Lilian Orphan von Nihilnisi ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wieder einmal war es am regnen. Unzählige Pfützen bildeten sich auf dem begrünten Boden. Der Himmel war grau und bewölkt, so dass man die Sonne in keiner Weise sehen konnte. Mehrere Regentropfen fielen auf das undichte Dach des Kawashima-Waisenhauses, die dann auf die alten Holzbretter fielen, die sie „Boden“ nannten. Von ihrem Bett aus starrte die 15-jährige Sayuri auf das Wasser, welches sich in ihrem Zimmer angesammelt hatte. Warum hatte man ihr das nur angetan, und sie in ein Waisenhaus geschickt? Warum wollte ihre Familie sie nicht behalten? Und wer war ihre Familie eigentlich? Sayuri wusste es nicht. Sie wurde im Alter von 2 Jahren in die Obhut von Hotaru Kawashima gegeben. Aber Sayuri hatte es satt, ihr ganzes Leben lang in dieser Bruchbude zu leben. Es ergab keinen Sinn für sie. Frau Kawashima war immer sehr nett gewesen, aber trotzdem wollte sie weg. Weit weg, wo sie einen neues Leben beginnen könnte. Deswegen beschloss sie an diesem Tag ihr Schicksal in ihre eigenen Hände zu nehmen und zu flüchten. Sie tapste zu der alten Kommode rüber und suchte ihren schäbigen Rucksack, den sie zu ihrem sechsten Geburtstag von Frau Kawashima geschenkt bekommen hatte. Die arme Frau betreute fünfzehn Kinder in ihrem Waisenhaus. Es war überaus gütig von ihr, dass sie sich die Mühe machte, ihren Schützlingen überhaupt etwas zu schenken. Sayuri liebte sie, wie eine Mutter, aber sie wollte endlich etwas aus sich machen. Sie hielt es für das einzig Richtige, das Haus zu verlassen, und in die Welt da draußen zu erforschen. Und sie dachte sich, dass auch Frau Kawashima dieser Meinung war. Es war fast Mitternacht, als Sayuri sich mit ihrem Rucksack, in den sie alle ihre wenigen Besitztümer gepackt hatte, aus dem Staub machte. Zuvor hatte sie einen kleinen Abschiedsbrief an Frau Kawashima geschrieben, den sie heimlich in die Küche gelegt hatte: Liebe Frau Kawashima, bitte machen Sie sich keine Sorgen. Mir geht es gut. Ich bin abgehauen, um etwas aus meinem Leben zu machen. Vielen Dank für alles, was Sie jemals für mich getan haben. Ich werde Sie nie vergessen. Sayuri Sie sah sich noch einmal in ihrem kaputten Wandspiegel an. Sie erblickte ein kleines Mädchen mit kürzeren, braunen Haaren, großen, blauen Augen und einem rundlicheren Gesicht. An ihren beiden Wangen liefen Tränen in Richtung Kinn. Plötzlich hörte sie ein leises Knarren. Höchstwahrscheinlich war das nur wieder ein streunendes Tier. Sie atmete tief ein, begab sich zum Hinterausgang, und lief, ohne sich noch einmal umzudrehen, in die Freiheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)