Beichte von Jadis (Confession) ================================================================================ Kapitel 23: monsoon ------------------- FROHES NEUES!!! Kapitel 23 ~ monsoon ~ “Du hast kein Fieber mehr.” stellte Alexandra fest und besah sich die digitale Anzeige des Fieberthermometers. Es zeigte ‘36.8' an. “Ich fühl mich auch schon besser.” sagte Bill und nahm einen Schluck Tee aus einer Simpsons-Tasse. “Halt die Klappe!” sagten Tom und Georg wie aus einem Mund. Bill rollte genervt mit den Augen und Alexandra schob grinsend einen Block und einen Kugelschreiber über den Tisch hinweg in seine Richtung. Er sollte doch seine Stimme schonen. Alexandra sah aus dem Fenster und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft. Südfrankreich war der reine Wahnsinn und sie musste sich immer wieder in Erinnerung rufen, was für ein Glück sie doch hatte, die Möglichkeit zu haben so viel von der Welt zu Gesicht zu bekommen. Sie waren auf dem Weg nach Toulouse. Wegen Bills Krankheit hatten sie zwei Konzerte in Marseille und Montpellier absagen müssen. David hatte zwar vorgeschlagen, dass sie trotzdem auftraten, aber Alexandra hatte strikt abgelehnt und gesagt: “Ich werde einen Teufel tun.” Sie musste erneut grinsen. Urplötzlich drängte sich ein Bild in ihre Gedanken. Bei ihren Paris-Konzert hatte Tom sich genötigt gesehen ‘Hoch auf dem gelben Wagen’ a capella vorzutragen. Rache war halt doch Blutwurst. “Was grinst du denn so?” fragte Tom, als er bemerkte, dass sie ihn musterte. “Nichts.” log Alexandra und widmete sich wieder ihrem Notebook. In der Zwischenzeit hatte Bill einen Satz auf seinem Block beendet und hielt ihn in die Runde, sodass es jeder lesen konnte. Theoretisch zumindest. “Boah Junge, kannst du nicht ordentlich schreiben?!” schimpfte Tom, als er versuchte die kryptischen Hieroglyphen zu entziffern. “Da steht, dass die Landschaft wunderschön ist!” ließ Bill sie wissen und machte damit seine Stimmschonung wieder zunichte. “Halt die Klappe!” riefen alle wiederholt gleichzeitig, mussten jedoch sogleich darüber lachen. Pinky bellte. ~ Das Konzert in Bordeaux war etwas ganz besonderes. Zig tausend ‘Danke’-Schilder wurden von den Fans in die Höhe gehalten und sorgten dafür, dass Alexandra mit zwei tränenden Augen die Bühne verließ. Das war einfach Gänsehaut pur gewesen. Es folgten Gigs in Lille, Amneville, Nice, Toulou und Mailand. Doch am meisten freuten sich die fünf auf das Abschlusskonzert in Essen. Es war zwar toll einen Monat lang durch vier verschiedene Länder zu touren, aber es war etwas großartiges endlich wieder zu Hause zu sein. Doch bevor sie die Tour mit diesem Konzert abschließen würden, gab es noch einen weiteren Höhepunkt. In München wurden dieses Jahr die MTV European Music Awards abgehalten. Mehr als eine Milliarde Menschen würden dieses Event live im Fernsehen verfolgen und Tokio Hotel war nicht nur nominiert, sie würden auch performen. Kein Wunder, dass alle schon mehr als nervös waren, vor allem da der große Auftritt nur noch wenige Stunden entfernt lag. “Hast du alles?” fragte Alexandra während sie in der geöffneten Tür zu Toms Hotelzimmer stand und auf ihn wartete. Tom schulterte seine Sporttasche und warf einen letzten prüfenden Blick in das Zimmer. “Ja, und hast du auch alles?” Alexandra klopfte auf die Nike-Tasche welche sie auf ihrer Schulter trug. “Yup.” “Na dann los.” meinte Tom und stürmte ohne auf sie zu warten den Gang hinunter. Alexandra hatte zu tun, dass sie mit ihm Schritt halten konnte. “Alles in Ordnung?” informierte sie sich. Tom nickte nur stumm. Wie zu erwarten, mussten sie von Saki und seinen Männern fast durch die Massen von Fans geprügelt werden. Das machte die Nervosität irgendwie nur noch schlimmer. Alexandra war froh, dass sie Pinky in weiser Voraussicht bereits in Davids Obhut gegeben hatte, denn er hatte das Hotel heute morgen noch in aller Ruhe verlassen können. Die Fahrt zum Münchner Olympiastadion dauerte nicht lange und wenn alles gut ging, würden sie bereits in wenigen Minuten die Generalprobe hinter sich haben. ~ Es war nicht der erste rote Teppich über den Alexandra zusammen mit den Jungs ging, aber sich diesen auf einer so großen internationalen Veranstaltung mit Weltstars zu teilen, war noch einen ticken schärfer als alles was sie bis dato erlebt hatte. Den größten Teil des Weges hatten sie bereits hinter sich gebracht, doch soeben wurden sie von Markus Kafka von MTV für ein Interview abgefangen. Und natürlich interessierte er sich genau für die selben Themen wie die anderen zwanzig Interviewpartner vor ihm, doch sie ließen sich nichts anmerken und beantworteten jede Frage so, als würden sie sie zum ersten Mal hören. Tom berichtete gerade darüber, sich noch einmal mit Bushido absprechen zu müssen, was das Klarmachen von Nicole Scherzinger anging, bevor Kafka nach der Performance für den heutigen Abend fragte. “Wir performen heute Abend ‘monsoon’,” erklärte Georg “auf Englisch. Und wir haben eine große Überraschung vorbereitet. Wir hoffen, dass alles klappt. Wir haben-” Bill fiel ihm ins Wort. “Es wird auf jeden Fall sehr, sehr lustig. Wir haben versucht es so lange wie möglich geheim zu halten und ähm, wir haben uns was ganz besonderes überlegt.” Alexandra nickte und ergriff das Wort. “Bei der Generalprobe gerade lief das ordentlich schief und wir hoffen, dass klappt jetzt alles beim Auftritt. Wir sind echt gespannt.” Die anderen Vier nickten bestätigend und nachdem Kafka ihn allen noch einmal viel Glück wünschte, setzten sie ihren Weg fort. ~ Alexandra starrte auf einen Punkt direkt vor ihr den nur sie sah. “Tokio Hotel!” ertönte die helle Frauenstimme die den Sieger der Kategorie ‘Best International Act’ verkündete. Alexandra realisierte erst nach ein paar Herzschlägen und nachdem Bill, der plötzlich neben ihr auf dem Nominiertensofa stand, sie zu sich hoch gezogen hatte und in seine Arme schloss, dass sie tatsächlich gewonnen hatten. Aus allen Richtungen griffen Arme nach ihr und sie wurde von einer in die nächste Umarmung gezogen, doch fassen konnte sie es noch immer nicht. Wie in Trance tapste sie hinter Georg her, der wiederum hinter Tom und Gustav herlief, welche die Bühne ansteuerten. Die Laudatoren beglückwünschten sie und plötzlich hielt Alexandra den Award in ihren zitternden Händen. Vermutlich hätte sie ihn fallen gelassen, wenn Tom ihn ihr nicht aus den Händen genommen hätte um ihn auch einmal halten zu dürfen. Die Olympiahalle bebte vor Applaus und die Fünf sahen sich fassungslos an. Eine Dankesrede musste folgen. Irgend jemand musste jetzt etwas sagen, sie wollten doch nicht wie Amy Winehouse einfach unverrichteter Dinge die Bühne verlassen. Das gehörte sich nicht. Gustav und Georg sahen zu Tom, der mit seiner Hand gerade symbolisierte wie sehr sein Herz schlug. Er wiederum sah durchdringend zu Alexandra und reichte den unsichtbaren Staffelstab an sie weiter. Panisch blickte sie zu Bill in dessen Blick es ebenfalls nicht besser aussah. Du sagst was!, schienen sie sich stumm zu duellieren. Nein du! Nein du! Die Stille wurde länger und Bill gab sich schließlich geschlagen und trat an das Rednerpult. Ein paar Augenblicke sah er stumm und voller Unglauben durch die gefüllte Halle. Endlich schien er sich ein paar Worte zurecht gelegt zu haben, kratzte sich noch einmal nervös and er Stirn und hob das Mikrofon an seinen Mund. „I-I think,“ begann er leicht holpernd und zeigte auf den Award in Toms Händen „you can‘t imagine what that means to us. Two years ago the most exciting thing was that our first single released in Germany, ‚monsoon‘, and now we are here on this stage with all these big international artists and we get this Award and… uhm, that‘s because of you, our fans all over Europe“ Er machte eine ausholende Geste „That one goes to you. Thank you so much, we are so proud, thank you!!“ Na, das hat doch ganz gut geklappt, dachte sie sich, verbeugte sich wie alle anderen neben ihr auch und winkte in die Menge. Neben sich hörte sie Tom so laut er konnte „Danke schön!“ schreien und keine Sekunde später wurde das Licht langsam gedimmt und sie mussten sich im Halbdunkel ihren Weg von der Bühne erarbeiten. Keine Minute später waren sie auf dem Weg Backstage, da ihr Auftritt ja noch bevorstand. ~ Alexandra überreichte David hinter der Bühne ihre Schuhe und griff nach Toms Hand. Er drückte sie leicht ohne sie anzusehen. So kurz vor dem Auftritt war die Aufregung immer am größten. Hoffentlich würde alles gut gehen. Und wenn nicht, den Award hatten sie immerhin schon in der Tasche. Den nahm ihn keiner mehr weg. Bill trat neben sie und griff nach ihrer anderen Hand. Sie wandte ihren Blick in seine Richtung. Er lächelte ihr so aufmunternd es ging zu. “Und los!” hörte sie Davids Stimme, ließ die Hände der Brüder los und setzte sich zusammen mit ihnen in Bewegung „Teu, teu, teu!!“ Die große gläserne Bühne war noch in Dunkel gehüllt, während der Moderator des Abends noch seiner Moderation nach ging. Alexandra hörte kaum zu, sie war zu sehr damit beschäftigt sich daran zu erinnern, dass sie nicht vergessen durfte zu atmen. Sie sah wie Gustav bereits auf sein Podium mit dem Schlagzeug geklettert war und mit den Drumsticks in seinen Händen kleine Kunststücke vollführte. Georg schnallte sich, auf seinem Podium stehend den Bass um und Tom tat es ihm mit seiner Gitarre auf der anderen Seite der Bühne gleich. Mit ihren nackten Füßen fand Alexandra guten Halt auf der glatten Bühnenoberfläche und es war nicht schwer sich zu Bill auf das vorderste Podium zu ziehen. Sie nahm ihre Position hinter einen der beiden Mikrofonständer ein und wartete. Die Sekunden zogen sich unerträglich in die Länge. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie befürchtete, dass das gleichmäßige „Dudumm“ ihres Herzschlages in der gesamten Halle zu hören sein musste. Endlich, nach endlosen, quälenden Augenblicken, wurde ein Spotlicht auf sie gerichtet und es konnte endlich losgehen. Sie hörte Buh-Rufe, doch das störte sie nicht. Sie machte sich mehr Sorgen um Bill, er nahm sich das immer so zu Herzen. Doch sie wagte es nicht ihren Kopf nach links in seine Richtung zu drehen, sie blickte stur geradeaus und lauschte auf das Taktgetrommel von Gustav der den Anfang des Songs vorgab. Sie fingen an zu spielen und Alexandra begann sich langsam im Takt zu bewegen. Sie wusste, dass jetzt hinter ihnen auf der großen Leinwand, zu dem Song passende, ein Video von Wolken eingeblendet wurde. Sie hörte Bills melancholische Stimme den Anfang der ersten Strophe singen. Er griff nach dem Mikrofonständer und lehnte sich dabei weit nach links vorn. Als er wieder aufrecht stand übernahm Alexandra die andere Hälfte der Strophe. “I've been waiting here so long, but now the moment seems to've come, I see the dark clouds coming up again.” Während sie dies sang lehnte sie sich symmetrisch zu Bill schräg nach rechts und zog den Mikrofonständer mit sich. Eine Windmaschine blies ihr angenehm warme Luft entgegen und spielte mit ihren Haaren. Bill sang den ersten Refrain, machte dabei die eine oder andere ausholende Geste und überließ ihr dann die zweite Hälfte des Chorus. Zum Abschluss des Kehrreims hauchten sie gemeinsam schwermütig in ihre Mikrofone: „Through the monsoon. Just me and you.“ Als Alexandra den ersten Teil der zweiten Strophe übernahm, musste sie leider ihr Innenohrmikro zurechtrücken, da es Gefahr lief den Dienst aufzugeben. Beim zweiten Chorus nahmen Bill und Alexandra die Mikrofone aus ihren Ständern und wechselten die Seiten, sodass Alexandra nun auf Georgs Seite stand und ihn anrocken konnte. Eine Nebelmaschine verschleierte ihr etwas die Sicht, doch schon wurde die Musik härter und rockiger und sie kehrte auf ihren alten Platz zurück. „Hey!“ leitete Bill die Bridge ein und auf der Leinwand zeigte sich der erste Nieselregen. „Hey!“ sang Alexandra noch einen Tick höher und beendete die Einleitung damit. „I'm fighting all this power coming in my way.“ sang Bill den ersten Teil der Bridge und lehnte sich auf der linken Seite des Podiums weit nach vorn um die Bedeutung der Worte zu verdeutlichen. „Let it send me straight to you, I'll be running night and day.“ tat es ihm Alexandra auf der rechten Seite gleich und die Musik wurde ruhiger, kaum dass sie die Bridge beendet hatte. Wolken zeigten sich wieder auf der Leinwand und vereinzelte Schreie der Begeisterung drangen aus der ersten Zuschauerreihe an ihr Ohr. „I'll be with you soon.“ hauchte Bill in sein Mikro und kam langsam wieder den Weg zurück in die Mitte des Podiums gelaufen. „Just me and you.“ Auch Alexandra kehrte dahin zurück und ihr Herzschlag beschleunigte sich noch um ein paar Schläge, weil sie wusste was jetzt gleich kommen würde. „We'll be there soon.“ „So soon.“ Kurze Zeit verstummte die Musik und man hörte nur Gustavs Taktvorgabe und trotzdem begannen Bill und Alexandra zusammen den letzten Chorus zu singen. „Running through the monsoon,“ sangen sie und warfen in einer theatralischen Geste die Mikrofonständer rechts und links zur Seite „beyond the world.“ Die drei Jungs hatten wieder begonnen ihre Instrumente, rockiger als nie zuvor, zu spielen und ein Wolkenbruch zog sich auf der Leinwand zusammen. Doch nicht nur auf der Leinwand, sondern auch auf der Bühne prasselte ein Sturzbach auf sie hernieder und vergoss tausende Liter Wasser über Alexandra und ihre Bandkollegen. Noch bevor sie die Zeile „To the end of time where the rain won't hurt.“ zu Ende gesungen hatten, waren sie nass bis auf die Knochen. Ein kurzer Blick nach links verriet Alexandra, dass Bills Löwenmähne dem Monsun als erstes zum Opfer gefallen war und nun traurig in seinem Gesicht hing. Ihr selber ging es allerdings auch nicht besser. Kurze Zeit fragte sie sich, ob ihre Wimperntusche eigentlich Wasserfest war. „Fighting the storm into the blue and when I loose myself I think of you.“ sangen sie gemeinsam und Alexandras Kopf wandte sich nun vollends nach links wo sie sah, dass Bill zu ihr nach rechts blickte. Seine nächste Aktion ließ sie etwas erschrecken, da sie nicht ganz so von statten lief, wie sie eigentlich abgesprochen war. Noch während sie „Together we'll be running somewhere new“ sangen, ergriff Bill ihre linke Hand und sprang mit ihr gemeinsam von dem Podium um ganz nach vorn an den Bühnenrand zu laufen und das Ende des Songs dort zum besten zu geben. „And nothing can hold me back from you, through the monsoon, through the monsoon, just me and you, through the monsoon, just me and you.“ Die Musik klang aus, die Massen tobten, der Regen im Saal ließ nach und Bill hielt noch immer ihre Hand, auch als die Spotlichter verblassten und es um sie herum wieder dunkel wurde. Alexandra atmete schwer aus. Die Performance war anstrengend gewesen. Warmer Dampf stieg von ihren nassen Klamotten empor. Ein Ruck ging durch ihren linken Arm und Bill zog sie eine nasse, klebrige Umarmung. Er lachte erleichtert und seine Jacke machte lustige Geräusche, als Alexandra ihre Arme um seinen Rücken schlang und die Umarmung zurückgab. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und sie lösten sich voneinander um schnell wieder Backstage zu kommen. Im vorbeigehen stellten sie die Mikrofonständer wieder aufrecht hin und klemmten die Mikros in die dafür vorgesehene Halterung. Als Alexandra auf der linken Seite das Podium umrunden wollte, bemerkte sie, dass Tom auf sie gewartet hatte. Sie rannte ein paar Schritte und verließ mit ihm zusammen die Bühne. Backstage wurden sie von einem bis über beide Ohren grinsenden David empfangen der fünf weiße Handtücher für sie bereit hielt. „Das war absolut geil!“ sprach er das aus was alle bereits dachten. Erst im besseren Licht des Backstage-Bereiches konnten sie sehen, wie sie nach dem Lauf durch den Monsun eigentlich aussahen. Alexandra lachte bei Toms Anblick und auch ihrem Gegenüber ging es nicht besser. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst Bill nach wasserfestem Makeup fragen.“ brachte er kichernd herfuhr, wurde dann jedoch von Georgs Anblick abgelenkt, der den Weg von der Bühne hierher blind zurückgelegt haben musste, da seine ganze Haarpracht nass und strähnig in seinem Gesicht hing. Im Entengang bahnten sie sich ihren Weg zu den ihnen zugeteilten Ruheraum und zu den, was noch wichtiger war, Duschen. Ab jetzt musste alles schnell gehen, denn die Aftershowparty würde bald beginnen und sie wollten so wenig wie möglich davon verpassen. Um den Duschvorgang zu beschleunigen stieg Alexandra kurzerhand mit Tom unter die Dusche. Er war so damit beschäftigt von seinen Eindrücken der EMAs zu erzählen, dass er es ganz verpasste sie anzugrabschen und davon abzuhalten die Dusche zu verlassen. Schließlich stand er allein in der Kabine. Alexandra schlüpfte schnell in ihre trockenen Klamotten und steckte die nassen, in eine Plastiktüte gewickelt, in ihre Sporttasche. Schließlich versuchte sie vor dem Spiegel noch schnell ihre Frisur wieder in Form zu bringen, was eine Weile in Anspruch nahm. Unterdessen war auch Tom startklar. „Kannst du mir mal das Haargel aus meiner Tasche geben?“ fragte sie ohne den Blick von ihrem Spiegelbild zu lösen. Sie hörte Tom geschäftig kramen und ein anschließender kleiner Knall verriet ihr, dass ihre Tasche den Weg zum Fußboden gesucht hatte. Es wurde plötzlich still und als sie sich nach ihm umsah, wusste sie, dass sie sich jetzt ganz schnell eine Erklärung einfallen lassen musste. In seinen Händen hielt Tom einen Fotostreifen den Bill und Alexandra am Flughafen in Tel Aviv hatten machen lassen. Zusammen hatten sie sich in einen Fotofix gequetscht und auf fünf Fotos die verrücktesten Grimassen geschnitten. Das alles wäre ja vielleicht noch verständlich gewesen, wäre da nicht ein dickes fettes Herz in die untere Ecke gemalt wurden. Tom musterte das Bild ohne etwas zu sagen und reichte ihr das Haargel. Sie nahm es und wandte sich wieder dem Spiegel zu. Vielleicht würden sie es einfach wieder tot schweigen. „Immer noch?“ fragte Tom schließlich „Nach all der Zeit?“ Alexandra wusste sofort was er meinte. „Für immer.“ antwortete sie wahrheitsgemäß und hatte Angst vor seiner Reaktion, doch die blieb aus, denn er steckte das Bild einfach wieder in ihre Tasche zurück und stellte sich vor ihr auf. „Na los, wir wollen feiern.“ sagte er in einem nicht deutbaren Ton und zog sie hinter sich aus dem kleinen Duschraum. Zu perplex um sich zu wehren ließ sie sich durch die Gänge ziehen. Auf dem Weg zum Ausgang kamen sie an Gustav vorbei der seine Schuhe noch trocken föhnen musste. Plötzlich war Alexandra froh, barfuss unterwegs gewesen zu sein. Außer ihm waren schon alle fertig. Wenn er sich hätte wenigstens Ersatzschuhe mitgenommen, tz. „Bill hat mit Linda Schluss gemacht.“ sagte Tom plötzlich und so völlig nebenbei als wäre es das normalste auf der Welt. Alexandras Augen weiteten sich kaum merklich. „Ach wirklich?“ Sie bemühte sich nicht all zu interessiert zu klingen. „Ja,“ bestätigte Tom, blieb abrupt stehen und wandte sich zu ihr um, um ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen zu hauchen und ihr dann tief in die Augen zu sehen „er liebt ne andere.“ Alexandra schluckte und wandte ihren Blick ab, sie konnte diesen stechenden Blick nicht ertragen. Sie wusste, dass er wollte, dass sie die folgende Frage stellte: „Wen denn?“ Tom trat einen Schritt zurück und zuckte mit den Schultern. „Keinen Schimmer.“ Alexandra atmete aus und fühlte sich nicht mehr so bedrängt. „Ich liebe dich, Tom.“ flüsterte sie und ohne einen Zweifel zu hinterlassen, dass dem nicht so war. Tom lächelte ein trauriges Lächeln. „Hm.“ machte er nur und wandte seinen Kopf den Gang hinunter wo Gustav soeben aus der Ruheraumtür gestolpert kam und in ihre Richtung rannte. „Ich bin soweit,“ ließ er verlauten und schob, auf ihrer Höhe angekommen, die beiden rechts und links neben sich her „jetzt wird gefeiert bis der Arzt kommt.“ ~ Ende des 23. Kapitels ~ Das nächste Kapitel wird übrigens das letzte sein -.- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)