Runaway von Karma (Joey x Seto) ================================================================================ Prolog: Die Entscheidung ------------------------ So, hier ist der Prolog zu 'Runaway'. Ich hoffe, ihr werdet die Story mögen. Nyo, alles Wichtige ist in der Kapitelübersicht schon gesagt bzw. geschrieben worden, also labere ich euch jetzt nicht mehr zu als nötig. Enjoy reading! Karma ******************************************************************************** "Such Dir einen anderen Dummen, der sich für Dich krumm macht! Ich mach das nicht mehr mit!" schrie der Blondschopf den vor ihm stehenden Mann an. Dessen einzige Antwort bestand in einer saftigen Ohrfeige, die den Kopf des Jungen zur Seite schleuderte. "Widersprich mir nicht, Du Rotzlöffel! Ich bin immer noch Dein Vater. Und Du wirst tun, was ich Dir sage. Ist das klar?" fragte er gefährlich leise. "Und jetzt her mit der Kohle, die Du heute verdient hast. Ich schick Dich nicht umsonst arbeiten. Wird’s bald?" Fordernd hielt Joe Wheeler die Hand auf und der Sechzehnjährige hielt sich die Wange, zog die Scheine, die er bekommen hatte, aus der Tasche und gab sie ihm. Widerworte hatten sowieso keinen Sinn. Die würden ihm nur noch mehr Prügel einbringen. Und nach dem heutigen Nachmittag hatte er Schmerzen genug. "Hier. Kann ich jetzt in mein Zimmer gehen? Ich hab morgen Schule, wie Du Dich vielleicht erinnerst." murrte Joey so leise wie möglich, ohne seinen Vater anzusehen. Es war schlimm genug, mit ihm in einer Wohnung wohnen zu müssen, weil seine Mutter ihn nicht haben wollte; da konnte der Blondschopf gut darauf verzichten, den Mann öfter als notwendig anzusehen. "Wenigstens zu etwas bist Du zu gebrauchen, Du faules Stück. Aber sieh zu, dass das morgen mehr wird!" verlangte Joe und funkelte seinen Sohn wütend an. Die paar Kröten, die der Junge mitgebracht hatte, würden kaum reichen, um ihn bis zum nächsten Tag über die Runden zu bringen. "Jaja, was auch immer. Ich geh ins Bett." gab der Angesprochene zurück und schlich mühsam in sein Zimmer. Dort lehnte er sich mit dem Rücken gegen das Holz seiner Zimmertür und wartete, bis das Geräusch der sich schliessenden Haustür verkündete, dass der Verursacher all seiner Probleme die gemeinsame Wohnung verlassen hatte. Erst dann zog er die Tür vorsichtig wieder auf und schlich so leise wie möglich – eine Angewohnheit, die er einfach nicht mehr ablegen konnte – hinüber ins Bad. Dort angekommen schlüpfte Joey langsam aus seinen Klamotten und betrachtete sein Spiegelbild in dem alten, gesprungenen und halbblinden Spiegel, der vor ihm an der Wand hing. Große, abgestumpft wirkende braune Augen mit tiefen Ringen darunter blickten ihm entgegen, seine blonden Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und sein Oberkörper war mit frischen und älteren Kratzern, Bissspuren und anderen Erinnerungen an die zweifelhaften 'Zärtlichkeiten' seiner Kundschaft übersät. "Mann, siehst Du scheisse aus, Joey!" versuchte der Junge, sich selbst aufzumuntern, aber das gelang ihm nicht wirklich. Stattdessen sah er, wie seinem Spiegelbild Tränen über das Gesicht liefen. "Verdammt, ich halt das nicht mehr aus! Ich will das nicht mehr!" schluchzte er und schlug gegen den unschuldigen Spiegel, der daraufhin in tausend Scherben zerbrach und ins Waschbecken fiel. Mehrere Minuten lang starrte der Sechzehnjährige auf die Spiegelscherben und das Blut, dass von seiner Faust ins Waschbecken tropfte. Es wäre so einfach, eine der Scherben zu nehmen und seinem Elend endgültig ein Ende zu setzen. Zwei gründliche, tiefe Schnitte und alles wäre endgültig vorbei. Stumm schüttelte Joey den Kopf. Nein, er war nicht der Typ, der sich so feige aus dem Leben schlich. Er würde verschwinden, aber nicht so. "Ich hau ab." murmelte er leise, schlug sich gleich darauf die Hände vor den Mund und sah sich um, doch es war niemand da, der seine Worte hätte hören können. Durch die Bewegung seiner Hände nahm der Blondschopf auch endlich wahr, dass das Blut auf den Spiegelscherben sein eigenes war, das noch immer von seiner rechten Hand tropfte. Ein paar kleine Splitter des zerbrochenen Spiegels steckten noch in seinem Fleisch und er zog sie vorsichtig heraus. "Scheisse!" fluchte er, denn das Entfernen der teilweise recht tief sitzenden Scherben war alles andere als angenehm. "Na, wenigstens ein Beweis, dass ich noch lebe." murmelte der Junge und liess die Splitter achtlos in das Waschbecken fallen. Nachdem er mit seiner 'Wundbehandlung' fürs Erste fertig war, stieg der Sechzehnjährige unter die Dusche und drehte das heisse Wasser auf. Die Wärme tat seinem angeschlagenen Körper gut und er seufzte wohlig. Trotzdem beeilte er sich, denn er wollte seinen Entschluss so schnell wie möglich in die Tat umsetzen. 'Und ich sollte wohl besser wegsein, bevor der alte Sack Lunte riecht und zurückkommt.' dachte der Junge und beeilte sich, sich zu waschen, abzutrocknen, anzuziehen und seine Verletzungen zu verbinden. Immerhin würde er seine Kleidung eine Weile lang brauchen, also sollte er sie besser nicht mit seinem Blut besudeln. Als er mit allem fertig war, ging der Blondschopf wieder hinüber in sein Zimmer und machte sich dann daran, seine Kleidung und alles, was er zu brauchen glaubte, in eine alte, halbverschlissene Reisetasche zu stopfen. Zuletzt schlich er zur Wohnungstür und schloss sie ab, bevor er wieder zurück in sein Zimmer huschte, sein Bett zur Seite zog und das lose Brett darunter anhob. Mit einem grimmigen Grinsen nahm Joey das Geld, das er heimlich gespart und dort vor seinem Vater versteckt hatte, heraus und zählte es durch, bevor er es ebenfalls in seine Tasche stopfte. Es war vielleicht nicht viel, aber es würde reichen, um für immer aus dem Dunstkreis des alten Säufers, der tagtäglich nichts Besseres zu tun hatte, als seinen einzigen Sohn zu verprügeln und ihn auch noch dazu zu zwingen, seinen Körper zu verkaufen, zu verschwinden. Sicher, der Blondschopf musste dafür auch alle seine Freunde und sein ganzes altes Leben zurücklassen, aber er war bereit, diesen Preis zu zahlen. 'Lieber abhauen als so weiterleben zu müssen. Lange halte ich das nicht mehr aus.' dachte der Sechzehnjährige und wischte sich entschlossen über die Augen, um den in seine Augen steigenden Tränen erst gar keine Gelegenheit zu geben, ihm über die Wangen zu laufen. 'Genug geheult. Ab heute ist das hier Vergangenheit. Ich will nichts mehr mit der ganzen Scheisse zu tun haben.' entschied Joey, schulterte seine Tasche und schickte sich an, die Wohnung zum allerletzten Mal in seinem Leben zu verlassen. An der Tür blieb der Junge stehen und warf einen letzten Blick über den Saustall, der bis eben noch sein Zuhause gewesen war. Bevor er es sich anders überlegen konnte, liess er seinen Schlüssel auf die Couch fallen und zog die Tür hinter sich zu. Ab jetzt begann für ihn ein ganz neues Leben. 'Und es kann nur besser werden als das alte.' dachte der Blondschopf und machte sich auf den Weg. Er wusste zwar nicht, wohin es ihn verschlagen würde, aber alles war besser als das, was er bisher erlebt hatte. ******************************************************************************** Tja, das war der Anfang. Mache mich jetzt ans erste richtige Kappi, aber ich weiss noch nicht, wann ich es on stellen kann. Hoffe, ihr lasst mir eure Meinung da. Ihr wisst ja, wie kommisüchtig ich bin. *alle schon mal vorab dankeschönknuddel* Karma Aufbruch -------- Sodele, da ist auch direkt das zweite Kappi von 'Runaway'. Hoffe, ihr werdet nicht zu enttäuscht sein (*zu _-Kaoru-chan-_ schiel*). Und jetzt wünsche ich ohne Umschweife viel Spass beim Lesen! Karma ******************************************************************************** Eine Weile lief der Sechzehnjährige unschlüssig durch die nächtlichen Straßen Dominos. Er hatte keine Ahnung, wo er hingehen sollte. Das Einzige, was er wusste, war, dass er so weit wie möglich weg wollte. Auf keinen Fall wollte er irgendwann wieder zu seinem ständig besoffenen, ihn beinahe permanent verprügelnden Vater zurückgebracht werden. 'Zu meiner Mutter kann ich nicht. Die will mich nicht haben. Wenn ich da aufkreuze, ruft die direkt die Bullen an. Schliesslich darf ich ja noch nicht mal meine Schwester sehen.' sinnierte Joey und liess sich auf einen der Sitze an einer Bushaltestelle fallen. 'Vielleicht sollte ich erst mal etwas nachdenken, bevor nachher alles schief geht und ich wieder bei dem alten Säufer lande.' Tief in seine Grübeleien verstrickt, entging ihm beinahe, dass vor seiner Nase ein Bus hielt. Erst als die Türen sich quietschend öffneten, sah der Junge auf. Als sein Blick auf das Destinationsschild des Busses fiel, begann der Sechzehnjährige zu grinsen, sprang auf und war mit drei schnellen Schritten in dem Gefährt. "Einmal bis Endstation." grinste er den Fahrer an, zahlte und liess sich dann auf einen freien Sitzplatz fallen. 'Ein Bus zum Flughafen. Das ist wirklich die perfekte Möglichkeit, um von hier wegzukommen. Von da aus kann ich in die ganze Welt verschwinden und der Alte wird mich nie finden.' freute sich der Blondschopf und seine braunen Augen funkelten. 'Scheinbar hasst die Glücksgöttin mich doch nicht.' Über seine plötzlich wiedergefundene gute Laune bemerkte der Sechzehnjährige die musternden Blicke der anderen Fahrgäste nicht. Und selbst wenn er sie gesehen hätte, wären sie ihm vollkommen gleichgültig gewesen. Im Moment interessierte ihn nur noch die Tatsache, dass er so nah wie noch nie an der Freiheit war, die er sich seit Jahren immer gewünscht hatte. 'Ab heute ist das wirklich MEIN Leben. Und ich werde es geniessen!' schwor er sich und starrte aus dem Fenster in den langsam immer dunkler werdenden Abendhimmel über der Stadt – ein Anblick, den er heute zum letzten Mal sehen würde. Sein Vater würde erst in frühestens fünf oder sechs Stunden wieder nach Hause gewankt kommen. 'Und wenn ich noch etwas mehr Glück habe und er keine Kundschaft mitbringt, merkt er vor morgen Mittag nicht mal, dass ich abgehauen bin. Das schnallt er frühestens, wenn ich nicht wie sonst von der Schule nach Hause komme.' dachte der Sechzehnjährige und tastete kurz in seiner Tasche, bis er seinen Ausweis und seinen Reisepass gefunden hatte. 'Zum Glück hab ich alles Wichtige eingepackt.' Auf diese Weise würde er es ganz sicher schaffen, sich eine neue Existenz irgendwo in einem anderen Land aufzubauen. Darüber, dass er nur mässig Englisch sprach – von seinen nicht vorhandenen Kenntnissen anderer Fremdsprachen ganz zu schweigen – machte er sich keine Gedanken. Er würde es schon irgendwie schaffen. Etwa eine halbe Stunde dauerte die Fahrt, dann hielt der Bus am Flughafen von Domino City. Schwungvoll und gut gelaunt stieg Joey aus und lief auf das Gebäude zu. Innen drin sah er sich erst einmal um. Er war noch nie hier gewesen und allein die Größe des Terminals beeindruckte ihn schwer. Das ganze Gebäude war sowohl funktional als auch elegant gebaut und eingerichtet und überall liefen trotz der späten Abendstunde – es war inzwischen schon deutlich nach elf Uhr – eine Menge Menschen verschiedenster Nationalitäten geschäftig von einem Punkt zum anderen, so dass es auf den Blondschopf wirkte, als wäre er mitten in eine Ameisenkolonie geraten. 'Ich sollte hier nicht so blöd rumstehen. Sicher vor dem alten Dreckskerl bin ich erst, wenn ich im Flieger sitze und der in der Luft ist. Aber wo in aller Welt soll ich bloss hin?' fragte sich der Junge und kratzte sich nachdenklich den Kopf. 'Hauptsache weit weg.' Das war natürlich eine vollkommen logische Schlussfolgerung, die ihn aber kein bisschen weiterbrachte, also wandte er seine Aufmerksamkeit den Flugankündigungen zu und sah sich die einzelnen Reiseziele an. Die meisten der angeschlagenen Städte kannte er nur vage aus dem Erdkundeunterricht, doch er hatte keinen blassen Schimmer, wo sich beispielsweise Madrid oder Hamburg befanden. 'War Madrid nicht irgendwo in Italien?' grübelte der Sechzehnjährige und zuckte dann die Achseln. Er sprach kein einziges Wort Italienisch, also wäre das wohl keine besonders gute Idee. Immerhin sollte er schon wenigstens in der Lage sein, die Landessprache halbwegs zu verstehen und sich auch verständlich zu machen. Nach einigem Suchen fiel der Blick seiner braunen Augen auf ein Ziel, dass ihm lohnend erschien. Immerhin wusste er, wo die Stadt lag und er sprach auch zumindest etwas Englisch, also würde er dort ganz sicher irgendwie klarkommen. 'Das ist es.' beschloss Joey und ging zu einem der Schalter, um sich ein Ticket zu besorgen. Die junge Frau in der Uniform eines der zahlreichen Reisebüros lächelte ihm geschäftsmässig zu und bot ihm einen Platz an, bevor sie sich nach seinen Wünschen erkundigte. "Einmal nach Los Angeles." antwortete der Blondschopf auf ihre höfliche Frage und sie tippte etwas in ihren Computer ein. "Hin- und Rückflug?" erkundigte sie sich und der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Nein, nur Hinflug. Und das am besten so schnell wie möglich. Ich ziehe zu meinem Onkel und komme nicht mehr hierher zurück." log er, ohne rot zu werden. Die junge Frau nickte nur und nannte ihm dann den Preis. 'Wow, ganz schön happig. Dann bleibt mir nicht mehr viel übrig für einen Neuanfang da drüben.' dachte der Junge, doch dann zuckte er innerlich die Achseln. Das war ein Problem, mit dem er sich immer noch beschäftigen konnte, wenn er erst einmal da war. So nahm er sein gespartes Geld aus seiner Tasche und zählte den verlangten Betrag ab. "Hier ist Ihr Ticket. Der Flug, auf den ich Sie gebucht habe, geht in zwei Stunden. Wenn Sie hier vorne links gehen, können Sie ihr Gepäck aufgeben und einchecken. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Reise und danke Ihnen herzlich, dass Sie sich entschieden haben, mit Nippon Air zu fliegen." leierte sie in leicht monotonem Singsang hinunter – offenbar war sie zu müde, um noch wirklich Interesse oder gar Freundlichkeit heucheln zu können – und reichte ihm sein Flugticket an. Grinsend nahm der Sechzehnjährige sein Stück Freiheit von ihr entgegen, bedankte sich höflich und stand dann wieder auf. Die Schmerzen, die er schon die ganze Zeit über beim Gehen und auch beim Sitzen gespürt hatte, ignorierte er und machte sich gut gelaunt auf den Weg zum Einchecken. Da er nicht wirklich viel Gepäck hatte, beschloss Joey, es als Handgepäck mit ins Flugzeug zu nehmen. So konnte er ganz sicher sein, dass seine wenigen Habseligkeiten nicht verloren gingen. Seufzend liess er sich im Wartebereich auf einem der bequemen Sitze nieder und verschränkte seine Arme im Nacken. 'Meine letzten zwei Stunden in Domino.' dachte er und erinnerte sich schlagartig daran, dass seine Freunde sich am nächsten Tag sicher Sorgen um ihn machen würden, denn sie wussten ja nicht, womit er seit beinahe einem Jahr gezwungenermassen seine Nachmittage verbrachte. 'Ich sollte es ihnen wenigstens erklären.' beschloss der Blondschopf und stand auf, um nach einem Telefon zu suchen. Gerade, als er eines entdeckt hatte, fiel ihm ein, dass es keine gute Idee war, Yugi und die Anderen noch anzurufen, denn sie würden sicher versuchen, ihn von seinem Entschluss abzubringen. Und so, wie er sich selbst kannte, würde es ihnen wahrscheinlich auch gelingen. Suchend sah der Sechzehnjährige sich um, bis er einen kleinen Laden entdeckte, in dem es unter Anderem auch Briefpapier und Briefmarken gab. 'Das ist die Idee. Ich werde ihnen einfach schreiben.' Gut gelaunt schlenderte er zu dem Verkäufer, einem Mann von etwa Mitte Dreissig mit dem gleichen braunen Haar, das auch Tristan hatte – ein Gedanke, den er so schnell wie möglich wieder von sich schob – und orderte bei ihm einen Block, einen Kuli, Briefumschläge und eine Briefmarke. Bewaffnet mit diesen Utensilien ging Joey zurück zur Wartehalle, liess sich dort nieder und begann, die Briefe an seine Freunde zu schreiben. Jedem von ihnen schrieb er so schnell wie möglich nur wenige Zeilen, die ihnen erklären sollten, dass sie sich wahrscheinlich nicht mehr wiedersehen würden, weil er nicht vorhatte, wieder nach Hause zu kommen. Dann bedankte er sich für ihre Freundschaft und die Hilfe, die er während der letzten Jahre von ihnen erhalten hatte. Zu guter Letzt faltete er alle Briefe zusammen und schob sie in einen Umschlag, auf den er Yugis Adresse schrieb. In den Brief für den Kleineren, den er und Tristan früher immer geärgert und gehänselt hatten, schrieb er die Bitte, die anderen Briefe an ihre jeweiligen Empfänger weiterzuleiten. Mit keinem einzigen Wort erwähnte er jedoch, was genau ihn zu dem Entschluss gebracht hatte, Domino und auch ganz Japan zu verlassen. Der Blondschopf wollte auf keinen Fall, dass seine Freunde erfuhren, zu was sein Vater ihn in den letzten Monaten immer und immer wieder gezwungen hatte. 'Sie werden mich wahrscheinlich dafür hassen, aber ich kann nicht anders. Ich halte dieses Scheissleben einfach nicht mehr aus.' dachte er und wischte sich über die Augen, denn sein Blick war tränenverschleiert und es fiel ihm schwer, die Buchstaben auf dem Papier noch zu erkennen. 'Verdammt, ich wollte doch nicht mehr heulen!' schalt sich der Braunäugige in Gedanken, doch es war so gut wie unmöglich, die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. 'Ich werde euch echt vermissen, Leute, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich kann nicht bleiben, sonst geh ich kaputt.' Nachdem er mit seinen Briefen fertig war, machte sich der Sechzehnjährige auf die Suche nach einem Briefkasten, warf den Brief ein und ging zurück auf seinen Platz. Gerade, als er sich wieder setzen wollte, erklang der Aufruf, dass sein Flugzeug bereit zum Borden wäre und so ging Joey stattdessen hinüber und checkte ein. Keine Viertelstunde später fand er sich in einem recht bequemen Sitz am Fenster wieder und wartete gespannt darauf, dass es endlich losgehen würde. Nach und nach füllte sich der Flieger und auf den Platz neben ihn setzte sich eine rothaarige, etwas korpulente Frau von circa Ende Zwanzig, die ihm freundlich zulächelte. "Are you homeward bound?" fragte sie auf Englisch und der Blondschopf brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass sie ihn gefragt hatte, ob er auf dem Weg nach Hause wäre. Innerlich lächelnd schüttelte der Junge den Kopf. Sicher, er sah mit seinen braunen Augen und den blonden Haaren mehr wie ein Amerikaner aus als wie ein Japaner, aber dennoch war er keiner. 'Na ja, zumindest noch nicht.' schmunzelte er und erinnerte sich dann daran, dass die junge Frau ihn immer noch ansah und offenbar auf eine Antwort wartete. "Not really. I'm heading for a new life." erklärte er einigermassen mühsam und sie nickte lächelnd, als würde sie verstehen. "So then I wish you good luck." erwiderte sie und griff nach den Kopfhörern. "Thank you." gab der Sechzehnjährige zurück und lächelte ebenfalls. Wenn diese Begegnung zeigte, wie sein neues Leben aussehen würde, dann mochte er es jetzt schon. ******************************************************************************** So, damit wäre das Kappi auch schon beendet. Das nächste ist schon in Arbeit. Ich hoffe, ihr bleibt der Story auch weiterhin treu. Man liest sich hoffentlich!! Karma Ankunft ------- Und hier ist auch schon das dritte Kappi. Nyo, eigentlich ist es ja das zweite. Egal. Jedenfalls wünsche ich viel Spass beim Lesen und kommentiert fleissig, ja? *süchtig nach euren kommis ist* *ohne feedback jämmerlich zugrunde geht* Karma ******************************************************************************** Kaum hatte Joey es sich bequem gemacht, erklärten die Stewardessen auch schon, was im Notfall zu tun war. Zu seinem Glück erklärten sie alles nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Japanisch, so dass er wenigstens verstand, was sie sagten. 'Dabei sollte ich mich langsam an die englische Sprache gewöhnen. Schliesslich werde ich sie ab morgen täglich hören und auch sprechen müssen.' ermahnte sich der Blondschopf selbst und bemühte sich, den englischen Ausführungen zuzuhören und die japanischen zu ignorieren. Die junge Amerikanerin, die neben ihm sass, musterte seine Bemühungen äusserst interessiert. "You are trying to learn English?" wollte sie wissen und der Sechzehnjährige nickte mit einem schiefen Grinsen. "Yes, but I think I'm not really..." erwiderte er und suchte verzweifelt nach dem richtigen Wort. Sie lächelte ihm zu. "Successful?" schlug sie vor und er nickte erleichtert. "Yes. Thank you." "You're welcome." antwortete sie und lachte leise, als sie das verständnislose Gesicht des Jungen sah. "Das bedeutet: Gern geschehen." erklärte sie auf Japanisch und der Angesprochene sah sie staunend an. "Sie sprechen Japanisch?" fragte er und sie nickte. "Selbstverständlich. Ich war zu Besuch in der Heimat meiner Großmutter. Sie hat mir die Sprache beigebracht, als ich noch sehr jung war." gab sie in fliessendem Japanisch zurück. "Mein Name ist Jean. Jean Holloway." stellte sie sich vor und reichte dem Sechzehnjährigen die Hand. Der ergriff sie und lächelte. "Joey Wheeler. Ich weiss, das klingt nicht sehr japanisch, aber ich bin trotzdem hier geboren." erwiderte er. "Sie sehen auch nicht sehr japanisch aus. Immerhin sind Sie blond. Aber das muss ja nichts heissen, nicht wahr?" fragte sie und entblösste beim Lächeln zwei Reihen weisser Zähne. "Und jetzt fliegen Sie nach L. A.? Ganz allein?" erkundigte sie sich und der Angesprochene nickte. "Ja. Ich werde von jetzt an bei meinem Onkel leben." sagte er und bedauerte gleichzeitig, ihr diese Lüge erzählen zu müssen, doch es war besser, wenn sie nicht die Wahrheit erfuhr. "Das wird sicher sehr spannend für Sie. Die Staaten sind ganz anders als Japan. Aber Sie sind jung, da wird es Ihnen nicht schwer fallen, sich einzugewöhnen. Die USA können zuweilen sehr schön sein, auch wenn sie sich nicht immer von ihrer besten Seite zeigen. Ich selber lebe in San Francisco, aber ich besuche noch Verwandte in L. A., bevor ich wieder nach Hause fahre." erklärte Jean und schob sich eine ihrer roten Strähnen, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte, hinters Ohr. "Ich fliege zum allerersten Mal überhaupt." sagte Joey und grinste schief. "Dann ist das alles sicher ganz besonders aufregend für Sie." lächelte seine Gesprächspartnerin und legte die Kopfhörer zur Seite. "Wenn Sie möchten, könnte ich etwas Englisch mit Ihnen üben, während wir in der Luft sind. Die gebräuchlichsten Floskeln, damit Sie nach Ihrer Ankunft vor Ihrer Familie glänzen können." bot sie an und der Blondschopf nickte begeistert. Den Gedanken, dass keine Familie auf ihn wartete, verdrängte er schnell in den hintersten Winkel seines Bewusstseins. "Das wär echt... That would be really nice." versuchte er und erntete ein Lächeln der jungen Frau. "Very good. I'm sure you'll learn quickly." erwiderte sie und der Jüngere runzelte die Stirn in dem Versuch, sie zu verstehen und ihr korrekt zu antworten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entspann sich eine rege Unterhaltung zwischen den Beiden, die ihn so fesselte, dass er den Start des Fliegers nur am Rande wahrnahm. Das Gespräch endete erst, als er spürte, dass seine und Jeans Augen immer öfter zufielen. "I think we should take a nap." schlug die junge Frau vor und der Sechzehnjährige nickte müde und schloss die Augen ganz. Er war sich ziemlich sicher, dass 'nap' so viel wie 'Nickerchen' bedeutete, und nach dem letzten Nachmittag und den vergangenen Stunden war er mehr als nur müde. Joey schreckte erst aus seinem traumlosen und offenbar ziemlich langen Schlaf hoch, als ihn jemand an der Schulter rüttelte. "Die Maschine macht einen Zwischenstop in London. Das bedeutet, dass wir das Flugzeug wechseln müssen." informierte ihn Jean auf Japanisch und der Blondschopf nickte und folgte ihr nach draussen. "Heathrow International Airport." erklärte die junge Frau, als sie aus dem Flieger gestiegen waren. Fasziniert und mit großen Augen sah sich ihr Begleiter um. "Wow. Ich bin tatsächlich hier." stellte er fest, nachdem er sich selbst kurz gekniffen hatte, um festzustellen, ob er nicht doch alles nur träumte. Ja, er stand in London, England – wie die Schilder am Flughafen verkündeten –, und war zum ersten Mal in seinem Leben wirklich allein und ganz weit von zu Hause weg. 'Das ist nicht mehr mein Zuhause. Mein neues Zuhause wird in Los Angeles sein.' erinnerte sich der Sechzehnjährige selber, schluckte tapfer die aufsteigenden Tränen wieder hinunter und versuchte, in dem verwirrenden Gewirr aus Schildern seinen Weg zu finden. Zu seinem Glück schien seine Begleiterin zu merken, dass er Schwierigkeiten hatte, sich zurechtzufinden, denn sie nahm seinen Arm und hakte sich bei ihm ein. "I hope you don't mind if I show you the way." sagte sie und der Angesprochene nickte und liess sich dankbar lächelnd von ihr mitziehen. "We'll stay in London for about two hours." erklärte Jean und zog den Jüngeren mit zu ein paar Sitzen, die in der Nähe des Gates standen, durch dass sie in knapp zwei Stunden die Maschine für ihre Weiterreise besteigen mussten. "I have never been this far away from home before." murmelte Joey und atmete mehrmals tief durch, um nicht wieder daran denken zu müssen, was er alles hatte zurücklassen müssen. Stattdessen konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf das, was er nur zu gerne hinter sich gelassen hatte. 'Auf Nimmerwiedersehen, alter Suffkopf! Ich hoffe, Du schmorst in der Hölle, denn Du hättest es mehr als nur verdient!' dachte er grimmig. Durch die Versunkenheit in seine Gedanken entging ihm völlig, dass die junge Amerikanerin ihn von der Seite musterte. "Are you okay?" fragte sie besorgt und diese Worte rissen den Blondschopf aus seinen Grübeleien. "Was? Oh, ja... ähm... yes, I'm fine. It's just… I'm not…" stammelte er und spürte wie sich ein Arm beruhigend auf seinen legte. "I think I understand. You're not used to being so far away from your friends and your family. But I'm sure you'll get used to your new life soon." munterte sie ihn auf und der Junge lächelte sie dankbar an. "You are an angel, Jean." sagte er warm und ihre Wangen nahmen durch das plötzliche Kompliment die gleiche Farbe an wie ihr Haar. "Thank you." erwiderte sie und lächelte ihrem Gesprächspartner zu. Wieder lächelte der Sechzehnjährige zurück, dann lehnte er sich müde an die Lehne des Stuhls, auf dem er sass, und liess seinen Blick durch die gut besuchte Abflughalle wandern. 'So viele Menschen. Und die meisten werden wohl entweder jetzt zu ihren Familien zurückfliegen oder sie bald wiedersehen. Und ich? Ich habe nichts und niemanden, zu dem ich gehen kann.' sinnierte er und schüttelte unbewusst den Kopf. Solche Gedanken durfte er sich nicht machen, denn das würde ihn nur unnötig deprimieren. 'Ich werde mir ein ganz neues Leben aufbauen, neue Freunde finden und mich vielleicht auch irgendwann wieder verlieben. Ich werde glücklich sein. Ganz bestimmt. Und wenn ich das alles endlich geschafft habe, kann ich mich auch wieder bei den Anderen melden – wenn sie dann noch etwas von mir wissen wollen.' dachte er und schob alle Gedanken an seine Freunde, die ihn sicherlich vermissen würden, vorerst weit von sich. Jetzt war nicht der richtige Augenblick um über so etwas nachzugrübeln. "We'll arrive in L. A. round about 10 a. m., so you'll have a whole day to go to the beach or have some fun." riss ihn Jeans Stimme aus seinen Grübeleien und er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der jungen Frau zu, die ihn mit ihrer fröhlichen Art und ihrem munteren Geplapper von seinen Gedanken, Ängsten und Zweifeln ablenkte. "Sounds good for me." gab Joey zurück und seine braunen Augen funkelten unternehmungslustig. Ja, er würde auf jeden Fall Spass haben. Und er würde sich nie, nie wieder so erniedrigen lassen, wie es sein Vater im letzten Jahr getan hatte. Wieder schüttelte er den Kopf. Nein, er wollte nie wieder darüber nachdenken, was er alles hatte tun und ertragen müssen. Das war endgültig Vergangenheit und er würde sich nie wieder dazu herablassen, so etwas zu tun. Auf keinen Fall! "You are not really here with me, are you?" fragte Jean und der Blondschopf wandte ihr wieder seine Aufmerksamkeit zu. "I'm terribly sorry. It's just such a new experience for me. So many things I've never seen before." erklärte er. Sie nickte lächelnd und schenkte ihm einen warmen Blick aus ihren blauen Augen, die ihn sehr an Thea erinnerten. 'Nicht daran denken.' ermahnte er sich selbst, musste aber dennoch kurz die Augen schliessen, denn das Wissen, dass er alles, was ihm wichtig war, einfach so zurückgelassen hatte, tat trotz allem weh. "There's someone that you're missing, am I right?" erkundigte sich die Rothaarige und der Angesprochene nickte. "I really miss my friends." gab er zu und wischte sich über die Augen. "Oh, I understand. But I'm sure they'll visit you during their holidays. And there are phones and the Internet, so you can keep in touch with them." versuchte sie, ihren Gesprächspartner aufzumuntern. Dem Jungen war zwar keineswegs nach Lachen oder Fröhlichkeit zumute, doch er grinste sie trotzdem an und war froh, dass er sich noch immer auf seine Maske aus aufgesetzter Heiterkeit verlassen konnte, die ihm auch in der Schule schon sehr oft gute Dienste geleistet hatte, wenn er wieder einmal hatte überspielen müssen, wie schlecht es ihm eigentlich ging. Offenbar versagte diese Maske auch bei Jean nicht, denn sie sah regelrecht erleichtert aus. Innerlich seufzend lehnte sich der Sechzehnjährige wieder zurück und bemühte sich, der Unterhaltung mit der jungen Amerikanerin auch weiterhin zu folgen. So verging auch noch der Rest der Zeit, bis ihr Weiterflug aufgerufen wurde. Unglücklicherweise hatte er in der Maschine seinen Platz nicht wieder neben der Rothaarigen, sondern neben einem missmutig dreinblickenden Geschäftsmann von etwa Mitte Vierzig, dessen Gesicht deutlich zeigte, wie wenig ihm die Gesellschaft des jungen Japaners zusagte. Davon liess sich Joey jedoch nicht einschüchtern, immerhin hatte er schon weitaus eisigere Blicke als den seines neuen Sitznachbarn ertragen und überlebt. Unwillkürlich wanderte seine Erinnerungen zurück zur Schule und zu Seto Kaiba, seinem erklärten Erzfeind. 'Ob er überhaupt bemerkt, dass ich weg bin? Und ob er mich auch vermisst? Nur ein ganz kleines Bisschen vielleicht? Hätte ich ihm auch schreiben und mich von ihm verabschieden sollen?' fragte sich der Blondschopf und seufzte abgrundtief. Was hätte er dem Brünetten schon schreiben können? Hätte der sich überhaupt die Mühe gemacht, einen Brief von ihm, dem verlausten Straßenköter, zu lesen? Wahrscheinlich nicht. 'Ab jetzt wird mich nie wieder jemand so nennen. Nie wieder 'Köter', 'Streuner', 'Flohschleuder' oder etwas ähnlich Reizendes.' dachte der Sechzehnjährige und seufzte erneut. Der Gedanke liess ihn unerwartet wehmütig werden. Nicht nur seine Freunde, auch Seto Kaiba und ihre ständigen Reibereien und Streits würden ihm fehlen. Und nicht nur das. Er würde auch den Menschen Seto Kaiba vermissen, denn ihm war längst klar, dass der Andere für ihn schon lange weit mehr war als nur ein Klassenkamerad oder jemand, mit dem er einfach nur gerne stritt. 'Aber das wird er nie erfahren. Ist auch besser so. Er würde mich hassen, wenn er wüsste, wie ich über ihn denke und was ich für ihn empfinde. So will er ganz bestimmt nicht gesehen werden. Und ganz besonders nicht von mir.' sinnierte er und wandte den Blick aus dem Fenster, bis ihm die Augen zufielen und er einschlief. Als er das nächste Mal erwachte, weil das Flugzeug ruckelte, stellte er mit einem verschlafenen Blick aus dem Fenster fest, dass es draussen helllichter Tag war und die Maschine offenbar gerade gelandet war. Müde wischte sich Joey über die Augen und griff nach seiner Tasche. Dann wartete er, bis der Flieger endgültig zum Stehen gekommen war und auch sein Sitznachbar aufstand und das Flugzeug verliess. Im Terminal angekommen sah der Blondschopf sich erst einmal um und liess die ganzen neuen Eindrücke auf sich wirken. Die vielen Menschen erinnerten ihn an Domino City zur Rushhour, aber da es hier erst kurz nach zehn morgens war, konnte es kaum damit zusammenhängen. Andererseits war Los Angeles um ein Vielfaches größer als seine Heimatstadt, der er am Abend zuvor – also in ein paar Stunden, denn immerhin war es laut Datumsanzeige noch immer der 16. Juni – verlassen hatte. "Joey? Wait a second!" rief eine wohlbekannte weibliche Stimme, bevor der Junge seine Tasche nehmen und den Flughafen verlassen konnte. Der Angesprochene drehte sich um und sah hinter sich das lächelnde Gesicht von Jean, die ihm aufgeregt zuwinkte. Als sie endlich bei ihm angekommen war, drückte sie ihm eine Visitenkarte in die Hand. "I'd be really glad if we could keep in touch with each other." sagte sie und strahlte den vor ihr Stehenden an, der sie um ein paar Zentimeter überragte. "It would be nice if you'd call me as soon as you've gotten used to your new life in the United States." fuhr sie fort und der Sechzehnjährige nahm die Karte dankbar an sich. Es war schön zu wissen, dass sich jemand offenbar zumindest ein bisschen für ihn interessierte, auch wenn es eine völlig Fremde wie die junge Amerikanerin war. "Sure. I won't forget it. Promised!" versprach er und winkte ihr nach, als sie fröhlich in Richtung eines jungen Paares verschwand, dessen weibliche Hälfte sehr große Ähnlichkeit mit ihr hatte. 'Wohl ihre Schwester.' sinnierte der Braunäugige, schulterte seine Tasche und lief los, geradewegs hinein in sein wohl größtes Abenteuer. ******************************************************************************** Tja, jetzt ist das Hündchen also endlich in L. A. angekommen. Ab jetzt geht's also richtig los mit dem neuen Leben, den neuen Freunden und der neuen Liebe. Ob er alles kriegt, was er sich wünscht? Was denkt ihr? Ich weiss, was ihn noch erwartet, aber ich spoiler nicht. Lasst euch überraschen und spekuliert ruhig ein bisschen. Wir lesen uns im nächsten Kappi wieder!!! *alle kraftig knuddel und umknutsch* Karma Fehlen ------ So, und hier ist auch das vierte Kappi. Jaja, ich bin fleissig. Werd wahrscheinlich im Laufe der Nacht noch das fünfte anfangen. Ideen hab ich schon. Hoffe, ihr werdet es mögen. Enjoy reading! Karma ******************************************************************************** Am Donnerstagmorgen sahen sich Thea, Yugi, Tristan, Ryou und Duke in der ersten Pause ratlos an. "Was ist denn mit Joey los? Sonst kommt er zwar auch spät, aber doch nicht so spät." ergriff Duke das Wort, doch die Anderen zuckten nur mit den Achseln und blieben ihm eine Antwort schuldig. Keiner von ihnen hatte eine Ahnung, wo ihr blonder Freund abgeblieben war. Sicher, es war typisch für ihn, sich in irgendwelche Schwierigkeiten zu bringen oder zu spät zur Schule zu kommen, aber für gewöhnlich tauchte er wenigstens zum Ende der ersten oder allerspätestens zum Beginn der zweiten Stunde auf. Inzwischen war die erste Pause allerdings schon beinahe vorbei und noch immer war keine Spur des fröhlichen Blondschopfs zu sehen. "Langsam mache ich mir wirklich Sorgen. Vielleicht ist er ja dieses Mal ernsthaft krank." mutmasste Thea und warf einen besorgten Blick zum Schultor, um das eventuelle Auftauchen ihres Freundes nicht zu verpassen. Die vier Jungs, die im Halbkreis um sie herumsassen, taten es ihr gleich. Alle Fünf schwiegen und warteten, doch wer auch zum Ende der Pause noch immer nicht auftauchte, war Joey. "Wir müssen langsam reingehen." erinnerte Ryou die Anderen und stand auf. Seine Freunde taten es ihm gleich und folgten ihm langsam zurück in das Schulgebäude. Dabei warfen sie abwechselnd immer wieder Blicke über die Schulter, aber der Blondschopf kam und kam nicht. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Nachdem er den ganzen Donnerstag nicht auffindbar gewesen war, begannen die Fünf, sich am Freitag wirklich Sorgen zu machen, als Joey auch an diesem Tag nicht zur Schule kam. "Ich habe mich gestern überall umgesehen, wo er normalerweise hingeht, aber er war nirgendwo." erklärte Tristan gerade und liess sich auf seinen Platz fallen. "Wahrscheinlich ist er wirklich krank und liegt zu Hause. Vielleicht sollten wir ihn mal besuchen gehen." schlug Thea vor, doch Yugi winkte ab. "Nein, besser nicht. Du weisst doch, dass er nicht möchte, dass wir zu ihm nach Hause kommen." sagte er und sah das Mädchen an. "Ich bin sicher, er meldet sich früher oder später bei einem von uns." versuchte Duke, die Anderen aufzumuntern, obwohl er mindestens ebenso besorgt war wie sie. Keiner von ihnen kannte diese Seite an ihrem Freund Joey. Sicher, er war hin und wieder unzuverlässig und unpünktlich und in den letzten Monaten hatte er oft nur sehr wenig Zeit für seine Freunde gehabt, aber dennoch war es ungewöhnlich, dass er ganze zwei Tage lang komplett von der Bildfläche verschwand. "Ist nur blöd, dass er kein Telefon hat, sonst könnten wir ihn wenigstens anrufen." seufzte Ryou und liess seinen Blick über die geknickten Gesichter seiner Freunde schweifen. Man merkte sofort, dass jemand fehlte, denn sonst waren sie alle in den Pausen meist ausgelassen und fröhlich. Und das war für gewöhnlich ganz allein Joeys Verdienst, weil er es immer wieder schaffte, sie alle mit seinen Scherzen – oder auch mit seinen Streitereien mit Seto Kaiba, seinem Erzfeind und erklärten Lieblingsgegner – zum Lachen zu bringen. "Du weisst doch, dass die Wheelers dafür nicht genug Geld haben." erinnerte ihn Yugi und der Weisshaarige schrak aus seinen Gedanken und nickte. "Ja, sicher. Ich mein ja auch nur. Wenn wir ihn wenigstens anrufen könnten, wüssten wir mehr. Ich hasse es, so in der Luft zu hängen und nicht zu wissen, was mit ihm ist." gab er zurück und seufzte erneut. Ohne Joey waren sie alle einfach nicht sie selbst. "Ob seine Schwester weiss, was mit ihm ist?" fragte Thea in die Runde. Die Anderen zuckten nur die Achseln. "Vielleicht. Hast Du ihre Nummer?" erkundigte sich Tristan und das Mädchen nickte. "Ja, sicher. Ich rufe sie heute Mittag mal von zu Hause aus an. Vielleicht kann sie uns ja sagen, was mit ihrem Bruder los ist." sagte sie und ihre Stimme klang hoffnungsvoll und besorgt zugleich. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Was sagst Du? Hat er nicht? Wie lange denn schon?" Gespannt beobachteten ein grünes, ein violettes und zwei braune Augenpaare, wie Thea telefonierte. "Ja. Ja, danke, Serenity." murmelte sie und legte auf. Dann liess sie sich auf den Boden neben ihre Freunde fallen und sah sie der Reihe nach traurig an. "Serenity hat keine Ahnung, was mit Joey ist. Sie hat schon seit Monaten nicht mit ihm gesprochen, weil ihre Mutter ihm den Umgang mit ihr endgültig verboten hat. Nach dem, was sie mir gerade gesagt hat, hat sie ihrem eigenen Sohn sogar mit der Polizei gedroht, wenn er sich nicht von seiner Schwester fernhält. Das war letztes Jahr im September." erzählte sie den Anderen, was sie soeben von dem jüngeren Mädchen erfahren hatte. Die vier Jungs sahen sich gegenseitig geschockt an. Neun Monate lang schon durfte Joey seine über alles geliebte kleine Schwester nicht sehen? Und er hatte keinem von ihnen gegenüber auch nur ein einziges Wort darüber verloren! Aber warum nicht? "Was ist bloss mit ihm los? Warum hat er uns das denn nicht erzählt?" sprach Yugi die Frage aus, die sie sich alle stellten. "Vielleicht hat er sich geschämt." mutmasste Ryou und legte nachdenklich einen Zeigefinger an die Lippen. "Aber unser Joey doch nicht!" widersprach Tristan. "Er weiss doch, dass wir seine Freunde sind. Mit uns kann er doch über alles reden." "Offensichtlich nicht." widersprach Ryou. "Sonst hätte er es uns ja wohl gesagt, oder? Zumindest einem von uns, wenn schon nicht uns allen. Aber das hat er nicht. Er hat geschwiegen." sagte er und ignorierte das ärgerliche Blitzen in den braunen Augen des Anderen. "Mit mir hätte Joey jedenfalls jederzeit reden können!" beharrte der Braunhaarige und Yugi legte ihm beruhigend eine Hand auf seinen Arm. "Jetzt reg Dich doch nicht so auf. Sobald Joey wieder da ist, können wir ihn ja fragen, warum er nicht mit uns geredet hat." "Ja, aber..." setzte der Größere an, doch Duke fiel ihm ins Wort. "Ich weiss ja nicht, wie's euch geht, Leute, aber so langsam frage ich mich, was Joey uns alles noch NICHT erzählt hat. Das ist doch eigentlich so gar nicht seine Art. Er ist doch sonst nicht so. Ob er irgendwelche Probleme hat?" fragte er laut in die Runde und die Anderen sahen ihn geschockt an. Daran hatten sie noch gar nicht gedacht. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Den gesamten restlichen Freitagnachmittag verbrachten die fünf Freunde damit, zu beratschlagen, was sie tun und wie sie Joey helfen konnten. Zu ihm nach Hause zu gehen, kam eigentlich nicht in Frage, aber nach langem Debattieren entschieden sie sich schlussendlich doch dafür. Eine andere Möglichkeit, etwas über den Verbleib ihres Freundes zu erfahren, hatten sie schliesslich nicht. Gemeinsam machten sich die Fünf also am Samstagmorgen auf den Weg zu der Adresse des Blondschopfs. Duke, Thea und Ryou sahen sich schockiert um. "HIER wohnt er?" fragte der Schwarzhaarige und Tristan nickte. "Ja. Und genau deshalb wollte er auch nie, dass ihn jemand von uns besucht." erklärte er seufzend und stieg die alte, wackelige Holztreppe hinauf, die zur Wohnung der Wheelers führte. Oben angekommen klingelte und klopfte er, doch nichts geschah. Eine ganze Weile warteten die Fünf, doch als auch nach zwei Stunden noch kein wohlbekannter Blondschopf von irgendwoher aufgetaucht war, gaben sie es schliesslich auf. "Ich glaube, das Beste ist, wir teilen uns auf und jeder sucht woanders. Vielleicht finden wir ihn so. Irgendwo muss er ja sein." schlug Tristan vor und die Anderen nickten sofort. Lange brauchten sie nicht, um sich darüber zu einigen, wer wo suchen würde. Dann zogen sie, jeder in eine andere Richtung, los. Gegen Abend trafen sie sich in ihrem Lieblingsrestaurant wieder. Alle Fünf liessen sich nach und nach resigniert an einem der Tische nieder. "Es ist wie verhext. Als hätte er sich in Luft aufgelöst!" murrte Duke und Tristan nickte bestätigend. "Allerdings. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt behaupten, Joey war nur ein Hirngespinst von uns allen. So was wie ne kollektive Halluzination. Das kann doch alles einfach nicht wahr sein!" fluchte er und knirschte hörbar mit den Zähnen. Ryou nickte. "Ich weiss, was Du meinst. Ich hab vorhin in meinem Portemonnaie nachgesehen, ob er auf dem Foto vom letzten Klassenausflug auch wirklich drauf ist." sagte er und zog das Bild, von dem er gesprochen hatte, aus seiner Tasche. "Ich versteh das einfach nicht! Warum meldet er sich denn nicht wenigstens kurz bei einem von uns?" fragte Yugi verzweifelt und kämpfte mühsam mit den Tränen, die in seine Augen steigen wollten – ein aussichtsloser Kampf, den er schon nach wenigen Sekunden verlor. Thea zog den Kleineren tröstend in ihre Arme und reichte ihm ein Taschentuch. "Danke." schniefte Yugi, wischte sich über das Gesicht und putzte sich geräuschvoll die Nase. "Ich verstehe das einfach nicht. Warum meldet er sich denn nicht?" murmelte Ryou und sah die Anderen der Reihe nach an. "Vielleicht hat er schon bei einem von uns angerufen, aber es war niemand da." mutmasste Duke und erntete eine Menge erschrockener Blicke von seinen vier Freunden. An die Möglichkeit, dass der Blondschopf einen von ihnen angerufen haben könnte, während sie nach ihm gesucht hatten, hatte noch keiner von ihnen gedacht. "Lasst uns nach Hause gehen und mal nachfragen. Vielleicht hat er sich ja gemeldet. Vielleicht hat er ja auch ne Nachricht hinterlassen oder so. Oder er hat vielleicht auf meinen Anrufbeantworter gequatscht." sagte der Schwarzhaarige, zahlte und stand auf. Der Rest der Clique tat es ihm gleich. Immerhin war es ja möglich, dass Joey sich auf diese Art bei einem von ihnen gemeldet hatte. Jedenfalls hoffte jeder der Fünf das aus ganzem Herzen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Hat sich Joey inzwischen bei einem von euch gemeldet?" Fragend sah Thea den Rest ihrer Freunde am Montagmorgen an, doch die schüttelten alle unisono den Kopf. "Nein, bei mir nicht. Ich hab ihn seit letztem Mittwoch nicht mehr gesehen." erwiderte Tristan und wollte noch etwas hinzufügen, als Yugi völlig aufgelöst in den Klassenraum gestürzt kam. "Joey ist von zu Hause abgehauen!" keuchte er, wischte sich über die Augen und zog dann einen zerknitterten Briefumschlag aus seiner Jackentasche. "Der Brief ist am Samstag, als wir alle unterwegs waren, bei uns angekommen, aber mein Großvater hatte ihn vergessen. Vorhin hat er ihn mir gegeben. Er ist von Joey. Und für jeden von euch ist einer drin. Auch für seine Schwester. Er ist weg. Einfach so." schniefte der Kleinste in der Runde. Seine Freunde starrten ihn entgeistert an. Joey war abgehauen? Aber wieso? Was war denn nur in den Blondschopf gefahren? "Briefe für uns? Zeig her." Ryou war der erste, der seine Fassung wiedergewann. Seine dunklen Augen waren auf den völlig aufgelösten Yugi gerichtet. Noch immer leise schniefend zog dieser die gefalteten Umschläge aus seinem Briefumschlag heraus und verteilte sie an seine Freunde. "Er ist wirklich abgehauen. Und er schreibt, dass er nie wieder nach Hause kommt." murmelte Thea, nachdem sie den an sie adressierten Brief gelesen hatte, und liess sich kraftlos auf ihren Platz sinken. Ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen. "Aber das kann er doch nicht machen!" protestierte Duke. "Was soll denn der Scheiss? Spinnt der jetzt total? Von wegen 'War ja nett mit euch, Leute, aber ich verpiss mich jetzt' oder was? Was soll denn das? Verdammt, Joey!" Krachend schlug Tristan mit der Faust auf den Tisch und seine braunen Augen blitzten so wütend, dass Yugi und Ryou erschrocken zusammenzuckten. "Hier steht, dass er es einfach nicht mehr aushält, bei seinem Vater zu bleiben." murmelte der Weisshaarige und setzte sich neben die noch immer leise vor sich hin weinende Thea. "Aber wenn das so schlimm war, warum ist er denn dann nicht zu uns gekommen? Immerhin sind wir doch seine Freunde!" schniefte nun auch Yugi und machte sich nicht die Mühe, seine Tränen zu verbergen. "Was ist denn überhaupt mit seinem Vater? Gut, ich weiss, dass er trinkt – und zwar nicht gerade wenig –, aber das ist doch noch lange kein Grund, einfach von zu Hause abzuhauen, ohne einem von uns Bescheid zu sagen. Er hätte doch zu mir kommen können. Warum hat er das nicht gemacht?" fragte Tristan und knirschte hörbar mit den Zähnen. "Er hätte auch zu mir kommen können." mischte sich Duke ein und starrte fassungslos auf die wenigen Zeilen, die Joey ihm in seiner krakeligen Handschrift hinterlassen hatte. "Ich hab doch genug Platz bei mir zu Hause. Verdammt, warum hat er denn bloss nie was gesagt?" "Die Frage ist wohl eher, warum wir nie etwas gemerkt haben." murmelte Ryou und sah die Anderen der Reihe nach an. "Wir nennen uns seine Freunde und merken nicht, dass es ihm offenbar total dreckig ging." fügte er hinzu und liess den Kopf hängen. Wütend über die Aussage des Weisshaarigen, aber noch wütender über sich selbst, weil der Jüngere ganz offenbar Recht hatte mit dem, was er gesagt hatte, schlug Tristan mit der Faust erneut auf den Tisch. "Wenn ich ihn in die Finger kriege, bringe ich ihn um, das schwöre ich!!!" zischte er und Thea hob den Blick. "Du bist ja witzig. Wie willst Du ihn denn finden? Hast Du auch nur die leiseste Ahnung, wohin er gegangen sein könnte?" fragte sie und in ihren Augen blitzen Zorn und Trauer gleichermassen. Hilflos zuckte der Braunhaarige die Achseln und Duke legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Wir finden ihn schon irgendwie. So wahnsinnig weit kann er ja nicht gekommen sein, so ohne Kohle. Lasst uns nach der Schule treffen und Suchplakate machen und verteilen. Wir finden ihn schon wieder. Und dann kannst Du ihn immer noch umbringen, Tristan." sagte er an den Braunäugigen gewandt, der Joey von ihnen allen am längsten kannte. ******************************************************************************** Nyo, das war's auch schon für's Erste. Ich hoffe, ihr erschlagt mich nicht, weil das Hündchen dieses Mal so gar nicht wirklich vorkam. Wie's mit ihm weitergeht, werdet ihr noch erfahren, keine Sorge. Wie immer auch hier: Schreibt mir (ich reim schon wieder so grottenschlecht *schäm*)!!! Freu mich doch immer so über den schönen roten Balken. Man liest sich bald wieder!! Karma Wo ist der Köter? ----------------- Und hier ist auch schon gleich das fünfte Kappi von 'Runaway'. Was war das für ein K(r)ampf, das hier zu schreiben!!! *ächz* Nyo, Setos POV ist halt nicht einfach. Hoffe, ihr mögt es trotzdem. Sollte eigentlich noch länger werden, aber ich hab nen Break reingemacht. Ich will die Kappis dieser FF alle recht kurz halten (3-4 Word-Seiten maximal) und dafür lieber öfter was hochladen. Wie immer an dieser Stelle: Viel Spass beim Lesen!! Karma ******************************************************************************** Am Montagmorgen fiel schlussendlich auch Seto Kaiba auf, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. In der letzten Woche war er wegen diverser geschäftlicher Termine an einigen Tagen der Schule ferngeblieben, doch als er nach dem Wochenende seine Klasse betrat und sich auf seinen Platz setzte, war ihm, als wäre etwas anders als er es gewöhnt war. Allen Grübeleien zum Trotz bemerkte der Jungunternehmer erst in der zweiten Pause, was ihn so irritiert hatte: Das Fehlen des lauten, nervtötenden Organs des lauten, nervtötenden Straßenköters Joey Wheeler, der nicht – wie sonst üblich – den Kindergarten, den er seine Freunde nannte, ebenso wie den Rest der Klasse mit den Schilderungen seines Wochenendes nervte. Verwirrt, weil er sich die Abwesenheit des Blondschopfs nicht erklären konnte – und weil diese ihn seltsamerweise irgendwie störte –, widmete sich der Brünette seufzend wieder seinem Laptop. Er hatte weiss Gott Besseres zu tun, als über diese blonde, braunäugige, durch und durch störende Plage auf zwei Beinen nachzudenken. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Auch am Dienstag tauchte der freche Köter nicht wieder auf – eine Tatsache, die Seto nur mit einem Achselzucken zur Kenntnis nahm. Wenn Wheeler so dumm war zu glauben, dass er sich bei seinen miesen Noten Fehlzeiten leisten konnte, dann war er noch dümmer, als der Jungunternehmer immer angenommen hatte. 'Er sollte sich wirklich zumindest ein kleines Bisschen zusammenreissen. Sicher, es ist noch mehr als ein Jahr hin bis zum Abschluss, aber ein Jahr kann eine sehr kurze Zeitspanne sein, wenn man nicht aufpasst und seine Zeit so verschwendet, wie er es immer tut.' dachte der Siebzehnjährige und schüttelte dann über sich selbst den Kopf. Seit wann machte er sich denn Gedanken über den Streuner Wheeler? Der Köter ging ihn doch gar nichts an. Ausserdem würde er schon früher oder später wieder auftauchen und eine – wahrscheinlich gottserbärmlich schlechte – Ausrede für sein Fehlen haben. Und dann würde wieder alles beim Alten sein. Seufzend und mit einem erneuten Kopfschütteln widmete sich der Jungunternehmer wieder seiner Arbeit. Er hatte weder Zeit noch Lust, seine Gedanken an den Blondschopf zu verschwenden, der bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit einen Streit mit ihm vom Zaun brach. 'Wenn dieser Idiot so viel Energie und Leidenschaft in die Schule investieren würde wie in unsere Streitereien, könnte er beinahe schon so etwas wie unterer Durchschnitt sein und nicht so ein erbärmlicher Versager, wie er nun einmal ist.' sinnierte der Brünette und schüttelte ein drittes Mal ärgerlich den Kopf über sich selbst. Für gewöhnlich war es nun wirklich nicht seine Art, sich den Kopf über jemanden zu zerbrechen, mit dem er eigentlich überhaupt nichts zu tun hatte. Und vor allem nicht über jemanden wie Joey Wheeler, mit dem er ungefähr so viel gemein hatte wie ein Tonklotz mit chinesischem Porzellan. 'Wahrscheinlich arbeite ich in letzter Zeit einfach zu viel und diese seltsamen Anwandlungen kommen daher.' stellte Seto fest und nahm sich vor, in Zukunft etwas kürzer zu treten – ein Vorsatz, den er kaum drei Minuten später jedoch schon wieder vergessen hatte, denn seine Geschäfte nahmen ihn völlig in Beschlag. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Am Donnerstag dämmerte dem Jungunternehmer langsam, dass der Köter ganz offenbar nicht schwänzte, sondern augenscheinlich etwas Ernstes mit ihm nicht stimmte. Darauf liessen zumindest die langen, durch und durch unglücklichen Gesichter des Kindergartens rund um Yugi Muto schliessen. 'Ob er ernsthaft krank ist? Vielleicht hat er sich ja die Tollwut oder etwas Ähnliches eingefangen und muss für ein paar Wochen in Quarantäne.' grübelte der Brünette und schmunzelte kaum merklich. Dann warf er einen Blick auf die Freunde des Blondschopfs, die alle wirklich traurig aussahen und kollektiv die Köpfe hängen liessen. 'So ist die Kindergartentruppe doch sonst nicht drauf.' stellte der Siebzehnjährige fest, wurde unbewusst wieder ernst und schüttelte den Kopf – eine Geste, die seine Klassenkameraden ebenso wie sein Assistent und seine Geschäftspartner in den letzten Tagen oft bei ihm gesehen hatten, denn immer wieder waren seine Gedanken ungewollt zu dem Köter und seinem seltsamen Fehlen abgeschweift. Selbstverständlich hätte Seto niemals zugegeben, dass ihn das Verhalten des Blondschopfs störte. Und ebenso wenig hätte er jemals freiwillig zugegeben, dass seine Laune seit dem Anfang der Woche mit jedem weiteren Tag, an dem Joey Wheeler nicht zur Schule kam, schlechter und schlechter wurde. Niemals hätte der Jungunternehmer eingestanden, dass er die Streitereien mit seinem blonden Klassenkameraden vermisste. Diese Tatsache gab er nicht einmal vor sich selber zu. Was sollte ihm an Joey Wheeler denn auch fehlen? Sein ständiges Zuspätkommen? Seine aufdringliche, absolut nervtötende Fröhlichkeit? Sein Talent, immer im passenden Augenblick genau das Falsche zu sagen und ihn damit alle Nerven rauben? Das kämpferische Blitzen in seinen braunen Augen, wenn er wieder einmal auf Konfrontationskurs mit ihm ging? Nein, er hasste Joey Wheeler. Er hasste dessen Stimme, dessen Erscheinung, die unordentlichen blonden Haare, die blitzenden braunen Augen des Jüngeren. Er hasste seine Gegenwart, seine Nähe, seine ständige gute Laune, mit der er einfach jeden – und ganz besonders ihn – permanent nervte. Kurz gesagt, er hasste einfach alles, was es an Joey Wheeler zu hassen gab. Punkt. Mehr gab es zu diesem Thema einfach nicht zu sagen. Dennoch störte ihn die Tatsache, dass ebendieser laute, aufdringlich fröhliche, furchtbar nervtötende Köter nicht zur Schule kam, ganz gewaltig. Sicher, es war ihm vollkommen gleichgültig, was mit dem Jüngeren war, aber dennoch störte ihn dessen Abwesenheit in einer Weise, die Seto sich nicht erklären konnte. Natürlich war er weit, meilenweit davon entfernt, Wheeler zu vermissen! Ihre ständigen Reibereien – die der Streuner sowieso jedes Mal verlor – fehlten ihm kein Bisschen. Schliesslich wusste er auch ohne den Blondschopf, der ihn ständig herausforderte, dass er um Klassen besser und wesentlich redegewandter war als dieser Straßenköter. Eigentlich hatte es gar keinen Sinn, sich ständig mit ihm zu messen. Dummerweise schien Wheeler das für gewöhnlich ganz anders zu sehen, denn er liess eigentlich nie eine Gelegenheit aus, ihn zu provozieren und mit ihm zu streiten – in dem Wissen, dass er sowieso in tausend Jahren nicht würde gewinnen können. Warum ihn das nicht störte, war dem Jungunternehmer schon immer ein Rätsel gewesen. Gut, er selber hätte auch nie aufgegeben, wenn jemand ihn immer wieder besiegt hätte, aber da das eigentlich noch nie der Fall gewesen war (in dieser FF gibt’s die ganze DuelMonsters-Sache nicht, deshalb ist Seto ungeschlagen in allem, was er so tut. Nur zu eurer Information! Karma), musste er sich damit auch nicht auseinandersetzen. Er war seit mehreren Jahren ungeschlagener Schachweltmeister und daran würde sich auch in absehbarer Zeit ganz sicher nichts ändern. Unhörbar grummelnd, weil er seine Zeit doch mit Grübeleien über den Köter verschwendet hatte, wandte der Brünette seine Aufmerksamkeit wieder dem Unterricht zu. Er konnte allerdings weder verhindern, dass seine Blicke immer wieder zu Yugi und seinen Freunden schweifte, noch dass seine Gedanken sich wieder und wieder mit der mysteriösen Abwesenheit Joey Wheelers beschäftigten. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Auch am Freitag tauchte der Köter nicht auf. Und die Tatsache, dass Thea, die Cheerleaderin und üblicherweise personifizierte 'Miss Gute Laune' der Truppe, mitten in der dritten Stunde plötzlich anfing zu weinen, als ihre Geschichtslehrerin auf Wheeler zu sprechen kam, war doch mehr als nur seltsam. Sollte dem Streuner tatsächlich etwas Ernsthaftes zugestossen sein? War er etwa verhaftet worden? Oder lag er vielleicht gar schwer krank oder lebensgefährlich verletzt im Krankenhaus? Was in aller Welt stimmte denn bloss mit dem blonden Pseudokomiker nicht? Es war zum Haare raufen! Immer wieder schweiften Setos Blicke und Gedanken zu dem Blondschopf ab. Ob es ihm gut ging? Ob er wusste, dass seine Freunde seinetwegen einen furchtbaren Zirkus veranstalteten? Ob ihm bewusst war, dass sogar sein Erzfeind langsam begann, sich zu fragen, wo er steckte und was mit ihm los war? Selbstverständlich war es ein Ding der Unmöglichkeit, einfach zu dem Kindergarten hinüber zu gehen und die Fünf zu fragen. Immerhin würde es doch sehr seltsam anmuten, wenn ausgerechnet er sich bei ihnen nach dem Verbleib des Streuners erkundigte. Schliesslich war allgemein bekannt, wie wenig er und Wheeler einander leiden konnten. Andererseits MUSSTE er einfach endlich wissen, was mit dem Köter los war, denn die Ungewissheit trieb ihn langsam aber sicher in den Wahnsinn. In der letzten Woche hatte er sich oft dabei ertappt, wie er minutenlang einfach nur aus dem Fenster gestarrt und über den Sechzehnjährigen nachgegrübelt hatte, obwohl er eigentlich hätte arbeiten müssen. Und das war unverzeihlich. Er hatte schliesslich Besseres – WEITAUS Besseres – zu tun, als sich den Kopf über einen seiner Klassenkameraden zu zerbrechen, den er nicht einmal leiden konnte. Selbst seinem Bruder war schon aufgefallen, dass er in den letzten Tagen ungewöhnlich still und nachdenklich gewesen war. Mehrmals hatte Mokuba nachgefragt, was ihn denn so beschäftigte, dass er oft eine ganze Weile einfach nur dasass, nachdachte und nicht wirklich ansprechbar war, doch der Ältere hatte ihm die Wahrheit verschwiegen. Immerhin wusste er, dass der Junge – aus welchen Gründen auch immer – den Köter sehr mochte. Und auf keinen Fall wollte er, dass sein Bruder sich Sorgen machte – oder gar merkte, dass selbst er inzwischen wegen der langen Abwesenheit des Blondschopfs beunruhigt war. Schliesslich hatte er einen Ruf zu verlieren. So wandte der Siebzehnjährige seine Aufmerksamkeit erneut dem Unterricht zu und war froh, dass er sich nicht wirklich beteiligen musste, um seinen guten Notendurchschnitt zu halten, denn im Moment fehlte ihm seltsamerweise die Konzentration. ******************************************************************************** Nyo, damit wären wir auch schon wieder am (vorläufigen) Ende. Das sechste Kappi ist bereits in Arbeit. Hoffe, ihr verzeiht mir, das Joey noch nicht wirklich wieder vorgekommen ist, aber entweder im nächsten oder übernächsten Kappi geht's wieder um ihn. *promise* Wie immer auch hier an dieser Stelle mein übliches Gebettel um Kommis. Schreibt mir, ja, Leutz? Bin doch so kommisüchtig!!! Anyway, man liest sich wahrscheinlich am Sonntag oder Montag wieder, heute ist's wegen Rollenspiel unwahrscheinlich. *alle flausch* Karma Sorgen ------ Und hier ist auch schon das versprochene sechste Kappi. Hoffe, es gefällt euch. @kanashimi: Tja, alles stehen und liegen lassen tut er zwar nicht, aber ich hoffe, Du magst das Kappi trotzdem. *knuff* @Aschra: Hab mich extra beeilt und es schnell hochgeladen, damit Du nicht so lange warten musst. *flausch* Und jetzt: Enjoy reading!! Karma ******************************************************************************** Am Sonntagnachmittag schliesslich erfuhr Seto endlich den Grund für die tagelange Abwesenheit des Köters. "Sieh mal, Seto! Yugi und die Anderen suchen mit Plakaten nach Joey, weil der verschwunden ist!" Mokuba betrat das Arbeitszimmer seines Bruders, ohne auch nur ans Anklopfen zu denken. Er wedelte mit einem Zettel und in seinen blauen Augen lagen Sorge und Tadel gleichermassen. "Warum hast Du mir denn nicht gesagt, dass Joey weg ist?" fragte er und schob schmollend seine Unterlippe vor, doch der Ältere beachtete ihn nicht, sondern nahm ihm das Papier aus der Hand und überflog die wenigen Zeilen, die darauf standen. "Was in aller Welt hat das zu bedeuten?" fragte er entgeistert und starrte auf das Plakat, dass Mokuba mitgebracht hatte. Dem Jungunternehmer war nicht bewusst, dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte, bis die Stimme seines kleinen Bruders ihn in die Wirklichkeit zurückholte. "Ich dachte, das könntest Du mir sagen. Immerhin seid ihr in einer Klasse. Und hier steht, dass er am 16. Juni, also am vorletzten Mittwoch, das letzte Mal gesehen wurde. Das heisst, er ist schon seit über einer Woche verschwunden. Warum hast Du mir nichts davon gesagt, Seto?" Der Vorwurf in der Stimme des Kleinen war nicht zu überhören. "Woher soll ich denn wissen, was der Köter so treibt?" grollte der Brünette gereizt und warf seinem jüngeren Bruder einen verärgerten Blick zu. "Ich bin schliesslich nicht sein Kindermädchen." fügte er hinzu. 'Aber wo in aller Welt kann er denn nur hingegangen sein?' fragte er sich und schüttelte innerlich den Kopf. Das ging ihn nun wirklich gar nichts an. "Aber ich dachte, ihr wärt Freunde." gab der Junge zurück und bedachte Seto mit einem Blick zum Steinerweichen. Dummerweise hatte dieser bei seinem Bruder genau den gegenteiligen Effekt. "Wer hat Dir denn den Blödsinn erzählt, Mokuba? Ich bin ganz sicher nicht mit dem Köter und seinem Kindergarten befreundet!" fauchte der Siebzehnjährige entsetzt und stand aus seinem Schreibtischstuhl auf, um den Kleinen aus seinem Arbeitszimmer zu schieben. "Ich habe nichts mit dem Köter und seinen Problemen zu tun. Und wenn er glaubt, dass Weglaufen die Lösung ist, dann ist er noch dümmer, als ich dachte." knurrte der Brünette und schloss die Tür vor der Nase des Jüngeren, ohne auf seinen Protest einzugehen. "Als ob ich mit diesem Streuner befreundet wäre! Pah! Das wäre ja noch schöner!" Grummelnd, weil sein Bruder ihn mit seiner Sorge um den Blondschopf gestört – und angesteckt – hatte, liess sich Seto wieder in seinen Schreibtischstuhl fallen und schloss die Augen. Warum in aller Welt konnte der Köter nur nicht auf sich aufpassen? War ihm etwa wirklich etwas passiert? War er vielleicht entführt worden? Verschleppt? Möglicherweise sass er irgendwo fest und wartete darauf, dass ihm jemand half. Was konnte bloss passiert sein? Verärgert schlug der Jungunternehmer mit der Faust auf seinen Schreibtisch, so dass seine Kaffeetasse leise klirrte. 'Das darf doch nicht wahr sein! Warum denke ich die ganze Woche schon darüber nach? Das ist doch nicht normal! Dieser Idiot kann mir doch vollkommen egal sein! Warum also muss ich immer wieder an ihn denken? Warum frage ich mich, ob ihm etwas passiert ist und ob es ihm gut geht? Er ist mir egal! Ich kann ihn nicht leiden! Ich hasse ihn!' "Verdammt, Wheeler, wenn Du für diesen ganzen Mist keine verflucht gute Erklärung hast, wenn Du wieder da bist, dann gnade Dir Gott, denn ich werde es nicht tun!!!" knurrte der Brünette, schaltete verärgert seinen Laptop aus und stand auf, um nach unten zu gehen. Vielleicht konnte er Mokuba ja dazu bringen, Yugi und seine Kindergartentruppe auszuquetschen, was die ganze Sache eigentlich zu bedeuten hatte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Scheinbar konnte der Kleine Gedanken lesen, denn als Seto unten im Wohnzimmer ankam, hörte er, wie sein Bruder mit eben dem Klassenkameraden, an den er gerade noch gedacht hatte, telefonierte. "Was? Das ist nicht Dein Ernst! Einfach so? Warum denn das?" fragte der Junge entsetzt und lauschte dann eine Weile gespannt den Ausführungen seines Gesprächspartners. Der Brünette blieb im Türrahmen stehen und verhielt sich vollkommen still. Auf keinen Fall wollte er das Telefonat seines Bruders unterbrechen, bevor dieser alle Informationen hatte, die er brauchte. "Ach so. Und ihr wisst wirklich nicht, wo er sein könnte? Und seine Familie?" erkundigte sich der Kleine und schlug entsetzt die Hand vor den Mund, als er die Antwort vom anderen Ende der Leitung bekam. "So lange schon? Und er hat nie was gesagt? Der Arme!! Danke, Yugi. Ja, natürlich helfe ich euch. Und ich frage auch meinen Bruder. Vielleicht kann der was machen. Irgendwo muss Joey doch sein. Ja. Ja, bis später. Ich spreche gleich mit Seto." murmelte Mokuba und legte auf. Dann wischte er sich über die Augen und schniefte leise – eine Tatsache, die die Sorge seines älteren Bruders nur noch verstärkte. "Was ist denn mit Dir los, Mokuba?" fragte er und im nächsten Moment sprang der Angesprochene auf und klammerte sich weinend an ihn. "Joey ist wirklich einfach so abgehauen. Die Anderen wissen nicht, wo er ist. Er hat jedem seiner Freunde einen Brief geschrieben, dass er es bei seinem Vater nicht mehr aushält, aber er hat weder geschrieben, warum, noch wo er hinwollte. Er hat sich einfach in Luft aufgelöst." schluchzte der Junge. Der Größere zog ihn zur Couch, hob ihn auf seinen Schoss und wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht. Dabei bemühte er sich, den schmerzhaften Stich zu ignorieren, den er gefühlt hatte, als sein Bruder von Joeys Briefen für seine Freunde gesprochen hatte, mit denen er sich verabschiedet hatte. 'Was soll denn das? Wir sind keine Freunde, also warum hätte er mir schreiben sollen? Als ob mich interessieren würde, was mit ihm ist!' Unhörbar schnaubend wandte sich Seto wieder dem Kleinen auf seinem Schoss zu. Dass ihn sein Klassenkamerad sehr wohl interessierte, ignorierte er, so gut es ging. "So, und jetzt mal der Reihe nach. Er ist also abgehauen. Offenbar am 16., also am vorletzten Mittwoch. Und er hat dem Kindergarten zwar geschrieben, dass er weg ist, aber er hat nicht gesagt, warum und wohin. Stimmt das soweit?" wollte er wissen und der Junge nickte schniefend. "Ja. Weisst Du, Joey darf seit letztem September seine Schwester nicht mehr sehen, hat Yugi gesagt. Aber er hat den Anderen nie etwas davon erzählt." informierte er seinen Bruder und dessen blaue Augen weiteten sich entsetzt. Wheeler hatte seine Schwester nicht sehen dürfen? Und das schon seit neun Monaten? Ungläubig starrte der Jungunternehmer seinen kleinen Bruder an. Aus den Erzählungen des Köters, die er weiss Gott oft genug mitbekommen hatte, wusste er nur zu genau, wie sehr dieser an dem Mädchen gehangen hatte – nicht weniger, als er selbst an dem Kleinen hing, der noch immer mit traurigen Kulleraugen auf seinem Schoss sass und offenbar vor Sorge um den Blonden beinahe verging. Auch wenn der Brünette nicht viel mit seinem Klassenkameraden gemein hatte – gemein haben WOLLTE –, die Liebe zu ihren jeweiligen jüngeren Geschwistern war etwas, das sie dennoch verband. Und es war das Einzige, was er dem Köter niemals zum Vorwurf gemacht, sondern immer hoch angerechnet hatte. Sollte jemand versuchen, ihn von Mokuba fernzuhalten, hätte er sicher Mittel und Wege gefunden, dem zu begegnen. Aber warum hatte der Blonde das Umgangsverbot einfach akzeptiert? Das war doch sonst nicht seine Art. Verbote waren normalerweise etwas, was ihn besonders anstachelte, es dennoch zu tun – oder es zumindest zu versuchen. "Wieso hat er nichts dagegen unternommen?" erkundigte sich der Jungunternehmer und sein Bruder seufzte abgrundtief, bevor er antwortete. "Seine Mutter hat ihm mit der Polizei gedroht." erklärte er und der Ältere zog eine Augenbraue hoch. Sicher, das war ein Rückschlag, aber im Normalfall dennoch nichts, was einen Joey Wheeler aufhalten konnte. "Und dann hat sie noch gedroht, dass sie mit Serenity ganz weit wegzieht und er nie erfährt, wo sie ist." fügte der Kleine noch hinzu und Setos zweite Augenbraue wanderte ebenfalls nach oben. 'Seine Mutter scheint ihn nicht besonders zu mögen.' stellte er fest und verspürte plötzlich beinahe einen Anflug von Mitleid für seinen blonden Klassenkameraden. Sicher, seine und Mokubas leibliche Eltern waren lange tot, aber dennoch hatte er immer die Gewissheit gehabt, von ihnen wirklich und aufrichtig geliebt worden zu sein – genau wie sein Bruder. Dass Wheelers Mutter scheinbar solche Unterschiede bei ihren Kindern machte, schockierte und entsetzte ihn. 'Wie kann eine Mutter ihr eigenes Kind so behandeln?' fragte er sich und schüttelte kaum merklich den Kopf. Scheinbar gab es eine Menge Dinge, die er über den Köter nicht gewusst hatte. Dinge, die offenbar nicht einmal seine Freunde gewusst hatten. "Kannst Du nicht versuchen, Joey zu finden?" bat Mokuba und sah seinen Bruder aus großen, traurigen blauen Augen an. "Bitte, Seto! Du kannst doch nicht zulassen, dass er da draussen irgendwo ganz alleine ist! Bitte!" flehte er und der Brünette seufzte. "Gut, aber nur, weil Du es bist, Mokuba. Vielleicht sollten wir dann mal den Zwerg besuchen. Immerhin sollten wir schon ein paar mehr Informationen haben. Also zieh Dich an, damit wir fahren können." gab er zurück und der Kleine umarmte ihn, strahlte ihn an und wischte sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht. "Wenn Du ihn suchst, ist er bald wieder zu Hause. Schliesslich gibt es nichts, was Du nicht kannst!" frohlockte der Junge, sprang auf und rannte nach oben, um seine Sachen zu holen. Seto stand ebenfalls auf, zog sich seine Schuhe und seinen Mantel über und wartete dann auf seinen Bruder. ******************************************************************************** Nyo, und schon wieder kein Hündchen, ich weiss. Der kommt auch im nächsten Kappi noch nicht vor, aber bald ist er wieder da. Versprochen! Ich beeil mich auch mit dem siebten Kappi. Ist schon angefangen und ich lad's eventuell auch heute noch hoch. Je nach dem, wie schnell ich fertig werde. Wie immer: Schreibt mir fleissig!! Eure Kommis treiben mich zu Höchstleistungen an!!! *alle knutsch* Karma Verbündete ---------- Und hier wäre auch schon das siebte Kappi von 'Runaway'. Mann, ich bin echt im Fluss mit der Story. Aber ich mag sie auch sehr gerne. Und dass, obwohl alle noch leiden müssen. Bin ich vielleicht doch ein verkappter Sadist? o.O Na, egal. Ich werde versuchen, eine Antwort auf diese Frage zu finden, und wünsche euch in der Zwischenzeit viel Spass beim Lesen!!! Karma ******************************************************************************** Im Gegensatz zu sonst fuhr der Jungunternehmer an diesem Tag selbst. Er hatte darauf verzichtet, die Limousine zu benutzen, denn er wollte nicht, dass seine Beteiligung an der Suchaktion für den Köter sich unnötig herumsprach. Es reichte schon, dass der Kindergarten eingeweiht werden musste. Knapp zehn Minuten, nachdem sie losgefahren waren, parkte der Brünette seinen Wagen vor dem Spieleladen der Mutos. Mokuba sprang vom Beifahrersitz, packte die Hand seines Bruders und zog ihn in den Laden. Yugi, der gerade seinem Großvater zur Hand gegangen war, sah die beiden Kaibabrüder erstaunt an, winkte ihnen dann aber, ihm nach oben zu folgen. "Die Anderen sind auch alle hier. Ich wollte meinem Großvater nur kurz helfen." erklärte er und öffnete die Tür zum Wohnzimmer der Mutos. Ryou, Thea, Tristan und Duke sahen gleichermassen überrascht auf, als ausgerechnet der Erzfeind ihres blonden Freundes von seinem kleinen Bruder in den Raum gezogen wurde. "Mein Bruder und ich wollen euch helfen, Joey zu finden!" verkündete Mokuba und erntete erfreute Blicke von Thea und Ryou, während Tristan Seto skeptisch musterte. "Was treibt ausgerechnet Dich dazu, uns zu helfen?" fragte er misstrauisch und der Angesprochene zog eine Augenbraue hoch. "Wenn ihr alleine zurechtkommt, kann ich auch gerne wieder gehen. Ich bin nur hier, weil mein Bruder euch helfen will, euren Streuner wieder einzufangen, bevor er im Tierheim landet. Aber wenn ihr auf meine Hilfe verzichten könnt, bitte sehr. Ich werde mich nicht aufdrängen. Ich kann auch wieder gehen." erwiderte er, doch bevor er seine Ankündigung in die Tat umsetzen konnte, zog Mokuba ihn auf die Couch und drückte ihm die Briefe von Joey in die Hand, die er von den Anderen bekommen hatte. "Hier, Seto. Vielleicht fällt Dir ja etwas auf, was die Anderen übersehen haben." sagte er, hockte sich auf den Boden und sah seinen Bruder erwartungsvoll an. Der widmete sich den Briefen und überflog sie der Reihe nach. Wieder fühlte er einen Stich, doch er ignorierte ihn. "Habt ihr noch irgendwo den Umschlag, in dem die Briefe waren?" erkundigte er sich und sah Yugi an. Der Kleinere nickte und kramte einen Moment auf seinem Schreibtisch herum, dann hielt er dem Jungunternehmer das Gewünschte entgegen. Dieser warf einen Blick auf den Umschlag und den Poststempel, bevor er ihn seinem Klassenkameraden zurückreichte. "Das Problem ist vielleicht größer, als wir alle angenommen hatten. Der Poststempel ist vom Flughafen von Domino. Wenn er wirklich da gewesen ist, kann er jetzt überall sein. Hat einer von euch eine Idee, wo er hingeflogen sein könnte?" fragte er. Die Sechs sahen ihn geschockt an. "Bitte sag, dass das nicht wahr ist, Kaiba!" flehte Thea und in ihren blauen Augen schwammen Tränen. "Er kann doch nicht wirklich ganz aus Japan verschwunden sein, oder?" schniefte sie und Duke zog sie in seine Arme, wo sie sich weinend festklammerte. "Nun, das würde zumindest erklären, warum wir ihn bisher noch nicht finden konnten, obwohl wir wirklich die ganze Stadt auf den Kopf gestellt haben." murmelte Ryou und seufzte. "Aber wenn er wirklich in einen Flieger gestiegen ist, wie wollen wir ihn dann finden?" "Das sollte nicht das Problem sein. Es ist sicher möglich, sich die Überwachungsbänder des Flughafens anzusehen. Ich weiss allerdings nicht, wie lange sie die Bänder aufbewahren." antwortete Seto und stand auf. "Ich kümmere mich darum. Du bleibst hier, Mokuba. Ich bin bald zurück." wandte er sich an seinen kleinen Bruder und der nickte. "Selbstverständlich, Seto. Beeil Dich, großer Bruder." bat er und der Brünette nickte nur, bevor er wieder nach unten ging, in seinen Wagen stieg und zum Flughagen fuhr. "Wenn ich Dich in die Finger kriege, Wheeler, dann kannst Du Dich warm anziehen! Was soll denn der Quatsch?" zischte er und warf einen Blick in den Rückspiegel. Seine blauen Augen funkelten wütend und seine Lippen waren nur noch ein schmaler Strich. "Und wenn Du keine verdammt gute Erklärung dafür hast, dann sorge ich dafür, dass Du Deines Lebens nicht mehr froh wirst, das schwöre ich." fügte er hinzu, trat das Gaspedal vollständig durch und war nur wenige Minuten später schon am Flughafen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Meint ihr, Kaiba findet etwas heraus?" fragte Yugi hoffnungsvoll in die Runde. Mokuba nickte sofort heftig. "Ganz bestimmt. Mein großer Bruder kann alles, wenn er will. Und er macht sich auch große Sorgen um Joey. Er zeigt das zwar nicht, aber ich weiss das. Schliesslich kenne ich ihn gut genug." sagte er im Brustton der Überzeugung. Duke sah in zweifelnd an. "Ich weiss nicht. Wenn das stimmt, was Du sagst, dann kann er das aber verdammt gut verstecken." erwiderte er und Tristan nickte zustimmend. "Allerdings. So, wie der Joey immer fertigmacht, glaub ich ehrlich gesagt nicht, dass er ihn besonders mag. Die Zwei hassen sich doch wie die Pest." fügte er hinzu und erntete einen verärgerten Blick von dem kleinen Kaiba, doch bevor der etwas erwidern konnte, mischte sich Ryou ein. "Was macht euch so sicher? Immerhin wussten wir ja auch nichts von Joeys Problemen mit seiner Schwester und seinem Vater. Also warum glaubt ihr, dass ihr wisst, was in Kaiba vor sich geht? Ich denke, Mokuba kennt ihn sicher besser als wir. Wenn er sagt, dass sein Bruder Joey mag, wird das wohl so sein. Ausserdem wäre Kaiba doch kaum hergekommen und jetzt auf dem Weg zum Flughafen, wenn er sich nicht auch Sorgen machen würde, oder?" fragte er und dieser Logik konnte keiner seiner Freunde etwas entgegensetzen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Weniger als eine Stunde später war Seto schon wieder auf dem Rückweg und seine Laune war noch schlechter, als sie es die ganze Woche über gewesen war. "Idioten!!!" fluchte er. Wer konnte denn auch ahnen, dass die Bänder am Flughafen nur eine Woche lang aufbewahrt wurden, bevor man sie überspielte? "Verdammt, Wheeler, Du Trottel!" Äusserst gereizt trat der Jungunternehmer auf die Bremse, um nicht versehentlich eine rote Ampel zu überfahren. Seine Finger trommelten nervös auf dem Lenkrad herum und er hatte das dringende Bedürfnis, irgendjemanden zu erwürgen. Wo in aller Welt konnte der Köter bloss sein? Am Flughafen erinnerte sich niemand daran, ihn am Mittwoch gesehen zu haben – und das, obwohl der Brünette darauf bestanden hatte, ein Foto seines Klassenkameraden allen Flughafenmitarbeitern zu zeigen, die am vorletzten Mittwoch nachmittags und abends gearbeitet hatten. Die Tatsache, dass er ein Foto mit sich herumtrug, auf dem unter anderem auch Wheeler abgebildet war, kam dem Siebzehnjährigen zwar kurzzeitig seltsam vor, doch er schob den Gedanken daran schnellstmöglich weit von sich. Immerhin war es doch gut gewesen, dass er das Bild gehabt hatte, nicht wahr? Wen kümmerte es also, warum er es dabei hatte? ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Bevor er zurück zum Spieleladen der Mutos fuhr, überlegte Seto es sich anders und lenkte seinen Wagen in die Gegend, von der er wusste, dass sein blonder Klassenkamerad dort mit seinem Vater wohnte. Die Ärmlichkeit des Viertels schockierte ihn. HIER hatte der Köter also bisher gelebt? Dann war es ja kein Wunder, dass er von abgehauen war! Ein paar Minuten brauchte der Brünette, bis er die genaue Adresse gefunden hatte. Er hielt den Wagen an, stieg aus und sah sich um. Die Gegend nur schäbig und heruntergekommen zu nennen, wäre eine glatte Untertreibung. Bei genauerer Betrachtung war es ein Wunder, dass Wheeler nicht kriminell geworden, sondern beinahe täglich zum Unterricht erschienen war. Seto zollte dem Anderen widerwillig Respekt dafür. Er hatte nicht gewusst, dass der Blondschopf es derart schwer gehabt hatte. 'Ich hätte netter zu ihm sein sollen.' dachte er und schüttelte den Kopf, als ihm seine Gedankengänge bewusst wurden. 'Was ist bloss mit mir los? Der Köter ist schliesslich nicht der Einzige, der es schwer hatte. Und Andere haben es auch geschafft. Bei seinem Kampfgeist hätte ich nicht erwartet, dass er aufgibt. Das ist einfach nicht sein Stil.' sinnierte der Siebzehnjährige und machte sich vorsichtig daran, die wackelige hölzerne Treppe hochzusteigen, die zur Wohnung der Wheelers führte. Oben in der Wohnung brannte Licht und für einen Moment hoffte Seto, dass der Blondschopf zu Hause wäre und ihn überrascht ansehen würde, weil ausgerechnet er herkam, um nach ihm zu sehen. Und dann würde er sicher zu lachen beginnen, weil ausgerechnet sein Erzfeind sich in eine solche Gegend begab. Vielleicht war das ja alles nur ein dummer, makaberer Scherz des Möchtegernkomikers Joey Wheeler. Ein Scherz allerdings, der kein bisschen lustig war. 'Wenn ich mir umsonst Sorgen um Dich gemacht habe, bringe ich Dich um.' grollte der Siebzehnjährige und klopfte an die Tür. Es dauerte einen Moment, bis sich etwas tat. Der Brünette hörte ein Fluchen und das Klirren von Glas, dann ein Geräusch, als träte jemand einige Gläser oder Flaschen aus dem Weg. Kurz darauf wurde die Wohnungstür geöffnet und ein blonder Mann, der irgendwo zwischen dreissig und fünfzig Jahre alt sein musste und gottserbärmlich nach Alkohol stank, streckte seinen Kopf nach draussen und musterte den Jungunternehmer von Kopf bis Fuss. "Wenn Du zum Vögeln hier bist, hast Du leider Pech. Der Rotzlöffel ist nicht da. Ich kann Dich aber vormerken und ihn bei Dir vorbeischicken, wenn er wieder auftaucht." sagte er und seine Worte verschlugen Seto die Sprache. Zum Vögeln hier? Der Rotzlöffel war nicht da? Vormerken? Was war denn hier los? "Was in aller Welt hat das zu bedeuten?" fragte er ungehalten und Wheeler senior zuckte nur die Achseln. "Tja, das nutzlose Gör macht sich mal wieder nen lauen Lenz und drückt sich vor der Arbeit. Und das, wo ich weiss Gott genug Kundschaft für ihn hätte. Na, dann muss er halt mal ein paar Doppelschichten einlegen, wenn er wieder da ist. Kann nur froh sein, dass er sein hübsches Gesicht noch braucht, sonst würde ich ihm beibringen, dass er seinen Vater nicht so hängen lassen kann. Immerhin hab ich ihn ja hier wohnen lassen, als seine Mutter abgehauen ist. Die wollte ihn schliesslich auch nicht. Aber wenigstens zum Vögeln ist er gut. Ein Talent muss eben jeder haben." lallte er und noch bevor er mehr sagen konnte, traf ihn die Faust des Brünetten mitten im Gesicht. "Sind Sie des Wahnsinns, Mann?" schrie er den Älteren an, denn während seiner Tirade war ihm klargeworden, warum Joey von zu Hause abgehauen war. Und jetzt war ihm auch klar, dass der Blondschopf sicher nicht freiwillig wieder zurückkommen würde. Schliesslich musste er ja befürchten, wieder bei diesem Säufer zu landen, sobald er auftauchte. Und da wären Prügel offenbar wohl noch das Harmloseste, was ihm bevorstand. Zitternd vor Wut starrte der Jungunternehmer auf den Mann, denn er soeben niedergeschlagen hatte. Nur mit äusserster Mühe gelang es ihm, den Drang, dieses Individuum krankenhausreif zu schlagen, zu unterdrücken. "Sie hören von meinen Anwälten. Und Ihren Sohn sehen Sie nie wieder. Das werde ich zu verhindern wissen." zischte er und drehte sich um. Ein nicht gerade kleiner Teil von ihm hoffte, der Andere möge dumm genug sein, ihn von hinten angreifen zu wollen, denn dann hätte er einen Grund gehabt, sich zu verteidigen. Und er hätte eine Rechtfertigung gehabt, all seinen Zorn an diesem Kerl auszulassen. Dummerweise schien der Säufer jedoch eingesehen zu haben, dass er gegen den Jüngeren keine Chance hatte. Noch immer aufs Äusserste gereizt stieg Seto wieder in seinen Wagen und warf die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss. Dann atmete er mehrfach tief durch, bevor er den Wagen startete und wieder zurück zu den Mutos fuhr. Während er sich auf den Verkehr konzentrierte, griff er zu seinem Autotelefon und rief seinen Anwalt an. Diesem schilderte er, was er eben erfahren hatte, und machte klar, dass er erwartete, dass dieses Subjekt die wieder auch nur in die Nähe seines Sohnes würde kommen können. 'Ich lasse nicht zu, dass ihm noch mal irgendjemand etwas antut. Egal wer – egal was. Niemand vergreift sich an ihm, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Dass wird dieser alte Säufer sehr schnell merken.' dachte er grimmig und trat das Gaspedal noch weiter durch, so dass er nicht einmal zwei Minuten später wieder am Spieleladen des Zwergs ankam. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Mein Bruder ist wieder da." informierte Mokuba die Anderen und sprang auf, als er das Geräusch von quietschenden Reifen hörte. "Und er ist schlecht gelaunt. So fährt er nur, wenn etwas nicht so läuft, wie er das will." setzte er hinzu. Yugi öffnete die Tür und wäre um ein Haar rückwärts umgefallen, denn den eisige Blick aus den blauen Augen seines Klassenkameraden kannte er zwar, aber noch nie war er ihm so kalt erschienen wie in diesem Moment. "Und? Gibt’s was Neues, Kaiba?" fragte Tristan, dem der Blick völlig entgangen war. "Genau, erzähl schon, Seto!" drängelte auch Mokuba und zog seinen Bruder wieder auf die Couch. Erst da sah er auf und zuckte erschrocken zusammen, denn diesen Blick des Größeren kannte – und fürchtete – er. "Schlechte Neuigkeiten?" erkundigte sich Ryou, dem der Ausdruck in den blauen Augen des Ältesten in der Runde ebenfalls nicht entgangen war. "Allerdings." erwiderte der Angesprochene und atmete tief durch. "Am Flughafen konnte sich niemand an ihn erinnern. Die Bänder werden nur eine Woche lang aufbewahrt; ich kam also zu spät." sagte er dann und erntete einen besorgten Blick von Duke. "Aber das ist nicht alles, oder? Zumindest siehst Du nicht so aus." stellte er fest und der Siebzehnjährige durchbohrte ihn förmlich mit seinem Blick, bevor er sich an seinen Bruder wandte. "Geh nach unten, Mokuba. Ich rufe Dich, wenn Du wieder reinkommen kannst." sagte er und der Kleine wollte protestieren, doch der eisige Blick seines Bruders liess ihn verstummen. "Also gut." gab er sich geschlagen und stand auf. Seto wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte und seine Schritte sich auf der Treppe entfernten, bevor er sich wieder an die Anderen wandte. "Wusste einer von euch, dass Wheeler von seinem Vater verprügelt wurde?" fragte er und die entsetzten Gesichter der Fünf machten ihm sofort klar, dass sie nicht einmal eine Ahnung davon gehabt hatten. "Was?" fragte Yugi geschockt, während Thea einfach nur wieder Tränen über die Wangen liefen. Tristan schlug in hilfloser Wut mit der Faust auf den Boden und Ryou und Duke wechselten einen entgeisterten Blick, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Brünetten richteten. "Woher weisst Du das?" erkundigte sich der Schwarzhaarige, während er gleichzeitig versuchte, die völlig aufgelöste Thea zu trösten. "Ich war bei ihm zu Hause und hatte das Vergnügen, seinen reizenden Erzeuger kennenzulernen." gab der Jungunternehmer zurück und bemühte sich, nicht zu offensichtlich mit den Zähnen zu knirschen. "Und wir haben die ganze Zeit über nichts davon bemerkt." flüsterte Ryou kaum hörbar und nun liefen auch ihm Tränen über das Gesicht. "Tolle Freunde sind wir." schniefte er. "Deshalb wollte er nicht, dass wir ihn besuchen." presste Tristan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und warf einen Blick auf seinen älteren Klassenkameraden. "Was ist? Willst Du nicht irgendeinen blöden Spruch ablassen? So was von wegen 'Das ist der blöde Köter doch selbst schuld' oder so?" fragte er grimmig und die Augen des Angesprochenen verengten sich zu schmalen Schlitzen. "Mach nicht mich dafür verantwortlich, Taylor." zischte Seto und mass den Anderen mit einem eisigen Blick. "Wenn ihr als seine Freunde das schon nicht wusstet, woher hätte ich das bitteschön wissen sollen? Immerhin gehöre ich ja nicht zu eurem Kindergartenverein." fügte er hinzu, doch bevor die Beiden richtig zu streiten beginnen konnten, sprang Yugi auf und mischte sich ein. "Spinnt ihr Zwei? Es geht hier um Joey und nicht um euch, also reisst euch gefälligst zusammen!!!! Wir müssen ihn irgendwie finden!!! Und dann müssen wir verhindern, dass er wieder zurück zu seinem Vater muss!!!!" schrie er die beiden Streithähne an und alle Anwesenden sahen erschrocken auf den sonst so sanften Jungen, dessen violette Augen plötzlich wütend funkelten. "Um Wheelers Vater kümmern sich meine Anwälte." sagte Seto ruhig und der Kleinere atmete tief durch, bevor er sich wieder hinsetzte. "Gut. Dann müssen wir Joey nur noch finden. Irgendwer muss doch wissen, wohin er verschwunden ist. Irgendjemand muss ihn doch gesehen haben." gab er leicht verzweifelt zurück und der Älteste in der Runde nickte. "Bestimmt. Ich werde mir erlauben, einen Privatdetektiv mit der Suche zu beauftragen. Ein Profi kann sicher mehr tun als wir." erwiderte er und Yugi nickte erleichtert. "Danke, Kaiba." murmelte er und wischte sich über die Augen. "Keine Ursache." antwortete der Brünette und stand auf. "Ich kümmere mich darum. Aber eine Sache noch: Kein Wort davon zu Mokuba. Dafür ist er noch zu jung." verlangte er und die Fünf nickten. "Danke für Deine Hilfe, Kaiba." murmelte Thea und lächelte zaghaft. "Schon gut." erwiderte Seto und biss sich unbemerkt auf die Zunge, um den anderen nicht versehentlich zu verraten, was er noch über das Leben des Blondschopfs in Erfahrung gebracht hatte. Aus irgendeinem Grund war er sich sicher, dass Joey auf keinen Fall wollte, dass seine Freunde das erfuhren. Ansonsten hätte er es ihnen schliesslich geschrieben. ******************************************************************************** Und schon wieder kein Hündchen im ganzen Kappi. Ich bin fies, ich weiss. Aber im nächsten Kappi taucht er wieder auf. Und dann erfahrt ihr, was er so getrieben hat. Auch wenn das einen kleinen Zeitsprung bedeutet. Nyo, ihr werdet es erleben. Ich werd versuchen, euch nicht allzu lange auf die Folter zu spannen. *alle leser und kommischreiber umknutsch* Karma September --------- So, Leutz, hier ist auch das achte Kappi von 'Runaway'. Und endlich wieder mit Hündchen!! *froi* Nyo, ich hoffe, ihr werdet es mögen. Enjoy reading! Karma ******************************************************************************** Nach knapp drei Monaten in L. A. war Joey so tief gesunken, wie er nie wieder hatte sinken wollen. Nachdem auch der letzte Rest seines Geldes verbraucht gewesen war – es war für Lebensmittel draufgegangen, geschlafen hatte der Sechzehnjährige unter freiem Himmel am Strand, denn auch die Nächte waren für gewöhnlich brütend heiss – hatte er versucht, einen Job zu finden, doch das war weitaus schwieriger gewesen, als er sich jemals vorgestellt hatte. Da er – trotz seines recht amerikanischen Aussehens – ganz offenbar kein Amerikaner war, hatte er nirgendwo Arbeit gefunden. Eine Zeitlang hatte er wirklich alle Register gezogen und alles versucht, aber er war nicht wirklich erfolgreich gewesen. Mitte Juli hatte er schliesslich aufgegeben und das Einzige getan, von dem er gewusst hatte, dass er es wirklich konnte: Er war zum Bahnhof gegangen und hatte wieder damit angefangen, seinen Körper zu verkaufen. Das Geld, das er auf diese Weise verdient hatte, hatte zwar gereicht, um einigermassen über die Runden zu kommen, aber für ein festes Dach über dem Kopf hatte es leider nicht genügt. In den knapp acht Wochen, die seit seinem ersten Kunden vergangen waren, hatte der Blondschopf immer wieder den Standort gewechselt, denn ein fester Platz war aus mehreren Gründen gefährlich. Zum Einen war er minderjährig und Prostitution war in den Vereinigten Staaten illegal und er wollte auf keinen Fall Haft und eine Abschiebung zurück nach Japan riskieren, wenn die Behörden erst einmal merkten, dass er sich illegal im Land aufhielt. Doch das war bei Weitem nicht das einzige Problem, denn die Stricher, die am Bahnhof ihrer Arbeit nachgingen, waren alles Andere als begeistert von einem Konkurrenten – vor allem, wenn er recht gut aussah, sein 'Handwerk' verstand und auch noch freischaffend war. Und auf Ärger mit einem Zuhälter konnte Joey ebenso gut verzichten wie auf Stress mit der Polizei. So hatte ihn sein neues Leben in den letzten zwei Monaten durch einen großen, vor allem aber recht miesen Teil von Los Angeles geführt. Vor ein paar Tagen hatte es ihn dann nach East L. A. – eine der schlimmsten Gegenden überhaupt – verschlagen. Obwohl er schnell herausgefunden hatte, wo er sich im Notfall hinstellen konnte, zögerte der Blondschopf noch und teilte seine letzten paar Dollar lieber gut ein, denn mit jedem neuen Kunden, den er hatte, fühlte er sich ein Stück schmutziger und wertloser – ein Gefühl, das auch ausgiebiges Duschen nicht beseitigen konnte. Mehrmals schon war er kurz davor gewesen, seine Freunde anzurufen und um Hilfe zu bitten, doch er hatte es sich jedes Mal im letzten Moment selbst verboten. Wie hätte er Yugi und den Anderen danach noch in die Augen sehen können? Nein, das liess sein Stolz nicht zu. Ausserdem hätte er dann auch wieder zurück zu seinem Vater gemusst, und das war etwas, worauf er gut verzichten konnte. Dann lieber hier in Los Angeles bleiben und frei sein, als wieder zurück in die tägliche Routine aus Alkohol, Schlägen und erzwungenem Sex. Sicher, er tat hier dasselbe wie zu Hause in Japan, aber er tat es nicht für seinen Vater und dessen Alkoholsucht, sondern um zu überleben. Ein – wie er fand – gewaltiger, bedeutender Unterschied. Dennoch war er zwischendurch so verzweifelt gewesen, dass er um ein Haar sogar seinen Erzfeind Seto Kaiba angerufen und ihn um das Geld für ein Ticket zurück nach Japan angefleht hätte. Doch auch das hatte sein letztes bisschen Stolz verhindert, denn er wollte auf keinen Falls, dass ausgerechnet der brünette Jungunternehmer erfuhr, wo er war und was er tat, um zu überleben. 'Er würde mich noch mehr hassen, wenn er wüsste, was ich für ein bisschen Geld alles tue.' dachte der Sechzehnjährige und liess sich seufzend mit seinem Tablett an einem der Tische des kleinen Restaurants nieder, in dem er sein ziemlich dürftiges Mittagessen einnehmen wollte. 'Und wenn er wüsste, dass einzig die Vorstellung, dass er mich berührt, das Ganze einigermassen erträglich für mich macht, würde er sich wahrscheinlich noch mehr vor mir ekeln.' Unwillkürlich schüttelte Joey den Kopf und unterdrückte ein leises Lachen, dass ihm in die Kehle steigen wollte. Ja, wenn er seiner 'Arbeit' nachging, schloss er dabei die Augen und in seiner Vorstellung waren es nicht die Hände irgendwelcher wildfremder, zum Teil wirklich abstossender Kerle, sondern die seines brünetten Klassenkameraden, die er auf sich spürte. Und dann war der ganze Akt weniger unerträglich, auch wenn er hinterher trotzdem immer das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Nachdem er mit dem Essen fertig war, zahlte der Blondschopf mit seinen letzten paar Dollar, verliess das Restaurant und lenkte seine Schritte in Richtung eines kleinen Parks, den er vorhin entdeckt hatte. Er wusste, dass hier in der Nähe der Strich war, aber am Mittag und am Nachmittag war dort, wie er inzwischen festgestellt hatte, noch nicht besonders viel los. Gegen Abend würde es sich eher lohnen, sich dort hinzustellen und auf Kundschaft zu warten. Eine Weile spazierte Joey einfach nur leise seufzend über die ausgetretenen Wege, bis Lärm, Stimmengewirr und das unverkennbar wütende Fauchen einer Katze seine Aufmerksamkeit anzogen. Unbewusst beschleunigte der Sechzehnjährige seine Schritte, um zu sehen, was da vor sich ging. Als er um eine Ecke des Weges kam, sah er die Verursacher des Geschreis. Drei kleine Jungen zwischen zehn und zwölf Jahren waren offenbar damit beschäftigt, einen älteren Jungen von etwa fünfzehn oder sechzehn Jahren zu ärgern, indem sie eine Katze, die scheinbar ihm gehörte, untereinander so weiterreichten, dass er das Tier nicht zu fassen bekam. Dabei machten sie so viel Lärm, als wären sie eine ganze Armee, und schienen sichtlich Spass zu haben. Der Ältere sagte nichts zu alledem, sondern versuchte nur mehr als verzweifelt, seine arme, inzwischen offensichtlich mehr als gereizte Katze zurückzubekommen. Joey verstand zwar noch immer nicht genug Englisch, um genau zu begreifen, was die drei Jungen sagten, aber die nicht zu übersehende Verzweiflung des Vierten liess den Blondschopf handeln. Noch bevor einer der Jungen ihn wirklich bemerkte, packte er mit einer Hand den, der gerade die Katze festhielt, und wand ihm mit der anderen Hand das völlig verängstigte Tier aus den Armen – wofür er einige Kratzer kassierte, denn die Katze konnte ja nicht wissen, dass er sich keinesfalls an dem Spiel beteiligen, sondern sie nur retten wollte. Nachdem die drei Jungen registriert hatten, dass ihr Opfer gerade Hilfe erhalten hatte, nahmen sie ihre Beine in die Hand und rannten, als sei der Teufel persönlich hinter ihnen her. "Ja, haut bloss ab, ihr kleinen Kröten! Wenn ich euch in die Finger kriege, dann setzt's was!!" schrie der Sechzehnjährige ihnen hinterher. Dass er in seiner Aufregung Japanisch sprach und die drei Quälgeister ihn ganz sicher nicht verstanden, bemerkte er nicht. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Der fremde Junge, dessen wild um sich kratzende Katze er noch immer festhielt – obwohl das Tier sich erbittert wehrte und alles einsetzte, was es zu bieten hatte – zog einen Block und einen Stift aus seiner Tasche, kritzelte etwas und hielt dem Japaner dann das Papier hin. 'Danke. Kann ich Tiger jetzt bitte zurückhaben?' stand dort in fein säuberlichen japanischen Schriftzeichen. Joey war so erstaunt, dass er die Katze beinahe losgelassen hätte. "Du sprichst Japanisch?" fragte er seinen Gegenüber verblüfft, doch der schüttelte den Kopf und begann wieder zu schreiben. 'Nein, denn ich bin stumm. Aber ich kann Japanisch lesen und schreiben. Mein Name ist Joel.' las der Blondschopf, als der Andere ihm den Block wieder hinhielt. "Hi. Ich bin Joey." stellte er sich vor und reichte Joel seine Katze, die sofort zu schnurren begann, als der Amerikaner sie auf den Arm nahm und kraulte. Erst jetzt nahm sich der Sechzehnjährige die Zeit, seinen Gegenüber genauer zu mustern. Er war nur wenig kleiner, doch seine Schultern waren schmaler und er war im ganzen zierlicher gebaut als der Japaner. Seine Haare waren beinahe so brünett wie die Kaibas, jedoch mit einer breiten roten Strähne auf der linken Seite. Seine Augen waren von einem hellen Grau und seiner Kleidung nach zu urteilen, wäre er in Japan problemlos als Otaku oder Visual Kei durchgegangen. Er lächelte den nur wenig Größeren offen und freundlich an und der Blondschopf mochte ihn sofort. Der Brünette winkte Joey, ihm zu folgen, und ohne zu wissen, warum er es tat, kam dieser seiner Aufforderung nach. Joel führte ihn zu einem Haus in der Nähe des Parks, drückte ihm kurz die noch immer wohlig schnurrende Katze in die Arme und schloss die Tür auf. Dann bedeutete er dem Blondschopf, einzutreten, und tat es ihm dann gleich. Kaum waren sie im Haus, sprang die Katze vom Arm des Sechzehnjährigen und lief schnurrend auf eine ältere Frau zu, die in dem Raum, der offensichtlich das Wohnzimmer war, in einem Sessel sass. Der Kleinere klopfte kurz auf den Tisch, um sich bemerkbar zu machen, dann gestikulierte er so schnell auf sie ein, dass dem Japaner schon vom Zusehen schwindelig wurde. Nachdem die Frau genickt hatte, verschwand der junge Amerikaner nach oben und ihre Augen richteten sich auf ihren Besucher. "Mein Enkel sagte mir, dass Du ihm geholfen hast, meinen Tiger vor diesen Rabauken von schräg gegenüber zu retten." wandte sie sich auf Englisch an ihn und lächelte ihm ebenso dankbar und freundlich zu wie Joel es vorhin schon getan hatte. "Das war doch selbstverständlich." murmelte der Blondschopf und senkte verlegen den Kopf. Er verstand nicht, warum sowohl der Amerikaner als auch seine Großmutter so eine große Sache aus einer solchen Nichtigkeit machen mussten. "Nein, das ist es nicht. Zumindest nicht hier. Aber setz Dich doch." forderte sie ihn auf und wartete, bis der Junge ihrer Bitte Folge geleistet hatte, bevor sie fortfuhr. "Du musst wissen, mein Enkel ist stumm, und das seit seiner Geburt. Für viele ist er ein leichtes Opfer für ihre Streiche, denn er kann sich nicht wehren. Und das tut er auch nie. Er ist viel zu gutmütig. Selbst seine Brüder – er hat drei, musst Du wissen – machen sich oft über ihn lustig. Dabei ist er eine Seele von einem Menschen. Wenn ich ihn nicht hätte, wüsste ich nicht, wie ich das alles schaffen sollte. Er ist so ein lieber Junge!" sagte sie und ihr Enkel, der eben mit einem sauberen Shirt und Pflastern wieder in den Raum gekommen war, warf Joey einen Blick zu und schüttelte den Kopf. Dann legte er die Sachen ab, zückte seinen Block und begann wieder zu schreiben. 'Sie übertreibt. Bitte entschuldige.' las der Japaner und grinste den Brünetten an. "Das glaube ich nicht. Ich glaube, sie hat Recht." erwiderte er auf Japanisch und der Amerikaner errötete. "Flirtest Du mit meinem Enkel?" erkundigte sich seine Großmutter und Joels Gesichtsfarbe wurde noch einige Nuancen dunkler. Wieder gestikulierte er heftig auf sie ein, doch sie lachte nur. "Das ist doch völlig egal, Joel. Hauptsache, Du bist glücklich. Hör doch nicht auf Andere; es ist Dein Leben." erwiderte sie und der Junge rollte genervt die Augen, bevor er wieder zu Stift und Papier griff. 'Hör nicht auf sie. Meine ganze Familie erzählt wegen meiner Kleidung überall herum, dass ich schwul bin.' erklärte er schriftlich und der Blondschopf grinste breit. "Und? Bist Du?" fragte er frech und der Brünette begann ebenfalls zu grinsen. 'Ja.' schrieb er. 'Aber sie müssen ja nicht alles wissen, oder? Sie haben es auch schon behauptet, noch bevor ich es überhaupt selber wirklich wusste. Ist das ein Problem für Dich?' fragte er und Joey schüttelte den Kopf. "Nein. Warum auch? Ausserdem hat Deine Großmutter Recht. Es ist Dein Leben." antwortete er und sein Grinsen wurde noch etwas breiter. Der Amerikaner grinste ebenfalls noch etwas breiter und begann wieder zu schreiben. 'Zieh Dein Shirt aus, damit ich mir die Kratzer ansehen kann. Ich habe Dir ein Shirt von mir mitgebracht. Das sollte Dir passen. Und dann würde ich mich freuen, wenn Du noch ein bisschen bleiben würdest. Ich habe – ausser im Internet – nicht oft Gelegenheit, wirklich Japanisch zu üben. Natürlich nur, wenn Du Zeit und Lust hast.' schrieb er und sah den Sitzenden so flehend an, dass dieser nickte. "Gerne, wenn ich nicht störe." antwortete er und Joel wandte sich wieder gestikulierend an seine Großmutter. Sie sah den Jungen aufmerksam an, dann nickte sie lächelnd. "Aber sicher kann er bleiben. Ich bin doch froh, wenn Du mal einen Freund mitbringst. Das passiert schliesslich nur sehr selten." sagte sie und lächelte dann auch den Japaner an. "Ich würde mich freuen, wenn Du zum Abendessen bleibst." wandte sie sich an Joey und der kämpfte einen Moment lang mit sich, bevor er dankbar nickte. "Gerne." erwiderte er und lächelte zurück. So musste er sich um das heutige Abendessen keine Sorgen machen und konnte seine Rückkehr auf den Strich noch etwas länger aufschieben. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Während sich Joey mit seiner Großmutter unterhielt, begann Joel damit, ihm das Shirt über den Kopf zu ziehen, um sich die Kratzer, die Tiger auf seiner Brust und den Armen hinterlassen hatte, anzusehen und sie zu versorgen. Der Blondschopf lehnte sich zurück und liess den Amerikaner gewähren. Dabei sah er sich im Wohnzimmer um und entdeckte nach und nach noch vier weitere Katzen neben der, die er vorhin gerettet hatte. Offenbar war die Großmutter des Brünetten eine regelrechte Katzennärrin. Eins der Tiere war auf ihren Schoss gesprungen und hatte sich dort schnurrend zusammengerollt. Die ältere Frau, deren Namen der Blondschopf noch immer nicht kannte, streichelte es ausgiebig und murmelte leise auf es ein. Den Großteil der Worte, die sie benutzte, verstand der Sechzehnjährige nicht, aber der zärtliche Tonfall machte deutlich, dass sie die Katze offenbar mit Kosenamen bedachte. Joel, dem die Blicke des Japaners nicht entgingen, rollte so die Augen, dass nur sein Gegenüber es sehen konnte. 'Sie spinnt.' schien er sagen zu wollen. Joey grinste und zwinkerte ihm unbemerkt zu – eine Geste, die den Brünetten zum Lachen reizte. Joey beobachtete ihn fasziniert, denn kein Ton verliess die Lippen des Jungen, der sich auf den Couchtisch gesetzt hatte, obwohl seine Schultern bebten. Es dauerte ein paar Minuten, bis er sich so weit beruhigt hatte, dass er sich wieder den Verletzungen des vor ihm Sitzenden widmen konnte. Anfangs waren dem Blondschopf die Berührungen auf seiner nackten Haut unangenehm, denn sie erinnerten ihn an das, wozu er zum Überleben nun einmal gezwungen war, doch nachdem er sich daran erinnert hatte, dass der Andere ihm nur helfen wollte, entspannte er sich wieder und liess ihn gewähren. Der Amerikaner säuberte die Kratzer und betupfte die Wunden vorsichtig mit Jod, bevor er einige Pflaster darauf klebte. Dann drückte er Joey sein Shirt in die Hand und sah ihn auffordernd an. Etwas zögerlich zog der Japaner das Kleidungsstück an und folgte dann dem Anderen nach oben. Joel führte ihn in einen Raum, an dessen Wänden eine Menge Bandposter klebten, darunter auch einige von japanischen Bands, die dem Blondschopf zumindest namentlich bekannt vorkamen, weil seine Schwester die gleiche Art von Musik hörte. Der Brünette ging zielstrebig auf einen Laptop zu, der auf dem Schreibtisch am Fenster stand, schaltete ihn ein und rief ein Schreibprogramm auf. 'So schreibe ich schneller, als wenn ich alles handschriftlich mache.' erklärte er dem verdutzt dreinblickenden Japaner und der liess sich auf dem zweiten Stuhl nieder, nachdem der Amerikaner ihn dazu aufgefordert hatte. 'Du bist noch nicht lange hier, oder?' wollte Joel wissen und Joey nickte. "Seit Mitte Juni. Ich wohne jetzt bei meinem Onkel. Davor habe ich in Japan gelebt." erklärte er und richtete seinen Blick auf den Bildschirm, denn es fiel ihm schwer, den Jungen, der so nett zu ihm gewesen war, so anzulügen. 'Ich verstehe. Das ist sicher nicht einfach. Du vermisst Dein altes Leben und Deine Freunde doch sicher.' vermutete der und der Blondschopf verzog das Gesicht. "Meine Freunde schon, aber mein altes Leben nicht. Eigentlich bin ich froh, dass ich hier bin." erwiderte er und der Brünette legte nachdenklich den Kopf schief. 'Du siehst traurig aus. Ist alles in Ordnung? Wenn Dich das hier zu sehr an Deine Heimat erinnert, können wir auch wieder nach unten gehen.' bot er an, doch der Japaner schüttelte den Kopf. "Das ist schon in Ordnung. Ich hab meine Freunde nur drei Monate nicht gesehen, das ist alles. Aber na ja, vielleicht wird das ja in den Sommerferien was." log er und liess seinen Blick durch das Zimmer schweifen, denn er hatte den Eindruck, der Andere würde ihn bei einem Blick in seine Augen sofort durchschauen. Joel beobachtete den jungen Japaner von der Seite. Es war mehr als offensichtlich, dass dieser nicht ganz die Wahrheit sagte, aber es würde sicher schwierig werden, herauszufinden, was von den Dingen, die er erzählte, wahr und was gelogen war. ******************************************************************************** Ich weiss, das ist ne fiese Stelle für nen Break, aber es hat sich so angeboten. Hoffe, ihr bleibt mir und der Geschichte auch weiterhin treu und schreibt mir fleissig, was ihr davon haltet. Sagt mir auch, wie ihr Joel und seine Großmutter findet, ja? Werd nachher oder morgen das nächste Kappi hochladen, aber erst, wenn das hier freigeschaltet ist. Drückt mir die Daumen, dass Mexxchen sich beeilt. *alle knutsch* Karma Neue Freunde ------------ Und hier ist auch schon das neunte Kappi. Mensch, bin ich fleissig bei der Story!!! Bin aber im Moment auch wie getrieben. Die Kappis sind bis 11 schon so weit fertig und das zwölfte ist auch schon so gut wie halb fertig. Na, bin ich gut? Ich bin gut! *eigenlob* *müffel* Nyo, genug des sinnfreien Gelabers: Enjoy!!! Karma ******************************************************************************** Die beiden Jungen unterhielten sich innerhalb kürzester Zeit miteinander, als würden sie sich schon seit Jahren kennen. Joey erfuhr, dass Joel so wie er sechzehn Jahre alt war. Er hatte zwei ältere und einen jüngeren Bruder, mit denen er nicht sonderlich gut klarkam, ebenso wenig wie mit seinen Eltern, die so gut wie nie Zeit für ihren zweitjüngsten Sohn hatten. Er war oft bei seiner Großmutter, denn sie gab ihm niemals das Gefühl, kein vollständiger Mensch zu sein, nur weil er nicht sprechen konnte. Sie war krank und brauchte jemanden, der sich um sie und ihre Katzen kümmerte, und der Brünette übernahm diese Aufgabe nur zu gern, denn so hatte er eine Möglichkeit, nicht allzu oft zu Hause sein zu müssen. Zwar wurde er nicht geschlagen oder sonst wie misshandelt, aber offenbar war er seiner Familie mehr als peinlich, denn wenn er abends nicht nach Hause kam, sorgte sich niemand wirklich um ihn; alle vermuteten, dass er bei seiner Großmutter übernachtete. 'Das hat aber auch Vorteile: Ich kann übernachten, wo immer ich will, und niemand kontrolliert mich.' schrieb Joel und grinste schief. Der Blondschopf grinste zurück. "Ja, das kenn ich. Mein Alter hat auch nie bemerkt, wenn ich nicht da war – ausser, wenn er mal wieder zu besoffen war, um selber für Nachschub zu sorgen." gab er zurück und seufzte. Entgegen seiner Gewohnheit hatte er dem Amerikaner eine Menge über sich erzählt. Was machte das auch schon aus? Sie würden sich wahrscheinlich nach dem heutigen Tag sowieso nicht wiedersehen und es tat einfach gut, mal wieder mit jemandem reden zu können. So war ihm beispielsweise auch im Laufe des Gesprächs rausgerutscht, dass sein Vater ihn immer mal wieder verprügelt hatte, wenn er schlecht gelaunt gewesen war. Ebenso hatte er von seiner geliebten kleinen Schwester und dem schlechten Verhältnis zu seiner Mutter erzählt. Bei Joel hatte er das Gefühl, dass dieser sein Wissen niemals gegen ihn verwenden würde – was nicht nur daran lag, dass der Brünette stumm war. Nein, er machte ganz einfach den Eindruck, als könnte man sich bedingungslos auf ihn verlassen. Ausserdem war es schön, nach drei Monaten, in denen er fast nur Englisch gesprochen hatte, endlich mal wieder Japanisch sprechen zu können. Joey hatte gar nicht bemerkt, wie sehr er seine Muttersprache vermisst hatte. 'Du lebst nicht wirklich bei Deinem Onkel, oder? Du bist abgehauen.' stellte Joel fest und seine grauen Augen musterten seinen Gegenüber sehr genau. Der Blondschopf wich seinem Blick aus. "Ja." murmelte er kaum hörbar und sah den Amerikaner dann von der Seite her an. Dieser blickte einfach nur abwartend zurück und begann dann wieder zu tippen. 'Ich werde Dich nicht verraten, keine Sorge. Aber bist Du sicher, dass sich Deine Freunde keine Sorgen um Dich machen? Und was ist mit Deiner Schwester?' erkundigte er sich und die braunen Augen des Japaners füllten sich mit Tränen. "Das weiss ich doch alles! Aber ich hab's einfach nicht mehr ausgehalten! Du hast ja keine Ahnung, was mein Vater für ein Dreckskerl ist!" platzte er heraus und fand sich im nächsten Moment in einer Umarmung des Brünetten wieder. Im ersten Moment war Joey drauf und dran, den Anderen wegzustossen, doch dann klammerte er sich schluchzend an ihm fest und liess zu, dass Joel ihm tröstend über den Rücken streichelte. Es tat wirklich unglaublich gut, einfach nur festgehalten und getröstet zu werden – etwas, das der Blondschopf viel zu lange schon vermisst hatte. Der Amerikaner hielt ihn fest, bis er sich wieder beruhigt hatte, und reichte ihm dann ein Taschentuch, bevor er sich wieder an seinen PC setzte. 'Du könntest hier bleiben. Bei meiner Großmutter. Sie hätte sicher nichts dagegen.' bot er an. 'Und ich würde mich auch freuen.' setzte er hinzu und lächelte den Größeren an, doch der schüttelte den Kopf. "Das ist nett gemeint, aber ich komm schon klar." erwiderte der Japaner und grinste schief. "Ich lass mich nicht unterkriegen. Von nichts und niemandem." Joel runzelte nachdenklich die Stirn. 'Gut, wenn Du meinst. Aber bitte versprich mir, dass Du zu mir kommst, wenn Du Hilfe brauchst.' verlangte er und der Blondschopf nickte seufzend. "Okay." sagte er und wollte noch etwas hinzufügen, als ihn die Stimme von Joels Großmutter daran hinderte. "Jungs, das Essen ist fertig!" rief sie von unten und der Brünette stand auf und winkte Joey, ihm zu folgen. Keine zwei Minuten später fand sich der Sechzehnjährige gemeinsam mit seinem gleichaltrigen neuen Freund in der Küche vor einem wohlgefüllten Teller wieder. "Lasst es euch schmecken, Jungs!" forderte sie die Zwei auf und strahlte den jungen Japaner fröhlich an. So sehr er sich auch vorgenommen hatte, sich zurückzuhalten, angesichts der Menge, die sie aufgetischt hatte – und nach Joels schriftlicher Bitte um Hilfe dabei, das ganze Essen zu verdrücken – langte er kräftig zu und war danach zum ersten Mal seit Wochen wieder richtig satt. 'Du könntest hier übernachten. Wenigstens für heute.' bot ihm Joel während des Essens an. 'Wie gesagt, Granny Ruth hätte sicher nichts dagegen. Sie freut sich immer, wenn ich mal Besuch bekomme.' schrieb er, doch Joey schüttelte erneut den Kopf. "Nein, ich komm klar." sagte er, obwohl die Aussicht, mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen, mehr als nur verlockend war. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Nach dem Essen nahm Joey seine Tasche und verabschiedete sich von dem Brünetten und seiner Großmutter. Er hatte bereits am Vortag ein altes Abbruchhaus gefunden, in dem er schon die letzte Nacht verbracht hatte, und genau dorthin lenkte er seine Schritte auch jetzt wieder. Zuerst versteckte der Blondschopf seine Tasche in dem gleichen Versteck, dass sie auch in der letzten Nacht bereits vor Entdeckung geschützt hatte, dann setzte er sich auf den Boden und starrte grübelnd aus dem Loch in der Decke auf den Abendhimmel. Es war mehr als nur angenehm gewesen, mal wieder mit netten Leuten zusammenzusein und mit jemandem wirklich reden zu können. Auch wenn Joel im eigentlichen Sinne nicht sprechen konnte, hatten sie sich doch gut unterhalten. 'Er hat mir angeboten, mir zu helfen, obwohl er mich überhaupt nicht kennt.' grübelte der Sechzehnjährige und ein trauriges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Wann war das letzte Mal jemand einfach nur nett zu ihm gewesen und hatte ihm geholfen, ohne eine wirkliche Gegenleistung zu erwarten? 'Vor knapp drei Monaten, als ich herkam. Jean war wirklich nett. Und ich hab mich noch nicht ein einziges Mal bei ihr gemeldet.' dachte Joey und verzog bitter das Gesicht. Was hätte er auch sagen können? Er wollte die junge Amerikanerin, die so nett zu ihm gewesen war, keinesfalls weiterhin anlügen. 'Es war schlimm genug, ihr die Lüge mit meinem Onkel erzählen zu müssen. Ich will mir nicht noch mehr ausdenken müssen. Dafür war sie viel zu freundlich.' Kopfschüttelnd stand der Blondschopf wieder auf. 'Ich sollte mich besser mal wieder an die Arbeit machen. Wenn ich nicht bald damit anfange, kann ich mich nie wieder dazu überwinden.' Abgrundtief seufzend schlich der Japaner aus dem Haus, nachdem er sich vergewissert hatte, dass seine Tasche auf keinen Fall durch einen dummen Zufall würde entdeckt werden können. Dann macht er sich auf den Weg zum Straßenstrich. Zeit, wieder etwas Geld zu verdienen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey brauchte knapp fünfzehn Minuten für einen Weg, den er eigentlich locker in fünf hätte schaffen können. Ein Teil von ihm sträubte sich einfach dagegen, wieder einmal seinen Körper zu verkaufen und die Geilheit irgendwelcher Perverser befriedigen zu müssen. 'Verdammt, reiss Dich zusammen, Joey! Es geht nun mal nicht anders.' ermahnte er sich selbst und suchte sich eine Ecke aus, von der aus er einen guten Überblick über alle haben würde, die herkamen. Immerhin konnte er auf Überraschungen wie plötzlich auftauchende Cops gut verzichten. Während der ersten Stunde lief auch alles glatt für ihn. Er schaffte drei Kunden und wollte sich gerade nach dem vierten umsehen, als er von drei Seiten eingekesselt wurde. "Sieh mal an, ein Neuer." stellte ein Stricher mit blondierten Haaren fest, der kaum älter sein konnte als er selbst. "Weisst Du nicht, dass das hier unsere Ecke ist?" fragte er und die beiden Latinos, die rechts und links von ihm standen, nickten bestätigend. "Na und? Kann mich nicht erinnern, dass ich hier irgendwo ein Reservierungsschild gesehen hab." gab Joey zurück. Seine Laune war wegen dem, was er tun musste, nicht die beste, und obwohl er solchen Konfrontationen in den letzten acht Wochen aus dem Weg gegangen war, hatte er genau das jetzt nicht vor. Auf keinen Fall würde er jetzt kuschen, denn dann hatte er verloren und konnte sich hier nicht mehr blicken lassen, das wusste er genau. "Er wird frech, Tim." beschwerte sich einer der Latinos und der andere nickte wieder. "Carlos hat Recht. Das können wir uns doch nicht gefallen lassen, oder?" fragte er und der Blondierte schüttelte den Kopf und fixierte den Japaner aus zu schmalen Schlitzen zusammengekniffenen Augen. "Ganz bestimmt nicht, Jungs. Und was machen wir mit Leuten, die frech werden?" fragte er und Joey warf den Dreien einen abschätzenden Blick zu. Das Einzige, was sie seiner Meinung nach gefährlich machte, war ihre große Klappe und die Tatsache, dass sie zu dritt waren. Dennoch traute er sich zu, mit ihnen fertig zu werden – ein Irrtum, wie sich herausstellte, denn die beiden Latinos zogen plötzlich jeder ein Schnappmesser aus der Hosentasche und auch der Blondierte griff zu seinem Schuh. Bevor es jedoch für den Blondschopf wirklich ernst werden konnte, mischte sich eine helle, angenehm klingende Stimme von hinter den Dreien ein. "Mensch, Sunshine, da bist Du ja! Ich hab Dich schon überall gesucht. Du hast Dich in der Ecke vertan. Wir sind da vorne, nicht hier." sagte der Besitzer der Stimme, drängelte sich zwischen dem Blondierten und einem der Latinos durch und packte Joeys Hand. "Komm mit." sagte der Junge, der ebenfalls ungefähr sechzehn sein musste, und sah den Japaner eindringlich an. Dann wandte er sich an die Anderen. "Sorry, Jungs, Sunshine ist neu hier und hat sich wohl verlaufen. Er arbeitet für Nate." erklärte er und bei seinem letzten Satz erbleichten die Drei, die den Blondschopf vorhin noch bedroht hatten. "Warum hat er das denn nicht gleich gesagt? Dann hätten wir ihn doch sofort zu Dir geschickt, Candy." wandte sich der Blondierte, den die Anderen vorhin mit Tim angesprochen hatten, an den Braunhaarigen, der noch immer Joeys Hand festhielt. "Wie gesagt, er ist neu. Wahrscheinlich dachte er, dass ihr Nate nicht kennt. Er kommt nicht von hier. Und jetzt müssen wir los." verabschiedete der Angesprochene sich und zog den Blondschopf hinter sich her. Der war so perplex, dass er nicht einmal daran dachte, sich zu wehren. Candy zog Joey um einige Ecken und dann zu einem Wohnhaus, schloss die Tür auf, ohne seine Hand loszulassen, und schleifte ihn dann hinter sich her in die Wohnung. Dort drückte er den noch immer völlig verdutzten Joey in einen Sessel und sah ihn von oben herab an. "Bist Du verrückt geworden? Du kannst Dich doch nicht einfach irgendwo hinstellen und erwarten, dass das jeder akzeptiert! Weisst Du eigentlich, wie knapp das gerade war? Die drei Idioten hätten Dich in Streifen geschnitten, wenn ich nicht gekommen wäre!" fauchte er dann und stemmte die Hände in die Hüften – eine Geste, die Joey dermassen an Thea erinnerte, dass er unwillkürlich zu lachen anfing. "Sag mal, hackt's bei Dir? Hast Du sie noch alle? Warum lachst Du denn jetzt? Das war mein Ernst, verdammt!" ereiferte sich der Schwarzhaarige und liess sich in den Sessel gegenüber fallen, als sein 'Gast' einfach nicht aufhören wollte zu lachen. "Na toll, ich hab mir nen Spinner eingefangen." seufzte Candy und rollte die Augen. "Nee, ich bin völlig normal. Tschuldige." erwiderte Joey und der Braunhaarige sah ihn mit schiefgelegtem Kopf nachdenklich an. In seinen blauen Augen lag ein seltsamer Ausdruck. "Normal nenn ich das nicht, wenn Du Dich einfach an die Straße stellst und auf Kunden wartest. Und das auch noch, ohne zu wissen, welchem Zuhälter welche Ecke gehört. Du bist echt lebensmüde, kann das sein?" fragte Candy und Joey schüttelte den Kopf. "Nein, bin ich nicht. Konnte ja nicht wissen, dass das hier so kompliziert ist." sagte er und der Braunhaarige seufzte. "Ist es aber. Du hattest Glück, dass ich zufällig in der Nähe war. Na, das wird lustig, wenn ich Nate erzählen muss, warum ich heut nicht komme." grummelte er und der Blondschopf bekam sofort ein schlechtes Gewissen. "Sorry. Ich wollte nicht, dass Du meinetwegen Ärger hast." entschuldigte er sich und Candy begann zu lachen. "Jetzt kuck doch nicht so, als wärst Du auf ner Beerdigung. Nate bringt mich schon nicht um. Das kann er sich gar nicht leisten, weil sich meine Stammkunden sonst furchtbar beschweren würden. Ausserdem wär das ne echte Umsatzeinbusse und das macht er nicht." kicherte er und erntete einen verständnislosen Blick aus braunen Augen. "Wie jetzt? Kriegst Du keine Schläge oder so?" erkundigte der Sechzehnjährige staunend und sein Gegenüber schüttelte lachend den Kopf. "Nein, natürlich nicht. Wie würde das denn aussehen, wenn ich mit nem Veilchen anschaffen ginge? Würde meinen Kunden nicht gefallen, das kannst Du glauben. Ausserdem ist Nate anders als die Zuhälter, die Du vielleicht kennst." antwortete er und sah den Blonden interessiert an. "Was mich auf eine ganz andere Frage bringt: Für wen arbeitest Du eigentlich?" wollte er wissen und Joey zuckte die Achseln. "Für mich und sonst niemanden." erwiderte er entschieden und sein Gesprächspartner sah ihn an, als hätte er es wirklich mit einem Verrückten zu tun. "Du bist freischaffend? Hier in der Gegend? Bist Du völlig übergeschnappt? Weisst Du eigentlich, was Du für ein Glück hattest, dass ausgerechnet ich Dich gefunden hab? Ich hab Dir gerade den Arsch gerettet, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Sobald sich erst mal rumgesprochen hat, dass Du für Nate arbeitest, hast Du keine Probleme mehr. Weder mit den anderen Strichern noch mit Zuhältern oder den Gangs, die hier in der Gegend immer wieder mal der Meinung sind, Arbeit machen zu müssen, ohne dafür zu zahlen – wenn Du verstehst, was ich meine." erklärte Candy und zog eine Augenbraue hoch. Joey wurde bei seiner Andeutung sofort schlecht, denn er konnte sich nur zu gut vorstellen, worauf der Andere anspielte – eine Erfahrung, die der Sechzehnjährige auf keinen Fall wiederholen wollte. "Am besten, ich ruf Nate jetzt gleich an und erklär ihm alles. Aber sag mal, wie heisst Du eigentlich? Ich kann Dich ja schlecht weiterhin 'Sunshine' nennen. War nur das Erste, was mir zu Deinen Haaren eingefallen ist." sagte er, legte den Kopf schief und stand auf, während er auf eine Antwort wartete. "Joey." stellte sich der Angesprochene vor und Candy streckte ihm eine Hand hin, während er nach dem schnurlosen Telefon griff. "Ich bin Sean. Kannst mich aber auch 'Candy' nennen, wenn Dir das lieber ist. So nennen mich da draussen alle – vor allem meine Kunden. Die müssen schliesslich nicht unbedingt meinen richtigen Namen wissen, nicht wahr?" fragte er und drückte eine Taste. "José? Candy hier. Kannst du Nate mal vorbeischicken? Sag ihm, ich lass den heutigen Abend ausfallen. Ja. Ja, das erklär ich ihm, wenn er hier ist. Er kann's Dir ja dann später sagen, wenn er wieder zurück ist. Ja. Nein. Nein, alles klar. Ja, sag ich doch. Bis morgen, Süsse!" sagte der Braunhaarige, schmatzte noch einmal geräuschvoll in den Hörer und legte dann auf. "Nate ist so in zehn bis fünfzehn Minuten hier." informierte er Joey und der war sich nicht sicher, ob ihm die Situation gefiel. Sein Gesprächspartner liess sich wieder in den Sessel ihm gegenüber fallen. Dann sah er den Blondschopf an. "Keine Angst, Nate ist echt okay. Er und Cole haben mich bei meinem früheren Zuhälter – eins von den Arschlöchern, die ihre Jungs gerne verprügeln – rausgeholt. Ich arbeite jetzt seit fast zwei Jahren für ihn und er hat mich bisher weder geschlagen noch zu irgendetwas gezwungen, was ich nicht wollte." versuchte er, den Japaner zu beruhigen. "Im Gegenteil, er besteht sogar darauf, dass alle, die für ihn arbeiten, immer Gummis verwenden und sich regelmässig alle sechs Monate testen lassen. Ausserdem nimmt er anteilig wesentlich weniger als die meisten anderen Zuhälter. Ist also ein echtes Glück, für ihn zu arbeiten." fügte er hinzu und legte den Kopf wieder schief – scheinbar eine Angewohnheit von ihm. "Du glaubst mir nicht, das seh ich Dir an der Nasenspitze an." stellte er dann fest, stand auf und ging kurz und sehr leise ins angrenzende Zimmer, ohne das Licht anzuschalten. Es raschelte kurz, dann kam er mit einigen Büchern auf dem Arm zurück, die er vor den Blondschopf auf dem Tisch ausbreitete. "Und?" fragte Joey nach einem Blick auf die Bücher. Er verstand nicht wirklich, was darauf stand. "Und? Welcher Zuhälter erlaubt seinen Jungs, nebenbei zur Schule zu gehen, um ihren Abschluss zu machen?" fragte Sean zurück und brachte die Bücher wieder zurück. Dann schloss er leise die Tür und legte den Finger auf die Lippen. "Cole pennt. Für gewöhnlich macht er die Nachtschicht, aber er hatte nen Kunden, der ihn das ganze Wochenende gebucht – und schwer beschäftigt – hat. Jetzt ist er todmüde, deshalb wollte ich heute noch ein bisschen was an Kohle besorgen. Aber so dringend ist das nicht. Noch haben wir genug und der Kühlschrank ist auch noch voll. Ich muss also heute nicht unbedingt noch los." Der Braunhaarige seufzte. "Weisst Du, mein eigentlicher Boss ist nicht Nate, sondern José. Der ist früher selbst anschaffen gegangen und weiss, wie das alles ist. Irgendwann ist er mal zu Kohle gekommen und hat sich gedacht, er will dafür sorgen, dass die Jungs, die genauso in der Gosse hängen wie er, irgendwann mal ne reelle Chance haben, da wieder rauszukommen. Deshalb lässt er auch nicht zu, dass einer von uns Drogen nimmt. Und man kann jederzeit aufhören. Sicher, er nimmt etwas Kohle, aber die legt er beiseite für uns, damit wir wenigstens ein kleines Polster haben, wenn wir irgendwann mal aufhören wollen. Er hat genug, also braucht er keine." erklärte er und sah seinen Gegenüber an. Joey war skeptisch. Konnte das, was Candy alias Sean erzählte, wirklich wahr sein? "Weisst Du, Nate ist Josés Freund. Er ist sozusagen das Aushängeschild. Ausser einigen wenigen Jungs weiss kaum einer, dass eigentlich José der Chef ist. Lass Dich also nicht davon täuschen, wenn Nate etwas kühl rüberkommt. Eigentlich ist er ein echter Schatz. Er hat meinem Ex-Zuhälter sehr nachhaltig deutlich gemacht, dass der mich zufrieden lassen soll. Du wirst sehen, er ist wirklich okay. Dieses Kühle an ihm ist nur Fassade. Eigentlich ist er..." ******************************************************************************** Sorry für den fiesen Cliffhanger, aber der musste sein, weil das Kappi sonst zu lang geworden wäre. Ich lad gleich auch das nächste hoch, dann müsst ihr hoffentlich nicht zu lange warten, bis die Auflösung kommt. Nyo, vergesst nicht, meinen Kommikasten zu füttern. Man liest sich hoffentlich!!! Karma Und noch mehr Neues ------------------- So, und hier wird auch gleich der Cliffhanger aufgelöst. Hoffe, Mexxchen schaltet schnell frei, damit ihr nicht zu lange warten müsst. Nyo, hier kommt noch ein neuer Chara ins Spiel: Nate. Ich mag ihn. Könnt mir ja sagen, was ihr von ihm haltet. Und jetzt: Enjoy!!! Karma ******************************************************************************** "Eigentlich bin ich was?" erklang plötzlich eine Stimme von der Tür. Joey sah erschrocken zu dem Mann, der lässig im Türrahmen lehnte und ihn und Sean musterte. Er hatte lange, glänzend schwarze Haare, die ein bisschen an das Gefieder eines Raben erinnerten, und seine Kleidung bestand aus ebenso schwarzem Leder. "Musst Du jemand völlig Fremdem Deine Lebensgeschichte erzählen, Candy?" fragte er streng und sein kühler Blick liess den Blondschopf unwillkürlich an Seto Kaiba denken. "Ja, muss ich, weil er mir sonst nicht geglaubt hätte. Ich hab Joey an der Ecke von Tim, Carlos und Raul aus der Scheisse gezogen, weil er sich als freischaffend einfach gemütlich da hingestellt hat. Ich hab den drei Pfeifen erzählt, dass er neu ist und für Dich arbeitet. Hättest mal sehen sollen, wie arschfreundlich das Idiotentrio auf einmal war. Haben sich sogar entschuldigt. Trottel!" schnaubte Sean verächtlich und sah seinen Zuhälter an. "Und deshalb hast Du mich herbestellt?" fragte Nate und strich sich seine langen schwarzen Haare aus dem Gesicht. Seine blauen Augen – ein weiteres Detail, das den Blondschopf an seinen Erzfeind erinnerte – musterten den jungen Japaner eingehend. "Und Du bist der Meinung, er sollte für uns arbeiten?" erkundigte sich der Ältere bei Candy und der nickte heftig. "Ja, das denke ich. Ich glaub, er braucht jede Hilfe, die er kriegen kann. Ich hab ihn kurz beobachtet – ich dachte erst, er arbeitet für Diego – und er sah einfach nur todunglücklich aus. Eigentlich will er gar nicht hier sein." erklärte der Jüngere und im nächsten Moment fand sich Joey im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses wieder. "Gut, wenn Du meinst." stimmte Nate zu und wandte sich ganz dem Blondschopf zu. "Es ist Deine Entscheidung, Joey. Fünfundzwanzig Prozent von dem, was Du verdienst, gibst Du mir. Wie Candy schon gesagt hat, bewahre ich das Geld nur für Dich auf. Du kannst jederzeit Bescheid sagen, dass Du aussteigen willst, und niemand wird Dir Steine in den Weg legen. Die anderen Bedingungen hat er Dir zwar auch schon erklärt, aber ich wiederhole sie sicherheitshalber noch mal: Keine Drogen und nie ohne Kondome. Alle sechs Monate zum HIV-Test, den wir bezahlen. Alles klar oder hast Du noch Fragen?" erkundigte er sich und der Japaner sah dem Anderen genau in die Augen. Was es war, dass ihn dazu brachte, einzuwilligen, wusste er nicht genau zu sagen. War es die Augenfarbe, die ihn so sehr an Seto Kaiba erinnerte? War es der ruhige Blick, der ihm keine Sekunde auswich, sondern ihm offen und ehrlich begegnete? War es die ruhige Stimme oder die Erscheinung des Mannes vor ihm? Was es auch war, es brachte Joey dazu, einverstanden zu sein. "Gut, ich bin dabei." sagte er und Nate nickte ihm zu. Er lächelte nicht, aber das war etwas, das den Blondschopf ebenfalls an seinen Erzfeind denken liess. Und genau diese Geste brachte ihn dazu, dem Mann vor ihm zu vertrauen. "In Ordnung. Am besten wird es sein, wenn Candy Dir morgen alles zeigt. Vielleicht solltet ihr jetzt erst mal schlafen. Und das, was Du heute verdient hast, kannst Du behalten, Joey. Unsere Vereinbarung gilt erst ab morgen." erwiderte der Schwarzhaarige, stand auf und wuschelte Sean noch einmal durch die Haare, bevor er sich zum Gehen wandte. "Mensch, lass das, Nate!" beschwerte sich der Jüngere und zog ein schmollendes Gesicht – was den Angesprochenen zum Lachen reizte. "Genau deshalb nennen ihn alle Candy." erklärte er und winkte den beiden Jungen noch einmal zu, bevor er endgültig ging und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. "Siehst Du, ich hab ja gesagt, er ist ganz okay." sagte Sean, nachdem er seinem Zuhälter die Zunge herausgestreckt hatte. "Er ärgert mich nur gerne. Genau wie Cole. Der macht das auch ständig. Ich hasse das." grummelte er und versuchte, seine Haare wieder in Ordnung zu bringen. Das sah so lustig aus, dass Joey unwillkürlich lachen musste. "Von jetzt an wird’s besser, das garantier ich Dir." versprach der Braunhaarige, stand auf und ging zu der Couch, um sie auszuziehen. "Ich glaube, wir müssen heute beide hier pennen. Aber keine Sorge, ich begrabsch Dich nicht. Ich lieg genauso unten wie Du. Im Gegensatz zu Cole, aber der wird Dich auch nicht angrabschen." beruhigte er den Blondschopf und dieser stand auf, um ihm zu helfen. "Ich muss meine Sachen noch holen." fiel ihm dann ein und Sean nickte. "Dann lass uns das jetzt gleich machen. Morgen hab ich Schule, also muss ich früh raus." erklärte er und Joey musterte ihn erstaunt, während er ihm zur Tür folgte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Eine Weile liefen die Beiden schweigend nebeneinander her zu dem Abbruchhaus, in dem der Sechzehnjährige seine Sachen versteckt hatte, doch irgendwann brach der Braunäugige das Schweigen. "Sag mal, wie kommt es, dass Du zur Schule gehst?" wollte er wissen und der Andere, der ein paar Zentimeter größer war als er, seufzte und liess seinen Blick über die Gegend schweifen. "Glaubst Du etwa, ich möchte für den Rest meines Lebens hier bleiben und diesen Job machen? Auf keinen Fall! Ich arbeite im Moment daran, meinen Abschluss zu schaffen. Wenn ich den in der Tasche hab, werd ich aufs College gehen und einfach vergessen, dass ich diesen Job jemals gemacht habe." sagte er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Es ist nicht so, dass mich der Sex stört. Glaub das nicht; das macht mir nichts aus. Das Einzige, was mich stört, ist die Tatsache, dass das nichts wirklich Echtes ist. Einfach nur Geld gegen Ware und das war's. Sobald ich es in zwei Jahren aufs College geschafft hab, werd ich mir nen Freund suchen und nie wieder einen Gedanken an die letzten Jahre meines Lebens verschwenden. Zumindest nicht an die ganzen Typen, mit denen ich’s getrieben hab. Ich werd meine Freunde zwar nicht vergessen, aber ich will ein völlig normales Leben führen. Also will ich wahrscheinlich das Gleiche, was Du auch willst, hab ich Recht?" erkundigte er sich und Joey nickte. "Ja, irgendwie schon. Ich bin hergekommen, weil ich ein neues Leben anfangen wollte. Weg von der ganzen Scheisse zu Hause. Tja, vom Regen in die Traufe, wie man so schön sagt. Bin jedenfalls voll auf die Schnauze geflogen. Eigentlich wollte ich nie wieder anschaffen." gab er zu und der Braunhaarige nickte. "Das ist bitter. Glaub mir, ich kenn die ganze Scheisse auch. Aber so schlimm wie bei meinem früheren Zuhälter ist es jetzt nicht mehr. Sicher, manche Typen sind einfach zum Kotzen, aber das geht auch vorbei. Dabei denk ich einfach an was Schöneres und dann geht das schon." erwiderte Candy und grinste. Der Japaner nickte. "Mach ich auch so. Sonst könnte ich das gar nicht." gestand er und kletterte über den Bretterstapel, hinter dem er seine Tasche versteckt hatte. Glücklicherweise hatte sie auch in dieser Nacht noch niemand gefunden. "Denkst Du dabei an einen bestimmten Typen?" hakte der Amerikaner neugierig nach und Joeys Gesicht wurde schlagartig flammend rot. "Also ja." stellte Sean fest und legte den Kopf schief. "Weiss er das? Bist Du deshalb abgehauen?" wollte er wissen und der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Nein, er weiss es nicht. Er hasst mich, und wenn er wüsste, woran ich manchmal gedacht hab, wenn ich ihn angesehen habe, würde er mich noch mehr hassen. Er hat keine Ahnung, was ich mache und wo ich bin. Und er ist wahrscheinlich froh, dass ich weg bin." erklärte der Blondschopf und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme bitter klang. "Hey, lass Dich davon nicht runterziehen. Irgendwo gibt’s auch für Dich den Richtigen. Und es ist nicht immer der, an den man als Erstes sein Herz verliert. Das kannst Du mir glauben." murmelte Candy und jetzt war es an Joey, ihn neugierig anzusehen. "Wer war's denn bei Dir?" fragte er und der Braunhaarige seufzte abgrundtief. "Mein Bruder. Mein Stiefbruder, um genau zu sein." erwiderte er und seufzte erneut. "Mein richtiger Dad ist abgehauen, als ich noch nicht mal krabbeln konnte. Als ich sechs war, hat meine Mom dann nen neuen Typen kennengelernt. Frank. Er war zwar etwas streng, aber eigentlich ganz nett. Und er hat sie glücklich gemacht. Das war mir damals unheimlich wichtig." Wieder seufzte der Amerikaner und sein Blick bekam etwas Wehmütiges, als er fortfuhr. "Na ja, er hatte einen Sohn. Ben war knapp anderthalb Jahre älter als ich. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Und als ich dreizehn war, hat er mir gesagt, dass er sich in mich verliebt hatte. Ich war damals auch bis über beide Ohren in ihn verschossen und überglücklich. Wir waren dann eine Weile heimlich zusammen und haben auch miteinander geschlafen. So weit, so gut, bis Frank uns irgendwann dabei erwischt hat. Er war stinksauer und ich hab gedacht, dass Ben es ihm erzählen wollte, aber er hat alles geleugnet und behauptet, das Ganze wäre meine Idee gewesen. Frank hat mich furchtbar verprügelt und dann rausgeworfen. Weder meine Mom noch Ben haben irgendwas unternommen." Bei diesen Worten verzog sich Seans hübsches Gesicht und er warf einen Blick an die Decke des Hauses, in dem sie noch immer standen. "Und so bin ich auf der Strasse gelandet. Hat nicht lange gedauert, bis ich dann an meinen ehemaligen Zuhälter geraten bin. Für den hab ich ein knappes Jahr gearbeitet, bis ich durch einen Zufall Cole kennengelernt hab. Der hat Nate und José von mir erzählt und keine drei Tage später war ich diesen prügelnden Penner endlich los." Joey hatte dem Anderen aufmerksam zugehört. "Na, dann weisst Du ja wenigstens, wie es ist, wenn Du's freiwillig machst. Mein Vater hat irgendwann zufällig – er hat nach Kohle gesucht und mein Tagebuch gefunden – rausgekriegt, dass ich mich in einen Klassenkameraden verliebt habe. An dem Abend kam er dann mit einem seiner Saufkumpane nach Hause." Bei der Erinnerung an das, was damals passiert war, verzog sich auch das Gesicht des Japaners und beinahe meinte er, wieder die Schmerzen zu fühlen, die er damals gehabt hatte. "Ich hab schon geschlafen und der Kerl ist über mich hergefallen. Ich hatte keine Chance, mich zu wehren und hab die ganze Zeit darauf gehofft, dass mein Vater was unternimmt, aber er hat mich nur angekuckt und gemeint 'Wenn mein Sohn schon ne Schwuchtel ist, dann kannst Du Dich wenigstens noch nützlich machen' oder so ähnlich." Der Blondschopf seufzte bitter auf und Candy sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an, ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen. "Und von da an hat er immer öfter irgendwelche Kerle mitgebracht oder mich zu irgendwelchen Typen geschickt. Wenn ich mich geweigert oder seiner Meinung nach zu wenig Kohle mitgebracht hab, hat er mich danach noch ne Runde verprügelt. Das hab ich fast ein Jahr lang mitgemacht, aber im Juni hat's bei mir ausgeklinkt, ich hab mir meine Sachen und das Geld geschnappt, dass ich heimlich gespart hatte, und bin abgehauen." Joey schulterte seine Tasche, kletterte über den Bretterstapel zurück und machte sich wieder auf den Weg, den sie beide gekommen waren. "Eigentlich komm ich aus Japan. Ich hab mir einfach ein Ticket besorgt und bin hergeflogen. Ich hatte gehofft, dass es hier nicht so laufen würde, aber da hab ich mich ja wohl ganz derbe getäuscht. Na, das ist mein Leben." sagte er bitter und Sean sah ihn mitleidig an. "Heisst das, Du hattest noch nie Spass daran? Nicht ein einziges Mal?" fragte er und der Blondschopf nickte. "Noch nie. Gut, wenn ich dabei an ihn denke, ist es erträglich, aber spätestens, wenn mir bewusst wird, dass er es nicht ist, möchte ich am liebsten kotzen." erklärte er und der Braunhaarige nickte mitfühlend. "Kann ich mir vorstellen. Lass uns zurückgehen und ne Runde schlafen. Und glaub mir, irgendwann findest Du auch noch den Richtigen. Einen, bei dem es Dir nicht zuwider ist, wenn er Dich berührt. Der ist irgendwo da draussen, das garantier ich Dir." versuchte er, seinen neuen Arbeitskollegen aufzumuntern. Joey schenkte ihm ein schiefes Grinsen. "Na, wenigstens hab ich ein paar nette Leute getroffen, seit ich hergekommen bin." sagte er und der Amerikaner begann zu lachen. "Dann hat es sich ja doch gelohnt, herzukommen. Ich glaub, ich mag Dich. Und Cole wird Dich sicher auch mögen. Er ist ein echter Schatz. Und vielleicht lernst Du ja sogar mal meinen Nachhilfelehrer kennen. Soweit ich weiss, kann er Japanisch." gab er zurück und der Blondschopf seufzte. "Das klingt gut. Na, mal sehen, was noch so passiert. Ich glaube, ich werd wenigstens so lange hier bleiben, bis ich volljährig bin. Wenn ich dann zurück nach Japan gehe, kann mich niemand mehr zwingen, zu dem alten Dreckskerl zurückzugehen." murmelte er. Sean nickte bestätigend. "Deshalb bin ich auch hergekommen. Hier findet mich garantiert keiner. Nicht, dass sich überhaupt jemand die Mühe machen würde, nach mir zu suchen, aber sicher ist sicher." erklärte er und schloss die Wohnungstür wieder auf, denn die Beiden hatten sich während ihrer Unterhaltung auf den Rückweg gemacht. In der Wohnung angekommen huschte der Braunhaarige kurz in das Zimmer, in dem er schon mal wegen der Bücher gewesen war – offenbar das Schlafzimmer – und kam mit Shirt und Shorts zurück. "Du müsstest ungefähr meine Größe haben. Ich bezweifle einfach mal, dass Du was zum Pennen dabei hast, oder?" vermutete er und Joey nickte. "Na, dann zieh das an. Das Bad ist da hinten, wenn Du noch duschen willst. Deine Klamotten kannst Du morgen waschen. Wenn wir das nachts machen, kriegen wir Ärger. Ich leg mich schon mal hin und wünsch Dir ne gute Nacht. Für Cole schreib ich gleich noch nen Zettel, sonst weckt der Dich morgen früh, wenn er wach wird und ich schon weg bin. Und ich glaube, darauf kannst Du verzichten." sagte er und krabbelte auf die Couch. Der Blondschopf nahm die Sachen dankbar an und ging ins Bad, um erst mal ausgiebig zu duschen, bevor er sich anzog und sich ebenfalls auf die Couch legte. In der Zeit, die er zum Duschen, Abtrocknen und Anziehen benötigt hatte, war Sean schon fest eingeschlafen. 'Jetzt hab ich also nen Zuhälter.' sinnierte Joey, drehte sich auf den Rücken und starrte mit unter dem Kopf verschränkten Armen an die Decke. 'Hoffentlich haben Sean und Nate mich nicht angelogen.' dachte er und schüttelte unwillkürlich den Kopf. Nein, das glaubte er nicht. Aus einem Grund, den er sich selbst nicht erklären konnte, vertraute er den Beiden. Grübelnd wälzte sich der Blondschopf eine Weile hin und her. 'Nate hat fast die gleichen Augen wie Kaiba. Und er hat auch den gleichen Blick.' stellte er fest und seufzte unhörbar. 'Warum muss er mich ausgerechnet an ihn erinnern? So kann ich ihn doch nie vergessen.' Mit diesem Gedanken im Kopf schlief der junge Japaner kurz vor ein Uhr morgens endlich ein. ******************************************************************************** So, ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr werdet mich nicht killen. Gut, für dieses Kappi wahrscheinlich nicht mal so sehr (ausser vielleicht dafür, dass das Hündchen so leiden muss *auf letzte gedanken vor dem einschlafen deut*), aber wahrscheinlich werd ich für das, was im nächsten kommt, standrechtlich erschossen. Nyo, darauf müsst ihr allerdings noch etwas länger warten. Hoffe, ihr nehmt mir das nicht allzu übel, aber das Chap ist noch nicht ganz fertig. Vergesst bitte nicht, meinen armen Kommikasten fleissig zu füttern. Kritik, Lob, Anregungen und Morddrohungen bitte immer an mich!! Karma Positive Erfahrungen -------------------- Wow, 19 neue Kommis!!! Leutz, ihr seid einfach die Allerbesten!!!*froi* *wie bekloppt durch die Wohnung tanz* So, hier ist auch endlich das elfte Kappi von 'Runaway'. Und ich habe die (nicht gerade leise) Befürchtung, dass ihr mich nach der Lektüre nicht mehr mögen werdet. Dabei ist das alles nur gut gemeint, wirklich!!! Ich hab das Hündchen doch lieb!! By the way, PREMIERE!!!! Karmalein hat ihre erste Lime geschrieben!!! Was für eine Heidenarbeit!!! Ich hab mir Mühe gegeben, es richtig zu zensieren, damit ich's nicht unter 'adult' laufen lassen muss und es jede/r (lesen das hier überhaupt auch Jungs? Wenn ja, bitte melden!!) lesen kann. Nyo, falls es doch zu explizit sein sollte, sagt mir bitte Bescheid, dann ändere ich's noch nachträglich oder lad's neu hoch. Anyway, genug der langen, unglaublich unsinnigen Vorrede: Enjoy reading!! Karma ******************************************************************************** Ende September hatte sich Joey so weit an sein neues Leben gewöhnt, dass ihm alles nicht mehr ganz so schrecklich vorkam. Er hatte sich mit Candy alias Sean inzwischen regelrecht angefreundet. Nach ihrer ersten Begegnung hatte der Ältere, der, wie der Japaner inzwischen erfahren hatte, siebzehn war, sich so an den Spitznamen Sunshine für ihn gewöhnt, dass dieses Wort inzwischen so etwas wie sein Straßenname war – eine Tatsache, die dem Blondschopf mehr als nur Recht war, denn er konnte gut darauf verzichten, dass ihn jeder x-beliebige Kunde mit seinem wahren Vornamen ansprach. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Nicht nur mit Sean, auch mit Cole, seinem zweiten Mitbewohner, verstand Joey sich ausgezeichnet. Nachdem der ebenfalls blonde Amerikaner mit den grünen Augen und den recht breiten Schultern – er war eher aktiv als passiv – sich am ersten Morgen nach dem Aufwachen über den Neuzugang gewundert hatte, hatte er sich doch recht schnell an ihn gewöhnt. "Ach, Du bist also Candys kleines Sozialkundeprojekt? Joey, oder?" hatte er den blonden Japaner nach dem Aufstehen begrüsst und dieser hatte den Neunzehnjährigen irritiert angesehen. "Weisst Du, unser Süsser hat mir alles aufgeschrieben, was gestern passiert ist. So ist er eben. Ein echtes Zuckerstückchen. Aber das wirst Du auch noch merken." hatte er grinsend gesagt und war dann – nur mit Boxershorts bekleidet – in die Küche gegangen, um sich um das Frühstück zu kümmern. "Kannst ruhig reinkommen." hatte er dem Jüngeren angeboten, der etwas unsicher im Türrahmen stehen geblieben war. "Ich beiss Dich nicht. Versprochen." hatte er gesagt und sich grinsend zu dem Japaner umgedreht. "Hat Sean Dir nicht gesagt, dass ich ganz harmlos bin? Ich kann's bloss nicht ab, wenn man mich weckt. Bin ein echter Morgenmuffel. Deshalb mach ich auch die Nachtschicht. Sean arbeitet nur noch nachmittags und am Wochenende, seit er wieder zur Schule geht." hatte der Blonde erklärt und zwei Teller auf den Tisch gestellt. "Setz Dich und lass uns was essen. Und dann haben wir bis heute Nachmittag Zeit, uns kennenzulernen. Sean hat mir geschrieben, dass er Dir alles zeigen will, sobald er loszieht." hatte Cole gesagt und seinen Gegenüber fragend angesehen. "Alles okay? Du bist so still. Rede ich zu schnell für Dich? Wenn ja, dann sag mir das, okay?" hatte er gefragt und Joey hatte den Kopf geschüttelt. "Nee, geht schon. Bin nur noch nicht ganz wach." hatte er erwidert und der Ältere hatte gelacht. "Dann willkommen im Club. Ich versteh echt nicht, wie Sean es schafft, jeden Morgen so ekelhaft gut gelaunt zu sein und auch noch freiwillig zur Schule zu gehen. Nichts für mich, ganz ehrlich." hatte der Grünäugige zugegeben und so urkomisch mit den Augen gerollt, dass auch der Japaner hatte lachen müssen. "Ich glaub, wir Drei werden gut miteinander auskommen. Sean kennt sich mit Menschen aus. Wenn er Dich angeschleppt hat, dann bedeutet das, dass Du ein netter Kerl bist. Candy sammelt nämlich längst nicht alles und jeden auf, musst Du wissen." hatte der Amerikaner gesagt und der Braunäugige hatte breit gegrinst. "Scheint mir auch so, als könnte man mit euch klarkommen. Aber sag mal, stör ich euch denn nicht?" hatte er sich erkundigt und Cole hatte den Kopf geschüttelt. "Ach was! Nö, kein bisschen. Im Gegenteil, ist doch immer wieder schön, mal jemand Neues kennenzulernen. Dazu ist das Leben doch da, oder?" hatte er gefragt und Joey hatte genickt. 'Vielleicht hatte Sean gestern Recht und ab jetzt geht’s wirklich bergauf.' hatte er gedacht und unhörbar geseufzt. Nach allem, was in den letzten zwölf Monaten seines Lebens schiefgegangen war, wäre es ja zur Abwechslung mal ein netter Ausgleich, wenn ihm das Glück mal wieder lachen würde. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Tatsächlich hatte ihm das Glück in den letzten zwei Wochen wieder zu lachen begonnen. Sicher, die Arbeit war immer noch Dieselbe und einige der Kunden waren mehr als widerlich, aber wenigstens hatte er jetzt ein Dach über dem Kopf, regelmässige Mahlzeiten und auch immer jemanden, mit dem er reden konnte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Du kannst es immer noch nicht ab, wenn Dich jemand anfasst, oder?" fragte Sean eines Tages und Joey nickte seufzend. "Nicht wirklich." gestand er und der Amerikaner seufzte ebenfalls. "Was Du brauchst, ist ne positive Erfahrung. Guten Sex. Das macht's Dir leichter. Wenn Du was Gutes hast, woran Du Dich erinnern kannst, ist es nicht mehr so widerlich." sagte er und begann zu lächeln. "Und ich glaub, ich weiss auch ganz genau, wie ich Dir helfen kann." strahlte er und kicherte, als er Joeys verständnisloses Gesicht sah. "Hä? Was meinst Du damit?" hakte dieser sofort nach, aber der Ältere schüttelte den Kopf. "Das verrat ich Dir nicht. Lass Dich einfach überraschen, Sunshine." grinste er und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den vorbeifahrenden Autos zu. Und so sehr der Blondschopf ihn auch auszufragen versuchte, er bekam keine Antwort. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Was sein 'Arbeitskollege' mit seiner geheimnisvollen Ankündigung gemeint hatte, erfuhr der Japaner ein paar Tage später. Sean kam von der Schule aus nach Hause, stellte seine Sachen ab und zog sich um. Dann zwinkerte er Joey zu. "So, ich bin weg. Bis später. Und viel Spass wünsch ich." grinste er und war aus der Tür verschwunden, ohne eine weitere Erklärung abzugeben. "Was war denn mit dem los?" Fragend sah der Blondschopf Cole an, der im Wohnzimmer auf der Couch sass, doch der gab ihm keine Antwort auf seine Frage, sondern winkte ihn stattdessen zu sich. "Setz Dich, Joey." forderte er den Jüngeren auf und der liess sich gehorsam ebenfalls auf die Couch fallen, denn auf den Sesseln lag ausgebreitet die Kleidung, die sie zwar gewaschen, aber bisher noch nicht zusammengelegt hatten. "Sean hat gesagt, Du hast immer noch etwas Angst vor Berührungen." schnitt er das Thema an, dass der Siebzehnjährige einige Tage vorher ebenfalls zur Sprache gebracht hatte. Joey seufzte. "Irgendwie schon. Zwischendurch zumindest. Sean meinte vor einer Weile, mir würde ne positive Erfahrung fehlen. Tja, aber woher nehmen?" fragte er und seufzte erneut. "Vielleicht kann ich Dir dabei helfen." bot Cole an und mass den Japaner mit einem nachdenklichen Blick. Der Angesprochene zog ein verwirrtes Gesicht. "Hä? Ich versteh nicht, was Du meinst." gab er zurück und der Neunzehnjährige zog ihn wortlos von der Couch hoch und hinter sich her in Richtung Schlafzimmer. "Vor mir musst Du keine Angst haben, okay? Wenn Du mir sagst, dass ich aufhören soll, werde ich das sofort tun." sagte er, kaum das sie vor dem Bett angekommen waren. In Joeys braune Augen schlich sich ein leicht panischer Ausdruck, denn er war zwischen dem Amerikaner und der Liegestatt eingeklemmt und hatte somit keine Möglichkeit mehr, ihm zu entkommen – eine Situation, die er zu seinem Leidwesen nur allzu gut kannte. "Scht. Du musst Dich nicht vor mir fürchten. Ich werde Dir nicht wehtun. Und wenn Du nicht mehr willst, werde ich sofort aufhören. Das verspreche ich Dir. Aber gib mir wenigstens ne Chance, okay, Joey?" bat der Ältere und der Angesprochene nickte und schluckte hart, bevor er sich auf das Bett setzte. "Dann sollte ich mich jetzt wohl ausziehen, oder?" fragte er mit einem leichten Zittern in der Stimme und wollte nach dem Saum seines Shirts greifen, um es über den Kopf zu ziehen, doch Cole hielt ihn auf. "Lass mich das machen. Lehn Du Dich einfach zurück und versuch, es zu geniessen, okay?" gab er zurück und der Japaner nickte wieder, liess sich rücklings in die Laken fallen, schloss krampfhaft die Augen und krallte sich im Bettlaken fest. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Im Gegensatz zu dem, was er gewöhnt war, fiel der Neunzehnjährige nicht sofort über ihn her, sondern begann erst damit, ihn durch die Kleidung zu streicheln, ohne ihn intim zu berühren, bis er sich entspannt hatte. Erst dann zog er den Stoff von Joeys Shirt etwas hoch und begann damit, leichte Küsse auf der entblössten, leicht gebräunten Haut zu verteilen. Der Blondschopf, der zum ersten Mal in seinem Leben nicht grob, sondern erstaunlich zärtlich berührt wurde, wusste zu Anfang nicht, was er davon halten sollte. Das war eine völlig neue – zugegebenermassen nach einer Weile wirklich angenehme – Erfahrung für ihn. Unwillkürlich schweiften seine Gedanken wieder zu seinem – inzwischen längst ehemaligen – Erzfeind ab und er stellte sich vor, wie es wohl wäre, wenn diese unglaublich wohltuenden Zärtlichkeiten nicht von Cole, sondern von Seto Kaiba ausgehen würden. 'Das wäre so schön.' dachte Joey und seufzte leise, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein – eine Tatsache, die der Amerikaner als Aufforderung sah, das Shirt langsam und unter weiteren Küssen ganz vom Körper des Liegenden zu entfernen. Der Japaner hielt während der ganzen Zeit die Augen geschlossen. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich seine Fantasie mit der Wirklichkeit vermischt und er begann, sich nicht nur zu entspannen, sondern die Berührungen sogar nach und nach zu geniessen. Lächelnd begann Cole damit, dem Jüngeren die Scheu auch vor intimeren Berührungen zu nehmen. Seine Hände wanderten zu Joeys Hose und streichelten den Blondschopf erst eine Weile, bevor sie sich daran machten, den Jeansstoff langsam, aber sicher von der inzwischen erwachten Erektion des Jungen zu entfernen. Dass seine Hose und seine Boxershorts auf dem Boden neben dem Bett landeten, wo auch schon sein T-Shirt lag, nahm der Sechzehnjährige kaum wahr. Er konzentrierte sich nur auf die angenehmen, zärtlichen Berührungen und die Empfindungen, die der Andere damit in ihm auslöste. Nie zuvor hatte er auch nur ansatzweise so etwas wie Lust empfunden, doch als Cole begann, nicht nur seine Hände, sondern auch seine Lippen und seine Zunge einzusetzen, um ihn zu verwöhnen, kam es dem Braunäugigen vor, als würden Stromstösse durch seinen Körper zucken. "Seto..." stöhnte er leise, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Der Amerikaner lächelte still in sich hinein, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen. Offenbar gab es jemanden, mit dem ihr Sunshine nur zu gerne schlafen würde. Seine geschlossenen Augen und der fremde Name, der ihm über die Lippen geschlüpft war, sprachen eine mehr als deutliche Sprache, doch der Neunzehnjährige war keineswegs beleidigt. Hier ging es nicht um ihn, sondern um Joey und darum, dass dieser seine Angst vor Berührungen und vor Sex entgültig verlor. Genau deshalb hatte Sean mit ihm gemeinsam diesen Plan ausgeheckt. Und so, wie es aussah, schien er zu funktionieren. Joey wurde unter den sanften Berührungen immer heisser und er spürte, wie sich immer mehr Blut in seiner Körpermitte sammelte. Stöhnend und keuchend wand er sich in den Laken und zum ersten Mal in seinem Leben merkte er, dass er sich nach Sex sehnte. Dennoch zuckte er kurz zusammen, als sein Partner – Seto in seiner Fantasie, Cole in der Realität – damit begann, ihn langsam und vorsichtig vorzubereiten. Reflexartig verkrampfte sich der Blondschopf, doch die zweite Hand, die Lippen und die Zunge des Anderen lenkten ihn so effektiv ab, dass er innerhalb von nur wenigen Augenblicken keinen Gedanken mehr an die Finger verschwendete, sondern nur noch genoss und förmlich herbeisehnte, was gleich unweigerlich passieren würde. "Bitte, Seto, ich..." bettelte er auf Japanisch, und obwohl der Amerikaner kein Wort verstand, waren der flehende Tonfall des Jüngeren und sein kaum verhaltenes Stöhnen für ihn das Zeichen, dass Sunshine mehr als nur bereit war. Langsam und vorsichtig drang der Grünäugige in den unter ihm Liegenden ein, nachdem er sich ein Kondom übergerollt hatte. Für einen Moment verspannte sich der Junge, aber es dauerte nicht lange, bis er wieder ruhiger wurde und sich dem Älteren probeweise ein wenig entgegendrängte. Während der ganzen Zeit, in der Cole sich in Joey bewegte, sprach er kein einziges Wort, um den Jüngeren nicht aus seinen – offenbar mehr als nur angenehmen – Fantasien zu reissen. Der Blondschopf würde früh genug wieder mit der Realität kollidieren; da wollte der Neunzehnjährige ihm keinesfalls die wenigen Minuten, die er augenscheinlich sehr genoss, zerstören. Mit jedem Stoss seines Partners fühlte der Japaner, wie seine Erregung wuchs – eine Tatsache, die er niemals für möglich gehalten hätte. Irgendwann schlang er reflexhaft seine Arme und Beine um den Mann, der so tief in ihm war, denn er wollte ihn so nah wie nur möglich spüren. Am liebsten hätte er die Zeit angehalten, um sich nie wieder von ihm trennen zu müssen. Dass der Mann, mit dem er gerade schlief, nicht der war, an den er dachte und nach dem er sich sehnte, nahm er dabei nicht wahr. Viel zu schnell – zumindest für Joeys Geschmack – war es wieder vorbei. Als er die Hand des Anderen an seiner Erektion spürte, bäumte er sich auf und erreichte mit einem "Ich liebe Dich, Seto!" seinen Höhepunkt. Keuchend und überglücklich sank der Blondschopf danach zurück in die Laken. Was er gesagt hatte, war nicht wirklich bewusst und er brauchte mehrere Minuten, um zu realisieren, wo er war, wer bei ihm war und was gerade passiert war. "Ich... das war... danke, Cole." stammelte er kaum hörbar, als er die Augen wieder öffnete und den Amerikaner erkannte. Dabei nahm sein Gesicht eine ungesunde rote Färbung an, denn er fühlte sich unwillkürlich schuldig, weil er dabei an einen Anderen – und auch noch ausgerechnet an Seto Kaiba – gedacht hatte. Cole, der das zerknirschte Gesicht des Jüngeren richtig deutete, setzte sich auf und grinste den Japaner an. "Hey, kuck doch nicht so. Hauptsache, es war schön für Dich. An wen Du dabei gedacht hast, ist mir völlig egal. Ich hoffe nur, der Typ ist es auch wert, dass Du so viele Gefühle in ihn investierst." sagte er und die Gesichtsfarbe des Blondschopfs wurde noch ein paar Nuancen dunkler. "Er weiss nichts davon. Und er würde mich hassen – noch mehr, als er es ohnehin schon tut." flüsterte er kaum hörbar und setzte sich ebenfalls auf. In seine braunen Augen schlich sich ein trauriger und gequälter Ausdruck, denn ihm wurde bewusst, dass er das, was er gerade erlebt hatte, wohl niemals mit dem erleben würde, nach dem er sich mit ganzem Herzen sehnte. "Komm, mach nicht so ein langes Gesicht, Sunshine." sagte Cole und zog den Jüngeren in seinen Arm. "Irgendwann und irgendwo begegnest Du auch dem Richtigen. Ganz bestimmt. Sicher, die erste Liebe vergisst man nie, aber es gibt nicht unbedingt nur eine große Liebe im Leben, das kannst Du mir ruhig glauben." tröstete er den Blondschopf und der musste unwillkürlich grinsen. "Sean und Du verbringt zu viel Zeit zusammen." stellte er fest. "Ihr sagt beide fast das Gleiche." Der Amerikaner grinste zurück. "Aber nur, weil es wahr ist. Und jetzt ruh Dich erst mal aus. Du siehst aus, als könntest Du ne Mütze voll Schlaf gebrauchen." sagte er und gab Joey einen Schubs, so dass dieser wieder rücklings auf der Matratze landete. Er selber stand auf, suchte seine Sachen zusammen und zog sich wieder an. "Ich weck Dich nachher zum Essen, wenn Sean wieder da ist, okay?" fragte er und der Angesprochene nickte müde, bevor er die Augen schloss. Dass Cole das Schlafzimmer verliess und die Tür leise hinter sich zuzog, bemerkte er schon nicht mehr, denn er war längst eingeschlafen. Und seine Träume drehten sich um einen attraktiven, brünetten Jungunternehmer und die Dinge, die man in einem Bett so miteinander machen konnte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Und, hat's geklappt?" erkundigte sich Sean, als er am Abend nach Hause kam. Cole stand am Herd, drehte sich zu ihm um und grinste. "Na sicher. Er liegt im Schlafzimmer und pennt. Und seinem seligen Grinsen nach zu urteilen hat er verdammt angenehme Träume." erwiderte er und der Braunhaarige setzte sich seufzend auf einen Küchenstuhl und sah seinen älteren Freund an. "Ich wünschte nur, er könnte ein Happy End kriegen. Er hat's einfach verdient." murmelte er und seufzte erneut. Der Blonde nickte. "Das würde ich ihm auch gönnen, aber solange er hier ist, wird das kaum was werden." gab er zurück und nun nickte der Siebzehnjährige. "Ja, leider. Ich würde ja irgendwie versuchen, ihn zurückbringen, wenn ich wüsste, wo er genau herkommt. Blöderweise erzählt er ja so wenig von zu Hause." "Das ist wahrscheinlich zu schmerzhaft. Gib ihm noch ein bisschen Zeit. Vielleicht können wir ja in ein paar Wochen was drehen, wenn er mal etwas mehr von sich erzählt hat." schlug der Neunzehnjährige vor und Sean legte nachdenklich den Kopf schief. "Das könnte klappen. Weisst Du, ich mag ihn wirklich und ich würde ihm gönnen, dass er wieder nach Hause gehen und dort glücklich sein kann. Er gehört einfach nicht hierher." erwiderte er und seufzte wieder. "Unser Sunshine gehört einfach nach Hause. Ich glaube nicht, dass er hier wirklich glücklich werden kann." murmelte er und Cole nickte bestätigend. "Das glaube ich auch nicht. Zumindest nicht auf Dauer. Aber im Moment können wir nicht viel machen. Wir können nur warten, bis wir mehr wissen, und dann handeln. Ich möchte auch, dass er wieder wirklich lachen kann. Und ich wünsche ihm, dass er den, von dem er gerade träumt, kriegen kann." sagte er und Sean seufzte zum vierten Mal. "Das wünsche ich ihm auch, Cole. Das wünsche ich ihm auch." ******************************************************************************** Sind sie nicht lieb und süss, meine beiden Amis? *sean und cole anluv* Jaja, sie würden das Hündchen sofort in nen Flieger stecken, wenn sie wüssten, wo er herkommt. Aber das wissen sie ja nicht. *sniff* Nyo, ihr dürft schon mal gespannt sein aufs nächste Kappi. Das ist auch schon so gut wie fertig. Ich werd zusehen, wie viel ich heute noch schaff, am Donnerstag (also morgen) ist bei uns mal wieder Rollenspiel und ich hab keine Zeit zum Schreiben, weil ich diesmal leiten darf. Ich mach also den eSeL (SpielLeiter). Jaja, das wird was geben. Für meine Spieler bin ich dann Gott. Oder vielmehr Göttin. Ja, huldigt mir!! Betet mich an!!! *muahaha* So, genug gesponnen. Ich mach jetzt weiter und hoffe, ihr füttert meinen Kommikasten wieder fleissig!!! Man liest sich!! Karma Überraschende Begegnung ----------------------- So, ihr Lieben, als Entschuldigung dafür, dass Mexxchen mein letztes Kappi unter 'adult' gestellt hat (dabei hab ich extra versucht, es zu zensieren, aber das war wohl nicht genug *heul*), lad ich auch gleich das nächste hoch. Sorry an alle, die das letzte Kappi nicht lesen können. *verbeug* Nyo, genug der Vorrede. Enjoy reading!! Karma ******************************************************************************** Ein paar Tage später sass Joey in einem der bequemen schwarzen Ledersessel im Wohnzimmer und wartete darauf, dass Sean mit seinen Hausaufgaben fertig wurde, damit sie losziehen konnten, denn in der Zeit, seit er angefangen hatte, für Nate zu arbeiten, waren sie beide immer gemeinsam auf die Straße gegangen. "Das ist sicherer – trotz allem." hatte der Braunhaarige auf die Frage des Japaners nach dem Warum geantwortet. "Du hast ja keine Ahnung, wie viele Spinner und Perverse hier rumrennen. L. A. ist die Hauptstadt der Verrückten, das kannst Du mir glauben. " 'Jetzt mach ich das hier schon seit mehr als zwei Wochen.' sinnierte der Blondschopf und beobachtete seinen älteren Freund, der sich sichtlich verzweifelt mit den Zahlen, Formeln und Zeichnungen in seinem Buch und in seinem Heft abmühte – scheinbar, ohne wirklich erfolgreich zu sein. "Fuck, ich check gar nichts!! Ich hasse Mathe!!" fluchte der Siebzehnjährige gerade und liess den Kuli fallen, bevor er theatralisch und übertrieben seufzte. "Dabei muss ich das bis morgen fertig haben. Ist das okay, wenn wir heute später gehen? Ich muss meinen Nachhilfelehrer bitten, vorbeizukommen und mir das zu erklären, sonst werd ich noch irre!" wandte er sich an Joey und der nickte. "Klar, kein Thema." antwortete er auf Seans Frage und der lächelte erleichtert, bevor er zu seinem Handy griff und eine Nachricht tippte. Nur eine knappe Minute später bekam er eine Antwort und strahlte über das ganze Gesicht. "Er hat Zeit. Super!! In fünf Minuten ist er hier." freute sich der Amerikaner und der Japaner beobachtete ihn grinsend. "Stehst Du etwa auf ihn?" wollte er wissen und der Ältere schüttelte lachend den Kopf. "Ich und auf ihn stehen? Gott bewahre, nein!! Er ist nett und süss, aber überhaupt nicht mein Typ." erklärte er und legte den Kopf schief – eine Marotte von ihm, die er scheinbar nicht ablegen konnte. "Für Dich ist das vielleicht auch ganz gut, dass er herkommt. Ich hab Dir ja gesagt, dass er Japanisch kann." sagte er und grinste den Jüngeren an. "Das Reden ist vielleicht etwas schwierig, weil..." setzte er an, doch die Türklingel unterbrach seine Ausführungen. "Da ist er ja schon! Ich bin sicher, Du wirst ihn mögen!!" prophezeite Sean und wollte aufstehen, doch Joey war schneller an der Tür als er. Als er sie öffnete, staunte er nicht schlecht, denn vor ihm stand – Joel. Der junge Amerikaner sah ihn mindestens ebenso verdutzt an, doch er gewann schnell seine Fassung wieder und begann zu lächeln, bevor er den noch immer völlig überraschten Blondschopf zur Begrüssung umarmte. "Ihr kennt euch schon?" fragte Sean erstaunt und Joel, der ganz offensichtlich der ersehnte 'nette und süsse' Nachhilfelehrer war, nickte und begann dann zu gestikulieren. Der Ältere sah ihm aufmerksam zu und lachte dann. "Ist ja witzig. Wenn ich das eher gewusst hätte, hätte ich Dir Bescheid gesagt, dass er hier ist. Er wohnt schon seit etwas mehr als zwei Wochen hier. Und er arbeitet für Nate." erklärte er und zog den Brünetten und den Blondschopf ins Wohnzimmer. Joel liess sich auf die Couch fallen und zückte seinen Block, überlegte es sich dann aber anders und gestikulierte stattdessen erneut auf Sean ein. Joey liess sich wieder in seinen Sessel fallen und beobachtete die Beiden. 'Was für ein irrer Zufall.' sinnierte er und zog die Beine an, so dass er sie mit seinen Armen umschlingen konnte. Dann stützte er seinen Kopf auf die Knie und seufzte. Sean setzte sich auf den Wohnzimmertisch und sah den Blondschopf mit schiefgelegtem Kopf an. "Joel sagt, er hat sich Sorgen um Dich gemacht." erklärte er und der Japaner blickte erstaunt auf. "Du verstehst, was er sagt?" erkundigte er sich und der Ältere nickte. "Sicher. Meine Tante – die Schwester meiner Mom – ist taubstumm. Ich hab die Gebärdensprache von klein auf gelernt. Und seit ich Joel kenne, weiss ich, wie praktisch das ist. Wir können uns unterhalten, ohne dass wir bemerkt werden, weil wir nicht laut werden. Alles, was wir brauchen, sind unsere Hände." erklärte er und Joel nickte, bevor er wieder zu gestikulieren begann. "Er will wissen, ob es Dir gut geht." übersetzte Sean und Joey nickte und lächelte entschuldigend. Er fühlte sich schlecht, weil der Jüngere ihn offenbar in den letzten zwei Wochen keineswegs vergessen und sich auch noch um ihn gesorgt hatte – und das, obwohl sie sich kaum kannten. "Ja, mir geht’s gut. Zumindest besser als an dem Tag, als wir uns kennengelernt haben." gab er auf Japanisch zurück und der Brünette begann geräuschlos zu lachen, als er den verständnislosen Blick des anderen Amerikaners bemerkte. "Hey, das ist unfair! Ich versteh kein Wort!" beschwerte der sich auch prompt und zog einen Schmollmund – eine Geste, die ihn unheimlich niedlich, beinahe kindlich, aussehen liess und die beiden Jüngeren zum Lachen reizte. "Es ist nicht besonders nett, wenn ihr euch gegen mich verbündet!" grummelte er leicht eingeschnappt, stand auf und liess sich mit vor der Brust verschränkten Armen in den zweiten Sessel fallen. "Ihr könnt euch doch auch unterhalten, ohne dass ich euch verstehe." rechtfertigte sich der Blondschopf noch immer kichernd, währen der Brünette wieder gestikulierte. Augenblicklich fing auch Sean an zu lachen. "Ihr habt beide gleichzeitig genau das Gleiche gesagt!" prustete er und auch die beiden Angesprochenen begannen wieder zu lachen. Joel war der Erste, der sich wieder fasste und den Ältesten in der Runde am Ärmel zupfte. Sean sah ihn an und beobachtete seine Gesten genau, dann nickte er. "Du hast Recht, wir sollten wirklich anfangen. Sunshine und ich müssen ja schliesslich gleich auch noch ein bisschen Geld verdienen." erwiderte er und wandte sich wieder seinen Hausaufgaben zu. Joel überflog die Aufgaben und begann dann, sie dem Älteren mit weit ausladenden Gesten und einigen unterstützenden Zeichnungen zu erklären. Es dauerte nicht lange, bis sich auf dem Gesicht des Siebzehnjährigen langsam Verständnis abzeichnete. Dann strahlte er, umarmte den Jüngeren und machte sich eifrig daran, die Aufgaben zu lösen. Joey beobachtete ihn eine Minute, dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Brünetten zu, der ihn nachdenklich ansah. "Ist das nicht irgendwie etwas seltsam, dass Du ihm seine Hausaufgaben erklärst? Immerhin ist er älter als Du." stellte er fest und der Angesprochene nickte, bevor er seinen Block zückte und zu schreiben begann. 'Er ist zwar älter, aber wir sind in der gleichen Klassenstufe. Ausserdem gehe ich auf eine Privatschule für Behinderte und er geht auf die gleiche staatliche Highschool wie mein jüngerer Bruder Finn.' erklärte er und der Blondschopf nickte. "Ich verstehe." sagte er und Joel kritzelte wieder. 'Dein Englisch ist viel besser geworden.' konstatierte er und der Japaner wurde rot. "Findest Du? Danke." erwiderte er verlegen und der Amerikaner grinste ihn an. 'Das finde ich allerdings. Könnten wir irgendwann noch mal Japanisch üben, wenn Du Zeit hast? Am Wochenende vielleicht?' fragte er und in seinen grauen Augen lag eine stumme Bitte. Der Braunäugige überlegte einen Moment. Eigentlich war es nicht wirklich schlimm, wenn er einen Tag ausfallen liess. Vielleicht konnten sie ja auch zu dritt – Joel, Sean und er – etwas unternehmen. "Gerne. Was hältst Du davon, wenn wir alle Drei uns am Samstag treffen?" schlug er vor und der Brünette nickte strahlend. 'Das wäre toll.' schrieb er und wedelte dann mit der Hand vor der Nase des Siebzehnjährigen, der noch immer über sein Matheheft gebeugt war. Sobald er aufsah, gestikulierte der Jüngere heftig auf ihn ein. Seans Gesicht hellte sich augenblicklich auf. "Das ist eine tolle Idee, Joey!" freute er sich und strahlte mit dem zweiten Amerikaner um die Wette. "Ihr seid beide echt niedlich." grinste der Angesprochene und stand auf, um sich umzuziehen, denn der Braunhaarige war so gut wie fertig mit seinen Aufgaben. "Ich mach mich schon mal fertig." wandte er sich an seinen Arbeitskollegen und der nickte abwesend und löste auch noch die letzten Aufgaben, während Joey schon mal ins Badezimmer ging, duschte und sich umzog. Er wählte eine enge schwarze Hose, die Sean ihm irgendwann in den letzten Wochen geschenkt hatte, und das schwarze Shirt, dass er von Joel als Ersatz für sein altes bekommen hatte, das der Katze seiner Großmutter zum Opfer gefallen war. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Sean wartete, bis er das Geräusch der Dusche hörte, dann sah er von seinem Heft auf. "Du kennst Dich doch mit Computern aus, oder, Joel?" fragte er und der Angesprochene nickte. "Das ist gut. Kannst Du rausfinden, wo Joey herkommt und ob er da vielleicht gesucht wird? Vielleicht vermisst ihn ja doch jemand. Ich hab den Eindruck, dass er gerne wieder nach Hause möchte, sich aber wegen seinem Vater nicht traut. Der hat ihn verprügelt und zum Anschaffen gezwungen, musst Du wissen." erklärte er und die grauen Augen des Jüngeren weiteten sich entsetzt. Sicher, dadurch, dass sein Freund und Nachhilfeschüler ihm gesagt hatte, Joey würde auch für seinen Zuhälter arbeiten, war klar, womit er sich über Wasser hielt, aber dass es in Japan sein Vater gewesen war, der ihn dazu gezwungen hatte, schockierte den Sechzehnjährigen doch sehr. 'Sicher. Ich kümmere mich darum, sobald ich wieder zu Hause bei meiner Großmutter bin.' gab er dem Anderen zu verstehen und der seufzte erleichtert. "Gut. Ich möchte nämlich, dass er glücklich ist. Ich mag ihn sehr und irgendwie tut es mir weh, ihn hin und wieder so traurig zu sehen, wenn er an seine Heimat und seine Freunde da denkt." murmelte er leise und der Brünette nickte wieder. 'Ich werde mich beeilen und Dir dann am Samstag Bescheid sagen. Bis dahin habe ich sicher etwas herausgefunden.' gestikulierte er und Sean umarmte ihn heftig. "Danke, Joel. Du bist ein Schatz. Und jetzt mach ich das noch eben fertig und dann bringen wir Dich nach Hause zu Deiner Granny, bevor wir uns an die Arbeit machen." sagte er und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinen Matheaufgaben zu – gerade rechtzeitig, denn die Badezimmertür öffnete sich und Joey gesellte sich wieder zu ihnen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Keine fünf Minuten später war der Braunhaarige mit seinen Hausaufgaben fertig, sprintete eben ins Bad, zog sich um und stand weitere fünf Minuten später fix und fertig bereit. Er trug ein ebenso schwarzes Shirt wie der Blondschopf und dazu eine Hüfthose mit Leopardenprint, die ihm erstaunlicherweise sehr gut stand und perfekt mit seinen braunen Haaren harmonierte. "Ich hab Joel versprochen, dass wir ihn eben zu seiner Granny begleiten, bevor wir losziehen. Ist doch nicht schlimm, oder?" fragte er den Japaner und der schüttelte den Kopf. "Nö, kein bisschen. Ich wollte das eh vorschlagen. Ist ja keine besonders sichere Gegend hier. Vor allem nicht abends." antwortete er und stand gemeinsam mit dem Jüngeren auf. Die Drei schlenderten gemeinsam die abendliche Straße entlang und unterhielten sich dabei angeregt, wobei Sean Joels Gesten für Joey übersetzte. Vor dem Haus der Großmutter halfen die beiden dem Jüngsten in der Runde noch kurz dabei, zwei der – wieder einmal entwischten – Katzen einzufangen und nach Hause zu bringen, bevor sie wieder zu ihrem Stammplatz zurückgingen und dort auf Kundschaft warteten. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Fällt's Dir jetzt eigentlich leichter, Sunshine?" erkundigte sich der Braunhaarige während einer kurzen Verschnaufpause bei seinen blonden Freund und grinste breit, als der mit hochrotem Kopf nickte. "Also war es doch eine gute Idee von mir, Cole auf Dich zu hetzen." stellte er zufrieden fest und der Japaner warf ihm einen leicht verärgerten Blick zu. "Eigentlich schon." sagte er und seufzte. "Ich hab nur nicht einen Moment dabei wirklich an ihn gedacht." gestand er und erinnerte sich wieder an das, was sich in seiner Fantasie abgespielt hatte. Setos Hände, Lippen und Zunge, nicht die von Cole – wie schön wäre das gewesen? "Aber der, an den ich gedacht hab, der wird mich nun mal nie wollen. Damit werde ich mich abfinden müssen." setzte er hinzu und fing einen Seitenblick von dem Amerikaner auf. "Tja, man kann nicht immer gewinnen. Aber irgendwann findest Du auch den Richtigen. Und dann wirst Du glücklich. Ganz bestimmt." munterte er den Blondschopf auf und der seufzte noch einmal abgrundtief, bevor er ein schiefes Grinsen aufsetzte. "Na, wenn Dein Mr. Right irgendwo da draussen rumläuft, muss da ja auch einer für mich dabei sein. Wär ja sonst echt unfair." sagte er und Sean grinste ebenfalls. "Allerdings." erwiderte er und richtete seinen Blick wieder auf die Straße. Joey tat es ihm gleich, aber seine Gedanken waren nicht wirklich bei seiner Arbeit, sondern bei seinem ehemaligen Klassenkameraden, von dem er in der letzten Zeit des Öfteren geträumt hatte. Nicht immer hatten diese Träume auch einen erotischen Hintergrund gehabt, aber das war auch oft vorgekommen. 'Mein Mr. Right mag irgendwo da draussen sein, aber im Moment wünschte ich mir nichts mehr, als dass er größer und älter als ich ist, braune Haare und blaue Augen hat und dass sein Name Seto Kaiba ist.' dachte er und seufzte erneut, bevor er seine Aufmerksamkeit von seinen Wunschträumen losriss und sie wieder der Realität zuwandte. Das, was er Sean über seine Berührungsängste erzählt hatte, entsprach der Wahrheit. Seit er mit Cole geschlafen hatte, waren ihm Berührungen nicht mehr so sehr zuwider wie vorher. Er hätte immer noch gut darauf verzichten können, sich von wildfremden Kerlen betatschen lassen zu müssen, aber er hatte inzwischen akzeptiert, dass es im Moment nun mal einfach nicht anders ging. Und jetzt, wo er wusste, dass Sex nicht nur schmerzhaft, sondern auch schön sein konnte, war der Akt für ihn nicht mehr jedes Mal eine Zumutung. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joel war gleich, nachdem er wieder bei seiner Großmutter angekommen und die Katzentür verriegelt hatte, damit keines der fünf Tiere über Nacht streunen konnte, nach oben in sein Zimmer gegangen und hatte seinen Laptop eingeschaltet. Eine Weile hatte er sich einfach durch die Vermisstenanzeigen von ganz Japan gearbeitet, aber da das nicht wirklich erfolgversprechend war, hatte er begonnen, ein eigenes Suchprogramm zu schreiben, dass ihm alle Informationen über blonde, braunäugige, sechzehnjährige Japaner liefern sollte, die irgendwie vermisst wurden. Nachdem er das Programm geschrieben hatte, wartete der Junge eine Weile, doch als sich zwanzig Minuten lang nichts tat, beschloss er, unter die Dusche zu steigen und sich für die Nacht fertig zu machen. Den Laptop liess er laufen, damit der in der Zwischenzeit weitersuchen konnte. Eine halbe Stunde später kam der Amerikaner wieder in sein Zimmer und warf einen Blick auf den Bildschirm. Tatsächlich hatte das Programm etwas gefunden und die Lippen des Brünetten verzogen sich zu einem zufriedenen Grinsen, als er die Suchanzeige überflogen hatte. Ja, das Foto zeigte eindeutig Joey, dessen vollständiger Name also Joseph Jay Wheeler lautete. Joel brauchte nur wenige Minuten, um eine Antwort per Mail an Denjenigen zu verschicken, der die Anzeige aufgegeben hatte. Dann lehnte er sich zurück und griff nach seinem Handy, um eine Nachricht an Sean zu schicken. Der würde sich sicher freuen zu hören, dass sein blonder Freund sehr wohl gesucht und vermisst wurde – und das ganz offenbar auch noch von Demjenigen, in den er so schwer verliebt war. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Als Sean in einer kleinen Pause die Nachricht las, die Joel ihm geschickt hatte, hätte er am liebsten einen Freudentanz aufgeführt. Da Joey jedoch neben ihm stand, unterliess er das und grinste stattdessen einfach nur still vor sich hin. Alle Fragen des Blondschopfs, woher seine gute Laune rührte, ignorierte er, denn sein Freund würde noch früh genug merken, was er und sein Nachhilfelehrer für ihn ausgeheckt hatten. ******************************************************************************** So, das war's auch schon wieder. Hmtja, was mögen die Zwei wohl ausgeheckt haben? Ich weiss es natürlich, aber ich spoiler nicht. Müsst ihr schon aufs nächste Kappi warten. Ihr könnt natürlich auch etwas spekulieren. Ich bin gespannt. Nyo, man liest sich!!! Vergesst nicht, meinen armen, immer hungrigen Kommikasten zu füttern, ja? *lieb kuck* Karma Enthüllungen ------------ So, hier ist auch das 13. Kappi von 'Runaway', wie ich es Aschra vorhin versprochen habe. Huhu, Süsse!! *wink* Ich hoffe, ihr werdet es alle mögen. So langsam gibt's mal wieder ein bisschen Action. Nyo, der Kappititel sagt eigentlich schon alles. Enjoy reading!!! Karma ******************************************************************************** Seto war nach drei Monaten vergeblicher Suche mit den Nerven und seiner Geduld beinahe vollkommen am Ende. Er war gereizt, schlecht gelaunt und explodierte schon bei absoluten Nichtigkeiten, so dass er in seiner Firma und auch in seinem privaten Umfeld – das seit dem Verschwinden des Köters nicht mehr länger nur aus Mokuba, sondern auch aus Thea, Ryou, Yugi, Duke und Tristan bestand – wie ein rohes Ei behandelt wurde. Sein kleiner Bruder wagte kaum noch, ihn anzusprechen, und verbrachte die meiste Zeit bei dem Kleinsten von Joeys Freunden. Die Nähe seines Bruders war – für ihn und für alle Anderen – besonders dann gefährlich, wenn dieser wieder einmal eine Nachricht von dem eigens engagierten Privatdetektiv bekommen hatte, der meistens die gleichen Neuigkeiten und Erkenntnisse – nämlich gar keine – vorzuweisen hatte. Nach jeder dieser Nachrichten verspürte der Jungunternehmer das dringende Bedürfnis, irgendjemanden – vorzugsweise Wheeler senior, sein Hassobjekt Nummer Eins – umzubringen. Obwohl Joeys Vater sich inzwischen – dank der Mithilfe des Jungunternehmers – in staatlicher Obhut befand, hatte sich der Zorn des Brünetten noch immer nicht gelegt. 'Wie kann ein Vater seinem Sohn so etwas antun?' fragte er sich immer wieder, doch er fand keine Antwort auf diese Frage. Sicher, auch sein Adoptivvater hatte ihn gereizt, getriezt und zum Äussersten getrieben, aber er hatte ihn niemals so misshandelt, wie der Vater des Blondschopfs es mit diesem gemacht hatte. 'Warum hat er bloss nie etwas gesagt? Er hätte es ja nicht unbedingt mir erzählen müssen. Es hätte vollkommen ausgereicht, wenn er mit seinen Freunden darüber gesprochen hätte. Aber nein, dieser Trottel verbirgt, dass es ihm schlecht geht, und spielt für alle den Hampelmann. Was für ein Idiot!' dachte Seto und knirschte vor unterdrückter Wut mit den Zähnen – etwas, dass er sich in den letzten drei Monaten angewöhnt hatte, um nicht jedes Mal den Erstbesten, der ihm über den Weg lief, anzuschreien. Nicht, dass diese Geste wirklich viel geholfen hätte – seine Laune wurde mit jedem Tag, an dem sein blonder Klassenkamerad unauffindbar blieb, schlechter und schlechter. 'Wenn ich Dich in die Finger kriege, Wheeler, dann werden wir uns unterhalten – sehr, sehr ausgiebig.' grummelte er und wandte sich wieder seiner Arbeit zu, die sich – für seine Verhältnisse untypisch – schon seit Tagen auf seinem Schreibtisch stapelte. Seit Joey nicht mehr da war, fehlte ihm vor lauter Sorge um den temperamentvollen Hitzkopf in der Firma und in der Schule oftmals die Konzentration. Natürlich war der Siebzehnjährige noch immer weit davon entfernt, zuzugeben, dass er sich sorgte, auch wenn sein Bruder – und mit ihm der Rest von Joeys Kindergarten – ihn schon längst durchschaut hatte. Inzwischen hatten die Sieben eine Art stillschweigende Übereinkunft getroffen, einander sofort zu informieren, wenn einer von ihnen etwas in Erfahrung bringen sollte. Selbst Tristan hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, dass nun auch Seto zu den Menschen gehörte, die sich an der Suche nach Joey beteiligten, und hielt sich mit seinen Bemerkungen erstaunlicherweise zurück. Anfangs waren die Beiden immer wieder aneinander gerasselt, weil Taylor einfach nicht hatte begreifen wollen, dass sein älterer Klassenkamerad ihnen – auch noch völlig unentgeltlich – bei der Suche half und sogar auf seine Kosten einen Privatdetektiv engagiert hatte. Sein Misstrauen hatte sich – mit der gnädigen Hilfe der anderen Fünf, Mokuba eingeschlossen – erst gelegt, als er den ersten Ausraster Setos wegen der nicht vorhandenen Neuigkeiten seitens ebendieses Ermittlers miterlebt hatte. Von da an hatte er kein Wort mehr über den Brünetten und seine Beteiligung an der Suchaktion verloren. Hin und wieder warf er dem Größeren zwar einen seltsam nachdenklichen Blick zu, aber er sagte nichts und gab auch keine Erklärung für seine GRübeleien – weder Kaiba noch seinen Freunden oder gar Mokuba. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Es war kurz nach dreizehn Uhr Ortszeit in Domino, als sich Seto am Samstagnachmittag entschloss, seine Arbeit zu beenden und nach Hause zu fahren. Es hatte einfach keinen Sinn, sich weiterhin krampfhaft konzentrieren zu wollen. Es klappte einfach nicht. Seit dem Verschwinden des Köters klappte erstaunlich oft etwas nicht in seinem Leben, stellte der Jungunternehmer abwesend fest, als er aufstand, seinen Mantel nahm und sein Büro verliess. Noch immer abwesend nickte er seiner Sekretärin im Vorbeigehen zu und informierte sie kurz, dass er am Montag nicht in die Firma kommen würde. Er brauchte einfach eine Pause. Ausserdem hatte er – nach langem Hin und Her und einigen sehr unschönen Diskussionen mit den zuständigen Behörden – endlich das Recht bekommen, Joeys wenige Habseligkeiten zu sich in die Villa zu holen. Damit war Roland am Vormittag beauftragt worden und inzwischen sollte sich die gesamte persönliche Habe des Köters in einem der Gästezimmer in seiner Villa befinden. Seit er gesehen hatte, wie und in welchem Umfeld der Blondschopf gelebt – GEHAUST – hatte, hatte er alles daran gesetzt, dass sein Klassenkamerad auf keinen Fall wieder dorthin zurück musste, sobald sie ihn erst einmal gefunden hatten. Dass sich diesbezüglich noch immer nichts ergeben hatte, ärgerte ihn über alle Massen. Mehr als einmal war er versucht gewesen, persönlich bei der Detektei zu erscheinen und dort Druck zu machen, aber Roland hatte ihn immer wieder beruhigt und ihm versichert, dass diese Leute die Besten ihres Fachs waren und sich Joey Wheeler offenbar einfach nur – noch – unterhalb des Radars aufhielt. Dennoch konnte – durfte!!! – es einfach nicht mehr lange dauern, bis er endlich gefunden werden würde. 'Und dann mach Dich auf was gefasst, Köter!!!' dachte der Brünette grimmig und stieg in seine wartende Limousine, um nach Hause zu fahren. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Nicht ganz eine Stunde, nachdem ihr Chef nach Hause gefahren war, bemerkte Miss Hayate, Setos Sekretärin, dass ihr Arbeitgeber eine neue E-Mail erhalten hatte. Da diese den Vermerk 'PERSÖNLICH' trug und sie wusste, wie sehr er Einmischungen in seine Privatsphäre hasste, beschloss sie, die Mail nicht zu öffnen, auszudrucken und sie in das eigens dafür vorgesehene Fach auf seinem Schreibtisch zu legen, wie sie es üblicherweise tat, sondern sie stattdessen an die private E-Mail-Adresse ihres Chefs weiterzuleiten. Da Mr. Kaiba dazu neigte, mehrmals täglich seinen E-Mail-Eingang zu checken, würde er die Nachricht sicher bald finden und sich darum kümmern, wenn sie wirklich so wichtig war, wie sie aussah. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Zu Hause angekommen, liess sich Seto erst einmal auf die Couch im Wohnzimmer fallen und schloss seufzend die Augen. Mokuba war – wie so oft in letzter Zeit – bei Yugi und versuchte, den Fünfen Mut zu machen und sie zu überzeugen, dass sein großer Bruder schon alles wieder in Ordnung bringen würde. 'Aber wie soll ich das denn machen, wenn ich nicht die leiseste Ahnung habe, wohin er verschwunden sein könnte?' fragte sich der Siebzehnjährige und seufzte erneut. Erst ein leises Räuspern von der Tür riss ihn aus seinen Grübeleien und liess ihn aufsehen. "Ich habe mir erlaubt, die Habe von Mr. Wheeler im Gästezimmer im Ostflügel unterzubringen – in das Zimmer gleich neben Ihrem, Sir." sagte Roland mit einer leichten Verbeugung in Richtung seines Chefs. Der nickte kurz und stand dann auf. "Haben Sie die Sachen schon nach einem Hinweis auf seinen Aufenthaltsort durchgesehen?" erkundigte er sich und der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Ich dachte, dass Sie das vielleicht selbst tun möchten, Sir." antwortete er und wieder nickte der Brünette. "Allerdings. Neben meinem Schlafzimmer, sagten Sie?" fragte er und Roland nickte. "Ja, Sir." gab er zurück und trat zur Seite, damit sein Chef an ihm vorbei nach oben gehen konnte. Dann sah er dem jungen Mann nach. Es war nicht zu übersehen, wie besorgt er war – zumindest nicht, wenn man so lange für ihn arbeitete und ihn so gut kannte wie sein Assistent. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto ging mit einem mulmigen Gefühl nach oben und betrat das Gästezimmer, das – sobald der Köter endlich wieder auftauchte – sein neues Zuhause werden sollte. 'Wehe, bei Deinen Sachen ist keine Spur, die zu Dir führt, Joey! Ich finde Dich – und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tue!' schwor er sich. Dann machte er sich daran, die Kartons zu öffnen und die Kleidung und sonstigen persönlichen Sachen seines Klassenkameraden auf die Schränke zu verteilen. Dass seine Finger dabei sanft, beinahe zärtlich über die Schuluniform und die restliche, noch vorhandene Kleidung des Blondschopfs fuhren, nahm er nicht wirklich wahr. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Zu guter Letzt räumte der Siebzehnjährige auch noch Joeys Schulsachen und seinen sonstigen Schreibkram ein. Dabei fiel sein Blick auf ein kleines Buch, das mit einem Gummiband zusammengehalten wurde. 'PRIVAT' stand in großen Buchstaben und der etwas krakeligen Handschrift des Blondschopfes darauf. Einen Moment lang kämpfte der Jungunternehmer mit sich. Es war offensichtlich, dass er das Tagebuch seines Klassenkameraden in den Händen hielt, und ein Eindringen in seine Privatsphäre war sicherlich nichts, was er leichtfertig beging. Dennoch, es ging einfach nicht anders. Vielleicht hatte Joey seinem Tagebuch ja etwas anvertraut und es fände sich vielleicht ein Hinweis darauf, wohin er verschwunden war. Mit klopfendem Herzen öffnete Seto das Buch und begann zu lesen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Die ersten Seiten enthielten nicht viel mehr als detaillierte Schilderungen von Joeys Tagesablauf. Unwillkürlich schmunzelte der Brünette, als er las, wie ausführlich der Jüngere es schaffte, einen Tag in der Stadt mit seinen Freunden zu beschreiben – oder einen der Schultage, an denen sie sich wieder einmal herzhaft miteinander gestritten hatten. Die Misshandlungen seines Vaters – offenbar war er schon wesentlich länger verprügelt als zum Sex gegen Bezahlung gezwungen worden – erwähnte er nur in kleinen Nebensätzen, die in schockierender Weise deutlich machten, wie sehr die Schläge für ihn offenbar schon zum Alltag gehört hatten. Da auf diesen ersten Seiten mit keinem Wort irgendwelche Pläne erwähnt wurden, einfach abzuhauen, und da es offenbar auch noch keinen erzwungenen Geschlechtsverkehr gegen Geld gegeben hatte, blätterte Seto weiter, bis er beim Juli des vergangenen Jahres angekommen war. Und was er dort las, schockierte ihn über alle Massen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ 13.07.XXXX Ich weiss nicht, was ich machen soll. Vor sechs Tagen hat mein Vater einen seiner Saufkumpane mit nach Hause gebracht. Ich war schon im Bett, habe tief und fest geschlafen, als plötzlich dieser Typ in mein Zimmer kam. Was er mit mir gemacht hat, will ich hier nicht aufschreiben. Wenn ich nur daran denke, tut mir alles weh und ich habe wieder das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Ich wusste anfangs nicht, warum er das getan hat, aber noch weniger weiss ich, warum mein Vater einfach nur zugesehen hat. Er stand im Türrahmen, hat ihn und mich beobachtet und hat NICHTS getan, um mir zu helfen. Ich komme mir so ekelhaft und schmutzig vor. Ich habe bestimmt schon ein Dutzend Mal geduscht, aber das hilft nicht. Sobald ich die Augen schliesse, habe ich wieder das Gefühl, diese widerlichen Hände überall zu spüren. Ich habe meinen Vater angefleht, mir zu helfen, aber er hat mich nur angesehen. Und was er dann gesagt hat, hat dafür gesorgt, dass mir eiskalt wurde vor Schreck. "Wenn Du schon so ne widerliche Schwuchtel bist, kannst Du wenigstens unser Einkommen aufbessern, Du Missgeburt." Ich dachte immer, so oft, wie er mich schon verletzt hat – mit Fäusten und mit Worten – könnte er mir nicht mehr wehtun, aber da habe ich mich gründlich getäuscht. Er hat mir wehgetan. Es war, als würde er mir das Herz zerreissen. Sicher, ich weiss inzwischen schon eine ganze Weile, dass er mich nicht liebt, mich nie geliebt hat und mich auch nie haben wollte – genauso wenig wie meine Mutter mich je geliebt hat oder haben wollte –, aber ich habe nie damit gerechnet, dass er jemals von meinen Gefühlen erfährt. Aber das hat er. Er weiss es. Alles. Jedes kleine Bisschen. Alles, was ich denke und fühle. Alles, was mir wichtig ist. Er hat mein Tagebuch gefunden und es gelesen, als er mal wieder auf der Suche nach Geld für Schnaps war. Genau das wollte ich immer vermeiden. Nicht nur, dass der, den ich liebe, mich niemals lieben wird, nein – wenn er jemals erfährt, zu was mein Vater mich seit fast einer Woche zwingt, wird er mich noch mehr hassen, als er es ohnehin schon tut. Andererseits, was würde das schon ausmachen, wenn er es erführe? Es wird sich sowieso nie etwas zwischen uns ändern. Er wird mich immer hassen, wird in mir immer nur ein minderwertiges Lebewesen sehen – einen dreckigen, verlausten Straßenköter, mit dem er so wenig wie möglich zu tun haben will. Und ich kann ihn verstehen. Wer würde mich schon wollen? An mir ist nun wirklich nichts, was auch nur im Geringsten liebenswert wäre. Ich kann verstehen, dass er mich hasst. Und ich kann verstehen, dass er nichts mit mir zu tun haben will. Ich bin ihm deshalb auch nicht böse. Im Gegenteil. Ich wünsche ihm, dass er glücklich wird. Dann ist es wenigstens einer von uns... Und er hat es mehr verdient als ich. Wenn er jemals erfährt, was ich tue, wird er sich vor mir ekeln. Und ich könnte es verstehen. Ich ekele mich ja selber vor mir. Aber was kann ich schon machen? Gar nichts. Ich kann nur tun, was mein Vater verlangt. Immer und immer wieder. An jedem einzelnen beschissenen Tag, und das für den Rest meines Lebens. Ich wünschte, ich wäre tot. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Völlig entsetzt über das, was er gelesen hatte, liess Seto das Tagebuch sinken. 'Das ist alles... Er... liebt mich?' dachte er und fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht. "Was... Wheeler, Du Idiot, wieso... Warum hast Du denn bloss nie Deine vorlaute Klappe aufgemacht?" fragte er in den leeren Raum, doch er erhielt keine Antwort. 'Glaubt dieser... dieser Trottel etwa wirklich, ich hätte ihn dafür verurteilt? Für das, was er fühlt? Oder für das, wozu er gezwungen wurde? Er sollte mich wirklich besser kennen!' Unruhig stand der Brünette auf und lief eine Weile im Zimmer auf und ab. Das Tagebuch lag aufgeschlagen auf dem Bett, doch er beachtete es nicht. 'Ich habe nichts davon gemerkt. Gar nichts. An ihm ist wirklich ein Schauspieler verloren gegangen. Auf wie viele verschiedene Arten mag ich ihn verletzt haben, ohne es wahrzunehmen?' Weil seine Grübeleien ihn nicht weiterbrachten, sondern ihn nur noch mehr frustrierten, schlug Seto mit der Faust so heftig gegen die Wand, dass seine Finger zu schmerzen begannen und der Bilderrahmen über dem Bett leise klirrte. "Verdammt, Joey, wo bist Du, Du hirnloser Blödmann?" fauchte er und rieb sich abwesend die schmerzende Hand. "Ich finde Dich, darauf kannst Du Dich verlassen! Irgendwie finde ich Dich. Völlig egal, wo Du Dich versteckst, ich hole Dich nach Hause! Darauf kannst Du Gift nehmen, Köter!" ******************************************************************************** Jahaaaa, da ist das Herrchen ganz schön geschockt. Nyo, nur zu verständlich, nicht wahr? Wie immer an dieser Stelle bitte ich euch, meinen armen, kleinen, immer hungrigen Kommikasten zu füttern. Hört ihr, wie er weint? Ein schreckliches Geräusch, ganz ehrlich. Also, bitte schreibt mir fleissig Kommis, ja? Man liest sich im nächsten Kappi von 'Runaway'!! Bis bald!!! Karma Eine heisse Spur ---------------- So, hier ist auch das 14. Kappi von 'Runaway'. Dieses Mal sogar mit einer Widmung: Dieses Kappi widme ich kanashimi, die mir den 50. (!!!!) Kommi zu dieser FF geschrieben hat. Danke, Süsse!! *schmatz* Ich hoffe, es gefällt Dir. Selbstverständlich hoffe ich auch, dass es allen anderen Lesern, die sich hierher verirren, ebenso gefällt. Wünsche euch viel Spass beim Lesen und würde mich über Kommis freuen. Karma ******************************************************************************** Es dauerte eine Weile, bis Seto wieder ruhig genug war, um sich erneut der Lektüre von Joeys Tagebuch zu widmen. Noch immer hatte er die Hoffnung, dass der blonde Chaot dort irgendeinen Hinweis darauf versteckt hatte, wo er sich jetzt aufhielt. Zur grenzenlosen Enttäuschung des Jungunternehmers – und zu seiner grenzenlosen Wut – fand sich jedoch nicht der geringste Anhaltspunkt in dem, was sein Klassenkamerad geschrieben hatte. Nicht einmal den kleinsten Hinweis fand der Siebzehnjährige – eine Tatsache, die er mit einem wütenden Zähneknirschen zur Kenntnis nahm. Er hatte mit keinem Wort den Plan erwähnt, von zu Hause abzuhauen, was den Brünetten zu zwei möglichen Schlussfolgerungen brachte: Entweder hatte der Köter absichtlich nichts geschrieben, um seinen herzallerliebsten Erzeuger – Vater war einfach ein viel zu nettes Wort für diesen Abschaum – nicht auf seine Spur zu bringen, oder er hatte den Entschluss ganz spontan gefasst. Je länger Seto darüber nachdachte, desto sicherer war er sich, dass Joey diese Sache keineswegs von langer Hand geplant hatte. Wahrscheinlicher war, dass etwas geschehen war, was bei ihm zu dieser Kurzschlussreaktion geführt hatte. "Verdammt, Joey, wohin bist Du bloss verschwunden?" fragte der Jungunternehmer und zog aus seinem Portemonnaie das Foto vom letzten Klassenausflug. Der Blondschopf stand inmitten seiner Freunde, hatte je einen Arm um Tristan und Yugi gelegt und strahlte in die Kamera, als wäre sein Leben völlig in Ordnung. Als hätte sein Vater ihn nicht zu solchen erniedrigenden Dingen gezwungen. Als wäre er ein ganz normaler, sechzehnjähriger Teenager – so, wie fast alle Anderen auf dem Foto auch. Nichts in seinem Blick, in seinem Gesicht, in seiner Haltung deutete darauf hin, wie viel Kraft es ihn gekostet haben musste, für alle Anderen so fröhlich zu tun. "Wo bist Du bloss, Joey?" murmelte der Siebzehnjährige und strich behutsam, wie um ihn nicht noch mehr zu verletzen, über das Bild. Dass er selbst auf dem Foto nicht in die Kamera, sondern auf seinen blonden Klassenkameraden sah, fiel ihm nicht auf. "Verdammt, sag mir doch endlich, wo Du steckst! Bitte, Joey! Ich will doch nur, dass Du wieder nach Hause kommst. Nach Hause zu Mokuba und mir. Bitte, Joey. Bitte!" ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Im Arbeitszimmer der Kaiba-Villa piepste indessen der Laptop zum Zeichen, dass das E-Mail-Programm einen neuen Eingang verzeichnet hatte. Nach etwa zehn Sekunden verstummte das Piepsen, während das Gerät darauf wartete, dass jemand kam, um die Nachricht abzurufen. Hätte Seto gewusst, dass in diesem Moment die Antwort auf alle seine Fragen bezüglich seines blonden Klassenkameraden auf seinem privaten Laptop angekommen war, wäre er augenblicklich aufgestanden und in sein Arbeitszimmer gegangen. Da er jedoch von nichts wusste, blieb er im Gästezimmer sitzen und starrte weiter auf das Foto in seiner Hand, als könnte er von dort alle Antworten bekommen, die er brauchte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Wie lange er so in dem Raum gesessen hatte, der, wenn es nach ihm ginge, eher gestern als heute das neue Zuhause seines Klassenkameraden werden sollte, wusste er nicht. Erst ein leises Klopfen an der geöffneten Zimmertür liess ihn aufsehen. "Bitte entschuldigen Sie die Störung, aber Miss Hayate hat angerufen. Sie hat einige Dinge, die noch am Wochenende zu erledigen wären, per Mail hergeschickt und bittet Sie, sich – wenn möglich – heute noch darum zu kümmern, da Sie ja angekündigt haben, am Montag nicht in die Firma fahren zu wollen." sagte Roland leise und sein Chef nickte und stand unhörbar seufzend auf. "Gut, ich kümmere mich darum. Wird Mokuba heute zum Abendessen wieder hier sein?" erkundigte er sich und sein Assistent schüttelte den Kopf. "Nein, Sir. Ihr Bruder liess ausrichten, dass er bei Mr. Muto zu essen gedenkt – Ihr Einverständnis vorausgesetzt." erwiderte er und der Jungunternehmer nickte erneut. "Selbstverständlich." seufzte er. Wie hätte er seinem Bruder diese Bitte auch abschlagen können? Er wusste ja selber, dass er in der letzten Zeit mehr als ungeniessbar und schlecht gelaunt war, doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte nichts daran ändern, denn er machte sich immer größere Sorgen um Joey. Wo mochte er sein? Wie mochte es ihm gehen? War er gesund? Hatte er ein Dach über dem Kopf und genug zu essen? Oder ging es ihm vielleicht inzwischen noch schlechter als zu Hause? Das war eine Vorstellung, die dem Brünetten gar nicht behagte. Er wollte, dass es dem Blondschopf gut ging. Er hatte es nicht verdient, dass es ihm schlecht ging. 'Ich will, dass er wieder lachen kann. Er soll nach Hause kommen und wieder richtig von Herzen lachen können. So wie früher – halt, nein, ehrlicher als früher. Er soll wirklich lachen können und nicht nur eine fröhliche Maske aufsetzen, wie er es bisher getan hat. Ich will, dass er glücklich ist. Und was ich dafür tun kann, werde ich tun.' nahm er sich fest vor und ging hinüber in sein Arbeitszimmer, um sich dem Unausweichlichen – seiner Arbeit – zu stellen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Knappe zwei Stunden war Seto damit beschäftigt, sich um die Post zu kümmern, die seine Sekretärin ihm geschickt hatte. Erst als er damit so gut wie fertig war, bemerkte er eine Mail, die sie offenbar aus dem Büro weitergeleitet hatte. Sie hatte den Vermerk 'PERSÖNLICH' und so öffnete er sie, nachdem er sicher war, dass sie keine Viren enthielt. Die Mail kam – wie er an der Adresse des Absenders sah – von einem gewissen Joel Monahan aus den Vereinigten Staaten. Verwundert hob der Jungunternehmer eine Braue. An einen Geschäftspartner mit diesem Namen konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern. Als er die Nachricht – die erstaunlicherweise in fein säuberlichem, flüssigen Japanisch geschrieben war, wie der Siebzehnjährige zu seiner Verwunderung feststellen musste – öffnete, verschlug ihm deren Inhalt für mehrere Minuten die Sprache. Im gleichen Moment, in dem seine Stimmbänder sich entschieden, ihre Funktion wieder aufzunehmen, griff er zum Telefon und instruierte Roland, seinen Privatjet startklar machen zu lassen. 'Ich hole ihn nach Hause! Und zwar sofort!' dachte der Brünette und wollte aufstehen, überlegte es sich dann aber noch einmal anders. Stattdessen machte er sich aufgrund der E-Mail-Adresse, des Namens und der Angaben, die er hatte, auf die Suche nach der Telefonnummer und der Adresse Desjenigen, der ihm die Nachricht geschickt hatte. Es dauerte keine zwei Minuten, bis Seto alle Informationen hatte, die er benötigte. Eine weitere Minute kämpfte er mit sich, ob er wirklich noch anrufen sollte. Immerhin war es schon siebzehn Uhr in Domino, also war es in Los Angeles gerade Mitternacht. Es wäre sicherlich mehr als unhöflich, Denjenigen, der ihn benachrichtigt hatte, um diese Uhrzeit noch zu stören. Andererseits war diese Sache einfach zu wichtig, als dass er auch nur einen Augenblick länger hätte warten können, also wählte er entschlossen die Nummer und hoffte, dass Mr. Monahan nicht allzu ungehalten über die späte Störung sein würde. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Es dauerte eine Weile, bis am anderen Ende der Welt jemand abhob, doch dann meldete sich eine mürrische männliche Stimme. "Monahan?" erklang es und Seto konnte sich nur mühsam beherrschen, um nicht sofort mit der Tür ins Haus zu fallen. "Spreche ich mit Joel Monahan?" fragte er auf Englisch und sein Gesprächspartner brummte unwirsch. "Nein. Und das werden Sie auch nie, mein Bruder kann nämlich nicht sprechen, weil er stumm ist. Aber wer will das eigentlich wissen?" fragte die Stimme zurück. Der Jungunternehmer, der bei der Information, dass Derjenige, der ihn kontaktiert hatte, stumm war, unmerklich eine Augenbraue gehoben hatte, lehnte sich im Sessel vor und stützte seine Unterarme auf seinem Schreibtisch ab. "Gibt es – ausser per E-Mail – noch eine andere Möglichkeit, mit ihrem Bruder zu kommunizieren? Ich müsste wirklich dringend mit ihm Kontakt aufnehmen. Es ist ausserordentlich wichtig. Ansonsten würde ich Sie selbstverständlich um diese Uhrzeit nicht mehr stören." Seto bemühte sich, sich seine Ungeduld nicht allzu sehr anmerken zu lassen, denn das wäre sicher kontraproduktiv. "Er wird wohl wieder bei Großmutter schlafen. Ich kann Ihnen die Nummer geben, wenn’s unbedingt sein muss." grummelte sein Gesprächspartner. "Aber sie ist eine alte Frau, also wecken Sie die Arme nicht mitten in der Nacht, klar?" "Selbstverständlich nicht. Wie lautet denn die Nummer?" erkundigte sich der Brünette und schrieb mit, als sie ihm genannt wurde. "Vielen Dank. Und bitte entschuldigen Sie vielmals, dass ich Sie so spät noch gestört habe." "Jaja, schon gut. Nacht." murrte es am anderen Ende der Leitung, dann herrschte Stille, die nur vom Tuten des unterbrochenen Gesprächs durchbrochen wurde. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto hatte keinesfalls vor, mit dem Telefonat bis zum nächsten Tag zu warten. Dafür waren ihm die Informationen über seinen Klassenkameraden viel zu wichtig. Also wählte er die angegebene Nummer. Es dauerte mehrere Minuten, bis sich eine leicht verschlafene Frauenstimme, die offenbar wirklich einer älteren Dame gehörte, meldete. "Ruth Monahan." "Guten Abend, Mrs. Monahan. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie so spät noch störe, aber ich müsste mit Ihrem Enkel Joel sprechen. Ist er bei Ihnen? Es geht um eine Nachricht, die er mir geschickt hat. Mein Name ist Seto Kaiba." wandte sich der Jungunternehmer an die Frau. "Warten Sie einen Moment, ich sehe nach, ob Joel noch wach ist. Ich werde dann aber für Sie übersetzen müssen, denn mein Enkel ist stumm. Sie müssen also weiterhin mit mir sprechen und ich sage ihm dann, was sie gesagt haben. Wären Sie damit einverstanden?" erkundigte sie sich und der Siebzehnjährige atmete innerlich auf. Offenbar war sie – wie ihr anderer Enkel ihm hatte weismachen wollen – keinesfalls empört über die späte Störung. "Ja, selbstverständlich. Das wäre wirklich nett von Ihnen. Ich werde mich so kurz wie möglich fassen, um Sie und Ihren Enkel nicht zu lange zu stören." erwiderte er und sie lachte leise. "Oh, aber Sie stören doch nicht. Joels Freunde können doch jederzeit hier anrufen." sagte sie freundlich und legte den Hörer beiseite. Seto hörte, wie sich ihre Schritte vom Telefon entfernten und sie offenbar etwas rief. Kurz darauf nahm sie den Hörer wieder zur Hand. "Mein Enkel ist schon unterwegs. Ich mache den Lautsprecher an, dann kann er Sie hören und ich werde für ihn antworten." erklärte sie und im nächsten Moment hörte der Jungunternehmer, wie sie den Lautsprecherknopf betätigte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joel, der schon im Bett gelegen hatte, wurde von dem Ruf seiner Großmutter aufgeschreckt, als er gerade kurz vor dem Einschlafen war. "Joel, hier ist ein Seto irgendwer am Telefon, der mit Dir sprechen will." rief sie und der Junge sprang sofort aus dem Bett und rannte die Stufen runter. Dabei lächelte er zufrieden. Ganz offenbar gab es da jemanden, dem Joey so wichtig war, dass er um Mitternacht noch um die halbe Welt telefonierte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Er ist jetzt hier, Mr. ...?" "Kaiba." erwiderte der Angesprochene und wandte sich auf Japanisch an den Jungen, der ihm die Nachricht geschrieben hatte. "Du weisst, wo Joey ist?" fragte er atemlos und wartete gespannt auf die Antwort. "Mein Enkel sagt, Ihr Freund lebt hier in der Nähe bei einem Freund von ihm. Redest Du von Sean, Joel? Ja? Gut. Das ist so ein lieber Junge. Ich glaube, ihr Freund war auch schon einmal hier. Ist er blond? Er hat meinem Enkel sehr geholfen, als diese Rabauken von schräg gegenüber meinen armen Joel wieder einmal geärgert haben." "Ja, das klingt nach dem Joey, den ich kenne. Wie geht es ihm?" wollte der Brünette wissen und wartete einen Moment, bis die Frau die Antwort ihres Enkels für ihn übersetzt hatte. "Joel sagt, es geht ihm soweit gut. Er hat wohl nur Heimweh und vermisst seine Freunde." "Gut." gab Seto zurück und in diesem Moment war es ihm egal, dass zwei vollkommen fremde Personen am anderen Ende der Welt hören konnten, wie erleichtert er war. Das Einzige, was zählte, war, dass es dem blonden Chaoten gut ging. "Mein Enkel fragt, ob Sie eine Möglichkeit wüssten, wie er wieder zurück nach Hause kann. Ohne, dass er wieder Probleme bekommt. Probleme? Was denn für Probleme, Joel?" wandte sich die Frau an ihren Enkel, doch der Junge wich einer direkten Antwort aus. "Ich weiss Bescheid." wandte sich der Jungunternehmer auf Japanisch an den Jungen. "Hier ist alles geregelt. Er muss nicht wieder zu seinem Vater zurück, dafür habe ich gesorgt. Ich setze mich so schnell wie möglich in meinen Flieger und hole ihn ab." fügte er hinzu und musste wieder einen Moment warten. "Joel sagt, er und sein Freund Sean verbringen morgen den ganzen Tag mit Ihrem Freund Joey. Wenn Sie es einrichten könnten, morgen herzukommen, würden die Beiden ihn so lange aufhalten, bis Sie hier sind. Und sie würden ihm vorher nichts davon sagen, weil er offenbar Angst davor hat, wieder nach Hause zu müssen." "Das wäre gut. Ich weiss noch nicht genau, wann mein Flugzeug startbereit ist, aber sobald es geht, werde ich von hier aufbrechen. Ich könnte morgen wahrscheinlich gegen Nachmittag in Los Angeles sein." sagte Seto noch immer auf Japanisch. Wieder musste er einen Augenblick warten, bevor sich die Stimme der Großmutter zu Wort meldete. "Haben Sie etwas zu schreiben? Dann gebe ich ihnen die Handynummer meines Enkels. Sie könnten sich dann per SMS bei ihm melden und alles Weitere mit ihm klären." schlug sie vor und der Siebzehnjährige nahm sich sofort einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier. "Ja, habe ich." sagte er, lauschte auf die Nummer und schrieb sie auf. "Ich danke Ihnen. Und es tut mir wirklich aufrichtig leid, Sie und Ihren Enkel so spät gestört zu haben, aber seien Sie versichert, dass ich es nur getan habe, weil es wirklich wichtig war." entschuldigte er sich dann, doch die Frau winkte ab. "Ach was. Wenn der Junge wieder nach Hause möchte, dann soll er da auch hin. Ausserdem kann ich auch später noch schlafen. Wir helfen gerne – vor allem so netten Leuten wie Ihnen und Ihrem Freund. Er war wirklich sehr nett." sagte sie und Seto konnte das Lächeln in ihrer Stimme förmlich hören, bevor sie auflegte. Einen Moment lang starrte der Jungunternehmer auf den Telefonhörer, dann atmete er mehrmals tief durch. So erleichtert war er das letzte Mal gewesen, als Mokuba im Sportunterricht verletzt worden war und sich im Krankenhaus herausgestellt hatte, dass ihm ausser einer leichten Gehirnerschütterung nichts weiter gefehlt hatte. "Ich hole Dich nach Hause, Joey." flüsterte er und zog wieder das Foto mit seinem blonden Chaoten aus der Tasche. "Ja, ich werde Dich nach Hause holen. Und dann werde ich aufpassen, dass Du nie, nie wieder einen Grund hast, wegzulaufen." ******************************************************************************** Hach!!! *seufz* Isser nich süss? Und so besorgt um sein Hündchen! *seto anluv* Nyo, so langsam geht's in die heisse Phase. Und das heisst, Karmalein wird jetzt fleissig weiterschreiben, damit ihr bald wieder was Neues zu lesen habt. *wink* *mit der bitte um kommikastenfütterung wegwusel* *alle umknutsch* Karma Erinnerungen ------------ Und hier ist auch das 15. Kappi von 'Runaway'. Wünsche - wie immer - viel Spass beim Lesen und hoffe, ihr lasst mir den einen oder anderen Kommi da. Enjoy! Karma ******************************************************************************** Joey, der von der Aktion seiner amerikanischen Freunde nichts ahnte, fiel gegen zwei Uhr morgens völlig erschöpft auf die Couch. Da es Freitagabend gewesen war, hatten alle Jungs in der Gegend, in der er und Sean gearbeitet hatten, Hochkonjunktur gehabt. "Was für eine Nacht!" seufzte auch der Braunhaarige und strich sich müde ein paar Strähnen aus dem Gesicht, bevor er sich auf die Seite drehte und den Japaner musterte. "Heute warst Du ja echt beliebt." stellte er fest und grinste. "Wenn das so weitergeht, muss ich mir wohl Sorgen um meinen Rang machen. Bisher war ich immer die Nummer Eins, aber Du bist auf dem besten Weg, mir die Stellung zu klauen." sagte er und begann zu kichern. "Du hast Glück, dass ich Dich mag." fügte er hinzu und zwinkerte dem Blondschopf zu. "Sonst würde ich Dir das nämlich echt übel nehmen." Der Angesprochene seufzte abgrundtief. "Ich will Deinen Rang gar nicht haben und das weisst Du auch, oder?" gab er zurück und das Kichern von Sean wurde lauter. "Klar weiss ich das. Ich wollte Dich bloss etwas aufziehen. Gönn mir doch den Spass." bat er und zog wieder einmal einen Schmollmund. Diese Geste reizte auch Joey zum Lachen. "Wenn Du das machst, siehst Du aus wie jemand, den ich kenne. Aber der ist erst zwölf, nicht schon siebzehn wie Du." grinste er und der Amerikaner sah in neugierig an. "Echt?" wollte er wissen und der Jüngere nickte heftig. "Ja, sicher. Moki – eigentlich heisst er Mokuba, aber alle nennen ihn nur Moki – ist der Bruder von... Seto." erklärte er und wandte das Gesicht ab. Seine Stimme klang belegt und der Braunhaarige, der mittlerweile durch Cole wusste, dass 'Seto' der Name Desjenigen war, in den sein japanischer Freund so verliebt war, musste sich das wissende Grinsen verkneifen, denn Joel hatte ihn gegen halb eins darüber informiert, dass ebendieser Seto am nächsten Tag nach L. A. kommen würde, um ihren Sunshine abzuholen. Sean war schon ganz gespannt auf das Herzblatt seines Freundes. 'Hoffentlich ist er die ganzen Gefühle auch wert, die Joey für ihn hegt. Andererseits kommt er selbst hierher, um ihn abzuholen. Und Joel sagte, dass er dafür gesorgt hat, dass Sunshine nie wieder zu seinem Vater muss. Also bedeutet er ihm scheinbar auch etwas. Und er hat mitten in der Nacht um die halbe Welt telefoniert, um zu erfahren, wo Joey steckt. Bestimmt mag er ihn auch. Und er hat sich sicher Sorgen gemacht.' dachte er und grinste innerlich. Am nächsten Tag würde er diesem Seto ordentlich auf den Zahn fühlen. Für die Abreise seines blonden Freundes hatte er mit Coles Hilfe schon alles gründlich vorbereitet. Der Neunzehnjährige würde am Morgen nach seiner Schicht, wenn er bei Nate und José vorbeiging, um sein Geld abzuliefern, gleichzeitig auch das, was Joey verdient hatte, mitbringen. Mit dem Geld war der Jüngere etwas unabhängiger und konnte sich vielleicht hin und wieder eine Kleinigkeit leisten, wenn er erst einmal wieder zu Hause war. Sean selbst würde am nächsten Morgen die Sachen des Blondschopfs heimlich packen und sie bei Joels Großmutter deponieren – natürlich so, dass der Japaner auf keinen Fall etwas davon merkte. Dann würden sie ihn den ganzen Tag beschäftigen, bis Joel die Nachricht bekäme, dass der erwartete Besuch eingetroffen wäre. Und dann würden sie Joey zurücklotsen, ihn in die Arme seines Liebsten drücken und ihn nach Hause schicken – zwar mit einem lachenden und einem weinenden Auge, aber es war besser für den Sechzehnjährigen. 'Er gehört einfach nicht hierher.' dachte der Ältere und riss seine Gedanken wieder von den Plänen für den nächsten Tag los. Noch war es nicht so weit und sie mussten aufpassen, dass der Japaner nichts von dem mitbekam, was sie geplant hatten, denn er hatte noch immer solche Angst davor, wieder zu seinem Vater zurückzumüssen, dass er sicher versuchen würde, komplett unterzutauchen, wenn er etwas bemerken sollte. Und das war nun wirklich das Letzte, was sie gebrauchen konnten. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Hörst Du mir eigentlich zu? Oder schläfst Du schon mit offenen Augen?" erkundigte sich Joey und sah seinen amerikanischen Freund mit schiefgelegtem Kopf an. "Wie? Oh, entschuldige. Ich hab nur überlegt, was wir drei Hübschen morgen machen können." log der Angesprochene und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Jüngeren zu. "Ach so." Der Japaner war keineswegs beleidigt. Die Erwähnung von Setos Namen hatte ihn wieder an die vielen Träume der letzten Zeit erinnert, die sich um den Jungunternehmer gedreht hatten – und an den Sex mit Cole, bei dem er die ganze Zeit über an seinen brünetten Klassenkameraden gedacht hatte. "Was hast Du denn gesagt?" wollte Sean wissen und seine blauen Augen funkelten neugierig. "Eigentlich noch gar nichts." gab der Sechzehnjährige zurück und der Braunhaarige rollte sich auf den Bauch und beobachtete ihn. "Willst Du mir nicht mal etwas von diesem... wie heisst er doch gleich?" "Seto." "... genau, von diesem Seto erzählen? Wie ist er denn so?" fragte der Amerikaner und der Blondschopf stand auf, um in seiner Tasche zu kramen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Es dauerte einige Minuten, bis er gefunden hatte, was er suchte. Dann kam er mit einem schiefen Grinsen und einem Foto in der Hand zur Schlafcouch zurück. "Das hier hinten, der Größte, da oben rechts, das ist er." erklärte er und hielt Sean das Foto hin. Der Siebzehnjährige nahm ihm das Bild aus der Hand und betrachtete das Objekt von Joeys Begierde sehr eingehend. "Doch, der ist scharf. Aber wie ist er denn so als Mensch?" wollte er wissen und der Bettelblick, mit dem er den Japaner bedachte, brachte diesen zum Schmunzeln. "Egoistisch, arrogant, eiskalt, berechnend, hyperintelligent und stinkreich. Und dazu noch ein echter Workaholic. Freunde hat er nicht, die Worte 'Freizeit' und 'Spass' existieren in seinem Wortschatz nicht und er interessiert sich nur für seinen kleinen Bruder, seine Firma und sich selbst. Mich betitelt er immer als 'Köter', 'Streuner' oder Ähnliches. Wann immer er kann, versucht er, mich niederzumachen und mir zu zeigen, wo ich seiner Meinung nach hingehöre." Joey seufzte abgrundtief. "Er hasst und verachtet mich, weil ich seiner Meinung nach kilometerweit unter seinem Niveau bin. Wir streiten ständig, aber ich weiss einfach, dass er nicht so eiskalt ist, wie er sich immer gibt. Ich hab ihn oft genug mit seinem Bruder gesehen. Bei dem hat er noch eine ganz andere Seite. Er kümmert sich rührend um Moki, lässt für ihn im Notfall alles stehen und liegen und wenn die Beiden zusammen sind, lächelt oder lacht er wie ein ganz normaler Mensch." "Weisst Du, er ist so alt wie Du, aber er wirkt viel reifer. Ist ja auch logisch, immerhin leitet er schon seit zwei Jahren seine eigene Firma, scheffelt Millionen und kann alles haben, was er will. Aber er ist trotzdem nicht wirklich eingebildet. Sicher, er ist stolz, aber das kann er auch sein. Er ist schon seit Jahren ungeschlagener Schachweltmeister, kommt in der Schule mühelos mit – ich glaub manchmal, er langweilt sich sogar tierisch, weil er einfach zu klug für das ganze Zeug ist, was wir da lernen sollen – und er leitet mal eben so noch seine Firma, spricht ne Menge verschiedener Sprachen und... ach, er ist einfach unglaublich." Wieder seufzte der Japaner, nahm das Foto und betrachtete es. "Letztes Jahr im April war's glaub ich, dass ich gemerkt hab, dass ich ihn eigentlich gar nicht hasse. Sein Bruder hatte in der Schule einen Unfall und als er das erfahren hat, ist er mitten im Unterricht einfach wortlos aufgestanden und abgehauen, um ins Krankenhaus zu fahren. Ich hab beim Rausgehen kurz einen Blick von ihm aufgefangen und er sah so unglaublich beunruhigt aus, dass ich mir sofort Sorgen gemacht hab." "In der nächsten Pause hab ich mich dann auch abgesetzt und bin zum Krankenhaus gerannt, so schnell ich konnte. Glücklicherweise hatte der Kleine nur ne Gehirnerschütterung, aber Seto hat an seinem Bett gesessen wie ein Häufchen Elend. Weisst Du, eigentlich hat er sich immer im Griff, zeigt nie Gefühle und so, aber an dem Tag war er total fertig. Und da hab ich gemerkt, dass ich am liebsten zu ihm gegangen wär, um ihn in den Arm zu nehmen, zu trösten und ihm zu sagen, dass alles wieder gut wird." Joey lachte auf. "Verstehst Du, er ist so was wie mein Erzfeind gewesen, wir konnten noch nicht ein einziges Mal miteinander reden, ohne uns zu streiten, aber plötzlich wollte ich zu ihm gehen und ihm sagen, dass er nicht alleine ist und dass ich jederzeit für ihn da bin, wann immer er mich braucht." "Ich hab's natürlich nicht gemacht – er hätte mich gekillt, wenn ich’s auch nur versucht hätte –, aber von da an hab ich angefangen, über ihn und mich nachzudenken. Und irgendwann ist mir klargeworden, dass mein Herzklopfen bei unseren Streits nicht daher kam, dass ich mich so aufgeregt hab, sondern daher, dass er es war, mit dem ich mich gestritten hab." "Manchmal – eigentlich sogar ziemlich oft, wenn ich ehrlich bin – hatte ich echt das Bedürfnis, ihn einfach zu umarmen, zu küssen und ihm zu sagen, dass ich ihn gar nicht hasse, sondern dass ich viel mehr für ihn empfinde, als gut für mich ist. Aber wenn er das erfahren hätte, hätte er mich keines einzigen Blickes mehr gewürdigt. Das hätte ich auf keinen Fall ertragen, also hab ich lieber den Mund gehalten und nichts gesagt. So blieb alles beim Alten und er hat mich zwar gehasst, aber nicht verabscheut." ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Die Stimme des Sechzehnjährigen war zum Ende seiner Ausführung immer leiser geworden und er starrte auf das Foto in seiner Hand, als erwarte er, dass der, von dem er erzählte, den Blick zu ihm wandte, ihn ansah und mit ihm sprach. 'Selbst wenn er mich jetzt als Köter oder Schlimmeres betiteln würde, wäre mir das völlig egal, solange er bloss da wäre und ich seine Stimme hören könnte.' dachte er und seufzte abgrundtief, ohne es wirklich bewusst wahrzunehmen. Sean, dem die gedrückte Stimmung seines Freundes keinesfalls entging, biss sich auf die Unterlippe, so fest er konnte, denn um ein Haar hätte er, als er Joeys trauriges Gesicht sah, diesem alles von seinem und Joels Plan für den nächsten Tag erzählt. Doch da er befürchtete, dass der Jüngere dann eine Dummheit begehen würde, schwieg er und zog die Decke über sie beide. "Lass uns langsam schlafen, Sunshine. Morgen wird ein langer Tag für uns." sagte er und bemühte sich, sich seine Gedanken nicht anmerken zu lassen. "Ich brauch nämlich ein paar neue Klamotten. Und Du weisst ja, was Shoppen mit mir bedeutet." fügte er dennoch hinzu, um jeden eventuell aufkommenden Verdacht des Blondschopfs zu zerstreuen. Joey war jedoch weit davon entfernt, das nervöse Verhalten des Älteren überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Seine Augen waren noch immer auf das Foto von seiner Klasse gerichtet und sein Blick schweifte über die lachenden Gesichter seiner Freunde, die zu dem Zeitpunkt noch nichts davon gewusst hatten, wie sein Leben wirklich ausgesehen hatte. 'Ob sie mir sehr böse sind, weil ich einfach so abgehauen bin? Soll ich sie vielleicht morgen mal anrufen?' grübelte er, schüttelte dann aber den Kopf. Er hielt es auch so vor Heimweh und Sehnsucht nach ihnen kaum aus. 'Wenn ich ihre Stimmen höre, fange ich an zu heulen. Garantiert.' dachte er. Dass ihm schon allein bei dem Gedanken an seine Freunde Tränen über die Wangen liefen, bemerkte er erst, als Sean ihn plötzlich in den Arm nahm und sie ihm aus dem Gesicht wischte. "Hey, nicht weinen, Joey! Was ist denn los? Vermisst Du sie?" fragte er mitfühlend und in diesem Moment zerbrach etwas in dem Sechzehnjährigen. Schluchzend klammerte er sich an den Älteren, der ihm tröstend über den Rücken streichelte. "Ja! Sie fehlen mir so!!!" schniefte er. "Am liebsten möchte ich wieder nach Hause, aber das geht nicht. Da kann ich frühestens in zwei Jahren wieder hin. Und dann werden sie mich auch dafür hassen, dass ich einfach so abgehauen bin. Dann wollen sie sicher nichts mehr mit mir zu tun haben. Vielleicht haben sie dann schon vergessen, dass wir jemals befreundet waren." Das Schluchzen wurde lauter. "Ich vermisse sie! Ich vermisse Yugi und Thea und Ryou und Tristan und Duke und Moki!! Und ich vermisse Seto!! Ich will mich wieder mit ihm streiten!! Ich will ihn wiedersehen!! Ich will wieder mit meinen Freunden zusammensein!!! Ich will wieder mit ihnen lachen, zur Schule gehen und sie jeden Tag sehen!!! Wenn mein Vater nicht wäre, hätte ich mir schon längst ein Ticket besorgt und wäre wieder nach Hause geflogen. Aber ich will nicht wieder zurück!! Nicht zu ihm!!! Nie wieder!! Lieber sterbe ich!!!!" Mehr als zwanzig Minuten lag Joey schluchzend in den Armen des Amerikaners. Der hatte ebenfalls Tränen in den Augen, während er versuchte, seinen Freund zu trösten. "Alles wird wieder gut. Das verspreche ich Dir, Joey. Alles wird wieder gut, Du wirst schon sehen." murmelte er immer wieder, bis der Blondschopf schliesslich vor Erschöpfung einschlief. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Als der Japaner endlich eingeschlafen war, wischte sich Sean kurz über die Augen. "Morgen kommst Du wieder nach Hause, Sunshine. Und dann kannst Du auch wieder lachen, da bin ich mir sicher. Ich hoffe nur, Du vergisst uns nicht ganz." flüsterte er kaum hörbar und drückte dem Schlafenden einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich ebenfalls zudeckte und die Augen schloss. Die Traurigkeit seines Freundes hatte ihn selbst auch traurig gemacht, und wenn er nicht gewusst hätte, dass der Blondschopf zumindest ein kleines Happy End bekommen würde, hätte er in dieser Nacht nicht ruhig schlafen können. ******************************************************************************** Ich weiss, das Kappi ist wieder eins von der traurigeren Sorte, aber es wird bald wieder besser. Also bitte nicht erschlagen und nehmt euch ruhig welche von den bereitgelegten Taschentüchern. *mehrere packungen in reichweite stapel* Nyo, man liest sich hoffentlich bald wieder! Karma Ankunft ------- Wie versprochen auch schon das 16. Kappi von 'Runaway'. Gewidmet kanashimi (damit Du nicht so lange warten musst, Süsse!) und Aschra (*noch mal zum vertrag gratulier* *sektflasche raushol und anstoss*) und allen anderen fleissigen Kommischreibern sowie den stillen Mitlesern. Ich liebe euch alle!!! (<- klingt wie ne Oscar-Rede - ich glaub, ich dreh durch! o.O) Nyo, wie auch immer, enjoy reading!!! By the way, dieses Mal ist's weniger traurig als das letzte Kappi. Karma ******************************************************************************** Während Joey und die meisten seiner amerikanischen Freunde tief und fest schliefen, war Seto bereits so gut wie auf dem Weg zum Flughafen. Sein Privatjet stand startbereit und wartete nur noch auf ihn. "Zum Flughafen." wies er seinen Chauffeur an, als er in seine Limousine stieg. Der Wagen wollte gerade anfahren, als Roland noch einmal an die Scheibe klopfte. "Soll ich Master Mokuba abholen lassen?" fragte er und erst in diesem Moment fiel dem Jungunternehmer siedend heiss ein, dass er vollkommen vergessen hatte, seinen kleinen Bruder und Joeys Freunde zu informieren. "Nein, Roland. Ich kümmere mich darum." antwortete er, gab dem Fahrer ein Handzeichen, noch etwas zu warten, zückte sein Handy und wählte Yugis Nummer. "Muto?" meldete sich der Jüngere kurz darauf und im Hintergrund hörte der Brünette die Stimmen der anderen Fünf. "Kaiba hier. Entschuldige, wenn ich Dich so plötzlich überfalle, aber könnte Mokuba heute eventuell bei Dir übernachten? Ich muss geschäftlich weg und es wäre mir lieb, wenn er nicht alleine zu Hause wäre." bat der Siebzehnjährige. "Sicher, kein Problem. Willst Du noch mit ihm sprechen?" fragte der Kleinere und Seto nickte, obwohl sein Gesprächspartner das nicht sehen konnte. "Ja, das wäre gut. Ich werde ihm dann alles erklären." sagte er und wartete einen Moment, während sein Klassenkamerad seinen Bruder ans Telefon rief. "Seto? Was ist denn los, großer Bruder?" wollte der kleine Kaiba wissen und der Angesprochene atmete unhörbar durch. Er hasste es, seinen Bruder zu belügen, aber solange er Joey noch nicht sicher in seinem Flieger wusste, wollte er lieber nichts erzählen. "Ich muss dringend geschäftlich nach Los Angeles. Du bleibst so lange bei Yugi. Roland bringt Dir alles vorbei, was Du brauchst. Benimm Dich, ja? Ich melde mich morgen wieder bei Dir, in Ordnung?" fragte er und meinte, das Nicken des Jungen beinahe sehen zu können. "Sicher, großer Bruder. Dann wünsche ich Dir einen guten Flug und viel Erfolg bei Deinen Geschäften." erwiderte er. "Ich hab Dich lieb. Bis dann." fügte er noch hinzu und legte auf. Seto schob sein Handy wieder in seine Tasche und warf einen Blick auf Roland. Dieser nickte nur, denn er hatte die stumme Bitte seines Chefs, sich um alles zu kümmern, sehr wohl verstanden. "Machen Sie sich keine Sorgen, Sir." sagte er. "Ich werde Master Mokuba etwas zum Anziehen vorbeibringen und gut auf ihn Acht geben, solange Sie unterwegs sind." Der Jungunternehmer nickte ihm zu. "Das weiss ich. Danke, Roland." antwortete er und gab seinem Chauffeur ein Zeichen, loszufahren. Er hatte wahrlich schon genug Zeit verschwendet. Es war definitiv an der Zeit, Joey nach Hause zu holen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Nachdem Mokuba aufgelegt hatte, drehte er sich grinsend zu Yugi und den Anderen um. "Worüber freust Du Dich denn so, Moki?" wollte Thea wissen. Der Kleine liess sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder, sah die Fünf der Reihe nach an und sein Grinsen wurde breiter. Nach einer dramatischen Pause von einer Minute – als er endlich fand, dass er die Anderen lange genug hatte zappeln lassen – legte der Junge den Kopf schief und öffnete den Mund. Er genoss es sichtlich, dass die Älteren wie gebannt an seinen Lippen hingen und darauf warteten, dass er ihnen endlich verriet, woher seine plötzliche gute Laune rührte. "Mein Bruder holt Joey nach Hause." platzte er schliesslich heraus und wartete gespannt auf die Reaktion der Fünf. Eine volle Minute geschah nichts, dann verzogen sich fünf Gesichter ungläubig und zwei braune, ein blaues, ein grünes und ein violettes Augenpaar musterten den kleinen Kaiba, als käme er von einem anderen Stern. "Aber davon hat er mir ja gar nichts gesagt!" Yugi, der als Erster seine Fassung wiedergefunden hatte, schüttelte den Kopf. "Woher willst Du das wissen?" erkundigte sich Duke neugierig und Thea legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. "Genau. Was macht Dich so sicher, Mokuba?" hakte sie nach und der Jüngere klatschte fröhlich in die Hände. "Seto verrät mir nie, wohin er fliegt, wenn er geschäftlich unterwegs ist. Ausserdem besteht er sonst immer darauf, dass ich zu Hause übernachte, wenn er nicht da ist. Aber vorhin hat er hier angerufen und gefragt, ob ich bei Yugi bleiben kann. Das ist nicht normal. Ausserdem klang seine Stimme ganz aufgeregt und gehetzt – so, als hätte er es eilig, wegzukommen. Ich sage euch, er weiss, wo Joey ist, und jetzt holt er ihn wieder nach Hause." prophezeite der Junge gut gelaunt. Er freute sich diebisch, dass er mehr wusste als seine älteren Freunde. "Jetzt wird ganz bestimmt alles gut. Ich hab euch ja gesagt, mein großer Bruder findet ihn und holt ihn wieder zurück." sagte er und Tristan warf ihm einen seltsamen Blick zu. "Und warum sagt er uns nichts davon? Immerhin hatten wir doch eine Abmachung, oder?" fragte er. Mokuba zuckte die Achseln. "Seto will doch immer alles alleine machen. Ihr kennt ihn doch. So, wie ich meinen großen Bruder kenne, will er uns erst Bescheid sagen, wenn er mit Joey wieder hier landet. So ist er eben." erwiderte der Junge und seufzte. "Er glaubt eben, dass er alles besser kann, wenn er es alleine macht. Aber wenn er Joey tatsächlich wieder zurück nach Hause holt, ist das doch eigentlich auch egal, oder nicht? Hauptsache, Joey ist bald endlich wieder da. Und dann wohnt er bei uns." freute sich der Schwarzhaarige und rieb sich die Hände. Ryou legte den Kopf schief und mass den Jungen mit einem nachdenklichen Blick. "Dafür, dass er sich immer so mit Joey gestritten hat, ist das schon ganz schön seltsam. Aber das war er ja in den letzten drei Monaten sowieso. Immer diese furchtbar schlechte Laune." sagte er und Mokuba nickte seufzend. "Allerdings. Ich hab mich manchmal tagelang nicht getraut, mit ihm zu sprechen. Aber wenn Joey erst wieder da ist und die Beiden wieder miteinander streiten können, ist seine Laune sicher besser. Ich hab ja gesagt, dass er Joey vermisst hat. Er hat eben nur eine andere Art, damit umzugehen." erklärte er so altklug, dass Thea gegen ihren Willen lachen musste. Nach und nach fielen die Anderen ein – mit Ausnahme von Tristan, der grübelnd aus dem Fenster starrte. Er hatte seinen älteren Klassenkameraden in den letzten Monaten – genauer gesagt seit seinem Ausraster wegen der nicht vorhandenen Neuigkeiten seitens des von ihm engagierten Privatdetektivs – sehr genau beobachtet. Daher war ihm nicht entgangen, dass der Blick des Siebzehnjährigen im Unterricht immer wieder zu dem leeren Platz des Blondschopfs gewandert war, wenn er sich unbeobachtet gefühlt hatte. 'Er mag ihn wirklich. Ist bloss fraglich, wie Joey das Ganze sieht.' dachte er und atmete tief durch. Wenn er das richtig sah, konnten Kaibas plötzliche Anwandlungen von echten menschlichen Gefühlen eine Menge Probleme bedeuten. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Während des Heiterkeitsausbruchs des 'Kindergartens' – obwohl Seto seine fünf Klassenkameraden inzwischen schon eine ganze Weile nicht mehr so genannt hatte – war sich ebendieser brünette Jungunternehmer mit schnellen Schritten unterwegs zu seinem Privatjet. Er hatte jetzt wahrhaftig keine Zeit mehr zu verlieren. Joey war lange genug so weit weg von zu Hause gewesen. Es war allerhöchste Zeit, dass er endlich wieder dahin zurückkam, wo er hingehörte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Den gesamten Flug über – geschlagene siebzehn Stunden, denn der Pilot verzichtete auf Anweisung seines Chefs auf einen Zwischenstop – war Seto angespannt und nervös. Was, wenn Joey sich weigerte, wieder mit ihm nach Hause zu kommen? Was, wenn er sich inzwischen so an sein neues Leben gewöhnt hatte, dass er nicht mehr aus Amerika wegwollte? Joel – der sich offensichtlich mit dem Blondschopf angefreundet hatte – hatte zwar in seiner Mail angedeutet, dass dieser Heimweh hatte, aber war es wirklich schlimm genug, um ihn all das, was sein Vater ihm angetan hatte, vergessen zu lassen? 'Habe ich überhaupt das Recht, zu verlangen, dass er mit mir mitkommt?' fragte sich der Jungunternehmer und wandte seinen Blick aus dem Fenster. 'Was mache ich denn, wenn er mich nicht sehen will?' grübelte er und schüttelte entschieden den Kopf. Auf keinen Fall würde er zulassen, dass der Blondschopf noch länger allein in einem fremden Land blieb. Die Tatsache, dass sein Klassenkamerad offenbar zumindest einen neuen Freund gefunden hatte, verdrängte er so schnell wie möglich wieder aus seinen Gedanken. Nur wegen eines einzigen neuen Freundes konnte er doch nicht sein ganzes altes Leben über den Haufen werfen. Das war einfach etwas, das nicht passieren durfte. Joey durfte einfach nicht ohne seine Freunde – ohne ihn – in einem anderen Land leben, glücklich sein und seine Freunde – ihn – einfach vergessen und alleine zurücklassen. Als seine Gedankengänge in diese Richtung wanderten, hob Seto eine Augenbraue und sah seine Spiegelung im Fenster an. Der junge Mann, der ihn anstarrte, sah seltsam ratlos und verletzt aus. In seinen blauen Augen lag die bange Frage, ob es ihm auch wirklich gelingen würde, den Jüngeren zur Rückkehr zu bewegen. 'Ich kann ihm garantieren, dass sein Vater ihm nie wieder etwas antun kann. Er bekommt ein neues Dach über dem Kopf, alle seine Freunde werden für ihn da sein und sich um ihn kümmern. Und das werden Mokuba und ich auch tun. Und dieses Mal passe ich besser auf, dass niemand – ABSOLUT NIEMAND – ihm je wieder etwas antun kann. Ich werde auch besser aufpassen, dass ich ihn nicht noch einmal absichtlich oder unabsichtlich verletze. Nicht nach dem, was er durchgemacht hat. Und nicht nach dem, was ich durch sein Tagebuch weiss.' dachte er und schloss die Augen. Sofort sah er wieder den Tagebucheintrag vor sich, der ihm klargemacht hatte, dass das, was er nach der Lektüre von Joeys Gedanken in Erfahrung gebracht zu haben geglaubt hatte, auch wirklich und wahrhaftig der Wahrheit entsprach. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ 02.05.XXXX Seit heute weiss ich es ganz sicher: Ich bin verliebt in Seto Kaiba. Ich habe lange darüber nachgedacht, habe versucht, es zu leugnen oder zu verdrängen, aber es ist und bleibt eine Tatsache: Ich bin schwul. Und ich habe mich in meinen Erzfeind verliebt. Das ist so traurig, dass es eigentlich schon wieder zum Lachen ist. Ich meine, er hasst mich! Er verachtet und verabscheut mich, und wenn er wüsste, was ich empfinde, würde er mich hundertprozentig umbringen. Aber ich kann nichts daran ändern. Ich habe mich wirklich und wahrhaftig ausgerechnet in den einzigen Menschen auf diesem Planeten verliebt, der mich wahrscheinlich bis an mein Lebensende hassen und verachten wird. Oder – was wesentlich schlimmer für mich wäre – er vergisst mich, sobald wir in knapp zwei Jahren unseren Abschluss gemacht haben. Das ist sogar am wahrscheinlichsten. Er wird hier an unserer Schule seinen Abschluss machen, dann in seine Firma fahren und einfach vergessen, dass es mich überhaupt jemals gegeben hat. Sobald das Schultor das letzte Mal hinter ihm zufällt, wird ihm der Name 'Joey Wheeler' wahrscheinlich nichts mehr sagen – so, als hätte ich für ihn nie existiert. Der Gedanke daran tut so weh, dass ich nur mit allergrößter Mühe verhindern kann, dass ich heule oder – noch peinlicher – ihn mitten im Unterricht anflehe, das nicht zu tun. Mir nicht so wehzutun. Ich will nicht, dass er mich vergisst. Wirklich, ich liebe ihn. Eigentlich ist das echt zum Lachen. Das ist einfach so typisch für mein Leben. Aber wenn – wer auch immer dafür verantwortlich ist, dass alles so scheisse ist – glaubt, dass ich mich davon unterkriegen lasse, dann hat er – oder sie – sich aber geschnitten. Ich werde verhindern, dass er mich jemals vergisst. Und wenn das nur geht, indem ich mich ständig mit ihm streite; indem ich der Einzige bin, der sich wagt, dem großen Seto Kaiba Widerworte zu geben, dann soll es eben so sein. Ich will, dass er sich auch in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren noch an mich erinnert. Und wenn es nur als 'War das nicht der blöde Köter, der mich früher in der Schule ständig genervt hat?' ist. Das ist mir vollkommen egal. Hauptsache, er denkt hin und wieder an mich. Hauptsache, er vergisst mich nicht ganz. Ich will nicht vergessen werden. Nicht von ihm. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ 'Als ob ich Dich jemals vergessen könnte, Joey.' dachte Seto und öffnete die Augen, um wieder aus dem Fenster zu sehen. Ein kurzer Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass er in weniger als zwei Stunden am Flughafen von Los Angeles landen würde. "Und dann hole ich Dich endlich wieder nach Hause." murmelte er und erschrak kurz, weil er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte, aber es war niemand da, der ihn hätte hören können. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Ungefähr zweieinhalb Stunden später durchmass der Jungunternehmer mit langen Schritten den Flughafen von Los Angeles. Draussen nahm er sich ein Taxi und nannte dem Fahrer die Adresse, die Joel ihm per SMS mitgeteilt hatte. Da es vom Flughafen aus doch ein recht weiter Weg nach East L. A. war und der Brünette vor lauter Nervosität im Flugzeug nicht geschlafen hatte, lehnte er sich seufzend in den Polstern zurück und richtete erst einmal seine Kleidung. Er war immer noch Seto Kaiba, und auf keinen Fall wollte er sich vor fremden Leuten – auch wenn sie mit Joey befreundet waren – eine Blösse geben. Obwohl er während der Fahrt aus dem Fenster starrte, nahm der Siebzehnjährige die Umgebung nicht wirklich wahr. Seine Gedanken kreisten unablässig um seinen blonden Klassenkameraden. 'Morgen um diese Zeit bist Du wieder zu Hause, Joey.' dachte er und erst die Stimme des Taxifahrers riss ihn wieder aus seinen Grübeleien und holte ihn in die Realität zurück. "Wir sind da, Mister." sagte der Mann mit einem starken spanischen Akzent und nannte seinem Fahrgast dann den Preis. Seto zahlte, ohne den Mann anzusehen, stieg aus und ging auf das kleine Haus zu, an dem die Hausnummer stand, die Joel ihm genannt hatte. Tief durchatmend betätigte er den Klingelknopf und fand sich etwa zwei Minuten später einer kleinen, älteren Frau gegenüber, die ihn vorsichtig musterte. "Sie wünschen?" fragte sie misstrauisch und der Angesprochene rang sich mühsam ein Lächeln ab. "Mein Name ist Kaiba. Wir haben vergangene Nacht telefoniert." sagte er und sofort hellte sich das Gesicht von Mrs. Monahan auf. "Aber ja. Wegen Ihrem Freund. Bitte kommen Sie doch herein. Die Jungs sind noch unterwegs, aber Sean hat die Sachen ihres Freundes schon hier gelassen. Jetzt müssen Sie ihn nur noch wieder mitnehmen. Aber bitte kommen Sie doch herein." forderte sie den jungen Mann auf und der folgte ihr in das kleine, aber gemütlich eingerichtete Haus. "Es ist zwar schade, dass mein Enkel auf diese Weise einen so lieben Freund verlieren muss, aber wenn der Junge hier nicht glücklich ist, dann gehört er nach Hause. Man kann sich ja immer noch besuchen, nicht wahr?" fragte sie lächelnd und Seto nickte nur und setzte sich auf die Couch, nachdem sie ihm einen Platz angeboten hatte. Die Katzen, die um seine Beine strichen oder ihn von ihren Plätzen aus neugierig musterten, ignorierend, zückte der Brünette sein Handy und tippte eine Nachricht an Joel. 'So, jetzt muss er ihn nur noch hierher bringen, damit ich ihn wieder mit nach Hause nehmen kann.' dachte der Jungunternehmer und atmete tief durch. So nervös wie in diesem Moment war er schon lange nicht mehr gewesen. Würde sein Hündchen mitkommen? Oder würde er sich – stur, wie er nun einmal sein konnte – weigern und darauf bestehen, hier zu bleiben? 'Bitte nicht. Er muss mit mir nach Hause kommen. Er muss einfach!' ******************************************************************************** Jahaaa, da ist das Herrchen ganz nervös. *hehe* Nyo, ich hoffe, das Kappi hat euch wieder gefallen und ihr schreibt mir fleissig eure Meinung dazu. Ihr kennt ja meine Kommigeilheit inzwischen, nicht wahr? Man liest sich hoffentlich bald wieder!!! *alle knuddel* Karma Ablenkungsmanöver Teil 1 ------------------------ Hiho!!! Da bin ich wieder!! Und ich hab ein brandneues Kappi von 'Runaway' dabei!!! *froi* Mann, Leutz, ihr seid echt die Größten!!! 60 Kommentare!! Damit ist 'Runaway' die FF mit den zweitmeisten Kommis. Nur die 'Yaoi-Oneshots' haben mit derzeit 81 noch mehr. So, jetzt aber genug der sinnfreien Vorrede und viel Spass mit dem 17. Kappi!!! Karma ******************************************************************************** Joey wurde am Samstagmorgen von einem überaus übermütigen – und in Coles Worten wirklich geradezu ekelhaft gut gelaunten – Sean geweckt. "Aufstehen, Joey! Nun mach schon!" rief er fröhlich und zog dem sich noch im Halbschlaf befindenden Japaner die Decke weg. "Na los!! Wir wollen Joel doch nicht warten lassen, oder?" fragte er und zog den Blondschopf aus dem Kissen, in dem er sich murrend zu verstecken versuchte. "Keine Müdigkeit vorschützen. Wir haben heute viel vor, Sunshine!" Der Amerikaner war unerbittlich. Er zerrte den widerstrebenden Sechzehnjährigen hoch, drückte ihm seine Kleidung in die Arme und schob ihn, alle Proteste ignorierend, ins Bad. "Stell Dich unter die Dusche, dann wirst Du vielleicht wach. Ich mach schon mal Frühstück." erklang es von draussen, dann entfernten sich die Schritte des Älteren in Richtung Küche. "Elender Sadist!" Grummelnd zog Joey seine Schlafkleidung aus und stieg unter die Dusche. Das warme Wasser auf seinem Körper sorgte langsam dafür, dass seine Lebensgeister erwachten. 'Trotzdem hätte er mich nicht so rüde wecken müssen.' murrte der Blondschopf innerlich, wusch sich seufzend und beeilte sich dann, sich wieder anzuziehen, denn auf keinen Fall wollte er seine beiden amerikanischen Freunde länger warten lassen, als es nötig war. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Während der Japaner unter der Dusche stand, schlich Sean hinüber zu Cole ins Schlafzimmer und weckte den Neunzehnjährigen. "Hast Du an Joeys Geld gedacht?" erkundigte er sich und der Angesprochene nickte grummelnd und zeigte auf seine Hose, in deren hinterer Tasche sich ein Briefumschlag befand. "Gut. Du bist ein Schatz, Cole. Danke. Und jetzt schlaf weiter." Der Siebzehnjährige wuschelte kurz durch die blonden Haare seines älteren Freundes – eine Geste, die dieser mit einem unwilligen Brummen quittierte – und nahm dann das Geld an sich. Einen Moment lang lauschte der Braunhaarige auf das Geräusch der Dusche, dann schob er den Umschlag in Joeys Tasche zu seinen Sachen. Die Tasche stopfte er in seinen Rucksack, damit der Blondschopf nichts davon bemerkte, dann huschte er hinüber in die Küche und bereitete das Frühstück für sich und seinen Freund vor. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Sean war keine Minute zu früh in die Küche gegangen, denn kaum war er mit den Vorbereitungen fürs Essen soweit fertig, erschien der Japaner auch schon frisch geduscht und wesentlich wacher in der Tür. "Cole hatte Recht, Du bist morgens wirklich ekelhaft gut gelaunt." grummelte er statt einer Begrüßung und der Angesprochene zog einen Schmollmund. "Und jetzt magst Du mich deswegen nicht mehr?" fragte er gespielt traurig und sah den Jüngeren aus großen blauen Kulleraugen an. Unwillkürlich musste Joey lachen. "Du bist echt zu süss, wenn Du das machst." grinste er und der Amerikaner grinste zurück. "Ich weiss. Genau deshalb mach ich’s ja auch." erwiderte er schelmisch und zwinkerte dem Blondschopf zu, bevor er ihm einen Teller hinschob. "Lass uns frühstücken. Ich bin schon ganz hibbelig. Ist viel zu lange her, dass ich das letzte Mal am Wochenende freigemacht hab, um einfach nur shoppen zu gehen." seufzte er und der Sechzehnjährige warf ihm einen schiefen Blick zu. "Ist doch logisch, wenn Du Deine Nase die ganze Zeit nur in Deine Bücher steckst. Ein bisschen Spass hin und wieder hat noch keinem geschadet." sagte er und ohne, dass er es wollte, schweiften seine Gedanken zu einem ganz gewissen brünetten Jungmillionär ab, der sich auch so gut wie nie Freizeit oder einfach nur Spass gönnte. 'Was er jetzt wohl gerade macht?' fragte sich der Japaner und seufzte unbewusst. Sean legte nachdenklich den Kopf schief und musterte seinen Freund. Es war offensichtlich, dass er nicht bei der Sache war. 'Wart's ab, Sunshine, wir bringen Dich schon auf andere Gedanken, bis Du abgeholt wirst.' nahm er sich vor und biss herzhaft in einen der Bagels. So schwer es ihm auch fiel, sich nicht zu verraten, er hielt sich bedeckt, denn er war sich mehr als sicher, dass der Blondschopf auf keinen Fall freiwillig wieder zurück nach Hause gehen würde. Auf keinen Fall wollte der Braunhaarige riskieren, dass der Jüngere ihm entwischte und sie seinem Freund mitteilen mussten, dass sie ihn verloren hatten. 'Nichts da. Er kommt wieder nach Hause, wo er hingehört und damit basta. Er will doch eigentlich gar nicht hier sein.' dachte der Siebzehnjährige und blinzelte kurz, denn die Vorstellung, den fröhlichen Japaner nicht mehr jeden Tag zu sehen, machte ihn ungewollt traurig. 'Ich sollte mich für ihn freuen. Und eigentlich tue ich das ja auch. Es ist nur so, dass er mir ganz schrecklich fehlen wird, wenn er nicht mehr hier ist.' Seufzend verspeiste Sean auch den Rest seines Frühstücks, dann sah er Joey auffordernd an. "Bist Du fertig? Joel wartet sicher schon auf uns. Er ist ein Frühaufsteher, musst Du wissen." erklärte er und grinste. "Also das genaue Gegenteil von Dir, Sunshine." kicherte er dann und der Angesprochene warf ihm einen gespielt beleidigten Blick zu, bevor er sich den Rest seines zweiten Bagels in den Mund schob und aufstand. "Isch bin schon fewtisch." nuschelte er und der Ältere begann zu lachen. 'Ich werde ihn wirklich furchtbar vermissen.' dachte er, liess sich jedoch nach aussen nichts von seinen Gedankengängen anmerken. Auf keinen Fall wollte er riskieren, dass der Japaner misstrauisch wurde. 'Es reicht, wenn er später erfährt, was Joel und ich ausgeheckt haben. Hoffentlich nimmt er uns diese ganze Sache nicht zu übel. Aber wenn er ehrlich ist, muss er einfach zugeben, dass er hier nicht glücklich ist und dass er wieder nach Hause will.' "Dann lass uns gehen." sagte der Amerikaner fröhlicher, als ihm zumute war, schulterte seinen Rucksack und ging vor zur Tür. Der Blondschopf folgte ihm auf dem Fusse und musterte das Gepäck seines Freundes neugierig. "Willst Du umziehen oder warum schleppst Du so viel Zeug mit Dir rum?" erkundigte er sich und der Siebzehnjährige schüttelte den Kopf. "Nein, so schnell wirst Du mich nicht los. Das sind Sachen von Joel, die ich ihm mal wiedergeben muss. Bietet sich halt heute gerade so an." erklärte er und seine Miene zeigte nicht, wie sehr er hoffte, der Japaner möge ihm diese kleine Notlüge glauben und verzeihen. Joey war jedoch von Misstrauen gegenüber seinem neuen Freund meilenweit entfernt. "Ach so." sagte er stattdessen nur, zuckte die Achseln und gab sich mit dieser Erklärung zufrieden. Das erleichterte Aufatmen des Braunhaarigen bemerkte er nicht. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Keine fünf Minuten, nachdem die beiden Jungen losgegangen waren, standen sie auch schon vor dem Haus von Joels Großmutter. Sean drückte den Klingelknopf und wartete. Als sich auch nach zwei Minuten noch nichts getan hatte, runzelte er nachdenklich die Stirn. "Das ist aber seltsam. Normalerweise ist er doch um diese Zeit schon wach." stellte er fest und wollte gerade ein zweites Mal klingeln, doch Joey hielt ihn davon ab. "Ich glaub, er hat schon wieder Katzen gejagt." sagte er und deutete auf den Brünetten, der eben mit einer Katze auf dem Arm und einem etwa vierzehnjährigen Jungen im Schlepptau wieder zum Haus zurückkam. Seinem Gesicht nach zu urteilen war er über die Gesellschaft des Jüngeren alles Andere als begeistert. "Oje. Das da ist sein kleiner Bruder Finn. Er ist echt ekelhaft zu Joel. Was in aller Welt will der denn bloss hier?" fragte Sean so leise, dass die Ankommenden ihn keinesfalls hören konnten. "Morgen, ihr Zwei!" grüßte er dann etwas lauter und sofort hellte sich Joels Gesicht auf. Da er jedoch wegen der Katze keine Hand zum Antworten frei hatte, nickte er einfach nur. Finn, dessen Haare im Gegensatz zu denen seines Bruders schwarz waren, musterte die beiden Älteren kurz, bevor er sich wieder an seinen Bruder wandte. "Ich find's nicht gut, dass Du einfach abhaust und Granny alleine lässt. Du weisst doch, dass sie alt und krank ist." sagte er und der Angesprochene rollte mit den Augen, bevor er Sean die Katze in die Arme drückte, um die Tür aufzuschliessen. Auf den Vorwurf seines Bruders reagierte er nicht. Joey musterte die beiden Brüder. Es war nicht zu übersehen, wie peinlich es dem Sechzehnjährigen war, dass seine Freunde diese Szene mit ansehen mussten, denn er lächelte den Beiden entschuldigend zu und bat sie dann mit einer Geste, ihm ins Haus zu folgen. Sein jüngerer Bruder drängelte sich an ihm vorbei, kaum dass er die Tür geöffnet hatte, stürmte zu seiner Großmutter, ohne sie wirklich zu begrüßen, und baute sich mit in die Hüfte gestemmten Armen vor ihr auf. "Sag doch auch mal was, Granny! Joel kann doch nicht einfach so abhauen. Irgendwer muss ja schliesslich hier sein und auf Dich aufpassen, oder? Ich hab doch Recht, nicht wahr?" fragte er und Joey beschloss, dass er den Jungen definitiv nicht mochte. Bevor Mrs. Monahan, ihr Enkel oder Sean etwas dazu sagen konnten, tippte der Blondschopf daher den Jungen an. "Wenn Du Dir solche Sorgen um Deine Großmutter machst, dann bleib Du doch hier und kümmere Dich um sie, bis Dein Bruder wieder da ist." schlug er vor und der Schwarzhaarige starrte ihn mit offenem Mund an. "Das geht Dich doch gar nichts an, also wieso mischst Du Dich da ein?" fragte er, als er nach mehr als einer Minute doch endlich seine Sprache wiedergefunden hatte. Seine grauen Augen – etwas, das er offenbar mit seinem Bruder gemeinsam hatte – blickten den vor ihm Stehenden abschätzig an. "Vielleicht geht mich das nichts an, aber wenn Du genau nachdenkst, stellst Du sicher fest, dass ich Recht hab." antwortete der Japaner und bemühte sich noch immer um einen freundlichen Ton. Immerhin war das hier nicht sein Haus und dieser Disput ging ihn wirklich nichts an. Andererseits war Joel sein Freund und er würde nicht zulassen, dass diesem von seinem kleinen Bruder sein Wochenende kaputtgemacht wurde. "Stellst Du Dich immer auf die Seite von Krüppeln?" wollte Finn wissen und sein Bruder zuckte zusammen, als hätte der Junge ihn geohrfeigt – eine Reaktion, die scheinbar nur dem Vierzehnjährigen, nicht aber den anderen Anwesenden, entging. Diese Unverschämtheit verschlug dem Blondschopf für einen Moment die Sprache, doch dann packte er den Jungen am Kragen seines Shirts und zog ihn zu sich. Seine braunen Augen blitzten wütend und der Jüngere sah ihn verängstigt an. "Ja, das tue ich. Besonders, wenn diese 'Krüppel', wie Du Deinen eigenen Bruder nennst – übrigens etwas, wofür Du Dich in Grund und Boden schämen solltest, Freundchen!!! – meine Freunde sind und mir sehr geholfen haben. Und ich glaube, auch Deine Großmutter ist weder so alt noch so krank oder so senil, dass sie nicht mal ein paar Stunden alleine klarkommt. Und wenn Du Dir, wie Du vorhin behauptet hast, wirklich so große Sorgen um sie machst, dann sag DU doch Deine Pläne für heute ab und bleib bei ihr." gab er gefährlich leise zurück und liess den Schwarzhaarigen nach einem weiteren drohenden Blick los. "Joey hat Recht, Finn. Dein Bruder hat sich ein paar Stunden mit seinen Freunden mehr als verdient. Immerhin kümmert er sich die ganze Woche über um mich, wenn keiner von euch Zeit hat." mischte sich nun auch Mrs. Monahan ein. Ihr jüngster Enkel zog ein beleidigtes Gesicht, sagte aber nichts mehr, sondern liess sich auf die Couch fallen und begann, eine der Katzen zu streicheln. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ In der Zeit, in der Joey mit Finn stritt, nahm Sean seinen Rucksack von der Schulter, zog Joeys Reisetasche heraus und versteckte sie unter einem der Stühle in der Küche. So würde sein Freund sie beim Rausgehen hoffentlich nicht sehen und hätte sie später, wenn er abgeholt wurde, griffbereit. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "So, können wir jetzt gehen?" wandte sich Joey an seine beiden amerikanischen Freunde. Die Zwei nickten gleichzeitig und Joel trat auf den Älteren zu und umarmte ihn kurz. Danach lächelte er ihn an und der Blondschopf verstand das unausgesprochene "Danke!" des Brünetten so deutlich, als hätte er es wirklich laut gesagt. "Kein Thema." sagte er auf Japanisch und warf einen grinsenden Blick zu Finn, der noch immer vor sich hin schmollte. "Sag mir einfach nur Bescheid, wenn er wieder Ärger macht. Dann werde ich mich noch mal sehr ausgiebig mit ihm unterhalten." bot er an und der Jüngere schüttelte den Kopf. 'Nicht nötig.' schien er sagen zu wollen. "Ich mach's trotzdem." gab der Japaner zurück und sein Grinsen wurde noch breiter. "Ich bin echt gut darin, freche kleine Kinder zu erziehen. Ich tu ihm auch nichts. Jedenfalls nichts, wovon er bleibende Schäden zurückbehält." versprach er und Joel begann zu lachen, während Sean einen Schmollmund zog. "Ihr unterhaltet euch schon wieder so, dass ich kein Wort verstehe." murmelte er und warf seinen Freunden abwechselnd einen wahrhaft herzzerreissenden Blick zu. "Das ist nicht fair." beschwerte er sich und die beiden Sechzehnjährigen grinsten ihn unisono an und streckten ihm die Zunge heraus. "Das Leben ist halt nicht immer fair." belehrte Joey den Braunhaarigen und auch Joel gestikulierte auf den Älteren ein. "Ach, ihr seid echt fies. Dafür müsst ihr mir nachher beim Tragen helfen." verlangte der Angesprochene gespielt beleidigt, bevor er den Jüngeren zuzwinkerte und sie aus der Tür zog. "Und jetzt auf geht’s, sonst kommen wir heute nicht mehr zu Potte!" scheuchte der Siebzehnjährige seine beiden Freunde vor sich her. Die Jungen sahen sich grinsend an und Joel zückte seinen Block. 'Er ist manchmal wirklich furchtbar.' schrieb er. 'Aber auch ein guter Freund. Ich bin froh, dass ich ihn kennengelernt habe.' ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ An diesem Vormittag stellte Joey fest, dass Shoppen mit Thea wahrhaft erholsam war. Sean war einfach nicht totzukriegen. Er schleppte die beiden Sechzehnjährigen von einem Geschäft in das nächste und fand auch in beinahe jedem Laden etwas, das er UNBEDINGT kaufen oder zumindest anprobieren musste. "Ist der eigentlich immer so anstrengend?" erkundigte sich der Japaner bei Joel, als der Siebzehnjährige mal wieder mit einem ganzen Arm voller Klamotten in der Umkleidekabine verschwunden war. Der Angesprochene nickte und rollte die Augen. 'Ja, ist er.' schrieb er. 'Und er ist noch lange nicht fertig. Der Tag hat ja schliesslich gerade erst angefangen.' setzte er hinzu und der Blondschopf seufzte. Worauf hatte er sich da bloss eingelassen? Innerlich leistete er Abbitte bei seiner Freundin im fernen Japan, die er immer wegen ihrer Kaufsucht gerügt hatte. Bevor er sich jedoch in Grübeleien über seine zurückgelassenen Freunde verlieren konnte, stiess Joel ihn an. 'Was hast Du? Du siehst traurig aus. Ist etwas?' erkundigte er sich und der Ältere schüttelte den Kopf. "Nein. Ich hab bloss gerade daran gedacht, dass ich ein Mädchen kenne, das auch gerne shoppen geht. Aber gegen Sean ist sie wirklich harmlos. Und ich dachte immer, Thea wäre schlimm." erklärte er und lächelte wehmütig. 'Du vermisst Deine Freunde, oder?' wollte der Amerikaner wissen und Joey nickte seufzend. "Ja, das tue ich. Aber es geht schon. Schliesslich habe ich ja auch hier Freunde, nicht wahr?" fragte er zurück und begann wieder zu grinsen. "Auch wenn einer davon ein Fashionvictim der allerübelsten Sorte ist." "Willst Du mich beleidigen oder mir schmeicheln, Joey?" kam es zuckersüss von hinter den Beiden und die Jungen drehten sich zu dem Sprecher um. "Das war eine simple Feststellung von Tatsachen, nichts weiter." erklärte der Gefragte und Sean zog eine Augenbraue hoch – eine Geste, die den Blonden derart an Seto Kaiba erinnerte, dass er unwillkürlich schluckte und sein Herz zu rasen begann. Joel gestikulierte auf den Siebzehnjährigen ein und dieser nickte. "Eine gute Idee. Lasst uns irgendwo etwas essen gehen und dann gestärkt weitermachen. Wie wär's mit Pizza?" schlug er vor und der Jüngste in der Runde nickte begeistert, wohingegen das Nicken des Japaners nur mechanisch kam. 'Warum muss ich ausgerechnet jetzt an ihn denken?' fragte er sich leicht verzweifelt und schüttelte innerlich den Kopf, um die Gedanken abzuschütteln. Dies war weder der Ort noch die Zeit für Grübeleien über seinen ehemaligen Erzfeind. ******************************************************************************** Jahaaa, das war's auch schon wieder für's Erste. Ich mach jetzt so langsam das 19. Kappi fertig und hoffe, dass ihr meinen Kommikasten wieder fleissig füttert. Ich freu mich doch immer so, wenn's rot blinkt! *herzchenaugen mach* Nyo, man liest sich hoffentlich bald wieder! *alle durchflausch* Karma Ablenkungsmanöver Teil 2 ------------------------ Moin, ihr lieben Leutz!!! Karmalein ist mal wieder dahaaa!! *froi* Und ich hab euch direkt ein neues Kappi mitgebracht. Ist etwas kurz, aber ich hoffe, ihr mögt es trotzdem. Enjoy reading!!! *knuddel* Karma ******************************************************************************** Nur wenig später fand sich Joey gemeinsam mit seinen beiden amerikanischen Freunden und einer Unmenge an Tüten in einer gemütlichen Ecke bei Pizza Hut wieder. "Du hast ja wieder geshoppt wie ein Weltmeister." stellte der Japaner fest und sein älterer Freund nickte seufzend. "Ja, ich weiss. Aber ich konnte einfach nicht aufhören." gab er zu und seufzte erneut. "Sag's nicht." verlangte er dann. "Was denn?" fragte der Blondschopf scheinheilig und grinste Joel an. Der Jüngere grinste ebenfalls. "Dass ich schlimmer bin als jede Frau. Das weiss ich doch selber, aber ich kann nichts dafür. Gib mir Geld in die Hand und ich haue es innerhalb von ein paar Stunden komplett auf den Kopf." Theatralisch seufzend fasste sich Sean an die Stirn. "Aber was kann ich dagegen tun?" wollte er wissen und seine beiden Gegenüber begannen zu lachen. "Du könntest Dein Geld beispielsweise zu Hause lassen. Dann hättest Du diese Probleme nicht und müsstest nicht endlos viele Tüten durch die Gegend schleppen." konterte Joey und der Braunhaarige schmunzelte. "Aber dafür hab ich doch Dich und Joel, Joey." sagte er und grinste breit. "Erinnerst Du Dich etwa nicht mehr? Ihr beide seid heute meine Träger." kicherte er dann und die beiden Jüngeren sahen sich an, bevor sie unisono die Köpfe schüttelten. "Fällt mir ja gar nicht ein. Wenn Du das ganze Zeug kaufst, kannst Du's auch selbst schleppen." erwiderte der Japaner, doch als er den Hundeblick seines älteren Freundes sah, seufzte er ergeben. "Also gut, ich helfe Dir ja. Aber kauf nicht mehr so viel, okay? Ich hab keine Lust, mir nen Bruch an dem ganzen Zeug zu heben." verlangte er und der Angesprochene strahlte. "Okay, versprochen." antwortete er und sah Joel an, der hektisch auf ihn eingestikulierte. "SO schlimm bin ich nun auch wieder nicht, Joel!" entrüstete er sich und der Brünette zog seinen Block aus der Tasche und begann zu schreiben. 'Lass Dich bloss nicht von ihm einwickeln. Er ist beim Shoppen eine wandelnde Katastrophe.' erklärte er und der Japaner schmunzelte. "Och, ich bin das gewöhnt. Meine Freundin Thea ist auch einfach nicht totzukriegen, wenn sie mit uns allen shoppen geht. Und wer darf immer den ganzen Krempel schleppen? Ich natürlich." Dem Blondschopf fiel nicht auf, dass er von seinen japanischen Freunden redete, als wäre er noch immer bei ihnen. Da er Englisch gesprochen hatte, weil auch Joel die Nachricht auf Englisch geschrieben hatte, entging sein Versprecher auch Sean nicht. Der Siebzehnjährige legte den Kopf schief und betrachtete seinen blonden Freund nachdenklich. 'Es war eine gute Idee, ihn wieder nach Hause zu schicken.' sinnierte er und zwinkerte Joel, der seinen Blick richtig deutete, von Joey unbemerkt zu. 'Es macht mich traurig, dass er wieder gehen wird, aber ich freue mich auch für ihn. Sein Freund, der ihn heute abholt, hat sich wirklich Sorgen gemacht. Seine Stimme klang ganz aufgeregt am Telefon letzte Nacht.' gestikulierte Joel und der Ältere lächelte leicht. Das waren wirklich ausgesprochen gute Nachrichten. Vielleicht hatte ihr Sunshine ja doch noch die Chance auf ein Happy End mit seinem Schwarm. 'Ich drücke ihm jedenfalls ganz fest die Daumen.' dachte Sean und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Speisekarte zu. Darüber nachdenken und darauf hoffen konnte er auch später noch. Jetzt mussten sie erst einmal den Blondschopf so lange beschäftigen, bis Joel die Nachricht erhielt, dass der Japaner da war, um Joey mitzunehmen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Die drei Jungen bestellten nach kurzem Beratschlagen gemeinsam eine große Pizza und alberten während des Essens ausgelassen miteinander herum. Dass Joel immer wieder unauffällig einen Blick auf sein Handy warf, bemerkte der Japaner nicht, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich von seinen beiden amerikanischen Freunden von seinem Heimweh – das ihn heute noch stärker quälte als in den letzten Wochen – ablenken zu lassen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Nach dem Essen setzten sie ihre unterbrochene Shoppingtour fort. Sean schleifte die beiden Sechzehnjährigen immer wieder in irgendwelche Geschäfte. In mehreren Läden drückte er ihnen Klamotten in die Hand und schickte sie in die Umkleiden, um sie anzuprobieren. Anfangs versuchte Joey zwar zu protestieren, gab es aber bald auf, denn der Ältere war unerbittlich. Wo er mit "Komm schon, probier's wenigstens mal an" nicht weiterkam, verlegte er sich entweder auf seinen Hundeblick oder schob den Widerspenstigen einfach kurzerhand in die Umkleidekabine. "Du bist echt anstrengend." murrte Joey, als er wieder einmal in neue Kleidung gestopft aus der Kabine trat. "Ich weiss." konterte der Siebzehnjährige ungerührt und ging einmal um den Japaner herum, um ihn von allen Seiten anzusehen. "Und ich geniesse es." fügte er dann grinsend hinzu und nickte. "Das steht Dir. Solltest Du echt kaufen, Joey." schlug er vor und der Angesprochene warf einen Blick in den mannshohen Spiegel, vor dem er stand. Der Amerikaner hatte ihn in eine schwarze Hose und ein dunkelrotes Shirt gesteckt. Beides lag so eng an, dass absolut nichts an ihm der Fantasie überlassen blieb. Unsicher wandte sich der Blondschopf an Joel. "Was meinst Du? Steht mir das wirklich?" erkundigte er sich und der Jüngere nickte heftig. 'Auf jeden Fall.' schrieb er. 'Sean hat Recht, Du solltest es nehmen.' "Gut, wenn ihr meint. Ihr habt mich überredet." seufzte Joey und ging zurück in die Kabine, um sich wieder umzuziehen. 'Das wird seinem Süssen gefallen.' gestikulierte Sean in Richtung des anderen Amerikaners und der nickte erneut. 'Ganz bestimmt. Ich hatte heute Nacht den Eindruck, dass er sich wirklich Sorgen um Joey gemacht hat. Sonst würde er ja wohl auch kaum sofort in den nächsten Flieger steigen und herkommen, um ihn abzuholen.' antwortete der Jüngere und der Siebzehnjährige grinste. 'Vielleicht bekommt Joey ja das Happy End, das er so sehr verdient hätte. Jedenfalls hoffe ich das.' gab er dem Brünetten zu verstehen und der begann ebenfalls zu grinsen. 'Das hoffe ich auch. Er hat es wirklich verdient. Ich hoffe nur, er vergisst uns nicht, wenn er erst wieder zu Hause ist.' gab er zurück und seufzte tonlos. 'Das hoffe ich auch, Joel.' erwiderte Sean und warf einen Blick auf Joey, der gerade mit den neuen Sachen unter dem Arm wieder aus der Umkleide trat. "Na, habt ihr über mich gelästert, während ich weg war?" erkundigte er sich fröhlich und die beiden Amerikaner nickten unisono. "Natürlich. Was hast Du denn gedacht?" fragte Sean. "Genau das Richtige offenbar." gab der Japaner dann zurück und sein Gesicht verzog sich kurz zu einem Schmollen, bevor er breit zu grinsen und schlussendlich sogar zu lachen begann. "Ich bin echt froh, dass ich euch beide getroffen habe." sagte er dann kaum hörbar und umarmte seine beiden völlig verdutzten Freunde für einen Moment. Dann liess er sie mit verlegenem Gesicht wieder los und stürmte voraus zur Kasse. "Ich werde ihn wirklich vermissen, Joel." murmelte der Braunhaarige leise und der Sechzehnjährige nickte. Das 'Ich auch' konnte der Ältere ihm vom Gesicht ablesen. "Komm, lassen wir ihn nicht so lange warten. Wer weiss, wie lange wir ihn noch beschäftigen müssen, bis sein Herzblatt hier ist." flüsterte der Braunhaarige und der Jüngere nickte und stand auf. Gemeinsam gingen die Zwei hinter ihrem blonden Freund her zur Kasse. 'Bald ist er endlich wieder zu Hause.' dachten sie beide beinahe gleichzeitig, bemühten sich aber, sich die Wehmut, die sie bei diesem Gedanken befiel, nicht anmerken zu lassen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Die nächsten dreieinhalb Stunden verbrachten die Drei in ausgelassener Stimmung und mit einer Tour von einem Geschäft zum nächsten. Es war kurz nach achtzehn Uhr, als sie in einem kleinen Café eine Pause einlegten. Joel hatte sich gerade hingesetzt, sprang jedoch sofort wieder auf, als das Handy in seiner Hosentasche zu vibrieren begann. So schnell er konnte, las er die Nachricht, die er bekommen hatte, und wandte sich dann an Sean. 'Er ist bei meiner Großmutter und wartet. Wir brauchen eine Ausrede, um Joey da hinzukriegen.' erkläre er und der Braunhaarige nickte. "Was ist denn los? Ist was passiert?" erkundigte sich der Blondschopf, denn die offensichtliche Aufregung seines stummen Freundes liess ihn etwas Schlimmes befürchten. "Das war Joels Granny. Es gibt mal wieder Probleme mit den Katzen und Finn ist schon seit ner Weile nicht mehr da. Sie hat Angst um ihre Lieblinge." log der Siebzehnjährige und der Japaner nickte. "Dann sollten wir wohl zurückgehen. Wir können Joel das ja schliesslich nicht alles alleine machen lassen, oder?" fragte er, legte das Geld für sein Getränk auf den Tisch und stand auf. Der Ältere erhob sich ebenfalls, zahlte auch und nickte. "Finde ich auch. Also lasst uns gehen." stimmte er zu und zog die beiden Jungen aus dem Café und in Richtung Bushaltestelle. Dabei musste er sich das Grinsen verkneifen. Einerseits schämte er sich zwar, dass er seinen neuen Freund so belog, aber andererseits freute er sich auch diebisch auf dessen Gesicht, wenn er seinen heissgeliebten und langvermissten Seto endlich wiedersah. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Es dauerte noch ungefähr zwanzig Minuten, bis die Drei das Haus von Joels Großmutter erreicht hatten. Tatsächlich befanden sich zwei der Katzen ausserhalb ihres Zuhauses und das Einfangen der beiden Stubentiger nahm noch einmal beinahe eine Viertelstunde in Anspruch. Erst dann konnten die Jungen – beladen mit Katzen und Einkaufstüten – das Haus betreten. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto sass im Wohnzimmer und war hochgradig nervös. Immer wieder wanderte sein Blick zu der Uhr, die gegenüber der Couch, auf der er sass, an der Wand hing. "Der Bus von der Stadt aus braucht ungefähr zwanzig Minuten bis hierher. Vor halb sieben kann Ihr Freund auf keinen Fall hier sein." bemühte sich Mrs. Monahan, ihren Besucher zu beruhigen. Sie hatte wirklich redlich versucht, ein Gespräch mit dem jungen Mann zu beginnen, doch dieser hatte nur ausgesprochen einsilbige Antworten gegeben, so dass sie ihn schliesslich in Ruhe gelassen hatte. Scheinbar hatte der Freund des Blondschopfs, der ihren jüngsten Enkel am Morgen derart rüde – aber vollkommen gerechtfertigt – zurechtgewiesen hatte, kein besonders großes Interesse an einem Gespräch. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Der brünette Jungunternehmer horchte auf, als sich die Tür des kleinen Hauses öffnete und fröhliche Stimmen erklangen. Sein Herz begann zu rasen, als er auch die Stimme seines blonden Klassenkameraden erkannte. 'Er ist wirklich hier.' dachte er und fühlte sich, als würde ihm eine zentnerschwere Last von den Schultern genommen. 'Und es geht ihm offenbar gut. Was für ein Glück.' Erleichtert seufzte der Siebzehnjährige und atmete tief durch. Jetzt kam es nur noch darauf an, dass er Joey auch wirklich zur Rückkehr nach Hause bewegen konnte. ******************************************************************************** Nyo, für's Erste war's das auch schon wieder. Ich weiss, es ist fies, dass die Zwei sich immer noch nicht getroffen haben, aber das kommt im nächsten Kappi dran. *promise* Füttert mir fleissig meinen Kommikasten und ich werd mich mit dem Weiterschreiben beeilen. Weiss aber nicht, wann ich wieder on kann, also kann's etwas dauern, bis ich das nächste Kappi hochladen kann. Vielleicht mach ich das aber auch später noch, wenn ich's schaffe. Lasst euch einfach überraschen, ja? Man liest sich!! Karma Wiedersehen ----------- Hier habt ihr auch direkt das 19. Kappi. Ich wollte euch nicht mehr allzu lange auf das Wiedersehen der Beiden warten lassen. Hat ja schliesslich lange genug gedauert, nicht wahr? Nyo, viel Spass beim Lesen und hoffentlich auch beim Kommentieren!!! Karma ******************************************************************************** "So, wir haben die beiden Streuner wieder eingefangen, Mrs. Monahan." erklang Joeys fröhliche Stimme aus der Küche. Mit einem der Ausreisser auf dem Arm betrat er das Wohnzimmer. "Hat ganz schön lange gedauert, aber dieses Mal haben sie sich wenigstens nicht gewehrt, sondern..." setzte er an, brach dann aber ab, als sein Blick auf die Person fiel, die auf der Wohnzimmercouch sass und ihn mit blauen Augen durchdringend musterte. "Ka... Ka... Kaiba?" fragte er krächzend, liess die Katze los und wischte sich ungläubig über die Augen. Das musste ein ganz verrückter Traum sein. War er vorhin in dem kleinen Café vielleicht eingeschlafen und träumte jetzt wirr? Oder halluzinierte er? Das musste es sein. Anders war es nicht zu erklären, dass er plötzlich ausgerechnet Seto Kaiba vor sich sah. "Hallo Wheeler." grüßte die Einbildung auf Japanisch, stand auf und nur einen Sekundenbruchteil später wandte sich der Angesprochene zur Flucht. Er spürte, dass er sich die Anwesenheit des Älteren nicht nur einbildete, denn sein Herz raste wie wild und in seinem Magen wirbelten Millionen von Schmetterlingen – Empfindungen, die nur der echte Kaiba in ihm auslöste. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Verwirrt starrte Seto hinter dem Blondschopf her, als dieser sich umwandte und Anstalten machte, vor ihm davonzurennen. 'Was? Aber er kann doch nicht...' dachte der Jungunternehmer und stand einen Moment wie versteinert, bevor er sich an die Verfolgung des blonden Chaoten machte. Weit musste er dem Jüngeren nicht folgen, denn seine beiden amerikanischen Freunde hatten ihm den Fluchtweg versperrt. Als der Brünette die Küche betrat, fand er den Sechzehnjährigen vollkommen aufgelöst auf einem der Stühle sitzend vor. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Was... Wie kommst Du... Was machst Du hier?" wollte Joey wissen, ohne den Größeren anzusehen. "Dich wieder nach Hause holen. Was denn sonst?" fragte Seto schroffer zurück, als er beabsichtigt hatte. Herrgott, war es denn nicht offensichtlich, was er hier tat? ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Du bist also Seto, ja?" wandte sich Sean an den Brünetten, der ihn um ein gutes Stück überragte. "Hi! Ich bin Sean und das ist Joel. Wir sind Joeys Freunde." stellte er sich und den anderen Amerikaner auf Englisch vor. Dann legte er den Kopf schief und musterte den Gleichaltrigen neugierig. "Du siehst genauso aus wie auf dem Foto, das Joey mir gestern Nacht gezeigt hat." stellte er fest, doch die Stimme des Blondschopfs unterbrach ihn, bevor er noch mehr sagen konnte. "Ich gehe nicht wieder nach Hause. Ich bleibe hier. War ja nett, dass Du hergekommen bist, aber das war umsonst. Grüß die Anderen von mir, wenn Du wieder zurück bist, ja? Und jetzt kannst Du wieder verschwinden, Kaiba." murmelte Joey kaum hörbar. Noch immer sah er seinen ehemaligen Erzfeind nicht an. "Sag mal, spinnst Du, Wheeler? Glaubst Du ernsthaft, ICH würde mich von DIR einfach so unverrichteter Dinge wieder wegschicken lassen? Hast Du eigentlich eine Ahnung, was Deine Freunde Deinetwegen seit über drei Monaten durchmachen?" zischte dieser gefährlich leise und schlug mit der Faust genau vor dem Jüngeren auf den Tisch, so dass dieser erschrocken zusammenzuckte. "Ich bin ganz bestimmt nicht hergekommen, um einfach so ohne Dich wieder zu verschwinden. Ich habe meinem Bruder und Deinen Freunden mein Wort gegeben, dass ich Dich finde und nach Hause hole. Und genau das werde ich auch tun. Versuch, mich daran zu hindern, aber glaub mir, das wird Dir nicht gelingen. Du kommst wieder mit nach Hause. Dein Kindergarten erwartet Dich schon sehnsüchtig." "Ich komme nicht mit. Ich gehe nie, nie, NIE wieder zu meinem Vater zurück!!!" Joey sprang auf, verschränkte die Arme vor der Brust und schrie den Älteren an. "Auf keinen Fall komme ich mit!!" setzte er hinzu und seine braunen Augen versprühten wütende Blitze in Richtung des Jungunternehmers. "Du wirst auch nicht wieder nach Hause gehen. Das dürfte auch schwer möglich sein, jetzt, wo sich Dein Erzeuger in staatlicher Obhut befindet. Du kommst mit zu Mokuba und mir und wirst dort wohnen." erwiderte Seto so ruhig, wie es ihm in dieser Situation möglich war. Warum um alles in der Welt musste sich Joey denn so querstellen? "In staatlicher Obhut? Was soll das heissen, Kaiba?" erkundigte sich der Blondschopf misstrauisch. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. "Das bedeutet, dass ich mir erlaubt habe, ihn für das, was er Dir angetan hat, anzuzeigen." antwortete der Angesprochene und Joey hielt den Atem an. Konnte das wahr sein? War sein Vater jetzt wirklich keine Bedrohung mehr für ihn? Aber woher wusste ausgerechnet Kaiba, was dieser alte Säufer ihm angetan hatte? 'Weiss er etwa auch von...' Bei diesem Gedanken weiteten sich die braunen Augen des Sechzehnjährigen vor Schreck und ihm wurde übel. Das durfte einfach nicht sein! Das war sein Geheimnis, das nie, NIE jemand erfahren durfte!!! Und schon gar nicht Kaiba!!! "Ich hatte kurz nach Deinem Verschwinden das Vergnügen, Deinen reizenden Erzeuger kennenzulernen. Wirklich ein herzallerliebster Mensch." Seto knirschte bei dem Gedanken an Wheeler senior hörbar mit den Zähnen. "Er hat angedeutet, dass er Dir für Dein Ausbleiben eine gewisse Strafe in Form von körperlicher Züchtigung angedeihen zu lassen gedachte und ich hielt es für angebracht, die Polizei darüber zu informieren. Ich habe, wie Du sicher weisst, ausgezeichnete Anwälte." fügte er hinzu und der Blondschopf stiess den angehaltenen Atem hörbar aus. Also wusste der Brünette nichts von dem, wozu sein Vater ihn gezwungen hatte. "Und wo soll ich dann hin, wenn ich nicht nach Hause kann?" wollte der Kleinere wissen und der Jungmillionär rollte genervt die Augen. "Bist Du taub, Wheeler? Ich sagte, Du kommst mit zu Mokuba und mir. Es ist schon alles geregelt. Und jetzt komm, mein Flugzeug wartet startbereit." "Ich... ich kann nicht. Meine Sachen... ich..." stotterte Joey. Er war noch immer viel zu verwirrt, als dass er wirklich realisiert hätte, dass er in Zukunft bei den beiden Kaibabrüdern in deren Villa wohnen sollte, wenn es nach Seto ging. "Deine Sachen sind hier, Joey." Bei diesen Worten zog Sean, der von Joel eine Übersetzung des Gesprächs der beiden Japaner erhalten hatte, die Tasche seines Freundes unter einem der Stühle hervor. "Ich hab sie letzte Nacht gepackt, als Du geschlafen hast. Dein Geld ist auch drin. Das hat Cole heute morgen mitgebracht." fügte er hinzu und reichte dem sichtlich geschockten Sechzehnjährigen seine Habe an. "Aber wie... Woher...?" fragte dieser und der Ältere grinste. "Joel und ich haben das Ganze vor ein paar Tagen angeleiert. Wir haben doch beide gemerkt, dass Du Heimweh hattest und am liebsten nach Hause wolltest. Und da hat Joel eben im Internet nachgesehen, ob Dich jemand vermisst. Sei nicht böse, aber wir wollten nur, dass Du wieder lachen kannst und dass Du glücklich bist." Joey, der automatisch seine Sachen an sich genommen hatte, starrte die beiden Amerikaner fassungslos an. Hatten sie sich wirklich gegen ihn verbündet? Sie hatten sich ausgerechnet mit seinem größten Erzfeind verbündet, der jetzt hier vor ihm stand und ihn aus seinen unglaublich blauen Augen ansah? Womit hatte er das nur verdient? "Dein Vater wird Dir nie wieder etwas tun können, Joey. Und jetzt komm, die Anderen warten schon auf Dich." Der Angesprochene verstand die Welt nicht mehr. War das alles real oder träumte er nur? Das passierte sicher nicht wirklich. Ganz sicher würde Sean ihn gleich wecken und ihm sagen, dass sie los mussten, um wieder etwas Geld zu verdienen. Da der Blondschopf nicht reagierte, schob Joel ihn aus der Tür. Dabei drückte er ihm einen Brief in die Hand. Sean rief in der Zwischenzeit ein Taxi für die beiden Japaner, das sie zum Flughafen bringen sollte. "Wenn Du nichts dagegen hast, fahren wir mit und bringen Joey zum Flughafen, um uns dort von ihm zu verabschieden." wandte er sich an Seto. Der nickte nur. "Gut. Ich sag noch eben den Anderen Bescheid, die sich auch noch von ihm verabschieden wollen." sagte der Braunhaarige und begann, eine Nachricht zu tippen und sie zu verschicken. Dann lächelte er den Größten in der Runde an. "Die Anderen treffen uns gleich am Flughafen." erklärte er, nachdem er die Antwort auf seine SMS gelesen hatte, und zog den noch immer wie hypnotisiert vor sich hin starrenden Joey aus dem Haus und in Richtung des inzwischen eingetroffenen Taxis. Die Abschiedsumarmung von Joels Großmutter nahm der Sechzehnjährige nicht bewusst wahr. Er war viel zu durcheinander. War er jetzt wirklich auf dem Weg nach Hause? Zurück nach Japan, gemeinsam mit Seto Kaiba? Konnte das wirklich wahr sein? Mrs. Monahan winkte ihrem Enkel und seinen Freunden hinterher, bis sie die Jungen nicht mehr sehen konnte. Dann wandte sie sich um, ging wieder zurück ins Haus und setzte sich in ihren Lieblingssessel. Der Blondschopf, an dem Joel offenbar sehr hing, würde also endlich wieder nach Hause kommen. Sicher, für ihren Enkel war das traurig, aber nur weil er etwas weiter weg lebte, hiess das ja nicht, dass die Beiden keine Freunde mehr sein konnten. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto sah zu, wie die beiden Amerikaner Joey im Taxi hinten auf die Rückbank zwischen sich zogen. Er selbst stieg vorne neben dem Fahrer ein und nannte ihm das Ziel. Erst dann warf er einen Blick in den Rückspiegel. Der Blondschopf sass zusammengesunken zwischen seinen beiden neuen Freunden und wusste scheinbar noch immer nicht so genau, was er von der ganzen Sache halten sollte. Irgendwie gefiel dem Brünetten dieser Anblick gar nicht. So hilflos und durcheinander kannte er seinen Klassenkameraden nicht. Er kannte den Jüngeren nur als lauten, nervtötenden, ständig gut gelaunten Chaoten, der immer alle zum Lachen brachte. Allerdings sah er im Moment sehr danach aus, als ob er nicht mehr wüsste, was Lachen war. Andererseits war das bei dem, was er erlebt hatte, wohl auch kein Wunder. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Hey, alles klar, Joey?" erkundigte sich Sean, doch er musste den Japaner mehrmals anstossen, bevor dieser ihn überhaupt wahrnahm. "Was?" fragte Joey verwirrt und sah ihn das leicht besorgte Gesicht des Älteren. "Ich hab gefragt, ob alles in Ordnung ist. Hey, freu Dich! Du kommst wieder nach Hause zu Deinen Freunden! Hast Du mir nicht gestern noch erzählt, wie sehr Du sie vermisst?" Der Angesprochene nickte. "Ja." erwiderte er und versank dann wieder in Schweigen. Die ganze Situation war ihm nicht geheuer und er wagte nicht, sich auf seine Heimat und seine Freunde zu freuen, denn er befürchtete noch immer, dass das alles ein Traum war, aus dem er erwachen würde, sobald er es wirklich zu glauben begann. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ 'Er hat Angst.' wandte sich Joel an Sean und der Siebzehnjährige nickte. "Das glaub ich auch." gab er zurück und seufzte. Wie konnten sie den Blondschopf bloss davon überzeugen, dass das alles hier nur zu seinem Besten geschah? "Hey, Seto?" Der Angesprochene hob fragend eine Augenbraue. An die Unsitte der Amerikaner, jeden mit seinem Vornamen anzusprechen, würde er sich wohl nie gewöhnen. "Ja, bitte?" erkundigte er sich ausgesucht höflich, jedoch mit einem frostigen Unterton in der Stimme, der weder Joel noch Joey entging. Sean jedoch schien ihn entweder nicht zu bemerken oder wissentlich zu ignorieren. "Sag mal, was habt ihr eigentlich in den letzten drei Monaten so gemacht? Ich meine, was war los, seit Joey weg war?" wollte er wissen und der Jungunternehmer atmete tief durch. "Nicht sehr viel. Wir haben ihn gesucht, allerdings bis gestern ohne Erfolg." erklärte er und der Amerikaner rollte die Augen. "Und sonst nichts? Mensch, lass Dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!" schmollte er, doch die Hoffnung, sein trauriger Blick möge auch bei dem gleichaltrigen Japaner wirken, bewahrheitete sich nicht. Im Gegenteil, der Brünette sah eher unbeeindruckt aus. "Der redet nie viel. Es sei denn, er kann mich fertigmachen. Dann wird er echt kreativ." murmelte Joey kaum hörbar. Dabei musterte er interessiert seine Hände, als seien die plötzlich das Interessanteste, was ihm jemals untergekommen war. Seto hob auch noch seine zweite Braue und musterte den Blonden. Nein, das klang so gar nicht nach dem Joey Wheeler, den er kannte. Und mit jeder verstreichenden Minute gefiel ihm das weniger. War es dem Jüngeren denn so sehr zuwider, von ihm abgeholt und wieder nach Hause gebracht zu werden? 'Ob sich seine Gefühle für mich geändert haben?' fragte er sich und verspürte einen leichten Stich in der Brust. Aus einem Grund, der ihm selbst nicht ganz klar war, gefiel ihm diese Vorstellung gar nicht. 'Vielleicht hat er sich hier ja inzwischen neu verliebt. Aber das kann mir doch egal sein.' sinnierte der Brünette und schüttelte kurz den Kopf. "Deine Freunde warten auf Dich. Weisst Du, dass sie Plakate gebastelt haben, um Dich zu suchen? Anstatt einfach nur einen Blick auf den Poststempel Deines Briefes zu werfen." Der Jungunternehmer schnaubte kurz und diese Geste liess Joey aufsehen und den Älteren wütend anfunkeln. "Wenn Du ihnen jetzt unterstellst, dass sie dumm sind, komm ich nach vorne und zeig Dir mal, wie dumm es ist, sich mit mir anzulegen!" drohte er und Seto hob wieder eine Braue. "Mir scheint, Du bist lebensmüde, Köter." konterte er und begann zu grinsen, als der Kleinere sich aufregte. "Verdammt, Kaiba, ich bin KEIN Hund!!! Wann begreifst Du das endlich?" fauchte er, doch das beeindruckte den Älteren kein bisschen. "Ich weiss gar nicht, was Du hast. Immerhin bist Du doch ausgerissen und herumgestreunt, nicht wahr?" fragte er und sein Grinsen wurde noch breiter, als er das wütende Funkeln in den braunen Augen sah. Innerlich atmete der Jungunternehmer auf. Das war sein Hündchen, wie er ihn kannte. Genauso musste er sein. Schlagartig war sämtliche schlechte Laune, die er in den letzten drei Monaten gehabt hatte, vergessen, als hätte es sie nie gegeben. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joel und Sean wechselten einen langen Blick. Da die beiden Japaner sich in ihrer Muttersprache unterhielten, übersetzte der Sechzehnjährige für seinen älteren Freund. 'Ich glaube, sie streiten sich. Aber ich habe nicht den Eindruck, als würden sie sich wirklich nicht mögen. Es scheint eher so, als wäre es ihre Art, miteinander zu reden.' erklärte der Jüngere. Der Braunhaarige beobachtete die beiden Streitenden eine Weile, dann grinste er. 'Sie mögen sich sogar sehr. Ich verstehe zwar nicht, was sie sagen, aber ihre Körpersprache sagt eigentlich alles. Mir scheint, dieser Seto will bloss nicht zugeben, dass er sich Sorgen gemacht hat.' gestikulierte er und der Grauäugige nickte. 'Das glaube ich auch. Wie gesagt, er klang sehr besorgt und nachher sehr erleichtert, als er letzte Nacht angerufen hat. Vielleicht gibt es ja wirklich eine Chance für die Beiden.' erwiderte er und lächelte. Sean lächelte zurück und zwinkerte ihm zu. 'Bestimmt. Ich glaube, dieser Seto braucht nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung. Und ich weiss auch schon ganz genau, wie ich das anstelle.' dachte er und aus seinem Lächeln wurde ein Grinsen. Oh ja, er würde spätestens am Flughafen herausfinden, wie der brünette Japaner zu dem Blondschopf stand. ******************************************************************************** Jahaaa, wie steht das Herrchen wohl zu seinem Hündchen? Wird er die Stiche in seiner Brust irgendwann mal zu deuten wissen? Ihr werdet es erfahren - irgendwann. Aber nur, wenn ihr mir treu bleibt, fleissig die Story verfolgt und ebenso fleissig Kommis hinterlasst. *erpresserin ist* Man liest sich hoffentlich!!! Vergesst meinen Kommikasten nicht, ja? Karma Abschied -------- Oops, I did it again... und zwar endlich mal. Hab das von mir überspeicherte 20. 'Runaway'-Kappi neu geschrieben, soeben abgetippt und lade es jetzt hoch. Ich hoffe, es gefällt euch wenigstens ein bisschen und entschädigt euch so für die lange Wartezeit. Enjoy reading!!! *alle flausch* Karma ******************************************************************************** Während der ganzen Fahrt zum Flughafen stritten die beiden Japaner ununterbrochen. Und obwohl keiner von ihnen es freiwillig zugegeben hätte und man es ihnen auch nicht ansah, genossen sie es beide. Für jeden von ihnen war es ein Stückchen Normalität nach drei vollkommen verrückten Monaten. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Du bist so ein arroganter, eingebildeter Geldsack, Kaiba!" schrie Joey und Seto grinste innerlich. Genauso leidenschaftlich, frech und vorlaut kannte er seinen Klassenkameraden. Und so war er ihm tausend Mal lieber als so in sich zusammengesunken, wie er zu Beginn der Fahrt gewesen war. "Und Du warst offenbar tatsächlich dumm genug zu glauben, dass Du Dich ewig vor mir verstecken könntest, Köter. Da siehst Du mal, wie sehr Du Dich täuschen kannst. Es war nur eine Frage der Zeit, Dich zu finden." gab er triumphierend zurück und bemühte sich, sich seine Erleichterung über den ganz offensichtlich zurückgekehrten Lebenswillen seines Hündchens nicht anmerken zu lassen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joel, der auch weiterhin das 'Gespräch' der beiden Japaner für Sean übersetzte, lächelte leicht. Er war durch seine Behinderung ein sehr guter Beobachter und so war ihm das heimliche Aufatmen des Jungunternehmers nicht entgangen. 'Sie mögen sich wirklich sehr.' teilte er seinem Freund mit und der grinste breit. 'Das glaube ich auch. Die Zwei sind praktisch in ihrer eigenen kleinen Welt. Und unser Joey sieht richtig glücklich aus.' stellte er überaus zufrieden fest. Seine blauen Augen funkelten und auch die grauen seines Nachhilfelehrers blitzten. 'Es war eine gute Idee von Dir, ihn wieder nach Hause zu bringen.' sagte er und der Ältere grinste schelmisch. 'Und es war gut, dass Du so schnell fündig geworden bist. Er hat seine Freunde – und diesen Seto – die ganze Zeit über unheimlich vermisst.' gab er zurück und seufzte. Sicher, er hatte den Blondschopf nicht lange gekannt, aber er hatte ihn sehr schnell ins Herz geschlossen. 'Er wird mir ganz schrecklich fehlen, Joel.' erklärte er dem Jüngeren und der nickte und seufzte ebenfalls. 'Mir auch. Aber es ist wichtiger, dass er glücklich wird, findest Du nicht auch?' fragte er und dieses Mal war es an Sean zu nicken. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Als das Taxi am Flughafen anhielt, zog der siebzehnjährige Amerikaner Joey sofort aus dem Wagen und in das Gebäude hinein. Dabei hängte er sich an den Arm des Blondschopfs und plapperte munter auf ihn ein. Seto, der das Ganze mit gemischten Gefühlen betrachtete, bezahlte den Fahrer. Dann stieg er ebenfalls aus und wollte den Beiden folgen, doch Joel hielt ihn auf, indem er vorsichtig an seinem Mantel zupfte und ihm dann einen Zettel reichte. 'Bitte sei nett zu Joey, Kaiba-san. Er hat so viel durchgemacht in der letzten Zeit.' stand darauf und der Japaner musterte den Jüngeren kurz, bevor er nickte. Es war offensichtlich, dass sich der Amerikaner große Sorgen um den blonden Chaoten machte. "Ich weiss, was ihm passiert ist und wozu sein 'Vater' ihn gezwungen hat." antwortete er dem Sechzehnjährigen und knirschte hörbar mit den Zähnen, während sich seine Augen zu schmalen Schlitzen verengten. Wann immer er an Wheeler senior dachte, bedauerte er zutiefst, dass dieser sich bei seinem Besuch nicht mehr gewehrt hatte. "Und ich werde auf keinen Fall zulassen, dass ihm noch einmal etwas Derartiges widerfährt. Er muss das, was er getan hat, nie wieder tun. Bei mir ist er sicher." schwor er und der Jüngere lächelte ihm zu, bevor er erneut eine Nachricht schrieb. 'Gut. Dann müssen wir uns keine Sorgen um ihn machen. Wenn Du versprichst, dass Du auf ihn aufpasst, glaube ich Dir, Kaiba-san.' las Seto. Wieder nickte er. "Ich werde nicht zulassen, dass ihm noch einmal jemand wehtut. Und seine Freunde auch nicht." sagte er und der Amerikaner lächelte wieder, bevor er ihm gestikulierte, den Beiden, die vorausgegangen waren, zu folgen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey und Sean waren indessen schon im Terminal angekommen. Der Japaner staunte nicht schlecht, als er die Gruppe sah, die offenbar auf ihn wartete, um ihn zu verabschieden. "Was macht ihr denn hier?" fragte er überflüssigerweise und Cole nahm ihn grinsend in den Schwitzkasten. "Glaubst Du, wir lassen Dich einfach so abhauen, ohne Dir viel Glück zu wünschen, Sunshine?" fragte er zurück und zwinkerte dem Sechzehnjährigen zu. José, den der Blondschopf nur flüchtig kannte, nickte heftig. "Selbstverständlich nicht. Es ist zwar schade, dass Du gehst, aber es ist schön, dass Du wieder nach Hause zurückkannst." sagte er und sein hübsches Gesicht zeigte ehrliche Freude, als er den Jungen umarmte. "Danke." murmelte Joey und versuchte tapfer zu lächeln, aber seine braunen Augen glänzten verdächtig feucht. "Wir werden Dich vermissen. Vergiss uns nicht ganz, ja?" bat Cole und drückte den Japaner ebenfalls einen Moment lang an sich. "Meld Dich ab und zu und lass uns wissen, wie's Dir so geht, okay?" "Okay. Ich versprech's. Und ich vergess euch bestimmt nicht. Nicht nach dem, was ihr alles für mich getan habt." versprach der Angesprochene und wischte sich über die Augen. Im nächsten Moment fand er sich in einer Umarmung Nates wieder. "Pass gut auf Dich auf, Kleiner. Dass mir keine Klagen kommen." scherzte er und gegen seinen Willen begann der Blondschopf zu schluchzen und klammerte sich an dem Schwarzhaarigen fest. "Ich werde euch vermissen." schniefte er. "Danke für alles." "Keine Ursache, Sunshine. Dafür sind Freunde doch da." murmelte Sean und streichelte den Rücken des Jüngeren, der sich noch immer an Nate festhielt. Es tat so unglaublich gut, einfach nur von jemandem in den Arm genommen, festgehalten und getröstet zu werden – auch wenn er, wie er sich selbst durchaus eingestand, lieber in den Armen eines Anderen gelegen hätte. 'Das würde er nie tun. Auch wenn er jetzt hier ist, um mich wieder nach Hause zu holen, macht er das nur, weil er es Mokuba versprochen hat.' dachte Joey und seufzte unhörbar. Dennoch, ein kleiner Teil von ihm war unsagbar glücklich darüber, dass ausgerechnet Seto Kaiba hergekommen war, um ihn abzuholen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto kam gemeinsam mit Joel bei der Fünfergruppe an, als sein blonder Klassenkamerad sich gerade an den schwarzhaarigen Amerikaner klammerte, der die anderen um ein ganzes Stück überragte. Es war nicht zu übersehen, dass der Sechzehnjährige weinte, denn seine Schultern bebten und sein ganzer Körper zitterte. Der Anblick versetzte dem Jungunternehmer einen Stich. 'Fällt es ihm etwa so schwer, wieder mit mir nach Hause zurückzukehren? Wer ist der Kerl überhaupt?' fragte er sich, bemühte sich jedoch, sich nichts von seinem inneren Aufruhr anmerken zu lassen. Was er dachte und wie sehr ihm dieser Anblick missfiel, ging nun wirklich niemanden etwas an. Joel, der auf Seans Anweisung hin den brünetten Japaner genau im Auge behielt, entging keineswegs, wie sich dessen Gesicht für einen Moment verfinsterte. Er warf einen Blick zu Joey, der von Nate umarmt wurde und offenbar ziemlich aufgelöst war. Dann wanderte sein Blick wieder zu Seto zurück und er begann zu lächeln. Es war offensichtlich, dass diesem überhaupt nicht gefiel, was er mit ansehen musste. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Beeil Dich mal ein bisschen mit dem Abschied nehmen. Ich habe meine Zeit nicht gestohlen, Wheeler." Mit diesen Worten riss der Jungunternehmer den Blondschopf aus seinen Gedanken. Joey wischte sich über die Augen, dann drehte er sich um und funkelte den Größeren wütend an. "Halt die Klappe, Kaiba! Ich weiss ja, dass Du Freundschaft als Zeitverschwendung siehst, aber ich bin nun mal nicht wie Du. MIR sind meine Freunde wichtig." fauchte er und wandte seinem Klassenkameraden demonstrativ wieder den Rücken zu. "Ignoriert ihn einfach, Leute. Mr. Obercool hat keine Freunde, also weiss er auch nicht, wie das ist, wenn man sich verabschieden muss." erklärte er dann den Amerikanern und Cole begann zu grinsen. "Mir scheint, er hat's eilig, Dich nach Hause zu bringen." stellte er fest, doch der Japaner schüttelte entschieden den Kopf. "Ach, dem passt's bloss nicht, wenn nicht alles nach seinem Willen läuft. Zu Hause kriegt er eigentlich immer, was er will. Offenbar glaubt er jetzt, dass ihm das bei mir auch gelingt, aber da hat er sich geschnitten. Ich hab noch nie vor ihm gekuscht und ich werd jetzt ganz bestimmt nicht damit anfangen. Wenn er das glaubt, dann ist er in den letzten drei Monaten in Japan verblödet." erwiderte er und warf einen Blick über die Schulter. Das Objekt seiner Beleidigungen sah ihn betont gelangweilt an. "Wenn Du mit dem Kläffen fertig bist, könntest Du einen Zahn zulegen, Köter. Sonst müsste ich..." setzte er an, doch Joey fiel ihm ins Wort. "Was müsstest Du? Alleine zurückfliegen? Bitte, tu Dir keinen Zwang an." fauchte er. Seto schüttelte den Kopf und trat auf ihn zu, bis er direkt vor dem Kleineren stand. "Ich dachte, ich hätte mich klar und deutlich ausgedrückt, Wheeler. Ich habe meinem Bruder und Deinem Kindergarten versprochen, dass ich Dich wieder nach Hause bringe. Mittlerweile solltest Du mich gut genug kennen um zu wissen, dass ich mein gegebenes Wort IMMER zu halten pflege." antwortete er kalt und seine blauen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. "Und was willst Du dann tun?" erkundigte sich der Jüngere und sah zu dem Brünetten auf. Seine braunen Augen funkelten angriffslustig und der Größere stellte ein weiteres Mal an diesem Tag fest, dass ihm sein Hündchen so wesentlich lieber war als so geschockt und traurig, wie er zu Beginn der Taxifahrt zum Flughafen gewesen war. "Wenn Du nicht freiwillig mitkommst, muss ich eben nachhelfen." erklärte Seto und zog eine Augenbraue hoch. "Entweder müsste ich Dich zum Flugzeug tragen oder ich besorge Halsband und Leine für Dich. Das hätte auch noch den positiven Nebeneffekt, dass Du nicht noch mal auf die Idee kommen könntest, einfach zu verschwinden. Such es Dir aus. Noch kannst Du auch brav sein." drohte er und der Blondschopf sah ihn wütend an. "Verdammt, Kaiba, wann begreifst Du endlich, dass ich KEIN HUND BIN?!?" fauchte er verärgert und der Ältere warf ihm ein triumphierendes Grinsen zu, bevor er antwortete. "Wenn Du endlich mal erwachsen wirst und aufhörst, Dich so idiotisch zu benehmen." konterte er dann und der Kleinere wollte wieder aufbrausen, doch Joel hinderte ihn daran. 'Kaiba-san hat Recht. Deine Freunde in Japan warten sicher schon sehr ungeduldig auf Dich. Ausserdem wird es nur noch schwerer, wenn wir das Ganze hier noch mehr in die Länge ziehen.' stand auf dem Zettel, den er dem Japaner reichte. Dieser grinste schief. "Du hast ja Recht, Joel. Tut mir leid. Ich werd Dich echt vermissen. Und die Anderen auch." sagte er und wieder schwammen Tränen in seinen Augen, doch dieses Mal schluckte er sie herunter und umarmte stattdessen den Jüngeren. "Pass gut auf Dich auf. Und grüß Deine Grandma und ihre Katzen von mir. Und wenn Dein Bruder wieder seine große Klappe aufreisst, kannst Du ihm nen schönen Gruß ausrichten und ihm nen Tritt von mir geben, okay?" fügte er hinzu und der Angesprochene nickte. Seine grauen Augen glänzten ebenfalls feucht, doch er lächelte, während er sich über das Gesicht wischte. 'Mache ich. Du wirst mir auch fehlen. In dem Brief, den ich Dir vorhin gegeben habe, steht meine E-Mail-Adresse. Meld Dich ab und zu mal, ja? Und wenn Du den Anderen was sagen willst, richte ich es ihnen gerne aus. Und wenn es klappt, besuche ich Dich vielleicht in den Ferien mal, okay?' fragte er dann und Joey nickte heftig, bevor er ihn erneut umarmte. "Das wär toll." erwiderte er, wandte sich zu Sean um und drückte diesen ebenfalls. "Pass Du auch gut auf Dich auf. Und vergiss das Lernen nicht, damit Du's aufs College schaffst. Wenn Du Mist baust, wird Joel mir das schreiben. Enttäusch mich nicht, ja? Versprich mir, dass Du Deinen Traum wahrmachst und aussteigst, sobald Du Deinen Abschluss hast." verlangte der Blondschopf und der Ältere nickte. Auch er kämpfte mit den Tränen, doch im Gegensatz zu den Anderen verlor er den Kampf. "Ich versprech's." schniefte er und lächelte dem Japaner zu. "Aber Du musst mir auch versprechen, dass Du glücklich wirst." forderte er und warf einen Blick auf Seto, der mit unbeteiligtem Gesicht dabeistand und die Szene beobachtete, als ginge sie ihn nicht das Geringste an. "Versprich mir, dass Du auch versuchen wirst, alle Deine Träume wahr zu machen, Joey." bat der Amerikaner eindringlich und der Angesprochene nickte seufzend. "Ich geb mir Mühe. Mehr als schief gehen kann's ja nicht, oder?" fragte er und setzte sein typisches schiefes Grinsen auf. Sean lächelte zurück und liess zu, dass Cole ihm einen Arm um die Schultern legte. "Alte Heulsuse." zog der Neunzehnjährige seinen Arbeitskollegen auf und dieser warf ihm einen beleidigten Blick zu. "Unsensibler Blödmann!" schimpfte er und reizte damit seine Freunde zum Lachen. "Komm gut nach Hause, Sunshine." murmelte Cole und drückte den Jüngeren noch einmal. Danach wurde Joey auch von José und Nate noch ein weiteres Mal umarmt. "So, und jetzt ab mit Dir. Du bist lange genug hier gewesen." sagte der Schwarzhaarige und lächelte dem Blondschopf aufmunternd zu. "Wird Zeit, dass Du endlich wieder nach Hause kommst." fügte er hinzu und schob den Japaner in Richtung Gateway. "Meld Dich ab und zu mal, ja?" bat Sean und wischte sich erneut über die Augen. Joey nickte. "Ganz bestimmt. Ich werd's nicht vergessen." versprach er und folgte Seto, der schon vorgegangen war. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Als der Jungunternehmer sah, dass sein Klassenkamerad ein weiteres Mal von seinen amerikanischen Freunden umarmt wurde, wandte er sich um und ging voraus in Richtung Gateway. Er wusste nicht, woran es lag, aber er wollte auf keinen Fall noch einmal mit ansehen, wie der Schwarzhaarige mit den stechend blauen Augen Joey in den Arm nahm. Schon allein die Erinnerung daran, dass er es vorhin schon einmal getan hatte, versetzte Seto wieder einen Stich. 'Ob ihm dieser Typ wirklich so viel bedeutet? Die Anderen hat er zwar auch umarmt, aber in den Armen von diesem Kerl hat er sogar geweint.' dachte er und atmete tief durch. Nun, sobald sie wieder zurück in Japan waren, würde der Blondschopf diesen Amerikaner schon wieder vergessen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Warte, Kaiba!" erklang Joeys Stimme hinter dem Brünetten und dieser wandte sich zu ihm um. "Sieh an, Du hast es ja doch noch geschafft." gab er zurück und die braunen Augen, die gerade noch feucht geglänzt hatten, begannen wieder wütend zu funkeln. "Du bist echt ein Arsch, Kaiba. Wenn ich es recht bedenke, waren die letzten drei Monate ohne Deine ständigen Hänseleien echt erholsam." knurrte der Blondschopf und der Jungunternehmer hob eine Braue. War es seinem Hündchen ohne ihn wirklich besser gegangen? 'Was tue ich eigentlich? Ich hatte mir fest vorgenommen, netter zu ihm zu sein, und kaum sehe ich ihn zum ersten Mal seit drei Monaten, streite ich sofort wieder mit ihm.' dachte der Größere und musterte den Jüngeren von der Seite. Hatten sich dessen Gefühle für ihn während seines Aufenthaltes hier in Los Angeles wirklich so sehr geändert? Hatte er ihn denn wirklich kein bisschen vermisst? Hatte er nicht wenigstens ab und zu an ihn gedacht und sich gefragt, wie es ihm wohl ging und was er gerade tat? 'Wahrscheinlich nicht. Immerhin hätte er mir ja wohl wenigstens einen Abschiedsbrief geschrieben, wenn ich ihm noch wichtig gewesen wäre.' sinnierte der Siebzehnjährige und seufzte unhörbar. Die Tatsache, dass sich Joey von allen seinen Freunden – er hatte Yugi sogar gebeten, einen Gruß an Mokuba auszurichten – verabschiedet, ihn aber vergessen – oder absichtlich ausgelassen – hatte, liess ihn schon wieder einen schmerzhaften Stich spüren. "Lass uns an Bord gehen, Wheeler. Ich war lange genug hier. Und Du auch." murmelte er daher und wandte sich um. Der Blondschopf musterte den Jungunternehmer kurz. Mit so einer Antwort hatte er nicht gerechnet, deshalb brauchte er einen Moment, um zu begreifen, dass der Ältere ihn ausnahmsweise einmal nicht beleidigt hatte. "Wo bleibst Du denn, Wheeler?" fragte Seto, als der Kleinere keine Anstalten machte, ihm zu folgen. "Ich komm ja schon." gab der Angesprochene zurück und beeilte sich nun doch, den Größeren einzuholen. Jetzt, hier am Flughafen, wurde ihm endgültig bewusst, dass das Ganze kein Traum war. Seto Kaiba war wirklich hergekommen, um ihn abzuholen. 'Ich fliege wieder zurück nach Hause. Ich werde Yugi und Tristan und Thea und Ryou und Mokuba wiedersehen. Hoffentlich sind sie mir nicht böse.' dachte Joey und sein Schritt stockte kurz, doch dann schüttelte er den Kopf. Er würde mit ihnen reden, ihnen den Grund für seinen Weggang erklären und hoffen, dass sie ihn verstanden. ******************************************************************************** That's it. Zumindest für's Erste. Ich weiss nicht, wann ich dazu komme, das 21. Kappi zu beenden. Ich hoffe, ihr seht es mir nach, aber der PC ist immer noch nicht in unserer neuen Wohnung. Der I-net-Anschluss wird auch erst am übernächsten Dienstag gemacht (danke für das Gefundstagsgeschenk, freenet!!! *froi*), also nützt er mir vorher da eh nichts. Nyo, ich werd so bald wie möglich weitermachen, aber ich verspreche nichts. Ihr werdet es ja sehen, nicht wahr? Anyway, man liest sich!!! *alle ganz furchtbar doll liebhat* Karma Rückflug -------- Hi Leutz!!! Nachdem ich gestern nicht mehr dazu gekommen bin, lade ich heute endlich mal das 21. Kappi von 'Runaway' hoch. Und als Entschädigung für das lange Warten gibt's danach auch direkt das 22. Hoffe, ihr freut euch wenigstens ein bisschen darüber. Und jetzt, ohne weitere Vorrede: Enjoy reading!! Karma ********************************************************************************* In der Maschine liess sich der Blondschopf in einen der bequemen weissen Ledersessel – absolut kaibatypisch, war Weiss doch seine Lieblingsfarbe – fallen und seufzte abgrundtief. Sein Blick wanderte aus dem Fenster und er versuchte, einen Blick in die Abflughalle auf seine Freunde zu erhaschen, doch dafür war das Flugzeug zu weit vom Terminal entfernt. "Jetzt mach nicht so ein langes Gesicht, Wheeler." verlangte Seto und erntete einen wütenden – und leicht verletzten – Blick aus den braunen Augen seines Begleiters. "Was verstehst Du denn davon? Du hast ja keine Freunde, die Du zurücklassen musst." fauchte er und die blauen Augen des Angesprochenen verengten sich wieder. "Das nun nicht. Und wenn ich es mir so recht überlege, kann ich nur froh darüber sein. Immerhin hat mich nicht einer meiner Freunde einfach so verlassen, ohne mir wirklich den Grund zu nennen. 'Familiäre Probleme' sind ja wohl eine selten dämliche Ausrede, Wheeler." erwiderte er kühl, setzte sich ebenfalls und schnallte sich an. "Ich hatte meine Gründe zu gehen. Und ich schulde Dir keine Rechenschaft." gab Joey zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich kenne Deinen Grund. Wie gesagt, ich hatte das Vergnügen, ihn kennenzulernen. Allerdings bezweifle ich, dass Dein Erzeuger sich gerne daran erinnern wird, denn ich habe meiner Freude ziemlich schlagkräftig Ausdruck verliehen." antwortete der Jungunternehmer und die Kinnlade des Jüngeren krachte beinahe hörbar auf den Boden. "Du hast meinen Alten geschlagen? Ausgerechnet Du?" fragte er verdutzt und der Angesprochene nickte. "Ja. Leider nur ein einziges Mal, denn danach war er nicht mehr in der Verfassung, sich weiter mit mir anzulegen." antwortete er. Mehrere Augenblicke lang war es in der Maschine vollkommen still, doch dann begann der Sechzehnjährige plötzlich lauthals zu lachen. Die Vorstellung, dass ausgerechnet sein Erzfeind seinen Vater schlug, weil dieser ihn verprügelt hatte, war einfach zu komisch. "Was ist daran so witzig, Wheeler?" erkundigte sich Seto, doch Joey war aufgrund seines Lachanfalls nicht in der Lage, ihm zu antworten. "Du hast meinem Alten also echt eine runtergehauen?" erkundigte er sich japsend, als er wieder einigermassen zu Atem gekommen war. Der Jungunternehmer nickte nur und der Blondschopf brauchte noch eine Minute, um sich wieder vollständig zu beruhigen. "Das hätte ich gerne gesehen." bekannte er dann und warf einen Blick aus dem Fenster. Erschrocken stellte er fest, dass die Maschine während seines Lachanfalls bereits gestartet war. Das bedeutete also, er war nun wirklich auf dem Weg zurück nach Hause. 'Ihr werdet mir alle furchtbar fehlen, Leute.' dachte er und rief sich die Gesichter all der Personen in Erinnerung, die er während seines dreimonatigen 'Ausflugs' nach Amerika kennengelernt hatte. Er würde sie alle vermissen, das wusste er. Sicher, jetzt, wo er im Flieger sass und auf dem Weg zurück nach Japan war, freute er sich unsagbar darauf, Yugi, Tristan, Thea, Ryou, Duke, Mokuba und hoffentlich auch seine kleine Schwester Serenity wiederzusehen, aber Joel, Sean und die anderen Amerikaner würde er auf keinen Fall vergessen. 'Ich verdanke ihnen allen so unheimlich viel. Wer weiss, ob ich ohne Sean überhaupt noch am Leben wäre. Und Joel hat alles in die Wege geleitet, damit ich wieder nach Hause komme.' sinnierte Joey und seufzte leise. Seto beobachtete ihn aufmerksam von der Seite. Es war nicht zu übersehen, dass der Blondschopf schon wieder dabei war, Trübsal zu blasen. Offenbar kämpfte er mit unangenehmen Erinnerungen, denn er verzog mehrfach das Gesicht und schien den Tränen nah zu sein. Der Siebzehnjährige wusste nicht, woran es lag, aber der Anblick eines melancholischen Joey Wheeler gefiel ihm gar nicht. 'Joey muss wieder fröhlich werden. Es steht ihm einfach nicht, so traurig zu sein. Er muss einfach wieder lernen zu lachen. Er darf nicht so sein.' dachte der Jungunternehmer und spürte einen Stich, während er den Jüngeren ansah. 'Und wenn ich irgendetwas dafür tun kann, dass er wieder glücklich wird, dann werde ich es tun.' schwor er sich und griff in seine Manteltasche. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Hier, sieh Dir das an. Dein Kindergarten hat diese Plakate in ganz Domino City aufgehängt, nachdem Du verschwunden warst." Erschrocken fuhr Joey herum und starrte auf das Papier, das der Größere ihm entgegenhielt. Zögerlich nahm er ihm das Plakat aus der Hand und betrachtete es. "Nun ja, ich nehme mal an, das ist wohl die bei euch übliche Art, sein entlaufenes Haustier wiederzufinden." setzte der Brünette hinzu und schüttelte den Kopf. "Dabei hätten sie sich den ganzen Aufwand sparen können, wenn dieser Zwerg Yugi auch nur einen einzigen Blick auf den Poststempel Deines Briefes geworfen hätte. Aber das war wohl zu viel verlangt." sagte er dann so laut, dass der Blondschopf es hören musste, aber dieser reagierte nicht, sondern starrte wie gebannt auf das Plakat. "Ich dachte, sie würden mich hassen, weil ich einfach so abgehauen bin." murmelte er leise und wischte sich über die Augen. "Unsinn! Sie hassen Dich nicht, sondern kommen beinahe um vor Sorge um Dich. Fast drei Monate lang haben sie mir in den Ohren gelegen, wie sehr sie Dich vermissen." schnaubte der Ältere und beobachtete den Kleineren, doch der sah ihn noch immer nicht an. "Ich... ich konnte einfach nicht mehr." flüsterte Joey kaum hörbar und Seto sah, dass ihm Tränen über das Gesicht liefen und auf das Papier tropften. "Irgendwann hätte mein Vater mich ganz sicher totgeschlagen. Ich hatte einfach panische Angst vor ihm." gestand er, ohne aufzusehen. "Und warum hast Du nichts dagegen unternommen?" wollte der Größere wissen und der Jüngere schüttelte den Kopf. "Was hätte ich denn tun sollen?" fragte er resigniert und der Brünette schnaubte abfällig. "Du hättest Dich wehren können." konterte er, doch der Blondschopf schüttelte erneut den Kopf. "Nein, hätte ich nicht. Er hat mich... es ging einfach nicht." murmelte er leise und sank im Sitz zusammen, so dass er noch kleiner wirkte. Auf keinen Fall würde er zugeben, zu was sein Vater ihn im letzten Jahr vor seinem Weggang gezwungen hatte. "Du hättest ihn anzeigen können." gab der Ältere zurück und der Sechzehnjährige schüttelte ein drittes Mal den Kopf. "Nein. Dann wäre ich in einem Heim gelandet. Das wär auch nicht viel besser gewesen als bei meinem Alten." "Darüber musst Du Dir von jetzt an nie wieder Gedanken machen. Er kann Dir nichts mehr antun." sagte Seto leise und warf seinem Klassenkameraden einen Seitenblick zu. Sicher war es verständlich, dass Joey niemandem von seinen Problemen erzählt hatte, aber so hatte auch niemand etwas gegen seinen Vater unternehmen können. 'Ihm ist sicher nie in den Sinn gekommen, mich um Hilfe zu bitten.' sinnierte der Jungunternehmer. Nun, das war ebenfalls nur zu verständlich; schliesslich hatten sie sich nie besonders gut verstanden. 'Aber ich hätte ihm geholfen, wenn ich davon gewusst hätte. Ich hätte schon viel eher etwas unternommen, um ihn da rauszuholen. Und wenn ich es früh genug erfahren hätte, hätte ich vielleicht sogar verhindern können, was sein Vater ihm ausser Schlägen noch angetan hat.' ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Der Jüngere, der noch immer nicht wagte, den Größeren anzusehen, wandte seinen Blick stattdessen aus dem Fenster. "Du musst keine Angst mehr vor ihm haben. Er wird Dir nie wieder zu nah kommen. Dafür habe ich gesorgt. Bei mir – bei uns – bist Du sicher." Die leisen Worte des Brünetten rissen den Blondschopf aus seinen Grübeleien und er sah seinen Klassenkameraden etwas skeptisch an. "Warum tust Du das, Kaiba? Warum bist Du nach L. A. gekommen? Und warum soll ich bei Mokuba und Dir wohnen, wenn wir wieder zu Hause sind?" wollte er wissen und der Angesprochene zuckte die Achseln. "Nun, irgendjemand muss sich ja um Dich kümmern, nicht wahr? Ausserdem traue ich mir durchaus zu, dafür sorgen zu können, dass Du nicht noch einmal wegläufst. Ich werde schon mit Dir fertig, Wheeler." erwiderte er und die braunen Augen des Sechzehnjährigen begannen wütend zu funkeln. "Du bist immer noch der gleiche Penner wie vor drei Monaten, Kaiba!" zischte er, doch der Jungunternehmer schüttelte entschieden den Kopf. "Nein, bin ich nicht. Und das ist Deine Schuld. Nachdem Du verschwunden warst, hatte ich plötzlich Deine Kindergartenfreunde am Hals." sagte er und schnaubte. "Monatelang habe ich mir anhören dürfen, wie sehr sie sich um Dich sorgen. Du siehst also, Du schuldest mir einiges für den ganzen Ärger, den ich Deinetwegen hatte. Und genau deshalb werde ich Dich auch nicht mehr aus den Augen lassen, wenn wir erst wieder zu Hause sind. Schliesslich sollst Du keinesfalls auf die Idee kommen, Dich vor der Begleichung Deiner Schulden drücken zu können." setzte er hinzu. Bei diesen Worten zuckte der Kleinere zusammen, als hätte er ihn geohrfeigt. In seine braunen Augen schlich sich ein ängstlicher Ausdruck, bevor er das Gesicht abwandte. Genauso hatte sein Vater auch immer argumentiert. "Du schuldest mir ne Menge dafür, dass ich Dich Nichtsnutz bei mir wohnen lasse, also kannst Du wenigstens dafür sorgen, dass etwas Kohle reinkommt." hatte er immer wieder gesagt. Und jedes Mal hatte er nach so einer Predigt weitere Kunden angeschleppt, um die sich Joey hatte kümmern müssen. "Ich bezahle meine Schulden immer." murmelte er leise und schlang die Arme wie zum Schutz um seinen Oberkörper. Er sass in dem weissen Ledersitz wie ein Häufchen Elend und bei seinem Anblick fühlte der Ältere einen Stich. 'Ich Idiot!' schalt er sich selbst. 'Was habe ich bloss getan?' Auf keinen Fall hatte er seinem Hündchen wieder wehtun wollen. 'Sicher denkt er jetzt, dass ich etwas Bestimmtes von ihm erwarte. Aber ich würde ihn doch niemals dazu zwingen! Wenn, dann soll er es von sich aus tun, aber nicht unter Zwang.' dachte Seto und seine blauen Augen weiteten sich entsetzt, als ihm bewusst wurde, was genau er gedacht hatte. 'Ich kann doch nicht wirklich... Nein, das geht nicht!' Unbewusst schüttelte der Siebzehnjährige den Kopf. Darüber wollte er auf keinen Fall weiter nachgrübeln. 'Er wird das ganz bestimmt nie wieder tun wollen. Und schon gar nicht freiwillig. Nicht nach dem, was ihm passiert ist.' ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey, der von den Gedankengängen des Größeren nichts ahnte, hatte seinen Blick wieder auf die Wolken gerichtet und kämpfte mit seiner Angst und den Tränen, die wieder in seine Augen gestiegen waren. 'Nur gut, dass Kaiba nicht weiss, wie und womit ich in den letzten Monaten mein Geld verdient habe. Wenn er das wüsste, wäre er ganz sicher nicht gekommen, um mich abzuholen. Er würde mich nicht mal mehr kennen wollen.' dachte der Sechzehnjährige und sank noch tiefer in den Sitz. "Vergiss, was ich eben gesagt habe. Das war nicht sehr taktvoll. Es tut mir leid." murmelte Seto und der Jüngere glaubte im ersten Moment, sich verhört zu haben. Hatte sein Erzfeind ihn tatsächlich um Verzeihung gebeten? 'Wahrscheinlich hab ich nen Höhenkoller. Oder Halluzinationen.' Trotzdem sah der Blonde zur Seite und blickte genau in die blauen Augen des Jungunternehmers. "Geht’s Dir gut, Kaiba? Hast Du Dich gerade tatsächlich bei mir entschuldigt?" wollte er wissen und der Angesprochene sah ihn durchdringend an. "Erwarte bloss nicht, dass das zur Gewohnheit wird, Wheeler." schnaubte er und der Kleinere grinste, obwohl ihm nicht wirklich danach zumute war. "Ich brauch nen Rotstift – und nen Kalender, in dem ich den heutigen Tag markieren kann. Das passiert Dir sicher nicht besonders oft. Du wirst doch hoffentlich nicht krank, oder, Kaiba?" erkundigte er sich gespielt besorgt und erntete einen verärgerten Blick des Brünetten. "Treib's nicht auf die Spitze, Wheeler!" zischte dieser und wandte das Gesicht ab. "Ruh Dich lieber aus. Du siehst aus, als könntest Du etwas Schlaf gut gebrauchen." setzte er dann hinzu, ohne den Kleineren anzusehen. "Du hast Recht." murmelte Joey, lehnte sich zurück und schloss die Augen. "Und bevor ich es vergesse: Danke für alles, Kaiba." Der Angesprochene nickte nur, ohne seinen Klassenkameraden eines Blickes zu würdigen. Seine seltsamen Gedankengänge beschäftigten ihn noch immer so sehr, dass er nicht einmal mitbekam, dass der Jüngere tatsächlich einschlief und auch er selbst irgendwann über seine Grübeleien ins Land der Träume glitt. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Einige Zeit später streckte sich Joey gähnend. Wie lange er geschlafen hatte, wusste er nicht. Ein Blick aus dem Fenster war ihm keine große Hilfe und da er auch sonst keine Uhr entdecken konnte, beschloss er, dass es nicht so wichtig war. Da er einen ziemlich unangenehmen Druck auf der Blase spürte, stand er schliesslich so leise wie möglich auf, denn ein Blick auf seinen älteren Klassenkameraden zeigte ihm, dass dieser tief und fest schlief. So zwängte sich der Kleinere vorsichtig an ihm vorbei, um ihn nicht versehentlich zu wecken, und machte sich auf die Suche nach einer Toilette. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Danach fühlte er sich wesentlich besser. Leise und vorsichtig schlich Joey zurück auf seinen Platz. Seto hatte sich im Schlaf leicht auf die Seite gedreht und dem Jüngeren sein Gesicht zugewandt. Dieser setzte sich wieder und betrachtete den Schlafenden eine Weile. Dann strich er ihm behutsam eine seiner braunen Strähnen aus dem Gesicht – immer darauf bedacht, den Größeren nur ja nicht zu wecken. "Du hast mir gefehlt." flüsterte der Blondschopf und kuschelte sich wieder in seinen Sitz, ohne den Blick von dem Brünetten zu nehmen. Und zum ersten Mal seit dem überraschenden Auftauchen seines Klassenkameraden lächelte der Sechzehnjährige. 'Ich komme wieder nach Hause.' dachte er und schlief noch immer lächelnd wieder ein. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Der Nächste, der ein paar Stunden später erwachte, war Seto. Verschlafen rieb er sich über die Augen und wollte sich aufsetzen, doch ein Gewicht auf seiner Schulter hinderte ihn daran. Etwas verwirrt sah der Jungunternehmer nach unten und stellte zu seinem nicht geringen Erschrecken fest, das Joeys Kopf im Schlaf auf seine Schulter geraten war. Der Jüngere hatte sich regelrecht an ihn gekuschelt und sah geradezu zufrieden aus. Scheinbar gefiel ihm seine Schlafposition ausserordentlich gut. Ohne es wirklich bewusst wahrzunehmen, streichelte der Größere behutsam über das Gesicht des Blondschopfs und lächelte leicht, als dieser leise aufseufzte, ohne von der Berührung wach zu werden. "Von jetzt an werde ich auf Dich aufpassen." schwor der Brünette und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Scheinbar hatten sie beide ziemlich lange geschlafen, denn die Maschine würde in weniger als zwei Stunden wieder in Domino City landen. 'Und dann bringe ich ihn erst mal nach Hause, bevor ich die Anderen anrufe. Vielleicht mache ich das auch erst morgen. Joey braucht vor allem Ruhe. Er soll sich erst richtig ausschlafen, bevor der Kindergarten ihn ausfragt.' dachte der Siebzehnjährige und lehnte sich wieder zurück. Den Kopf des Kleineren liess er, wo er war. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Erst etwa eineinhalb Stunden später machte sich Seto daran, Joey zu wecken. Dieser wurde von "Sehe ich etwa aus wie ein Kopfkissen, Wheeler?" aus dem Schlaf gerissen und blinzelte verwirrt, bis ihm bewusst wurde, wo sich sein Kopf befand. Schlagartig färbte sich sein Gesicht glühend rot und er setzte sich hastig auf. "Tu... tut mir leid, Kaiba." stammelte er, ohne den Größeren anzusehen. Dadurch entging ihm allerdings auch dessen breites Grinsen und das amüsierte Funkeln in seinen blauen Augen. "Schon gut. Aber lass das nicht zur Gewohnheit werden. Ich bin kein Plüschtier." erwiderte der Angesprochene. "Übrigens landen wir in etwa einer halben Stunde. Deshalb habe ich Dich geweckt. Ich dachte, es interessiert Dich vielleicht." Der Jüngere nickte nur und bemühte sich, die Röte aus seinem Gesicht zu vertreiben, doch die Erinnerung daran, wo er geschlafen hatte, machte dieses Vorhaben beinahe unmöglich. Und als dem Blondschopf auch noch der Sex einfiel, den er vor einiger Zeit mit Cole gehabt und bei dem er ständig an seinen Klassenkameraden gedacht hatte, wurde seine Gesichtsfarbe noch dunkler. 'Muss ich mich ausgerechnet jetzt daran erinnern? Das ist nicht fair!' dachte er und blickte wieder aus dem Fenster, denn er befürchtete, der Ältere könnte ihm ansehen, woran er gerade dachte. "Was ist denn mit Dir los?" erkundigte sich der Jungunternehmer auch prompt, doch er erhielt keine Antwort. ********************************************************************************* Sind sie nicht süss? *anschmacht* Hach ja... *seufz* Wie auch immer, ich hoffe, das Kappi gefällt euch und entschädigt euch ein bisschen für die lange Wartezeit. Und jetzt mach ich mich daran, das nächste Kappi hochzuladen. Man liest sich!! Karma Heimkehrer ---------- Und hier ist auch schon das versprochene 22. Kappi. Ich hoffe, es wird euch gefallen. Lasst mich wissen, was ihr davon haltet, ja? Enjoy reading! Karma ********************************************************************************* Die letzte halbe Stunde bis zur Landung des Flugzeugs verbrachten die Beiden schweigend. Noch immer schweigend verliessen sie danach die Maschine, durchquerten den überfüllten Flughafen von Domino City und stiegen dann in die bereits wartende Limousine, die der Jungunternehmer noch vor der Landung gerufen hatte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey liess sich kommentarlos in die weichen Polster sinken und sah aus dem Fenster, während der Fahrer den Wagen startete. Offenbar hatte sich in der Stadt in den letzten drei Monaten nicht viel geändert. Alles sah noch genauso aus wie an dem Tag, als er beschlossen hatte, sein altes Leben hinter sich zu lassen. 'Was hab ich eigentlich erwartet? Dass es irgendjemandem auffällt, dass ich weg bin? Lächerlich! Für mich hat sich ausser meinen Freunden doch noch nie jemand interessiert.' dachte der Blondschopf und seufzte bitter auf. 'Und was ist jetzt? Jetzt bin ich wieder hier. Ich werde wieder hier leben. Aber wie soll es weitergehen?' fragte er sich. Seinen Klassenkameraden, der noch immer schweigend neben ihm sass, nahm er kaum wahr und zuckte deshalb erschrocken zusammen, als dieser ihn ansprach. "Ist alles in Ordnung mit Dir?" erkundigte sich Seto, dem die Nachdenklichkeit und das grüblerische Gesicht des Jüngeren gar nicht gefiel. Der Angesprochene nickte nur, ohne seinen Blick von der vorbeiziehenden Straße zu nehmen. "Ja. Es sieht nur so aus, als hätte sich gar nichts verändert in der Zeit, die ich nicht hier war." gab er leise zurück und der Größere schnaubte. "Das ist nur oberflächlich. Es hat sich Einiges getan. Aber das wirst Du morgen schon sehen, wenn Du Deinen Kindergarten wiedertriffst." sagte er. Der Blondschopf wandte ihm das Gesicht zu und funkelte ihn ärgerlich an. "Warum tust Du das dauernd? Ständig machst Du Dich über meine Freunde lustig. Das ist echt scheisse von Dir, weisst Du?" fauchte er und der Brünette warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. "Sie haben sich wirklich furchtbare Sorgen um Dich gemacht. Hast Du eine Ahnung, wie oft die ganze Bande in den letzten drei Monaten bei mir war? Du hast uns alle ganz schön auf Trab gehalten." erwiderte er dann, ohne auf die Bemerkungen des Kleineren einzugehen. "Das weiss ich doch selber. Aber ich konnte einfach nicht mehr. Und ich wollte Yugi und die Anderen nicht mit meinen Problemen belästigen." murmelte Joey und seine braunen Augen glänzten verdächtig feucht. "Tut mir leid, wenn Du meinetwegen Stress hattest, Kaiba." fügte er dann hinzu, drehte das Gesicht weg und wischte sich verstohlen über die Augen. Der Jungunternehmer zückte ein Taschentuch und reichte es dem Jüngeren. "Hier." sagte er und der Blondschopf blickte verwirrt auf das Taschentuch. "Danke, Kaiba." antwortete er leise und begann dann, schief zu grinsen. "Scheint fast so, als würde es langsam zur Gewohnheit, dass ich mich bei Dir bedanke. Ganz schön peinlich." setzte er dann hinzu und der Ältere schüttelte entschieden den Kopf. "Du musst Dich nicht bei mir bedanken. Ich habe lediglich das Versprechen eingelöst, das ich meinem Bruder und Deinen Freunden gegeben habe. Da ist nichts dabei." gab er etwas schroffer zurück, als er beabsichtigt hatte. Wieder zuckte der Kleinere zusammen. "Tut mir leid, dass ich so viel Ärger gemacht hab. Ich hatte gehofft, ihr vergesst mich einfach. Oder na ja, wirklich gehofft hab ich’s nicht. Ich hab nur damit gerechnet." murmelte er kaum hörbar und Seto schüttelte erneut den Kopf. "So leicht vergisst man Dich nicht, Wheeler. Es war ruhig ohne Dich – zu ruhig." gab er zurück und Joey blickte ihn verwirrt an. "Soll das heissen, Dir ist tatsächlich aufgefallen, dass ich weg war?" fragte er ungläubig und blinzelte überrascht, als der Angesprochene nickte. "Natürlich ist es mir aufgefallen. Die Trauermienen Deiner Freunde waren ja nicht zu übersehen. Und ich sagte doch gerade schon, dass es ruhig war ohne Dich. Glaubst Du ernsthaft, irgendjemand anderes wäre leichtsinnig genug gewesen, sich mit mir anzulegen? So verrückt bist nur Du." erklärte er und der Jüngere begann unwillkürlich zu grinsen. 'Das klingt beinahe, als hätte er mich vermisst.' dachte er und sein Herz begann zu rasen, doch das Grinsen erstarb ebenso schnell, wie es gekommen war. 'Völliger Quatsch! Ich sollte mir so was wirklich nicht einreden. Wieso hätte er mich vermissen sollen? Er hasst mich.' sinnierte er und blickte auf den Boden des Wagens. 'Andererseits hat er meinen Vater angezeigt und dafür gesorgt, dass ich jetzt bei ihm und Moki wohnen kann. Und er ist selbst nach L. A. gekommen, um mich wieder nach Hause zu holen. Allerdings nur, weil er es seinem Bruder und meinen Freunden versprochen hat.' Abgelenkt durch seine widerstreitenden Gedanken und Gefühle bemerkte der Blondschopf weder die musternden Blicke des Größeren noch dass der Wagen plötzlich anhielt. Erst die Stimme des Brünetten riss ihn wieder aus seinen Grübeleien. "Wir sind da." Bei diesen Worten fuhr der Kleinere erschrocken zusammen und sah auf. Der Ältere war bereits ausgestiegen und warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. "Steigst Du heute noch aus? Ich weiss ja, dass der Wagen bequem ist, aber erstens brauche ich ihn am Dienstag wieder und zweitens ist es im Haus noch bequemer." sagte er und Joey beeilte sich, seiner Aufforderung Folge zu leisten. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Kaum dass er ausgestiegen war, verschlug es dem Sechzehnjährigen die Sprache. Sicher, er hatte – wie alle Anderen – gewusst, dass sein Klassenkamerad reich war, aber dass er und sein Bruder in einem solchen Palast lebten, hätte er sich nicht träumen lassen. 'Und hier soll ich von jetzt an wohnen?' fragte er sich und schluckte unwillkürlich. Die Vorstellung war seltsam, geradezu grotesk. 'Ich gehöre nicht hierher. Kaiba hatte Recht, als er mich einen dreckigen Straßenköter genannt hat. Gegen ihn bin ich das wohl wirklich.' dachte er resigniert. "Willst Du weiter hier draussen stehen bleiben und das Haus anstarren? Komm endlich rein, Wheeler!" forderte Seto den Jüngeren barsch auf und dieser leistete der Aufforderung widerstandslos Folge. "Riesig!" entfuhr es ihm, als er in den Flur trat. Ehrfürchtig blickte sich der Blondschopf um, doch der Größere liess ihm keine Zeit, die neuen Eindrücke zu verarbeiten, sondern schob ihn in Richtung der Treppe, die in das obere Stockwerk führte. "Ich werde Dir als Erstes Dein Zimmer zeigen. Und dann werden wir..." setzte er an, doch er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, denn ein schwarzhaariger Wirbelwind kam aus dem Wohnzimmer auf die Beiden zugestürmt und umarmte den völlig überraschten Blondschopf heftig, bevor er sich in die Arme seines älteren Bruders warf. "Ich wusste, dass Du ihn nach Hause holst, Seto!" strahlte Mokuba und sah die Beiden von unten herauf an. Sein Bruder warf ihm einen missbilligenden Blick zu. "Solltest Du nicht bei Yugi sein?" fragte er streng und der Kleine zog ein zerknirschtes Gesicht. "Ja, aber wir mussten doch so viel vorbereiten. Da habe ich alle hierher eingeladen und wir haben hier übernachtet. Bist Du mir sehr böse, großer Bruder?" fragte er kleinlaut und der Brünette seufzte ergeben, bevor er den Kopf schüttelte. "Nein, natürlich nicht, Mokuba." antwortete er und wuschelte kurz durch die langen schwarzen Haare des Jungen. "Aber was genau musstet ihr bitteschön vorbereiten?" erkundigte er sich dann und der Zwölfjährige begann wieder zu strahlen. "Joeys Willkommensparty natürlich!" erklärte er fröhlich, packte die beiden Älteren bei der Hand und zerrte sie hinter sich her ins Wohnzimmer. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ An der Wand gegenüber der Tür hing ein großes, ganz offenbar selbstgebasteltes Banner, auf dem in großen, bunten Buchstaben 'Willkommen zu Hause, Joey' stand und um den Wohnzimmertisch herum sassen die Leute, die der Sechzehnjährige seit über drei Monaten nicht mehr gesehen hatte. Sie alle starrten den Blondschopf an, als könnten sie nicht fassen, dass er jetzt wirklich wieder vor ihnen stand. "Ich habe euch doch gesagt, dass mein Bruder ihn gefunden hat und ihn wieder nach Hause bringt." verkündete Mokuba stolz und strahlte die Fünf an. Thea fasste sich als Erste wieder, sprang von der Couch auf und umarmte ihren lange vermissten Freund. "Du hast uns so gefehlt, Joey!" schluchzte sie. Und als wäre ihr Tun das Signal gewesen, fand sich der Blondschopf nur Sekunden später von allen seinen Freunden umringt wieder, die ihn lachend und weinend gleichzeitig umarmten und alle durcheinander auf ihn einredeten, so dass er kein Wort von dem verstand, was sie sagten. Dennoch war er unbeschreiblich glücklich, denn genau in diesem Moment, umgeben von all den Menschen, die ihm in den letzten Wochen und Monaten schrecklich gefehlt hatten, war er endlich wieder wirklich zu Hause. "Ich hab euch auch vermisst, Leute." schniefte er und versuchte zu lächeln, was ihm allerdings gründlich misslang. "Und es tut mir leid." ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto hatte sich während der Begrüßung Joeys durch die Anderen in einen der Sessel fallen lassen und beobachtete die Sieben. Es war nicht zu übersehen, wie froh und erleichtert alle waren, dass der Blondschopf wieder mehr oder weniger unversehrt bei ihnen war. Und der Jungunternehmer leugnete nicht, dass er selbst insgeheim mindestens ebenso erleichtert war wie seine Klassenkameraden. Es war ungemein beruhigend, Joey wieder mehr oder weniger gesund und munter zu Hause zu wissen. 'Er gehört hierher zu uns.' dachte er und seufzte unhörbar. Trotz seines Nickerchens im Flugzeug war er ziemlich müde, denn er hatte die letzte Nacht mit dem Flug nach Los Angeles verbracht und unterwegs kein Auge zugetan. Genau betrachtet hatte er schon seit Wochen nicht mehr regelmässig geschlafen. Seit er in Erfahrung gebracht hatte, was Wheeler senior von seinem eigenen Sohn verlangt hatte, hatte er vor Sorge um den Sechzehnjährigen Nachts manchmal stundenlang wachgelegen und sich gefragt, was er gerade tat und wie es ihm wohl ging. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Ist alles in Ordnung, Seto?" erkundigte sich Mokuba und musterte seinen Bruder besorgt. Der Siebzehnjährige sah müde aus und die kaum wahrnehmbaren Ringe unter seinen blauen Augen entgingen dem Jungen keineswegs. "Es geht mir gut, Mokuba. Ich bin nur etwas müde." antwortete der Angesprochene und lächelte dem Kleinen kurz zu, bevor sein Blick wieder zu seinen Klassenkameraden wanderte, die Joey noch immer der Reihe nach drückten und umarmten. "Warum gehst Du dann nicht schlafen?" schlug Mokuba vor und warf ebenfalls einen Blick auf den Blondschopf, der auch nicht besonders fit aussah. "Nimm Joey am Besten direkt mit nach oben. Er sieht so aus, als könnte er auch etwas Ruhe gebrauchen." stellte er fest und ging hinüber zu der Gruppe, um den Heimkehrer aus ihrer Mitte zu ziehen. "Komm mit, Joey. Du brauchst Schlaf." sagte er in einem Tonfall, der keine Widerrede duldete und dem seines älteren Bruders in nichts nachstand. "Du auch, Seto. Komm her." kommandierte er und zum grenzenlosen Erstaunen des Sechzehnjährigen stand der Jungunternehmer widerstandslos aus dem Sessel auf. Bevor er jedoch den Raum verliess, wandte er sich noch einmal an seine Klassenkameraden. "Ihr könnt gerne hier übernachten, wenn ihr wollt, aber seid bitte nicht zu laut." bat er und die Fünf nickten. "Selbstverständlich. Danke. Und schlaft gut." erwiderte Yugi und Ryou lächelte erst dem Brünetten und dann Joey zu. "Schlaft gut, ihr Zwei." sagte auch er und der Rest der Gruppe wünschte den Beiden ebenfalls eine gute Nacht. Mokuba schob seinen Bruder und den Blondschopf zur Treppe. "Zeigst Du ihm sein Zimmer?" fragte er, wartete das Nicken des Älteren ab und verschwand dann wieder im Wohnzimmer. Der Sechzehnjährige warf seinem Klassenkameraden einen verwunderten Blick zu. "Du lässt sie hier übernachten? Hab ich was verpasst?" fragte er, während er Seto die Treppe hinauffolgte. "Ich habe Dir doch gesagt, dass ich seit Deinem Verschwinden Deinen Kindergarten am Hals habe." gab dieser zurück. Seine Stimme, stellte Joey fest, klang nicht so kühl und beherrscht wie sonst, sondern ziemlich müde. "Komm, ich zeige Dir, wo Du von heute an schläfst." Der Blondschopf folgte dem Jungunternehmer durch einen langen Flur und um mehrere Ecken herum bis zu einer weiss lackierten Holztür. Seto öffnete sie und bedeutete dem Jüngeren einzutreten. "Hier wirst Du von jetzt an wohnen. Die Codes für das Tor und die Haustür gebe ich Dir morgen. Sieh zu, dass Du sie Dir merkst, sonst kommst Du nicht rein." sagte er und sah den Sechzehnjährigen an. "Mein Schlafzimmer befindet sich gleich neben Deinem." erklärte der Brünette dann. "Mein Bruder schläft am Ende dieses Flurs. Wenn Du noch etwas brauchst oder wissen willst, kannst Du jederzeit zu Mokuba oder zu mir kommen. Und jetzt schlaf Dich erst mal aus, Joey." murmelte er. Dass er den Vornamen des Kleineren benutzt hatte, fiel ihm nicht auf. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey starrte den Größeren einen Moment lang fassungslos an, als er seinen Vornamen aus dessen Mund hörte, doch dann riss er sich wieder zusammen. 'Er hat sich versprochen, nichts weiter. Das hat nichts zu bedeuten.' versuchte er, sich selbst zu beruhigen, doch sein Herz raste trotzdem wie wild und es gelang ihm nur mit Mühe, ruhig und gelassen zu antworten. "Alles klar. Schlaf gut, Kaiba." murmelte er und wartete, bis der Brünette zu seinem Zimmer hinübergegangen war. Dann schloss er die Tür hinter sich und lehnte sich von innen gegen das Holz. Erst nachdem er mehrmals tief durchgeatmet hatte, war er in der Lage, sich in seinem neuen Zimmer umzusehen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Ich habe euch ja gesagt, dass Seto ihn wieder nach Hause bringt." Mokuba sah triumphierend in die Runde und die Anderen nickten. "Ja, das hast Du." bestätigte Yugi und Ryou legte nachdenklich den Kopf schief. "Ich hatte gehofft, dass er es schafft, aber ich habe es nicht geglaubt." gestand er. "Ich bin jedenfalls froh, dass er wieder da ist." seufzte Thea und wischte sich über die Augen. "Er sieht aus, als wäre es ihm ganz gut gegangen." warf Duke vorsichtig ein. "Aber ich bin mir nicht sicher. Ich meine, er hat uns ja früher auch schon alle an der Nase rumgeführt und keiner von uns hat gemerkt, wenn es ihm schlecht ging." "Du hast Recht." stimmte Ryou ihm zu und zog die Stirn kraus. "Wir müssen unbedingt mit ihm sprechen. Er muss uns jetzt nichts mehr verheimlichen." murmelte er leise und die anderen Fünf nickten zustimmend. "Und wir müssen besser hinsehen." setzte Yugi hinzu. "Sonst sehen wir es wieder nicht, wenn es ihm schlecht geht." "Von jetzt an passen wir alle besser auf Joey auf. Dann kann so was nie wieder passieren." sagte Mokuba und Thea sprang auf. "Ich hab ganz vergessen, Serenity anzurufen und ihr Bescheid zu sagen!" rief sie und sah den kleinen Kaiba an. "Dann ruf sie doch jetzt an." antwortete dieser und deutete auf das Telefon, das auf einem der Schränke stand. "Sie freut sich sicher zu hören, dass ihr großer Bruder wieder da ist." "Bestimmt." gab das Mädchen zurück, schnappte sich das Telefon und wählte die Nummer ihrer Freundin. Die Beiden sprachen eine Weile miteinander, bis Thea schliesslich wieder auflegte. "Sie ist überglücklich." verkündete sie. "Und ihre Mutter hat sogar erlaubt, dass sie ihn sehen darf. Sie kommt am nächsten Wochenende her." "Das ist ja super!" strahlte Yugi. "Da wird sich Joey sicher riesig freuen. Er hat sie doch bestimmt ganz furchtbar vermisst." ********************************************************************************* Ja, da wird sich das Hündchen ganz bestimmt freuen, meint ihr nicht auch? Hmtja, wie immer an dieser Stelle kommt auch jetzt wieder Karmaleins kriecherisches Gebettel um Kommis. Schreibt mir, Leutz!!! Anyway, ich hoffe, man liest sich bald! Karma Briefe ------ So, weil Mihikoru mich so nett darum gebeten hat, kommt heute auch schon das nächste Kappi von 'Runaway'. Ich hoffe, es gefällt!! Enjoy reading!! Karma ********************************************************************************* Während seine Klassenkameraden und sein kleiner Bruder sich unten im Wohnzimmer unterhielten, ging Seto erst einmal hinüber in sein Badezimmer, um zu duschen. Danach ging er zurück in sein Schlafzimmer, schlüpfte in seinen Pyjama und liess sich in sein Bett fallen. 'Er ist endlich wieder zu Hause.' dachte er und seufzte leise. "Endlich." murmelte er und schloss müde die Augen. 'Von jetzt an wird alles wieder gut. Ich werde dafür sorgen, dass er vergessen kann, was passiert ist.' nahm er sich vor, drehte sich auf die Seite und war im nächsten Moment auch schon tief und fest eingeschlafen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey stand noch immer mit dem Rücken an die Tür seines neuen Zimmers gelehnt und wagte kaum zu atmen. 'Hier soll ich von jetzt an wohnen?' fragte er sich und liess seine Blicke durch den Raum schweifen, der mindestens dreimal so groß war wie sein altes Zimmer in der Wohnung seines Vaters. 'Ich gehöre wirklich nicht hierher.' dachte der Sechzehnjährige und liess sich seufzend auf das Bett fallen. Eine Weile blieb er einfach nur dort sitzen und versuchte zu begreifen, wie sehr sich sein Leben geändert hatte, dann stand er wieder auf, hob seine Tasche vom Boden hoch und begann damit, sie auszuräumen. Dabei fiel ihm auch ein Briefumschlag in die Hand, auf den Sean fein säuberlich seinen Namen geschrieben hatte. "Für mich?" murmelte der Blondschopf ungläubig und öffnete das Kuvert. Darin fand er neben einem Bündel Geldscheine auch noch ein zusammengefaltetes Stück Papier. Joey entfaltete es und begann zu lesen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Hi Joey! Wenn Du das hier liest, heisst das wohl, dass Du inzwischen wieder zu Hause bist. Ich habe Cole gebeten, Dein Geld von Nate mitzubringen, damit Du etwas unabhängiger bist, wenn Du zurück in Japan bist. So kannst Du Dir hin und wieder etwas leisten, was Du Dir wünschst. Ich hoffe, Du bist Joel und mir nicht allzu böse, dass wir diese ganze Sache hinter Deinem Rücken angeleiert haben. Ich weiss, das war vielleicht nicht besonders nett – und glaub mir, es ist mir nicht leicht gefallen, Dich anzulügen! –, aber es war nötig. Du wärst sicher abgehauen, wenn wir Dir gesagt hätten, was wir vorhaben, oder? Sei ehrlich! Wie auch immer, das wollten wir jedenfalls nicht. Wir werden Dich zwar alle schrecklich vermissen, aber für Dich ist es besser, wenn Du nach Hause kommst und wieder bei Deinen Freunden sein kannst. Schliesslich hast Du sie hier die ganze Zeit über furchtbar vermisst, nicht wahr? Versuch nicht, das zu leugnen; ich habe oft genug gesehen, wie Du seufzend aus dem Fenster gestarrt hast, wenn Du dachtest, dass es niemand merkt!! Was ich Dir eigentlich sagen will ist Folgendes: Werde glücklich!!! Du musst mir versprechen, dass Du Dein Leben von jetzt an geniesst und Dich nicht mehr so fertig machst, ja? Ich ertrage den Gedanken einfach nicht, dass es Dir schlecht geht. Und damit bin ich nicht alleine. Wir haben Dich alle in der kurzen Zeit, die Du hier bei uns gewesen bist, wahnsinnig ins Herz geschlossen. Du bist für uns alle ein guter Freund geworden und wirst uns unheimlich fehlen. Aber nur, weil Du jetzt wieder zu Hause bist, muss das ja nicht automatisch heissen, dass wir nicht mehr befreundet sein können, nicht wahr? Wir alle – Cole, Joel, Mrs. Monahan, Nate, José und ich – würden uns riesig freuen, wenn Du Dich hin und wieder mal bei uns melden würdest. Wir machen uns alle Sorgen um Dich, Joey. Ich schreibe Dir hier unten noch unsere genauen Adressen sowie die Telefonnummern auf, damit Du uns immer erreichen kannst. Es wäre schön, wenn Du uns bei Gelegenheit auch wissen lassen würdest, wie wir Dich erreichen können. Auch, wenn wir sie nicht kennen, grüß bitte Deine Freunde von uns, ja? Sag ihnen, dass wir hoffen, dass sie Dir alles, was gewesen ist, nicht allzu übel nehmen. Und erklär ihnen, warum Du überhaupt weggegangen bist. Sie werden das ganz sicher verstehen. Und nach dem zu urteilen, was Du über sie erzählt hast, werden sie sicher von jetzt an besser auf Dich aufpassen. Zumindest hoffe ich das. Wenn Du übrigens in dem Umschlag, den Joel Dir gegeben hat – ja, ich weiss von dem Brief, den er Dir geschrieben hat – nachsiehst, wirst Du noch eine Überraschung finden. Eine kleine Erinnerung, damit Du uns nicht ganz vergisst. Obwohl ich das nicht glaube. Mich kann man doch schliesslich nicht so einfach vergessen, oder? ;-) Ich – wir alle – wünschen Dir für Dein neues Leben in Deiner alten Heimat alles Gute und so viel Glück wie nur möglich. Hoffentlich gehen alle Deine Wünsche in Erfüllung!!! Fühl Dich von uns allen noch einmal ganz feste gedrückt, ja? Und was Deinen Schatz betrifft: Gib die Hoffnung nicht auf!!! Ich bin mir sicher, dass er Dich sehr, sehr gern hat. Immerhin kommt er extra nur Deinetwegen hierher, um Dich wieder nach Hause zu holen. Ich – wir alle – drücken Dir ganz, ganz feste die Daumen, Joey!!! So, und jetzt höre ich lieber auf, ich kann das Papier schon kaum noch erkennen. Du weisst ja, wie nah ich am Wasser gebaut bin. Pass gut auf Dich auf, melde Dich ab und zu mal und vergiss uns nicht ganz, ja? Kuss, Sean ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey liess den Brief sinken und wischte sich über das Gesicht. 'Typisch Sean.' dachte er und lächelte wehmütig. 'Ihr werdet mir auch alle ganz furchtbar fehlen. Und ich vergess euch bestimmt nicht. Keinen von euch. Dafür verdanke ich euch zu viel.' Leise schniefend blinzelte der Blondschopf die Tränen zurück, die in seine Augen getreten waren. Dann erinnerte er sich wieder an den Brief, den Joel ihm vor der Fahrt zum Flughafen in die Hand gedrückt hatte. Er wühlte in seiner Tasche, bis er auch diesen Brief gefunden hatte, entfaltete ihn und begann zu lesen, nachdem er sich noch einmal über die Augen gewischt hatte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Hallo Joey! Ich schreibe Dir diesen Brief, nachdem ich Deinen Freund Seto per E-Mail darüber informiert habe, wo Du bist. Ich hoffe, Du nimmst mir diese Eigenmächtigkeit nicht übel, aber Deine Freunde zu Hause in Japan machen sich scheinbar wirklich große Sorgen um Dich und auch Sean ist der Meinung, dass Du eigentlich viel lieber wieder zu Hause bei ihnen wärst. Bitte sei uns nicht böse, weil wir uns so in Dein Leben einmischen, ohne vorher mit Dir darüber zu sprechen, aber da Du – wie Sean mir erzählt hat – wahnsinnig große Angst davor hast, wieder zu Deinem Vater zurückzumüssen, haben wir uns entschlossen, diese ganze Sache lieber erst einmal vor Dir zu verheimlichen, denn wir möchten nicht, dass Du wieder wegläufst und wir Dich nie wiedersehen. Hoffentlich verstehst Du das nicht falsch. Wir tun das keinesfalls, um Dir wehzutun, sondern weil wir Dir helfen wollen. Es ist schliesslich nicht zu übersehen, dass Du hier in Los Angeles nicht wirklich glücklich bist. Und das ist es, was wir uns für Dich wünschen. Schliesslich sind wir doch Freunde, nicht wahr? Übrigens habe ich in der vergangenen Nacht mit Deinem Freund Seto telefoniert (Granny hat für ihn übersetzt, was ich gesagt habe). Er hat sich wirklich große Sorgen um Dich gemacht und war sehr erleichtert, als wir ihm erzählt haben, dass es Dir soweit gut geht. Ich weiss nicht, wie Du das siehst, aber ich finde, die Tatsache, dass er Deinetwegen mitten in der Nacht um die halbe Welt telefoniert hat, sagt eine Menge darüber aus, wie sehr auch er Dich vermisst hat. Vielleicht, wenn ich das richtig sehe, mag er Dich viel mehr, als Du glaubst. Jedenfalls hat er mir versichert, dass er sich in Zukunft um Dich kümmern wird und dass Du Dich nicht mehr vor Deinem Vater fürchten musst. Das sind doch gute Neuigkeiten, nicht wahr? Seiner Stimme nach zu urteilen, glaube ich ihm. Er klang sehr aufrichtig – und sehr besorgt um Dich. Wenn ich ehrlich bin, tut es mir wirklich wahnsinnig leid, dass Du gehen wirst. Ich mag Dich sehr und weiss ganz sicher, dass Du mir furchtbar fehlen wirst. Aber wenn Du nichts dagegen hast, würde ich Dich in den Ferien gerne mal besuchen, wenn das geht. Unten am Ende des Briefes schreibe ich Dir meine Handynummer und meine E-Mail-Adresse auf. Ich würde mich riesig freuen, wenn wir uns nicht ganz aus den Augen verlieren würden. Es wäre doch schade, wenn der Kontakt einfach so abreissen würde, findest Du nicht? Zum Schluss habe ich in den Umschlag noch einige Fotos von uns allen gepackt: Von Sean, Cole, Granny, den Katzen und von mir. Sean hat mir ausserdem noch Fotos von José und Nate besorgt, die ich ebenfalls mit eingepackt habe. So kannst Du Deinen Freunden zu Hause in Japan zeigen, dass Du auch hier in Amerika Freunde gefunden hast und nicht die ganze Zeit völlig allein gewesen bist. Ich bin sicher, das wird sie zumindest ein bisschen beruhigen. Ich würde mich freuen, wenn Du Dich bei mir – bei uns – melden würdest, sobald Du Dich wieder einigermassen eingelebt hast. Vergiss nicht, dass wir uns alle auch Sorgen um Dich machen. Dafür sind Freunde schliesslich da, nicht wahr? Jetzt bleibt mir erst einmal nur noch, Dir viel Glück und alles erdenklich Gute für die Zukunft in Japan zu wünschen und zu hoffen, dass wir auch weiterhin miteinander in Kontakt bleiben. Viele Grüße auch von Granny und den Katzen! Joel ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Nachdem Joey auch diesen Brief zu Ende gelesen hatte, nahm er die Fotos aus dem Umschlag und betrachtete sie gründlich. Dabei lächelte er wehmütig und versuchte, die Tränen wegzublinzeln, die ihm inzwischen wieder über das Gesicht liefen, doch das gelang ihm nicht. 'Ich werde mich auf jeden Fall bei euch allen melden. Versprochen.' dachte er, wischte sich entschlossen über die Augen und stand auf, um seine Tasche endgültig auszuräumen. Neugierig öffnete der Sechzehnjährige den Kleiderschrank und stellte zu seinem Erstaunen fest, dass seine sämtliche Kleidung fein säuberlich dort lag. 'Hat Kaiba etwa meine Sachen abgeholt?' fragte er sich etwas ungläubig und starrte die Schubfächer eine Minute lang an, bevor er sich aus seiner Erstarrung löste und damit begann, seine restlichen Sachen ebenfalls einzuräumen. Dann nahm er sich eine Boxershorts und ein Shirt heraus, zog sich um und legte sich in das Bett, in dem er ab dem heutigen Tag schlafen sollte. 'Ich bin wirklich wieder zu Hause.' sinnierte der Blondschopf, verschränkte die Arme unter dem Kopf und starrte nachdenklich an die Zimmerdecke. 'Und ich werde jetzt bei Kaiba und Moki wohnen. Aber warum macht er das? Eigentlich hasst er mich doch.' Abgrundtief seufzend drehte sich Joey auf die Seite und zog die Bettdecke bis an die Nasenspitze. 'Oder haben Joel und Sean etwa Recht mit dem, was sie geschrieben haben? Mag er mich vielleicht doch? Er hat mich schliesslich selbst abgeholt. Er hätte ja auch einfach jemanden schicken können.' Erneut seufzend wälzte sich der Sechzehnjährige herum. 'Das ist doch Blödsinn. Die Beiden haben da sicher was missverstanden. Kaiba ist nur selbst gekommen, weil er es Moki versprochen hatte.' grübelte er und schüttelte den Kopf. Die ganze Grübelei brachte ihn kein bisschen weiter, sondern er bekam nur Kopfschmerzen davon. 'Das ist doch jetzt auch gar nicht wichtig. Darum kann ich mich auch morgen noch kümmern.' dachte der Blondschopf, schloss die Augen und war trotz der wirren Gedanken innerhalb weniger Atemzüge tief und fest eingeschlafen. ********************************************************************************* Tjaha, damit wäre das Kappi auch schon wieder zu Ende. *schnüff* Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr hinterlasst mir im Rausgehen einen Kommi. *bettelblick aufsetz* Man liest sich hoffentlich! Karma Der erste Morgen im neuen Zuhause --------------------------------- So, weil ich's kanashimi versprochen hab, hier auch gleich das nächste Kappi von 'Runaway'. Hoffe, es gefällt. Von jetzt an kann das mit dem Hochladen etwas länger dauern, weil ich die nächsten Kappis erst wieder schreiben muss. Kappi 25 ist zwar schon fertig, aber ich will bei meinem Vorsprung bleiben und es deshalb erst hochladen, wenn das 26. fertig ist. Ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel. Und jetzt: Enjoy!! Karma ********************************************************************************* Seto wurde am nächsten Morgen vom Piepsen seines Weckers aus dem Schlaf gerissen. Er blinzelte verschlafen, stand auf und ging hinüber ins Bad, um zu duschen. Dann zog er sich an, verliess sein Schlafzimmer und atmete vor der Tür mehrmals tief durch, bevor er an die Zimmertür klopfte, hinter der sein blonder Klassenkamerad schlief. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey wurde von einem leisen Klopfen geweckt. Unwillig brummelnd zog er sich die Decke über den Kopf, drehte sich auf die andere Seite und bemühte sich, weiterzuschlafen, denn zum Aufstehen war er einfach noch viel zu müde. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Eine Weile wartete Seto vor der geschlossenen Tür, dann drückte er vorsichtig die Klinke herunter und betrat leise das Zimmer. Der Jüngere lag noch im Bett und hatte die Decke bis an die Ohren gezogen, so dass nur sein blonder Schopf herauslugte. "Schläfst Du etwa immer noch?" fragte der Jungunternehmer leise, trat näher zum Bett und setzte sich auf die Bettkante. Behutsam strich er dem Schlafenden eine widerspenstige blonde Strähne aus dem Gesicht und lächelte auf ihn herab, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. "Du verschläfst das Frühstück." murmelte er und zog die Bettdecke ein Stück nach unten, so dass er das Gesicht seines Klassenkameraden sehen konnte. Joey grummelte unwillig und versuchte, die Decke wieder hochzuziehen, doch der Brünette liess sie nicht los. Auf so rüde Art und Weise zum zweiten Mal aus dem Schlaf gerissen öffnete der Blondschopf langsam die Augen und sah blinzelnd auf. Als er erkannte, wer da an seinem Bett sass und ihn von oben herab musterte, war er jedoch schlagartig hellwach. "Kaiba?" fragte er krächzend und der Angesprochene nickte. "Guten Morgen, Joey." grüßte er. "Was hältst Du von Frühstück?" Der Sechzehnjährige setzte sich auf und starrte ihn verdattert an. "Was ist denn mit Dir los? Bist Du der Weckdienst oder was?" wollte er wissen und der Größere schüttelte den Kopf. "Nein, bin ich nicht. Ich dachte nur, ich zeige Dir besser den Weg zum Esszimmer, damit Du Dich nicht verläufst. Schliesslich kennst Du Dich hier noch nicht aus." erwiderte er und der Jüngere nickte. "Ach so. Klar. Hatte irgendwie vergessen, wo ich hier bin." gab er zurück und der Jungunternehmer stand auf. "Das Bad ist gleich da vorne. Beeil Dich. Ich warte hier solange, wenn es Dir nichts ausmacht." sagte er und der Blondschopf schüttelte den Kopf, obwohl ihn die Anwesenheit des Brünetten in seinem neuen Zimmer sehr durcheinander brachte. "Kein Thema. Ist doch Dein Haus." antwortete er dennoch, stand auf und öffnete den Kleiderschrank, um sich etwas zum Anziehen herauszusuchen. Dann verschwand er schnellstmöglich im Badezimmer, denn er wollte sich auf keinen Fall verraten. Seto blickte ihm nach, bis sich die Badezimmertür hinter ihm schloss. Dann seufzte er unhörbar, setzte sich wieder auf die Bettkante und strich die Bettdecke glatt, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. 'Endlich ist er wieder zu Hause.' dachte er erleichtert. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey legte im Bad seine Kleidung zur Seite, zog sich aus und stieg in die Duschkabine. 'Fast so groß wie das gesamte Bad von meinem Alten.' stellte er in Gedanken fest, drehte das Wasser auf und beeilte sich mit dem Duschen. So schnell er konnte, wusch sich der Blondschopf, drehte das Wasser wieder ab und stieg aus der Duschkabine. Dann trocknete er sich ab und zog sich in Windeseile an, denn er wollte seinen brünetten Klassenkameraden auf keinen Fall warten lassen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Frisch geduscht und fertig angezogen betrat Joey keine zehn Minuten später wieder sein Zimmer. Seto sass noch immer auf der Bettkante, stand jedoch sofort auf, als er seinen Klassenkameraden sah. "Bist Du fertig? Die Anderen warten sicher schon." murmelte er und der Jüngere nickte. Schweigend verliessen die Beiden das Zimmer und machten sich auf den Weg nach unten. Der Blondschopf sah sich staunend in seinem neuen Zuhause um. "Ich werd mich hier in tausend Jahren noch nicht zurechtfinden." seufzte er, doch der Größere schüttelte den Kopf. "So schwer ist das nicht, Joey." widersprach er schmunzelnd. "Du schaffst das schon. Schliesslich hast Du doch bisher alles geschafft, was Du Dir vorgenommen hast, nicht wahr? Immerhin warst Du drei Monate ganz alleine in den Vereinigten Staaten." fügte er hinzu und der Angesprochene blieb stehen und sah ihn verdutzt an. 'Spinne ich? Er hat mich schon wieder Joey genannt. Und das, was er gesagt hat, klang beinahe wie ein Kompliment.' dachte er und schüttelte über sich selbst den Kopf. 'Ach was. Das bilde ich mir alles nur ein. Warum sollte ausgerechnet Kaiba mir Komplimente machen? Das ist lächerlich.' Der Ältere, dem das Stehenbleiben seines Klassenkameraden nicht entgangen war, blieb ebenfalls stehen und sah sich nach ihm um. "Willst Du hier Wurzeln schlagen? Hast Du keinen Hunger?" fragte er und bevor der Kleinere antworten konnte, meldete sich sein Magen mit einem lauten Knurren zu Wort. "Also doch. Das dachte ich mir. Komm mit." forderte Seto ihn auf und Joey folgte dem Jungunternehmer bis zum Esszimmer. Dort liess er sich auf einen freien Platz fallen und schenkte seinen Freunden, die bereits auf ihn gewartet hatten, ein schiefes Grinsen. "Morgen, Leute!" grüßte er und die Anderen blickten ihn mit einer Mischung aus Erleichterung und Sorge an. "Guten Morgen, Joey. Hast Du gut geschlafen?" erkundigte sich Mokuba als Erster der Sechs und der Sechzehnjährige nickte. "Ja, hab ich. Danke, Moki." antwortete er leise und der Kleine nickte zufrieden. "Dann ist ja gut." sagte er und sah seinen Bruder an. "Guten Morgen, Seto. Du siehst heute viel besser aus als gestern." stellte er fest und der Angesprochene nickte. "Ich sagte doch, ich war müde." gab er zurück und sein Bruder nickte erneut. "Das weiss ich doch. Du hast ja auch nicht viel geschlafen in der letzten Zeit." antwortete er und erntete einen leicht ungehaltenen Blick des Älteren. "Das gehört nicht hierher." sagte dieser entschieden und der Junge seufzte. "Gut, wenn Du das sagst. Hauptsache, Du bist ab jetzt nicht mehr ständig so schrecklich schlecht gelaunt." murmelte er und der Siebzehnjährige hob eine Braue. "Müssen wir das beim Frühstück besprechen?" fragte er leicht verärgert. Mokuba schüttelte den Kopf. "Nein." erwiderte er und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Joey zu, der von seinen Freunden beobachtet wurde und offenbar nicht recht wusste, wie er sich verhalten sollte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Dem Sechzehnjährigen war die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Freunde zuviel, doch er traute sich nicht, etwas zu sagen, denn er hatte Angst, sie zu verärgern. Ryou musterte den Blondschopf aufmerksam, dann wandte er sich an die Anderen. "Ich glaube, wir sollten gleich erst mal gehen. Joey braucht wohl noch etwas Ruhe." sagte er und die Vier nickten. "Ihr müsst nicht meinetwegen abhauen." murmelte Joey kaum hörbar, doch Yugi schüttelte den Kopf. "Wir gehen doch nicht Deinetwegen." erwiderte er und Thea nickte. "Eben. Wir wollen Dir nur etwas Zeit geben, Dich wieder an Japan und an uns zu gewöhnen." setzte sie hinzu und Duke betrachtete seinen Freund mit schiefgelegtem Kopf. "Wir sind Dir nicht böse, Joey. Glaub das nicht. Wir sind alle unheimlich froh, dass Du wieder da bist." sagte er und Tristan nickte bestätigend. "Allerdings. Du hast uns nen ganz schönen Schrecken eingejagt. Aber darüber können wir auch in den nächsten Tagen noch sprechen. Ausserdem müssen wir gleich langsam zur Schule." erklärte er und Joey blinzelte mühsam die Tränen weg, die ihm bei den Worten seines ältesten Freundes in die Augen getreten waren. 'Sie hassen mich nicht. Und sie sind mir auch nicht böse.' dachte er erleichtert und grinste den Anderen zu. "Okay. Dann sollte ich mich wohl auch langsam fertigmachen." sagte er, doch zu seinem Erstaunen schüttelte Seto den Kopf. "Du wirst heute noch nicht zur Schule gehen. Du hast drei Monate lang gefehlt, also solltest Du erst einmal den ganzen Stoff nachholen, den Du versäumt hast, meinst Du nicht auch?" fragte er und der Sechzehnjährige zog unwillkürlich den Kopf ein. "Stimmt. Daran hab ich noch gar nicht gedacht." gab er verlegen zu und der Ältere nickte. "Das dachte ich mir. Wir kümmern uns nach dem Frühstück darum, wenn Du einverstanden bist." erwiderte er und der Blondschopf sah ihn verwirrt an. "Hä? Wie meinst Du das?" erkundigte er sich und der Jungunternehmer schnaubte. "Wie wohl? Ich werde Dir helfen, den Stoff aufzuholen." erklärte er und der Angesprochene staunte ihn mit offenem Mund an. "Hab ich mich verhört? Du willst mir helfen? Ausgerechnet Du? Musst Du denn nicht arbeiten?" wollte er wissen und der Größere schüttelte den Kopf. "Nein, heute nicht. Ich habe mir freigenommen." antwortete er und Joey wäre vor Überraschung beinahe vom Stuhl gefallen. 'Er hat sich freigenommen? Meinetwegen? Um mir beim Lernen zu helfen?' fragte er sich, doch er fand keine Antwort. Die Acht frühstückten gemeinsam zu Ende, dann erhoben sich Thea, Yugi, Ryou, Tristan, Duke und Mokuba und verabschiedeten sich von Seto und Joey. "Bis später, ihr Zwei! Und vertragt euch!" ermahnte der Jüngste in der Runde die Beiden, dann drückte er erst seinen Bruder und dann den Blondschopf noch einmal, bevor er gemeinsam mit den Anderen in die Limousine stieg, um zur Schule zu fahren. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Ich bin ja so froh, dass Du Recht hattest und Dein Bruder Joey gefunden hat." seufzte Yugi und lächelte Mokuba an. Der Kleine strahlte zurück. "Ich hab euch doch gesagt, Seto kann alles, wenn er nur will." verkündete er stolz und Ryou nickte. "Allerdings." stimmte er zu und Thea tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger an die Lippen. "Aber eine Sache würde mich doch sehr interessieren: Wie hat er Joey denn nun gefunden?" fragte sie und die Anderen zuckten ratlos die Achseln. "Wir können ihn ja fragen, wenn wir ihn das nächste Mal sehen." schlug Duke vor und stiess Tristan seinen Ellbogen in die Rippen. "Oder was meinst Du?" wandte er sich an den Braunhaarigen und dieser nickte. "Ja, sicher." erwiderte er, obwohl er dem Gespräch seiner Freunde nur mit halbem Ohr gelauscht hatte. Seine Gedanken drehten sich um das veränderte Verhalten seines älteren Klassenkameraden, das er in den letzten Wochen und Monaten hatte beobachten können. 'Ob es wirklich so eine gute Idee ist, ihn mit Joey allein zu lassen?' sinnierte er, doch er fand keine Antwort auf seine Fragen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* Jahaa, das war's auch schon. Fiese Stelle für nen Break, ich weiss, aber dafür wird das nächste Kappi umso süsser. *promise* Nyo, ich hoffe, ihr kommentiert fleissig und bleibt mir treu!! Karma Lernen ------ Da Mihikoru mich so lieb darum gebeten hat, hier auch gleich das 25. Kappi. Huhu, Süsse!!! *wink* Ich hoffe, es gefällt Dir! Natürlich hoffe ich auch, dass es allen meinen anderen Lesern ebenso gefällt. Ich mag Seto immer mehr. Aber ab den nächsten Kappis hab ich ihn noch viel, viel lieber. Ihr werdet wissen, was ich meine, wenn ihr's gelesen habt. Und jetzt ohne weiteres Gelaber meinerseits: Enjoy!! Karma ********************************************************************************* Nach dem Abschied der Anderen standen Seto und Joey alleine im Flur. Der Jüngere starrte eine Weile auf die geschlossene Haustür, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, bis ihm der Größere eine Hand auf die Schulter legte. Erschrocken zuckte der Blondschopf zusammen und sah auf. "Ich wollte Dich nicht erschrecken, Joey. Wollen wir anfangen?" fragte der Brünette und der Angesprochene nickte. "Keine schlechte Idee." antwortete er und folgte dem Älteren die Treppe wieder hinauf und durch einen ellenlangen Flur. Vor einer großen, weiss lackierten Flügeltür blieb Seto schliesslich stehen und drehte sich zu dem Kleineren um. "Mein Arbeitszimmer." erklärte er, öffnete die Tür und liess Joey eintreten, bevor er selbst ebenfalls den Raum betrat und die Tür wieder hinter sich schloss. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Staunend sah sich der Sechzehnjährige um. Der Raum hatte gigantische Ausmaße, war aber funktional eingerichtet. Joeys Blicke wanderten über den riesigen Schreibtisch mit dem Computer darauf, über die Aktenschränke und die geschmackvollen Bilder an den Wänden und blieben schliesslich an der bequem aussehenden Polstergarnitur in einer der Ecken haften. "Hier arbeitest Du also." murmelte er mehr zu sich selbst, doch Seto nickte. "Ja, das tue ich – wenn ich von zu Hause aus arbeite." antwortete er und zeigte auf die Sitzgruppe. "Setz Dich doch." bot er an und der Blondschopf folgte seiner Aufforderung und liess sich in einen der Sessel fallen. Der Jungunternehmer durchforstete einen Moment lang die Unterlagen auf seinem Schreibtisch, dann kam er mit einem Stapel Papiere zurück, legte sie auf den Tisch und nahm in dem weissen Ledersessel gegenüber seines Gastes Platz. "Womit willst Du anfangen?" erkundigte er sich und der Angesprochene zuckte die Achseln. "Keine Ahnung. Was habt ihr denn alles so gemacht, seit ich abgehauen bin?" fragte er zurück und der Brünette seufzte abgrundtief. "Eine Menge. Es wird eine Weile dauern, bis wir das alles aufgeholt haben." antwortete er und griff zu den obersten Blättern. "Fangen wir einfach mal mit Geschichte an." sagte er, reichte Joey die Unterlagen und sah ihn auffordernd an. "Lies es Dir am Besten erst einmal in Ruhe durch. Und wenn Du Fragen hast, stell sie mir einfach. Ich werde Dir dann weiterhelfen." fügte er hinzu und der Sechzehnjährige sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an. "Warum machst Du das, Kaiba? Warum hilfst Du mir?" wollte er wissen und der Jungunternehmer seufzte erneut. "Weil ich es versprochen habe." erwiderte er und stand auf. "Ich denke, bis zum nächsten Montag solltest Du soweit sein, dass Du wieder zur Schule kannst. Wie gesagt, wenn Du Fragen hast, wende Dich an mich. Ich bin gleich hier vorne." setzte er hinzu und deutete auf den Schreibtisch. "Alles klar." antwortete der Blondschopf nickend, sah zu, wie der Größere zu seinem Schreibtisch ging und sich setzte. Dann begann er damit, sich die Blätter nach und nach durchzulesen. Der Brünette widmete sich währenddessen den Mails, die seine Sekretärin für ihn weitergeleitet hatte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Mehr als zwei Stunden verbrachten die Beiden schweigend. Joey las sich einiges von dem Stoff durch, den er versäumt hatte, doch irgendwann legte er die Blätter zur Seite und beobachtete stattdessen, wie die Finger seines Klassenkameraden über die Tastatur seines Computers flitzten. "Du solltest lieber lernen, anstatt Löcher in die Luft zu starren." ermahnte dieser ihn, ohne sich umzusehen und der Angesprochene seufzte. "Ich weiss. Aber ich kann mich nicht konzentrieren." gestand er und nun wandte der Brünette ihm doch wieder das Gesicht zu. "Ist alles in Ordnung mit Dir?" fragte er und zu seinem grenzenlosen Erstaunen hörte Joey in seiner Stimme tatsächlich einen Hauch Besorgnis. Einen Moment lang sah der Blondschopf seinen Gesprächspartner nur fassungslos an, dann nickte er. "Ja, alles klar. Ich bin nur total durcheinander." murmelte er und seufzte. "Und irgendwie vermisse ich Sean, Joel und die Anderen." fügte er hinzu und lächelte wehmütig. Seto musterte ihn prüfend, dann sah er den Jüngeren auffordernd an. "Dann solltest Du eine Pause machen." sagte er und winkte den Sechzehnjährigen zu sich. "Ich habe die E-Mail-Adresse Deines Freundes. Du kannst ihm schreiben, wenn Du möchtest." schlug er vor und der Kleinere legte nachdenklich den Kopf schief. "Würde Dich das denn nicht irgendwie stören?" fragte er und der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Nein." antwortete er und zögerte kurz. "Nein, es stört mich nicht." versicherte er dann erneut, obwohl ihm die Tatsache, dass sein Klassenkamerad auch jetzt noch an seine amerikanischen Freunde dachte, nicht besonders gut gefiel. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Meint ihr, es geht Joey gut?" wandte sich Thea in der ersten Pause auf dem Schulhof an ihre Freunde. Die Jungs zuckten nur ratlos mit den Achseln. "Wahrscheinlich. Er ist sicher nur noch etwas durcheinander." versuchte Duke, das Mädchen zu beschwichtigen. Yugi nickte. "Bestimmt. Er hat ja wohl gedacht, dass wir böse auf ihn sind." murmelte er und Ryou legte nachdenklich den Kopf schief. "Ich wüsste zu gerne, was Joey in den letzten drei Monaten in Amerika so gemacht hat." sinnierte er und die anderen nickten zustimmend. "Das würde mich auch interessieren." gab Duke zu und Thea seufzte. "Ob er es uns wohl erzählt, wenn er sich wieder etwas eingewöhnt hat?" fragte sie und Yugi nickte wieder. "Ganz bestimmt." antwortete er und das Mädchen lächelte erleichtert. "Ich bin so froh, dass er endlich wieder zu Hause ist." flüsterte sie und wischte sich über die Augen. Duke legte ihr einen Arm um die Schultern und reichte ihr ein Taschentuch. "Ich auch. Was ist mit Dir, Tristan?" wandte er sich an seinen braunhaarigen Freund, der sich bisher nicht an ihrer Unterhaltung beteiligt hatte. "Was?" fragte dieser und sah den Schwarzhaarigen verwirrt an. "Mensch, Du warst ja meilenweit weg. Freust Du Dich denn nicht darüber, dass Joey endlich wieder da ist?" fragte der Angesprochene zurück und Tristan nickte heftig. "Doch, natürlich. Ich frage mich bloss, ob es ihm auch wirklich gut geht." gab er zu und Ryou nickte verständnisvoll. "Das fragen wir uns doch alle. Aber Du bist schon seit gestern so komisch. Ist alles in Ordnung?" erkundigte er sich und der Braunhaarige nickte. "Ja, sicher. Da ist nur Verschiedenes, über das ich nachdenke." murmelte er und seufzte. "Ist aber nichts Wichtiges." setzte er dann hinzu, als er die beunruhigten Blicke seiner Freunde sah. "Na, wenn Du meinst. Hauptsache, Joey ist bald wieder ganz der Alte." seufzte Yugi und die Anderen nickten unisono. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Was ist? Brauchst Du Hilfe?" fragte Seto und sah Joey, der inzwischen aufgestanden und zum Schreibtisch gekommen war, von unten herauf an. Dieser schüttelte den Kopf. "Nö, geht schon. Ich weiss bloss nicht, was ich schreiben soll." gestand er und grinste schief. Der Größere rief sein E-Mail-Programm auf, gab die Adresse ein, die er von Joel hatte, und stand auf, um Platz für den Blondschopf zu machen. Der setzte sich zögerlich auf den Schreibtischstuhl und starrte auf den Monitor. 'Was soll ich ihm denn bloss schreiben?' fragte er sich, doch ihm wollte einfach nichts einfallen. "Wie wär's, wenn Du damit anfängst, dass Du wieder zu Hause angekommen bist?" schlug sein brünetter Klassenkamerad, dem seine Ratlosigkeit nicht entging, vor und der Angesprochene blickte dankbar zu ihm auf. "Gute Idee. Danke, Kaiba." murmelte er und machte sich daran, seine erste E-Mail an seinen amerikanischen Freund zu schreiben. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto liess sich währenddessen in einen der Sessel fallen und beobachtete seinen Klassenkameraden dabei, wie er hochkonzentriert auf die Tastatur einhämmerte. Dabei musste er unwillkürlich schmunzeln, denn Joey hatte die Zunge zwischen die Lippen geklemmt und machte ein ausgesprochen komisches Gesicht. "Ich bin fertig. Und wie verschick ich das jetzt?" fragte der Blondschopf nach einer Weile und sah den Älteren ratlos an. Dieser stand auf, trat hinter ihn und legte seine Hand auf die des Kleineren, die noch immer auf der Maus lag. "Ganz einfach." sagte er und klickte den 'Senden'-Button an. "Nur hier draufklicken." erklärte er dann und sah auf den Sitzenden herab. Joeys Gesicht war bei der Berührung seiner Hand flammend rot geworden. Sein Herz raste und er gab sich die größte Mühe, dem Jungunternehmer nicht zu zeigen, wie sehr ihn diese kleine Berührung aus dem Konzept gebracht hatte. "O... okay. Da... danke." murmelte er, nachdem er endlich wieder genügend Kontrolle über seine Stimme hatte, dass er antworten konnte, ohne allzu sehr zu stottern. "Du... kannst mich dann jetzt... wieder loslassen." setzte er leise hinzu und Seto, dem erst in diesem Moment bewusst wurde, dass seine Hand noch immer über der seines Klassenkameraden lag, kam seiner Aufforderung nach und liess ihn los. Im gleichen Moment, in dem die Wärme der anderen Hand von seiner verschwand, bereute der Blondschopf auch schon, dass er überhaupt etwas gesagt hatte. Es hatte sich wirklich gut angefühlt, von dem Brünetten berührt zu werden. Im Gegensatz zu den Berührungen, die er im letzten Jahr über sich hatte ergehen lassen müssen, war ihm das Gefühl von der Hand des Älteren auf seiner nicht unangenehm gewesen. 'Es muss schön sein, von ihm in den Arm genommen zu werden.' dachte er und seufzte unhörbar, denn sein Klassenkamerad würde das kaum jemals tun. 'Er darf auf gar keinen Fall erfahren, was ich für ihn empfinde. Sonst schmeisst er mich unter Garantie raus.' ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto war das Erröten des Jüngeren keinesfalls entgangen. 'Heisst das, dass sich an seinen Gefühlen für mich doch nichts geändert hat? Aber was war dann gestern mit diesem schwarzhaarigen Amerikaner? Warum hat Joey geweint, als dieser Kerl ihn umarmt hat?' fragte er sich, doch er kam zu keinem Ergebnis. Erst das Klingeln seines Telefons riss ihn wieder aus seinen Grübeleien. Leicht erschrocken zuckte der Jungunternehmer zusammen und nahm ab. "Kaiba." meldete er sich und lauschte eine Weile. "Heute?" fragte er dann und seufzte. "In Ordnung. Ich bin unterwegs. Halten Sie sie eine halbe Stunde auf." ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey warf dem Brünetten einen verstohlenen Seitenblick zu. Wer mochte das sein? War etwas passiert? Offenbar war es wichtig, denn der Siebzehnjährige legte auf und machte Anstalten, seinen Computer herunterzufahren. Dann griff er zu dem Aktenkoffer, der neben dem Schreibtisch stand, suchte einige Papiere zusammen und legte sie hinein. "Das war meine Sekretärin. Sieht so aus, als müsste ich heute doch noch ins Büro." erklärte er dem Blondschopf und dieser nickte. "Alles klar." sagte er und sah zu, wie der Andere zur Tür ging. Mit der Klinke in der Hand drehte sich Seto zu seinem Klassenkameraden um. "Was ist? Willst Du da Wurzeln schlagen, Joey?" fragte er und der Angesprochene sah ihn erstaunt an. "Ich soll mitkommen?" fragte er verdutzt und der Größere nickte. "Selbstverständlich." erwiderte er, als sei es das Natürlichste der Welt. "Wie willst Du sonst den ganzen Stoff aufholen? Du kannst mir schlecht Fragen stellen, wenn ich nicht hier bin, oder?" Die Stimme des Brünetten klang leicht gereizt und so beeilte sich der Sechzehnjährige, aufzustehen und ihm nach unten zu folgen. Im Flur nahm der Ältere seinen Mantel und bedeutete dem Kleineren dann, ihm zu folgen. Gemeinsam stiegen die Beiden in die vor der Haustür parkende Limousine und Seto wies den Fahrer an, zur Kaiba Corporation zu fahren. "Ich hoffe, es stört Dich nicht, dass Du mich begleiten musst, aber ich kann diesen Termin leider nicht aufschieben." wandte er sich dann an seinen Klassenkameraden und dieser schüttelte den Kopf. "Nee, schon okay. Stör ich Dich denn nicht?" wollte er wissen. Der Angesprochene verneinte. "Nicht, wenn Du Dich nicht allzu auffällig verhältst. Das Treffen ist sehr, sehr wichtig." erklärte er und Joey nickte. "Alles klar. Ich werd einfach so tun, als wäre ich gar nicht da." versprach er und grinste, obwohl er sich bei der Vorstellung, einem geschäftlichen Termin seines Klassenkameraden beizuwohnen, mehr als unwohl fühlte. 'Ich gehör nicht in sein Büro. Ich gehör nicht in sein Haus. Ich gehör nicht mal in sein Leben. Ich bin doch hier total fehl am Platz.' dachte er und seufzte unhörbar. Dass der Brünette ihn besorgt von der Seite musterte, bemerkte er nicht. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* So, das war's auch schon wieder. Das nächste Kappi gibt's in ein paar Tagen. Ich hoffe, es hat euch bisher gefallen und ihr lasst mir beim Rausgehen wieder nen Kommi da. Ihr wisst ja, wie kommgeil ich bin, nicht wahr? Man liest sich hoffentlich!! Karma Überraschung ------------ So, ihr Lieben, ihr habt mich überzeugt. Ihr wolltet unbedingt das nächste Kappi, also sollt ihr es auch bekommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr mich nach dem Lesen nicht mehr mögen werdet, aber damit muss ich dann wohl leben. *schluchz* Nyo, wie auch immer, enjoy reading (so weit das möglich ist)! Karma ********************************************************************************** Keine zehn Minuten später hielt die Limousine vor der Kaiba Corporation. Seto stieg aus und Joey folgte ihm, da er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Die Unterlagen mit dem Stoff, den er nachholen sollte, hielt er vor lauter Nervosität fest umklammert. Gemeinsam stiegen die Beiden in einen der Fahrstühle und der Blondschopf beobachtete fasziniert, wie sein Klassenkamerad einen Code eingab. "Damit kommen wir ohne Unterbrechung direkt bis nach oben." erklärte der Brünette, dem der neugierige Blick des Jüngeren keinesfalls entgangen war. Joey, dem seine Neugier furchtbar peinlich war, senkte den Kopf, denn er wollte nicht, dass der Größere sah, dass sein Gesicht glühte. Seto beobachtete ihn und schmunzelte kaum merklich, sagte jedoch nichts, um den Sechzehnjährigen nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen. 'Wie ein Welpe. Richtig niedlich.' dachte der Siebzehnjährige und seine Hand, die die Fahrstuhltür öffnen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. Hatte er das eben wirklich gedacht? Kopfschüttelnd drückte er die Tür auf und sah Joey auffordernd an. "Komm mit." sagte er und der Blondschopf nickte und folgte dem Älteren aus dem Aufzug und über einen mit einem weichen grauen Teppich ausgelegten Flur zu einer großen Flügeltür, auf der in goldenen Lettern die Initialen des Brünetten prangten. "Mein Büro." erklärte dieser überflüssigerweise und der Kleinere grinste. "Sag bloss. Wär ich ja nie drauf gekommen." witzelte er und erntete einen leicht spöttischen Blick seines Klassenkameraden. "Wie gut, dass ich Dich aufgeklärt habe." erwiderte dieser und der Sechzehnjährige wäre um ein Haar stehen geblieben. War das etwa wirklich ein Hauch Belustigung gewesen, den er aus der Stimme des Anderen herausgehört zu haben glaubte? Unsicher, weil er nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte, schwieg Joey einen Moment, doch dann begann er wieder zu grinsen. Wenn der Brünette schon versuchte, komisch zu sein, konnte er das doch sicher auch, oder? "Eigentlich war ich schon aufgeklärt, Kaiba. Aber der Versuch war nett gemeint." grinste er und sah den Größeren von unten herauf an. Dieser erwiderte den Blick und in seinen blauen Augen glaubte Joey tatsächlich so etwas wie Amüsement zu erkennen. "Versuchst Du, witzig zu sein, Joey? Das hast Du aber schon mal besser gekonnt." gab Seto zurück und bemühte sich, sich nicht anmerken zu lassen, wie froh er darüber war, den Blondschopf so gut gelaunt zu sehen. So gefiel ihm sein Hündchen wesentlich besser als so traurig und verwirrt, wie er am Wochenende gewesen war. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey genoss die Nähe seines Klassenkameraden sehr. Auch wenn er sich in der Kaiba Corporation immer noch nicht recht wohl fühlte und sich fragte, ob es wirklich eine gute Idee war, den Brünetten bei einem geschäftlichen Termin zu stören, war er doch froh, dass er Zeit mit ihm verbringen konnte. 'Ich bin immer noch total in ihn verliebt.' schoss es ihm durch den Kopf und er hatte Mühe, sich seine Gedanken nicht anmerken zu lassen. Innerlich tief durchatmend folgte er dem Älteren in dessen Büro und sah sich dort erst einmal ausgiebig um. Der Raum war riesig, aber ebenso wie das Arbeitszimmer in der Villa ausgesprochen funktional eingerichtet. Dominiert wurde die Einrichtung von einem gigantischen Schreibtisch, der sich gleich gegenüber der Tür befand und dem dort Arbeitenden so einen Blick auf jeden gewährte, der sein Büro betreten wollte. Ein Teil des Büros wurde von einem riesigen Konferenztisch eingenommen, der Platz für mindestens ein Dutzend Leute bot. In einer anderen Ecke befand sich eine bequem aussehende Sitzecke, die jedoch scheinbar nicht sehr oft benutzt wurde. Gleich neben dem Schreibtisch befand sich eine Fensterfront, die einen atemberaubenden Blick über beinahe ganz Domino City gewährte. Staunend trat Joey an die Glasscheiben und warf einen Blick nach draussen. "Wow!" entfuhr es ihm. Seto legte seinen Aktenkoffer auf dem Schreibtisch ab und trat neben den Kleineren ans Fenster. "Was für ne tolle Aussicht! Lenkt Dich das nicht manchmal ab?" erkundigte sich dieser und sah den Älteren an. Der Brünette schüttelte den Kopf. "Nein. Ich habe keine Zeit, um ständig aus dem Fenster zu sehen." erwiderte er und der Sechzehnjährige seufzte. "Versteh schon. Aber das ist ne ganz schöne Verschwendung. Da hast Du so nen tollen Ausblick von hier oben und nutzt ihn nicht." murmelte er und ging hinüber zu der Sitzecke. Dort liess er sich in einen der Sessel fallen und widmete sich schweigend seinen Unterlagen. Auf gar keinen Fall wollte er seinem Klassenkameraden auf die Nerven fallen. Seto trat zurück zu seinem Schreibtisch, um die Unterlagen für seinen Termin herauszulegen und noch einmal durchzusehen. Kurz wanderte sein Blick zu dem Blondschopf, doch dessen Aufmerksamkeit konzentrierte sich ganz auf die Blätter, die er in seiner Hand hielt. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Das Knacken der Gegensprechanlage lenkte die Aufmerksamkeit des Jungunternehmers wieder auf den vor ihm liegenden Termin. "Die Herren wären jetzt hier." erklang die Stimme seiner Sekretärin und der Siebzehnjährige atmete noch ein letztes Mal tief durch, bevor er antwortete. "Schicken Sie sie herein." befahl er und nur einen Augenblick später öffnete sich die große Flügeltür und die Vertreter von Yamashita Industries betraten den Raum. Seto begrüßte sie und bot ihnen dann einen Platz am Konferenztisch an. Dass einer der Eintretenden seinen blonden Klassenkameraden mehr als interessiert musterte, fiel ihm nicht auf. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey konzentrierte sich auf den aufzuholenden Stoff, so gut es eben ging. Die leisen Stimmen der Männer im Hintergrund störten ihn dabei kaum. Erst, als er eine Stimme vernahm, die ihm sehr bekannt vorkam, sah er auf und schlagartig wurde ihm eiskalt vor Schreck. Dort am Konferenztisch, schräg gegenüber seines Klassenkameraden, sass ein Mann, an den sich der Blondschopf nur zu gut erinnerte. 'Oh mein Gott!! Was macht der denn hier? Wenn der auch nur ein einziges Wort zu Kaiba sagt, dass und woher er mich kennt, ist alles aus!!' dachte der Sechzehnjährige, stand auf und verliess das Büro so schnell, wie es unauffällig möglich war. Draussen vor der Tür warf ihm Miss Hayate, die Sekretärin seines Klassenkameraden, einen besorgten Blick zu, als er sich gegen das Holz lehnte. "Fühlen Sie sich nicht wohl?" fragte sie, denn der blonde Junge, der vor ihr stand, war erschreckend blass und keuchte, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich. "Ich... geht schon. Wo ist hier die Toilette?" fragte der Sechzehnjährige heiser und hoffte inständig, die nette junge Frau möge ihm nicht ansehen, dass er am liebsten weggelaufen wäre. Scheinbar nahm sie das jedoch nicht wahr, denn sie wies nur mit der Hand den Flur entlang. "Ganz am Ende des Ganges. Die letzte Tür auf der linken Seite." erklärte sie und Joey warf ihr einen dankbaren Blick zu, bevor er schleunigst in die angegebene Richtung verschwand. In der Toilette angekommen schloss er sich in einer der Kabinen ein, setzte sich auf den Toilettendeckel, zog die Beine an und stütze den Kopf auf die Knie. "Scheisse!" murmelte er und zuckte zusammen, doch ausser ihm war niemand da, der ihn hätte hören können. Mühsam blinzelte der Blondschopf die Tränen zurück, die ihm in die Augen getreten waren. 'Wenn er Kaiba was sagt, bin ich geliefert. Er wird sich vor mir ekeln.' dachte er und seufzte bitter auf. 'Aber was wäre daran schlimm? Er hätte ja Recht. Ich bin doch wirklich das Letzte. Ich gehör nicht hierher. Ich gehör überhaupt nirgendwo hin.' sinnierte der Sechzehnjährige und seufzte erneut. Dass er inzwischen nicht mehr alleine war, bemerkte er nicht. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Entschuldigen Sie, Mr. Kaiba, aber wo finde ich die Toilette?" Leicht ungehalten wegen der Unterbrechung wandte Seto dem Sprecher – Mr. Iwamoto, wenn er sich recht erinnerte – das Gesicht zu. "Die letzte Tür auf der linken Seite, ganz am Ende des Flurs." erklärte er, ohne dem Mann großartig Beachtung zu schenken. Sobald er aufgestanden war, wandte sich der Brünette wieder dem Gespräch mit dem Rest der Delegation zu. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Leise seufzend erhob sich Joey wieder von seinem Sitzplatz, schloss die Tür auf und wollte die Kabine verlassen, doch das gelang ihm nicht mehr. Direkt vor ihm stand Iwamoto und grinste ihn an. "Lange nicht gesehen, Kleiner." sagte er und liess seinen Blick ungeniert über den Körper des Blondschopfs wandern. Der Sechzehnjährige schluckte und seine Augen weiteten sich vor Schreck. "Du warst ganz schön lange nicht da. Du hast mir gefehlt." setzte der Mann hinzu und dem Jüngeren wurde von dem lüsternen Unterton in seiner Stimme augenblicklich schlecht. "Ich... ich mach... das... nicht mehr." murmelte er und versuchte, sich an dem Älteren vorbeizuschieben, doch dieser hielt seinen Arm fest. "Was soll das denn heissen? Ich hab so lange auf Dich gewartet und jetzt willst Du mir erzählen, Du machst es nicht mehr?" fragte Iwamoto und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. "Ich... hab wirklich... aufgehört." erwiderte Joey verzweifelt und versuchte, sich aus dem Griff des Anderen zu befreien, doch dieser war unglücklicherweise stärker als er. 'Nein, bitte nicht. Nicht schon wieder. Womit hab ich das denn bloss verdient?' fragte sich der Blondschopf, schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippe. Offenbar hatte ihn sein altes Leben doch wieder eingeholt – schneller, als er es sich zu träumen gewagt hatte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************** Tja, das war's auch schon wieder. Fies, oder? Jaja, ich weiss. Ihr glaubt nicht, wie leid es mir tut, dass das Hündchen so leiden muss. Also, alle Morddrohungen etc. bitte per ENS, Kommi oder GB direkt an mich. *schon mal deckung such* Das nächste Kappi wird wahrscheinlich etwas dauern, weil ich das 28. Kappi erst fertigschreiben will, bevor ich Kappi 27 on stelle. Na, ihr werdet ja sehen, wann es on kommt. Man liest sich! Karma, *eiligst in deckung verschwind* Rettung in letzter Sekunde -------------------------- So, weil ich nicht zulassen kann, dass meine süsse Aschra wegen Joeys Leiden Alpträume bekommt, lad ich auch gleich das nächste Kappi hoch. Ich hoffe, es kommt noch vor dem Schlafengehen on, Liebes! Ich hab ja gesagt, ihr würdet mich für das hassen, was ich dem armen Joey antue. Und ich muss gestehen, ich fühl mich auch ganz schäbig, wenn ich so fies zu ihm bin. *heul* Nyo, ich hoffe, dieses Kappi entschädigt euch für die ausgestandenen Schrecken und lässt euch auch euren Groll gegen mich vergessen. *bettelblick aufsetz* Und jetzt: Enjoy!!! Karma ********************************************************************************* "Natürlich hast Du das." erwiderte Iwamoto mit einem übertrieben freundlichen Unterton. "Und genau deshalb bist Du jetzt auch bei Kaiba und sitzt in seinem Büro." fügte er hinzu und drängte den Jungen wieder zurück in die Kabine, aus der er gekommen war. "Ich... Kaiba hat gar nichts damit zu tun. Ich mach das einfach nicht mehr." gab Joey zurück und versuchte ein weiteres Mal, sich zu befreien, doch das gelang ihm wieder nicht. "Erzähl mir nichts. Zahlt er so viel besser? Hat er jetzt etwa ein Exklusivrecht? Machst Du nur noch für ihn die Beine breit?" höhnte der Ältere und der Sechzehnjährige zuckte zusammen, als wäre er geohrfeigt worden. 'Ich wünschte, es wäre wirklich so. Ich wünschte, er würde mich auch wenigstens ein bisschen mögen. Ich wünschte, er würde mich nicht hassen.' dachte er verzweifelt und liess den Kopf hängen. Iwamoto, der seine Aussage bestätigt sah, griff unter das Kinn des Kleineren, hob seinen Kopf und presste seine Lippen hart auf die des Jungen. Joey traten wieder Tränen in die Augen und er schloss sie schnell, denn er wollte nicht, dass der Ältere ihn weinen sah. "Komm schon. Wenn Du's für ihn machst, kannst Du's doch auch für mich machen. Wir hatten doch immer viel Spass zusammen." lockte dieser und der Blondschopf spürte, wie sich Übelkeit in ihm ausbreitete. 'Spass? Ja, klar, er hatte seinen Spass. Was ich dabei gefühlt hab, hat ihn doch nie interessiert. Genauso wenig wie es irgendjemand Anderen interessiert hat.' dachte der Sechzehnjährige und drehte das Gesicht weg. Der Andere war wesentlich kräftiger als er, also wäre nachgeben wohl die klügste Entscheidung. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Als Iwamoto auch nach mehr als zwei Minuten noch nicht wieder zurück war, warf Seto einen ungeduldigen Blick zur Tür seines Büros. Er brauchte die Unterschrift dieses Mannes unter dem Vertrag, wenn alles unter Dach und Fach kommen sollte. Innerlich seufzend liess der Brünette den Blick durch das Büro schweifen. Dabei fiel ihm auf, dass Joey nicht mehr auf seinem Platz in der Sitzecke sass. Seine Papiere lagen unordentlich auf dem Tisch, als hätte er sie fallengelassen. Aus unbestimmten Gründen beunruhigt warf der Jungunternehmer einen Blick auf seine Armbanduhr. Geschlagene sechs Minuten war Iwamoto jetzt schon weg. Konnte irgendjemand wirklich so lange auf der Toilette brauchen? "Verzeihen Sie die Frage, Mr. Kaiba, aber wer war der blonde junge Mann, der vorhin hier war?" riss ihn die Stimme eines der anderen Verhandlungspartner aus seinen Grübeleien. "Wieso fragen Sie?" erkundigte sich der Angesprochene, ohne ihm eine Antwort zu geben. "Nun, mir schien, Mr. Iwamoto würde ihn kennen. Jedenfalls sah es so aus." erwiderte der Mann und in dem Moment, in dem seine Worte zu Seto durchdrangen, war er augenblicklich alarmiert. 'Er kennt Joey?' dachte er entsetzt, denn er konnte sich genau vorstellen, woher Iwamoto den Blondschopf kannte. "Entschuldigen Sie mich." Der Brünette stand auf, verliess sein Büro und wandte sich an seine Sekretärin. "Der blonde Junge – wohin ist er gegangen?" fragte er und als Miss Hayate in Richtung der Toilette deutete, sah der Siebzehnjährige seine schlimmste Ahnung bestätigt. 'Wenn dieser Kerl meinem Hündchen auch nur ein einziges Haar krümmt, bringe ich ihn eigenhändig um. Niemand tut Joey mehr etwas an. Niemand zwingt ihn zu etwas, was er nicht will. Das lasse ich nicht zu!' dachte er und stürmte in Richtung der Toilette. Den verwunderten Blick seiner Sekretärin bemerkte er nicht. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Bitte, ich... ich will nicht." versuchte Joey es noch ein letztes Mal, doch Iwamoto machte sich bereits an seiner Jeans zu schaffen. "Nun hab Dich doch nicht so. Es wird auch nicht lange dauern." erwiderte er und drehte den Jungen mit einer schnellen Bewegung um, so dass er nun mit dem Gesicht zur Kabinenwand stand. 'Wenigstens muss ich ihn so nicht ansehen.' dachte der Blondschopf und fühlte, wie ihm – aller Versuche, sich zu beherrschen, zum Trotz – wieder Tränen über das Gesicht liefen. 'Hoffentlich ist es wenigstens schnell vorbei.' betete er inständig. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Iwamoto wollte gerade die Hose des Sechzehnjährigen herunterziehen, als Seto die Toilette betrat. Beim Anblick dessen, was dieser Kerl mit Joey – der sich ganz offenbar in sein Schicksal ergeben hatte, denn er unternahm nichts, um sich zu wehren – vorhatte, wurde das Gesicht des Jungunternehmers weiss vor Wut. Bevor der Mann wusste, wie ihm geschah, wurde er am Kragen gepackt und zurückgerissen, so dass er den Blondschopf losliess. Mit einem dumpfen Krachen prallte er an die gegenüberliegende Wand und fand sich im nächsten Moment einem bis aufs Äusserste gereizten Seto Kaiba gegenüber. "Was soll...?" setzte Iwamoto an, doch der Siebzehnjährige liess ihn nicht ausreden. "Raus hier. Sofort." zischte er bedrohlich und machte einen Schritt auf den Älteren zu. Dieser sah ihn ärgerlich an. "Ich wüsste nicht, was Sie das angeht." erwiderte er kühl. "Ich werde es nur noch ein einziges Mal sagen: Raus. Aus. Meiner. Firma. Sie und Ihre Leute. Sofort. Oder ich rufe den Sicherheitsdienst." Der Brünette hatte große Mühe, sich zurückzuhalten. Am liebsten hätte er Iwamoto persönlich verprügelt und dann eigenhändig rausgeworfen. 'Wie kann er es wagen? Wie kann er es wagen, seine schmierigen Finger an Joey zu legen?' dachte Seto und knirschte hörbar mit den Zähnen. "Ich weiss ja, dass er gut ist und Sie ihn für sich haben wollen, aber das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, so mit mir zu reden, Kaiba." brauste der Ältere auf und der Jungunternehmer atmete zischend aus. "Und ob ich das Recht habe. Das, was Sie vorhatten, nennt man gemeinhin Vergewaltigung. Sie hören von meinen Anwälten. Und jetzt raus hier, oder ich vergesse meine gute Erziehung." sagte er dann gefährlich ruhig. Seine blauen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und in ihren Tiefen loderte ein unheilverkündendes Feuer, das Iwamoto deutlich sichtbar schlucken liess. "Sie haben noch genau drei Sekunden." murmelte der Brünette, sah den Anderen kalt an und begann zu zählen. "Eins." Der Ältere starrte ihn ungläubig an. "Zwei. Wenn ich Sie wäre, würde ich mich beeilen." Beim schneidenden Klang der Stimme des Siebzehnjährigen zog sein Gegenüber fröstelnd die Schultern hoch. "Drei. Sie haben es so gewollt." Bei diesen Worten trat Seto auf Iwamoto zu, packte ihn am Kragen und schob ihn aus der Toilette direkt auf den erstbesten seiner Sicherheitsmänner zu. "Dieser Herr hier möchte gehen." sagte er eisig und der Mann nickte, nahm den sichtlich blassen Iwamoto in Empfang und schob ihn in Richtung Aufzug. Der Jungunternehmer atmete mehrmals tief durch, um seinen Zorn wieder unter Kontrolle zu bekommen, dann wandte er sich um und ging zurück in die Toilette, doch von seinem blonden Klassenkameraden war weit und breit nichts mehr zu sehen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ In dem Moment, in dem der Siebzehnjährige in die Toilette geplatzt war und Iwamoto von ihm weggezerrt hatte, war Joey wie versteinert. Das, was der Brünette sagte, bekam er nur am Rande mit. Seine Erstarrung löste sich erst, als sein Klassenkamerad Iwamoto aus der Toilette schob. Blitzschnell zog der Blondschopf seine Hose wieder an, warf die Tür der Kabine, in der er immer noch stand, zu und schloss sich erneut ein. Nach dem, was gerade vorgefallen war, wollte und konnte er Kaiba einfach nicht ins Gesicht sehen. 'Jetzt wird er’s wissen. Er ist ja schliesslich nicht dumm. Dieser Dreckskerl erzählt ihm sicher alles. Und dann schmeisst er mich raus. Scheisse, ich wünschte, ich wäre tot!' dachte Joey und konnte nichts gegen das Schluchzen tun, dass sich seinen Weg durch seine Kehle bahnte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Joey?" fragte Seto leise, doch er erhielt keine Antwort. Tief durchatmend lehnte sich der Jungunternehmer einen Moment lang an die Wand neben den Waschbecken und schloss die Augen. Sofort schob sich die Szene, die er bei seinem Eintreffen in der Toilette vorgefunden hatte, wieder in sein Bewusstsein. 'Ich wäre beinahe zu spät gekommen. Beinahe hätte dieser Kerl ihn...' dachte der Brünette, ballte seine Hände in hilfloser Wut zu Fäusten und schlug im nächsten Moment mit aller Kraft gegen den Spiegel, der ihm am nächsten hing. Als sich die scharfen Scherben in seine linke Hand bohrten, fluchte der Siebzehnjährige unterdrückt. Verdammt, warum in aller Welt hatte der Blondschopf sich denn bloss nicht gewehrt? Etwas, das er nicht wollte, klaglos hinzunehmen, war doch sonst nicht seine Art. 'Warum bin ich mir da so sicher? Immerhin hat er sich auch nicht gegen seinen... Erzeuger gewehrt. Ich kenne ihn nicht. Ich weiss überhaupt nichts von ihm.' dachte Seto bitter und machte sich daran, die Splitter aus seiner Hand zu entfernen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey zuckte zusammen, als er seinen Namen hörte, doch er antwortete nicht. Er hatte sich wieder auf den Toilettendeckel gesetzt, seine Beine angezogen und sie mit den Armen umschlossen. Sein ganzer Körper zitterte und er hatte wieder einmal das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Das Geräusch von splitterndem Glas und ein leises Fluchen liessen den Kopf des Sechzehnjährigen hochrucken, doch er wagte nicht, aufzustehen und nachzusehen, was geschehen war. 'Er wird mich hassen. Er wird mich nie, nie wiedersehen wollen.' dachte er und wischte sich über das Gesicht, aber das half nicht gegen die Tränen, die ihm noch immer über die Wangen liefen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto nahm etwas Toilettenpapier und wickelte es um seine blutende Hand. Dann verliess er die Toilette und wies einen der Sicherheitsmänner an, Joey auf keinen Fall gehen zu lassen, falls er die Toilette ebenfalls verlassen sollte. Mit energischen Schritten ging der Jungunternehmer zielstrebig auf sein Büro zu, öffnete die Tür und sah die Delegation von Yamashita Industries kalt an. "Wir sind fertig, meine Herren. Ich möchte Sie bitten, umgehend mein Büro zu verlassen. Der Vertrag hat sich erledigt." sagte er. "Aber das können Sie doch nicht tun!" protestierte einer der Männer und stand auf. Der Siebzehnjährige warf ihm einen eisigen Blick zu, trat zum Tisch und zerriss ohne Zögern den Vertrag. "Doch, ich kann. Und jetzt gehen Sie, oder ich lasse Sie von meinem Sicherheitspersonal entfernen." entgegnete er und wartete, bis die sichtlich aufgebrachten Männer sein Büro verlassen hatten. Seufzend lehnte er sich gegen den Konferenztisch und schloss für einen Moment die Augen. Dann ging er zu seinem Schreibtisch und instruierte Roland telefonisch, die Limousine vorfahren und den kaputten Spiegel in der Toilette ersetzen zu lassen. Seine linke Hand, mit der er den Spiegel zerschlagen hatte, schmerzte, doch das ignorierte der Brünette. Entschlossen ging er zurück in die Toilette und stellte sich vor die noch immer abgeschlossene Kabine, in der sein Klassenkamerad sich befinden musste. "Joey? Komm endlich da raus. Wir fahren nach Hause." sagte er leicht ungehalten, doch er bekam wieder keine Antwort. "Also gut. Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder Du öffnest freiwillig die Tür und kommst raus, oder ich komme zu Dir rein." ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Der gereizte Unterton in der Stimme seines Klassenkameraden entging dem Blondschopf nicht, doch er machte keine Anstalten, aufzustehen und die Tür zu öffnen. "Gut, Du hast es so gewollt." erklang es von draussen. "Ich hoffe für Dich, dass Du weit genug von der Tür entfernt bist, denn ich werde sie eintreten, wenn Du nicht freiwillig herauskommst." setzte der Brünette hinzu und gegen seinen Willen musste Joey grinsen. Ja, er traute es dem Älteren durchaus zu, die Toilettentür einzutreten. Ein Kaiba hielt seine Versprechen schliesslich immer. 'Was soll's? Ich kann nicht ewig hier bleiben. Dann sitz ich eben wieder auf der Straße. Wär ja nicht das erste Mal.' dachte der Sechzehnjährige, wischte sich über das Gesicht und erhob sich langsam, um die Tür doch noch zu öffnen. Schliesslich wollte er nicht daran Schuld sein, wenn die – sicherlich unheimlich teure – Einrichtung der Kaiba Corporation beschädigt wurde. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Gerade als Seto seine Drohung wahrmachen wollte, öffnete sich die Tür wieder und er sah sich einem Joey Wheeler gegenüber, der die Schultern hängen liess und dessen Gesicht vom Weinen gerötet war. Der Anblick versetzte ihm einen Stich. "Komm, wir gehen." wandte er sich ungewohnt sanft an den Jüngeren, doch diesem schien sein Tonfall nicht aufzufallen. Mit gesenktem Kopf trottete er neben dem Größeren her zum Aufzug und stieg unten widerspruchslos in die bereitstehende Limousine. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* So, ab jetzt geht's etwas langsamer weiter, weil der Rest erst noch geschrieben werden muss. Aber ich versuche, mich zu beeilen. *promise* Man liest sich!!! Karma Wieder zu Hause --------------- Weil ich schon wieder so nett gebeten wurde (und weil ich in der letzten Nacht ein paar Kappis geschafft hab, um meinen Vorsprung halten zu können), lad ich jetzt schon mal Kappi 28 hoch. Und wieder eins, wofür ihr mich hassen werdet. *heul* Widmung: Dieses Kappi widme ich meiner lieben Mihikoru, und das gleich aus mehreren Gründen. Erstens: Sie hat mich so lieb darum gebeten, es heute schon on zu stellen. Zweitens: Sie hat mir den 100. (!!!!!!) Kommi zu 'Runaway' geschrieben. Damit ist das meine Story mit den meisten Kommis ever und auch die erste, die die 100-Kommi-Marke geknackt hat. Danke, Süsse!!!! *knutschaz* Drittens: Sie hat mir sooooo viele süsse Bilder geschickt, damit ich demnächst mal vernünftige Charapics hochladen kann. *umknuffel* Viertens: Sie hat's einfach verdient!!! Und jetzt: Enjoy reading!!! Karma ********************************************************************************* Die ganze Rückfahrt zur Kaiba-Villa schwiegen die Beiden. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und keinem von ihnen stand der Sinn danach, mit dem Anderen zu reden. Joey schämte sich unsagbar dafür, dass der Brünette ihn in einer derartigen Situation gesehen hatte, und Seto machte sich selbst schwere Vorwürfe, dass es ihm nicht gelungen war, das Versprechen, das er sich selbst nach dem Verschwinden des Blondschopfs gegeben hatte, zu halten und ihn zu beschützen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Unhörbar seufzend schloss der Siebzehnjährige die Augen. Am liebsten hätte er den Jüngeren, der wie ein Häufchen Elend in den Polstern sass, in seine Arme gezogen, ihm tröstend über den Rücken gestreichelt und ihm versprochen, dass so etwas nie wieder passieren würde, doch er wagte nicht, Joey zu berühren. 'Wenn ich ihm doch bloss irgendwie helfen könnte!' dachte der Brünette und öffnete seine Augen wieder. Noch immer sass sein Klassenkamerad zusammengesunken an der anderen Tür der Limousine, hatte seine Arme wie zum Schutz um seinen Oberkörper geschlungen und starrte blicklos aus dem Fenster. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey wurde erst aus seiner Erstarrung gerissen, als der Wagen vor der Villa des Älteren hielt. "Wir sind da, Joey." murmelte dieser leise, ohne den Blondschopf anzusehen und der Sechzehnjährige kämpfte erneut mit seinen Tränen. 'Er weiss Bescheid. Auf jeden Fall. Jetzt weiss er alles. Er schmeisst mich bestimmt raus.' dachte er, rutschte zur Tür und stieg aus der Limousine. Da er nicht wusste, ob er hier wirklich noch willkommen war, blieb er stehen und wartete. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto öffnete die Haustür und drehte sich dann zu seinem Klassenkameraden um. Dieser stand noch immer auf dem gleichen Fleck und rührte sich nicht. Er hielt den Kopf gesenkt und machte keinerlei Anstalten, ihm zu folgen. Dem Jungunternehmer entging nicht, dass der Kleinere am ganzen Körper heftig zitterte. Wieder hatte er das Bedürfnis, den Blondschopf in den Arm zu nehmen, doch er verbot es sich selbst. Auf keinen Fall wollte er den Anderen nach diesem Erlebnis noch mehr verschrecken, als er ohnehin schon war. "Kommst Du, Joey?" fragte er leise und der Angesprochene setzte sich in Bewegung, ohne auch nur ein einziges Mal aufzusehen. Seto beobachtete ihn genau und die zwei feuchten Flecken, die vor den Füssen des Jüngeren auf dem Boden waren, entgingen ihm keineswegs. 'Er weint? Oh, bitte nicht! Er darf nicht weinen! Ich habe ihn doch nicht nach Hause geholt, damit es ihm wieder schlecht geht. Er soll sich wohlfühlen. Er soll glücklich sein und endlich wieder lachen können.' dachte Seto und seine rechte Hand krampfte sich um den Türknauf, während er seine linke zur Faust ballte – eine Geste, die er sofort bereute, denn seine Hand begann augenblicklich wieder zu schmerzen und zu bluten. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey entging der leise Schmerzenslaut des Größeren nicht. Vorsichtig sah er auf und wurde blass, als er sah, dass von der linken Hand des Anderen Blut auf den Boden tropfte. "Du bist ja verletzt!" stiess er entsetzt hervor und der Angesprochene winkte ab. "Das ist nichts Schlimmes. Nur ein Kratzer." versuchte er, den Jüngeren zu beruhigen, doch dieser achtete nicht darauf, sondern entfernte das Toilettenpapier von der verletzten Hand, um sich die Wunde anzusehen. "Das muss verbunden werden." sagte er leise und betrat zögerlich die Villa. Kaum im Flur angekommen, sprintete er auch schon die Treppe nach oben und machte sich auf die Suche nach einem der unzähligen Badezimmer. Den verdutzten Blick seines Klassenkameraden bemerkte er nicht mehr. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ 'Macht er sich etwa meinetwegen Sorgen? Dabei ist er doch Derjenige, dem um ein Haar etwas Furchtbares passiert wäre. Und da regt er sich wegen ein paar kleiner Kratzer auf?' wunderte sich Seto, schüttelte den Kopf und lächelte leicht, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Das war wieder einmal vollkommen typisch für sein Hündchen. Egal, wie schlecht es ihm selbst ging, zuallererst sorgte er sich immer um alle Anderen. 'Was für ein Idiot!' dachte der Brünette, ohne es wirklich böse zu meinen. Im Gegenteil, die Sorge seines Klassenkameraden um seine Gesundheit sorgte dafür, dass sich in seinem Magen ein seltsames, aber nichtsdestoweniger unglaublich angenehmes, warmes Gefühl ausbreitete. Noch immer leicht lächelnd zog er seinen Mantel aus und wollte ihn aufhängen, doch ein Blick auf seinen blutverschmierten Ärmel sagte ihm, dass es besser wäre, das Kleidungsstück erst einmal reinigen zu lassen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Während sein brünetter Klassenkamerad unten im Flur stehen blieb, riss Joey im oberen Stockwerk schon die sechste Tür auf, doch noch immer hatte er kein Bad gefunden. 'Verdammt, gibt es in diesem riesigen Kasten etwa nirgendwo ein Badezimmer?' fluchte er in Gedanken und atmete erleichtert auf, als er hinter der siebten Tür schlussendlich fündig wurde. Sofort stürzte er zum Schrank und suchte darin herum, bis er Verbandszeug gefunden hatte. Beladen mit dem, was er für die Behandlung der Verletzung des Älteren brauchen würde, sprintete der Blondschopf wieder zurück nach unten und sah sich erst einmal suchend um, denn der Brünette war nicht mehr da, wo er ihn zurückgelassen hatte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Kaiba? Wo steckst Du?" erklang die Stimme des Sechzehnjährigen aus dem Flur und der Angesprochene trat aus der Küche, in der er sich das Blut von der Hand gewaschen hatte, wieder zu dem Kleineren. Unwillkürlich musste er schmunzeln, als er sah, wie der Blondschopf mit den Händen voller Verbandszeug vor ihm stand. "Grins nicht so blöd, Kaiba! Das muss verbunden werden." fauchte Joey den Größeren an und zu seiner grenzenlosen Verwunderung winkte dieser ihn hinter sich her – zurück in die Küche, aus der er kurz zuvor gekommen war. Seto liess sich auf einem der Stühle am Küchentisch nieder und der Jüngere lud erst einmal das Verbandszeug ab, bevor er sich ebenfalls setzte, die Hand seines Klassenkameraden vorsichtig in seine nahm und sich die Verletzungen genauer ansah. "Was hast Du denn da gemacht? Das sieht ja echt übel aus." murmelte der Sechzehnjährige mehr zu sich selbst. Behutsam entfernte er noch ein paar winzige Glassplitter aus der Wunde und sah auf, als der Ältere zischend die Luft einzog. "Tut mir leid, Kaiba. Aber das muss sein, sonst entzündet sich das noch." sagte er entschuldigend und wandte das Gesicht sofort wieder ab, denn der forschende Blick aus den blauen Augen des Anderen ging ihm durch und durch. "Es geht schon." erwiderte der Angesprochene und liess zu, dass Joey seine Hand vorsichtig desinfizierte und dann einen Verband anlegte. "Aber was ist mit Dir? Wie geht es Dir?" fragte er besorgt, als der Blondschopf beinahe fertig war. Der Jüngere hielt in seiner Bewegung inne und liess die Schultern hängen. "Alles okay." nuschelte er und hoffte inständig, der Brünette möge ihm glauben. Gleichzeitig kämpfte er gegen die Tränen, die ihm schon wieder in die Augen treten wollten. "Mit mir ist alles in Ordnung." versicherte er noch einmal, ohne aufzusehen. Der Siebzehnjährige schnaubte. "Das glaubst Du doch wohl selber nicht!" fuhr er den Kleineren an. Dieser zuckte erschrocken zusammen und machte sich auf dem Stuhl so klein wie möglich. "Tut mir..." setzte er an, doch der Ältere liess ihn nicht ausreden. "Verdammt, Joey!" Wütend schlug Seto mit seiner unverletzten Hand auf den Küchentisch. "Warum wehrst Du Dich nicht? Warum lässt Du Dir alles gefallen? Das ist doch sonst nicht Deine Art! Ich verstehe das nicht! Warum, Joey?" Gleich nach seinem Ausbruch bereute der Brünette sein Verhalten auch schon wieder, denn der Blondschopf war mit jedem Wort von ihm kleiner geworden und hatte sich noch mehr in sich selbst zurückgezogen. "Joey? Es tut mir... ich wollte nicht..." murmelte er, doch bevor er seinen Satz beenden konnte, sprang der Sechzehnjährige auf, rannte aus der Küche und der Siebzehnjährige konnte seine Schritte auf der Treppe hören. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey rannte ziellos durch die Villa. Nur weg von Kaiba, weg von seinen Worten und seinen Blicken. Tränen liefen ihm über das Gesicht und er konnte kaum etwas erkennen, doch das war ihm völlig egal. Ebenso egal war es ihm, wo er hinrannte. Hauptsache weit weg. 'Er hat doch keine Ahnung! Er weiss doch nicht, wie das ist, wenn der eigene Vater so was von einem verlangt. Er weiss nicht, wie das ist, wenn man tagtäglich von irgendwelchen ekelhaften, kranken Perversen angegrabscht wird und auch noch Schläge dafür kriegt, wenn man widerspricht.' dachte der Blondschopf und beschleunigte seine Schritte. Wenn er gekonnt hätte, wäre er aus der Villa herausgerannt und in der Stadt untergetaucht, doch er hatte sich bereits hoffnungslos in dem riesigen Haus verlaufen. Als der Sechzehnjährige um die nächste Ecke bog, stolperte er über eine Teppichkante und schlug der Länge nach auf dem Boden auf. Einen Moment lang dachte er darüber nach, aufzustehen und weiterzurennen, doch dann blieb er liegen, wo er war, und rollte er sich schluchzend auf dem Boden zusammen. 'Kaiba hat leicht reden. IHM ist das ja nicht passiert. Er weiss ja nicht, wie ekelhaft und schmutzig man sich fühlt. Er weiss nicht, wie sich das anfühlt, wenn der eigene Vater einem das Herz rausreisst und lachend darauf rumtrampelt.' ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* Das war's auch schon wieder. Ich weiss, meine Kappis sind kurz, aber dafür umso fieser. Ich glaub, ich hab ne Sado-Ader - so, wie ich das arme Hündchen quäle. Nyo, es wird auch wieder besser. *promise* Vielleicht lad ich nachher auch noch Kappi 29 hoch. Werdet ihr ja sehen. Man liest sich hoffentlich!! Karma Versöhnungsversuch à la Kaiba ----------------------------- Da meine liebe kanashimi mich so nett gebeten hat (bitte nicht so tun, als würdest Du mich nicht mehr mögen - bin doch so sensibel und ertrag das nicht!!!), stell ich auch gleich das nächste Kappi hoch. Wünsche viel Spass beim Lesen (und Kommentieren)!!! Karma ********************************************************************************* "Ich Idiot! Ich unsäglicher Trottel!!" Fluchend liess sich Seto für einen Moment wieder auf den Küchenstuhl sinken, dann stand er ebenfalls auf und machte sich umgehend auf die Suche nach seinem blonden Klassenkameraden. Sein erster Weg führte den Jungunternehmer in das Zimmer des Jüngeren, doch dort war er nicht. Abgrundtief seufzend suchte der Brünette weiter, doch auch nach mehr als einer halben Stunde und dem Öffnen unzähliger Türen im ganzen Haus hatte er sein Hündchen noch immer nicht gefunden. 'Dann muss ich das eben anders machen.' dachte er und ging in den Raum, in dem die Videoüberwachung seiner Villa aufgezeichnet wurde. Dort sah er so lange auf die Bildschirme, bis er seinen Klassenkameraden gefunden hatte. Der Anblick des Kleineren versetzte ihm einen Stich. Er lag zusammengerollt und zitternd in einem der hinteren Flure auf dem Boden und es war nicht zu übersehen, dass er haltlos weinte. 'Und das nur meinetwegen. Nur, weil ich so ein unsensibler Trampel bin!' So schnell, wie er den Raum betreten hatte, verliess der Siebzehnjährige ihn auch wieder und machte sich auf den Weg zu dem Flur, in dem Joey lag. 'Ich muss mich unbedingt bei ihm für das entschuldigen, was ich gesagt habe. Ich hatte kein Recht, ihn so anzuschreien. Nicht nach dem, was er alles durchgemacht hat.' ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey versuchte, sich zu beruhigen, aber das gelang ihm einfach nicht. Sein ganzer Körper hatte sich verkrampft, seine Fingernägel bohrten sich schon schmerzhaft in seine Oberarme, doch das nahm er nur am Rande wahr. Und selbst, wenn er gewollt hätte, er hätte nicht loslassen können. 'Er hasst mich. Und er verachtet mich dafür, dass ich so schwach bin. Aber ich kann nicht anders! Ich halt das nicht mehr aus! Ich kann mich nicht mehr wehren! Ich hab einfach keine Kraft mehr!' dachte er verzweifelt und presste seine Lider fest zusammen. Er wollte nichts mehr hören und nichts mehr sehen. 'Warum kann ich nicht einfach verschwinden? Mich ganz einfach in Luft auflösen. Dann fall ich auch niemandem mehr zur Last. Und vor allem sieht er mich dann nicht mehr so an. Ich ertrag das einfach nicht mehr. Ich will nicht mehr!' In seiner Verzweiflung bemerkte der Sechzehnjährige nicht, dass sein älterer Klassenkamerad um die Ecke bog. Dass der Brünette vor ihm in die Hocke ging und auf ihn herabsah, bemerkte er ebenso wenig. Erst nach einer ganzen Weile drang die Stimme des Jungunternehmers zu ihm durch. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Als Seto sein Hündchen endlich gefunden hatte, schnürte ihm der Anblick des Jüngeren die Luft ab. 'Ich wollte ihm doch nicht so wehtun. Verdammt, was bin ich doch für ein Idiot!' schalt er sich selbst und streckte die Hand nach dem noch immer schluchzenden Blondschopf aus, wagte dann aber doch nicht, ihn zu berühren. "Joey? Hörst Du mich? Es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen dürfen. Ich hatte kein Recht dazu, über Dich zu urteilen." murmelte der Brünette leise, doch der Kleinere machte nicht den Eindruck, als wäre auch nur ein Wort von dem, was der Ältere gesagt hatte, zu ihm durchgedrungen. Abgrundtief seufzend liess sich der Siebzehnjährige auf den Boden neben seinem Klassenkameraden sinken und löste vorsichtig seine verkrampften Finger von seinen Armen. "Joey? Bitte hör auf zu weinen. Hier kann Dir nichts mehr passieren. Du bist in Sicherheit." Noch immer reagierte der Sechzehnjährige nicht, also nahm Seto behutsam seine Hand. Die Finger fühlten sich eiskalt an und ohne sich dessen bewusst zu sein, streichelte der Größere sie vorsichtig. Dann beugte er sich etwas vor und strich dem Jüngeren ein paar blonde Strähnen aus dem Gesicht. "Du musst keine Angst mehr haben. Dir wird nie wieder jemand wehtun. Das verspreche ich Dir. Ich beschütze Dich. Und ich lasse nicht zu, dass Dir noch mal etwas passiert. Niemand wird Dir je wieder zu nahe kommen, Joey." ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Blinzelnd sah Joey auf, als er eine Berührung an seinem Gesicht spürte. Als ihm bewusst wurde, dass sein brünetter Klassenkamerad neben ihm auf dem Boden sass und seine Hand hielt, begann sein Gesicht augenblicklich zu glühen und er versuchte, sich wegzudrehen, doch das Schluchzen, das seinen Körper noch immer schüttelte, verhinderte das. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto, der das Zucken des Kleineren so interpretierte, dass er jetzt auf keinen Fall berührt werden wollte, liess augenblicklich seine Hand los, auch wenn er sie gerne weiterhin festgehalten hätte. "Bitte entschuldige, Joey. Ich hätte das wirklich nicht sagen dürfen." murmelte er leise. "Komm, steh auf. Leg Dich lieber in Deinem Zimmer etwas hin." Der Brünette stand auf und sah den Blondschopf einen Moment lang abwartend an, doch dieser reagierte nicht. "Gut. Sei mir nicht böse, aber Du kannst hier nicht liegen bleiben." Ganz behutsam, um dem Anderen nicht wehzutun, schob er einen Arm unter den Rücken des Jüngeren, den anderen unter seine Kniekehlen, hob ihn hoch und trug ihn durch den Flur zurück. Da sein eigenes Zimmer jedoch vor dem des Sechzehnjährigen lag und er spürte, dass er ihn wegen seiner schmerzenden linken Hand nicht mehr lange würde halten können, entschied er sich, ihn stattdessen in sein Zimmer zu bringen und dort ins Bett zu legen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey spürte, wie er hochgehoben wurde, doch es gelang ihm nicht, sich dagegen zu wehren oder zu protestieren. Er fühlte sich unendlich schwach und seine Stimme versagte, als er etwas sagen wollte, also tat er nichts, sondern liess sich einfach von dem Größeren tragen. 'Ich wusste gar nicht, dass er so stark ist. Und er riecht so gut.' dachte der Blondschopf und lehnte sich so unauffällig wie möglich näher an den Brünetten heran. Noch immer wurde sein Körper von leisem Schluchzen geschüttelt und er zitterte wie Espenlaub. 'Und ausgerechnet Kaiba muss mich so sehen.' Dem Sechzehnjährigen war es unglaublich peinlich, sich ausgerechnet vor seinem früheren Erzfeind so gehenzulassen, doch er konnte nichts dagegen tun. So sehr er auch versuchte, sein Schluchzen zu unterdrücken, es gelang ihm einfach nicht. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Mit einiger Mühe öffnete der Jungunternehmer die Tür zu seinem Schlafzimmer und legte sein Hündchen auf das große Bett. Vorsichtig zog er dem noch immer leise schluchzenden Joey seine Schuhe aus, dann nahm er seine Decke und breitete sie über den völlig verheulten Blondschopf. "Ruh Dich erst mal eine Weile aus, Joey." murmelte er leise, strich dem Kleineren noch einmal eine blonde Strähne aus dem Gesicht und wollte aufstehen, um den Anderen nicht weiter zu stören, doch dieser hielt sich an seinem Hemd fest. Erstaunt blickte Seto auf seinen Klassenkameraden herab. Dessen Gesicht glühte, er zitterte noch immer und wagte nicht, aufzusehen. "Bitte... geh nicht. Lass mich... lass mich nicht... alleine... Bitte..." flüsterte er, immer wieder unterbrochen von einem trockenen Schluchzen. Der Siebzehnjährige nickte und lächelte, ohne sich dessen bewusst zu sein. Vorsichtig begann er damit, dem Blondschopf durch die Haare zu streicheln. "Ich bleibe hier. Keine Angst, Joey. Hier bist Du sicher. Ich beschütze Dich." versprach er leise und liess zu, dass der Jüngere seine Hand nahm und sich daran festhielt. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey klammerte sich an die Hand des Jungunternehmers wie ein Ertrinkender. Er war unsagbar froh, dass er nicht allein sein musste. Schon lange hatte er nicht mehr so viel geweint. Und so sehr er sich auch bemühte, es gelang ihm nicht, damit aufzuhören. Es dauerte noch mehr als eine Stunde, bis der Blondschopf sich endlich wieder einigermassen beruhigte. Noch immer war sein Gesicht vom vielen Weinen gerötet, doch es fiel ihm immer schwerer, die Augen offen zu halten. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Nach fast eineinhalb Stunden schlief der Sechzehnjährige schliesslich vor Erschöpfung ein. Seto sass noch immer auf der Bettkante und streichelte sanft mit dem Daumen über den Handrücken seines Hündchens, denn dieser liess seine Hand auch im Schlaf nicht los. "Du musst keine Angst mehr haben. So etwas wird nie wieder passieren. Das schwöre ich Dir, Joey. Von jetzt an passe ich noch viel besser auf Dich auf." murmelte der Brünette leise und versuchte, seine Hand zurückzuziehen, um den Jüngeren in Ruhe schlafen zu lassen, doch dessen Griff war noch immer fest. "Gut, dann bleibe ich eben bei Dir." Ohne sich dessen bewusst zu sein, lächelte der Siebzehnjährige auf den Schlafenden herab. Dann streifte er ebenfalls seine Schuhe ab, rutschte zu Joey ins Bett und lehnte sich mit dem Rücken an das Kopfteil seines Bettes. Dabei hielt er die Hand des Jüngeren die ganze Zeit in seiner. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* Jahaaa, und hier ist auch schon die erste Portion Zucker gewesen. Musste ja auch mal sein, nicht wahr? Und, hat's euch gefallen? Im nächsten Kappi gibt's ein bisschen was zu lachen (muss ja auch mal sein, nicht wahr? *zwinker*) und wieder ein bisschen Zucker und Herzschmerz sowie verletzte Gefühle. Kurzum, es ist ne bunte Mischung. Hoffe, es gefällt. Lasst mir doch bitte eure Meinung da, ja? *um kommis bettel* Karma Kleine Brüder und Kurzschlusshandlungen --------------------------------------- Maaaaaann, ich bin voll im Rausch mit der Story im Moment. Leide derzeit unter akutem Zuckerschock (mein Frühstück bestand aus nem Schokopudding mit Vanillesauce) und bin schon seit 16.16 gestern Nachmittag ununterbrochen wach. Nyo, und sozial, wie ich nun mal bin, dachte ich, ich gönn euch auch direkt das nächste Kappi. Und das hat auch nen ganz bestimmten Grund: Ich liiiiiieeeebe es, euch zu quälen!!! Wie schon angekündigt gibt's hier alles, was das Herz begehrt: Was zum Lachen, was zum Seufzen, was zum Schmachten und was zum Liebhaben. Und zum Abschluss mal wieder nen netten kleinen Cliffhanger. Widmung: Ich widme dieses Kappi allen, die's lesen und ihren Spass daran haben. Leutz, ich liiiiiieeeeeebe euch alle (Merke: Zu viel Zucker bekommt Karmalein gar nicht!!! *hihihi* *wie blöde rumkicher*) und ich würd jede(n) Einzelne(n) (Lesen das hier eigentlich auch Jungs? Wenn ja, meldet euch!!! Nur nicht schüchtern sein!!!) umknutschen, aber durch den Monitor geht das so schlecht. Fühlt euch also alle ganz fest und feucht auf die Wange geschmatzt!!! *knutschaz* Nyo, so bin ich, wenn ich im Zuckerrausch bin. Einfach ignorieren. Oder auch nicht. Und jetzt viel Spass beim Lesen!!! Hab euch ja auch lange genug auf die Folter gespannt, nicht wahr? Karmalein *noch immer voll auf droge* *hehe* *verpeilt lach* ********************************************************************************* "Seto? Joey? Wo steckt ihr denn?" Suchend sah sich Mokuba um, als er nach Hause kam, doch er hörte weder seinen Bruder noch dessen Klassenkameraden. 'Lernen die Zwei etwa immer noch? Seto sollte Joey doch nicht überfordern.' dachte der Schwarzhaarige und ging zum Arbeitszimmer des Älteren, doch auch dort waren die Beiden nicht. "Wo könnten sie denn sonst sein?" murmelte der Kleinere der beiden Kaibabrüder und machte sich auf den Weg zum Zimmer des Blondschopfs, doch auch dort wurde er nicht fündig. Dafür prallte er beinahe zurück, als er die Zimmertür seines Bruders öffnete. Dort fand der Kleine die beiden Gesuchten zwar, doch der Anblick, den sie boten, war auch für Mokuba ungewöhnlich. Sein Bruder sass an das Kopfende seines Bettes gelehnt, hatte die Augen geschlossen und schlief ganz offenbar. Doch das Ungewöhnlichste war Joey, der seelenruhig seinen Kopf auf dem Schoss des Jungunternehmers gebettet hatte und offensichtlich mindestens ebenso tief und fest schlief. "Ach, hier seid ihr..." murmelte der Zwölfjährige und beobachtete die Schlafenden einen Moment. Dann stahl sich langsam ein Grinsen auf sein Gesicht. 'Wie niedlich. Die Zwei sehen aus wie ein Paar.' Leise verliess er den Raum wieder und schloss ganz vorsichtig die Tür, um keinen der Beiden versehentlich zu wecken. Noch immer grinsend ging der Junge hinüber in sein Zimmer und holte seine Kamera. Dann schlich er wieder zurück, öffnete die Tür und tapste auf Zehenspitzen wieder in das Zimmer seines Bruders. So leise wie möglich machte er einige Fotos von dem Anblick, der sich ihm bot. Dann verliess er das Zimmer endgültig, ging zurück in sein eigenes und machte sich an seine Hausaufgaben. 'Wenn das kein Beweis dafür ist, dass Seto Joey vermisst hat, dann weiss ich es auch nicht.' dachte er und sein Grinsen wurde noch breiter, als er sich die Gesichter der Beiden und ihre Reaktion auf die Fotos, die er gemacht hatte, vorstellte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Draussen wurde es bereits langsam dunkel, als Seto die Augen aufschlug. Verwirrt blinzelnd wollte er sich richtig aufsetzen, doch ein Gewicht auf seinen Beinen hinderte ihn daran. Der Brünette warf einen Blick nach unten und hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen. Auf seinem Schoss lag der Kopf von Joey Wheeler, der offensichtlich noch immer seelenruhig schlief. Scheinbar hatte der Blondschopf sich im Schlaf an ihn gekuschelt. Einer seiner Arme war um die Beine des Älteren geschlungen, während seine Finger sich förmlich mit denen des Sitzenden verflochten hatten. 'Was mache ich denn jetzt?' dachte der Jungunternehmer entsetzt. Wenn er sich jetzt bewegte, würde sein Hündchen sicher aufwachen. Doch wie würde er reagieren, wenn ihm auffiel, wo – und vor allem in welcher Position – er geschlafen hatte? 'Aber immerhin ist er selbst so nah an mich gerutscht.' sinnierte der Siebzehnjährige, doch diese Feststellung half ihm auch nicht unbedingt dabei, seinen rasenden Puls wieder zu beruhigen. 'Jetzt beruhige Dich mal wieder, Seto. Er ist eingeschlafen, das ist alles. Das hat sonst nichts zu bedeuten.' ermahnte er sich selber, doch ein kleiner Teil von ihm hoffte, dass das nicht der einzige Grund für Joey war, seine Nähe zu suchen. 'Worüber denke ich hier eigentlich nach? Das ist vollkommen absurd. Nach allem, was ihm passiert ist – und nach der Sache von heute morgen – wird er meine Nähe ganz sicher nicht wollen. Nicht mehr. Und schon gar nicht so.' dachte er und schüttelte den Kopf über sich selbst, denn diese Feststellung gefiel ihm nicht. 'Ich sollte dem wirklich nicht so viel Bedeutung beimessen. Er war vollkommen erschöpft und wollte einfach nicht alleine sein. Und wer könnte ihm das auch verdenken?' Logisch betrachtet war Seto vollkommen klar, dass die Annäherung des Jüngeren nichts weiter zu bedeuten hatte, doch so sehr er auch versuchte, es zu leugnen, ein Teil von ihm wünschte sich, dass es dafür einen anderen Grund gäbe. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Während der Jungunternehmer noch mit seinen Gedanken und seinen plötzlich aufwallenden Gefühlen kämpfte, wachte auch Joey langsam auf. Müde öffnete er seine Augen, nur um sie gleich darauf wieder zu schliessen. Sein Kopf schmerzte unerträglich und nur langsam fiel ihm sein Weinkrampf vom Morgen wieder ein. 'Mist! Und Kaiba hat mich so gesehen. Was der wohl jetzt von mir denkt? Er muss mich doch für einen totalen Waschlappen halten.' dachte der Sechzehnjährige und wollte sich über die Augen reiben, doch zu seinem nicht geringen Entsetzen musste er feststellen, dass eine fremde Hand seine festhielt. Erschrocken liess der Blondschopf die fremden Finger los und fuhr hoch. Im Zimmer war es zwar inzwischen ziemlich dunkel, doch die Person, die am Kopfende des Bettes sass und ihn aus blauen Augen musterte, hätte er auch in völliger Finsternis erkannt. "Kaiba?" fragte er krächzend und der Angesprochene nickte. "Ja. Wie fühlst Du Dich, Joey?" fragte er zurück und in seinen Augen sah der Kleinere tatsächlich einen Hauch Besorgnis. "Ich... mir geht’s gut... glaub ich." antwortete der Sechzehnjährige kaum hörbar und hielt dann überrascht die Luft an, als er hörte, wie der Andere erleichtert aufatmete. "Dann ist es ja gut." murmelte Seto, stand auf und streckte sich. "Es ist schon ziemlich spät. Du hast doch sicher Hunger, oder?" wandte er sich an seinen Klassenkameraden, doch dieser kam nicht mehr zum Antworten, denn das übernahm sein Magen für ihn. Der Jungunternehmer schmunzelte unwillkürlich, als er das laute Knurren vernahm. "Dann sollten wir jetzt wohl etwas essen gehen, nicht wahr?" schlug er vor und Joey, der von dem kaum wahrnehmbaren Lächeln des Größeren vollkommen überrascht worden war, nickte nur. Um den Brünetten nicht unnötig warten zu lassen, wollte er so schnell wie möglich aus dem Bett aufstehen. Dabei verhedderte er sich jedoch in der Decke und wäre um ein Haar gestürzt, wenn der Ältere ihn nicht reflexhaft aufgefangen hätte. Durch den Schwung des Blondschopfs wurde dieser jedoch umgerissen und landete rücklings auf dem Boden. Der Kleinere, der noch immer hoffnungslos in die Decke verstrickt war, kam auf ihm zu liegen. "Oh, ich... tut mir leid, Kaiba." stammelte er und wollte aufstehen, doch das war durch die Decke, die sich offenbar gegen ihn verschworen hatte, unmöglich. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Mokuba schreckte auf, als er aus dem Zimmer seines Bruders ein lautes Poltern vernahm. 'Ob etwas passiert ist? Ob die Beiden sich wieder streiten?' fragte er sich, sprang auf und schnappte sich reflexhaft seine Kamera, die noch immer in Griffreichweite lag. Dann stürmte er zu Setos Zimmer, riss die Tür auf und schaltete das Licht an. Der Anblick, der sich ihm bot, war so unglaublich, dass der Kleine erst einmal schnellstmöglich ein Foto machte, bevor er lauthals zu lachen begann. Den verärgerten Blick seines Bruders und das geschockte Gesicht des Blondschopfs auf dessen Schoss waren einfach zu komisch. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto blinzelte wegen der plötzlichen Helligkeit und des Blitzlichts, das von der Tür kam. Als er sah, dass sein Bruder dort stand, eine Kamera in der Hand hatte und sich vor Lachen den Bauch hielt, wäre er am liebsten sofort aufgesprungen, doch da sein Hündchen noch immer auf seinem Schoss hockte, war daran nicht zu denken. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey sah vollkommen geschockt zur Tür, als sie aufgerissen wurde und das Licht anging. Mokuba lehnte im Türrahmen, hielt in einer Hand einen Fotoapparat und kicherte. Schlagartig wurde dem Sechzehnjährigen bewusst, was für ein Bild sie beide bieten mussten, und sein Gesicht begann zu glühen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Das ist nicht witzig, Mokuba!" zischte Seto seinen kleinen Bruder an, doch der schüttelte heftig den Kopf. "Oh doch, das ist es!" widersprach er und versuchte, sich wieder zu beruhigen, doch der wütende Blick des Größeren liess ihn erneut loslachen. "Ihr seid zu komisch!" prustete der Kleine und rutschte am Türrahmen herunter. "Erst kuschelt ihr im Schlaf und dann das!" fügte er hinzu und lachte noch lauter, als er die identischen erschrockenen Mienen der beiden Älteren sah. "Bitte was sollen wir getan haben?" erkundigte sich der Brünette eine Spur zu ruhig und der Kleine bemühte sich, etwas zu Atem zu kommen, bevor er antwortete. "Ihr habt gekuschelt. In Deinem Bett. Während ihr beide geschlafen habt." erklärte er dann und begann zu grinsen, als die Gesichter der zwei 'Kuschelnden' beinahe zeitgleich jegliche Farbe verloren. "Jetzt kuckt doch nicht so!" verlangte der Schwarzhaarige und sein Grinsen wurde noch breiter. "Ihr tut ja beinahe so, als hätte ich euch bei was Verbotenem erwischt!" "Geh auf Dein Zimmer, Mokuba! SOFORT!" zischte Seto und der Kleine hörte schlagartig auf zu grinsen, als er den Tonfall seines Bruders hörte. "Aber ich hab doch nur..." setzte er an, doch der Siebzehnjährige liess ihn nicht ausreden. "Ich sagte SOFORT, Mokuba!" unterbrach er den Jungen. Dieser liess den Kopf hängen und leistete der Aufforderung umgehend Folge. Wenn sein Bruder so mit ihm sprach, war es besser, sich zu fügen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Nachdem der Kleine das Zimmer verlassen hatte, schloss der Jungunternehmer die Augen und liess sich wieder nach hinten sinken, bis er komplett auf dem Boden lag. Dann atmete er mehrmals tief durch. 'Das darf doch nicht wahr sein. Er hat uns so gesehen!' sinnierte er und seufzte abgrundtief, als er an die Kamera dachte, die Mokuba dabei gehabt hatte. 'Und er hat auch noch Fotos davon gemacht. Wunderbar!' dachte der Brünette ironisch. Erst die Stimme seines Hündchens, das noch immer auf seinem Schoss hockte, riss ihn wieder aus seinen Gedanken. "Du, Kaiba? Tut mir wirklich leid." Joey war diese ganze Sache einfach unglaublich peinlich. Nicht nur, dass er sich im Schlaf an seinen früheren Erzfeind gekuschelt hatte – den Menschen, der ihm inzwischen mehr bedeutete als jeder andere –; nein, zu allem Überfluss waren sie dabei auch noch von Mokuba gesehen worden. "Schon gut. Es ist nicht Deine Schuld. Aber ich glaube, ich sollte die Kamera, die ich meinem Bruder geschenkt habe, konfiszieren." erwiderte der Siebzehnjährige, öffnete seine Augen wieder und sah den noch immer auf seinem Schoss hockenden Blondschopf abwartend an. "Meinst Du, Du könntest jetzt langsam wieder von mir runtergehen, Joey? Du bist schwer." sagte er dann und der Angesprochene wurde schlagartig flammend rot. "Ich... oh, klar... tut mir leid." stotterte er und versuchte, sich aus der Decke zu befreien, doch das gelang ihm noch immer nicht. Seto beobachtete die fruchtlosen Bemühungen des Jüngeren einen Moment lang mit immer größer werdendem Amüsement. Anstatt die Decke loszuwerden, verhedderte sich Joey immer mehr darin. Unwillkürlich begann der Jungunternehmer zu grinsen und schliesslich sogar zu lachen. Der Sechzehnjährige hielt mitten in der Bewegung inne, als er hörte und fühlte, wie sein Klassenkamerad zu lachen begann. Sprachlos und mit offenem Mund starrte er den Liegenden an, als hätte er einen Geist oder etwas ähnlich Surreales vor sich. "Du... Du lachst ja!" stammelte er, nachdem er seine Sprache wiedergefunden hatte. Der Größere antwortete jedoch nicht sofort, denn er konnte einfach nicht aufhören zu lachen. Die ganze Situation war vollkommen absurd, doch trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – war es ihm einfach nicht möglich, sich wieder zu beruhigen. Fassungslos beobachtete der Blondschopf, wie der Brünette sich vor Lachen geradezu bog – ebenso wie Mokuba nur wenige Minuten zuvor. Der Anblick, der sich ihm bot, war einfach unglaublich: Der Ältere hielt sich den Bauch, seine Wangen waren gerötet und seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht – kurz, er hatte in Joeys Augen noch nie so gut ausgesehen wie in diesem Moment. Noch bevor einer von Beiden wirklich wusste, was geschah, legten sich die Lippen des Sechzehnjährigen blitzschnell auf die seines noch immer lachenden Klassenkameraden, denn er konnte der Versuchung in diesem Moment einfach nicht mehr widerstehen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* Jahaaa, da issie wieder, Karmaleins Vorliebe für fiiiiieeeese Cliffhanger. Hoffe, ihr killt mich hierfür nicht. *muahahaha* Aber ich liiiiiiiieeeeebe diese Szene. Einfach göttlich!!! Ich seh's richtig vor mir: Das total verhedderte Hündchen küsst das völlig perplexe, lachende Herrchen. Gott, ich liebe die Beiden!!! *schwärm* Nyo, und jetzt geht's wieder an die Arbeit. Man liest sich!!! Und diesmal lad ich erst was hoch, wenn ich viiiiiiieeeeele Kommis krieg!!! *euch erpress* Karma Ein Kuss, ein Streit und die Folgen ----------------------------------- Ihr wollt es, ihr kriegt es. Hier ist das 31. Kappi von 'Runaway'. Diesmal ohne langes Vorgelaber, aber mit Widmung an all meine süssen, süssen, SÜSSEN Kommischreiber, die mir einfach keine Ruhe lassen (ich kuck jetzt niemanden an, nicht wahr, M-chan, A-chan? *anfunkel*) Ihr schmeisst meine ganze Planung über den Haufen. *schmoll* Aber dafür müsst ihr leiden!! Ihr wolltet es ja so!!! *muahaha* Und jetzt: ENJOY!!!!! Karma ********************************************************************************* Der Kuss dauerte nur Sekunden, doch Seto hörte schlagartig auf zu lachen. Da Joey sich über ihn gelehnt hatte, um ihn zu küssen, waren seine Hände zwischen ihren Körpern eingeklemmt und er konnte nichts Anderes tun als das Kribbeln zu geniessen, das die flüchtige Berührung ihrer Lippen in seinem Magen auslöste. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Als Joey bewusst wurde, was er tat, setzte er sich so ruckartig wieder auf, dass er vom Schoss des Älteren plumpste und auf dem Boden landete. Dadurch löste sich auch endlich der Knoten, den die Decke mit ihm gebildet hatte, also sprang er sofort auf und rannte hinüber in sein Zimmer. Dort angekommen lehnte sich der Sechzehnjährige keuchend von innen an das Holz der Tür. 'Ich hab ihn geküsst! Ich hab Kaiba wirklich geküsst!' dachte er und liess sich an der Tür herunterrutschen, bis er auf dem Boden sass. Dann schluckte er schwer. "Scheisse!" entfuhr es ihm und sofort zuckte er zusammen. 'Das darf doch nicht wahr sein! Jetzt wird er mich endgültig für einen Perversen halten. Ich bin doch so ein Volltrottel!' Wieder wollte sich ein Schluchzen den Weg durch seine Kehle bahnen, doch der Blondschopf hielt es zurück. 'Nicht schon wieder! Ich werd heute nicht mehr heulen. So soll er sich nicht an mich erinnern, wenn er mich schon rauswirft. Auf keinen Fall.' Entschlossen wischte Joey sich über das Gesicht und stand auf. Sicher war es das Beste, wenn er schon mal mit dem Packen begann, denn der Brünette würde sicher nicht lange fackeln, wenn er sich erst einmal von seinem Schock erholt hatte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto lag noch immer rücklings in seinem Zimmer auf dem Boden. Seine Finger fuhren ungläubig zu seinen Lippen und strichen vorsichtig darüber – so, als hätte er Angst, die Erinnerung an die Berührung der Lippen seines Hündchens abzuwischen. 'Er hat mich geküsst. Joey hat mich wirklich geküsst.' Diese Gedanken wirbelten unaufhörlich durch seinen Kopf und er war nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Stattdessen breitete sich auf seinem Gesicht langsam ein glückliches Lächeln aus, ohne dass er es selbst bemerkte. Wie lange er einfach nur dagelegen und die Decke angestarrt hatte, wusste der Jungunternehmer nicht zu sagen. Erst ein leises Magenknurren seinerseits riss ihn aus seinen Gedanken und liess ihn sich wieder aufsetzen. 'Ich sollte Joey und Mokuba zum Essen holen.' dachte er und stand langsam auf. Noch immer lächelnd ging er zum Zimmer seines kleinen Bruders und klopfte dort an die Tür. "Mokuba? Kommst Du zum Essen?" fragte er und der Angesprochene öffnete vorsichtig die Tür. "Bist Du mir noch böse, Seto?" fragte er kleinlaut und wagte offenbar nicht, den Älteren anzusehen. Dieser seufzte. "Nein. Geh schon mal nach unten. Joey und ich kommen gleich nach." beruhigte er den Kleinen und dieser umarmte ihn kurz, bevor er sich im Laufschritt auf den Weg zum Esszimmer machte. Tief durchatmend ging der Jungunternehmer zum Zimmer des Blondschopfs und klopfte auch dort, doch er erhielt keine Antwort. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey zuckte zusammen, als es an die Tür klopfte, doch er öffnete nicht, sondern packte weiter seine Sachen. An die Tatsache, dass er keine Ahnung hatte, wohin er gehen sollte, wenn er die Villa verliess, verschwendete er keinen Gedanken. Darüber konnte er sich auch noch Sorgen machen, wenn es soweit war. 'Vielleicht kann ich ja bei Tris oder bei Yugi unterkommen. Oder bei Duke. Der hat doch ne Menge Platz, da fall ich bestimmt nicht auf.' Auch wenn ihm die Vorstellung, seinen Freunden so kurz nach seiner Rückkehr zur Last zu fallen, nicht behagte, war es trotzdem immer noch besser, als auf der Straße zu landen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto wartete einen Moment vor der geschlossenen Zimmertür, dann atmete er tief durch und öffnete sie. Der Anblick, der sich ihm bot, schnürte ihm unwillkürlich die Brust zu. 'Joey... packt? Aber warum denn?' fragte er sich und seine Hand krampfte sich in den Türrahmen. 'Will er etwa gehen? Aber warum? Und wohin?' Ungläubig schüttelte der Siebzehnjährige den Kopf. 'Das kann er doch nicht machen! Er kann doch nicht einfach abhauen! Das kann er mir doch nicht antun. Nicht ausgerechnet jetzt!' ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Verrätst Du mir, was das werden soll, Wheeler?" Beim Klang der Stimme von der Tür zuckte Joey zusammen und liess vor Schreck die Sachen, die er gerade in der Hand gehabt hatte, fallen. Er schluckte schwer und wandte sich dann zu dem Sprecher um, doch er konnte ihm nicht in die Augen sehen. "Ich... geh wohl besser..." erklärte er leise und bekämpfte mühsam den Drang, seine Hand in den Stoff seines Shirts gleich über seinem schmerzenden Herzen zu krallen. Die Nennung seines Nachnamens, nachdem der Ältere ihn den ganzen Tag 'Joey' genannt hatte, tat unglaublich weh. "Ach, und wohin willst Du gehen?" fragte Seto und hob eine Braue. Der Anblick seines Hündchens, der offenbar schon wieder traurig war und den Kopf hängen liess, versetzte ihm einen Stich. "Ich... geh zu Yugi... oder so." flüsterte der Angesprochene und biss sich auf die Unterlippe, um gegen das Schluchzen anzukämpfen, dass zum wiederholten Male am heutigen Tag in seiner Kehle brannte. "Vergiss es. Du bleibst hier. Ich habe gesagt, dass ich mich um Dich kümmern werde, und genau das werde ich auch tun. Ich werde nicht zulassen, dass Du gehst. Das kannst Du Dir ganz schnell wieder aus dem Kopf schlagen. Hast Du mich verstanden, Joey?" Der gereizte Unterton in der Stimme des Brünetten war nicht zu überhören. Und obwohl seine Worte barsch klangen, fühlte sich der Angesprochene augenblicklich ein kleines bisschen besser, denn der Größere hatte ihn wieder beim Vornamen genannt. Da der Jüngere ihm keine Antwort gab, trat der Jungunternehmer ein paar Schritte auf ihn zu und legte seine Hände auf die Schultern des vor ihm Stehenden. "Ich habe Dich etwas gefragt, Joey. Hast Du mich verstanden?" fragte Seto erneut und der Blondschopf nickte. "Ja." murmelte er und der Ältere atmete innerlich auf. "Gut. Dann lass uns jetzt essen gehen. Mokuba wartet unten schon auf uns." sagte er und wollte vorausgehen, doch die Stimme des Kleineren hielt ihn zurück, bevor er die Tür erreichte. "Warum, Kaiba? Warum machst Du das? Warum kümmerst Du Dich um mich? Du hast doch gar nichts mit mir zu tun. Wir sind ja noch nicht mal wirklich Freunde." Joey hatte all seinen Mut zusammengenommen und sah den Brünetten doch an. Dessen Hand verharrte über dem Türgriff und dem Sechzehnjährigen entging das kurze Zittern seiner Finger nicht, bevor sie sich um die Klinke schlossen. "Ich sagte doch, ich habe mein Wort gegeben. Und jetzt beeil Dich. Wir kommen sowieso schon zu spät." Der plötzlich kühle Tonfall seines Klassenkameraden liess den Jüngeren unwillkürlich schaudern. Ungläubig starrte er dem Siebzehnjährigen nach, als dieser das Zimmer verliess. Hatte er eben tatsächlich verletzt geklungen? 'Aber warum? Ich hab doch Recht. Wir sind keine Freunde. Er mag mich ja nicht mal. Er duldet mich nur.' dachte Joey und liess sich auf das Bett fallen. Sicher, genauso war es. Aber warum in aller Welt hatte sich Kaiba dann angehört, als würde ihm das, was er gesagt hatte, etwas ausmachen? ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Die Worte des Blondschopfs trafen Seto wie eine Ohrfeige. 'Wir sind ja noch nicht mal wirklich Freunde.' Innerlich fluchend ging der Brünette nach unten ins Esszimmer und setzte sich auf seinen Platz, ohne dem fragenden Blick seines Bruders besondere Beachtung zu schenken. Zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass ihn dieser Satz seines Hündchens wirklich verletzt hatte. 'Aber er hat Recht. Wir sind keine Freunde. Trotzdem – wie kann er mich erst küssen und mir dann so etwas ins Gesicht sagen?' grübelte der Siebzehnjährige. Erst Mokubas Stimme riss ihn wieder aus seinen Gedanken. "Wo ist denn Joey? Kommt er nicht runter? Oder hat er etwa keinen Hunger?" wollte der Kleine wissen und nun sah sein Bruder ihn doch an. Der Blick aus den blauen Augen des Älteren alarmierte den Jungen sofort. So traurig und verletzt hatte er Seto bisher nur äusserst selten gesehen. "Habt ihr euch gestritten?" fragte er sofort und der Brünette schüttelte den Kopf. "Nein, das haben wir nicht. Aber vielleicht zeigst Du Wheeler besser, wo das Esszimmer ist, sonst verläuft er sich noch." antwortete er kühl und wandte seine Aufmerksamkeit dann seiner Zeitung zu, die einer seiner Angestellten wie üblich für ihn bereitgelegt hatte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* *MUAHAHAHAAAAAAAAAAAAA* *evil-bakura-lache ertönen lass* IHR HABT ES JA SO GEWOLLT!!! IHR WOLLTET JA UNBEDINGT LEIDEN!!!! Uh, wenn ich mir das Kappi so ankuck, lad ich wohl nachher auch noch das nächste hoch. Das macht mich ganz krank, wenn ich das Ende seh. Was tu ich Herrchen und Hündchen nur an? *hoil* *mich selbst geissel für meine fiesen ideen* Aber es wird wieder ZUCKER geben!!! Irgendwann... *drop* Nyo, fleissig kommentieren, ja? Sonst mach icke gar nüscht mea!!! *hrrhrrhrr* So, und jetzt schleich ich wieder von dannen. *sich troll* *vorher alle lieben leser-chans flausch* Karma Kleine Geheimnisse aus der Vergangenheit ---------------------------------------- Und hier habt ihr auch schon das nächste Kappi von 'Runaway'. Noch ein bisschen leiden und traurige Sachen (*auf kappititel deut*), aber freut euch schon mal auf Kappi 33, denn da gibt's wieder ein bisschen Zucker. *hehehe* Und jetzt wünsch ich viel Spass beim Lesen!!! Karma ********************************************************************************* Mokuba warf seinem Bruder noch einen skeptischen Blick zu, dann stand er auf und sprintete nach oben, um mit Joey zu reden. Immerhin musste es ja wohl einen Grund für die schlechte Laune des Älteren geben. Und so, wie es aussah, hatte der Blondschopf in irgendeiner Form damit zu tun. Als er am Zimmer des Sechzehnjährigen ankam, bestätigte sich sein Verdacht, dass zwischen den Beiden irgendetwas vorgefallen war. Das ganze Zimmer war unordentlich und Joey sass auf dem Bett und hatte das Gesicht in den Händen vergraben. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Joey? Ist alles in Ordnung?" Der Angesprochene schreckte auf, als er Mokubas Stimme von der Tür vernahm. Abgrundtief seufzend sah er den Kleinen an. "Ich weiss nicht. Ich glaub, ich hab was Blödes zu Deinem Bruder gesagt." gestand er und der Schwarzhaarige liess sich neben ihn fallen und betrachtete ihn forschend. "Was ist passiert?" erkundigte er sich und der Ältere seufzte erneut. "Ich... ich hab Deinen Bruder gefragt, warum er das alles macht. Du weisst schon, mich hier wohnen lassen und so. Immerhin sind wir ja nicht gerade befreundet." antwortete er leise und Mokuba schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Ach so! Deswegen war er gerade so komisch." murmelte er mehr zu sich selbst. Dann sah er den Größeren wieder an. "Wie kommst Du darauf, dass ihr keine Freunde seid?" fragte er und erntete einen verdutzten Blick aus braunen Augen. "Wie meinst Du das denn jetzt, Moki?" "So, wie ich es gesagt habe." seufzte der Angesprochene und legte den Kopf schief. "Weisst Du eigentlich, was für Sorgen sich Seto Deinetwegen gemacht hat? Drei Monate lang konnte man kaum mit ihm sprechen, weil er eine Laune zum Leute erschrecken hatte. Sogar mich hat er angemault, wenn ich ihn auch nur schief angesehen habe." Joey sah den kleinen Kaiba ungläubig an. Sein Erzfeind sollte sich seinetwegen Sorgen gemacht haben? Der Gedanke war einfach zu absurd, um es wirklich zu glauben. "Echt?" hakte er trotzdem nach und der Zwölfjährige nickte ernst. "Selbstverständlich. Weisst Du, er ist damals zum Flughafen gefahren und hat versucht, die Videobänder von dem Abend einzusehen, an dem Du verschwunden bist. Und dann hat er einen Privatdetektiv engagiert, der Dich finden sollte. Glaubst Du etwa, er hätte das gemacht, wenn er Dich nicht mögen würde?" wollte der Kleine wissen und der Blondschopf zuckte ratlos die Achseln. "Ich weiss nicht. Ich weiss im Moment gar nichts mehr. Er ist irgendwie so komisch." sagte er leise und der Schwarzhaarige nickte. "Ich weiss. Aber das ist er nur, weil er sich Sorgen um Dich gemacht hat. Er weiss nicht, dass ich das weiss, aber ich habe gelauscht, als er mit seinen Anwälten gesprochen hat. Er hat ihnen gesagt, dass Dein Vater Dich geschlagen hat. Seto war furchtbar wütend deswegen, musst Du wissen." Mokuba atmete tief durch. "Sag ihm bitte nicht, dass ich Dir das erzählt habe, Joey. Er will nicht, dass ich das weiss." bat er leise und der Angesprochene nickte mechanisch. "Weisst Du, Seto zeigt es zwar nicht unbedingt jedem, wenn er sich Sorgen macht, aber ich kenne ihn schon mein ganzes Leben lang. Und dass Du ihm gesagt hast, dass ihr keine Freunde seid, hat ihm wirklich wehgetan, Joey." Der Sechzehnjährige schloss die Augen und atmete zitternd ein und aus. Wieder wollten ihm Tränen in die Augen steigen. 'Ich Idiot! Das wollte ich doch nicht! Ich wollte ihm doch nicht wehtun!' dachte er und schreckte auf, als der kleine Kaiba ihm eine Hand auf den Arm legte. "Lass uns runtergehen. Seto wartet schon. Und er hasst es, wenn wir nicht pünktlich mit dem Essen anfangen. Ausserdem hast Du doch sicher Hunger, oder?" erkundigte er sich und der Blondschopf nickte, obwohl ihm der Appetit vergangen war. 'Er hat sich meinetwegen Sorgen gemacht. Und ich sag ihm so was ins Gesicht. Ich bin doch echt ein Volltrottel!' Seufzend folgte Joey Mokuba nach unten ins Esszimmer. Der Brünette sass am Kopfende des Tisches und hatte sich hinter seiner Zeitung verschanzt. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Bevor Joey sich auf seinen Platz setzte, wollte er zu dem Größeren gehen und sich bei ihm entschuldigen, doch Seto unterband diesen Versuch, in dem er den beiden Nachzüglern einen ungeduldigen Blick zuwarf. "Da seid ihr ja endlich. Können wir dann anfangen?" fragte er so kühl wie eh und je und der Sechzehnjährige zog unwillkürlich den Kopf ein. "Öhm... klar." murmelte er und liess sich wieder auf den Platz fallen, auf dem er am Morgen beim Frühstück auch schon gesessen hatte. Dabei wagte er nicht, den Brünetten auch nur noch einmal anzusehen. 'Er ist wirklich sauer auf mich. Vielleicht hasst er mich sogar wieder.' dachte er und schluckte schwer, denn ihm wollten schon wieder Tränen in die Augen steigen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Das Abendessen verlief schweigend. Mokuba bemühte sich zwar immer wieder, ein Gespräch zu beginnen, doch seine Bemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt. Weder sein Bruder noch Joey schienen daran interessiert sein, miteinander oder mit ihm zu reden. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Sobald er seine Mahlzeit beendet hatte, stand Seto wortlos auf und verliess das Esszimmer. Auf schnellstem Wege ging er nach oben in sein Zimmer. Dort liess er sich auf sein Bett fallen – etwas, das er schon seit Jahren nicht mehr getan hatte –, verschränkte die Arme unter dem Kopf und starrte blicklos an die Decke. 'Wir sind ja noch nicht mal wirklich Freunde.' Immer wieder kreisten seine Gedanken um diesen Satz des Blondschopfs. Und mit jedem Mal, das er darüber nachdachte, schmerzten diese Worte mehr. 'Er hat wohl keine Gefühle mehr für mich. Der Kuss war nur ein Ausrutscher. Eine Kurzschlusshandlung, nichts weiter.' Diese Erkenntnis war mehr als schmerzhaft und die Lippen des Jungunternehmers verzogen sich zu einem bitteren, freudlosen Lächeln. 'Was habe ich denn erwartet? Dass er – nach allem, was ihm widerfahren ist – noch immer in mich verliebt ist?' Geschockt weiteten sich die blauen Augen des Siebzehnjährigen, als ihm plötzlich der Grund dafür klar wurde, warum ihn diese Tatsache so sehr störte. 'Ich... ich habe mich... verliebt... in Joey.' Die Gewissheit war ein Schock, aber so sehr er auch versuchte, es zu verdrängen, er spürte, dass es die Wahrheit war. 'Ausgerechnet jetzt. Ausgerechnet jetzt, wo er nichts mehr von mir wissen will.' Um ein Haar hätte der Jungunternehmer laut aufgelacht, doch er verbot es sich. 'Das ist so traurig, dass es beinahe schon wieder komisch ist.' dachte er ironisch und seufzte abgrundtief. 'Warum konnte ich das nicht früher bemerken? Ich hätte ihm eher helfen können. Bevor das alles passiert ist. Dann gäbe es auch noch eine Chance für uns beide. Aber ich habe den Zeitpunkt verpasst. Es wäre wohl das Beste, wenn ich das alles so schnell wie möglich wieder vergesse. Das ist besser für uns beide. Ich darf ihn nicht mit meinen Gefühlen bedrängen. Nicht jetzt.' ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey wollte nach dem Essen ebenfalls sofort auf sein Zimmer gehen, doch Mokuba hielt ihn auf. "Thea hat gestern Deine Schwester angerufen. Sie kommt am Wochenende her, um Dich zu sehen." sagte er und der Sechzehnjährige liess sich mit offenem Mund wieder auf seinen Stuhl fallen. "Ist das wahr? Hat meine Mutter denn nichts dagegen?" fragte er atemlos und der Junge schüttelte den Kopf. "Nein, offenbar nicht. Sie hat es wohl erlaubt." antwortete er und sah den Älteren mit schiefgelegtem Kopf an. "Du hattest wohl viel Streit in Deiner Familie, oder?" erkundigte er sich und der Blondschopf wandte das Gesicht ab. Mehrere Minuten lang sagte er kein Wort und der Schwarzhaarige bekam ein schlechtes Gewissen. "Tut mir leid, Joey. Ich wollte nicht indiskret sein. Das geht mich schliesslich überhaupt gar nichts an." entschuldigte er sich und der Angesprochene grinste schief. Der Kleine war wirklich zu niedlich, wenn er sich wegen seiner Neugier schämte. "Schon gut. Weisst Du, meine Eltern haben sich getrennt, als Serenity und ich noch klein waren. Meine Mutter ist mit meiner Schwester weggezogen. Mich hat sie bei meinem Vater gelassen mit der Begründung, dass er sich schliesslich immer einen Sohn gewünscht hat, also könnte er sich auch um mich kümmern." Ein trauriges Lächeln legte sich auf die Lippen des Sechzehnjährigen und Mokuba beobachtete ihn genau. Er hatte den gleichen traurigen und verletzten Blick, den sein älterer Bruder vor dem Essen auch gehabt hatte. 'Und die Beiden wissen nicht mal, wie ähnlich sie sich eigentlich sind.' stellte der Junge fest, stützte seinen Kopf auf die Hände und lauschte weiter den Erzählungen des Anderen. "Mein Vater hat kurz nach der Trennung angefangen zu trinken. Am Anfang war er nur manchmal schlecht gelaunt, aber irgendwann hat er dann angefangen, seine Launen an mir auszulassen und mich zu verprügeln, wenn er wieder mal Frust hatte." Seufzend schloss Joey die Augen. Auf keinen Fall sollte der Kleine ihn weinen sehen. "Na ja, mit den Jahren ist das immer öfter passiert. Zum Schluss hat er mir fast täglich eine verpasst." murmelte er leise und der Schwarzhaarige stand auf, umrundete den Tisch und umarmte den Größeren. "Warum bist Du denn nicht zu Deiner Mutter gegangen?" fragte er leise und der Blondschopf hörte an seiner Stimme, dass er ebenfalls kurz davor war, in Tränen auszubrechen. "Weil sie mich nicht wollte. Sie hat mir letztes Jahr sogar den Umgang mit meiner Schwester verboten." sagte er leise und die Arme des Zwölfjährigen schlangen sich noch fester um ihn. "Und warum hast Du uns nichts gesagt? Oder Deinen Freunden? Wir hätten Dir doch geholfen!" schniefte er und der Sechzehnjährige drückte den Kleinen an sich und streichelte ihm tröstend über den Rücken und seine schwarzen Haare, obwohl er sich selbst auch nicht wirklich gut fühlte. Trotzdem – vielleicht auch gerade deswegen – konnte er es einfach nicht ertragen, den Jungen weinen zu sehen. "Ich hab mich nicht getraut. Ich wollte nicht, dass irgendwer das weiss. Niemand sollte sich Sorgen um mich machen." gestand er leise. "Das haben wir aber. Alle. Auch Seto." Mokuba liess den Anderen wieder los, richtete sich auf und wischte sich über das Gesicht. "Vor allem Seto. Er war total fertig, weil Du weg warst. Er hat wirklich alles versucht, um Dich zu finden." erklärte der kleine Kaiba und setzte sich auf den Stuhl, der genau neben dem von Joey stand. "Ich weiss zwar nicht, was er genau gemacht hat, aber wenn irgendwer auch nur den Namen Deines Vaters erwähnt hat, ist er jedes Mal fast ausgerastet. Keine Ahnung wieso, aber er hasst Deinen Vater. Wahrscheinlich wegen der Schläge. Seto kann so was auf den Tod nicht ausstehen." Der Schwarzhaarige seufzte abgrundtief. "Weisst Du, unser Adoptivvater hat meinen Bruder früher hin und wieder auch geschlagen. Nicht sehr oft und nicht so, dass man etwas davon gesehen hat, aber ich weiss, dass er es getan hat. Aber sag Seto nichts davon. Er will nicht, dass jemand ausser ihm und mir das weiss." murmelte er leise und Joey schluckte. Kaiba war ebenfalls geschlagen worden? War er deshalb so wütend geworden, weil er sich nicht gewehrt hatte? Weil ihn das wieder daran erinnert hatte, dass es ihm einmal ähnlich gegangen war? 'Deshalb ist er so verschlossen.' dachte der Blondschopf und atmete tief durch. 'Ich werd mich bei ihm entschuldigen. Für das, was ich zu ihm gesagt habe.' schwor er sich. 'Er hat es ja schliesslich nur gut gemeint. Und er hat mir geholfen. Nicht nur einmal.' Der Sechzehnjährige nickte, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Mokuba warf Joey einen Seitenblick zu. Scheinbar ging es ihm jetzt schon wesentlich besser als während des Essens. 'Hoffentlich vertragen die Beiden sich wieder. Sie mögen sich doch.' dachte der Junge und legte nachdenklich den Kopf schief, als ihm wieder einfiel, welches Bild die Zwei geboten hatten, als er von der Schule gekommen war. 'Oder vielleicht ist das sogar mehr als nur mögen. Seto war noch nie so besorgt um jemanden – ausser um mich. Und er hat auch noch nie so traurig ausgesehen wie vor dem Essen. Nur, weil Joey ihm gesagt hat, dass sie keine Freunde sind.' grübelte der Schwarzhaarige und sah dem Blondschopf nach, als dieser das Esszimmer verliess. 'Er will jetzt bestimmt mit Seto reden.' dachte der Zwölfjährige und begann zu lächeln. 'Vielleicht schaffen die Zwei es ja auch endlich mal, sich nicht mehr ständig zu streiten. Das wär wirklich zu schön.' Seufzend stand der Kleine auf und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Es wurde langsam Zeit für ihn, noch ein bisschen zu lernen und dann ins Bett zu gehen. Und auf keinen Fall wollte er die Beiden jetzt stören. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* Tjahaaa, das war's auch schon wieder. Ich hoffe, es geht schnell on, damit ich auch das nächste Kappi schnell hochladen kann. Ich weiss, der Cliffhanger ist fies und gemein und böse, aber ich bin nun mal ein Fan davon, so was zu schreiben. *muahaha* Hoffe, ihr schreibt mir fleissig Kommis. Will doch wissen, was ihr davon haltet, was ich so verzapft hab. Nyo, man liest sich!! Karma Entschuldigungen, Gute-Nacht-Küsse und neue Erkenntnisse -------------------------------------------------------- Hiho, Leutz!!! Da bin ich schon wieder!! Hab ja versprochen, dass ich mich mit dem Hochladen beeilen würde. Widmung: Dieses Kappi widme ich UnknownLifeForm (hier kommt der versprochene Kitsch - zumindest ein kleiner Anfang *zwinker*) und meiner lieben Aschra (hoffe, das baut Dich wieder ein bisschen auf, Süsse!!! *tröstknuddel*) und natürlich allen meinen anderen Lesern und fleissigen Kommischreibern!! Luv ya all!!! *knutsch* Und jetzt: ENJOY!!! Karma ********************************************************************************* Wie lange Seto einfach nur rücklings in seinem Bett gelegen hatte, wusste er nicht. Es war inzwischen stockdunkel in seinem Zimmer und ein Blick auf den Radiowecker auf seinem Nachttisch sagte ihm, dass es langsam an der Zeit war, Mokuba ins Bett zu bringen. Seufzend erhob sich der Jungunternehmer und machte sich auf den Weg zum Zimmer seines Bruders. Auf dem Flur wäre er um ein Haar mit Joey zusammengestossen, der unschlüssig vor seiner Zimmertür stand und ihn mit verlegen schiefgelegtem Kopf ansah. Bei diesem Anblick setzte das Herz des Siebzehnjährigen für einen Schlag aus, nur um danach umso heftiger gegen seine Brust zu donnern. 'Das ist nicht fair von ihm. Einfach hier zu stehen und mich so anzusehen. Nicht nach dem, was er vorhin getan hat.' dachte er, doch nach aussen hin liess er sich nichts von seinen aufgewühlten Gefühlen anmerken. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey hatte bereits mehr als zehn Minuten vor der geschlossenen Zimmertür seines Klassenkameraden verbracht. Er wusste, er musste sich für seine unbedachten Worte entschuldigen, doch er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. 'Warum muss das bloss alles so kompliziert sein?' fragte er sich und zuckte erschrocken zusammen, als sich die Tür urplötzlich öffnete und der Größere auf den Flur treten wollte. "Ähm... Hi, Kaiba." stammelte er zur Begrüßung, erntete jedoch nur ein stummes Nicken des Angesprochenen. "Was kann ich für Dich tun?" Der kalte Tonfall in der Stimme des Brünetten liess den Blondschopf erneut zusammenzucken. "Ich... ich wollte... mich... entschuldigen." murmelte er leise und verfluchte sich insgeheim dafür, dass er dem Älteren einfach nicht ins Gesicht sehen konnte. "Ich... wollte das vorhin nicht sagen. Du weisst schon, dass wir... dass wir gar keine Freunde sind. Das... das war fies. Ich meine, Du bist extra nach L. A. gekommen und hast mich nach Hause geholt und ich kann hier wohnen und so und Du bist so nett zu mir und ich sag dann so was, obwohl ich das doch eigentlich überhaupt gar nicht so meine. Weil, eigentlich mag ich Dich ja, aber ich kenn Dich eben so nicht und da ist das doch logisch, dass mir das komisch vorkommt, wenn Du plötzlich so nett bist. Aber Du... Du hast mich gerettet... heute morgen... vor diesem Kerl und ich... ich hab mich nicht mal dafür bei Dir bedankt. Und dann sag ich auch noch so was Blödes, dass Du gleich meinst, ich kann Dich nicht leiden. Aber das stimmt nicht, weil... weil... weil ich Dich nämlich sehr gut leiden kann und weil ich Dich ganz schrecklich vermisst hab in den letzten drei Monaten. Ich hab mir oft gewünscht, dass Du... dass Du eben einfach da wärst und selbst wenn Du mich wieder 'Köter' genannt hättest und mich fertiggemacht hättest, hätte mich das nicht gestört, weil ich ja dann wenigstens Deine Stimme hätte hören können und weil Du mir doch so gefehlt hast und ich hab so oft an Dich gedacht und ausserdem..." Joey wusste gar nicht wirklich, was er alles sagte. Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus und er hätte sie nicht zurückhalten können, selbst wenn er es noch so sehr versucht hätte. Er konnte es plötzlich einfach nicht mehr ertragen, dass sein Erzfeind – sein über alles geliebter Erzfeind – wütend auf ihn war. Und die Vorstellung, dass er – wenn man Mokuba Glauben schenken konnte – verletzt und traurig war wegen dem, was er gesagt hatte, behagte dem Blondschopf noch viel weniger. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto hingegen lauschte den Worten des Jüngeren sehr, sehr aufmerksam. Nicht ein Wort des Gesagten entging ihm. 'Er... er mag mich doch noch? Er hat mich vermisst? Wirklich?' dachte er und sein Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich noch mehr. "Wenn Du weiter so viel redest, erstickst Du gleich noch." unterbrach der Siebzehnjährige den Monolog seines Klassenkameraden und schmunzelte innerlich, als dieser ihn irritiert anblickte. "Hä?" fragte Joey wenig geistreich und der Ältere seufzte. "Ich muss Mokuba ins Bett bringen. Willst Du mitkommen? Er freut sich bestimmt." murmelte er und wandte das Gesicht ab. Dabei verfluchte er sich insgeheim für seine plötzlich auftretende Verlegenheit, die es ihm unmöglich machte, dem Kleineren jetzt in die Augen zu sehen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Der Blondschopf blickte sprachlos und mit offenem Mund zu dem Jungunternehmer auf. Seine Stimme hatte sanft und etwas unsicher geklungen – beinahe so, als wären seine Worte ein Friedensangebot. 'Er will, dass ich mitkomme, wenn er Moki ins Bett bringt?' fragte sich Joey und in seinem Magen flatterten mit einem Mal Tausende von Schmetterlingen. "Klar komm ich mit." Wie er es geschafft hatte, einen ganzen Satz zu sprechen, ohne zu stottern oder ohne dass seine Stimme versagte, wusste der Sechzehnjährige nicht. Und eigentlich war es ihm auch egal. Schweigend schloss er sich an, als der Größere sich auf den Weg zum Zimmer seines jüngeren Bruders machte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Mokuba, der schon in seinem Bett sass, blickte auf, als sich seine Zimmertür öffnete. Als er sah, dass nicht nur sein Bruder, sondern auch Joey sein Zimmer betrat, begann er, über sein ganzes Gesicht zu strahlen. 'Sie haben sich vertragen! Wie schön!' jubelte er innerlich, sagte jedoch nichts. "Ich bin schon fertig mit allem. Meine Hausaufgaben liegen auf dem Schreibtisch. Siehst Du sie Dir noch mal an, Seto?" fragte er stattdessen. Der Angesprochene nickte nur und liess sich auf den Schreibtischstuhl sinken, um die Aufgaben zu kontrollieren. Der Zwölfjährige winkte unterdessen den Blondschopf zu sich und bedeutete ihm, sich auf die Bettkante zu setzen. Joey kam seiner Aufforderung nach und grinste den Kleinen an, obwohl ihm noch nicht wirklich danach zumute war. "Geht’s Dir wieder besser, Joey?" erkundigte sich der Junge prompt und der Sechzehnjährige nickte. "Ja. Ist alles in Butter, Moki." antwortete er und musste nun doch ehrlich grinsen, als der Schwarzhaarige erleichtert aufatmete. "Dann ist ja gut. Ich mag's nicht, wenn ihr euch streitet." nuschelte er und kuschelte sich in seine Kissen. "Das war auch gar nicht beabsichtigt. Manchmal red ich halt, bevor ich denke." erwiderte der Blondschopf und fuhr herum, als vom Schreibtisch hinter ihm ein leises Schnauben erklang. "Nur manchmal?" fragte Seto mit hochgezogener Braue und einem kaum wahrnehmbaren Lächeln im Gesicht. Joey sah ihn einen Moment lang fassungslos an, dann riss er sich zusammen und warf dem Älteren einen bösen Blick zu, der ihn zu seinem Leidwesen jedoch nur noch mehr zu amüsieren schien. "Ach, halt doch die Klappe, Kaiba!" grummelte er und der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Wieso? Ich habe doch Recht." entgegnete er und beobachtete, wie sein Hündchen aufsprang und kämpferisch die Hände zu Fäusten ballte. "Du bist so ein Arsch! Und bei Dir hab ich mich vorhin noch entschuldigt!" fauchte der Blondschopf und der Brünette grinste ihn an, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. So gefiel ihm der blonde Chaot. Genauso musste er sein. Laut, nervig und temperamentvoll. Das war sein Hündchen, wie es leibte und lebte. "Verdammt, grins nicht so blöde, oder ich komm Dir da rüber!" maulte Joey, doch bevor er wirklich auf seinen Klassenkameraden losgehen konnte, hielt Mokuba seinen Arm fest. "Reg Dich doch nicht so auf. Seto hat's doch nicht so gemeint!" versuchte der Junge, den aufkommenden Streit zu schlichten, doch seine Bemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt. "Doch, ich habe es durchaus genauso gemeint, wie ich es gesagt habe. Joey ist nun mal nicht sehr talentiert, wenn es ums Denken geht." schmunzelte sein Bruder und der Sechzehnjährige wollte gerade etwas ebenso wenig Nettes zurückgeben, doch bevor er dazu kam, sprang Mokuba aus seinem Bett auf und stellte sich zwischen die beiden Streitenden. "Hört sofort auf damit!! Ich hasse es, wenn ihr euch streitet!! Wenn ihr euch anschreien wollt, dann tut das, aber nicht in MEINEM Zimmer!" schrie er und in seinen Augen blitzen zornige Tränen. "Und jetzt raus hier. Alle beide! Sofort!!!" setze er noch hinzu, liess sich wieder in sein Bett fallen, wickelte sich in seine Decke und drehte den beiden Älteren demonstrativ den Rücken zu. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto und Joey verfolgten gleichermassen geschockt den Ausbruch des Kleinen. Keiner von ihnen hatte ihn wirklich wütend machen wollen, doch offenbar war es ihnen trotzdem gelungen. Seufzend erhob sich der Brünette von seinem Platz, trat ans Bett seines Bruders und setzte sich auf die Bettkante. Vorsichtig streichelte er dem Jungen über seine schwarzen Haare, doch dieser schlug seine Hand weg. "Lass mich in Ruhe. Geht raus, wenn ihr euch streiten wollt." fauchte er den Älteren an und dieser seufzte erneut. "Es tut mir leid, Mokuba. Es war nicht ernst gemeint. Du weisst doch, wie das bei Joey und mir ist. Wir haben uns nicht wirklich gestritten." murmelte er und warf dem noch immer vor dem Bett stehenden Blondschopf von unten herauf einen Blick zu, den dieser noch nie an seinem Klassenkameraden gesehen hatte. Joey schluckte schwer. Lag in den blauen Augen des Größeren tatsächlich so etwas wie eine stumme Bitte, ihm zu helfen? Was es auch war, er konnte dem Anderen plötzlich einfach nicht mehr böse sein. Immerhin schien es ihm wirklich etwas auszumachen, dass sein kleiner Bruder wütend auf ihn – auf sie beide – war. "Stimmt, Moki. Dein Bruder und ich haben bloss Spass gemacht." bestätigte er daher und der Kleine warf ihnen einen skeptischen Blick über die Schulter zu. "Ist das auch wirklich wahr?" hakte er nach und die beiden Älteren nickten unisono. "Also gut. Aber ich will nicht, dass ihr euch streitet. Ihr müsst mir versprechen, dass ihr damit aufhört." verlangte Mokuba und die beiden Größeren seufzten beinahe zeitgleich. "Gut." murmelte Seto und auch Joey nickte. "Von mir aus. Kein Problem." stimmte er zu und der Junge begann zu strahlen. "Okay. Schlaft gut, ihr Zwei!" rief er fröhlich und drückte erst seinen Bruder und dann den Blondschopf, bevor er sich von dem Brünetten zudecken liess. Joey staunte, als er sah, dass der Jungunternehmer den Schwarzhaarigen anlächelte und ihm einen Kuss auf die Stirn drückte, bevor er aufstand. 'Genau deswegen hab ich mich in ihn verliebt. Genau wegen dieser sanften Art, die er Moki gegenüber hat.' dachte er und schluckte schwer, denn mit einem Mal wurde ihm die unmittelbare Nähe des Siebzehnjährigen bewusst. Sie standen beide am Bett des Kleinen, nicht einmal einen halben Meter voneinander entfernt, und am liebsten hätte er dem Älteren alles gestanden. 'Das wäre Selbstmord. Er würde mich killen, wenn er wüsste, dass ich auf ihn stehe. Dass ich ihn liebe. Dass ich scharf auf ihn bin.' Das Gesicht des Sechzehnjährigen begann zu glühen, denn just in diesem Augenblick erinnerte er sich wieder an den Sex mit Cole und an das, woran er dabei gedacht hatte. "Joey? Krieg ich von Dir auch nen Gute-Nacht-Kuss?" riss ihn Mokubas bittende Stimme aus seinen Gedanken und er wäre dem Jungen dafür am liebsten um den Hals gefallen, denn der Kleine hatte gerade noch verhindert, dass man ihm ansehen konnte, woran er nur eine Sekunde zuvor noch gedacht hatte. "Klar, wenn Du willst." antwortete er etwas heiser, beugte sich zu dem Schwarzhaarigen und drückte seine Lippen ebenfalls auf die Stirn des Liegenden, der ihn von unten herauf anstrahlte. Der Blondschopf lächelte etwas mühsam zurück, denn ihm war gerade aufgefallen, dass er seine Lippen auf die gleiche Stelle gedrückt hatte, auf die auch sein Klassenkamerad Moki geküsst hatte. 'Ein indirekter Kuss. Und das, nachdem ich ihn heute schon wirklich geküsst hab.' Schlagartig verdunkelte sich die Gesichtsfarbe des Sechzehnjährigen noch um einige Nuancen mehr. "Schlaf gut, Moki." murmelte er leise und wollte sich wieder aufrichten. Dabei nahm er jedoch zu viel Schwung, so dass er um ein Haar umgefallen wäre, wenn Seto ihn nicht festgehalten hätte. Joey schluckte schwer, als er sich zum wiederholten Male an diesem Tag so nah an seinem Klassenkameraden wiederfand. Dieser hatte reflexhaft seine Arme um den Jüngeren gelegt und hielt ihn fest. Das Herz des Sechzehnjährigen raste und auch das des Größeren schlug unregelmässig und viel zu schnell. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Mokuba beobachtete die Beiden vom Bett aus ganz genau. Joeys Hände hatten sich in dem Hemd seines Bruders verkrallt und dieser hielt den Blondschopf viel länger fest, als es nötig gewesen wäre. 'Also doch!' dachte der kleine Kaiba und ein triumphierendes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. 'Deshalb streiten sie immer miteinander. Weil sie sich einfach nicht eingestehen wollen, wie sehr sie sich in Wirklichkeit mögen. Aber das wäre doch gelacht, wenn ich das nicht ändern könnte. Wenn die Beiden sich so sehr mögen, dann werde ich ihnen auf die Sprünge helfen. Alleine schaffen die das doch nie.' Zufrieden kuschelte sich der Zwölfjährige in seine Kissen, zog sich die Decke bis zur Nasenspitze, um sein Grinsen zu verbergen, und schloss die Augen. Er würde schon dafür sorgen, dass die beiden Sturköpfe, die sich auch nach fast fünf Minuten immer noch nicht losgelassen hatten, endlich einsahen, dass sie sich mehr als nur ein bisschen mochten. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* Jahaaa, der kleine Moki... *ihn anluv* Der ist ja sooooo süss!!! Ha, aber in den nächsten Kappis wird's noch viel, viel, VIEL süsser!!! Und das ist sowohl Drohung als auch Versprechen. Kann übrigens sein, dass der gute Seto langsam etwas OOC wird. Nyo, ist er das nicht in jeder FF? Egal. Hauptsache, ihr habt auch weiterhin Spass daran. Man liest sich hoffentlich!! Vergesst meine Kommis nicht!! *bettelblick aufsetz* Karma Schürzen und ein gemütlicher Abend ---------------------------------- Da ihr mich alle so lieb darum gebeten habt, stell ich auch gleich das nächste Kappi on. Aber ab jetzt wird's etwas langsamer gehen, weil ich die nächsten Kappis erst noch überarbeiten bzw. schreiben muss. Nyo, enjoy reading und ich hoffe, ihr mögt noch mehr Zucker!!! Karma ********************************************************************************* Wie lange er so im Zimmer seines kleinen Bruders gestanden und Joey festgehalten hatte, wusste Seto nicht zu sagen. Er spürte das Zittern des Blondschopfs ebenso wie dessen Hände, die sich in seinem Hemd festkrallten, und um nichts in der Welt hätte er sein Hündchen jetzt loslassen wollen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joeys Gesicht glühte, als er sich dessen bewusst wurde, dass er sich schon eine ganze Weile – wie lange genau wusste er beim besten Willen nicht – an seinem brünetten Klassenkameraden festklammerte, doch er konnte sich einfach nicht von ihm lösen, denn dafür war der Moment viel zu schön. Die Arme des Älteren waren warm und er fühlte sich so geborgen und sicher wie schon lange nicht mehr. Ausserdem fürchtete er, dass der Siebzehnjährige ihn nie wieder so berühren, ihm nie wieder so nah sein würde wie in diesem Augenblick, also beschloss er, es geniessen, so lange es dauern würde. Dass er sich so nah wie möglich an den Größeren presste und ein kaum hörbares Seufzen seinen Lippen entkam, bemerkte er nicht. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Ich glaube, wir sollten langsam gehen. Mokuba ist eingeschlafen." Seto sprach so leise wie möglich. Eigentlich wollte er sein Hündchen, dass sich seufzend ganz nah an ihn gekuschelt hatte, nicht loslassen, doch er wollte seinen Bruder auf keinen Fall wecken. Etwas widerwillig löste sich der Blondschopf aus seiner Umarmung, wagte aber nicht, aufzusehen. "Ist gut." nuschelte er kaum hörbar und trat einen Schritt zurück. Am liebsten wäre er für den Rest seines Lebens hier stehen geblieben, in den Armen des Menschen, der ihm alles bedeutete, aber er sah ein, dass das nicht ging. "Wir sollten auch langsam schlafen gehen. Es ist schon spät." sagte der Brünette leise, nachdem er sich mehrfach geräuspert hatte. Aus einem ihm nicht klar verständlichen Grund hatte er einen Kloss im Hals, der sich einfach nicht lösen wollte. Der Sechzehnjährige nickte nur und verliess das Zimmer des Kleinen. Sein älterer Klassenkamerad folgte ihm und löschte das Licht, bevor er die Tür hinter sich schloss. Das zufriedene Grinsen des 'Schlafenden' sah keiner von ihnen. 'Dreizehn Minuten. Sie haben sich genau dreizehn Minuten lang umarmt. Ganze dreizehn Minuten!' Innerlich jubelnd schloss Mokuba die Augen und rollte sich auf die Seite. Er würde schon dafür sorgen, dass die beiden Sturköpfe zu ihren Gefühlen standen, das nahm er sich fest vor, bevor er wirklich einschlief. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto und Joey, die von den Plänen und Gedankengängen des Kleinen nichts ahnten, standen schweigend im Flur vor ihren jeweiligen Zimmern. Keiner von beiden wusste, wie er das Schweigen brechen, was er sagen oder tun sollte. "Willst Du schon schlafen gehen, Joey?" fragte der Siebzehnjährige leise, als er doch endlich genügend Mut gefunden hatte, den Kleineren anzusprechen. Dieser schüttelte den Kopf. "Ich bin eigentlich noch nicht wirklich müde." antwortete er und erntete ein kaum wahrnehmbares Lächeln des Älteren. "Ich auch nicht. Wollen wir noch etwas nach unten ins Wohnzimmer gehen?" schlug er vor und der Blondschopf nickte und folgte ihm, als er vorausging. "Ich werd mich hier nie zurechtfinden." murmelte er leise, doch der Brünette hatte ihn trotzdem gehört. "Wenn Du erst einmal eine Weile hier bei uns lebst, wird das schon werden." gab er zurück, warf einen Blick über die Schulter und schmunzelte, als er den skeptischen Ausdruck in den braunen Augen seines Hündchens sah. "Das sagt sich so leicht. Du hast das Problem ja auch nicht. Du kennst Dich hier schliesslich aus. Ist ja auch Dein Haus." entgegnete der Jüngere und seufzte abgrundtief. "Das war nicht immer so. Als ich jünger war, habe ich mich hier auch des Öfteren verirrt." Bei diesem Geständnis seines Klassenkameraden blieb Joey mitten im Flur stehen. "Sag das noch mal!" verlangte er. Seto blieb ebenfalls stehen und wandte sich zu ihm um. "Ich sagte, als ich noch ein Kind war, habe ich mich hier auch schon hin und wieder verlaufen. Damals kam mir dieses Haus so unendlich groß vor, dass ich oft nicht einmal mein eigenes Zimmer wiedergefunden habe." sagte er und beobachtete amüsiert, wie sich die braunen Augen des Kleineren weiteten. "Das ist nicht Dein Ernst! Ausgerechnet DU willst mir erzählen, Du hättest Dich in dem Kasten verirrt, der DIR gehört?" fragte er ungläubig und seine Kinnlade fiel beinahe auf den Boden, als der Ältere nickte. "Doch, es ist mein Ernst. Warum sollte ich Dich anlügen? Was hätte ich davon?" "Was weiss ich? Aber Du verscheisserst mich doch! Gib's ruhig zu, Kaiba!" Der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Nein, das tue ich nicht. Weisst Du, ich habe auch nicht mein ganzes Leben hier in diesem Haus verbracht. Als Mokuba und ich herkamen, brauchten wir beide eine Weile, um uns daran zu gewöhnen und uns zurechtzufinden." Der Jungunternehmer fuhr sich seufzend durch die Haare. "Du schaffst das schon, Joey. Gehen wir?" fragte er. Der Sechzehnjährige nickte und folgte ihm. Im Wohnzimmer angekommen liess er sich auf die Couch fallen und sein Gesicht begann zu glühen, als sich der Brünette ebenfalls dorthin setzte. Seto griff nach der Fernbedienung, überlegte es sich dann aber anders. Statt den Fernseher einzuschalten, stand er wieder auf und ging zur Anlage, die auf einem der Schränke stand. Dort drückte er ein paar Knöpfe und sofort erfüllte leise Musik den Raum. Joey verfolgte jede seiner Bewegungen mit seinen Blicken. So sehr er es auch versuchte, er konnte die Augen einfach nicht von dem Größeren abwenden. Dass dieser sich wieder umgedreht hatte und ihn ansah, merkte er erst, als er angesprochen wurde. "Was hältst Du von einem heissen Kakao?" fragte der Jungunternehmer und der Angesprochene nickte mit glühendem Gesicht. "Gut. Ich bin gleich wieder da." Nach diesen Worten verliess der Siebzehnjährige das Wohnzimmer und liess den Jüngeren mit seinen wirren Gedanken und Gefühlen allein zurück. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto ging unterdessen hinüber in die Küche. Es war eine Weile her, seit er sich das letzte Mal selbst als 'Koch' betätigt hatte, doch er wollte jetzt auf keinen Fall einen seiner Angestellten um sich haben. So holte er zwei Tassen aus dem Schrank und machte sich daran, Kakao für Joey und für sich selbst zuzubereiten. 'Er hat gesagt, dass er mich vermisst hat.' dachte er und lächelte, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Er zweifelte nicht daran, dass das, was der Blondschopf gesagt hatte, die Wahrheit war. 'Vielleicht will ich auch einfach nicht zweifeln. Vielleicht will ich es einfach glauben. Vielleicht will ich glauben, dass er doch noch Gefühle für mich hat.' Leise seufzend schüttelte der Jungunternehmer den Kopf. Solche Grübeleien brachten ihn nicht weiter, sondern verwirrten ihn nur noch mehr. Dabei war er ohnehin schon verwirrt genug. Die Erkenntnis, dass er sich in sein Hündchen verliebt hatte, war noch immer ein Schock. 'Dabei hätte ich es eigentlich wissen müssen. Ich habe mir solche Sorgen um ihn gemacht, dass ich kaum ruhig schlafen konnte, während er weg war. Und ich war absolut unausstehlich – auch Mokuba gegenüber.' Selbstverständlich würde er es niemals offen zugeben, dass er durchaus wusste, wie unmöglich er sich in den letzten drei Monaten verhalten hatte. So etwas zuzugeben – das war einfach nicht er. 'Aber es ändert nichts an den Tatsachen. Ich habe mir Sorgen gemacht. Und ich habe ihn vermisst. Er hat mir wirklich gefehlt. Der einzige Mensch ausser meinem Bruder, der es immer wieder geschafft hat, meine ganze Aufmerksamkeit vollkommen zu fesseln.' Ein leises Lachen stieg aus der Kehle des Siebzehnjährigen, als er erneut den Kopf schüttelte. 'Ich hätte es viel früher merken müssen. Diese Gefühle sind doch nicht erst seit gestern da. Das kann nicht sein. Sie müssen schon viel länger da sein.' Abgrundtief seufzend gestand Seto sich ein, dass es wirklich so war. Er hatte nie darüber nachgedacht – nie darüber nachdenken WOLLEN –, warum es ausgerechnet der chaotische Blondschopf Joey Wheeler immer wieder geschafft hatte, ihn dazu zu bringen, sich mit ihm zu streiten. 'Ich habe es genossen. Alle Anderen hatten Angst vor mir – alle ausser Joey. Er war immer der Einzige, dem es vollkommen egal war, wer ich bin, was ich habe und dass ich ihn jederzeit hätte fertigmachen können. Es hat ihn schlichtweg nicht interessiert. Für ihn war ich nie der große Seto Kaiba, sondern immer nur ein ganz normaler Mensch, mit dem er streiten konnte wie mit jedem Anderen auch.' Wieder erschien ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht des Brünetten, als er sich an die Arbeitsplatte lehnte und darauf wartete, dass die Milch heiss wurde. Dass er inzwischen nicht mehr alleine in der Küche war, bemerkte er nicht. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Ein paar Minuten blieb Joey noch auf der Couch sitzen, doch dann stand er auf und folgte seinem Klassenkameraden hinüber in die Küche. Dort blieb er an den Türrahmen gelehnt stehen und beobachtete staunend, wie der Siebzehnjährige am Herd hantierte. 'Ich dachte, er hat Personal für so was. Und jetzt macht er das selber?' Die ungewohnte Seite an dem Größeren liess das Herz des Sechzehnjährigen wieder schneller schlagen. Und als er das sanfte, leicht entrückte Lächeln sah, dass die Lippen des Jungunternehmers umspielte, musste er sich krampfhaft am Türrahmen festhalten, um nichts Unüberlegtes zu tun. 'Er ist so unglaublich schön.' dachte der Blondschopf und seufzte unhörbar. 'Und ich verliebe mich immer mehr in ihn. Dabei will er doch nichts von mir. Er sieht mich – wenn ich Moki glauben kann – höchstens als so was ähnliches wie nen Freund, aber nicht mehr.' sinnierte er und seufzte erneut. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Durch das leise Seufzen von der Tür erschreckt drehte sich Seto um und blickte genau in zwei schokobraune Augen, die ihn scheinbar schon eine ganze Weile musterten. Der Blondschopf lehnte am Türrahmen und hatte offenbar noch nicht bemerkt, dass er inzwischen selbst beobachtet wurde. "Ungeduldig?" fragte der Siebzehnjährige und schmunzelte, als sein Hündchen ertappt zusammenfuhr. "Fall mir nicht wieder um. Das hatten wir heute doch schon ein paar Mal, oder?" fügte er hinzu, als er sah, dass der Jüngere beinahe wieder den Halt verloren hätte. "Ich... ähm... Seit wann kochst Du denn selbst?" erkundigte sich dieser in dem verzweifelten Versuch, seine Verlegenheit zu überspielen. "Was hältst Du von mir? Für einen einfachen Kakao brauche ich doch kein Personal." erwiderte der Brünette und Joey begann zu grinsen. "Was ist daran so witzig?" wollte der Ältere wissen und das Grinsen des Kleineren wurde noch breiter. "Jetzt fehlt Dir bloss noch ne Schürze, dann gehst Du prima als Hausfrau durch." sagte er und die Vorstellung von seinem Klassenkameraden mit einer rosa Rüschenschürze liess ihn laut losprusten. Seto beobachtete einen Moment lang, wie sein Hündchen sich vor Lachen bog, dann kam ihm eine Idee. Grinsend beugte er sich zu einem der Schränke nach unten, nahm etwas heraus und trat noch immer grinsend zu dem Sechzehnjährigen. Noch bevor Joey wusste, wie ihm geschah, stand der Jungunternehmer plötzlich hinter ihm und machte sich an seinem Rücken zu schaffen. Für eine Schrecksekunde versteifte sich der Körper des Blondschopfs, doch noch ehe er etwas sagen oder tun konnte, trat der Andere auch schon wieder zurück zum Herd und betrachtete ihn grinsend von oben bis unten. "Ich wusste, dass Dir das stehen würde." stellte er fest und der Angesprochene sah an sich herunter. "Wann hast Du...?" fragte er mit großen Augen und zog an der Schürze, die der Größere ihm umgebunden hatte. "Gerade eben. Steht Dir, Hündchen." schmunzelte der Siebzehnjährige, nahm den Topf mit der Milch vom Herd und füllte sie in die bereitgestellten Tassen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey betrachtete den Älteren, der ihm den Rücken zugewandt hatte, mit schiefgelegtem Kopf. 'Er hat mich 'Hündchen' genannt. Nicht 'Köter', nicht 'Streuner' oder so, sondern 'Hündchen'. Das klingt ja fast schon nett.' wunderte er sich. Er war so überrascht von der Anrede, dass er nicht einmal im Traum daran dachte, die Schürze wieder abzunehmen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* Jahaaaa, süsser Anblick, nicht wahr? Die Vostellung find ich voll putzig. Joey mit Schürze. *anluv* Nyo, ich hoffe, ihr werdet auch das nächste Kappi mögen (wann auch immer ich es hochlade) und mir weiterhin schön fleissig Kommis schreibt. Man liest sich!!! Karma Enthüllung ---------- Hiho, ihr Lieben!! Als kleine Aufmunterung für Mihikoru hier gleich das nächste Kappi. Gut, Aufmunterung ist wahrscheinlich zu viel gesagt, aber das nächste wird wieder zuckrig. *promise* Trotzdem viel Spass beim Lesen!!! Karma ********************************************************************************* "Wir können jetzt wieder ins Wohnzimmer gehen, wenn Du..." Seto drehte sich mit den beiden Tassen in der Hand um und brach ab. Noch immer stand der Blondschopf mit der Schürze in der Küchentür und sein verwirrter Blick liess ihn einfach nur unglaublich niedlich aussehen. 'Weisst Du eigentlich, was Du mit mir machst, Joey?' fragte sich der Jungunternehmer, denn sein Herz begann bei diesem Anblick augenblicklich wieder zu rasen. 'Wie er da steht und mich ansieht. Wie ein Welpe.' dachte er und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Scheint ganz so, als wärst Du die Hausfrau von uns beiden." stellte er trocken fest und das Gesicht des Sechzehnjährigen lief bei seinen Worten sofort flammend rot an. "Das ist nicht lustig, Kaiba!" grummelte er und versuchte, den Knoten der Schürze zu lösen, doch er war so nervös, dass ihm das nicht gelang. Der Größere stellte die Tassen auf den Küchentisch und schüttelte den Kopf. "So wird das nie was. Dreh Dich um, dann helfe ich Dir." bot er an und wartete, bis der Kleinere seiner Aufforderung Folge geleistet hatte. Dann löste er behutsam den Knoten, den er gemacht hatte, und bemühte sich dabei, Joey nicht zu oft zu berühren, obwohl er sich eigentlich danach sehnte, Blondschopf über den Rücken zu streicheln. 'Das darf ich nicht. Hier geht es nicht um mich, sondern um Joey. Ich darf ihn nicht erschrecken oder unter Druck setzen.' Auf keinen Fall wollte der Jungunternehmer seinem Hündchen wehtun. Die Vorstellung, dass der Sechzehnjährige Angst vor ihm bekommen könnte, wenn er sich nicht zurückhielt, versetzte ihm einen Stich. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joeys Gesichtsfarbe verdunkelte sich noch mehr, als er spürte, wie die Finger des Brünetten den Knoten lösten, mit dem er vorhin die Schürze befestigt hatte. 'Kann er mich nicht noch mal in den Arm nehmen? So wie vorhin? Das wär so schön!' dachte er und seufzte abgrundtief. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto, der das Seufzen missverstand, liess den Anderen augenblicklich los. "Es tut mir leid. Ich wollte Dich nicht erschrecken, Joey." murmelte er leise und der Angesprochene drehte sich sofort um. "Hast Du auch nicht. Ich hab nur an was gedacht. Das hatte nichts mit Dir zu tun." sagte er, sah den Größeren aber nicht an, denn er fürchtete, dass dieser seine Lüge sofort durchschauen würde. Der Siebzehnjährige warf einen skeptischen Blick auf den vor ihm Stehenden, dann nahm er ihm die Schürze ab und legte sie über einen der Küchenstühle. "Lass uns rübergehen, ja?" schlug er vor und drückte dem Jüngeren eine der Tassen in die Hand. "Vorsicht, heiss." warnte er und der Blondschopf begann zu grinsen. "Ach ne, echt?" fragte er gespielt verwundert und nun grinste auch der Brünette. "Ja, wirklich. Ich dachte, ich sage es Dir besser. Nicht, dass Du Dich noch über das seltsame Gefühl wunderst." erwiderte er und ihm fiel ein Stein vom Herzen, als sein Hündchen wieder zu lachen begann. "Hatte mich tatsächlich schon gefragt, warum meine Finger plötzlich so warm sind." witzelte Joey und nun konnte auch Seto ein leises Lachen nicht unterdrücken. Um ein Haar hätte der Sechzehnjährige seine Tasse fallen lassen. 'Er lacht. Schon wieder. Und wieder meinetwegen. Nicht über mich, sondern mit mir.' dachte er und lächelte glücklich, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Im Wohnzimmer angekommen stellte er seine Tasse auf den Wohnzimmertisch und liess sich wieder auf die Couch fallen. Der Siebzehnjährige tat es ihm gleich und seufzte. "Es ist lange her, dass ich das gemacht habe." gab er leise zu und erntete einen interessierten Blick aus schokobraunen Augen. "Gemacht? Was denn gemacht?" fragte der Kleinere neugierig und der Ältere schmunzelte wieder. "Einfach nur hier gesessen und nichts getan." antwortete er dann und der Sechzehnjährige grinste ihn an. "Kann ich mir irgendwie nur schwer vorstellen, dass Du Dir überhaupt mal so was wie Freizeit gönnst, Du Workaholic." erwiderte er und der Angesprochene hob eine Braue. "Workaholic? Wo hast Du denn das Wort aufgeschnappt?" wollte er wissen und das Grinsen des Jüngeren wurde noch breiter. "Da staunst Du, was? Tja, ich hab in den letzten drei Monaten in den USA Einiges gelernt. Weisst Du, Nate ist auch so ein Workaholic wie Du. Hat Sean jedenfalls immer..." sagte er, brach dann aber ab und starrte auf die Tasse mit dem Kakao, die vor ihm stand. Einen Moment lang schwieg auch Seto, dann atmete er tief durch und sah den Blondschopf an. "Wer ist dieser Nate?" fragte er und der Kopf des Angesprochenen ruckte hoch. "Ach ja, richtig, Du kennst ihn ja nicht. Nate war mein... Warte, ich hol die Fotos." erwiderte er, sprang von der Couch auf und sprintete nach oben. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Der Jungunternehmer blickte ihm einen Moment lang nach, dann legte er seufzend den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. 'Also denkt er immer noch an diese Amerikaner.' sinnierte er und seufzte erneut. Aus einem Grund, der ihm selbst nicht ganz klar war, gefiel ihm das ganz und gar nicht. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey brauchte dieses Mal erstaunlicherweise nicht lange, um sein Zimmer wiederzufinden. Nach kurzem Suchen hatte er auch die Fotos gefunden, die Joel seinem Brief beigelegt hatte. Mit einem wehmütigen Seufzen nahm er sie an sich und machte sich wieder auf den Weg nach unten ins Wohnzimmer. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Keine drei Minuten, nachdem er nach oben gerannt war, kam der Blondschopf wieder ins Wohnzimmer gestürmt. Seto öffnete die Augen und sah ihn an, als er sich wieder auf die Couch fallen liess – diesmal ein Stück näher als vorhin. "Also das hier ist Sean." erklärte er und zeigte auf das Foto des braunhaarigen Amerikaners, der den Brünetten während der Taxifahrt zum Flughafen unhöflicherweise mit seinem Vornamen angesprochen hatte. "Ich erinnere mich." murmelte der Jungunternehmer und beobachtete mit gemischten Gefühlen das wehmütige Lächeln seines Hündchens. "Weisst Du, er hat mich an einem Abend aus ner ziemlich blöden Situation rausgeholt, obwohl er mich gar nicht kannte. Und dann hat er mich mit Nate bekannt gemacht. Der hat mir dann nen Job gegeben." erklärte der Blondschopf und wühlte in den Fotos, bis er ein Bild des schwarzhaarigen Amerikaners mit den stechend blauen Augen gefunden hatte. "Da, das ist er. Hat zwar meistens ziemlich finster gekuckt, aber bei dem Job musste er das auch. Trotzdem war er echt nett zu mir und hat viel für mich getan. Er war mir echt ne große Hilfe." sagte er und das Gesicht seines Klassenkameraden verschloss sich, als er die Person auf dem Foto erkannte. Ja, das war der Amerikaner, in dessen Armen Joey so sehr geweint hatte. Seto spürte einen Stich und seine blauen Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, was das zu bedeuten hatte. 'Ich bin eifersüchtig auf diesen Kerl. Eifersüchtig, weil er mein Hündchen trösten durfte. Weil er ihn in den Arm nehmen durfte. Weil Joey sich an ihn geklammert und geweint hat.' dachte er und bemühte sich, ruhig und gleichmässig zu atmen, doch der Sechzehnjährige schien glücklicherweise nichts von seinem inneren Aufruhr zu bemerken. "Ich weiss, dass das für Dich vielleicht komisch ist, aber das hier..." Der Kleinere deutete auf das Bild eines hübschen jungen Mannes hispanischer Herkunft mit großen, dunklen Augen und schulterlangen schwarzen Locken, der ebenfalls am Flughafen gewesen war, um sich zu verabschieden. "... ist José, Nates Freund. In den USA werden Schwule nicht mehr ganz so diskriminiert wie hier. Na ja, im Grunde genommen hab ich für José gearbeitet." Bei der Erwähnung der Tatsache, dass der schwarzhaarige Amerikaner vergeben war, fiel dem Jungunternehmer eine tonnenschwere Last vom Herzen. 'Also hatten die Beiden nichts miteinander.' dachte er und hatte Mühe, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. "Und das hier ist Joel." Seto warf einen Blick auf das Foto des brünetten Jungen, der ungefähr in Joeys Alter sein musste, und nickte. "Ich weiss. Er hat mir die E-Mail geschickt, in der er mir mitgeteilt hat, wo Du bist." erwiderte er und der Jüngere grinste schief. "Weiss ich. Sean und Joel haben mir beide nen Brief geschrieben. Die haben mich ganz schön verladen. Haben kein Wort gesagt, sondern klammheimlich meinen Kram gepackt und mich voll ins offene Messer laufen lassen. Ich hatte echt keine Ahnung. Du hast mich zu Tode erschreckt." gestand er leise und der Siebzehnjährige nickte. "Das ist mir nicht entgangen. Ich dachte schon, ich müsste Dich eigenhändig zum Flughafen tragen." gab er zurück und Joey begann zu lachen. "Weisst Du was, Kaiba? Das trau ich Dir sogar zu. Das hättest Du echt gemacht, oder?" fragte er und der Angesprochene nickte. "Sicher. Notfalls hätte ich Dich eben gefesselt und geknebelt. Oder ich hätte mir eine Leine für Dich besorgt, damit Du nicht mehr ohne meine Erlaubnis herumstreunen kannst." erklärte er ernst und lachte leise, als er das geschockte Gesicht seines Hündchens sah. "Mensch, das ist nicht witzig! Ich bin kein Hund, Kaiba!" grummelte der Blondschopf, doch der Brünette ignorierte seinen Einwand und atmete stattdessen einmal tief durch, bevor er seinen Gesprächspartner wieder ansah. "Hattest Du denn gar kein Heimweh? Warum hast Du Dich nicht ein einziges Mal bei Deinen Freunden gemeldet?" fragte er unvermittelt und der Sechzehnjährige zuckte zusammen und wandte den Blick ab. "Ich... ich konnte nicht. Ich hatte Schiss." gestand er und drehte die Kakaotasse zwischen seinen Fingern. "Ein paar Mal war ich kurz davor, hier anzurufen und irgendjemanden zu bitten, mir die Kohle für ein Ticket zu leihen. Ich hab sogar darüber nachgedacht, ob ich Dich anbetteln sollte. Aber ich wollte nicht wieder zurück zu meinem Vater. Das hätte ich einfach nicht mehr ausgehalten." murmelte er kaum hörbar. Seto nahm ihm die Tasse aus der Hand, stellte sie zurück auf den Tisch und noch bevor der Jüngere etwas sagen konnte, hatte er ihn wieder wie ihm Zimmer seines Bruders in seine Arme gezogen und hielt ihn fest. Einen Moment lang versteifte sich Joeys Körper, doch dann gab er nach, klammerte sich wieder an dem Größeren fest und genoss das Gefühl, von ihm festgehalten und umarmt zu werden. "Du musst keine Angst mehr haben, Joey. Hier bist Du sicher. Und ich lasse nicht zu, dass Dir noch mal irgendjemand etwas antut, was Du nicht willst. Du musst nichts mehr tut, was Du nicht möchtest." sagte der Brünette leise und der Blondschopf krallte sich noch fester in sein Hemd. "Du... Du weisst es, oder?" fragte er kaum hörbar und spürte das Nicken des Anderen mehr, als er es sah, denn er hatte seinen Kopf in der Halsbeuge des Älteren vergraben. 'Also doch! Ich wusste es! Aber warum bin ich dann trotzdem noch hier? Warum nimmt er mich sogar in den Arm? Warum kümmert er sich immer noch um mich?' "Findest Du mich denn nicht eklig?" Die genuschelte Frage des Sechzehnjährigen war kaum zu verstehen, doch der Jungunternehmer hatte sie dennoch gehört. "Nein, Joey. Du kannst doch nichts dafür. Es ist nicht Deine Schuld, was Dein... Dein Vater Dir angetan hat." Bei dem Wort 'Vater' knirschte er kaum hörbar mit den Zähnen. Joey brauchte einen Moment, bis er die Worte des Anderen komplett begriffen hatte. 'Er weiss von... meinem Vater? Aber... woher?' Verunsichert löste er sich aus der Umarmung des Größeren und sah ihn von unten herauf an. "Woher... weisst Du das?" fragte er leise und der Angesprochene seufzte abgrundtief. "Ich habe Dir doch gesagt, dass ich das zweifelhafte Vergnügen hatte, Deinen Erzeuger kennenzulernen." sagte er und der Blondschopf nickte. "Nun ja, er hat mich wohl für einen Deiner... Kunden gehalten." presste der Brünette zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und das Gesicht des Kleineren verlor schlagartig jede Farbe. "Du... Du wusstest das... die ganze Zeit?" wollte er wissen und der Ältere nickte langsam. "Ja. Ja, ich wusste Bescheid. Aber ich habe mit niemandem darüber gesprochen." Aus irgendeinem Grund war es Seto wichtig, dass sein Hündchen wusste, dass niemand ausser ihm auch nur die geringste Ahnung davon hatte, was ihm widerfahren war. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Fassungslos starrte Joey seinen Klassenkameraden an. 'Er hat es gewusst? Er hat es die ganze Zeit über gewusst? Und er hat mich trotzdem wieder nach Hause geholt. Und er hat mich heute morgen vor Iwamoto gerettet. Und die ganze Zeit über hat er ganz genau gewusst, was ich in den letzten Monaten gemacht hab.' Der Sechzehnjährige war so geschockt, dass er nicht einmal bemerkte, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. Dem Jungunternehmer hingegen entging das keineswegs. So behutsam wie möglich zog er den Kleineren wieder in seine Arme. "Nicht weinen, Joey. Bitte hör auf zu weinen. Von jetzt an passe ich auf Dich auf. Niemand wird Dir je wieder etwas tun, das verspreche ich Dir." murmelte er und streichelte beruhigend über den Rücken seines Hündchens. Den Blondschopf liess sich widerstandslos von dem Brünetten umarmen und streicheln. Wieder krallte er sich in das Hemd des Größeren und versuchte, sich zu beruhigen, doch wie schon am Morgen gelang ihm das auch jetzt nicht. "Ich wollte... wollte nie, dass... Du das erfährst. Nicht... nicht aus... ausgerechnet Du. Jeder, aber... aber nicht Du!" schluchzte er und spürte, wie sich die Arme des Siebzehnjährigen noch fester um ihn schlossen. "Keiner... sollte das... jemals erfahren. Ich... ich schäme mich... so!" Die Umarmung des Älteren war warm und tröstlich, doch gerade deshalb zerriss sie dem Kleineren das Herz. Ausgerechnet der Mensch, der ihm am wichtigsten war, der Mensch, den er über alles liebte, wusste Bescheid über das, was er im letzen Jahr gezwungenermassen getan hatte. "Scht. Hör auf zu weinen, Joey. Bitte. Ich kann es einfach nicht sehen, wenn Du weinst. Es wird alles wieder gut. Das verspreche ich Dir. Ich bin für Dich da. Immer, Joey." versprach Seto und der Jüngere schüttelte an seinem Brustkorb den Kopf. "Nein. Nein, Du... Du wirst... mich hassen, wenn... Dabei lie... liebe ich Dich doch! Und ich... ich hab immer an... an Dich ge... gedacht, wenn... diese Typen mich... Aber wenn... wenn ich Dir das... das sage, dann... hasst Du mich noch... noch viel mehr und dann... Das ertrag ich... einfach nicht." Joeys Worte waren durch sein Schluchzen kaum zu verstehen und daher dauerte es einen Moment, bis der Jungunternehmer ihre Bedeutung erfasst hatte. 'Er liebt mich! Er hat es gesagt! Er liebt mich wirklich! Immer noch!' Vollkommen fassungslos hielt er den Jüngeren fest. Als diesem bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte, riss er erschrocken die Augen auf. Eisblau traf auf Schokobraun und in dem Moment, in dem er in die Augen des Größeren sah, wusste der Blondschopf, dass sein Klassenkamerad jedes Wort gehört – und verstanden – hatte, das er gesagt hatte. Der Sechzehnjährige brauchte noch eine Sekunde, um das Ausmaß dessen zu begreifen, was eben vorgefallen war. 'Ich hab's ihm gesagt. Ich hab ihm alles gesagt!' dachte er panisch, sprang auf, rannte nach oben in sein Zimmer und schloss sich dort ein. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* Und das wär's auch schon wieder. Ab jetzt geht's definitv langsamer, weil der Rest noch geschrieben werden muss. Ich beeil mich aber, so gut es geht. Hoffe, ihr kommentiert fleissig. Karma Liebesgeständnis ---------------- Ich hab zwar das nächste Kappi noch nicht fertig, aber ich dachte mir, ich hab euch lange genug auf die Folter gespannt. Ihr wolltet Zucker, ihr sollt ihn haben! Ich hab's euch ja versprochen, dass es kitschig wird. Ihr wolltet rosa Herzchen, Zuckerwatte und einen lieben Seto - bittesehr! Hoffe, ich erfülle eure Erwartungen! Enjoy!! Karma ********************************************************************************* Seto blieb einen Moment lang wie betäubt auf der Couch sitzen, dann sprang er auf und rannte ebenfalls nach oben. Dabei nahm er immer zwei Stufen auf einmal, denn er wollte so schnell wie möglich wieder bei seinem Hündchen sein. 'Er hat es gesagt. Er hat gesagt, dass er mich liebt. Immer noch. Auch nach allem, was dieser Mistkerl von Vater ihm angetan hat, nach allem, was in den letzten Monaten und auch heute Morgen passiert ist, liebt er mich immer noch!' Dieser Gedanke liess das Herz des Jungunternehmers rasen. Noch nie zuvor hatte er sich so gefühlt, noch nie hatten ihm drei einfache, kleine Worte so unglaublich viel bedeutet. Und, dessen war er sich ganz sicher, noch nie in seinem Leben war ihm – ausser Mokuba – ein anderer Mensch so wichtig gewesen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey lehnte sich von innen gegen die Tür seines Zimmers, zog die Beine an und schlang seine Arme um seine Knie. Dann vergrub er sein Gesicht in den Armen und liess seinen Tränen freien Lauf. 'Jetzt weiss er alles. Absolut alles. Es gibt nichts mehr, was er nicht weiss.' Haltlos schluchzend machte sich der Sechzehnjährige so klein, wie er nur konnte. 'Jetzt ist alles aus. Jetzt hab ich ihn endgültig verloren. Dafür wird er mich ganz bestimmt hassen.' dachte er. Das leise Klopfen an der Tür in seinem Rücken nahm er nicht wahr. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seufzend stand der Jungunternehmer im Flur vor dem Zimmer des Blondschopfs und wusste nicht, was er tun sollte. Sollte er noch einmal klopfen? Oder sollte er die Tür einfach öffnen? 'Ich muss wissen, was jetzt ist.' dachte er und fuhr sich durch die Haare, so dass diese im Gegensatz zu sonst unordentlich und wirr in alle Richtungen abstanden. Eine knappe Minute zögerte der Brünette noch, dann versuchte er vorsichtig, die Tür aufzudrücken – was sich jedoch als recht schwierig erwies, da der Kleinere sich ganz offenbar von innen gegen das Holz lehnte. "Joey? Kann ich reinkommen? Wir müssen uns unterhalten." Da der Sechzehnjährige jedoch auch nach dieser Aufforderung keine Anstalten machte, die Tür freizugeben, entschied sich der Ältere kurzerhand dafür, sie einfach zu öffnen und sein Hündchen von seinem Sitzplatz wegzuschieben. Diese ganze Sache musste jetzt einfach geklärt werden – ein für allemal. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey bemühte sich verzweifelt, den Größeren nicht in sein Zimmer zu lassen, doch dieser war zu seinem Leidwesen stärker als er. So fand sich der Blondschopf nur wenig später fast einen halben Meter von seinem vorherigen Sitzplatz entfernt wieder. Seto ging vor dem Jüngeren in die Knie und streckte die Hand nach ihm aus, zögerte aber noch, ihn zu berühren. 'Würde er das jetzt überhaupt wollen?' fragte er sich, schob den Gedanken dann aber schnell beiseite. Sein Hündchen hatte gesagt, dass er ihn liebte. Das war eine Tatsache, die nicht mehr zu leugnen war, denn der Siebzehnjährige hatte diese Worte ganz genau verstanden – und er würde sie sicher in seinem ganzen Leben nicht mehr vergessen. "Joey? Bitte sprich mit mir." bat er, doch der Angesprochene sah nicht auf. Stattdessen wurde sein Schluchzen lauter und er krallte seine Fingernägel in den Stoff seiner Jeans. "Bitte... geh. Lass... mich alleine... bitte." flehte er leise, doch der Größere dachte nicht im Traum daran, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Nein, auf keinen Fall. Sie würden diese ganze Sache klären, hier und jetzt und auf der Stelle, denn die Grübeleien darüber, ob das, was sein Hündchen gesagt hatte, die Wahrheit war oder nicht, liess dem Jungunternehmer einfach keine Ruhe. "Nein. Wir Zwei werden uns jetzt unterhalten." sagte er entschieden und zog den sich schwach wehrenden Blondschopf an sich, so dass er ihn wieder in die Arme nehmen konnte. "Bitte lauf nicht immer vor mir weg, Joey. Wie soll ich denn mit Dir reden – und Dir eine Antwort geben –, wenn Du immer wegläufst?" fragte er und seine Stimme hatte den gleichen sanften Unterton, den er sonst benutzte, um Mokuba zu beruhigen. Als er den sanften, liebevollen Tonfall in der Stimme seines Klassenkameraden hörte, begann Joeys Widerstand langsam zu bröckeln. Haltsuchend klammerte er sich an dem Siebzehnjährigen fest und liess zu, dass dieser ihn noch näher an sich zog und ihm tröstend über den Rücken und durch die blonden Haare streichelte. In dem Moment, in dem er die Berührungen spürte, nach denen er sich in den ganzen letzten Monaten so sehr gesehnt hatte, war dem Sechzehnjährigen endgültig alles egal. Schliesslich war sowieso schon alles zu spät. "Ich... ich liebe... Dich..." schluchzte er und presste sein Gesicht in das Hemd des Größeren. Seine Arme waren so stark und so unglaublich warm, seine Stimme war nicht kalt und abweisend, sondern so unheimlich sanft und er roch so unbeschreiblich gut, dass dieser Moment eine Ewigkeit hätte währen können, wenn es nach dem Blondschopf gegangen wäre. "Du bist ein Idiot, Joey. Warum läufst Du denn dann vor mir weg?" fragte Seto leise und wiegte sein noch immer leise schluchzendes Hündchen sanft hin und her. "Du... Du hasst mich doch." flüsterte der Angesprochene kaum hörbar und der Ältere schüttelte den Kopf. "Das ist doch gar nicht wahr. Ich hasse Dich nicht." versuchte er, den Kleineren zu beruhigen. "Ich hasse Dich schon lange nicht mehr. Ich hatte unglaubliche Angst um Dich, Joey. Du hast keine Ahnung, wie froh ich bin, dass Du endlich wieder zu Hause bei uns bist. Bei mir." Zum Ende seiner kleinen Rede war der Jungunternehmer immer leiser geworden. Im ersten Moment glaubte er, Joey hätte ihn nicht gehört, aber als der Sechzehnjährige mit einem unsicheren Ausdruck in seinen braunen Augen zu ihm aufsah, wusste der Brünette, dass er seine Worte doch verstanden hatte. Der Blondschopf sah seinen Klassenkameraden von unten herauf ungläubig an. Hatte er sich verhört? Oder hatte der Siebzehjährige, der personifizierte Eisklotz, gerade tatsächlich angedeutet, dass er ihn mochte? Wirklich mochte? Dass er in den letzten Monaten Angst um ihn gehabt hatte? Dass er ihn wirklich hier bei sich haben wollte? "Wie... wie meinst Du das?" fragte Joey leise und seine Augen weiteten sich, als das Gesicht des Größeren dem seinen immer näher kam, bis sich ihre Lippen schliesslich für einen winzig kleinen, wundervollen Sekundenbruchteil berührten. Als er die Lippen des Brünetten auf den seinen fühlte, schloss der Sechzehnjährige die Augen, schlang reflexhaft seine Arme um den Nacken des Jungunternehmers und zog ihn so noch etwas näher zu sich. Jetzt, wo er am Ziel seiner Wünsche angelangt war, wollte er um jeden Preis verhindern, dass der Augenblick zu schnell verging. Von der Aktion seines Hündchens etwas überrascht versuchte Seto zunächst, sich von ihm zu lösen, doch als er merkte, dass der Kleinere scheinbar Gefallen an dem Kuss fand, intensivierte er ihn, ohne jedoch seine Zunge ins Spiel zu bringen. Auf keinen Fall wollte er riskieren, den Jüngeren zu verschrecken und ihm Angst zu machen. Je länger die Berührung ihrer Lippen dauerte, desto deutlicher fühlte der Jungunternehmer, dass das, was er tat, richtig war. Es fühlte sich einfach nur unglaublich gut an, Joey – seinen Joey – so nah bei sich zu haben und ihn in den Armen halten zu können. Nach einer halben Ewigkeit lösten die Beiden ihre Lippen vorsichtig wieder voneinander. Und so sicher der Blondschopf auch während des Kusses gewesen war, jetzt machte sich wieder Unsicherheit in ihm breit. War das wirklich passiert? Hatten sie sich wirklich geküsst? Und was würde jetzt sein? Zögerlich blickte er auf und sah genau in die blauen Augen des Siebzehnjährigen, der ihn noch immer festhielt. In ihnen war keine Spur eines Zweifels, kein Hauch von Unsicherheit, sondern nur die Gewissheit, dass das, was sie getan hatten, einfach richtig war – für sie beide. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ "Ich... was jetzt?" fragte Joey dennoch leise und Seto musste gegen seinen Willen schmunzeln. "Das fragst Du doch nicht ernsthaft, oder?" wollte er wissen und die braunen Augen seines Hündchens – diese warmen, schokobraunen Augen, in die er so gerne sah – verengten sich zu schmalen Schlitzen. "Du bist so ein verdammter Eisklotz!" grummelte der Blondschopf, drückte den Größeren von sich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich hasse Dich, Kaiba!" "Das klang gerade aber noch ganz anders." erwiderte der Angesprochene grinsend und sofort verdunkelte sich die Gesichtsfarbe des Jüngeren. "Aber... das... ich..." setzte er an, doch der Brünette liess ihn nicht ausreden, sondern legte ihm einen Finger auf die Lippen. "Glaubst Du etwa, ich mache das einfach so? Mit jedem? Ganz sicher nicht. Ausserdem ist mein Name Seto." erwiderte er und die Augen des Kleineren weiteten sich. Mit einer Mischung aus Unglauben und Misstrauen sah der Sechzehnjährige seinen Klassenkameraden an. "Verarschst Du mich, Kaiba?" fragte er skeptisch und der Ältere seufzte abgrundtief, bevor er den Kopf schüttelte. "Nein, das tue ich nicht. Aber fällt es Dir so schwer, meinen Vornamen zu benutzen? Dein Kindergarten tut das schliesslich auch." Nach diesen Worten fiel Joeys Kinnlade beinahe hörbar auf den Boden. "Ist... ist das Dein Ernst?" fragte er und Seto nickte. "Selbstverständlich." sagte er und hob eine Braue. "Glaub nicht, dass das meine Idee gewesen wäre. Das war die glorreiche Idee dieses Würfelfreaks." fügte er etwas säuerlich hinzu und der Blondschopf begann gegen seinen Willen zu lachen. "Das glaub ich gerne. Auf so was kann auch wirklich nur Duke kommen." kicherte er und erntete einen missbilligenden Blick aus den stechend blauen Augen, die er in den letzten dreieinhalb Monaten so unsagbar vermisst hatte. "Schön, dass Du das so witzig findest. Du wurdest ja auch nicht monatelang von diesen wandelnden Plagen belagert und tagtäglich mit diesen traurigen Blicken konfrontiert, wenn es wieder keine weltbewegenden Neuigkeiten über Dich gab." grummelte der Jungunternehmer und das Lachen seines Hündchens wurde noch lauter. "Ich... ich wusste gar nicht, dass... dass Du anfällig für Kulleraugen bist. Aus... ausgerechnet Du!" prustete der Kleinere und der Ältere hob wieder eine Braue. "Sag mal, suchst Du Streit?" erkundigte er sich leicht gereizt, aber mit einem unübersehbar amüsierten Funkeln in den blauen Augen. Als er den Blick des Siebzehnjährigen auffing, hörte der Blondschopf schlagartig auf zu lachen. 'Seine Augen... Genau. Das Erste, in das ich mich verliebt hab, waren seine Augen. Seine Augen und dieses ehrliche, warme, sanfte Lächeln, dass er nur Moki schenkt.' "Ich... Du hast mir gefehlt." gestand er leise und sein Gesicht nahm wieder eine unnatürlich rote Färbung an. Bei diesen Worten schlug das Herz des Älteren augenblicklich schneller. "Du hast mir auch gefehlt." gab er zu und zu seinem nicht geringen Ärger wurde auch er rot. "Wirklich?" fragte Joey kaum hörbar und Seto nickte. "Selbstverständlich. Ich sagte doch, es war langweilig ohne Dich. Niemand wollte mit mir streiten." erklärte er und der Sechzehnjährige grinste schief. "Na, so lebensmüde wie ich ist ja auch kein Anderer." erwiderte er und nun musste auch der Größere grinsen. "Das ist wohl wahr. Jeder Andere hat schon vor Jahren eingesehen, dass es keine Möglichkeit gibt, gegen mich zu gewinnen. Nur Du wolltest das bis heute partout nicht wahrhaben." sagte er und der Jüngere begann wieder zu lachen. "Ist doch auch gut so. Schliesslich hast Du gerade gesagt, dass Du Dich gerne mit mir streitest, oder?" erkundigte er sich und der Brünette nickte ernst. "Allerdings." antwortete er und seufzte leise, bevor er aufstand und den Kleineren ebenfalls wieder auf die Beine zog. "Mokuba hat – ebenso wie Dein Kindergarten – behauptet, ich wäre in den letzten dreieinhalb Monaten unausstehlich gewesen. Ich halte das zwar für ein Gerücht, aber mir glaubt ja in diesem Haus sowieso niemand." grummelte er dabei und Joey begann wieder zu lachen. "Ich wusste gar nicht, dass Du auch Humor hast." gestand er ehrlich und der Jungunternehmer seufzte erneut. "Es gibt Einiges, was Du noch nicht von mir weisst. Aber wir haben ja jetzt Zeit, uns richtig kennenzulernen." erwiderte er und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Und jetzt sollten wir langsam wieder nach unten gehen. Der Kakao dürfte inzwischen kalt sein." fügte er dann hinzu und machte sich auf den Weg. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Joey sah ihm noch einen Moment lang nach, dann beeilte er sich, seinen Klassenkameraden einzuholen. 'Er hat Recht. Jetzt, wo ich hier wohne, haben wir wirklich endlich Zeit, um uns richtig kennenzulernen.' dachte er und begann zu lächeln. Eine Chance und die Möglichkeit, dem Brünetten, den er so sehr liebte, nahe zu sein und ihn kennenzulernen, war alles, was er sich immer gewünscht hatte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* Und? Hat's euch gefallen? Hoffe ich doch ganz stark. Jetzt ist mein Vorsprung zwar total im Eimer, aber ich hoffe, ich konnte euch wenigstens ein bisschen glücklich machen. Würd mich über Kommis freuen - aber das wisst ihr ja, nicht wahr? *lieb kuck* Karma Gespräch im Wohnzimmer Teil 1 ----------------------------- Hiho, ihr Lieben!!! Da bin ich wieder! Und ich hab euch ein neues Kappi 'Runaway' mitgebracht. Eigentlich sollte es noch länger werden, aber ich hab nen Break reingemacht und teil es in zwei Kappis auf. So kann ich auch gleich meinen Vorsprung halten. Bin ich gut? Ich bin gut! (Wer das Zitat jetzt erkannt hat, kriegt ne Widmung im nächsten Kappi [Kleiner Tipp: Ist aus meinem absoluten Lieblingsfilm!]). So, und jetzt ohne weiteres lästiges Vorgequatsche: Enjoy reading!!! Karma ********************************************************************************* Als Joey unten am Wohnzimmer ankam, war von Seto weit und breit nichts zu sehen. Etwas verunsichert blieb der Sechzehnjährige einen Moment lang in der Tür stehen. 'Wo ist er denn? Hat er nicht gesagt, wir sollen wieder nach unten gehen?', fragte er sich und zuckte erschrocken zusammen, als er plötzlich von hinten angesprochen wurde. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto war aus dem Wohnzimmer gleich in die Küche gegangen, um den Kakao noch einmal heiss zu machen. Als er zurückkam, stand Joey in der Wohnzimmertür und schien zu überlegen, ob er den Raum betreten oder vielleicht doch lieber weglaufen sollte. "Willst Du nicht langsam reingehen, Joey?", fragte der Siebzehnjährige und der Angesprochene zuckte erschrocken zusammen. "Kaiba?", fragte er und warf einen Blick über die Schulter – direkt in das resignierte Gesicht des Brünetten. 'Scheinbar ist es noch zu viel verlangt, wenn ich ihn darum bitte, meinen Vornamen zu benutzen.', dachte er mit einem Anflug von Bitterkeit. 'Oder es ist einfach nur zu früh dafür.' Unhörbar seufzend ging der Jungunternehmer an seinem Klassenkameraden vorbei, stellte die Tassen wieder auf den Tisch und liess sich auf die Couch fallen. Der Blondschopf, dem das seltsame Verhalten des Älteren keinesfalls entging, folgte ihm langsam und liess sich dann ebenfalls auf die Couch sinken. "Hab ich... hab ich was falsch gemacht?", fragte er unsicher und der Größere schüttelte den Kopf. "Nein. Nein, das ist es nicht. Das ist nur alles noch sehr neu – und sehr verwirrend – für mich.", gestand er, obwohl es ihm nicht leicht fiel. Der Sechzehnjährige sah ihn ungläubig an. 'Hat er das jetzt wirklich gesagt? Hat er wirklich gesagt, dass die ganze Situation für ihn verwirrend ist?' "Was soll ich denn dann erst sagen?" Erschrocken schlug Joey sich die Hand vor den Mund. Keinesfalls hatte er seinen Gedanken laut aussprechen wollen. "Ich... das wollte ich nicht sagen.", flüsterte er kaum hörbar und Seto seufzte. "Ich weiss. Ich glaube, wir werden beide sehr vorsichtig sein müssen. Ich habe... nun, sagen wir, ich habe nicht besonders viel Erfahrung in solchen Dingen.", gab er zu und die braunen Augen des Jüngeren weiteten sich leicht, denn die Offenheit seines Klassenkameraden überraschte ihn doch sehr. Nachdenklich kaute der Blondschopf auf seiner Unterlippe herum. Er wusste einfach nicht, was er dazu sagen sollte. Alles, was ihm einfiel, kam ihm so unglaublich dumm vor, dass er sich nicht traute, etwas davon laut auszusprechen. "Ich... hab heute die ganzen Zettel in Deinem Büro vergessen.", nuschelte er schliesslich, nur um überhaupt irgendetwas zu sagen. Der Brünette seufzte erneut. "Das ist nicht so schlimm. Ich kann sie Dir morgen mitbringen. Ich könnte allerdings auch Roland beauftragen, sie Dir zu bringen. Dann kannst Du schon etwas lernen, während ich im Büro bin.", erwiderte er und der Sechzehnjährige sah ihn fragend an. "Soll ich nicht mitkommen? Ich meine, wenn ich Fragen dazu hab?", wollte er zaghaft wissen und der Siebzehnjährige sah ihn überrascht an. Joey wollte wieder mit in die Firma fahren – trotz allem, was am Morgen dort passiert war? "Bist Du Dir sicher, dass Du das wirklich willst, Joey?", hakte er nach und der Angesprochene nickte. "Sicher. Ich kann mich doch nicht hier verstecken. Wenn ich einmal damit anfange, mich zu verkriechen, komm ich garantiert nie wieder aus meinem Loch raus.", antwortete er leise und erntete einen verdutzten Blick des Jungunternehmers. "War das der Grund, warum Du immer wieder zur Schule gekommen bist?", erkundigte er sich und der Kleinere atmete tief durch, bevor er langsam nickte. "Auch. Weisst Du, wenn ich in der Schule war, dann war es immer so, als würde das zu Hause gar nicht passieren. Als wär das bloss ein Alptraum oder ein schlechter Film oder so. Deshalb hab ich auch versucht, so oft wie möglich was mit Yugi und den Anderen zu unternehmen. Da konnte ich einfach ganz normal sein und musste nicht darüber nachdenken, was mein Alter von mir verlangt hat." Joey fiel es nicht leicht, über seine Vergangenheit zu sprechen, das entging Seto keineswegs. Deshalb unterbrach er die Rede seines Klassenkameraden nicht einziges Mal, sondern liess ihn in aller Ruhe ausreden. Und während er ihm zuhörte, musste er sich eingestehen, dass der chaotische Blondschopf viel, viel stärker war, als er immer angenommen hatte. 'Viele Andere wären an dem, was er durchgemacht hat, zerbrochen. Und was tut er? Er lacht einfach darüber und tut so, als wäre alles in bester Ordnung, dabei geht sein ganzes Leben um ihn herum den Bach runter.' Grübelnd lehnte sich der Brünette zurück. Zum ersten Mal, seit er den Jüngeren wieder nach Hause geholt hatte, begann er zu verstehen, warum dieser einfach abgehauen war. "Na ja, das ist irgendwann aber auch weggefallen, weil mein Alter auch noch nachmittags dafür gesorgt hat, dass ich... beschäftigt war. Und irgendwann konnte ich einfach nicht mehr." Der Kleinere strich sich ein paar blonde Strähnen aus dem Gesicht, zog die Beine an und umschlang sie mit den Armen. Dann stützte er den Kopf auf seine Knie und starrte mehrere Minuten lang schweigend geradeaus. "Nate war so was wie mein Zuhälter.", murmelte er dann leise und seufzte. "Aber im Gegensatz zu meinem Alten hat er mir nie was getan. Er hat mir geholfen. Kein Freier hat sich getraut, bei Nates Jungs brutal zu werden. Er hat nen ziemlich miesen Ruf, aber den hat er völlig zu Unrecht. Er ist ein echt netter Kerl. Kalt und unnahbar nach aussen, aber jemand, auf den man sich wirklich verlassen kann, wenn man ihn erst mal kennt." Bei diesen Worten spürte der Ältere wieder einen Stich in der Brust. 'Er hat diesen Amerikaner also wirklich gemocht.', stellte er verärgert und verletzt fest, bemühte sich aber, sich seine gesunkene Laune nicht anmerken zu lassen. Joey schien jedoch vom Stimmungswechsel seines Klassenkameraden nichts zu bemerken, denn er fixierte noch immer einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. "Weisst Du, Kaiba, irgendwie hat Nate mich an Dich erinnert. Ihr seid euch in manchen Sachen echt ähnlich.", fügte der Blondschopf hinzu und Seto hob eine Braue. Dieser schwarzhaarige Amerikaner, der Joey getröstet hatte, sollte Ähnlichkeit mit ihm haben? Ganz sicher nicht! "Wohl kaum!", platzte es aus ihm heraus, bevor er es verhindern konnte. Überrascht von diesem Ausbruch sah der Sechzehnjährige den Jungunternehmer nun doch wieder an. In seinen braunen Augen lag ein nachdenklicher Ausdruck und er schwieg einen Augenblick lang, bevor er sich seufzend durch die Haare fuhr. "Ich wollte Dich nicht beleidigen. Ich mein nur, ihr seid euch vom Typ her ähnlich. Als ich ihn kennengelernt hab, hat er mir ganz ruhig und sachlich erklärt, wie das mit dem Job ablaufen würde. Dabei hat er mir die ganze Zeit in die Augen gesehen und ich wusste irgendwie, dass er mich nicht bescheissen würde. Er hat fast die gleichen Augen wie Du. Aber nur fast.", sagte er dann und seufzte erneut. "Du hast geweint, als Du Dich von ihm verabschiedet hast.", stellte der Siebzehnjährige fest und der Jüngere nickte. "Ich weiss. Das war alles einfach so unwirklich und dann waren alle so nett zu mir. Sie haben so viel für mich getan, sich die ganze Zeit um mich gekümmert und mich abgelenkt, wenn ich mal wieder Heimweh hatte.", erwiderte er und grinste schief. "Weisst Du, ohne Sean, Cole und die Anderen wär ich ganz schön am Arsch gewesen.", erklärte er, lehnte sich zurück und sah den Älteren an. "Sean hat mich einfach an einem Abend aus der Scheisse gezogen, obwohl er mich überhaupt nicht kannte. Joel hat mir Hilfe angeboten, obwohl er nichts von mir wusste. Seine Großmutter war total nett zu mir, obwohl sie nicht wusste, wer ich war oder woher ich kam. Cole hat..." Der Blondschopf errötete heftig, als er auf den blonden Amerikaner zu sprechen kam, denn er erinnerte sich wieder an den Nachmittag, an dem er mit dem Neunzehnjährigen geschlafen hatte – und daran, was er sich dabei gewünscht hatte. "Cole hat mir bei nem ziemlich großen Problem geholfen. Sogar José war immer da, wenn ich mal mit jemandem reden wollte. Ich hab echt ziemliches Glück gehabt." Seto nickte. "Allerdings. Vor allem, weil Dein Freund Joel sich bei mir gemeldet hat, um mir zu sagen, wo Du bist, damit ich Dich wieder abholen konnte.", bestätigte er und der Sechzehnjährige begann zu lachen. "Überhaupt nicht von Dir eingenommen, was? Das hat mir echt gefehlt, weisst Du?", grinste er und der Angesprochene grinste kurz zurück, bevor er wieder ernst wurde. "Du hast keine Vorstellung davon, wie erleichtert ich war, als dieser Joel – oder vielmehr seine Großmutter – mir sagte, dass Du am Leben bist und dass es Dir gut geht." Bei diesen Worten erschien ein kaum wahrnehmbares Lächeln auf dem Gesicht des Brünetten, das jedoch schnell wieder verschwand. "Wenn dieser Idiot von Yugi sofort mit mir gesprochen hätte, hätten wir Dich schneller gefunden.", grummelte er und ignorierte dabei geflissentlich, dass er sich selbst und allen Anderen anfänglich vorgemacht hatte, dass ihn Joeys Ausbleiben nicht interessierte. Joey funkelte den Größeren ärgerlich an. "Lass Yugi da raus! Das ist nicht seine Schuld!", fauchte er und erntete einen nachdenklichen Blick aus blauen Augen. "Warum hast Du mir nicht geschrieben?" Die Frage war ausgesprochen, bevor Seto es verhindern konnte. Der Blondschopf umschlang seine Beine fester mit den Armen und senkte den Blick. "Was hätte ich Dir denn schreiben sollen? Ciao, Kaiba, jetzt bist Du mich endlich los?", fragte er zurück und seufzte abgrundtief. "Ich hab's vorgehabt, aber ich dachte, Du würdest einen Brief von mir eh nicht lesen, sondern ihn einfach zerreissen." "Du hast Yugi sogar gebeten, Mokuba Grüße von Dir auszurichten. Mich hast Du mit keinem Wort erwähnt." Bei diesen Worten blickte der Jüngere wieder auf. Irrte er sich oder klang der Andere verletzt? "Ich wusste einfach nicht, was ich Dir schreiben sollte. Und ich hatte auch nicht viel Zeit. Ich hab den Anderen auch nur schnell ein paar Zeilen hingeschmiert und mich dann beeilt, meinen Flieger zu kriegen.", gestand er und legte den Kopf schief. "Hat es Dich gestört? Dass ich Dir nicht geschrieben hab?", wollte er dann wissen. Der Jungunternehmer atmete tief durch und fuhr sich nervös durch die Haare, bevor er antwortete. "Ja, das hat es. Du hast an alle gedacht – sogar an Mokuba –, nur mich hast Du vergessen.", gab er zu und erntete ein zaghaftes Lächeln. "Wenn ich gewusst hätte, dass Dir das so viel bedeutet, hätte ich Dir auch geschrieben." Leicht verlegen wandte der Ältere den Blick ab. Er hatte wirklich nicht zugeben wollen, dass ihn die Sache mit den Briefen gestört hatte. Es war ihm – ausgerechnet ihm – einfach herausgerutscht, bevor er es hatte verhindern können. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* Jahaaaa, mal wieder ein fieser Cliffi, ich weiss. *muahahahaaaaaaaaa* Aber hey, ihr wolltet alle, dass es schnell weitergeht. Schneller ging's nicht und den Cliffi habt ihr euch selbst zuzuschreiben. *breit und iwööööööhl grins* Nyo, was wird weiter passieren? Wie wird Joey darauf reagieren? Wird Seto noch schlimmer OOC werden, als er es inzwischen sowieso schon ist? Fragen über Fragen, die sich nur klären, wenn ihr weiterhin schön brav und fleissig lest. *hrrhrrhrr* By the way, vergesst beim Rausgehen meine Kommis nicht, ja? Bitte beim Kommikasten abgeben. So, und jetzt geh ich wieder ans Werk. Man liest sich!! *knutschaz* Karma Gespräch im Wohnzimmer Teil 2 ----------------------------- So, Mihikoru, das ist für Dich! Du wolltest es, Du sollst es kriegen. Ich bin ja gar nicht so. Eigentlich lass ich mich viel zu schnell erweichen. *seufz* Aber nyo, that's me. Und ab jetzt geht's erst wieder mal etwas langsamer, weil die nächsten Kappis erst noch geschrieben werden müssen. By the way: Wer mir den 200. Kommi zu 'Runaway' schreibt, darf sich eine Kleinigkeit von mir wünschen. Näheres spreche ich dann mit dem entsprechenden Kommischreiber persönlich ab. Also, Leudis, schreibt fleissig. Lange hin isses nich mehr! Und jetzt ohne weiteres Gelaber meinerseits: Enjoy!! Karma ********************************************************************************* Der Sechzehnjährige musterte seinen Klassenkameraden nachdenklich von der Seite. 'Es hat ihn wirklich gestört, dass ich ihm nicht geschrieben hab.', dachte er und begann zu lächeln, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Die simple Tatsache, dass der Brünette sich einen Brief von ihm gewünscht hatte, machte ihn wahnsinnig glücklich. "Ich hab Dich nicht vergessen. Wirklich nicht. Aber ich hab mich nicht getraut, Dir zu schreiben. Wenn ich’s gemacht hätte, hätte ich Dir wahrscheinlich geschrieben, was ich fühle. Und das wollte ich nicht. Ich wollte nicht, dass Du mich noch mehr hasst, als Du es ohnehin schon getan hast. Ich wollte nicht, dass Du das weisst.", murmelte Joey leise und griff nach seiner Tasse. Er wagte nicht, Seto ins Gesicht zu sehen, deshalb entging ihm dessen leichtes Lächeln. "Ich sagte doch, dass ich Dich nicht hasse.", erwiderte der Brünette und trank ebenfalls einen Schluck Kakao. "Das weiss ich – jetzt. Aber damals wusste ich es nicht.", gab der Blondschopf zurück und grinste den Anderen an. "Ich hab Sean an dem Freitag, bevor Du mich abgeholt hast, das Foto von unserem letzten Klassenausflug gezeigt. Er fand Dich heiss.", sagte er und sein Grinsen wurde noch breiter, als er das leichte Entsetzen im Gesicht des Größeren sah. "Hey, keine Panik. Er hätte sich nicht an Dich rangemacht. Aber er ist bei so was... na ja, ziemlich direkt. Wenn ihm ein Typ gefällt, sagt er ihm das auch.", erklärte der Sechzehnjährige und begann zu kichern. Den verärgerten Blick, den sein Klassenkamerad ihm zuwarf, ignorierte er. Der Ältere schnaubte. Er war nur an seinem Hündchen interessiert und an niemandem sonst. Ausserdem war ihm der Amerikaner mit den braunen Haaren, der einfach so seinen Vornamen benutzt hatte, auch viel zu aufdringlich gewesen. "Du hast Dich gut mit ihm verstanden, nicht wahr, Joey?", erkundigte er sich dennoch und der Angesprochene nickte. "Und wie. Sean muss man einfach mögen. Er benimmt sich manchmal wie ein kleines Kind, aber das täuscht. Er ist ganz schön tough.", antwortete der Kleinere und drehte seufzend die Tasse zwischen seinen Fingern. "An dem Abend, als ich ihn kennengelernt hab, hat er sich einfach so eingemischt, als mich so ein paar andere Stricher aufmischen wollten, weil ich an 'ihrer' Ecke stand. Sean hat mich einfach geschnappt und denen erklärt, ich würde zu ihm gehören. Dann hat er mich mit zu sich und Cole nach Hause geschleift und mir erst mal ne Predigt über meinen Leichtsinn gehalten. Ich schwör Dir, ich hatte das Gefühl, Thea stünde vor mir. Er hat die Hände in die Hüften gestemmt, geschimpft wie ein Rohrspatz und ich hab furchtbar angefangen zu lachen. Am Anfang hat er mich für verrückt erklärt, aber dann hat er das Treffen mit Nate für mich arrangiert. Einfach so. Weil er mir helfen wollte. Er ist echt ein Schatz. Aber ich warne Dich: Geh nie mit ihm shoppen. Der Kerl ist schlimmer als Thea." Bei der Erinnerung an den Samstagnachmittag, den er mit seinen amerikanischen Freunden verbracht hatte, seufzte Joey und verzog das Gesicht. Sicher, er war unsagbar froh, wieder zu Hause zu sein – nicht zuletzt, weil er jetzt wusste, dass er dem Brünetten, der neben ihm auf der Couch sass, nicht egal war –, aber trotzdem vermisste er Sean, Joel, Cole und die Anderen. Sogar Joels Großmutter und ihre dauernd streunenden Katzen vermisste er. "Sie fehlen Dir, oder?", erkundigte sich Seto leise und der Jüngere nickte. "Und wie. Ich bin froh, dass ich hier bin, aber trotzdem vermisse ich sie.", erwiderte er leise und seufzte. "Aber nur, weil wir jetzt so weit voneinander entfernt leben, heisst das ja nicht, dass wir keine Freunde mehr sein können.", setzte er hinzu und begann zu grinsen. "Genau das haben die Beiden mir auch geschrieben.", sagte er und seine braunen Augen weiteten sich leicht, als er an das dachte, was die beiden Amerikaner über Seto geschrieben hatten. 'Die haben's echt gemerkt. Sie hatten wirklich Recht damit, dass er mich mag.', dachte er und lächelte, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. "Gibt es einen bestimmten Grund dafür, dass Du hier so grinst?", erkundigte sich der Jungunternehmer und der Angesprochene zuckte kurz zusammen. Sollte er wirklich darüber reden? Nun, er war schon die ganze Zeit schonungslos ehrlich, also würde er jetzt nicht damit aufhören. "Ja, den gibt’s. Weisst Du, Sean und Joel haben mir beide geschrieben, dass ich... na ja, dass ich die Hoffnung nicht aufgeben soll, dass Du mich magst. Sie waren beide der Meinung, dass Du sonst nicht persönlich nach L. A. gekommen wärst, nur um mich abzuholen.", gestand er und der Größere wandte das Gesicht ab. War es wirklich so offensichtlich gewesen, wie besorgt er gewesen war? So derart augenfällig, dass sogar vollkommen Fremde bemerkt hatten, was mit ihm los war – noch bevor er es selbst gewusst hatte? Wie peinlich war das denn bitteschön? "Wunderbar.", murmelte er ironisch und der Sechzehnjährige begann wieder zu grinsen, denn er konnte sich denken, was dem Älteren gerade durch den Kopf ging. "Nicht schön, wenn man durchschaut wird, was?", witzelte er und erntete einen ärgerlichen Blick aus blauen Augen. "Hey, jetzt sei doch nicht gleich sauer!" Joey hob abwehrend die Arme. "Ich wollte Dich nicht ärgern. Es ist nur schön zu sehen, dass Du auch Gefühle hast. Dass Du auch mal genervt oder sauer – oder eben auch mal glücklich – bist.", sagte er und sein Gesicht rötete sich leicht. "Das hab ich mir immer gewünscht, weisst Du?", fragte er und Seto sah ihn irritiert an. "Was denn?", fragte er zurück und der Kleinere grinste schief. "Das hier. Einfach mal mit Dir irgendwo zu sitzen und zu reden. Nicht zu streiten, sondern wirklich mit Dir zu reden – ohne, dass wir uns gegenseitig beleidigen oder dumm anmachen. Das ist wirklich schön.", gab er zu und zu seiner grenzenlosen Verwunderung nickte der Jungunternehmer. "Allerdings. Dabei hatte ich, wenn ich ehrlich bin, anfangs andere Pläne mit Dir.", gestand dieser. Der Blondschopf legte den Kopf schief und sah ihn fragend an. "Und welche waren das?", erkundigte er sich neugierig und erntete einen undeutbaren Blick aus den blauen Augen seines Klassenkameraden. "Eigentlich wollte ich Dich umbringen für den ganzen Ärger, den ich Deinetwegen hatte.", antwortete Seto wahrheitsgemäss und grinste, als er das leicht geschockte Gesicht des Jüngeren sah. "Wieso das denn?", hakte der Sechzehnjährige nach und der Ältere seufzte. "Kannst Du Dir das nicht denken? Drei Monate lang hatte ich tagtäglich Deinen Kindergarten um mich. In der Schule hatte ich keine ruhige Minute, weil ich ständig gefragt wurde, ob es etwas Neues gäbe. Nachmittags in der Firma konnte ich mich nicht konzentrieren, weil ich mich ständig gefragt habe, wo Du bist und was Du gerade tust. Abends hat Mokuba mich gelöchert, ob ich Dich schon gefunden habe und nachts konnte ich nicht schlafen, weil ich mir Gedanken darüber gemacht habe, ob Du einen Platz zum Schlafen hast, ob Du genug isst, ob es Dir gut geht und ob Du auch nur ein einziges Mal darüber nachdenkst, was Du uns allen damit angetan hast, dass Du einfach so verschwunden bist. Ich habe Dich dafür gehasst, dass ich solche Angst um Dich hatte. Auf dem Flug nach Los Angeles habe ich die ganze Zeit überlegt, ob ich Dich erst umbringen und dann mit nach Hause nehmen soll oder doch lieber umgekehrt." Die Worte waren nur so aus ihm herausgesprudelt und erst, als er die geweiteten braunen Augen seines Hündchens sah, wurde sich Seto dessen bewusst, was er gesagt hatte. Wieder wandte er schnell das Gesicht ab, denn Joey sollte auf keinen Fall sehen, dass sich seine Wangen gerötet hatten. Diesem war das jedoch keinesfalls entgangen. Einen Moment lang kämpfte er mit sich selbst, dann rutschte er etwas näher an den Brünetten heran und griff zaghaft nach seiner Hand, die auf der Couch lag. "Danke.", nuschelte er, als der Größere seine Hand nicht wegzog, sondern – ganz leicht nur und kaum spürbar – den Druck seiner Finger erwiderte. Der Jungunternehmer atmete tief durch. Bei der Berührung von Joeys Hand durchzuckten ihn so viele verschiedene Gefühle – Glück, Verwirrung, Angst, Zweifel, Hoffnung, Freude, der Wunsch nach noch mehr Nähe und Zärtlichkeit –, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Seine Hand kribbelte und er tat das Einzige, was ihm angemessen erschien – er drückte die Hand des Jüngeren ganz leicht, sah ihn aber noch immer nicht an. Eine ganze Weile sassen die Beiden schweigend nebeneinander. Das Herz des Sechzehnjährigen raste und auch das seines siebzehnjährigen Klassenkameraden schlug viel zu schnell. Keiner von ihnen wusste, was er sagen sollte, also blieben sie beide stumm und genossen den Moment. Dass sie schon einige Zeit nicht mehr alleine waren, bemerkte keiner von ihnen. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Grinsend beobachtete Mokuba von der Tür aus, wie sein Bruder und Joey händchenhaltend auf der Couch sassen. 'Scheinbar brauchen sie meine Hilfe gar nicht mehr.', freute er sich und wollte sich gerade umdrehen, um wieder nach oben in sein Bett zu schleichen, als er sich am Türrahmen den Zeh stiess. Zwar bemühte er sich redlich, leise zu sein, aber die Beiden auf der Couch hatten ihn trotzdem gehört. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Ertappt fuhren Seto und Joey auseinander, als sie Mokubas Stimme von der Tür hörten. Der Siebzehnjährige warf seinem kleinen Bruder, der sich seinen linken Fuss hielt, einen ärgerlichen Blick zu. "Solltest Du nicht längst schlafen?", fragte er streng und der Kleine sah ihn scheinbar zerknirscht an. "Tut mir leid, Seto, aber ich konnte nicht schlafen. Ich habe Dich gesucht, aber Du warst nicht in Deinem Zimmer.", murmelte er und schob die Unterlippe leicht vor, weil er genau wusste, dass sein Bruder ihm dann nicht allzu lange böse sein konnte. Der Brünette seufzte unhörbar und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Gerade jetzt konnte er Mokuba hier nun wirklich überhaupt nicht gebrauchen. Was, wenn der Junge gesehen hatte, wie er und Joey händchenhaltend auf der Wohnzimmercouch gesessen hatten? Ein schneller Blick zu dem Zwölfjährigen beruhigte ihn jedoch. Offenbar hatte sein Bruder nichts bemerkt. Dennoch, um diese Zeit sollte Mokuba längst schlafen. Immerhin hatte er am nächsten Tag Schule. "Jetzt hast Du mich ja gefunden. Und was möchtest Du?", erkundigte der Jungunternehmer sich und der Angesprochene grinste innerlich, denn der kaum hörbare genervte Unterton des Älteren sagte ihm deutlich, dass er im Moment sehr unerwünscht war. "Hab ich vergessen. Tut mir leid, Seto. Ich gehe jetzt wieder ins Bett. Gute Nacht, ihr Zwei.", antwortete er leise, drehte sich um und rannte wieder nach oben in sein Zimmer. Dort liess er sich grinsend auf sein Bett fallen und drückte sein Kissen. "Mein Bruder und Joey!", kicherte er, wühlte sich unter seine Decke und wartete, denn er war sicher, dass Seto noch einmal nach ihm sehen würde, bevor er selbst auch schlafen ging. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* Jahaaaaaa, schon wieder so was Fieses zum Ende, ich weiss. Aber ich bin nun mal so. Muss ja auch ein bisschen Spannung dabei sein. Vergesst meine Kommis nicht! Dieses Mal gibt's sogar was zu gewinnen. Also, alle fleissig mitmachen! Man liest sich hoffentlich! Karma Seto... ------- Und hier ist auch das letzte bisher fertige Kappi von 'Runaway'. Da ich momentan an ungefähr vier neuen Sachen gleichzeitig arbeite, weiss ich noch nicht genau, wann ich das nächste Mal ein neues Kappi on stelle. Ihr müsst euch also überraschen lassen. Dieses Kappi widme ich Mihikoru, weil 1.) ich ihr versprochen habe, es heute on zu stellen 2.) sie es einfach verdient hat und 3.) sie mich so lieb gebeten hat, dass ich nicht widerstehen konnte. Übrigens hab ich heute festgestellt, dass ganze 100 Leute 'Runaway' auf ihrer Favoliste haben!!!! DANKEDANKEDANKEDANKEDANKE!!!!! *euch alle umknutsch* Aber hey, ihr lieben Schwarzleser, ich würd mich über nen Kommi hin und wieder echt freuen! Nur so zur Info! *zwinker* So, und jetzt genug des sinnfreien Vorgelabers und enjoy reading!!! Karma P.S.: Für eventuell auftretende Zahnschmerzen aufgrund des extreeeeeeeeeem hohen Zuckergehalts dieses Kappis übernehme ich keinerlei Verantwortung. Lesen auf eigene Gefahr!!!! *kicher* ********************************************************************************* Joey hatte bei Mokubas Auftauchen sofort reflexhaft Setos Hand losgelassen, denn er war sich absolut sicher, dass der Ältere nicht wollte, dass sein kleiner Bruder sie so sah. Der Blondschopf hatte seine Arme wieder um seine Knie geschlungen und wagte nicht, den Siebzehnjährigen anzusehen. Unhörbar seufzend schloss er die Augen. Gerade noch war es so schön gewesen. Sie hatten einfach nur schweigend auf der Couch gesessen und er hatte es so sehr genossen, mit dem Brünetten alleine zu sein. Warum in aller Welt hatte Mokuba bloss nicht einfach weiterschlafen können? Nicht, dass er wirklich böse auf den Kleinen gewesen wäre. Nein, er mochte Mokuba, aber der Junge war einfach im völlig falschen Moment aufgetaucht. Jetzt war die gemütliche Stimmung, die noch vor ein paar Minuten geherrscht hatte, vollkommen verflogen. "Wir sollten auch langsam schlafen gehen. Es ist schon ziemlich spät. Ich muss morgen arbeiten und Du hast noch eine Menge Stoff für die Schule nachzuholen, Joey." Mit diesen Worten riss ihn Seto aus seinen Gedanken und der Sechzehnjährige stand auf, ohne den Sprecher anzusehen. Sicher, der Größere hatte Recht, aber er hätte nichts dagegen gehabt, noch eine Weile hier unten im Wohnzimmer zu sitzen, zu reden oder einfach nur zu schweigen und demjenigen, der ihm mehr bedeutete als beinahe jeder Andere, nahe zu sein. 'Na ja, man kann nicht alles haben.', dachte Joey und nahm die Fotos seiner amerikanischen Freunde wieder an sich. "Nacht, Kaiba.", nuschelte er. Dann machte er sich auf den Weg nach oben in sein Zimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen. Ihm war zwar klar, dass sein Klassenkamerad nicht einfach so zu ihm stehen oder seinem Bruder alles erzählen würde, aber trotzdem war er von dessen Reaktion enttäuscht. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto blickte dem Blondschopf irritiert nach. Er hatte das Gefühl, irgendetwas bedrückte sein Hündchen, aber er konnte sich nicht erklären, was es sein könnte. Und die Idee, ihn einfach zu fragen, verwarf er ganz schnell wieder. Das war schliesslich nicht seine Art. Wenn Joey ein Problem hatte, konnte er doch auch einfach etwas sagen, oder nicht? Oder war es zu viel verlangt? Schliesslich war er den ganzen Abend schon so offen und ehrlich gewesen. Warum also sollte er ausgerechnet jetzt damit beginnen, etwas zu verschweigen? 'Warum? Er hat doch selbst gesagt, dass das für ihn auch alles neu und nicht einfach ist. Und was mache ich? Ich verletze ihn schon wieder. Er muss doch glauben, dass ich ihn jetzt, wo Mokuba uns hier unten zusammen gesehen hat, nicht mehr um mich haben will.' Sich innerlich für sein unsensibles Verhalten ohrfeigend, nahm der Jungunternehmer die leeren Tassen und stellte sie in die Spülmaschine. Dann machte er sich schnellstmöglich auf den Weg nach oben, um mit dem Blondschopf zu reden. Bevor er jedoch dazu kam, sah er unter der Zimmertür seines Bruders Licht. Sofort wanderte seine Augenbraue in die Höhe. 'Hatte er nicht gesagt, er wollte jetzt endlich schlafen?', fragte er sich und ging hinüber zu Mokubas Zimmer. Der Brünette öffnete die Tür, ohne sich die Mühe zu machen, anzuklopfen. Mokuba sass in seinem Bett und sah seinen großen Bruder erwartungsvoll an, zog jedoch sofort den Kopf ein, als er den strengen Blick des Älteren sah. "Solltest Du nicht längst schlafen, Mokuba?", fragte Seto tadelnd und der Kleine nickte und warf ihm einen zerknirschten Blick zu, der jedoch dieses Mal seine Wirkung verfehlte. "Ja, aber ich wollte noch mit Dir sprechen.", antwortete er dann, als ihm klar wurde, dass es keinen Sinn machen würde, sich dumm zu stellen. Der Jungunternehmer sah den Zwölfjährigen fragend an. "Und das ist so wichtig, dass es nicht bis morgen warten kann?", wollte er wissen und der Angesprochene nickte heftig. "Ja, das ist es.", bestätigte er und wartete, bis sein Bruder sich auf die Bettkante gesetzt hatte und ihn ansah. Einen Moment lang überlegte der Schwarzhaarige, wie er am Besten auf das zu sprechen kommen sollte, was er gesehen hatte. Sollte er eine Anspielung fallen lassen und hoffen, dass Seto sich verriet? Nein, das war zu unsicher. Für unbedachte Äusserungen hatte der Größere sich immer viel zu gut im Griff. 'Also gut, dann eben ein Frontalangriff.', dachte der Junge und grinste seinen Bruder an. "Du magst Joey sehr, stimmt's?", wollte er wissen und sah mit Genugtuung, wie sich die blauen Augen des Älteren weiteten. "Wie kommst Du denn darauf?", fragte dieser, nachdem er sich kurz geräuspert hatte. Mokubas Grinsen wurde noch breiter. "Ich habe euch im Wohnzimmer gesehen. Ihr beide habt Händchen gehalten. Und als ihr mich ins Bett gebracht habt, habt ihr euch ganze dreizehn Minuten lang umarmt. Sah nicht aus, als würdet ihr euch freiwillig wieder loslassen wollen.", trumpfte er auf und hob die Hand, bevor sein Bruder etwas dazu sagen konnte. "Liebst Du Joey, Seto?", erkundigte er sich und der Angesprochene hielt erschrocken den Atem an. Sein Gesicht rötete sich und seine Gedanken überschlugen sich. Mokuba hatte sie gesehen? Nicht nur im Wohnzimmer, sondern auch hier in seinem Zimmer? Er hatte gar nicht geschlafen? Der Brünette brauchte einen Moment, um seine Fassung wiederzufinden. Dann stand er ruckartig auf und löschte die Nachttischlampe, die neben dem Bett seines Bruders brannte. "Das ist nichts, was Dich auch nur im Entferntesten etwas anginge, Mokuba.", stellte er klar und verliess beinahe schon fluchtartig dessen Zimmer. Der Zwölfjährige blickte auf die geschlossene Tür und streckte seinem Bruder die Zunge heraus, obwohl dieser diese Geste schon nicht mehr sehen konnte. "Und ich hab doch Recht. Du magst Joey sehr, sehr gerne. Wahrscheinlich liebst Du ihn sogar, großer Bruder. Und wenn Du das nicht einsehen willst, dann zwinge ich Dich eben dazu.", schnaubte er und klang in diesem Moment so entschlossen, dass Seto sicher eine Gänsehaut bekommen hätte, wenn er ihn so gesehen hätte. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Besagter Jungunternehmer lehnte mit dem Rücken von aussen an der geschlossenen Zimmertür seines kleinen Bruders und bemühte sich, sein wild schlagendes Herz zu beruhigen. 'Er hat uns gesehen. Er hat wirklich alles gesehen.', dachte er und schloss die Augen. Genau das hatte er verhindern wollen. Er hatte nicht gewollt, dass Mokuba davon erfuhr. Nicht jetzt und nicht auf diese Art und Weise. Und dann sagte der Junge ihm mitten ins Gesicht, dass er alles wüsste. 'Und dann fragt er mich auch noch so etwas!' Bei dem Gedanken an die Frage seines kleinen Bruders schoss augenblicklich wieder eine Menge Blut in die Wangen des Siebzehnjährigen. 'Wie kann er mich so etwas fragen? Er ist erst zwölf!' Seto atmete mehrmals tief durch, um seiner Verlegenheit Herr zu werden. So ertappt hatte er sich das letzte Mal gefühlt, als er noch ein Kind gewesen war und sich heimlich vor seinen Unterrichtsstunden gedrückt hatte. 'Wunderbar.', dachte der Brünette ironisch, seufzte abgrundtief und straffte sich dann. Um seinen Bruder und dessen vorlautes Mundwerk würde er sich morgen kümmern. Jetzt hatte er noch etwas Anderes zu erledigen. Etwas sehr, sehr Wichtiges, das keinen Aufschub duldete. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Ein leises Klopfen an seiner Zimmertür liess Joey erschrocken zusammenfahren. Er räumte den Rest seiner Sachen, die er vor ein paar Stunden in seinem Zimmer verteilt hatte, wieder ein und atmete dann tief durch. "Herein.", murmelte er leise, sah seinen Klassenkameraden aber nicht an. "Joey? Bist Du...", setzte Seto an, brach dann aber ab und fuhr sich unsicher mit der Hand durch das Gesicht. Eine Situation wie diese hatte er noch nie erlebt. Er stand in einem der Gästezimmer seiner Villa der Person gegenüber, die ihm so unglaublich viel bedeutete und die er mit seinem Verhalten verletzt hatte, und er wusste einfach nicht, was er sagen oder tun sollte. Als auch nach einer geschlagenen Minute noch kein weiteres Wort von dem Jungunternehmer kam, wandte der Blondschopf ihm doch endlich das Gesicht zu. Und was er sah, liess ihn ungläubig blinzeln. Zum ersten Mal, seit er den Brünetten kannte, war sein Gesicht keine undurchdringliche, kalte Maske, sondern zeigte deutlich, dass auch er verwirrt und unsicher war. Und genau dieser Anblick führte dazu, dass der Sechzehnjährige ihm sein Verhalten beinahe sofort verzieh. 'Er hat doch gesagt, dass das alles komplett neu für ihn ist. Ich glaub, wir haben beide noch nen langen Weg vor uns.', dachte er und grinste den vor ihm Stehenden an. "Schläft Moki?", erkundigte er sich und glaubte für einen Augenblick, so etwas wie Erleichterung in den blauen Augen des Siebzehnjährigen zu sehen. "Das hoffe ich doch.", antwortete der Größere und bei der Erinnerung an die Worte und die Frage seines kleinen Bruders legte sich wieder ein leichter Rotschimmer auf seine Wangen. "Ich glaube, ich habe seine Erziehung letzthin etwas vernachlässigt.", grummelte er mehr zu sich selber, doch der Jüngere hatte ihn trotzdem gehört. "Wieso das denn?", wollte er wissen und der Angesprochene zuckte zusammen, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Hündchen sein kleines Selbstgespräch gehört hatte. "Das ist nicht so wichtig.", blockte er ab und der Kleinere nickte verstehend, auch wenn es ihm nicht leicht fiel. Aber diese ganze Sache zwischen ihnen war noch neu und sie wussten beide noch nicht so recht, wie sie jetzt miteinander umgehen sollten, also nahm er sich vor, sich die Reaktionen des Anderen nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. "Okay. Dann... wünsch ich Dir ne gute Nacht.", murmelte Joey und Seto nickte. "Die wünsche ich Dir auch. Schlaf gut, Joey.", erwiderte er und wandte sich zum Gehen. Seine Hand lag schon auf der Türklinke, als ihn die Stimme des Blondschopfs noch einmal aufhielt. "Seto?", fragte dieser und der Angesprochene drehte sich überrascht herum. Hatte sein Hündchen ihn tatsächlich gerade 'Seto' genannt? Offensichtlich, denn das Gesicht des Sechzehnjährigen rötete sich und sein Grinsen wirkte leicht verlegen. "Was ist denn?", fragte der Brünette zurück und der Kleinere legte den Kopf schief. "Weckst Du mich morgen? Ich mein, immerhin muss ich ja mit in Deine Firma, nicht wahr? Zum Lernen.", murmelte er und der Siebzehnjährige nickte, bevor er leicht zu lächeln begann. "In Ordnung. Aber ich bin unerbittlich. Wenn ich Dir sage, dass Du aufstehen musst, dann tust Du das besser, sonst müsste ich Dich bestrafen.", erklärte er und der Jüngere sah ihn neugierig an. "Bestrafen? Wie denn?", wollte er wissen, doch er bekam keine Antwort, sondern nur ein hinterhältiges Grinsen seines Klassenkameraden. "Das möchtest Du ganz bestimmt nicht wissen, Joey.", gab dieser zurück und der Angesprochene schüttelte sich. "Hast Recht. Wenn Du schon so fies grinst, dann ist das bestimmt Frühstücksentzug oder so.", mutmasste er schaudernd und das Grinsen des Jungunternehmers wurde breiter. "Eigentlich dachte ich eher daran, Dich die ganze Kaiba Corporation mit einer Zahnbürste putzen zu lassen, aber Essensentzug klingt auch recht vielversprechend. Ich denke, ich überlege es mir noch einmal.", sagte er und genoss es, dass sich die schokobraunen Augen seines Hündchens erschrocken weiteten. "Hey, so fies kannst Du nicht sein! Das gilt nicht!", beschwerte sich Joey und Seto grinste erneut. "Ach, nicht?", fragte er, liess die Tür wieder los, trat ein paar Schritte auf den Kleineren zu und sah ihn von oben herab an. "Sagt wer?" "Sag ich.", erwiderte der Blondschopf und noch bevor er wirklich darüber nachdachte, was er tat, stellte er sich auf die Zehenspitzen und presste seine Lippen auf die des vor ihm Stehenden. Wieder dauerte der Kuss nicht besonders lange, doch wie schon beim letzten Mal fühlte sich die Berührung ihrer Lippen auch dieses Mal richtig an – für sie beide. Es war einfach nur ein gutes Gefühl, dem jeweils Anderen so nah sein zu können. Der Brünette war zwar von der Aktion des Blondschopfs etwas überrumpelt, doch dann fasste er beinahe schon reflexhaft die Hüfte des Kleineren, hielt ihn fest und zog ihn etwas näher an sich. Und dieses Mal war er Derjenige, der den nächsten Kuss begann. Sanft und federleicht strichen seine Lippen über die seines Hündchens. Der Sechzehnjährige krallte seine Finger in das Hemd seines älteren Klassenkameraden, schloss die Augen und gab sich ganz den Gefühlen hin, die die warmen, sanften Lippen des Anderen in ihm auslösten. Er seufzte leise in den Kuss hinein und das nahm der Größere als Aufforderung, vorsichtig mit der Zunge über den noch geschlossenen Mund des Jüngeren zu streichen. Joey, der sich das mehr als alles Andere gewünscht hatte, gewährte den geforderten Einlass und liess zu, dass Seto seine Mundhöhle erforschte. Als dieser schliesslich die Zunge des Blondschopfs mit seiner anstiess, kam der Kleinere auch dieser Aufforderung nach und erwiderte den Kuss ebenso sanft und vorsichtig, wie der Ältere ihn begonnen hatte. Es kam beiden wie eine halbe Ewigkeit vor, bis sie sich wegen akutem Sauerstoffmangels voneinander lösen mussten. Etwas unsicher blickte der Sechzehnjährige auf – genau in die blauen Augen des Jungunternehmers, in denen ein ebenso unsicherer Ausdruck lag. "Wir... sollten jetzt wirklich schlafen.", murmelte der Siebzehnjährige und liess Joey los. Dieser nickte und kämpfte vergeblich gegen die Röte an, die sich auf sein Gesicht legen wollte. "Öhm... ja, sollten wir wohl. Gute Nacht... Seto.", flüsterte er leise und das Herz des Angesprochenen machte einen Satz. 'Er hat mich schon wieder 'Seto' genannt.', dachte er und lächelte, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. "Gute Nacht, Joey.", erwiderte er nach einem Moment, wandte sich um und öffnete die Tür. "Ich wecke Dich morgen um halb sieben.", erklärte er noch und der Blondschopf stöhnte. "So früh?", maulte er und erntete ein Kopfschütteln – und ein kaum wahrnehmbares Lachen – seines Klassenkameraden. "Natürlich so früh. Spätestens um acht Uhr muss ich in der Firma sein. Gewöhnlich bin ich zwar schon um halb acht im Büro, aber ich weiss ja, wie lange Du morgens brauchst, um fit zu werden.", antwortete er und grinste den Kleineren noch einmal an, bevor er entgültig hinüber in sein Zimmer ging. Joey bedachte die geschlossene Tür mit grimmigen Blicken. "Na, das werden wir doch mal sehen.", grummelte er, liess sich auf das Bett fallen und stellte den auf dem Nachttisch befindlichen Wecker. 'Die Genugtuung, mich morgen zu wecken, kriegt er nicht. Ich werd wach sein, wenn er reinkommt. Wär doch gelacht, wenn ich das nicht schaffe!', nahm er sich fest vor, zog sich dann um und kuschelte sich unter die Decke. Erst dort wurde ihm bewusst, was eben in seinem Zimmer passiert war. 'Wir haben uns geküsst. Richtig. Zum allerersten Mal.', dachte er und bei der Erinnerung an die Gefühle, die der Kuss des Brünetten in ihm ausgelöst hatte, schoss ihm wieder sämtliches Blut ins Gesicht. 'Er hat mich geküsst. Ganz von selbst.', sinnierte er, verschränkte die Arme unter dem Kopf und starrte grübelnd an die Decke. Hiess das nicht, dass der kühle, unnahbare Seto Kaiba durchaus auch Gefühle hatte – Gefühle für ihn? "Seto...", murmelte der Sechzehnjährige, zog die Bettdecke bis an seine Nasenspitze und fuhr sich mit den Fingern so vorsichtig über die Lippen, als könnte er die Erinnerung an die Berührung von Setos Lippen so abwischen. "Seto... ich glaube, ich könnte ich mich daran gewöhnen, ihn so zu nennen.", flüsterte der Blondschopf, schloss die Augen und schlief mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen ein. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ Seto war gleich nach dem Kuss hinüber in sein Schlafzimmer gegangen, hatte seinen Pyjama angezogen und sich in sein Bett gelegt. Auch er dachte über den Kuss nach. 'Ich hätte nie gedacht, dass es sich so gut anfühlen würde, einen anderen Jungen zu küssen.', sinnierte er und seufzte, ohne sich dessen bewusst zu sein. 'Er hat mich bei meinem Vornamen genannt. Zwei Mal sogar. Seto. Es klingt gut, wenn er das sagt.' Erneut seufzend drehte der Jungunternehmer sich auf die Seite und schloss die Augen. Es war reichlich spät und er hatte einen arbeitsreichen Tag vor sich, also war es an der Zeit, endlich zu schlafen. 'Mein Hündchen...', war sein letzter bewusster Gedanke, bevor er ebenfalls ins Reich der Träume glitt. ~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~~*~~~~~~~*~~~~~~~ ********************************************************************************* Na? Na? Na? Hab ich euch zu viel versprochen? Das ist doch Zucker, oder? Kitsch vom Feinsten, aber es musste sein. Hat mich einfach so angesprungen und wollte geschrieben werden. Also nicht meine Schuld!! *wild kopfschüttel* Nyo, wir lesen uns entweder beim nächsten Kappi oder bei einer meiner anderen Stories. Bye-bye!!! *wink* Karma Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)