Vermisst von Mono-chan (letztes Kapitel ist hochgeladen :-)) ================================================================================ Kapitel 18: Hilfe ----------------- Yukari kam sofort, und nach Sanaes Angaben entstand ein halbwegs brauchbares Phantombild. Kojiro beobachtete den Fortgang der Arbeit ungeduldig, Tsubasa saß mehr oder weniger teilnahmslos daneben und sah aus dem Fenster. Der Himmel hatte sich zugezogen, es würde sicher bald zu regnen beginnen. Ob die Anderen noch beim Training waren? „Hey.“ Tsubasa zuckte zusammen und wandte den Kopf. „Hm?“ Yukari hielt das Bild hoch. „Wir sind fertig.“ „Kennst du den Typen?“, fragte Kojiro begierig. Tsubasa betrachtete die Skizze genauer, dann zuckte er mit den Schultern. „Nie gesehen.“ „Aber er könnte der Irre sein, den wir suchen?“ „Wie oft soll ich das denn noch sagen, ich habe sein Gesicht nicht gesehen. Er hat dafür gesorgt, dass ich immer geblendet war. Aber von der Kopfform her könnte es passen. Davon abgesehen, er kam aus meinem Haus hier raus! Ein ziemlich eindeutiger Hinweis, oder?“, entgegnete Tsubasa unwillig. Er hatte diese ganzen sich ständig wiederholenden Fragen so satt..... „Hm.“ Kojiro runzelte die Stirn und warf nun ebenfalls einen genaueren Blick auf das Bild. „Mir kommt er aber definitiv irgendwoher bekannt vor.... Sicher, dass du ihn nicht kennst?“ „Ja!“ „Seltsam. Er kennt dich aber anscheinend ziemlich gut......und er hat was gegen dich....“ „Ach, wirklich?“ Kojiro runzelte bei dieser Antwort irritiert die Stirn und öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, als das Telefon klingelte. Sanae machte automatisch Anstalten, aufzustehen, aber Tsubasa kam ihr zuvor. „Lass nur, ist okay. Immerhin wohne ich hier.....“ Er verließ das Wohnzimmer, froh über die paar Minuten alleine. Er wußte, dass er die Drei ziemlich vor den Kopf stieß mit seinem Verhalten, er verstand sich im Moment ja sogar selbst nicht. Alles war so chaotisch....er konnte sich nicht erinnern, sich schon einmal so gefühlt zu haben, nicht einmal früher, als er keine Freunde gehabt hatte außer Yayoi..... Das Telefon klingelte nach wie vor beharrlich. Tsubasa nahm ab und kam gar nicht dazu, etwas zu sagen. „Warum zum Teufel hast du uns nicht erzählt, dass du heute entlassen wirst?!“, meckerte sein Gesprächspartner so laut los, dass er den Hörer ein Stock vom Ohr weghalten musste. Tsubasa lächelte schwach. „Hallo, Ryo.“ Ryo schnaubte. „Von wegen Hallo! Wir sind tierisch erschrocken, weißt du das?! Kommen in das Zimmer rein und keiner da! Wir haben schon gedacht, du wärst wieder verschwunden....bis wir dann endlich Dr. Sudo gefunden haben und ihn fragen konnten! Warum hast du uns denn nicht Bescheid gesagt?“ „Es war relativ kurzfristig. Tut mir leid.“ „Kurzfristig, so so. Und? Geht’s dir wenigstens gut?“, fragte Ryo wieder einigermaßen ausgesöhnt. „Wir können auch noch kurz vorbei kommen, wenn du magst, dann sitzt du nicht den ganzen Nachmittag alleine rum...“ Tsubasa zögerte, dann stand sein Entschluss fest. „Es ist alles bestens, keine Sorge. Ihr müsst nicht vorbei kommen, ich habe euch die letzten Tage schon genug Umstände gemacht. Außerdem sind Kojiro, Sanae und Yukari schon da.....“ „Wie bitte?! Kojiro? Was macht der denn bei dir?!“ „Er wollte mich auch besuchen und hat sich gewundert, warum ich nicht mehr im Krankenhaus bin.“ „Aha. Sicher, dass alles okay ist? Irgendwie klingst du anders..... “ „Ich bin nur müde, der Tag war ziemlich anstrengend. Darum wäre es mir auch lieber, wenn ich mich bald hinlegen könnte.“ „Klar, das kann ich verstehen. Dann sag ich den Anderen Bescheid..... Kumi wird ziemlich enttäuscht sein, sie hätte heute nämlich auch endlich Zeit gehabt, dich zu besuchen.“ „Sie wird es überleben, denke ich.“ Ryo lachte. „Mit viel Geheul, aber ja, das wird sie. Du hättest sie die letzten Tage mal sehen sollen, sie war völlig von der Rolle, weil sie es nie zu dir ins Krankenhaus geschafft hat. Völlig still und häufig am heulen, wenn sie denkt, dass sie niemand sieht. Wenn das nicht Liebe ist, hm?“ „Hör auf damit!“ „Ach ja, richtig, ganz vergessen – du hast ja eher an jemand anderem Interesse, nicht?“ Tsubasa konnte seinen Freund am anderen Ende der Leitung förmlich grinsen sehen. Seltsamerweise machte ihn das wütend. „Ich habe gesagt, dass du aufhören sollst!“ „Komm, das musst du doch nicht leugnen, und peinlich sein muss es dir auch nicht. Es wissen doch eh alle....“ Bevor sich Tsubasa bewußt wurde, was er tat, hatte er bereits den Hörer auf die Gabel geknallt. Er wußte, dass Ryo das nicht böse gemeint hatte, solche Kabbeleien waren innerhalb der Mannschaft an der Tagesordnung. Umso irritierender war es, dass er dieses Mal so wütend geworden war. Leicht außer Atem starrte er den wehrlosen Apparat an, während der Zorn verrauchte und einer tiefen Resignation Platz machte. Wunderbar, wirklich wunderbar....jetzt stieß er auch noch seine besten Freunde vor den Kopf, und das, nachdem sie tagelang alles getan hatten, um ihm zu helfen. Er überlegte kurz, Ryo zurück zu rufen und sich zu entschuldigen, ließ es dann aber bleiben. Statt dessen holte er das Telefonbuch aus der Kommode. Fünf Minuten später kam er wieder zu den Anderen ins Wohnzimmer zurück. Sanae hatte mittlerweile neuen Tee gekocht und stellte die Kanne auf den TIsch, Yukari und Kojiro brüteten immer noch über dem Foto. Alle hoben den Kopf, als er den Raum betrat. „Und? Wer war's?“ „Ryo.“ Tsubasa setzte sich wieder. „Und danach habe ich noch den Schlüsseldienst angerufen, damit sie das Schloss auswechseln.“ „Perfekt! Und, wann kommen die Anderen vorbei?“, fragte Kojiro. Tsubasa holte tief Luft. „Gar nicht.“ „WAS?! Aber wir haben doch entschieden, dass....“ „Ich habe gar nichts entschieden, das warst du!“, fiel ihm Tsubasa ins Wort. „Ja, aber....“ „Ich weiß, dass du das alles nur gut meinst, aber ich will es nicht! Ich will nicht, dass die Anderen noch mehr in die Sache verwickelt werden, und ich werde auch nicht in jedem Haushalt in Nankatsu klingeln und nach diesem Typen fragen!“ „Dann willst du ihn also wirklich einfach davon kommen lassen?“, fragte Kojiro fassungslos. „Das glaube ich einfach nicht! Du gibst doch sonst nicht so einfach auf, ich dachte....“ „Das hat absolut nichts mit Aufgeben zu tun! Aber was für einen Sinn soll es haben, die Nadel im Heuhaufen zu suchen?“ Tsubasa lächelte bitter. „Ich schätze mal, dass wir nur warten müssen. Der Typ kommt wieder.“ Nach diesen Worten herrschte Schweigen. Kojiro blickte ihn ernst an. „Verstehe.“, meinte er schließlich langsam. „Ich hätte nie gedacht, mal so was von dir zu hören. Du willst es also mehr oder weniger alleine durchziehen? Ausgerechnet du, wo du doch immer so viel Wert auf Teamwork legst?“ „Wir sind hier nicht auf dem Fußballfeld, verdammt noch mal! Das ist kein Spiel!“ Tsubasa spürte, dass er wieder wütend wurde. „Es reicht mir schon, dass er mich alleine im Visier hat, ich will nicht, dass noch jemand da reingerät!“ „Wir sind aber alle schon mit drin, Tsubasa.“; meinte Yukari leise. „Ich glaube, Kojiro hat recht. Du kannst das nicht alleine machen....“ „Ich werde es auch nicht alleine machen! Die Skizze kommt zur Polizei, die sollen sich darum kümmern!“ Kojiro blickte ihn immer noch ernst an. „So kenne ich dich gar nicht, Tsubasa. Ich kann zwar verstehen, was in dir vorgeht, aber....“ „So, kannst du das?!“ Tsubasas Hände ballten sich zu Fäusten. „Den Teufel weißt du!“ Seine Stimme war gefährlich leise und etwas in seinem Blick ließ seine Freunde erneut verstummen. Yukari war es schließlich, die das Schweigen wieder brach. „Ist es dir lieber, wenn wir gehen und dich für heute in Ruhe lassen?“, wollte sie leise wissen. „Wir können ja auch morgen weiter überlegen, was wir unternehmen.....das müssen wir nicht heute entscheiden.“ Nach ein paar Sekunden nickte Tsubasa nur, ohne etwas zu sagen, und vergrub das Gesicht in den Händen. „In Ordnung.“ Kojiro stand auf. „Aber denk noch mal darüber nach! Der Typ wird dafür bezahlen, so oder so, verlaß dich drauf.“ Damit verließ er das Haus, gefolgt von Yukari, die Sanae einen aufbauenden Blick zuwarf. „Soll......soll ich auch gehen, Tsubasa?“, fragte sie leise und erhob sich bereits. Tsubasa schüttelte nur den Kopf, ohne aufzublicken. Also setzte sie sich wieder, und ein paar Minuten lang sagte keiner etwas. „Tut mir leid.“, meinte Tsubasa schließlich dumpf. Sanae starrte ihn überrascht an. „Was?“ „Für eben. Es tut mir leid.“ „Ist schon okay....“ „Nein, ist es nicht. Ihr habt es nur gut gemeint, und ich hatte nicht das Recht, so wütend zu werden....“ Sanae lächelte leicht. Das klang jetzt wieder mehr nach dem Tsubasa, den sie kannte. Sie legte ihm die Hand auf den Arm. „Doch, es ist okay, Tsubasa. Es ist völlig normal, dass du jetzt erst mal durcheinander bist, und Kojiro hätte dich nicht so unter Druck setzen sollen, besonders nachdem....“ Sie brach ab. „Nachdem der Typ mich wieder überrascht und in den Keller gesperrt hat?“, vollendete Tsubasa den Satz, nach wie vor ohne aufzublicken. Sanae nickte und bemerkte zu spät, dass er das im Moment nicht sehen konnte. „Warum hast du denn mit dem Aufräumen nicht auf mich gewartet?“ „Weil ich mich ablenken wollte. Ich musste mich irgendwie beschäftigen....“ Unwillkürlich kam Sanae der Gedanke, dass es eigentlich typischer für ihn gewesen wäre, sich seinen Fußball zu schnappen und sich durch Spielen abzulenken. Aber dann dachte sie an die gerade verheilte Gehirnerschütterung und war erleichtert, dass er es nicht getan hatte. Und dass er nicht durch die chaotische Küche an alles erinnert werden wollte, war auch nur zu gut verständlich. Sie zögerte. „Wann kommt denn der Schlüsseldienst?“ „Morgen früh. Ich muss vorher noch mit meinen Eltern sprechen wegen dem Geld, so viel habe ich nicht da. Und zur Schule kann ich dann auch noch nicht....“ „Das ist sicher auch besser so. Es schadet nicht, wenn du erst übermorgen wieder hin gehst, bis dahin fühlst du dich sicher auch ingesamt wieder wohler.“; meinte Sanae aufbauend. „Und wegen heute abend....“ Sie zögerte erneut, gab sich dann aber einen Ruck. „Willst du nicht lieber mit zu mir nach Hause kommen?“ „Was?“ Jetzt hob Tsubasa doch den Kopf und blickte sie verdutzt an. „Es ist nicht sicher, wenn du alleine hier im Haus bleibst, nicht wenn der Typ einen Schlüssel hat und jederzeit reinkommen kann.“, meinte Sanae schnell und hoffte, dass er ihr den eigentlichen Grund für ihren Wunsch nicht ansah. Es behagte ihr nicht, ihn die ganze Nacht allein hier zu lassen, nicht nach dem kleinen Desaster am Nachmittag. Dass er sich psychisch nicht gerade in optimaler Verfassung befand, war nicht zu übersehen. „Meine Eltern haben sicher nichts dagegen, wenn du bei uns übernachtest, wir haben ein Gästezimmer. Bitte, denk wenigstens darüber nach, ja? Ich glaube es wäre besser...“ Tsubasa schwieg kurz und starrte auf seine Hände. „Nur, wenn es deinen Eltern wirklich nichts ausmacht....“, meinte er schließlich leise, ohne sie anzusehen. „Und ich muss vorher noch meine Mutter anrufen, wenn sie es hier probiert und ich nicht da bin flippt sie aus....“ Sanae traute ihren Ohren nicht. Sie lächelte erleichtert. „Klar. Es muss ja auch nicht jetzt sofort sein, du kannst heute abend rüberkommen.... und bis dahin bringen wir die Küche endgültig auf Vordermann. Und den Keller übernehme ich dieses Mal.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)