Vermisst von Mono-chan (letztes Kapitel ist hochgeladen :-)) ================================================================================ Kapitel 5: Suchen ----------------- Kapitel 5: Suchen Das Los hatte entschieden. Ryo und Izawa machten sich gemeinsam mit Sanae und Yukari auf die Suche. Eigentlich war Shingo noch mit von der Partie gewesen, aber er hatte sich nach einigem Hin und Her dann doch entschieden, zu bleiben. Nankatsu hatte zwei Reservespieler, wenn so viele fehlten, war das am unauffälligsten. „Da unten.“ Sanae deutete auf das hohe Gras in der Böschung, in der anderen Hand immer noch die Schultasche sicher verwahrt „Und ein paar Meter weiter hinten haben wir uns getrennt, ich bin dann nach links die Straße runter nach Hause.“ Izawa blickte sich um. „Na ja, die Strecke kennen wir ja alle zu genüge. Ab hier muss Tsubasa immer alleine nach Hause, wir anderen biegen ja immer vorher schon ab und die letzte Zeit....“ Er erntete einen Rippenstoß von Ryo und brach gerade noch rechtzeitig ab. Beinahe hätte er sich verplappert. Sanae lächelte traurig. „Die letzte Zeit habt ihr uns eh immer absichtlich alleine heim laufen lassen, oder?“ „Äh....“ Izawa und Ryo wurden beide leicht verlegen, Yukari dagegen musste kichern. „Ertappt.“ Sanae lächelte wieder, aber das Lächeln verflog sofort, als sie sich dem kalten Leder in ihrer Hand bewußt wurde. Die Situation war nicht zum Scherzen geeignet, sie durften keine Zeit mehr verlieren. Izawa räusperte sich. „Na ja, was ich eigentlich sagen wollte: es ist schon ein Zufall, dass er ausgerechnet hier entführt worden ist. Entweder, er wurde verfolgt und man hat ihm dann hier aufgelauert, oder man hat ihn länger beobachtet.....“ „Länger beobachtet?“, wiederholte Yukari und blickte sich unwillkürlich um. „Aber wir haben nie irgendwas bemerkt.“, meinte Sanae unsicher. Ihre Freundin stupfte sie in die Seite und beugte sich zu ihr hinüber. „Ihr wart ja auch immer mit euch selber beschäftigt.“, wisperte sie so leise, dass nur Sanae sie hören konnte. Als sie rot wurde wie eine Tomate, wurde den beiden Jungen klar, was Yukari gesagt hatte, aber sie schwiegen. Ryo kletterte die Böschung hinunter zu der Stelle, auf die Sanae gezeigt hatte. „Hier ist nichts weiter, leider – nur niedergetrampeltes Gras. Wahrscheinlich ist ihm die Tasche aus der Hand gefallen – oder jemand hat sie weggeworfen.“ „Und absichtlich liegen lassen?“ „Das ist die Frage.“ Ryo kletterte die Böschung wieder empor und ging zu Sanae hinüber. „Darf ich sie mal sehen?“ Sanae nickte zögernd. Sie gab die Schultasche nur ungern aus der Hand, sie war die einzige Verbindung, die sie im Moment zu Tsubasa hatte. Ryo zwinkerte ihr zu, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Keine Angst, du bekommst sie sofort wieder. Ich will sie mir nur kurz ansehen.“ Sanae wurde leicht verlegen und hielt ihm die Schulmappe hin. Ryo nahm sie und ließ die Schnallen aufschnappen. Dann erstarrte er leicht. „Und?“ Izawa linste ihm über die Schulter und wurde ebenfalls blass. Auf die Innenseite hatte jemand mit roten roten Buchstaben VERLIEREN! geschrieben. „Ist das Blut?“, wollte Yukari besorgt wissen, nachdem die Mädchen die Botschaft ebenfalls gesehen hatten. Ihre eigentliche Frage – ob es sich um Tsubasas Blut handeln könnte – traute sie sich mit Rücksicht auf ihre Freundin nicht zu stellen. Izawa schüttelte den Kopf. „Nein, Farbe – es soll nur wie Blut aussehen, schätze ich.“ Sanae nahm die Tasche stumm wieder an sich, schloss sie und drückte sie erneut wie einen kostbaren Schatz an ihre Brust. Auch sie war bleich, aber in ihren Augen funkelte Wut. Auch Ryo war stinksauer. Er atmete tief durch und ballte die Hände zu Fäusten. „In Ordnung, die Tasche liegt absichtlich da. Wenigstens wissen wir das jetzt. Ich schlage vor, wir hören uns mal bei den Nachbarn um, vielleicht hat wirklich jemand etwas beobachtet.“, meinte Izawa betont vernünftig. Auch in seinem Inneren brodelte es. „Damit wir ihn nicht unnötig gefährden, sollten wir uns allerdings eine Ausrede einfallen lassen. Ich hoffe, das machen die Anderen auch.“ *** Die verbliebene Nankatsu-Elf hatte noch nie ein so schlechtes Training abgeliefert. Jeder war mit seinen Gedanken weit weg. Shingo hielt keinen einzigen Ball, aber das war auch nicht nötig, weil eh keiner das Tor traf. Pässe wurden verschossen und Annahmen verschlafen. Die Bälle kullerten öfter ins Aus, als sie im Feld waren. Aber das bot auch ausreichend Gelegenheit, mit den Schülern, die vorbei kamen und über das Spektakel nur den Kopf schüttelten, ins Gespräch zu kommen. Tsubasas Verschwinden wurde mit keinem Wort erwähnt. Jeder, der nach sich nach seinem Fehlen erkundigte – und das waren viele – erhielt die Antwort, dass er krank war und zuhause im Bett lag. Dafür stellten die Freunde im Gegenzug die Frage, ob die Anderen während des Unterrichts jemanden auf dem Sportplatz gesehen hatten. Die Begründung dafür war einfach und entsprach der Halbwahrheit: Irgendjemand hatte ein selbstgestaltetes Poster als Geschenk an die Tür der Kabine gehängt und jetzt wollten sie sich bei demjenigen für die gelungene Überraschung bedanken. Die meisten schafften es sogar, fröhlich zu klingen. Aber die Auskünfte, die sie erhielten, waren enttäuschend. Niemand hatte etwas gesehen. Dafür kursierte nun das Gerücht, dass Nankatsu so arrogant und überheblich geworden war, dass sie die Aussicht auf einen neuen Fan vom Training ablenkte und wie blutige Anfänger spielen ließ. Als sie nach Trainingsschluß Richtung Kabine zurück gingen, war die Stimmung am Tiefpunkt. „Heute habt ihr euch nicht wirklich mit Ruhm bekleckert!“ Erschrocken fuhren sie herum. Wie gestern kam Kojiro lässig zu ihnen herüber geschlendert. „Macht euch das Spiel so eine Angst?“, neckte er grinsend und blickte sich um. „Wo ist Tsubasa?“ Die Anderen sahen sich unsicher an. „Äh.....“ Kisugi räusperte sich. „Er ist krank und zuhause....“ „Krank?“ Kojiro brach in Lachen aus. „Guter Witz! Tsubasa und krank! Im Ernst, wo ist er?“ „Krank.“, wiederholte Kisugi stur und biss sich auf die Lippen. Auch die Anderen schwiegen. Alle hatte den gleichen Gedanken. Zu niemandem ein Wort, zu niemandem ein Wort, zu niemandem ein Wort, zu niemandem ein Wort, zu niemandem ein Wort, zu niemandem ein Wort........ Kojiro musterte sie einen Moment lang prüfend. „Aha.“; meinte er dann nur ernst. „Aha was?“, wiederholte Kisugi leicht erschrocken. Wußte der Kapitän von Toho etwa irgendwas?! Ein leichtes Lächeln glitt über Kojiros Gesicht. „Er ist also alleine trainieren gegangen und hat euch sitzen gelassen, hm?“ Die Anderen atmeten erleichtert auf. „Äh....ja, sieht danach aus. Er nimmt dich morgen eben ernst als Gegner.....“ „Das sollte er auch.“ Kojiro grinste. „Nebenbei habe ich ihm schon dutzendmal gesagt, dass er sich mal ein Sondertraining gönnen sollte, das bringt mehr als immer nur in der Mannschaft. Ich bin gespannt, ob es ihm morgen etwas nützt.“ „Und was machst du hier? Willst du uns ausspionieren?“ „Na ja, viel zu spionieren gab es heute nicht wirklich bei euch, so schlecht wie ihr gespielt habt.“ Ohne ihnen eine Chance zur Erwiderung zu lassen, redete Kojiro weiter. „Eigentlich wollte ich nur fragen, ob wir das Spiel vorverlegen können. Auf 12.00 oder so. Ich muss abends arbeiten.“ „Du hast wieder einen Job?“, fragte Taki mechanisch. „Du sagst es, ich kann mich nicht nur auf Toho verlassen. Also, 12.00?“ Die Anderen tauschten erneut einen unsicheren Blick. Das bedeutete weniger Zeit um Tsubasa zu suchen. „Das geht nicht.....wir haben Schule bis um drei oder so....“ Kojiro zog die Augenbrauen hoch. „Morgen ist Samstag. Nur so nebenbei....“ „Achso....ja.....na dann.....“ „Irgendwie seid ihr komisch heute.“ Kojiro zuckte mit den Schultern. „Na ja, ist nicht mein Problem. Richtet Tsubasa aus, dass er sein Training hoffentlich äußerst gründlich durchgezogen hat, er wird es gegen mich brauchen.“ Damit schlenderte er wieder davon. Die Anderen sahen sich erneut an. „12.00 – wir haben viel weniger Zeit!“ „Was jetzt?“ „Hallo.“ Sie schraken wieder hoch. Kumi kam zu ihnen herüber gelaufen. Als sie näher kam und vor ihnen stehen blieb, konnte man sehen, dass sie die letzte Zeit offensichtlich mit Heulen zugebracht hatte. „Habt.....habt ihr was von Tsubasa gehört?“, fragte sie unsicher und blickte die Nankatsu-Elf bange an. Statt einer Antwort öffneten sie die Tür und betraten das Innere der Kabine, Kumi folgte ihnen. Erst, als sie sicher sein konnten, dass keiner zuhörte, erzählten sie dem Mädchen, was sie beschlossen hatten. „Izawa, Ryo, Sanae und Yukari suchen in der Nachbarschaft nach Hinweisen, und wir haben hier trainiert und dabei die Leute ausgehorcht. Aber keiner hat irgendetwas gesehen.“, meinte Shingo niedergeschlagen. Kumi blickte zu dem Foto hinüber, dass wieder auf dem Tisch lag, und holte tief Luft. „Ich habe etwas gesehen.“ „Was?!“ Alle starrten sie an. „Mein Klassenzimmer liegt so, dass ich den Sportplatz immer im Blick habe. Ich sitze ja auch am Fenster, und....“ „Ja, ja, Kumi, aber was hast du gesehen?!“; unterbrach Taki sie ungeduldig. „Einen Mann....ziemlich jung, aber ohne Schuluniform. Er ist über den Fußballplatz gelaufen. Ich hab mich noch gewundert, was der da macht, aber ich hab mir nichts schlimmes dabei gedacht.....“ „Und warum sagst du das erst jetzt?!“ „Woher sollte ich denn wissen, dass der Typ das Poster aufgehängt hat?“, verteidigte sich Kumi. In ihren Augen standen bereits wieder Tränen. „Ich habe einfach nur gesehen, wie er über den Platz gelaufen ist....es ist nicht mal sicher, ob er es war!“ „Wie hat er ausgesehen?“, fragte Shingo begierig. „Sag schon!“ „So viel hab ich aus der Entfernung gar nicht erkennen können. Er hatte Jeans an und ein blaues T-Shirt, und er hat dunkle Haare....“ „Na toll, das hilft uns in Japan unheimlich viel.“, seufzte Kisugi. „Noch was?“, wandte sich Taki wieder an Kumi. „Nicht wirklich. Er war groß, das weiß ich noch, und er hatte es ziemlich eilig.“ „Das ist immerhin etwas!“ Sie schöpften wieder Hoffnung. „Wir müssen den Anderen Bescheid sagen, mit der Beschreibung können sie vielleicht leichter suchen. Auch wenn es nicht viel ist.....“ *** Tsubasa bereute es bitter, etwas wegen den Fesseln gesagt zu haben. Er konnte zwar im Sitzen leichter atmen, aber seinem geschundenen Kopf gefiel diese Position auf Dauer überhaupt nicht. Am liebsten hätte er sich wieder hingelegt, aber alleine schaffte er das wohl nicht, ohne die Kopfschmerzen noch schlimmer zu machen. Und dann noch der quälende Durst. Das Wissen, dass das Wasser direkt neben ihm stand und trotzdem unerreichbar war, war schlimmer als jede Folter. Tsubasa lehnte den Kopf wieder an die kühle Wand und schloss die Augen, als ihm wieder schwindelig wurde. Er musste an etwas anderes denken, irgendwas......ob die Anderen sich große Sorgen machten? Wie lange war er überhaupt bewußtlos gewesen? Hatte das Spiel schon statt gefunden? Tsubasa lächelte bitter. Das war doch krank! Auch in so einer Situation hatte er nur Fußball im Sinn.... Sanae hatte ihn schon so oft aufgezogen damit. Sanae..... Tsubasa öffnete die Augen wieder. Sanaes Gesicht tauchte plötzlich klarer denn je vor ihm auf. Sie lächelte. „Sanae....“ Nichts, nur Dunkelheit, natürlich. Sanae war nicht da. Niemand war da. Niemand außer ihm..... Unwillkürlich begann er wieder an seinen Fesseln zu zerren, genau wie er es die ersten Minuten getan hatte, nachdem der Unbekannte wieder verschwunden war. Natürlich erfolglos. Nur seine gerade verheilte Schulter begann zu schmerzen und das Dröhnen in seinem Kopf verstärkte sich. Müde lehnte er sich wieder zurück. „So viel zum Thema „großer Held“....“, schoss es ihm bitter durch den Kopf, während er sich umsah. Dunkelheit, Dunkelheit, Dunkelheit. Er konnte nicht mal irgendwelche Konturen ausmachen. Das einzige, was er erahnen konnte, war das halbvolle Wasserglas direkt vor ihm. Wieder wurde er sich seiner ausgetrockneten Kehle bewußt. In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Tsubasa wandte das Gesicht geblendet ab. Bevor er sich irgendwie orientieren konnte, wurde er bereits erneut unsanft am Kragen gepackt und etwas in die Höhe gezerrt. „Deine sauberen Freunde stellen verdammt viele Fragen!“; meinte der Unbekannte wütend. Offensichtlich kochte er innerlich. Tsubasa konnte sich eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen. „Tun sie das?“ Er blinzelte gegen das Licht an und versuchte, das Gesicht seines Entführers zu erkennen, aber umsonst. Statt dessen wurde er gerüttelt und stöhnte leicht auf. So wurden seine Kopfschmerzen nie besser. „Du wirst ihnen jetzt Bescheid sagen, dass sie damit aufhören sollen!“, meinte der Unbekannte drohend leise. „Kapiert?“ „Träum weiter!“ Der Mann schnaubte wütend und kam ganz dicht an Tsubasas Gesicht heran. Er roch nach billigem Rasierwasser. Unwillkürlich wurde ihm wieder übel. „Durstig?“ Tsubasa erstarrte. Der Unbekannte lachte hämisch. „Dachte ich's mir doch. Wenn du Wasser haben willst, dann wirst du für mich diese Nachricht schreiben!!“ Tsubasa biss wütend die Zähne zusammen, dann nickte er schließlich widerwillig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)