht jemand ein Schweinefilet?” fragte Gustav plötzlich und sah sich suchend auf den Tellern um. Alexandra fiel auf, dass er bis auf die Beilagen noch nichts auf seinem Teller hatte. Suchend hob Georg mit seiner Gabel das ein oder andere Fleischstück an und schüttelte bedauernd den Kopf. “Sieht so aus als wäre bloß eins dabei gewesen. Und ich glaube, das hat Bill.” Bill reichte Gustav plötzlich seinen Teller quer über den Tisch. “Sorry, ich habs irgendwie grad voll verdrängt, dass du allergisch bist.” “Na dann,” meinte Tom nach einer Weile und sah in die Runde. Jeder hatte jetzt etwas auf seinem Teller. “Buon appetito.” “Haut rein.” hörte man noch von Saki bevor er für den Rest des Abendessens wieder komplett verstummte. “Guten Appetit.” meinte Alexandra nur und schob sich selig ein großes Stück Steak zwischen die Kauleisten. Zustimmendes Gemurmel brandete ihr entgegen und sie begannen ihre Teller zu leeren. Die Minuten vergingen, in denen sie sich schweigend über das Essen her machten. Es war ein wunderbares Gefühl endlich wieder etwas essen zu können, wenn man so ausgehungert war. Alexandra hatte es mehr als eilig ihren Teller zu leeren, was nicht lange unbemerkt blieb. Sie versuchte die Blicke die Tom ihr zuwarf zu ignorieren. Anfangs klappte das ganz gut, bis er plötzlich aus heiterem Himmel und ohne mit der Wimper zu zucken fragte: “Bist du etwa schwanger?” Alexandra ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie schaufelte sich weiter gabelweise Fleisch und Bratkartoffeln in den Mund und fragte in der gleichen Tonlage wie er es getan hatte: “Bist du denn Jamaikaner?” Aus Georgs Richtung war ein unterdrücktes Glucksen zu hören, Gustav grinste vor sich hin, Bill gluckste ebenfalls, Tom sah sie ausdruckslos an und Saki... Saki ignorierte das alles irgendwie. Tom öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, jedoch kam kein Laut über seine Lippen. “Ich glaube, das bedeutete nein.” ließ Georg Tom wissen und beobachtete wie dieser sprachlos die Nahrungsaufnahme fortsetzte. “Man mag kaum glauben, was in so ein zierliches Mädchen alles rein geht.” war Georg es der die Stille brach. Die Jungs waren schon geschlagene 10 Minuten fertig mit dem Verzehr der Speisen und ihre Teller waren bereits weggeräumt, was sie dazu übergehen ließ Alexandra zu beobachten wie sie beharrlich das letzte Steak auf ihren Teller zog. “Das war doch jetzt das achte Steak, oder?” fragte Tom ungläubig. Alexandra zuckte kauend mit ihren Schultern. “Das neunte.” korrigierte Bill seinen Bruder und schielte, leicht finster drein blickend, zur Theke. “Ich hatte halt Hunger.” murmelte Alexandra, schluckte den letzten Bissen runter und legte ihr Besteck auf den Teller “Aber jetzt bin ich satt.” “Wo frisst du das alles hin?” fragte Tom voller Unglauben und fügte hinzu “Vermutlich isst du doch für zwei.” Alexandra war gerade dabei gewesen ihr Wasserglas zu leeren, als Toms Bemerkung an ihr Ohr drang. Sie zog die Augenbrauen nach unten, nahm das Glas mit dem Wasserrest von ihren Lippen und schüttete es Tom mit einem teuflischen grinsen kurzerhand ins Gesicht. Er zuckte, in dem vergeblichen Versuch der Attacke ausweichen zu können, kurz zusammen. Sein anschließender Protest ging allerdings im Gegröle der restlichen Anwesenden unter. Georg wäre beim Anblick von Toms betröppeltem Gesicht fast vom Stuhl gefallen. Geistesgegenwärtig nahm Bill die Getränke in seiner Reichweite an sich, nachdem er sah wie Tom diese anvisierte. In stummer Drohung zeigte er mit dem Finger auf Alexandra und meinte nur: “Dein Zimmer...abschließen.” Sich den Bauch vor Lachen haltend, schaffte sie es gerade noch ihm ihre Zunge entgegen zu strecken. Dies war Anlass genug für Tom um blitzschnell aufzustehen, seinen linken Arm um ihren Hals zu legen, sie an sich zu drücken und mit der rechten Faust über ihren Kopf zu wuseln. Das kleine Restaurant hatte vermutlich noch nie so einen aufregenden Abend erlebt, denn aufgrund von Alexandras Aufschrei und dem danach folgendem Gekicher aller Beteiligten kam Francesco alarmiert aus der Küche gerannt und schien bereits mit dem Schlimmsten gerechnet zu haben. Er gab seinem Kellner lächelnd einen Wink und dieser räumte das restliche Geschirr beiseite während die Rauferei weiter ging. Erst als Alexandra es schaffte mit ihrer rechten Hand Toms Kinn zu packen und von sich weg zu schieben, ließ er endgültig von ihr ab. “Okay, okay.” beruhigte er sie mit erhobenen Händen und wischte sich jetzt erst mal mit einer Serviette das Gesicht trocken. “Bist du nicht Personenschützer, Saki?” fragte Alexandra ihr Gegenüber “Solltest du in solchen Situationen nicht etwas unternehmen?” “Ich halt mich da komplett raus.” meinte der Bodyguard nur, nahm sich die Speisekarte und tat so, als würde er sich eine Nachspeise aussuchen. “Haltet mich für verrückt,” unterbrach Bill sie plötzlich mit ernstem Tonfall “aber dieser schleimige Kerl starrt Lexa die ganze Zeit an.” Sie verstummten urplötzlich und sahen ausdruckslos in Bills Richtung der seinerseits Richtung Küche blickte, in der der Italiener mit den leeren Schlemmerplatten verschwunden war. Monoton drehten sich alle Köpfe in diese Richtung, sogar Saki blickte auf. Tom sah zu Alexandra, dann zur Küche und schließlich zu Bill. Zur Küche, zu Alexandra, zu Bill. Dann grinste er. “Ach Quatsch,” tat Alexandra dies ab und erhob sich um die Toilette aufzusuchen “Entschuldigt mich mal kurz.” “Aber nur kurz.” rief Gustav ihr hinterher und schnappte Saki die Speisekarte weg. Alexandra hatte das Gefühl, dass sie noch nie im Leben so satt gewesen war wie in diesem Moment. Und noch nie so glücklich. Dauergrinsend und ganz in Gedanken kam sie von der Toilette wieder, bog in den Hauptraum des Restaurants ein und stieß plötzlich mit dem “schleimigen Kerl” von Kellner zusammen, der sie sofort an den Oberarmen packte, damit sie ihr Gleichgewicht wieder fand. “Scusi.” war es nun an ihm sich zu entschuldigen. “Schon okay.” meinte sie schlicht und bemerkte nicht wie er sie etwas länger fest hielt, als es eigentlich nötig gewesen wäre. Schnellen Schrittes schlenderte sie zurück zu ihren Tisch und bemerkte, dass weitere Gäste eingetroffen waren; ein Pärchen welches sich an einem Zweiertisch in der Ecke niedergelassen hatte. Die Jungs, außer Bill, kicherten wie die Bekloppten vor sich in, als Alexandra wieder zu ihnen stieß. Gerade als sie fragen wollte, ob sie noch alle Nadeln auf der Tanne hatten, meinte Tom nur: “Okay, DAS war offensichtlich.” “Was denn?” fragte Alexandra vollkommen naiv. “Mir wird schlecht.” entgegnete Bill nur und leerte seine Cola. “Lags am Essen?” wollte Alexandra weiter wissen, was Tom zu einem erneuten Lachanfall brachte. “Den Laden boykottieren wir ab jetzt.” unterbrach Georg und leerte ebenfalls sein Glas. Bill nickte bestätigend und Alexandra hoffte, dass sich sein finsterer Gesichtsausdruck bald wieder legen würde. “Auf alle Fälle.” sagte er entschieden und blickte grimmig in die Richtung in der der rauchende Kellner in seiner Ecke saß und seinerseits stumm in ihre Richtung blickte. Alexandra glaubte, dass es langsam an der Zeit war die Rechnung zu verlangen. ~Ende des 11. Kapitels~ Kapitel 12: Nachts in der WG ---------------------------- Ich bin jetzt übrigens auch auf myfanfiction.de angemeldet und musste gleich zu Beginn meiner Mitgliedschaft feststellen, dass jemand 'Beichte' als sein Werk ausgibt... *das durch Zufall mitbekommen hat* Der Betreiber der Homepage hat der Guten auch schon eine Nachricht in die "Pinnwand" geschrieben, dass er sich der Sache annehmen wird, aber sie hat diese Nachricht einfach gelöscht und meine FF ist weiterhin unter ihrem Namen online. Ich will mich jetzt hier nicht darüber aufregen (obwohl ich es könnte), aber vielleicht liest die besagte Person das hier ja und überlegt sich was sie da eigentlich gemacht hat. Ich bin stolz auf diese FF und schreibe wirklich jedes einzelne Kapitel mit meinem Herzblut, also habe bitte den Anstand und lösche diese Veröffentlichung, bevor ich mich genötigt sehe jeden deiner Freunde zu schreiben, dass du eine miese Diebin bist!!! Sorry... aber das musste jetzt einfach mal gesagt werden! Sogar die Kurzbeschreibung hast du ja komplett übernommen! *Kopf schüttel* Wie auch immer... weiter gehts mit Kapitel 12. Sorry noch mal für diese unschönen einleitenden Worte. Kapitel 12 ~Nachts in der WG~ “Arrivederci.” war Saki der Einzige der sich auf italienisch verabschiedete, als sie das Lokal recht überstürzt verließen. Soweit Alexandra es sagen konnte, war die schmale Gasse noch immer wie leer gefegt. Nicht weit entfernt sah sie die schwarzen Silhouetten der beiden Fahrzeuge, welche die Gruppe jetzt ansteuerte. Straßenlaternen schien es in dieser Gegend gar nicht zu geben. Die einzigen Lichtquellen waren die Schaufensterbeleuchtungen der angrenzenden Läden. Alexandra hielt abrupt inne als Bill plötzlich vor ihr stehen blieb und sie beinahe in ihn hinein gelaufen wäre. Georg allerdings, der hinter ihr lief, konnte nicht mehr so schnell reagieren und stieß unsanft gegen sie. “Oh sorry.” entschuldigte er sich während sie schon Toms gehässiges Lachen hörten der das Ganze mit einem “Trottel.” kommentierte. Sie brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren, dass Bill seinen Kopf in den Nacken geworfen hatte und verträumt in den nächtlichen Himmel sah. Reflexartig tat Alexandra es ihm gleich. Wenigstens sah er jetzt nicht mehr so finster drein. “Is was?” hörte sie Toms Stimme die neben ihr auftauchte. Auch er sah gen Himmel, musste seinen Kopf allerdings noch weiter in den Nacken werfen als die Anderen, da er, aufgrund seines Cappies, sonst gar nichts gesehen hätte. “Schön, oder?” flüsterte Bill, immer noch nach oben sehend. Alexandra gab einen Laut der Bestätigung von sich, während Tom genervt seufzte. “Jaja, ganz toll. Aber wisst ihr was mir dazu einfällt? SHOTGUN!” Verdutzt sah Alexandra zu ihm und hörte wie nach einem kurzen Fluchen Gustav und Bill das Selbe riefen. Gustav war einen Tick eher. “Shotgun?” fragte Alexandra die endlich wissen wollte was es damit auf sich hatte und sich nicht mehr um die geistigen Schäden der Jungs Gedanken machen wollte. Gustav schlug sich mit Tom ab und erklärte schließlich: “Der, der zuerst Shotgun ruft darf beim Autofahren vorn sitzen.” Oh, gut zu wissen. “Früher haben wir es mit einer Runde ‘Schere, Stein, Papier’ gelöst, aber das wurde dann irgendwie zu nervig.” mischte Georg sich ein und kramte den Autoschlüssel aus seiner Hosentasche als sie die Autos erreicht hatten. “Man sieht sich.” meinte Tom und kletterte freudig auf den Sitz rechts neben Saki, der bereits wieder seinen Platz als Chauffeur eingenommen hatte. Hatte er es etwa eilig? Bill gab einen Wink mit seiner Hand und verschwand auf der Rückbank des Wagens. Alexandra schluckte und wand sich zu Gustav und Georg. Letzterer grinste sie wohlwissend an. Er schien bereits bemerkt zu haben, dass sie nicht viel von seinem Fahrstil hielt. Und jetzt sollte sie die Fahrt mit vollgefressenem Magen auf der Rückbank des Jeeps überstehen? In hohen Bogen warf Georg ihr den Schlüssel zu und begab sich freiwillig auf die Rückbank. Verwundert starrte sie erst den Schlüssel und dann Gustav an, der nur mit den Schultern zuckte und anschließend seinen Platz einnahm. Tja, warum eigentlich nicht? Als Alexandra hinter das Lenkrad des Fahrzeuges stieg und sich den Sitz sowie die Spiegel einstellte, hätte sie schwören können, dass die Zwillinge bestimmt gerade einen Witz über sie rissen. Vor allem Tom. Als sie den Motor startete, setzte Saki seinen PKW in Bewegung. Als dieser sich auf der selben Höhe wie der befand den Alexandra nun steuern sollte, hielt er noch einmal an und das Fenster auf der Beifahrerseite fuhr automatisch nach unten. Alexandra betätigte ebenfalls den Fensterheber auf ihrer Seite und spürte die warme Nachtluft ins Wageninnere strömen. Sie sah nach links. Tom hatte sich halb nach draußen gelehnt. “Sagt mal Jungs, wo habt ihr noch mal euer Testament hinterlegt? Vermachst du mir deinen Bass, Georg?” Alexandra sagte nichts dazu, sondern gab sich Mühe ihn so finster wie möglich anzusehen. G-Quadrat ließen leidende Laute verhören. Aus Sakis Wagen hörten sie ein ermahnendes “Tom.” von der Rückbank. “Naja, wie auch immer. Gute Fahrt!” sagte er mit einem teuflischen Grinsen in ihre Richtung während der Wagen langsam wieder anfuhr. “Soll ich ihn später für dich schlagen?” fragte Georg und sah zu, wie das Fenster wieder nach oben glitt. “Nicht nötig,” antwortete Alexandra “der kriegt schon noch sein Fett weg.” “Da freu ich mich jetzt schon drauf.” hörten sie von Gustav, der zu seinem Handy gegriffen hatte und gerade eine SMS tippte. Vermutlich nach Finnland. Plötzlich wurde Alexandra sich bewusst, dass sie dem Wagen ja folgen musste. Etwas hastig legte sie den Gang ein und kurze Zeit später hatten sie die Gasse hinter sich gelassen. Alexandra war überrascht wie gut sich der Wagen fahren ließ. Sie hatte nicht viel Erfahrung mit Autos denn ihr Kleinwagen war ihr erstes Auto überhaupt. An das Gefühl ein so großes Auto zu besitzen könnte sie sich glatt gewöhnen. Auf Hamburgs Straßen herrschte zu dieser Nachtzeit zwar kein reges Treiben mehr, aber das ein oder andere Fahrzeug war hier am Stadtrand doch noch unterwegs und begegnete ihnen, während sie in der Zweierkolonne auf dem Rückweg waren. Als die Straße Zweispurig wurde, setzte Alexandra den Wagen neben Sakis Führungsfahrzeug. Kurze Zeit später standen sie an einer Ampel die gerade auf rot geschalten hatte und warteten auf die Farbe grün. Alexandra atmete die Nachtluft durch das halb geöffnete Fenster und eine Idee kam ihr in den Sinn. “Bock auf ein Spiel?” “Kommt auf die Art des Spiels an.” hörten sie von Gustav. “Das Ampelspiel.” grinste Alexandra, zog die Handbremse an und nahm den Gang raus. Georg grinste, während Gustav noch protestierte. “Eins,” begann Alexandra. “Zwei,” fuhr Georg fort. “Ihr wollt doch nicht wirklich-“ “DREI!” “Och nee.” murrte Gustav noch und schnallte sich gleichzeitig mit den Beiden ab, bevor er eine halbe Sekunde später die Autotür aufriss und auf die Straße stürmte. Alexandra wandte sich nach rechts und rannte im Uhrzeigersinn um das Fahrzeug. Als sie die Motorhaube erreicht hatte, kam ihr auch schon Georg entgegen gestürmt. Anscheinend hatte er sich gegen den Uhrzeigersinn entschieden. Sie schafften es ungehindert aneinander vorbei. Fast auf der Beifahrerseite angekommen, begegnete ihr Gustav mit einem leicht säuerlichen Gesichtsausdruck. Im vorbei stürmen rief sie ihm noch ein “Lachen, Gusti!” entgegen und war auch schon auf dem Weg zum Heck des Fahrzeuges. Dort begegneten ihr die Beiden noch ein weiteres Mal und sie und Gustav tänzelten kurze Zeit, sich den Weg versperrend, voreinander her, bevor sie sich wieder auf der Fahrerseite wiederfand und hinter das Lenkrad hechtete um sich anzuschnallen und die Tür zu schließen. Sie wandte sich nach rechts und sah wie Georg schon wieder ganz entspannt auf seinem Platz saß und zu ihr blickte. “Erster.” grinste er triumphierend. “Zweiter.” meinte Alexandra und synchron sahen sie nach hinten um zu sehen wie Gustav gerade halbherzig die Tür hinter sich zu zog. “Letzter.” nuschelte er vor sich hin “Das ist ein blödes Spiel.” Jetzt wo es vorbei war lachten sie sich über die Aktion fast scheckig. Und die Ampel war immer noch rot. “Aber sonst gehts euch gut, oder?” hörten sie Toms Stimme die ebenfalls von Gelächter untermalt wurde. Er hatte die Fensterscheibe wieder nach unten gelassen und spähte zu ihnen hinüber. Die drei Insassen lachten nur noch lauter auf dieses Kommentar hin. Alexandra brachte gerade mal ein halb ersticktes “Ja.” heraus und bekräftigte dies indem sie heftig nickte. Wäre die Ampel noch länger rot geblieben, hätte sie vermutlich noch eine Runde vorgeschlagen, doch leider - oder zum Glück? - sprang die Ampel in dem Moment um als sie darüber nachdachte. “Ihr spinnt ja.” hörten sie noch aus dem neben ihnen anfahrenden Fahrzeug bevor dieses wieder die Führung übernahm. Alexandra wischte sich ihre Lachtränen aus den Augen und schaltete einen Gang höher. So was sollten sie wirklich mal öfter machen. Es war dunkel auf dem Hinterhof ihrer Wohnung. Die Scheinwerfer der Wagen beschienen die Backsteine des Hauses und zeigten ihr leuchtendes Rot. Als sie weiter über den Hof fuhren und die Wagen nebeneinander parkten, schaltete der, am Haus angebrachte, Bewegungsmelder die Außenbeleuchtung an und spendete genug Licht um den Weg vom Auto zur Haustür sicher zurücklegen zu können. Als alle ausgestiegen waren, verschloss Alexandra den Jeep mit einem Druck auf den Knopf der Zentralverriegelung. Sie warteten in der schwachen Beleuchtung des Hofes auf den Rest und stellten zu ihrem Leidwesen fest, dass die Zwillinge sich wieder mal mit einer Runde ‘Marc O’ Polo’ gegenseitig auf die Nerven gingen. “Marc O’.” “Polo.” “Marc O’.” “Polo.” “Marc - Hey, ihr spinnt ja wohl total, oder?” entfuhr es Tom kurzerhand als er die wartenden stehen sah. “Ha, gewonnen!” triumphierte Bill und zeigte mit dem Finger auf seinen Bruder, bevor er einen kleinen Siegestanz vollführte. Anscheinend passierte ihm das nicht all zu oft. “Es war alles ihre Idee!” glaubte Georg sich rechtfertigen zu müssen und deutete auf Alexandra. “Und ich kanns bezeugen.” versicherte Gustav. “Is ja gut, is ja gut.” hob Alexandra beschwichtigend die Hände und kam sich langsam vor wie in einem Verhör “Ich gebs ja zu.” “War ne nette Idee.” sagte Bill urplötzlich und musste grinsen. “Yup, hat Spaß gemacht.” erwähnte Georg beiläufig während er zur Haustür ging. “Na ja, wie mans nimmt.” ließ Gustav verlauten und trottete ihm hinterher. “Machen wir das jetzt öfter?” wollte Tom wie ein kleines Kind wissen, was die Verbliebenen zum lachen brachte. “Ich hoffe, du kannst noch mehr solche Spiele.” sagte Tom als er die Wohnungstür hinter ihnen allen schloss - Saki hatten sie im zweiten Stock verabschiedet und eine gute Nacht gewünscht “Wenn ja, wirds wenigstens nie langweilig.” Noch bevor sie sich dazu äußern konnte, hörten sie einen Jubelschrei aus Richtung Küche. “Halleluja,” rief Gustav und kniete vor dem geöffneten Kühlschrank “Ein Wunder ist geschehen!” Alexandra und der Rest der Jungs traten näher um zu sehen, dass der Kühlschrank wie von Zauberhand voll mit Lebensmitteln war. “Da warn wohl die Heinzelmännchen da.” schlussfolgerte Tom und Alexandra fügte, als Gustav begann sich ein Sandwich zu machen, hinzu: “Du hast doch nicht etwa schon wieder Hunger?” “Du etwa nicht?” hob er kurz seinen Blick von den Salatblättern um sie fragend anzusehen. Alexandra überlegte kurz und sah zu den anderen bevor sie sich entschied: “Also eigentlich, ja.” Kurzerhand gesellte sie sich zu ihm und belegte sich ebenfalls ein Weißbrot. Bill sah zu seinem Bruder und dann zu Georg. “Also,” meinte er “Wenn schon, denn schon.” “Genau,” bestätigte Tom “wenn einer Hunger hat, dann haben gefälligst alle Hunger zu haben!” Ehe sie sich versahen war die Küche voll mit fünf jungen Leuten die sich darum stritten wer sein Brot zuerst toasten durfte. Gustav zog dabei den kürzeren. “Und dabei war das meine Idee.” meinte er nur als er sich mit seinem Handy in den Wohnbereich zurückzog um sich die Wartezeit zu verkürzen. Doch irgendwann war auch sein Sandwich servierbereit und sie hockten auf der Couch um bei einem Horrorfilm ihren mitternächtlichen Snack zu verspeisen. Gegen Ende des Filmes, indem Tom Alexandra immer wieder einreden wollte, dass er schwören könnte den Mörder vorhin auf der Straße gesehen zu haben, bekam Bill eine SMS. “David schreibt, dass wir morgen 10 Uhr im Studio sein sollen.” Alle nickten verstehend und Alexandra bekam wieder dieses Kribbeln in der Magengegend. “Tja,” meinte Georg als der Abspann anfing und schlug sich auf die Oberschenkel “dann will ich mal.” Sie sahen zu wie er die Wendeltreppen erklomm und hörten kurze Zeit später wie sich seine Zimmertür öffnete und wieder schloss. Alexandra gähnte genau in dem Moment als Tom sich reckte. Sie schaffte ihr Geschirr noch zum Geschirrspüler und wünschte allen eine Gute Nacht. “Ich bin dann auch weg.” “Ich komm mit.” meinte Tom zweideutig und sie hätte schwören können, dass er hinter ihrem Rücken grinste als sie in die vierte Etage stiegen. Als sie an ihrer Zimmertür angekommen war und diese öffnete merkte sie, dass er ihr bis hierhin gefolgt war. “Zeigst du mir noch eines deiner Spiele?” fragte er ganz unschuldig. “Vielleicht morgen.” “Morgen? Du lässt mich doch nicht etwa ab-“ “Gute Nacht, Tom!” sagte sie mit Nachdruck und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Der Junge konnte echt anstrengend sein. Auf dem Flur hörte sie noch ein gedämpftes “Vergiss nicht abzuschließen.” und schüttelte lächelnd den Kopf darüber. Ihre anfängliche Müdigkeit war plötzlich wie verflogen als sie sich bettfertig in die weichen Kissen fallen ließ und die Decke anstarrte. Der Mond schien herein und ließ die Schatten des Zimmers irgendwie lebendig wirken. In dem Versuch zu schlafen schloss sie die Augen, gab es allerdings nach einer geschlagenen Stunde auf und setzte sich aufrecht hin. Sie seufzte und sah sich im Zimmer um. Wenn sie Zeit hatte, würde sie die kahlen Wände hier mit Postern und Zeichnungen dekorieren. Das nahm sie sich ganz fest vor. Ihr Blick fiel auf den Computer der auf einem Schreibtisch in der Ecke neben dem Fenster stand. Ob er wohl funktionierte? Sie zuckte mit den Schultern. Einen Versuch war es Wert. Das Geräusch des Lüfters durchfuhr die Stille als sie den PC mit einem Knopfdruck startete und kurze Zeit später ein Piepen zu hören war welches ankündigte, dass alle Geräte angeschlossen waren und er jetzt hochfuhr um das Betriebssystem zu starten. Erleichtert stellte sie fest, dass er funktionierte und nicht passwortgeschützt war. Der Desktop war in einem einfachen blau gehalten und zeigte neben dem Papierkorb nur den Internet Explorer. Vermutlich war er noch nicht viel genutzt wurden. Hm, das würde sich ja ab jetzt ändern, dachte die Internetveteranin. Ohne großartig darüber nachzudenken öffnete sie die Internetverbindung und loggte sich in ihren E-Mail Account ein um ihre Nachrichten zu überprüfen. Neben etlichen Spam-Mails und Newslettern war eine Mail von Heidi dabei die sie als erstes öffnete. Wahrscheinlich hatte ihre Freundin die Nachricht in großer Eile geschrieben, da sie so viele Fehler in der deutschen Sprache gemacht hatte wie sonst nie. Ein Link war ganz am Ende der Nachricht, den sie natürlich anklickte. Die Seite brauchte ein paar Sekunden um vollständig zu laden. Sie erkannte, dass es sich um eines der zahlreichen Tokio Hotel Foren handelte. Den Betreff des Topics überlas sie, da ihr Blick von einem Bild angezogen wurde, dass irgendwann in den frühen Abendstunden dorthin gelangt sein musste. Zu sehen waren sie und die Jungs beim Verlassen des Hauses. Ein paar der Bilder waren verwackelt, einige relativ gut zu erkennen. Der Fotograf musste sich wohl irgendwo im Gebüsch versteckt haben, da auch ein paar grüne Zweige zu sehen waren. Alexandra scrollte nach unten und las die Beschreibung zu einem Bild welches zeigte wie Bill ihr die Autotür aufhielt. [style type="italic"]WER ZUM TEUFEL IST DIE SCHL***??????????????[/style] Alexandra runzelte die Stirn. Natürlich hatte sie damit gerechnet, dass früher oder später Bilder von ihr im Netz auftauchen würden und dass man sich die Mäuler über sie zerreißen würde. Aber das es so schnell ging hätte sie nicht gedacht. Vermutlich war genau jetzt der richtige Zeitpunkt um zu versuchen sich daran zu gewöhnen. Sie stöberte noch eine Weile durch den Post, der eine Welle der Empörung los getreten zu haben schien. Wie diese pubertierenden Mädels wohl alle reagieren würden, wenn sie erfuhren wer sie wirklich war? Nach einer halben Stunde beschloss sie, dass sie sich jetzt lang genug den Kopf darüber zermartert hatte und ging offline. Sie brauchte jetzt ganz dringend einen Beruhigungstee, verließ ihr Zimmer und hoffte in der Küche fündig zu werden. Als sie auf den dunklen Gang trat, glaubte sie eine sich schließende Tür zu hören, doch als sie lauschte war alles ruhig. Es auf ihre Einbildung schiebend, setze sie ihren Weg fort und durchforstete, unten angekommen, die Küchenschränke. Ein Apfel-Zimt Geruch stieg ihr in die Nase als sie einen der obersten Hängeschränke öffnete. Gefunden! Im halbdunkel der Küchenbeleuchtung hantierte sie so lange mit dem Wasserkocher und dem Zuckerschälchen, bis sie einen wohlduftenden heißen Tee in einer Spongebob Schwammkopf-Tasse in den Händen hielt. Auf dem Weg zurück nach oben fiel ihr am Ende des Ganges eine Leiter auf, die in einer Luke in der Decke endete. Sie reckte ihren Hals und sah neugierig nach oben. “Da gehts zum Dach.” sagte eine Stimme hinter ihr und sie wirbelte so schnell es ging herum, da sie ja immer noch die Tasse in der Hand hielt. Irgendwie schaffte sie es nichts zu verschütten und sah Bill mit den Händen in der Hosentasche mitten im Gang stehen. Er machte den Eindruck, als hätte er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan als einfach nur dazustehen und hübsch auszusehen. Er sah noch immer genauso aus wie vor gut zwei Stunden als sie ihn, zusammen mit Gustav, vorm Fernseher zurückgelassen hatten. Er schien ihre Blicke bemerkt zu haben und meinte: “Ich bin ein Nachtmensch. Du etwa auch?” Sie schüttelte den Kopf. “Ich kann nur nicht schlafen.” Bills Blick schweifte zur Decke. Er schien sich zu erinnern, was es für eine schöne sternenklare Nacht war. Dann wanderten seine Augen zurück zu Alexandra ohne dass er seinen Kopf senkte, was ihm ein verschmitztes Aussehen verlieh. “Wolln wir rauf?” Alexandra, die gerade einen Schluck ihres Tees geschlürft hatte, war sich für eine Sekunde nicht sicher gewesen, ob er das ernst gemeint hatte, aber ein Blick in seine Richtung verriet ihr, dass er nicht so aussah als würde er scherzen. Sie nickte. “Okay.” Bill löste sich aus seiner Salzsäulenstarre und erklomm als erster die Leiter um die Luke zu entriegeln. Alexandra konnte es kaum glauben, aber sie schien tatsächlich direkt auf das Flachdach zu führen. Ein quadratisches Loch bildete sich, als er die Luke öffnete und darin verschwand. Bevor es an Alexandra war die Leiter zu erklimmen, nahm sie noch einen Schluck ihres Tees um nicht zu sehr darauf aufpassen zu müssen, dass sie nichts verkleckerte. Als sie auf den letzten paar Streben der Leiter war wurde ihr eine Hand entgegen gestreckt. “Gib her, ich halt die Tasse.” Sie übergab Bill die Tasse mit dem gelben Schwammkopf drauf und schob sich durch das Loch. Das Dach war riesig und hatte entsetzlicherweise nur eine etwa brusthohe Erhebung an den Rändern was als Geländer fungieren sollte. Sicher war das auf alle Fälle nicht. Bill überreichte ihr die Tasse und ging geradewegs auf eine Art Truhe zu die nicht weit entfernt am Geländer stand. Er öffnete sie und holte eine weiche Decke heraus die er auf dem Boden ausbreitete. “Du bist ja richtig vorbereitet.” “Ich war schon öfter hier.” meinte er nur ohne zu ihr zu sehen und setzte sich. Ohne auf eine Aufforderung zu warten setzte sich Alexandra neben ihn und trank ihren Tee. “Auch mal kosten?” Bill sah zu ihr. “Ist der mit Apfel?” “Apfel-Zimt.” Bill schüttelte den Kopf. “Ich bin allergisch gegen Apfel.” “Oh.” Hatte von den Jungs eigentlich jeder irgendeine Allergie? Schweigend saßen sie nebeneinander und blickten gen Himmel. Die Lichter der Großstadt verschluckten einen Großteil des Sternenlichtes, aber wenn man sich Mühe gab konnte man sogar die Milchstraße erkennen. “In meinem Heimatdorf kann man ganz toll die Sterne beobachten,” erklärte Alexandra “In einer Nacht wie dieser bin ich mal rausgegangen und hab die ganze Nacht auf der Wiese gelegen und in den Himmel gestarrt. Am nächsten Morgen hat mich dann der Bauer geweckt dem die Wiese gehörte, weil er sie mähen wollte.” Bill lachte ein helles Lachen. “Siehst du, ich weiß schon warum ich mehr das Stadtkind bin. Da wird man wenigstens nicht von Bauern niedergemäht.” Alexandra kicherte. “Das stimmt.” “Bedrückt dich was?” Die Frage kam so plötzlich, dass sie sich fast verschluckt hätte. “Mich? Nö, wieso?” Bill zuckte mit den Schultern. “Kam mir nur so vor.” “Heidi hat mir einen Link geschickt,” erzählte sie genauso plötzlich und wunderte sich über sich selber “Mit Bildern, auf denen wir zu sehen sind.” “Ich weiß, Gustav hat es mir erzählt.” “Mir war nicht klar, dass es so schnell die Runde machen würde.” “Hast du Angst vor dem was kommt?” Alexandra schüttelte energisch den Kopf. “Oh nein, wenn ich Angst hätte würde es nicht funktionieren, glaub ich.” Bill musterte sie noch eine Weile und erhob sich dann. “Steh mal auf.” sagte er und bot ihr seine Hand an, an der sie sich hochziehen konnte. Als sie fragend neben ihm stand, führte er sie zum Geländer und sah in die Nacht. “Hol einfach ganz tief Luft und schrei das blödeste Wort was dir einfällt so laut du kannst über Hamburg hinweg.” “Was?” fragte Alexandra, war sich allerdings sicher, dass sie ihn ganz genau verstanden hatte “Artet das nicht in Lärmbelästigung aus?” “Nur einmal, ganz laut!” ermutigte Bill sie. “Okay,” stimmte sie zu und zählte innerlich schon bis drei “Aber danach bist du dran.” “Danach bin ich dran.” bestätigte er. Alexandra holte tief Luft und ihre Lungen füllten sich mit der warmen Nachtluft. Mit einem Lächeln im Gesicht kreischte sie regelrecht: “ERDBEERMARMELADEEEE~!!” Sie konnte kaum glauben, wie befreiend so ein Schrei sein konnte. Neben ihr hatte Bill nach ein paar Sekunden endlich mit Lachen aufgehört, holte seinerseits tief Luft und rief “PFLAUMENMUUUU~S!!” über die Dächer. Sie krümmten sich fast vor lachen und Alexandra musste sich den schmerzenden Bauch halten. “Habt ihr noch alle Tassen im Schrank?” Sie drehten sich herum. Toms Filzkopf war in der Luke aufgetaucht und sah sie verschlafen an. “Nein,” sagte Alexandra immer noch lachend “aber wir sind gerade dabei ein paar Gläser reinzustellen.” Tom blinzelte während Bill ihr eine Lachträne vom Gesicht wischte und sich dann um seine eigene kümmerte. “Aber sonst gehts noch?!” fragte Tom vorsichtshalber noch einmal und krabbelte ohne auf eine Antwort zu warten wieder nach unten. Bill Und Alexandra sahen sich schulterzuckend an, nur um dann wieder los zu kichern. In diesem Moment auf dem Dach wurde Alexandra bewusst, dass es die richtige Entscheidung gewesen war mit den Jungs zu gehen. Vermutlich würden nicht alle Tage aus heiterem Sonnenschein bestehen, so wie dieser Moment, aber wenn sie darüber nachdachte hatte sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr so herzhaft gelacht wie in den letzten Tagen. Diese Momente der Sorglosigkeit die sie verbringen durfte, ließen alle Zweifel für den Moment verfliegen. Ihr neues Leben konnte beginnen. Sie war bereit dafür. ~Ende des 12. Kapitels~ *beim Schreiben dieses Kappies ‘In die Nacht’ in Endlosschleife gehört hat* Und dann wollte ich doch tatsächlich fast das hier schreiben: Als sie fragend neben ihm stand, führte er sie zum Geländer und schuppste sie runter. ENDE XDDD Ich hoffe euch hats gefallen! Kommies wie immer sehr erwünscht ^__^ Kapitel 13: wenn dieser Tag der erste ist ----------------------------------------- Okay, ich warne euch lieber gleich zu Beginn. Ich persönlich finde dieses Kappie nicht all zu spannend... aber es musste halt geschrieben werden... und außerdem muss es auch mal langweilige Kapitel geben *nod* Trotzdem wünsch ich euch den höchst möglichen Spaß beim lesen! *knuddel* Kapitel 13 ~ wenn dieser Tag der erste ist ~ Als Alexandra am nächsten Morgen ihr Zimmer verließ, hörte sie aus der unteren Etage leise Musik spielen. Sie ging die Wendeltreppe hinab und erspähte eine Gestalt die mit dem Rücken zu ihr in der Küche hantierte. Es war unverkennbar Bill. Er summte zu dem im Radio laufenden “Big girls don’t cry” während er im Schrank nach einer Tasse griff. Aus irgendeinem Grund musste Alexandra grinsen. Sie trat absichtlich etwas stärker auf den Boden auf, damit er sie auch ganz sicher kommen hörte. Es funktionierte, da er sich umdrehte als sie gerade den Wohnbereich durchquerte und die Küche ansteuerte. “Guten Morgen!” sagten sie gleichzeitig was sie fast schon wieder zum lachen brachte. “Sag bloß, du bist auch Frühaufsteher?” fragte Alexandra und umrundete den Tresen um zu ihm zu gelangen. “Nein,” meinte er und sein Lächeln verflog langsam wieder “aber heute war mir irgendwie so. Schon aufgeregt?” “Ein bisschen.” war ihre nicht ganz ehrliche Antwort. In ihr tobte ein Sturm, den sie allerdings noch unter Verschluss hielt und erst raus lassen wollte, wenn es an der Zeit dafür war. “Tee oder Kaffee?” fragte Bill gut gelaunt und griff nach einer weiteren Tasse im Schrank, eine mit den Simpsons darauf. Alexandra überlegte kurz. Sie war eher der Kaffee-Mensch, aber irgendwie sagte ihr der Tee den es hier zu geben schien gerade mehr zu. “Tee.” Bill schüttete heißes Wasser über den Teebeutel den er in den Becher gehangen hatte und griff nach seinem eigenen. “Wir leben ja so gesund,” sagte er und nippte daran “Hm, aber ab morgen gibts wieder Kaffee.” Alexandra setzte sich neben ihn an den Tresen und lauschte den Klängen des Radios. Sie beobachtete wie Bill mit etwas spielte was er zuvor aus seiner Hosentasche gefischt hatte. Es sah aus wie ein Handy, nur war es keines. Bevor sie Fragen stellen konnte kam Tom die Treppe herunter gewankt und machte alles andere als einen frischen Eindruck. Er gähnte aus Leibeskräften und sah todmüde aus. “Guten Morgen!” schalmeiten sie in seine Richtung, ernteten jedoch nur ein: “Warum seit ihr denn schon so putzmunter?” Er räusperte sich in der Hoffnung, dass seine Stimme dann nicht mehr so belegt klang. “Es ist gerade mal acht Uhr. Was macht ihr denn schon so zeitig hier?” “Wir haben heiße Liebe gemacht!” meinte Alexandra ohne genauer darüber nachzudenken. Tom hielt abrupt in seiner Bewegung inne und starrte sie beide an. Bill sah von dem Ding in seinen Händen auf und Alexandra blinzelte, langsam verstehend was sie gerade gesagt hatte. Eine Sekunde herrschte Stille bevor sie lauthals loslachten. “SO genau wollt ichs gar nich wissen, okay?” meinte Tom sichtlich amüsiert und machte entsprechende Gesten. Es war überflüssig ihm erklären zu wollen, dass sie den Tee mit Himbeer-Geschmacksrichtung gemeint hatte. Tom schlurfte, immer noch kichernd, zum Kühlschrank und nahm sich eine Cola mit der er sich auf den Weg zur Couch machte und sich setzte. “Cola? Zum Frühstück?” fragte Alexandra leicht irritiert. “Ja klar.” meinte Tom nur als wäre es das normalste auf der Welt. Bill zuckte nur mit den Schultern. Seine Augen waren noch ganz wässrig vom Lachen. Es verging eine weitere Sekunde in der sie im oberen Geschoss eine Tür hörten. Kurze Zeit später stand Georg im Zimmer und sah ungläubig in die Runde. “Was ist denn mit euch los?” fragte er un strich sich die Haare hinter die Ohren “Ich bin doch sonst immer der Frühaufsteher.” “Bill und Lexa haben heiße Liebe gemacht.” ließ Tom Georg wissen, ohne dass dieser wirklich nach so einer Information verlangt hatte. Georg verzog das Gesicht während Alexandra sich wünschte irgendetwas nach Tom werfen zu können. “Ich glaube, ich wills gar nicht wissen.” sagte Georg schnell und verschwand im Bad. “Übrigens,” begann Tom als würde ihm gerade etwas äußerst wichtiges einfallen “Wolltest du mir nicht ein Spiel zeigen?” Innerlich rollte Alexandra mit den Augen. Vermutlich würde er nicht eher Ruhe geben bis er sein Spiel bekommen hatte. “Also gut.” sagte sie und machte sich auf den Weg zu ihm. Bills interessierter Blick folgte ihr als sie neben Tom auf dem Sofa Platz nahm. “Die Regeln sind ganz einfach,” erklärte sie während Tom, voller Vorfreude auf das was jetzt kommen mochte, näher rückte “Ich stell dir ein paar Fragen. Auf die erste antwortest du immer mit ‘ja” und auf die zweite immer mit ‘nein’, klar soweit?” “Yup.” bestätigte Tom und bemerkte nicht den Schalk in Alexandras Augen. “Also gut,” legte Alexandra in dem Moment los als Georg wieder aus dem Bad auftauchte und sich schwor, dass er lieber keine Fragen mehr stellte. “Weißt du was das ist?” Sie deutete auf ihre Beine und hörte fast augenblicklich Tom antworten: “Ja.” “Weißt du was man damit machen kann?” “Nein.” Das Lächeln in seiner Antwort war nicht zu überhören, auch wenn das Spiel bis jetzt noch nicht sonderlich spannend war. Alexandra half ihm aus seiner angeblichen Unwissenheit indem sie als Antwort ihre Beine anhob, sich nach rechts wandte und sie schwungvoll über Toms Oberschenkel warf. Blitzschnell schossen seine Augenbrauen in die Höhe und verschwanden fast unter der Kante seines Cappies. Jetzt wurde es langsam spannender. Hätte Alexandra einen Blick in die Runde riskiert hätte sie gesehen, wie Georg und Bill sich halb amüsiert, halb verwirrt ansahen. Aus dem Augenwinkel bekam sie noch mit, dass Gustav zu ihnen gestoßen war, bevor sie auf ihren rechten Arm zeigte und fragte: “Weißt du was das ist?” “Ja.” “Weißt du was man damit machen kann?” “Nein.” Alexandra beugte sich nach vorn und legte ihren Arm um Toms Nacken. Er begann zu grinsen. Das Spiel schien ihm sehr zu gefallen. Alexandras Gesichtsausdruck wurde weicher als sie auf ihre Lippen deutete. “Weißt du was das ist?” “Ja.” Auch auf die Entfernung hin konnte sie regelrecht hören wie den anderen der Mund aufklappte und sie weiterhin kommentarlos zusahen. War ja klar was jetzt gleich kam... Alexandra war Tom jetzt so nah, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut und wusste, dass es andersrum genauso war. “Weißt du was man damit machen kann?” Tom schluckte bevor er scheinheilig sagte: “Nein.” und ein “Zeigs mir.” hinzufügte. Alexandra legte den Kopf schief und lächelte zuckersüß, bevor sie plötzlich ein Stück zurückwich und mit ihrem Zeigefinger immer wieder über Ober- und Unterlippe schnippte und dementsprechende Geräusche erzeugte. Toms selbstgefälliges Grinsen verschwand auf der Stelle und ein Tumult in der Küche verkündete, dass Georg vor Lachen vom Barhocker gerutscht war auf dem er Platz genommen hatte. “Hab ich was verpasst?” fragte Gustav leicht gestört und blickte fragend zwischen den Vieren hin und her. “Nichts wichtiges.” meinte Alexandra die aufgehört hatte mit ihren Lippen zu spielen. “Das war ein sinnloses Spiel.” schmollte ein enttäuschter Tom und trank weiter seine Cola. “Du hast nicht gesagt, dass es sinnvoll sein muss.” “Das werd ich dann das nächste Mal tun.” “Wenn es überhaupt ein nächstes Mal geben wird.” Sie diskutierten noch eine Weile über Sinn und nicht Sinn und über eine Wiederholung des Spiels unter erschwerten Bedingungen (wobei Gustav stirnrunzelnd und kopfschüttelnd im Bad verschwunden war) als Bills “Brötchen sind fertig.” die Diskussion vergessen ließ... fürs Erste... Vor lauter Aufregung über den heutigen Tag schaffte Alexandra nicht mehr als ein Aufbackbötchen, was bei den Jungs wieder die wildesten Theorien los trat. Schließlich einigten sie sich auf die sinnvollste ihrer Vermutungen: “Voll von gestern.” Die Zeit bis zum Antritt ihrer Abreise verging schleppend. Kurz vor neuen Uhr allerdings brachte Gustav sie alle zum lachen indem er einen Blitzstart von der Couch an den Tag legte und wie der Wirbelwind in Person nach oben rannte, da sein Handy lauthals klingelte und er es in seinem Zimmer hatte liegen lassen. Kurz nach halb zehn läutete es an der Tür. Ein nerviges, penetrantes Klingeln welches bestimmt auch auf dem Dach zu hören sein musste, dachte Alexandra. Georg opferte sich, mühte sich von dem bequemen Sofa empor und beförderte seine 178 cm zur Tür. “Morgen, Saki.” hörten sie ihn sagen. “Morgen, Hagen.” kam Sakis brummende Erwiderung. Alexandra sah zu Bill der sich neben sie gesetzt hatte und ihre Lippen formten die stumme Frage: Hagen? Bill machte Anstalten zu antworten, sie wurden jedoch von Georgs Ruf unterbrochen: “Kommt ihr?” Sie alle erhoben sich und als sie zur Tür marschierten erklärte Bill, dass Hagen einer von Georgs drei Vornamen war. Alexandra musste sich ein Lachen verkneifen, als sie hinter Georg und Saki die Treppe hinunter gingen. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass einer von Sakis Leuten den zweiten Wagen fahren würde, was ihrem Wohlbefinden sicherlich nur zu Gute kommen konnte. Kaum waren sie auf den Hof getreten, fiel Alexandra etwas wichtiges ein. “SHOTGUN!” rief sie so laut, dass es über den gesamten Hof hallte und Gustav neben ihr vor Schreck in die Höhe sprang. Das was folgte war ein orkanartiger Ansturm an “Shotgun!”-Rufen. Bill gewann. Alexandras Herz schlug immer schneller als sie in der gewohnt kleinen Kolonne das Anwesen verließen. Ihre Hände wurden schwitzig und sie konnte sich nicht davon abhalten ständig ihre Füße bewegen zu müssen. Die Fahrt über verhielt sie sich ruhig und versuchte nicht einen zu nervösen Eindruck zu machen, denn natürlich war sie nervös. Sie wusste nicht was sie erwartete und es konnte alles mögliche passieren. Ein ziehendes Gefühl im Nacken ließ sie sich an der Stelle krabbeln. Für den Moment war es verschwunden, bevor es stärker wiederkehrte. Sie drehte sich nach hinten und bemerkte, dass Tom sie angepustet hatte. “Idiot!” titulierte sie ihn lachend und versuchte ihn zu schlagen. Er wich zurück und sah zu Gustav der nur mit den Schultern zuckte. Die Gegend in der sich das Tonstudio befand machte bei Tageslicht einen komplett anderen Eindruck, in positivem Sinne. Alexandra sah aus dem Fenster und beobachtete wie die Einfamilienhäuser vorbei zogen. Es machte den Anschein als wären sie in einer wohlhabenden Gegend von Hamburg unterwegs. Die Häuser glichen Villen und hatten riesige Gartenanlagen in denen altgriechische Skulpturen und anderer Schnickschnack standen. Um so mehr wunderte es sie als sie in eine Einfahrt solch eines Grundstückes einbogen und auf dem weitläufigem Hof parkten. Fast erwartete Alexandra, dass ein Bediensteter ihr die Tür öffnen würde, aber dies erwies sich als Mutmaßung und sie öffnete die Tür um zusammen mit den Anderen über den gepflasterten Hof zum Eingang des Hauses zu gehen. Unruhig sah sie sich um. Der Schrecken mit den im Internet veröffentlichten Bildern saß ihr noch immer etwas in den Knochen und sie sah auf die gegenüberliegende Straßenseite. Sollte sich ein Paparazzi im Gebüsch versteckt haben, dann tat er dies so gut, dass er nicht zu sehen war. Ihre Beunruhigung legte sich etwas, als wider Erwarten David die Tür des Hauses öffnete, nachdem sie geklingelt hatten, und sie Willkommen hieß. Er führte sie in den großen Wohnraum und sie setzten sich auf die weiße Ledercouch die wunderbar zur restlichen Einrichtung passte. Bevor sie richtig ins Gespräch kamen, trat ein Mann durch eine angrenzende Tür und hatte eine Platte voll mit kleinen Leckereien in den Händen. Alexandra schätzte den Mann nur wenig älter als David. Er begrüßte sie und stellte sich Alexandra als Patrick Benzner vor, ein weiterer Produzent. Ihm gehörte auch das Haus. Es gefiel ihr nicht wie er sie musterte, als er sich jedoch lächelnd an David wandte und ein leises “Du hattest Recht.” zu hören war, fiel Alexandra ein Hinkelstein vom Herzen. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass sie einen darauf liegen gehabt hatte. Wie aus dem Nichts holte David plötzlich einen etwa 20 Seiten umfassenden Vertrag hervor und legte ihn vor Alexandra auf den flachen Wohnzimmertisch. “Das ist dein Vertrag. Lies ihn dir in aller Ruhe durch und entscheide danach.” Alexandra kramte in ihrer Tasche und überflog dabei die ersten paar Zeilen des Schriftstückes. Endlich griffen ihre Finger nach dem was sie gesucht hatte. Ehe einer der Anwesenden etwas sagen konnte, setzte sie ihre Unterschrift an die dafür vorgesehene Stelle des Übereinkommens. David schien verwirrt. “Genau das solltest du eigentlich nicht tun.” “Ich vertraue dir.” war ihre schlichte Antwort. Es gab nichts mehr zu überlegen, kein Zurück mehr. Die Produzenten sahen sich an und Patrick lächelte. “Na dann, ab in den Keller.” Kurze Zeit war Alexandra verwirrt, denn dieser Satz erschien ihr soeben keinen richtigen Sinn zu ergeben, doch dann wurde ihr klar, dass sich das Studio unterhalb der Erdoberfläche befand und wohl im Keller anzufinden war. Und was es für ein Studio war. Natürlich hatte sie keinerlei Vergleichswerte, aber was sie sah war schlichtweg überwältigend. Das Studio war mit Sicherheit dreimal so groß wie ihre Wohnung. Unzählige Instrumente befanden sich in der Aufnahmekabine und in dem Raum wo die riesigen Mischpulte standen. Kurz gesagt: Alexandra war beeindruckt. Unten angekommen setzten sie sich alle noch einmal bei einem Glas kohlensäurelosen Wasser zusammen und David reichte ihr einen Stapel Songtexte. Sie las den ersten Text, ‘Beichte’, und schmunzelte als sie sah, dass vor den einzelnen Zeilen abwechselnd Bills und ihr Name stand. Bill lehnte sich zu ihr um ebenfalls darin lesen zu können. “Das ist die Textaufteilung die wir uns ausgedacht haben,” erklärte David und kratzte sich am Kopf “Wahrscheinlich werden wir aber das eine oder andere noch mal ändern. Das werden wir sehen, wenn ihrs das erste Mal eingesungen habt.” Alexandra nickte verstehend und blätterte durch den Stapel, während David weiter erklärte. “Wir haben zwei Monate. In der Zeit muss ein Album aufgenommen, die Bühnenshow geplant und Fotoshootings gemacht werden.” “Und was ist mit Interviews?” wollte Gustav wissen. Patrick nickte. “Es werden diverse Interviews mit Fernsehsendern und anderen Medien gegeben werden und es wird eine Promo-Tour geben.” David sah auf die Uhr. “Und in vier Stunden hat Lexa einen Termin mit einem Stylisten. Das heißt, nur wenn du willst.” Alexandra dachte über das Angebot nach. Es war zu verlockend. Und konnte eine Frau wirklich nein zu jemanden sagen der sie um das hundertfache schöner machen konnte? Nein, natürlich nicht. “Klar, gerne sogar.” “Gut,” beendete Patrick die Gesprächsrunde “ab in die Kabine mit euch. Wir beginnen am besten mit ‘Übers Ende der Welt’, damit ihr euch warm singen und spielen könnt.” Sie sprangen auf und folgten der Anweisung. Alexandra spürte deutlich die Routine der Jungs die jeder ihrer Bewegungen inne wohnte. War es das Stimmen der Instrumente, oder das einfache Aufsetzen der Kopfhörer. Ihre Anspannung erreichte einen neuen Höhepunkt, doch dann begann Tom zu spielen und all ihre Sinne konzentrierten sich nur auf ihre neue Aufgabe: singen. Sie saßen auf der Terrasse von Patricks Haus und genehmigten sich Lasagne. Es war die erste kurze Pause seit Beginn der Aufnahmen und wahrscheinlich würde sich diese Pause für die Jungs noch als etwas länger erweisen, da David sich plötzlich Alexandra schnappte und meinte, es wäre Zeit sich auf den Weg zu machen. Sie wusste nicht wirklich wohin sie ihr Weg führen würde, bis sie zu einem Studio gelangten welches die verschiedensten Artists zu beinhalten schien: Makeup, Styling und Hair. Leicht verdutzt sah Alexandra einen tuntigen Mann auf sie zu wackeln als sie neben David ins Innere des Studios trat. Er begrüßte sie mit Küssen auf beide Wangen und stellte sich als Pascal vor. Einfach nur Pascal. Sie führten ein kurzes Gespräch indem Alexandra Pascal erklärte, dass er alles mit ihr anstellen konnte, was er für nötig hielt um aus ihr in etwa so etwas wie eine Rockröhre zu machen. Daraufhin strahlten seine Augen und er machte den Eindruck als wöllte er sie auf der Stelle zu Boden knutschen wollen. Wahrscheinlich hatte er nicht immer so pflegeleichte Kundschaft. Erste Zweifel über diese Äußerung kamen ihr erst als sie auf dem Frisierstuhl saß und er eine knallpinke Haarfärbung auf ihre linke Seite schmierte. Alexandra schluckte. Augen zu und durch. Für den Rest der Behandlung vermied sie es in den Spiegel zu sehen, auch als er die Schere ansetzte und ihre Haare um gute fünfzehn Zentimeter kürzer machte sah Alexandra stur auf das Makeup welches sich vor ihr stapelte. Nach Stunden wie es ihr schien war Pascal mit seiner Arbeit am Ende und schickte sie zur nächsten Station: dem Stylisten. Er besah sich ihr Outfit, hatte nicht viel daran auszusetzen, machte eine nette Bemerkung über ihre Sneaker und steckte sie dennoch in ein komplett neues Outfit, was sich als sehr bequem herausstellte und total ihren Geschmack entsprach. Unter den beobachtenden Blicken von dem Stylisten, Pascal und David - letzterer nickte nur wie ein beklopptes Schaf - wurde sie vor einen Spiegel geführt. Und sie erkannte sich selbst nicht wieder. Ihre blonden Haare waren nun kinnlang und wurden hier und da durch längere Franzen durchbrochen. Auch die pinke Strähne auf der linken Seite sah gar nicht mal so schlecht aus. Ihr Outfit bestand nun aus engen Röhrenjeans mit einem Totenkopfpatch, Ballerinas, einer weißen Bluse über der sie ein schwarzes Coursagentop trug und einem Schleifchengürtel. Schwarz-weiß karierte Ohrringe baumelten an ihren Ohren und eine Kette um ihren Hals zeigte ihr Sternzeichen. Diverse Armbänder zierten ihre Arme und klapperten bei jeder Bewegung. Vermutlich würde sie die im Studio erst mal ablegen müssen. “Perfekt,” sagte David und trat neben sie “Sie werden dich lieben.” Noch bevor sie fragen konnte, wen er denn mit ‘sie’ meinte, fuhr er fort: “Die Klamotten und noch ein paar andere gehören jetzt dir. Als Einstiegsgeschenk sozusagen.” Alexandra sah ihn verblüfft an und umarmte ihn nach ein paar Sekunden des nichts tuns schließlich. “Danke.” “Ich danke dir.” sagte David und hüllte sich dann in Schweigen. Als sie wieder Patricks Haus erreichten fanden sie die Jungs genau so wieder vor wie sie sie zurück gelassen hatten: essend. Nur gab es diesmal Kaffee und Kuchen. “Wow,” meinte Tom anerkennend und stieß einen Pfiff aus “David, wer ist denn die gut aussehende fremde Frau die du ins mitgebracht hast und was hast du mit Lexa gemacht?” “Witzig.” sagte Alexandra und setzte sich auf einen freien Platz neben Georg. Patrick schenkte ihr Kaffee ein, während sie sich Komplimente über ihr neues Auftreten anhörte. “Wir sollten mehr Sicherheitskräfte einsetzen, sonst rennen uns die Kerle bei Konzerten noch die Bude ein, wenn ihr versteht was ich meine.” ließ Tom hören und keiner wusste genau was er damit meinte, aber in etwa. Der restliche Tag im Studio verging unerwartet schnell. Als Alexandra sich abends gegen zehn Uhr zusammen mit Gustav auf die Rückbank des Jeeps quälte, war sie zwar geschafft, aber glücklich. Die erste Hürde war genommen. ~Ende des 13. Kapitels~ Das mit der “heißen Liebe” ist mir wirklich mal passiert... Kommies? Kapitel 14: von hier an blind ----------------------------- @ Diensche: Danke für das Lob! Ja, ich bin auch auf FF.de angemeldet und dort schon ein Kapitel weiter ^^ @ Sirga: Ja, nach zwei Wochen hin und her hat die Diebin die FF endlich bei sich gelöscht. Aber nun...viel Spaß mit Kappie 14!! Kapitel 14 ~ von hier an blind ~ Als sie erwachte war es dunkel. Sie wusste nicht was sie geweckt hatte, denn es war ruhig und ihr Schlaf war traumlos gewesen. Sie drehte sich um 180̊ auf ihre rechte Seite und stieß in einem langen Seufzer die Luft aus als sie es plötzlich hörte. Sie öffnete die Augen, hielt die Luft an und horchte. Es war wieder still. Hatte sie es sich etwa nur eingebildet? Da! Da war es wieder. Sie legte sich auf den Rücken und starrte an die kahle Decke. Da war doch jemand auf dem Dach! Noch bevor sie länger darüber nachdenken konnte, hatte Alexandra die Bettdecke zur Seite geschlagen und war aus dem Bett und in ihre Jeans geschlüpft um nicht nur in Hotpants und Tanktop bekleidet nach dem Rechten zu sehen. Sie sah noch kurz auf die Uhr ihres Handys, welches ihr eine Zeit von 23:52 Uhr anzeigte. Sie schlich auf den Flur und war nicht überrascht die Dachluke offen stehen zu sehen. Leise kletterte sie empor und kaum dass sie ihren Kopf durch das Quadrat der Öffnung gesteckt hatte, wehte ihr der Wind die Haare ins Gesicht und spielte mit ihrer Kleidung. Sie sah sich um und erspähte nicht weit entfernt Bill der mit dem Rücken zu ihr auf seiner Decke saß. Ein paar Sekunden beobachtete sie ihn einfach nur. Sein Blick hob und senkte sich in unregelmäßigen Abständen als würde er überlegen. Alexandra blinzelte und begab sich ganz auf das Dach. “Jetzt sind wir wieder hier,” begann sie zu singen und sah wie sein Kopf sich überrascht in ihre Richtung drehte, seine Miene erhellte sich “bei dir oben aufm Dach.” Er lächelte als sie ihn erreichte. “Na? Alles klar?” fragte er und sah zu ihr nach oben “Keine Horror-E-Mails mehr bekommen?” Alexandras Gesicht verdunkelte sich kurze Zeit. “Ich hab noch nicht nachgesehen.” meinte sie kleinlaut und deutete auf den Platz der Decke der neben Bill noch frei war “Darf ich?” Hastig nahm Bill seine Lederjacke von dem Platz und räumte ihn frei. “Ja klar.” Als Alexandra in die Knie ging und sich setzte sah sie, dass er einen Schreibblock und einen Kugelschreiber in den Händen hielt. Sie wollte nicht all zu neugierig erscheinen und streifte die Gegenstände daher nur mit einem Blick. Sie sah, dass die oberste Seite des Blockes zu Hälfte beschrieben bzw. bekritzelt war. Alexandra sah geradeaus und fixierte ihre nackten Füße. Zum Glück war es eine warme Nacht. Sie bemerkte, dass Bill sie beobachtete. “Willst du gar nicht wissen was ich hier mache?” fragte er nach einer Weile. Es lag kein Vorwurf oder ähnliches in seiner Stimme. Es war einfach nur eine Frage. Alexandra hob ihren Kopf und ihr Blick schweifte von dem Block und dem Stift über seine Hand zu seinem Gesicht. “Nö.” sagte sie schlicht und atmete anschließend die Nachtluft ein. Bill legte den Block zur Seite und drehte sich zu ihr. “Du bist wirklich einzigartig.” sagte er unvermittelt. Alexandra sah ihn verwundert an. “Öh...danke.” Etwas anderes wollte ihr dazu gerade nicht einfallen. “Es hat heut richtig Spaß gemacht. Und David war sehr zufrieden.” “Wirklich?” fragte Alexandra leicht überrascht. Sie hatten nur zwei Songs geschafft, aber vermutlich war das noch immer ein guter Durchschnitt. Sie atmete erleichtert aus als Bill nickte. “Und weißt du was?” fragte er und griff nach ihrer Hand. “Was?” “Ich mag dich richtig gerne.” Alexandras Lippen formten sich zu einem Lächeln. “Ich dich auch.” Sie war nicht sicher wie es geschah, aber in der einen Sekunde saßen sie einfach nur so da und in der nächsten lagen sie sich in den Armen und drückten sich ganz fest. “Und jetzt,” sagte Bill nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten und er ihr einen Kuss auf die Wange gehaucht hatte “jetzt werden Sterne gezählt.” Er ließ sich nach hinten fallen und Alexandra tat es ihm gleich. Ihre Köpfe betteten sie auf Bills Jacke Der Himmel strahlte zwar nicht wie die Nacht zuvor, aber eigentlich war es egal. Er mochte sie und sie mochte ihn. Bloß gut, dass sie das geklärt hatten. “Was machst du denn da?” wunderte sie sich als sie etwas später als gewohnt aufgestanden war und einen fröhlich vor sich hin werkelnden Tom in der Küche vorfand. Gestern Nacht bzw. heute Morgen war es für sie und Bill etwas später geworden, was unter anderem daran lag, dass sie sich Geschichten zu den ihnen bekannten Sternbildern erzählt hatten: Andromeda Kassiopeia, auch eine kleine Gruselgeschichte über einen Planeten der den Namen Beta Geuze, oder so ähnlich, trug. “Nach was siehts denn aus?” holte Tom sie wieder ins Hier und Jetzt zurück. Alexandras Blick schweifte über das Chaos aus Töpfen und Schüsseln welches er in der Küche veranstaltet hatte. Es sah aus wie nach einer Schlacht. “Nach einer atomaren Katastrophe?” Tom hatte immerhin den Anstand kurz über ihren Witz zu lachen. Alexandra lachte auch, wenn auch aus einem anderen Grund. Sie hatte erst jetzt gesehen, dass Tom zwei dieser riesigen Küchenhandschuhe trug die man anzog um sich nicht zu verbrennen. “Ich backe einen Kuchen.” war seine einfache Erklärung für das Durcheinander welches sich ihr bot “Aber irgendwie will es nicht ganz funktionieren.” Er war vor dem Elektroherd in die Hocke gegangen und warf einen Blick durch das Sichtfenster. Alexandra war neben ihn getreten und nahm ebenfalls den braunen Teig der in der Backform still vor sich hin existierte in Augenschein. Es fiel ihr schwer nicht laut loszulachen, aber sie riss sich zusammen, legte Tom ihre Hand auf die Schulter und drehte den Schalter der Gradzahl von 0 auf 200. “Es bringt nichts, wenn du nur das Licht einschaltest, Filzlöckchen.” “Oh.” Sie erhoben sich synchron und Tom zog sie Handschuhe aus. “Hilfst du mir beim Aufräumen?” “Vergiss es.” Es vergingen ein paar Minuten bevor Georg die Treppe herunter gestiegen kam und sie für einen Moment dafür ausschimpfen wollte, dass sie schon wieder eher auf den Beinen waren wie er. Doch seine Worte blieben ihm im Halse stecken. Was riecht denn hier so gut?” fragte er und reckte die Nase in die Luft. “Schokokuchen B la T.K.,” sagte Tom “mit einer Brise A.B. Hey, das klingt wie ein neues deutsches Hiphop-Duo.” “Sehr schön, Tom,” meinte Alexandra nur und tätschelte ihm die Schulter “und jetzt geh doch-“ Sie wurde vom Läuten der Klingel an der Tür unterbrochen. Es war noch genauso nervig wie sie es in Erinnerung hatte. Sie sahen sich fragen an und keiner konnte sich dazu entschließen sich in Richtung Tür in Bewegung zu setzen. “Erwarten wir so zeitig jemanden?” kam es von Gustav der sie gerade mit seiner Anwesenheit beehrte. Georg zuckte mit den Schultern. Alexandra seufzte. “Ich...seh dann mal nach.” Sie ging gespannt zur Tür und als sie diese öffnete sah sie in das strahlende Gesicht einer jungen Frau die sie persönlich als Chick bezeichnet hätte. Das Strahlen in deren Gesicht verschwand etwas als sie Alexandra in der Tür stehen sah. Und du bist, lag es Alexandra auf der Zunge zu fragen, doch das Blondchen sah an ihr vorbei und das Strahlen kehrte in seiner vollen Pracht zurück als sie wie eine Bekloppte winkte und in einem hysterischen Kreischanfall ins Innere brüllte: “Juhuuuu, Tom!” Alexandra glaubte ein leises “Ach du Scheiße.” zu hören bevor sich Blondie an ihr vorbei drückte und Alexandra nun in den leeren Hausflur blinzelte. “Tja dann... komm doch rein.” sagte sie unnötigerweise und ließ die Tür ins Schloss fallen. Als sie sich umwandte sah sie wie ihr Besuch sich den wenig glücklich aussehenden Tom um den Hals warf. “Anna-Lena, was für eine Freude dich zu sehen.” sagte er und seine Stimme troff voller Sarkasmus als er versuchte sich unauffällig aus der Umarmung zu befreien. Beides schien Anna-Lena nicht zu bemerken. Toms Blick wanderte hilfesuchend zu Alexandra. Er sprach ganze Bände. Doch Alexandra war sogleich wieder abgelenkt. Ihre Augenbrauen gingen in die Höhe. Als sie an der Paarung Tom/Blondie vorbei sah, beobachtete sie etwas seltsames. Georg stand mit panischem Blick in der Küche und sah sich hektisch um. Als ihm die Schüssel ins Auge fiel die Tom zum Anrühren des Teiges benutzt hatte, tauchte er beide Hände in die braune Masse und wischte sich sogar etwas davon auf sein weißes T-Shirt. “Georg!” hallte keine Sekunde später Anna-Lenas Stimme durch die WG und sie stöckelte in seine Richtung. Angesprochener war vor Schreck gegen einen Barhocker gesprungen. “Anna-Lena, tut mir Leid, ich hab mich etwas bekleckert.” sagte er kleinlaut und zeigte ihr, dass er sie nicht mit einer Umarmung begrüßen konnte. “Ich freu mich trotzdem dich zu sehen.” schleimte Anna-Lena und tippte dem Armen mit dem Finger auf die Nasenspitze. Als Alexandra neben Tom in den Wohnbereich trat war von Gustav nichts mehr zu sehen. Komisch, als hätte er die Flucht ergriffen. “Ich bin Alexandra” stellte sie sich höflich vor und hielt Anna-Lena ihren ausgestreckten Arm entgegen. Doch diese starrte nur darauf und machte den Eindruck als wolle sie gleich ein Feuchttuch aus ihrer Tasche ziehen um Alexandra die Hand zu desinfizieren. “Bill ist oben.” sagte Tom schließlich als sich Stille über sie legte und sie begannen abwartend im Raum zu stehen. “Okay.” quietschte Anna-Lena und war bereits auf dem Weg nach oben noch bevor Tom überhaupt den Namen seines Bruders vollständig ausgesprochen hatte. Alexandra stand noch immer mit ausgestrecktem Arm da und sah fragend in die Runde. Auch Georg hielt seine dreckigen Hände immer noch in die Höhe und sah leidend zu Tom. “Wer war denn das?” wollte Alexandra wissen als sie glaubte, dass Anna-Lena außer Hörweite war. Sie ging zu Georg der in eine Art Schockstarre verfallen war. “Anna-Lena ist der absolute Schrecken in Person,” erklärte Tom und bemühte sich seine Stimme gesenkt zu halten “Wir trafen sie eines Tages auf irgendeiner After-Show-Party. Das war glaub ich der schwarzeste Tag in unserem Leben.” Alexandra hatte zwischenzeitlich damit begonnen Georgs Hände mit einem feuchten Küchentuch zu säubern und lauschte gespannt Toms Erklärung. “Glaub mir, wenn Blödheit, Arroganz, Egoismus und Aufdringlichkeit Fahrrad fahren könnten dann wäre Anna-Lena eine der Personen die bergauf bremsen müssten.” Alexandra lachte herzhaft über diesen Vergleich. “Aber Bill scheint sie irgendwie zu mögen,” flüsterte Tom weiter “frag mich nicht warum, der ist einfach bekloppt der Junge.” Georg fiepte Alexandra ein “Danke.” entgegen als seine Hände wieder sauber waren. Wie aus dem Nichts kam Gustav plötzlich in einem Affentempo die Wendeltreppe herunter gestolpert und hätte beinahe die letzten fünf Stufen im Fliegen zurückgelegt. Gehetzt sah er sich um. Er hatte seine Drumsticks unterm Arm geklemmt, schnappte sich seine Jacke und hechtete in Richtung Wohnungstür davon. Im vorüber sprinten warf er ihnen noch einen Blick zu und sagte: “Ich bin bei Saki und den Jungs.” Georg sah ihm mit einem Blick hinterher der flehte: Nimm mich mit! Gerade als sich die Tür hinter dem flüchtenden Gustav schloss, hörten sie das gekünstelte Lachen von Anna-Lena die zusammen mit Bill zu ihnen stieß. Ein leises Wimmern war aus Georgs Richtung zu hören. “Und dann hat er gesagt ich soll mich setzen.” schien Bill gerade einen äußerst komischen Witz gerissen zu haben, denn Anna-Lena brach erneut in schallendes Gelächter aus. “Du sollst dich setzen. Is ja nicht wahr!? Habt ihr das gehört? Er sollte sich setzen!” “Ähehe,” artikulierte sich Tom “Ja...setzen...witzig...” Anna-Lena setzte sich auf die Couch direkt neben Georg der den Anschein machte als müsste er sich sogleich übergeben. Immerhin war er bis in die äußerste Ecke gerutscht um von ihr sicher zu sein. “Ach Schätzchen,” sagte Anna-Lena plötzlich zu Alexandra “ich hätte gern einen Kaffee.” Toms Kopf schnellte in Alexandras Richtung. Sie konnte ihn schlucken hören. Ihre Augenbraue zuckte als sie sich zwang tief durchzuatmen und jetzt nicht los zu schreien. Mit geballter Faust ging sie in die Küche und setzte einen Kaffee auf indem der Löffel wahrscheinlich von ganz alleine senkrecht stehen bleiben würde während Anna-Lena wahnsinnig interessante Anekdoten aus ihrem Leben erzählte und ihnen berichtete wie es ihr in der Zeit ergangen war seit sie sich nicht mehr gesehen hatten. “Und dann hab ich gehört, dass ihr wieder in der Stadt seit und da dachte ich statte ich meinen Freunden doch mal einen Besuch hat.” “Wir freuen uns sehr darüber.” sprach Bill für sie alle. “Oh ja.” spottete Tom so offensichtlich, dass Alexandra sich wunderte, dass weder Anna-Lena noch Bill, der ihren Geschichten gespannt gelauscht hatte, etwas bemerkten. Standen sie wirklich so sehr auf der Leitung? In der Zwischenzeit war der Kaffee der Tote wieder auferwecken würde durch die Kaffeemaschine gelaufen und servierbereit. Mit einem befriedigenden Blick positionierte Alexandra die Tasse vor Anna-Lena auf dem kleinen Tisch. Sie trank den Kaffee ohne Milch... ...und ohne mit der Wimper zu zucken. “Mh, der ist wirklich gut.” sagte sie statt dessen und schlürfte weiter die schwarze Brühe. Alexandra zweifelte an Anna-Lenas Geschmacksnerven, bevor sie sah, dass Tom aufgestanden war um sich auch eine Tasse einzuschenken. Er übersah dabei allerdings Alexandras Bemühungen ihn davon abzuhalten. Sie wusste nicht wie Ignorant Tom sein konnte, aber das grenzte schon fast an Idiotie. War denn die ‘Ich-schlitz-mir-den-Hals-auf’-Geste nicht deutlich genug? Nachdem warnende Blicke auch nichts mehr halfen, ließ sie dem Schicksal ihren Lauf und sah zu wie Tom die fast schon zähe Masse trank, augenblicklich wieder zurück in die Tasse spuckte und versuchte sich das Zeug irgendwie von der Zunge zu schaben. Er konnte einem fast leid tun. Die anderen sahen ihn entgeistert an und Alexandra hatte noch einen ‘Ich-hab-versucht-dich-zu-warnen’-Blick im Petto. “Wie doch die Zeit vergeht, wenn man sich amüsiert,” war Georg es, der das ansprach was die anderen garantiert nicht dachten, nachdem er seine Stimmer wieder gefunden zu haben schien “Ich glaube wir müssen dann langsam.” Tom und Alexandra sahen synchron auf ihre nicht vorhandenen Armbanduhren und nickten kräftig bestätigend. “Yup, sonst kommen wir noch zu spät.” meinte Tom und schob Alexandra zur Seite damit Anna-Lena Platz hatte um aufzustehen. “Oh schade,” bedauerte diese ehrlich “ aber vermutlich sieht man sich ja jetzt öfter.” Alexandra und Tom warfen sich eindeutige Blicke zu, Georg befand sich nunmehr am Rande seiner Selbst. “Man sieht sich. Tüttelü!” Anna-Lena winkte ihnen und wackelte zur Tür durch die sie glücklicherweise ohne große Umschweife verschwand. Alexandras aufgesetztes Winken und Lächeln war durch Anna-Lenas “Tüttelü!” plötzlich wie eingemeißelt. Auch Tom schien es nicht besser zu gehen. “Tüttelü!” sagte er winkend nachdem Blondie verschwunden war. Seine Mimik wurde endlich wieder normal. Alexandra war erleichtert. Sie hatte schon Angst gehabt, dass dies zum Dauerzustand geworden war. Nicht auszudenken... “Ihr seit gemein,” begann Bill plötzlich “so übel ist sie gar nicht. Sie ist sogar richtig nett.” “Nett?” Toms Stimme überschlug sich fast “Du bezeichnest diese...diese...Person nicht wirklich als nett?!?! Sie ist ein wandelndes Füllhorn an Grausamkeiten, einfach nur urgh...” “Findest du sie nett?” wandte sich Bill plötzlich an Alexandra. Sie blinzelte unter der Anstrengung ihren Gesichtsausdruck möglichst neutral zu halten. “Also...na ja...ich kenn sie ja eigentlich gar nicht.” antwortete sie diplomatisch und sah wie Tom sie böse anfunkelte. Sein Blick sagte: Toll, dass du mir in den Rücken fällst. Die sich öffnende Wohnungstür rettete Alexandra vor Toms Rache. Gustav trat wieder in die WG. Er zog seinen Schlüssel aus dem Schloss und begab sich zu ihnen. “Ich hab sie gehen sehen,” ließ er sie wissen nachdem sie ihm fragende Blicke zugeworfen hatten. Er runzelte seine Stirn und sah sich um. “Was riecht denn hier so komisch?” “DER KUCHEN!” entfuhr es Tom, Alexandra und Georg gleichzeitig unmittelbar bevor sie zum Ofen stürzten. Gustav lachte als Georg den Helden spielte und den verkohlten Kuchen, mit den Handschuhen die vorhin noch Tom angehabt hatte, aus der Röhre zog. Betröppelt sah das Trio in der Küche auf das verbrannte, stinkende Etwas. Alexandra griff nach einem Wischtuch um den Gestank fort zu wedeln während Bill eines der hohen Fenster öffnete. “Na ja,” sagte Gustav und versuchte dabei nicht einmal den schadenfrohen Unterton aus seiner Stimme zu verbannen “der gute Wille war ja zu erkennen.” Tom sah ihn böse an. Die Wochen vergingen und Anna-Lenas Besuche wurden fast zur allmorgendlichen Gewohnheit, doch sie hatten nicht einmal die Zeit sich darüber zu beschweren oder wenigstens aufzuregen. Ihr Terminkalender war bis zum Rand gefüllt und daher blieb es meist nur bei einem kurzen Besuch, den sie über sich ergehen lassen mussten. Hatten sie keine Auftritte in irgendwelchen Fernsehsendungen, dann waren es Interviews, Fotoshootings oder Promo-Touren. Und egal wo sie auftauchten, natürlich wollten sie alle nur eines wissen: Wer war Alexandra? Egal wie sehr Alexandra sich hätte für das plötzliche Interesse an ihrer Person wappnen können, nichts hätte sie auf diese Welle vorbereiten können die erst wie ein Damoklesschwert über ihr hing und schließlich zusammenbrach. Als sie die Bombe platzen ließen und die Nachricht mit dem 5. Mitglied an die Öffentlichkeit geriet gab es unter den Fans schier kein Halten mehr. Sogar die Server diverser Internetseiten brachen zusammen, weil sie dem unfassbaren Ansturm nicht gewachsen waren. Und Alexandra? Die hatte mit Vergnügen ihre Ausbildung gekündigt und genoss den Rummel um ihre Person. So eine ungeteilte Aufmerksamkeit war etwas was sie sich schon immer gewünscht hatte. Zwar nicht unbedingt in dieser Weise, aber zur Not frisst der Teufel ja bekanntlich fliegen. Bis dato gefielen ihr die ersten Fanbriefe die sie zwei Tage nach der Bekanntgabe erhielt am meisten. Es waren etliche Liebesbekundungen und Sympathiebriefe unter ihnen, aber auch genau so viele Drohbriefe. Doch das störte sie nicht. Es gehörte eben einfach dazu. Man hatte Lover und Hater. Und was David anging... seine Rechnung schien aufzugehen. Drei Tage nach ihrem Auftritt bei VIVA LIVE war er zu ihnen gekommen und hatte die aktuellen Zahlen der Vorbestellung für das neue Album bei sich gehabt. Sie waren bahnbrechend gewesen. Und es kamen stündlich mehr Bestellungen hinzu. “Wir sind wieder im Rennen.” hatte er glücklich gesagt und sein Handy aus der Tasche gezogen um gleich wieder einen wichtigen Anruf zu tätigen. Dann kam der Tag des Videodrehs für die erste “neue” Single die noch vor dem neuen Album erschien. Alexandra konnte sich partout nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so viel Spaß gehabt hatte. Sie wurden zu einem alten Fabrikgelände gebracht - in welcher Stadt waren sie eigentlich gerade? - und in eine Halle geführt welche sich als schon fast antike stillgelegte Schwimmhalle entpuppte. Das natürliche Licht welches durch die zerbrochenen Fenster schien würden auf dem fertigen Video umwerfend aussehen. Ein Großteil des Videos spielte in dem leeren gekachelten Schwimmbecken welches im Laufe des Songs immer mehr mit Wasser gefüllt wurde bis schließlich das traurige Ende des Videos ganz unter Wasser statt fand. Ohne Frage war dieser Tag bis jetzt der anstrengendste gewesen. Aber alle Anstrengungen hatten sich letztendlich gelohnt, denn auch die einen oder anderen Kritiker kamen nicht drum herum sich positiv über das Video und seine künstlerische Schönheit zu äußern. Die zwei Monate vergingen wie im Flug. Die Aufnahmen waren gut verlaufen und der Zeitplan konnte eingehalten werden. Das Album mit dem Titel “Beichte” war in nullkommanichts aus den Läden leergekauft und auch diese Hürde war genommen. Doch eine weitere stand kurz bevor: die “Beichte-Tour 2007" Laut David sollte die Bühnenshow die Leute aus den Socken hauen, doch Alexandra wurde erst bewusst was da wirklich auf sie zu kam als David sie fragte ob sie Höhenangst habe. Je näher der Tag des ersten Konzerts rückte umso nervöser wurde sie. Es war wieder so eine Situation in der einfach alles passieren konnte. In solchen Momenten rief sie sich immer wieder in Erinnerung, dass sie verdammt noch mal nicht aus purem Zufall hier stand. Sie stand hier weil sie ihr Leben selbst bestimmt hatte. Und das war auch gut so... ~Ende des 14. Kapitels ~ Kapitel 15: Feuertaufe ---------------------- Auf ff.de ist dieses Kapitel nicht so gut angekommen -.- Aber... es kann nur besser werden, oder? Kapitel 15 ~ Feuertaufe ~ Alexandra sah auf die Uhr. Ihre Ungeduld stieg mit jeder Minute die verstrich. Ihr Zeitgefühl hatte sie schon lange verloren, irgendwo zwischen der Hyperventilation und dem Nervenkollar. Sie spielte mit ihrem Zungenpiercing, das tat sie immer wenn sie nervös war. Es war der Abend ihres ersten Konzertes und sie saßen Backstage um sich auf den Auftritt vorzubereiten. Was im Klartext hieß, dass Tom sich Waffeln machte, Georg eine Zeitschrift las, Gustav ebenso ungeduldig auf die Uhr sah wie Alexandra und Bill versuchte sie dazu zu überreden sich warm zu singen. Doch Alexandra trommelte nur nervös mit Händen und Füßen und versuchte sich von dem Gedanken “Konzert” abzulenken, und von dem Waffelgeruch der im Raum lag, der sie fast dazu brachte sich zu übergeben. Es war doch jedes mal das Gleiche. Lampenfieber war etwas schreckliches. Vor ihren Theaterauftritten war es ihr ähnlich ergangen und sie hoffte, dass die ganze Aufregung wie weggeblasen war, wenn sie erst einmal auf der Bühne stand. So war es jedenfalls im Theater immer gewesen. Ihr Auftritt bei VIVA war zwar auch aufregend gewesen, aber das war irgendwie noch etwas anderes gewesen. “Noch eine Stunde bis zum Auftritt.” hörte sie Davids gehetzte Stimme wie aus weiter Ferne und ihre Innereien verkrampften sich noch mehr “Ach und Lexa, du bist auf dem Cover der neuen XAM.” Schlagartig war sie wieder in der Realität aus der sie abzudriften drohte. “Ich? Alleine?” David nickte und verschwand. Komisch, dachte Alexandra, ich hab doch gar kein Einzelinterview gegeben. Das war zwar nicht nötig um auf das Titelblatt zu kommen, aber seltsam war es trotzdem. “Das guck ich mir an.” sagte Tom und war schon fast auf dem Weg nach draußen. Doch plötzlich schien ihm einzufallen, dass er ja dann seine frische Waffel kalt essen musste. Im Vorbeigehen reichte er Alexandra seinen Teller und meinte: “Hier für dich.” Alexandra schien über diese spendable Geste nicht ganz so erfreut zu sein. “Ja klar, wenn du willst, dass ich die erste Reihe voll kotze.” meinte sie halb empört und reichte den Teller samt Waffel an Bill weiter. “Das wäre doch ein schöner Auftakt. Solange du mich nicht voll kotzt is mir das eigentlich egal.” hörten sie Tom noch lachen, bevor er die Tür hinter sich zuzog und im dunklen Gang des Bühnenbereiches verschwand. “Das wolln wir ja mal sehn.” nuschelte Alexandra nur und spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. Es dauerte nicht lange und die Erde begann zu beben. Das war das Zeichen, dass die Vorband zu spielen begonnen hatte. Alexandra schluckte und merkte, dass sie gar keine Spucke mehr hatte und ihr Hals staubtrocken war. Sie griff nach ihrer Wasserflasche um sich die Kehle zu befeuchten. Keine gute Idee. Keine fünf Minuten später musste sie ganz dringend aufs Klo. Und das zum fünften Mal in dieser Stunde. “Ich bin mal...woanders.” informierte sie die anderen, bezweifelte aber, dass sie es überhaupt mitbekommen hatten, da jeder auf seine Art beschäftigt war und versuchte die Zeit totzuschlagen, doch wie gewohnt wollte das Biest nicht sterben. In den schwach beleuchteten Gängen traf sie auf Gesichter die sie in den letzten Wochen fast rund um die Uhr um sich gehabt hatte. Nicole, ihres Zeichens Kabelverlegerin Nummer 21, lächelte ihr im Vorübergehen aufmunternd zu und Michael, Tontechniker, nickte, auch wenn er dies ein wenig mitleidig tat. Alexandra ließ sich mit dem Toilettengang Zeit. Am liebsten hätte sie anschließend das Waschbecken voll Wasser laufen lassen und ihr Gesicht unter getaucht, doch dies würde wahrscheinlich ihr Makeup zerstören. Das wäre ja fatal gewesen. Statt dessen wusch sie sich die schweißnassen zittrigen Hände und betrachtete anschließend ihr Spiegelbild. Eine junge Frau mit Smokey Eyes blinzelte ihr entgegen. Nicht, dass sie sich extra für den Gig auffälliger als sonst gekleidet oder geschminkt hätte, sie lief jetzt immer so rum. Es hatte sich in den letzten zwei Monaten irgendwie so ergeben. Nicht weil es ihr irgend jemand aufzwang, sondern einfach weil ihr danach war. Sie schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Theoretisch sollte das die Nervosität fürs erste etwas senken...theoretisch. Sie verließ die Damentoilette und schlenderte zurück zu den Jungs. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie ganze fünf Minuten totgeschlagen hatte. Wahnsinn... “Was habt ihr denn da?” fragte sie nachdem sie wieder in den Ruheraum eingetreten war und sah dass die Jungs, die mit den Rücken zu ihr standen und ihre Rückkehr erst nicht bemerkt hatten, erschrocken herum wirbelten. “Nichts.” sagte Tom einen Tick zu hastig und versteckte etwas hinter seinem Rücken, versuchte es aus ihrer Reichweite zu schmuggeln und gab es unauffällig an Gustav weiter. Alexandras rechte Augenbraue schoss in die Höhe. Es war offensichtlich, dass sie versuchten etwas vor ihr zu verstecken. Das sah doch ein Blinder mit nem Krückstock! “Zeigt mal her.” “Was denn?” fragte Tom und zeigte seinen nun leeren Hände. Gustav bekam Panik und reichte das “Was auch immer” an Bill weiter. Alexandra fackelte nicht lange, griff hinter Bills Rücken und riss ihm nach einer kurzen Rangelei die XAM aus der einen Hand. “Das war unfair.” sagte Bill aufgrund der Blicke seines Bruders “Ich hatte nur eine Hand frei.” In der anderen hielt er noch immer die halb aufgegessene Waffel. Alexandra besah sich die neueste Ausgabe. So weit sie es sagen konnte, handelte es sich bei dem Titelfoto um eines welches nach dem Videodreh in der Fabrikhalle aufgenommen wurde, da sie komplett nass war und dementsprechend in die Kamera sah. Nicht das beste, aber immer noch ein hübsches Foto. Ihr Blick fiel auf diverse Kleinanzeigen über Avril Lavigne, Nevada Tan oder Lisa Bund. Erst danach las sie den fettgedruckten Schriftzug unter ihrem Bild. Ungeküsst! Fassungslos starrte sie darauf. “Was ist das denn?” fragte sie mehr sich selbst. “Ach,” begann Tom und versuchte ihr die Zeitung weg zu nehmen “das ist nur ein Aprilscherz.” “Wir haben Juni.” sagte Alexandra trocken und hielt die Zeitschrift so dass er sie nicht erreichen konnte. “Fürs nächste Jahr?” versuchte er es weiter, wurde allerdings von einem “Lass-es”-Blick von Bill zum Schweigen gebracht. Alexandra setzte sich auf die Couch, schlug Seite 10 auf, bemerkte dass sie ihr zwei Doppelseiten gewidmet hatten und begann den Artikel, der mit zahlreichen Fotos von ihr und den Jungs bespickt war, zu lesen: Die Tokio Hotel Fangemeinde ist seit jüngst gespalten. Der unerwartete Zuwachs für Frontmann Bill Kaulitz in Form von Alexandra Behlert lässt laute Protestrufe ebenso wie Liebesbriefe und Autogrammanfragen in unsere Redaktion eintrudeln. Wir trafen eine enge Freundin der neunzehnjährigen Alexandra, die alle nur Lexa nennen, und erfuhren exklusiv was für ein Mensch die neue Sängerin ist. Es folgte ein Interview indem die angebliche Freundin über Alexandras Lieblingsmusik, Lieblingsessen, Lieblingstier und bla, bla, bla etc. pp. berichtete. Nur die Hälfte von dem was sie sagte stimmte tatsächlich, doch dann kam die Frage nach Alexandras Männergeschmack. “Ich kann mich nicht erinnern, Alex jemals mit einem Jungen gesehen zu haben. Entweder sie hat ein riesen Geheimnis daraus gemacht und das so gut, dass ich nichts mitbekommen habe oder sie ist tatsächlich noch...ungeküsst.” Sollte ein attraktives hübsches Mädchen wie Alexandra wirklich schon ihr ganzes Leben Single sein? Eine Nachfrage beim Management ergab kein Ergebnis und auch die Bandmitglieder schweigen sich beharrlich darüber aus. Das lässt die Gerüchteküche weiter brodeln und gibt einigen Fans Grund zu fragen: Sind Alexandra und einer der Jungs ein Paar? Alexandra hatte genug. Sie wollte gar nicht wissen in welchen Mutmaßungen der Artikel endete und stoppte an der Stelle. Sie warf die Zeitung ohne Rücksicht auf deren Zerstörung neben sich auf die Couch und sah in die Runde. Vier ausdruckslose Gesichter sahen sie an. “Nette Freunde hast du,” meinte Tom ironisch “Wer solche Freunde hat braucht keine Feinde.” “Ach sei ruhig.” sagte Alexandra gereizt “das geht mir doch sonst wo vorbei.” “Mir aber nicht,” diskutierte Tom weiter “Immerhin könnten wir den Leuten das verliebte Pärchen vorspielen.” Alexandra hörte kaum hin. Das musste sie auch nicht. Bill strafte Tom an ihrer Stelle mit einem bitterbösen Blick. Sie versank in ihren Gedanken. Es war ihr von Anfang an bewusst gewesen, dass Gerüchte über sie in die Welt gesetzt werden würden, aber sie schwarz auf weiß zu lesen und zu wissen, dass es Leute, ja Fans gab die diese Geschichten glaubten war kein gutes Gefühl. Auch der Zeitpunkt dieses Artikels war mehr als unglücklich. “Und?” hörte sie plötzlich Toms Stimme welche mit einem schelmischen Grinsen unterlegt war “Stimmts denn?” Sie griff auf der Stelle nach der Zeitung und warf sie Tom um die Ohren der augenblicklich auf die andere Seite des Raumes flüchtete. Seine Frage blieb unbeantwortet. Nach einer weiteren halben Stunde hatte die Vorband die Massen richtig angeheizt, dies berichtete jedenfalls David, und die fünf sollten sich langsam bereit machen. Alexandras Herzschlag erreichte langsam aber sicher den fast ungesunden Bereich. Ihr Herz schlug so sehr gegen ihre Brust, dass sie sich sicher war, dass andere es hören konnten. “Ich geh noch mal aufs Klo.” meinte Bill bevor sie auf ihre Positionen gehen wollten. “Ich muss auch noch mal.” kam von Georg und er schloss sich Bill an. “Ich komm auch mit.” musste Alexandra gestehen und sah zu dass sie den Anschluss nicht verlor. “Wir gehen nochmal auf Toilette.” ließ Bill eine Backstage-Mitarbeiterin, deren Name Alexandra gerade nicht einfallen wollte, wissen. “Zusammen?” hörten sie plötzlich Toms halb empörte, halb anzügliche Stimme hinter ihnen. Alexandra drehte sich abrupt um, zeigte Tom ihren ausgestreckten Mittelfinger und leckte zur Verdeutlichung was er sie konnte mehrmals über die Fingerkuppe. Ihr Zungenpiercing blitzte dabei hervor. Tom grinste typischerweise als er mit Gustav, der immer noch sein Handy in der Hand hielt und gerade eine Nachricht zu bekommen schien, auf seine Position direkt hinter die Bühnenwand ging. “Ich hab dich auch lieb, Schatz.” Und tatsächlich war Alexandra so durch den Wind, dass sie Georg und Bill auf die Männertoilette folgte. Es war irgendwie zur Gewohnheit geworden, dass sie auf Schritt und Tritt dahin ging wo die Jungs auch hin gingen, da war es für sie nur logisch, dass sie die selbe Tür wie Bill durchquerte mit dem sie sich gerade unterhielt. Er schien auch nichts ungewöhnliches zu bemerken. Sie realisierten ihren Fehler erst als Georg mit einem fragendem Blick, vor dem Waschbecken stehend, zu ihnen sah. “Ähm...” Bill und Alexandra sahen sich an. Sie brauchten eine weitere Sekunde um zu reagieren und in Gelächter auszubrechen nachdem sie monoton ein “Oh.” hören ließen. “Bis gleich.” brachte Alexandra mühsam hervor und nahm die nächste Tür. Auf ihrem Weg zurück zur Bühne standen ihr die Nackenhaare zu berge. Sie hörte das laute Kreischen der Fans und wurde nur noch ungeduldiger. Alles was sie hoffte war, dass niemand mit faulen Eiern oder Tomaten nach ihr warf. Die Jungs standen um einen kleinen Bildschirm und betrachteten sich die Fanmassen über die die Kameras schwebten. Strahlend zeigte Gustav ihr sein Handy. Sie wusste nicht was er damit bezweckte und auch als Alexandra die paar Worte die auf dem Display zu sehen waren las, war sie nicht fiel schlauer als vorher. 1. Reihe. Von euch aus gesehen links. Sie hatte keine Zeit ihn danach zu fragen, da in dem Moment Tom nach ihr griff, sie vor den Bildschirm zerrte und auf ein Plakat deutete was ein Jugendlicher in den Händen hielt. “Lexa, ich will!” Perplex sah Alexandra auf das Transparent was glücklicherweise gerade aus dem Bild verschwand. “Ich will aber nicht.” Die Jungs lachten und kurze Zeit später bekamen Bill und Alexandra ihre Mikrofone gereicht. Alexandra atmete tief durch. “Das wird deine Feuertaufe.” hörte sie Gustavs Stimme und merkte wie ihr jemand auf die Schulter klopfte. “Auf ne geile Show.” sagte Bill und er hielt seine Hand in ihre Mitte. Tom, Gustav, Georg und Alexandra legten ihre Hände auf seine und wiederholten gleichzeitig: “Auf ne geile Show.” Gustav war der erste der die Bühne betrat. Die Lautstärke in der Arena stieg an und als sie wieder drohte leiser zu werden rannte Georg auf die Bühne und die Massen grölten weiter. Alexandra schluckte. Bevor Tom sich den Fans zeigte ging er zu Alexandra und drückte sie aufmunternd. Sie blickte nach links uns sah nur noch seine Dreadlocks bevor er aus ihrem Blickfeld verschwand und die Arena unter einem erneuten Kreischansturm erzitterte. Sie wurde von einem Technikmitarbeiter zu einer Leiter geführt und an einem Sicherungsseil befestigt. Sie atmete erneut tief durch, sah ein letztes Mal nach links und begegnete Bills Blick. Er zwinkerte ihr ermutigend zu und sie rang sich ein Lächeln ab. Bill atmete ebenfalls tief durch, gab der Tontechnik ein Zeichen und lief auf die Bühne. Die Halle explodierte förmlich und bejubelte sein Auftauchen genauso wie Alexandra es von ihrem Konzertbesuch in Erinnerung hatte. “Hallo Berlin!!” hörte sie seine Stimme während sie zusammen mit dem Technikmitarbeiter die Leiter erklomm. Seine restlichen Worte blendete sie aus. Sie musste sich jetzt konzentrieren. Am Ende der Leiter wartete ein schmaler Steg auf sie. Sie ging bis zu dessen Mitte und sah nach unten. Sie konnte Gustav hinter seinem Drumkid auf einem Podest erkennen und hob ihren Blick wieder. Noch nie in ihrem Leben war so viel Adrenalin durch ihren Körper geflossen wie in diesem Moment. Natürlich hatten sie die Bühnenshow bis zum erbrechen immer und immer wieder durchgesprochen und geprobt. Es konnte eigentlich gar nichts schief gehen. Das was jetzt kommen würde, war mehr als kitschig, aber David und die Jungs schienen es zu mögen und somit war es beschlossene Sache gewesen. Doch insgeheim stand Alexandra auch auf Kitsch und hatte nichts dagegen mit Engelsflügeln auf den Rücken geschnallt von der Bühnendecke abgeseilt zu werden während die Jungs zu “Heilig” performten. Die Sekunden die sie warten musste zogen sich in die Länge und drückten nur noch mehr auf ihre Nerven. Als der erlösende erste Ton erklang, strafte sich das Seil an dem sie befestigt war und hob sie von dem Steg empor. Ein paar Sekunden baumelte sie über dem Nichts, dann bekam sie der Technikmitarbeiter zu greifen und brachte sie in die richtige Position. Ehe sie sich weiter verrückt machen konnte hatte Bill die erste Strophe beendet. “Du wirst für mich immer heilig sein,” begann er den Refrain und für Alexandra ging es abwärts. Sie hielt ihr Mikro fest umklammert, da es das einzige war an was sie sich klammern konnte. Ihre Füße kamen bereits in das Sichtfeld der Konzertbesucher, doch erst als ihr Oberkörper unter die Kante der oberen Bühnenabgrenzung war, wurde sie von einem Scheinwerfer angestrahlt. Für den schrecklichen Bruchteil einer Sekunde passierte gar nichts und Alexandra wäre am liebsten am Seil wieder nach oben geklettert, doch dann kreischten die Massen erneut, u.a. ihren Namen. “Du bringst die Kälte wenn du sprichst,” konnte man Bill singen hören und Alexandra konnte seine Gestalt auf dem Bühnensteg ausmachen. “Mit jedem Hauch von dir erlöst du mich,.” hörte sie ihre eigene Stimme singen und war froh über den Knopf im Ohr, da sie sich durch das laute Brüllen der Fans sonst kaum gehört hätte. “Wir sehn uns wieder irgendwann,” nahm Bill die Strophe wieder auf. “Atme weiter wenn du kannst,” setzte Alexandra fort. “Auch wenn das Meer unter dir zerbricht. Ich glaub an dich!” Der zweite Refrain begann und der Scheinwerfer der Alexandra in der dunklen Halle anstrahlte erlosch. Für die Fans unsichtbar wurde sie hinter Gustavs Podest komplett abgeseilt und schnallte sich selbstständig ab. Sie hatte genug Zeit um den Gürtel, an dem auch die Flügel befestigt waren, abzulegen und rechtzeitig zur Bridge des Songs aus dem Dunkel zu treten und nach vorn zu laufen. “Ich schau durchs Meer und seh dein Licht über mir,” sang sie und kam in der Mitte der Bühne zum stehen. Blitzlichtgewitter brandete ihr entgegen während Bill sang: “Ich sinke, ich sinke weg von dir,” “Schau mir nicht mehr hinterher,” hauchte Alexandra in das Mikro und wartete auf ihren weiteren Einsatz. “Glaub an dich,” “Ich glaub an dich,” sangen Bill und Alexandra gemeinsam. Alexandra rannte den Bühnensteg entlang um zu Bill zu gelangen und setzte in den letzten Refrain mit ein. “Und irgendwann führt das Meer dich zu mir.” Sie bezogen das Publikum mit ein und Alexandra war erstaunt, dass so viele Mädels ihren Namen auf ihrer Haut stehen hatten und sich die Haare wie sie schnitten. “Du wirst für mich immer heilig sein!” endete der Song in einem lang gezogenen Ton und die erste Hürde des heutigen Abends war genommen. “Hallo Berlin!” begrüßte nun auch Alexandra die Menge und sie nahm sich Zeit ein paar Transparente zu lesen während sie den Steg wieder verließen. “Bill, zeig uns deinen Stern!” war ihr Favorit unter den Plakaten. Die erste Hälfte des Konzertes verlief großartig. Die Bühnenshow kam hervorragend an und als Alexandra nach “Reden” einen Blick in die erste Reihe riskierte, erspähte sie Heidi welche mit glasigen Augen zu ihnen empor blickte. Sie winkte ihr wie eine verrückte zu und Alexandra winkte zurück. Jetzt war klar was die SMS von vorhin zu bedeuten hatte. Es war klar, dass Heidi zu “Der Letzte Tag” auf die Bühne geholt wurde. Ein Highlight des Konzertes war für Alexandra der Song “Spring Nicht”. Bei den letzten zwei Zeilen des Liedes standen sich Bill und Alexandra am Anfang des Steges gegenüber und sangen diese gemeinsam. “Und hält dich das auch nicht zurück dann spring ich für dich.” Sie wandten sich dem Steg zu und rannten los. Es war wie ein stummes übereinkommen gewesen was sie geschlossen hatten als sie sich in die Augen sahen. Es war mit niemandem abgesprochen und war nur eine spontane Entscheidung. Kurz vor Ende des Steges bremste Bill ab und kam zum stehen, doch Alexandra dachte nicht daran. Mit einem Hechtsprung über zwei Security-Mitarbeiter hinweg beförderte sie sich mit Schwung in die Menge. Sie war sich sicher, dass David in diesem Moment das Herz hinter der Bühne stehen bleiben würde. Noch im Sprung grölte sie vor Freude in das Mikro. Die begeisterte Masse fing sie über ihren Köpfen auf und ließ sie über sich hinweg wandern. Sie hörte Bills vom Lachen erstickte Stimme. “Da springst du wirklich?!” Ein Blick nach vorn verriet ihr, dass auch Tom und die zwei anderen Jungs es sehr spaßig fanden. So gut es ging zuckte Alexandra mit den Schultern während Hände nach ihr grabschten, Fotos gemacht wurden und sie weiter über die Menschenmenge getragen wurde. Stage Diving war etwas tolles! Während Bill ohne sie “Reden” vortrug war Alexandra mittlerweile bis in die unmittelbare Nähe von Heidis Platz vorgedrungen. Diverse Zeilen des Liedes ließ sie sogar Fans in ihr Mikro schreien. Doch für den nächsten Song, war ihre Anwesenheit auf der Bühne unabdinglich. “Lexa?” fragte Bill und versuchte sie in der Halle auszumachen. “Hier.” sagte sie amüsiert, merkte allerdings dass er in die falsche Richtung sah, da ihre Stimme gleichmäßig in der ganzen Halle verteilt wurde “Hier drüben!” “Ahh!” gab er von sich, nachdem Tom ihm die richtige Richtung gezeigt hatte “Okay, und jetzt bringt Lexa bitte wieder hiervor an den Steg. Genau so. Immer schön weiter reichen. Prima.” Die zwei Security-Mitarbeiter über dessen Köpfe sie hinweg gesprungen war griffen nach ihren Füßen und positionierten sie wieder auf der Bühne. Bill beugte sich nach vorn, griff nach ihren Händen und hievte sie zurück auf die Bühne. “Das war geil!” johlte Alexandra in ihr Mikrofon und reckte die Hände in die Luft, merkte jedoch dass ein Button an ihrer Hose fehlte den sich wohl ein Fan unter den Nagel gerissen hatte. Einer der letzten Songs des Abends war “Beichte”. Alexandra schrieb während der Performance ihre “Beichte” auf einen Zettel und zerriss diesem am Ende des Songs um ihn schließlich ins Publikum wandern zu lassen. Nach einer emotionalen Zugabe des Songs “In die Nacht” war das Konzert vorbei. “Berlin, ihr ward spitze!!” rief Bill glücklich und sie reihten sich nebeneinander auf um sich zu verabschieden. Ein schwerer Stein fiel von Alexandras Herz und erleichterte dies. Keine faulen Eier, keine Tomaten, nur gut gelaunte Fans die eine weitere Zugabe forderten. Sie hatte ihre Feuertaufe erfolgreich überstanden und es hatte mehr als nur Spaß gemacht. Sie konnte sich nicht vorstellen je wieder etwas anderes zu machen. Während sie der Menge mit glasigen Augen zuwinkte und sich verabschiedete spürte sie Bills Arm um ihre Schultern und seine Lippen auf ihrer Wange. Alles war perfekt. ~ Ende des 15. Kapitels ~ Kapitel 16: an deiner Seite --------------------------- Ich mag das Kappi... irgendwie... ein bisschen... Es ist bis jetzt das längste... Die Lyriks in diesem Teil sind von Revolverheld --> Unsterblich Kapitel 16 ~ an deiner Seite ~ “Die ham dir nen Button geklaut?” fragte Tom amüsiert und ließ sich auf Georgs Bett in dessen Hotelzimmer fallen. “Ja,” bestätigte Alexandra und plötzlich fiel ihr etwas ein “Oh Gott, ist sonst noch alles dran?” Sie drehte sich im Kreis und besah sich von oben bis unten während sie nachsah ob sonst noch irgendetwas fehlte. “Ja, ist denn sonst noch alles dran?” fragte Tom erneut, sprang alarmiert auf und half Alexandra sich abzusuchen. Er begann sie zu kitzeln und das ganze Spiel endete damit, dass die beiden das Gleichgewicht verloren und lachend auf der Matratze landeten. Georg ergriff das Wort, immerhin musste er sich davon ablenken was Tom und Alexandra auf seinem Bett trieben. “Davids Gesichtsausdruck nach Konzertende war zu gut.” Gustav bejahte lachend und zog Heidi zu sich auf den Schoß. “Ich hätte schwören können, dass ich ihn hab schreien hören als du wirklich in die Menge gesprungen bist.” meinte Bill mit einem Grinsen und sah zum wiederholten Mal auf die Uhr. Alexandra zog Tom das Cappie tief ins Gesicht und setzte sich auf. “Ich glaube, dass mach ich jetzt jedes Mal.” “Nur über Davids Leiche,” kicherte Tom und setzte sich ebenfalls auf, wechselte jedoch sogleich wieder das Thema “Was machen wir morgen eigentlich?” “Nach Hamburg fahren.” sagte Alexandra trocken und richtete ihre Haare. “Und übermorgen?” “In Köln ein Konzert spielen.” antwortete Bill. “Und am Mittwoch?” fragte Tom unbeirrt weiter und Alexandra fragte sich, ob es nicht besser wäre ihm ihren Terminkalender zu überreichen. “Sag bloß, das weißt du nicht mehr?” empörte sie sich statt dessen “Wir fliegen in die Stadt der Liebe.” “Venedig?” runzelte Tom die Stirn und nahm es ihr übel, dass sie das böse F-Wort gesagt hatte. “Paris, du Trottel.” platzte es aus Georg heraus. “Hab ich doch gesagt.” rechtfertigte sich der ‘Trottel’. “Das muss an den Haaren liegen, dass dein Gehirn nicht genügend Sauerstoff bekommt.” “Ich muss los.” unterbrach Bill den aufkommenden Streit und ging zur Tür neben der bereits seine Tasche bereit stand. “Wohin denn?” fragte Tom seinen Zwilling, erntete allerdings nur ein geheimnisvolles Lächeln. “Ich bin verabredet.” “Mit wem?” hakte Filzlöckchen weiter nach. “Boah, nehmt euch ein Zimmer!” platzte Georg der Kragen als ihm das Rumgeknutsche von Gustav und Heidi endgültig auf die Nerven ging. In seinem Zimmer herrschte Zucht und Ordnung, also wieso konnten die nicht einfach alle gehen? Es schien gewirkt zu haben, da Heidi Gustav bei der Hand nahm und aus dem Zimmer führte. “Viel Spaß noch!” rief Tom ihnen hinterher und beobachtete wie Bill die Gelegenheit nutzte um ebenfalls aus dem Zimmer zu schlüpfen. “Bis morgen.” waren seine letzten Worte bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Georg sah abwartend zwischen Alexandra und Tom hin und her. “Und?” fragt er um sie aus der Reserve zu locken. “Und was?” fragte Tom der auf der Leitung zu stehen schien. “Gute Nacht, Georg.” seufzte Alexandra, stand auf und öffnete die Zimmertür vor der sie auf Tom wartete. “Süße Träume, Hasi.” hörte sie Tom noch säuseln kurz bevor etwas von innen gegen die Tür flog und er mit gesenktem Kopf neben ihr auf dem Gang stand. Sie schüttelte belustigt den Kopf und setzte sich in Richtung ihres Zimmers in Bewegung. Tom folgte ihr gähnend. An ihrem Zimmer angekommen wollte sie sich von Tom verabschieden, doch er grinste nur vor sich hin und spielte an dem Stoff seines Ärmels. “Willst du mich nicht rein bitten?” neckte er sie. “Nicht in diesem Leben.” war das einzige annähernd schlagfertige was ihr dazu einfiel. “Ich bin jung, ich kann warten,” ließ er sie wissen “Und bis dahin hol ich mir noch ein oder zwei Groupies.” “Aber bitte seit leise.” flehte Alexandra regelecht, da ihr Zimmer direkt neben Toms lag. Schnurstracks lief er den Gang bis zu Ende, winkte ihr, ohne sich noch einmal umzudrehen, zu und ließ eine erschreckend gute Nachahmung von Anna-Lenas “Tüttelü!” hören bevor er um die Ecke bog und im Treppenhaus verschwand. Kopfschüttelnd fragte sich Alexandra noch weshalb er nicht den Fahrstuhl nahm und trat schließlich in ihr Zimmer mit der Nummer 289. Wie gewohnt war es dunkel im Inneren. Es war ein langer und entsetzlich aufregender Tag gewesen, weswegen Alexandra nicht lange fackelte, ihre Sachen im zu Bett gehen abstreifte und nur mit Unterwäsche bekleidet unter die Decke schlüpfte. Sie atmete den Duft der Bettwäsche ein und stieß die Luft langsam wieder aus. Kaum hatte sie die Augen geschlossen, war sie schon fast im Reich der Träume, aber nur fast. Sogar durch das geschlossene Fenster hörte sie die vor dem Hotel wartenden Groupies plötzlich kreischen. Vermutlich war Tom gerade da unten aufgetaucht. Sie beschloss es zu ignorieren, da es vermutlich in zwei Minuten eh vorbei sein würde. Die Minuten vergingen ohne dass ein Ende des Kreischkonzertes in Sicht war. Alexandra drehte sich auf den Bauch und steckte ihren Kopf unter das Kopfkissen. Das grenzte ja schon an Lärmbelästigung. Warum unternahm den keiner was? Und als ob das noch nicht genug wäre, drang eine halbe Stunde später ein gedämpftes erregtes Stöhnen an ihr Ohr. Blitzartig saß sie kerzengerade im Bett und lauschte in die Dunkelheit um die Quelle des Geräusches ausmachen zu können. Doch eigentlich wusste sie ganz genau woher es kam. Sie krabbelte ganz nach oben an das Kopfende des Bettes und legte horchend ihr linkes Ohr an die Wand. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. War ja klar. Und dabei hatte sie doch gesagt, sie sollen leise sein. Aber gut, wie lange konnte es wohl noch dauern? Alexandra legte sich wieder hin und starrte abwartend an die Decke. Im Warten war sie gut. Eine viertel Stunde und einen finalen Aufschrei, der aus dem anderen Zimmer an ihre Radartüten drang, später, war es endlich wieder still. Auch das Kreischen draußen auf der Straße hatte aufgehört. Zufrieden kuschelte sie sich ganz fest in ihre Decke und schloss die Augen, nur um das Stöhnen einen Augenblick darauf wieder zu hören, diesmal gemischt mit einem zweiten. Es war unfassbar. Wie viel Stehvermögen hatte der Junge eigentlich? Sie bezweifelte, dass es etwas bringen würde, wenn sie wie eine Bekloppte mit ihrer Faust gegen die Wand hämmern würde. Bei ihrem Glück würde man sie wahrscheinlich noch wegen Lärmbelästigung aus den Räumlichkeiten entfernen. Also starrte sie erneut an die Decke und lauschte ungewollt den Geräuschen der Lust. Sie schellte sich dafür, ihren MP3-Player im Tourbus liegen gelassen zu haben. Und jetzt rüber zu gehen und nach Toms I-Pod zu fragen war wohl auch keine so gute Idee. Bei jedem weiteren Ton der durch die Wand hallte drängten sich immer mehr unschöne Gedanken in ihren Kopf. Wieso musste sie sich auch immer alles bildlich vorstellen? Sie begann Tom dafür zu hassen, dass er ihr dies zumutete. Für sie war Tom Kaulitz ab jetzt der Teufel. Sie waren bei VIVA LIVE. Zumindest glaubte sie es, da das Studio aussah wie die Fabrik bei ihrem ersten Videodreh, aber irgendwie auch tausend Mal schlimmer. Gülcan sah aus wie eine Kräuterhexe und hatte eine riesige Warze auf der Nase. Und als ob das noch nicht genug war, knutschte Tom schon seit geraumer Zeit mit Avril Lavigne rum, die ebenfalls Stargast war. Die Hexe moderierte gerade ihre neue Single an, nachdem sie Alexandra gefragt hatte ob sie genauso viel Angst vorm hässlich sein hatte wie sie. Alexandra hatte ihren Blick nicht von der Warze nehmen können und hatte nur ein “Äh...” gestammelt. Die Single begann zu spielen, Georg holte hinter der Couch einen Playboy hervor und ‘Lovesongs (They kill me)’ von DER neuen deutschen Band begann zu spielen. Moment, das war aber nicht ihr Lied... Das Studio verschwand, der Song wurde lauter und Alexandra öffnete die Augen. Was für ein Traum. Ein Wunder, dass sie überhaupt noch irgendwann eingeschlafen war, denn als es draußen schon wieder hell wurde, hatte sie die Hoffnung fast schon aufgegeben. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Sie brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren, dass der Song ihr Handy-Klingelton war. Wann hatte sie den denn eingestellt? Sie tastete halb blind nach dem Mobiltelefon und nahm das Gespräch an. “Lexa, wo bleibst du denn?” dröhnte ihr sofort Davids Stimme ins Ohr. Seine Stimme klang gehetzt, wie fast immer “Wir sind schon mit dem Frühstück fertig.” “Wie spät isses denn?” fragte Alexandra verschlafen und wunderte sich wieso man nicht einfach an ihrer Tür geklopft hatte. “Fast zwölf.” Ich bin wach, ich bin wach, sagte ihr Gehirn. “Ich bin gleich unten.” Sie sprang regelrecht aus dem Bett während sie das Gespräch mit David beendete. Ein Glück hatte sie heute Nacht beschlossen noch einmal aufzustehen und ihre Sachen schon zu packen. Umso schneller ging es jetzt. Zehn Minuten später kam sie in den Speiseraum gehetzt und setzt sich an den einzigen freien Platz des runden Tisches. Die waren ja wirklich schon alle fertig, bemerkte sie nach einem prüfenden Blick in die Runde. “Du siehst müde aus.” bemerkte Bill und reichte ihr den Brötchenkorb während sie sich hastig Kaffee eingoss. “Ich hab kaum geschlafen,” meinte Alexandra mit einem Seitenblick auf Tom “Und Tom auch nicht.” “Das stimmt,” bestätigte dieser “aber ich seh nicht so fertig aus wie du.” “Schon mal in den Spiegel geguckt?” wollte Alexandra wissen und fügte aufgrund vieler fragender Blicke hinzu “Tom hat wieder Telefonnummern gesammelt.” “Nicht nur Telefonnummern.” ließ er sie wissen und Alexandra fügte ihrer geistigen Liste ‘Dinge-die-ich-nie-wissen-wollte’ einen weiteren Punkt hinzu. David drängelte sie so sehr, dass Alexandra nur Zeit hatte ihren Kaffee zu trinken und das Brötchen in die Hand nehmen musste während sie vor das Hotel traten und sich kreischenden Fans zeigten. Die fünf gaben ein paar Autogramme, doch als Alexandra mitbekam, dass sich einige schlecht über sie äußerten und sogar ihre Autogrammhefte wegzogen als sie es signieren wollte, reckte sie die Nase so weit es ging in den Himmel und verschwand als erste im Wagen wo sie erst einmal ungestört ihr Brötchen zu Ende essen konnte. Die Minuten zogen sich in die Länge und Tom war der einzige der sich zu ihr auf die Rückbank des Vans setzte. Er winkte noch einmal in die Menge und zog dann die Tür hinter sich zu. “Puh, geschafft.” meinte er als sich der Wagen bereits in Bewegung setzte. Alexandra gähnte eine Bestätigung und beobachte wie Tom sein Handy aus seiner Hosentasche kramte und darauf herum tippte. Ihre Wahrnehmung drohte wieder abzugleiten doch plötzlich wurde das Wageninnere von einem Lied erfüllt wessen Klang ihr noch all zu gut bekannt war. Es kam aus Toms Handy. “Du warst an meinem Handy?!” platzte es aus ihr heraus. “Ich wollte dir nur ne Freude machen.” grinste Tom und leugnete es nicht einmal. “Wann hast du das gemacht?” fragte Alexandra weiter. “Vor ein paar Tagen als du besoffen in der Ecke gelegen hast.” “Hä? Ich hab gar nicht besoffen in der Ecke gelegen.” “Kannst mal sehn wie dicht du warst, wenn du dich nicht mehr daran erinnern kannst.” Er nahm einen Schluck aus der Wasserflasche die in der Lehne des Beifahrersitzes steckte und sah zu ihr herüber. Alexandra war drauf und dran ihm diese zu entreißen, eine Wasserschlacht zu beginnen und ihm das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht zu spülen. Aber sie dachte an die unschönen Wasserflecken auf den Ledersitzen und ließ es bleiben. “Rache ist ein Gericht das kalt serviert wird.” sagte sie statt dessen vielsagend und sah den Rest der Fahrt aus dem Fenster. Als sie den Parkplatz am Stadtrand erreichten, lief der Motor ihres Tourbuses schon und sie brauchten nur noch einzusteigen. Ihr Gepäck war von der Crew bereits hierher gebracht und verstaut wurden. Alexandras erster Weg nachdem sie in das Innere des unauffällig grauen Gefährtes gestiegen war, führte sie in die Küche des komfortablen zweistöckigen Busses. Sie brauchte dringend noch mehr Kaffee oder sie würde im stehen einschlafen. Irgend jemand war tatsächlich klug genug gewesen, hatte voraus geplant und bereits eine ganze Kanne aufgesetzt. Die kleine Küche roch nach dem frisch gebrühten Getränk. Alexandra nahm sich ein Tablett, stellte die Kanne, sechs Tassen, Milch und Zucker darauf und machte sich daran in die zweite Etage zu steigen. Auf der engen Treppe kam ihr ihr heutiger Fahrer entgegen. Sie begrüßte ihn als er die Treppe wieder rückwärts hoch ging um sie vorbei zu lassen. Auf dem Weg in den hinteren Teil des Busses kam ihr auch noch ein aufgedrehter Gustav entgegen. “Ich darf den Bus fahren!” rief er nur noch und war auch schon über die Treppe nach unten verschwunden. Alexandra beschloss, sich darüber nicht zu wundern, dafür war sie zu müde. Sie erreichte den hinteren Teil des Busses und befand sich nun an ihren Lieblingsaufenthaltsort in dem Fahrzeug. Sie nannten diesen Bereich Lobby, auch wenn er keine war. Eine große Eckcouch verlief über drei Seiten des Hecks und hatte einen niedrigen Tisch in ihrer Mitte. Ein Fernseher hing von der Decke und auch eine Spielekonsole war in greifbarer Nähe um die Langeweile vertreiben zu können. Sie waren noch nicht viel mit diesem Bus unterwegs gewesen, aber die meiste Zeit verbrachten sie hier und beobachteten die Außenwelt durch die getönten Scheiben. Alexandra begrüßte Heidi, die schon eher hierher gebracht worden war und setzte sich auf ihren angestammten Platz. Georg hatte bereits sein Notebook ausgepackt und war mit anderen Dingen beschäftigt. Bill versuchte die Musikanlage in Gang zu kriegen und Tom hatte seinen I-Pod bereits angeschmissen und lümmelte neben ihr auf der bequemen Couch. Alexandra war gerade damit fertig jedem eine Tasse vollzugießen als Bill sich rechts neben sie fallen ließ. Er hatte den Kampf gegen die Musikanlage verloren und war auf einen Musiksender im Fernsehen umgestiegen. Gerade als sie die Tassen ansetzen wollten setzte sich der Bus, mehrmals stark ruckelnd, in Bewegung. “Whaaa.” entfuhr es allen gleichzeitig, da sie fast den ganzen Kaffee verschüttet hätten. Ganz zu schweigen von Georgs Notebook, welches fast vom Tisch gerutscht war. “Man, Gustav!” brüllte er durch die Gegend, in der Hoffnung, dass der Angesprochene ihn hörte. Sie fuhren ein oder zwei große Runden auf dem Parkplatz auf dem sie standen und hielten dann wieder an. Kurze Zeit später kam Gustav wieder zu ihnen und musste sich einen bösen Blick von Georg gefallen lassen, den er allerdings nicht bemerkte, da er sich freute wie ein kleines Kind das einen großen Lolli geschenkt bekommen hatte. “Ich hab den Bus gefahren, ich hab den Bus gefahren und ihr ja nicht.” “Toll Hobbit,” sagte Tom der das Musik hören wieder aufgegeben hatte “Wirklich toll. Jetzt hast dus uns allen voll gezeigt.” “Toll, Schatzi.” sagte Heidi wenigstens und fand, dass er sich dafür einen Kuss verdient hatte. Sie war halt die perfekte Freundin. Alexandra gähnte als der Bus, diesmal behutsamer, Fahrt aufnahm und sich Richtung Autobahn bewegte. Eine Weile kämpft sie noch gegen die Müdigkeit an, doch das sanfte Schaukeln, die gemütlich einlullende Wärme und die ruhigen Gespräche der anderen gaben ihr den Rest. Wenn sie nicht bald etwas unternehmen würde würde sie vermutlich vorn über kippen und mit dem Kopf auf der Tischplatte enden. “Rutsch mal n Stück.” verlangte sie von Tom da er noch ein ganzes Stück Platz zwischen sich und Georg hatte. Er schien nicht auf Krach aus zu sein, denn er gehorchte ohne nachzufragen. Kaum hatte sie mehr Platz nahm Alexandra die Füße hoch, winkelte die Knie an und ließ sich langsam nach rechts fallen wo ihr Kopf auf Bills Oberschenkel landete. Sie schloss die Augen und seufzte zufrieden als sie seine Hand auf ihren Oberschenkel spürte. Plötzlich kitzelte sie jemand an den Füßen. Tom! Er war also doch auf Stunk aus. “Au”! rief er als sie nach ihm trat. “Hör auf, Tom.” wies ihn sein Bruder scharf zurecht. “Hör auf, Tom?” fragte dieser empört “Sie hat mich getreten.” “Sei kein Weichei.” hörte man von Georg der dies sagte ohne von seinem Bildschirm aufzublicken. Alexandra hatte die Augen noch immer geschlossen, doch sie konnte sich nur zu gut Toms Gesichtsausdruck vorstellen. Sie lächelte zufrieden, spürte wie ihr jemand durch die Haare streichelte und fiel in einen wohltuenden Schlaf. Sie erwachte weil die gleichmäßige, beruhigende Bewegung des Busses plötzlich aufhörte. Langsam öffnete sie ihre Augen und das erste was sie sah war, dass Tom über Heidi herzufallen schien, die sich mit Händen und Füßen wehrte und fast dem Ersticken nah war weil sie so lachen musste als er sie durchkitzelte. “Gustav!” stieß sie verzweifelt hervor nachdem sie festgestellt hatte dass sie ihren Angreifer nicht abwehren konnte. Alexandras Blick wanderte weiter nach rechts wo Gustav und Georg wie gebannt auf den Fernseher starrten, jeder einen Controller in der Hand, und etwas spielten das aussah wie ‘Need for Speed’. “Ich kann grad nicht,” meinte Gustav und seine Zunge verließ seinen Mund weil er so konzentriert war “Die Runde geht an mich!” “Tom bringt mich um!” quietschtete Heidi regelrecht. “Hinterlass keine Sauerei, Tom.” meinte Georg kühl und rammte Gustavs Fahrzeug. “GEORG!” empörte sich Heidi und sah ein dass ihr wohl niemand helfen würde. Glücklicherweise bekam sie in dem Moment Toms Cappie zu fassen und zog es ihm vom Kopf. Augenblicklich hörte er auf sie zu ärgern und sah wie ein ungläubiges Hundebaby auf ihre Hände mit denen sie sein Cappie weit über ihren Kopf hielt, damit er es nicht erreichen konnte. Er hob beschwichtigend die Hände. “Okay, ich hör auf. Aber gib mir mein Baby wieder!” Heidi war wohl selber noch nicht die Expertin im ärgern, denn sie gab es ihm bereitwillig zurück. Doch es schien gewirkt zu haben, denn nachdem er sein Cappie glücklich wieder an sich nahm und es küsste bevor er es wieder aufsetzte, setzte er sich ruhig hin un machte nichts böses mehr. Er sah in Alexandras Richtung. “Hey, du bist ja wach!” Sie merkte wie Bill sich bewegte. “Das sieht nur so aus.” meinte sie, richtete sich aber kurze Zeit später auf “Was ist eigentlich los?” “Wir stehen im Stau.” beantwortete Bill ihre Frage und Alexandra sah auf die Uhr. Sie hatte über zwei Stunden geschlafen und Bill war die ganze Zeit sitzen geblieben um sie nicht zu wecken? Awww. “Hast du mal nach deinen anderen Kopfbedeckungen geguckt, Tom?” “Wie meinen?” fragte er gehoben und wandte seinen Blick vom Fernseher ab wo Georg Gustav gerade gnadenlos fertig machte, im übertragenen Sinne natürlich. “Deine Cappies. Sind sie noch alle da? Wenn du nicht aufpasst werde ich sie klauen und nach Peru schicken.” Für ein paar Augenblicke sah Tom sie ausdruckslos an und sie war sich sicher, dass er darüber nachdachte wann er seine Cappies das letzte mal gesehen hatte. Das Ergebnis zu dem er gekommen war, schien ihn zu beruhigen, denn er sagte nur: “Witzig, wirklich witzig.” Alexandra lachte kurz und reckte sich anschließend. Was zwei Stunden Schlaf ausmachen konnten. Sie fühlte sich wie ein ganz anderer Mensch. Nach einer halben Stunde des still stehen setzte sich die Blechlawine in der sie sich befanden wieder in Bewegung und rollte langsam vor sich hin. Es dauerte eine weitere halbe Stunde bis sich der Stau komplett aufgelöst hatte und es wieder in normalen Tempo weiter ging. Irgendwie war Alexandra froh die gewohnte Umgebung der WG wieder zu sehen. Sie fühlte sich wohl in der Wohnung in der sie zwei Monate hintereinander gelebt hatte und war die erste die in den langen Flur trat und ihre Koffer hinter sich her zog. Friedliche Stille schlug ihr entgegen. “ÜBERRASCHUNG!!!” schallte es aus dem Wohnbereich und Anna-Lena schob sich in ihr Blickfeld. Alexandra musste sich sehr beherrschen, dass ihr Kinn nicht nach unten klappte. Dabei machte sie nicht gerade einen erfreudigen Gesichtsausdruck und drehte sich schnell zu den anderen. Tom stand mit weit aufgerissenen Augen hinter ihr. Irgendwie machte er den Eindruck als hatte er Tollwut. Heidi stand neben Bill und sah fragend in Anna-Lenas Richtung, wahrscheinlich hatte sie noch nichts von ihr gehört. Gustav ging rückwärts und wollte wahrscheinlich wieder das Weite suchen, hatte seine Rechnung allerdings ohne Georg gemacht der hinter ihm stand und somit den Weg versperrte. Georg sah sich um, musste sich allerdings eingestehen, dass diesmal kein rettender Kuchenteig in der Nähe war. “Hallo Andrea.” meinte Anna-Lena und ging an Alexandra vorbei um sich den Jungs aufdrängeln zu können. Heidi ignorierte sie dabei ebenfalls. “Benjamin hat mich reingelassen. War das nicht nett von ihm?” Benjamin Ebel? Ihr Manager? In Alexandras Top-List verdrängte Benjamin gerade Tom von der Spitze derjenigen die sie für den Teufel hielt. Benjamin Ebel war der Teufel! Alexandra deutete Heidi, deren Gesichtsausdruck jetzt dem Toms glich, ihr zu folgen. “Wie wars in Bremen?” hörten sie Anna-Lena noch nerven bevor sie über die Wendeltreppe verschwanden. “Berlin.” hatte Bill sie noch halbherzig korrigiert und geriet dann außer Hörweite. Alexandra zeigte Heidi Gustavs Zimmer in dem sie ihre Tasche abstellte. Heidis Flieger würde sie morgen früh wieder nach Helsinki bringen. Der restliche Nachmittag und der anschließende Abend wäre bestimmt ein schöner geworden, wäre Anna-Lena nicht gewesen. Nicht genug, dass sie Alexandra herum kommandierte, sich ihren Namen nicht merken konnte oder wollte und an der spannendsten Stelle der DVD ein Gespräch anfing und somit die ganze Stimmung versaute. Nein, damit nicht genug. Sie erzählte ihnen, dass sie zusammen mit ihrer Schwester in eine Wohnung ganz in der Nähe gezogen war. Was hieß, dass sie sich ab jetzt noch öfter sehen konnten. Bill schien der einzige zu sein der sich darüber ansatzweise freute. Alexandra wollte sich übergeben. Anna-Lena war der Teufel. Die WG mutierte immer mehr zu einem Ort an dem sie doch nicht mehr so gerne war. Sie war froh, dass es morgen bei Zeiten nach Köln ging. Und da sie sowieso noch Schlaf nachzuholen hatte war Alexandra die erste die sich verabschiedete und ins Bett ging. Sechs Stunden zusammen mit Anna-Lena waren ungefähr so einschläfernd wie eine Vorlesung über die Exportraten der Mongolei. Georg warf ihr einen flehenden Blick zu. Er war zwischen Anna-Lena und dem turtelnden Pärchen eingekeilt und kam da so schnell nicht weg. Alexandra konnte nichts anderes tun, als ihn mitleidig anzusehen und ihn in ihre Gebete einzuschließen... Die Stille ihres Zimmers legte sich beruhigend auf ihr Gemüt. Wenn man die ganze Zeit nichts anderes als Anna-Lenas nervige Stimme hörte die sich wie ein Wasserfall überschlug, war man sehr dankbar für ein bisschen Stille. Kein Tom, keine Groupies, keine Anna-Lena, der Schlaf konnte kommen. Am nächsten Morgen wartete Alexandra geduldig auf den Rest. Sie saß auf ihrem frisch gepackten Koffer und aß einen Schokoriegel. “Lexa, Lexa, Lexa, tz, tz, tz,” kam Tom kopfschüttelnd die Treppe herunter und schleppte seine Koffer hinter sich her “du denkst auch gar nicht an die armen Fans die dich heut Abend wieder auffangen müssen. Die werden unter deinem Gewicht noch zusammen brechen.” “Sehr charmant.” meinte Alexandra nur und sparte sich ein ‘Guten Morgen’. “Warte, ich helf dir.” meinte Tom nur, nahm ihr den restlichen Schokoriegel aus der Hand und aß ihn auf. Alexandra zuckte mit den Schultern. “Das Verfallsdatum war sowieso abgelaufen.” Tom zog ein Gesicht und Alexandra lachte darüber. Gustav und Heidi waren die nächsten die zu ihnen stießen und mit ihnen auf den Rest warteten. Georg erschien kurze Zeit später und Tom klatschte in die Hände. “So, dann kanns ja los gehen.” “Und was ist mit Bill?” wollte Alexandra wissen und erhob sich. Tom, G-Quadrat und Heidi warfen sich Blicke zu. Alexandra runzelte die Stirn. “Der ist bei Anna-Lena.” sagte Tom. “Freiwillig??” entfuhr es Alexandra ungläubig. “Wir vermuten, er hatte Fieber als er die Entscheidung traf und wusste nicht was er tat.” Alexandra nickte und die Truppe schob sich zur Tür. Der Bus stand vor der Haustür bereit und füllte fast den ganzen Hof aus. Sakis Leute fungierten als Gepäckträger und verstauten dies kurzerhand im Bus. Natürlich führte der erste Weg in die Lobby wo es sich die fünf gemütlich machten und auf Nummer sechs warteten. Gerade als sie Witze darüber machten was Anna-Lena wohl mit ihm angestellt hatte stieß er strahlend zu ihnen und ließ sich wie gewohnt auf seinen Platz fallen. Übermütig gab er Alexandra einen Kuss auf die Wange. Irgendwie machte er einen abgehetzten Eindruck, seine Wangen waren ganz rot, aber auch einen glücklichen. “Alles klar?” wollte Alexandra wissen. “Alles bestens.” versicherte er und holte auch gleich sein Handy heraus um darauf herum zu tippen. Alexandra sah zu Tom. Er zuckte mit den Schultern und fragte in die Runde ob sie bei McDonalds frühstücken wollten. Der Tourbus fuhr einen kleinen Umweg und brachte Heidi zum Flughafen. Sie war vor zwei Wochen sechzehn geworden und durfte nun allein solche Reisen antreten. “Machs gut, Süße.” verabschiedete Alexandra ihre Freundin und drückte sie fest “Bis zum nächsten Mal.” Wie immer, wenn Heidi sich verabschiedet hatte war Gustav für eine gute Stunde nicht ansprechbar und hing den Erinnerungen der letzten Tage nach. Also ließen sie ihn in Ruhe auf seinem Bett im unteren Teil des Busses liegen und Hardrock hören. Er konnte einem aber auch Leid tun. Er würde Heidi erst in acht Wochen wieder sehen. Die Fahrt nach Köln verlief ohne größere Probleme. Was hieß, dass Tom sein McDoof Frühstück bekam und Gustav sein Tief nach einer Stunde tatsächlich überwunden hatte und sie sich gemeinsam eine DVD nach der anderen rein zogen. Als sie direkt zur Arena in Köln fuhren und die Massen an wartenden Fans sahen, die den Tourbus natürlich sofort als solchen erkannten und anfingen lauthals zu kreischen, kam dieses Kribbeln im Bauch wieder und wurde bis zum Auftritt stetig schlimmer. Der Auftritt selber verlief wie die Feuertaufe selber ohne Probleme. Sogar noch besser, da Alexandra diesmal nichts geklaut wurde... Zwei Stunden nach Ende des Gigs kroch Alexandra in ihre Schlafnische im Tourbus und zog die roten Vorhänge zu. Aus einem Netz unter dem kleinen Fenster fischte sie ihren MP3-Player heraus als der Schlafbereich von Stimmen erfüllt wurde. “Nacht Lexa, Nacht Tom, Nacht Gustav, Nacht Georg.” “Gute Nacht, Bill.” antwortete Alexandra mit einem Lächeln und hörte kurz darauf auch Georg und Gustav eine gute Nacht wünschen. Ihr Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. Es war auch jedes Mal das selbe. “Gute Nacht, Johnboy.” beendete Tom die Spielerei indem er alle zum Lachen brachte “Was denn? Ihr habt einfach keinen Respekt mehr vor den alten Klassikern.” Immerhin musste er danach selber lachen. Es wurde still. Alexandra schaltete ihren MP3-Player ein und lauschte den Klängen von ‘Sunrise Avenue’. Sie drehte sich auf die Seite, ließ den heutigen Abend Revue passieren und schlief dabei ein. Paris war unglaublich. Für Alexandra war es das erste Mal, dass sie überhaupt in Frankreich war. Sie konnte ein paar Sätze auf französisch von sich geben, aber für jemanden der fünf Jahre Schulfranzösisch gebüffelt hatte war das nicht viel. Sie glaubte allerdings, dass es den Jungs ähnlich ging. Es war schade, dass sie so wenig von Paris mitbekamen. Am liebsten hätte Alexandra sich in einen Bus gesetzt und eine Sightseeing-Tour gemacht. Aber ihr straffer Zeitplan ließ so etwas natürlich nicht zu. Bis jetzt hatten sie noch nicht einmal den Eifelturm zu Gesicht bekommen. In einer halben Stunde hatten sie ihren ersten Termin um Promotion für ihre neue Tour und das Album zu machen. Sie hatten gerade mal genug Zeit ihre Koffer in die Zimmer zu schaffen und sich frisch zu machen bevor David schon wieder drängelte und auf die Zeit pochte. Alexandra hatte etwas länger gebraucht da einer ihrer Koffer nicht aufgegangen war. Aber sie konnte doch kein Interview ohne ihren Glücksbringer geben. Auf dem Gang wäre sie fast in Bill gerannt der ebenfalls aus seinem Zimmer gestürzt kam und etwas spät dran zu sein schien. “Komm, wir nehmen den Aufzug.” sagte er als Alexandra die Treppe in Angriff nahm und drückte bereits den Rufknopf. “Okay.” konnte Alexandra grade noch sagen bevor die Tür aufschwang und sich ihnen die leere Kabine zeigte. Hastig traten sie ins Innere und Bills lackierter Zeigefinger drückte auf die Taste die den Fahrstuhl ins Erdgeschoss befördern würde. Die Tür schloss sich und die Etagenanzeige sprang fast augenblicklich von 6 auf 5. “Aufgeregt?” fragte Bill nachdem Alexandra schwer geseufzt hatte und übertönte dabei die leise vor sich hin dudelnde Fahrstuhlmusik. “Ein bisschen.” gestand sie obwohl sie schon ein wenig Routine in das geben von Interviews bekommen hatte. Bill wollte etwas erwidern, doch von einer Sekunde auf die nächste erlosch die Beleuchtung im Aufzug und er kam so abrupt zum stehen, dass Alexandra aufgrund ihrer Eigenbewegung in die Knie ging. Auch die Musik hatte aufgehört zu spielen und sie standen nun in der lautlosen Dunkelheit. “Scheiße.” hörte sie Bills Stimme und dachte das Selbe. Sie bemerkte wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. “Hast du Platzangst?” hörte sie Bills besorgte Stimmer erneut dicht neben sich. “Nein, du etwa?” “Nein.” Na, immerhin etwas. Über ihnen flackerte es und eine schwache Notbeleuchtung hüllte sie in blaues Licht. Alexandra sah sich um. Die Anzeige der Etagen war ausgefallen, aber sie nahm an, dass sie zwischen der dritten und vierten Etage stecken geblieben waren. Sie ging zur Schalttafel und betätigte den Notrufknopf. Auch alle anderen Knöpfe probierte sie aus. Nichts geschah. “Scheiße.” fluchte sie und zog das Wort dabei so weit in die Länge bis es fünf Silben hatte während sie gegen die Verkleidung trat. Aber wenigstens saßen sie nicht ganz im Dunkeln. “Kein Empfang.” ließ Bill sie wissen und sah auf sein Handy-Display während er in der Kabine auf und ab ging um es aus allen Positionen zu versuchen. Auch Alexandra kramte ihr Handy aus ihrer Handtasche. “Ich auch nicht.” stellte sie fest. Bill sah sie blinzelnd an. “Geht ja super los, was?” Alexandra nickte nur. Aber wie lange würden sie hier wohl fest sitzen? Als zehn Minuten vergingen setzten sie sich auf den, mit weichen Fußbodenbelag ausgelegten, Boden und lehnten sich gegen die Wand. Alexandra hatte sogar freiwillig eine Runde ‘Marc O’ Polo’ begonnen. Sie war es wert gewesen, auch wenn sie verloren hatte. Den Termin verpassten sie auf alle Fälle. Das war klar. Es brach gerade die zweite Stunde ihrer Gefangenschaft an. Alexandra war ein bisschen weg genickt und ihr Kopf war gegen Bills Schulter gerutscht. Sie hatte ihren MP3-Player wieder ausgepackt und sie teilten sich die Kopfhörer um zusammen ein bisschen Musik zu hören. Bills Haare kitzelten über ihre Haut als sie die Melodie mit summte. [iLass dich einfach fallen Lehn dich einfach nur zurück Nur ein kleines Stück Die Zeit ist unsterblich Der Moment gehört nur uns Ist alles vergänglich Doch dieser Tag verbindet uns Die Zeit ist unsterblich Der Moment gehört nur uns Und nichts ist vergänglich für uns Alexandras Herz setzte einen Schlag aus und ein Kribbeln legte sich in ihre Magengegend, was sie sonst nur von Auftritten her kannte. Sie atmete tief ein und Bills Duft stieg ihr dabei in die Nase. Das Kribbeln wurde nur noch schlimmer. Verwirrt richtete sie sich auf und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Okay, du steckst mit Bill im Fahrstuhl fest. Das ist ein Problem, aber es gibt bestimmt noch unangenehmere Sachen. Und was Bill angeht, ihr wart euch schon 1000 mal so nah, also mach deswegen jetzt nicht so ein Theater. “Alles klar?” fragte Bill plötzlich und Alexandra hoffte, dass sie nicht gerade laut gedacht hatte. “Ganz schön heiß hier drin, oder?” fragte sie und wedelte sich mit der Hand Luft zu. “Findest du? Ich finds ganz angenehm.” Alexandra schluckte. Was war denn plötzlich los? Ihre Gefühle spielten total verrückt. Plötzlich legte Bill seinen Arm um sie und zog sie wieder zu sich. “Liegts etwa an der Gesellschaft?” fragte er und Alexandra fand sich plötzlich so nah an seinem Gesicht wieder, dass diese sich fast berührten. Wow, wer war er? Tom in neuem Outfit? Sie lehnte sich noch näher in seine Richtung. Ihr Herz sprang ihr fast aus der Brust als sein Gesicht sich in ihre Richtung drehte und sie aus seinen unergründlichen Augen ansah. Für einen Augenblick vergaß sie zu atmen, doch dann glitt der Aufzug ruckartig nach unten und auch Musik und Licht sprangen wieder an. Alexandra verlor das Gleichgewicht und musste sich wieder gerade hinsetzen . Sie sah schnell wieder zu Bill, doch er war bereits aufgestanden und beobachtete wie die Anzeige immer mehr in Richtung 0 ging. Alexandras Blick verfinsterte sich kaum merklich. Der Moment war vorbei. Bill reichte ihr seine Hand und half ihr auf. Sie nuschelte ein Dankeschön und klammerte sich den Rest der kurzen Fahrt an ihre Tasche. Der Aufzug bremste ab und kam schließlich zum stehen. Die Tür glitt auf und die erste Person die Alexandra in der Menschenmasse die sie erwartete sah, war ein in Schweiß gebadeter Mechaniker der sich mit einem Tuch die Stirn trocken wischte. Stimmengewirr brandete ihnen entgegen als sie in die Lobby traten. Alexandra merkte kaum, dass auf sie eingeredet wurde, David ihr auf den Rücken klopfte und sich freute, dass es ihnen gut ging. Ihr Blick folgte Bill. In ihrem Kopf ratterte es während sie beobachtete wie er zu Georg und Gustav ging. Sie zwang sich ihren Blick abzuwenden und wäre fast in Tom gerannt der plötzlich vor ihr stand und sie besorgt ansah. “Mir gehts gut.” antwortete sie auf seine ungestellte Frage und versuchte sich an ihm vorbei zu schieben, doch er versperrte ihr den Weg. “Bist du sicher? Du machst einen ziemlich kopflosen Eindruck.” Alexandra redete sich raus und David rettete sie aus der Situation indem er sie aus dem Hotel scheuchte und sie doch noch, wenn auch verspätet, zu dem Promo-Termin erscheinen konnten. Alexandra lief in ihrem Hotelzimmer auf und ab und wusste nicht so richtig was sie tun sollte. Den ganzen Tag hatte sie damit verbracht allen anderen Menschen aus dem Weg zu gehen, besonders den Menschen deren Nachname mit K beginnt, und jetzt war ihr langweilig. Acht Interviews in Folge waren nervtötend und schlauchten sehr, aber heute wollte sie einfach nicht zur Ruhe kommen. Ihr Blick schweifte über ihre Handtasche. Ein Gedanke drängelte sich in ihren Kopf und bevor sie ihn wieder verwerfen konnte hatte sie sich ihre Tasche geschnappt, den Zimmerschlüssel eingesteckt und war auf den Gang getreten. Sie sah sich nach rechts und links um. Die Luft war rein. Auf Zehenspitzen schlich sie den Gang entlang und kam sich dabei ziemlich dämlich vor. Dem Aufzug schenkte sie keinerlei Beachtung. So ein Ding würde sie nur noch benutzen, wenn es keine andere Möglichkeit gab. An der Treppe angekommen, sah sie gerade noch eine Person auf dem unteren Treppenabsatz verschwinden. Sie beschleunigte ihre Schritte und holte die Gestalt auf Etage 4 ein. Sie hatte einen Kapuzenpullover an und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. “Gustav?” Die Person blieb wie auf frischer Tat ertappt stehen und wirbelte herum. “Lexa?” Alexandra sah Gustavs Kamera die an einem Band um seinen Hals hing und zeigte ihm ihre eigene. “Da hatten wir wohl die selbe Idee.” meinte sie und lächelte. “Scheint so.” “Na dann los.” Das “Bing” des ankommenden Fahrstuhls ließ sie aufschrecken als sie im Erdgeschoss angekommen waren. “Was macht ihr denn hier?” ertönte plötzlich Toms Stimme hinter ihnen. “Das Gleiche könnten wir dich fragen.” meinte Alexandra nachdem sie die erste Überraschung überwunden hatte. “Ich hab zuerst gefragt.” Zur Antwort sahen Alexandra und Gustav sich kurz an und hielten dann synchron ihre Fotoapparate nach oben. “Oh, Sightseeing bei Nacht? Da bin ich dabei.” meinte auch Tom und schloss sich ihnen an. Der Portier verabschiedete sie mit einem “Bon soir!” und sie traten in die warme Nachtluft von Paris. Es hatte etwas verbotenes an sich wie sie sich so ganz ohne Aufsicht aus dem Hotel stahlen um Paris bei Nacht zu erkunden, aber es war schon spät und die Straßen waren fast wie leer gefegt. Was sollte also schon groß passieren? Die drei schlenderten über eine Brücke welche über die Seine führte. Es war eine herrliche Nacht und obwohl Alexandra nur ein T-Shirt trug fror sie nicht. Es dauerte eine Weile bis der Eifelturm sich ihnen zeigte. Es wurde von orangem Licht angestrahlt und sah einfach nur schön aus. Die drei wanderten direkt unter ihm hindurch und Gustav und Alexandra schossen ein paar tolle Fotos. Alexandra vermutete, dass Gustavs Bilder besser sein würden und war ein bisschen neidisch auf seine teure Kamera. “Schade, dass er schon geschlossen ist.” hörte sie Tom sagen und sah ihn nach oben gucken. Gustav sah auf die Uhr. “In fünf Stunden klingelt mein Wecker.” meinte er und sein Wink mit der Holzhütte wurde auch als solcher verstanden. “Okay, gehn wir.” sagte Tom und sie nahmen den gleichen Weg den sie gekommen waren. An einer Zoohandlung verloren sie ein paar Minuten, da Alexandra sich die Nase an der Scheibe platt drückte und die Hundebabys bestaunte. “Die sind ja goldig!” schwärmte sie und musste von den Jungs regelrecht weiter gezerrt werden. Gerade als sie die Brücke wieder überqueren wollten blieb Alexandra abrupt stehen. “Seht mal da hinten!! Das ist doch ein Jahrmarkt.” Komisch, dass ihnen das vorhin nicht aufgefallen war. Direkt am Ufer der Seine stand ein Riesenrad, etliche Verkaufsbuden und ein Kettenkarussell. Alexandra sah bittend in Toms und Gustavs Richtung. “Bitte lasst uns da mal vorbei schauen. Bitteeeee.” Gustav seufzte schwer. “Okay.” Insgeheim wusste er, dass Tom auch ein Rummel-Freak war und außerdem konnte er die beiden da doch nicht allein hingehen lassen. Er war ja so verantwortungsbewusst. Alexandra rannte regelrecht über die Wiese um so schnell wie möglich zu dem gut besuchten Jahrmarkt zu gelangen. Eine gute Stunde verbrachten die drei damit Autoscooter, Riesenrad und Kettenkarussell zu fahren. Als sie gerade gehen wollten entdeckte Alexandra allerdings einen Schießstand der riesige Ice Age-Plüschtiere als Hauptgewinn hatte. “Okay, wer von euch beiden hübschen schießt mir jetzt so ein Plüschtier?” fragte sie voller ernst. Gustav sah ruckartig zu Tom und deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. Tom ergab sich seinem Schicksal und probierte sein Glück. “Wir gehen hier nicht eher weg bis ich mein Plüschtier habe, das ist dir hoffentlich klar?” fragte Alexandra nachdem er den ersten Schuss verrissen hatte. “Glasklar.” “Ich hol mir ne Cola.” sagte Gustav in der leisen Vorahnung dass das hier doch noch etwas länger dauern könnte. Als er wieder kam stritten Alexandra und Tom gerade darüber ob der letzte Schuss nun zu weit links oder zu weit rechts eingeschlagen war. “Gustav, hast du noch n paar Euro?” fragte Alexandra und Gustav schüttelte den Kopf. Sie sah zu Tom. “Du hasts versaut.” “Tut mir Leid, ich bin aus der Übung.” “Wie viel Punkte habt ihr denn?” fragte Gustav und lugte über ihre Schultern. “Neun.” sagte Alexandra vorwurfsvoll. “Und wie viel hättet ihr gebraucht?” “Achtzig.” “Oh.” Alexandra bekam für die neun Punkte einen Spongebob Schwammkopf Patrick gereicht und einen kleinen Piraten Schlüsselanhänger. Sie besah sich die Gewinne und reichte Tom den Schlüsselanhänger. “Na ja, die sind ja auch ganz süß.” “Können wir jetzt gehen?” fragte Gustav vorsichtig. “Ich hol uns noch Zuckerwatte.” sagte Alexandra und war in der Menge verschwunden. Fünf Minuten später liefen sie endlich den lang ersehnten Rückweg über die Brücke in Richtung Hotel. Gustav lief vorne weg. “Renn doch nicht so.” rief Tom ihm hinterher und aß den Rest seiner Zuckerwatte. “Bummelt ihr doch nicht so.” sagte Gustav und ging ein paar Schritte rückwärts um mit ihnen reden zu können “Es riecht nach Regen. Ich will nicht dass meine Kamera nass wird.” “Gib sie mir, meine Tasche ist wasserdicht.” sagte Alexandra und warf ihren Holzspieß über das Geländer. “Ich will aber auch nicht nass werden.” meinte Gustav weiter und verschwand schon bald aus ihrem Blickfeld und verschwand in der Nacht. “Fragt sich wer hier n Weichei is.” murmelte Tom und stellte mit Entsetzen fest, dass Alexandra gerade auf das Geländer der Brücke geklettert war und auf einem Stück balancierte was gerade mal so breit war wie ihr Schuh. Geschockt griff er nach ihrer Hand. Unter ihr ging es zwanzig Meter in die Tiefe. “Komm da runter!” forderte er sie leicht panisch auf. “Warum? Komm du doch rauf.” “Lexa, ich meins Ernst. Das ist gefährlich.” Enttäuscht blieb sie stehen und sah ihn an. Seufzend ließ sie sich vom Geländer und in seine Arme gleiten. Für eine Sekunde hielt er sie fest an sich gedrückt bevor er sie langsam auf dem Gehweg absetzte. Alexandra wollte etwas sagen, kam jedoch nicht dazu da sie zu erstaunt darüber war, dass sein Gesicht sich immer näher an ihres beugte. Noch bevor sie sich im klaren darüber war was sie getan hätte prasselte ein Gewitterguss auf sie nieder und ließ sie auseinander fahren. Tom packte ihre Hand erneut und rannte los. Sie hatten die Brücke noch nicht ganz überquert als er es allerdings aufgab. Sie waren bereits jetzt nass bis auf die Knochen. Alexandra lachte. Wassertropfen hatten sich an ihren Nasenspitzen gesammelt, die Haare klebten in dunklen Strähnen zusammen, die Schuhe schmatzen beim gehen leise vor sich hin. Es schüttete wie aus Eimern, Wasser rann in ihren Kragen und lief den Rücken hinunter. Ihr Shirt war morgen sicher zwei Nummern kleiner. “Du hast da was.” hörte sie Toms Stimme und spürte seinen Daumen an ihrer Wange. Stimmt, ihre Wimperntusche hatte sich vermutlich über ihr gesamtes Gesicht verteilt. Aber es war egal, denn in diesem Moment neigte er den Kopf zu ihr herunter und drückte seine Lippen sanft gegen ihre. Sie schloss die Augen und spürte sein Piercing an ihrer Haut. Genau so plötzlich wie es passiert war, war es auch schon wieder vorbei. Tom löste sich von ihr. “Sorry,” sagte er mit seinem typischen Grinsen und Alexandra sah ihn verstört an “mir war grad so.” Er wandte sich nach links und lief einfach weiter, ließ sie im Regen stehen. Ihm war grad so? Sie schluckte und schob diese Aktion auf den hohen Zuckergehalt der Sachen die sie in den letzten Stunden zu sich genommen hatten. Hatte wohl eine Art Zuckerflash der Arme. Sie rannte ein paar Schritte und schloss wieder zu ihm auf. ~ Ende des 16. Kapitels ~ Kapitel 17: nach dir kommt nichts --------------------------------- Kapitel 17 ~ nach dir kommt nichts ~ Alexandra war mit sich übereingekommen, dass sie Tom als Playboy abstempelte und dass die Sache mit dem Kuss kein großes Ding war. Meine Güte, ihm war halt so gewesen. Es gab keinen Grund deswegen einen Aufstand zu machen oder sich irgendetwas darauf einzubilden. Er war eben so. Punktum. Bei der nächsten Gelegenheit die sich ihr bot würde sie sich Bill schnappen und ihrerseits zu Boden knutschen, oder so ähnlich. Das tat man heutzutage halt so. Man kannte sich, man grüßte sich, man küsste sich... Ihr Blick wanderte nach rechts. Sie saß neben Georg und hatte genau wie dieser schon mit dem Frühstück begonnen als Bill zu ihnen stieß. Na ja, vielleicht würde sie das mit den zu Boden knutschen doch erst beim übernächsten mal realisieren...oder nie. Als sie vollzählig waren erschien David und forderte sie auf etwas für ihre französischen Fans zu schreiben. Da Alexandra bereits zu Ende gefrühstückt hatte und außerdem ein Mädchen war und somit, zumindest theoretisch, die bessere Handschrift haben sollte, fiel ihr diese Aufgabe in die Hände. Sie schrieb mit Edding ein paar Sätze auf ein weißes Blatt und ließ das Papier dann eine Runde um den Tisch wandern, damit jeder seine Unterschrift darunter setzen konnte. Georg lachte als das Stück Papier bei ihm war und er es durchlas. “Was denn?” wollte Tom wissen der dies nicht getan hatte, sondern nur seinen Namen darunter gesetzt hatte. Alexandra bemerkte, dass seine Haare noch immer nass waren. Sie wusste aber auch, dass sie immer zwei Tage zum trocknen brauchten. “Nichts weiter. Ich finds nur toll, dass du unterschrieben hast, dass du beim nächsten Auftritt in Frankreich ‘Hoch auf dem gelben Wagen’ a capella zum besten geben willst.” “WAS?” Georg und der Rest grölten vor lachen während Tom versuchte nachträglich zu lesen was er unterschrieben hatte. “Du lügst doch.” “Nichts da,” meinte Georg und reichte David das Blatt der auch augenblicklich damit verschwand “unterschrieben ist unterschrieben.” Oh ja, dachte Alexandra als Tom in ihre Richtung funkelte und “Ich hasse dich.” mit seinen Lippen formte, Rache ist ein Gericht was kalt serviert wird. Eine Woche war seit ihrem Parisaufenthalt vergangen. Alexandra stand in der Küche der WG und rührte Waffelteig an während die Jungs auf der Couch hockten und stritten welchen Film sie sich heute rein ziehen wollten. Das hieß, eigentlich stritten sich nur Gustav und Georg. “Vergiss es, den ham wir letzte Woche schon gesehen,” sagte Georg und zeigte Gustav den Piep “Dreimal!” Alexandra bekam nicht mit was Gustavs Erwiderung war da sie zu sehr erschrak als plötzlich jemand neben ihr stand und Teig stibitzte. Anschließend wurde sie zur Seite gedreht und hatte sich einen Kuss eingefangen. Georg, Gustav und Bill beachteten diese Merkwürdigkeiten schon gar nicht mehr, genau wie Alexandra selber. Anfangs, als Alexandra plötzlich mitten in ihrer Lobby von Tom “überfallen” wurde, waren ihnen fast die Augen raus gesprungen so weit hatten sie diese voller Unglauben aufgerissen. Doch zwischenzeitlich hatten sie sich an Toms Anwandlungen, die allen Anschein nach nichts zu bedeuten hatten, gewöhnt. Alexandras Nervenkostüm allerdings hatte anfangs sehr darunter gelitten. Doch anschreien brachte bei Toms Sorte rein gar nichts. Also versuchte sie es auf die defensive Methode: Ignoranz. Bills Handywecker rettete sie aus dieser Situation. “Ich bin weg.” sagte Bill im gehen und verschwand nach draußen. Alexandra blickte ihm hinterher. Etwas wunderte sie. Bill war doch der Waffel-Freak. Warum haute er jetzt so einfach ab? Tom nahm ihr die Schüssel aus den Händen und begann den Waffelmacher mit Teig zu füttern. Alexandra hatte ihre liebe Mühe einen Teller mit Waffeln vor den Jungs zu verteidigen den sie für Bill aufheben wollte. “Ich hatte nur drei Waffeln,” beschwerte sich Georg als sie zu Ende genascht hatten “Wie soll ich denn da satt werden?” Alexandras Antwort darauf blieb unausgesprochen da das Schloss der Wohnungstür klackte und Bill seinen Kopf ins Innere steckte. “Wir müssen lohos.” Alexandra befreite sich aus Toms Griff der wieder anfing aufdringlich zu werden, schnappte sich ihre Tasche, verschwand im Treppenhaus und rannte auf den Hof hinaus. Das Ganze dauerte keine fünf Sekunden. Die Jungs murmelten eine Zustimmung und schleppten sich und die DVD für die sie sich entschieden hatten hinter Alexandra her. Alexandra saß, in ein Buch vertieft, in der Lobby des Tourbusses und blickte auf als sich Georg, Gustav und Bill neben sie setzten. Kaum eine Sekunde später flimmerte ihnen ein Actionfilm von der Mattscheibe entgegen. Die ersten zehn Minuten des bleihaltigen Filmes vergingen, dann erschien Tom mit einem Tablett und servierte ihnen ein zweites Frühstück. Ha, es geschahen also doch noch Zeichen und Wunder. Alexandra legte ihr Buch zur Seite und beobachtete wie er ihr Kaffee und Toast servierte. Sie brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren, dass darauf ein Herz eingetoastet war. “Was soll das denn?” platzte es aus ihr heraus und alle Köpfe wandten sich in ihre Richtung. “Was soll was?” fragte Tom leicht verwirrt. Alexandra ließ ihren Blick über den Tisch wandern und sah, dass die anderen ebenfalls dieses Muster auf ihrem Weißbrot eingebrannt hatten. Sie biss sich auf die Zunge. Da hatte sie wohl überreagiert. Konnte es sein, dass sie zu einer unleidlichen Zicke mutierte? “Ach, nichts. Vergiss es.” sagte sie schnell und stürzte einen Beruhigungskaffee runter. Tom setzte sich auf seinen Platz neben sie. Unbewusst rückte Alexandra ein Stück mehr nach rechts wo sie augenblicklich gegen Bills Knie stieß. Erschrocken wich sie in die andere Richtung zurück, nur um sich plötzlich Arm an Arm mit Tom wieder zu finden. Leicht panisch sah sie hin und her, schluckte schwer und griff nach ihrem Toast. Warum war es eigentlich plötzlich so heiß hier drin? Mit einem Satz war sie aufgesprungen und über den Tisch hinweg gefegt. “Ich bin telefonieren.” ließ sie noch verlauten und war auf dem Weg in ihre Koje. Sie zog den Vorhang hinter sich zu, machte es sich auf dem Bett bequem, schloss die Augen und ließ das gleichmäßige Schaukeln des fahrenden Busses beruhigend auf sich einwirken. Sie atmete tief ein. Seit ein paar Tagen wusste sie nicht so richtig mit ihren Gefühlen umzugehen und konnte einige auch nicht definieren. Vielleicht sollte sie anfangen Texte oder kurze Geschichten darüber zu schreiben? Gelangweilt blätterte sie in ihrem Handy das Telefonbuch durch. Mehr im Unterbewusstsein wählte sie den zweiten Eintrag aus und ließ sich verbinden. Anstatt eines langweiligen Freizeichens hörte sie einen Song von “Halts Maul Und Spiel”. Sie grinste. Typisch. “Ja?” hörte sie eine Stimme am anderen Ende und hörte auf mit zu summen. Plötzlich wusste sie gar nicht was sie eigentlich wollte. “Hallo?” fragte die Stimme erneut als sie sich nicht meldete. “Hallo Andy.” sagte sie endlich. Das war immerhin das normalste was sie sagen konnte. “Lexa, hi. Was gibts?” Alexandra holte Luft um etwas zu sagen, jedoch verließ nur ein undeutlicher Laut ihren Mund und sie stammelte irgendetwas unverständliches. “Alles in Ordnung?” fragte Andreas. “Äh, ja. Ich wollte dich eigentlich nur daran erinnern, dass du das Geschenk nicht vergisst. Du weißt schon. Für die Party.” Alexandra konnte regelrecht hören, wie seine Stirn sich in Falten legte und die linke Augenbraue in die Höhe schoss. “Die Party ist erst in sieben Wochen.” “Öh ja, ich weiß. Nicht das dus vergisst.” “Äh, okay,” war nun Andreas an der Reihe zu stammeln “Ist wirklich alles in Ordnung?” Sie lauschte den Fahrgeräuschen, dem statischen Rauschen und den Geräuschen in Andreas’ Umgebung bevor sie begann: “Ich weiß nicht genau. Ich glaube ich habe...” “Ja?” “Ich...also...wahrscheinlich bin ich nur wegen heute Abend aufgeregt.” “Ach ja, das Konzert.” Andreas klang enttäuscht. Es war offensichtlich, dass dies alles nicht der wahre Grund ihres Anrufes war. “Ich will dich nicht länger stören. Man sieht sich dann in sieben Wochen.” wollte Alexandra das Gespräch schnell zu Ende bringen. “Du störst doch nicht. Sag allen nen schönen Gruß.” “Mach ich.” “Und Lexa?” “Ja?” “Wenn irgendetwas ist, egal was, du kannst mich immer anrufen.” “Ich weiß, danke. Machs gut.” “Machs besser.” Sie legte auf und zog den Vorhang wieder zurück um aus der Koje klettern zu können. Wieder oben angekommen warf sie ein allgemeines “Liebe Grüße von Andy.” in die Runde bevor sie sich wieder setzte und sah, dass Tom ihr Buch in den Händen hielt und darin blätterte. “So was liest du?” fragte er ungläubig und reichte das Buch seinen Bruder weiter der schon die ganze Zeit versuchte darin zu lesen “Wusste gar nicht, dass du lesen kannst.” neckte er Alexandra die darauf nicht reagierte. “‘Die Geduld der Spinne’,” las Bill den Buchtitel laut vor und schauderte “Ich hasse Spinnen.” “Oh, guckt mal.” wechselte Alexandra das Thema und lenkte die Aufmerksamkeit auf den laufenden Film “das ist meine Lieblingsstelle.” Sie hasste es im Stau zu stehen. Doch noch schlimmer war, dass der Beginn des Konzertes vor zehn Minuten gewesen war. Der Beginn IHRES Konzertes. Es war zum aus der Haut fahren. “Wir kommen zu spät,” stellte Gustav unnötigerweise fest und machte dabei den Eindruck eines kleinen weißen Hasen aus einem bekannten Zeichentrickfilm “zu spät, zu spät, zu spät.” Tom zuckte nur gelassen mit den Schultern. “Is ja nicht so, dass sie nicht auf uns warten würden, oder?” “Ich hasse Unpünktlichkeit.” sagte Bill nur zum rund hundertsten Mal und sah nach links um über Alexandras Schulter hinweg auf Seite einhundertsiebenundneunzig bei Kapitel dreiundvierzig in die Story ihres Buches einzusteigen. “Geduld ist eine Tugend.” flötete Georg vor sich hin und bewarf Tom mit Papierkügelchen. Gerade als Gustav anfing laut “Du kannst nicht immer siebzehn sein” zu singen, löste sich der Stau einigermaßen auf und sie kamen ihrem Ziel wieder näher. “Du wirst für mich immer heilig sein.” hallten die letzten Töne noch durch die Halle während sich Bill und Alexandra Hand in Hand auf der Bühnenmitte gegenüberstanden und die Fans sich die Seele aus dem Leib grölten. Nervös wanderte Alexandras Blick immer wieder auf ein Plakat in der Menge. In großen Lettern prangte dort der Schriftzug “Lexa x Bill - küsst euch!” Unter normalen Umständen hätte sie mit dem Finger darauf gezeigt und ihren Spaß gehabt, doch das hier waren keine normalen Umstände mehr. Unter normalen Umständen hätte sie jetzt auch, nachdem Bill die Massen mit einem “Hallo Kiel!” begrüßt hatte, etwas gesagt. Doch sie sagte nichts, sondern beobachtete aus ihren Augenwinkeln das auf und ab hüpfende Plakat. “Wie gehst euch?” hörte sie Bills Stimme nach einiger Zeit sagen. Die Fans schienen nichts zu merken, doch die Jungs warfen ihr und sich gegenseitig fragende Blicke zu. Alexandra riss sich zusammen. “Habt ihr bock heute Abend die Halle zu rocken?” fragte sie und erntete die gewünschte Reaktion: Schreien und Kreischen am Rande der 130 Dezibel-Grenze. Das Intro zu “Ich brech aus” begann noch im selben Augenblick und Alexandra konzentrierte sich wieder auf wichtigere Dinge: die Performance nicht zu versauen. Sie fing an sich selbst zu hassen als sie es an diesem Abend nicht gebacken bekam nach “Spring nicht” in die Menge zu springen. Ein enttäuschtes Raunen ging durch die Menge, dauerte allerdings nicht lange an, da Bill einen weiblichen Fan auf die Bühne winkte und seine Soloversion von “Reden” für sie sang. Alexandra ging auf den hinteren Teil der Bühne und hatte etwas mehr als drei Minuten Zeit sich wieder zu sammeln. Tom warf ihr unsichere Blicke zu als sie sich auf einem Barhocker nieder ließ und versuchte einen nicht ganz so zerknirschten Eindruck zu machen. Unter normalen Umständen wäre es jetzt die Zeit für sie gewesen sich in den Graben vor der Bühne gleiten zu lassen, Fotos mit den Fans zu machen und Autogramm zu geben. Unter normalen Umständen. Alexandra wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und beobachtete die Bühnenshow von ihrem Platz aus. Genau wie damals bei ihr warf Bill seinen Arm um die Schulter des Mädchens die mit der Situation ein wenig überfordert zu sein schien. Der Anflug eines Lächeln huschte über Alexandras Gesicht. “Ich will mit keiner außer dir reden, redehehehehehehehehehen.” Die letzten Sekunden des Songs vergingen und Alexandra wurde schmerzlich bewusst, dass sie ihren Blick kaum von Bill nehmen konnte. Noch während sie sich fragte warum dies so war verabschiedete sich Bill von dem Mädel was nun den Tränen nahe war und kündigte den nächsten Song an. Alexandra erhob sich und tappte auf wackeligen Beinen in seine Richtung. Die erste Strophe von “Nach dir kommt nichts” sang er im Alleingang und wanderte den Steg nach vorn. “Zerfetz dein Tagebuch, ich find mich nicht auch wenn ich such, denn-“ Sie wusste, dass dies ihr Einsatz war, doch konnte sie sich nicht dazu zwingen einen Laut über ihre Lippen zu bringen. Statt dessen sah sie tanzende Sterne vor ihren Augen aufflackern. Ihr Blickfeld verdunkelte sich und sie versuchte es wieder klar zu blinzeln, vergeblich. Sie schloss die Augen, griff an ihre Schläfe und strauchelte. Ihr Bewusstsein verabschiedete sich und als sie hart auf den Bühnenboden aufschlug entglitt das Mikro ihrem gelockerten Griff und kullerte in den Bühnengraben. ~ Ende des 17. Kapitels ~ Kapitel 18: forever not yours ----------------------------- Es geht weiteeeeee~r!!!!! Ich warne euch am besten gleich am Anfang. Irgendwie hab ich versucht an einigen Stellen besonders lyrisch zu sein... verzeiht mir, wenn das nicht so gut ankommen sollte. Trotzdem viel Spaß beim lesen! Übrigens... ich hab ein neues, leicht abgeändertes Titelbild gebastelt, falls ihr es noch nicht bemerkt haben solltet Kapitel 18 ~ forever not yours ~ Bill war es schleierhaft was plötzlich mit Lexa los war. Sie verpatzte ihre Einsätze, sang ganze Parts gar nicht und ihre Choreo war auch schon mal besser gewesen als auf diesem Konzert. Es war nicht so, dass er sauer darüber war, es wunderte ihn einfach nur. Man konnte von Glück sagen, dass die Fans es nicht zu bemerken schienen oder, wenn doch, sich wenigstens nicht daran störten. Wie befürchtet, stand Bill nun am Ende des Bühnensteges und sang allein den ersten Refrain des Songs. Schon wieder hatte sie den Einsatz verpasst. Was war nur los? Sie war schon den ganzen Tag so seltsam gewesen, um nicht zu sagen die ganze letzte Woche. Als Gustavs Schlagzeugunterstützung plötzlich aussetzte, kurz darauf der Bass verstummte und auch noch der Gitarrist seinen Dienst quittierte und Bill nur noch a capella sang, war ihm klar, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Er verstummte mitten im Satz und sah erste entsetzte Gesichter unter den Besuchern. Er wirbelte herum und sah als erstes Gustav, der sich hinter seinem Schlagzeug hervor schob und fluchtartig die Bühne verließ. Dann sah er Tom, der sich seiner Gibson-Gitarre entledigte und zum rechten Bühnenteil eilte. Und dann sah Bill weshalb sie sich alle so merkwürdig verhielten. Lexa lag ausgestreckt am Boden und war allen Anzeichen nach bewusstlos. Erste Schreie wurden laut und Bill begann zu rennen. Vermutlich hatte er die Strecke vom Steg zur Hauptbühne noch nie so schnell hinter sich gebracht wie in diesem Moment. Als er sich, neben ihr angekommen, auf die Knie warf und schliddernd zum stehen kam, war Tom bereits bei ihr und bettete ihren Kopf auf seinen Schoß. Als Bill in einer Bewegung sein Mikrofon fallen ließ und ihre Hand nahm, war auch schon Georg zur Stelle und nahm ihre kraftlosen Beine um sie in die Höhe zu halten. Bill ärgerte sich, dass er nicht auf die Idee gekommen war. “Lexa?” redeten er und Tom gleichzeitig über die laute Umgebung hinweg auf sie ein, doch ihre geschlossenen Augenlider flatterten nur. “Kannst du uns hören?” “Lexa, sag was.” bat Bill und strich mit seiner Hand über ihre Wange “sag meinen Namen.” Den Blick den Tom ihm dabei zuwarf bemerkte er nicht. In Alexandras Körper kam langsam wieder Leben. Ihre Augen öffneten sich und sie blinzelte ihnen verwirrt und mit schmerzverzerrtem Gesicht entgegen. Noch bevor sie fragen konnten was ihr weh tat, erschienen zwei Sanitäter unter Gustavs Führung und verdrängten Bill von seinem Platz. In der Halle war es mucksmäuschenstill geworden. Fassungslos beobachteten die Fans wie Tom und die Sanitäter Alexandra von der Bühne trugen. Bill, Georg und Gustav folgten ihnen auf Schritt und Tritt. Sie ließen den näheren Bühnenbereich schnell hinter sich und Bill vermutete, dass sie den Sanitätsraum für die Erstversorgung ansteuerten. Die Tür zu diesem war bereits in ihrem Blickfeld, als David ihnen in dem engen Gang entgegen geeilt kam und sich vor Aufregung kaum artikulieren konnte. Seine Augen waren ganz wässrig, als er von einer Ärztin sanft aber bestimmt aus dem Weg geschoben wurde und den Weg wieder frei gab. “Keine Angst,” beruhigte die Ärztin nachdem Lexa in den Raum getragen wurde und Tom rückwärts aus dem Zimmer geschoben wurde “das wird schon wieder.” Sie ließ die Tür ins Schloss fallen und die Wartenden blieben vorerst in Unwissenheit zurück. “Was ist denn passiert?” fragte David komplett aus der Fassung gebracht und mit erstickter Stimme. Die Jungs konnten nur hilflos mit den Schultern zucken. “Sie ist einfach umgekippt.” sagte Gustav schließlich und Georg fügte hinzu: “Sah nicht gut aus.” “Sie war schon die ganze Zeit so komisch.” brachte Tom in Erinnerung und kratzte sich am Kopf. Georg und Gustav murmelten eine Bestätigung und Bill starrte unentwegt auf die geschlossene Tür, als wöllte er sie durch Hypnose dazu bringen sich auf der Stelle zu öffnen. “Meint ihr damit, dass sich der Zusammenbruch angekündigt hat?” fragte David auf der Höhe seiner Stimmlage. G-Quadrat und Tom warfen sich Blicke zu. “Na ja, eigentlich nicht.” sagte Tom, doch David schien ihn nicht zu hören. “Ich bin so ein schlechter Mensch,” beschimpfte er sich selbst “Ich hab das nicht bemerkt. So hätte ich sie doch nie auf die Bühne gelassen.” “Es ist schon okay,” schalltete sich Georg ein, klang dabei jedoch nicht ganz überzeugt “Wir hams doch auch nicht kommen sehen.” Bills Hypnoseversuche schienen endlich Wirkung zu zeigen, denn bevor David sich noch tiefer in Schuldgefühle steigern konnte, öffnete sich die Tür und die Ärztin kam zum Vorschein. Sie lächelte den besorgt aus der Wäsche guckenden Männern entwarnend zu. “Sie dürfen jetzt zu ihr.” Sie hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, als Bill als erster an ihr vorbei ins Innere des steril wirkenden Raumes preschte, dicht gefolgt von Tom und dem Rest. Bill war richtig elend zumute, als er Lexa sah. Sie lag auf einer Liege und eine Nadel steckte in der Haut ihrer Armbeuge. Bill hasste Nadeln. Ein kleiner Schlauch führte zu einer Infusion mit klarem, flüssigem Inhalt. Die farblose Flüssigkeit war bereits zu einem Viertel in Lexas Körper verschwunden. Sie tat ihm richtig leid, wie sie da so lag. Sie war so hilflos und verwundbar. “Hey,” waren seine ersten Worte nachdem er bei ihr angekommen war “du machst ja Sachen.” Er sah, dass sich Lexa zu einem Lächeln zwang. “Ach, halb so wild.” “Hast uns nen ganz schönen Schrecken eingejagt,” meinte Tom und sein Blick wanderte unruhig zwischen der Infusion und ihrem Arm hin und her “Tut das nicht weh?” Lexa folgte seinem Blick. “Nicht wirklich.” “Lexa ist doch nicht so ein Weichei wie du, sondern hart im nehmen.” schaltete Georg sich ein und hielt ihr seine Faust hin. Lexa hob ihren ungenadelten Arm, bildete ebenfalls eine Faust und berührte Georgs Faust damit. “Genau.” bestätigte sie. Tom sagte nichts. Er schien zu schmollen. David, der sich bis dato im Hintergrund gehalten hatte, räusperte sich lautstark und tat einen Schritt nach vorn. “Dann ist das Konzert wohl gelaufen. Ich sag den Fans was passiert ist,” sagte er schlicht und wandte sich dann wieder an die Ärztin “Waren es Kreislaufprobleme?” Diese nickte nur stumm. “Moment mal,” sagte Lexa plötzlich mit kräftiger Stimme und war mit einem Mal von der Liege gesprungen, hätte dabei fast die Infusion aus ihrem Arm gerissen “ich bin wieder fit, es kann weiter gehen.” “Auf gar keinen Fall!” sagten Tom und Bill gleichzeitig noch bevor die Ärztin an ihrer Seite war. “Das wäre mehr als unverantwortlich,” erklärte sie “das war eine Warnung ihres Körpers. Sie sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen.” Als Lexa in die Gesichter der Anwesenden sah, war ihr klar, dass es wohl wahrscheinlicher war heute noch ein Date mit Brad Pitt zu haben, als auf der Bühne zu performen. Also gab sie sich geschlagen. “Okay, aber ihr geht jetzt da raus und macht weiter,” forderte Lexa nachdem sie sich gegen die Liege gelehnt hatte “ihr braucht mich doch nicht...unbedingt.” David, der schon auf dem Weg zur Tür gewesen war und die Hand bereits an der Klinke hatte, verharrte in dieser Bewegung und wartete auf die Reaktion der Jungs. Sie sahen sich stumm an. “Es wäre so wie früher.” meinte Lexa weiter “Das seit ihr euren Fans doch schuldig.” “Unseren Fans.” korrigierte Tom sie fast augenblicklich. Lexas Mundwinkel zuckten nur. Gustav, der bis dahin noch gar nichts gesagt hatte, ergriff das Wort: “Na dann, auf ein gelungenes Finale.” “Also gut,” sagte Bill noch, als er den Anderen zur Tür folgte “aber du ruhst dich ja richtig aus. Man sieht sich später.” Lexa hob die Hand zu einem Gruß. “Viel Spaß.” rief sie und die Tür schloss sich hinter den Fünf. Bill war es nicht geheuer plötzlich nur noch zu viert auf der Bühne zu stehen, zu sehr hatte er sich an Lexas Unterstützung in den letzten Monaten gewöhnt. Die Menge hatte sich besorgt gezeigt, besorgt doch auch erleichtert, als er ihnen berichtete, dass es ihr soweit wieder besser ging. Auch waren sie froh, dass das Konzert nicht abgebrochen wurde. Lexa war zwar nicht mehr dabei, aber da es ihr den Umständen entsprechend gut ging, war ein Konzert ohne sie besser als gar kein Konzert. “Und wenn ihr alle mal ganz laut ihren Namen ruft, wird sie euch bestimmt hören.” Er hielt das Mikro hoch über sich in die Menge gerichtet und die Massen jubelten, grölten und schrieen was das Zeug hielt. Es war sogar so laut, dass Bill sah wie Tom sich lachend die Ohren zu hielt. ”Was meint ihr, widmen wir ihr den nächsten Track?” schrie er regelrecht und hatte Mühe sein eigenes Wort zu verstehen. Zustimmendes Kreischen. Tom nickte genau wie die anderen und begann schon bald das Intro zu “An deiner Seite (Ich bin da)” zu spielen. Bill war sich nicht sicher, ob er es sich nur einbildete, aber er hatte das Gefühl, dass die Fans heute noch lauter und emotionaler mitsangen als sonst. Er sah unauffällig zu Tom und musste sich ein Grinsen verkneifen. Typisch, er war wieder am Flirten. “Ich bin da, wenn du willst, ganz egal wo du bist. An deiner Seite, nur eine Weile. Du bist nicht alleine.” hauchte Bill abschließend in das Mikrofon und dachte daran, dass er jetzt bestimmt nicht der einzige war der Lexas Gesicht vor sich sah. Nach etwas mehr als einer Stunde stand Bill wie bei jedem Konzertende auf der Mitte der Bühne und sah mit leuchtenden Augen in die jubelnde Menge. Tom gesellte sich links neben ihn und Georg und Gustav positionierten sich zu seiner rechten. Sie ließen sich feiern und beobachten noch ein paar Sekunden wie der Glitterregen zu Boden segelte. Tom wandte sich plötzlich etwas von ihm ab und als er nach links sah, erblickte er Lexa die neben Tom stand und entschuldigend in die Menge winkte. Am liebsten hätte er sie sofort geknuddelt. Sie sah noch so blass aus und hatte doch keine Schuld an irgendetwas. Er beugte sich nach vorn und deutete ihr, sich zwischen ihn und Gustav zu stellen. Sie sträubte sich, aus welchem Grund auch immer, etwas und musste erst von Tom auf die richtige Position geschoben werden. Als sie sich alle über Schulter oder Taille ineinander einhakten merkte Bill, dass sie zu zittern schien. Er lächelte, aber innerlich war er froh, dass sie die Bühne verlassen konnten, nachdem sie sich vorsichtig verbeugt hatten. Sie waren kaum hinter der Bühne verschwunden , als David bereits herbeigeeilt kam und Lexa eine geöffnete Wasserflasche in die Hand drückte. Sie nahm die Flasche, legte vorsichtig ihren Kopf in den Nacken und trank ein paar Schlucke. “Wie gehts dir?” wollte Bill wissen. “Bisschen schwindelig.” “Sie hat es sich nicht nehmen lassen noch mal auf die Bühne zu gehen.” rechtfertigte sich David, als er die beschuldigenden Blicke der Jungs sah “Jetzt aber schnell zurück.” Sie huschten alle noch schnell unter die Dusche und liefen dann zielstrebig zum Hinterausgang wo die Fanmassen auf sie warteten um ein paar Autogramme zu erhaschen. Bill ließ sich von Saki einen Stift überreichen und fing an sich durch die Mengen zu arbeiten, genau wie seine Bandkollegen. Nur Lexa huschte direkt zum Bus und winkte nur im vorbei gehen dem einen oder anderem zu. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie lag mit geschlossenen Augen auf der Couch in der Lobby und wartete auf die Ankunft der Jungs. Irgendwie sehnte sie sich nach Gesellschaft. Sie musste kurz weg genickt sein, denn sie schreckte hoch, als Tom herbei gerumpelt kam und versuchte Georg, der hinter ihm lief, ein Bein zu stellen. Alexandra richtete sich auf und wünschte sich augenblicklich sie hätte es nicht getan. Leichte Übelkeit stieg in ihr hoch, doch noch bevor sie entscheiden konnte was sie dagegen tun konnte, war Tom bei ihr und hatte sie zurück in eine liegende Position gedrückt. “Du bleibst liegen.” Ehe sie sich versah schob er ein Kissen unter ihren Kopf und Georg hatte eine warme Wolldecke zum Vorschein gebracht mit der er sie zudeckte. Gustav kam mit ihrem Lieblingsfilm um die Ecke und ein paar Minuten später brachte Bill ein Tablett mit Tassen und einer Kanne Tee mit sich. Alexandra war zu perplex um etwas zu sagen. Sie sah nur stumm zu, wie die Jungs alles arrangierten und sich um sie kümmerten. Tom schüttelte alle fünf Minuten ihr Kissen auf und gerade als es anfing sie zu nerven setzte der Bus sich endlich in Bewegung um sie in Richtung Hamburg zu bringen. Alexandra war gerührt. Sie blickte in die Runde und sah wie sich alle bemühten bei ihrer Lieblingsszene des Films nicht laut aufzustöhnen. Georg saß angespannt neben Tom, hatte seine Füße auf dem niedrigen Tisch abgelegt und hielt sich den Mund in der verzweifelten Anstrengung keine Grimasse zu ziehen. Gustavs Blick hatte sich irgendwo über dem Fernseher fokussiert, Tom biss sich auf die Unterlippe und spielte mit der Blende seines Cappies und Bill, Bill war der einzige der den Film wirklich zu verfolgen schien. Alexandras raue Lippen formten sich zu einem kleinen Lächeln. Sie konnte sich wirklich geehrt fühlen, dass die Jungs sich, nur ihr zuliebe, ‘Moulin Rouge’ ansahen. Der Film war noch nicht ganz zu Ende, als sie in Hamburg ankamen und der Bus sich in die Einfahrt ihrer WG parkte. Sie beschlossen, den Film noch zu Ende zu sehen und dann ein paar Stockwerke weiter nach oben in die Wohnstube vor den großen Fernseher zu wechseln. Alexandra war ein wenig genervt, dass sie nicht einmal ihren Schminkkoffer tragen durfte, aus Angst der Jungs sie würde sich überanstrengen. Also trottete sie zwischen ihnen das Treppenhaus empor und lauschte ihren keuchenden Atem. Sie war froh, als sie sich endlich wieder auf das bequeme Ecksofa setzen konnte. Die kurze Anstrengung hatte ihr doch ganz schön zugesetzt. Sie entschieden sich für ein paar obligatorische Sandwichs und schalteten durch das Programm des Abends. Tom verabschiedete sich zuerst und schlich in sein Zimmer um für den morgigen Tag fit zu sein. “Ich glaub ich werd heut auch nicht mehr alt.” gähnte Gustav und verabschiedete sich wenig später in der Werbepause eines Horrorstreifens. Alexandra weckte Georg als er anfing zu schnarchen und die Stimmung zu versauen. “Okay, ich geh ja schon ins Bett.” sagte er und tat dies sogleich. Alexandra schlürfte ihre Tasse Tee zu Ende und sah sich stumm das Finale des Films an. Als der Film zu Ende war, sie sich aufrichtet und nach schräg hinten blickte, sah sie dass Bill ebenfalls eingeschlafen war und auf der Lehne des Sofas ruhte. Hm, vielleicht war der Film doch nicht so spannend gewesen wie sie anfangs gedacht hatten. Denn schließlich waren nur noch vierzig Prozent der anfänglichen Zuschauer anwesend und davon war die Hälfte eingeschlafen. Alexandra schlug die Decke zurück mit der sie sich zugedeckt hatte, schwang ihre Beine darunter hervor und ging zum Fernseher um ihn auszuschalten. Die Hardrockmusik, die den noch laufenden Abspann untermalte, verstummte sogleich. Alexandra sah zur Couch. Bill rührte sich nicht. Sein Brustkorb hob und senkte sich in ruhigen gleichmäßigen Abständen. Er schien tief und fest zu schlafen. Auf Zehenspitzen schlich sie vorsichtig zu ihm und hockte sich vor das Sofa. Sekundenlang tat sie nichts anderes, als seinem Atem zu lauschen. “Bill?” fragte sie schließlich ohne den Blick von ihm zu wenden “Bill?” Seine Lider flatterten kurz. Für Alexandra war das Grund genug ihn nicht mehr wecken zu wollen. Es würde irgendwie... eine Idylle zerstören. Sie reckte sich ein Stück und griff über den Tisch bis sie die Zudecke zu halten bekam. In einer fließenden Bewegung streifte sie die Decke über ihn und nahm ihm vorher noch sein Handy aus der Hand an welches er sich geklammert hatte. Sie vergewisserte sich, dass er garantiert nicht frieren würde und als sie mit ihrer Arbeit zufrieden war, stand sie auf und wandte sich zum gehen, doch irgendetwas in ihr hielt sie auf. Unsicher was es war, drehte sie sich wieder zu ihm um und ließ ihren Blick über sein makelloses schlafendes Gesicht schweifen. Die Bewegung ihres Armes nicht kontrollieren könnend und wollend, strich sie ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und streichelte über seine Wange. Sie schluckte, hatte jegliches andere Gefühl ausgeschaltet und beugte sich nach vorn, kam seinem Gesicht, seinen Lippen immer näher. Sein Geruch stieg ihr in die Nase und sie schloss die Augen. Es war eine Mischung aus verbrannter Erde und etwas anderem, undefinierbarem. Vermutlich lag es an der Marke der Zigaretten die er rauchte. Ihre Hand ruhte noch immer auf seiner Wange und als sich ihr Kopf dem seinen so weit genähert hatte, dass sich ihre Lippen fast berührten, hörte sie hinter sich ein Geräusch und ein anschließendes leises Räuspern. Langsam, als könnte sie es nicht glauben, öffnete sie die Augen und sah über ihre Schulter zurück. Da stand er, nur in Unterhosen bekleidet, der Teufel. Er grinste sie auf seine typische Art an, sein Gesicht wurde dabei von Dreadlocks umspielt, da er sein Cappie nicht mehr auf hatte. “Es ist nicht das wonach es aussieht.” sah sich Alexandra zu einer Aussage gezwungen und erhob sich, dies flüsternd. “Nach was sieht es denn aus?” fragte Tom ohne, dass das Grinsen verschwand. Alexandra antwortete nicht, setzte sich in Bewegung und zwängte sich an ihm vorbei, versuchte dabei so wenig Körperkontakt wie möglich herzustellen. Sie spürte wie sich sein grinsender Blick in ihren Rücken bohrte, als sie die Treppe erklomm. “Und wehe du weckst ihn.” zischte sie noch von oberhalb und stürmte in ihr Zimmer. Aus den Lautsprechern des Computers erklang eine von einem Fan eingespielte und aufgenommene Piano-Version von “Heilig” in Endlosschleife. Alexandra surfte durchs Netz und war in einem inoffiziellen Tokio Hotel Forum hängen geblieben. Heidi hatte ihr erzählt, dass es bereits unzählige Fanfiktion mit und über ihre Person gab, und nicht wenige handelten von einer schwierigen Liebesbeziehung zwischen ihr und einem der Jungs. Doch nicht die Fanfiktions waren es die sie gerade so aus der Fassung brachten, sondern diverse Fotomanipulationen mit ihr in eindeutigen Situationen. Es waren Manipulationen, aber einige sahen so echt aus, dass sie sich manchmal wirklich fragte, wann zur Hölle sie mit Gustav im Bett gewesen und mit Tom im Liebesurlaub war. Als sie geschätzte drei Stunden auf ein Bild mit Bill und ihr gestarrt hatte, klopfte es plötzlich an der Tür. Schnell schloss sie die Seite und drehte sich in dem Bürostuhl zur Tür. “Ja?” Die Tür öffnete sich und Filzlöckchen steckte seinen Kopf in das Innere. “Darf ich rein kommen?” fragte er und sah sie mit großen Augen an. “Sicher.” sagte Alexandra mit keinem guten Gefühl und drehte die Musik etwas leiser. Als er sich wie selbstverständlich auf eine Ecke ihres Bettes setzte, dachte sie, dass er sich hätte wenigstens etwas überziehen können. Einen Augenblick lang starrten sie sich nur an. Tom musterte sie aus seinen dunkelbraunen Augen. Gerade als Alexandra fragen wollte wie sie ihm helfen kann, ergriff er das Wort und sagte aus heiterem Himmel “Du solltest es ihm sagen.” “Entschuldigung?” fragte Alexandra perplex und wusste nicht was er damit meinte. Toms Lippen formten sich zu einem Lächeln. “Du solltest Bill sagen, dass du dich in ihn verliebt hast.” Alexandra riss ihre Augen so weit auf, dass ihr prompt Tränen in die Augen schossen. Sie sah ihn ungläubig an, als hätte er gerade etwas furchtbar dummes gesagt. Sie begann zu stottern, als sie versuchte zu erklären, dass er auf dem Holzweg war, doch er... richtig, er grinste nur. “Du brauchst gar nicht denken, dass du mich für blöd verkaufen kannst. Ich hab doch Augen im Kopf. Auch Andy meint, dass du-“ “ANDY?” fragte Alexandra so laut, dass sie selber darüber erschrak “Andy?” Tom nickte. “Yup, aber keine Angst, sonst weiß es niemand.” In Alexandras Kopf ratterte es. Ganz richtig, sonst wusste es niemand, nicht einmal sie selbst. Brauchte es wirklich erst jemanden wie Tom Kaulitz der ihr die Augen öffnete? “Wie-?” “Wie ich darauf komme, dass du ihn liebst?” Alexandra nickte stumm, konnte sich noch nicht an diese Wortlaute gewöhnen. “Du hast aufgehört ihn zu berühren.” Fassungslos starrte Alexandra ihn an. Im Hintergrund dudelte “Heilig” vor sich hin. Sie schluckte schwer, wusste nicht was sie sagen sollte. Plötzlich stand Tom ruckartig auf und lief zur Tür. “Sag es ihm, sonst tu ich es.” “NEIN!” rief sie entsetzt und sprang aus dem Stuhl. Tom wandte sich noch einmal zu ihr um bevor er die Tür hinter sich zu zog. “Tus jetzt, er ist wach.” Unschlüssig stand sie im Zimmer und wägte pro und contra ab. Die Liste der Contra-Einträge auf ihrer geistigen Liste war um einiges länger, und doch setzte sie einen Fuß vor den anderen und verließ ihr Zimmer um nach unten in den Wohnbereich zu gehen. Langsam nahm sie die Treppen in Angriff und fühlte sich bei jedem Schritt wie bei einem Gang zum Schafott. Als die Sitzecke in ihr Blickfeld kam, konnte sie nicht anders als wahrzunehmen, dass ihr Herzschlag an Geschwindigkeit zunahm. Bill saß im Schneidersitz auf seiner Ecke des Sofas, hatte die Decke über seine Beine geschlagen und tippte auf seinem Handy rum. “Hat Tom dich geweckt?” fragte Alexandra neugierig und bahnte sich ihren Weg zur Couch. “Nein,” sagte er und sah mit einem leuchten in den Augen zu ihr auf bevor er sich weiter seinem Handy widmete “mein Telefon wars.” Alexandra nickte verstehend und setzte sich neben ihn. “Ich muss mal mit dir reden.” sagte sie und unwillkürlich dachte sie an den Songtext zu dem gleichnamigen Song. “Augenblick noch,” meinte Bill und schrieb die SMS die er tippte noch zu Ende “Okay, schieß los.” Alexandra holte tief Luft und versuchte das Zittern, die Angst und die Unsicherheit in ihrer Stimme zu verbannen, als sie fortfuhr: “Ich... Ich bin verliebt.” stürzte sie hervor und war etwas erleichtert, dass wenigstens der Anfang gemacht war. Bills Blick hellte sich auf und er griff nach ihrer Hand. Überrumpelt blickte sie zwischen seinem Gesicht und seiner Hand hin und her. “Wirklich?” fragte er und klang dabei irgendwie erfreut “Du auch?” “Ja,” sagte Alexandra schnell und realisierte erst jetzt seine Worte “Wie ‘du auch?’” Er kicherte und spielte nervös mit ihren Händen. “Na, ich auch.” “Echt?” fragte Alexandra und Hoffnung keimte zum ersten Mal in ihr auf “In wen denn?” Bill lächelte sie an und sie sah ihr Spiegelbild in seinen Pupillen. Es reflektierte sich trotz des schlechten Lichtes. “In Anna-Lenas Schwester, Linda.” Alexandras Lächeln gefror ihr auf den Lippen. Als sie Anna-Lenas Namen aus seinem Mund gehört hatte, hatte sie geglaubt ihr Herz bliebe auf der Stelle stehen. Aber da es NUR Anna-Lenas Schwester war, setzte es ein paar Schläge aus und schlug dann schließlich doch weiter. “Äh,” brachte sie gerade so hervor und versuchte so überzeugt wie möglich zu klingen, als sie fortfuhr “das... das ist toll, wirklich.” Bill strahlte während die versuchte mit den aufkommenden Gefühlen zu kämpfen. Sie kam sich so schrecklich dumm vor. “Und du?” fragte er plötzlich und ihr wurde klar, dass sie sich jetzt ganz schnell eine Ausrede einfallen lassen musste “In wen bist du verliebt?” Sie sah in seine leuchtenden Augen und wollte darin versinken. In dich, wollte sie sagen, doch kein vernünftiger Laut kam über ihre Lippen, nur unartikuliertes Gestammel. “Ich... äh... in...” Mit einem Mal kam Tom die Treppe herunter geschlurft und sah mit wissendem Gesichtsausdruck zu ihnen. “Lasst euch nicht stören,” meinte er nur und ging geradewegs zum Kühlschrank “ich bin gleich wieder weg.” Alexandra starrte ihm hinterher und sah nur eine Möglichkeit. Ohne etwas zu sagen deutete sie mit ihren Augen in Toms Richtung. Bill runzelte fragend die Stirn. Sie wiederholte die Geste und setzte zur Unterstützung auch noch ihren Kopf ein. Bills Gesichtsausdruck wurde verstehend und seine Augen weiteten sich. Seine Lippen formten die stumme Frage “Tom?”. Alexandra zuckte mit den Schultern und machte eine Kopfbewegung die er als ein Nicken missverstehen konnte. Dabei lächelte sie nervös. In der Zwischenzeit hatte Tom seinen nächtlichen Snack aus dem Kühlschrank zusammen gekramt, trottete wieder an ihnen vorbei und verschwand mit einem “Frohes Schaffen noch.” nach oben. Bill und Alexandra sahen sich an. Fast entschuldigend blickte sie in sein Gesicht und wünschte sich, dass sie heute nicht mehr aus ihrem Zimmer gekommen wäre, um dieses Himmelfahrtskommando in Gang zu setzen. “Du solltest es ihm sagen.” meinte Bill nur und Alexandra wollte ihren Kopf gegen etwas sehr, sehr hartes schlagen. Sie schluckte nur und bemerkte, dass ihre Kehle ganz trocken war, im Gegensatz zu ihren Augen. “Ich erzähl dir von Linda,” meinte Bill weiter “und dann besprechen wir, wie du Tom ganz für dich bekommst.” Alexandra lauschte seinen Schwärmereien und verinnerlichte sie. Sie war schon immer Masochist gewesen. Ihr Blick wurde traurig, doch Bill schien dies nicht zu merken, zu glücklich berichtete er über seine ersten Begegnungen mit Linda. In Alexandras Herzgegend machte sich immer mehr ein zermatschtes Gefühl breit. Bill Kaulitz hatte aus ihrem Leben ein Kartenhaus gemacht und er war gerade dabei die unterste Karte heraus zu ziehen. ~ Ende des 18. Kapitels ~ Kapitel 19: one night in Tokio ------------------------------ Es geht weiter, es geht weiter!! Danke an meine fleißigen Kommie-Schreiber!! *knuddelknutsch* Sooo~, dann hoffe ich mal, dass sich das Warten auf dieses Kappie gelohnt hat... *sich nich so sicher is* Lasst mich wissen, was ihr davon haltet. Für Anregungen wie es weiter gehen könnte bin ich übrigens immer offen ^^ Und ein Bildchen von Linda hab ich auch hochgeladen. Bleibt noch zu sagen, dass ich beim Schreiben "1000 Meere" in Endlosschleife gehört habe und etwas depressiv war, weil ich nich zum Konzert nach Essen konnte -.- Wünsch euch trotzdem viel Spaß beim lesen!!! Lüb euch!! Kapitel 19 ~ one night in Tokio ~ “Du hast WAS gesagt?” Tom hing lässig auf der Couch und sprang nach Alexandras Bericht, der zum Schluss noch eine unerwartete Wendung genommen hatte, auf. “Na ja, eigentlich hab ichs nicht gesagt,” versuchte Alexandra sich raus zureden und hob dabei beschwichtigend die Hände “er hat es irgendwie... angenommen.” Tom kam langsam auf sie zugelaufen, was sie irgendwie dazu veranlasste, rückwärts zu gehen bis sie gegen den Geschirrspüler stieß und nicht mehr weiter konnte. “Aber du hast nichts getan um ihn vom Gegenteil zu überzeugen.” sagte Tom und hatte sie erreicht. Sie fühlte sich wie eine in die Enge getriebene Maus. Und Tom war die Katze. Er funkelte sie nur so an. “Du bist doch jetzt nicht böse, oder?” Toms Blick hellte sich schlagartig auf und er lachte lauthals los. “Ach was, ist doch toll. Da können wir endlich das verliebte Pärchen spielen.” Diesmal war Alexandra an der Reihe ungläubig zu gucken und ein “Wie bitte?” zu quietschen. “Na das ist doch logisch. Wir machen Bill damit rasend vor Eifersucht. Irgendwann wird er schon checken, dass er dich auch liebt.” Alexandra schüttelte ungläubig den Kopf. Was für eine Schnapsidee war das denn? “Das klappt niemals.” “Du hast Recht,” stimmte Tom ihr plötzlich zu und wirkte nachdenklich “vielleicht sollte ich doch lieber den Unnahbaren spielen.” Unwillkürlich prustete Alexandra los. “Das kauft dir doch keiner ab.” Tom grinste sein Checkergrinsen und kam noch einen Schritt näher an sie heran. “Stimmt auch wieder.” Alexandra schluckte. Die Katze war jetzt ganz nah. Gleich würde sie ihre Krallen ausfahren und zuschnappen. In diesem Augenblick kam Bill die Wendeltreppe runter geeilt, ihr Retter. Er nuschelte ein schnelles “Morgen.” “Gestern.” antwortete sein Bruder nachdem er sich herum gedreht hatte und beobachtete wie Bill im Flur seine Tasche schnappte und zur Tür ging. “Wir müssen dann gleich los.” rief Alexandra in Erinnerung, was jedoch unnötig war. Bill war doch derjenige der immer ganz genau wusste, wann sie wo sein mussten. Und Unpünktlichkeit hasste er mehr als alles andere. Zumindest war es früher immer so gewesen. “Dauert nicht lang.” rief Bill noch, bevor sich die Wohnungstür hinter ihm schloss und er verschwand. “Wo will er denn hin?” wollte Tom einfältig wissen, kaum dass wieder Stille einkehrte. Nur im Radio dudelte leise “One night in Bangkok” von Murray Head vor sich hin. Alexandra strafte Tom mit einem bösen Blick. Als ob er sich das nicht denken konnte. “Zu Anna-Lena und ihrer tollen Schwester.” Tom schüttelte sich gespielt und schnitt eine Grimasse. “Boah, wenn ich bloß an die Frau denke, kommt mir der Kaffee meiner Jugendweihe wieder hoch. Hast du die Schwester überhaupt schon mal gesehen?” “Linda? Nö.” “Hoffentlich ist die nicht genau so. Wenn ja, dann keine Ahnung was er an ihr findet. Ich meine... was könnte sie haben was du nich-” “Sie ist alles was ich nicht bin,” unterbrach Alexandra ihn seufzend und sah traurig zu Boden “ich durfte mir schon alle schmutzigen Details reinziehen.” Tom legte seine Hand auf ihre Schulter und setzte an etwas zu sagen, ließ dies aber bleiben, als Gustav in Erscheinung trat. Tom überbrückte den Abstand zwischen sich und Alexandra mit einem schnellen Schritt, packte sie mit dem einen Arm um der Hüfte, wirbelte sie wie beim Tanz herum, beugte sich über sie und küsste sie auf den Mund. Alexandra konnte einen Aufschrei gerade so unterdrücken, hatte allerdings ihre Augen weit aufgerissen und versuchte sich zu befreien. Toms Piercing drückte hart gegen ihre Haut. Gustav beobachtete das Szenario skeptisch, blieb jedoch relativ unbeeindruckt. Er zuckte abschließend und im vorbeigehen noch einmal mit den Schultern und verschwand im Bad. Als Alexandra hörte wie sich die Badtür schloss, ließ Tom endlich von ihr ab, richtete sich auf und zog sie mit sich zurück nach oben. “Was sollte das denn?” zischte Alexandra wütend und bemühte sich redlich ihre Stimme so leise wie möglich zu halten. Tom sah nur kurz zur Badtür. “Ich arbeite an meiner Rolle.” Alexandra rollte mit den Augen und ließ sich genervt auf einen der Barhocker nieder. Das konnte er doch nicht ernst meinen. “Vielen Dank für die herzerfrischende Art mit der du mich depressiv machst.” Tom trat von hinten an sie heran und berührte ihren Arm. “Keine Angst, zusammen werden wir das Kind schon schaukeln, Schatzi.” Alexandras Kopf drehte sich langsam in seine Richtung. Er meinte es ernst. “Du bist der Teufel.” Tom grinste nur siegessicher. ~ “Drei, zwei, eins,” zählten die rund fünfzig Partygäste gemeinsam den Countdown herunter bevor sie begannen zu singen “Happy Birthday to you, Happy Birthday to you, Happy Birthday Tom und Bill,” Alexandra kicherte, wie viele andere auch, weil die Hälfte “Bill und Tom” sang und somit ein Stimmenwirrwarr laut wurde. Vielleicht hätten sie sich vorher doch lieber absprechen sollen. “Happy Birthday to you!” beendete die Menge und jeder einzelne drängte den Zwillingen entgegen um einen Glückwunschmarathon zu starten. Alexandra reichte Heidi ihr Sektglas um sich zu Bill durchkämpfen zu können. Als sie ihn fast erreicht hatte, tauchte Linda wie aus dem Nichts auf und heftete sich wie eine Klette an ihn dran. Alexandra änderte schlagartig ihre Richtung, machte einen Schwenk nach links und lief auf Tom zu, der gerade von seinen Eltern beglückwünscht wurde. Alexandra stelle sich brav in die Reihe und wurde von Toms Mutter mit einem herzlichen Blick bedacht, als sie weiter rutschten und sich anschickten ihren anderen Sohn zu gratulieren. “Alles Gute zum Geburtstag,” sagte Alexandra aufrichtig, umarmte ihren Pseudofreund und fügte noch ein halb ironisches “Schatz.” hinzu. “Danke, Süße.” sagte er nur halb so ironisch. Tom umarmte sie fest und drückte ihr einen Kuss auf den Mundwinkel. “Geh zu Bill.” flüsterte er in ihr Ohr, was sie dazu brachte über seine Schulter nach ihm zu spähen. Linda hatte sich tatsächlich wieder von ihm lösen können und wurde gerade von Andy bequatscht, machte darüber allerdings keinen glücklichen Eindruck. Tom entließ sie aus der Umarmung und schob sie leicht in Richtung Bill, bevor er von Georg mit einem “Ey Alter, endlich 18, was?” überrumpelt wurde. Heidi, die immer noch das Sektglas in der behandschuhten Hand hielt, zwinkerte ihr im vorbeigehen zu. Alexandra reihte sich hinter David ein und rieb sich die kalten Hände. Wessen Idee war es eigentlich gewesen in einer Eisbar zu feiern? Und warum hatte sie keine Handschuhe abbekommen? Wenn sie eins wusste, dann dass sie hier bei der nächsten Gelegenheit verschwand und zurück in die mollige Wärme des “Casinos” nebenan schlüpfen würde. David trat zur Seite und gab ihr die Sicht auf Bill frei, der sie anstrahlte als er sie erkannte. Alexandra musste grinsen. Seine Wangen waren ganz rot. “Alles Gute zum Geburtstag,” nuschelte sie und bemühte sich ihre Zähne dabei nicht klappern zu lassen. Eine flüchtige Umarmung später war Andy neben ihr und hatte eine riesige Kuchenplatte auf den Armen. “Von uns für euch.” sagte er und winkte Tom hinzu “nichts besonderes, aber mit Liebe gemacht.” Die Zwillinge betrachteten das Geschenk welches sich als zwei große Kuchenteile herausstellte. Zusammengesetzt ergaben die Teile einen Menschen. Bill schien sich sehr darüber zu freuen. Er stand auf solche Art von Symbolismus. Andy kostete den Moment noch ein wenig aus. “Ach und hier sind noch zwei Backstage-Karten für ein Samy Deluxe Konzert.” Tom fielen fast die Augen aus dem Kopf. “Sorry Bill,” meinte Andy “aber was anderes haben wir nicht mehr bekommen.” Bill lachte und Tom fiel allen Leuten in der näheren Umgebung um den Hals. Und dann war Linda plötzlich wieder da und fuchtelte mit einem Fotoapparat vor Alexandras Gesicht herum. “Mach doch mal ein Foto, Alex.” Alexandra zuckte kurz zusammen und konnte sehen wie Tom scharf die Luft einzog. “Klar.” sagte sie nur und wollte es schnell hinter sich bringen. Sie hob die Kamera an ihr Gesicht, sah das Bild auf dem Display und beobachtete mit einem Stich im Herzen wie Linda Bill abknutschte. Sie drückte den Auslöser, doch die Szene endete dadurch keineswegs. Andy räusperte sich neben ihr während sie alle mit ansahen wie sich das Pärchen in einem Kuss vertiefte und alles um sich herum vergaß. Alexandra riss Heidi das Glas aus der Hand und leerte es in einem Zug. “Ich hol mir was zu trinken.” sagte sie schnell, drückte die Kamera und das leere Glas Andy in die Hand, wandte sich um und verschwand in der Menge. Sie lief geradewegs zu der Bar die komplett aus Eis war, bestellte das erst beste Getränk welches ihr einfiel und trank es auf ex. Sie ließ den Blick durch den kalten Raum schweifen. Sie sah einen Fotografen der auf sie zukam und um ein Foto für eine berühmte deutsche Tageszeitung bat. Der Barkeeper tauschte Alexandras Drink gegen einen neuen aus und sie posierte lächelnd und der Kamera zuprostend in die Linse. Der Blitz blendete sie kurz und der Fotograf war auch schon wieder in Richtung Bill und Tom verschwunden. Wenig später konnte sie beobachten wie Bill sich seiner warmen Winterjacke entledigte und für ein Bild auf einem Thron aus Eis posierte. Alexandra bemerkte wie gut ihm sein Nadelstreifenanzug stand. Der Fotograf bedankte sich und verließ die Party. Jetzt konnte richtig gefeiert werden. Die Gäste hielt es nicht besonders lange in der -5 Grad kalten Umgebung der Eisbar. Einer nach dem Anderen wechselte in die angenehmere Umgebung der benachbarten Räumlichkeiten. Alexandra war eine der ersten. Sie hockte sich in eine Ecke und kümmerte sich nicht groß um die anderen Gäste. Eigentlich wäre sie jetzt am liebsten auf ihr Zimmer abgehauen. Dort könnte sie sich wenigstens in aller Ruhe in den Schlaf heulen. Nicht so wie hier. Hier konnte sie nicht einfach in Tränen ausbrechen. Hier musste sie gute Miene zu bösem Spiel machen. Irgendwann stieß Andy zu ihr und versuchte sie aufzumuntern, indem er ein Schnapsglas auf seiner Nase balancierte. Nicht sehr erfolgreich, aber immerhin zuckten ihre Mundwinkel dadurch wenigstens ein wenig. Georg gesellte sich, kurz nachdem eine Bedienung die Scherben aufgekehrt hatte, zu ihnen und rückte seinen Hut zurecht den er sich extra für diese Casino-Nacht gekauft hatte. “Sag mal, Lexa,” begann er in einem Ton der ihr gar nicht gefiel. Auch Andys Aufmerksamkeit schien er damit getroffen zu haben. Ihre Köpfe drehten sich in seine Richtung. “Bist du nicht ein bisschen zu gönnerhaft was Tom angeht? Ich wäre vor Eifersucht schon lange geplatzt.” Verwirrt blinzelte sie ihn an und wollte nicht begreifen was er damit meinte. Ihr Gehirn schien noch eingefroren zu sein, vielleicht lag es aber auch am Alkohol. Es war Andy der sie, durch einen Ellenbogenstoß in die Seite, dazu brachte in eine Ecke des Raumes zu sehen. An einem runden Tisch hatten Tom und ein paar Kumpels eine Partie Flaschendrehen begonnen. Dem großen Rotweinfleck auf der Tischdecke nach zu urteilen, war in der Flasche wohl noch ein kleiner Rest drin gewesen, als sie begonnen hatten das Spiel zu spielen. Blinzelnd beobachtete sie, wie eine Blondine sich auf Toms Schoß setzte und an seinem Ohrläppchen knabberte. War wohl ihre Pflichtaufgabe. Georgs Blick hatte sich auf diese Szene geheftet. Er runzelte die Stirn. Alexandra “Äh”-te eine Zeit lang vor sich hin, bevor sie eine passende Antwort gefunden hatte. “Appetit kann er sich ja woanders holen, aber gegessen wird zu Hause.” Georg nickte beeindruckt, während Andy sie ungläubig von der Seite ansah. “So ne Freundin wünscht man sich,” meinte Georg “aber ich geh jetzt wieder zum Spieltisch. Ich hab grad ne Glückssträhne.” Seinen Hut zurecht rückend, marschierte er zum Rouletttisch zurück wo Gustav und Heidi bereits standen. Sie hatte wohl das Spielfieber gepackt. Ob sie schon vergessen hatten, dass es nicht um richtiges Geld ging? Andy seufzte laut und legte einen Arm um ihre Schulter. “Das Leben ist schon eines der härtesten, was? Wusstest du, dass man, wenn man etwas wirklich will, aufhören muss es zu wollen, um es zu bekommen?” Alexandra schluckte einen Kloß im Hals herunter. Sie hatte seine Worte nicht gehört. Ein auf dem Tisch tanzender Bill hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Noch bevor Andy dies auch erspähen konnte, wurde er von Bills Stylistin auf die Tanzfläche gezerrt und ließ Alexandra allein zurück. Sie beobachtete Bill und verlor sich in dem Gedanken jetzt aufzustehen und ihm Gesellschaft zu leisten. Doch bevor sie sich ein Herz fassen konnte, reichte er jemandem unter ihm in der Menge seine Hand. Kurze Zeit später stand Linda neben ihm und der Zungentango der Alexandra so das Herz brach ging von neuem los. Sie hatte genug. Überstürzt sprang sie auf und stürmte zum Ausgang. Als sie an einem der Tische vorbei kam, griff sie nach einer fast vollen Wodkaflasche und verließ damit den Raum. “Du gehst zu Georg und musst ihn küssen.” ließ die Blondine Tom wissen. Er zog eine Grimasse. Vielleicht war es doch so keine gute Idee mit dem Flaschendrehen gewesen. Er erschrak als ihn jemand am Arm packte. Er wirbelte herum und sah Heidi neben sich stehen. Irgendetwas in ihrem Blick gefiel ihm ganz und gar nicht. “Lexa ist weg,” verriet die Finnin gerade so laut, dass nur er sie hören konnte “Andy sagte, ihr es nicht gut geht.” Toms eingelullter Blick klärte sich etwas auf, als er dies hörte. “Habt ihr sie schon gesucht?” Heidi nickte. “Sie ist nicht hier.” Tom erhob sich. “Sorry Mädels, ich bin draußen.” “Hey, du willst dich doch nur drücken.” hörte er die eine oder andere sagen, bevor er außer Reichweite geriet. Heidi führte ihn zu Gustav, Georg und Andy. “Was ist denn eigentlich los?” wollte Georg von Tom wissen “Habt ihr doch Stress?” Tom reagierte nicht darauf. “Ich glaub ich weiß wo sie ist, macht euch keine Sorgen.” sagte er und verließ die Location um über das Treppenhaus zu den Zimmern der Übernachtungsgäste zu gelangen. Andy und Heidi sahen sich wissend an, Georg und Gustav runzelten unwissend die Stirn und überlegten ob sie als nächstes ihren ganzen Gewinn auf schwarz oder doch lieber rot setzen sollten. Als Tom im dritten Stock ankam, hörte er durch das halbdunkel des Flurs ein leises Schluchzen. Er beschleunigte seine Schritte und erkannte am Ende des Ganges eine gegen die Wand gelehnte Gestalt auf dem Boden hocken. Als er auf ihrer Höhe war, hockte sich Tom vor Alexandra. Sie hatte den Kopf auf ihre Knie gebettet und weinte leise vor sich hin. Eine halb leere Wodkaflasche lag neben ihr auf dem Boden. Tom berührte sie leicht am Arm. Sie zuckte nicht zusammen, als wusste sie um seine Anwesenheit. Langsam hob sie den Kopf und sah ihn mit roten, tränenverschmierten Augen an. Er lächelte ihr zu, versuchte das Mitleid aus seinem Blick zu verbannen. “Ich... ich kann meinen Schlüssel nicht finden.” brachte sie mit Mühe und Not hervor um gleich darauf von einem neuen Weinkrampf gepackt zu werden. Tom ließ sich neben sie fallen und drückte sie fest an sich, streichelte ihren Kopf und wiegte sie wie ein Kind in seinen Armen. Irgendwann ließ das Schluchzen nach und ihr Kopf ruhte sacht auf seiner Brust. “Warum verliebt man sich nur immer in jemanden den man nicht haben kann?” fragte sie nachdem sie ihrer Stimme wieder Herr geworden zu sein schien. Tom zuckte so gut es ging mit den Schultern. “Das Herz tut Dinge aus Gründen die der Verstand nicht nachvollziehen kann.” Ihr Kopf hob sich sodass sie in sein Gesicht sehen konnte. Dicke Kullertränen bahnten sich noch immer den Weg über ihre Wangen. “Wow.” sagte sie so anerkennend wie sie nur konnte. Das brachte Tom zum lachen. “Ja, ich weiß. Ich hab noch mehr solche klugen Sprüche auf Lager. Willst du noch einen hören?” “Nein, danke.” Sie schüttelte den Kopf und wandte sich von ihm ab. “Tut mir Leid, dass ich dir gerade deinen Geburtstag versaue. Geh dich wieder amüsieren. Lass mich hier einfach in Ruhe sterben.” Ehe sie sich versah hatte Tom sie gepackt, auf die Beine gezogen und sich einen ihrer Arme um die Schulter gelegt. “Ich bring dich in mein Zimmer, ja? Dort kannst du dich ausruhen.” Alexandra sagte nichts. Sie bemerkte nur, dass Tom auch nicht mehr der nüchternste war. Sein Zimmer befand sich ein Stockwerk weiter unten. Zusammen taumelten sie die Treppen hinunter. “Wir haben den Wodka liegen lassen.” bemerkte Alexandra, als sie gegen die Wand gelehnt darauf wartete, dass Tom sein Zimmer aufschloss. “Glaubst du, ich lass zu, dass du dich weiter sinnlos betrinkst?” stellte er eine rhetorische Frage und stieß die Tür auf. Er dimmte das Licht so weit herunter, dass es nicht in den Augen weh tat und schleppte Alexandra zum Bett auf welches sie sich setzte. “Danke.” murmelte sie vor sich hin während er die Gardinen zuzog und wieder zur Tür ging. “Schlaf jetzt ein bisschen.” sagte er und ließ sie allein zurück. Alexandra schossen erneut Tränen in die Augen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte um so mehr, als ihr klar wurde was für einen jämmerlichen Eindruck sie machen musste. Mit einem Male griff jemand nach ihren Händen und nahm sie nach unten. “Mach dich nicht so fertig.” sagte der zurückgekehrte Tom sanft und wischte ihr mit dem Daumen eine dicke Spur Wimperntusche von der Wange. Sie sah ihn mit großen Augen an. Er war so lieb. Es war sein Geburtstag, sein großer Tag, und er hockte hier mit ihr um sich ihr Gejammer anzuhören. Das hatte er doch gar nicht verdient. “Danke.” konnte sie nur immer wieder sagen und legte ihre Stirn so gut es ging auf seine. Übergangslos waren sie sich so nah, dass sie gegenseitig den Atem des anderen auf der Haut spüren konnten. Alexandra wusste nicht was plötzlich in sie gefahren war, als sich ihre Hand um Toms Nacken legte, sie ihre Augen schloss und ihre Lippen sanft gegen seine drückte. War er für einen Moment überrumpelt, ließ er es sie nicht spüren, sondern erwiderte den Kuss genauso gefühlvoll wie sie es sich wünschte. Konnte es sein, dass er nach Erdbeeren schmeckte? Sie erhob sich vorsichtig und schwang ein Bein über seine Oberschenkel, sodass sie auf ihm saß. Behutsam zog sie ihm mit der einen Hand das Cappie vom Kopf. Er löste den Kuss und sah sie aufmerksam aus seinen rehbraunen Augen an, als wöge er ihre Beweggründe ab. Schließlich nahm er ihr das Cappie aus der Hand und warf es unachtsam über seine Schulter auf die andere Seite des Bettes. Alexandra grinste nur kurz, dann pressten sie ihre Lippen wieder aufeinander. Alexandra spielte mit seinem Lippenpiercing, während seine Hände ihren Rücken hinunter glitten und unter ihr T-Shirt fuhren. Sie ließ von seinem Piercing ab und öffnete den Mund nur leicht um seiner Zunge Einlass zu gewähren. Ihre Zungenspitzen berührten sich nur flüchtig und spielten ein kurzes Spiel, bevor sie beide fordernder wurden und den Geschmack des anderen voll auskosteten. Sie lösten sich nur voneinander um sich gegenseitig die T-Shirts über den Kopf zu ziehen. Alexandra drückte Tom nach hinten, sodass er unter ihr liegend auf dem Bett zur Ruhe kam, während sie seinen Hals liebkoste und ihre Hände nach seinem Hosenbund tasteten. Tom hielt sie plötzlich zurück. “Bist du sicher?” fragte er außer Atem, während Alexandras Lippen zurück zu seinen kehrten. “Ganz...sicher.” brachte sie zwischen zwei Küssen hervor. “Auch, wenn wir beide nicht mehr ganz nüchtern sind?” “Auch dann.” sagte sie und hatte endlich den Verschluss seiner Hose aufgefummelt. “Na dann...” meinte Tom und packte sie, wirbelte sie herum, sodass sie in die weichen Kissen fiel, und schmiss sich auf sie. Alexandra keuchte erstaunt auf. Dann wurde sie überrumpelt von der Gier mit der er sie plötzlich zu küssen begann. Seine Dreadlocks fielen ihr ins Gesicht und umrahmten es wie ein Schleier. Er öffnete ihre Jeans und schnell fielen die neben das Bett zu den anderen dort liegenden Sachen. Seine Hände strichen zärtlich über ihren Körper und drückten ihre Oberschenkel auseinander. Alexandra stöhnte lustvoll auf, als sie seine Hand an ihrer empfindlichsten Stelle spürte. Es war seltsam, aber eins wurde ihr jetzt erst klar. Seit Tom sie und Heidi nach dem Konzert angesprochen hatte, hatte sie eins schon im tiefsten Inneren gewusst. Sie wusste, er würde ihre Zukunft sein. ~ Ende des 19. Kapitels ~ Kapitel 20: Süßes oder Saures ----------------------------- Yeah, das Warten hat sich... hoffentlich... gelohnt. Es geht weiteeeeee~r! Mano man, das letzte Kapitel hat ganz schön für Aufregung gesorgt, was? Hm... was den geplanten Verlauf angreht, auch was Bill betrifft, halte ich mich einfach mal bedeckt... aber vielleicht schafft ihr es ja zwischen den Zeilen zu lesen... xD Waren es wirklich fast drei Wochen die ich hierfür gebraucht habe? Asche über mein Haupt, ich schäme mich zutiefst... aber ich wollte euch halt nicht enttäuschen... hoffetnlich seit ihr es nicht trotzdem *bisschen Angst hat* Hm... ich bin auf eure Reaktionen gespannt! Kapitel 20 ~ Süßes oder Saures ~ Als sie erwachte war sie nackt. Im ersten Moment empfand sie es ungewöhnlich, da sie sonst nie ohne Bekleidung zu Bett ging, aber sie erinnerte sich an eine gewisse Wodkaflasche und im Suff machte man manchmal die verrücktesten Dinge. Ihr Körper war nur mit einer dünnen Bettdecke bedeckt und als sie, auf ihrer rechten Seite liegend, die Augen öffnete, streifte ihr blinzelnder Blick die digitale Anzeige der Uhr auf dem Nachttisch. Voller Anerkennung für sich selbst, nickte sie innerlich. So lange hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen. Gähnend richtete sie sich auf. Wie ein Geistesblitz schoss ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf: Sanfte Berührungen und Küsse, Streicheleinheiten und Liebkosungen auf einem weichen Bett. Alexandra hielt abrupt in der Bewegung inne. Wow, was für ein... Traum? Um ihre Vermutung zu bestätigen, drückte sie immer wieder mit der Hand prüfend die Matratze auf der sie saß nach unten. Ja, das Bett war weich. Leicht verstört über diese Gedanken, schüttelte sie den Kopf und wurde sich eines penetranten Kopfschmerzes bewusst. Mit der Absicht ins Bad zu schlurfen, schwang sie sich aufstöhnend aus dem Bett und hielt abermals inne, als ihr verschlafener Blick das Zimmer durchforstete und dabei auf ein paar Details fiel, die ganz und gar nicht zu dem Bild ihres Zimmers passen wollten. Verwirrt und die Stirn in Falten legend, blinzelte sie der Baggiejeans entgegen, die vor ihr auf dem Bettvorleger lag. Seit wann trug sie denn so was? Direkt daneben befand sich eine enge schwarze Röhrenjeans. Ja, das war schon eher ihr Stil. Mal davon abgesehen, dass sie auf links gezogen war. Völlig unvermittelt öffnete sich die Badtür und Tom trat daraus hervor. Alexandra entgleisten alle Gesichtszüge, als sie wie ein geölter Blitz nach der dünnen Bettdecke griff und diese um ihren Körper schlang um ihre Blöße zu bedecken. Sie strich sich die zerstrubbelten Haare aus der Stirn und versuchte nirgendwo anders hinzusehen, als in sein Gesicht. “Was, was machst du denn hier? Und warum bist du nackt?” fragte sie total perplex und wurde sich noch in der selben Sekunde bewusst, dass das hier gar nicht ihr Zimmer war. Tom grinste anfangs, jedoch verschwand dieser Ausdruck schnell wieder und er zog eine Augenbraue in die Höhe. “Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?” Alexandra blinzelte, krallte sich an die Decke und zwang sich an die Wand zu sehen, als ihr Blick drohte nach unten zu gleiten. “Du hast doch etwa keinen Filmriss?” fragte Tom mit einem erneuten Grinsen und lehnte sich lasziv gegen den Türrahmen. Alexandra versuchte ernsthaft sich zu erinnern und hatte plötzlich eine Art Flashback wie man ihn aus diversen Fernsehserien kannte: Seine Hand strich zärtlich über ihr nacktes Fleisch, aufwärts und abwärts, seine warmen Finger spielten auf ihrer Haut. Seine Lippen stürzten sich gierig auf ihre, die reagierten, als wöllten sie einander auffressen. Ihre Zungen lockten, tasteten, tanzten. Er presste ihre schlanke Gestalt fest an seinen Körper. Ihre Leiber waren ineinander verschlungen, seine Arme umfingen ihren Rumpf, ihre Beine umklammerten seine Taille. Sie stöhnte in höchster Ekstase und wollte, dass es nie aufhörte. Schließlich hörte es auf und Alexandra starrte mit offenen Mund in Toms grinsendes Gesicht, unfähig etwas anderes zu sagen, als: “Oh.Mein.Gott.” “Is schon okay, du kannst mich Tom nennen, oder du nimmst einen der Namen von letzter Nacht.” Alexandras Augen weiteten sich, kurz bevor sie sich in seine Richtung in Bewegung setzte. Im vorbeigehen griff sie noch nach ihren, am Boden liegenden, Sachen und versuchte sich an ihm vorbei zu schieben um ins Bad zu gelangen. Seine Hand schoss nach oben, drückte gegen den Türrahmen und versperrte ihr somit den Weg. Alexandra setzte an zu fragen, was das sollte, doch dann sah sie seinen Blick und die Frage blieb ihr im Hals stecken. Er musterte sie, griff nach einer ihrer Haarsträhnen und spielte damit. Alexandra war unfähig sich zu bewegen, hielt mit der einen Hand die Decke zusammen, trug in der anderen ihre Klamotten und sah ihn abwartend an. Seine Hand wanderte zu ihrer Wange und ein Lächeln huschte über sein plötzlich so ernstes Gesicht. “Du solltest dir Bills wasserfeste Wimperntusche ausleihen, wenn du das nächste Mal vor hast dir die Augen auszuweinen.” Alexandra schluckte, als er mit dem Daumen die Reste des Mascara von ihrer Haut wischte. Er sah sie unschlüssig an, wirkte etwas verwirrt, und ließ seinen Arm schließlich sinken um ihr den Zutritt ins Bad zu gewähren. Alexandra trat nicht gleich ein, sondern wartete noch bis er aus dem Rahmen trat und in die Mitte des Zimmers ging. Alexandra atmete einmal tief ein und aus und schloss die Tür hinter sich. Missbilligend nahm sie zur Kenntnis, dass ihre Augenpartie in der Tat total schwarz und verschmiert von Wimperntusche war. Mit ein paar Blättern Toilettenpapier und warmen Leitungswasser war das gröbste Unheil beseitigt und sie machte sich daran in ihre Kleidung zu schlüpfen. Als sie sich anzog, dachte sie darüber nach, was sie da eigentlich getan hatte. Toll, dachte sie, als sie ihr Spiegelbild betrachtete, jetzt bin ich auch eine von Filzlöckchens vielen Betthäschen. Sie schluckte erneut. War schon erstaunlich wie rasant sich alles ändern konnte. Gestern noch unglücklich verliebt in Bill und heute mit Tom im Bett. Als sie zurück in das Zimmer trat, war Tom gerade dabei sich eines seiner XXL Hiphop T-Shirts überzuziehen. “Ich bin in meinem Zimmer,” sagte sie schnell, weil sie nicht glaubte, dass diese Situation etwas anderes werden konnte, als unangenehm “Wir sehn uns beim Essen.” Sie hörte keine Reaktion, doch als sie sich umdrehte, sah sie, dass er als Zustimmung seine Hand hob. Alexandras Weg führte sie zur Rezeption. Wenn sie sich an etwas plötzlich ganz genau erinnern konnte, dann daran, dass sie ihre Zimmerkarte nicht mehr gefunden hatte. Ein paar Minuten später war sie mit einer Ersatzschlüsselkarte wieder auf dem Weg nach oben. “Es ist um zwei und es gibt kein Frühstück mehr?” hörte sie Tom fragen, als sie kurz nach ihm in den Speisesaal trat. Ihre Augen durchforsteten den Raum und Heidis Blick traf den ihrigen. Die Finnin war bereits auf halbem Weg zu ihr, als Alexandra nach einem Teller griff und sich an dem warmen Mittagsbuffet anstellte. “Alles in Ordnung?” fragte ihre Freundin besorgt. Alexandra nickte wahrheitsgemäß und lächelte. “Ja.” Heidi schien es ihr abzukaufen, denn sie nickte zufrieden und ging zu ihrem Tisch zurück an dem auch Gustav und Andy saßen. In der Zwischenzeit hatte der ganze Raum, der voll mit Partygästen von gestern war, ihre Anwesenheit bemerkt und viele riefen ihr ein “Guten Morgen” zu. Alexandra nickte allen zu. “Wie gehts dir?” rief Bill, der an einem Platz am Fenster saß, ihr entgegen. Alexandra schmunzelte peinlich berührt und zeigte zur Bestätigung nur ihren gehobenen Daumen, da ihre gepeinigte Stimme eine so weite Distanz wahrscheinlich noch nicht überbrücken konnte. Seltsamerweise störte sie es im Moment überhaupt nicht, dass Linda Bill lachend mit seinem Nachtisch fütterte. Sich leicht über sich selbst wundernd, griff sie nach der Hähnchenkeule die Tom sich gerade nehmen wollte. Kurze Zeit sahen sie sich herausfordernd an. “Wir können teilen.” schlug Tom vor. “Okay.” stimmte sie zu, legte die Keule auf seinen Teller und nahm sich selber eine Portion Kartoffelbrei. Nachdem ihre Teller bis zum Rand gefüllt waren, setzten sie sich, mehr oder weniger freiwillig, an den Tisch neben Bill, dessen Eltern und Linda. “Wie gehts Anna-Lena eigentlich?” fragte Tom nach einer Weile des Stillschweigens. Alexandra wunderte sich, dass ausgerechnet er dieses Thema ansprach, aber vermutlich war er einfach nur schadenfroh, dass Anna-Lena jetzt in einem französischen Internat und somit ganz weit weg war. “Ganz gut.” antwortete Linda und kam nicht dazu weiter zu erzählen, da sie von Alexandra unterbrochen wurde. “Hey, hey, hey, immer langsam, du hast doch wohl nicht geglaubt, dass ich das vergesse?!” Sie hielt Tom davon ab genüsslich in “seine” Hähnchenkeule zu beißen. “Ach richtig,” sagte er heuchlerisch “da war ja was.” Alexandra nickte, griff nach der Keule, zog sie samt Tom, zu sich heran und biss genießerisch ein Stück ab. Tom legte den Kopf schief und tat das gleiche an der anderen Seite. Alexandra lachte, als sie sah wie Bratenfett sich um seinen Mund verteilt hatte. Immer noch kichernd wischte sie es mit einer Serviette weg. Gemeinsam legten sie die Keule beiseite. Tom wandte sich wieder seinem Teller zu und Alexandra beobachtete ihn eine Weile ohne, dass sie etwas anderes um sich herum wahrnahm. Es war seltsam, dieses Gefühl, aber irgendwie fühlte es sich richtig an, einfach nur richtig. Und so beugte sie sich zu ihm und küsste seine Wange. Toms Kopf wandte sich nach links und er sah sie mit seinen unergründlich Augen an. Alexandra blickte zurück, blinzelte nur kurz und gab ihm dann den ehrlichsten Kuss den sie je einem Menschen gegeben hatte. Er war nicht gespielt wie die die sie sich die letzten Wochen über gegeben hatten, nicht gestellt, weil sie irgendwen etwas vorspielen mussten. Er war einfach nur aufrichtig. Die Leute um sie herum nahmen kaum Notiz davon, weil sich für sie augenscheinlich nichts geändert hatte, doch in diesem Moment, änderte sich eine ganze Menge. ~ “Wir kommen zu spät, wenn du deinen Arsch nicht sofort da raus schwingst,” sagte Alexandra leicht säuerlich mit etwas gehobener Stimme und kam noch nicht ganz mit den künstlichen Eckzähnen in ihrem Mund zurecht “und du weißt, wie sehr ich es hasse zu spät zu kommen.” Sie überprüfte den Sitz ihrer Perücke, als sich die Badtür öffnete und ihr ein ausgewachsener Werwolf entgegen trat. “Fast so sehr wie Bill es hasst.” hörte sie Toms gedämpfte Stimme unter der Fellmaske hervor dringen. Alexandra unterließ es ein bestätigendes Nicken zu zeigen und zog Tom statt dessen an ihre Seite, damit sie sich zusammen in dem großen Spiegel direkt neben der Eingangstür des Zimmers betrachten konnten. “Ich seh kaum was.” erklärte Tom, blickte nach links und stieß mit seiner künstlichen Wolfsschnauze gegen Alexandras Kopf. “Hey, Vorsicht!” beschwerte sich diese und zog als Antwort zwei Softair-Waffen aus den Holstern an ihren Oberschenkeln um ihr gegenüber damit zu bedrohen “Ich bin schwer bewaffnet.” Nur ließ sich der Werwolf davon nicht abschrecken, sondern legte nur seinen flauschigen Kopf schief und meinte anzüglich: “Ich weiß!” Alexandra konnte Tom regelrecht grinsen hören. Sie verkniff sich ein Kommentar, steckte ihre Waffen wieder in die Holster und warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Ein blass geschminktes Gesicht mit weißen Kontaktlinsen und falschen Vampirzähnen blinzelte ihr entgegen. “Ich steh auf Latex.” flötete es neben ihr eine Anspielung auf ihren schwarzen Catsuite und eine Klaue suchte sich den Weg an ihren Hintern. Alexandra bläkte ihre Zähne und zischte nach Vampirmanier eine Warnung in Toms Richtung. Dieser lachte und Alexandra griff nach seiner Pfote. “Na los, gehen wir.” Da er in seinem Kostüm so hilflos war wie eine blinde Kuh, führte sie ihn den Gang entlang zum Aufzug und schob ihn mit sanfter Gewalt rückwärts hinein. Leise schloss sich die Tür hinter ihnen. “Weißt du noch was wir damals in dem Lift in Prag gemacht haben?” fragte der Werwolf und drückte sie gegen die hölzerne Verkleidung der Kabine. “Tom, das ist drei Tage her, natürlich weiß ich das noch.” “Schade, dass wir das nicht wiederholen können.” sagte er und klang enttäuscht. “Vielleicht später.” machte Alexandra ihm Hoffnung und trat in die Lobby des Hotels nachdem sich die Tür wieder mit einem “Bing” geöffnet hatte. Als erstes fiel ihr Saki in die Augen, da er als einziger der hier Anwesenden kein Kostüm trug, sondern die gleichen Security-Klamotten wie immer. Er lächelte ihnen zu und tippte einen Mann mit langem Ledermantel und Hut auf die Schulter. Dieser wandte sich um und Alexandra erkannte sofort die Figur welche das Kostüm darstellen sollte. “Alter, das is ja irre.” hörte sie auch schon den Werwolf neben sich mit Toms Stimme sprechen. “Van Helsing, oder?” fragte Alexandra und erntete Bills Nicken. “Ja, und du bist Silene aus Underworld, richtig?” “Selene,” korrigierte sie den kleinen Fehler “ja.” Es war das erste mal, dass sie sich in ihren Halloween-Kostümen sahen. “Und du...” betrachtete Bill nachdenklich seinen Bruder “...kommst aus ‘Friedhof der Kuscheltiere’?” “Ne,” unterbrach Georg, der als Frankenstein erschienen war, “aus ‘Es gab kein anderes Kostüm unter dass meine Dreadlocks passen’.” “Witzig.” brummte Tom. “SÜßES ODER SAURES!” schrie plötzlich jemand und sprang Alexandra von hinten an. Sie erschrak und ließ einen spitzen Schrei hören, als sie auch schon erkannte, dass es Gustav war. Na ja... man musste schon etwas genauer hinsehen, einen Zombie-Gustav sah man halt auch nicht alle Tage. “Lexa, geiles Kostüm!” hörte sie plötzlich Lindas Stimme aus dem Mund einer Frau deren Erscheinungsbild so gar nicht zu dem eigentlichen Bild passte, welches sie von Linda in Erinnerung hatte. “Wow, du aber auch!” sagte sie wahrheitsgemäß und starrte noch immer auf die Vampirjägerin die sich neben Van Helsing eingefunden hatte. Die war doch auch aus dem Film, aber wie hieß sie noch mal? “Okay, genug geschleimt,” unterbrach David und schob Alexandra Richtung Ausgang “wir sind schon spät dran.” Sie bemerkte, dass er Dracula war. Somit hielten sich Vampire und Vampirjäger also im Gleichgewicht. Wie zu erwarten belagerten einige Dutzend Fans den Vorbereich des Hotels und auch wenn sie Tokio Hotel nicht auf den ersten Blick erkannten, sorgte Sakis Auftreten alleine schon für eine Massenhysterie, denn wo er auftauchte, konnte der Rest nicht weit sein. Einigermaßen problemlos im Wagen angekommen, setzte Tom erst einmal seine Maske ab. “Ganz schön warm hier drunter.” ließ er Alexandra wissen und leckte über seine Lippen. Alexandra strich mit der Hand über seine Wange. “Du bist schon ganz rot.” “Muss an der heißen Gesellschaft liegen.” vermutete er und grinste sie an. “Charmeur.” sagte Alexandra und schenkte ihm einen Kuss. Der Wagen setzte sich in Bewegung und chauffierte sie nur wenige Kilometer weiter in die Innenstadt wo die diesjährige Halloweenparty eines großen Musiksenders stattfinden sollte. Die erste Herausforderung bestand darin sich möglichst schnell an den Massen von Fotografen und Interviewern vorbei zu mogeln um möglichst schnell feiern zu können. Doch schnell war relativ und nach einer guten halben Stunde hatte die kleine Gruppe rund um Tokio Hotel ihren Sitzplatz erreicht und saß an einem Tisch mit Stars wie Sarah Connor, Nena und Bushido. Zumindest sagten dies die kleinen Namensschildchen an jedem Platz. Aufgrund der Kostümwahl der Gäste, konnte man dies jedoch nicht immer mit Bestimmtheit sagen. Der Abend verging, man tanzte, quatschte und alberte mit den verschiedensten Leuten herum. Als Alexandra gerade von einer netten Unterhaltung mit dem einen Typen von Nevada Tan zu ihrem Platz zurück kehren wollte, kam ihr, als sie auf Höhe der gruselig geschmückten Theke, eine Idee. “Zwanzig doppelte Wodka, bitte.” bestellte sie bei einem Barkeeper-Gespenst und erntete deswegen skeptische Blicke, doch Alexandra lächelte nur und war sich dessen bewusst, dass dieses Lächeln aufgrund ihrer Kontaktlinsen eine mehr als gruselige Wirkung hatte, dies wurde ihr an diesem Abend zumindest nicht nur einmal gesagt. Der Barkeeper ging seinem Job nach und servierte ihr ohne nachzufragen die gewünschten Getränke auf einem Tablett. Dankend nahm sie es entgegen und balancierte es zu ihrem Tisch zurück, wo Tom gerade Witze mit Mark Terenzi austauschte, seine Maske lag bereits seit einigen Stunden unter dem Tisch. Alexandra setzte sich gegenüber ihres Freundes auf einen freien Stuhl, schnippte das Namensschild mit dem Namen ‘LaFee’ zur Seite und stellte das Tablett zwischen sich und Tom auf den Tisch. Das Gespräch zwischen Mark und Tom verstummte, sie kicherten noch zu Ende und sahen dann zwischen der abwartenden Alexandra und dem Tablett hin und her. Alexandra begann die zwanzig Gläser aufzuteilen und Toms Augenbraue ging immer mehr in die Höhe. “Schatz?” fragte er ungläubig, als Alexandra gerade die letzten Gläser positionierte. “Tu nicht so, als hättest du es vergessen,” meinte Alexandra nur und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen “wir haben da noch ne Wette offen.” Tom schien zu überlegen. Nach ein paar Sekunden erhellte sich seine Miene und er fing an wissend zu grinsen. “Vergiss es, du schaffst nicht mehr als ich.” “Wenn du den Mund da mal nicht zu voll nimmst, Filzlöckchen.” “Was geht denn hier ab?” stieß David plötzlich zu ihnen und brachte Georg im Schlepptau mit sich “Ihr wollt doch nicht-?” “Wir sind alle volljährig.” meinte Tom nur, hatte bereits, wie Alexandra auch, das erste Glas in der Hand und maß sich mit ihr im Blickduell. “Cheers!” prostete Alexandra ihm zu und stürzte die klare Flüssigkeit in ihren Rachen. Als sie nach dem nächsten griff, hatte Tom sein zweites bereits in der Hand und wartete bis sie ebenfalls so weit war. Zwei Sekunden später war auch der Inhalt der zweiten Runde in ihren Mägen verschwunden. Nach dem fünften Glas sammelten sich immer mehr Gäste um ihren Tisch, feuerten sie an oder schüttelten ungläubig die Köpfe. Nach dem siebten Glas spürte Alexandra einen leichten Würgereiz, doch sie schluckte den bitteren Geschmack nach unten, blinzelte ihr Blickfeld frei und griff nach Glas Nummer acht. Auch Tom schien es ähnlich zu gehen. Schweiß stand auf seiner Stirn, er trug heute nur sein Bandana, und er sah leicht flehend aus der Wäsche. Alexandra holte tief Luft und kippte sich Nummer acht hinter die Binde, kniff die Augen zusammen und wischte sich den brennenden Mund mit der Hand trocken. Hinter ihr jubelten die Anwesenden. Irgend jemand massierte Tom die Schulter und er hob leidend das Glas an seine Lippen, nippte kurz daran und stellte das Glas schließlich aufgebend und mit dem Kopf schüttelnd zurück auf die Tischplatte. Alexandra riss die Faust in die Höhe, streckte Tom die Zunge entgegen und schob den Stuhl zurück um aufstehen zu können. “Ich geh tanzen.” ließ sie die Zurückgebliebenen wissen, die sich langsam auch wieder auflösten. “Loser.” warf Georg Tom noch charmant an den Kopf bevor auch er Richtung Tanzfläche verschwand. Tom spielte entspannt an seinem Piercing. “Alles Absicht.” ließ er Mark wissen, der der Einzige war der sich noch in seiner Hörweite befand. Dieser nickte nur verstehend. Alexandra fand sich auf der Tanzfläche wieder und bewegte sich zu der Musik. Im vorbei tanzen lächelte ihr der eine oder andere zu, auch Linda war dabei und sie musste sich eingestehen, dass sie die Frau immer mehr mochte. Bereits nach dem ersten Song merkte sie, wie der Alkohol sich in ihr Blut geschlichen hatte und nach ihrem Bewusstsein griff. Als eine flauschige Pfote nach ihr griff und sie dicht an sich zog war ihr bereits zum kotzen zumute. Aber egal, das war es auf alle Fälle wert gewesen. “Alles klar?” fragte Tom, als sie sich nah beieinander zu einer langsameren Nummer im Takt bewegten “Du siehst leicht blass um die Nase aus.” Alexandra konnte nur leicht nicken. Das Schwindelgefühl wurde stärker. Noch bevor der Song zu Ende war, musste sie Tom von sich stoßen, eine Kehrtwendung machen und sich rennend ihren Weg zur Damentoilette frei kämpfen. Es war ihr egal, ob sie die Tür zum Hygienebereich aus den Angeln riss, alles was sie wollte war eine schöne Toilettenschüssel aus Keramik in der sie ihren Mageninhalt los werden konnte. Einer ihrer schon lange bestehenden Alpträume realisierte sich, als sie mit vor dem Mund gepresster Hand vor den Kabinen stand und alle besetzt waren. Ohne weiter darüber nachzudenken rannte sie wieder nach draußen, wandte sich nach links und nahm die nächste Tür in Angriff. Tränen standen ihr bereits in den Augen, als die Tür der Herrentoilette gegen die Wand flog und Alexandra, ohne einen Blick in die Runde zu verschwenden, in die erste Kabine stürzte, den Deckel nach oben riss und sich fast augenblicklich übergab. Ihr war so schlecht wie noch nie in ihrem Leben und erste Zweifel stahlen sich ihr in den Kopf. Zwischen zwei Kotzwellen zog sie sich die Perücke vom Kopf und warf sie unachtsam auf den gefliesten Boden. Sie erschrak kaum, als jemand von hinten an sie heran trat und ihr die Haare aus dem Gesicht hielt. Der Brechreiz brachte sie immer mehr zum würgen und als nach gefühlten Stunden, in denen sie sich wünschte lieber tot als lebendig zu sein, hörte es endlich auf und sie fühlte sich langsam wieder besser. Sie hörte ein raschelndes Geräusch und ein Tempotaschentuch wurde ihr unter die Nase gehalten. Sie nahm es dankend an, ließ sich auf die Beine helfen und zum Waschbecken führen. Ein paar Schlucke Leitungswasser genügten und sie fühlte sich bereits wieder wie ein Mensch. Erst jetzt realisierte sie, dass ihr Helfer David, der Gitarrist von Nevada Tan, war. “Gehts wieder?” fragte er besorgt und ein kleines Lächeln huschte über Alexandras Gesicht. “Ja, danke.” “Komm, ich bring dich an deinen Platz.” sagte David und stützte Alexandra, als sie Richtung Tür gingen. “Hey,” hämmerte plötzlich eine Stimme durch den sterilen Raum “Flossen weg von meinem Mädchen!” Alexandra spürte einen Ruck und brauchte eine Sekunde um den heranstürmenden Tom zu erkennen und zu realisieren, dass er David unsanft gepackt hatte und gegen die Wand drückte. “Tom!” war das einzige was Alexandra dazu einfiel und sie versuchte seine Hände von Davids T-Shirt zu lösen. “Bleib mal ganz locker!” versuchte sich dieser zu befreien und machte einen etwas überrumpelten Eindruck. “Ich hab dich beobachtet. Wenn du Lexa noch einmal anmachst, dann vergess ich mich, is das klar?” funkelte Tom ihn böse an und begann sogar leicht ihn zu schütteln. “Er hat mich nicht angemacht,” versuchte Alexandra weiter Tom zu beruhigen “er hat mir nur beim Kotzen die Haare aus dem Gesicht gehalten!” Es gelang ihr Toms Finger zu lösen. Sie nahm seine Hände in ihre und versuchte ihn aus der Toilette zu ziehen. “Ich hab ein Auge auf dich.” ließ Tom David noch ein letztes Mal wissen und legte einen Arm um Alexandras Schulter. Seine Stimme wurde weicher, als er sich nach ihrem Befinden erkundigte und sie langsam zurück zur Party gingen. Alexandra wagte einen Blick über ihre Schulter und warf David einen entschuldigenden Blick zu. Er strich sich gerade sein T-Shirt glatt und hatte nur noch ein verstörtes Nicken übrig. Alexandra wunderte sich, dass es plötzlich verhältnismäßig still im Raum geworden war, doch als ihr ein lautes Geburtstagsständchen entgegenbrandete, als sie um die Ecke bogen und sie sah, dass es kurz nach zwölf war, wurde ihr so einiges klar. Das restliche Übelkeitsgefühl verschwand fast schlagartig, als sie Herrn Jost erkannte der eine große Torte mit zwanzig Kerzen zu ihr trug. “Du glaubst doch nicht, dass wir deinen Geburtstag vergessen haben?” sagte er und ließ die perplexe Alexandra die Kerzen auspusten. Sie fragte sich, wann sie ihr Geburtsdatum eigentlich preisgegeben hatte und kam zu dem Schluss, dass sie dies gar nicht getan hatte. Es musste also einen Verräter gegeben haben. Die nächsten zehn Minuten verbrachte sie damit sich von allen Anwesenden umarmen und beglückwünschen zu lassen. Die größte Überraschung war jedoch ein Gorilla der sich als Überraschungsgast Andy herausstellte. Nachdem der größte Ansturm vorüber war und Alexandra von Bill und den Rest der Jungs in eine stille Ecke geführt wurde, überreichten sie ihr ein Geschenk. Gespannt beobachteten sie ihre Reaktion nachdem sie das erste der zwei Pakete geöffnet hatte und das große Fotoalbum voller persönlicher Bilder durchblätterte. Alexandra lachte und verdrückte auch die eine oder andere Träne. Dieses Album war gefüllt mit den Erinnerungen der letzten Monate, es war einfach etwas ganz besonderes. Das zweite Geschenk bestand aus einer eingerahmten Urkunde, die Alexandra zweimal durchlesen musste um zu verstehen, dass es ab jetzt einen Stern gab der ihren Namen trug. Sie war zu gerührt um große Worte des Dankes an alle richten zu können, statt dessen umarmte sie jeden einzelnen der etwas dazu beigetragen hatte ganz lange. Ihr vibrierendes Handy ließ sie erschrecken und sie beeilte sich das Gespräch anzunehmen. Gustav hatte ihr erzählt, dass Heidi anrufen wollte. “Ja?” meldete sie sich und freute sich, gleich die Stimme ihrer Freundin zu hören. “Alexandra, hier ist Mama.” Alexandras Lächeln verschwand. “Oh, äh, hallo.” “Wir wollten dir ganz herzlich zum Geburtstag gratulieren.” sagte ihre Mutter und meinte damit sich selbst und Alexandras Vater “Wir werden dir etwas Geld überweisen, dann kannst du dir was schönes kaufen.” “Ja, danke.” sagte Alexandra nur und wollte, dass das Gespräch so schnell wie möglich endete. “Wir wollten dir auch sagen, dass wir über Weihnachten nach Australien fliegen.” fuhr ihre Mutter fort. “Schon wieder?” platzte es aus Alexandra heraus und Tom sah sie alarmiert an “Da wart ihr doch letztes Jahr erst.” “Du weißt doch, wie sehr wir die Kälte und den Schnee hassen. Dir wird schon nicht langweilig werden. Wir sehen uns nächstes Jahr. Liebe Grüße auch an deine Kollegen. Machs gut.” Statisches Rauschen war alles was Alexandra nach dieser lieblosen Verabschiedung noch hörte. Sie ließ den Arm der ihr Telefon hielt sinken und spürte wie sie jemand vorsichtig am Arm berührte. Sie blinzelte aufkommende Tränen weg und lächelte gespielt. “Lasst uns feiern.” sagte sie und schleppte Tom auf die Tanzfläche. ~ Ende des 20. Kapitels ~ Ich hoffe, dass ich für Kapitel 21 nicht ganz so lange brauche. Habt keine Angst, ´Beichte´ wird auf alle Fälle beendet!!!!!!!!!! Da wir uns ja ganz langsam auch in Richtung Ende bewegen, wollte ich euch mal fragen, was ihr denn eigentlich für ein Ende bevorzugen würdet. Ein Happy End? Ein Sad End? Ein Open End? Würdet ihr eine Fortsetzung lesen? Und um was soll es in dieser Fortsetzung eigentlich gehen? Fragen über Fragen... ich bin auf eure Vorschläge und Anregungen gespannt. Ihr würdet mir damit auch sehr helfen. Man schreibt sich! Kapitel 21: let it snow ----------------------- Whäää, der Kapitelname is scheißeeeee~ *quengel* Aber egal... das ganze Kapitel is... naja... das totale Plotbunny irgendwie... Was ein Plotbunny is? *nach Definition such* *räusper* *Erzählerstimme aufsetzt* Das gemeine Plotbunny ist ein putziges Tier mit langen Zähnen und spitzen Klauen, das sich prächtig in schmerzempfinlichen Körperpartien festbeißen kann. Es ist die fixe Idee zu einer Geschichte, die unbedingt geschrieben werden will, ob du dazu nun gerade Zeit hast oder nicht...... -.- Ich hasse Plotbunnys... und ich liebe Plotbunnys... eine Hassliebe sozusagen... Aber genug geschwafelt, ihr wollt Kapitel 21, richtig? Na dann... Vorhang auf! Kapitel 21 ~ let it snow ~ “Pink steht dir ganz ausgezeichnet.” heuchelte Tom und versuchte nicht einmal den Spott aus seiner Stimme zu verbannen, als er, auf dem Hotelbett liegend, Alexandra dabei beobachtete wie sie sich im Spiegel betrachtete. Sie rollte genervt mit den Augen. “Alles klar, ich hab den Wink mit der Blockhütte schon verstanden,” sagte sie leicht gekränkt und zog sich das enge rosa Shirt wieder über den Kopf “War wohl ein Fehlkauf.” Unachtsam warf sie es zurück in den Koffer der unweit entfernt aufgeschlagen auf dem roten Teppichboden lag. “Ich liebe es, wenn du die Hüllen fallen lässt.” säuselte es plötzlich dicht an ihrem Ohr und sie spürte wie zwei warme Hände nach ihrer Taille fassten und an ihrem Körper hinab streiften. Tom begann behutsam an Alexandras Ohrläppchen zu knabbern. Ihr Atem beschleunigte sich und für eine Sekunde drohte sie schwach zu werden, doch dann stieß sie ihn energisch von sich. “Nicht jetzt.” zischte sie und meinte es eigentlich nur halb ernst, als sie nach einem weiteren x-beliebigen T-Shirt griff. Tom ließ einen Laut des Bedauerns hören. “Kein Groupie?” fragte er, als er Alexandras neues Kleidungsstück wiedererkannte. “Kein Groupie.” bestätigte sie, griff nach ihrer Tasche und nach ihrer Sonnebrille und machte sich daran den Raum zu verlassen. Ein schmunzelnder Tom folgte ihr. “Mach dich auf was gefasst.” warnte er sie, als er die Hoteltür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Doch seine Warnung war im Grunde nutzlos gewesen. Alexandra war ja nicht taub und hatte die Sprechchöre der wartenden Fans vor dem Hotel auch ohne diesen Hinweis schon längst wahr genommen. Auf dem Weg nach unten setzte sich Tom ebenfalls seine Sonnenbrille auf und kramte aus den weiten seiner Hosentasche vorsichtshalber schon mal einen wasserfesten Stift hervor. Wie verabredet, trafen sie sich im Loungebereich des Hotels mit den anderen um gemeinsam zu Universal, ihrer Plattenfirma, zu fahren, jedoch nicht ohne sich vorher durch die Scharen von, Fotos und Autogrammen verlangenden, Fans zu kämpfen. Wahrscheinlich wird es eh wieder damit enden, dass Saki und seine Jungs uns durch die Massen quetschen müssen, dachte Alexandra leidig und spähte zu dem telefonierenden Bill. Er strich sich immer wieder unbewusst über seinen linken Unterarm. Ein großes Tattoo zierte seit kurzem diese Stelle, ein verschnörkelter Schriftzug der ‘Freiheit 89´ darstellte. Ein Geschenk welches er sich selbst zu seinem 18. Geburtstag gemacht hatte. Nur ungern ließ Alexandra es zu, dass sich die Erinnerung des Geräusches der stechenden Tätowiernadel in ihren Kopf drängte. Schon vom bloßen Zusehen hatte ihr alles weh getan. Tom war es ähnlich ergangen. Sie unterdrückte ein Seufzen und griff nach Toms Arm. Als sich ihre Blicke trafen lächelte er und drückte ihre Hand. “Auf in die Schlacht.” brummte Sakis tiefer Bass plötzlich und scheuchte damit alle auf. Tom ließ Alexandras Hand los und ein Personenschützer war sofort an ihrer Stelle um sie durch die Menge zu begleiten. Sie traten durch die Drehtür welche als Eingang des Hotels fungierte und der Lärm der auf der Straße herrschte brandete ihnen nun vollends entgegen. Alexandra spähte sehnsüchtig zu dem unauffällig schwarz getarnten Fahrzeug, welches am Straßenrand für sie bereit stand. Doch bis dahin gab es noch einen Hürdenlauf von guten 15 Metern zu überwinden, gespickt mit einer Fanmasse die ein Durchkommen fast unmöglich machten. Alexandra liebte ihre Fans, gar keine Frage, aber so eine Belagerung konnte manchmal schon ziemlich beängstigend sein. Ehe sie sich versah, war sie mitten drin im Getümmel und konnte gerade mal Bills Haarschopf vor sich erkennen, alles andere verschwamm in der erneut aufkommenden Hysterie. Wie ein Weltmeister begann sie eilig ihre Unterschrift auf all das zu kritzeln was ihr unter die Nase gehalten wurde. Der Personenschützer hatte einen Arm um sie gelegt damit sie von der Masse nicht völlig verschluckt wurde und half ihr, sich ihren Weg zu bahnen. Von allen Seiten drückte und drängelte irgend jemand. Blitzlichter brandeten ihr entgegen und hätten wahrscheinlich ihre Augen geblendet, hätte sie nicht in weißer Voraussicht die Sonnenbrille aufgesetzt. Sie spürte wie Hände nach ihr griffen, Finger an ihr zerrten und versuchten sie zu berühren. Sie lachte, scherzte und versuchte sich wenigstens etwas mit den Fans zu unterhalten, auch wenn dies schier unmöglich war. Und dann, als sie die Hälfte des Weges geschafft hatten, sah sie die geballte Faust erst, als sie mitten in ihr Gesicht krachte und ihre Brille zum zerbersten brach. Schreie wurden laut. Schreie die anders waren, als die der Begeisterung. Schreie des Entsetzens und der Fassungslosigkeit. Stechender, brennender, höllischer Schmerz durchflutete ihren Körper und konzentrierte sich dann auf die Stelle wo ihre Nase langsam in ihre Stirn über ging. Sie presste beide Hände fest auf ihr schmerzendes Gesicht, die eine Hand fasste nach ihrer Nase und sie spürte eine warme Flüssigkeit. Tränen schossen ihr in die Augen und schon wurde sie etwas härter gepackt und halb durch die Menge getragen. Die Augen vor Schmerz fest zusammen, und die Hand immer noch auf ihr Gesicht gepresst, spürte sie Augenblicke später auch schon das weiche Polster der Rücksitzbank des Vans an der Straße unter sich. Sie wusste es nicht mit Sicherheit, aber sie konnte sich vorstellen, dass da draußen gerade die Hölle los war. Aber es war ihr egal. Sie weinte, weinte wie sie noch nie aufgrund einer alles einnehmenden Agonie geweint hatte. Und irgendwo in der Ferne rief eine Stimme ihren Namen. Sie öffnete die Augen und schluchzte, sah zersplitterte Brillenreste und spürte wie jemand ihr diese vorsichtig abnahm. Sie hob ihren gesenkten Blick und sah in das entsetzte Gesicht von Bill, der ihre kaputte Brille in den Händen hielt. Autotüren knallten und Tom hatte sich zu ihrer rechten eingefunden. Sein Gesichtsausdruck war noch entsetzter als der von Bill. Er griff nach ihrer zitternden Hand und zog sie vorsichtig nach unten. Unter Schock stehend, starrte sie auf ihre mit Tränen und Blut getränkte Handfläche, bevor sie versuchte unter Wimmern einen verständlichen Satz heraus zu bringen: “E-es tut so...w-weh.” heulte sie und schüttelte sich dabei. “Ich weiß.” versuchte Tom, der plötzlich ganz blass geworden war, sie zu trösten und bettete ihren Kopf vorsichtig gegen seine Schulter. Es blitzte und mehrere Hände trommelten gegen das Fenster des Wagens. Toms Kopf schnellte herum und er funkelte die Lärmverursacher böse an. Alexandra konnte ihn leise fluchen hören und war sich sicher, dass er gerade ausprobte, ob auch hier in Berlin das internationale Zeichen für Gleichgültigkeit verstanden wurde. Saki kam aus der Menge gesprungen, warf sich auf den Beifahrersitz und der Fahrer preschte augenblicklich los und ließ das Hotel hinter sich. “Das Mädel war total in Rage,” begann Saki zu erklären, doch Alexandra hörte seine Erklärungen gar nicht, sie wünschte sich einfach nur einen tiefen, schmerlosen Schlaf. Sie spürte wie das Blut und ihre Tränen langsam trockneten. “Hab keine Angst, wir bringen dich zu einem Arzt. Bleib ganz ruhig.” hörte sie jemandem am Rande ihres Bewusstseins sagen. Der Schock und das gleichmäßige Ruckeln des Wagens gaben ihr den Rest. Als sie langsam, und immer noch leise klagend, in einen leichten Dämmerschlaf fiel, dachte sie sich, was das doch für ein beschissener Geburtstag war. ~ “Das brauchst du gar nicht erst aufmachen, Gordon,” ließ Tom seinen, wie Alexandra fand, absolut coolen, Stiefvater wissen “sind sowieso nur rosa Socken.” Alexandra stieß ihn heftig in die Seite. “Die sind überhaupt nicht rosa. Die Farbe heißt ‘shire sunset’ und die ist gerade total angesagt.” Eigentlich hatte Alexandra vorgehabt, dies voller Überzeugung zu sagen, aber jetzt wo es raus war, konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen. “Ich weiß doch wie rosa aussieht,” wollte Tom einen kleinen freundschaftlichen Streit beginnen “und diese Socken sind verdammt noch mal rosa!” “Ui!” quietschte es zur Unterbrechung aus Gordons Richtung. Er hatte das Geschenkpapier mit dem aussagekräftigem Aufdruck “If you don’t like it - LIE!” aufgerissen und hielt nun seine kleine Weihnachtsüberraschung in den Händen. “Da steht ja sogar ‘Rockstar’ drauf,” stellte er unterdessen begeistert fest “die passen ganz wunderbar zu meinem neuen Playboy-Tanga!” Er zog seine Schuhe aus und stülpte seinen neuen Besitz kurzerhand über seine schlichten schwarzen Socken. Schließlich sprang er auf und hüpfte ein paar Runden um den angeputzten Tannenbaum unter dem sie alle saßen. Fast alle Anwesenden lachten, nur Tom schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und stöhnte leidend. Scotty, der Familienhund, ließ von einem noch eingepackten Geschenk um welches er die ganze Zeit herum schwänzelte, ab, schloss sich Gordons Tanz an und bellte fröhlich. Kasimir, der Kater, lag zusammen geringelt auf der Couch und nahm von dem Tumult keinerlei Notiz. Alexandra wischte sich Lachtränen aus den Augenwinkeln. Eigentlich waren die Socken nur ein Gag-Geschenk gewesen, aber es schien trotzdem gut anzukommen. Dennoch war Weihnachten an sich viel zu überbewertet, oder? Der ganze Kram mit den Geschenken zumindestens. Denn darauf kommt es doch überhaupt nicht an, sondern vielmehr auf das gemütliche beisammensitzen und das Gefühl zu haben, dass es Menschen gibt die einen mögen, ja sogar lieb haben, und die an dich denken. Alexandra dachte an ihre Eltern, die wahrscheinlich gerade am Strand lagen und Cocktails schlürften. “Noch jemand Glühwein?” fragte Simone und nahm eine Kanne vom Tisch unter der ein Teelicht stand. Tom war der erste der “Hier!” rief. Simone, das war eine Mutter. Sie war nett, liebevoll, gütig und verständnisvoll. Noch bevor Alexandra den Gedanken, dass sie so eine Mutter viel lieber hätte, zu Ende denken konnte, hatten sich alle wieder beruhigt und Bill tauscht die leise vor sich hin spielende Weihnachts-CD in der High-Fi-Anlage gegen seine neue Nena CD aus. Alexandra beobachtete wie Tom in einem Stapel Klamotten wühlte. Er hatte gefühlte zwanzigtausend neue Cappis und T-Shirts bekommen die er jetzt einer genaueren Betrachtung unterzog. “Tja, also...” begann Toms und Bills Großmutter und lugte ungeduldig zu dem einzigen Geschenk welches noch unausgepackt unter dem Baum stand. Alexandra hatte sich schon die ganze Zeit gewundert wem dies wohl noch gehörte. Alle horchten auf und folgten ihrem Blick, sogar der Hund der sich für eine Weile von diesem Geschenk getrennt hatte und an seinen Wassernapf gegangen war. Bill, der direkt neben dem Geschenk saß, nahm es vorsichtig an sich. “Das ist für uns allen für dich.” sagte er und reichte es Gordon, der es wiederum an Tom gab, weiter. Als Tom es Alexandra vor die Füße stellte, sah sie unsicher in die Runde und bemerkte, dass sie alle abwartend ansahen. “Für mich?” fragte sie ungläubig und sah zu dem Haufen wo bereits ihre Geschenke lagen. “Aber-“ “Kein aber,” sagte Simone freundlich aber bestimmt “machs schnell auf.” “Ja,” bestätigte Tom “dann kann Bill die Musik endlich wieder leise machen.” Alle grinsten, Alexandra fragte sich allerdings, wann der nächste Zug abfuhr, denn sie verstand gerade nur Bahnhof. Bevor sie noch weiter gedrängelt werden konnte, öffnete sie die rote Schleife, schob den Deckel des Kartons zur Seite und erschrak, als ihr zwei kleine braune Augen entgegen blinzelten. Sie zog scharf die Luft ein und warf den Deckel zur Seite, als sie auch schon den kleinen Chihuahua aus der Kiste hob und vor sich in die Luft hob. Sofort war Scotty wieder zur Stelle und drückte seine nasse Schnauze gegen das Köpfchen des Schoßhündchens. Tränen schossen Alexandra in die Augen. Kindheitsträume kamen ihr wieder in Erinnerung. Ein weiterer hatte sich hiermit erfüllt. Und plötzlich wurde ihr klar, warum die Musik plötzlich so laut durch den Raum schallte. Wahrscheinlich hatte der Kleine Terror in der Kiste gemacht. “Ich hab mir schon immer so einen Hund gewünscht.” sagte sie leise und ließ das Hündchen an ihrer Nase lecken. “Ich weiß,” schmunzelte Tom “es ist übrigens ein Mädchen und hat noch keinen Namen.” “Ihr habt die arme Kleine Pinky in eine Kiste gesteckt?” fragte Alexandra leicht vorwurfsvoll. “Pinky?” fragten fast alle gleichzeitig. “Ja klar, wegen ihrem rosa Halsband.” “Die Farbe heißt ‘shire sunset’.” korrigierte ausgerechnet Tom und der ganze Raum wurde von Gelächter erfüllt. Pinky sah Alexandra mit ihren großen Augen an und lief dann zu Scotty um von dort aus ihre Umgebung zu erkunden. Alexandra blickte ihr hinterher. “Vielen Dank,” sagte sie leicht peinlich berührt und wusste nicht genau an wen genau sie dies eigentlich richten sollte “vielen, vielen Dank.” Tom umfasste ihre Schulter, zog sie zu sich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. “Ich sprech jetzt einfach mal im Namen von und allen, wenn ich sage: gern geschehen!” “Den ganzen Hundekram haben wir in der Garage versteckt,” erklärte Gordon “deswegen musste ich extra meine Werkbank räumen.” Oh, was für ein schweres Opfer. Oma Kaulitz klatschte plötzlich in die Hände und zauberte etwas aus einem Baumwollbeutel. “So, Zeit für das Familienalbum, oder?” Während Eltern und Großeltern sich über das alljährliche Durchblättern freuten, protestierten die Zwillinge lauthals und versuchten Alexandra davon abzuhalten, dass sie einen Blick hinein werfen konnte. “Wir,” begann Bill und sah sich panisch nach einer Ablenkung um. “Gehen mit den Hunden raus.” beendete Tom und hatte bereits Scottys Leine wie aus dem Nichts zum Vorschein gebracht. Der schwarze Labradormischling war sofort an seiner Seite. “Genau.” bestätigte Bill noch einmal und bevor Alexandra sich wehren konnte, wurde ihr auf die Füße geholfen und sie wurde in den Flur geschoben “Pinky, komm, komm, komm!” Eltern und Großeltern maulten gespielt und drohten, dass sie es damit nur aufschieben würden. “Komm du kleine Fußhupe!” lockte nun auch Tom Pinky nach draußen. Aus seiner Hosentasche fischte er eine rosa Schnur, Alexandra hätte es für einen Bindfaden gehalten, aber es war tatsächlich Pinkys Hundeleine, die er ihr sogleich anlegte und Alexandra in die Hand gab. Scotty war bereits an der Hintertür angekommen und kratzte ungeduldig daran. Die Zwillinge und Alexandra streiften sich ihre Jacken und Handschuhe über und traten dann in den verschneiten Garten der hinter dem Haus lag. Alexandras Blick ging sofort in den Himmel. Es war eine kalte Nacht und die Sterne funkelten wie Juwelen auf einem blauen Seidentuch. Vor drei Tagen hatte es angefangen zu schneien und erst gestern hatte es damit wieder aufgehört, sodass eine dicke Schneeschicht die Felder hier in Loitsche bedeckte. Der Schnee knirschte unter Alexandras Füßen, als sie nach draußen traten und Tom die Tür hinter ihnen zu zog. “Die Luft scheint rein zu sein.” sagte er nachdem er sich kurz umgesehen hatte. “Es ist immerhin Heilig Abend.” meinte Bill und sah dies als Ausrede dafür, dass kein Fan ihr Haus belagerte. Sie folgten Scotty, der bereits an der Gartentür auf sie wartete, und Alexandra kicherte als sie sah, dass Pinky fast komplett im Schnee versunken war. Sie atmete die frische Nachtluft ein und stiefelte schon bald darauf mit den Zwillingen und den Hunden über das verschneite Feld. Der Wind trug von irgendwoher weihnachtliche Klänge an ihr Ohr und ein Geruch lieg in der Luft der an gebrannte Mandeln erinnerte. Sie beobachtete wie Scotty immer ein paar Meter vorn weg lief und durch den Schnee tollte. Dann sah sie zu Pinky, die schon jetzt vor Anstrengung hechelte. Kurzerhand nahm sie sie auf den Arm und rannte, an den Jungs vorbei, zu Scotty um ein Wettrennen zu beginnen. “Ich bin schneller!” rief sie und stapfte so schnell sie konnte durch die weiße Pracht, nur um kurz danach von Scotty wild umsprungen und freudig angebellt zu werden. “Hey!” riefen zwei Stimmen hinter ihr und sie versuchte noch schneller zu laufen. Auch Pinky begann zu Kläffen und nach wenigen weiteren Metern durch den tiefer werdenden Schnee kam Alexandra schwer atmend zum stehen und wurde schon kurz darauf fast von Tom über den Haufen gerannt. Sein Atem stand ihm in weißen Wolken vor dem Mund. “Ey, guckt mal.” hörten sie Bills Stimme und drehten sich um. Er stand wenige Schritte entfernt und hatte den Kopf in den Nacken geworfen. “Ist das nicht Lexa?” fragte er und deutete in den Himmel. Tom trat an seine Seite. “Nee, das is die falsche Richtung. Das is doch gar nicht der große Wagen. Von da aus muss man...äh...55̊ nach... wohin?” “Aber, das is doch das Himmels W, oder? Wo is eigentlich Norden?” Während die Zwillinge versuchten die Himmelsrichtung zu bestimmen, hatte Alexandra Pinky abgesetzt und formte, leise vor sich hin grinsend, Schneekugeln. “Hey, Jungs!” warnte sie sie noch gnädigerweise und pfefferte kurz darauf die weißen Bälle in ihre Richtung, wo sie ihr Ziel fanden. Verblüfft sahen sie erst sich selbst und dann Alexandra an. Bill zeigte mit dem Finger auf sie. “Na warte.” In weißer Voraussicht war sie bereits ein paar Schritt rückwärts gegangen um eine schnelle Flucht antreten zu können. Die stellte sich als richtige Entscheidung heraus, denn die Zwillinge waren im stillen übereingekommen, dass sie es hier heimzahlen würden. Sie rannten auf sie zu, Alexandra wirbelte herum und versuchte zu entkommen. Das sie dabei vor Entzücken lachen musste, half ihr nicht unbedingt. Schon bald hatte sie jemand von hinten gepackt und hielt sie mit beiden Armen fest umschlungen während der andere ihr eine volle Ladung Schnee ins Gesicht drückte. Alexandra wand sich und schrie. Wieso nur hatte sie das kommen sehen? Als Scotty ihr Gesicht ableckte und Pinky an ihrem Bein Männchen machte, konnte sie sich endlich los reißen und ein paar Schritte entkommen. Dies verschaffte ihr genug Zeit um mit der Hand in den Schnee zu greifen und zu merken wie sie unerwartet umgerannt wurde und in einer Puderschneedecke versank. Da sie sich auf einem kleinen Hügel befanden, gerieten sie ins Rollen und kullerten laut lachend und kreischend den Hang hinunter. Hinter sich hörte sie Hunde bellen und Stiefel durch den Schnee rennen. Als sie auf dem Rücken liegend zum halten kam, öffnete sie die Augen die sie bis dahin zusammengekniffen hatte. Schnee taute in ihrem Gesicht zu Wasser und als sie Bill über sich erkannte, sah sie, dass es ihm genauso ging. Er lächelte sie an. “Okay, alles klar,” hörte sie Toms Stimme und Bill wurde halb von ihr runter und auf die Beine gezerrt “das kannst du mit deiner Freundin machen, klar soweit?” Alexandra lachte und befreite ihre Haare vom Schnee. “Ja wie denn?” fragte Bill und deutete darauf hin, dass Linda in Frankreich war “Ich soll euch übrigens frohe Weihnachten wünschen. Und einen extra Gruß an dich, Lexa.” “An mich?” fragte die Angesprochene verblüfft und erntete ein Nicken. Sie zuckte innerlich mit den Schultern. Linda war wirklich ganz okay. Unterdessen wurde Pinky von Tom in Alexandras Arme gehoben. Tom selber öffnete seine Jacke, stellte sich hinter Alexandra und umfing sie damit um sie zu wärmen. Sein Kinn ruhte auf ihrer Schulter und sie konnte ihn atmen hören. So standen sie eine Weile schweigend auf dem Feld und blickten über das Dorf. “Das ist Lexa.” sagte Bill unvermittelt und hatte es wahrscheinlich noch immer nicht aufgegeben den Stern zu suchen. “Das ist ein Flugzeug.” korrigierte Tom halbherzig. “Oh, na eben.” Als sie wieder in das Wohnzimmer der Familie Kaulitz-Trümper traten brandete ihnen schallendes Gelächter entgegen. Opa Kaulitz hatte gerade irgendeinen Witz gerissen. “Ah, schön das ihr wieder da seit.” sagte Simone und schenkte gleich noch etwas Glühwein in ihre Tassen “Wie wars, ihr seht ja richtig erfroren aus.” “Witzig,” antwortete Bill und lugte in einen Spiralordner den seine Großmutter auf dem Schoß liegen hatte “was ist das denn?” “Zeitungsartikel über Tokio Hotel,” erklärte seine Oma und reichte den Ordner an Alexandra weiter “mit denen aus den letzten sechs Monaten. Die anderen haben wir zu Hause gelassen.” Alexandra war neugierig. Sie hatte kaum in irgendeine Zeitung geguckt in der etwas über sie und die Band stand, seit diesem ersten Artikel über sie in der XAM. Es konnte allerdings ganz witzig sein, jetzt mal einen Blick hinein zu werfen. Sie blätterte durch die unzähligen, in Klarsichtfolie abgehefteten Artikel und war gerührt über die liebevolle Gestaltung des Ordners. Bei einem Interview mit Tom blieb sie hängen und zog eine Augenbraue in die Höhe. “Ich glaube nur an die liebe für eine Nacht?” zitierte sie die Überschrift und sah ihn skeptisch an. Er und Gordon grinsten. Simone und seine Oma schüttelten den Kopf. “Den hab ich einen richtigen Bären aufgebunden,” sagte Tom und überflog den Artikel selbst noch einmal “Die glauben einem aber auch alles.” Bill lachte und sah zu Alexandra. “Das würd ich jetzt an deiner Stelle auch sagen.” Alexandra spielte die beleidigte und die anderen lachten. Sie war bald bei einem Artikel über ihren Geburtstag angekommen. Sie saß bei Universal in einem Meer aus Geschenken die Fans an sie geschickt hatten, aber trotz eines guten Make-up-Artist konnte ihre blaue Nase nicht ganz verborgen werden. Sie schluckte die Erinnerung herunter und blätterte weiter nur um “Verrückter Fan prügelt auf Tokio Hotel Sängerin ein” zu lesen. Im Raum war es still geworden. “Das war schrecklich,” meinte Simone “was ist eigentlich aus dem Mädchen geworden?” “Sie hat ne Anzeige bekommen und musste wohl ein paar Sozialstunden leisten.” meinte Tom und blätterte weiter. Er wollte wohl nicht über das Thema reden. Alexandra wusste nicht warum, aber er hatte ihr einmal gesagt, dass er sich dafür schuldig fühlte. Der letzte Artikel in dem Ordner war erst zwei Tage alt und verkündete, dass es nächstes Jahr eine große Europatournee geben würde. Alexandra schloss den Ordner und reichte ihn an Oma Kaulitz zurück. Gordon, der immer noch seine neuen Socken an hatte, sprang auf und stimmte “Rudolf, the red nosed raindeer” an. “Ich hol meine Gitarre!” rief Tom und war bereits auf dem Weg nach oben. Pinky, die die ganze Zeit neben Scotty auf dessen Decke geschlafen hatte, kam zu Alexandra auf den Schoß gekrabbelt, rollte sich zusammen und schlief weiter. Alexandra tätschelte den Kopf des kleinen Chihuahua und sah glücklich in die Runde. Das war das beste Weihnachten aller Zeiten. ~ Ende des 21. Kapitels ~ Wie ich bemerkt habe wollt ihr unbedingt ein Happy End... die meisten von euch zumindest... besinders gut fand ich auch das Kommentar: Happy End, ja, aber nur mit Bill!! Das hat mir wirklich sehr viel Freude gemacht ^___^ Übrigens hab ich mir gestern die Zimmer 483 Live in Europa DVD gekauft...die Special Edition.... und ich hatte noch keine Zeit sie anzugucken T_____________________T *das Kapitel zu Ende schreiben wollte* Aber jetzt hab ich Zeit... Kapitel 22: I can feel it go down --------------------------------- Zu diesem Kapi: kein Kommentar Zum nächsten Kapi: ist schon fast fertig Kapitel 22 ~ I can feel it go down ~ 31. März 2008. Brüssel. Bizarrerweise hatte ihre Frankreichtournee in den Niederlanden begonnen. Das war ein Fakt über den sich Alexandra von Anfang an gewundert hatte, aber da sie die einzige zu sein schien, die dies merkwürdig fand, hatte sie sich nicht weiter damit beschäftigt. Ihr Weg hatte sie von Amsterdam über Clermont Ferrand und Lyon hierher geführt. Sie beobachtete, über den Tisch hinweg, wie Georg die Bedienungsanleitung eines technischen Gerätes studierte die er zu seinem heutigen 21. Geburtstag von Universal geschenkt bekommen hatte. Gerade blätterte er stirnrunzelnd eine Seite weiter. “Is nich wahr?” hörte sie Davids Stimme durch den Nightliner hallen und wandte ihren Kopf in seine Richtung. Er telefonierte schon seit ein paar Minuten, doch erst jetzt schien er eine Nachricht erhalten zu haben die ihn dazu brachte in schallendes Gelächter auszubrechen. Er klopfte sich mit der Handfläche so stark auf den Oberschenkel, dass Alexandra befürchtete er würde ihn taub prügeln. Als er kurze Zeit später auflegte, hatte er sich noch immer nicht ganz beruhigt. “Gibts was Neues?” wollte Bill wissen und sah dabei gelangweilt und müde aus dem Fenster. “Oh ja,” bestätigte David und prustete von neuem los, was Pinky, die auf Alexandras Schoß saß, dazu brachte aufzuhorchen “du wurdest auf Platz drei der ‘100 nervigsten Deutschen’ gewählt.” “Schon wieder?” fragte Georg ohne von seiner Anleitung aufzublicken. “Ja, aber ratet mal wer auf Platz zwei gelandet ist.” David sah abwartend in die Runde. Nach und nach wandten sich alle Gesichter in seine Richtung, jedoch begann keiner eine Vermutung zu äußern. David sah in Alexandras Richtung und langsam weiteten sich ihre Augen verstehend. “ICH?” sprudelte es aus ihr heraus und als David wie ein beklopptes Schaf zu nicken begann, hatte die Heiterkeit im Tourbus bereits ihren neuen Höhepunkt erreicht und plötzlich war es allen egal wer eigentlich auf Platz eins gewählt wurde. Es stimmte schon, die Medien hatten in dem letzten Dreiviertel Jahr mehr als genug über sie berichtet, kein Wunder, dass dies den Leuten auf den Zeiger ging. “Könnt ihr bitte mal leise sein, ich telefoniere?!” kam es von Tom der auf der anderen Seite des Busses saß und eine Sonnenbrille trug. Alexandra schmunzelte. Im Bus herrschte heute aber auch eine karibische Sonneneinstrahlung. “Dann geh doch woanders hin!” gab Georg genervt von sich und schmiss die Bedienungsanleitung quer durch den Bus. “Äh, NEIN!” sagte Tom noch und widmete sich dann wieder seinem Gespräch. “Kann ich dir helfen?” bot Gustav seine Hilfe an und begann, ohne auf Antwort zu warten, zu erklären, wie Georgs neuer Besitz funktionierte. Das Geburtstagskind allerdings sah nicht sehr glücklich darüber aus, dass ihm Begriffe um die Ohren gehauen wurden, die er wieder in einem Fachwörterbuch würde nachschlagen müssen. “Klar soweit?” fragte Gustav, als er mit seiner Erklärung am Ende war. “Alles klar.” log Georg so offensichtlich, dass es schon wieder niedlich war, was Gustav allerdings nicht zu bemerken schien und seinen Platz auf der anderen Gangseite wieder einnahm. Georg warf Alexandra einen Blick zu, der sie dazu veranlasste sich auf die Unterlippe zu beißen um nicht laut loszulachen. Schnell wandte sie den Blick ab und sah aus dem Fenster. “Ich glaub wir sind da.” sagte Bill unvermittelt und Alexandra wandte sich in Fahrtrichtung um sehen zu können was er auch sah. Vor der Konzerthalle warteten bereits Hunderte Fans auf Einlass und als jetzt auch noch der Tourbus vorfuhr, gab es für diese kein Halten mehr. Sie sprangen auf der Stelle, winkten, schrieen und kreischten um die Aufmerksamkeit der Band auf sich zu lenken. Der Nightliner bog in den Bereich der Konzerthalle ein und wartete vor einem großen Tor bis dieses sich öffnete. Alexandra konnte nicht anders und winkte durch die getönten Scheiben zurück, was für allgemeine Erheiterung sorgte. “Sie können dich nicht sehen.” meinte Bill amüsiert und lehnte sich über die Lehne an der sie Rücken an Rücken saßen. “Ja, ich weiß.” sagte Alexandra, als sich der Bus wieder in Bewegung setzte und in den abgesperrten Bereich fuhr. Eigentlich sollten sie sich gleich zum Soundcheck begeben, doch da viele Fans mit Geschenken für Georg an der Absperrung standen und regelrecht um Autogramme bettelten, beschlossen sie, es heute einmal anders zu machen. Alexandra übergab Pinky in Davids Arme und schloss sich den Jungs an, um ihr Namenszeichen auf das zu setzen was ihr unter die Nase gehalten wurde. Zahlreiche deutsche Fans waren unter den Wartenden und versuchten ein Gespräch anzufangen, doch da ihre Zeit knapp bemessen war, reichte es meist nicht für mehr als nur ein paar Worte. Das war immer so. Alexandra sah den Mann schon von Weitem. Er hatte einen seltsamen Blick und war ihr irgendwie unheimlich. Auch fand sie es seltsam, dass er unter all den Teenagern dicht gedrängt seit Stunden an der Absperrung stehen sollte und auf sie wartete. Das passte irgendwie nicht zu dem Erscheinungsbild. Sie beobachtete ihn aus dem Augenwinkel während sie sich weiter in seine Richtung vorarbeitete. Seit sie die unangenehme Begegnung mit der Faust eines ‘Fans’ hinter sich gebracht hatte, waren sie alle etwas vorsichtiger geworden. Georg, jetzt schon voll beladen mit Geschenken, und Gustav waren bereits an dem Mann vorbei. Ihre Angst würde sich wieder einmal als unbegründet herausstellen. Manchmal, und zum Leidwesen Alexandras, kam ihre paranoide Ader immer mal wieder zum Vorschein. Ein Mädchen fragte sie gerade, ob sie eine Widmung auf ihr T-Shirt schreiben konnte, doch Alexandra reagierte nicht auf sie. Neben ihr stolperte Bill und wäre fast zu Boden gefallen. Ihr Blick glitt nach unten wo der Mann gerade wieder sein Bein hinter die Absperrung zog. Hatte er Bill ein Bein gestellt? Dieser zog sich an der Absperrung wieder in eine aufrechte Position und wandte sich sofort an den unheimlichen Kerl. “Was sollte das denn?” fragte er mit ruhiger Stimme und doch leicht in Rage. Alexandra sah sich um. Saki war nur ein paar Schritt entfernt, doch konnte er rechtzeitig hier sein? Als sie ihren Blick wieder dem Geschehen zuwandte, sah sie gerade noch wie der Typ Bill ohrfeigte. Viele Fans in der Nähe ließen einen Aufschrei hören oder zeigten ihren Unmut auf andere Art und Weise, doch dies alles bemerkte Alexandra nicht. Es war, als wäre in ihr eine Sicherung durchgebrannt die sie davon abhielt eine Furie zu sein. Ehe auch nur irgendeiner auf die Idee kommen konnte sich zu bewegen, hatte sie Bill beiseite geschoben und ihre rechte geballte Faust mittig in das Gesicht des Mannes platziert. Der Haken kam so schnell und überraschend, dass er keine Chance hatte auszuweichen. Er taumelte zurück und hätte der Pulk Fans ihn nicht gehalten wäre er vermutlich gestürzt. Wie in Trance nahm Alexandra war, wie sie alle halb entsetzt ansahen, sie von irgendwen gepackt und in Richtung Halle davon gezerrt wurde. Erst als das kalte Eis, gewickelt in ein Handtuch, auf ihre geschwollenen Fingergelenke gelegt wurde kam sie wieder zu sich. Ohne Ausnahme wurde sie von allen angestarrt. Sogar Pinky, die jetzt ihren Platz auf Bills Schoß hatte, starrte. Alexandra fühlte sich genötigt etwas zu sagen. Sie räusperte sich. “Es war ein Reflex.” rechtfertigte sie ihre intuitive Tat und sah zu Tom der sie mit offenem Mund ungläubig ansah. Er griff an sein Kinn und schloss symbolisch seinen Mund, bevor sich ein Grinsen darauf ausbreitete und es aus ihm heraus platzte: “Das war voll die Lara Croft Nummer, absolut krass!” “Tom.” mahnte dessen Bruder der eine leicht rote Wange hatte. “Äh ja, ich meine, das war natürlich sehr verantwortungslos.” korrigierte sich Tom, konnte den Schalk allerdings nicht aus seiner Stimme verbannen und warf ihr einen Luftkuss zu. Bill rollte mit den Augen und setzte gerade zu einer Standpauke an, als David den Ruheraum betrat und zum Soundcheck einlud. Den unheimlichen Kerl erwähnte er nicht einmal. Vielleicht war es auch besser, wenn sie diese Begegnung tot schwiegen. Alexandra war die erste die auf den Beinen und sehr froh darüber war jetzt nicht erklären zu müssen, was sie dazu bewegt hatte ihre Gelenke blau zu prügeln. ~ Die Konzerthalle in Paris war riesig. Sie waren schon einen Tag eher in Paris angekommen und standen nun im Zentrum der Halle um sich alles schon einmal anzuschauen. “Alter Schwede.” staunte Bill und schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen, bevor er seinen Kopf in den Nacken warf um die ganzen Ausmaße der Halle bestaunen zu können. Alexandra wusste, dass er mit seinen Gedanken eigentlich woanders war, denn das Internat auf welches Anna-Lena ging war von hier nicht weit entfernt. “Wo ist die Fußhupe?” hörte sie Tom plötzlich fragen. “Der Teppichporsche?” stimmte Georg mit ein und zeigte auf Alexandra “Na wo wohl?” Reflexartig drückte Alexandra Pinky fester an sich, als Tom auf sie zu stolziert kam und schon wieder diesen irren Blick aufgesetzt hatte. Ein ungutes Gefühl überkam sie. Das letzte Mal als er so drein guckte, hatte er ihr Puppensachen angezogen und wollte ihr beibringen auf zwei Beinen zu laufen. “Nein, du darfst Pinky nicht an den Pariser Zirkus verkaufen.” nahm Alexandra dem schon mal die Luft aus den Segeln. Und trotzdem nahm Tom ihr Pinky aus den Armen. “Son Quatsch,” meinte er und setzte Pinky auf einen kleinen motorisierten Flieger den er auf den Hallenboden gelegt hatte “sie wird Pilotin!” Aus seiner Tasche holte er, begleitet von dem Gelächter der anderen, die Fernbedienung des Flugzeuges hervor und versuchte es zu starten. Pinky erschrak, taumelte zurück und wäre fast von dem unter ihren Pfoten hervorschnellenden Flieger umgerissen wurden. “Tom!” echauffierte sich Alexandra und war schnell an Pinkys Seite um sie zu trösten und wieder auf den Arm zu nehmen. Vor sich hin kichernd steuerte Tom seinen Flieger durch die Halle. Gustav, der mit einem Fahrrad ein paar Runden drehte, brabbelte unverständliches Zeug vor sich hin, Bill hatte seinen Flieger auch bereits gestartet und Georg unterhielt sich mit einem Tontechniker. Alexandra schnappte sich Bills Fernbedienung und drückte ihm im Austausch Pinky in die Hände. Zu verdutzt um sich darüber zu beschweren, ließ er es geschehen und beobachtete wie sein Flieger Toms jagte. Doch da Alexandra im Umgang mit dieser Technik noch nicht ganz so vertraut war fand ihr Flug ein jähes Ende in Toms Haaren. “Oopsi,” ließ sie verlauten und tauschte die Fernbedienung schnell wieder mit Pinky um anschließend petzend auf Bill zeigen zu können “er wars, es war alles seine Idee!” Sie tollten noch eine Weile herum, was hieß, dass Alexandra auch ein paar Runden auf dem Rad drehte und Bill so lange seine Flugkünste ausprobierte bis sein ‘Jumbie’ auf einem Stützbalken der Halle liegen blieb und nicht wieder herunter kam. “Oh nein,” beklagte er “mein Flieger ist weg. Ich will meinen Flieger wieder haben.” “Dor kleene Fliescher is weg.” sagte Gustav in Richtung eines Kamerateams welches sie zufälligerweise heute begleitete. Wie aus dem Nichts hatte Bill eine Taschenlampe hervorgeholt und versuchte die Decke der Halle auszuleuchten. Dabei war er zu seinem Bruder gegangen und deutete mit dem Finger in verschiedene Richtungen wo er seinen Flieger vermutete. Alexandra konnte sich ein Lachen und ein Kommentar nicht verkneifen: “CSI: TOKIO, Episode 483: Rettet Jumbie!” Georg brach in schallendes Gelächter aus, als er neben sie trat und heftig nickte. “Genau das gleiche hab ich auch grad gedacht.” “So, lasst euch was einfallen.” sagte Bill und meinte damit die umher stehenden Techniker aus ihrem Team. “War klar.” meinte ein Mann den alle nur ‘Brauni‘ nannten und karrte bereits ein Monstrum heran von dem Alexandra nur sagen konnte, dass es einen Menschen sehr weit in die Höhe tragen konnte. Georg lachte inzwischen ohne Unterlass. “Was für ein Aufwand.” Wie gebannt beobachteten alle wie Brauni sich selbst unter die Decke hob und auf Suche nach Jumbie ging. “Boah, ich wär da nicht schwindelfrei.” gestand Bill und hielt noch immer die Taschenlampe in der Hand. Kurze Zeit später zeigte sich Jumbie in Braunis Hand und Bill vollführte vor laufender Fernsehkamera einen Freudentanz. “Ich hab meinen Flieger wieder, Flieger wieder. Ich hab meinen Flieger wieder.” Die Kamera schwenkte zu Alexandra die wie ein Kalb was zum ersten Mal den Stall verlassen hatte Bill hinterher starrte. Während alle anderen sich mit einem monotonen “Danke Bauni!” bedankten fand ihr Blick das Kameraobjektiv. Sie grinste und stimmte in den Tanz mit ein. “Er hat seinen Flieger wieder, Flieger wieder. Er hat seinen Flieger wieder.” “Ihr seid doch bekloppt!” hörte sie nur Toms lachende Stimme, als sie Arm in Arm mit Bill Ringelreihen tanzte. Alexandra blieb plötzlich stehen. In der Eingangstür die in ihrem Blickfeld lag, stand plötzlich eine ihr bekannte Person und beobachtete das Treiben. “Linda!” rief Alexandra und winkte ihr zu. Die Anderen sahen fragend zu Alexandra um zu sehen in welche Richtung sie sich gewandt hatte. Erst jetzt drehten sich alle in die von ihr eingeschlagene Richtung und sahen Linda langsam auf sich zu kommen. Lächelnd beobachtete Alexandra wie Bill auf Linda zustürmte und sie in die Arme schloss. Ihre Hand griff einen Augenblick später nach der Kamera die Bill gierig gefolgt war und schwenkte sie herum so das sie nur auf Alexandra zeigte. “Na na na,” mahnte sie mit erhobenem Finger “das ist privat.” Eine Sekunde später war Tom neben ihr. “Linda ist in Frankreich?” Alexandra zuckte mit den Schultern. “Wahrscheinlich Anna-Lena besuchen.” “Was für ein Zufall.” meinte Tom voller Sarkasmus und griff nach Alexandras rechtem Arm. “Wie gehts deiner Hand?” “Besser.” log Alexandra und biss die Zähne zusammen, als sie zur Verdeutlichung eine Faust ballte. Linda kam zu ihnen herüber um sie zu begrüßen. Während sie Tom umarmte blieb sie vor Alexandra wie angewurzelt stehen und rührte sich nicht. Okay, sie waren noch nie die besten Freundinnen gewesen, aber Alexandra hatte eigentlich das Gefühl gehabt, dass es sich in den letzten Monaten gebessert hatte. Linda sah anklagend in Richtung Kamera. Der Kameramann nahm sich das Aufnahmegerät von den Schultern, schaltete es aus und meinte: “Ich...bin dann mal... woanders.” “Ich muss mit dir reden.” sagte Linda kaum dass er außer Hörweite war. Tom räusperte sich, fing Bill ab der gerade dabei war zu ihnen zu stoßen und schlug ein Wettfliegen vor. “Aber sei diesmal etwas vorsichtiger, ja?” Linda griff nach Alexandras Hand und zog sie in die Richtung davon aus der sie gekommen war. “Wir kommen gleich wieder.” ließ Alexandra alle wissen die es hören wollten, als sie auch schon durch die Eingangstür gezerrt wurde. “Können wir irgendwo ungestört reden?” fragte Linda nervös und sah sie mit ihren hellbraunen Augen an. Alexandra blinzelte und schlug den Ruheraum der Band vor. Linda nickte akzeptierend und ließ sich dahin führen. Nachdem Alexandra die Tür des kleinen Raumes hinter sich geschlossen und Pinky auf den Boden gelassen hatte, setzte sich Linda auf die bequeme Couch und spielte unruhig mit ihren Haaren. Alexandra setzte sich abwartend neben sie. Als sie nach einer Weile des Schweigens noch immer nicht den Anschein machte beginnen zu wollen, fragte Alexandra vorsichtig: “Ja?” “Es fällt mir nicht leicht,” sagte Linda so plötzlich und unvermittelt, dass Alexandra leicht erschrak “Ich weiß nicht wirklich wo ich anfangen soll.” Alexandra widerstand dem Drang “Am Anfang.” zu sagen und nickte nur verstehend. Schließlich atmete Linda tief durch und begann zu erzählen: “Also, auf dem Internat auf dem Anna-Lena ist, gibt es da so ein Mädchen. Sie ist total hübsch und ich fand sie von Anfang an cool. Anfangs dachte ich es sei normal, dass ich bei neuen Bekanntschaften einen guten Eindruck hinterlassen wollte, aber dann wollte ich ihr immer mehr gefallen und ich tat Sachen die ich nicht von mir kannte. Ich kann kaum noch richtig essen und jede Nacht wach ich auf und seh ihr Gesicht vor mir. Und jedes Mal wenn sie in meiner Nähe ist hab ich dieses Kribbeln im Bauch.” Linda unterbrach sich selbst und blickte in Alexandras blaue Augen. “Ich weiß nicht, wem ich es sonst hätte erzählen können. Was sagst du dazu?” Alexandra hatte geduldig zugehört und an entsprechenden Stellen und immer wenn Linda sie ansah genickt. Doch jetzt rief sie sich innerlich zur Räson, als ihr bewusst wurde, dass sie anfing Linda ungläubig anzustarren. Sie setzte an etwas zu sagen, doch ihre Stimme war belegt und sie musste sich räuspern. “Willst du jetzt von mir hören, dass ich nicht glaube, dass du lesbisch bist?” “Du glaubst also auch, dass ich lesbisch bin?” fragte Linda halb entsetzt. “Das hab ich nicht gesagt,” stellte Alexandra schnell wieder klar “wahrscheinlich findest du das Mädchen rein freundschaftlich nett. Okay, vielleicht schwärmst du auch ein bisschen für sie und wärst gern wie sie, aber das bedeutet doch nicht gleich, dass du homo bist, oder? Vielleicht bist du ja auch nur ein bisschen bi.” “Bi?” Alexandra konnte sich nicht helfen, aber aus Lindas Mund klangen diese zwei Buchstaben irgendwie wie das schlimmste Schimpfwort. “Ja klar, n bisschen bi schadet nie,” versuchte sie irgendwie wieder die Kurve zu kriegen “ich könnte dir auf Anhieb ein paar Schauspielerinnen nennen die ich nicht von der Bettkante schupsen würde.” Linda sah sie mit immer größer werdenden Augen an. “Wirklich? Welche?” Alexandra setzte an etwas zu sagen, besann sich dann jedoch eines besseren. “Das würde jetzt zu weit führen, was ich damit sagen will ist... du liebst doch Bill, oder?” Lindas Blick wurde unfokussiert und sie schien selber nach einer Antwort zu suchen. “Okay,” fuhr Alexandra fort und redete um den heißen Brei herum “anders gefragt: was läuft so zwischen euch... zwischenmenschlich... sexuell?” Lindas Augen wurden zu Alexandras Entsetzen immer wässriger. “In letzter Zeit nicht viel, weil ich irgendwie keine Lust hab.” “Okay.” sagte Alexandra in ihrem besten ‘Ich-bin-Psychiater-und-analysiere-deine-Seele’-Tonfall, doch langsam war sie mit ihrem Latein am Ende. Sie sah zu Pinky, welche sich mittig zwischen sie vor die Couch gesetzt hatte und mit ihren großen Augen zwischen Linda und Alexandra hin und her blickte. “Wie findest du mich?” fragte sie ohne den Blick von Pinky zu nehmen. Sie konnte aus den Augenwinkeln sehen wie Linda fragend aufhorchte. “So als Frau, mein ich, nicht als Freundin.” “Hübsch,” antwortete Linda fast ohne zu zögern “attraktiv, sexy, charmant...” „Gut,” unterbrach Alexandra und sah Linda nun direkt ins Gesicht “dann machen wir jetzt die Probe aufs Exempel. Küss mich!” “Was?” fragte Linda überrumpelt und auf der Höhe ihrer Stimme. Alexandra nickte auffordernd. “Küss mich, dann wirst du sehen, ob es dich irgendwie... anmacht.” “Ein Experiment, also?” “Genau, ein Experiment.” Linda ließ einen zustimmenden Laut verhören und atmete tief durch, während Alexandra sich gerade hin setzte, die Augen schloss und sich etwas mehr zu ihr lehnte. Sie schien noch einen Augenblick zu zögern, denn erst nach ein paar Augenblicken spürte sie wie sich Lindas Lippen sanft über ihre eigenen legten. Alexandra hatte damit gerechnet, dass es dabei blieb, doch nach ein paar leichten Küssen wurde Linda fordernder und rückte näher an Alexandra heran, drückte sie schließlich gegen die Sofalehne und packte sie im Nacken. Das ging jetzt doch zu weit. Empört riss Alexandra die Augen weit auf und versuchte sich von Linda zu lösen, was sich als schwieriger herausstellte als zuerst angenommen. Stirnrunzelnd packte sie Lindas Oberarme und schob sie mit sanfter Gewalt von sich weg. Kurz darauf sah sie Lindas fassungsloses Gesicht. Diese hielt sich geschockt die Hand vor den Mund und nuschelte ständig “Oh mein Gott, ich bin lesbisch.” vor sich hin. Alexandra hätte gerne etwas tröstenderes gesagt. “Na ja, immerhin weißt du es jetzt mit Sicherheit... schätz ich.” Linda schien den ersten Schock bereits überwunden zu haben, denn ihr Wortschatz bestand nun wieder aus mehr als fünf Worten und einem Laut. “Ja, danke.” “Sagst du es Bill?” “Natürlich, er hat ein Recht darauf es zu erfahren. Obwohl es mir das Herz brechen wird. Ich hab ihn doch trotzdem lieb.” Alexandra war zum heulen zumute. Sie stellte sich vor wie es wäre an Lindas Stelle zu sein. Schrecklich. “Bist du wirklich bi?” fragte Linda plötzlich. Alexandra schüttelte entschuldigend den Kopf und ihre Haare fielen ihr dabei ins Gesicht. “Nein, das hab ich nur so gesagt.” Ein paar Minuten saßen sie schweigend nebeneinander. “Besser so, als eine Lüge zu leben.” sagte Linda schließlich ernst. Diese Worte sollten Alexandra lange Zeit nicht mehr aus dem Sinn gehen. ~ Ende des 22. Kapitels ~ Kapitel 23: monsoon ------------------- FROHES NEUES!!! Kapitel 23 ~ monsoon ~ “Du hast kein Fieber mehr.” stellte Alexandra fest und besah sich die digitale Anzeige des Fieberthermometers. Es zeigte ‘36.8' an. “Ich fühl mich auch schon besser.” sagte Bill und nahm einen Schluck Tee aus einer Simpsons-Tasse. “Halt die Klappe!” sagten Tom und Georg wie aus einem Mund. Bill rollte genervt mit den Augen und Alexandra schob grinsend einen Block und einen Kugelschreiber über den Tisch hinweg in seine Richtung. Er sollte doch seine Stimme schonen. Alexandra sah aus dem Fenster und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft. Südfrankreich war der reine Wahnsinn und sie musste sich immer wieder in Erinnerung rufen, was für ein Glück sie doch hatte, die Möglichkeit zu haben so viel von der Welt zu Gesicht zu bekommen. Sie waren auf dem Weg nach Toulouse. Wegen Bills Krankheit hatten sie zwei Konzerte in Marseille und Montpellier absagen müssen. David hatte zwar vorgeschlagen, dass sie trotzdem auftraten, aber Alexandra hatte strikt abgelehnt und gesagt: “Ich werde einen Teufel tun.” Sie musste erneut grinsen. Urplötzlich drängte sich ein Bild in ihre Gedanken. Bei ihren Paris-Konzert hatte Tom sich genötigt gesehen ‘Hoch auf dem gelben Wagen’ a capella vorzutragen. Rache war halt doch Blutwurst. “Was grinst du denn so?” fragte Tom, als er bemerkte, dass sie ihn musterte. “Nichts.” log Alexandra und widmete sich wieder ihrem Notebook. In der Zwischenzeit hatte Bill einen Satz auf seinem Block beendet und hielt ihn in die Runde, sodass es jeder lesen konnte. Theoretisch zumindest. “Boah Junge, kannst du nicht ordentlich schreiben?!” schimpfte Tom, als er versuchte die kryptischen Hieroglyphen zu entziffern. “Da steht, dass die Landschaft wunderschön ist!” ließ Bill sie wissen und machte damit seine Stimmschonung wieder zunichte. “Halt die Klappe!” riefen alle wiederholt gleichzeitig, mussten jedoch sogleich darüber lachen. Pinky bellte. ~ Das Konzert in Bordeaux war etwas ganz besonderes. Zig tausend ‘Danke’-Schilder wurden von den Fans in die Höhe gehalten und sorgten dafür, dass Alexandra mit zwei tränenden Augen die Bühne verließ. Das war einfach Gänsehaut pur gewesen. Es folgten Gigs in Lille, Amneville, Nice, Toulou und Mailand. Doch am meisten freuten sich die fünf auf das Abschlusskonzert in Essen. Es war zwar toll einen Monat lang durch vier verschiedene Länder zu touren, aber es war etwas großartiges endlich wieder zu Hause zu sein. Doch bevor sie die Tour mit diesem Konzert abschließen würden, gab es noch einen weiteren Höhepunkt. In München wurden dieses Jahr die MTV European Music Awards abgehalten. Mehr als eine Milliarde Menschen würden dieses Event live im Fernsehen verfolgen und Tokio Hotel war nicht nur nominiert, sie würden auch performen. Kein Wunder, dass alle schon mehr als nervös waren, vor allem da der große Auftritt nur noch wenige Stunden entfernt lag. “Hast du alles?” fragte Alexandra während sie in der geöffneten Tür zu Toms Hotelzimmer stand und auf ihn wartete. Tom schulterte seine Sporttasche und warf einen letzten prüfenden Blick in das Zimmer. “Ja, und hast du auch alles?” Alexandra klopfte auf die Nike-Tasche welche sie auf ihrer Schulter trug. “Yup.” “Na dann los.” meinte Tom und stürmte ohne auf sie zu warten den Gang hinunter. Alexandra hatte zu tun, dass sie mit ihm Schritt halten konnte. “Alles in Ordnung?” informierte sie sich. Tom nickte nur stumm. Wie zu erwarten, mussten sie von Saki und seinen Männern fast durch die Massen von Fans geprügelt werden. Das machte die Nervosität irgendwie nur noch schlimmer. Alexandra war froh, dass sie Pinky in weiser Voraussicht bereits in Davids Obhut gegeben hatte, denn er hatte das Hotel heute morgen noch in aller Ruhe verlassen können. Die Fahrt zum Münchner Olympiastadion dauerte nicht lange und wenn alles gut ging, würden sie bereits in wenigen Minuten die Generalprobe hinter sich haben. ~ Es war nicht der erste rote Teppich über den Alexandra zusammen mit den Jungs ging, aber sich diesen auf einer so großen internationalen Veranstaltung mit Weltstars zu teilen, war noch einen ticken schärfer als alles was sie bis dato erlebt hatte. Den größten Teil des Weges hatten sie bereits hinter sich gebracht, doch soeben wurden sie von Markus Kafka von MTV für ein Interview abgefangen. Und natürlich interessierte er sich genau für die selben Themen wie die anderen zwanzig Interviewpartner vor ihm, doch sie ließen sich nichts anmerken und beantworteten jede Frage so, als würden sie sie zum ersten Mal hören. Tom berichtete gerade darüber, sich noch einmal mit Bushido absprechen zu müssen, was das Klarmachen von Nicole Scherzinger anging, bevor Kafka nach der Performance für den heutigen Abend fragte. “Wir performen heute Abend ‘monsoon’,” erklärte Georg “auf Englisch. Und wir haben eine große Überraschung vorbereitet. Wir hoffen, dass alles klappt. Wir haben-” Bill fiel ihm ins Wort. “Es wird auf jeden Fall sehr, sehr lustig. Wir haben versucht es so lange wie möglich geheim zu halten und ähm, wir haben uns was ganz besonderes überlegt.” Alexandra nickte und ergriff das Wort. “Bei der Generalprobe gerade lief das ordentlich schief und wir hoffen, dass klappt jetzt alles beim Auftritt. Wir sind echt gespannt.” Die anderen Vier nickten bestätigend und nachdem Kafka ihn allen noch einmal viel Glück wünschte, setzten sie ihren Weg fort. ~ Alexandra starrte auf einen Punkt direkt vor ihr den nur sie sah. “Tokio Hotel!” ertönte die helle Frauenstimme die den Sieger der Kategorie ‘Best International Act’ verkündete. Alexandra realisierte erst nach ein paar Herzschlägen und nachdem Bill, der plötzlich neben ihr auf dem Nominiertensofa stand, sie zu sich hoch gezogen hatte und in seine Arme schloss, dass sie tatsächlich gewonnen hatten. Aus allen Richtungen griffen Arme nach ihr und sie wurde von einer in die nächste Umarmung gezogen, doch fassen konnte sie es noch immer nicht. Wie in Trance tapste sie hinter Georg her, der wiederum hinter Tom und Gustav herlief, welche die Bühne ansteuerten. Die Laudatoren beglückwünschten sie und plötzlich hielt Alexandra den Award in ihren zitternden Händen. Vermutlich hätte sie ihn fallen gelassen, wenn Tom ihn ihr nicht aus den Händen genommen hätte um ihn auch einmal halten zu dürfen. Die Olympiahalle bebte vor Applaus und die Fünf sahen sich fassungslos an. Eine Dankesrede musste folgen. Irgend jemand musste jetzt etwas sagen, sie wollten doch nicht wie Amy Winehouse einfach unverrichteter Dinge die Bühne verlassen. Das gehörte sich nicht. Gustav und Georg sahen zu Tom, der mit seiner Hand gerade symbolisierte wie sehr sein Herz schlug. Er wiederum sah durchdringend zu Alexandra und reichte den unsichtbaren Staffelstab an sie weiter. Panisch blickte sie zu Bill in dessen Blick es ebenfalls nicht besser aussah. Du sagst was!, schienen sie sich stumm zu duellieren. Nein du! Nein du! Die Stille wurde länger und Bill gab sich schließlich geschlagen und trat an das Rednerpult. Ein paar Augenblicke sah er stumm und voller Unglauben durch die gefüllte Halle. Endlich schien er sich ein paar Worte zurecht gelegt zu haben, kratzte sich noch einmal nervös and er Stirn und hob das Mikrofon an seinen Mund. „I-I think,“ begann er leicht holpernd und zeigte auf den Award in Toms Händen „you can‘t imagine what that means to us. Two years ago the most exciting thing was that our first single released in Germany, ‚monsoon‘, and now we are here on this stage with all these big international artists and we get this Award and… uhm, that‘s because of you, our fans all over Europe“ Er machte eine ausholende Geste „That one goes to you. Thank you so much, we are so proud, thank you!!“ Na, das hat doch ganz gut geklappt, dachte sie sich, verbeugte sich wie alle anderen neben ihr auch und winkte in die Menge. Neben sich hörte sie Tom so laut er konnte „Danke schön!“ schreien und keine Sekunde später wurde das Licht langsam gedimmt und sie mussten sich im Halbdunkel ihren Weg von der Bühne erarbeiten. Keine Minute später waren sie auf dem Weg Backstage, da ihr Auftritt ja noch bevorstand. ~ Alexandra überreichte David hinter der Bühne ihre Schuhe und griff nach Toms Hand. Er drückte sie leicht ohne sie anzusehen. So kurz vor dem Auftritt war die Aufregung immer am größten. Hoffentlich würde alles gut gehen. Und wenn nicht, den Award hatten sie immerhin schon in der Tasche. Den nahm ihn keiner mehr weg. Bill trat neben sie und griff nach ihrer anderen Hand. Sie wandte ihren Blick in seine Richtung. Er lächelte ihr so aufmunternd es ging zu. “Und los!” hörte sie Davids Stimme, ließ die Hände der Brüder los und setzte sich zusammen mit ihnen in Bewegung „Teu, teu, teu!!“ Die große gläserne Bühne war noch in Dunkel gehüllt, während der Moderator des Abends noch seiner Moderation nach ging. Alexandra hörte kaum zu, sie war zu sehr damit beschäftigt sich daran zu erinnern, dass sie nicht vergessen durfte zu atmen. Sie sah wie Gustav bereits auf sein Podium mit dem Schlagzeug geklettert war und mit den Drumsticks in seinen Händen kleine Kunststücke vollführte. Georg schnallte sich, auf seinem Podium stehend den Bass um und Tom tat es ihm mit seiner Gitarre auf der anderen Seite der Bühne gleich. Mit ihren nackten Füßen fand Alexandra guten Halt auf der glatten Bühnenoberfläche und es war nicht schwer sich zu Bill auf das vorderste Podium zu ziehen. Sie nahm ihre Position hinter einen der beiden Mikrofonständer ein und wartete. Die Sekunden zogen sich unerträglich in die Länge. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie befürchtete, dass das gleichmäßige „Dudumm“ ihres Herzschlages in der gesamten Halle zu hören sein musste. Endlich, nach endlosen, quälenden Augenblicken, wurde ein Spotlicht auf sie gerichtet und es konnte endlich losgehen. Sie hörte Buh-Rufe, doch das störte sie nicht. Sie machte sich mehr Sorgen um Bill, er nahm sich das immer so zu Herzen. Doch sie wagte es nicht ihren Kopf nach links in seine Richtung zu drehen, sie blickte stur geradeaus und lauschte auf das Taktgetrommel von Gustav der den Anfang des Songs vorgab. Sie fingen an zu spielen und Alexandra begann sich langsam im Takt zu bewegen. Sie wusste, dass jetzt hinter ihnen auf der großen Leinwand, zu dem Song passende, ein Video von Wolken eingeblendet wurde. Sie hörte Bills melancholische Stimme den Anfang der ersten Strophe singen. Er griff nach dem Mikrofonständer und lehnte sich dabei weit nach links vorn. Als er wieder aufrecht stand übernahm Alexandra die andere Hälfte der Strophe. “I've been waiting here so long, but now the moment seems to've come, I see the dark clouds coming up again.” Während sie dies sang lehnte sie sich symmetrisch zu Bill schräg nach rechts und zog den Mikrofonständer mit sich. Eine Windmaschine blies ihr angenehm warme Luft entgegen und spielte mit ihren Haaren. Bill sang den ersten Refrain, machte dabei die eine oder andere ausholende Geste und überließ ihr dann die zweite Hälfte des Chorus. Zum Abschluss des Kehrreims hauchten sie gemeinsam schwermütig in ihre Mikrofone: „Through the monsoon. Just me and you.“ Als Alexandra den ersten Teil der zweiten Strophe übernahm, musste sie leider ihr Innenohrmikro zurechtrücken, da es Gefahr lief den Dienst aufzugeben. Beim zweiten Chorus nahmen Bill und Alexandra die Mikrofone aus ihren Ständern und wechselten die Seiten, sodass Alexandra nun auf Georgs Seite stand und ihn anrocken konnte. Eine Nebelmaschine verschleierte ihr etwas die Sicht, doch schon wurde die Musik härter und rockiger und sie kehrte auf ihren alten Platz zurück. „Hey!“ leitete Bill die Bridge ein und auf der Leinwand zeigte sich der erste Nieselregen. „Hey!“ sang Alexandra noch einen Tick höher und beendete die Einleitung damit. „I'm fighting all this power coming in my way.“ sang Bill den ersten Teil der Bridge und lehnte sich auf der linken Seite des Podiums weit nach vorn um die Bedeutung der Worte zu verdeutlichen. „Let it send me straight to you, I'll be running night and day.“ tat es ihm Alexandra auf der rechten Seite gleich und die Musik wurde ruhiger, kaum dass sie die Bridge beendet hatte. Wolken zeigten sich wieder auf der Leinwand und vereinzelte Schreie der Begeisterung drangen aus der ersten Zuschauerreihe an ihr Ohr. „I'll be with you soon.“ hauchte Bill in sein Mikro und kam langsam wieder den Weg zurück in die Mitte des Podiums gelaufen. „Just me and you.“ Auch Alexandra kehrte dahin zurück und ihr Herzschlag beschleunigte sich noch um ein paar Schläge, weil sie wusste was jetzt gleich kommen würde. „We'll be there soon.“ „So soon.“ Kurze Zeit verstummte die Musik und man hörte nur Gustavs Taktvorgabe und trotzdem begannen Bill und Alexandra zusammen den letzten Chorus zu singen. „Running through the monsoon,“ sangen sie und warfen in einer theatralischen Geste die Mikrofonständer rechts und links zur Seite „beyond the world.“ Die drei Jungs hatten wieder begonnen ihre Instrumente, rockiger als nie zuvor, zu spielen und ein Wolkenbruch zog sich auf der Leinwand zusammen. Doch nicht nur auf der Leinwand, sondern auch auf der Bühne prasselte ein Sturzbach auf sie hernieder und vergoss tausende Liter Wasser über Alexandra und ihre Bandkollegen. Noch bevor sie die Zeile „To the end of time where the rain won't hurt.“ zu Ende gesungen hatten, waren sie nass bis auf die Knochen. Ein kurzer Blick nach links verriet Alexandra, dass Bills Löwenmähne dem Monsun als erstes zum Opfer gefallen war und nun traurig in seinem Gesicht hing. Ihr selber ging es allerdings auch nicht besser. Kurze Zeit fragte sie sich, ob ihre Wimperntusche eigentlich Wasserfest war. „Fighting the storm into the blue and when I loose myself I think of you.“ sangen sie gemeinsam und Alexandras Kopf wandte sich nun vollends nach links wo sie sah, dass Bill zu ihr nach rechts blickte. Seine nächste Aktion ließ sie etwas erschrecken, da sie nicht ganz so von statten lief, wie sie eigentlich abgesprochen war. Noch während sie „Together we'll be running somewhere new“ sangen, ergriff Bill ihre linke Hand und sprang mit ihr gemeinsam von dem Podium um ganz nach vorn an den Bühnenrand zu laufen und das Ende des Songs dort zum besten zu geben. „And nothing can hold me back from you, through the monsoon, through the monsoon, just me and you, through the monsoon, just me and you.“ Die Musik klang aus, die Massen tobten, der Regen im Saal ließ nach und Bill hielt noch immer ihre Hand, auch als die Spotlichter verblassten und es um sie herum wieder dunkel wurde. Alexandra atmete schwer aus. Die Performance war anstrengend gewesen. Warmer Dampf stieg von ihren nassen Klamotten empor. Ein Ruck ging durch ihren linken Arm und Bill zog sie eine nasse, klebrige Umarmung. Er lachte erleichtert und seine Jacke machte lustige Geräusche, als Alexandra ihre Arme um seinen Rücken schlang und die Umarmung zurückgab. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und sie lösten sich voneinander um schnell wieder Backstage zu kommen. Im vorbeigehen stellten sie die Mikrofonständer wieder aufrecht hin und klemmten die Mikros in die dafür vorgesehene Halterung. Als Alexandra auf der linken Seite das Podium umrunden wollte, bemerkte sie, dass Tom auf sie gewartet hatte. Sie rannte ein paar Schritte und verließ mit ihm zusammen die Bühne. Backstage wurden sie von einem bis über beide Ohren grinsenden David empfangen der fünf weiße Handtücher für sie bereit hielt. „Das war absolut geil!“ sprach er das aus was alle bereits dachten. Erst im besseren Licht des Backstage-Bereiches konnten sie sehen, wie sie nach dem Lauf durch den Monsun eigentlich aussahen. Alexandra lachte bei Toms Anblick und auch ihrem Gegenüber ging es nicht besser. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst Bill nach wasserfestem Makeup fragen.“ brachte er kichernd herfuhr, wurde dann jedoch von Georgs Anblick abgelenkt, der den Weg von der Bühne hierher blind zurückgelegt haben musste, da seine ganze Haarpracht nass und strähnig in seinem Gesicht hing. Im Entengang bahnten sie sich ihren Weg zu den ihnen zugeteilten Ruheraum und zu den, was noch wichtiger war, Duschen. Ab jetzt musste alles schnell gehen, denn die Aftershowparty würde bald beginnen und sie wollten so wenig wie möglich davon verpassen. Um den Duschvorgang zu beschleunigen stieg Alexandra kurzerhand mit Tom unter die Dusche. Er war so damit beschäftigt von seinen Eindrücken der EMAs zu erzählen, dass er es ganz verpasste sie anzugrabschen und davon abzuhalten die Dusche zu verlassen. Schließlich stand er allein in der Kabine. Alexandra schlüpfte schnell in ihre trockenen Klamotten und steckte die nassen, in eine Plastiktüte gewickelt, in ihre Sporttasche. Schließlich versuchte sie vor dem Spiegel noch schnell ihre Frisur wieder in Form zu bringen, was eine Weile in Anspruch nahm. Unterdessen war auch Tom startklar. „Kannst du mir mal das Haargel aus meiner Tasche geben?“ fragte sie ohne den Blick von ihrem Spiegelbild zu lösen. Sie hörte Tom geschäftig kramen und ein anschließender kleiner Knall verriet ihr, dass ihre Tasche den Weg zum Fußboden gesucht hatte. Es wurde plötzlich still und als sie sich nach ihm umsah, wusste sie, dass sie sich jetzt ganz schnell eine Erklärung einfallen lassen musste. In seinen Händen hielt Tom einen Fotostreifen den Bill und Alexandra am Flughafen in Tel Aviv hatten machen lassen. Zusammen hatten sie sich in einen Fotofix gequetscht und auf fünf Fotos die verrücktesten Grimassen geschnitten. Das alles wäre ja vielleicht noch verständlich gewesen, wäre da nicht ein dickes fettes Herz in die untere Ecke gemalt wurden. Tom musterte das Bild ohne etwas zu sagen und reichte ihr das Haargel. Sie nahm es und wandte sich wieder dem Spiegel zu. Vielleicht würden sie es einfach wieder tot schweigen. „Immer noch?“ fragte Tom schließlich „Nach all der Zeit?“ Alexandra wusste sofort was er meinte. „Für immer.“ antwortete sie wahrheitsgemäß und hatte Angst vor seiner Reaktion, doch die blieb aus, denn er steckte das Bild einfach wieder in ihre Tasche zurück und stellte sich vor ihr auf. „Na los, wir wollen feiern.“ sagte er in einem nicht deutbaren Ton und zog sie hinter sich aus dem kleinen Duschraum. Zu perplex um sich zu wehren ließ sie sich durch die Gänge ziehen. Auf dem Weg zum Ausgang kamen sie an Gustav vorbei der seine Schuhe noch trocken föhnen musste. Plötzlich war Alexandra froh, barfuss unterwegs gewesen zu sein. Außer ihm waren schon alle fertig. Wenn er sich hätte wenigstens Ersatzschuhe mitgenommen, tz. „Bill hat mit Linda Schluss gemacht.“ sagte Tom plötzlich und so völlig nebenbei als wäre es das normalste auf der Welt. Alexandras Augen weiteten sich kaum merklich. „Ach wirklich?“ Sie bemühte sich nicht all zu interessiert zu klingen. „Ja,“ bestätigte Tom, blieb abrupt stehen und wandte sich zu ihr um, um ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen zu hauchen und ihr dann tief in die Augen zu sehen „er liebt ne andere.“ Alexandra schluckte und wandte ihren Blick ab, sie konnte diesen stechenden Blick nicht ertragen. Sie wusste, dass er wollte, dass sie die folgende Frage stellte: „Wen denn?“ Tom trat einen Schritt zurück und zuckte mit den Schultern. „Keinen Schimmer.“ Alexandra atmete aus und fühlte sich nicht mehr so bedrängt. „Ich liebe dich, Tom.“ flüsterte sie und ohne einen Zweifel zu hinterlassen, dass dem nicht so war. Tom lächelte ein trauriges Lächeln. „Hm.“ machte er nur und wandte seinen Kopf den Gang hinunter wo Gustav soeben aus der Ruheraumtür gestolpert kam und in ihre Richtung rannte. „Ich bin soweit,“ ließ er verlauten und schob, auf ihrer Höhe angekommen, die beiden rechts und links neben sich her „jetzt wird gefeiert bis der Arzt kommt.“ ~ Ende des 23. Kapitels ~ Das nächste Kapitel wird übrigens das letzte sein -.- Kapitel 24: kiss the girl ------------------------- Es folgt das letzte Kapitel... genießt es... Kapitel 24 ~ kiss the girl ~ Sie schloss ihre Augen und massierte sich die Schläfen. Ihr Kopf dröhnte. Sie wusste nicht genau an was es lag. Am vielen Alkohol? Der lauten Musik? Der ganzen Aufregung des Tages? Ihr nicht ganz klarer Blick schweifte nach links, wo gerade die Sportfreunde Stiller an ihr vorbei liefen. Vielleicht sollte sie einen der Partygäste nach einer Kopfschmerztablette fragen? Oder war es ein Migräneanfall? Die pochenden Schmerzen waren ihr dann doch zu plötzlich gekommen. Sie stellte den Wodka-Red Bull den sie sich gerade geholt hatte unangerührt auf die Theke zurück und verlangte stattdessen ein Glas Wasser. Mit ihrem neuen gesünderen Getränk schob sie sich an Chester von Linkin Park vorbei und steuerte das Sofa an auf dem plötzlich nur noch Georg saß und ein Bierchen trank. Er runzelte die Stirn als sie sich neben ihn setzte. „Dir geht’s wohl nicht so gut, was?“ Alexandra vermied es den Kopf zu schütteln. „Kopfschmerzen.“ sagte sie nur und nahm einen Schluck stilles Wasser. Sie hatte sich schon so lange auf diesen Abend gefreut, doch jetzt wünschte sie sich einfach nur zusammen mit Tom und Pinky in ein schönes warmes Bett gekuschelt zu sein. Georgs Blick huschte gierig durch den Raum, doch irgendetwas schien ihn davon abzuhalten sich amüsieren zu gehen. „Warum gehst du denn nicht feiern?“ fragte Alexandra schließlich und erntete einen besorgten Blick. „Ich will dich nicht allein hier sitzen lassen.“ Alexandras Gesichtszüge wurden ganz weich vor Rührung. Das war ja lieb. „Ach Quatsch,“ winkte sie ab und deutete auf die Tanzfläche „jetzt geh endlich und hab Spaß, sonst werd ich sauer.“ Georg zögerte noch einen Moment, jedoch schien ihn der Gedanke einer wütenden Alexandra zu überzeugen, doch zu den feiernden Leuten zu stoßen. „Okay,“ gab er sich geschlagen, stand auf und rückte sein Shirt zurecht „ich seh mal ob ich Tom irgendwo finde.“ Alexandra beobachtete wie er in der Masse verschwand, dann lehnte sie sich auf dem weichen Sofa zurück und schloss für ein paar Sekunden die Augen. „Hey, hier wird nicht gepennt!“ riss sie Toms Stimme aus ihrem traumlosen Nickerchen. Verwirrt, dass sie noch immer auf der Party war, sah sie sich um. „Muss wohl kurz eingenickt sein.“ sagte sie mehr zu sich selbst, bemerkte allerdings dass ihre Kopfschmerzen verschwunden waren. „Sieht so aus.“ meinte Tom und ließ sich neben sie plumpsen. Er sah schon ganz geschafft aus vom vielen Feiern. Alexandra lehnte sich gegen seine Schulter und er legte seinen Arm um sie. Jetzt fehlte nur noch Pinky, dachte sie schmunzelnd, und das Bett. „Vermutlich ist es blöd, jetzt damit anzufangen,“ begann Tom in einem Tonfall der ihr gar nicht gefiel „aber besser jetzt, als es noch weiter hinaus zu zögern.“ Sie strich sacht über das Muster auf seinem T-Shirt und fragte sich, ob er vielleicht zu viel getrunken hatte. „Das mit uns,“ fuhr er fort „das muss ein Ende finden.“ Ruckartig schoss ihr Kopf nach oben und sie setzte sich in eine aufrichtige Position. Was sollte das denn jetzt? „Wenn das eines deiner Spielchen ist, dann ist das nicht witzig, Tom.“ sagte sie leicht säuerlich. „Kein Spiel.“ ließ er sie kopfschüttelnd wissen und lächelte sie doch voller Zuneigung an. Alexandra schluckte einen Kloß im Hals herunter. Das passte doch alles nicht zusammen. „Sei doch mal ehrlich zu dir,“ sagte Tom und setzte sich ebenfalls aufrecht hin „und zu mir. “ Diese einfachen Worte ließen Alexandra die Tränen in die Augen schießen. Doch sie würde nicht weinen, nicht hier. „Es war schön,“ sagte Tom immer noch mit diesem Lächeln im Gesicht und griff nach ihren Händen „doch es war nie für die Ewigkeit bestimmt. Wir sollten es jetzt beenden und nicht damit warten bis wir uns vielleicht zerstreiten und uns nicht mehr riechen können.“ Alexandra wischte sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang und blinzelte ihre Tränen weg. Sie wusste, dass er Recht hatte, wusste es schon die ganze Zeit, doch es auszusprechen und hinzunehmen war härter als sie gedacht hatte. Sie nickte kaum merklich und er strich ihr sanft über die Wange. Ein letztes Mal beugte sie sich nach vorn um seine Lippen mit ihren zu verschließen. Ein letztes Mal spürte sie wie der angenehm kühle Stahl seines Piercings ihre Haut berührte. Und schließlich fand doch eine salzige Träne den Weg durch ihre geschlossenen Lider und beweinte all das was in dieser Nacht ein Ende fand. ~ „Wenn mich jemand braucht, ich bin da drüben und schlage meinen Kopf gegen die Wand.“ sagte Georg in der Hoffnung, dass seine Kopfschmerzen dann endlich weg gehen würden. Tom, sein Bruder und Gustav grinsten sich schadenfroh an, während Alexandra ein Wasserglas durch den Nightliner balancierte. „Nie wieder Alkohol, was?“ stichelte Tom, als Alexandra bei Georg angekommen war und eine ihrer Kopfschmerzbrausetabletten in das Glas gleiten ließ. „Nie wieder Wodka, portugiesischen Rotwein, Bier und Tequila durcheinander.“ korrigierte Georg und beobachtete wie sich die Tablette langsam unter Sauerstoffbildung auflöste. „Naja,“ startete Bill einen Versuch, dass Georg sich besser fühlte „man gewinnt so nen Award ja auch nur einmal und-“ „Quatsch,“ unterbrach ihn Tom „den räumen wir jetzt jedes Jahr ab.“ Alexandra sagte dazu nichts, sondern rollte nur mit den Augen und befeuchtete das nasse Tuch, welches Georg auf der Stirn liegen hatte von neuem. „Aww,“ ließ Tom sie wissen, als sie auf seiner Höhe durch den Bus tänzelte „unsere Tour Mami!“ „Yup.“ Alexandra nickte nur, wohl wissend, dass er ihr jetzt mit der flachen Hand auf den Hintern gehauen hätte, wären sie noch zusammen. Aber da Tom jemand war, den das überhaupt nicht störte, tat er es auch so. „Fürsorglich wie eh und je.“ meinte Bill nickend und hatte seinen Blick auf Pinky gerichtet welche zu seinen Füßen saß und sich von ihm streicheln ließ. Gustav räusperte sich plötzlich lautstark und alles andere als unauffällig. Er sah zu Georg, der es trotz seiner geschlossenen Augen und seiner Kopfschmerzen schaffte zu grinsen. Tom sah Alexandra mit großen leuchtenden Augen und einem fetten Grinsen im Gesicht an. Alexandras rechte Augenbraue schoss in die Höhe. Was war denn jetzt plötzlich los? Eine Stille legte sich über sie und zog sich in die Länge. Keiner rührte sich, es war fast wie ein Standbild. „Ja, genau.“ unterbrach Alexandra die Stille und ging verwundert auf ihren Platz wo sie stumm die Landschaft beobachtete die an ihnen vorbei zog. „Habt ihr heut Nacht auch die Würgegeräusche aus dem Klo gehört?“ fragte Tom und sah dabei andeutend in Georgs Richtung. In einer fließenden Bewegung zog sich dieser den Lappen von der Stirn und pfefferte das nasse Geschoss direkt in Toms Gesicht. „Ey, Alter!“ regte dieser sich auf während alle anderen dies total komisch fanden und darüber lachten. Alexandras Lächeln verschwand, als sie zu Bill sah, der ihr gegenüber saß. Sie konnte sich nicht helfen, aber seit ein paar Tagen war er irgendwie anders. Anders zu ihr… oder sie bildete es sich nur ein. „Vorsicht!“ rief Tom plötzlich und der Lappen landete zwischen Alexandra und Bill auf dem Tisch. Alexandra griff danach, genau wie Bill. Ihre Hände berührten sich, doch nur kurz, dann zog er seine schlanken Finger sofort wieder zurück. Alexandra sah ihn traurig an, doch sein Blick fand den ihren nicht. Du hast aufgehört ihn zu berühren, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Das hatte Tom damals zu ihr gesagt, als er herausgefunden hatte, dass sie in Bill verliebt war. Doch war es wirklich so einfach? Sie besah sich, in Gedanken versunken, den weißen Lappen den sie in der Hand hielt. Vielleicht sollte sie ja doch den ersten Schritt wagen… Sie erschrak, als Pinky plötzlich an ihrem Bein kratzte, weil sie hoch gehoben werden wollte. Alexandra lächelte der kleinen Hündin zu, reichte Georg den Lappen und hob das Tier zu sich auf den Schoß. Pinky kletterte von da auf den Tisch und leckte Alexandra über die Nase. Sie hörte Bills helles Lachen und sah zu ihm. Er lächelte endlich, doch seine Augen, der Spiegel zur Seele, sahen noch immer traurig aus. „Alles in Ordnung?“ fragte Alexandra sodass nur er es hören konnte. Er nickte leicht. „Ja.“ sagte er zögernd, doch es klang nicht sehr überzeugend. Alexandra wollte schreien. ~ Ungeduldig spielte sie mit dem schwarzen Mikrofon in ihren Händen. Es war aber auch jedes Mal das gleiche. Lampenfieber war etwas schreckliches. Sie waren in Essen, Tom, Georg und Gustav waren bereits auf der Bühne die in diesem Moment leicht beleuchtet wurde. Die Stimmung der Menge hob sich, da man jetzt auf der Bühne ihre Silhouetten erkennen konnte. Eine vorher aufgenommene Stimme wurde eingespielt und ließ die Konzertbesucher wissen, dass es jetzt los ging. „Willkommen im Tokio Hotel, Zimmer 483.“ echote die Stimme in der Grugerhalle wider und Alexandra sprach die Worte stumm mit. Das Intro zu „Ich brech aus“ begann zu spielen und sie tänzelte nervös auf der Stelle. Bill rannte von links auf die Bühne, als er auch schon den ersten Teil der Strophe sang. Sie hörte wie die Massen lauter wurden und seinen Namen schrieen. Sie atmete dabei noch einmal tief durch, war sich der Kamera die auf sie zeigte schon gar nicht mehr bewusst, da diese sie die ganze Tour über begleitet hatte. Doch die Tour würde heute und hier ein Ende finden. „AN DER WAND!“ brüllten die Massen im Chor und Alexandra hob das Mikro an ihren Mund. Sie tat einen Schritt zur Seite und begann von rechts auf die Bühne zu laufen. „Ich geb dir an mir die Schuld, hab das alles nie gewollt, du lässt mir leider keine Wahl, das ist jetzt das letzte Mal.“ sang sie und war auch schon an der Bühnenmitte angekommen. „DAS LETZTE MAL!“ grölte die Masse mit ihr zusammen und zauberte ihr ein Lächeln auf die Lippen. Bereits während des ersten Refrain war ihr plötzlich so heiß, dass sie sich zurück in die Eisbar wünschte wo sie damals den 18. Geburtstag der Zwillinge gefeiert hatten. Bei dem Soundcheck vor ein paar Stunden, war es hier noch so kalt gewesen, dass Georg meinte er würde sich sein bestes Stück abfrieren, doch im Moment sah es so aus, als würde er sich sein T-Shirt vom Leib reißen wollen. Und das alles schon während des ersten Songs. „Hallo Essen!“ rief Bill in sein Mikrofon nachdem sie den Song beendet hatten. Die Massen reagierten, wie zu erwarten, mit lautem Gekreische. „Endlich wieder zu Hause.“ sagte er nach einer kurzen Pause und brachte damit schon das eine oder andere Auge zum überlaufen. Sie spielten „Totgeliebt“ als zweiten Song des Abends und anschließend „Spring nicht“. Natürlich ließ es Alexandra sich nicht verbieten wieder ihr Bad in der Menge zu nehmen. „Okay,“ begann Bill nach dem Song und legte obligatorisch seine Lederjacke ab, was natürlich von lauten Rufen begleitet wurde „jetzt möchte ich euch erst einmal die Gastmusiker des heutigen Abends vorstellen.“ Alexandra rollte gespielt genervt mit den Augen und machte eine Geste wie „Na, das kann ja wieder mal länger dauern.“ Bill zeigte auf seinen Bruder. „Thomas!“ sagte er ohne zu lachen und Gustav gab einen kleinen Trommelwirbel zum besten. Als nächster bekam Georg sein Fett weg. „Wolfgang!“ Wieder folgte ein Trommelwirbel und die Menge jubelte. „Hagen!“ nannte Bill Gustav und kam dann zu Alexandra. Sie stand am linken Bühnenrand und sah ihn herausfordernd an. Bill setzte zu einer Antwort an, musste sich jedoch aufgrund ihres Gesichtsausdruckes lachend abwenden. „Andrea.“ rief plötzlich jemand in der ersten Reihe und Alexandra fürchtete bereits Anna-Lena gleich da stehen zu sehen. „Uh, das is gut,“ musste Bill eingestehen und deutete mit einer ausholender Geste die an Theatralik kaum zu übertreffen war auf sie „Andrea!!“ Alexandra verbeugte sich und funkelte Bill gespielt böse an, der sie breit grinsend ansah. „Doch kommen wir nun zum Star des Abends,“ fuhr er fort und zeigte auf sich selbst „BILL!“ Er riss die Hände in die Luft und ließ sich feiern, während die anderen Vier sich nur stumm ansahen und warteten bis es vorbei war. „Und das sagt er ohne rot zu werden.“ konnte es sich Alexandra nicht verkneifen laut zu sagen. Bills erhobener Zeigefinger zeigte tadelnd in ihre Richtung. „Komm du mir erst mal nach Hause, junges Fräulein.“ Mit großen Augen sah sie ihn an, und meinte dann nur Hilfe suchend: „Gustav!“ Dieser wusste was zu tun war, gab den Takt vor und sie begannen „Nach dir kommt nichts“ zu spielen. Das Bühnenspiel von Bill und Alexandra war so perfekt wie schon lange nicht mehr. Jeder Einsatz, jede Geste, jede Mimik saß und sie sangen mit so viel Gefühl, dass selbst Alexandras Augen nicht trocken blieben. „Ich bin und war und werd nie wieder glücklich sein.“ sang sie Bill direkt ins Gesicht, als sie sich auf dem Bühnensteg gegenüber standen. „Ich hasse dich.“ beendete er den Song und es wurde dunkel um sie herum. Die Lichter erloschen und es war nur das laute Schreien der Fans zu hören. Hätte Alexandra nicht gewusst, dass er den Satz nicht so meinte, hätte sie ihm wahrscheinlich eine schallende Ohrfeige gegeben. Doch stattdessen kam ihr dieses eine Plakat wieder in den Sinn. Bill & Lexa - küsst euch. Innerlich zuckte Alexandra mit den Schultern. Warum eigentlich nicht? Sie liebte ihn doch. Liebte ihn so sehr, vom ersten Moment an, das war ihr jetzt, hier in diesem Moment endlich klar. Ohne noch länger zu zögern trat sie einen Schritt nach vorn, stieß gegen ihn und fand seine warmen, unendlich weichen Lippen im Dunkel der Halle. Er wirkte nur leicht überrumpelt. Alexandra umschlang mit der einen Hand seinen Nacken und wusste, dass jeden Moment die Lichter wieder angehen würden. Na das wäre ja ein gefundenes Fressen für die Öffentlichkeit. Gegen ihren Willen löste sie sich von ihm und stellte sich wieder so hin wie sie stand bevor die Lichter ausgegangen waren. Sie hatte jede Sekunde genossen, das Gefühl in sich aufgesogen und hatte nun ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen, als die Lichter wieder angingen. Sie hatte ein wenig Angst vor Bills Reaktion, doch er stand einfach nur da und sah sie mit seinen schönen unergründlichen Augen an. Noch während sie so standen begann das Intro zu „Leb‘ die Sekunde“ und Alexandra performte diesen Song mit so viel Schwung und Lebensfreude, als wäre ihr in diesem Moment zum ersten Mal klar, was die Worte des Liedes bedeuteten. Sie wusste, dass als nächstes „Wir sterben niemals aus“ auf der Setlist stand und Bill an dieser Stelle des Konzertes eigentlich etwas sagen wollte. Sie standen nebeneinander und sie versuchte ihn nicht weiter zu beachten, da sie zu sehr mit sich kämpfte, dass sie nicht hier sofort über ihn herfiel. Denn da war plötzlich dieser starke Drang ihn wieder zu küssen. Vermutlich würde nicht viel Zeit vergehen und sie würde wirklich nicht länger an sich halten können und es wieder tun. Aber das musste sie nicht, denn er griff aus heiterem Himmel nach ihrer Taille, wirbelte sie zu sich herum und küsste sie… ~ Ende des 24. Kapitels ~ HA! Oh Freude, is das nich toll? Ich entschuldige mich hiermit bei allen LexaxTom Shippern, I‘m sry ^^‘ Ich habe mich entschieden doch noch einen kurzen Epilog zu schreiben, da das Ende dann doch etwas zu plötzlich kam. Freut ihr euch? xD Ist es nicht eigentlich seltsam einen Epilog zu schreiben, obwohl es gar keinen Prolog gibt? *blöd frag* Na egal, wir sind hier ja nicht im Deutschunterricht. Also… bis dahin… ^^ Epilog: Epilog -------------- Wuhaaaaaaa!!!!! *squeeeee* Ich habe soeben Post von Universal erhalten!!!!!!!! *TH Autogrammkarten in den Händen hält* Und weil ich mich so freue hab ich auch gleich den Epilog geschrieben... er ist nicht der beste... aber es wird gehen... Ach ja... habt ihr schon die Urlaubsfotos von den Zwillingen gesehen? *.* Kann mal jemand den Notarzt rufen??? *tot umfall* Epilog Schmunzelnd betrachtete Alexandra den schlafenden Bill. Sie griff nach seinen Haaren und spielte damit, passte jedoch auf, dass sie ihn nicht weckte. Ihr Schmunzeln vertiefte sich und eine leichte Röte legte sich über ihr Gesicht, als sie an den gestrigen Abend zurück dachte. Mit aller Willenskraft hatten sie es geschafft das Konzert zu beenden. Sie dachte an Bills Kuss vor geschätzten zehntausend Zeugen. In der Halle war es plötzlich totenstill gewesen, dann fingen die ersten an zu Schreien, ob aus Freude oder Verzweiflung wusste Alexandra nicht. Es war ihr auch egal, denn das alles zählte für sie nicht. In diesem Moment war ihr bewusst geworden, dass das Leben wie ein Hollywoodstreifen war und dass sie selber darin die Hauptrolle spielte, auch wenn die Nebendarsteller hin und wieder versuchten ihr diese Rolle weg zu nehmen. Alexandras Finger tasteten sich zu Bills Gesicht vor und strichen sanft seine Züge nach. Nur mit Mühe und Not hatten sie es in das Hotelzimmer geschafft, hatten ihre Finger kaum voneinander lassen können... und ihre Lippen. Toms nachgerufenes “Macht nicht so laut!” war egal gewesen, auch alles andere war egal, denn die Welt war nur noch hier in diesem Zimmer. Bill lag zu ihr gewand und seine Nasenflügel wackelten bei jedem Atemzug. Sie seufzte leise und hielt inne um ihn besser betrachten zu können. Er war so schön. “Warum hörst du auf?” fragte er, noch während sie dies dachte, mit geschlossenen Augen. “Seit wann bist du denn wach?” wollte sie wissen und stützte den Kopf auf ihrer Hand ab. Bill öffnete seine noch schwarz umrandeten Augen. Sie wusste, dass sie selber auch noch genug Schminke trug, denn gestern Nacht hatten sie einen Teufel getan sich abzuschminken. “Schon ne Weile.” antwortete er und brachte sich ebenfalls in die selbe Position wie sie. Schweigend und vor sich hin grinsend sahen sie sich eine Weile an. Dann, als hätten sie stumm eine Vereinbarung getroffen, lehnten sie sich beide gleichzeitig nach vorn um ihre Lippen mit einem Kuss zu versiegeln. Bill fasste in ihr Haar und sie ließ sich in das Kissen gleiten, als er sich über sie beugte und sie seine nackte, warme Haut auf ihrer eigenen spürte. Mit beiden Armen umklammerte sie ihn und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Bill drehte sich auf die Seite und immer noch an seinen Lippen hängend folgte sie ihm, doch plötzlich ging es abwärts. Mit einem lauten “Wuah!” fielen sie vom Bett und landeten relativ unsanft auf dem Hotelzimmerboden. Zumindest Bill... Alexandra landete auf ihm. “Alles in Ordnung?” fragte sie besorgt und strich über seine Wange. Bill begann zu lachen und nickte bestätigend. Alexandra kicherte ebenfalls und wollte sich erheben, doch er hielt sie fest und forderte mit stummen Blicken, dass sie bleiben sollte. Süffisant hob sie eine Augenbraue. “Ich hab ne Idee.” sagte er überraschend und Alexandra näherte ihr Gesicht noch mehr dem seinen. “Ach echt?” wollte sie wissen und zog mit der Fingerspitze seine geschwungenen Lippen nach. “Was hältst du von Urlaub?” Alexandras Augen erhellten sich. “Hatte ich schon ewig nicht mehr, ich bin dabei!” Bills Lippen formten sich zu einem Lächeln. “Du schmeckst übrigens nach Erdbeeren.” ließ er sie wissen und befeuchtete sich seine Lippen. Alexandras Gesichtszüge wurden weich. “Und du nach Vanille.” flüsterte sie und erprobte es erneut. “Ich liebe dich,” raunte er nachdem sich ihre Lippen wieder voneinander getrennt hatten “vom ersten Moment an.” Nein, diese Rolle würde ihr keiner mehr weg nehmen. ~ Ende des Epilogs ~ F O R T S E T Z U N G F O L G T So, das wars also jetzt endgültig mit ‚Beichte‘. Ich erlaube euch hiermit ein alternatives Ende zu schreiben ^^ Es würde mich sehr freuen zu sehen, wie ihr Lexa und die Jungs darstellt. Also, vielleicht hat ja jemand Lust zu einem kleinen One Shot. Lasst es mich wissen, falls ihr so etwas in der Art geschrieben habt. *richtig gespannt ist* Ich bin auch nicht all zu traurig, dass ‚Beichte‘ jetzt zu Ende ist, weil ich weiß, dass es eine Fortsetzung geben wird. Freut ihr euch? ^^ Wir schreiben uns also nach einer kreativen Pause meiner Wenigkeit auf alle Fälle wieder! *sich noch über einiges klar werden muss* Haltet Ausschau nach einer FF mit dem Titel ‚Schwarz‘ (wenn ich nicht doch noch alle Pläne über den Haufen werfe ^^‘‘). Vielleicht schreib ich auch das ein oder andere One Shot… mal sehen… die ‚Beichte‘-Zeit war doch ziemlich anstrengend… immer… wirklich IMMER hab ich mir darüber Gedanken gemacht… aber ich hab es gern getan… diese FF ist mit Herzblut geschrieben worden… *schnief*… mein Baby!!! Bleibt mir nur noch danke zu sagen. Danke fürs lesen. Danke für die vielen tollen Kommies. Ein abschließender Kommie von allen Lesern wäre auch noch einmal genial! Cya!! ~lion Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)