Unerträgliche Gefühle von abgemeldet (Unerträgliche Gefühle) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Unerträgliche Gefühle Es ist Mitternacht. Die Uhr schlägt zwölf. Noch immer liege ich in meinem Bett und meine Gedanken schwirren wirr in meinem Kopf. Ich kann einfach keinen klaren Gedanken fassen, meine Augen brennen. Ich hab meinen Kopf fest in das Kissen gedrängt, doch die Tränen stürmen unaufhaltsam darauf ein. Ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Was für einen Sinn hat denn mein Leben? Es gibt niemanden auf der Welt, der mich liebt. Der mich liebt wie ich wirklich bin. Und doch, ich kenne einen Menschen, der mich wirklich liebte – mit all meinen guten und schlechten Seiten. Zumindest dachte ich so… Er hat es mir geschworen, hat mir versprochen mich nie alleine zulassen. Hat gesagt, dass ich der Einzige für ihn bin. Dass er mich liebt. Hat mir beteuert, dass ich sein kleiner Engel bin, es für ihn keinen anderen gibt als mich. Natürlich glaube ich ihm. Ich mein, ich liebe ihn! Ich liebe ihn mehr als alles andere. Es war ein Schock für mich, als ich ihn in flagranti mit meinem besten Freund erwischt habe. Ich dachte, er liebt mich!? Doch nun musste ich schmerzhaft feststellen, dass dem nicht so war. Er spielte mit mir. Für ihn war ich nichts weiter als eine kleine Ablenkung. Jemand, mit dem er spielen kann. Man würde ja auch gar nicht auf die Idee kommen, dass ich auch nur ein Mensch bin und auch Gefühle hab. Doch jetzt ist es zu spät. Er hat mich betrogen, mich hintergangen und verarscht. Mit meinem besten Freund. Auch wenn ich weiß, dass es das Letzte ist, liebe ich ihn noch immer. Mein Körper schreit nach ihm und ich will ihn nur noch einmal spüren – nur noch ein einziges Mal. Trotzdem weiß ich, dass das keine gute Idee wäre. Damit würde ich mich nur selber verletzen. Ich würde mit Hoffnungen machen, mir einbilden, dass es doch gar nicht so schlimm ist. Das er nicht mit meinem besten Freund geschlafen hat. Schnell versuche ich ihn aus meinen Gedanken zu verscheuchen. Was macht er denn auch noch dort!? Er bedeutet mir nichts mehr. Er sollte mir nichts mehr bedeuten. Doch noch immer dreht sich meine ganze Welt um ihn. Immer wieder drängt sich die Frage in meinen Kopf. Wie konnte er nur? Warum hat er das gemacht!? Noch immer fließen Tränen meine Wangen hinab, ich schluchze immer öfter laut auf. Ich kann nicht mehr. Mir fehlt einfach die Kraft. Immer wieder sehe ich das Bild vor mir, wie er meinen besten Freund nimmt. Sehe, wie er fest in ihn stößt und ihn somit zum Wahnsinn treibt. Doch das darf er doch nicht!! Das sollte er mit mir machen – nur mit mir! Warum tust du mir das an? Ich kann nicht mehr? Warum? Warum? WARUM? Ich bin verzweifelt, ich habe nicht mal mehr die Kraft zum Heulen. Mein Augenwasser ist schon verbraucht. Doch noch immer geht es mir scheiße. Langsam merke ich, dass ein ungewohnter Brechreiz in mir aufsteigt. Ich kann nicht mehr und stürze ins Bad, hänge mit dem Kopf über der Kloschüssel. Übergebe mich, bis nichts mehr in meinem Magen ist. Es stößt mich sauer auf und wieder kommt dieser Brechreiz. Oh mein Gott, es geht mir so dreckig… Warum immer ich? Ich übergebe ich weiter und warte, bis es von allein wieder aufhört. Doch noch immer geht es weiter. Wie lange sitze ich jetzt schon hier, streiche fahrig meine Haare aus dem Gesicht? Immer wieder lösen sich Strähnen und fallen in mein Gesicht. Gleich werde ich deswegen noch wahnsinnig. Ich will nicht mehr. Jetzt bin ich endlich fertig und mein ganzer Mangeninhalt schwimmt in der Kloschüssel. Ich dachte schon, ich hätte meinen ganzen Magen ausgespieen. Dieser eklige Geschmack in meinem Mund. Langsam stehe ich auf und halte mich an der Klobrille an. Schwindel erfasst mich und lässt mich Sterne vor den Augen sehen. Das Waschbecken. Es ist nur ein paar Meter entfernt. Mit langsamen und kurzen Schritten gehe ich darauf zu. Ich will das kühle Nass auf meinem Gesicht spüren. Will wissen, ob ich überhaupt noch etwas außer dieser unangenehmen Leere spüren kann. Oder sind meine Gefühle vielleicht eingefroren? Bin ich jetzt wieder der Eismensch von früher? Unfähig Gefühle zuzulassen und sich auch mal gehen zulassen. Einmal gebe ich ihnen nach und dann passiert so was. Dann erwische ich meinen Freund mit einem anderen Typen im Bett. Mit meinem besten Freund im Bett. Schon wieder fange ich zum Schluchzen an. Ich kann nicht mehr, bin erschöpft und völlig entkräftet. Das weiße Marmorbecken ächzt, als ich mich mit meinem ganzen Gewicht anlehne. Ich lasse meinen Kopf hängen, drehe den Wasserhahn auf – natürlich kaltes Wasser – und strecke meinen Kopf drunter. Wie es wohl wäre, jetzt einfach zu ersaufen? Mich würde sicher niemand vermissen! Oder doch? Würde jemand wegen mir Tränen vergießen? Sein Gesicht drängt sich wieder in meine Gedanken. Ich sehe, wie er gerade meinen besten Freund vögelt. Erstarrt bleibe ich stehen, unfähig irgendwas zu sagen. Die wohl bekannten Worte kommen wir wieder in den Sinn „Es ist nicht so, wie du denkst!“ Das sagen sie immer. Aber wenn es nicht so ist wie ich denke, warum schaut es dann so aus, wie das, an was ich denke. Es ist eine Falle so etwas zu sagen und man bekommt es nicht einmal mit. „Bitte, lass es mich erklären!“ Doch ich bin einfach gegangen. Warum sollte ich mir auch noch anhören, was er zu sagen hat? Für ihn war ich nichts, nur ein Spielzeug. Doch ich lasse nicht mit mir spielen. Ich bin keine Puppe, die man einfach in eine Ecke stellt, wenn man sie nicht mehr braucht. Meine Traurigkeit weicht und ich werde wütend. Wie kann er mir so etwas antun? Hat er mich nie geliebt? Spielte er nur mit mir? Ich hab mich echt in ihm getäuscht! So ein Wichser! Ich hasse ihn. Doch ich vermisse ihn. Ich kann nicht mehr mit, jedoch auch nicht ohne ihn. Noch einmal will ich ihm Nahe sein. Auch wenn ich weiß, dass es nicht geht. Meine Wut steigert sich ins Unermessliche. Ich nehme einfach wahllos alles was mir in die Hände kommt und werfe es durch meine Wohnung. Laut schreie ich auf, lass meiner Wut freien Lauf! AAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich! Dein Körper macht mich süchtig und ich bin schon längst abhängig! Wie bei einer Droge habe ich jetzt unter den Entzugserscheinungen zu leiden. Doch ich darf nicht rückfällig werden. Muss standhaft sein. Doch die Erkenntnis, dass ich meinen Freund und meine besten Freund mit einem Schlag verliere ist hart. Warum gerade ihr? Mein Vertrauen zu euch war grenzenlos!! In meiner Wut fallen mir immer mehr Sachen ein, die die beiden zu mir gesagt haben! „Tut mir Leid, Honey. Ich komm heute später nach hause. Ich muss länger arbeiten. Sei mir nicht böse, Sweetheart!“ „Ich würde dich ja auch heute gerne treffen. Aber ich kann nicht tut mir Leid!“ „Ich muss auf eine Geschäftsreise und werde ein paar Tage wegbleiben! Aber ich melde mich sobald ich weiß, wann ich genau wieder nach Hause komm! Ich liebe dich!“ Alles was ihr zu mir sagtet, war gelogen. Wie konntet ihr mir das einfach so ins Gesicht sagen… Nein! Wie konntet ihr mir einfach so ins Gesicht lügen!? Jetzt liege ich wieder auf meinem Bett, schlage auf mein Kissen ein. Was kann es denn jetzt dafür, dass ihr solche Mistkerle seid? Ich stehe auf und zünde mir eine Zigarette an. Ich schmecke, diesen bitteren Geschmack. Er bleibt auf meiner Zunge haften. Ich schau mir genau das Päckchen an und sehe wieder diesen „Warnungsspruch“: Fügt ihnen und den Menschen in ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu! Erheblichen Schaden? Man sollte besser aufpassen. Vielleicht sollte ich gleich das ganze Päckchen auf einmal rauchen!? Nur um zu testen, ob die Schäden wirklich so erheblich sind. Doch schnell verwerfe ich die Idee wieder. Und dämpfe die Zigarette aus, denn ich bin schon auf Filter. Diesen Spruch sollte man so Typen wie meinem Ex-Freund auf die Stirn kleben. So als Warnung für alle! Das wär doch mal DIE Idee!!! Aber nein, darauf kommt natürlich keiner! Jetzt gehe ich langsam auf den Balkon. Meine Wohnung liegt nämlich im 5. Stock. Ich blicke hinunter und meinem Herz versetzt es einen Stich. Gerade geht ein altes Ehepärchen unten auf der Straße. Das hätten er und ich sein können – schießt es mir durch den Kopf. Tja, dass HÄTTEN wir sein können. Jetzt würde es niemals passieren. Ich schaue wieder übers Geländer. Ich sehe die Straße unter mir. Eigentlich verlockend. Soll ich – oder soll ich nicht? Es gibt nichts mehr auf dieser Welt, was mich hält! Gerade frage ich mich, wo er eigentlich steckt. Er sollte schon nach Hause gekommen sein. Immerhin ist es gerade mal ein paar Stunden her, dass ich ihn beim Fremdvögeln erwischt habe. Nicht mal genug anstand hat er für das. Vielleicht hat er auch nur Schiss!? Doch jetzt kommt mir wieder das Bild von den zwei Poppenden ins Gedächtnis. Es hat sich in meine Hirnhaut eingebrannt. Ich werde es nie wieder vergessen. Doch jetzt durchzuckt mein Herz ein eisiger Schmerz. Wahrscheinlich besorgt er es ihm gerade… oder er lässt es sich besorgen. Noch einmal schaue ich in die herrlich einladende Tiefe, beuge mich über das Geländer. Ich seufze auf. Doch ich drehe mich wieder um, stelle mir vor, wie sich ein freier Fall wohl anfühlen würde!? Mit langen Schritten geh ich wieder in die Wohnung, weg von dem Balkon. Ich lasse mich wieder auf mein Bett fallen und ich merke, wie sich schon wieder Tränen in meinen Augen sammeln. Ich kann nicht mehr. Ich bin verzweifelt. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Noch nie in meinem Leben, war ich so verzweifelt. Ich glaube, ich zerbreche. Ich halte den Gedanken einfach nicht aus, dass er sein Ding in einem anderen hatte. Das er ihm die Lust schenkt, die er doch nur mir schenken wollte. Ich heule, heule einfach darauf los. Heule aus Verzweiflung, aus Enttäuschung, Verachtung, Trauer, Wut. Noch nie habe ich so viele Gefühle auf einmal gespürt. Noch nie habe ich so starke Empfindungen gehabt. Am liebsten würde ich ihn umbringen, für das, was er mir angetan hat. Doch es geht nicht. Der Grund: Ich liebe ihn. Es macht mich kirre zu wissen, dass ich ihm nicht mal böse bin. Nur aus diesem einzigen Grund. Auch wenn er mich anscheinend nicht so liebt wie ich ihn. Wenn er mich überhaupt lieben sollte. Ich werde verrückt!! So geht das nicht!! So kann ich nicht weitermachen!! Ich stehe auf und gehe zu dem kleinen Tisch, welcher in der Ecke des Zimmers steht. Setzte ich auf den dazugehörigen Sessel und starre vor mich hin. Wie in Trance stehe ich auf und hole mir ein Messer. Ich schaue mir die Klinge an. Es wurde nicht oft benutzt, das Messer schaut noch scharf aus. Wie es sich wohl an meiner Haut anfühlen würde? Würde es hindurch gleiten, als würde man einen Fisch filetieren? Oder müsste ich mehr Kraft aufbringen? Einfach einmal über die blauen, hervorstechenden Pulsadern an meiner Hand streichen und die Sache wäre vorbei. Ich setze das Messer an meinem Gelenk an, überlege ob ich es vertikal oder horizontal ansetze. Wenn ich es vertikal ansetze, schneide ich mir die ganze Länge auf. Ich würde sicher verbluten, bevor mich jemand findet. Denn: Würde mich überhaupt jemand vermissen? Wahrscheinlich nicht. Das Messer drehe ich in meinen Händen, die scharfe Klinge zeigt jetzt nach oben und ich streiche mit der Rückseite über meine Hand. Es passiert nichts. Ich habe es ja umgedreht. Jetzt lege ich das Messer wieder weg – es hat für mich den Reiz verloren. Es ist schon so… ja, man konnte fast alltäglich sagen. Jetzt nehme ich einen Zettel und fange an einen Brief zum Schreiben. Minuten vergingen, als ich endlich endete. Ich weiß nicht, wie lange ich geschrieben habe. Mit dem Ergebnis bin ich eigentlich recht zufrieden. Der Sessel knarrt, als ich mich erhebe und ich gehe zu unserem Doppelbett. Mein Herz zieht sich schon wieder schmerzhaft zusammen, raubt mir die Luft zum Atmen. Wir haben zusammen da gelegen. Ich gebe auf den soeben geschriebenen Brief noch einen Kuss. Tränen tropfen auf das neue Pergament – es wölbt sich durch die Nässe. Doch das ist mir egal. „Es tut mir Leid! Aber es geht nicht anders!“, wispere ich noch einmal in das leere Zimmer, bevor ich mich umdrehe und wieder auf den Balkon schreite. Es geht ein eisiger Wind. Kein Wunder! Es ist mitten in der Nacht. Vielleicht 3 Uhr morgens. Ich weiß es nicht, ich schaue auch nicht auf die Uhr. Eine Gänsehaut zieht sich über meinen Körper und ich erschaudere. Langsam trete ich auf die Brüstung des Balkons und stelle mich darauf. Ich strecke meine Arme aus und ich merke, wie sich mein Gewicht langsam nach vorne verlagert. Das letzte was ich höre ist, dass die Haustüre auf geht und er die Wohnung betritt. Doch jetzt ist es zu spät. Ich schwebe, fühle mich frei, vergesse alle Sorgen. Ein entsetzter, markerschütternder Schrei erklingt. Trotzdem – es ist zu spät. Der Boden kommt immer näher und plötzlich ist es schwarz vor meinen Augen. *_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_* Lieber Harry! Wenn du diesen Brief ließt, wird es zu Spät sein. Ich kann nicht mehr und ich will auch nicht mehr. Ich weiß, dass du keine Gefühle mehr für mich hast, ich sowieso nur ein Spielzeug für dich bin. Nie wirst du mich so sehen. Mit dem unsagbaren Schmerz, den du mir zugefügt hast. Du betrügst und belügst mich – mit meinem besten Freund. Mein Herz ist zerbrochen, die Scherben liegen in tausend Teilen verstreut. Nie wieder werde ich dich küssen könne, ohne zu wissen, dass du an ihn denkst. Dass du dir wen andren vorstellst. Ich weiß nicht, wie es gekommen ist, dass wir uns so entfernen. Dass du nichts mehr für mich empfindest. Du bist der einzige Mensch gewesen, den ich jemals geliebt habe. Ich liebte dich schon seit unserer Schulzeit. Doch du liebst mich nicht mehr. Ja, vielleicht hast du mich geliebt. Vor einer kleinen Ewigkeit. Jetzt jedoch nicht mehr. Mein Wunsch war es, glücklich zu sein. Mit dir glücklich zu sein. Doch das geht jetzt nicht mehr. Du hast es mit ihm getrieben. Ich ekel’ mich davor, dass du dein Ding in ihm stecken hattest. Mit ihm leidenschaftlichen Sex hattest. Ich kann nicht mehr. Ich halte das nicht mehr aus. Ich sah keinen andren Ausweg mehr. Wenn du diesen Brief ließt, bin ich tot. Deine Reaktion kann ich mir leider nicht vorstellen. Wirst du traurig sein, die Fassung verlieren und heulen? Oder wird es dir gleichgültig sein. Ich will, dass du weist, dass ich dich liebe. Du der Einzige bist den ich je lieben kann. Wir haben schon so viel zusammen durchgemacht, aber das schafft mein kleines Herz nicht mehr. Für immer in Liebe Dray Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)