Bloody Skyline von Nuffelia ================================================================================ Kapitel 1: Ein Tag wie jeder andere ----------------------------------- -1- Ein dreckiger Smog lag über den Straßen der riesigen Stadt, selbst die Menschen die in den obersten Stockwerken der höchsten Wolkenkratzer konnten ihre Lungen nicht mit sauberer Luft füllen. Sogar der Regen war sauer und dreckig. Die dürren Bäume, die ab und zu am Straßenrand auftauchten wirkten krank. Müll lag auf den Bürgersteigen und sammelte sich in den engen Gassen zu ganzen Bergen. Menschen liefen mit gesenkten Köpfen und hastigen Schritten an den vielen Läden und deren Schaufenstern, in denen Kleidung, elektrisches Kinderspielzeug oder auch Computer, angeboten wurden, vorbei. Eine junge Frau zerrte ein Kind von dem Fenster eines alten Ladens weg. Auf dem Schild über der Ladentür stand der Name eines Mannes: Jeff Carrist - und in kleineren Buchstaben darunter "und Sohn". Altes Holzspielzeug und Aufziehhündchen standen ungeordnet auf dem Boden des Schaufensters. Die Dinge, die der Laden anbot, passten irgendwie einfach nicht in diese Welt. Die Tür öffnete sich, und gab den Blick in einen dunklen, staubigen Raum frei. Eine alte Frau mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und einer einäugigen Puppe, in einem rosa Samtkleid, verließ den Laden. Die Tür fiel langsam wieder ins Schloss. Wenige Augenblicke später, die alte Frau war schon fast mit ihrer Puppe im Arm um die Ecke gebogen, wurde die Tür wieder geöffnet und ein junger Mann trat heraus. Sein dunkles Haar war modisch hochgegelt und seine Kleidung der Zeit angepasst. „Mrs. Claude,„ rief er, „sie haben die Haarbürste vergessen!„ Die alte Frau blieb stehen, drehte sich um und sprach mit einem belustigten Unterton: „ Oh, dass sie daran gedacht haben, Mr. Carrist.„ Mit tippelnden Schritten lief sie zum Laden zurück und nahm die Bürste, die ihr der junge Mann hinhielt, entgegen. „ Dankeschön Jodie. Und sagen sie ihrem Vater einen schönen Gruß.„ „Wir haben zu danken, Mrs. Claude. Mein Vater wird sich freuen, wieder einmal etwas von ihnen zu hören.„ Die Frau nickte nur, steckte die gelbe Puppenhaarbürste in die Tasche ihrer hellbraunen Jacke und lief lächelnd die Straße hinunter. Mit einem Grinsen auf den Lippen schüttelte Jodie den Kopf, rief etwas in den Laden und trat hinaus. Wieder fiel die Tür zu. Jodie blickte zum Himmel, dessen Farbe er wegen der dreckigen Luft, und den hohen Wolkenkratzern nur erahnen konnte. Es war ein Tag wie jeder andere. Einfach alles war wie immer. Menschen hetzten durch die Stadt, oder fuhren in ihren Wagen über rote Ampeln, um zu ihren Geschäftsterminen nicht zu spät zu kommen. An diesem Freitag waren auch viele unterwegs, um die letzten Besorgungen für das Wochenende einzuholen. Jodie steckte die Hände in die Gesäßtaschen seiner schwarzen Hose und ging gemächlich auf die Kreuzung am Ende der Straße zu. Dort blieb er stehen, nahm die rechte Hand aus der Tasche und drückte auf den Schalter der Ampel. In dem Moment, als das rote Ampelmännchen dem grünen wich, tauchte auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Frau auf. Sie hielt sich im Schatten, doch konnte Jodie ihre leuchtend roten Augen sehen, die sie unter der Kapuze, des langen, dunklen Capes zu verstecken suchte. Sie bog in eine dunkle Seitengasse ein und Jodie verlor sie aus seinem Blickfeld. Er war wie gebannt gewesen, von ihrem Anblick, und als er jetzt einen Fuß auf die Fahrbahn tat, jaulte ein lautes Hupen auf, da das grüne Männchen, wieder mit dem Roten den Platz getauscht hatte. Verwirrt trat Jodie wieder einen Schritt zurück. Er rieb sich mit beiden Händen über Gesicht und Augen und sah wieder auf. Inzwischen standen die Autos wieder an der roten Ampel, und warteten, dass sie weiter fahren durften. Hastig setzte Jodie über die Straße und versuchte die Frau einzuholen. Voller Hoffnung, noch einen Blick auf diese leuchtenden Augen werfen zu können, wurden seine Schritte, kurz vor der Ecke, die in die Seitengasse bog, schneller. Er lief um die Ecke, doch das einzige, was er in der plötzlichen Dunkelheit sah, war ein Haufen Müll und eine Ratte die durch sein Auftauchen aufgeschreckt wurde und nun ein neues Versteck zu suchen schien. „Verschwunden...„ murmelte Jodie, ging aber dennoch die schmale Seitenstrasse entlang, die von beiden Seiten von den Hochhäusern abgeschirmt wurde. Er trat auf eine Tür, am Ende der Strasse die sich als Sackgasse herausstellte, heran und klopfte an. Normalerweise, dachte Jodie, sollte ich das gar nicht tun... Noch, bevor er den Satz richtig zuende gedacht hatte, öffnete jemand die Tür und er wurde mit einem Ruck in einen schwach rot beleuchteten Raum gezerrt. „Was treibst du dich um die Uhrzeit draußen rum, Bruder?„ Murrte ihm eine Männerstimme ins Ohr. Jodie verstand nicht, was gemeint war und ging auch nicht weiter darauf ein. Er ging ein paar Schritte in den Raum, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen; er sah eine Theke, vor der mehrere Gestalten auf Hockern saßen und ihm Blicke zuwarfen. In den Ecken hingen rote Lampen, an den Wänden waren versetzt Kerzenständer in Form von Totenschädeln angebracht. Auf jedem dieser Schädel flackerte die kleine Flamme einer weißen Kerze. Auch Tische waren im fensterlosen Raum verteilt, an denen ebenfalls mehrere, dunkel gekleidete Gestalten saßen, die immer wieder Blicke zu ihm warfen, die Jodie als unhöflich empfand. Hinter der Theke öffnete sich mit einem leisen Knarren eine Tür. Eine vermummte Gestalt trat in den Raum und tippte dem Wirt, der gerade dabei war, Blut (BLUT! ?) In ein Glas einzuschenken, auf die Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Wirt stellte das Glas ab und blickte in die Richtung, in welche die Gestalt plötzlich zeigte. Jodie folgte dem Geschehen. Der Wirt starrte ihn nur an. Die Gespräche rings um im Raum hatten ihr plötzliches Ende gefunden und alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Jodie blickte auf den Finger der Gestalt, die geradewegs auf ihn zu deuten schien. Mit aufsteigender Panik sah er sich über die Schulter, doch zweifellos zeigte die Gestalt auf ihn. Der vermeintliche Türsteher, der ihn vorhin hinein gezogen hatte, lachte dümmlich auf: „Ha, das ist ja gar keiner von uns!„, Er zeigte auf Jodie und sah zu den anderen, die nun alle ihn ansahen, sein lachen stoppte wie ein absaufender Motor. „Du spinnst doch Lay!„ Sagte einer der Kerle am Tresen amüsiert und wandte sich, wie alle anderen auch, wieder seinem Gespräch zu. Jodie atmete zutiefst erleichtert auf und blickte zum Tresen zurück. Die vermummte Gestalt war verschwunden (wohlmöglich wieder durch die Tür hinterm Tresen, die einen spaltweit offen stand) und der Wirt war wieder, was nicht wirklich beruhigend war, mit den Blut-Drinks beschäftigt. Jodie seufzte erleichtert auf und begab sich zum Tresen. Er lehnte sich mit dem rücken dagegen, und stemmte die Ellenbogen stützend drauf. „ Was willst du Bruder?„ Fragte ihn jemand von hinten. Jodie warf einen Blick über die Schulter zum Wirt, der nun hinterm Tresen wischte. „Was habt ihr denn so?„ Fragte er zurück, als er nach einem prüfendem Blick auf das Spirituosen Regal nichts entdeckte, was er kannte. „Also,„ sprach der Wirt grinsend „ Vitae haben wir da... menschlich und auch vom Schlachter. Alles was dein totes Herz begehrt!„ Verwirrt sah Jodie ihn an. „Ah, ich verstehe, du bist noch nicht lange einer von uns,„ Er verstand nicht, nickte aber sicherheitshalber. „Vitae ist Blut, nicht frisch, aber du musst nicht dafür jagen. „- „ Blut, ja?„ Jodie grinste, sah das alles als ein Geschäfts Joke: „ Dann nehm ich eines.„ Der Wirt nickte und zapfte ihm ein Vitae, stellte es auf den Tresen und sah ihn auffordernd an. Er nahm das Glas, das eher wie ein gläserner Kelch aussah, setzt an und trank. Das Vitae floss ihm in den Mund, berührte seine Lippen, seine Zunge. Ein widerlicher, süßlicher Geschmack machte sich in seinem Mund breit. Jodie ließ das Glas Fallen, vor Schreck schluckte er das Blut, würgte. Der Wirt und ein paar der Gäste am Tresen lachten. Einer der Kerle, mit seltsamen, blau grünen Augen schlug ihm auf die Schulter: „Du wirst dich dran gewöhnen, Bruder.„ Jodie schüttelte entsetzt den Kopf, wischte sich mit dem Ärmel über die Lippen: „Niemals, das ist ja widerlich! Warum sauft ihr so was?„ Anstatt zu antworten, musterte er Jodie nur, öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, schüttelte dann jedoch nur den Kopf. „Du bist schon komisch„ sagte er, grinste Jodie an und hielt ihm auffordernd die Hand hin. „Mein Name ist Mikeil„, stellte er sich freundlich vor, als Jodie ihm seinerseits die Hand reichte. „Jodie Carrist, meinem Vater gehört der alte Spielwarenladen hier um die Ecke.„ Während er sprach, musterte er Mikeil unauffällig, aber genau: Er war nicht viel größer als er selbst und wohl auch nicht viel älter. Anfang Zwanzig vielleicht. Er hatte dunkelbraunes langes Haar, das er ordentlich und gepflegt im Nacken zusammen gebunden hatte. Seine Augen... Jodie konnte nicht entscheiden, ob sie grün oder blau waren. Wenn man einen Mann hübsch nennen konnte, dann war Mikeil dass. „So so, der Sohn des Spielwarenhändlers?!„ Sagte Mikeil ernst. Jodie blickte ihn verwirrt, der plötzlichen schärfe seiner Worte wegen an. Mikeil sah ihn erst ernst an, dann entstand ein breites Grinsen in seinem Gesicht: „ Ich kenne den Laden nicht... ich bin selten an der Hauptstraße unterwegs, jedenfalls nicht tagsüber, so wie du.„ Er lachte auf, „Ich bin ja nicht... lebensmüde.„ Jodie hatte längst aufgegeben, einen Sinn in dem Gequatsche der Leute in diesem Schuppen zu finden. „Ich denke,„ sprach er nach einer längeren Schweigepause, die anfing peinlich zu werden, „dass ich jetzt besser gehen sollte. An die frische Luft. Der Smog hier drin ist kaum auszuhalten.„ Mikeil sah ihn offenen Mundes an dann, als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte stotterte er: „ Dann... dann hatte Lay doch recht! Du bist kein Vampir!„ Alle Augen waren wieder auf Jodie und Mikeil gerichtet. Jodie konnte fast spüren, wie sich die Blicke in sein Fleisch bohrten und ein eisiger Schauer rieselte seinen Rücken hinab. „Vampir?„ Jodie trat einen Schritt zurück, prallte dabei gegen jemanden, der vorhin sicher noch nicht da gestanden hatte. Die Gestalt hinter ihm packte mit fast brutaler Gewalt seine Schultern mit fast Pranken ähnlichen, großen, starken Händen. Jodie versuchte, sich aus diesem Griff zu befreien, was ihm aber gründlich misslang. Mittlerweile hatten sich fast alle Gäste um Jodie und dem Riesen hinter ihm gedrängt. Verzweifelt sah er sich um. Ein raues lachen ertönte dicht neben seinem Ohr. Eine feuchte Zunge leckte ihm über den Hals. Jodie zitterte. Tausend Gedanken lieferten sich eine Blutige Schlacht in seinem Kopf: Vampire? Ich hätte nicht hier her gehen sollen. Was mach ich jetzt? Vampire trinken Blut! Mein Blut?! Ich muss hier weg! Wie komm ich hier raus??? „Ein Mensch also?„ Sprach die raue stimme neben seinem Ohr, „Verrate mir... was willst du hier und wie bist du hier her gekommen?„ „Lass ihn los Daron!„ Vor Jodie bildete sich eine Lücke in der Menge und lies den Blick auch einen Tisch frei. An besagtem Tisch saß eine Frau, die nun langsam aufstand, und noch langsamer den Blick in seine Richtung lenkte. Rote Augen. Obwohl er sie vorhin wegen des Capes nicht wirklich hatte erkennen können, wusste er sofort, das sie die Frau war, der er vorhin gefolgt war. „Lass ihn los!„ Wiederholte sie, eindeutig, an den Riesen hinter Jodie gewandt. „Ach Ja? Warum sollte ich? Ich hatte ihn zuerst!" Antwortete er. Schweigend, mit einem, fast mitleidigen Blick stellte sie sich vor Jodie. Sie sah ihm starr in die Augen, der Blick schien ihn buchstäblich zu durchbohren. Er fühlte sich, als könne er nichts vor der fremden Frau verheimlichen. Sie schien seine Gedanken, Gefühle, Erringrungen, sein Gedächtnis, ja einfach sein ganzes Inneres zu durchsuchen. Sie wühlte verzweifelt nach einer Antwort, für die es keine Frage gab, als suche sie das Licht ohne Schatten, den Tag ohne den Abend. Schließlich hob sie, wie in Zeitlupe mit der geballten Faust aus. Jodie wusste nicht wie ihm geschah, als er sich schon, wie auf einen stummen Befehl hin, von dem Riesen losriss und sich in letzter Sekunde vor der heranzischenden Faust wegduckte. Er stolperte durch die Menge, stieß unsanft mit dem Oberschenkel gegen eine Tischkante. Er blieb stehen, rieb sich die schmerzende stelle und lauschte; er hörte aufgeregtes Getuschel aber, was ihn seltsamer weise beruhigte, keine Kampf Geräusche. „Ich muss hier raus!„ Nuschelte er und wollte sich gerade verflüchtigen, als er die rotäugige, junge Frau aus der Menge treten sah, die ihr, mehr als bereitwillig, einen Durchgang verschaffte. Sie rieb sich das rechte Handgelenk. Ein freudiges Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus, als sie ihn erblickte, doch als sie merkte das alle Blicke auf sie gerichtet waren, verwandelte sich das Lächeln in etwas ganz anderes; mit einem Knurren packte sie ihn unsanft am Ärm. Jodie wollte sich wehren, aber als sie ihn mit grober Gewalt hinter sich her zog, wusste er, wie sie diesen Bär von Mann so eben K.O. geschlagen hatte. Die junge Frau zerrte ihn, ohne ein weiteres Wort weder an ihn, noch an die Menge, aus dem Schankraum, wie Jodie feststellte durch die Tür hinter dem Tresen. Das letzte was er mitbekam, war dass er in einen dunklen Raum gezehrt wurde, die Frau sich zu ihm drehte und eine Faust ihm blitzschnell ins Gesicht hieb, dann wurde alles schwarz um ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)