Wie früher... [beendet am 6.11. ^^] von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Würde mich ganz doll über Kommentare freun ^.^ *lieb gugg* ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Im Schlaf friere ich erbärmlich, doch meine Augen wollen sich einfach nicht öffnen. Die ganze Zeit denke ich: Wach auf, Kyo, wach endlich auf! Doch es hilft nichts und die Kälte lockert ihren eisigen Griff kein bisschen. Ich hasse Kälte. Sie kommt einfach überall hin und lässt einen Ewigkeiten nicht mehr los, wenn sie einen einmal gepackt hat. Wenigstens ist es mittlerweile ruhiger geworden. Oder bilde ich mir das nur ein? Ist es vielleicht schon so kalt geworden, dass ich halluziniere? Geht das überhaupt? Aber, so kommt es mir gerade in den Sinn, ich liege doch in irgendeiner Garderobe in irgendeinem Fernsehstudio mitten in Tokyo. Niemand würde es zulassen, dass es hier so kalt wird, dass man erfrieren könnte. Verwirrt von meinen seltsamen Gedankengängen, schrecke ich schließlich hoch. Mein Blick ist leicht verschwommen, als ich mich umsehe, aber ganz offensichtlich ist nicht mehr so viel los wie vorher. Haben sie vielleicht doch schon ohne mich angefangen? Hat Kaoru endlich eingesehen, dass meine Gegenwart bei solchen Interviews eher schädlich als hilfreich ist was das Band-Image angeht? Am Ende nerven die Fragen der Moderatoren mich doch immer so sehr, dass ich schließlich irgendetwas sage, was mir gerade in den Sinn kommt nur um endlich meine Ruhe zu haben. Zugegeben, manchmal macht es mir auch Spaß die Reporter dermaßen zur Weißglut zu treiben, dass sie ihre Wut kaum noch verstecken können. Wahrscheinlich habe ich aber nur eine ruhige Phase erwischt um aufzuwachen, weshalb ich mich schießlich aufraffe um mir von irgendwo etwas heißes zu trinken zu besorgen und zu erfahren, wie lange ich noch in diesem Loch herumsitzen muss. Du bist weit und breit nirgends zu sehen und sogar Toshiya und der Chibi haben sich scheinbar so lange voneinander trennen können um ihren Aufenthaltsort zu wechseln. Die Hoffnung Kao irgendwo zu finden gebe ich sofort auf, denn sicher rauscht er wieder von einem Manager oder Produzent zum nächsten, so schnell dass er mit menschlichem Auge nicht einmal zu sehen wäre, selbst wenn ich ihn fände. Es ist wirklich unheimich still. Langsam mache ich mir schon Sorgen. Nachdem ich mich noch einmal genau in der Garderobe umsehe – die nicht so groß ist, dass man leicht jemanden übersehen könnte, aber bei mir kann man ja nie wissen – und niemanden entdecke, trete ich auf den Flur. Ein Schild sagt mir, dass es zum Studio jedoch in die andere Richtung geht, wohin ich mich nun auch auf den Weg mache. Irgendwo meine ich Stimmen zu hören, bin mir aber nicht sicher und gehe deshalb einfach weiter. Bei dieser Menschenleere beginne ich plötzlich dich zu vermissen, obwohl wir uns doch erst vor kurzem gesehen haben. Wie kann man jemanden vermissen mit dem man sich im selben Gebäude aufhält? Es wird sicher nur wenige Minuten dauern bis ich dich finde und würdest mit Sicherheit lachen, wenn ich dir erzählte, wie mich gerade dieses Gefühl überkommt. Es ist schon seltsam: gestern um diese Zeit hätte ich mir nichts mehr gewünscht, als allein zu sein und dich für ein paar Stunden nicht sehen zu müssen und nun verzehre ich mich so sehr nach dir, dass es beinahe wehtut. Schon allein dich zu sehen, würde dieses Verlangen beruhigen, da bin ich mir sicher. Du müsstest mich nicht einmal ansehen oder mich bemerken, selbst wenn ich dir nur dabei zusehen könnte, wie du mit Toshiya herumalberst oder irgendwelche idiotischen Fragen von einem Reporter beantwortest, würde das schon reichen. Doch im Moment habe ich das dumme Gefühl genau diese simplen Dinge niemals wieder sehen zu können. Wo bist du, Daisuke? Ich will doch nur deine Stimme hören oder dein strahlendes, fröhliches Grinsen sehen, das ist alles. Lass uns wieder Freunde sein, wie früher. Am Ende des Flurs befindet sich ein größerer Raum, bevor ein weiterer kleiner Gang zur Tür zum Studio führt. Dort finde ich endlich alle, dein Anblick lässt mir den sprichwörtlichen Stein vom Herzen fallen, doch Kaoru lässt mich nicht einmal zu Wort kommen, sondern überfällt mich sofort mit der lange erwarteten Standpauke. “Kyo, wo zum Teufel warst du?” Er funkelt mich an und jeder der ihn nicht gut kennt, hätte in dieser Situation schon die Beine in die Hand genommen. Doch ich weiß, dass seine Wut meistens genauso schnell verraucht, wie sie kommt und unser Kao-Tierchen ist momentan wirklich mein geringstes Problem. “Man kann sich nicht einmal auf dich verlassen! Nicht alle Welt dreht sich um dich, du kannst nicht kommen und gehen wie es dir gerade in den Kram passt!” Unbeeindruckt zucke ich mit den Achseln. “Ihr hättet mich ja mal wecken können.” Es ist nicht so, dass seine Worte mich nicht treffen, im Gegenteil, aber das muss ich ihm ja nicht auch noch zeigen. So versuche ich meine Maske aufrecht zu erhalten und allen den Kyo vorzuspielen, den sie zu kennen glauben. Du bist der einzige, der mich durchschaut, nicht wahr? Eben hast du noch mit Toshiya herumgealbert, doch jetzt ruht dein Blick auf mir, du bist ernst und nachdenklich. Diese Seite an dir macht mir manchmal Angst, vielleicht nur, weil ich immer dachte, dass du dir über nichts Gedanken machst und sich dieser Glauben damit wohl als falsch erweist. Ich meinte zu wissen, dass du dir niemals Sorgen machst und Probleme aus deiner Sicht nicht einmal wirkliche Probleme sind. Bin ich derjenige, der dich dazu bringt das anders zu sehen? Kann Grübelei ansteckend sein? Wie auch immer die Antwort sein mag, fest steht wohl ich habe einen alles andere als guten Einfluss auf dich. Bei dieser offensichtlichen Ironie kann ich mir ein Lachen nur schwer verkneifen. Du scheinst im Moment nichts mehr zu wollen als mich, aber meine Nähe ist Gift für dich. Dieses Gift beginnt alles zu zerstören, was dich liebenswert macht. Ich will nicht, dass du deine Sorglosigkeit verlierst, dir Gedanken um alles und nichts machst und vorallem könnte ich es nicht verkraften, wenn du dein Lächeln verlieren würdest. Bei mir sind es die Menschen gewohnt mich nicht lachen zu sehen, aber dein Lachen ist ein Teil deiner Persönlichkeit, wie es bei anderen Menschen eine bestimmte Haarfarbe oder Kleidungsstil ist. Verlierst du das, ist nichts mehr zu retten. Sollte ich also, um dein Lächeln zu bewahren, mich auf diesen Irrsinn einlassen? Monate, wenn nicht Jahre des Schauspiels in Kauf nehmen, dir meinen Körper überlassen, damit du und alle anderen glücklich sind? Einige Zeit könnte ich mir vielleicht sogar einreden, es genauso zu wollen, auf diese Weise glücklich zu leben, mit dir. Du wärst glücklich und ich müsste mir keine Vorwürfe machen Schuld daran zu sein, dass du dein Lächeln verlierst. Die perfekte Lösung... Als Kaoru endlich mit seiner Zurechtweisung fertig und zufrieden ist, werden wie allesamt auch schon auf die Bühne geschickt. Ein kleines Publikum ist dort versammelt um für den obligatorischen Applaus zu sorgen – es wundert mich schon fast keine halbnackten, spindeldürren möchtegern Schönheiten herumspazieren zu sehen, die stolz ihre Schilder mit “Applaus” oder “Ruhe, bitte” in die Höhe halten. Der Moderator der Sendung sitzt schon breit grinsend in seinem hübschen, weißen Ledersessel und mustert uns aufmerksam als wir alle fünf brav hintereinander auf die Bühne treten. Das zum Großteil weibliche Publikum fängt an mit schrillen Stimmen zu kreischen, als es uns entdeckt und es dauert einige Zeit, bis wir uns gesetzt haben, bis es wieder ruhiger wird. Du und Kao, ihr sitzt wie üblich dem Moderator am nächsten, da ihr auch diejenigen seid, die am meisten sagen. Danach kommt Toshiya, neben ihm Shinya, der schon fast beschämt zu Boden sieht, beide die Augen mit einer dunklen Sonnenbrille verdeckt und schon ahnend, dass dieses Interview lang und langweilig werden könnte. Ich habe es mir in der Ecke des Sofas bequem gemacht und versuche so unbeteiligt wie möglich auszusehen. Die jungen Mädchen in den ersten Reihen, die uns begeistert mit großen, leuchtenden Augen ansehen, lassen immer wieder laute Quietscher los, die mich seltsamer Weise ab und zu an die jüngeren Jahre eines gewissen Bassisten erinnern. Haben diese Kinder überhaupt eine Ahnung, was wir mit unserer Musik sagen wollen? Verstehen sie auch nur einen meiner Texte? Obwohl es wohl keine Frage des Alters ist, denn ich bezweifle ernsthaft, dass einer der vielen Journalisten, die uns über die Jahre bereits interviewt haben, einen der Texte mehr als einmal überflogen haben um wenigstens einige Schlagwörter aufgreifen zu können. Aber solange diese Mädchen ihren Spaß dabei haben soll es mich nicht stören. Schlimmer sind wirklich diese wichtigtuerischen möchtegern Jounalisten, die sich einbilden uns alle bis in die Tiefen unserer Seelen zu kennen. Ich versuche nicht weiter darüber nachzudenken, da es mich ohnehin nur wütend macht, und konzentriere mich für den Moment auf Kaoru, der dem Publikum bereitwillig etwas über die aktuellen Studioarbeiten erzählt. Als er endet, wirft der Moderator sein strahlendes, falsches Grinsen auf mich, sich wohl darüber im Klaren, dass ich zur Abwechslung gedanklich einmal anwesend bin. Ich ahne nichts gutes. “Kyo-kun, Sie sind ja allseits bekannt dafür sich gerne mit Kunstblut und ähnlichem auf der Bühne auszutoben.”, beginnt er und ich weiß schon genau wo diese Frage hinführt. Es ist doch jedesmal dasselbe. Wird sich das vielleicht erledigen, wenn ich ihnen einmal die Wahrheit sage? Oder denken sie wieder nur, dass ich mir das ausdenke? Vielleicht genießen sie es aber auch nur mich mit den immer gleichen Dingen zu quälen. “In letzter Zeit scheint sich das jedoch auf echtes Blut zu verlagern. Was hat es mit diesen Selbstverletzungen auf sich? Was möchten Sie uns damit sagen?” Dass ich Typen wie diesen Kerl nicht ausstehen kann? Und ihm persönliche möchte ich damit eigentlich garnichts sagen. Aber das sage ich lieber nicht. Warum es nicht doch einmal mit der Wahrheit versuchen. Aber was ist die Wahrheit? Ich kenne sie selbst nicht, räuspere mich leise, um mir etwas Zeit zu verschaffen. “Wissen Sie, jeder hat eine andere Art mit seinen Gefühlen umzugehen. Vielleicht ist das nur meine persönliche.” Er nickt und ich glaube schon fast, dass er sich einem der anderen zuwendet, doch kein Glück heute. “Und wie sieht es außerhalb der Bühne aus? Verletzen sie sich auch Zuhause?” Langsam glaube ich im falschen Film gelandet zu sein. Hat dieser Mann schonmal etwas von Rücksichtnahme gehört? Oder bildet er sich ein, dass ich als in der Öffentlichkeit stehende Person mein ganzes Privatleben vor Gott und der Welt ausbreiten will? “Gomen ne, aber das geht wirklich zu weit.” Deine Stimme ist ruhig und ernst, meine Rettung. Erst jetzt merke ich, wie mir in den wenigen Augenblicken in denen der Moderator auf seine Antwort gewartet hat, der Schweiß ausgebrochen ist. Angstschweiß. Aber Angst wovor? Vor der Reaktion des Publikums, oder vielleicht vor der Reaktion meiner Kollegen. Vor deiner Reaktion, obwohl du es doch eigentlich weißt. Angst davor zu versuchen eine Lüge zu erzählen und dabei zu versagen und mich schließlich völlig zu verhaspeln. “Bitte?”, fragt der Moderator ziemlich verwirrt und muss seine Aufmerksamkeit erst auf die richtige Person vor sich fokussieren. “Warum fragen Sie uns nicht gleich danach, wann jeder von uns sich das letzte mal einen runtergeholt hat, wo und an wen wir dabei gedacht haben?” Du bist wirklich wütend und das kommt selten vor. Kaoru setzt sich schon aufrechter hin um im Notfall dazwischengehen zu können. “Ich kanns Ihnen gerne sagen, wenn Sie wollen...” Also ich kann darauf verzichten, der Rest von uns genauso und der Moderator offensichtlich ebenfalls. Lediglich der weibliche Teil der Zuhörerschaft horcht interessiert auf und reckt die Hälse. Natürlich würdest du es nicht wirklich sagen, diese Ankündigung dient lediglich der Demonstration. Aber die Art wie du dich für mich einsetzt und wie sehr du meine Gedanken wieder zu kennen scheinst, berührt mich, auch wenn ich es niemals offen zugegeben hätte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)