Vermisst von Mono-chan (letztes Kapitel ist hochgeladen :-)) ================================================================================ Kapitel 4: Dunkelheit --------------------- Kapitel 4: Dunkelheit Das nächste Mal kam er zu sich, als jemand mit einem scharfen Ruck den Knebel abriss. Er zuckte zusammen und öffnete die Augen, schloss sie aber gleich wieder, als er geblendet wurde. „Sieh an, du lebst ja doch noch!“, meinte eine Stimme verächtlich. „Ich dachte schon, dass du nicht mal einen kleinen Klaps verträgst! Ziemlich enttäuschend.“ Tsubasa öffnete die Augen wieder, dieses Mal langsamer. Er konnte kaum etwas sehen. Durch die offene Tür fiel so grelles Licht, dass es schmerzte. Eine Gestalt kniete direkt vor ihm, durch den Schatten in eine unscharfe Silhouette verwandelt. Der Stimme nach zu urteilen war es ein junger Mann, nicht viel älter als er – zumindest so weit er das in seinem benommenen Zustand beurteilen konnte. Tsubasa fühlte sich immer noch elend, und er hatte immer noch Kopfschmerzen, aber sein Verstand hatte sich so weit geklärt, dass er eines sicher wußte: das hier war kein Albtraum! Irgendjemand hatte ihn niedergeschlagen, anscheinend der Typ, der ihm jetzt Gesellschaft leistete. Die Frage war nur, wann, wo – und vor allem, warum! Sein Gedächtnis war immer noch wie leer gefegt..... „W....was willst du von mir?“, fragte er benommen. „Oh, keine Sorge, das hab ich schon.“ Anscheinend grinste der Mann. „Du hast eigentlich nur noch zur Aufgabe, keine Probleme zu machen.“ „Aber.....ich verstehe nicht.....“ „Hätte mich auch sehr gewundert, du verstehst schließlich nie irgendwas! Aber zerbrich dir mal nicht den Kopf – dieses Mal musst du das auch nicht.“ Sein Entführer erhob sich. „Den Knebel erspare ich dir gnädigerweise, sonst erstickst du mir noch, und das wäre mir im Moment eigentlich sehr unrecht.“ Seine Stimme triefte förmlich vor Freundlichkeit, und Tsubasa bekam eine Gänsehaut. Offene Feindschaft wäre ihm lieber gewesen, das konnte er besser einschätzen. Denn dass dieser Mann ihn hasste, war ziemlich offensichtlich.....aber warum?! „W....warte!“, meinte Tsubasa matt, als sich der Entführer zum gehen wandte. „Die Fesseln....es tut weh, und ich krieg keine Luft.....“ „Ach?“ Der Mann lachte wieder, dieses Mal mit kaltem Spott in der Stimme. „Das hätte ich nicht von dir erwartet. Du bist doch der große Held, der alle Schmerzen erträgt und niemals aufgibt, oder etwa nicht?!“ Tsubasa schloss stumm die Augen. Er war zu erschöpft, um mit diesem Irren zu streiten, und er hatte auch keine Lust dazu. Seine auf den Rücken gefesselten Arme und Hände schmerzten tatsächlich, und er hatte leichte Atemprobleme, aber er würde nicht so weit gehen, um Hilfe zu betteln. In diese Moment wurde er plötzlich am Kragen gepackt und nach oben gezerrt, er konnte gerade noch einen erschrockenen Schrei unterdrücken. „Ich will mal nicht so sein.“, meinte der Entführer nach wie vor spöttisch, während er ihn in eine sitzende Position brachte und ziemlich unsanft an die Wand lehnte, damit er Halt fand. Tsubasa kniff die Augen fest zusammen, während er darauf wartete, dass die Welt aufhörte, sich zu drehen. Durch die abrupte Bewegung war ihm wieder schlecht geworden, ein neues Gewitter tobte in seinem Kopf. Es klapperte, ein Geräusch, dass er erst nicht einordnen konnte. Anscheinend suchte der Mann igendetwas. In der nächsten Sekunde spürte er plötzlich, dass ihm kaltes, klares Wasser eingeflösst wurde. Sein erster Impuls war, sich dagegen zu wehren, aber dann merkte er, dass es ihm gut tat. Seine Sinne klarten etwas weiter auf, die Übelkeit ließ nach. Er verschluckte sich und hustete. Sein Entführer lachte wieder. „Du hast Glück, ich bin heute wirklich gut gelaunt.“ Als Tsubasa die Augen öffnete, konnte er sehen, dass der Unbekannte – dessen Gesichtszüge er mittlerweile wenigstens erahnen konnte – das Glas mit dem restlichen Wasser und eine Aspirinschachtel, die er irgendwoher gezaubert hatte, direkt vor ihn legte. „Bedien dich.“, meinte er gelassen und verließ den Raum. „Halt!! Warte....wie soll ich denn.....hey!!“ Zu spät. Die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss, der Schlüssel wurde umgedreht. Tsubasa war wieder allein im Dunkeln. Erschöpft lehnte er den Kopf an die kühle Wand und schloss die Augen wieder. „Mistkerl.....“ *** In der Kabine herrschte mehrere Minuten lang Schweigen. Taki räusperte sich schließlich. „Ich glaube, Ryo hat recht. Wir können nicht absichtlich verlieren. Tsubasa würde uns das nicht verzeihen.Wir müssen wenigstens versuchen, ihn zu finden! Wenn wir es nicht schaffen, haben wir immer noch die Möglichkeit, ein mieses Spiel abzuliefern.“ Shingo meldete sich zögernd. „Und wenn wir das Spiel absagen? Ich meine, wenn wir nicht spielen, können wir nicht gewinnen....das war doch die Forderung....und wir würden nicht absichtlich schlecht sein....“ „Das ist viel zu riskant!“, brach es aus Sanae heraus, die sich mittlerweile gemeinsam mit Yukari zu den anderen gesetzt hatte und die Schultasche immer noch an sich drückte. „Wir müssen tun, was auf dem Foto steht, sonst wird Tsubasa....“ Sie brach ab, und Yukari legte ihr den Arm um die Schultern. Izawa nickte finster. „Für mich klingt das auch eher nach absichtlich verlieren. Irgendjemand scheint uns und besonders Tsubasa wie die Pest zu hassen.....“ Daraufhin sagte ein paar Sekunden wieder niemand etwas. Alle starrten das Foto in der Mitte des Tisches an und stellten sich dieselbe Frage. Wie schwer war Tsubasa verletzt? „In Ordnung, am besten verlieren wir keine Zeit mehr.“, meinte Kisugi endlich. Er blickte in die Runde. „Wie stellen wir das an?“ „Wir haben ja nur einen einzigen Anhaltspunkt, dem wir nachgehen können.“ Izawa blickte zu Sanae hinüber. „Zeigst du mir die Stelle, wo ihr die Tasche gefunden habt? Vielleicht ist da noch mehr, was uns hilft, oder vielleicht hat irgendjemand was gesehen. Es kann ja nur gestern abend oder heute morgen passiert sein.“ „Gestern abend war leider niemand in der Nähe, an den ich mich erinnern könnte.“, antwortete Sanae niedergeschlagen. „Niemand außer uns.....“ „Und dir ist nichts aufgefallen?“ „Nein. Wir haben uns getrennt wie immer....ich bin nach Hause und er auch.“ Sanae biss sich auf die Lippen. „Dachte ich zumindest.“ „Vielleicht ist er das ja auch.“, meinte Yukari beruhigend. „Wie gesagt, es kann genauso gut heute morgen passiert sein, das wissen wir nicht. Fang jetzt ja nicht an, dir Vorwürfe zu machen, du hättest nichts ändern können.“ „Ja, schon, aber....“ „Sie hat recht, Sanae, das bringt nichts. Zeig uns am besten, wo die Stelle war, an der du die Tasche gefunden hast, und dann trennen wir uns auf und suchen die Umgebung ab.“; entschied Izawa. „Und was ist, wenn wir beobachtet werden?“, wandte Shingo ein. „Nicht, dass Tsubasa unseretwegen noch mehr verletzt wird....“ „Stimmt.“ Taki runzelte die Stirn. „Das heißt, dass nicht alle suchen dürfen. Ein paar müssen hier bleiben oder zumindest nach Hause gehen, oder....“ „Oder einfach nichts tun, was nach suchen aussieht, wir haben verstanden.“, unterbrach ihn Ryo ungeduldig. „Und das tun wir am besten so, dass man sehen kann, dass wir nicht suchen! Also bleiben einige von uns hier und trainieren.“ „Trainieren?! Hast du sie nicht alle? Wie sollen wir in so einer Situation denn trainieren?“ „Es ist das einzige, bei dem alle beobachtet werden können.“, widersprach Ryo. „Und damit eins klar ist, ich bleibe nicht hier! Ich kenne Tsubasa am längsten, und ich werde nicht Fußball spielen, während er verletzt irgendwo liegt und Hilfe braucht!“ Er blickte die anderen herausfordernd an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Schon gut, schon gut.“, schlichtete Taki.„Ich finde die Idee eigentlich klasse, und ich für meinen Teil bleibe freiwillig hier. Vielleicht hat auch irgendjemand gesehen, wer das Poster an unsere Tür gehängt hat.“ „Stimmt, das könnte auch wichtig sein.“ Izawa runzelte nachdenklich die Stirn. „Ich denke, Sanae und Yukari sollten auch suchen helfen, wenn die Betreuerinnen fehlen fällt das nicht auf. Und ansonsten können wir noch ein oder zwei Leute entbehren, ohne dass es offensichtlich wird. Wer geht?“ „Ich denke, das losen wir am besten aus.“, meinte Shingo und winkte Ryos Einwand ungeduldig ab, der schon zum Protest ansetzte. „Schon klar, Ryo, du bist ausgenommen. Hat jemand Papier und Stift da? Diejenigen, die einen Zettel mit nem Kreuz ziehen, gehen mit.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)