Destiny? von abgemeldet (Und plötzlich hieß es Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 12: Im Schloss (Teil 2) ------------------------------- Kurz sah Sesshoumaru Ruan nach ihrer Frage leicht erstaunt an, dann drehte er sich wortlos um und ging los. Ohne zu zögern schlug er den Weg in Richtung des Fürstentraktes ein. Er wusste, dass das Schloss sehr weitläufig war und man sich darin leicht verlaufen konnte… dennoch sollte dies einer höhergestellten Youkai nicht passieren. Aber wahrscheinlich wusste Ruan das nicht. Schließlich hatte sie keine dementsprechende Erziehung erhalten. Moment mal, warum machte er sich jetzt schon Gedanken über die Erziehung der Youkai?! Und… warum hatte er gar nicht erst überlegt, als Ruan ihn nach dem Weg gefragt hatte, sondern hatte sich gleich daran gemacht, ihr zu helfen? Er hätte sie auch zu einem Diener schicken können, der sie dann geführt hätte…. Wenn er so darüber nachdachte, dann hatte er sich in letzter Zeit generell in der Nähe der Youkai seltsam verhalten. Er ließ bei ihr mehr durchgehen als bei sonst jemanden und obwohl er sie im Schloss von einem Schwertlehrer unterrichten lassen könnte, tat er es selbst…. Innerlich schüttelte er über sich selbst den Kopf. Was war nur mit ihm los? Warum verhielt er sich so seltsam in der Anwesenheit der blauhaarigen Youkai? Als der Inuyoukai einfach losging, beschloss Ruan nach kurzem Zögern, ihm zu folgen. Was sollte sie auch anderes machen? In diesem Schloss würde sie sich schließlich nicht zurechtfinden. Außerdem war es ihr peinlich, dass sie sich den Weg zu ihrem Zimmer nicht hatte merken können. Aber wer konnte das auch von einem verlangen? Schließlich gab es hier dutzende von Abbiegungen, Türen und Gängen, die ihrer Ansicht nach alle gleich aussahen. Da war es doch nur natürlich, dass man sich nicht alles gleich merken konnte, oder? Zumindest hätte niemand so etwas von einem Menschen verlangt. Ob das bei Youkai anders war? Aber schließlich hatte Sesshoumaru nichts dergleichen gesagt. Und wenn sie sich jetzt nicht täuschte, oder zu viel Nettigkeit in den Inuyoukai hineininterpretierte, dann führte er sie jetzt zu ihrem Zimmer. Also konnte es ja nicht allzu schlimm sein, dass sie sich den Weg nicht gemerkt hatte. Folglich musste ihr ihre Frage nach dem Weg auch nicht peinlich sein, aber… sie war es dennoch. Warum…? Vielleicht, weil sie das dumpfe Gefühl hatte, sich eben vor dem weißhaarigem Youkai lächerlich gemacht zu haben…? Aber das hatte sie doch gar nicht! Hoffte sie zumindest. Wieso war es ihr dennoch so wichtig, was Sesshoumaru jetzt möglicherweise von ihr dachte? Kurz dachte Ruan darüber nach, kam aber zu keinem wirklichen Schluss und verdrängte diese Frage dann einfach und konzentrierte sich stattdessen auf den Weg. Keine fünf Minuten später war Ruan auch schon in dem Flur, in dem auch ihr Zimmer lag, angekommen. Gerade wollte sie mit einem gemurmelten “Danke.” an den Inuyoukai darauf zugehen, doch als neben ihr eine Tür leise geöffnet wurde, hielt die Blauhaarige neugierig inne. Hinter der mittlerweile halb geöffneten Tür stand eine rothaarige Youkai mit dunklen, schwarzen Augen, bei deren Anblick Ruan unbewusst ein kalter Schauer den Rücken herunter ran. Die Haut der Fremden war sehr blass, fast weiß und sie trug einen kostbaren, schwarz-roten Kimono. Kurz musterte die Schwarzhaarige die Mizuyoukai kurz, dann wandte sie sich mit so etwas wie einem unterdrücktem abfälligem Schnauben ab und schloss die Tür hinter sich. Es dauerte noch etwas, ehe sich die leicht verwirrte Ruan von dem Anblick der so plötzlich geschlossenen Tür abwenden konnte und wieder nach vorne blickte. Dabei bemerkte sie, dass Sesshoumaru der ganzen Szene offensichtlich zugesehen hatte, denn noch immer lag sein Blick auf ihr. Nur gegenüber sich selbst gab Ruan zu, dass sie doch leicht nervös wurde, wenn der weißhaarige Youkai sie so prüfend ansah. Deswegen bedankte sie sich erneut kurz bei ihm dafür, dass er sie zu ihrem Zimmer geführt hatte, und ging dann schnell in eben dieses hinein. Als sie die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, blieb sie noch eine Weile auf der Stelle stehen, bis sie wusste, dass Sesshoumaru weggegangen war. Sie wollte sich mit einem leisen Seufzer gerade wieder umwenden, um sich irgendwo hinzusetzen, da hielt sie urplötzlich inne. Woher wollte sie wissen, dass Sesshoumaru nicht mehr vor ihrer Tür stand? Schließlich hatte sie keine Schritte gehört! Wie konnte sie sich da so sicher sein? Misstrauisch beäugte Ruan ihre Zimmertür und überlegte, was sie jetzt tun sollte. Einfach so tun, als sei nichts gewesen, oder…? Aber was sollte sie machen, wenn der weißhaarige Youkai doch noch in der Nähe war…? Das wäre wirklich ziemlich peinlich…. Aber schon im nächsten Augenblick hatte ihre Neugier diese Sorgen verdrängt und Ruan riss die Tür schon förmlich auf, um in den Gang davor zu spähen. Allerdings war dort niemand, weswegen die blauhaarige Youkai die Tür langsam wieder schloss. Hatte sie wirklich gespürt, dass Sesshoumaru nicht mehr in der Nähe war? Oder war alles nur Zufall…? Nach kurzem Zögern beschloss sie, die ganze Sache als letzteres abzutun. Man konnte einfach nicht spüren, ob jemand in der Nähe war. Das ging einfach nicht. Wahrscheinlich hatte sie sich das ganze einfach nur eingebildet. Es war in letzter Zeit auch genug passiert, als das ihre Nerven jetzt bestimmt überstrapaziert waren. Dann passierte es schon mal, dass diese einem einen Streich spielten. Dieses Thema gedanklich wegschiebend ging Ruan nun zu dem großen Schrank im Zimmer und öffnete diesen. Sie hatte noch gar nicht wirklich Zeit dazu gehabt, sich die ganzen Kimonos in diesem näher anzusehen. Schließlich hatte sie ja weggemusst. Nun wollte sie dies aber nachholen. Es war zwar nicht so, als dass sie sich vorstellen könnte einen solchen einmal selbst anzuziehen, den dafür waren sie viel zu kostbar, aber schön anzusehen waren sie trotzdem. Aber auch dieses Mal wurde sie in ihrem Vorhaben unterbrochen, denn plötzlich klopfte es verhalten an der Tür. “Herein.”, rief Ruan schon fast automatisch, während sie den Kleiderschrank leicht bedauernd wieder schloss. Offenbar schien sich heute alles gegen sie verschworen zu haben. Als sie kurz darauf hörte, wie die Tür geöffnet wurde, drehte sie sich um und hielt erstaunt inne, als eine fremde Youkai in der Kleidung einer Dienerin eintrat und sich tief verneigte. “Verzeiht die Störung, My Lady, aber ihr habt ein Bad gewünscht…?” “Ähm… ja?”, antwortete Ruan leicht verwirrt, doch das schien der fremden Youkai mit den rötlich/ braunen Haaren zu reichen. Schnell trat diese nämlich zur Seite und hinter ihr betraten nun weitere Dienerinnen den Raum, von denen jede einen dampfenden Krug trug, welche nun zum Bad getragen wurden. Verwundert sah die blauhaarige Youkai ihnen dabei zu. Woher wussten sie, dass sie gerne baden wollte? Und warum wurde deswegen ein solcher Aufstand veranstaltet? Bisher waren gut zehn Dienerinnen mit Krügen ins Zimmer getreten und es kamen immer noch welche nach. Ruan zweifelte nicht daran, dass sie alle Wasser brachten. Nach kurzer Zeit brach der Strom allerdings ab und alle Dienerinnen, bis auf drei, verließen den Raum wieder. Eine derjenigen, die geblieben waren, war die braunhaarige Youkai, die auch als erstes in den Raum getreten war. Die beiden anderen hatten jeweils schwarze Haare, welche zu einem Zopf zusammen gebunden waren, und grüne Augen. Insgesamt ähnelten sich die beiden auch von anderen Merkmalen wie Größe und Gesichtsform her sehr, weswegen Ruan schon nach kurzer Zeit der Verdacht kam, dass es sich um Zwillinge handelte. “Das Bad ist nun angerichtet, My Lady.”, meinte die braunhaarige Youkai plötzlich mit einer Verbeugung und trat einen Schritt vor. “Gut.”, murmelte die blauhaarige Youkai leicht verlegen, da sie nicht wusste, was sie sonst sagen könnte. Kurze Zeit trat Schweigen ein, dann ging Ruan zum Bad uns trat ein. Dichter Nebel kam ihr entgegen und sie brauchte kurze Zeit, ehe sie die Wanne in der Mitte des Raumes entdeckt hatte. Kurz zögerte sie noch, dann nahm sie den Bogen sowie den Köcher von der Schulter und legte ihn neben der Tür ab. Auch das Schwert folgte bald. Es widerstrebte Ruan zwar, sich von anderen in solchen Maßen dienen zu lassen, aber da sie es schon getan hatten, wäre es unhöflich, die ganze Arbeit umsonst gewesen sein zu lassen. Langsam griff sie nach ihrer Kleidung, um diese abzustreifen, doch in diesem Moment legte sich ein anderes Händepaar an eben diese. Mit einem erschrockenem Aufschrei wirbelte Ruan herum und blickte direkt in die erstaunten Augen einer der Zwillingsschwestern. Seit wann war sie hier?! Sie hatte gar nicht bemerkt, dass jemand außer ihr noch den Raum betreten hatte! Aber, wenn sie die eine nicht bemerkt hatte, waren dann vielleicht noch andere hier?! Hastig sah sie sich um und erblickte auch sogleich die anderen beiden Dienerinnen, die eben noch in ihrem Zimmer gestanden hatten. Was wollte die hier?! “My Lady?”, fragte die schwarzhaarige Youkai, die nach ihrer Kleidung gegriffen hatte, in diesem Moment unsicher. “Was… wollt ihr hier?”, fragte Ruan durch diesen untertänigen Tonfall leicht verwirrt. “Euch beim Baden helfen, My Lady.”, antwortete die schwarzhaarige sichtlich irritiert. Anscheinend war es für sie, sowie für die anderen beiden, ganz natürlich, so etwas zu tun, denn nun sahen alle drei unsicher und auch leicht ängstlich aus. War ihre Reaktion auf die Anwesenheit der Dienerinnen etwa so ungewöhnlich gewesen? Immerhin hatte sie nicht erwartet, dass irgendjemand ihr einfach so ins Bad folgen würde und dann noch behauptete, er wollte ihr beim Baden helfen! So etwas konnte sie sehr gut selbst tun, ohne irgendwelche Hilfe! Sie war doch nicht vollständig von anderen abhängig! Hätten die anderen sie nicht so ängstlich angeschaut, wäre Ruan jetzt gewiss ausgerastet. Was erlaubten die sich eigentlich?! Sie hatte nicht das Geringste gesagt und trotzdem wurde ihr einfach so ein Bad angerichtet und die wollten ihr dann auch noch dabei helfen, in die Wanne zu steigen! Als ob sie das nicht auch alleine könnte! Aber wie gesagt, der unsichere Blick der anderen hielt sie davon ab, ihrer Wut Luft zu machen. Warum waren sie jetzt plötzlich so ängstlich? Hatten sie etwa Angst, weil sie ihr einfach gefolgt waren? Irgendwie konnte Ruan das nicht glauben. Vielleicht dann wegen ihrer Reaktion? War es etwa etwas ganz natürliches für sie, anderen beim Baden zu helfen? Das war doch sinnlos! Jeder konnte alleine baden! Dazu brauchte man keine Hilfe! Aber… wenn es normalerweise immer so war…? Dann hätte ihre Reaktion eben wirklich etwas Erschreckendes auf die anderen gehabt…. Also war es ihr Fehler gewesen und nicht der der Dienerinnen. Was sollte sie denn jetzt machen? Die Anderen einfach rausschicken? Das konnte sie nicht. Denn wenn diese schon so ängstlich aussahen, weil sie eben etwas seltsam reagiert hatte, wie würde es dann erst aussehen, wenn sie sie raus warf? Wahrscheinlich würden sie sich unglaubliche Vorwürfe machen, irgendeinen Fehler gemacht zu haben…. Folglich kam das nicht in Frage, blieb also nur noch eine andere Möglichkeit übrig. Aber, sich wirklich beim Baden von anderen helfen zu lassen…? Das war doch…! Gut, praktisch gesehen hatte sie keine andere Möglichkeit, denn die drei einfach zusehen lassen kam auch nicht in Frage. Dennoch konnte sie sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, sich bei so etwas natürlichem wie einem Bad helfen zu lassen. “Ist etwas nicht zu eurer Zufriedenheit, My Lady?”, fragte eine der beiden Zwillinge plötzlich zögerlich und da beschloss Ruan, die ganze Prozedur wenigstens einmal über sich ergehen zu lassen. Keine 15 Minuten später saß sie auch schon in der dampfenden Badewanne, während die braunhaarige Youkai sie mit einem Schwamm bearbeitete. Die anderen beiden Dienerinnen waren schon nach kurzer Zeit wieder gegangen. Wohin, dass wusste Ruan nicht, aber eigentlich war es ihr auch egal. Hauptsache, sie waren endlich weg. Wenn jetzt auch noch die dritte Youkai verschwunden wäre, dann hätte sie sich vielleicht sogar entspannen können, aber natürlich wurde ihr dieser Gefallen nicht getan. “My Lady?”, fragte die braunhaarige Youkai plötzlich, während sie nach Ruans Haaren griff und begann, sie auszuwaschen. “Ja?” “Verzeiht mir bitte meine Neugier, aber ihr und der Lord steht euch nahe?” Ruan hatte keinen Augenblick lang Zweifel, dass die Dienerin mit “der Lord” Sesshoumaru meinte. Was sollte sie auf die Frage antworten? Stand sie Sesshoumaru nahe? In gewisser Weise schon, denn immerhin reiste sie ja schon eine Weile mit ihm. “Ja.”, antwortete sie daher nach kurzem Zögern. “Seit ihr”, setzte die braunhaarige daraufhin an, verbesserte sich allerdings rasch, “Sind My Lady die verlobte des Lords?” “Nein!”, schrie Ruan schon fast und setzte sich kerzengerade auf. Wie kam die andere nur dazu, so etwas absurdes zu fragen?! “V… verzeiht, My Lady.”, stotterte die Dienerin, rutschte etwas von Ruan weg und verbeugte sich tief. Als diese das sah, tat es ihr schon fast leid, die Braunhaarige so angeschrieen zu haben. Warum hatte sie überhaupt so überreagiert? Sie konnte die Neugier der anderen doch verstehen und außerdem… außerdem war die Frage zwar unverschämt, das aber nur, wenn man den höflichen Ton höherer Schichten gewöhnt war. Das war sie selbst allerdings ganz und gar nicht. Schließlich war sie selbst als eine Dienerin aufgewachsen. “Wie ist dein Name?”, fragte Ruan daher schon etwas ruhiger. “Akiko, My Lady.”, antwortete die Dienerin nervös, wobei sie allerdings nicht aufsah. “Gut. Du kannst jetzt weitermachen, Akiko.”, meinte die Youkai einfach, als sei nichts geschehen, um der anderen zu zeigen, dass sie nichts zu befürchten hatte. Offensichtlich funktionierte diese Taktik auch perfekt, denn die braunhaarige richtete sich vorsichtig wieder auf und trat vorsichtig neben die Badewanne, um wieder nach Ruans Haaren zu greifen. Eine Weile schwiegen beide, doch dann konnte die blauhaarige Youkai ihre Neugier nicht mehr zurückhalten. Wie war Akiko auf die Idee gekommen, ihr eine solche Frage zu stellen? Eigentlich wirkte die Dienerin nicht so, als würde sie oft alle Höflichkeit in den Wind schlagen. Sollte sie einfach fragen, wie die andere auf einen solchen Gedanken gekommen war? Oder würde das Akiko nur wieder so verschrecken? Vielleicht…. Aber sie würde doch auch nie Wissen, wie die Dienerin auf die Frage gekommen war, wenn sie nicht fragte, oder? “Wie bist du darauf gekommen, dass ich die Verlobte des Lords sein könnte?”, wollte Ruan daher neugierig wissen. Die Youkai musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass sich Akiko hinter ihr versteifte. Das konnte sie ganz einfach an den Händen der Dienerin spüren, die noch immer ihre Haare wuschen. Hatte die Braunhaarige etwa Angst, dass sie sie bestrafen lassen könnte? Nur wegen einer einzigen Frage? Mal ganz davon abgesehen, dass sie nicht in der Position dazu war, irgendwen zu bestrafen, geschweige denn das sie so etwas gar nicht wollte. Aber vielleicht wusste Akiko das nicht? Gut, das sie das nicht wusste, war sogar mehr als wahrscheinlich, denn immerhin hatte die Dienerin wissen wollten, ob sie Sesshoumaru’s Verlobte sei. “Ich bin nur neugierig. Du brauchst dir da keine Sorgen zu machen.”, versuchte Ruan die Braunhaarige zu beruhigen. “Verzeiht, My Lady, aber ich weis nicht, wie ich es erklären könnte.”, murmelte Akiko ausweichend. “Versuch es doch einfach.”, schlug die blauhaarige Youkai prompt vor. Wahrscheinlich war es der ungewohnt freundliche und offene Unterton in Ruans Stimme, den keine Dienerin von einer Höhergestellten gewohnt war, der Akiko dazu brachte, ihre Frage zu erklären. “Nun, verzeiht meine Unhöflichkeit, aber ihr seit hier her gekommen, ohne irgendetwas, was euren Status symbolisieren würde. Auch seit ihr mit dem Lord zusammen gekommen und ihr scheint keine Angst vor ihm zu haben. Und… nun, es kommen oft Töchter reicher Familien her. Natürlich immer aus verschiedenen, diplomatischen Gründen. Jedenfalls… sind diese dann sehr bestrebt… die Aufmerksamkeit des Lords auf sich zu ziehen. Und das auf ähm… verschiedensten Arten, My Lady. Ihr jedoch tut nichts dergleichen und dennoch werdet ihr vom Lord mehr beachtet als die Prinzessin des Südens, die hier zur Zeit wohnt. Das ist schon etwas sehr ungewöhnliches….” Während Ruan den Erklärungen der Dienerin zuhörte, verfinsterte sich ihr Gesicht zusehends. So, es waren also oft Prinzessinnen hier, die alle darauf hofften, von Sesshoumaru als Gefährtin erwählt zu werden? Sie konnte sich das durchaus lebhaft vorstellen. Und was waren diese “verschiedensten Arten” mit denen die Youkai die Aufmerksamkeit des Inuyoukai auf sich ziehen wollten? Aber… so genau musste sie das gar nicht wissen, wenn sie es sich recht überlegte. Es genügte schon zu wissen, dass es scheinbar mehr als nur ein paar Youkai gab, die nur zu gerne Sesshoumaru’s Gefährtin werden wollten. Scheinbar war gerade wieder eine hier. Was hatte Akiko noch mal gesagt? Die Prinzessin des Südens? Ob das wohl diese hochnäsige rothaarige Youkai gewesen war, die sie eben gesehen hatte? Bestimmt. Das eingebildete Verhalten dieser passte perfekt auf das einer verzogenen Prinzessin. Und Sesshoumaru hatte ihr nichts davon gesagt? Wie konnte er es nur wagen, ihr so etwas zu verschweigen?! Wie konnte es diese andere Youkai überhaupt wagen, sich einfach so an Sesshoumaru heranzumachen? Wenn sie diese auch nur noch einmal sehen würde…! In diesem Augenblick gab Akiko hinter ihr einen unterdrückten Schmerzenslaut von sich. Erschrocken drehte Ruan sich um und erblickte geschockt den Grund für diesen Plötzlich Laut Akikos. Die Braunhaarige hielt zitternd eine Hand hoch, auf der trotz des Nebels frische Brandwunden zu sehen waren. Wie war das passiert? Hier war doch gar kein Feuer? Als die Dienerin ihren Blick nun von der verbrannten Hand ängstlich zu Ruan schweifen ließ, kam in dieser der leichte Verdacht auf, dass für die Brandwunden an Akikos Hand gar kein Feuer verantwortlich sein konnte. Denn das Einzige, was in diesem Raum war, war Wasser. Wasser… langsam setzte sich ein schrecklicher Verdacht in Ruans Herz fest, der sie dazu bewog, ihren Blick langsam nach unten zu lenken. Nein! Nicht schon wieder! Das Wasser um sie herum brodelte wie in einem Kochtopf. Sie war einfach wütend gewesen… und hatte dazu nicht einmal einen wirklichen Grund gehabt! Sie war nur wütend gewesen, weil… weil! Ja, warum eigentlich? Nur, weil sie jetzt wusste, dass Sesshoumaru bei Frauen sehr beliebt war? Aber das hätte sie sich doch auch so denken können! Aber…. Nein! Entschlossen schob sie dieses Thema beiseite. Jetzt gab es wichtigeres. Sie hatte Akikos Hand verbrannt! Schnell und alles andere vergessend stieg Ruan aus der Badewanne und wickelte sich behelfsmäßig in eines der Handtücher, die neben dem Becken lagen. Dann kniete sie sich vor die immer noch zitternde Dienerin und sah sie schuldbewusst an. “Es… tut mir leid…. Das ist allein meine Schuld. Lass mich mal sehen.”, murmelte die Youkai entschuldigend und wollte nach Akikos verletzten Hand greifen, doch die Braunhaarige zuckte vor Ruans Berührung zurück. Leicht enttäuscht und mit steigenden Gewissensbissen ließ die Mizuyoukai ihre Hand daraufhin wieder sinken. Es war doch eigentlich verständlich, dass die Dienerin ihr ihre Hand nicht zeigen wollte. Schließlich war sie für Akikos Verletzung verantwortlich…. Warum musste sie in letzter Zeit nur alles falsch machen? Warum war sie so ungeschickt? Sie war die Tochter von zwei Youkailords! Als eine solche müsste sie sich doch eigentlich beherrschen können! Als solche müsste sie sich doch eigentlich ihrer Kräfte bewusst sein! Sie wollte Fuyu besiegen, aber wie sollte sie das schaffen, wenn sie noch nicht wirklich mit ihrer Macht als Youkai umgehen konnte?! Wenn sie sich nicht kontrollieren konnte? Sie würde gegen ihn wahrscheinlich niemals bestehen können…. Sesshoumaru hatte mit seiner Bemerkung zu diesem Thema offensichtlich Recht gehabt. Sie wusste einfach noch nicht genug über sich selbst und ihre Fähigkeiten. Während ihrer Überlegungen war ein nachdenklicher und fast abwesender Ausdruck getreten, was natürlich auch Akiko bemerkte. Die Dienerin hatte angenommen, dass sie sich in Ruan geirrt hatte und die Youkai doch das Verhalten einer typischen Prinzessin besaß. Deswegen hatte sie gedacht, dass die Blauhaarige sie vielleicht für irgendetwas strafen wollte, als sie ihr durch das Wasser hinweg die Hand verbrannt hatte. Allerdings bekam diese Theorie jetzt Risse, als sie Ruans nachdenkliches Gesicht sah und daran dachte, dass die Andere sich bei ihr entschuldigt hatte. Vielleicht war es nur unabsichtlich geschehen? Aber welcher Youkai setzte schon aus Versehen eine solche Menge an Youki ein, dass dieses Wasser zum kochen brachte?! Aber wenn sie es sich recht überlegte… dann hatte sie gar kein Youki gespürt…. Sonst hätte sie ihre Hände ja niemals ins Wasser gehalten. Hatte Ruan ihr Vorhaben etwa absichtlich verschleiert? Aber warum hätte sie sich dann dafür entschuldigen sollen? Oder war das etwa nur eine Täuschung, um ihr Vertrauen zu gewinnen? Kurz wagte die Dienerin einen prüfenden Blick aus dem Augenwinkel in das Gesicht der anderen Youkai, dann streckte sie zögerlich ihre verwundete Hand aus. Sie sollte vorsichtig damit sein, sich ein zu eiliges Urteil über die Andere zu bilden. Ruan griff fast unbewusst nach der ausgestreckten Hand und betrachtete sie eine Weile. Lange, rötliche Wunden zogen sich über die feingliedrige Handkuppe und -Innenfläche, bis hin zu den Fingern. An diesen Verletzungen war sie Schuld…. Akiko würde gewiss einige Narben davontragen, dass sah selbst ein Laie wie sie. Ganz zu schweigen davon, dass sie die Hand eine Weile würde nicht benutzen können. Oh, es tat ihr so Leid! Wenn sie es doch nur wieder rückgängig machen könnte! Instinktiv legte Ruan ihre noch freie Hand nun über die der Braunhaarigen und plötzlich ging ein bläuliches Licht von diesen aus. Nein! Nicht schon wieder! Ihre Kräfte spielten schon wieder verrückt! Dabei hatte sie Akiko eben doch erst so verletzt! Erschrocken wollte Ruan ihre Hände auseinander reißen, doch sie gehorchten ihr nicht mehr. Ihre gesamten Arme waren wie gelähmt. Unfähig irgendetwas an der Situation zu ändern, starrte die Blauhaarige Youkai einfach nur auf ihre noch immer leuchtenden Hände, welche die von der Dienerin immer noch umschlossen. Diese betrachtete das Schauspiel nicht minder Fasziniert als Ruan, doch bei ihr war nicht das Geringste bisschen Angst zu finden. Der Schmerz in ihrer Hand… er ließ langsam nach…. Sie konnte mit dem scharfen Gespür einer Youkai zwar nicht feststellen, was die Andere da genau tat, doch sie wusste, dass es gut oder zumindest nicht schlecht für sie war. Es kam Ruan wie eine Ewigkeit vor, bis das Licht verblasste und sie endlich ihre Hände öffnen konnte. Als sie daraufhin Akikos Hand sah, hielt sie erstaunt inne. Man sah so gut wie nichts mehr von den Brandwunden, die sich eben noch wie hässliche Narben über die blasse Haut der Braunhaarigen gezogen hatten. Auch die Dienerin sah verwundert auf ihre Hand. Die Wunden waren verschwunden und sie spürte auch keinen Schmerz mehr. Also musste Ruan-sama sie geheilt haben. Sie hätte nicht gedacht, dass die Blauhaarige Youkai über solch starke Kräfte verfügte. Allerdings wusste Akiko jetzt noch immer nicht, wie sie Ruan einschätzen sollte. War dies alles von der anderen geplant gewesen, oder einfach nur Zufall? Nun, egal was es war, sie würde sich auf jeden Fall nicht dazu hinreißen lassen, der Anderen zu ertrauen, weil sie sie geheilt hatte, solange sie ihre wahren Motive dafür noch nicht kannte. “Ich danke euch dafür, dass ihr mir geholfen hat.”, meinte Akiko aber dennoch, mit einer tiefen Verbeugung. Über dieses Verhalten musste sie gar nicht nachdenken, es war einfach ganz natürlich, sich bei einem Höhergestelltem für alles zu bedanken. Allerdings schien Ruan das nicht so zu sehen. “Du musst dich nicht Bedanken! Ich war es doch, die deine Hand so verletzt hat!”, protestierte die Blauhaarige energisch, doch mit ihren Gedanken war sie ganz wo anders. Wie hatte sie die Hand der Dienerin einfach so heilen können? Seit wann verfügte sie über solche Kräfte? Und vor allem: wie waren diese geweckt worden? Sie hatte nichts getan, war nicht einmal wütend gewesen oder ähnliches. Denn normalerweise machte sich ihr Youki nur selbstständig, wenn sie zornig war. “My Lady, seid ihr fertig mit eurem Bad?”, fragte Akiko in diesem Augenblick vorsichtig. “Ja, wieso?” “Das Fest wird bald beginnen, My Lady. Ihr werdet nicht rechtzeitig zu dessen Anfang fertig sein, wenn wir nicht jetzt anfangen, euch anzukleiden und zu schminken.” “Was für ein Fest?”, wollte Ruan verwirrt wissen. Sesshoumaru hatte ihr nichts von einem solchen gehört. Außerdem: was meinte die Dienerin damit, dass sie noch angekleidet und geschminkt werden müsse? Anziehen konnte sie ihre Sachen schließlich auch alleine und schminken tat sie sich nie. “Heute ist die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, My Lady.”, antwortete Akiko irritiert und als sie den immer noch ratlosen Blick ihrer Gegenüber sah, setzte sie noch hinzu: “Es ist Tradition im Westen, dass dieser Tag groß gefeiert wird.” “Ach so.”, murmelte die Blauhaarige . Heute gab es also ein großes Fest… und sie hatte nichts von den Vorbereitungen mitbekommen? Nun, vielleicht fand es ja in einem Teil des Palastes statt, den sie noch nicht gesehen hatte? Das konnte gut sein, schließlich war das Schloss ja riesengroß. Trotzdem wollte sie immer noch wissen, was Akiko mit dem “ankleiden” und “schminken” gemeint hatte. Im Innern ahnte sie zwar schon, was die Dienerin damit meinen könnte, aber wirklich akzeptieren wollte sie diese Idee nicht. Aber fragen konnte sie auch nicht. Das hatte sie heute schon zur Genüge getan. Also stand sie einfach auf und wollte zu ihrer Kleidung, welche ordentlich gefaltet neben ihren Waffen lag, gehen. Als Akiko dies sah, war sie einem Herzinfarkt nahe. Das konnte die Blauhaarige doch nicht ernst meinen, oder?! Nein, das war unmöglich! Ruan-sama konnte doch niemals in ihrer gewöhnlichen Kleidung auf dem Fest erscheinen wollen?! Und dann auch noch mit ihrem Bogen und ihrem Schwert?! Das war unmöglich! Über diesen Gedanken vergaß die Braunhaarige sogar kurzzeitig ihre antrainierte Höflichkeit. “Ruan-sama, auf einem Fest dieses Ausmaßes erscheint man im Kimono und ohne Waffen!”, tadelte sie die Andere leicht wütend. Als sie sich ihres Fehlers bewusst wurde, schlug Akiko erschrocken eine Hand vor den Mund. Sie hatte eben eine Höhergestellte, einen Gast des Schlossherrn, auf einen Fehler hingewiesen! Das war etwas, was einem Diener niemals passieren durfte, wenn er lange Leben wollte! “Wirklich? Das tut mir leid…. Aber ich habe keinen Kimono.”, meinte Ruan peinlich berührt und drehte sich zu der Braunhaarigen um. “D… das ist nicht schlimm, My Lady. Die Kleidung aus dem Schrank dürfte euch passen….”, stotterte die Dienerin verwirrt darüber, keine Strafe erhalten zu haben und verließ fast fluchtartig den Raum. Da die Mizuyoukai nicht wusste, was sie jetzt machen sollte, folgte sie Akiko einfach. Als sie aus dem Bad heraustrat, war diese allerdings schon dabei, den großen Kleiderschrank gründlich nach einem Kimono zu durchsuchen. Die anderen beiden schwarzhaarigen Youkai halfen ihr anscheinend dabei. Eine der beiden sah dabei immer wieder zu ihr herüber, ehe sie sich ebenfalls wieder dem Schrank zuwandte und zielsicher nach einem Kimono griff, ihn herauszog und anschließend prüfend in die Höhe hielt. Als Ruan diesen sah, zog sie erstaunt die Luft ein. Über den weißen Stoff zogen sich verschlungene, blaue Muster, die Manchmal die Form von Blüten oder Ästen anzunehmen schienen. _____________________________________________________________________ Ja, ich weis, hier passiert wirklich nicht allzu viel. Trotzdem hoff ich mal auf eure Kommies^^ Im nächsten Kap geht’s dann aufs Fest. Aber natürlich wäre es langweilig, wenn alles dabei so glatt laufen würde^^ Bye, _Corchen_ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)