Diener der Nacht von myrys84 ================================================================================ Kapitel 17: Kapitel 17 - Zu Hause --------------------------------- Servus, Publikum! ^^ Einige von euch waren wohl mit dem Verlauf des letzten Kapitels ziemlich überrascht, was? Tja, so bin ich halt. Aber ich mag einfach keine Kämpfe. Deswegen gab's keinen. ^^ Viel Spaß beim neuen Chap Myrys +++++++++++++++ Kapitel 17 Zu Hause (Nanna-Gedächtnis-Kapitel) Wieder einmal lag ein langer, diesmal jedoch weitaus angenehmerer Flug hinter Gabriel. Während dieser Zeit hatte er David über sämtliche Fakten aufgeklärt, nicht nur die, die er schon kannte, sondern auch die vollständige Wahrheit. "Außergewöhnliche Sachlage", war Davids einziger Kommentar. "Und, wie wollen wir das den anderen erklären, deinen Eltern, zum Beispiel? Oder Vivi?", bemerkte er nachdenklich. "Vivi kannst du von mir aus die Wahrheit sagen, wenn du glaubst, dass sie es versteht", antwortete Gabriel. "Wird sicher lustig. Übrigens, Liebling, Jérôme ist erstens homosexuell, zweitens mit deinem Bruder zusammen und drittens ein Vampir. Darüber hinaus wurde er von seinem Erschaffer nach achthundert und schieß-mich-tot Jahren entführt. Der hat Jahrhunderte lang nicht mitbekommen, dass der Kerl, den er liebt, ihn auch liebt, etc, etc. Du meine Güte. Sie wird mich für Verrückt erklären." Er stöhnte leise. "Noch verrückter als sie selbst wohl kaum", grinste der junge Musiker zurück. "Gut, eines Tages werde ich es ihr wohl erklären, aber was ist mit deinen Eltern? Oder deinen Kollegen, ganz zu schweigen von der Öffentlichkeit, sprich, deinen Fans? Wie willst du es denen begreiflich machen, hm?" "David, du bist doch Journalist und als solcher mit blühender Fantasie gesegnet. Denk dir was aus", forderte der Sänger ihn auf. "Moment, ein Journalist arbeitet mit Fakten!", erhob der Schreiber Einspruch. "Du hast doch die Fakten. Alle miteinander. Jetzt verdreh sie so, dass wir sie benutzen können", seufzte Gabriel und ließ sich in dem bequemen Sitz zurücksinken. "Müde?", fragte David besorgt. "Ein wenig erschöpft. Das erste, was ich machen werde, wenn ich wieder zu Hause bin, ist richtig schön viel Schlaf nachholen", antwortete der Musiker und schloss ein wenig die Augen. Zum Schlafen jedoch war er noch zu aufgewühlt. Trotz des Versuchs, endlich ein wenig zu schlafen, scheiterte er kläglich. Es war wieder Nacht als sie im Big Apple landeten. "Willst du bei uns übernachten?", fragte Gabriel seinen zukünftigen Schwager, den er mittlerweile schon ziemlich ins Herz geschlossen hatte. "Ich denke, das wird nicht nötig sein. Ich kann in ein Hotel gehen", antwortete dieser. "Nichts da. Wir haben dir so viele Unannehmlichkeiten bereitet, da ist es nur recht und billig, wenn du bei uns schläfst", widersprach Jérôme. David reckte sich, schob seine Brille zurecht und dachte kurz nach. "In Ordnung", stimmte er schließlich zu. "Abgemacht. Ist dir übrigens noch etwas eingefallen wegen unserem Problem, das ich dir im Flugzeug auseinandergesetzt habe?", wollte Gabriel wissen. "Ja, ich denke schon. Lasst mich einfach machen. Wozu bin ich schließlich Journalist?", grinste Angesprochener. Bei ihrem Haus angekommen stiegen sie aus dem Taxi, bezahlten den Fahrer, der sie, aufgrund Jérômes merkwürdigem "Mitbringsel", sprich, dem Sarg, schief ansah, betraten das Gebäude, auf dessen Rückseite ihre Wohnung lag, und nahmen den Fahrstuhl nach oben. Dort angekommen hörten sie schon auf dem Flur laute Stimmen. "Was ist da los?", fragte Gabriel verwirrt. "Es sind Leute in unserer Wohnung. Zwei Frauen und einige Männer", sagte Jérôme. "Gute Ohren, Mann", bemerkte David. "Vampir", gab Jérôme knapp zurück. "Das heißt, der Sarg muss weg bevor wir rein gehen", sagte der Reporter trocken. "Richtig", stimmte Jérôme zu. In demselben Flur gab es eine kleine Putzmittelkammer. In diese verfrachteten sie Jérômes Schlafgelegenheit und Gabriel schloss, auf alles Mögliche gefasst, die Tür auf. "Eines sag ich euch", war nun Finns Stimme zu hören, "Jérôme war mir schon immer unheimlich. Er hat so stechende Augen, dass ich mich immer ganz komisch fühle, wenn er mich anschaut." Jamie stimmte dem zu: "Richtig. Man hat das Gefühl, er kann Gedanken lesen. Er ist richtig unheimlich. Sicher hat er was zu verbergen. Ist doch ziemlich wahrscheinlich, dass er Gabriel gekillt hat, oder?" Das Wimmern einer Frau war zu hören. "So ein Blödsinn. Wo ist denn dann die Leiche?", fragte nun Scott ganz rational. "Na die hat er weggeschafft", antwortete Jamie im Brustton der Überzeugung. "Die Polizei sagt, es gibt keinerlei Spuren für ein Gewaltverbrechen. Und bei ihnen hat sich auch niemand gemeldet. Sie sind nur aufgrund der Radiomeldung überhaupt her gekommen. Als sie kamen, war die Wohnung ordnungsgemäß verschlossen und nichts war beschädigt, also kein gewaltsames Eindringen", erklärte Scott. "Eben, Jérôme hatte einen Schlüssel und Gabriel hätte ihn jederzeit an sich rangelassen", wand Finn ein. Bei dieser Aussage mussten Gabriel und Jérôme breit grinsen. "Und warum hätte er ihn umbringen sollen?", fragte Scott, nun etwas genervt klingend. "Sie sind in Streit geraten. Wohl über Geld", mutmaßte Finn. "Ach was. Jérôme hatte wohl noch nie so ein Leben wie jetzt. Gabriel sagte doch, er hätte in eher bescheidenen Verhältnissen gelebt. Warum sollte er die Hand beißen, die ihn füttert", warf Scott ein. "Dann aus Eifersucht", schlug Jamie vor. "Ihr redet so einen Unsinn, du und Finn. Worauf denn bitte?" Scott schien tatsächlich die Stimme der Vernunft zu sein. "Auf Carol", war Jamies knappe Antwort. "Hä?", kam daraufhin von mehreren Leuten. "Ja hat das denn niemand mitbekommen? Seid ihr denn alle blind?", rief Jamie. "Jérôme ist doch ganz klar homo, oder? Wahrscheinlich hat er sich in den Boss verknallt und das Ganze war ein Eifersuchtsdrama, weil Gabriel ihn nicht wollte." "Nun beruhige dich, Junge", hörte man plötzlich die Stimme von Gabriels Vater. "Ich bin sicher, es gibt für alles eine logische Erklärung." "Und er ist doch schwul", behauptete Jamie steif und fest. "Dann sind sie wohl auf Liebesurlaub und haben vergessen, uns darüber zu informieren, was, Jamie?", streute Scott ironisch ein. "Ich glaube, so ganz entbehrt Jamies Schlussfolgerung nicht der Logik", mischte sich nun eine verheult klingende Vivi ein. "Ich bin mir sicher, dass Jérôme in Gabriel verliebt war. Und ich glaube auch, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte." "Rede keinen Unsinn!", ereiferte sich Rupert Hart. "Mein Sohn ist garantiert nicht homosexuell! Und wenn, dann braucht er sich bei mir gar nicht mehr blicken zu lassen!" "Aber Rupert, das ist doch jetzt gar nicht das Thema", beruhigte ihn Margaret Hart. "Du hast Recht, Schatz, tut mir Leid", entschuldigte er sich ruhig. "Warum steht sein Auto vor unserem Haus?", fragte Vivi leise. "David ist auch verschwunden. Ich bin sicher, das hängt damit zusammen. Ich habe in Davids Büro angerufen. Der Chefredakteur meinte, David wäre da an einer Sache dran, er wollte aber nichts weiter dazu sagen." "Sehr mysteriös, das alles", sagte Gabriels Vater. "Jérôme hat keinen Führerschein. Was, wenn Gabriel selber gefahren ist?", merkte Scott an. "Wir werden es wohl so schnell nicht erfahren", meinte Gabriels Mutter. "Entschuldigt mich kurz", sagte Vivi und verließ das Zimmer auf dem Weg zur Toilette. Im Flur fiel ihr Blick auf ihren Bruder, den sie erst einmal völlig fassungslos anstarrte. Dann stieß sie einen überraschten Freudenschrei aus und fiel ihm überschwänglich um den Hals. "Du lebst! Du lebst!", rief sie immer wieder. Vorsichtig legte Gabriel die Arme um sie und spürte dabei, wie ihr Körper zu zittern anfing und sie begann, erneut hemmungslos zu weinen. Aus dem Wohnzimmer folgten nun auch die anderen Gesprächsteilnehmer. Die Band war vollzählig versammelt, zusammen mit Gabriels Eltern. Alle starrten die Neuankömmlinge mit derselben Fassungslosigkeit an, wie Vivi. Margaret schlug die Hände vor den Mund und fing, ebenso wie ihre Tochter, an zu weinen. "Wie ist das möglich?", stammelte Jamie. Gabriel spürte, wie sein Hemd immer feuchter wurde von Vivis Tränen und schob sie schließlich ihrem Verlobten zu, mit dem Kommentar: "Da, halt mal." "David!", jammerte sie und umarmte ihn ebenso fest wie ihren Bruder. Im Gegensatz zu diesem jedoch drückte sie ihrem Lebensgefährten einen festen Kuss auf. Ihr Tränenstrom schien kein Ende finden zu wollen. "Dürften wir dann erfahren, was eigentlich vor sich geht?", erkundigte sich Rupert Hart sachlich. Gabriel und Jérôme sahen sich belämmert an. Sie wussten zwar, dass sich David etwas ausgedacht hatte, jedoch hatten sie keinen blassen Schimmer, was das war. "Gerne, Rupert", antwortete David. "Aber ich denke, das besprechen wir lieber nicht hier im Flur." So versammelte sich der ganze Trupp wieder im Wohnzimmer. Gabriel seufzte resigniert. So hatte er sich seine Heimkehr dann doch nicht vorgestellt. Er setzte sich neben Jérôme auf das Sofa und wartete genauso gespannt wie alle anderen auf Davids Erklärung. "Also, wo fang ich an…", überlegte David, während sich Vivi immer noch eng an ihn schmiegte. "Nun, es begann an diesem Tag, so in etwa um die Mittagszeit, als Gabriel total durch den Wind vor unserer Tür stand. Ursprünglich wollte er zu dir, Vivi. Nachdem du aber auf diesem Seminar warst, hat er sich mir anvertraut. Die Geschichte, die er mir erzählte, war für mich ziemlich unglaublich." Er machte eine bedeutungsschwere Pause. "Er erzählte mir, er habe einen Stalker", sagte er schließlich düster. "Ei… einen Stalker?", fragte Margaret fassungslos. "Genau das, meine Liebe", bestätigte David. "Und dieser Verrückte hatte Jérôme bei dessen Rückkehr von einem Termin aufgelauert und ihn entführt. Das heißt, eher durch Mittelsmänner entführen lassen. Die Todesmeldung, die uns alle so verunsichert hat, hat er selbst aufgegeben als Warnung für Gabriel. Er wollte damit sagen: "Achtung, ich habe deinen Manager in meiner Gewalt und dich kriege ich auch noch." Seine Anweisung war klar. Gabriel sollte unter keinen Umständen die Polizei verständigen, was er auch nicht getan hat. Stattdessen kam er zu uns. Ich, der ich ja glücklicherweise Journalist bin, habe ihm daraufhin angeboten, Nachforschungen anzustellen. Wir hatten einen Verdacht, wer hinter dem Ganzen steckte und tatsächlich konnte ich über Informanten einiges herausfinden. Letztendlich haben wir es geschafft, dem Stalker sogar bis ins Ausland zu folgen, deshalb waren wir so lange weg. Wir konnten ihn stellen und er wurde aus dem Verkehr gezogen." "Aber wer war es denn?", fragte Margaret. "Das darf ich nicht sagen, ebenso wenig, wie ich Details nennen darf. Ich kann nur soviel sagen, dass es sich um den Nachwuchs einer einflussreichen Persönlichkeit handelt. Ebenso konnten wir euch aus Rücksicht auf die Sicherheit der Geisel nicht über unsere Schritte informieren. So war es doch, nicht wahr, Gabriel?" Alle Blicke richteten sich nun auf den Musiker. Doch dieser bekam das gar nicht mehr mit. Sein Kopf sank langsam auf Jérômes Schulter und noch ehe jemand etwas hätte sagen können war er auch schon eingeschlafen. Der Schlafmangel der letzten Tage hatte sich endlich bemerkbar gemacht. "Wie die beiden mich gefunden haben, weiß ich nicht", bestätigte Jérôme. "Aber der Rest stimmt. Ich wurde entführt und David und Gabriel haben mich befreit. Das Ganze war, wie man ja an Gabriel sehen kann, verdammt anstrengend für alle von uns." Er stand vorsichtig auf und nahm den schlafenden Gabriel auf die Arme, um ihn ins Schlafzimmer zu bringen und dort behutsam ins Bett zu legen. Zur versammelten Mannschaft sagte er: "Ich glaube, es ist besser, wenn ihr geht." Das taten sie auch. Vivi blieb noch kurz zurück und betrachtete ihren schlafenden Bruder. An Jérôme gewandt sagte sie: "Es ist unglaublich, was er alles auf sich genommen hat für dich. Ich denke, du hast es geschafft." "Was habe ich geschafft?", fragte dieser. "Er liebt dich", antwortete sie und grinste dabei. "Das wolltest du doch von Anfang an, oder?" Jérôme antwortete nur mit einem Lächeln. "Du siehst aus, als könntest du Schlaf und ein paar Mahlzeiten brauchen", stellte sie leicht besorgt fest. "Stimmt. Aber keine Sorge, das hole ich nach", erwiderte Jérôme, der sich lässig durch das blonde Haar fuhr. "Ist gut. Aber pass in Zukunft ein bisschen besser auf dich und meinen Bruder auf, ja?" Sie gab Jérôme ein Küsschen auf die Wange und verließ dann schließlich zusammen mit David die Wohnung. Jérôme beugte sich noch einmal kurz über den Mann, den er liebte und küsste ihn sanft bevor er sich auf die Jagd begab. Ja, es war tatsächlich Zeit, dass er wieder einmal Nahrung zu sich nahm. Gabriel schlief zwölf Stunden durch. Es war fast Mittag als er sich mühsam, aber nichtsdestoweniger erfrischt, aus dem Bett bewegte. Die Sonne schien durch sein Fenster und er fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Doch plötzlich erfüllte ihn für eine Sekunde die Unruhe, dass er vielleicht alles nur geträumt hatte und Jérôme immer noch weg war. Schnell lief er in das Zimmer des Vampirs um nachzusehen, ob der Sarg da war. Tatsächlich, da stand er. Schwarz und imposant wie eh und je, mitten im Zimmer. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen ging er leise auf das Ungetüm zu und streichelte fast schon zärtlich über das dunkle Holz. "Ich liebe dich", flüsterte er. "Ich dich auch", kam es plötzlich aus dem Sarg zurück. Verdutzt sprang er zurück. "Entschuldige", sagte er nachdem er sich einigermaßen erholt hatte, "habe ich dich geweckt?" "Nein. Ich hab gerade so eine Wach-Phase. Tust du mir einen Gefallen?", antwortete Jérôme. "Welchen?", fragte Gabriel zurück, der es zunehmend befremdlich fand, sich mit einer Stimme aus einem Sarg zu unterhalten. "Mach mal kurz den Deckel auf, ich kann's selber nicht, fühl mich ein bisschen zermatscht." "Was? Draußen scheint die Sonne, du würdest verbrennen!", erhob der Musiker lautstark Protest. "Ach was. Ein paar Sonnenstrahlen machen mir nichts aus." Zögerlich öffnete Gabriel den Sargdeckel. Im ersten Moment hatte er wirklich das Gefühl, einen Toten vor sich zu sehen. Jérôme lag, blass wie immer, auf dem weißen Kissen, die Hände über der Brust gefaltet, die Augen geschlossen. Als er sie öffnete, erschrak Gabriel kurz. Sie leuchteten mit einer Intensität, die er noch nie gesehen hatte. Lag wohl am Sonnenlicht. Ehe er sich versah hatte sich der Vampir aufgesetzt und zog ihn auf sich in den Sarg. Blitzschnell raubte er ihm einen leidenschaftlichen Kuss. "Wie fühlst du dich?", raunte der Blondschopf an Gabriels Lippen. "Bestens. Ich hab gut geschlafen und jetzt hab ich ein wenig Hunger, aber da fällt mir schon was ein", antwortete der Sänger. "Dann ist ja gut", gab Jérôme zurück. Er streichelte zärtlich durch Gabriels Haar, welcher sich vertrauensvoll an ihn schmiegte. "So, genug geschmust", beschloss Jérôme, ließ Gabriel aufstehen, schnappte sich den Sargdeckel und zog ihn wieder über sich. Kurz bevor er ihn schloss sagte er noch: "Ich schlaf weiter. Gute Nacht." "Wohl eher guten Tag", korrigierte Gabriel grinsend. "Wie du meinst", frotzelte der Vampir durch den Deckel und schlief wieder ein. 'So ein komischer Kerl', dachte Gabriel als er im Bad stand und sich die Zähne putzte nachdem er sich die Haare gewaschen hatte. 'Riskiert eine tierische Verbrennung nur für einen Kuss. Aber irgendwie süß…' Zur Feier seiner "Auferstehung" beschloss er, wieder einmal seinen Lieblingsitaliener aufzusuchen. Tino war so hoch erfreut, ihn unter den Lebenden zu erblicken, dass er ihm gleich um den Hals fiel. "Ich wusste es! Du kannst gar nicht tot sein!", jubelte er. "Stimmt. War ein schlechter Scherz von einem verrückten Fan", erklärte Gabriel. "Na, solange er deine Platten kauft…", meinte Tino und führte Gabriel an seinen Stammplatz. Innerhalb kürzester Zeit hatte Gabriel sein Lieblingsgericht mit Extrasoße vor sich stehen. Im Lokal war nicht viel los, deshalb setzte sich Tino kurzerhand zu ihm. "Du siehst gut aus", stellte er fest, nachdem er Gabriel eine Weile beim Essen beobachtet hatte. "Jetzt nach dem Essen geht's mir auch wieder gut", antwortete Angesprochener. "So war das nicht gemeint", grinste der Italiener. "Sondern?", wollte Gabriel misstrauisch wissen. "Ach, mein Herz, bemerkst du denn nicht mein Schmachten und Sehnen?", intonierte Tino dramatisch. "Wann wechselst du endlich auf unsere Seite, oh du wundervolles Geschöpf, du Verschwendung an die Damenwelt?" Gabriel errötete schlagartig und fuhr sich verlegen durchs Haar. "Also, eigentlich…", begann er, doch Tino unterbrach ihn: "Sag bloß, du bist schon angekommen?" "…" "Ist nicht wahr!", jubelte Tino. "Na los, nun erzähl schon, ich bin doch so neugierig", verlangte er. "Wo soll ich da anfangen?", überlegte Gabriel. "Am besten, wann und mit wem. Aber Moment, lass mich raten: Dieser absolut schnuckelige Frenchman, nicht wahr?" Gabriel nickte nur zur Antwort. "Wundervoll. Ihr beide seid ein perfektes Paar. Und, wie weit seid ihr denn schon?", fragte der Wirt neugierig weiter. "Noch nicht SO weit, wenn du verstehst. Nur küssen und ein bisschen streicheln", erklärte Gabriel, wobei sein Gesicht noch röter wurde. "Ach, du bezauberndes Blümchen! Na dann wird dich Onkel Tino mal in die Geheimnisse der Liebe einweihen!", freute sich der Italiener. "Danke, ich weiß, wie es funktioniert", unterbrach der Sänger seinen Redeschwall. "Bist du dir da ganz sicher?", fragte Tino mit hochgezogener Augenbraue und düsterer Stimme. "Na gut, dann lass mich eben an deinen Geheimnissen teilhaben, großer Meister", lenkte der Sänger schließlich ein. "Also gut: Regel Nummer eins: Es gibt NIE, das heißt, absolut NIEMALS zu viel Öl. Gerade in der Anfangszeit. Glaub mir, es ist für beide Seiten nicht gerade angenehm, wenn's nicht flutscht." "Du sprichst aus Erfahrung?" "Exakt. Regel Nummer zwei: Du musst vollkommen entspannt sein, sonst tut's weh. Die grundlegende Voraussetzung dazu ist, dass du deinem Partner vertraust. Kapiert?" "Schon. Aber warum zum Geier gehst du automatisch davon aus, dass ich den "weiblichen" Teil habe, hm?", fragte Gabriel flachsend. "Für so etwas, mein Schöner, hab ich einfach einen Riecher. Außerdem, ich kenne Jérôme. Der liegt garantiert nicht unten, dazu ist er nicht der Typ", erklärte Tino überzeugt. "Wenn du wüsstest…", brummte Gabriel in seinen nicht vorhandenen Bart. "Was meintest du?" "Nichts weiter. Was gibt es denn noch so mitzuteilen, Doktor Tino?" Lange hatten sie sich nicht mehr unterhalten können, denn Tino hatte ja schließlich zu arbeiten, doch er hatte Gabriel noch so einiges erzählt, das dieser ziemlich nützlich fand. Also zumindest theoretisch war er, nicht zuletzt wegen seinem ehemaligen Arbeitgeber, für alles gerüstet. Jetzt mangelte es nur noch an der praktischen Umsetzung seines Wissens. Jedoch drängte sich ihm die Frage auf, ob er überhaupt schon bereit dazu war. +++++++++++++++ Ihr wisst, was jetzt im nächsten Kapitel kommt, oder? Seid gewarnt. Es wird heiß. ^^ Bis dann. *wink* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)