Samurai von moonlight_005 ([NejiTen] Teil 1 der Samurai-Trilogie) ================================================================================ ~ Kapitel 3: Reunion ~ ---------------------- ~ Kapitel 3: Reunion ~ Die Soldaten hatten Neji und Hinata ins Innere der Stadt gebracht. Die prächtigen Gebäude symbolisierten die Macht des Herrschers. Nur langsam kamen sie voran. Seine Verletzung hielt sie auf, doch Dosu nahm keinerlei Rücksicht auf ihn. Seine einzige Reaktion war der Befehl, dass die beiden Soldaten ihn hinter mitschleifen sollten. Nun zerrten sie ihn jetzt hinter sich herzerrten. An seinen Oberarmen gepackt, stolperte er den Weg entlang. Seine Verletzung war wieder aufgerissen und blutete stark. Die Flüssigkeit lief an seinem Bein hinab, tropfte auf die Erde. Neji konzentrierte sich darauf nicht mit dem Bein einzuknicken. Die Eskorte war jetzt an dem mächtigen Anwesen des Fürsten angelangt. Die Gebäude waren aus Marmor gebaut. Der majestätische Stein verlieh dem Betrachter den Eindruck klein und unbedeutend zu sein. Die Dächer waren in höchster Baukunst gestaltet. Sie waren mit gelben Dachpfannen bedeckt. Die Wände waren mit den verschiedensten Ornamenten versehen. Rund um das Anwesen breitete sich eine Parkanlage aus. Kristallene Teiche mit Seerosen bedeckt, japanische Brücken, die darüber führten, knorrige alte Bäume. Vereinzelt konnte Neji kunstvolle Statuen erkennen. Das Bild, das sich ihm bot, glich einem Paradies. Von weit entfernt hörte er Musik. Er lauschte. Die Klänge gaben ihm ein Gefühl von Freiheit, auch wenn er sich sicher war in diesem Moment ein Gefangener zu sein. Vielleicht war es das letzte Mal, dass er so etwas hörte. Sein Schicksal war ungewiss. Auf einmal fühlte Neji sich unangenehm. Als würde er beobachtet. Er richtete sich unter großer Kraftanstrengung auf. Der Schwarzhaarige sah in die Augen einer jungen Frau. Sie war schön wie die Nacht und wirkte ebenso geheimnisvoll. Sie trug ein langes Kleid. Es war in Gelbtönen gehalten. Aufwendige Stickereien verzierten die langen Ärmel, die bis auf den Boden reichten. Das Kleid war auf ihre Figur zugeschnitten und umspielte sanft ihre Beine. Der Junge war sich im Klaren darüber, dass dieses Kleid vermutlich mehr wert war als alles, was er je besessen hatte. Sein Blick wanderte über ihren Körper. Ihr Haar hatte sie in zwei eleganten Knoten hochgesteckt. Zwei einzelne Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Ihm war, als ob ein Feuer in ihm erwacht war. Die Flammen loderten in seiner Brust empor. So etwas hatte er noch nie gefühlt. Etwas völlig Neues brach in ihm los. Neji hatte Angst; er wusste nicht, was das bedeutete. Wie konnte ein einziger Blick so etwas auslösen? Dann bemerkte er den erschrockenen Ausdruck in ihren Augen. Etwas kam ihm daran schrecklich bekannt vor. Neji hatte einen unheimlichen Verdacht. War sie es? Die Einzige, die an ihn geglaubt hatte? Diejenige, der er einst ein Versprechen gegeben hatte? Das Licht aus dem Inneren des Gebäudes blendete ihn. Etwas funkelte im Licht. Um ihren Hals hing ein schwarzer Anhänger. Das war Yin. Es gab keinen Zweifel. Er hatte die Tochter des Fürsten vor sich. Ihre Kette hatte seinen Verdacht bestätigt. Mehr noch, sie zeigte ihm, dass sie seine Versprechen keineswegs vergessen hatte. Langsam kam sie auf die kleine Gruppe zu. Ihre Bewegungen waren geschmeidig und strahlten doch eine ungeheure Eleganz aus. Die Soldaten knieten nieder und rissen ihn gleichzeitig auf den Boden. Seine Haare hatten sich gelöst und verbargen sein Gesicht. Dosu verbeugte sich tief. „Tenten–Hime, was verschafft mir die Ehre? Müsstet Ihr nicht beim Fest sein?“ „Ich danke Ihnen vielmals General, ich wollte nur mal kurz an die frische Luft gehen. Was ist das hier für ein Aufmarsch?“ „Diese beiden sind Verbrecher“, er deutete auf Neji und Hinata. „Er hat uns grundlos angegriffen, viele meiner Männer sind verletzt und auch mir hat er schwer zugesetzt, nun sollen beide ihre gerechte Strafe erhalten. Ich möchte mit Eurem Vater sprechen.“ Der Junge bemerkte, dass sie ihn nicht beachtete. Hatte sie ihn nicht erkannt? Oder hielt sie es für unschicklich ihn anzusehen? Er konnte nicht glauben, dass sie sich so verändert hatte. Was war aus dem kleinen Mädchen geworden, das ihm einst seine Freundschaft angeboten hatte? „Es tut mir leid Dosu-Sama, mein Vater ist im Moment unabkömmlich. Er ist mitten in den Festlichkeiten.“ „Dann werde ich ihn später davon in Kenntnis setzen. Morgen früh beginnen wir mit der Verhandlung, die beiden sollen am eigenen Leib erfahren, was Rebellion bedeutet.“ „Ich werde meinen Vater davon unterrichten, gute Nacht.“ „Gute Nacht Prinzessin. Bringt sie weg!!!“, befahl er dann. Mit diesen Worten, setzte sich die kleine Gruppe in Bewegung. Dieser widerliche Typ. Sie wollte gar nicht wissen, wie er die beiden schon zugerichtet hatte. Tenten warf noch einen letzten Blick zurück. Die Gefangenen wurden in Richtung Kerker gebracht. Sie verschwanden in der Dunkelheit. Eins war ihr klar und an dieser Stelle bildete sich ein grimmiges Lächeln auf ihrem Gesicht: Neji würde sie nicht im Stich lassen. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Die Prinzessin war mittlerweile wieder im Palast angekommen. Die Feierlichkeiten waren beendet. Einige Diener räumten hastig die Überbleibsel des Festes auf. Der Saal hatte immer absolut perfekt auszusehen. Was für eine Verschwendung. Man hätte stattdessen doch mal etwas Sinnvolles für das Volk tun können. Der Fürst war weit und breit nicht zu sehen. Verflucht! Sie musste unbedingt vor Dosu mit ihm reden. Sie hatte gesehen wie der General Bürger hinrichten ließ, wenn sie ihm auch nur einen hasserfüllten Blick geschenkt hatten. Vielleicht war er schon im Schlafzimmer. Tenten drehte sich um, raffte ihr Kleid hoch und lief die langen Gänge entlang. Der Palast war ein Irrgarten, aber in all den Jahren hatte sie seine Geheimnisse ergründet. Sie kannte jeden Winkel. Er war immer ihr Zuhause gewesen – und ihr Gefängnis. Die kunstvollen Wandmalereien beachtete sie nicht. Ihre Schönheit ließ sie kalt. Dann stoppte sie abrupt. Gemächlichen Schrittes kam der oberste Berater ihres Vaters den Gang entlang. Orochimaru war schon immer gerissen gewesen und so für ihren Vater unabkömmlich geworden. Bei wichtigen Entscheidungen griff der Fürst stets auf seinen Rat zurück „Guten Abend Prinzessin, was macht Ihr zu so später Stunde in den Gängen? Das Fest ist doch schon längst vorbei.“ „Oh, das hat seine Gründe Orochimaru-Sama. Ich suche meinen Vater, wissen Sie vielleicht, wo er sein könnte?“ „Um was geht es denn?“ „Nichts von Bedeutung - der General hat nur wieder ein paar Leute gefangen genommen, angeblich haben sie ihn angegriffen, aber Sie kennen ihn ja, ein falscher Blick...“ Ihre Stimme hatte sie perfekt unter Kontrolle, doch innerlich wütete ein Kampf in ihr. Sie vertrödelte ihre Zeit. Hoffentlich hatte Orochimaru nicht das Zittern ihrer Stimme bemerkt. Sie vertraute ihm nicht, er war zu schlau, zu gerissen, als dass man seine wahren Absichten hätte erkennen können. „Da habt ihr Recht, Euer Vater ist in der Bibliothek, beeilt Euch, wenn Ihr noch mit ihm sprechen wollt.“ „Vielen Dank, Orochimaru-Sama.“ Sie verneigte sich leicht. Dann hob sie ihr Kleid hoch und verschwand in Richtung Bibliothek. Orochimaru sah ihr nach. Rührend wie sie sich um einen einfachen Dieb bemühte. Er hatte sie beobachtet und er hatte ihren Blick gesehen. Dosu hatte ihm bereits von der Kette erzählt. Im Gegenzug hatte er, der Meister des Generals, ihn ermahnt, kein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren. Wie kam der Junge bloß an das Gegenstück, das die Prinzessin trug? Ein Geschenk hatte er gesagt. Eine Verbindung zu Tenten bestand, da war er sich sicher. Allerdings war diese gleichzeitig eine Schwäche. Warum sonst sollte sie sich solche Mühe geben einen dahergelaufenen Dieb vor einer Hinrichtung zu retten? Den Jungen hatte er gleich erkannt. Die Ähnlichkeit war verblüffend, kein Wunder, dass er den Soldaten so viele Schwierigkeiten bereitet hatte. Aber auch sein Vater hatte schließlich aufgeben müssen. Er lächelte. Noch durfte der Gefangene nicht verurteilt werden. Ein teuflisches Lächeln stahl sich auf seine Züge. Die Prinzessin war nicht die Einzige, die mit dem Fürsten reden würde. „Du bist nur eine Schachfigur, Hyuga Neji, du wirst deinen Zweck erfüllen. Nur ein weiteres Hindernis auf dem Weg.“ Lachend verschwand er in der Dunkelheit. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ „Vater?!“ „Ja, mein Kind?“, kam es aus der Leseecke. „Ich muss mit dir reden.“ „Setz dich, Tenten.“ Er wies auf einen bequem wirkenden Sessel. Tenten ließ sich auf dem weichen Möbelstück nieder. Ihre Anspannung aber blieb. Sie saß auf der Kante und ihr Rücken war durchgestreckt. Sie hatte Neji erkannt, als sie seine Augen gesehen hatte. Sie würde nicht ihren einzigen echten Freund dem Tod überlassen. Es war lange her, seitdem er ihr das Versprechen gegeben hatte. All die Jahre über war er nie gekommen. Was also hatte sie erwartet? Aber ein Teil von ihr - und sie wusste, dass dieser Teil nie wirklich verlöschen würde -, hatte immer auf ihn gewartet. Sie sehnte sich nach jemandem, dem sie vertrauen konnte, dem sie ihre Geheimnisse erzählen konnte. „Also, worüber wolltest du mit mir reden?“ Tenten schluckte. Wenn sie ihn jetzt nicht überzeugen konnte... „Vater, hör zu, ich bin eben Dosu-Sama begegnet“, sie machte eine Pause. „Er hatte Gefangene dabei.“ „Schon wieder? Ich habe ihm doch gesagt, er soll nicht mehr so viele wegen Kleinigkeiten bestrafen.“ „Angeblich haben sie ihn angegriffen.“ Ihre Stimme zitterte. „Nun das ist etwas anderes. Sie werden nicht um eine Strafe herumkommen. Dosu ist mir direkt unterstellt, er hat mit meiner Autorität gehandelt - ich würde mein Gesicht verlieren, wenn ich einfach meine Befehle zurückziehe. Orochimaru hat mir geraten stets unerschütterlich zu sein, nur so wird das Volk mich respektieren.“ In der jungen Fürstentochter breitete sich Wut aus, ihre Hände waren zu Fäusten geballt. „Menschenleben sind mehr wert, als dein Gesicht. Versteh doch, er wird sie hinrichten lassen. Sie sind dein Volk! Was denkst du, was die Leute davon halten, wenn du es zulässt, dass Unschuldige getötet werden?“ Sie war jetzt wirklich wütend und zugleich hatte sie Angst. Furchtbare Angst. „Lass nicht zu, dass er sie hinrichten lässt, bitte.“ Der Fürst erwiderte nichts. Gedankenverloren strich er über seinen Bart. „Was also soll ich deiner Meinung nach tun?“ „Sie werden eine andere Strafe bekommen, aber lass sie nicht sterben.“ Es klang verzweifelter, als sie eigentlich wollte. „Ich sehe, du hast dir Gedanken gemacht, aber warum bemühst du dich so um sie?“ Tenten hielt inne; sie wusste, dass ihr Vater nicht über das Mädchen sprach. Sie war in eine Sackgasse geraten. Wohl durchdacht. Ihr Vater hatte seine Gerissenheit trotz seines Alters nie abgelegt. Ja, warum wollte sie das eigentlich? Weil er ihr ein Versprechen gegeben hatte? Weil sie immer noch an ihn geglaubt hatte, weil er sich nie blicken gelassen hatte? Ihn acht Jahre nicht mehr gesehen hatte? Sie sollte eigentlich wütend auf ihn sein, war es aber nicht. Zu lange hatte sie gewartet. Auf einen wirklichen Freund. Schließlich durchbrach sie die Stille. „Ich habe seine Augen gesehen.“ Ja, das war der Grund gewesen; sie hatte sich gefürchtet, seine Augen hatten etwas Verzweifeltes gehabt. Und das Mädchen. Sie war am Ende. „Was also schlägst du stattdessen vor?“ „Es gibt einen Weg“, sagte sie langsam, „es ist nicht mehr als ein Kompromiss, aber du wirst davon profitieren und niemand wird diese Entscheidung hinterfragen.“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Die Dunkelheit umhüllte sie wie ein schützender Mantel. Ihre Silhouette zeichnete sich nur schwach in der Finsternis ab. Über das Kleid hatte sie einen dunklen Umhang gezogen. Tenten wusste wo sie hinwollte. Der Kies knirschte unter ihren Füßen. Sie lugte um die Ecke, aber der Weg lag wie ausgestorben vor ihr. Ein Glück. Wenn sie jetzt noch ein paar Wachen erklären sollte, warum sie um Mitternacht in der Gegend herumlief... Es war sowieso schon schwer genug gewesen sich davon zu stehlen. Leise ging sie in Richtung Kerker. Der Eingang wirkte bedrohlich in der Nacht. Tenten sah sich ein letztes Mal um, dann verschwand sie in dem leeren Gang. Fackeln beleuchteten die Verliese. Die meisten Gefangenen schliefen. Ihr Schlaf war für die meisten die einzige Zeit, in der sie sich nicht mit ihren Sorgen auseinander setzen mussten. Die metallenen Gitterstäbe wurden von dem Mond angestrahlt, der schwach durch die Kerkerfenster schien. Tenten zog ihre Kapuze tief ins Gesicht. Die Zellen wurden zunehmend unbehaglicher. Es war irgendwie klar, dass Dosu den beiden größtmögliche Qualen zufügen wollte. Der Gang wurde merklich verwinkelter, er zweigte immer häufiger ab. Tentens Herzschlag beschleunigte sich. Die Stille gab ihr das Gefühl, dass hinter jeder Ecke Gefahren lauern könnten. Lautlos ging sie an den Gittern entlang, dann blieb sie regungslos stehen. Sie hatte ihn gefunden. Er sah aus, als würde er schlafen. Vermutlich war es besser, als die ganze Zeit den Schmerz zu spüren. Die langen Haare hingen ihm ins Gesicht. An einer Stelle waren sie mit Blut verklebt. Seine Hände waren mit schweren Eisenketten gefesselt. Diese waren in der Wand eingelassen, an der sein Körper lehnte. Ein Rinnsal Blut war auf seiner Wange getrocknet, er rührte von einem langen Schnitt her. Sein leinenfarbenes Hemd war verdreckt, die ersten Knöpfe waren geöffnet. Sie konnte seinen Anhänger sehen, er trug ihn immer noch um den Hals. Ein Zeichen, dass auch er nicht vergessen hatte. Die Hose des Schwarzhaarigen hatte sich rot verfärbt und fast alles Blut aufgenommen. Trotzdem hatte sich unter ihm auf dem Boden ein hässlicher Fleck gebildet. Doch in den Schatten fiel er nicht weiter auf. Durch das kleine Kerkerfenster fiel das Licht des Mondes in die kleine Zelle. Sanft hüllte es den Jungen in schummriges Licht. Seine Züge waren markanter geworden, er war nicht mehr der kleine Dieb, den sie in Erinnerung hatte. Tenten konnte die feinen Muskeln erkennen, die sich an seinen Armen abzeichneten. Die junge Frau errötete. Sie hatte noch nie einem Mann beim Schlafen zugesehen. Tenten hätte ewig hier stehen können. „Verdammt, reiß dich zusammen, du bist nicht hier um ihn anzuhimmeln, sondern um ihm zu helfen“, ermahnte sie sich. Dann spannte sie ihren Körper an. Sie musste ihn wach kriegen. „Hey“, fing sie an. Er reagierte nicht und schlummerte friedlich vor sich hin. “Neji, wach auf!!!“ Ihre Stimme wurde lauter. Der Junge zuckte nicht mal mit der Wimper. „Verdammt noch mal, wach auf!!!“ Entsetzt über ihre plötzliche Lautstärke, hielt sie sich die Hand vor dem Mund. Als hätte er ihre Präsenz gespürt, öffnete er plötzlich die Augen, blinzelte. Wollte dieser Dosu ihn jetzt mitten in der Nacht foltern? Zuzutrauen wäre es ihm jedenfalls. Dann nahm er eine Gestalt vor seiner Zelle wahr. Die Kapuze verdeckte ihr Gesicht. „Was willst du?“, fuhr er sie an. „Sei leise“, zischte sie. „Willst du die Wachen hier her locken?“ Dann schob sie ihre Kapuze zurück. Er starrte sie an. Was machte die Prinzessin mitten in der Nacht in den Kerkern? „Tenten?! Du bist doch Tenten, oder?! Das Mädchen von vor acht Jahren“, fragte er langsam. „Ja, aber bitte stell mir jetzt keine Fragen, wir haben nur wenig Zeit!“ „Neji“, sie wartete ab. Also hatte sie ihn doch erkannt und nur zu ihrer beiden Sicherheit geschwiegen und ihn mit Nichtbeachtung gestraft. Als er zur Bestätigung nickte, fuhr sie fort: „Du weißt, dass Dosu dich nicht mag, er wird dich und das Mädchen töten wollen.“ „Meine Cousine ist unschuldig! Diese Soldaten haben sie mitgenommen, weil wir die Steuern nicht bezahlen konnten.“ „Neji, hör mir zu. Das ist ihm egal. Du siehst doch wie er dich zugerichtet hat.“ Sie war jetzt dicht an das Gitter herangetreten. „Ich habe mit meinem Vater gesprochen: Er ist an das Handeln des General gebunden. Dosu hat in seinem Befehl gehandelt, er kann seine Entscheidungen nicht mehr zurück nehmen - das würde in einer Katastrophe enden, wenn das Volk das erfährt. Es gibt jede Woche Aufstände.“ „Was?!“ Neji biss sich auf die Lippe. Das war nicht gut. Sie würden ihn und Hinata töten. „Neji?“ Er blickte auf. „Wo ist deine Cousine?“ „Ich weiß es nicht, sie haben uns getrennt, als wir hier angekommen sind.“ Er schaute zur Seite. „Kann sie irgendwas Besonderes? Eine Gabe? Eine Arbeit, die sie gerne macht?“ „Warum fragst du mich das?“ „Ich habe vielleicht einen Ausweg gefunden.“ Er schwieg. „Einen Ausweg?“ „Ja, es hat auch mit dir zu tun, aber ich muss wissen, was sie gut kann.“ „Sie kann gut nähen. Ihre Handarbeiten übertreffen sogar die der Schneider, die ich kannte.“ Tenten gab keine Antwort, sie dachte angestrengt nach. Dann nickte sie wie um sich selbst zu bestätigen. „Das könnte gehen“, sagte sie langsam. „Was hast du vor?“ „Ich kenne die einzige Möglichkeit euren Tod zu verhindern. Morgen werden sie euch verhören, aber ich habe mit meinem Vater eine Abmachung. Er wird sie erfüllen, nach dem er sich von deinem Können überzeugt hat... deshalb bin ich her gekommen, ich wollte, das du weißt was auf dich zu kommt.“ Neji antwortete nicht. „Was meinst du mit ‚meinem Können?’“ Sie schaute ihn eindringlich an. „Die Streitkräfte meines Vaters sind geschwächt, die Rebellen haben große Teile seines Heers ausgelöscht. Die Soldaten meines Vaters sind ihnen zwar zahlenmäßig überlegen, aber es gibt nicht mehr viele Strategen und gute Kämpfer unter ihnen.“ „Du meinst...“, begann er. „Ja“, sagte sie, „dein Traum wird sich erfüllen.“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Die Zellentür öffnete sich quietschend. Neji schreckte aus dem Schlaf. Vor ihm war ein Trupp Soldaten. Breit lächelnd stand Dosu vor ihm. „Zeit sich seinem Urteil zu stellen.“ Der Schwarzhaarige funkelte ihn an. „Wo ist Hinata?“ „Oh, deine kleine Cousine vergessen wir schon nicht. Macht ihn los, aber löst seine Fesseln nicht“, fuhr er einen seiner Untergebenen an. Einer der Soldaten trat an Neji heran und löste die Kette von seinen Handschellen. Diese hatten bereits rote Striemen auf seiner Haut hinterlassen. Der Schwarzhaarige richtete sich auf. Er versteifte sich. Die Haltung, in der er die Nacht verbracht hatte, war wirklich nicht besonders gemütlich gewesen. Vorsichtig verlagerte er sein Gewicht auf das unverletzte Bein. „Komm schon, schlaf nicht ein.“ Abrupt hatten die Soldaten ihn zur Tür gezerrt. Er keuchte vor Schmerzen auf. Dosu sah ihm belustigt zu. “Los jetzt.“ Mit diesen Worten machten sie sich auf den Weg aus dem Kerker. Neji blickte sich nicht um. Erst als sie draußen waren, musterte er seine Umgebung. Die warmen Sonnenstrahlen waren eine Wohltat nach den dunklen Stunden in diesem Verlies. Zügigen Schrittes gingen sie auf das Hauptgebäude zu. Das Dach schien jetzt wie pures Gold zu glänzen. Die Gebäude wirkten noch imposanter als gestern Abend. Der Fürst schien seine Macht überall demonstrieren zu wollen. Am Eingang eines großen Saales sah er Hinata. Sie war flankiert von zwei bullig wirkenden Männern, die die Rüstung des Fürsten trugen. Seine Cousine wirkte verängstigt. Er konnte die Angst in ihren Augen sehen. Sie wussten nichts von Tentens Plan. Als er ihrem Blick begegnete sah er den gehetzten Ausdruck. Sie musste sich wie ein in die Enge getriebenes Tier fühlen. Dosu machte seinen Überlegungen schließlich ein Ende. Er klopfte an die schwere Eichentür und trat einen Schritt zurück. Die Tür öffnete sich von innen. Die Flügeltüren schwangen auf und offenbarten anscheinend so etwas wie einen Sitzungssaal. Am Ende des Raumes saß Mao-Chéng auf einem bequem wirkenden Stuhl. Selbst in diesem im Vergleich zum ganzen Palast klein wirkenden Raum, konnte man den Reichtum des Fürsten bewundern. Nicht ein Detail trat aus der Menge, alles war perfekt aufeinander abgestimmt. An seiner Rechten saß Tenten. Hinter ihm stand ein Mann in einer weiten Robe. Seine langen schwarzen Haare fielen ihm schwer den Rücken herab. Die bernsteinfarbenen Augen schauten ihn so eindringlich an, dass er den Blick senkte. Er hatte etwas Schlangenhaftes an sich. Die Soldaten setzten sich in Bewegung und schritten durch den Saal, an dessen Seiten weitere Wachen postiert waren. Als sie kurz vor dem Fürsten standen, gesellten sich ein paar der Soldaten zu den übrigen Wachen an der Wand. Die Restlichen knieten nieder. Mit einer blitzschnellen Bewegung drückte der General seinen Kopf auf den Boden. Das war entwürdigend. Er kroch vor demjenigen, der für all das Leid was ihm widerfahren verantwortlich war, auf dem Boden. Wenn es ein Problem gegeben hatte, war er ihm stets aufrecht entgegen getreten und hatte seinen Mann gestanden. Jetzt aber war es anders. Er musste sich seinem Feind unterwerfen, um überhaupt eine Chance zu haben, dies hier lebend zu überstehen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er die Leute. Die Prinzessin wirkte angespannt. Wie sie es abgemacht hatten, beachtete sie ihn nicht. Wieder so eine Maßnahme. Niemand durfte wissen, dass sie sich kannten, sonst würde er am Ende noch wegen Belästigung der Fürstentochter hingerichtet werden. Neji ließ seinen Blick weiter über die Menge schweifen. Am Rande konnte er einen hoch gewachsenen Mann mit silbernen Haaren erkennen. Diese waren leicht zerzaust und verliehen ihm einen verwegenen Ausdruck. Allerdings umgab ihn trotzdem eine Aura von eiserner Disziplin und größter Aufmerksamkeit. An den Seiten standen einige Untertanen und Dienstboten. Alle tuschelten, der Raum war erfüllt von den leisen Stimmen der Untertanen. Der Junge war sich ihrer Blicke, die auf ihm ruhten, durchaus bewusst. Urplötzlich erstarb das Stimmengewirr. Die Blicke waren nach vorn gerichtet. Mao-Chéng hatte sich erhoben. Neji hob leicht den Kopf, er sah seinem Richter direkt in die Augen. Nur sein Wohlwollen konnte ihn und Hinata vor dem Tod bewahren. Der hagere Mann trug ein purpurnes Gewand. Trotz seiner fast schon offensichtlichen Gebrechlichkeit, strahlte er eine ungeheure Macht aus. Ihm war durchaus klar, dass sich niemand in diesem Raum mit ihm anlegen wollte. „Ihr wisst, warum wir hier sind“, ertönte dann seine kräftige Stimme. „Dosu-San, welcher Vergehen haben sich diese beiden schuldig gemacht?“ Dosu verbeugte sich und deutete dabei übertriebene Höflichkeit an. Der Fürst aber schien diese nicht zu bemerken, oder hielt sie für normal. „Natürlich, Eure Majestät“, er nickte ihm kurz zu. „Schildern Sie mir die Ereignisse.“ „Ich war in Eurem Befehl in Richtung Ame unterwegs, wir sollten die Steuern der Bürger aus Ame-Gakure einnehmen. Wir haben zuerst die Häuser besucht, dann sind wir zum Marktplatz gekommen. Die Bürger waren äußerst dreist; viele weigerten sich die Steuern zu zahlen, obwohl sie doch dem Wohl aller dienen. Eine bodenlose Unverschämtheit, wenn Ihr mich fragt.“ Der Fürst hörte ihm schweigend zu. „Sie haben wir dort auch aufgesammelt, wollte sich gerade aus dem Staub machen. Dreistes Stück“, fügte er hinzu. Hinata zuckte zusammen. „Aber wir haben sie nichts desto trotz erwischt, meine Soldaten sind sehr aufmerksam, müsst Ihr wissen. Nachdem wir sie festgenommen haben, sind wir aufgebrochen.“ Der Fürst nickte ihm zu. Neji sah wie Tenten Hinata musterte. Sie wirkte neugierig. Den genauen ‚Tathergang’ kannte sie ja nicht. „Wir sind danach einfach ein paar Tage weitergereist, es war ja nichts Ungewöhnliches passiert. Aber dann eines Nachts wurden wir plötzlich angegriffen. Zuerst haben wir ein riesiges Vieh gesehen, wahrscheinlich ein Wolfshund. Die meisten meiner Leute waren kurz aus der Fassung geraten und einige andere Gefangene, die wir dabei hatten, sind geflohen.“ Er warf Neji einen vernichtenden Blick zu. „Dann haben plötzlich unsere Zelte gebrannt, viele Männer haben Verbrennungen. Wir haben ungefähr zu diesem Zeitpunkt realisiert, dass die meisten Gefangenen geflohen waren und als ich zu dem Wagen sah, auf dem wir sie untergebracht haben, habe ich gesehen, wie das Mädchen fliehen wollte. Allerdings nicht allein. Der da und sein Freund haben ihr zur Flucht verholfen. Das konnte ich nicht zulassen, mein Herr, also hab ich mich ihnen entgegengestellt. Ich habe ihnen die Möglichkeit gegeben freiwillig aufzugeben. Aber man kennt ja diese Sturheit. Er wollte partout nicht verhandeln, also musste ich ihn dazu zwingen. Es hätte ihm von vorn herein klar sein müssen, dass er keine Chance hat. Sein Freund konnte allerdings entkommen.“ „Was also wird ihnen vorgeworfen?“, fragte der Fürst. Schadenfroh fuhr Dosu fort: “Die Nichtbezahlung diverser Steuern, Beamtenbeleidigung, Widerstand gegen die Botschafter des Fürsten und Verletzung diverser Soldaten.“ Mao-Chéng setzte sich wieder auf seinen Thron und dachte nach. Im Raum war es still. Schon während der General gesprochen hatte, ruhten viele entrüstete Blicke auf ihm und Hinata. Neji wurde langsam nervös. Je mehr Zeit verstrich und je länger der Fürst sich in Schweigen hüllte, desto unruhiger wurde er. Eine erdrückende Stille herrschte in dem Raum. Neji blickte zu Tenten, hoffentlich hatte sie ihren Vater umstimmen können. Das war ihre einzige Chance. Würde der Fürst ihn jetzt nach der Kette fragen? Dosu hatte ihm gewiss Bericht erstattet. Doch der Moment verging ungenutzt. „Die Strafe für ein solches Vergehen ist normalerweise der Tod“, durchbrach Mao-Chéng die Stille. Dosu grinste gehässig. „Aber“, und an dieser Stelle sah er seine Tochter an, „mich haben verschiedene Leute, unabhängig voneinander, auf eine andere Möglichkeit hingewiesen.“ Die Spannung war nun fast greifbar. Neji konnte sehen, dass Hinata zitterte. „Durch den ständigen Angriff der Rebellen herrscht in meinem Heer Mangel an gut ausgebildeten Samurai. Diejenigen, die in der Lage sind eine Schlacht zu führen.“ Jetzt sah er Neji direkt in die Augen. „In deinem Alter ist die Ausbildung normalerweise längst beendet, du wirst hart arbeiten müssen und schneller lernen müssen, als alle deine Vorgänger. Du wirst mir dein Leben lang zu Diensten sein und ich verlange einen Treueschwur. Aber vorher will ich mich überzeugen, ob du ansatzweise Talent hast.“ Neji hielt seinem Blick stand, seine Züge offenbarten nicht eine einzige Emotion. Er überlegte, das war der Test von dem Tenten gesprochen hatte. „Ja“, antwortete er schlicht. „Löst seine Fesseln“, befahl der Herrscher. Augenblicklich wurde dem Befehl folge geleistet. Endlich konnte Neji seine Hände wieder bewegen. Seit mehreren Tagen lief er nun schon mit diesen Fesseln rum. Eine Erniedrigung war das. Dabei hatte er den General eindeutig besiegt, wenn der nicht zu solch unfairen Mitteln gegriffen hätte. Sein Kopf schmerzte immer noch von dem Schlag. Der Fürst wandte sich an seinen Berater: „Hol deinen besten Schützen.“ Orochimaru nickte und gab seinen Befehl weiter. „Während wir warten, kommen wir zu dir, Mädchen.“ Hinata blickte verschüchtert zu ihm hinauf. „Meine Tochter meinte, dass Ino jemanden gebrauchen könnte, der ihr zur Hand ginge. In der nächsten Zeit wird es viele Feste geben. Meine Tochter soll anständig gekleidet sein, aber Ino schafft es unmöglich in so kurzer Zeit all die anfallende Arbeit zu bewältigen. Auch von dir erwarte ich einen Treueschwur auf Lebenszeit.“ Hinata tauschte kurz mit Neji einen Blick und nickte dann unsicher. „Mein Fürst, Ihr habt mich rufen lassen?“ „Gut, dass du so schnell gekommen bist, Kabuto. Ich brauche deine Hilfe. Es geht um deine Fertigkeiten im Bogenschießen.“ „Womit also kann ich euch zu Diensten sein, mein Fürst?“ „Ich glaube, Orochimaru hat dir bereits die Anklage gegen diese beiden erläutert. Nun, deine Aufgabe wird es sein, seine Fähigkeiten zu testen. Wenn er besteht“, er blickte Neji skeptisch an, „werde ich ihn verschonen und ihm eine andere Möglichkeit geben, seine Schuld zu vergelten.“ „Was Ihr meint, ist also ein Wettkampf im Bogenschießen, den er für sich entscheiden muss? Gegen einen Meister ist das hoffnungslos, das wisst Ihr.“ Neji schluckte. Ein Meister? Und er musste gewinnen. Was zum Teufel verlangten die von ihm? Er hatte noch nie einen Bogen in der Hand gehabt. Geschweige denn damit geschossen. Wie sollte das gut gehen? Ein Raunen ging durch die Menge. Hinata blickte ihn entsetzt an. Auch die Prinzessin schien verunsichert zu sein. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Die Leute begannen zu flüstern. Hin und wieder konnte er ein paar hämische Bemerkungen heraushören. Sie erwarteten, dass er verlor. Das waren keine fairen Umstände. „Das waren meine Bedingungen, folgt mir“. Daraufhin erhob sich Mao-Chéng und ging zielstrebig auf die Tür im hinteren Teil des Raumes zu. Zögernd erhob sich Neji und folgte dem Fürsten. Die Menschen bildeten eine Gasse. Langsam durchschritt er die Tür. Vor ihm breitete sich eine breite Graslandschaft aus. In etwa hundert Meter Entfernung konnte er eine runde Zielscheibe erkennen. Das Areal war ein Trainingsplatz. Der Herrscher winkte einen Diener zu sich, der ihm zwei Langbogen und dazugehörige Köcher samt Pfeilen überreichte. Neji und Kabuto, der ihm gefolgt war, traten zu ihm. Beiden übergab Mao-Chéng eine Waffe. „Wir werden wie folgt vorgehen, Kabuto wird zuerst schießen, damit du siehst wie es geht. Danach wirst du es versuchen, jeder hat drei Versuche. Wer am genausten trifft, gewinnt.“ Der Mann namens Kabuto ging zur Antwort auf die Startposition. Er zog einen Pfeil aus seinem Köcher und legte ihn an die Sehne. Sein Bogen spannte sich, er zielte auf die Markierung. In einem hohen Winkel schoss der Pfeil auf das Ziel zu. Er bohrte sich in die zweiten äußeren Ring. Einige Zuschauer klatschten. Das war zwar noch nicht perfekt, aber aus der Entfernung schon eine beachtliche Leistung. Kabuto trat zurück und überließ Neji den Platz. Langsamen Schrittes ging Neji auf die Markierung zu, den Bogen in der Hand. Er hob die Waffe an. Das Holz fühlte sich schwer an. Der Junge spürte die Blicke in seinem Rücken. Die Erwartungen waren fast körperlich zu spüren. Aus den Augenwinkeln nahm er Hinatas ängstliche Mine, den erwartungsvollen Blick des Fürsten, das schadenfrohe Grinsen Dosus und die Überheblichkeit Kabutos wahr. Als er die Prinzessin ansah, stutzte er. Tenten wirkte nicht verängstigt. Sie schaute ihn genauso an wie vor acht Jahren; völlig ruhig, ohne jede Besorgnis. Sie glaubte an ihn. Er konnte nicht verlieren. Neji nahm einen Pfeil und legte ihn in die Sehne ein. Der Bogen spannte sich. Er hob ihn etwas höher an, als Kabuto es getan hatte. Dann ließ er los. Das Geschoss schnellte in einem beachtlichen Bogen auf das Ziel zu. Dann streifte er es und flog Millimeter vorbei. Wortlos drehte er sich um und überließ Kabuto den Platz. Nun sehr siegessicher zielte dieser ungenauer und der Pfeil landete am äußersten Rand. Der Schwarzhaarige konnte seinen Punkterückstand ausgleichen, wenn er das nächste Mal besser traf. Neji trat an seine Ausgangsposition zurück. Jetzt hielt er die Waffe einen Bruchteil tiefer. Mit einen Zischen in der Luft flog der Pfeil auf den Kreis zu. Und diesmal traf er. Das Geschoss steckte im zweiten Innenring. Neji hatte ausgeglichen. Jetzt lag es am dritten Versuch. Dosus verächtliche Mine verblasste und auch denjenigen, die seinen ersten Versuch belächelt hatten, verging das spöttische Grinsen. Neji drehte sich um und stellte sich an den Rand. Kabuto war nun vorsichtiger geworden. Er hatte gesehen, dass der Junge, der eigentlich noch nie einen Bogen benutzt hatte, durchaus in der Lage war Erfolge zu verbuchen. Konzentriert legte er den Pfeil an. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt. Eine Weile verharrte er in dieser Position, dann zog er den Arm zurück. Der Pfeil surrte durch die Luft. Zwei Millimeter von der Mitte entfernt blieb er stecken. Siegessicher drehte er sich um. Die Menge applaudierte. Hastig war der Pfeil wie auch die Male davor entfernt worden. Neji wurde blass. Er musste treffen, ansonsten war sein Schicksal besiegelt. Vorsichtig nahm er einen Pfeil aus seinem Köcher. Die Sehne fühlte sich plötzlich rau an. Das Holz glatt. Wo war seine Zuversicht geblieben? Wo sein Mut? Er spannte den Bogen. Seine Arme zitterten. Das hier war seine letzte Chance und niemand konnte ihm helfen, außer ihm selbst. Die Pfeilspitze deutete auf das Ziel. Er hatte Angst, die Nervosität wurde stärker. Klar zu denken, war kaum mehr möglich. Sein verletztes Bein pochte unaufhörlich. Wenn er verlieren würde, war sein und Hinatas Leben verwirkt. Dann hielt er inne. Sah seinen Anhänger. Gleichgewicht. Balance. Ruhe. Neji sah sich um, blickte Tenten ins Gesicht. Sie lächelte. Die Prinzessin hatte nicht einen einzigen Augenblick an ihm gezweifelt. Er durfte sie nicht enttäuschen. Neji fühlte sich auf eine eigenartige Weise mit ihr verbunden. Wieder war da dieses Feuer. Es loderte in seiner Brust, wenn er sie ansah. Der Drang sich zu beweisen. Vor ihr wollte er keine Niederlage. Er wurde ruhig, verschmolz mit seiner Umgebung. Sein Verstand war wie betäubt und dann schien die Welt still zu stehen. Neji nahm keinerlei Geräusche mehr wahr. Es war beinahe so, als wäre er von der Außenwelt abgeschnitten. Nun war er im Gleichgewicht. Yin und Yang. Sein Arm war vollkommen ruhig. Seine Sicht verschärfte sich. Neji blickte auf die Mitte der Markierung. Tenten hielt den Atem an. Es war ein schöner wie auch zugleich ungeheuer atemberaubender Anblick. Seit dem Moment, als Neji seine innere Ruhe gefunden hatte, schien sich eine Aura um ihn gebildet zu haben. Niemand war im Stande den Bann zu brechen. Und ohne es zu wollen, errötete sie. Noch nie hatte sie einen Mann gesehen, der so eine Macht ausstrahlte. Seine Augen hatten wieder diesen entschlossenen Ausdruck angenommen. Wie damals, als er ihr von seinem Traum erzählt hatte. Und dann ließ er die Sehne los. Blitzschnell legte der Pfeil die Entfernung zurück. Die Zuschauer konnten ihre Augen nicht abwenden. Neji verharrte weiter in seiner Ausgangsposition. Er hatte die Augen geschlossen. Wollte noch nicht sehen. Dann durchbrach ein Geräusch die Stille. Der Fürst hatte zu klatschen begonnen. Eilig fielen die Menschen mit ein, jubelten. Hinatas Angst war ein Ausdruck von vollkommener Glückseligkeit gewichen. Tenten lächelte. Sie hatte es ja gewusst. In Zeitlupe öffnete Neji seine Augen – und erstarrte. Der Pfeil steckte haargenau in der Mitte der Zielscheibe. Ungläubig starrte Neji den Pfeil an. Es war als wäre er aus einer Trance erwacht. Die Wirklichkeit stürzte ohrenbetäubend auf ihn ein. Er hatte gewonnen? Einen Meister geschlagen? Ungläubig drehte er sich um. Mao-Chéng lächelte. „Ich glaube, wir haben unseren Sieger. Kommt mit, wir haben noch etwas zu erledigen.“ Mit wehendem Gewand ging er Richtung Audienzsaal zurück. Kabuto hatte sich mit säuerlicher Mine entfernt. Urplötzlich wurde sich Neji darüber bewusst, dass er sich immer noch nicht von der Stelle gerührt hatte. Eilig kam er dem Befehl des Fürsten nach und folgte ihm. Die Menge hatte sich bereits zerstreut. Nur die Soldaten und Hinata waren noch da. Orochimaru hatte den Jungen beobachtet. „So, so, ein Naturtalent also, aber das war ja nicht anders zu erwarten.“ Seine Worte verstummten in der Stille. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Zurück im Audienzsaal hatten sich nun alle bedeutenden Würdenträger versammelt. Sie trugen prächtige Kleider und Gewänder. Der Fürst hatte sich nun wieder auf dem erhöhten Thron niedergelassen. Sein Gesicht hatte einen ruhigen Zug angenommen. Als er in die Hände klatschte, wurde es augenblicklich ruhig. Die Menge war verstummt. Mao-Chéng wandte sich an Neji und Hinata, die noch immer von ein paar Soldaten flankiert waren. „Ich will zuerst deinen Schwur, Mädchen.“ Hinata nickte. „Wie heißt du?“ „Hinata“, antwortete sie. „Nun gut, Hinata, schwörst du, mir für immer treu zu sein und dein Leben lang in meinen Diensten zu stehen?“ Durch einen Wink, der Soldaten kniete sie nieder. „Ja, ich schwöre.“ „Gut, du wirst ab morgen Ino zur Hand gehen, sie kann Hilfe bei diversen Kleidern gebrauchen.“ Das Gesicht des Mädchens erhellte sich. Endlich eine Arbeit, die ihr gefiel. Sie erhob sich wieder. „Sehr gern, Mao-Chéng-Sama.“ „Nun zu dir.“ „Neji“, half der Junge ihm aus. „Du kanntest meine Bedingungen, die Prüfung hast du bestanden. Jetzt schwöre es mir. Wirst du mir zu Diensten sein, dein ganzes Leben lang, mir treu sein unter allen Umständen?“ Er räusperte sich. „Wenn du bereit bist Neji, werde ich dir deine Schuld vergeben, im Gegenzug wirst du eine Ausbildung zum Samurai beginnen. Solltest du mich verraten, wirst du sofort getötet, ich dulde keine Verräter. Du wirst für mich kämpfen, auch wenn es aussichtslos ist, solltest du dabei dein Leben verlieren, ist deine Schuld ebenfalls vergeben. Nun schwöre es bei deinem Blut.“ Dem Jungen wurde ein kleines Messer gereicht. Schweigend nahm er es entgegen. Seine Augen wurden ausdruckslos. Langsam setzte er die Klinge auf seinem Handrücken an. Neji schaute dem Fürsten in die Augen, aber seine Gedanken waren bei Tenten. Vorhin hatte sie gelächelt... Er verscheuchte den Gedanken aus seinem Kopf, erhob die Stimme und kniete nieder. Er war kurz davor seinen Traum zu verwirklichen, er durfte es nicht davon abhängig machen, ob er die Situation verabscheute oder nicht. Der junge Mann hatte den Kopf gesengt, dann suchte er den Blick des Herrschers. „Bei allem was mir etwas bedeutet, ich schwöre es“, er blickte fest seinem Gegenüber in die Augen, „mit meinem Blut“. Er schnitt sich vorsichtig über die Handfläche, zeigte aber keinen Schmerz. Die Flüssigkeit tropfte auf den Boden, hinterließ weinrote Spuren. Die Zuschauer hatten den Atem angehalten. „Gut“, erwiderte der Fürst. „Du wirst deine Ausbildung erhalten und soeben hast du mir deine Treue geschworen. Aber ich warne dich, ich gebe dir nur diese eine Chance.“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Hallo, nach langer Zeit bin ich also wieder zurück. Ich hoffe ihr verzeiht mir die lange Wartezeit, aber ich wollte eigentlich erst Kapitel 5 zu ende schreiben und da ich nun so gut wie fertig bin, dachte ich mir, dass ich euch nun doch nicht solange auf die Folter spannen.^^ Erst mal noch mal vielen Dank für die vielen Kommentare letztes Mal. Wir haben bereits die 100 Kommi-Grenze geknackt. Vielen Dank euch allen. Schaut euch doch mal das Dankeschönbild an, wenn ihr Zeit habt. Der Titel dieses Kapitels bedeutet ‚Wiedersehen’, worauf ja fast alle sehnsüchtig gewartet haben. Aber ein wirkliches Wiedersehen war es ja noch nicht. Dafür wird im nächsten Kapitel... Nein, das verrate ich natürlich noch nicht. Allerdings kann ich euch eine gute Nachricht machen: ich habe diese Geschichte im Urlaub bereits vollständig durchgeplant und denke, dass es um die 18 Kapitel werden. Das kann allerdings variieren. Mal sehen, was mir noch für Ideen kommen So nun zu etwas Wichtigem: bei den meisten Geschichten, wo es um Samurai bzw. Krieger geht, haben die Schwerter auch Namen. Da ich ein großer Fan davon bin (Eragon, Herr der Ringe etc.) hab ich beschlossen, das auch zu machen. Neji kriegt im späteren Verlauf der Geschichte ( wird noch dauern) ein Schwert. Aber natürlich nicht irgendeins. Ich habe recherschiert und nun stehen drei Namen zur Auswahl. Sagt mir einfach eure Meinung. Letzten Endes werde ich entscheiden, aber vielleicht könnt ihr mich ja für euren Favoriten begeistern. 1. Orion ( ist ein Sternbild) 2. Amaterasu (nach der japanischen Mythologie, die ‚Sonnengöttin’) 3. Ryujin (nach der japanischen Mythologie, Drachen- und Wettergott, Herrscher über Donner und Regen) Für weitere Vorschläge bin ich natürlich auch dankbar. Das nächste Kapitel kommt schneller. Ich hoffe ihr hattet Spaß. Hel eure moonlight_005 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)