Wie früher... [beendet am 6.11. ^^] von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Deine Reaktion lässt sich schwer beschreiben. Ist es Freude oder Verzweiflung oder einfach nur Unglauben? Du sagst nichts, siehst mich an und versuchst wohl deine Gefühle zu ordnen. Habe ich doch die falsche Entscheidung getroffen? Hätte ich alles beim alten belassen sollen? “Meinst du... das ernst?”, fragst du schließlich, siehst mich unsicher an. Kaum merklich nicke ich. “Ja.” “Aber... du hast doch gesagt...”, stotterst du und ich bin mir immernoch nicht sicher, was genau du davon denkst. “Und das nachdem ich...” Du seufzt. “Ich verstehe dich nicht, Tooru!?” Ich verstehe mich auch nicht, Die. Aber diesen Gedanken spreche ich nicht laut aus. “Du musst es nicht verstehen. Ich hab drüber nachgedacht, Die. Darüber was du gesagt hast und über meine Gefühle.” Und das ist noch nichtmal eine Lüge. Bisher schlage ich mich doch noch recht gut, oder? Auf deinen etwas verwirrten Blick hin, erkläre ich: “Von wegen die schönste Sache der Welt und so. Vielleicht hast du Recht. Vielleicht kann einen die Liebe garnicht verletzen. Vielleicht muss ich es einfach nur zulassen, dieses Gefühl.” Wenn das nur so einfach wäre. In mir sträubt sich immernoch alles dagegen, andererseits will ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass dadurch alles besser wird. Traurig lächelst du. “Kannst du das, Tooru? Und selbst wenn, empfindest du diese Liebe dann mir gegenüber?” Warum kennst du mich nur so gut? Warum? Ich hole tief Luft bevor ich dich wieder ansehe und mich zu einem mehr oder minder überzeugendem Lächeln zwinge. “Ich glaube schon, ja. Meinst du, das mit uns beiden könnte funktionieren?” Dein Schweigen macht mich nervös. Jetzt habe ich mich soweit durchgerungen, wenn du jetzt nicht einwilligst, weiß ich auch nicht mehr was ich tun soll. In was für einem Irrsinn befinde ich mich hier? Schließlich scheinst du aus deiner minutenlangen Erstarrung aufzuwachen. Du siehst glücklich aus. “Lass es uns ausprobieren. Probieren geht schließlich über studieren! Vertraust du mir?” Entgegen meiner eigenen Erwartung machen auch mich deine Worte ungemein glücklich. “Ja, ich vertraue dir, Die.” Es ist ein Gefühl wie neu geboren zu sein. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Wenn ich mir einreden kann, dass wir nichts weiter als gute Freunde sind, die sich ab und an küssen und miteinander schlafen, könnte das hier wirklich klappen. Und alles wäre wieder so wie früher... Ich verbringe seit langem wieder eine angenehm ruhige Nacht. In deinen Armen liegend lausche ich deinem ruhigen, gleichmäßigen Atem, den Kopf auf deine Brust gebettet und genieße die Ruhe. Meine Gedanken gehorchen mir und schwirren nicht mehr umher und ich fühle mich unglaublich sicher in deiner Umarmung. Obwohl ich schon oft in deinem Schlafzimmer und auch in deinem Bett übernachtet habe, wenn wir beide mal wieder zu viel gefeiert haben und ich zu faul war nach Hause zu laufen, war es nie so wie jetzt. Du hast nicht mehr verlangt als einen kleinen Gute-Nacht-Kuss und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Langsam freunde ich mich immer mehr mit dem Gedanken an unserer Umwelt eine perfekte, harmonische Beziehung vorzuspielen. So schwer kann das nicht sein. Es ist nur eine andere Art von Schauspiel als die, die ich mir bisher schon angeeignet habe. Deine Nähe tut mir gut, auch wenn in mir gerade eine Angst erwacht vor dem Monster das jederzeit wieder in dir zum Vorschein kommen könnte. Würdest du mir wieder wehtun? Ich wünsche es mir schon fast. Letztlich schlafe ich nur wenige Stunden, fühle mich am nächsten Morgen aber ausgeruhter als seit Wochen. Als ich die Augen verschlafen öffne und mich erst wieder zurechtfinden muss, erkenne ich verschwommen deine Gestalt neben mir. Du lächelst, deine Hand liegt direkt vor meinem Gesicht auf dem Kissen. Ich muss mich stark zusammenreißen ruhig liegen zu bleiben und nicht sofort aufzuspringen. Schließlich sind wir jetzt ein Paar. Es ist ganz normal, dass wir nebeneinander schlafen und auch genauso wieder aufwachen. Ich sollte mich daran gewöhnen. “Ohayou, Kyo!”, begrüßt du mich sanft, mit leiser Stimme, streichelst mir dann über die Wange. Deine Finger bleiben auf meinen Lippen, streichen vorsichtig darüber und wie automatisch hauche ich einen winzigen Kuss darauf. Es ist so einfach, dieses Spiel. Wird es immer so bleiben? In meinem Hinterkopf lässt mich der Gedanke nicht los, dass ein Spiel immer irgendwann endet und es dabei einen Gewinner und einen Verlierer gibt. Welcher von beiden werde ich sein? Oder gibt es in diesem Spiel auch ein Unentschieden? “'hayou, Daidai.”, gebe ich zurück und du ersetzt deine Hand mit deinem Mund. Deine Lippen sind so weich wie sie es schon vor diesen wenigen Tagen waren, als sie meine das erste mal absichtlich trafen. Sie fühlen sich so anders an als die jeder Frau und jedes Mannes, der mich bisher so berührt hat und doch sind sie so vertraut, als kannte ich sie schon mein ganzes Leben. Dein ganzer Körper ist mir vertrauter als mein eigener, obwohl ich ihn erst einmal wirklich für mich hatte, ihn erkunden und entdecken konnte und dieses eine Mal habe ich mir keine Einzelheiten eingeprägt. Werde ich es das nächste Mal tun? Werde ich dazu überhaupt in der Lage sein? Jede Begegnung mit dir ist in meiner Erinnerung verschwommen, ein Kapitel des Films, der mein Leben ist. Wird sich das nun ändern? Will ich es ändern? “Ich liebe dich, Kyo.” Ich habe kaum gemerkt, wie unsere Lippen sich wieder voneinander lösten, doch jetzt siehst du mich wieder mit diesen glänzenden Augen an, lächelnd. Das Lächeln, dass ich so so sehr liebe, ist wieder zurück gekehrt. Hoffentlich bleibt es diesmal für immer. “Ich dich auch...”, zwinge ich mich zu sagen, doch nicht einmal in meinen Ohren hört es sich wahr an. Du schüttelst den Kopf, streichelst mir immer wieder sanft über die Wangen und durch das Haar. “Du musst das nicht, Kyo.” “Ich weiß. Ich will es aber.” Ich will es so sehr... es tut mir leid, Die... dass ich dich so grausam belügen muss... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)