Wenn Dämonenblut fließt... von Ryucama (...werden aus Todfeinden Verbündete) ================================================================================ Kapitel 20: Desaster -------------------- ...langsam aber sicher neigt sich die FF dem Ende. Mal sehen, ob ich diesmal auch gegen Ende nachlasse, wie sonst so oft. ^^ *drückt sich selbst die Daumen* Es wird Zeit, ein Rätsel zu lösen. Dante lag auf dem Rücken. Sein Blick richtete sich auf die Decke über ihm, schien den massiven Stein zu durchdringen. Der Halbdämon konnte sich nicht rühren. Stählerne Bänder hielten seinen Oberkörper, seine Beine und seinen Hals nieder, fesselten ihn an den Stahltisch. Er versuchte bestimmt zum hundertsten Mal seine Fesseln zu sprengen, doch wie zuvor ohne Erfolg. Und langsam ließen seine Körperkräfte nach. Er hing an einem Tropf, der langsam irgendein Mittel in seinen Leib pumpte. Dante konnte spüren, wie sein Hirn vernebelte. Er war allein. Banes hatte sich nicht blicken lassen, ebenso wenig wie Ryder oder ein anderer der Ärzte und Folterer. Was hatten sie nur mit ihm vor? Er kam sich vor, als sei er nichts anderes als ein Versuchskaninchen. Was er wohl auch war. Ein Seufzer entrang sich seinen Lippen. So ungern er es zugab, er vermisste seine Freunde. Nero und Seneca und... ja, auch Vergil. Selbst die Damen, auf die er im Laufe seiner Karriere gestoßen war, wären ihm jetzt als Gesellschaft recht gewesen. Nur irgendwer, der ihm hier heraushelfen konnte. Irgendwer... Er driftete davon... Dann plötzlich fand er sich in einem grauen Raum wieder. Er konnte sich frei bewegen, doch irgendetwas war anders als zuvor. Es war weniger, weil er sich wieder bewegen konnte, sondern da war ein seltsames Gefühl in ihm. Sein Körper fühlte sich... anders an. Ja, anders. Aber wie genau? Dante hatte Schwierigkeiten, es zu beschreiben. Was mochten sie ihm eingetrichtert haben? Irgendein Medikament, das seine dämonischen Abwehrkräfte außer Kraft setzte oder zumindest so geschickt umging, dass sein Körper es nicht registrierte. Aber was bewirkte es? Griff es den Geist an? Dante konnte sich gut vorstellen, dass das alles, was er da um sich herum sah, nichts anderes als ein Produkt seiner verwirrten Phantasie war. Warum? Und dann veränderte sich die Umgebung. Das Grau verschwand. Plötzlich sah sich Dante wieder in der natürlichen Welt wieder. Und vor ihm... tauchten Gestalten auf. Gestalten, die er kannte! Mit einem Mal schwammen Schleier vor seinen Augen, rot glühende Schleier des Zorns. Wiederum fragte sich der Halbdämon, weshalb es ihn zornig machte, diese Personen vor sich zu sehen, wo es doch absolut keinen Grund dafür gab. Aber der Zorn musste eine Ursache haben. Die Schlieren wurden immer dichter, bis das ganze Blickfeld des Halbdämonen mit der Röte überlagert war. Und Dante verlor sich in seiner Wut... Finsternis herrschte in dem ruhigen Zimmer. Lediglich das Atmen der drei Schlafenden war zu vernehmen. Nichts, was ungewöhnlich war. Das Mondlicht schien silbrig kalt durch das geöffnete Fenster, durch das die kalte Nachtluft ins Innere des Raumes gelangte. Bis sich plötzlich die Augen des Einen mit einem Schlag öffneten. Graue Augen starrten die Holzdecke an. Eine Präsenz! Der Weißhaarige hielt unbewusst den Atem an. Das war nicht möglich! Es konnte nicht sein! Es sei denn... Sein Blick wanderte zu dem anderen Schlafenden mit den weißen Haaren. Dieser lag auf der Seite, die Teufelsklaue mit der Linken fest umklammert. Vergils Lippen verzogen sich. Nero, dieser Narr. Er hatte sich tatsächlich geirrt! Der Schwertmeister setzte sich auf. Wie deutlich konnte er ihn spüren! Dieses Gefühl, seinem Zwillingsbruder nahe zu sein! Wie lange hatte er es nicht mehr gespürt! Und nun... Dante war ihm so nahe, als stünde er direkt neben ihm. Vielleicht war er es ja tatsächlich. Leise, um die anderen nicht zu wecken, erhob er sich von seiner Schlafstatt. Yamato, Beowulf und Alastor lagen direkt neben seinem Bett auf dem Boden. Alle drei Waffen nahm der Halbdämon an sich. Als er die silber glänzenden Handschuhe überstreifen wollte, regte sich der Mensch. "Vergil?" "Schlaf. Das hier ist meine Aufgabe." Doch nun war Seneca wach. Er richtete sich halb auf. "Wo willst du mitten in der Nacht hin?" "Geht dich das etwas an, Mensch?" Vergils Betonung des letzten Wortes ließ keinen Zweifel daran, wie sehr er Seneca für dessen Menschlichkeit verachtete. Doch an diesem schien es abzuprallen. "Was ist los?" Der Schwertmeister schüttelte den Kopf und richtete den Blick in Richtung Fenster. Seneca, der ihn gegen das einfallende Licht sah, erkannte nur die weißgekrönte Silhouette des Halbdämonen. "Leg dich wieder schlafen. Das ist mein Kampf. Ich werde es nicht noch einmal sagen." Eine leise Drohung klang in den ruhigen Worten von Spardas Sohn mit. Seneca ignorierte diese. "Willst du etwa jetzt gegen Ariev ziehen? Vergiss es, allein lasse ich dich nicht gehen! Und sei es nur, dass die anderen Dämonen abgelenkt werden!" Vergil fuhr herum. "Ariev interessiert mich einen Dreck! Lass mich in Ruhe!" Damit ging er festen Schrittes aus dem dunklen Zimmer. Der junge Dämonenjäger sah ihm nach. Dann schwang auch er die Beine aus dem Bett. "Oh nein, Vergil. So lasse ich dich nicht davonkommen!" In ebendiesem Moment regte sich auch der letzte Schlafende. "Uh, was... ist los?", murmelte Nero schläfrig. Seneca sah zum Bett des anderen Halbdämonen hinüber. "Vergil ist gerade eben aufgebrochen, um jemandem den Garaus zu machen. Kommst du mit?" Mit einem Schlag war Nero hellwach. "Was? Und wem, wenn ich fragen darf?" Seneca schüttelte den Kopf, besann sich dann darauf, dass der Halbdämon das nicht sehen konnte und meinte: "Wenn ich das wüsste! Er klang sehr entschlossen. Ich bin mir nicht sicher, ob es gut ist, ihn allein gehen zu lassen! Was, wenn er beschlossen hat, die Menschen, die Dante gefangen halten zu attackieren? Wir sollten ihm wirklich folgen!" Doch Nero war sich dessen bei Weitem nicht so sicher. "Glaubst du, er würde so etwas dummes wirklich tun? Vor allem mitten in der Nacht, wo er doch Stunden braucht, bis er überhaupt aus diesen Bergen draußen ist? Nein, da geht es um etwas anderes, da bin ich mir sicher. Und vielleicht wäre es diesmal besser, wenn wir ihn allein lassen. Vergils Stolz ist größer als jede andere seiner Emotionen. Wir sollten es uns nicht mit ihm verderben!" Seneca hielt dagegen: "Aber was, wenn er unterliegt? Wir brauchen ihn im Kampf gegen Ariev und die Menschen! Komm schon, lass uns zumindest nachsehen, was er vorhat. Wenn es so ist, dass er zurecht kommt, können wir immer noch zurückgehen!" Nero schwieg unentschlossen. Dann meinte er: "In Ordnung. Aber wir greifen nur ein, wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt!" Damit erhob auch er sich von seiner Ruhestätte. Seneca rüstete sich bereits wieder aus und auch Nero griff nach seinen Waffen. Als er das vertraute Gewicht von Blue Rose und Red Queen spürte, lächelte er. "Oh ja, das wurde Zeit. Vielen Dank, dass ihr mir meine Waffen wiedergebracht habt!" Kalter Wind ließ seinen Mantel fliegen. In der Dunkelheit wirkte das Blau richtiggehend schwarz. Der Schwertmeister lächelte. Vor ihm leuchteten Fackeln in der Düsternis der Nacht. Er war hier. Er spürte es. Hinter sich nahm er ein Geräusch wahr. Ein Seufzen wollte sich über seine Lippen stehlen, doch Vergil unterdrückte es im letzten Moment. Die beiden Narren waren ihm also tatsächlich gefolgt. Er bemerkte eine Reflexion, die wohl vom Mondlicht auf einer Blankwaffe stammte. Nero nahm es ernst. Vergil fragte sich, was der Mensch ihm wohl erzählt haben mochte. Oder spürte auch er es? Die Nähe des so lange Verschollenen, ja, tot Geglaubten? Er machte einen Schritt nach vorne. Bald mussten ihn die Fackelträger entdecken, wenn sie nicht von ihren Feuern geblendet waren. Soviel Sehstärke konnte man einem minderwertigen Menschen zutrauen. Vergils Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Zumindest er würde es sehen, dass sich jemand näherte. Kurz glaubte der Halbdämon einen roten Mantel unter den Menschen aufblitzen zu sehen, aber noch war er zu weit weg, um sich sicher sein zu können. Er ging weiter. Mochten ihm die beiden Verfolger auch weiterhin nachschleichen. Es kümmerte ihn nicht. Dies war sein Kampf! Dann erreichte er die Gruppe. Männer schrieen überrascht auf, zogen Waffen. Vergils Schwert fuhr blitzartig aus der Scheide, fuhr wieder hinein. Kugeln schwarzer Energie zerrissen Menschen, ehe diese auch nur ihre Waffen ganz aus den Scheiden und Halftern hatten. Judgement Cut... welch eine Technik, dachte sich der Schwertmeister. Ein Urteil war es, wahrlich. Ein Urteil, das unumgänglich war. Es forderte den Tod. Ein Schwert, das blitzartig Mengen an mörderischer Energie freisetzte. Menschen waren nichts. Sie interessierten ihn nicht. Als die erste Reihe fiel, sah der Halbdämon seinen wahren Gegner. Das Rot wirkte wie Blut im Licht der Fackeln. Er selbst stand noch außerhalb des Lichtkreises, im kalten weißen Mondlicht. "Komm..." Und Dante nahm seine Herausforderung an. Seneca und Nero hingegen, die dem Schwertmeister gefolgt waren, sahen es mit Entsetzen. "Was tut er da? Ist er vollkommen wahnsinnig geworden?", flüsterte Seneca und zuckte zusammen, als die Menschen, die Vergil die Sicht versperrten, fielen. Blut färbte den Boden dunkel. Der junge Dämonenjäger erschauerte. "Ich hatte ihn für jemanden gehalten, der..." Die Worte blieben ihm im Halse stecken. Nero sah das Rot im selben Augenblick. Rot und weiß... und das metallische Schimmern von Stahl. "Un-unmöglich! Ich-ich habe ihn doch...!" "...getötet? Wie kann er dann hier sein?", presste Seneca hervor. "Ich weiß es nicht! Aber er starb in meinen Armen! Ein Irrtum ist ausgeschlossen! Ganz sicher!" Beide sahen mit an, wie erst Dante das Schwert zog - es war wiederum Force Edge, fiel Nero auf - und dann auch Vergil Yamato in der Scheide lockerte. "Sollen wir eingreifen?" "Noch nicht. Wenn er Schwierigkeiten bekommt, dann vielleicht. Jetzt wäre es für uns gefährlich, denn ich bin mir sicher, Vergil wäre alles andere als erfreut, wenn wir uns einmischen!", gab Nero zurück. Seneca nahm die Bazooka vom Rücken. "Also gut. Dann warten wir." Das ihm so vertraute Gesicht lächelte das ihm so vertraute - und verhasste - Lächeln. "Also fangen wir an?" Vergils einzige Antwort bestand in einem kalten Blick. Dante winkte seine Leute zurück und nahm das Schwert vom Rücken. Zu Vergils Erstaunen handelte es sich nicht um Rebellion, sondern um Force Edge, das Schwert ihres Vaters. Er lächelte. "Ist dir dein Erbe nicht mehr gut genug?" Dante sah ihn fragend an, dann das Schwert. "Es ist ebenso ein Erbe wie Rebellion. Na dann, Bruderherz. Fangen wir an!" "Sei bereit, eine Lektion von mir zu lernen!", flüsterte Vergil, dann schoss er vorwärts. Yamato blitzte auf, beschrieb einen leuchtenden Bogen, krachte gegen Force Edge und wurde zurückgeschmettert. Anstatt gegenzuhalten, deckte der ältere der Zwillinge seinen Bruder mit schnellen, nur ungenau gezielten Schlägen ein. Dante wehrte sie alle ab. So kam er nicht weiter, wusste Vergil. Ohne innezuhalten, riss er Alastor hervor und attackierte den rotgekleideten Halbdämonen mit beiden Schwertern. Funken sprühten, als die beiden schweren Schwerter aufeinanderkrachten. Vergil lächelte. Indem Dante gegenhielt, gab er sich eine Blöße. Yamato sauste heran, brachte Dante einen Schnitt in die Seite bei. Diesmal zog sich der Jüngere zurück, feuerte aus einer seiner Pistolen eine Salve Kugeln ab. Wie immer der Unterlegene!, dachte sich Vergil, fing die Kugeln mit Yamatos Schwertkreisel ab, reihte sie hintereinander auf dem Boden auf und schickte sie dann zurück, wie ein Mensch einen Golfball abgeschossen hätte. Nur waren diese Geschosse wesentlich schneller und tödlicher. Dante zuckte zurück, wehrte sie mit einem senkrechten Hieb des Schwertes ab. Noch während er die Bewegung zu Ende führte, war Vergil heran, drosch ihm den Knauf von Alastor auf die Brust und trieb den jüngeren Zwilling weiter zurück. Yamatos scharfe Klinge brachte ihm unzählige blutige Schnitte bei. In diesem Moment begriff Vergil, dass etwas nicht stimmte. Dante hätte ihn nie so weit kommen lassen. Entweder war er noch angeschlagen vom Kampf gegen Nero oder aber... Der Schwertmeister sprang zurück. Tatsächlich. Die Wunden schlossen sich wesentlich langsamer, als er es von seinem Bruder gewohnt war. Dante zog beide Pistolen, feuerte Schuss um Schuss auf Vergil ab, ohne Erfolg zu haben. Der Halbdämon mit dem blauen Mantel bewegte sich zu schnell, als dass ihn gewöhnliche Kugeln treffen konnten. Wieder lächelte der Ältere. Dante würde es niemals lernen. Dachte es und spürte, wie sich eine Kugel in sein Bein bohrte. Gut, er berechnete zumindest voraus. Doch das allein würde nicht reichen. Vergil schickte eine Handvoll beschworener Schwerter auf seinen Bruder, die zwar allesamt an ihm abprallten, doch es gab ihm immerhin genug Zeit, Yamato mit dunkler Energie aufzuladen und erneut die zerstörerischen Kräfte freizusetzen, die bereits die Menschen das Leben gekostet hatten. Auch Dante entkam ihnen nicht. Der Halbdämon im roten Mantel wurde zurückgeschleudert und ging zu Boden. Vergil verfolgte ihn nicht. Dante war schwach genug, dass er ihm die Chance geben konnte, wieder auf die Beine zu kommen. Dante schüttelte den Kopf. Sein Körper vibrierte, zum Teil vor Adrenalin, zum Teil vor Schmerz, der anstachelnde Wellen durch sein Nervensystem jagte. Oh ja, das war etwas anderes als der Kampf gegen Nero. Dies war ein Ausdauertest gewesen, wer von ihnen länger hatte durchhalten können. Hier, der Kampf gegen Vergil, war eine Technikaufgabe. Sein Bruder war brilliant mit dem Schwert, das musste Dante ihm zugestehen. Und zudem war er schneller als er selbst. Die finstere Energie Yamatos ließ sein Blickfeld zersplittern. Einen Augenblick lang sah er die steinerne Decke der Zelle, in der er gelegen hatte - lag? Um seinen Körper lagen noch immer die Stahlbänder - doch dann war wieder der nächtliche Wald vor seinen Augen. Er saß auf dem Hosenboden, vor sich Vergil, der in aller Seelenruhe Yamatos Klinge reinigend durch die Luft gleiten und in der Schwertscheide verschwinden ließ. Der Ältere attackierte ihn nicht, sondern wartete, bis sich Dante wieder erheben konnte. Also folgte der Jüngere der Einladung, sprang auf die Füße und schoss auf seinen Bruder zu. Vergil schien damit gerechnet zu haben, denn Alastor flog ihm blitzschnell in die Hand, fing Force Edges Hieb ab und ließ erneut Funken springen. Wieder züngelte Yamatos Spitze heran, doch diesmal war Dante vorbereitet und feuerte mit der Pistole in der anderen Hand aus nächster Nähe drei, vier Kugeln ab. Eine traf Vergil in den Hals, ehe er sich zurückziehen konnte. Ein leises Triumphgefühl wallte in Dante auf. So musste er agieren! Für seinen Bruder unerwartet, damit er nicht mehr darauf reagieren konnte, nicht einmal mehr mit seiner übermenschlichen Schnelligkeit! Ebony und Ivory waren irgendwie seltsam. Dante erinnerte sich nicht, sie so langsam erlebt zu haben. Das Nachladen ging bei weitem nicht so flüssig wie sonst! Doch er hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Er deckte seinen Bruder mit einem Kugelhagel ein, der diesem Mühe machte, ihn allein mit der schlanken Klinge ihres Vaters abzuwehren. Dante fluchte, als seine Magazine schon wieder leer waren. Doch anstatt wieder lange nachzuladen und neu anzulegen, ließ er die geladenen Pistolen stecken und benutzte wieder das Schwert. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Vergil war es gelungen, einige wenige Kugeln zu fangen und schickte diese auch prompt zurück. Dante wurde zweimal in die Brust und einmal in die Hüfte getroffen. Glatte Durchschüsse, alle drei, glücklicherweise. Er konnte weiterkämpfen. Doch die Treffer hatten die Flüssigkeit seiner Bewegung beeinträchtigt, gaben seinem Bruder die Zeit, das Schwert in Position zu bringen, und er rammte es Dante emotionslos durch den Bauch. Der jüngere Halbdämon erstarrte. Vergils Augen schimmerten eisig wie kalte Sterne im schlechten Licht. "Wann lernst du es endlich? Du wirst nie gegen mich bestehen, wenn du dieselben Fehler immer wieder machst!" Dantes Zorn wuchs. Er wollte Vergils Hand wegschlagen, sich Yamato aus dem Leib ziehen, doch sein Zwillingsbruder ließ ihn nicht, sondern drehte die Klinge herum, sodass die geschärfte Seite nun nach oben zeigte. Dante ächzte und seine Finger schlossen sich um die Klinge. "Und wie immer machst du den Fehler, der dich den Sieg kosten wird." Vergil zog das Schwert heraus, rammte Dante den Knauf ins Gesicht und zog in derselben Bewegung Alastor zu einem gewaltigen horizontalen Hieb und brachte Dante einen tiefen Schnitt in den ohnehin verletzen Bauch bei. Der jüngere Halbdämon keuchte. Wiederum zersplitterte das, was er sah. Rote Fäden wie von Blut zogen sich in seinen Blick. Er sank auf ein Knie herab. Doch gleichzeitig spürte er das kalte Metall der Stahlbänder an seiner Brust. Der Schmerz fühlte sich seltsam an. Die Wunden heilten zu langsam. Die Felswand begann sich über ihm zu drehen. Dante schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er Vergil vor sich stehen, wie er Alastor schwang und die Klinge damit reinigte. "War das schon alles?" Dante kämpfte sich auf die Füße. So nicht! Seneca schüttelte den Kopf. "Was ist mit Dante los? Ist er wirklich so viel schlechter als Vergil?" Nero neben ihm biss sich auf die Lippe. "Das glaube ich nicht. Als ich gegen ihn gekämpft habe, habe ich mir wirklich schwergetan. Vielleicht hält sich Dante zurück?" Seneca war anderer Meinung. "Ich weiß nicht. Für mich sieht das aus, als würde er alles geben. Vielleicht ist Vergil tatsächlich so viel besser als sein Bruder." "Mit dem Schwert auf jeden Fall. Ich glaube, Dante hat ihn nur ein einziges Mal besiegt. Jedenfalls kommt Vergil zurecht." Seneca nickte. Doch dann runzelte er die Stirn. Er wandte den Kopf. "W-was ist das?" Nero folgte seinem Blick und sah, was er meinte. "Ist das... Feuer?" "Das kommt von Friedas Alm!", rief Seneca aus und sprang auf. Auch Nero erhob sich und spähte in die Richtung, aus der der Feuerschein kam. "Verdammt, du hast Recht!" "Wir müssen zurück!" Nero sah zurück zu den Brüdern, die sich wieder gegenüberstanden. "Das können wir nicht-" "Vergil kommt allein zurecht! Frieda braucht unsere Hilfe!", schnitt ihm der Mensch das Wort ab und begann, zurückzulaufen. Nero sah von Vergil zum Feuerschein und zurück. Dann folgte er Seneca mit großen Schritten. Als sie wieder an der Alm ankamen, stand diese bereits lichterloh in Flammen. Drei oder vier Männer in grauen Rüstungen standen davor und lachten. Sie hielten ihre Waffen im Anschlag. "Merk dir, Weib, dass niemand, aber auch gar niemand, der Dämonen Unterschlupf gewährt, es verdient zu leben!" Die beiden jungen Dämonenjäger stoppten überrascht ihren Lauf. Entsetzen breitete sich auf beiden Gesichtern aus, als sie einen Schmerzensschrei aus dem Haus hörten. "Frieda!" Neros Hand schloss sich um die Red Queen, doch Seneca hielt ihn zurück. "Nein! Ich kümmere mich um die Soldaten! Du gehst und rettest Frieda!" Der junge Halbdämon sah seinen Freund dankbar an, nickte und hetzte an den Soldaten vorbei in das brennende Haus. Als die Männer überrascht auf Nero anlegen wollten, schrie Seneca: "Keine Bewegung! Der erste, der sich rührt, hat ein Loch im Schädel!" Langsam, sehr langsam wandten sich die Soldaten um und sahen den Dämonenjäger mit dem Gewehr in der Hand dastehen. "Ich meine es ernst!" Derweilen war der Kampf im Wald in eine neue Runde gegangen. Dante attackierte Vergil mittlerweile bevorzugt aus der Ferne. Nicht, dass es ihm viel gebracht hätte. Der Ältere von Spardas Söhnen wehrte die Pistolenkugeln so gekonnt ab, als wären es schwach geworfene Bälle. Seine Klinge pfiff pfeilschnell durch die kalte Nachtluft, brachte Dante ein ums andere Mal schwere Verletzungen bei. Yamato ließ sich zu schnell führen, als dass der Jüngere sich dagegen hätte wehren können. In seiner Überlegenheit ging Vergil sogar dazu über, Alastor zu werfen und stattdessen mit Beowulf vorzustoßen, Dante ein paar harte Schläge und Tritte zu verpassen und sich dann zurückzuziehen, ehe der Andere auch nur dazu kam, das Schwert hochzubringen. Was war mit ihm los? Warum war der Rotgekleidete so schwach? Und warum löste er nicht die Verwandlung in seine Teufelsform aus? Bemerkte er denn nicht, dass er am Verlieren war? Vergil war zu schnell und zu stark, als dass Dante noch etwas hätte ausrichten können. Eine Kugel traf Vergil seitlich an der Schläfe. Ein Streifschuss. Wie lächerlich. Zwei beschworene Schwerter fanden ihr Ziel, ließen Dante zurücktaumeln. Endlich! Der Jüngere wurde müde! Da fiel Vergil auf, dass Force Edge nicht mehr in der Hand seines Bruders lag. Er trug es auch nicht auf dem Rücken. Hektisch suchte der Schwertmeister den Boden ab, fand das schwere Schwert jedoch nicht. Ein Sirren hinter ihm ließ ihn den Kopf drehen. Force Edge trudelte heran, scheinbar schwach und ungefährlich, doch Vergil wusste um die Wucht eines geworfenen Langschwertes. Er wollte ausweichen, spürte jedoch in dem Moment, als er sich vom Boden abstoßen wollte, wie vier Kugeln gleichzeitig ihr Ziel trafen. Zwei in die Brust, eine in den Kopf und eine ins linke Knie. Vergil wurde zurückgerissen, bekam das Schwert in den Rücken und wurde zu Boden geschleudert. Er hustete und spuckte einen Mundvoll Blut. Seine Stirn schmerzte, dort, wo ihn Dantes Kugel getroffen hatte. Er sah seinen Bruder näherkommen, sah dessen Gesicht im Mondlicht überheblich grinsend schimmern und hatte Mühe, auf die Füße zu kommen. Force Edge steckte tief zwischen seinen Rippen, das Atmen war eine Qual mit zehn Zentimetern Dämonenstahl in der Lunge. Vergil keuchte, versuchte, die Klinge zu entfernen, doch seine Arme waren zu kurz, als dass er auch nur die Parierstange des Schwertes erreichen hätte können. Dante lächelte, trat hinter seinen Bruder, der sich kaum rühren konnte. "Sieht so aus, als hättest du wieder verloren." Mit einem brutalen Ruck trieb er das Schwert noch tiefer in die Brust seines Bruders. Vergil schrie auf und spuckte erneut Blut. "Frohes Sterben, Bruderherz!" Dantes Stimme troff vor Hohn, als er die Hand auf die Schulter des Älteren legte und diesen niederdrücken wollte. Vergil zischte: "Verreck an deinen Worten!" Gleichzeitig zog er alle Energie, die sich noch in Yamato befand, aus der Waffe heraus und umgab sich mit einem blau leuchtenden Schutzschild. Dante, der Force Edge noch immer umklammert hielt, wurde von ihm weggeschleudert und nahm dankenswerterweise sein Schwert mit. Sofort spürte der Ältere von Spardas Söhnen, wie die schreckliche Wunde heilte, ebenso wie die Schusswunden. Er ließ den Schild sinken und sandte die Energie in das Schwert seines Vaters zurück. Dante war erneut auf seinem Hinterteil gelandet. Er schüttelte den Kopf, als versuche er, ihn wieder klarzubekommen. Vergil trat heran. "Diesmal bist du zu weit gegangen. Meine Geduld ist zu Ende!" Mit dem letzten Wort riss er Yamato hervor und trieb seinem Zwillingsbruder die Klinge tief in die Brust, genau durchs Herz. Dante erstarrte, seine Finger griffen nach dem Schwert, das Vergil, genau wie zuvor, herumdrehte. Der jüngere Halbdämon ächzte, würgte. Der Schwertmeister hingegen sah kalt auf ihn hinab und gestattete sich nicht einmal ein Lächeln. Er wartete auf den Tod seines Gegenübers. Und er musste nicht lange warten. Dantes Hände umschlossen Yamatos Klinge, ohne dass er noch die Kraft hatte, es aus seiner durchbohrten Brust herauszuziehen. Dann sank er zurück. Blut rann ihm aus dem Mund über die bereits bleicher werdende Haut. Vergil verharrte noch eine Sekunde länger über dem Leichnam seines Bruders, dann zog er Yamato zurück, reinigte die Klinge und schob sie seelenruhig in die Scheide zurück. "Ich finde dich. Und wenn es das letzte ist, was ich tue. Dieser Kampf war nicht unser letzter!" Er wandte sich um und verließ den Kampfplatz, ohne noch einmal zurückzusehen. Dante schrie. Er spürte den Stahl eisig kalt in seinem Körper. Vergil beugte sich über ihn, doch er hörte die Worte, die sein Bruder an ihn richtete, nicht mehr. Wieder verloren. Doch diesmal wartete nur noch der Tod auf ihn. Durch seinen eigenen Bruder... Dante hätte weinen mögen, doch er hatte nicht einmal mehr dazu die Kraft. Er bemerkte, wie sich seine Wahrnehmung erneut veränderte. Alles wurde grau. War das der Tod...? Kälte um seine Brust... seinen Hals... seine Beine... warum fesselte man einen Toten? Dante verstand es nicht. Er war so müde. Erschöpft schloss er die Augen. Schwärze senkte sich um ihn... Die Männer ließen ihm nicht die Wahl. Alle Vier entschlossen sich, auf ihn zu schießen. Einer nach dem Anderen starb. Sie rechneten nicht mit Senecas nahezu übermenschlichen Fähigkeiten, die es ihm fast mühelos ermöglichten, einfachen Gewehrkugeln auszuweichen. Seneca hatte dies eigentlich nicht tun wollen, aber ihm blieb keine Wahl. Als alle vier Soldaten tot waren, sah er zu dem brennenden Haus auf. Hoffentlich fand Nero Frieda schnell. In dieser Flammenhölle konnte ein Mensch nicht lange überleben! Nero kämpfte sich durch die Hitze und die Flammen. Das Haus brannte vollständig. "Frieda!", keuchte er hervor. "Wo bist du?" Er hustete. Vor ihm tauchte die Treppe auf. Nero legte die Hand auf das Geländer, verbrannte sich und taumelte sie dann hinauf, ohne sich abzustützen. "Frieda!" Er erreichte das Obergeschoss. Schweiß rann ihm in Strömen über das Gesicht. Die Red Queen war so heiß, dass er glaubte, sein Mantel würde jeden Moment anfangen zu brennen. Er musste sich beeilen. Auch ein Dämon wie er konnte nicht viel länger in dieser Hitze überleben! Durch wabernde Schlieren glühend heißer Luft erkannte er Friedas Schlafzimmer. Ohne zu zögern eilte er hinein. Nichts. Das Bett und die Vorhänge brannten lichterloh, ebenso wie der Teppich. "Frieda!", schrie der junge Halbdämon. Niemand antwortete ihm. Entweder war die Bäuerin nicht mehr hier oder sie war bereits tot. Nero ließ seinen Blick über das brennende Zimmer streifen und erkannte keinen Hinweis auf die Menschenfrau. Schließlich verließ er den Raum. Es war so heiß! Er taumelte den Gang entlang zu dem Zimmer, in dem sie vor Kurzem noch geschlafen hatten. Kurz blitzte ein Gedanke in Neros Verstand auf, der die Frage an ihn richtete, wie es Vergil wohl gehen mochte. Doch der junge Halbdämon mit der Teufelsklaue verbannte ihn und betrat das Zimmer. Es war nicht ganz so heiß wie in Friedas Raum, doch auch hier brannte es bereits. Vor dem Fenster lag ein brennender Schrank - der einzige Fluchtweg neben der Tür. Nero sah, dass aus dem hölzernen Fußboden Flammen bis auf Hüfthöhe hinaufleckten. Für einen Menschen eine tödliche Falle. Er wollte den Raum bereits wieder verlassen, da fiel ihm eine dunkle Gestalt auf, die hinter dem brennenden Bett, in dem er selbst geschlafen hatte, kauerte. "Frieda!", brüllte er über das Getöse der Flammen hinweg. Die Gestalt zuckte zusammen und Nero wusste, er hatte gefunden, wen er gesucht hatte. Er sprang über die Feuerwand hinweg, eilte zu dem wimmernden Häufchen Elend, das Frieda war. Die Bäuerin war zitternd in sich zusammengesunken, wohl als der Schrank ihr den Fluchtweg versperrt hatte. Ruß verschmierte ihr Gesicht. Nero kniete bei ihr nieder. "Kannst du laufen?" Sie sah zu ihm auf und er erkannte, dass Tränen ihr Gesicht verschmierten. Sie versuchte, aufzustehen, scheiterte jedoch kläglich. Ihre Tränen flossen stärker und sie schluchzte gequält ob der Hitze, die im Raum herrschte. Nero legte den Arm um sie. "Ich bringe dich hier raus. Vertrau mir!" Die Bäuerin lehnte sich dankbar an ihn, klammerte sich an ihn, als er sie auf die Arme nahm und sich auf die Füße kämpfte. Jetzt mussten sie nur noch möglichst schnell hier heraus! Seneca stand vor dem vollkommen in Flammen stehenden Haus. Er machte sich Sorgen. Was machte Nero so lange da drin? Auch einem Halbdämonen musste es zu heiß werden in bloßem Feuer! "Beeil dich!", betete der Dämonenjäger. "Bitte, beeil dich!" Neben ihm tauchte eine Gestalt aus dem Schatten des Waldes auf. Seneca erkannte einen blauen, blutbespritzten Mantel. "Vergil! Nero ist da drin!" Der Schwertmeister hob den Kopf, richtete den Blick auf das Haus. "Bitte, kannst du nicht...?" "Vergiss es. Er ist selbst schuld, wenn er verbrennt!" "Aber du kannst nicht-" "Schweig, Mensch! Ich wiederhole mich ungern. Ich werde nicht da hineingehen!" Seneca biss sich auf die Lippe. Langsam musste es eng werden! Mit einem Krachen barst der Dachstuhl. Das Obergeschoss sackte in sich zusammen. Was ehemals das Wohnzimmer und der Eingangsbereich gewesen war, musste jetzt nur noch eine glühende, brennende Ruine sein. "Nero!" Seneca ballte die Hände zu Fäusten. Tränen stiegen ihm in die Augen, als er seinen Freund - und Frieda - eingeklemmt unter irgendwelchen Stützbalken, die brannten, eingeklemmt sah. Sie würden lebendig verbrennen! "Bitte, du musst etwas tun, Vergil! Ich bitte dich!" Der Schwertmeister reagierte nicht. Wieder krachte es und ein Funkenschauer erhob sich in die Nacht. Seneca schnürte sich die Kehle zu, als er erneut befürchtete, Nero von Balken erschlagen zu sehen, brennen zu sehen. Doch dann rührte sich etwas. Das Küchenfenster, welches ohnehin bereits geborsten war und brannte, knackte und brach. Eine schwarze Gestalt schoss heraus und landete schwer auf der brennenden Veranda, entfernte sich dann rasch vom Haus. "Nero!" Seneca rannte zu seinem Freund, der Frieda wie ein Kind auf den Armen trug. Die Bäuerin hatte die Arme um Neros Hals geschlungen und weinte und hustete. Sie war völlig aufgelöst. Als Nero sie in sicherer Entfernung ablegte, schien sie zu begreifen, dass sie in Sicherheit war. Sie packte Nero fester, drückte ihn an sich. Senecas Augen waren feucht, als er hörte, wie sie ihm ein leises, schluchzendes "Danke" zuflüsterte. Der Halbdämon wischte sich über das Gesicht. Ein unaufmerksamerer Beobachter hätte geglaubt, Nero wische sich einfach nur den Ruß und den Schweiß vom Gesicht. Doch Seneca sah, dass es Tränen waren... das war schon lange geplant. Vergil und Dante im Zweikampf. (und Nero und Seneca als hilflose Zuschauer, oh ja!) jetzt ist also dieses Rätsel gelöst. ^^ Arme Frieda. So hat sie also ihr Heim verloren. Und die Gruppe darf sich ein neues "Hauptquartier" suchen. XD aber zumindest leben sie alle vier noch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)