Beichte von Jadis (Confession) ================================================================================ Kapitel 20: Süßes oder Saures ----------------------------- Yeah, das Warten hat sich... hoffentlich... gelohnt. Es geht weiteeeeee~r! Mano man, das letzte Kapitel hat ganz schön für Aufregung gesorgt, was? Hm... was den geplanten Verlauf angreht, auch was Bill betrifft, halte ich mich einfach mal bedeckt... aber vielleicht schafft ihr es ja zwischen den Zeilen zu lesen... xD Waren es wirklich fast drei Wochen die ich hierfür gebraucht habe? Asche über mein Haupt, ich schäme mich zutiefst... aber ich wollte euch halt nicht enttäuschen... hoffetnlich seit ihr es nicht trotzdem *bisschen Angst hat* Hm... ich bin auf eure Reaktionen gespannt! Kapitel 20 ~ Süßes oder Saures ~ Als sie erwachte war sie nackt. Im ersten Moment empfand sie es ungewöhnlich, da sie sonst nie ohne Bekleidung zu Bett ging, aber sie erinnerte sich an eine gewisse Wodkaflasche und im Suff machte man manchmal die verrücktesten Dinge. Ihr Körper war nur mit einer dünnen Bettdecke bedeckt und als sie, auf ihrer rechten Seite liegend, die Augen öffnete, streifte ihr blinzelnder Blick die digitale Anzeige der Uhr auf dem Nachttisch. Voller Anerkennung für sich selbst, nickte sie innerlich. So lange hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen. Gähnend richtete sie sich auf. Wie ein Geistesblitz schoss ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf: Sanfte Berührungen und Küsse, Streicheleinheiten und Liebkosungen auf einem weichen Bett. Alexandra hielt abrupt in der Bewegung inne. Wow, was für ein... Traum? Um ihre Vermutung zu bestätigen, drückte sie immer wieder mit der Hand prüfend die Matratze auf der sie saß nach unten. Ja, das Bett war weich. Leicht verstört über diese Gedanken, schüttelte sie den Kopf und wurde sich eines penetranten Kopfschmerzes bewusst. Mit der Absicht ins Bad zu schlurfen, schwang sie sich aufstöhnend aus dem Bett und hielt abermals inne, als ihr verschlafener Blick das Zimmer durchforstete und dabei auf ein paar Details fiel, die ganz und gar nicht zu dem Bild ihres Zimmers passen wollten. Verwirrt und die Stirn in Falten legend, blinzelte sie der Baggiejeans entgegen, die vor ihr auf dem Bettvorleger lag. Seit wann trug sie denn so was? Direkt daneben befand sich eine enge schwarze Röhrenjeans. Ja, das war schon eher ihr Stil. Mal davon abgesehen, dass sie auf links gezogen war. Völlig unvermittelt öffnete sich die Badtür und Tom trat daraus hervor. Alexandra entgleisten alle Gesichtszüge, als sie wie ein geölter Blitz nach der dünnen Bettdecke griff und diese um ihren Körper schlang um ihre Blöße zu bedecken. Sie strich sich die zerstrubbelten Haare aus der Stirn und versuchte nirgendwo anders hinzusehen, als in sein Gesicht. “Was, was machst du denn hier? Und warum bist du nackt?” fragte sie total perplex und wurde sich noch in der selben Sekunde bewusst, dass das hier gar nicht ihr Zimmer war. Tom grinste anfangs, jedoch verschwand dieser Ausdruck schnell wieder und er zog eine Augenbraue in die Höhe. “Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?” Alexandra blinzelte, krallte sich an die Decke und zwang sich an die Wand zu sehen, als ihr Blick drohte nach unten zu gleiten. “Du hast doch etwa keinen Filmriss?” fragte Tom mit einem erneuten Grinsen und lehnte sich lasziv gegen den Türrahmen. Alexandra versuchte ernsthaft sich zu erinnern und hatte plötzlich eine Art Flashback wie man ihn aus diversen Fernsehserien kannte: Seine Hand strich zärtlich über ihr nacktes Fleisch, aufwärts und abwärts, seine warmen Finger spielten auf ihrer Haut. Seine Lippen stürzten sich gierig auf ihre, die reagierten, als wöllten sie einander auffressen. Ihre Zungen lockten, tasteten, tanzten. Er presste ihre schlanke Gestalt fest an seinen Körper. Ihre Leiber waren ineinander verschlungen, seine Arme umfingen ihren Rumpf, ihre Beine umklammerten seine Taille. Sie stöhnte in höchster Ekstase und wollte, dass es nie aufhörte. Schließlich hörte es auf und Alexandra starrte mit offenen Mund in Toms grinsendes Gesicht, unfähig etwas anderes zu sagen, als: “Oh.Mein.Gott.” “Is schon okay, du kannst mich Tom nennen, oder du nimmst einen der Namen von letzter Nacht.” Alexandras Augen weiteten sich, kurz bevor sie sich in seine Richtung in Bewegung setzte. Im vorbeigehen griff sie noch nach ihren, am Boden liegenden, Sachen und versuchte sich an ihm vorbei zu schieben um ins Bad zu gelangen. Seine Hand schoss nach oben, drückte gegen den Türrahmen und versperrte ihr somit den Weg. Alexandra setzte an zu fragen, was das sollte, doch dann sah sie seinen Blick und die Frage blieb ihr im Hals stecken. Er musterte sie, griff nach einer ihrer Haarsträhnen und spielte damit. Alexandra war unfähig sich zu bewegen, hielt mit der einen Hand die Decke zusammen, trug in der anderen ihre Klamotten und sah ihn abwartend an. Seine Hand wanderte zu ihrer Wange und ein Lächeln huschte über sein plötzlich so ernstes Gesicht. “Du solltest dir Bills wasserfeste Wimperntusche ausleihen, wenn du das nächste Mal vor hast dir die Augen auszuweinen.” Alexandra schluckte, als er mit dem Daumen die Reste des Mascara von ihrer Haut wischte. Er sah sie unschlüssig an, wirkte etwas verwirrt, und ließ seinen Arm schließlich sinken um ihr den Zutritt ins Bad zu gewähren. Alexandra trat nicht gleich ein, sondern wartete noch bis er aus dem Rahmen trat und in die Mitte des Zimmers ging. Alexandra atmete einmal tief ein und aus und schloss die Tür hinter sich. Missbilligend nahm sie zur Kenntnis, dass ihre Augenpartie in der Tat total schwarz und verschmiert von Wimperntusche war. Mit ein paar Blättern Toilettenpapier und warmen Leitungswasser war das gröbste Unheil beseitigt und sie machte sich daran in ihre Kleidung zu schlüpfen. Als sie sich anzog, dachte sie darüber nach, was sie da eigentlich getan hatte. Toll, dachte sie, als sie ihr Spiegelbild betrachtete, jetzt bin ich auch eine von Filzlöckchens vielen Betthäschen. Sie schluckte erneut. War schon erstaunlich wie rasant sich alles ändern konnte. Gestern noch unglücklich verliebt in Bill und heute mit Tom im Bett. Als sie zurück in das Zimmer trat, war Tom gerade dabei sich eines seiner XXL Hiphop T-Shirts überzuziehen. “Ich bin in meinem Zimmer,” sagte sie schnell, weil sie nicht glaubte, dass diese Situation etwas anderes werden konnte, als unangenehm “Wir sehn uns beim Essen.” Sie hörte keine Reaktion, doch als sie sich umdrehte, sah sie, dass er als Zustimmung seine Hand hob. Alexandras Weg führte sie zur Rezeption. Wenn sie sich an etwas plötzlich ganz genau erinnern konnte, dann daran, dass sie ihre Zimmerkarte nicht mehr gefunden hatte. Ein paar Minuten später war sie mit einer Ersatzschlüsselkarte wieder auf dem Weg nach oben. “Es ist um zwei und es gibt kein Frühstück mehr?” hörte sie Tom fragen, als sie kurz nach ihm in den Speisesaal trat. Ihre Augen durchforsteten den Raum und Heidis Blick traf den ihrigen. Die Finnin war bereits auf halbem Weg zu ihr, als Alexandra nach einem Teller griff und sich an dem warmen Mittagsbuffet anstellte. “Alles in Ordnung?” fragte ihre Freundin besorgt. Alexandra nickte wahrheitsgemäß und lächelte. “Ja.” Heidi schien es ihr abzukaufen, denn sie nickte zufrieden und ging zu ihrem Tisch zurück an dem auch Gustav und Andy saßen. In der Zwischenzeit hatte der ganze Raum, der voll mit Partygästen von gestern war, ihre Anwesenheit bemerkt und viele riefen ihr ein “Guten Morgen” zu. Alexandra nickte allen zu. “Wie gehts dir?” rief Bill, der an einem Platz am Fenster saß, ihr entgegen. Alexandra schmunzelte peinlich berührt und zeigte zur Bestätigung nur ihren gehobenen Daumen, da ihre gepeinigte Stimme eine so weite Distanz wahrscheinlich noch nicht überbrücken konnte. Seltsamerweise störte sie es im Moment überhaupt nicht, dass Linda Bill lachend mit seinem Nachtisch fütterte. Sich leicht über sich selbst wundernd, griff sie nach der Hähnchenkeule die Tom sich gerade nehmen wollte. Kurze Zeit sahen sie sich herausfordernd an. “Wir können teilen.” schlug Tom vor. “Okay.” stimmte sie zu, legte die Keule auf seinen Teller und nahm sich selber eine Portion Kartoffelbrei. Nachdem ihre Teller bis zum Rand gefüllt waren, setzten sie sich, mehr oder weniger freiwillig, an den Tisch neben Bill, dessen Eltern und Linda. “Wie gehts Anna-Lena eigentlich?” fragte Tom nach einer Weile des Stillschweigens. Alexandra wunderte sich, dass ausgerechnet er dieses Thema ansprach, aber vermutlich war er einfach nur schadenfroh, dass Anna-Lena jetzt in einem französischen Internat und somit ganz weit weg war. “Ganz gut.” antwortete Linda und kam nicht dazu weiter zu erzählen, da sie von Alexandra unterbrochen wurde. “Hey, hey, hey, immer langsam, du hast doch wohl nicht geglaubt, dass ich das vergesse?!” Sie hielt Tom davon ab genüsslich in “seine” Hähnchenkeule zu beißen. “Ach richtig,” sagte er heuchlerisch “da war ja was.” Alexandra nickte, griff nach der Keule, zog sie samt Tom, zu sich heran und biss genießerisch ein Stück ab. Tom legte den Kopf schief und tat das gleiche an der anderen Seite. Alexandra lachte, als sie sah wie Bratenfett sich um seinen Mund verteilt hatte. Immer noch kichernd wischte sie es mit einer Serviette weg. Gemeinsam legten sie die Keule beiseite. Tom wandte sich wieder seinem Teller zu und Alexandra beobachtete ihn eine Weile ohne, dass sie etwas anderes um sich herum wahrnahm. Es war seltsam, dieses Gefühl, aber irgendwie fühlte es sich richtig an, einfach nur richtig. Und so beugte sie sich zu ihm und küsste seine Wange. Toms Kopf wandte sich nach links und er sah sie mit seinen unergründlich Augen an. Alexandra blickte zurück, blinzelte nur kurz und gab ihm dann den ehrlichsten Kuss den sie je einem Menschen gegeben hatte. Er war nicht gespielt wie die die sie sich die letzten Wochen über gegeben hatten, nicht gestellt, weil sie irgendwen etwas vorspielen mussten. Er war einfach nur aufrichtig. Die Leute um sie herum nahmen kaum Notiz davon, weil sich für sie augenscheinlich nichts geändert hatte, doch in diesem Moment, änderte sich eine ganze Menge. ~ “Wir kommen zu spät, wenn du deinen Arsch nicht sofort da raus schwingst,” sagte Alexandra leicht säuerlich mit etwas gehobener Stimme und kam noch nicht ganz mit den künstlichen Eckzähnen in ihrem Mund zurecht “und du weißt, wie sehr ich es hasse zu spät zu kommen.” Sie überprüfte den Sitz ihrer Perücke, als sich die Badtür öffnete und ihr ein ausgewachsener Werwolf entgegen trat. “Fast so sehr wie Bill es hasst.” hörte sie Toms gedämpfte Stimme unter der Fellmaske hervor dringen. Alexandra unterließ es ein bestätigendes Nicken zu zeigen und zog Tom statt dessen an ihre Seite, damit sie sich zusammen in dem großen Spiegel direkt neben der Eingangstür des Zimmers betrachten konnten. “Ich seh kaum was.” erklärte Tom, blickte nach links und stieß mit seiner künstlichen Wolfsschnauze gegen Alexandras Kopf. “Hey, Vorsicht!” beschwerte sich diese und zog als Antwort zwei Softair-Waffen aus den Holstern an ihren Oberschenkeln um ihr gegenüber damit zu bedrohen “Ich bin schwer bewaffnet.” Nur ließ sich der Werwolf davon nicht abschrecken, sondern legte nur seinen flauschigen Kopf schief und meinte anzüglich: “Ich weiß!” Alexandra konnte Tom regelrecht grinsen hören. Sie verkniff sich ein Kommentar, steckte ihre Waffen wieder in die Holster und warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Ein blass geschminktes Gesicht mit weißen Kontaktlinsen und falschen Vampirzähnen blinzelte ihr entgegen. “Ich steh auf Latex.” flötete es neben ihr eine Anspielung auf ihren schwarzen Catsuite und eine Klaue suchte sich den Weg an ihren Hintern. Alexandra bläkte ihre Zähne und zischte nach Vampirmanier eine Warnung in Toms Richtung. Dieser lachte und Alexandra griff nach seiner Pfote. “Na los, gehen wir.” Da er in seinem Kostüm so hilflos war wie eine blinde Kuh, führte sie ihn den Gang entlang zum Aufzug und schob ihn mit sanfter Gewalt rückwärts hinein. Leise schloss sich die Tür hinter ihnen. “Weißt du noch was wir damals in dem Lift in Prag gemacht haben?” fragte der Werwolf und drückte sie gegen die hölzerne Verkleidung der Kabine. “Tom, das ist drei Tage her, natürlich weiß ich das noch.” “Schade, dass wir das nicht wiederholen können.” sagte er und klang enttäuscht. “Vielleicht später.” machte Alexandra ihm Hoffnung und trat in die Lobby des Hotels nachdem sich die Tür wieder mit einem “Bing” geöffnet hatte. Als erstes fiel ihr Saki in die Augen, da er als einziger der hier Anwesenden kein Kostüm trug, sondern die gleichen Security-Klamotten wie immer. Er lächelte ihnen zu und tippte einen Mann mit langem Ledermantel und Hut auf die Schulter. Dieser wandte sich um und Alexandra erkannte sofort die Figur welche das Kostüm darstellen sollte. “Alter, das is ja irre.” hörte sie auch schon den Werwolf neben sich mit Toms Stimme sprechen. “Van Helsing, oder?” fragte Alexandra und erntete Bills Nicken. “Ja, und du bist Silene aus Underworld, richtig?” “Selene,” korrigierte sie den kleinen Fehler “ja.” Es war das erste mal, dass sie sich in ihren Halloween-Kostümen sahen. “Und du...” betrachtete Bill nachdenklich seinen Bruder “...kommst aus ‘Friedhof der Kuscheltiere’?” “Ne,” unterbrach Georg, der als Frankenstein erschienen war, “aus ‘Es gab kein anderes Kostüm unter dass meine Dreadlocks passen’.” “Witzig.” brummte Tom. “SÜßES ODER SAURES!” schrie plötzlich jemand und sprang Alexandra von hinten an. Sie erschrak und ließ einen spitzen Schrei hören, als sie auch schon erkannte, dass es Gustav war. Na ja... man musste schon etwas genauer hinsehen, einen Zombie-Gustav sah man halt auch nicht alle Tage. “Lexa, geiles Kostüm!” hörte sie plötzlich Lindas Stimme aus dem Mund einer Frau deren Erscheinungsbild so gar nicht zu dem eigentlichen Bild passte, welches sie von Linda in Erinnerung hatte. “Wow, du aber auch!” sagte sie wahrheitsgemäß und starrte noch immer auf die Vampirjägerin die sich neben Van Helsing eingefunden hatte. Die war doch auch aus dem Film, aber wie hieß sie noch mal? “Okay, genug geschleimt,” unterbrach David und schob Alexandra Richtung Ausgang “wir sind schon spät dran.” Sie bemerkte, dass er Dracula war. Somit hielten sich Vampire und Vampirjäger also im Gleichgewicht. Wie zu erwarten belagerten einige Dutzend Fans den Vorbereich des Hotels und auch wenn sie Tokio Hotel nicht auf den ersten Blick erkannten, sorgte Sakis Auftreten alleine schon für eine Massenhysterie, denn wo er auftauchte, konnte der Rest nicht weit sein. Einigermaßen problemlos im Wagen angekommen, setzte Tom erst einmal seine Maske ab. “Ganz schön warm hier drunter.” ließ er Alexandra wissen und leckte über seine Lippen. Alexandra strich mit der Hand über seine Wange. “Du bist schon ganz rot.” “Muss an der heißen Gesellschaft liegen.” vermutete er und grinste sie an. “Charmeur.” sagte Alexandra und schenkte ihm einen Kuss. Der Wagen setzte sich in Bewegung und chauffierte sie nur wenige Kilometer weiter in die Innenstadt wo die diesjährige Halloweenparty eines großen Musiksenders stattfinden sollte. Die erste Herausforderung bestand darin sich möglichst schnell an den Massen von Fotografen und Interviewern vorbei zu mogeln um möglichst schnell feiern zu können. Doch schnell war relativ und nach einer guten halben Stunde hatte die kleine Gruppe rund um Tokio Hotel ihren Sitzplatz erreicht und saß an einem Tisch mit Stars wie Sarah Connor, Nena und Bushido. Zumindest sagten dies die kleinen Namensschildchen an jedem Platz. Aufgrund der Kostümwahl der Gäste, konnte man dies jedoch nicht immer mit Bestimmtheit sagen. Der Abend verging, man tanzte, quatschte und alberte mit den verschiedensten Leuten herum. Als Alexandra gerade von einer netten Unterhaltung mit dem einen Typen von Nevada Tan zu ihrem Platz zurück kehren wollte, kam ihr, als sie auf Höhe der gruselig geschmückten Theke, eine Idee. “Zwanzig doppelte Wodka, bitte.” bestellte sie bei einem Barkeeper-Gespenst und erntete deswegen skeptische Blicke, doch Alexandra lächelte nur und war sich dessen bewusst, dass dieses Lächeln aufgrund ihrer Kontaktlinsen eine mehr als gruselige Wirkung hatte, dies wurde ihr an diesem Abend zumindest nicht nur einmal gesagt. Der Barkeeper ging seinem Job nach und servierte ihr ohne nachzufragen die gewünschten Getränke auf einem Tablett. Dankend nahm sie es entgegen und balancierte es zu ihrem Tisch zurück, wo Tom gerade Witze mit Mark Terenzi austauschte, seine Maske lag bereits seit einigen Stunden unter dem Tisch. Alexandra setzte sich gegenüber ihres Freundes auf einen freien Stuhl, schnippte das Namensschild mit dem Namen ‘LaFee’ zur Seite und stellte das Tablett zwischen sich und Tom auf den Tisch. Das Gespräch zwischen Mark und Tom verstummte, sie kicherten noch zu Ende und sahen dann zwischen der abwartenden Alexandra und dem Tablett hin und her. Alexandra begann die zwanzig Gläser aufzuteilen und Toms Augenbraue ging immer mehr in die Höhe. “Schatz?” fragte er ungläubig, als Alexandra gerade die letzten Gläser positionierte. “Tu nicht so, als hättest du es vergessen,” meinte Alexandra nur und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen “wir haben da noch ne Wette offen.” Tom schien zu überlegen. Nach ein paar Sekunden erhellte sich seine Miene und er fing an wissend zu grinsen. “Vergiss es, du schaffst nicht mehr als ich.” “Wenn du den Mund da mal nicht zu voll nimmst, Filzlöckchen.” “Was geht denn hier ab?” stieß David plötzlich zu ihnen und brachte Georg im Schlepptau mit sich “Ihr wollt doch nicht-?” “Wir sind alle volljährig.” meinte Tom nur, hatte bereits, wie Alexandra auch, das erste Glas in der Hand und maß sich mit ihr im Blickduell. “Cheers!” prostete Alexandra ihm zu und stürzte die klare Flüssigkeit in ihren Rachen. Als sie nach dem nächsten griff, hatte Tom sein zweites bereits in der Hand und wartete bis sie ebenfalls so weit war. Zwei Sekunden später war auch der Inhalt der zweiten Runde in ihren Mägen verschwunden. Nach dem fünften Glas sammelten sich immer mehr Gäste um ihren Tisch, feuerten sie an oder schüttelten ungläubig die Köpfe. Nach dem siebten Glas spürte Alexandra einen leichten Würgereiz, doch sie schluckte den bitteren Geschmack nach unten, blinzelte ihr Blickfeld frei und griff nach Glas Nummer acht. Auch Tom schien es ähnlich zu gehen. Schweiß stand auf seiner Stirn, er trug heute nur sein Bandana, und er sah leicht flehend aus der Wäsche. Alexandra holte tief Luft und kippte sich Nummer acht hinter die Binde, kniff die Augen zusammen und wischte sich den brennenden Mund mit der Hand trocken. Hinter ihr jubelten die Anwesenden. Irgend jemand massierte Tom die Schulter und er hob leidend das Glas an seine Lippen, nippte kurz daran und stellte das Glas schließlich aufgebend und mit dem Kopf schüttelnd zurück auf die Tischplatte. Alexandra riss die Faust in die Höhe, streckte Tom die Zunge entgegen und schob den Stuhl zurück um aufstehen zu können. “Ich geh tanzen.” ließ sie die Zurückgebliebenen wissen, die sich langsam auch wieder auflösten. “Loser.” warf Georg Tom noch charmant an den Kopf bevor auch er Richtung Tanzfläche verschwand. Tom spielte entspannt an seinem Piercing. “Alles Absicht.” ließ er Mark wissen, der der Einzige war der sich noch in seiner Hörweite befand. Dieser nickte nur verstehend. Alexandra fand sich auf der Tanzfläche wieder und bewegte sich zu der Musik. Im vorbei tanzen lächelte ihr der eine oder andere zu, auch Linda war dabei und sie musste sich eingestehen, dass sie die Frau immer mehr mochte. Bereits nach dem ersten Song merkte sie, wie der Alkohol sich in ihr Blut geschlichen hatte und nach ihrem Bewusstsein griff. Als eine flauschige Pfote nach ihr griff und sie dicht an sich zog war ihr bereits zum kotzen zumute. Aber egal, das war es auf alle Fälle wert gewesen. “Alles klar?” fragte Tom, als sie sich nah beieinander zu einer langsameren Nummer im Takt bewegten “Du siehst leicht blass um die Nase aus.” Alexandra konnte nur leicht nicken. Das Schwindelgefühl wurde stärker. Noch bevor der Song zu Ende war, musste sie Tom von sich stoßen, eine Kehrtwendung machen und sich rennend ihren Weg zur Damentoilette frei kämpfen. Es war ihr egal, ob sie die Tür zum Hygienebereich aus den Angeln riss, alles was sie wollte war eine schöne Toilettenschüssel aus Keramik in der sie ihren Mageninhalt los werden konnte. Einer ihrer schon lange bestehenden Alpträume realisierte sich, als sie mit vor dem Mund gepresster Hand vor den Kabinen stand und alle besetzt waren. Ohne weiter darüber nachzudenken rannte sie wieder nach draußen, wandte sich nach links und nahm die nächste Tür in Angriff. Tränen standen ihr bereits in den Augen, als die Tür der Herrentoilette gegen die Wand flog und Alexandra, ohne einen Blick in die Runde zu verschwenden, in die erste Kabine stürzte, den Deckel nach oben riss und sich fast augenblicklich übergab. Ihr war so schlecht wie noch nie in ihrem Leben und erste Zweifel stahlen sich ihr in den Kopf. Zwischen zwei Kotzwellen zog sie sich die Perücke vom Kopf und warf sie unachtsam auf den gefliesten Boden. Sie erschrak kaum, als jemand von hinten an sie heran trat und ihr die Haare aus dem Gesicht hielt. Der Brechreiz brachte sie immer mehr zum würgen und als nach gefühlten Stunden, in denen sie sich wünschte lieber tot als lebendig zu sein, hörte es endlich auf und sie fühlte sich langsam wieder besser. Sie hörte ein raschelndes Geräusch und ein Tempotaschentuch wurde ihr unter die Nase gehalten. Sie nahm es dankend an, ließ sich auf die Beine helfen und zum Waschbecken führen. Ein paar Schlucke Leitungswasser genügten und sie fühlte sich bereits wieder wie ein Mensch. Erst jetzt realisierte sie, dass ihr Helfer David, der Gitarrist von Nevada Tan, war. “Gehts wieder?” fragte er besorgt und ein kleines Lächeln huschte über Alexandras Gesicht. “Ja, danke.” “Komm, ich bring dich an deinen Platz.” sagte David und stützte Alexandra, als sie Richtung Tür gingen. “Hey,” hämmerte plötzlich eine Stimme durch den sterilen Raum “Flossen weg von meinem Mädchen!” Alexandra spürte einen Ruck und brauchte eine Sekunde um den heranstürmenden Tom zu erkennen und zu realisieren, dass er David unsanft gepackt hatte und gegen die Wand drückte. “Tom!” war das einzige was Alexandra dazu einfiel und sie versuchte seine Hände von Davids T-Shirt zu lösen. “Bleib mal ganz locker!” versuchte sich dieser zu befreien und machte einen etwas überrumpelten Eindruck. “Ich hab dich beobachtet. Wenn du Lexa noch einmal anmachst, dann vergess ich mich, is das klar?” funkelte Tom ihn böse an und begann sogar leicht ihn zu schütteln. “Er hat mich nicht angemacht,” versuchte Alexandra weiter Tom zu beruhigen “er hat mir nur beim Kotzen die Haare aus dem Gesicht gehalten!” Es gelang ihr Toms Finger zu lösen. Sie nahm seine Hände in ihre und versuchte ihn aus der Toilette zu ziehen. “Ich hab ein Auge auf dich.” ließ Tom David noch ein letztes Mal wissen und legte einen Arm um Alexandras Schulter. Seine Stimme wurde weicher, als er sich nach ihrem Befinden erkundigte und sie langsam zurück zur Party gingen. Alexandra wagte einen Blick über ihre Schulter und warf David einen entschuldigenden Blick zu. Er strich sich gerade sein T-Shirt glatt und hatte nur noch ein verstörtes Nicken übrig. Alexandra wunderte sich, dass es plötzlich verhältnismäßig still im Raum geworden war, doch als ihr ein lautes Geburtstagsständchen entgegenbrandete, als sie um die Ecke bogen und sie sah, dass es kurz nach zwölf war, wurde ihr so einiges klar. Das restliche Übelkeitsgefühl verschwand fast schlagartig, als sie Herrn Jost erkannte der eine große Torte mit zwanzig Kerzen zu ihr trug. “Du glaubst doch nicht, dass wir deinen Geburtstag vergessen haben?” sagte er und ließ die perplexe Alexandra die Kerzen auspusten. Sie fragte sich, wann sie ihr Geburtsdatum eigentlich preisgegeben hatte und kam zu dem Schluss, dass sie dies gar nicht getan hatte. Es musste also einen Verräter gegeben haben. Die nächsten zehn Minuten verbrachte sie damit sich von allen Anwesenden umarmen und beglückwünschen zu lassen. Die größte Überraschung war jedoch ein Gorilla der sich als Überraschungsgast Andy herausstellte. Nachdem der größte Ansturm vorüber war und Alexandra von Bill und den Rest der Jungs in eine stille Ecke geführt wurde, überreichten sie ihr ein Geschenk. Gespannt beobachteten sie ihre Reaktion nachdem sie das erste der zwei Pakete geöffnet hatte und das große Fotoalbum voller persönlicher Bilder durchblätterte. Alexandra lachte und verdrückte auch die eine oder andere Träne. Dieses Album war gefüllt mit den Erinnerungen der letzten Monate, es war einfach etwas ganz besonderes. Das zweite Geschenk bestand aus einer eingerahmten Urkunde, die Alexandra zweimal durchlesen musste um zu verstehen, dass es ab jetzt einen Stern gab der ihren Namen trug. Sie war zu gerührt um große Worte des Dankes an alle richten zu können, statt dessen umarmte sie jeden einzelnen der etwas dazu beigetragen hatte ganz lange. Ihr vibrierendes Handy ließ sie erschrecken und sie beeilte sich das Gespräch anzunehmen. Gustav hatte ihr erzählt, dass Heidi anrufen wollte. “Ja?” meldete sie sich und freute sich, gleich die Stimme ihrer Freundin zu hören. “Alexandra, hier ist Mama.” Alexandras Lächeln verschwand. “Oh, äh, hallo.” “Wir wollten dir ganz herzlich zum Geburtstag gratulieren.” sagte ihre Mutter und meinte damit sich selbst und Alexandras Vater “Wir werden dir etwas Geld überweisen, dann kannst du dir was schönes kaufen.” “Ja, danke.” sagte Alexandra nur und wollte, dass das Gespräch so schnell wie möglich endete. “Wir wollten dir auch sagen, dass wir über Weihnachten nach Australien fliegen.” fuhr ihre Mutter fort. “Schon wieder?” platzte es aus Alexandra heraus und Tom sah sie alarmiert an “Da wart ihr doch letztes Jahr erst.” “Du weißt doch, wie sehr wir die Kälte und den Schnee hassen. Dir wird schon nicht langweilig werden. Wir sehen uns nächstes Jahr. Liebe Grüße auch an deine Kollegen. Machs gut.” Statisches Rauschen war alles was Alexandra nach dieser lieblosen Verabschiedung noch hörte. Sie ließ den Arm der ihr Telefon hielt sinken und spürte wie sie jemand vorsichtig am Arm berührte. Sie blinzelte aufkommende Tränen weg und lächelte gespielt. “Lasst uns feiern.” sagte sie und schleppte Tom auf die Tanzfläche. ~ Ende des 20. Kapitels ~ Ich hoffe, dass ich für Kapitel 21 nicht ganz so lange brauche. Habt keine Angst, ´Beichte´ wird auf alle Fälle beendet!!!!!!!!!! Da wir uns ja ganz langsam auch in Richtung Ende bewegen, wollte ich euch mal fragen, was ihr denn eigentlich für ein Ende bevorzugen würdet. Ein Happy End? Ein Sad End? Ein Open End? Würdet ihr eine Fortsetzung lesen? Und um was soll es in dieser Fortsetzung eigentlich gehen? Fragen über Fragen... ich bin auf eure Vorschläge und Anregungen gespannt. Ihr würdet mir damit auch sehr helfen. Man schreibt sich! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)