Against all odds von Tattoo (Miya x Gackt) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Anm.: Ich habe im 3. Kapitel die geplante Abholzeit vom späten Vormittag in einen späten Nachmittag geändert, weil das besser zur weiteren Handlung passt!^^ ~4~ Umgeben von einer schwarzen Mauer aus Leibwächtern, die ihn dank ihrer breiten Körper und dem engen Treppenhaus gerade ziemlich einquetschten, war Gackt auf dem Weg zur Tiefgarage. Die Sonnenbrille und das tief ins Gesicht gezogene Basecap verbargen seinen genervten Blick. Er hatte seinem Manager gesagt dass es unnötig sei, so viele Bodyguards zu schicken, und dass er dadurch nur noch mehr Aufsehen erregen würde. Aber der Kerl hatte ja nicht hören wollen, weshalb der Sänger vor ein paar Minuten von einer halben Armee von Muskelprotzen abgeholt worden war. Und weil er keine große Lust auf eine lange und relativ aussichtslose Diskussion hatte war Gackt ihnen einfach wortlos gefolgt. Einer dieser Gorillas stieß nun die schwere Tür auf und die kleine Gruppe trat in die Tiefgarage und marschierte zielstrebig auf einen schwarzen Van zu. Als sie näher kamen sah Gackt den Fahrer mit jemandem sprechen und bekam große Augen. Das war ja Miya! Dieser drehte sich in eben diesem Moment zu ihnen um und wartete, bis der Solokünstler und seine Begleiter vor ihm stehen blieben. "Was machst du denn hier?" platzte Gackt ohne Umschweife heraus und der Gitarrist schmunzelte ihn an. "Dir auch einen schönen guten Tag. Ich weiß ich hatte mich nicht angekündigt, aber was wäre das Leben ohne ein paar Überraschungen? Na jedenfalls konnte ich Oeda-San hier-" dabei zeigte er auf den Fahrer, der Gackt zunickte, "davon überzeugen, bei meinem kleinen Ablenkungsmanöver mitzuspielen." "Was denn bitte für ein Ablenkungsmanöver?" wollte ein immer noch recht verwirrter Gackt wissen und Miya erklärte ihm daraufhin seinen Plan. Dann stiegen die Bodyguards, nachdem sie nach einigem Zögern schließlich zugestimmt hatten, wieder in den Van und Oeda-San fuhr zur Ausfahrt. Miya und Gackt blieben in der Tiefgarage zurück. "Wo steht dein Wagen?" fragte der Ältere und Miya's ausgestreckter Zeigefinger wies auf eine im Schatten liegende Ecke der Garage. Schweigend gingen die beiden zu dem Fahrzeug und der Gitarrist ließ den Motor an. "Sollten wir nicht vielleicht noch eine Minute warten?" Miya schüttelte den Kopf. "Nein, das würde wohl auch keinen Unterschied machen. Die werden schon weg sein… hoffe ich…" Damit fuhr er los, und als sie hinauf ins Freie kamen atmeten beide erleichtert auf. Von aufdringlichen Reportern und Fotografen fehlte jede Spur. "Sieht so aus als hätten die Idioten den Köder geschluckt. Danke Miya, das war wirklich eine gute Idee." Der Angesprochene grinste. "Ehrlich gesagt hatte ich die schon als du mir erzählt hast, wann und wie du abgeholt werden würdest, aber ich hab den Mund gehalten weil ich unbedingt dein überraschtes Gesicht sehen wollte. Und es hat sich gelohnt, du sahst echt zum Schießen aus." Bei diesen Worten wollte Gackt sofort Einspruch erheben, überlegte es sich dann aber doch noch anders und gönnte dem anderen seinen Spaß. Miya hatte es sich mehr als verdient. Dieser schwenkte gerade mit seinem Wagen auf die Straße und fummelte dabei so lange an seinem Autoradio herum, bis er etwas hörenswertes gefunden hatte. Eine Weile fuhren sie schweigend durch die Stadt bis Gackt endlich bemerkte dass das nicht der Weg zu seiner Wohnung war. Als er den Gitarristen neben sich darauf ansprach nickte dieser. "Hast Recht, ich wollte dir nämlich noch etwas zeigen bevor ich dich bei dir absetze." Mehr sagte er zu dem Thema nicht und Gackt bohrte auch nicht weiter nach, obwohl er sehr gespannt darauf war was Miya jetzt schon wieder vorhatte. Es dauerte dann noch etwa zehn Minuten bis der Gitarrist seinen Wagen vor einem kleinen Klub zum Stehen brachte und ausstieg. Der Ältere tat es ihm gleich und sah sich neugierig um. Sie waren in einem recht abgelegenen und ruhigen Stadtteil von Tokyo, Gackt kannte sich hier überhaupt nicht aus und wusste auch nicht was es hier so besonderes gab. Fragend schaute er hinüber zu Miya, der ihn einfach nur anlächelte und dann losmarschierte. Gemeinsam gingen sie zum Seiteneingang und der Gitarrist klopfte in einem merkwürdigen Rhythmus, der Gackt wie eine Art Code vorkam, an die Tür. Sekunden später wurde sie geöffnet und Miya von einem älteren Mann, der die 50 offensichtlich schon längst überschritten hatte, begrüßt. "Na Kleiner, du hast wohl wieder mal Sehnsucht nach mir, hm? Und wer ist dein Begleiter?" Die Augen des Fremden musterten Gackt kurz und dieser wollte sich schon vorstellen, aber Miya kam ihm zuvor. "Das ist ein Freund von mir. Er ist auch Musiker, und ich dachte ich bringe ihn mal mit. Ist doch in Ordnung, oder?" Da grinste der Angesprochene. "Na klar, kein Problem, Musikliebhaber sind mir immer willkommen. Aber seid leise, muss ja nicht jeder mitkriegen." Mit einer einladenden Handbewegung forderte er die beiden auf ihm zu folgen, drehte sich dann um und stiefelte los. Miya ließ Gackt den Vortritt und schloss, nachdem er ebenfalls eingetreten war, die Tür. Sie befanden sich im Backstagebereich des kleinen Klubs, Gackt konnte das gedämpfte Gerede der Gäste hören. Er warf einen flüchtigen Blick auf seine Uhr und fragte sich wie voll ein Klub wohl um 18:00 sein würde. Bestimmt noch nicht sehr voll. Aber das würde er ja wahrscheinlich gleich erfahren, obwohl er noch immer nicht wusste was genau Miya vorhatte. Hatte er sie nur über den Seiteneingang hier reingebracht damit Gackt nicht erkannt wurde? Aber das wäre Blödsinn, ob der Solokünstler nun vor oder in dem Gebäude auf andere Leute traf war schließlich egal, und Gackt hielt Miya für alles andere als blöd. Außerdem bezweifelte er dass sich in diesem Publikum kreischende Fangirlies befanden, dafür schien der Klub zu… naja… sagen wir mal 'unglamourös'. Für weitere Überlegungen blieb ihm keine Zeit, denn der unbekannte Mann vor ihm war stehengeblieben und zeigte wortlos auf eine an der Wand befestigte Leiter, die durch eine Art Falltür in der Decke führte. Miya hatte sie inzwischen eingeholt, nickte seinem Bekannten zu, und dieser zwinkerte noch kurz verschmitzt und verschwand dann um die Ecke. Verwirrt sah Gackt den Jüngeren an. "Und jetzt?" Er bekam keine Antwort auf seine Frage, stattdessen griff Miya nach den Sprossen der Wandleiter und begann, sie hinaufzusteigen. Als von ihm nur noch die Schuhe zu sehen waren, Gackt sich aber noch immer nicht rührte, beugte der Gitarrist sich wieder etwas hinunter und sah ihn an. "Worauf wartest du? Komm mit." Dann machte er sich wieder an den Aufstieg, und diesmal folgte ihm der andere. Als er oben angekommen war und die herumliegenden Kartons, Scheinwerfer und Kabel erblickte, da wurde ihm klar wo sie sich befanden. Sie standen über den Köpfen des Publikums auf einer großen länglichen Plattform, von der aus man zwar nur noch einen kleinen Teil der Gäste, dafür aber die gesamte Bühne sehen konnte. An dem niedrigen Geländer waren zwei im Moment ausgeschaltete Scheinwerfer montiert, ansonsten konnte Gackt kein weiteres Equipment für Beleuchtung oder Ton sehen. Dafür sah er aber eine kleine schlichte Holzbank nahe des Geländers, auf der Miya gerade Platz nahm und ihm zuflüsterte, sich neben ihn zu setzen. Gackt ging zu ihm und ließ sich auf der Bank nieder, dann schaute er hinunter um sich den Klub genauer anzusehen. 'Klein' war eigentlich noch übertrieben, 'winzig' traf es eher. Der Sänger schätzte dass nicht mehr als hundert Leute hineinpassten, aber an dem Stimmengewirr konnte er erkennen dass für diese Zeit doch schon recht viele da waren. Das Licht war schummrig und die Luft rauchverhangen, die Gäste saßen an ihren kleinen Tischen und unterhielten sich während im Hintergrund Bluesrock spielte. Es herrschte eine richtig gemütliche und familiäre Wohnzimmeratmosphäre. Die Bühne war leer und lag im Dunkeln, sie wurde anscheinend nicht ständig zur Unterhaltung genutzt. Nachdem er genug gesehen hatte drehte Gackt sich wieder zu Miya um. "Ist ja wirklich ganz schön hier, aber ich verstehe immer noch nicht weshalb du mich hergebracht hast. Wie wäre es mit einem Tipp?" Der andere wollte gerade zum Sprechen ansetzen, da ging ein Raunen durch die Menge und Miya, anstatt etwas zu sagen, stand wieder auf und ging hinüber zu den beiden Scheinwerfern. Er schaltete sie genau in dem Moment an als der ältere Mann, der sie reingelassen hatte, die Bühne unter tosendem Beifall der Gäste betrat. Er hatte eine E-Gitarre in der Hand und setzte sich auf einen simplen Barhocker in der Mitte, der nun von den Scheinwerfern angestrahlt wurde. Damit schien Miya's Arbeit erledigt, denn er kam zurück und nahm wieder seinen Platz neben Gackt ein. Dieser war für den Moment etwas von seinem Banknachbarn abgelenkt, zu sehr erstaunte ihn der noch immer anhaltende Jubel des Publikums. Der Kerl schien hier eine ziemlich große Nummer zu sein, und der Solokünstler war gespannt was er so drauf hatte. Mit einem Zeigefinger auf den Lippen brachte der Musiker die Leute blitzschnell zum Schweigen, dann begann er zu spielen. Und schon nach einer Minute musste Gackt anerkennend zugeben dass der andere sein Handwerk wirklich sehr gut verstand. Seine flinken Finger huschten mühelos über die Saiten, und obwohl die meisten Riffs recht kompliziert waren sah er nicht auf das Griffbrett seiner Gitarre sondern hatte die Augen geschlossen und ein entspanntes Lächeln auf den Lippen. Jetzt verstand Gackt auch, warum um die Zeit schon so viele Leute hier waren. Es machte einfach Freude ihm zuzusehen und zuzuhören. "Deshalb." unterbrach Miya's leise Stimme seine Gedanken und er riss seine Augen von dem Mann auf der Bühne, um den Gitarristen neben sich anzusehen. Miya lächelte sanft. "Ich glaube nämlich dass du vergessen hast, worum es eigentlich geht. Du denkst du machst Musik für andere und strengst dich an, um deren Erwartungen gerecht zu werden, aber so ist es nicht. Du musst sie für dich machen." Er beugte sich vor, stützte seine Arme auf dem Geländer ab und sah hinunter zu dem spielenden Gitarristen. "Sieh ihn dir an. Wenn er spielt sieht er immer so zufrieden und glücklich aus, als wäre er in seiner eigenen Welt. Er liebt die Musik die er spielt, deshalb muss er auch gar nicht hinsehen oder nachdenken um die richtigen Saiten anzuschlagen. Und diese Leidenschaft und Hingabe begeistert die Leute, ohne dass er sich dabei für sie verbiegen muss. Verstehst du? Mach Musik die aus deinem Herzen kommt und die dich selbst begeistert, denk dabei nicht an andere. Das ist der beste Rat den ich dir geben kann." Während seiner kleinen Rede hatte Miya den Blick nicht von dem Musiker auf der Bühne genommen, und so sah er nicht wie Gackt ihn fassungslos anstarrte und schwer schluckte. "Woher… woher weißt du dass ich… so über meine Karriere denke?" fragte er mit belegter Stimme und Miya richtete sich wieder auf und wandte ihm das Gesicht zu. "Ich habe das bei unserer ersten Begegnung aufgeschnappt. Und auch wenn ich nicht glaube dass das der Hauptgrund für deine Aktion war, so denke ich doch dass es einen großen Teil dazu beigetragen hat. Und diese Unzufriedenheit ist etwas, das du selbst ändern kannst." Geschockt darüber, dass der Gitarrist anscheinend in ihm lesen konnte wie in einem offenen Buch, blinzelte Gackt seinen Gegenüber eine Weile sprachlos an ehe er sich wieder fing. "Danke, Miya. Ich habe keine Ahnung warum du das alles tust, aber in der kurzen Zeit, die wir uns erst kennen, hast du mir schon so sehr geholfen als wären wir richtige Freunde." "Sind wir das denn nicht inzwischen?" fragte Miya bei diesen Worten erstaunt und Gackt senkte den Blick. "Ich hätte nichts dagegen, aber du musst dich nicht dazu verpflichtet fühlen dich weiter mit mir abzugeben." Da zuckte der Jüngere mit den Schultern. "Tu ich nicht. Deine Gesellschaft ist für mich eine willkommene Abwechslung zu der meiner chaotischen Bandkollegen. Glaub mir, wenn ich dich nicht ehrlich leiden könnte wärst du jetzt nicht hier.“ Überrascht darüber dass Miya ihn anscheinend tatsächlich mochte sah der Sänger ihn nachdenklich an, dann fiel ihm etwas ein. "Ach sag mal, wie viele Leute hast du denn eigentlich schon hierher gebracht?" Der Gitarrist erwiderte nichts darauf, doch sein Blick und das Schmunzeln auf seinen Lippen verrieten alles. Gackt war der erste. **** Sie hatten den Rest des Auftritts schweigend verfolgt, und als der Musiker auf der Bühne das letzte Lied ausklingen ließ und ein erneuter Beifallssturm losbrach, da musste Gackt sich sehr beherrschen um nicht auch zu applaudieren. Man hatte ihnen ja gesagt dass sie leise sein sollten. Danach stiegen die beiden wieder hinunter in den Backstagebereich, wo ihnen der ältere Gitarrist auch schon lächelnd entgegen kam. Gackt sprach ihm seine Bewunderung aus, dann verabschiedeten sie sich und verließen den Klub. Auf dem Weg zu Gackt's Wohnung überkam diesen wieder die Neugier. "Äh… Miya… der Typ, der ist aber nicht zufällig dein Vater, oder?" Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein Schatten über das Gesicht des Gitarristen, dann schüttelte er langsam den Kopf. "Nein… nein, er ist nicht mein Vater. Es war ein glücklicher Zufall dass ich ihn getroffen habe. Vor ein paar Jahren ist mir mein alter Wagen direkt vor dem Klub verreckt und ich bin reingegangen, um den Abschleppdienst zu rufen. Da habe ich ihn spielen gehört und danach einfach angesprochen und gebeten, mich zu unterrichten. Natürlich konnte ich da schon längst selbst Gitarre spielen, aber er hat mir sehr viele nützliche Dinge beigebracht und stand mir auch sonst immer mit Rat und Tat zur Seite. Er ist also so etwas wie ein väterlicher Freund. Und ich gehe oft in den Klub um ihm zuzusehen, und dort oben hab ich immer den besten Platz und meine Ruhe." Nach dieser Erklärung kehrte, abgesehen vom leisen Dudeln des Autoradios, wieder Stille zwischen den beiden ein. Aber es war kein unangenehmes Schweigen bei dem man verzweifelt versuchte, ein neues Gesprächsthema zu finden, sondern eins bei dem man einfach nur nebeneinander saß und nicht dass Gefühl hatte, unbedingt etwas sagen zu müssen. Gackt gefiel das, und er war fast schon enttäuscht als seine Wohnung schließlich in Sicht kam. Aber er würde Miya bestimmt wiedersehen, denn er zweifelte nicht daran dass der Gitarrist seine Worte über ihre Freundschaft ernst gemeint hatte. Der Wagen hielt am Straßenrand und Gackt wollte sich nochmals bei Miya bedanken und sich verabschieden, doch noch bevor er den Mund aufmachen konnte war der andere auch schon ausgestiegen. Verwundert blieb der Solokünstler noch ein paar Sekunden sitzen, dann stieg er ebenfalls aus und sah Miya fragend an. "Was dagegen wenn ich noch einen Augenblick mit reinkomme?" wollte der Jüngere wissen und Gackt schüttelte sofort den Kopf. "Nein, überhaupt nicht." Damit warf er sich seine Reisetasche über die Schulter und ging, gefolgt von Miya, die Treppe hinauf und schloss die Wohnungstür auf, hinter der bereits das bekannte Winseln zu hören war. Und kaum war er eingetreten, da wuselte und hibbelte die kleine Belle auch schon schwanzwedelnd um seine Beine und sprang so hoch wie es ihre kleinen Stummelbeine zuließen. "Sieht aus als hätte sie dich vermisst." kommentierte Miya dieses Schauspiel amüsiert während Gackt sich zu dem aufgeregten Tier hinunterbeugte und es durchwuschelte. "Ja, sowas soll vorkommen…" erwiderte er und dem Gitarristen entging nicht die kleine Spur von Trauer in seiner Stimme. Um ihn von seinen trüben Gedanken abzulenken tippte er Gackt auf die Schulter und dieser sah zu ihm auf. "Willst du was trinken?" "Eigentlich ist das mein Spruch, schließlich wohne ich hier und nicht du." "Das stimmt zwar, aber du bist ja gerade mit Belle beschäftigt, und Mai will bestimmt auch 'ne ausgiebige Begrüßung. Also was ist nun? Tee?" "Okay, danke." Und schon war Miya, der sich inzwischen seiner Schuhe entledigt hatte, in die Küche verschwunden. Wenige Sekunden später hörte Gackt bereits das Klappern von Geschirr und das Zufallen der Schranktüren und konnte angesichts der Tatsache, dass der Leader von MUCC gerade in seiner Küche für sie beide Tee kochte, nur ungläubig den Kopf schütteln. Wenn ihm das jemand noch vor einer Woche vorhergesagt hätte, dann hätte der Sänger ihn ausgelacht und für verrückt erklärt. Diesen Gedanken konnte er allerdings nicht weiterspinnen weil in dem Moment seine Katze um die Ecke bog, um sich ihre Streicheleinheiten abzuholen. Nachdem er Mai und seinen sich eifersüchtig dazwischen drängelnden Hund eine Weile bearbeitet hatte stand Gackt auf, zog ebenfalls die Schuhe aus und ging mit seiner Tasche in den Raum am Ende vom Wohnzimmer. Belle folgte ihm, die Miez machte es sich wieder auf der Sofalehne bequem. Somit war sie auch das einzige Lebewesen das Miya sah als er, mit einer Tasse in jeder Hand, aus der Küche kam. Er rief nach dem Hausherrn und dieser meldete sich mit einem gedämpften "Hier drin." Da fiel dem Gitarristen erst auf dass die Tür zum Schlafzimmer nur angelehnt war, also ging er hinüber und stupste sie mit dem Fuß ganz auf. Gackt schloss gerade seinen Kleiderschrank und stopfte die nun leere Reisetasche unter sein Bett, dann nahm er Miya dankend eine der Tassen ab und sie setzten sich nebeneinander auf den Rand des Bettes. Während der Sänger seinen heißen Tee bepustete drehte der andere die Tasse in seinen Händen nur unruhig hin und her, und nach einer Weile wurde es Gackt zu bunt und er wandte sich zu seinem Gast um. "Miya, Tee dreht man nicht, den trinkt man. Oder hast du was auf dem Herzen?" "Naja, das kommt ganz darauf an ob du in nächster Zeit viel zu tun hast und ständig unterwegs bist." erwiderte der Angesprochene etwas kleinlaut und Gackt blinzelte erstaunt. "Äh… nein, demnächst steht nichts wichtiges an, ich habe quasi Urlaub. Warum willst du das wissen?" Als hätte er nur auf diese Frage gewartet wies Miya sofort mit einer Hand auf das schwarze Ungetüm im hinteren Teil des recht großen Zimmers. "Bring mir bitte Klavierspielen bei." Das kam nun völlig unerwartet für den Solokünstler, und er sah verwirrt zwischen Miya und dem Piano hin und her. "Du… du willst Klavierspielen lernen? Ausgerechnet jetzt? Ihr steckt doch gerade mitten in den Aufnahmen für euer neues Album, hast du da für so etwas überhaupt Zeit?" Miya's Nervosität war nun gänzlich verschwunden, nachdem er endlich die Frage über die Lippen gebracht hatte die ihm schon seit dem Tag auf der Zunge lag, an dem er dieses Zimmer zum ersten Mal betreten hatte um Gackt etwas von seinem Zeug ins Krankenhaus zu bringen, und er sah den Sänger nun wieder vollkommen ruhig an. "Das ist kein Problem. Ich würde ja nicht ständig vorbeikommen, nur manchmal gegen Abend und auch nur wenn du Zeit und Lust hast. Ich will mich echt nicht aufdrängeln, sag einfach 'Nein' wenn es dich stört." Da schüttelte Gackt sofort den Kopf. "Ach Unsinn, ich hätte absolut nichts dagegen. Also wenn du das mit der Arbeit unter einen Hut bekommst… Aber denkst du nicht es wäre besser, bei einem richtigen Lehrer Unterricht zu nehmen? Der könnte dir das bestimmt besser beibringen als ich…" "Da könnte ich ja gleich zu meiner Mutter gehen, die ist nämlich Musiklehrerin. Aber auf sowas hab ich keine Lust, außerdem hat sie mir in meiner Kindheit schon einiges beigebracht, wir würden also nicht bei Null anfangen. Damals hab ich mich dagegen gewehrt weil ich viel lieber Schlagzeug spielen wollte, aber ich bereue inzwischen dass ich mich so stur gestellt habe." Bei diesen Worten lächelte der andere. "Da haben wir etwas gemeinsam. Meine Eltern haben mich schon als kleines Kind regelrecht dazu gezwungen, es zu lernen, ich hatte gar keine andere Wahl. Wahrscheinlich habe ich es deshalb so gehasst, und ich habe meine Eltern dafür gehasst, aber mittlerweile liebe ich das Klavierspielen und bin ihnen dankbar, auch wenn ihre Methode nicht gerade pädagogisch wertvoll war." Miya schlürfte lautstark seinen Tee, dann setzte er die Tasse wieder ab und grinste. "Na dann kann ich ja nur hoffen dass ihr Sohnemann nicht diese drastischen Lehrmethoden übernimmt und mir immer mit einem Bambusstock auf die Finger haut, wenn ich mich verspiele." Da erschien auf Gackt's Gesicht ebenfalls ein Grinsen, allerdings ein unheilvolles und fast schon diabolisches. "Ich schätze es gibt für dich nur einen Weg, um das herauszufinden…" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)