Unsterblich von abgemeldet (AAML) ================================================================================ Kapitel 4: Aufbruch ------------------- Kapitel 4 Aufbruch Die morgendliche Sonne war wieder nicht zu sehen. Eine tiefgraue Decke zierte den Himmel, es begann zu Regnen. Ash setzte seine Kapuze auf und warf einen missachtenden Blick gen Himmel, ehe er seinen Weg fortsetzte…gefolgt von einem kleinen schwarzen Wesen. Mal wieder war die Lichtung einsam und verlassen. Eigentlich war hier niemand. Die Stadt war ausgestorben. Keine Menschenseele hielt sich hier auf. Zertrümmerte Ruinen lagen traurig in der Dämmerung. Nass glänzten einige glatte Steinmauern auf. Die verrußten Gemäuerteile erstreckten sich über ca. einen Hektar Fläche. Sie waren perfekte Deckungen und Verstecke für Spione und “Cleaner“. Sie räumten alles beiseite, was nur den Anschein eines Rebellen hatte. Ash wusste, dass nicht mehr viele der Rebellen übrig waren und somit wurde die Zahl der Verfolger immer größer. Er musste vorsichtig sein. Jeden Moment könnte jemand aus dem Hinterhalt angreifen. Prasselnd fiel der Regen zu Boden und tränkte den unbewachsenen Boden mit Wasser. Jeder Schritt wurde mit einem hässlichen Matschen quittiert. Unter den Füßen sammelte sich die matschige Flüssigkeit und Ash bemerkte, dass der Boden ungewohnt rutschig war. Er entschied sich, eine höhere Ebene aufzusuchen, um nicht bei Gefahr ins Rutschen zu kommen und sich so wohlmöglich auszuliefern. Der Regen wurde stärker. Nach einigen hundert Metern erreichte Ash sein Ziel. Ein eiserner Kasten unter einer morschen Holzpalisade, die umgeknickt über der Kiste lag. Der Mann sah sich um und kippte dann die Palisade weg um an den Kasten zu gelangen. Aus seiner Tasche kramte er eine Karte hervor, mit der er den Kasten öffnete. Innen befanden sich zwei Flaschen mit weißer Flüssigkeit und eine Tüte mit frischem Brot. Außerdem eine Schale mit etwa 25 Cricks. Zufrieden lächelte Ash. Max hatte mal wieder gute Arbeit geleistet. Und da war noch etwas. Ein Zettel. Fragend faltete Ashura das Stück Papier aus und las die Botschaft. Es gibt neue Informationen im Netzwerk. Die Quellen weisen auf das Labor hin, wir brauchen hier Hilfe! Seit einigen Monaten sorgte der 18 Jährige dafür, dass Ashura nicht mehr bis ganz in die Stadt musste um sich wohlmöglich zu verraten. Sie hatten hier oben in den geräumten Dörfern einen Punkt ausgemacht, wo Max regelmäßig Lebensmittel etc lagerte. Aus seiner Manteltasche zog Ash einen Beutel mit Geld und einem Zettel auf dem er ebenfalls etwas notierte. Der Heimweg war beschwerlich. Der Regen hatte nicht nachgelassen. Es wurde dunkler und Ash fror. Insgeheim wünschte er sich seinen Sessel und einen schlichten Kaffee, der so widerlich schmeckte, dass ihm zum kotzen zu mute wäre. Ash lächelte. Sein Pikatchu hatte sich auf seiner Schulter derart zusammen gezogen um sich selbst zu wärmen. Zügigen Schrittes betrat er den Abhang. Der Weg war steil und nicht ungefährlich. Behutsam setzte Ash einen Schritt vor den anderen um nichts ins Rutschen zu geraten. Durch den Zeitmesser an der Oberwand des Bettes kam naturgetreues Kunstlicht. Misty lag im Bett, hatte die Arme hinter ihrem Kopf gekreuzt und starrte, sofern sie etwas sehen konnte, an die Oberkante vom Gestein. Ash war nicht mehr neben ihr. Er war einfach weg. Sie hatte weder eine Uhr noch irgendein Zeitgefühl. Es war still. Sie vermutete, dass es mittags war…gegen 12 Uhr oder später. In Gedanken versunken schloss sie wieder langsam ihre Augen. Sie erinnerte sich an die alte Zeit. Als sie noch jung war. Sie war grade mal 11 als ihr Ash über den Weg lief und ihr Fahrrad genommen hatte. Damals trug sie ihren Zopf auch immer auf der Seite…das war, weil sie ungleich lange Haare hatte. Aber irgendwie hat sie sich dran gewöhnt gehabt. Misty versuchte sich Ash vorzustellen, als er noch jung war. Sie wusste noch, dass er immer kleiner gewesen war und sie sich deshalb oft über ihn lustig gemacht hatte. Trotzdem war er immer stärker. Er war immer der bessere Pokemon Trainer. In einer Hinsicht aber, war Misty ihm schon immer im Vorteil. Wasser. Misty ist mit der Gabe geboren. In ihren Adern fließt förmlich Wasser. Ihr Gespür für dieses Element besitzt kein anderer Mensch auf diesem Planeten. Die rothaarige, junge Frau erinnerte sich an die Sprudelcups, wo sie Ash gegenüber stand und ihn ohne Mühe geschlagen hatte. Enton war’s, der Ash’s Kingler mit einer Unerwarteten Konfusions-Attacke den Marsch geblasen hatte. Enton wird sie nie vergessen. Das Wasserpokemon das nicht schwimmen konnte. Für einen Moment hielt Misty inne. Ohne Enton wäre Misty jetzt nicht mehr am leben. Bei den Gedanken und Bildern, die ihr durch den Kopf schossen, bildete sich ein Kloß in ihrem Hals. Sie bemerkte diese Reaktion. Trauer, Reue und Leid vermischten sich zu einem Reiz, der durch ihre Nerven schoss und ihre Gliedmaßen zum zittern brachten. Der Blutfluss zum Kopf wurde verstärkt und Tränenflüssigkeit bildete sich über. Misty versuchte sich mit aller Mühe gegen ihren Körper zu wehren. Lediglich eine Träne fand den Weg über ihre Wange. Schnell fing sie sie ab. Ein Geräusch. Misty schnellte hoch. Jemand war gekommen und aufmerksam horchte sie, wer oder was es sein konnte. Bald aber, war sie wieder beruhigt, nachdem ein fröhliches „Pikatchu…“ ertönte. Ash war wieder da. Wo er wohl gesteckt hatte? Flux war Misty aus dem Bett gekrochen und zupfte sich ihre Schlafklamotten zurrecht, ehe sie um die Ecke schritt. -„Wo warst du?“ fragte sie Ash, welcher seinen Mantel abnahm und ihn tropfend von sich hielt „Guten Morgen“ antwortete er und suchte nach einer Stelle, an der er das nasse Stück etwa verstauen konnte. Misty musterte ihn unschlüssig. -„Morgen“ sprach sie schließlich. -„Also, wo warst du?“ Kurz blieb Ash stehen und sah Misty einmal von unten nach oben an. Er verschwand hinter einer weiteren Ecke und tauchte nach kurzer Abwesenheit wieder auf. „Draußen“ kam eine knappe Antwort. Ashura fuhr sich mit einer Hand durch die nassen Haare und wischte sich die besagte Hand an einem Hosenbein ab, kehrte ihr den Rücken und ging Richtung Tisch. -„Was ist draußen?“ Misty kam näher, musterte Ash. Er war furchtbar durchnässt. Offensichtlich hatte es geregnet. Ash blickte sie nur kurz an und legte dann den Sack ab, den er bei sich getragen hatte. „Jetzt Hunger?“ fragte Ash und versuchte den Knoten zu öffnen, mit dem er den Sack verschlossen hatte. Etwas verärgert runzelte Misty die Stirn und blies Luft durch ihre Nase aus. Schließlich setzte sie sich auf das Sofa und nickte flüchtig. Irgendwie missfiel es ihr, dass Ash sie ‚bediente’. Zufrieden schmunzelte Ash und schritt die zwei Stufen hinauf, zu dem Tisch, holte aus dem bereits geöffneten Sack ein Döschen heraus. Beim öffnen fiel Misty auf, dass er eine gute Anzahl von Cricks bei sich hatte. Fragend regte sie den Kopf. -„Wo hast du die alle her?“ „Nicht so wichtig“ -„Wieso?“ „Wieso willst du das wissen?“ -„Wer außer mir weiß, du noch lebst?“ Ash stockte. Er wusste, dass Professor Oak ihn damals aus der Registratur gelöscht hatte um ihn für tot zu erklären. Das war seine einzige Chance nicht von der Allianz entdeckt zu werden. Keiner hatte es gewusst. Niemand, nicht einmal seine eigene Mutter durfte davon erfahren. Selbst seine besten Freunde sollten ahnungslos bleiben. „Max!“ Für einen Moment starrte Misty zur Seite, holte etwas Luft. Nachdem Misty von Ash’s Tod erfahren hatte, wollte sie es nicht glauben. Lange Zeit danach, hatte sie noch recherchiert und geforscht, doch es fanden sich keine Hinweise, dass er noch lebte. Nach einem Jahr verzweifelter Suche hatte sie aufgegeben und versucht sich damit abzufinden. Es gab Zeiten in denen sie Ash für all ihren Schmerz verantwortlich gemacht hatte. Manchmal glaubte sie ihn dafür zu hassen einfach zu gehen und sie alleine zu lassen. -„Max…“ sprach Misty nach. „Ja“ Ash hatte ihre Reaktion bemerkt. Er ahnte sehr wohl, was sie jetzt dachte. -„Nein“ flüsterte Misty, sehr schnell hinterher. Ash lächelte sanft. Innerlich wütend schüttelte Misty nur den Kopf. Wieso wusste er es und hatte es ihr nie gesagt? Er hätte ihre ganze Trauer nehmen können…den ganzen Leidensweg einfach verkürzen. Aber vielleicht hatte es genau deswegen verschwiegen. Sie hätte ihn gesucht. Sie hätte ihn sogar vielleicht gefunden und vielleicht wären sie entdeckt worden. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht hätten sie sich zusammen verstecken können und einfach zusammen bleiben können. „Misty…“ sprach er und warf einen Blick zu der grummelnden Person auf dem Sofa links von ihm. Er selber zückte zwei Cricks und legte sie auf zwei Teller, um sie dann übers Feuer zu stellen und zwei Stahlhauben rüber zu stülpen. Es dauerte nicht lange und einige Elektrische Impulse erweckten die Cricks. Durch den Raum flossen plötzlich angenehme Gerüche von warmen Essen. -„Ich verstehe es nicht!“ „Was verstehst du nicht?“ -„Wieso…ich verstehe nicht wieso Max weiß, dass du lebst und…alle anderen dürfen Jahrelang deinen Tod bedauern. Weißt du eigentlich wie schwer es war dich einfach zu vergessen? Du hättest deine Mutter sehen sollen!“ Ashura sah auf. Seine Mutter. Er hatte sie fast vergessen. „Meine Mutter? Wie geht’s ihr?“ -„Ash! Lenk nicht vom Thema ab!“ „Misty bitte…lass und da später drüber reden“ -„Wieso später?“ Ash seufzte leise, nahm die beiden Teller und setzte sich zu Misty auf das Sofa, reichte ihr einen der Teller. „Max ist wie du weißt bei Birk angestellt. Es war eigentlich eher Zufall, aber er hat vor gut 2 Jahren den Auftrag bekommen etwas aus diesem Versteck hier zu holen und dummerweise liefen wir uns dann über den Weg. Er weiß nicht mehr als du weißt. Er hat mir sein Wort gegeben meine Existenz geheim zu halten und er hilft mir nicht entdeckt zu werden.“ -„Wie?“ „Alles was ich brauche, holt er mir gegen kleines Geld“ -„Geld? Woher hast du Geld, wenn du tot bist?“ „Das habe ich durch einen Sozialbetrug geschafft“ Fragend sah Misty ihn an, während sie sich eine warme Kartoffel in den Mund schob. „Nunja, ich habe eine zweite Identität, wenn du es so willst. Ralph Jacks ist im Bewohneramt von Faustauhafen angemeldet und bekommt monatlich einen mittel hohen Sozialhilfebetrag auf seine Bank geschickt.“ -„Ralph Jacks?“ Nickend zog Ashura einen Personalausweis aus seiner Hosentasche aus dem ein Bild von ihm abgebildet war. Der Name Ralph Martin Jacks war darunter eingraviert. Misty zog eine Augenbraue hoch. Ralph Jacks. Den Namen hatte sie schon einmal gehört. Wo genau, konnte sie nicht sagen, doch sie kannte ihn. „Ralph kommt aus England und kann kaum die Landessprache sprechen, weswegen er keinen Job findet und vom Staat bezahlt wird. Sein Vater ist ein Restaurantbesitzer in Oxford und seine Mutter eine junge Deutsche die beim Autounfall ums Leben kam. Er hat keine Geschwister und mag die James Bond Filme. Außerdem isst er gerne Omelett mit Schinken und geht gerne in Parks spazieren. Verheiratet war er nie, da er…durch einen unglücklichen Vorfall seine langjährige Lebensgefährtin verlor.“ Ruhig hörte Misty zu. Eigentlich fanden sich keinerlei Zusammenhänge, dennoch erinnerte sie der Charakter Ralph an jemanden. An sich selbst. Leicht lächelnd biss sie sich auf die Unterlippe. Der Name ließ sie nicht los. Sie war fest davon überzeugt ihn bereits einmal gehört zu haben. -„Also schön…Ralph…du hast gut gekocht!“ „Gekocht? Das ist Fertigfutter…“ -„Ich weiß!“ Lächelnd fuhr Ashura fort mit dem Essen und tauchte ein Stück von dem Schnitzel auf seinem Teller in die zugehörige Soße. -„Auf Dauer ist das sicher ungesund!“ „Noch lebe ich ja“ Bei diesem Stichwort grinste Misty ihn an. Eigentlich war dieses Thema in ihren Augen kein Scherz. Trotzdem war sein Kommentar derart passend. Ash bemerkte ihren Blick und wirkte erst etwas verwirrt, ehe er sein Missgeschick bemerkte und ebenfalls lächelte. Eine Weile war Redepause, ehe Ash inne hielt. „Misty?“ -„Ash?“ „Wie geht es meiner Mutter?“ Misty sah auf ihren Teller, nickte auf seine Frage hin und holte Luft. Delia war ihr wie eine eigene Mutter. Sie besuchte sie öfter und redete oder half ihr bei der Gartenarbeit. Seit Oaks Tod zog sie sich mehr und mehr zurück. Erst musste sie ihren Sohn beerdigen, dann ihren Freund und Nachbarn. Die Frau war genauso Einsam wie Ash selbst. -„Sie hat sich verändert.“ Aufmerksam sah Ash zu ihr, stellte seinen Teller weg. -„Nach deinem Tod hat sie ziemlich lange gebraucht im wieder normal zu werden. Es hat sie ziemlich hart mitgenommen, wie du dir vorstellen kannst“ stumm nickte er und senkte seinen Blick. Er wusste, dass seine Mutter ihn immer zu viel bemuttert hatte und so sehr an ihm hing. Nachdem sein älterer Bruder weg gezogen war, war Ash ihr ein und alles gewesen. Misty fuhr fort. -„Und dann kam Oaks Tod…“ „Oak ist tot?“ Misty nickte. Sie hatte sein Erstaunen erwartet. Oak war zwar einer der Rebellen gewesen, doch hatte er lange Zeit undercover für die Allianz gearbeitet und ist unter anderem an die Formel für das Gegengift, die Impfung gekommen. Misty konnte nicht sagen, wieso sie ihm auf die Schliche gekommen waren, dennoch kam es unverhofft und ganz plötzlich. Sie hätte ihn vielleicht noch retten können, aber sie hatte keine Ahnung. „Wann?“ -„Vor etwa 6 Monaten…sie haben ihn durchschaut“ Ungläubig fasste sich Ash an den Kopf und schloss die Augen. Wen wollten sie noch alles töten? Wer musste noch sterben, bis er sich stellen würde. Manchmal glaubte er, es wäre besser gewesen, wenn er die die Autobombe nie gefunden hätte. Wenn er einfach den Schlüssel gesteckt hätte und wie geplant mit einer riesigen Explosion einfach weg von dieser furchtbaren Welt gewesen wäre. Hätte das alles leichter gemacht? Ihm fiel Max’ Botschaft wieder ein. Tief atmete er ein. Jetzt musste etwas passieren. Sie würden Birk und Max überraschen und das Labor durchsuchen. Sie kommen nicht um Fragen zu stellen. Sie handeln. Sie würden es genauso machen wie bei Oak. „Weiß du, wie viele es waren?“ -„Nein. Wieso fragst du?“ Ash schwieg, stand auf und nahm die beiden leeren Teller mit, stellte sie auf eine der Ablagen in der ‚Küche’. Er musste wohl oder übel etwas tun, schließlich hatte Max um Hilfe gebeten, doch was war nun mit Misty? -„Ash?“ Nachdem er eine der Flaschen mit der weißlichen Flüssigkeit aus dem Ledersack genommen hatte, kehrte er zum Sofa zurück, warf Misty den Zettel von Max zu. „Hier…“ -„Was ist das?“ „lies…“ Schnell las sie die zwei Sätze und sah Ashura fragend an. Was hatte das zu bedeuten? „Entweder du bleibst hier, oder du kommst mit. Ich hoffe du verstehst warum“ -„Ich denke schon“ „Also…“ Misty sah ihn an. Er wollte nun wissen, wie sie sich entschieden hatte. Hier zu bleiben erschien ihr als wenig sinnvoll, von daher würde sie mitgehen, zumal sie zu zweit eh stärker wären. -„Ich werde dich begleiten“ ** Es musste um die Mittagszeit gewesen sein. Derweil hatte sich Misty wieder umgezogen und befestigte an ihrem Gürtel einen einzigen Pokeball. Ashura tat es ihr gleich. Als er einen zweiten Pokeball festmachte, fragte sich Misty wieso er plötzlich doch zwei Pokemon hatte und welches es war. Hatte er doch gesagt, dass er nur noch Pikatchu hatte und es bereits willig war in Pokebälle zu gehen um nicht aufzufallen. -„Was ist das für ein Pokeball?“ „Oh, das ist Glurak“ -„Ich dachte, du hast es auch abgegeben!“ „Ja schon, aber seit einigen Monaten ist es wieder bei mir“ Nickend betrachtete Misty ihn, wie er seinen Mantel überwarf und die schwere Metalltür öffnete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)