Stone of memories von KakashiH ================================================================================ Gedächtnisverlust und Erinnerungen ---------------------------------- Part: 38/55 (plus Prolog + Epilog) Titel: Gedächtnisverlust und Erinnerungen Autorin: KakashiH Fandom: Naruto Pairing : SasukeNaruto Disclaimer: Weder die Serie "Naruto" noch deren Charaktere gehören mir. Die hier erzählte Geschichte ist frei erfunden. Außerdem verdiene ich kein Geld mit dieser Geschichte. Warning: Romantik, Drama, Shonen-Ai, Lemon/Lime ---------------------------------------------------------------- Auch ohne wirklich zu wissen was gerade los war, spürte Yumi, dass ihre Zeit mit Naruto ein schnelles Ende nehmen würde. Unsicher stand sie in der Tür zur Küche und beobachtete die beiden Männer, die ihr so ans Herz gewachsen waren. Sie folgte Genmas Blick und realisierte, dass Narutos Reisetasche gepackt im Flur stand. Sie verstand nicht, wieso der Blondschopf sie wieder verlassen wollte. Noch nie hatte dieser sein Wort gebrochen, jedoch schien es so, als wenn er es dieses Mal machen würde. Die Tränen sammelten sich in ihren Augen und auch wenn sie tapfer versuchte, dagegen anzukämpfen, es gelang ihr nicht, sie zurückzuhalten. Yumi wollte kein Kind mehr sein. Als Kind hatte man keine Macht. Die Erwachsenen beschwichtigten sie immer damit, dass sie für vieles noch zu klein war oder aber es nicht verstand. Sie mochte das Gefühl nicht, was diese Reden bei ihr verursachte. Manchmal fragte sie sich, warum ausgerechnet sie durch all diese Dinge musste. Warum war es nicht alles einfacher? Sie hatte gelernt, dass reden manchmal gut tat, wenn man sich anderen anvertraute. Doch die Menschen, die ihr dies beigebracht hatten, schwiegen selber, auch, wenn es ihnen nicht gut ging. Ein leises Schluchzen entrann ihrer Kehle, als sie aufschaute und mit verschwommenen Blick direkt in Narutos Augen blickte. Jene Augen, die ihr so viel Vertrauen gaben, um über die Erlebnisse zu sprechen. Sie liebte den Blondschopf wie einen großen Bruder und auch wenn sie nicht verstand, warum dieser gerade so unendlich traurig zu sein schien, so wollte sie ihm doch helfen. Aber wie immer schien sie zu klein zu sein. Er beachtete sie nicht einmal, wollte nur von ihr fliehen. „YUMI!“ Das kleine Mädchen hörte nicht darauf, als Naruto ihr hinterher rief. Sie stürmte einfach an den beiden Erwachsenen vorbei und hinauf in ihr Zimmer, wo sie die Tür hinter sich zuknallte. Weinend schmiss sie sich aufs Bett und vergrub das tränennasse Gesicht in den Kissen. Ein leises Klopfen war an der Tür zu hören, jedoch antwortete sie nicht. Sie wollte ihn nicht sehen, wollte nicht mit ihm sprechen, denn sie wusste, dass das Einzige, was er ihr zu sagen hatte, nur Worte wären, welche sie angeblich nicht verstehen würde. Diese Tatsache ärgerte sie. Sie war nicht dumm. Und auch wenn sie noch so jung war, so hatte sie bereits begriffen, dass Genma und Kakashi sich auf die selbe Art liebten, wie ihre Eltern es getan hatten. Und auch Naruto und Sasuke verbanden die selben Gefühle. Warum versuchte der Blondschopf also ihr zu verheimlichen, dass er deswegen traurig war? Sasuke hatte sich seit seiner Abreise nirgendwo mehr blicken lassen. Es war noch nicht so lange her, da hatte Sakura sie besucht. Als alle dachten, dass sie in ihrem Bett lag und schlief, waren die Erwachsenen ins Wohnzimmer gegangen und hatten geredet. Jedoch war Yumi alles andere als am Schlafen gewesen und hatte sich heimlich in den Flur geschlichen, um zu erfahren, was Sakura wollte. Es kam nicht gerade oft vor, das die junge Frau zu Besuch kam, also musste es um irgendetwas Wichtiges gehen. Heute wünschte sich Yumi, dieses Gespräch niemals mit angehört zu haben. Sasuke hatte eine Freundin und Naruto endgültig verlassen. Sie hatte lange Zeit nicht realisiert, was genau diese Worte bedeuteten, jedoch hatte sie zu begreifen begonnen, als der Blondschopf wieder hierher gekommen war. Egal wann und egal wo, niemand schien Narutos Fragen zu Sasuke beantworten zu wollen. Und nun schien dieser es alleine herausgefunden zu haben. Der Schmerz, den Yumi in Narutos Augen hatte sehen können, reichte ihr, um die letzten Puzzlestückchen zusammenzufügen und somit endgültig zu begreifen, was das alles zu bedeuten hatte. Das Mädchen spürte, wie ihr jemand eine Hand auf ihre Schulter legte, jedoch entzog sie sich dieser Berührung. Sie wollte nicht angefasst werden und sie wollte auch nicht als kleines Kind behandelt werden. „Geh weg!“, schniefte sie. Auch ohne sich umschauen zu müssen, wusste sie, dass es neben ihr nur Naruto sein konnte. Ein leises Seufzen durchbrach die Stille im Raum. „Yumi, bitte schau mich an!“, hörte sie Narutos sanfte Stimme. Sie konnte es nicht verhindern. Auch wenn sie traurig war, so liebte sie Naruto zu sehr, als ihn ebenfalls zu verletzen. Langsam richtete sie sich auf und schaute den Blondschopf an. „Ich weiß, ich habe dir ein Eis versprochen, aber …“, begann dieser zu erklären, jedoch unterbrach Yumi ihn. „Es geht nicht um das dumme Eis! Kakashi wird mir eh eines geben, weil du es versprochen hast!“, blaffte sie ihn an und musste beinahe lachen, als der Blondschopf sie verwirrt anschaute. Verlegen senkte sie ihren Kopf. „Ihr behandelt mich alle wie ein kleines Kind. Niemand sagt mir, warum du immer so traurig bist. Und nun gehst du einfach wieder, obwohl du viel länger bleiben wolltest …“ Es war nur ein leises Flüstern gewesen, jedoch hatte Naruto sie klar und deutlich verstanden. Der Drang, das Mädchen in den Arm zu nehmen, war nahezu übermächtig, jedoch war ihm bewusst, dass dies in diesem Augenblick ein Fehler wäre. „Sorry …“, murmelte er leise und strich sich durch die Haare. „Du hast Recht. Du bist mittlerweile kein kleines Kind mehr!“ Verwundert blickte Yumi den Älteren an, auch wenn dieser nur geradeaus starrte und ihren Blick somit nicht erwiderte. „Es ist nicht ganz einfach zu erklären. Gefühle sind eine seltsame Sache. Sie können einem gut tun oder aber sehr tief verletzen.“ Mit diesen Worten drehte Naruto seinen Kopf und schaute das Mädchen vor sich an. Es war ihm zuvor nie aufgefallen, doch nun erkannte er, dass Yumi schon lange kein Kind mehr war. Ihre Kindlichkeit und ihre Unschuld waren ihr in der Nacht genommen worden, als sie alles verloren hatte, was ihr bis dahin wichtig gewesen war. „Ich habe gestern etwas erkennen müssen. Manchmal kann man etwas nicht bekommen, egal wie sehr man es sich wünscht oder wie hart man auch daran arbeitet“, meinte er leise. Yumi nickte leicht, schaute für einen Augenblick auf ihre Hände, die sie in ihren Schoß liegen hatte, bevor sie den Blondschopf wieder anschaute. „Du redest von Sasuke, oder?“, fragte sie leise. Naruto nickte leicht. Es wunderte ihn nicht, dass Yumi um einiges mehr verstand als alle, ihn eingeschlossen, vermuteten. Er wusste, dass das Mädchen schnell hatte reifen müssen, um ihre Vergangenheit zu bewältigen und er selbst kannte diese Tatsache ja auch nicht anders. Sie beide hatten sehr früh die harten Lektionen des Lebens lernen müssen. Doch egal, wie viel sie auch lernen mochten, auf die Härtesten war man einfach nie vorbereitet. Der Blondschopf nickte leicht. Er spürte, wie der Klos in seinem Hals wieder dicker wurde und sein Magen erneut zu rebellieren begann, als die ungebetenen Bilder vom vorherigen Abend wieder aufwallten. Doch bevor er auch nur dagegen angehen konnte, spürte er, wie zwei Arme sich um ihn schlangen. „Er wird zurück kommen, daran glaube ich!“, wisperte das Mädchen und Naruto nahm sie nun ebenfalls in den Arm. Innerlich seufzte er. Sicher, Yumi war reifer als Andere in ihrem Alter, jedoch hatte sie noch nicht die Lebenserfahrung, die sie benötigte, um zu begreifen, dass sie im Unrecht war. Dazu kannte sie auch noch nicht alle Fakten, jedoch wollte er ihre aufmunternden Worte nicht zerstören. „Ja … du hast sicher Recht.“ Als Genma Naruto die Treppe herunterkommen hörte, schaute er ihm entgegen. Es war selten, dass er den Blondschopf so tief in Gedanken versunken erlebt hatte. Fragend blickte er ihn an, jedoch wurde seine Hoffnung, dass Naruto es sich noch einmal überlegt hatte, schnell zerstört, als dieser seine Tasche aufnahm und Genma bittend anschaute. Mit einem leisen Seufzen ergriff er erneut seine Autoschlüssel und gemeinsam verließen sie das Haus. Die Fahrt zum Flughafen war still. Zu still für Genmas Geschmack. Noch immer nagte die Frage an ihm, was genau geschehen war. Ihm war jedoch bewusst, dass Naruto nur dann reden würde, wenn dieser es auch wollte. Auf halbem Wege dann brach dieser endlich das Schweigen und bat ihn, zuvor einen Abstecher zu machen. Den Ort, den er gewählt hatte, ließ Genma ein wenig zögern, doch dann gab er nach. Naruto wusste schon, wieso er ausgerechnet dorthin wollte. Sie fuhren eine ganze Weile, bis sie an dem Waldstück ankamen und Genma den Wagen zum Stehen brachte. Gemeinsam stiegen sie aus und während er überlegte, ob er Naruto folgen sollte oder nicht, schaute dieser sich zu ihm um. Er verstand die stumme Aufforderung, setzte sich langsam in Bewegung und schloss bereits kurz darauf zu Naruto auf. Trotz des warmen Wetters war es an dieser Stelle des Sees relativ ruhig. Vermutlich lag es daran, dass kaum jemand diese Stelle wirklich kannte. Schweigend standen sie am Ufer und blickten auf das Wasser hinaus. Genma wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis Naruto endlich die Stille durchbrach. „Wie lange wusstet ihr schon von Sasukes Freundin?“ Es war keinerlei Vorwurf in der Stimme zu hören, trotz allem fühlte er sich schuldig, dem Blondschopf nichts gesagt zu haben. „Schon eine ganze Weile…“, antwortete er leise. Naruto gab einen Laut von sich, den er nicht wirklich deuten konnte. Genma wusste nicht, ob dieser wütend oder enttäuscht deswegen war, aber im Grunde spielte auch dies keine Rolle. Sie hatten geschwiegen um ihn zu schützen, auch wenn sie gewusst hatten, dass er es früher oder später selbst heraus finden würde. Genma hatte sich oft gefragt, wieso alles so gekommen war. Früher, vor einem Jahr noch, waren die beiden beinahe unzertrennlich gewesen. Als er Sasuke kennen gelernt hatte und die Beziehung der beiden im Laufe der Zeit erlebt hatte, war er froh gewesen, dass sie einander gefunden hatten. Es schien, als wenn sie nichts trennen konnte. Jedoch hatte sich der Uchiha mit Narutos Entscheidung vollkommen gewandelt. Zuerst hatte er noch die Hoffnung gehabt, dass dies nur ein Akt war, damit Naruto es leichter hatte, allerdings war er sich dessen nun nicht mehr so sicher. Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als Naruto erneut sprach. „Ich habe gedacht mit so etwas zurecht zu kommen. Nun aber wünschte ich mir, dass ihr mich vorgewarnt hättet!“ Eine kleine Pause entstand und Genma realisierte, das der Blondschopf im Augenblick mit all den aufgestauten Emotionen kämpfte. „Es tut weh. Es tut so verdammt weh, ihn mit jemand anderen zu sehen.“ Genma verstand Naruto. Vorsichtig legte er dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter und atmete tief durch. Er fand keine Worte, die dem Blonden helfen würden. Nichts konnte dem Blondschopf den Schmerz nehmen, den er im Augenblick verspürte. „Ich verstehe es einfach nicht. Er wirft mir vor, ihn ausgenutzt zu haben und dass das zwischen uns nie ernst war. Aber auch nach diesen Worten haben meine Gefühle sich nicht geändert!“ Narutos Stimme brach letzten Endes. Ohne Genma noch einmal anzuschauen wendete er sich ab und verschwand in Richtung Wagen. Der Ältere blieb eine ganze Weile stehen, blickte weiter auf den See hinaus, wo alles seinen Anfang genommen hatte. Als er der Meinung war, dass Naruto sich inzwischen wieder beruhigt haben müsste, wendete auch er sich ab, um zum Auto zu gehen. Dort angekommen stellte er fest, dass der Blondschopf sich scheinbar wirklich wieder unter Kontrolle hatte. So startete er schweigend den Wagen und machte sich auf den Weg, um zum Flughafen zu fahren. Als Naruto sich verabschiedete, lächelte er das erste Mal wieder ehrlich und aufrichtig. Ohne darüber nachzudenken, nahm er Genma kurz in den Arm. „Danke…“, sagte er leise und löste sich schnell wieder. Der Braunhaarige hatte ihn genau verstanden und nickte nur leicht. Für einen Augenblick schien Naruto zu zögern, doch dann zog er eine Schatulle aus seiner Hosentasche und gab sie seinem Ziehvater. „Dies war Sasukes Geschenk. Bitte nimm es an, schmeiße es meinetwegen in den Müll oder mach damit, was du willst … aber ich will es nicht wieder mitnehmen…“, sagte er leise und Genma verstand. Ein weiteres Mal nickte er dem Blondschopf zu, bevor dieser sich abwandte und langsam verschwand. Genma fragte sich, ob dieser wohl je über seinen Kummer hinweg kommen würde. Auch wenn der Blondschopf nach außen hin immer stark zu sein schien, tief in ihm litt er im Augenblick, dieses wusste Genma nur zu genau. Als von dem Blondschopf nichts mehr zu sehen war, öffnete er die Schatulle und betrachtete die Uhr, die darin enthalten war. Es schien, als hätte sie einiges gekostet und irgendwie widerstrebte es ihm, das Schmuckstück wirklich zu entsorgen. Ein letztes Mal schaute er in die Richtung, in der Naruto gerade verschwunden war und erstarrte leicht. An einem der großen Fenster, von denen man auf die Rollbahn hinaus schauen konnte, stand niemand geringeres als Sasuke Uchiha. Genma wollte sich eigentlich nicht in ihre Dinge einmischen, jedoch brannte er schon seit langem darauf, auf seine Fragen Antworten zu bekommen. Schnell bahnte er sich einen Weg zu dem jungen Uchiha und räusperte sich, als er neben ihn angekommen war. Sasuke schaute ihn nur herablassend an, bevor er sich abwandte und verschwinden wollte. Allerdings war dies etwas, was Genma nicht akzeptieren wollte. „Sasuke, mir ist bewusst das du mir keinerlei Erklärung schuldest. Dennoch frage ich mich, was du hier machst, wenn Naruto dir scheinbar nichts mehr bedeutet!“ Als der Angesprochene sich zu ihm umdrehte, wusste Genma den Gesichtsausdruck des jungen Mannes nicht genau zu deuten. Aber er war auch zu schnell wieder verschwunden, als das er ihn wirklich hätte analysieren können. Sasuke schnaubte leise. „Ich bin sicherlich nicht wegen Uzumaki hier!“, sprach er verächtlich. Das Sasuke Narutos Nachnamen gewählt hatte, ließ Genma vor Wut kochen. „Umso besser! Du solltest dich von ihm fern halten, es sei denn, du bist daran interessiert, ihn komplett zu zerstören!“ Der Schwarzhaarige schaute sein Gegenüber fragend an, erhielt jedoch keine Antwort auf seine unausgesprochene Frage. Stattdessen trat Genma auf ihn zu, drückte ihm eine Schachtel in die Hand und wendete sich ohne ein weiteres Wort zu sagen einfach von ihm ab und verschwand. Für eine Weile schaute er dem Braunhaarigen hinterher, bevor er den Blick auf die Schachtel senkte, die dieser ihm in die Hand gedrückt hatte. Er hatte ihn nicht einmal angelogen, als er gesagt hatte, nicht wegen Naruto hier zu sein. Jedoch hatte es ihn überrascht, den ihm so vertrauten jungen Mann heute hier zu sehen. Soweit er wusste, musste dieser erst in einigen Wochen wieder zurück an seine Uni und dass er bereits heute flog, bestätigte seine Meinung, dass ihr Zusammentreffen Naruto wirklich schwer getroffen haben musste. Für eine ganze Weile starrte er auf den Gegenstand in seiner Hand, überlegte was er damit machen sollte, bevor er sich überwand und die Schatulle öffnete. Vorsichtig nahm er die Uhr hinaus, betrachtete sie und schloss für einen Augenblick die Augen. Er hatte die Gravur an der Unterseite erkannt. Dieser Drache war in etwa Derselbe, wie auf Narutos erstem Geschenk. Sasuke atmete tief durch, bevor er die Uhr in seine Hosentasche verschwinden ließ und langsam den Flughafen verließ. Er würde sich später damit befassen, was er damit machen würde. Als der junge Uchiha spät abends endlich sein Apartment betrat, fühle er sich so ausgelaugt wie schon lange nicht mehr. Erschöpft entledigte er sich seiner Krawatte, bevor er sein Hemd aufknöpfte und sich auf seinem Sofa niederließ. Sein Blick schweifte durch das Wohnzimmer, in dem er sich nie wirklich heimisch gefühlt hatte. Seit Sango in sein Leben getreten war, hatte sie vieles hier verändert und viele Erinnerungsstücke aus seinen jüngeren Jahren waren nach und nach aus der Wohnung verschwunden und durch kalte, ihm nicht vertraute Gegenstände ersetzt worden. Er hatte sich oft eingeredet, dass es ihm nichts ausmachte, doch heute wurde ihm bewusst, dass er sich selbst belogen hatte. Ihm fehlte etwas in seinem Leben, etwas, was niemand wirklich ausfüllen konnte. Ein leises Seufzen entwich ihm, als er an den vergangenen Abend nachdachte. Im Grunde hatte er nicht wirklich ausgehen wollen, jedoch hatte Sango ihn so lange gedrängt, bis er nachgab. Sie redete oft von Verpflichtungen, immerhin sei er der Erbe des Uchiha Imperiums und musste sich somit regelmäßig in der Öffentlichkeit zeigen. Sasuke war bewusst das die junge Frau ihn nur wegen seiner Herkunft wollte, doch das störte ihn nicht. Nachdem er sich Naruto vollkommen hingegeben hatte, wollte er nicht erneut jemanden die Chance geben, ihn zu verletzen. So war es genau richtig und niemand hatte zu leiden, wenn die Beziehung doch zerbrechen sollte. Gedankenverloren schob der junge Uchiha eine Hand in die Hosentasche und erstarrte leicht, als seine Finger den Gegenstand spürten, der sich noch immer dort befand. Sasuke hatte oft versucht, ihn einfach wegzuschmeißen, doch irgendwie brachte er es nicht übers Herz. Er erinnerte sich wieder an Sakuras hasserfüllten Blick und auch an Narutos. Er hatte sich in dem vergangenen Jahr eingeredet, mit dieser Sache abgeschlossen zu haben. Die letzten Stunden hatten ihm allerdings gezeigt, wie sehr er sich irrte. Mit einem weiteren Seufzer richtete sich der Uchiha wieder auf und verschwand in seinem Schlafzimmer, wo er die Uhr auf seinen Nachtschrank legte und anschließend sich einige Sachen zusammen suchte, um damit ins Bad zu verschwinden. Nach einer heißen Dusche kehrte der junge Uchiha wieder ins Schlafzimmer zurück, wo er sich sogleich ins Bett legte und an die Decke starrte. Der letzte Abend hatte viele Erinnerungen in ihm wachgerufen, die er lieber weiterhin tief in sich verschlossen gelassen hätte. Jedoch war ihm auch bewusst geworden, dass er sich irgendwann diesen und vermutlich auch Naruto stellen musste. Das einzige was er sich wirklich von Herzen wünschte war, dass der Blondschopf sein Glück finden würde. Trotz allem empfand Sasuke noch immer eine ganze Menge für ihn, auch wenn es zwischen ihnen solch ein unschönes Ende genommen hatte. Ihm war bewusst, dass dies allein seine Schuld war, jedoch war es aus seiner Sicht das Beste. Ihre Gefühle füreinander hatten sich geändert. Es war ihm deutlich bewusst geworden, als Naruto ihn nicht in seine Pläne eingeweiht hatte. Sasuke atmete tief durch, bevor er das Licht löschte und die Augen schloss. Ein letztes Mal wünsche er sich in seinen Gedanken, dass Naruto endlich sein Glück fand und somit wieder er selbst werden konnte, bevor er einschlief. Er fühlte sich vollkommen leer. Keinerlei Emotionen erfüllten ihn, als er an die Gardinen seines derzeitigen Zimmers blickte. In den letzten Tagen war ihm dieses Bild vertraut geworden. Tagein, tagaus dasselbe Bild. Sasuke aß nichts mehr, redete mit niemanden und tat im Grunde nichts anderes als auf seinem Bett zu sitzen und die Gardinen anzustarren. Die ersten Tage hatten ihn noch seine Gedanken gequält. Wieso war all dies geschehen? Er hatte nie etwas getan, was eine solche Strafe erforderte. Und nun war er alleine … vollkommen allein gelassen. Er hatte die Krankenschwestern reden hören, seine Eltern waren tot. Scheinbar sofort verstorben. Sasuke wusste, was das bedeutete. Er würde sie nie wieder sehen. Aber er verstand noch nicht wirklich, warum es so war. Die Erinnerungen an den Unfall hatten ihn lange Zeit gequält, ihn Nacht für Nacht schreiend aufwachen lassen. Jetzt war von diesem nichts mehr bei ihm vorzufinden. Keine Träume, die ihn schreiend und um sich schlagend erwachen ließen, keine Krankenschwestern, die zu ihm eilten, um ihm irgendetwas zu spritzen. Alles war verschwunden, genauso wie seine Wut auf Itachi. Sein älterer Bruder war nirgendwo aufzufinden und im Laufe der letzten Tage war damit auch Sasukes Hoffnung gestorben, wieder nach Hause zurück zu können. Er spürte nichts mehr, dachte an nichts mehr, redete nicht mehr, saß nur dort und starrte vor sich hin. Er war so sehr an seine Einsamkeit gewöhnt, dass er zuerst einmal nicht bemerkte, wie jemand in sein Zimmer kam und ihn ansprach. Sasuke starrte weiterhin geradeaus. Irgendwann jedoch bemerkte er den Jungen, beschloss aber, ihn auch weiterhin zu ignorieren. Er hörte wie Tsunade ebenfalls den Raum betrat und kurz darauf spürte er den Jungen neben sich sitzen. Es interessierte ihn nicht. Der kleine Junge neben ihm begann ohne Pause zu reden und schnell schaltete Sasuke auf Durchzug. Er mochte es nicht, wenn es so laut war, doch konnte er sich auch nicht überwinden, sein Schweigen zu brechen. Als der Blondschopf ihn dann ein angebissenes Brötchen hinhielt, starrte der junge Uchiha es lange Zeit an, bevor er es zögernd annahm und hinein biss. Er wusste nicht, was es war, doch ging von Naruto etwas aus, was ihn etwas leichter ums Herz werden ließ. Sasuke begann die Tage, welche folgten, zu genießen. Naruto hielt sein Wort und brachte ihm ein Stückchen Geburtstagskuchen mit. Den Tag darauf saßen sie beide einfach auf seinem Bett und schauten zum Fenster hinaus. Auch wenn der junge Uchiha zuvor den Jungen als nervig empfunden hatte, so erfüllte es ihn nun mit einer tiefen Zufriedenheit, diesen ständig reden zu hören. Dann teilte man ihm mit, dass sich neue Eltern für ihn gefunden hatten und im gleichen Augenblick verschloss er sich wieder. Er wollte dies alles nicht und er wünschte sich erneut, an den Ort gehen zu können, an dem sich seine wirklichen Eltern nun befanden. Blaue Augen blickten ihn Tränen erfüllt an … blondes Haar, welches in alle Richtungen abstand, glänzte in der Sonne … eine Kette in seiner Hand, mit einem Stein, der seinen Augen Konkurrenz machen könnte… Sasuke riss seine Augen auf und starrte geschockt an die Decke. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, seine Hände waren schweißnass. Er hatte lange Zeit nicht mehr an diese Tage denken müssen, doch nun erinnerte er sich an jede Einzelheit. Er kannte diese Augen. Es waren Narutos Augen. Erst jetzt hatte er begriffen, dass er den Blondschopf bereits viele Jahre kannte. Sie hatten einander zum ersten Mal im zarten Alter von fünf Jahren gesehen, doch hatten sie dieses durch ihre Trennung scheinbar vergessen. Sasukes Hand schloss sich um den Anhänger, den er noch immer trug. Es war an der Zeit, sich endlich von allem Alten zu lösen. Müde schloss er die Augen wieder, es war an der Zeit endlich einige Entscheidungen zu fällen. Naruto war dankbar, dass Finn noch nicht zurückgekehrt war. So hatte er Zeit, sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen und sie wieder tief in sich zu verschließen. Um Ablenkung zu finden begann er wieder Schichten zu übernehmen und blühte schnell wieder auf. Vier Tage nach seiner Rückkehr betrat ein junger Mann den Imbiss und ließ den Blondschopf wie angewurzelt stehen bleiben. Naruto betrachtete den Fremden und bemerkte, dass es sich hierbei nicht um Sasuke handelte, wie er es bei ihrem ersten Zusammentreffen angenommen hatte. Trotz allem gab es zwischen dem Mann vor ihm und dem jungen Uchiha eine nicht zu verleugnende Ähnlichkeit. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit und eine Idee setzte sich bei ihm fest, die er keinesfalls wieder fallen lassen wollte. So raffte er sich auf und sprach den jungen Mann an. Was er jedoch dabei herausfand, versetze ihn wirklich in Erstaunen. Trotz allem schwieg er. Das Einzige, was er hoffen konnte war, dass er und der junge Mann in Kontakt blieben. Auch wenn er wusste, dass er Sasuke nichts schuldig war, so wünschte er sich doch, dem Mann, den er noch immer liebte, zumindest auf diese Art und Weise ein wenig näher zu kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)