Hangetsu von WolfsDream ================================================================================ Kapitel 8: Tobo III ------------------- So ihr Lieben. Hier wieder ein neues Kap von mir. Keine Bange, bald habt ihrs geschafft! Mit diesem Kapitel endet mein Ausflug in die Vergangenheit.^^° Hoffe ihr bleibt mir trotzdem treu! Bis denn 8.Kapitel: Tobo III Sie war allein, endlich. Wenigstens eine kleine Erleichterung. Ihre Anspannung ließ nach, wieder wollte sie die Erschöpfung überwältigen. Aber sie konnte sich jetzt keinen Schlaf leisten! Schließlich wusste sie nicht wie lange der Dämonenjäger brauchen würde. Diese verdammte Kette! Sie bewegte sich vorsichtig, um die Bannkette von ihren Schultern zu streifen, aber sobald sie versuchte die Perlen zu entfernen, leuchteten sie erneut auf. Das hatte keinen Zweck, nur ein Mensch konnte diesen Bann wieder lösen. Dann musste es eben so gehen! Sie schloss die Augen und konzentrierte sich darauf ganz langsam und behutsam aufzustehen, dennoch konnte sie nicht verhindern, dass sich die Kette aktivierte. Mit einem kräftigen Fluch landete sie wieder auf ihrem Hinterteil. Einem Moment lang war sie völlig bewegungsunfähig, Dunkelheit kroch vom Rande ihres Bewusstseins auf sie zu. Energisch schlug sie die Augen wieder auf und prallte zurück. Vor ihr stand ein Mädchen in einem zerschlissenen Kimono und ausgelatschten Sandalen. Ihre Hände waren abgearbeitet und auf den Armen und Beinen waren zahlreiche Schrammen zu sehen. Das linke Auge war fast völlig zu geschwollen und die Wange zierte ein tiefer Kratzer. Sie war vielleicht vierzehn Jahre alt, dennoch hatte ihre Augen schon jenen misstrauischen Ausdruck angenommen, den nur derjenige hat, der von seiner Umwelt nichts Gutes erwartet. Darin ähnelten sich beide Mädchen, der Hanyou und der Mensch, sehr. „Was machst du hier?“, fragte die Hanyou „Wie bist du hierein gekommen?“ Einen Moment herrschte Schweigen, dann: „Dem Mönch vor der Tür habe ich erzählt, dass ich diejenige, die meinen Stiefvater getötet hat, selbst sehen will.“ Sie seufzte und schüttelte den Kopf: „Ich werde dich befreien. Sie wollen dich töten!“ Doch trotz ihrer Worte zögerte das Menschenmädchen. Die Gefesselte dachte sie hätte sich verhört. Das hatte sie unter keinen Umständen erwartet! „Warum?“ – „Warum sie dich töten wollen? Ich dachte das wüsstest du.“ „Nein, ich meine warum du mich befreien willst!“, meinte die Hanyou fassungslos. Das andere Mädchen erklärte: „Mein Stiefvater war der Herbergsbesitzer hier im Dorf. Amaya ist mein Name. Meine Mutter ist schon lange tot, deshalb behandelt er mich wie sein Eigentum! Diese Samurai… ich hab gesehen wie sie dich gequält haben! Mich haben sie nicht besser behandelt!“ Sie deutete auf ihre Wange. „Nur weil ich ihnen nicht unterwürfig genug geguckt hab! Du konntest dich wenigstens wehren!“ „Ich habe nicht nur die Samurai getötet, sondern auch die anderen Leute aus dem Dorf! Ich hätte auch dich töten können!“, erwiderte die Hanyou leicht verärgert. Diese Amaya musste sich der Auswirkungen ihrer Tat bewusst werden! Sie hatte keine Lust auch noch für deren schlechtes Gewissen verantwortlich zu sein! „Das weiß ich! Es wäre mir egal gewesen! Verstehst du nicht? Mein Stiefvater zwingt mich dazu, alles zu tun was die Gäste von mir wollen! Alles!“, Tränen schimmerten in Amayas Augen, ärgerlich wischte sie sich mit dem Handrücken darüber. Das Hanyoumädchen war zu entsetzt bei der Vorstellung was die „Gäste“ von einer Vierzehnjährigen verlangen würden, um dazu etwas sagen zu können! „ Die Dorfleute behandeln mich auch wie den letzten Dreck! Ich werde hier gerade mal geduldet, wie ein streunender Hund!“ >Na, das passt ja! <, dachte sich die Hanyou. Sie betrachtete Amaya jetzt ganz aus der Nähe, da diese sich heruntergebeugt hatte um die Sutrenkette zu lösen. Der Kratzer auf der Wange sah wirklich böse aus, für einen Menschen. Wahrscheinlich würde sie die Narbe davon ihr ganzes Leben lang tragen! Sie wusste jetzt warum ihr Amaya unbedingt helfen wollte. Sie hatten beide ähnlich schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht und Amaya wollte wenigstens einer von ihnen eine neue Chance geben. Am liebsten hätte sie das Menschenmädchen mitgenommen, aber sie konnte noch nicht einmal sich selbst richtig schützen! Als die Bannkette endlich von ihr abfiel, atmete die Hanyou erleichtert auf. „Ich danke dir! Das werde ich dir nie vergessen! Aber du solltest lieber wieder zurückgehen. Sie müssen nicht wissen, dass du mich befreit hast und ich weiß nicht wie viel Zeit wir noch haben!“ Amaya nickte und wandte sich zur Tür, einen Moment noch blieb sie stehen und ein kleines Lächeln zeigte sich auf ihrem gezeichneten Gesicht: „Alles Gute!“ Das Hanyoumädchen erwiderte das Lächeln traurig: „Dir auch, trotz Allem!“ Wieder nickte Amaya und verließ nun endgültig den kleinen Raum. Das zurückgebliebene Mädchen lauschte ihren Schritten, bis weit über den Punkt hinaus an dem ein Mensch sie noch hätte wahrnehmen können. Trotz ihrer Traurigkeit darüber, Amaya hier zurück lassen zu müssen, war es eine Wohltat wieder im vollen Besitz ihrer fünf Sinne zu sein! Obwohl sie von den vergangenen Tagen immer noch ziemlich erschöpft war, war ihr Zustand um Längen besser, als er vorher unter dem Bann gewesen war. Als sie entschied, dass Amaya genug Zeit gehabt hatte um sich zurück zu ziehen, überlegt sie wie sie es am Besten anstellen sollte aus dem Kloster zu entkommen. Wenn sie durch das Shoji ging würde sie auf den Mönch treffen, der sofort Alarm schlagen würde. Und dann würde sie mitten im Kloster gejagt werden. Nein danke, darauf konnte sie verzichten! Normalerweise hatten die Räume in größeren Häusern mehr als nur eine Tür, doch sie hatten diesen Raum offensichtlich extra für sie ausgesucht, da das auf ihn nicht zutraf. Trotzdem musste, wenn sie richtig lag, hinter dieser Wand die Freiheit liegen. Sie musterte die Bretter gegenüber des Shoji, für einen Menschen schienen sie sehr stabil zu sein, doch für einen Hanyou, auch in ihrem Alter stellten sie kein unüberwindliches Hindernis dar. Noch während sie sich darauf konzentrierte, ihr Youki in ihrer Hand zu sammeln, hörte sie wie sich mehrere Menschen näherten. Es war keine Zeit mehr zu verlieren! Sie musste die Bretterwand gleich mit dem ersten Schlag zerstören. Die Schritte kamen immer näher und der Krach würde die Menschen, unter denen sie auch den Taijiya vermutete, garantiert alarmieren! Mit ihrer ganzen gesammelten Kraft schlug sie zu. Ein lautes Splittern ertönte und die Holzspäne flogen, so dass sie sich die Arme vor das Gesicht halten musste. Trotzdem trat sie schon im selben Moment einen Schritt vor. Sobald sie sah, dass es ihr gelungen war, sprang sie. Mit einem weiten Satz landete sie einige Meter tiefer auf weichem Waldboden. Sie war also auf der Rückseite des Klosters gefangen gehalten worden. Hier reichten die Bäume bis an das Gebäude heran, das Mädchen witterte kurz. Keine Spur von den seltsamen Mottenyoukai, das Kloster musste genug Macht ausstrahlen um auch die Waldseite hier zu schützen. Hinter sich hörte sie überraschte Rufe und so rannte sie so schnell sie konnte in die schützende Dunkelheit der Bäume. Der Taijiya hatte sich gründlich vorbereitet. Er hatte sein Wakizashi geschärft und ein starkes Betäubungsmittel angerührt. Das sollte selbst einen Hanyou so weit in Bewusstlosigkeit versetzen, dass es von seinem Tod nicht mehr allzu viel mitbekommen würde. Er hatte schon viele Youkai, alte wie junge getötet, aber der Abt hatte Recht. Dieses Kind war teilweise menschlich und es war das erste Mal, dass er nicht im Kampf töten würde! Er fühlte sich nicht wohl bei der Sache, auch wenn ihm die Notwendigkeit mehr als allen anderen bewusst war. Viele Dörfer hatte er schon gesehen, die von einem oder mehreren Youkai angegriffen worden waren, aber was er heute gesehen hatte gehörte eindeutig zu dem Schlimmsten dazu. Vor allem wenn man bedachte, dass die wenigen Überlebenden berichtet hatten, dass sich das ganze Gemetzel innerhalb weniger Augenblicke abgespielt hatte! Und das es keine Verwundeten gegeben hatte! Dieses Mädchen, nein in diesen Moment war es nur ein Dämon gewesen, hatte wirklich jeden den es erreichen konnte getötet! Das musste er sich immer wieder vor Augen halten, um seinen Entschluss zu festigen. In diese Gedanken versunken, ging er mit dem Abt zusammen den Flur entlang, der in den hinteren Teil des Klosters führte, als er auf einmal einen lauten Schlag und gleich darauf das Splittern von Holz hörte! Das durfte nicht wahr sein! Er stürzt sofort los, ließ den Abt hinter sich zurück, der nur ein erstauntes „Was in aller Welt!“, ausrief. Bei dem Zimmer angekommen, stieß er den wachhabenden Mönch, der gerade das Shoji öffnen wollte zur Seite und riss es selbst derart schnell auf, dass es aus seiner Schiene flog und zu Boden fiel! Fassungslos starrte er einen Moment auf das, was von der hinteren Wand noch übrig war. Etwas Weißes leuchtete einen Augenblick in dem dunklen Wald auf, der hinter dem riesigen Loch das die Rückwand zierte, zu sehen war. Der Taijiya erwachte sofort aus seiner Starre. Das waren eindeutig die Haare des Mädchens gewesen! Mit zwei schnellen Schritten durchquerte er das Zimmer, wobei er auf die zertrümmerten Bretter treten musste, die im ganzen Raum verteilt lagen. Er schaute nach draußen, zwischen den Bäumen sah er hin und wieder einen weißen Fleck, der sich schnell entfernte. Ohne groß zu überlegen sprang auch er auf den etwa drei Meter tiefer liegenden Waldboden! Mit einem lauten Fluch rollte er sich ab, wäre er nicht so durchtrainiert gewesen, hätte er sich bestimmt etwas gebrochen! Der Hügel fiel auf dieser Seite schon ein wenig ab, deshalb hatte man das Kloster hier auf Pfähle gebaut. Trotz seiner schmerzenden Gelenke nahm er sofort die Verfolgung auf. Gott sei Dank trug er immer noch seinen Kampfanzug und damit auch seine Waffen. Beim Laufen zog sich seinen Mundschutz vor das Gesicht und löste einen kleinen Beutel von seinem Gürtel. Er lief jetzt so schnell er konnte und das würde er nicht mehr lange durch halten, aber vorläufig hatte er sein Ziel erreicht: Er konnte ihren weißen Haarschopf vor sich schimmern sehen. Und er war bis auf Wurfweite an sie heran gekommen! Aus vollem Lauf schleuderte er den Beutel auf sie! Doch mit einer schnellen Bewegung wich sie aus und das Säckchen prallte gegen einen Baum. Sie konnte den Taijiya hinter sich keuchen hören, aber sie wusste, dass ein Mensch sie jetzt nicht mehr einholen konnte. Dennoch schien der Mann nicht aufgeben zu wollen, denn jetzt warf er etwas Kleines nach ihr, dem sie jedoch leicht ausweichen konnte. Es flog gegen einen Baum neben ihr und platzte auf. Plötzlich wurde sie in eine grünliche Rauchwolke gehüllt. Der Qualm brannte fürchterlich in ihren Augen und der Gestank machte ihre empfindliche Nase komplett unbrauchbar. Sie war völlig orientierungslos! Reflexartig blieb sie stehen. Doch meldete ihr der einzige Sinn der noch funktionierte, das Gehör, dass der Taijiya schnell näher kam. Also weiter! Hastig stolperte sie vorwärts. Sie blinzelte, um den Tränenschleier von ihren Augen zu bekommen, aber das half nicht viel. Noch nicht einmal die Umrisse der Bäume konnte sie erkennen. Sie würgte, der Gestank war wirklich das Schlimmste was sie je gerochen hatte! Nach dem sie die Rauchwolke hinter sich gelassen hatte, wurde es allmählich besserer. Sie begann wieder zu laufen, aber bereits nach wenigen Schritten hatte sie der Taijiya eingeholt. Inzwischen konnte sie wenigstens seinen Schatten erkennen, dennoch war es wieder ihr Gehör, das sie warnte. Nur ein schneller Sprung zurück verhinderte, dass sie von seinem niedersausenden Schwert getroffen wurde! Offenbar hatte der Dämonenjäger nicht damit gerechnet, sie noch auf den Beinen vorzufinden. Als Hanyou wurde sie ständig über- oder unterschätzt, das hatte sie schon gelernt und sie zögerte keine Sekunde, das zu ihrem Vorteil zu nutzen. Mit einem großen Satz sprang sie über den Taijiya hinweg und setzte ihre Flucht durch den Wald fort. Zweige peitschten in ihr Gesicht, da sie sie bei dem hohen Tempo noch nicht rechtzeitig ausmachen konnte und der Dämonenjäger hatte die Verfolgung ebenso wenig aufgegeben wie sie ihre Flucht! Vor ihr wurde es heller, wahrscheinlich eine Lichtung. Sie beschleunigte noch ein Mal. Dann bremste die Hanyou so abrupt ab, dass sie noch ein paar Meter weiter schlitterte. Die vermeintliche Lichtung, war in Wirklichkeit eine Schlucht! Sie war gerade wenige Zentimeter vor dem Rand zum Stehen gekommen. Dort konnte sie nicht weiter! Unter sich konnte sie verschwommen ein schwaches Glitzern sehen. Ein Fluss hatte eine tiefe, breite Kluft in die Rückseite des Hügels gegraben und ihn von dem angrenzenden Berg abgeschnitten! Schnell blickt sie nach links und rechts. Dort könnte sie zwar an der Schlucht entlang laufen, würde aber nur wieder in die zum Dorf gehörenden Felder gelangen. Sie überlegte blitzschnell. An der Schlucht entlang laufen um eine Überquerungsmöglichkeit zu finden war ausgeschlossen, da sie den Taijiya so unmittelbar auf ihrer Fährte wusste. Eine lange anstrengende Verfolgung würde sie nach der vergangenen Zeit nicht durchhalten, zumal sie jetzt wusste, dass sie ihn nicht mal bis auf Wurfweite heran lassen durfte! Aus dem gleichen Grund kam auch ein Kampf nicht in Frage. Außerdem jagte ihr allein die Vorstellung sich wieder zu verwandeln einen eiskalten Schauer über den ganzen Körper! Also blieb nur eine, verzweifelte Möglichkeit. Sie musste in die Tiefe springen! Mittlerweile hatten sich ihre Augen soweit erholt, dass sie abschätzen konnte, dass es selbst für sie als Hanyou knapp werden konnte. Sie erinnerte sich. Vor vielen Jahren war sie in einer ähnlichen Situation gewesen. Aber damals war sie nicht gesprungen, sonder hinunter geschleudert worden! Deutlich sah sie noch einmal das Gesicht ihres Bruders vor sich. Die völlige Verzweiflung in seinen Augen, als er sie fallen sah. Entschlossen schüttelte sie den Kopf, um das Bild vor ihrem inneren Auge loszuwerden. Sie hatte so etwas schon einmal überlebt. Sie würde es auch diesmal tun! Und auf keinen Fall würde sie in dieses Kloster zurückkehren und sich von dem Taijiya töten lassen! Wenn überhaupt, bestimmte sie, wann sie starb. Ein Dolch sirrte knapp an ihr vorbei. Das gab den Ausschlag. Sie sprang! Am Anfang fühlte es sich noch ganz gut an, war es noch der kontrollierte Sprung der sie in der Luft hielt. Erleichtert merkte sie, dass sie gut geschätzt hatte. Sie würde in der Mitte des Flusses landen, dort wo das Wasser hoffentlich am tiefsten war. Dann jedoch zog sie die Schwerkraft unerbittlich nach unten! Jegliche Kontrolle ging verloren, aus dem Sprung wurde ein Sturz, der sich immer stärker beschleunigte. Jähe Panik befiel sie! Sie konnte nicht mehr denken. Nur noch auf den immer schneller auf sie zurasenden Fluss blicken. Da ich schon mehrmals nach der deutschen Bedeutung der Kapitelnamen gefragt wurde, habe ich mir gedacht, dass ich den jetzt immer am Ende des Kapitels preisgebe. Also, Tobo = Flucht. Bei den Vorherigen wird es selbstverständlich noch nach getragen!^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)