You will never be mine von Kyo-chi ================================================================================ Kapitel 22: He needs your helping hand -------------------------------------- Um ihn nicht wieder zu wecken, verließ Kaoru leise das Zimmer und setzte sich wieder auf die Couch, steckte sich eine Zigarette an, um auch seine Nerven zu beruhigen, die gerade eben doch sehr gelitten hatten. Was sollte er jetzt tun...? Es waren zwei weitere Tage vergangen. Zwei endlos lange Tage, in denen Kaoru sich den Kopf darüber zerbrochen hatte, wie er Kyo helfen sollte. Wie er Die helfen sollte. Zwei Tage lang hatte er sich immer wieder Szenarien in seinem violetthaarigen Kopf ausgemalt, was passierte, wenn er es Die sagte - natürlich in verschiedenen Versionen. Langsam kam er sich schon richtig dumm vor, dass er sich selbst so nervlich fertig machte, damit es jemand anderem gut ging. Aber er war nun mal ein Mensch, der seine Freunde nicht leiden sehen konnte. Schon gar nicht Kyo. Der Schwarzharige hatte schon so viel durchgemacht. Jetzt war es an der Zeit, dass er glücklich sein durfte. Glücklich mit einem rothaarigen Gitarristen namens Daisuke Andou. Nur wie stellte man das am besten an? Wie sollte Kaoru das am besten anstellen? Nahm es überhaupt positiv auf, wenn der Leader ihm erzählte, was Kyo für ihn empfand? Wenn er mir denn überhaupt Glauben schenkt, dachte Kaoru sich, schloss kurz seine Augen. Aber sie waren beste Freunde. Die hatte ihm immer geglaubt. Und ganz sicher auch bei dieser Sache. Aber bei dem kleinen Sänger war sich Kaoru nicht so sicher. Wie würde er reagieren, wenn er ihn zu Die brachte, damit sie sich aussprachen? Oder wenn er den Rotschopf hierhin bestellte, damit sie endlich redeten? Wahrscheinlich drehte Kyo wieder durch oder erlitt einen weiteren Nervenzusammenbruch. Und das konnte Kaoru ihm doch nicht antun, oder? Er wusste, dass es das Beste für sie war, wenn sie endlich miteinander redeten und sich richtig aussprachen. Vielleicht musste er damit rechnen, dass Kyo das nicht so leicht verarbeiten konnte. Vielleicht sollte er bei ihnen bleiben, ihre Hände halten und für sie reden? Nein... so konnte das auch nichts werden. Ein tiefes Seufzen entkam Kaoru's Lippen und er rieb sich seine Schläfen. Was sollte er nur tun? So ratlos wie jetzt war er noch nie gewesen. Er war doch der Älteste und wahrscheinlich Klügste von allen. Und dennoch wusste er nicht, wie er das anstellen sollte. Wenn er Kyo verriet, was Die für ihn empfand... würde er ihm glauben? Ganz sicher nicht. Aber würde Kyo es auch Die glauben, wenn dieser es ihm gestand? Kyo wusste ja, dass Kaoru überall seine Finger im Spiel hatte und sicher alles für ihn tat, um ihm zu helfen. Auch Daisuke überreden, Kyo anzulügen. Obwohl es bei genauerer Betrachtung sinnlos wäre, jemanden zu überreden einem anderen Gefühle zu gestehen, die gar nicht vorhanden waren. Nur Kyo - und auch Die - glaubte das ganz sicher. Die beiden schafften es ja nicht einmal von allein zu sagen, was sie fühlten und glaubten auch nicht, dass es der andere vielleicht ernst meinen könnte. Weil sie - wovon Kaoru mittlerweile total überzeugt war - Idioten waren. Alle beide. Sie waren wohl die dümmsten Menschen auf diesem Planeten, die es nicht einmal schafften, sich ihre Gefühle zu gestehen, obwohl jeder andere sah, wie sie sich nach einander verzehrten. Und gerade deshalb musste Kaoru ihnen helfen. Sie sollten glücklich sein. Sonst nahmen sie diesen Zustand jetzt noch mit ins Grab. Kyo verliebte sich nie in jemand anderen. Das war ausgeschlossen. Es dauerte zu lange, bis der Sänger endlich einem Menschen vertraute, dazu kam noch, dass er verschlossen war und sich sowieso nie mit einem Fremden abgeben würde, egal wie viel Interesse dieser zeigte. Kyo lebte in einer kleinen Welt. In einer Welt, in der er vier Leuten vertraute, einem davon besonders, einem anderen nicht mehr seit einer bestimmten Sache. Und Kyo konnte nur in dieser kleinen Welt glücklich werden. Und auch nur mit Daisuke. Ihm hatte der Schwarzhaarige sein Herz geschenkt. Wenn er es auch noch nicht bemerkt hatte. Und auch nicht bemerkte, dass diese Gefühle mit unendlicher Liebe erwidert wurden. Und Die war wohl einer der größten Tollpatsche auf der Welt, der das Beste für Kyo wollte und das Schlimmste daraus gemacht hatte. Unwissentlich und nun bereuend, trotzdem nicht fähig sich zu öffnen. Noch immer rieb sich Kaoru seine Schläfen und blickte zur Seite. An ihm gelehnt saß Kyo - schlafend. Er hatte sich etwas eingerollt und sein Gesicht an Kaoru's Oberteil vergraben. Er schlief in letzter Zeit wirklich viel. So erholte er sich wahrscheinlich von allem, was gerade passierte. Vorsichtig legte der Violetthaarige einen Arm um Kyo, strich leicht über Kyo's, von einem dicken Pullover bedeckten, Oberarm. Stumme Worte lagen ihm auf der Zunge. Ob er sie aussprechen sollte? Manchmal redete Kyo im Schlaf. Vielleicht bekam er ja eine Antwort? "Vermisst du ihn...?", hauchte Kaoru leise und er betrachtete seinen Freund traurig, als dieser sich mehr einrollte und sich sein Ausdruck veränderte. Von friedlich zu fast verzweifelt. Manchmal konnte man in Kyo lesen, wie in einem offenen Buch. Vor allem wenn er schlief und keine Kontrolle über sich hatte. Ein bitteres Lächeln schlich sich auf Kaoru's Lippen und er erhob sich vorsichtig. Langsam und darauf bedacht Kyo nicht zu wecken, hob er ihn hoch und trug ihn ins Schlafzimmer. Dort verfrachtete er ihn ins Bett und deckte ihn zu, hauchte ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Stirn. "Ich werde dir helfen." Das waren Kaoru's letzte Worte, bevor er leise das Zimmer verließ und kurz darauf auch seine Wohnung. Es dauerte keine fünfzehn Minuten, da stand Kaoru vor einer ihm bekannten Tür. Daisuke's Tür. Oder besser gesagt die Haustür, durch die er gleich ging, um zu Die's Wohnung zu gelangen. Er betätigte den Klingelknopf und kurz darauf war ein ruhiges "Ja?" zu vernehmen. Die's Stimme. "Ich bin's, Kaoru. Lässt du mich rein?", gab er sich zu erkennen und wartete auf das leise Surren, welches ihm signalisierte, dass er eintreten konnte. Und das ertönte auch gleich. Kaoru machte sich auf zu Die's Wohnung, ging die Treppe hoch und lächelte den Größeren an, als dieser fragend schauend im Türrahmen lehnte. Man sah ihm an, dass es ihm immer noch schlecht ging. Und der Violetthaarige hoffte innig, dass sich das gleich änderte. Sonst wusste er auch nicht weiter. Kurz umarmte er den Rothaarigen, dann trat er ein und streifte sich die Schuhe von den Füßen. Seine Jacke behielt er vorerst an. Die verfolgte das einen Moment lang, wandte sich aber ab und ging in seine Küche. "Magst du etwas trinken?", fragte er nach und wartete auf eine Antwort. Was Kaoru wohl hier wollte? Musste er sich nicht um Kyo kümmern? Oder gab es etwas, was er ihm ausrichten wollte? Vielleicht dass Kyo ihn hasste, ihn nie mehr sehen wollte? Unwillkürlich verkrampfte sich Die, versuchte aber nicht weiter darüber nachzudenken. Er goss etwas zittrig Cola in zwei Gläser, da der Leader eben jenes Getränk gewünscht hatte. Anschließend nahm er sich die Gläser und ging ins Wohnzimmer, wo Kaoru sich schon auf der Couch niedergelassen hatte, die Jacke nun neben ihm liegend. Kurz lächelte der Violetthaarige, nahm dankend das Glas an und wartete, bis Die sich auf den Sessel gesetzt hatte. "Ich wollte mit dir reden", erklärte er auch gleich ruhig, wollte nicht noch ewig um den heißen Brei herumreden. Das Ganze dauerte ihm schon viel zu lange. Es musste endlich etwas geschehen und der Zeitpunkt dafür war endlich gekommen. Der Jüngere nickte nur leicht, schluckte einen dicken Kloß herunter, der sich in seinem Hals bildete. "Geht es um... Kyo?", fragte er heiser und räusperte sich kurz. Um wen sollte es auch sonst gehen? Allein dass Kaoru hier auftauchte, konnte nur bedeuten, dass es um den Sänger ging. Dazu noch sein Blick und jetzt das Nicken, welches ihm signalisierte, dass es wirklich um den kleinen Wirbelwind ging. "Du hast Recht... ich bin wegen Kyo hier", fügte der Leader seinem Nicken noch hinzu und lächelte erneut, wollte nicht, dass der Rotschopf sich jetzt verspannte und Panikattacken bekam. Immerhin war Kaoru nicht hier, um ihn zu quälen, sondern um ihm endlich zu helfen und ihn glücklich zu machen. "Aber du brauchst dich nicht so verspannen, okay? Ich will dich nicht umbringen oder dir Vorwürfe wegen der Sache machen und das weißt du. Du bist mein bester Freund." Und das schon lange. Er würde Die niemals Vorwürfe machen oder ihn verletzen wollen. Der rothaarige Gitarrist hatte es ja eigentlich nur gut gemeint gehabt. Auch wenn er sein Ziel klar verfehlt hatte. Langsam entspannte sich Die wieder. Wenn Kaoru sagte, dass er ihm nichts Böses wollte, glaubte er das natürlich auch. Gerade weil sie Freunde waren. Und Die war wirklich unheimlich froh, dass er Kaoru hatte. Er half ihm wirklich immer. Egal was er für einen Mist baute. "Ich will nicht allzu lange dumm herum reden, Daisuke", durchbrach der Violetthaarige die Gedankengänge seines Freundes, nippte danach kurz an seinem Glas, bevor er es auf den Tisch stellte. Kaoru schwieg einen Moment, da er sich erst einmal ein paar Worte zurecht legen wollte. Er konnte ja nicht mit der Tür ins Haus fallen, auch wenn er nicht weiter um die Sache herumreden wollte. Und während er überlegte, wurde er von Die aufmerksam angesehen. Was er jetzt wohl sagte? Vielleicht hatte Kyo es sich ja nun doch anders überlegt und wollte Die's Entschuldigung annehmen. Oder vielleicht wollte er wieder Die's Freund sein, so dass sie sich langsam wieder annähern konnten. Egal was es war, Die freute sich über alles Positive. Hauptsache er konnte Kyo wieder bei sich haben. Egal ob als Geliebten oder nur als Freund. Alles war besser, als diese Situation jetzt. "Also...", fuhr Kaoru nun fort und tippte sich nachdenklich an die Wange. "Ich komme nicht auf Wunsch Kyo's hierher, aber es geht um ihn." Er wollte das zuerst richtig stellen. Nicht das der Rotschopf dachte, dass Kyo ihn geschickt hatte. Aber im Endeffekt kam es sicher aufs gleiche hinaus. Verstehend nickte Daisuke. Okay, Kyo hatte ihn also nicht geschickt, aber Kaoru's Blick verriet ihm, dass es trotzdem nichts Negatives sein konnte, was er ihm jetzt gleich erzählte. "Eins will ich aber noch klarstellen... Du musst mir glauben, egal wie schwachsinnig sich das, was ich dir gleich erzähle, anhört. Okay?" Wenn Die ihm nicht glaubte, brauchte er ihm das auch nicht zu erzählen. Und er wollte vorher sicher gehen, dass der Rotschopf es nicht für Unfug hielt. "Ich werde dir glauben", versprach Die auch gleich, wenn auch etwas verwundert. War es so unsinnig, was Kaoru jetzt zu sagen hatte? Aber Daisuke würde daran glauben. Kaoru hatte ihn noch nie angelogen. "Gut...", entkam es den Lippen des Leaders und er atmete einmal tief durch. "Ich habe vor zwei Tagen mit Kyo gesprochen... über die Sache, die zwischen euch vorgefallen ist", begann er das Thema, über welches er nun sprechen wollte. Die sollte alles von Anfang an wissen. Und der Blick von jenem wurde nun auch neugierig und er sah ihn aufmerksam an, wollte ja nichts von dem verpassen, was er ihm schilderte. "Ich weiß, es klingt ein wenig seltsam, aber Kyo ist zum ersten Mal aus seinem Schneckenhaus herausgekommen und hat mir erzählt, was er zu der Zeit gefühlt hat." Kaoru überschlug seine Beine, blickte den Rotschopf eingehend an. Die's Blick entgleiste regelrecht. Er hatte mit Kaoru über seine Gefühle gesprochen? Er konnte es gar nicht glauben, aber es war wahr. Kaoru log nicht. Und irgendwie war Die froh darüber, dass Kyo sich wenigstens dem Leader geöffnet hatte. "Er sagte, dass er sich gefreut hat, dass es jemanden gab, der ihn mochte und dass es ihm gefallen hat, was ihr getan habt", schilderte Kaoru wahrheitsgemäß und musste ein leicht amüsiertes Lächeln unterdrücken, als er den Gesichtsausdruck des Größeren sah. Ein weiteres Mal entgleisten Die's Gesichtszüge. Kyo hatte was...? Er hatte Kaoru erzählt, dass es ihm gefallen hatte? Meinte er jetzt wirklich das, was sie diese eine Nacht geteilt hatten? Und Die war so dumm gewesen und hatte ihm danach so weh getan... Langsam verstand er, warum Kyo so reagiert hatte. Er hätte es wohl auch getan. "Er hat mir auch erzählt, dass du alles zerstört hast. Alles, was er zu dem Zeitpunkt für dich gefühlt hatte. Weil du dich nicht mehr erinnern konntest...", fuhr Kaoru fort, sein Blick war nun eher traurig als amüsiert. Und Die wurde immer verzweifelter. Hätte er gewusst, was er damit anrichtete, hätte er das nie ausgesprochen. Ihm war danach ja klar gewesen, dass er Kyo verletzt hatte, aber das es so schlimm war? Er hatte doch keine Ahnung von Kyo's Gefühlen gehabt. Er hatte gedacht, es wäre das Beste gewesen. Für den Sänger und für ihn. "Hey, Daisuke... ich will dir damit keine Vorwürfe machen. Ich erzähle dir nur, was er mir gesagt hat." Kaoru erhob sich und setzte sich neben seinen Freund, legte einen Arm um ihn. "Und weine bitte nicht, okay?" Vorsichtig strich er über Die's Wangen, wischte ihm die Tränen weg, die begannen über seine Wangen zu laufen. Er sollte jetzt nicht weinen und jammern. Die sollte endlich in die Gänge kommen und etwas tun. "Ich bin mir sicher, dass er dich liebt, aber es selber nicht weiß. Und er vermisst dich, egal wie er sich dagegen sträubt. Bitte geh zu ihm, Daisuke. Rede mit ihm... Ich kann es nicht mehr mitansehen, wie ihr beiden euch immer mehr verkriecht." Traurig blickte er in Die's Augen, versuchte zu erkennen, was er jetzt dachte. Er bemerkte wie etwas in Die's Augen zu lodern begann. Da war es endlich wieder. Das, wonach Kaoru gesucht hatte. Daisuke's Kampfgeist und seine Hoffnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)