Vermisst von Mono-chan (letztes Kapitel ist hochgeladen :-)) ================================================================================ Kapitel 12: Sorge ----------------- Kojiro war nicht mehr schlecht gelaunt. Er war wütend. Rasend wütend. Das Spiel lief seit 15 Minuten und war eine einzige Farce. Es stand bereits 7:0 für Toho, Shingo machte sich nicht mal richtig die Mühe, die Bälle zu halten. Ein Tor hatte Nankatsu sogar durch eigene Schuld kassiert, Yamamori hatte das Leder aus Versehen hinter die Linie befördert. Einen Angriff hatte es von ihrer Seite noch nicht ein einziges Mal gegeben, verteidigt wurde nur halbherzig. Die meiste Zeit standen die Spieler mehr oder weniger betreten auf ihren Plätzen. Die ersten Zuschauer buhten bereits, einige verließen das Feld unter enttäuschtem Gemurmel. „Verdammt noch mal, was soll denn das?!“, explodierte Kojiro, als Takeshi bereits mit einem laschen Schuss das achte Tor erzielte. Er marschierte zu Ryo hinüber, der gerade in seiner Nähe stand, und packte ihn am Kragen, den Protest des Schiedsrichters ignorierend. „Warum spielt ihr nicht richtig?! Nehmt ihr uns nicht ernst, oder was?“ Ryo schwieg und wich seinem Blick aus. Kojiro widerstand dem Drang, zuzuschlagen. Er stieß den Jungen von sich weg. „Ist das alles ein Spiel von Tsubasa?“, fauchte er wütend. „Will er mich lächerlich machen?“ „So ein Unsinn!“, entfuhr es Izawa. „Das stimmt nicht....“ „Aha? Und wo ist er dann? Das Märchen das er krank ist könnt ihr sonst jemandem erzählen! Er war noch nie krank, seit ich ihn kenne noch nicht!“, antwortete Kojiro finster. Er wandte sich um und ging in seine Spielfeldhälfte zurück. „Und ich dachte, wir wären so was wie befreundet.....“ Izawa tauschte einen verzweifelten und ratlosen Blick mit den Anderen aus. Just in diesem Moment schob sich Kumi atemlos durch die Menge und stolperte mitten auf das Feld. „Wir haben ihn“, japste sie erschöpft. „Wir haben Tsubasa gefunden.....“ Ein paar Sekunden herrschte Stille. Alle – auch die Mannschaft von Toho und die letzten verbliebenen Zuschauer (die meisten hatten sich mittlerweile verkrümelt) – starrten sie verdutzt an. Izawa realisierte als erster, was sie gesagt hatte. „Er ist in Sicherheit?“, vergewisserte er sich hastig. Kumi nickte und stützte außer Atem die Hände auf die Knie. „Ja.....“ „Was zur Hölle ist hier überhaupt los?!“, fragte Kojiro drohend leise, während die Nankatsu-Mannschaft erleichtert aufatmete. „Das....das erklären wir dir später.“, meinte Ryo ausweichend. Er blickte zu den Anderen hinüber und stellte fest, dass sie wohl dasselbe dachten wie er. „Sorry – aber wir müssen ne kurze Pause machen, ja? Danach geht’s richtig los – wenn du willst, auch von vorne. Wartet hier!“ Und damit ließ er den verdatterten Kojiro und seine Mannschaft einfach stehen, packte die immer noch erschöpfte Kumi am Handgelenk und zog sie mit sich, gefolgt von seinen Freunden. „Das gibt’s doch nicht.“, meinte Takeshi perplex und blickte Kojiro an. „Was haben die denn auf einmal?“ Kojiro schwieg finster. „Geht nach hause.“, meinte er schließlich leise. „Das Spiel ist abgeblasen! Ich komme bald nach.“ Er wandte sich auch an das verbliebene Publikum. „Habt ihr gehört? Es gibt nichts mehr zu sehen, das Spiel findet nicht statt! Verzieht euch!“ Damit beeilte er sich, der Nankatsu-Mannschaft zu folgen. *** Er holte die Anderen ein, als sie gerade die Straße von Tsubasas Haus einbogen. Auch Kumi und Yukari waren dabei. Ohne auf ihre verdutzten Blicke zu reagieren, ging er zu Izawa und Ryo nach vorne. „Ihr schuldet mir nachher eine verdammt gute Erklärung.“, meinte er knapp. Izawa und Ryo starrten ihn einen Moment lang irritiert an, kamen aber nicht dazu, noch etwas zu sagen. Alle hatten den Krankenwagen, der einige hundert Meter entfernt parkte, gleichzeitig gesehen, und begannen zu rennen. Drei Sanitäter schoben eine Trage aus der geöffneten Haustür, einer hielt beim Laufen eine Infusion in die Höhe. Eine reglose Gestalt war darauf festgeschnallt und in mehrere Decken eingehüllt. Als die Anderen das Haus endlich erreichten, konnten sie gerade noch Tsubasas bleiches Gesicht sehen, bevor einer der Sanitäter zu ihm in den hinteren Teil des Wagens stieg und die Türen geschlossen wurden. Mit Blaulicht und Sirene fuhr das Auto ab. Izawa und seine Freunde starrten ihm geschockt hinterher und wandten sich dann zu Sanae um, die das Haus mittlerweile ebenfalls verlassen hatte. Sie sah ziemlich blass und mitgenommen aus. „Was ist mit Tsubasa? Wo bringen sie ihn hin?“, wollte Taki hastig wissen. „Ins Krankenhaus.“ Sanae schlang die Arme um den Oberkörper. „Es geht ihm nicht wirklich gut, der Typ hat ihm anscheinend nicht nur einmal auf den Kopf geschlagen. Ich hatte Mühe, ihn irgendwie wach zu halten, bis der Arzt kommt.......teilweise hat er mich gar nicht erkannt.“ Sie holte tief Luft. „Wenn ich das richtig verstanden habe, wollen sie ihn richtig untersuchen, um Gehirnblutungen oder einen Schädelbruch auszuschließen....“ Schweigen senkte sich über die Gruppe. Die Freude darüber, dass der Albtraum erst mal ausgestanden war, verflog so schnell wie sie gekommen war. Kojiro rührte sich als erster. Seine Stimme klang belegt. „Was meint ihr mit Gehirnblutungen und Schädelbruch? Und wer hat ihm auf den Kopf geschlagen? Was zum Teufel ist hier überhaupt los?!“ Izawa übernahm das Erklären. In knappen Worten schilderte er, was seit der Herausforderung geschehen war, und Sanae ergänzte um das Wenige, was sie von Tsubasa erfahren hatte. „Er hat kein Wasser bekommen? Zwei Tage lang?“, wiederholte Shingo fassungslos. Kojiro ballte beide Hände fest zu Fäusten, so dass seine Knöchel weiß hervor traten. „Wenn ich dieses Schwein in die Finger kriege.....“, knirschte er wütend. Sanae fühlte sich zu ausgelaugt, um zornig zu werden. „Ich fahre zu Tsubasa in die Klinik.“; meinte sie leise. „Es ist sicher besser, wenn jemand bei ihm ist, wenn er aufwacht......“ Sie erinnerte sich an seinen geschockten Gesichtsausdruck, als er registriert hatte, dass er die ganze Zeit über in seinem Zuhause festgehalten worden war. Kurz darauf hatten jedoch die Medikamente des Arztes angefangen zu wirken....Sanae bezweifelte, dass er ab diesem Zeitpunkt wieder irgendetwas mitbekommen hatte. „Wir kommen auch mit.“, meinte Kisugi hitzig, und auch die Anderen nickten zustimmend. Sanae registrierte es gar nicht richtig. Sie bekam nur mit, dass Yukari sich durchdrängelte und sich bei ihr einhakte. „Kopf hoch.“; murmelte sie leise, während sie ihre Freundin die Straße entlang führte. „Tsubasa ist schon mit vielen Verletzungen fertig geworden, in Nullkommanichts ist er wieder auf den Beinen.“ Sanae brachte nur ein klägliches Lächeln zustande. Der leere Ausdruck in Tsubasas Augen hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt, genauso wie das geronnene Blut an seiner Schläfe und die tiefen Schürfwunden an Hand- und Fußgelenken. Hoffentlich war nicht schwer verletzt.....hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich...... Eine Stunde später erreichten sie das örtliche Krankenhaus und erhielten dort die Auskunft, dass Tsubasa immer noch untersucht wurde. Also setzten sie sich in eine Besuchergruppe und begannen gemeinsam zu warten. Kumi suchte sich einen Platz etwas abseits und heftete den Blick wie gebannt auf die Doppeltür, über der das Schild „Notaufnahme“ hing. Sanae tat es ihr gleich, sie bekam nicht einmal mit, dass Yukari sich neben sie setzte und ihre Hand faßte. Die Anderen verteilten sich auf die restlichen Stühle und Sessel. Keiner sprach. Kojiro war ebenfalls mitbekommen, niemand wunderte sich darüber oder stellte Fragen. Es sprach überhaupt niemand, während die Sekunden zu Minuten wurden und die Minuten zu Stunden, ohne dass es Neuigkeiten gab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)