Wie früher... [beendet am 6.11. ^^] von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 25: ------------ Es sind vielleicht zwei Wochen, seitdem ich Zero kenne. Ein ganz normaler Tag unter der Woche, natürlich sind wieder Proben, aber ich habe aufgehört mich darüber zu beschweren. Jeden Tag wieder erwarte ich schon deine Frage, wann wir uns treffen, und immer wenn ich dich abweise, sehe ich wieder den Schmerz in deinen Augen. Dieser Schmerz tut auch mir weh und er zeigt mir, wie sehr du mich doch liebst. Andererseits will ich mir von nichts und niemanden eine einzige Minute zusammen mit Zero stehlen lassen. Manchmal kommt es mir vor, als wäre Zeros Geist immernoch der des 17-jährigen, damals als er kurz davor stand, seine Rache zu nehmen. Zumindest benimmt er sich so, seine ganze Gestik und Ausdrucksweise gleicht manchmal nicht dem beinahe dreißigjährigen, der er eigentlich ist. Vielleicht liegt das auch an seinem Musiker-Dasein. Wenn ich mir Toshiya und dich manchmal so ansehe, möchte ich auch nicht glauben, wie alt ihr eigentlich seid. Als ich heute zur Probe komme, wartest du auf mich und mir fällt siedend heiß ein, dass wir uns eigentlich erst für eine Stunde später hier verabredet hätten. Entweder du hast es genauso vergessen wie ich, oder du hast damit gerechnet, dass ich es vergessen würde und wartest jetzt absichtlich um mit mir zu reden. Wohl eher letzteres. Anders als sonst lächelst du nicht, als du mich siehst, wendest deinen Blick sofort wieder auf die Zeitung vor dir auf dem Tisch. “Schon mal von D'espairs Ray gehört?” Kein Wort der Begrüßung, sofort diese Frage, mit der du mich im ersten Moment sehr überraschst. Dann sehe ich auf die Zeitung, eines dieser Klatschblättchen, quer über die Seite ein riesiges, etwas verschwommenes Bild von Zero und mir, wie wir uns umarmen. Irgendein Paparazzo hat uns wohl entdeckt und schon kursieren die wildesten Gerüchte. “Ist das der Grund, warum du seit Wochen keine Zeit mehr für mich hast?”, hakst du nach und siehst mir endlich in die Augen. “Weil du dich mit diesem Zero triffst?” Du stehst auf, baust dich vor mir auf und wieder einmal kriege ich es mit der Angst zu tun. Was ist das für eine Beziehung, in der ich Angst vor dir habe? “Er ist nur ein guter Freund.”, weiche ich der Frage und deinem Blick aus. Im Grunde stimmt das doch auch, denn was machen meine eigenen, vielleicht unerwiderten Gefühle für einen Unterschied? Wenn ich so darüber nachdenke, will ich garnicht wissen, ob Zero das gleiche fühlt, denn es würde nur alles verkomplizieren. Dann stände ich wieder vor dem gleichen Problem, wie mit dir manchmal: dass ich mir wünschte es sei wie früher. Ich will nicht den gleichen Fehler wieder machen. “Aber abgeneigt wärst du nicht, oder?”, fragst du weiter, aber entgegen meiner Befürchtung klingst du weder wütend noch enttäuscht oder verletzt. Du machst lediglich eine Feststellung und weißt auch ohne meine Antwort, dass sie zutrifft. “Du verstehst das nicht.” Immer wieder dieselbe Laier. Ich bin es leid, möchte dir eigentlich nicht weiter etwas vormachen. Seufzend setze ich mich auf den Platz, auf dem du zuvor gesässen hast und warte bis du dich neben mir niederlässt. “Ich versteh mich doch selbst nicht mehr. Ich liebe dich, Die, und ich will dir nicht wehtun. Aber Zero...” Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll und ohne dir noch mehr weh zu tun. Du nickst verständnisvoll. “Er hat etwas, das dich anzieht. Bist du in ihn verliebt?” Warum musst du immer so verständnisvoll sein? Du könntest doch einmal richtig wütend werden, einmal austicken, schreien. Ich schüttle den Kopf. “Ich weiß es nicht.” Wirklich nicht, es ist mein Ernst. “In seiner Gegenwart fühle ich mich einfach wohl; wir sind uns so ähnlich. In allem. Seltsam, dass jemand überhaupt so sein kann wie ich... Und dann sind wir in anderen Dingen wieder völlig verschieden... Wir sitzen manchmal stundenlang da und sagen garnichts.” Du zuckst die Achseln. “Wenn du willst, kann ich auch meinen Mund halten.” Bei deinem Gesichtsausdruck, kann ich mir das Lachen nicht verkneifen. “Das ist doch was anderes. Du sollst deinen Mund überhaupt nicht halten, baka!” Grinsend gibst du zu, “Das weiß ich doch, Kyo. Aber ich kann dich nicht verlieren...” Jetzt wirst du ernst, dein Ausdruck ein wenig traurig. “Wenn es dich glücklich macht, dich mit ihm zu treffen, dann tu das. Aber vergiss mich bitte nicht ganz!” “Wie könnte ich dich vergessen?” Aber es macht mich auch traurig, wie du offenbar so ohne wenn und aber akzeptierst, dass ich mich mit einem anderen Mann treffe, von dem du auch noch weißt, dass ich doch mehr empfinde als reine Freundschaft. Nur was genau es ist, weiß wohl keiner so wirklich. Sanft streichst du mir über die Wange und ich versuche die Berührung zu genießen, gleichzeitig sind meine Gedanken aber wieder bei Zero und wie es wäre, wenn er mich so berühren würde. Ich muss diesen Gedanken abschütteln und mich auf die Gegenwart konzentrieren, auch wenn es schwer fällt, sonst werde ich dich immer wieder und wieder verletzen. Und das will ich nicht. Das hast du nicht verdient. Plötzlich ist es als erwache in dir ein Feuer, ein Feuer der Eifersucht, der Leidenschaft, der Wut. Dieses Feuer droht auf mich überzugreifen und uns beide gemeinsam zu verschlingen. Deine Hand legt sich fest in meinen Schritt, dass es mir für einen Moment den Atem nimmt, deine Augen glitzern feucht vor unvergossener Tränen. Dies hier ist etwas, was Zero mir niemals geben könnte, denn unsere Liebe ist zu unschuldig. Wären er und ich überhaupt jemals in der Lage uns zu berühren, ohne dass dieser Zauber verschwände? Aber ausprobieren will ich es erst garnicht, zumal ich mir nicht einmal sicher bin, ob ich jemand anderem das erlauben und dasselbe Vertrauen entgegenbringen könnte, wie ich es bei dir tue. Und auf dich verzichten kann ich erst recht nicht, selbst wenn es egoistisch klingt. Ich brauche dich genauso wie Zero. Aber werdet ihr beide damit klar kommen? Als Schritte von draußen ertönen, lässt du sofort von mir ab. Keine Sekunde später schwingt die Tür auch und Kaoru kommt herein, wie immer zu früh. Man sieht ihm die Überraschung sofort an, als er merkt, dass er zur Abwechslung mal nicht der erste hier ist, doch als er die verfängliche Position sieht, in der wir uns befinden – du halb auf mich, ein Knie zwischen meinen Beinen, unsere rotgeküssten Lippen – nickt er nur. Ein unverbindliches Nicken, vielleicht nicht mehr als eine Begrüßung oder auch eine Versicherung, dass er über irgendetwas noch mit uns reden will. Oder bilde ich mir das nur ein? Er hat doch nicht auch dieses Foto gesehen, oder? Eigentlich ließt Kaoru solche Klatschblätter nicht, aber wenn das Management schon Wind davon bekommen hat, werden sie ihm sicherlich im gleichen Moment im wahrsten Sinne des Wortes Feuer unterm Hintern gemacht haben. Oder bilde ich mir das alles nur ein? Während der Leader anfängt seine Gitarre zu stimmen, sitzen wir möglichst unschuldig wirkend nebeneinander, Hände auf den Knien, wie zwei Lausbuben, die nach ihrer neusten Schandtat auf die Standpauke warten. “Stellst du ihn mir mal vor?”, fragst du leise, dein Blick starr auf den Boden vor deinen Füßen gerichtet. Ich zucke die Achseln. “Wenn du möchtest... ich frag ihn mal, ja?” Aber so ganz davon überzeugt, dass dies eine gute Idee ist bin ich wirklich nicht. Du nickst, siehst mich aber immernoch nicht an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)