Wenn der Rum alle ist von Adhara (...geht's Jack nicht gut, yoho) ================================================================================ Kapitel 4: Auf Samtpfoten ------------------------- Kapitel 4 : Auf Samtpfoten Es war noch dunkel als Catherine hochschreckte. Angstschweiß lag wie ein Film über ihr Gesicht, ihr Herz pumpte schnell und auch ihr Atem ging unregelmäßig. Kurz mussten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnen, dann versuchte sie sich zu beruhigen. Es war alles okay. Nur ein Albtraum, nichts schlimmes. Catherine hatte noch immer das weiße Kleid an aber sie störte sich nicht daran. Mit wackeligen Schritten ging sie zur Tür, öffnete diese leise und schaute sich in dem Navigationszimmer um. Sie suchte etwas ganz bestimmtes - und fand es auch. Mit der Rumflasche in der Hand ging sie raus, die kleine Treppe hoch und setzte sich wieder mal auf die Reling. Jack hatte ihr den ganzen Abend über nicht sagen wollen wohin sie jetzt segelten. Anscheinend wusste er es selbst nicht, dachte sie verbittert. Skeptisch auf das Steuerrad schauend nahm sie einen Schluck und verzog ihr Gesicht. Wie konnte man nur so etwas trinken? Sie hielt zwar nichts von Alkohol aber von der Idee, sich bis an den Rand der Besinnung zu saufen. Also nahm sie nochmal einen Schluck. Mit trüben Augen merkte Catherine, dass die Flasche nach kurzer Zeit leer war. Sie lächelte übertrieben, hielt sich an der Reling fest und zog sich hoch. Gott, war ihr schlecht. Ihr Blick ging starr über das Meer, welches dunkel und verschlingend aussah. Ein kurzer Schauer durchzuckte sie, als sie plötzlich wirre, flüsternde Stimmen hörte. Angestrengt kniff sie die Augen zusammen und schaute das Deck entlang. Niemand war zu sehen. Ihr Blick glitt wieder auf das Meer und sie riss die Augen auf. Kleine Lichter kamen von den Tiefen hervor, die Stimmen wurden ein wenig lauter. Catherine welche trotz des Alkohols angestrengt hinhörte konnte nur Wortfetzen vernehmen. Der Wind welcher vorher stark geweht hatte war plötzlich weg und es schien alles ruhig. Sie musste sich getäuscht haben. Und doch, irgendwas zog sie in die Tiefen des dunklen Meeres. "Komm her...", Catherine suchte das Meer ab aber es schien niemand da. Und doch, das Flüstern in ihrem Ohr wurde immer dringlicher, bedeutender. Kam es von dem Alkohol? Es schien unwahrscheinlich. "Komm zu uns..." Sie schloss die Augen, ihre Hand umfasste ein Seil. Die Stimmen wurden mehr, verschwommen, doch eine war hartnäckig. Mit dem linken Fuß ging sie auf die Reling, zog sich dann hoch. Catherine öffnete ihre Augen. Sie stand auf der Reling, hatte als einzige Sicherheit das Seil gepackt. "Komm nach... hause!" Sie streckte ihre Hand aus, griff in die Luft wie als ob sie etwas packen wollte. Sie griff hindurch. Die Sonne wollte durch das Meer hindurchdringen, das dunkle vertreiben und endlich wieder Tag werden. Das Flüstern in ihrem Ohr wurde leiser, sie flehten nun schon. Catherine konnte die ersten Sonnenstrahlen beobachten, wie sie durch das Wasser drangen. "Komm!", zischte die Stimme plötzlich aggressiv, und zur Bestätigung kam eine starke Windböe, ließ Catherine nach vorne kippen. Sie spürte wie sie fiel, dem Meer entgegen. Leicht verwundert stellte sie fest, dass sie angst hatte. Eine unendliche angst kroch aus ihrem Inneren hervor, breitete sich aus. Sie wollte nicht. Oh Gott, bitte, sie wollte nicht fallen. Ihre Hand hatte das Seil schon längst losgelassen. Es war zu spät. Aus den Augenwinkeln sah sie noch den ersten Sonnenstrahl an diesem Tag bevor sie ihre Augen schloss und sich ihrem Schicksal überließ. Tränen rollten über ihr Gesicht. Sie spürte plötzlich einen festen Griff, öffnete überrascht die Augen und wurde nach hinten geschleudert. Unter ihr spürte sie hartes Holz, ihr Körper gab diesem leicht nach, Schmerz durchflutete sie. Es war, wie als ob nichts gewesen war. Der Alkohol überflutete wieder ihr Gehirn und Catherine stöhnte kurz schmerzhaft. Leicht gekrümmt stand sie vorsichtig auf, wischte sich die Tränen ab und schaute den Captain vorwurfsvoll an. "Hättet Ihr nicht... nicht.. also,-", Sie versuchte Worte zu finden doch selbst wenn sie sie gefunden hätte, ihre Zunge war zu schwer. "Kitty, genau von dir hätte ich etwas anderes erwartet! Erst die Rumflasche leeren und dann noch auf die Reling stehen um zu springen. Ab in die Kajüte, wir sprechen uns wenn du wieder nüchtern bist!", Jack versuchte ernst zu klingen, konnte das Lachen sowie die Schadenfreude in seiner Stimme jedoch nicht unterdrücken. "Nein!", brachte sie noch bestimmt heraus. "Ich war ganz alleine...", fügte sie traurig flüsternd hinzu. Mit großen Augen schaute sie zu ihm hoch. "Und nicht mal du tröstest mich! Dabei bin ich doch soooo allein." Kurz hickste sie, nickte dann wohlwollend, stolperte die Treppe herunter und trottete in ihr kleines Zimmer um sich dort auf das Bett fallen zu lassen und sofort loszuschnarchen. Catherine blinzelte und wollte aufstehen, fiel jedoch dann wieder zurück in ihr Bett. Ein kurzes Stöhnen folgte und sie hielt sich den Kopf. Sie wusste nicht, was los war. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr sprang sie auf, die Kopfschmerzen ignorierend. Es war kurz vor 17 Uhr. Mit schnellen Schritten ging sie raus, in der Ferne machte sie eine Insel aus. Ein kurzer Blick an das Steuerrad und sie wusste, dass Jack weg war. "Mister Gibbs!", lächelte sie schnell. "Wo ist Mister Sparrow?" Dieser nickte zu der Insel. "Er wollte alleine gehen.", meinte dieser und nahm einen großen Schluck aus seinem Flachmann. "Ach ja? Wohl aus reiner Nächstenliebe. Als ob ich hier bleiben würde. Bringt mich an Land!" Gibbs verschluckte sich und hustete. Besorgt klopfte Kitty ihm auf den Rücken. "Tut mir Leid aber das Wasser ist zu seicht. Ihr müsst wohl oder übel das Beiboot nehmen.", grinste Gibbs und Kitty öffnete schon ihren Mund zum protestieren doch wurde unterbrochen. "Ah, das geht auch nicht. Jack hat das einzige Beiboot genommen um an Land zu kommen!" "Toll. Wirklich klasse, Mister Gibbs. Und wie komme ich jetzt an Land? Etwa Schwimmen?!" "Aye." Damit drehte sich Gibbs um und Kitty wurde stehen gelassen. Ähm, das war gerade Ironie gewesen. Sie trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Reling herum, überlegend wie sie sonst an Land kommen würde. Sie hatte seit dem heute Nacht eine Phobie gegen Wasser entwickelt. War ja auch verständlich, wenn diese sie zu verschlingen drohten. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie auszumachen, wie lang der Weg vom Boot zum Strand war. Unwahrscheinlich, dass sie es schaffen würde. Zumal sie ein Kleid anhatte. Verärgert stieß sie sich von der Reling ab und ging mit schnellen Schritten zu Mister Gibbs. "Ich hätte eine Bitte!", säuselte sie gekonnt und Gibbs hob die Augenbrauen. Catherine war in ihrem kleinen Zimmer. Sie fühlte sich unbehaglich. Sehr unbehaglich. Langsam ging sie in die Hocke, schnellte dann hoch und lächelte erstaunt. Das war wirklich anders. Diese Freiheit. Sie drehte und wandte sich vor dem Spiegel, bedacht darauf, alles genau zu beobachten. Es fühlte sich komisch an. Sie hatte eine enganliegende, schwarze Hose und eine dreckige Bluse mit Rüschchenärmeln an. Der Stoff schmiegte sich geradezu an den Körper und verdeckte genau die Stellen nicht, die es eigentlich zu verdecken gab. Es gab zu viel von ihrer Figur preis. Und mit einem gemischten Gefühl von Stolz und Peinlichkeit schritt sie aus ihrer Kabine. Sie spürte die schwere des Gürtels wo ihr Schwert hing und ging zur Reling. Mit einem gekonnten Sprung war sie drauf und drehte nochmal ihren Kopf zu der Crew. "Macht's gut ihr Idioten!", lachte sie mit einem koketten Lächeln sodass ihr niemand sauer war und sprang dann. Es schien, als ob sich mit den Klamotten auch ihr Denken und Handeln geändert hatte. Sie war - und das beunruhigte sie nicht mal was viele beunruhigt hätte - einfach ein wenig männlicher. Zumindest von den Klamotten. Das Meer fühlte sich weder kalt noch beängstigend an. Es war warm und einladend. Catherine fing an zu strampeln, sie wollte so schnell wie möglich an Land kommen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie Sand unter ihren Füßen hatte und auf der Insel ankam. Ihr Blick glitt über die Landschaft. Gut, zuerst würde sie wohl querfeldein durch den kleinen Dschungelwald laufen müssen und dann - der Hose sei dank - den kleinen Berg besteigen wo oben eine Burg zu sehen war. "Jack Sparrow!" Der Angesprochene drehte sich mit einem gezwungenen Lächeln um und hob seine Hand leicht an. Warum nannten ihn alle Jack Sparrow, aber nicht Captain? "Flor! Du hast dich ja kein bisschen verändert!" Flor nahm seine Hand welche Jack eigentlich wieder wegziehen wollte und drückte sie. "Captain de Flor, noch immer.", meinte er mit einem gefährlichen Lächeln. "Natürlich, wie konnte ich nur!", bestätigte Jack schnell und zog seine Hand weg. "Setz dich. Es überrascht mich, dass du mich nicht verbessert hast." "In wie weit?" Jack wusste, dass er vorsichtig sein musste und setzte sich auf eine der vielen mit Samt überzogenen Sänften. Überall lagen Kissen verstreut, hier und da eine Rumflasche. Aus den Augenwinkeln schaute Jack nach einem Weg zum flüchten. Der Raum war kreisrund und nur mit schweren Vorhängen abgeriegelt. "Captain Jack Sparrow! Ich habe gehört, dass dir die Pearl wieder gehört!" "Mit allem was dazu gehört.", meinte dieser verträumt. "Was ist mir Barbossa?" "Die letzten zwei Schiffe die wir gekarpert haben gehören ihm, das reicht ja wohl für die Pearl!" "Und dir gehört noch etwas?", fragte de Flor interessiert und Jacks Verträumtheit wich Wachheit. "Nun... ja. Wieso?" "Du wärst nicht hergekommen wenn du danach fragen würdest." "Stimmt. Kennst du das?", er holte den kleinen Dolch heraus. Die Interesse unterdrückend nahm er ihn entgegen. Jack beobachtete sein Gesicht und ihm entging nicht wie de Flors Augen aufblitzen und sein Mund kurz zuckte. Dann warf er es achtlos auf den kleinen Tisch vor ihnen. "Es sagt mir etwas. Wie viel?" "Wie viel was?" "Wie viel sie kostet. Es ist doch eine Frau?!" Ein wenig überrascht nickte Jack. De Flor schnipste und eine leicht bekleidete Frau mit dunkler Haut kam hereien, stellte zwei Rumflaschen auf den Tisch und ging wieder raus. "Trinken wir etwas." Beide hoben die Flaschen und prosteten sich zu. "Über den Preis können wir später noch reden", meinte Jack. "Du weißt mehr, wie Erolius. Ich verkaufe sie erst, wenn ich weiß, was ich verkaufe!" De Flor seufzte. "Das dachte ich mir. Das Wort Unda, was sagt dir das?" Jack hob seine Hände theatralisch und seufzte abgrundtief. "Nichts, nothing, nada!" "Unda.", lächelte de Flor und strich über das Wort. "Lateinisch für Welle, Jack. Sie hat doch bestimmt ein Merkmal?" "Ein Tattoo." "Interessant. Erinnert dich Unda nicht an Undine?" Jack hatte das Wort schon einmal gehört. Es sagte ihm nicht viel aber er nickte. "Gut. Und jetzt verhandeln wir über den Preis." De Flor war darauf bedacht, Jack nicht zu viel zu erzählen damit er sie doch noch verkaufte. Anscheinend wusste dieser auch wenig über Undinen was ihm nur recht sein konnte. "Du willst sie doch wirklich verscherbeln?", fragte er noch einmal sicherheitshalber. Kitty glaubte nicht richtig hingehört zu haben. Sie hatte die Burg ungesehen betreten können und hatte schließlich Jacks Stimme vernommen. Mit klopfendem Herzen stand sie jetzt hinter einem der vielen Vorhänge und lugte leicht hervor. Jack redete mit einem scheinbar jungen Mann. Sie konnte ihn nicht genau erkennen, merkte jedoch an seiner Haltung, dass er noch jung war während seine Haare fast vollständtig grau waren. Der Kontrast machte ihr angst doch ihre Gedanken wanderten zu dem letzten Satz. Verscherbeln. Wen? Es war von einer Frau die Rede gewesen. Kitty glaubte nicht daran aber es war offensichtlich. Jack verkaufte sie. Sie hatte gedacht, dass es ihr nichts ausmachen würde weil sie es ja kannte als Ware gehandelt zu werden aber etwas in ihr wurde unsagbar traurig. Angespannt lauschte sie hin aber es war still geworden. Anscheinend hatte sich Jack noch nicht entschieden. "Ja!", meinte dieser dann selbstsicher und enthusiastisch. "Mit gutem Gewissen. Das Gör ertrage ich nicht mehr!", lächelte er, stand auf und breitete die Arme aus. "Rum für alle!", rief er um den Kauf etwas zu berauschen, da die Rumflasche von vorhin schon leer war. Autsch. Es tat weh. Sehr. Und dann loderte ein neues Gefühl in ihre kurze Melancholie auf. Wut kam tief aus ihr und sie musste sich zurückhalten, den Vorhang wegzureißen und Jack eine runterzuhauen. Dafür hatte sie noch später Zeit auch wenn sie spürte, dass ihre plötzliche Wut schon wieder abklang. "Und was möchtest du, Jack? Eine Truhe voller Gold und Juwelen?", er deutete auf eine rießige Truhe in einer Ecke und grinste Jack an der zurückgrinste. "Ich liebe es, wenn Menschen glauben, dass Captain-", und er betonte es wichtig und machte dann eine Kunstpause. "Jack Sparrow nur auf materielles aus ist!" "Ach. Und was ist mit Freiheit?", den verwirrten Blick von Jack sehend nickte er. "Du hast richtig gehört. Ich habe Macht. Auch bei der East India Trading Company. Ich könnte veranlassen, dass sie dich nicht mehr jagen. Der Platz am Galgen für dich wäre dann für immer weg." "Klingt verlockend, aber nein, danke. Wenn schon möchte ich ehrenvoll am Strang sterben." "Was willst du dann?" Ein lautes Donnern erklang als Jack seinen Wunsch sagte und Kitty zuckte zusammen. De Flor war weiß geworden, sein Mund stand leicht offen. Jack grinste. De Flor war zum ersten Mal sprachlos. "Das ist unmöglich!" "Sagst du. Ich sage interessant." "Das wäre eine Ausnahme, Jack. Das geht nicht." "Ausnahmen bestätigen die Regel." Kurz überlegte de Flor. "Aye. Du bekommst, was du willst." Ein Handschlag folgte. Es war vorbei. "Es freut mich, dass wir uns einigen konnten. Soll ich sie holen?" "Ist sie noch auf dem Schiff?" "Nein!", ertönte ihre Stimme laut und sie zog den Vorhand zur Seite. Beide drehten sich zu ihr um und mit einem Anflug von Panik biss Jack in seine Faust. Kitty ging mit langsamen Schritten zu den beiden Piraten und blieb vor ihnen stehen. Sie schaute nur Jack an, durchdringend, kalt. "Gutes Geschäft, Jack. Ich hätte nicht anders gehandelt." Jack grinste unsicher. "Ich weiß.", murmelte er zu sich selbst. De Flor merkte, dass Jack zum ersten Mal eine Situation unangenehm war. Jack merkte es auch. Es machte ihm zwar nichts aus, sie verkauft zu haben da er sich sicher gewesen war, dass sie austicken würde aber diese Reaktion war für ihn unheimlich. Kitty wandte sich abrupt von ihm ab und musterte dann de Flor mit ihren dunkler gewordenen Augen. Er sah gut aus, trotz des grauen Haares. Es überraschte sie, dass sein Gesicht jugendlich wirkte, nur eine einzige lange Narbe zierte sein linkes Auge entlang bis zur Wange. Das Auge war grau und trüb, das andere auffällig hellbraun. "Captain de Flor!", sie machte einen kleinen Knicks vor ihm. "Catherine O'Shea." "Ich glaube, Jack Sparrow möchte uns nicht mehr mit seiner Anwesenheit beehren. Begleiten Sie ihn raus." Kitty nickte und ging mit Jack die kleine Treppe hoch, raus aus dem Raum. Schweigen erfüllten sie bis sie schließlich draußen ankamen. Die Nacht war schon längst hereingebrochen. "Jack!", lächelte sie etwas lahm. "Tja, dann noch viel Spaß im Leben!" Sie klopfte ihm wie ein Mann auf die Schulter und senkte dann ihren Blick. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, obwohl er doch an ihrem Schicksal schuld war. Kitty war sich nicht bewusst gewesen, dass sie sich an seine Anwesenheit gewöhnt hatte und realisierte es erst jetzt. Sie wandte sich um, fuhr sich gestresst durch die Haare und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. "Also Jack, ich weiß ja, dass das alles nur wegen meinem Tattoo und so ist aber bevor du aus meinem Leben verschwindest... also, ich würde gerne wissen, was an mir so wichtig ist. Ja, ich weiß, es fällt dir auch schwer aber schließlich hast du dich an mich gewöhnt. Sei jetzt nicht zu betroffen, es ist für dich besser und ich werd schon mein Weg machen, halt dann bei de Flor" Kurz schwieg sie und fing dann wieder an. "Entschuldige, ich weiß einfach nicht was ich da rede und so aber ich hab irgendwie kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Du brauchst dich nicht zu verabschieden, es ist bestimmt ziemlich schwer für dich weil ich weiß, dass du unter deiner Unbekümmertheit über alles genau nackdenkst und dich auch nicht alles kalt lässt!" Erleichtert drehte Kitty sich wieder zu Jack um der sie mit hochgezogener Augenbraue anschaute. "Kitty, Darling, es bricht mir das Herz zu sehen wie du an mir hängst!", sein Grinsen wuchs in die Breite. "Ich? An dir hängen?" Sie lachte kurz trocken auf. "Sicher." "Jetzt komm schon, ich weiß, dass du neugierig auf mich bist!" Sie wollte es nicht wahrhaben aber die kleine, verdammte Stimme in ihrem Gehirn flüsterte hämisch, dass er zum Teil recht hatte. Und den Fakt beachtend, dass er ihr näher kam und ihr Haar streichelte machte die Situation nicht leichter. Verwirrt huschten ihre Augen über sein Gesicht und suchten danach, dass er die Wahrheit sagte. Sie erkannte nichts aber es war ihr jetzt schon egal. Die kleine dunkle Stimme fing an loszuschreien, sie solle doch endlich mal nachgeben aber eine weitere Stimme - und dieses Mal wusste Kitty sofort, dass es die Vernunft war - schüttelte den Kopf und meinte streng, sie solle sich endlich von dem perversen Pirat lösen. Ein kleiner Kampf entfachte sich in ihrem Inneren und sie wusste nicht, welcher sie nachgeben sollte. "Kitty?" "Was?", fragte diese nicht hinhörend. "Du hast gerade gesagt, dass du mich hier und jetzt, sofort flachlegen willst!" "Aber ich bin doch Non-.. Was zur Hölle?!", schrie sie ihn an. Plötzlich hatte die Vernunft einen sagenhaften Triumph als Kitty seine Hand weg schlug. "Jack Sparrow!", fauchte sie ihn schon wieder hysterisch an. "Glaubt Ihr wirklich, dass Ich mich mit jemandem wie Euch einlassen würde? Ich mein-", sie lächelte ihn unglaubwürdig an und grinste dann. "Ihr seid ein unhygienischer, rumtrinkender und perverser Pirat und ich eine Nonne. Glaubt Ihr wirklich, dass so etwas funktioniert?" "Nonne? Davon wusste ich ja gar nichts!", grinste er. "Steht dir aber gar nicht, dieses Image!" "Ach nee! Sag das meinen Eltern!", knurrte Kitty und wollte sich wegdrehen doch Jack drehte sie wieder zu sich. "Na na, hast du nicht etwas vergessen?" Kitty schaute ihn fragend an und Jack verdrehte die Augen. "Na?", er hob jetzt seine Augenbrauen und grinste. "Ach, das!", nickte sie wissend. "Ja, das!", schnurrte er wartend. Klatsch. Kitty lächelte zufrieden und Jack hielt sich die brennende Wange. Wütend schaute er sie an. "Wofür war denn das?", schrie er. "Na, du wolltest doch das!" Er grummelte und Kitty lachte. Dann jedoch seufzte sie abgrundtief und schaute ihn aus großen Augen an. "Das ist wirklich nicht sehr sensibel von dir! Ich mein, das ist das letzte Mal, dass ich dich sehen werde. Bestimmt wird es jetzt viel ausgeglichener und netter!" "Oh, und es wird nie wieder hysterisches Gekreische auf dem Schiff geben!" "Das war wirklich ein gutes Geschäft!", stimmte sie ihm pflichtend bei, wurde dann aber wieder ernst. "Also dann...", verlegen strich sie wieder eine Haarsträne aus dem Gesicht. "Leb wohl!" Die kleine Stimme in ihrem Kopf war weg wie auch die Vernunft. Ihr Kopf war leer. Sie nickte ihm kurz zu und machte einen Schritt nach hinten, dann jedoch überlegte sie es sich anders und küsste ihn. Catherine ging mit langsamen Schritten wieder in die Burg. Ihr Blick war starr nach vorne gerichtet. Sie wusste nicht, warum sie Jack geküsst hatte aber sie interessierte sich auch nicht sonderlich dafür. Er war wieder auf seinem Schiff und sie bei de Flor. War doch eine ziemlich gute Situation. Kaum betrat sie die Burg und war ein Schritt gegangen spürte sie plötzlich einen Schlag auf ihren Hinterkopf. Sie spürte noch wie Schmerz sich in ihr ausbreitete und kippte dann um. "Kleines Miststück!" Die zwei Frauen schauten grimmig auf Catherine runter, eine hatte ein Holzpaddel in der Hand. Dann packten sie Catherine an Händen und Füßen und schleppten sie in einen der vielen Räume. Es war dunkel. Kaum hatte Catherine die Augen geöffnet brach Panik in ihr aus. Sie hatte keine Orientierung und wusste nicht, wo sie war. Erst als sie den Kopf hob spürte sie den brennenden Schmerz und fasste vorsichtig nach hinten. Sie zuckte zusammen, als ihre Finger die Stelle berührten und erinnerte sich verschwommen. Sie hatte Jack verabschiedet, wurde dann von Unbekannten nieder geschlagen und wahrscheinlich hierher gebracht. Kitty wollte sich aufrichten, fiel jedoch wieder in das Bett. Missmutig schaute sie auf die Ketten, welche ihre Füße und den linken Arm umschlossen. Anscheinend hatten die Verrückten hier angst sie würde flüchten. Auf der rechten Seite stand ein kleiner Tisch mit Obst und Wasser. Anscheinend wollten sie auch nicht, dass sie verhungerte sonst hätten sie ihre rechte Hand angekettet. "Miss O'Shea!" Die Tür schwang auf und de Flor kam rein, schnipste einmal und es wurde hell im Raum, sodass Kitty reflexartig die Augen verzog. "Wenn ich gewusst hätte, was Ophelien und ihre Dienerin gemacht haben, hätte ich es nicht zugelassen. Na ja, nun ist es passiert und daran kann man nichts ändern, was? Wie geht es Ihnen?", plapperte er munter los. "Hmm. Okay.", murmelte Kitty. Sie wusste nicht ob sie ihm vertrauen konnte. De Flor kam auf sie runter und skeptisch beobachtete sie jeden seiner Schritte. Er wollte doch nicht...? Bevor sie den Gedanken zu Ende denken konnte hatte de Flor einen Schlüssel rausgeholt und die Ketten an ihren Füßen geöffnet. Dann öffnete er auch die am Arm und strich behutsam über die geröteten Stellen. "Ich hoffe, Sie verzeihen mir das Verhalten von Ophelien. Sie hat angst!" "Angst?", fragte Kitty überrascht. "Wovor denn?" "Vor Ihnen." Kitty wollte loslachen aber ihr blieb das Lachen im Hals stecken. Besagte Frauen kamen gerade in ihr Zimmer reingestürmt und warfen sich auf den Boden. Mit einer Mischung aus Misstrauen und Verwirrtheit wanderte ihr Blick über die Frauen zu de Flor. "Ich verstehe nicht, was das ganze soll!", meinte sie dann ehrlich. "Und ich glaube, Mister de Flor, dass Sie die Wahrheit kennen." Kurz schwieg er. "Ja." Vorwurfsvoll schaute sie ihn an und wartete. Als er jedoch nichts sagte und auch die Frauen keinen Ton rausbrachten, schüttelte Kitty zornig ihre Haare und stand dann auf. "Da es anscheinend niemand für wichtig hält mich aufzuklären kann ich ja wohl gehen." Doch kaum hatte sie einen Schritt gemacht sprangen die Frauen aufgeregt auf und wollten sie allein an ihren Blicken daran hindern wegzugehen. Einzig und allein de Flor war ruhig geblieben was Kitty skeptisch beobachtete. Er legte also keinen Wert darauf, dass sie da blieb. "Catherine!", brach es schließlich aus ihm hervor und mit großen Augen blieb sie stehen. Hatte er sie gerade beim Vornamen genant? "Es ist nicht so, dass ich es dir nicht gerne erzählen würde. Es ist nur...", er blickte zur Decke, nach den richtigen Worten suchend. "Ich glaube, es wäre nur zu gefährlich für dich, wenn du das alles wüsstest." "Ich kann sehr gut alleine auf mich aufpassen!", blaffte sie ihn an, gekränkt, dass er glaubte, sie würde mit manchem nicht fertig werden. "Das glaube ich auch!", versicherte er ihr schnell. "Aber nur nicht besonders.. mit Sachen die dich und dein Leben verändern könnten. Du bist nicht der Mensch, der sich Sorgen um sich selbst macht." "Ach? Ihr wisst ja viel von mir. Es würde mich reizen zu erfahren, woher Ihr das ganze habt aber ich bin gerade dabei zu gehen. Also, entscheidet Euch." Schweigen erfüllte den Raum und als Kitty noch einen Schritt als Druckmittel machte, nickte de Flor zermürbt. Er schien auf einmal um Jahre älter, man sah die Lebenserfahrung in seinem sonst so jungen Gesicht und Kitty spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Er gefiel ihr nicht, dieser Mann mit den tausend Geheimnissen. Jack hatte zwar auch wenig aus dem Nähkästchen geplaudert, aber sie wusste wie er dachte. Oder zumindest glaubte sie zu wissen wie er dachte. "Setz dich!", de Flor wieß auf einen Ohrensessel und schaute dann die Frauen an, welche rausgingen. Als die Tür geschlossen war setzte sich auch de Flor und strich durch sein Haar. Catherine beobachtete ihn und machte sich ihre eigenen Gedanken dazu. "Also, wo soll ich anfangen?" "Ganz am Anfang?!", meinte sie, immer noch etwas sauer aber viel zu angespannt. "Ja. Piraten gab es nicht immer. Es war eine neue, ungewisse Zeit für die Menschen als man hörte, dass einige Männer, genannt Piraten, Handelsschiffe und andere karperten. Ein junger Mann heuerte auf einem dieser verfluchten Schiffe an um reich zu werden. Du musst wissen, er brauchte das Geld nicht für Rum oder Frauen, sondern er wollte eine Frau für sich gewinnen. Sie war aus gutem Hause und gebildet, er hatte von klein auf gelernt zu stehlen. Einige Jahre hörte sie gar kein Lebenszeichen von ihm doch an einem regnerischen Tag stand er vor ihrem Haus, in Kostümen aus feinster Seide und hielt bei ihren Eltern um ihre Hand an. Die Hochzeit kam bald darauf aber der Mann, jetzt von Adel, war nicht mehr der gleiche wie früher. Die Jahre auf See hatten ihn verändert, geprägt. Nach nur fünf Monaten Ehe fand sie sich eines morgens leer in ihrem Haus. Er hatte ihr all sein Geld da gelassen und während es regnete, weinte sie mit.", de Flor schaute aus dem Fenster, wo es angefangen hatte leicht zu nieseln. Verbittert wandte er sich ab um wieder in sich zu sinken. "Man sagt, sie habe ihn verflucht, diesen Mann der sie noch vor dem ersten Kind verließ. Dieser jedoch war wieder Pirat geworden. Man hörte nichts menschliches mehr von ihm. Seine Frau aber gebar ein Mädchen. Das Geld von ihm reichte für ein Leben zu Zweit, aber sie hätte es vorgezogen, nicht auf das Geld angewiesen zu sein. Kurz bevor die Tochter verheiratet wurde starb ihre Mutter. Das Mädchen - ich glaube, sie hieß Anette - heiratete nicht wie ihre Mutter einen Piraten sondern einen anständigen Mann. Anscheinend lebten sie glücklich. Ihr jüngster Sohn - sie hatten fünf Kinder - zog mit vierzehn weg, um die weite Welt kennen zu lernen. Wie als ob ihm das Blut seines Großvaters treiben würde, nahm auch er eine Stelle an Bord eines Schiffes an. Und auch er hatte bald sein eigenes Schiff, ein stolzes, prächtiges. Doch er beging den gleichen Fehler wie sein Großvater, verliebte sich jedoch nicht in eine Frau." De Flor schloss die Augen, während der ganzen Geschichte hatte Kitty immer wieder Hohn und Verbitterung aus seiner Stimme hören können doch dieses Mal huschte Traurigkeit über sein Gesicht. "Sie war keine Frau, dafür war sie zu betörend, zu schön. Doch wie alles weibliche brachte sie nur Unglück. Sie ging die Verbindung mit ihm ein, wissend, was das bedeutete und bekam schließlich an einem Regentag eine kleine Tochter. Kurz darauf sprang sie vom Schiff und tauchte nie wieder auf." Es war ruhig geworden. "Und was hat das alles mit mir zu tun?", fragte Catherine leise. "Nicht so eilig.", lächelte de Flor und strich sich wieder eine Haarsträne zurück. "Die Frau von ihm war keine normale Frau, wie ich erwähnt habe. Sie war all das, was ein Mann begehrte. Sie war eine Undine, leitet sich von dem lateinischen Wort Unda für Welle ab. Sagt dir das etwas, Catherine?" Diese schüttelte den Kopf und de Flor schaute aus dem Fenster. "Undinen sind Elementargeister in Gestalt schöner Frauen. Sie haben unsterbliche Seelen, verlieren diese jedoch, wenn sie die Verbindung mit einem Mann eingehen und daraus ein Kind entsteht, da - so glaubt man - diese mit dem Kind eine Seele teilen." "Undine also?" Er nickte. Wieder strich er sich durch das Haar, doch jetzt müde. Catherine verstand nicht, was das alles mit ihr auf sich hatte. Die Geschichte der Menschen, die sie nicht kannte, Undinen und Geister? Das konnte nicht sein. Verwirrt suchte sie nach dem Grinsen in seinem Gesicht welches die Falschheit bedeutete doch er hielt ihrem Blick stand. Ihre Augen forschten in dem einen honigfarbenen Auge und plötzlich blieb ihr Herz kurz stehen. Natürlich, es passte alles haargenau zusammen. "Großvater...?", fragte sie flüsternd und zaghaft. Die gleichen Augen, das gleiche durchfahren durch die Haare. Es war klar. Sie saß vor ihrem Großvater. Doch ein Schütteln seinerseits ließ die Hoffnung in ihr zerstören, die Beweise schienen verpufft. "Nein.", flüsterte er. "Urgroßvater." Auf Samtpfoten hatte sie sich ihrer Existenz angenähert und doch, immer mehr Fragen drängten sich in ihr Bewusstsein, eine wichtiger als die andere. Ihr Verstand arbeitete messerscharf und war doch leer. Auf einmal fühlte sie sich sehr schwer und sank in den Sessel zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)