Wie früher... [beendet am 6.11. ^^] von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 26: ------------ Zero hat mich zu einem Konzert seiner Band eingeladen. Wenn alles nach Plan läuft, werde ich danach mit ihm über dich sprechen, aber wie ich ihn kenne, hat ohnehin nichts gegen ein Treffen. Wieso sollte er auch? Vor der Halle stehen überall noch Grüppchen schwarzgekleideter Leute, vorangig Mädchen, die sich wohl nicht besonders für die Vorgruppe interessieren. Eigentlich hatte ich vorgehabt duch den Backstagebereich zu gehen und dort auf Zero zu warten, aber mit einem Mal habe ich das starke Bedürfnis wieder ein wenig Normalität in mein Leben zu bringen, die Atmosphäre eines Konzerts aus der Perspektive des Publikums mitzuerleben. Zum Glück ist es in der kleinen, überfüllten Halle stockdunkel und die meisten haben sowieso nur Augen für das Geschehen auf der Bühne, sodass ich mir keine Gedanken darüber machen muss möglicherweise erkannt zu werden. Unsere Unterhaltung vor den Proben beschäftigt mich noch immer, deine anfängliche Gleichgültigkeit und dann, plötzlich dieser Ausbruch, die Wut, die Leidenschaft, die zwar gut versteckt war, aber wahrscheinlich kenne ich dich einfach zu gut, als dass du mich noch über deine wahren Gefühle hinwegtäuschen könntest. Wie wirst du reagieren, wenn du Zero erst einmal gegenüber stehst? Sicherlich hast du dich völlig im Griff, wirst dein strahlendes Lächeln zeigen, das in letzterzeit ohnehin viel zu oft gespielt ist. Und Zero, er wird wie immer die Freundlichkeit in Person sein, was hat er auch für einen Grund es nicht zu sein... Während der Umbaupause hole ich mir an der Bar im hinteren Teil der Halle ein Bier, die Hitze hier ist unerträglich und um mich herum wedeln sich die Leute mit meist mehr schlecht als recht improvisierten Fächern Luft zu, was aber augenscheinlich von wenig Nutzen ist. Immer wieder kreischen einige Mädchen in den vorderen Reihen zu, obwohl lediglich die Techniker an den Instumenten herumspielen, Mikros testen und was eben sonst noch alles bei so einem Konzert anfällt. Irgendwann bricht auch kurzzeitig ein Chor los, zig Stimmen, die nach D'espairs Ray rufen. Ja, diese ganze Atmosphäre habe ich über die Jahre schon fast vergessen. Und dann ist es so weit, das wenige Restlicht verschwindet, die Masse rückt weiter nach vorne, Schreie und Applaus ertönen und endlich betreten sie die Bühne. Die Spannung ist beinah mit Händen zu greifen. Als ich Zero erkenne, stockt mir einen Moment der Atem, sein Anblick erschafft die Illusion von Unnahbarkeit und er scheint mir gleichzeitig fremd aber auch genauso, wie ich ihn jeden Tag vor mir habe. Es ist schwer zu beschreiben. Die Jungs legen einen ordentlichen Auftritt hin und ich muss zugeben, dass ich beeindruckt bin. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass irgendetwas nicht ganz stimmt, vielmehr bei mir, als in meiner Umgebung. Als Hizumi dann irgendwann “last song!” ruft und weiterhin extatische Jubelschreie erntet, mache ich mich auf den Weg hinter die Bühne, um nicht von dem Chaos mitgerissen zu werden, das zwangsläufig folgen wird, wenn das Licht wieder angeht. Ich warte irgendwo auf dem Gang vor der Garderobe. Meine Knie sind weich und meine Haut ist kalt vom Schweiß. Ein leichtes Schwindelgefühl breitet sich in mir aus, gerade so stark, das mir für einen Moment die Sicht verschwimmt. Mein Bauch protestiert kurz, will mir wohl zeigen, dass ich längst etwas hätte essen sollen, aber bei dem Gedanken daran wird mir schlecht. Ich könnte jetzt keinen Bissen herunterbekommen. “He, da steht ja schon Zeros neuste Obsession!”, holt mich plötzlich eine lachende Stimme wieder zurück in die Realität. Ein großer Mann mit langen, blonden Haaren steht grinsend vor mir, sieht dann über seine Schulter und wirft einen fragenden Blick auf seine Bandkollegen, die langsam erschöpft durch den Gang getrottet kommen, Zero ganz hinten. Er wirft mir ein schüchternes Lächeln zu, das ich ganz automatisch erwiedere. Der Blonde, Karyu heißt er, soweit ich mich richtig erinnere, lacht wieder, dreht sich dann um. “Na, dann lassen wir den frisch Verliebten doch mal ihre verdiente Privatssphäre!” Und so stehen Zero und ich uns jetzt schweigend gegenüber, irgendwie unsicher. “Eto... war ne coole Show!”, bringe ich schließlich über die Lippen. Er senkt den Kopf zu einer angedeuteten Verbeugung. “Danke. Freut mich, dass es dir gefallen hat!” Diese plötzliche Förmlichkeit ist manchmal einfach typisch für ihn, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Es eine dieser Eigenarten, die ihn nur noch liebenswerter machen. “Also...” Wie soll ich das nur so ausdrücken, dass es sich nicht völlig seltsam anhört? “Die hat ein Foto von uns in irgendeinem Klatschblättchen gesehn...” “Oh.”, macht Zero etwas erschrocken, sieht mich entschuldigend und etwas erwartungsvoll an. “Naja, er meinte, er würde dich gerne mal kennenlernen...” Ich zucke die Achseln. Er nickt langsam. “Okay... ist das gut, schlecht, eine totale Katastrophe?”, hakt er unsicher nach. Ich schüttle schnell beruhigend den Kopf. “Er hat nichts dagegen, dass wir uns treffen... er sagte nur, dass er dich kennenlernen will.” Zero lächelt wieder. “Na dann, sag mir einfach wo und wann, dann treffen wir uns!” So einfach kann es also sein. Damit wäre das geregelt. Die Jungs von D'espa versuchen noch mich zu einem Drink zu überreden, aber das seltsame Schwindelgefühl ist immernoch nicht weg und irgendetwas zieht mich gerade nur noch in deine Arme. Ich muss zu dir, koste es was wolle, einfach nur in deinen Armen liegen und deinen beruhigenden Worten lauschen. Zu meinem Glück fahren die U-Bahnen noch, sodass ich nicht sehr lange zu dir brauche. Bedenkt man, dass ich dir vor einigen Wochen noch ausgewichen bin, ist es schon komisch, dass ich auf einmal so ein starkes Bedürftnis nach deiner Gegenwart habe. Sicher schläfst du schon und als ich vor deiner Wohnungstür stehe, kann ich mich erst nicht überwinden zu klingeln. Vielleicht wirst du sauer sein, wenn ich dich wecke... Nein, bestimmt nicht, im Gegenteil, wahrscheinlich freust du dich nur darüber, dass ich dich wirklich noch nicht vergessen habe. Einmal hole ich noch tief Luft, bevor ich auf den Knopf der Klingel drücke. Das Geräusch ist so laut, dass ich fast schon befürchte es hätte das ganze Haus geweckt, aber vielleicht habe ich diesen Eindruck nur, weil es ohnehin so still hier ist. Es dauert einige Minuten, bis sich hinter der Tür etwas tut, fast schon will ich wieder umdrehen und nach Hause gehen, als du endlich die Tür einen Spalt breit öffnest. Deine Haare sind völlig zerzaust, deine Augen vor der Helligkeit des Flurlichts fest zusammengekniffen und in deinen Boxershorts muss dir sicher schon kalt sein. “Kyo!?” Deine Stimme ist leise und hört sich ziemlich verwundert an. “Alles okay?” Ich zucke die Achseln. Würde ich auch nur ein Wort sagen, würde ich jetzt sofort in Tränen ausbrechen und ich weiß selbst nicht wirklich wieso. Stattdessen mache ich einen kleinen Schritt auf dich zu, mehr braucht es nicht und schon finde ich mich in einer festen Umarmung wieder. Jetzt heule ich doch, hemmungslos, und ob es nun aus Trauer oder Glück oder vielleicht etwas ganz anderem ist, kann ich wirklich nicht sagen. Die Hauptsache in diesem Moment ist deine Nähe. Ich merke es nochnichtmal mehr, wie du mich irgendwann hoch nimmst und in Schlafzimmer trägst, wo wir jetzt in der Dunkelheit liegen, die Stille nur unterbrochen von meinem gelegentlichen Schluchzen. Ich habe das Gefühl, dass ich das hier nur in deiner Gegenwart darf, es mir leisten kann diese Schwäche zu zeigen. “Kyo, was ist los?” Du klingst ernsthaft besorgt, als du mich schließlich fragst, als ich mich langsam etwas beruhige. “Wenn ich das wüsste...”, gebe ich leise, kaum hörbar zurück. Ich habe Angst etwas falsches zu sagen, was auch immer das sein könnte. “Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst!?” Sanft streichst du mir über die Seiten und unbewusst kralle ich mich in deine Brust, vergrabe mein Gesicht in deiner Halsbeuge, nicke schwach. “Es wird alles gerade viel zu viel.”, sage ich schließlich, spüre dein verständnisvolles Nicken. “So geht's mir im Moment auch.”, gibst du zu unterbrichst deine Zärtlichkeiten allerdings nicht. “Was bedrückt dich?” Langsam schüttle ich den Kopf, als Zeichen, dass ich nichts dazu sagen kann. Mir fehlt die Kraft überhaupt etwas zu sagen und einige Minuten schweigen wir, du akzeptierst, dass ich dir keine Antwort gegeben habe. Irgendwann fange ich einfach an zu reden. Irgendetwas muss ich wohl sagen. “Ich weiß nicht mehr was ich fühle. Manchmal könnte ich nichtmal sagen ob ich garnichts fühle, oder vielleicht einfach zu viel. Reizüberflutung.” “Wohl eher letzteres.”, wirfst du ein und ich bin irgendwie dankbar dafür, dass du nicht denkst, dass ich völlig gefühlskalt bin. Also rede ich weiter. Es fällt immernoch schwer, aber vielleicht kennst du die Lösung meiner Probleme. “Und irgendwann schaltet in meinem Unterbewusstsein irgendwas ab...” Meine Stimme versagt mir und neue Tränen bahnen sich ihren Weg über meine Wangen. Ich weiß nicht was ich noch sagen oder tun soll, es gibt nichts. Du beginnst sanft über meinen Hüftknochen zu streicheln, manchmal etwas tiefer, manchmal weniger tief. “Fühlst du das?” Ich nicke leicht gegen deine Schulter, hoffe, dass du es spürst und du machst weiter. Irgendwie ist es angenehm und auf der anderen Seite kann ich nur denken, dass es nicht das körperliche ist, was ich nicht fühle, wenn es so wäre, wieso sollte ich mich dann verletzen? Und das weißt du doch, oder nicht? Vielleicht fühlst dich aber auch nur so hilflos in dieser Situation, dass es das einzige ist, was dir noch einfällt. Ich habe nichts dagegen, es lenkt ab. Wenigstens etwas... Du wanderst weiter hinunter, streichst vorsichtig über die Außenseite meines Oberschenkels. “Und das?”, fragst du. “Wie fühlt sich das an?” Diese Frage macht mir zu schaffen. Wie kann ich meine Gefühle beschreiben? Ich kann mir vorstellen wie andere Menschen sich in bestimmten Situationen fühlen müssten, aber meine eigenen Gefühle verstehe ich nicht. Alles worüber ich schreibe, sind Dinge von denen ich denke, dass Leute sich in dieser oder jener Situation so fühlen müssten, was aber eben nicht heißt, dass ich diese Gefühle bei mir selbst genauso erkennen würde. Also sage ich nur: “Fühlt sich gut an.” Irgendwie meine ich, etwas anderes sagen zu müssen, aber du kommentierst meine Aussage nicht, führst stattdessen deine Liebkosungen weiter an den Innenseiten meiner Schenkel, was mich hörbar die Luft einziehen lässt. Wird das ganze auf das hinauslaufen, was ich denke? Ich weiß nicht, ob ich dazu jetzt in der Lage bin... wirklich nicht... ich bin zu nichts mehr fähig und will einfach aufhören zu denken. Darf ich? Aber das ist mir wohl nicht vergönnt. Warum sollte es das Leben auch mal gut mit mir meinen, wäre doch lächerlich! Immer weiter führst du deine Berührungen und jedesmal stellst du die selbe Frage und obwohl mir klar ist, worauf du eigentlich hinauswillst, dass du mir etwas beweisen willst, antworte ich immer wieder ähnlich und komme mir dabei irgendwie blöd vor, auch wenn ich deine Liebkosungen genieße. “Woran denkst du?” Deine Hand liegt jetzt in meinem Schritt. Ich denke an so viel, dass ich einen einzelnen, bestimmten Gedanken garnicht herausfischen kann. Also sage ich einfach: “An nichts.” Ich kann dein Lächeln an meiner Haut spüren, als du ein Stück hinunterrutschst und an meinen Nippeln zu knabbern beginnst. “Siehst du... man kann auch einfach genießen... es muss nicht alles immer nur Schmerz sein...” Dein heißer Atem streicht über meine Haut. Deine Worte treiben mir wieder neue Tränen in die Augen. Doch, es ist Schmerz, auf die eine oder andere Weise. Und im Gegensatz zu dem, was hier gerade passiert, verstehe ich den Schmerz wenigstens. Aber ich sage nichts, warte einfach regungslos, was als nächstes passiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)