Dusty Violin von Pounce ================================================================================ Kapitel 1: Ein Erwachen ----------------------- -Nameless- Kapitel 1 Ein Erwachen Das Atmen fiel ihm schwer, das lang zum einem an dem stechenden Geruch, der im Raum lag, zum anderen an seiner ungünstigen Schlafposition. Rai öffnete die Augen einen Spalt und musste blinzeln. Die Sonne stand schon tief am Himmel und er wurde von ihr geblendet. Das grelle Licht bereitete ihn noch mehr Kopfschmerzen, als er sie sowieso schon hatte. Er hielt sich den Kopf und richtete sich langsam auf, lehnte sich gegen die Wand und blickte sich in dem Zimmer um. Was war passiert und wo war er hier überhaupt? Eine Gitarre hing an der Wand, eine Zweite stand neben einen kleinen Verstärker auf dem Boden. Ansonsten wirkte das Zimmer sehr aufgeräumt und so wurde sich Rai langsam bewusst, dass dieser stechende Geruch sicherlich von ihm stammen musste. Sein Körper wirkte schwer und schmerzte bei jeder Bewegung, sodass es ihm schwer fiel seinen Kopf aufrecht zu halten. Er schloss die Augen und versuchte sich an die vergangene Nacht zu erinnern. Plötzlich hörte er Geräusche aus einem anderen Zimmer und auch Stimmen, die er nicht zu zuordnen vermochte. Dann kamen Schritte näher, bis schließlich die Tür geöffnet wurde und jemand ins Zimmer trat. Rai blinzelte leicht und erkannte dann den jungen Mann, der sich zu ihm auf das Bett setzte. Er trug ein Tablett mit Brötchen und etwas Saft in einem Krug. Er lächelte, als er sah, dass Rai an der Wand lehnte und stellte das Tablett neben sich ab. „Ich dachte schon, du wolltest gar nicht mehr erwachen.“, sagte er lächelnd. Rai antwortete nicht, sondern studierte den anderen mit jedem Blick. Er kannte diese Person, doch er wusste nicht mehr genau, wohin er ihn zuordnen sollte. Der junge Mann hatte Schulterlange braune Haare mit einigen blonden Strähnchen, vielleicht war er etwas älter als er selbst, jedenfalls wirkte er recht erwachsen und freundlich. Der Brünette riss Rai schließlich wieder aus seinen Gedanken... „Geht’s dir wieder besser? Ach ja, tut mir leid, aber ich glaube, deine Klamotten sind nicht mehr zu gebrauchen. Habe dir Gestern noch ein paar Sachen von mir angezogen, in deinen eigenen hättest du auch sicher nicht mehr schlafen wollen.“, sagte er freundlich. Rai blickte an sich herunter und merkte erst jetzt, dass dies nicht seine eigenen Sachen waren die er da trug. Aber warum? Rai musst schlucken. Dieser Kerl hatte ihn umgezogen? Und warum lag er überhaupt in diesem fremden Bett? Rai wurde bleich im Gesicht. „Mensch Rai, was ist denn los mit dir? War Gestern dann wohl doch etwas viel für dich.. Hier trink erstmal nen Schluck!“, sagte der Brünette und reichte Rai ein Glas mit Orangensaft. Rai strich sich durch seine schwarzen Haare, legte die Stirn in Falten, griff dann doch zum Glas und nahm einen Schluck. Es tat gut, wieder etwas kühles im Mund zu spüren und endlich gelang es Rai die Frage auszusprechen, die ihn schon die ganze Zeit quälte. „Wer bist du überhaupt?“, fragte er leise und bemerkte erst jetzt seine unglaubliche Alkoholfahne. Der Brünette beugte sich ein Stück vor, nahm Rai das Glas ab, stellte es zurück aufs Tablett und blickte ihn besorgt an. Dann legte er eine Hand auf Rai´s Oberschenkel, wobei der andere leicht zusammen schreckte. „Du hast anscheinend einen starken Filmriss, mein Lieber. Ich bin Jui!“, sagte er lächelnd. „ Meine Band hatte doch gestern in der „Drachenbar“ gespielt, wir haben danach doch noch zusammen getrunken, erinnerst du dich wieder? Du hattest doch noch auf meiner Gitarre gespielt und das ziemlich gut.“ Rai wirkte zuerst etwas verwirrt, doch dann fiel es ihm wieder ein, nicht jedes Detail, aber an die Band konnte er sich noch gut erinnern. Er wusste sogar wieder, warum er überhaupt in diese Bar gegangen war . Nach einem Streit mit seiner Ex-Freundin hatte er sich auf den Weg gemacht und wollte auf andere Gedanken kommen, sie vielleicht auch einfach nur mit viel Alkohol ertränken. Er hatte sein Freiheit gebraucht, wollte diese in vollen Zügen ausleben und hatte aus diesem Grunde mit seiner Freundin schluss gemacht. Sie war einfach zu eifersüchtig und bestimmend gewesen, so was konnte er nicht gebrauchen, dennoch hatte er ein schlechtes Gewissen gehabt... Rai zuckte zusammen, als er aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Ist Rai endlich wieder wach?“, fragte plötzlich eine tiefe, warme Stimme. Rai drehte den Kopf leicht und sah einen weiteren jungen Mann im Türrahmen stehen. Er trat ins Zimmer und grinste, als er Rai an der Wand lehnend sah. „Ich kann mich an die Band erinnern, aber ich weiß nicht wie ich hierher gekommen bin. Wo bin ich hier überhaupt?“, fragte der Schwarzhaarige immer noch etwas verunsichert. „Du bist hier in unserer WG. Du warst nach unserer After-Show-Party so betrunken, da waren wir so nett und haben dich nicht alleine durch die Stadt laufen lassen, sondern dich mit nach hause geschleppt.“, sagte der Rothaarige, der sich nun hinter Jui stellte. „Hey, du warst das, du hast mich abgefüllt!“, rief Rai plötzlich, während der Angesprochene nur frech grinste und den kleineren anfunkelte. „Suo!“, rief der Brünette Gitarrist aus, der sich umgedreht hatte und von dieser Information anscheinend sehr überrascht war. Der Rothaarige grinste weiterhin, zuckte mit den Schultern und blickte hinunter zu seinem Bandleader. „Was denn? Er wollte es doch so..“, sagte er mit einer selbstsicheren Gleichgültigkeit. Jui wandte sich wieder Kopfschüttelnd seinem Besuch zu. „Keine Sorge, wir haben schon nichts mit dir angestellt..“, sagte er freundlich lächelnd, während der Rothaarige eine beleidigte Schnute zog. „Du hast mich ja nicht gelassen.“, sagte er knapp und verschränkte die Arme vor seinem Körper. Bei diesen Worten wurden Rai’s Augen größer und verschluckte sich an dem Orangensaft, von dem er noch einen Schluck genommen hatte. „Verdammt Suo, lass deine Bemerkungen.“, ermahnte Jui den anderen, reichte Rai ein Taschentuch und nahm ihm das Glas ab. „Du musst wieder auf die Beine kommen, immerhin bist du doch seit gestern unsere zweite Gitarre, daran erinnerst du dich hoffentlich doch wieder, oder?“, fragte Jui lachend. Rai nickte leicht. Die Erinnerungen kamen wieder und er konnte sich noch daran erinnern, wie er die Band nach ihrem unglaublich tollen Auftritt angesprochen hatte und noch einiges Hochprozentiges in sich hinein gekippt hatte. Die Fünf waren alles klasse Typen gewesen und als er meinte, ihnen würde nur noch eine zweite Gitarre fehlen, damit es an einigen Stellen sich nicht so „dünn“ anhören würde, nahmen sie dies nicht als Kritik, sondern als Verbesserungsvorschlag an. Jui ließ ihn dann noch ein bisschen auf seiner Gitarre herumklimpern, woraufhin nicht nur dieser von dem Können Rai’s begeistert war und dann einstimmig entschieden wurde, es mit Rai als zweite Gitarre zu versuchen. Was genau danach passierte, wusste er immer noch nicht, aber wenigstens konnte er sich wieder an dem gröbsten Verlauf erinnern. „Die anderen kommen wohl auch bald vorbei. Kannst gerne noch hier bleiben wenn du willst, wir wollten noch die nächsten Proben besprechen. Ich hoffe doch du bist dann mit dabei..“, sagte Jui, nahm das Tablett. „Ich habe dir im Bad schon ein paar Handtücher zurecht gelegt, kannst also gerne duschen, wenn du willst.“, meinte Jui freundlich und stand auf. Der Brünette war wirklich sehr nett und zuvorkommend, das freute Rai. Natürlich wollte er die anderen aus der Band wieder sehen, immerhin waren seine Erinnerungen an deren Gesichter noch recht verschwommen und so wollte er diese wieder auffrischen. „Danke, das werde ich wohl auch müssen..“, sagte er und bemerkte, dass seine Kopfschmerzen langsam besser wurden. „Mitsuo, sei doch so nett und zeig Rai das Bad.“, sagte Jui und lächelte den Rothaarigen an, der mit verschränkten Armen immer noch am Bett stand. „Gut dann komm mit..“, sagte er und nickte mit den Kopf in Richtung Tür, wartete bis sich Rai langsam aufgerafft hatte. Beim Herausgehen blickte Sou seinen Bandleader giftig an und führte dann, den etwas wankenden Rai in den Flur hinaus. Die Wohnung schien größer zu sein, als Rai vermutet hatte. Der Flur war ziemlich lang und es gingen noch einige Zimmer von ihm ab. Suo öffnete eine Tür, machte eine einladende Geste, mit der er den Schwarzhaarigen hinein bat und schloss de Tür hinter ihnen. Rai blickte den Vocal fragend an. „So, das wäre das Bad. Dort sind die Handtücher und auch ein paar frische Sachen von mir. Die passen dir sicher besser als die von Junichi..“, meinte er und deutete auf einen kleinen Hocker, auf dem ein Stapel Klamotten sauber zusammengefaltet lag. Rai blickte hinüber und musterte dann den Rothaarigen. Er war nicht viel größer als er selbst, hatte fast die selbe Statur, sah ihm aber ansonsten überhaupt nicht ähnlich. Mehrere auffällige Piercings „schmückten“ sein Gesicht, eines an der linken Augenbraue, ein Nasenpiercing links und zwei Lippenpiercings auf der rechten Seite. Die an Suo’s Ohren vermochte er schon gar nicht mehr zu zählen. Eine dicke schwarze Strähne hing ihm ins Gesicht, sodass eines seiner geschminkten Augen verdeckt wurde. Alles wirkte wie ein Gesamtkunstwerk, selbst die Augenbrauen waren sauber nachgezogen. Rai fühlte sich irgendwie unwohl, so ganz alleine mit Suo in einem geschlossenen Raum. Sicher war er ein ganz netter Kerl, doch die Bemerkung von vorhin ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. War das nur ein Spaß gewesen, oder hatte der andere wirklich vorgehabt sich an ihm zu vergreifen? Das wäre jedenfalls eine Erklärung auf die sinnlose Abfüllaktion der letzten Nacht. Diesem Typen traute Rai merkwürdiger Weise alles zu. „Danke..“, murmelte Rai und nickte leicht zur Tür, um den anderen zu signalisieren, dass er jetzt alleine zurecht komme. Suo deutete die Geste richtig und bewegte sich an Rai vorbei in Richtung Tür. „Nichts zu danken, mein Hübscher!“, flüsterte er beim Vorbeigehen dem Kleineren ins Ohr. Er grinste überlegen und funkelte Rai an, öffnete dann die Tür und verschwand aus dem Zimmer. Der warme Atem und die tiefe Stimme so nah an seinem Ohr, ließen ihm eine Gänsehaut bekommen und ein wohliger Schauer durchströmte seinen gesamten Körper. Rai schloss die Tür hinter Suo und drehte den Schlüssel im Schloss um. Sein Herz raste. Langsam ging er auf das Waschbecken zu, betrachtete sich im Spiegel und kämmte sich durch die Haare. Er sah wirklich fertig aus, mit viel zu tiefen Augenringen und zerzausten Haaren. Er drehte den Wasserhahn auf, klatschte sich etwas kühles Wasser ins Gesicht und atmete tief durch. Dann blickte er an sich hinunter, entledigte sich von den fremden, etwas zu großen Klamotten und stieg in die Dusche. Er musste seine Gedanken erstmal wieder sammeln. Das warme Wasser prasselte auf ihn herab und er schloss die Augen. Diese Entspannung hatte er wirklich gebraucht. Das waren einfach zu viele neue Eindrücke, die er da bekommen hatte. Zuerst die unbekannte Umgebung, dann die fast vollkommen fremden Leute und dann die Sache mit der Band... Wie würde es nun mit ihm weiter gehen? Jedenfalls freute er sich, die anderen auch wieder zu sehen, immerhin konnte er sich nicht mehr vollständig an die Namen und Gesichter erinnern. Und überhaupt war es gestern in dieser rauchigen Bar auch viel zu dunkel gewesen und der Alkohol hatte dann auch noch seinen Teil dazu beigetragen, dass er sich jetzt nur noch verschwommen an die letzte Nacht erinnerte. Der Duft des Duschgels riss ihn aus seinen Gedanken. Es roch toll, schien eine teurere Marke zu sein, jedenfalls hatte Rai so eine noch nie zuvor benutzt. Allgemein war die Wohnung sehr modern und mit vielen Markenartikeln liebevoll eingerichtet worden. Mindestens einer aus der WG schien ziemlich viel Geld zu besitzen. Rai tippte spontan auf Jui, jedenfalls konnte er den Einrichtungsstil gut mit dessen Kleidungsstil in Verbindung bringen. Rai fragte sich, woher wohl das ganze Geld dafür kam, allein von den Auftritten der Band konnte es sicherlich nicht kommen, dafür war sie noch nicht erfolgreich genug. Rai stellte die Dusche ab und trat hinaus, nahm sich ein Handtuch und trocknete sich ab. Eine Boxershorts, eine Jeanshose mit unzähligen kleinen Löchern an den Beinen und ein schwarzes, schlichtes T-Shirt hatte der Rothaarige ihm zurück gelassen. Rai zog sie sich an und musste gestehen, dass ihm der Kleidungsstil des anderen sehr zusagte, war allerdings dankbar, dass er ihm nicht allzu ausgefallene Sachen gegeben hatte, wie er sie heute trug. Suo war schon eine sehr auffällige Person. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)