Globetrotter von -Soul_Diver- (Wir brauchen keine Chemie, keinen Kompass, keinen Reiseführer, keine Landkarte... und kein Viagra!) ================================================================================ Kapitel 12: Reactio Insolitus - 1 --------------------------------- Tuckertuckertuckertuckertuckertucker... Ich hielt genüsslich die Augen geschlossen. Zwei meiner Finger hingen noch an seinem Rücken. Dünnes Morgenlicht fiel sanft durch die Fensterscheiben. Seine schaukelnden Bewegungen, mit denen er mich sanft bewegte, fühlten sich so gut an... Tuckertuckertuckertuckertucker-... harrrrrrchhhh. "SCHEISSTEIL!!" Ich schlug überrascht die Augen auf und fuhr aus meiner mehr liegenden als sitzenden Position hoch. Vor Schreck entglitt mir der Grundwortschatz an Beekerisch-Vokabeln, den ich in meinem Halbschlummer nur noch am Rücken festgehalten hatte. Das sanfte Schaukeln kam mit einem gequält hulchenden Ruckeln abrupt zum Stillstand. "W-was ist los?", erkundigte ich mich schlaftrunken und richtete mich mühsam auf dem Beifahrersitz auf. Ich musste mir erst den Sandmännchensand aus den Augen reiben, bevor ich einigermaßen klare Sicht hatte. Kuroganes Gesicht war vor Wut rot wie eine frisch geerntete Rispentomate. "Das ist jetzt schon das vierte Mal, dass mir dieser verdammte Bentley abwürgt!!!" "Det isch net goed", murmelte ich geistesabwesend auf Beekerisch. Unser Patient wartete sicher schon. "WAS?!!" "Das ist nicht gut. Versuchen Sie's doch mit der Notfallzündung, die müsste direkt unter dem Lenkrad-..." "Ich WEISS, wo die Notfallzündung ist!!", blaffte er zornentbrannt, "Aber die ist schon beim ersten Versuch abgerissen, falls Sie's überhaupt mitgekriegt haben!! Sie fanden's ja anscheinend angebrachter, die ganze Nacht mit Lesen zu verbringen! Und ich sag noch, dieses Schrottteil taugt nichts, aber nein, auf jemanden, der halbwegs etwas von Autos versteht, hört man natürlich nicht-..." Ich hörte mir geduldig das Geschnauze meines Leibwächters an und beobachtete ihn, wie er Kermits altertümlichen Zündschlüssel packte und ein ums andere Mal neu herumdrehte, während er mit seinem linken Fuß wie von Sinnen die Kupplung bearbeitete, da sie sich von Hand beim besten Willen nicht bewegen ließ. "Die Grundzüge von Beekerisch lassen sich eben nicht per Fingerschnipsen wieder auffrischen!", versuchte ich, ihn zu beschwichtigen, "Es ist schon Monate her, dass ich die Sprache das letzte Mal gesprochen habe, und wir wollen uns doch einigermaßen verständigen, wenn wir angekommen sind, hmh?" Kurogane antwortete nicht, sondern fuhr darin fort, den Zündschlüssel zu missbrauchen. Ich musterte ihn fragend von der Seite. Schon seit wir losgefahren waren- und das war jetzt immerhin schon gute acht Stunden her- hatte das Verhalten meines Leibwächters Züge angenommen, die man getrost als 'neurotisch' bezeichnen konnte. Ich hatte mich jetzt zwar schon einigermaßen an seine leicht erregbare Person gewöhnt, aber diese Seite an ihm war mir ja nahezu unheimlich. Es erinnerte mich ein wenig an meine erste humanorientierte Lungenflügel-Operation- die hatte ich zwar an einer Leiche durchgeführt, zum Üben, aber trotzdem hatte ich die ganze Zeit über ein nervöses Prickeln im Nacken gehabt, und genau dieses Prickeln war es, das mir in just diesem Moment anhaftete- und von dem ich wissen konnte, dass es nichts Gutes bedeutete. Und leider musste ich Kurogane in dem Punkt, dass unser Kermit wohl doch kein Bentley der neuesten Bauart war, eindeutig Recht geben- die Strecke von Gakoshida bis zu den ersten Erhebungen des Weerdeuk-Gebirges war zwar noch einigermaßen glatt gelaufen, aber kaum dass es in die steilen Engpässe und schmalen Gebirgsstraßen gegangen war, über die wir uns jetzt schon seit vier Stunden hinwegquälten, hatte Kermit eindeutig genug von langen Reisen gehabt und streikte nun wie ein altes Weib. Das schien Kurogane mehr als nur Sorgen zu bereiten, denn an seiner Stirn waren bereits wieder diverse Adern am Pochen. Für einige schreckliche Augenblicke sah es so aus, als würde er sich jeden Moment vor Wut die Zunge durchbeißen, als Kermit auf seine krampfhaften Startversuche nur mit rasselndem Hulchen und Stottern reagierte, das irgendwie an das schmerzgequälte Blöken eines Tiers erinnerte. "He-hey, ganz ruhig!", versuchte ich es zaghaft, "Das geht doch auch sicher etwas sanfter--" "Klappe!! Ich bin sanft genug!!" "Nicht, wenn Sie den Zündschlüssel weiterhin so hart befummeln, Sie unanständiger Junge." "Klappe!!! Wenn ich hart fummeln will, dann fummel ich auch hart, kapiert?!!" "Ich wollte doch nur--..." "KLAPPE HALTEN!!", brüllte Kurogane mittlerweile völlig entnervt zurück, sodass ich sofort zurückzuckte, "Der einzige, der gleich draufgeht, sind SIE, kapiert?!! Sie haben keine Ahnung von Autos und quatschen mir permanent dazwischen, und-... ich, ich-... ich reiß Ihnen den Kopf ab, wenn Sie nicht gleich still sind!!" "Schon gut, schon guuuuut..." Du liebe Güte. Okay, mittlerweile schien wohl auch 'neurotisch' gar kein Ausdruck mehr zu sein. Solch eine Aggressivität hatte ich zuletzt bei einem Milzbrandvirus gesehen. Offenbar schien er der Meinung zu sein, dass Autos sowas wie mechanisierte Mörder waren, so wie er sich gerade verhielt. Naja, zugebenermaßen, einen leichten Hauch von Risiko hatte es momentan durchaus- wir waren vor etwa einer halben Stunde auf dem rauen, windgepeitschten Spitzenplateau des Weerdeuk-Gebirges angekommen, wo die die wind- und wettergegerbten Felsen ihrem Namen- 'Wetterbeule'- auch wahrhaftig gerecht wurden. Zwischen den zerklüfteten Felsnuckeln führten nur wenige, ebenfalls stark ramponiert wirkende Straßen hindurch, offenbar waren die Erbauer der Meinung gewesen, dass hier sicher sowieso nur völlig Geistesschwache durchfahren würden. Ein wenig beleidigt fühlte ich mich bei dem Gedanken ja doch. Kermit hatte sich mittlerweile einige wenige, hoppelnde Sätze weiterbewegt und uns damit in eine Art Schoß aus einem Rund aus vom Wind glattgeschmirgelten Felsen befördert, doch nun schien er uns endgültig seinen Dienst zu verweigern. Er hatte tapfer gekämpft- wie ein gefallener Krieger im Todeskampf gab er ein Heulen und Stöhnen von sich, bei dem sich sämtliche Haare meines Körpers sträubten, und streckte sich unter qualvoll ruckelnden Zuckungen zum Sterben aus. "DU ZUM HIMMEL STINKENDE, DREIMAL VERFLUCHTE MISTKARRE!!! DU ABGEF--..." Ich schaffte es gerade noch, mir die Ohren zuzuhalten, bevor der Rest seiner furiosen Schimpfarie meine Synapsen erreichte. Nach etwa fünf Minuten war er fertig. Ich ließ meine Hände sinken und starrte ihn fragend an. "K-... kuro-rin... ?" "WAS?!!" "Ähhehehe-... was ist passiert?" "Sieht man das nicht?!", fauchte mein Leibwächter verbittert, "Die Karre ist mir verreckt! Aus! Ende! Wir müssen zu Fuß weiter!" "Waaaas? Aber wir können Kermit doch nicht einfach hier sterben lassen!" "Das ist ein verdammtes AUTO, Sie Idiot!!" "Aber--..." "AUTOS STERBEN NICHT!!" "Ja, aber, überlegen Sie doch erst, Kuro-wanko!", bemühte ich mich um sein Verständnis, "Dann hätten wir kein Auto mehr und würden viel länger bis zu Noctua-san brauchen! Und er baut auf uns! Außerdem können wir Kermit doch nicht einfach so lirum-larum aufgeben! Es wäre sicher viel schwerer, an ein anderes Auto zu kommen!" Das wirkte einigermaßen. Immerhin hörte er mit diesem entsetzlichen Schnauben und Zähnefletschen auf. "E-er... ist sicher zu reparieren!", setzte ich möglichst überzeugend nach. Eine schreckliche Stille machte sich breit. Doch plötzlich löste Kurogane seinen Gurt und riss mit einem halblauten Grollen seine Tür so heftig auf, dass sie wohl nur noch von einem gnädigen Schicksal vor dem Abfallen bewahrt wurden. Kaum, dass er draußen war, zerrte auch schon der Wind an seinen Haaren und zog ihm das Hemd halb aus. Ich stieg schnell ebenfalls aus, nur für den Fall, dass mein Leibwächter vorhatte, das Auto mit einem Kampfgebrüll in der nächstbesten Schlucht zu versenken und mich mit ihr. Der Wind peitschte mir augenblicklich das Haar ins Gesicht. "Was wollen wir nun tun?", rief ich gegen die jaulenden Sturmböen an und betete gleichzeitig für unser Gepäck. "Das, was Sie gesagt haben: ich versuche, diese Mistkarre zu reparieren!" "Hier oben?", fragte ich zweifelnd, "Ohne Werkzeug und Öl und so?" "Ja, hier oben! Und im Kofferraum sind ein paar Schraubenschlüssel!", brüllte er gegen den Wind an, "Ich bin kein Mann für halbe Sachen! Entweder repariere ich dieses-...", schon wieder so ein Wort, "... an Ort und Stelle, oder ich jag's zum Teufel!" "Na schön, aber hören Sie doch um Himmelswillen mit diesem Herumgefluche auf!" "Ich fluche soviel ich will! Und jetzt holen Sie mir die Schraubenschlüssel!" Schicksalsergeben umrundete ich unseren mittlerweile komatisierten Kermit und klappte den Kofferraumdeckel auf. Tatsächlich, da drin war tatsächlich eine flache Metallkiste mit einer bescheidenen, aber ausreichenden Werkzeugsammlung. "Hier", sagte ich zu ihm und hielt ihm den Kasten hin. "Stellen Sie's da vorne hin", entgegnete er und zog sich das Hemd aus. Sein Unterhemd war ebenso schwarz. Ich blinzelte ihn milde verwirrt an. "Ölflecken gehen nur schwer wieder raus", entgegnete er kurz angebunden, als er meinen fragenden Blick bemerkte. Dann klappte er den Kühlerdeckel hoch, schnappte sich einen der Schraubenschlüssel und hängte sich über den Motor. "Stimmt", stellte ich kichernd fest, als meinem Leibwächter auch schon nach wenigen Minuten ein sprotzender Ölstrahl aus dem Kühler entgegenschoss und ihn schwarz einsaute, sodass er einen Wutschrei ausstieß. "KLAPPE HALTEN!! Tun Sie von mir aus alles, was Sie wollen, aber kommentieren Sie mich nicht, kapiert?!!" "Okay. Wissen Sie was? Dann lese ich Ihnen eben Beekerisch-Vokabeln vor, während Sie-..." Ein plötzliches Geräusch ließ mich in meinen Worten innehalten. Ein Art Scharren. Es klang, als käme es von den Felsen über unseren Köpfen. Verwundert hob ich meinen Blick und starrte zu der bizarren Steinlandschaft empor, die uns umgab. Es regte sich nichts. Hatte ich es mir nur eingebildet? "... während Sie hier klar Schiff machen", beeilte ich mich schließlich meinen Satz zu beenden, "Beekerisch ist gar nicht so schwer!" "Es reicht mir schon, wenn es etwas verständlicher ist als Harpyisch", knurrte Kurogane zurück, während er mit der Brechzange ein völlig verbogenes Stück Lötdraht wieder in die richtige Form brachte. "Okay, das soll dann wohl 'ja' bedeuten!", trällerte ich wohlgemut zurück und zauberte binnen Sekunden meinen vergilbten Grundwortschatz hervor, bevor ich mich möglichst bequem an Kermits Dach lehnte, "Am besten fangen wir mit ganz einfachen Formeln an. Die kann sich jeder merken!" Ein halblautes Brummen kam retour. Ein Knacken ertönte aus der Kühlerhaube. "Also. Guten Tag zum Beispiel bedeutet Goeden Dack. Guten Abend- Goeden Avand. Du meine Güte- Herrgoetsakra. Du hast Recht- Do hoest Gejusteren. Es freut mich- Frait meh. Schlaf schö--..." Wieder ein Scharren, diesmal deutlich lauter. Ich hob schnell den Blick und starrte auf den Felsen, von dem ich das Geräusch vermutete. Angestrengt versuchte ich, das Geräusch des heulenden Windes auszublenden. Waren da Stimmen? ... Flüsternde Stimmen? Wieder ein Scharren... diesmal von mehreren Felsen... ? Dabei hatte ich gedacht, dass man nur in dunklen, engen Kellern mit der Zeit paranoid wurde, und nicht mitten in den Bergen. Kurogane schien es jedoch ebenfalls bemerkt zu haben, denn als ich mich wieder zu ihm umwandte, starrte auch er argwöhnisch zu dem Felsenrund empor. Er war mittlerweile noch zweimal von einem unerwarteten Ölstrahl getroffen worden. "Da oben ist doch irgendwas." "Das dachte ich mir gerade auch", gab ich zu, "Vermutlich nur ein scheuer Bergluchs. Die kriegen hier selten Autos zu sehen." "Na, wenn Sie mei-..." Ein Krachen. Mit lautem Bröckeln und Klackern kam ein einzelner Stein herabgeschlittert und landete vor unseren Füßen. Kurogane starrte mich an. Ich starrte Kurogane an. "Paranoid, oder was?", fragten wir gleichzeitig den jeweils anderen. "Ich doch nicht!", war die ebenso synchron gesprochene Antwort. Kurogane brummte und lehnte sich wieder über die Kühlerhaube. Ich kicherte. "Na, umsonst gefürchtet. Vielleichten machen wir ja eines Tages Karriere als große Duettsäng-..." Doch noch während ich das sagte, knirschte es auf einmal hinter dem Felsen neben mir. Ich schnappte überrumpelt nach Luft, als plötzlich Atemzüge hinter mir laut wurden- und ich auf einmal den kalten Lauf eines Gewehrs schmerzhaft dicht an meinem Hinterkopf spürte. Mein Herzschlag schoss augenblicklich in meinen Hals hinauf. Doch nicht umsonst gefürchtet. "So so so, wos hom wer denn doa für an blonda Sembachl?", hörte ich eine heisere Stimme im verkorksten Akzent der Balkjebeeker hinter meinem Rücken, "Bua, jets duasch amol doane Flossa ind' Luft! Sonscht werd hier gschossa!" "Klappe jetzt, ich muss mich konzentrieren und da kann ich diesen Schwachsinn nicht gebrauchen", knurrte ich geistesabwesend. Ich war so konzentriert, die Batterie wieder anzuschließen, weil das Kabel verschmort gewesen war, dass ich gar nicht registrierte, dass es nicht Fye war, der da gesprochen hatte. Oder vielleicht lag es auch daran, dass ich nun wirklich absolut keinen Nerv mehr, für das alles hier hatte. Ich war ja schon Anfang an nicht begeistert, aber dieses Land hier war ja wirklich äußerst langweilig. Und die Straßen waren die reinste Katastrophe, eigentlich konnte man das nicht mal Straße nennen... kein Wunder, dass der Bentley streikte. Der hatte ja schon auf gerader Strecke Schwierigkeiten. Vor allem, weil ich Autofahren nicht besonders mochte – genaugenommen konnte ich es nicht mehr ausstehen, seit-- "Äh... Kuro-nyan?" Es klang dringlich. "WAS?!", fauchte ich entnervt und hob den Blick. Oh. Konnte denn nicht einmal etwas glatt laufen?! "Ik han gsait Flossa ind' Luft! Sonscht schieß ik!", wiederholte der Typ, der meinem Begleiter gerade ein Gewehr ins Genick hielt. "Was? Red gefälligst deutlich, verdammt! Man versteht ja kein Wort!", blaffte ich zurück. Ich stellte fest, dass es insgesamt fünf waren. Allesamt schwarzhaarig, allerdings unterschiedlich vom Körperbau und zwei waren bebrillt. Fye sah mich an, als hätte er meine geistige Verfassung gerade entgültig in den Wind geschrieben, aber das war mir egal. Erst diese verdammte Karre, mit der man kaum einen Kilometer kam, dann das ganze Öl und jetzt auch noch dieser... konnte man das Überfall nennen? Die mussten ganz schön verzweifelt sein, zu denken, bei uns gäbe es irgendwas zu holen... Zum einen, weil wir wie immer pleite waren und zum zweiten – ich war sauer. Und die boten sich wirklich zum Abreagieren an. Mein Katana lag auf dem Rücksitz, und die hatten Schusswaffen – allerdings wohl aus optischen Gründen, denn das eine Gewehr war nicht mal entsichert. Und es waren bloß fünf. Dürfte zu schaffen sein. Außerdem standen sie praktischerweise alle schön verteilt. Und sie schienen ziemlich verwirrt darüber zu sein, dass ich mich bisher noch nicht bewegt hatte, um der Anweisung Folge zu leisten. "Öh... Kusanagi, wos grinnikt der do?", fragte ein Junge mit Brille- offenbar der Jüngste im Bunde- und sah etwas irritiert zu einem anderen, dem größten und bulligsten von der Bande, der offenbar sowas wie der Anführer zu sein schien. "Froag meh net so an Schmarrn, Eriol!" Aber anscheinend schien ihnen mein Ungehorsam nicht zu gefallen, denn sie hoben ihre Gewehre noch ein wenig weiter. "Äh... Kuro-rin – tun Sie bitte nichts Unüberlegtes...", bat Fye und schien auch etwas unruhig zu sein. Er schien zu ahnen, was ich vorhatte. „Ich überlege immer was ich tue!“, gab ich zurück- und der Kerl hinter Fye wurde auch schon wenige Sekunden später von einem gezielten Schraubenschlüssel am Kopf getroffen. Er sackte mit einem Jaulen zu Boden und hielt sich die Stirn. Fye erstarrte, als das Ding an ihm vorbeisauste und auch die vier anderen Räuber waren vollkommen überrascht. Anscheinend hatten sie gar nicht mit Widerstand gerechnet. Gut so. Dann kamen sie nicht auf die Idee, hier rumzuballern. Ich wirbelte zu dem mir am nächsten Stehenden herum – er war der andere mit Brille – und entwand ihm sein Gewehr, während ich ihn gleichzeitig zu Boden schickte. Er keuchte auf, als ihm durch den Aufprall die Luft wegblieb. Ich sah schnell zu Fye. "Stehen Sie da nicht so rum wie angewachsen!" Der hinter ihm rappelte sich gerade wieder auf und grinste. Auch der andere erhob sich langsam und rückte seine Brille zurecht. "Enteressont", meinte er bedeutungsvoll, "Niet waar, Kamui?" "Je hebt gelijk, Seishiro", antwortete der Gefragte- eindeutig der am zerbrechlichsten Gebaute in der Runde- "Ik zal het kort maken." "Brauchsch je hulp?", fragte derjenige, der noch nichts gesagt hatte, ein großer Schwarzhaariger mit braunen Augen. "Nee dua!", meinte dieser Kamui wichtigtuerisch, "Dat slagen ik ook alleen, Fuuma!" Dann ging anscheinend eine Diskussion los. Vielleicht waren sie sich nicht einig, wer uns zuerst erschießen durfte? Schien mir doch eine Amateurbande zu sein... Fye jedoch blätterte hektisch in seinem Wörterbuch. "Äh – ich glaube wir kriegen ein Problem", raunte er mir zu. "Aha. Und warum?", wollte ich wissen. "Na ja, wenn ich so nach dem gehe, was sie sagen, wollen sie ernst machen!", antwortete er. "Tsss... sollen sie ruhig herkommen", gab ich abfällig zurück. Doch bevor ich weiter drüber nachdenken konnte, wie die sich wohl anstellten, registrierte ich von hinten eine Bewegung. Blitzschnell wirbelte ich herum und der Kerl bekam meinen Hieb direkt ins Gesicht. Rücklings kippte er um. Fye war überrascht zur Seite gesprungen und starrte erst mich, dann den am Boden liegenden Räuber an. "Sie bleiben direkt da stehen. Rühren Sie sich nicht!", rief ich ihm zu. Hinterher bekam er noch unbeabsichtigt etwas ab. Die anderen Buschklepper kamen jetzt alle gleichzeitig, aber das verunsicherte mich kein bisschen. Den ersten – ich glaube es war dieser Kamui – schnappte ich einfach am Arm und nutzte seinen Schwung aus, um ihn gegen Fuuma zu schleudern, so dass sie beide gegen einen Felsbrocken stießen. Bei dem Knirps reichte ein relativ leichter Stoß gegen die Rübe, und den letzten, Seishiro, der mit seinem Gewehr ausgeholt hatte, um es mir an den Kopf zu hauen, blockte ich. Dann reichte ein gezielter Tritt gegen die Rippen, um ihn los zu werden. Der Erste richtete sich allerdings wieder auf, und hielt sich die Nase. Er sah etwas verärgert aus. Ich griff nach meinem Katana. Ohne würde ich es auch schaffen – aber ich hatte nun wirklich keine Lust, sie so lange zu verprügeln, bis sie keine Lust mehr hatten. "Habt ihr genug, oder wollt ihr noch mehr?!" "EH!! Jetzet hob ik obbr gnuag!!" "Det geiht mr uffn Weggr!! Waarom habbet ihr koane ondren Sembachl, die det maaken?!!" Mit gehobenen Augenbrauen hörte ich dem Gemaule der fünf Strolche zu. "Wos issn des üeberhopt für an Schrottwaaga?!!" "Gloich werd ik--" "KLAPPE HALTEN UND WEITERMACHEN!!" Das wirkte. Die Kerle, die uns noch vor zwei Stunden hatten ausrauben und dann vielleicht auch noch erschießen wollen, brüllten allesamt entsetzt auf, als mein Leibwächter drohend sein Katana über seinem Kopf hin- und herschwang, und legten sich sofort wieder ins Zeug. Der Schweiß rann ihnen schon allesamt von den Gesichtern, die Köpfe waren von der Anstrengung rot wie zum Platzen gefüllte Wasserballons und ihr Gehechel und Geschnaufe erinnerte mich an das einer gehetzten Hundemeute. Doch ihre Furcht vor Kuroganes Katana überwog eindeutig, sodass sie sich auch weiterhin dazu gezwungen sahen, das zu tun, wozu mein Leibwächter sie gezwungen hatte, nachdem er sie allesamt verprügelt und unterjocht hatte- nämlich Kermit zu schieben. Vom Berg hinunter bis in die Ebene, ohne auch nur einmal anzuhalten. Die fünf schnauften und fluchten verbissen vor sich hin, aber sie wussten wahrscheinlich ebenso gut, was ihnen blühte, wenn sie sich weigern würden, unseren geschwächten Bentley bis nach Zondorp, der nächstgelegenen Stadt, zu schieben. Vor einer halben Stunde hatten wir das Gebirgstal erreicht. Ich hatte mittlerweile auf Kermits Dach Platz genommen und besah mir die Landschaft, die sich uns und unseren fünf unfreiwilligen Begleitern auf unserem Weg offenbarte. Der Himmel war zwar zum Teil von schweren, grauen Regenwolken verhangen, und es zerrte uns wie auch schon in den Bergen ein rauer Wind an Haaren und Kleidern, aber es lag der Duft von blühenden Wiesen und ganzen Tulpen- und Weizenfeldern in der Luft, die sich wie ein nahezu endloser vielfarbiger Flickenteppich rechts und links von der breiten Landstraße erstreckten, über die wir gerade fuhren. Immer wieder passierten wir an den Rändern der Weizen- und Tulpenreihen geparkte Karren, an denen aufgezäumte Pferde oder Ochsen friedlich auf ihrem Standbein vor sich hindösten. Auf den Feldern selbst konnten wir oftmals Leute beobachten, die sich rege bei der Ernte befanden- junge Mädchen mit Kopftüchern und großen Körben über den Schultern, kranzflechtende Mütter und Großmütter, mit der Sense Getreide aberntende Männer und tulpenpflückende Kinder sahen neugierig von ihrer Arbeit auf und winkten uns zu, während wir gemütlich an den Feldern vorüberruckelten. Kurogane ächzte nur, während ich fleißig beide Arme einsetzte, um jedem mindestens einmal zurück zu winken. In der Ferne ragten mehrere gewaltige Wind- und Kornmühlen zwischen den Feldern auf wie ein Rund gewaltiger Wächter, deren vier mächtige Arme sich unablässig im Kreis drehten, und kamen langsam näher- ein gutes Zeichen, denn in Balkjebeeke standen die Mühlen oft in der Nähe der Städte. "Sehen Sie die Mühlen dort vorne?", rief ich gegen den Wind an, "Das heißt sicher, dass wir gleich da sind-... gloich hännters gschafft", setzte ich fröhlich im Beekerischen Akzent für unsere fünf 'Gehilfen' hinzu, damit sie sich wenigstens mit der Aussicht trösten konnten, sich bald wieder von uns- und damit von ihrer himmelschreienden Niederlage- loseisen zu dürfen. "Dat hoff ik denn ook", brummte der junge Spund mit dem Namen Kamui- auf unserem restlichen Weg durch die Gebirge hatte ich es zumindest ansatzweise geschafft, ein wenig Konversation mit unseren tollpatschigen Angreifern zu halten und hatte dabei herausgefunden, dass sie Kusanagi, Eriol, Seishiro, Kamui und Fuuma hießen-, als Kurogane jedoch ein bedrohliches Schnauben hören ließ, verstummte er verständlicherweise sofort. Eigentlich kein Wunder- so, wie er sie durch die Luft gewirbelt hatte. Ich hatte in meiner Laufbahn als Auftragsarzt zwar schon eigentliche spektakuläre Kämpfe in der Natur verfolgt- zum Beispiel zwei erregte Pegasushengste im Streit um eine Stute, oder ein Höhlentroll gegen einen ausgewachsenen Basilisken, das kam der Konstellation Kingkong-Godzilla in etwa gleich, vor allem, was den Geräuschpegel anbelangte- aber einen Menschen hatte ich noch nicht auf die Art kämpfen sehen, die Kurogane an den Tag legte. Diese raue, aber wohlüberlegte und vor allem effektive Weise, mit Schwert, Fäusten und Füßen umzugehen, konnte er nur in Todesbedrängnis oder in der Armee- oder gleich in beidem- gelernt haben. Man hatte ihm jedoch angesehen, dass unsere Fünf für ihn nichts weiter als Peanuts gewesen waren. Irgendwie überkam mich der seltsame Wunsch, ihn einmal beobachten zu können, wenn er richtig kämpfte. "Könner mr jetz net amol a Veschperpaus macha?", beschwerte sich Seishiro soeben und riss mich aus meinen Gedanken hoch. "Hättet ihr uns eben nicht überfallen, ihr Trottel!" "Wos hotter gsait?" "Des willsch et wessa", entgegnete ich achselzuckend, "Sei mr et bees, aber dädsch et schnellr schieba?" "Eh kah obbr nemme", fauchte Fuuma mit zusammengebissenen Zähnen, als ein wohlbeleibter Bauer mit seinem voll beladenen Ochsenkarren an uns vorüberfuhr und sich beim Anblick der fünf Räuber ins Fäustchen prustete. Zweifellos wäre es bald zu einer Art Meuterei gekommen, wenn nicht just in diesem Moment endlich die Windmühlen und die ersten strohgedeckten Häuser der Kleinstadt Zondorp- auf Beekerisch soviel wie 'Sonnendorf'- nähergekommen wären und uns somit retteten. Unser kurioses Erscheinen in Zondorp erweckte einiges Aufsehen. Die Leute raunten und die alten Frauen begannen zu tuscheln, als wir mit unserem tapferen Kermit auf den Gassen des Städtchens erschienen, die Kinder drängten neugierig auf die Straße und kamen an die Fenster gerannt, die jungen Frauen verrenkten sich die Hälse nach Kuroganes Erscheinung, man kicherte über unsere fünf inzwischen völlig deprimierten Wegbegleiter. "Goeden Dack!", rief ich fröhlich in die Runde und winkte vom Autodach aus wohlgemut den sichtlich amüsierten Balkjebeekern zu, während unsere Räuber den knallgrünen Bentley unter letzten Anstrengungen auf den Marktplatz schoben. Die armen Kerle keuchten mittlerweile wie alte Reiher und stützten sich auf den Knien ab, als Kurogane ihnen endlich gestattete, die Hände von Kermits Heckfläche zu nehmen. An den Fachwerk- und Strohdachhäusern, die den Platz säumten, kam es binnen Minuten zu dem reinsten Auflauf. Offenbar bekamen Zondorps Bewohner nicht oft solch ein Spektakel wie das, das wir hier gerade veranstalteten, zu sehen. "Also schön", meinte mein Leibwächer mit einem ja doch ziemlich sadistischen Grinsen auf den Lippen und nahm das Katana von seinen Schultern, um es wieder auf die Bande zu richten, sodass alle unisono nach Luft schnappten, "Ich hatte eigentlich vor, euch fünf Buschklepper abzustechen..." "Also, Kuro-rin!", empörte ich mich und kletterte mit Autoritätsmiene von Kermits Dach, "Hören Sie mal, wir können doch nicht noch gemeiner zu ihnen sein, als sie es zu uns gewesen sind!" "Dann regeln doch Sie's!" "Det zwarte Huatsempl ond ik lossn euh nu loffa", erklärte ich den Fünfen ohne weiteres, "Ond seids om Gottswuiln so liab ond üeberfället keene Lüüt meh, hännter des begriffa?" "Wos dr liabe Gott wuill, isch net eure Affär!", lautete Kusanagis zornentbrannte Antwort, während das Gekicher unter den Leuten immer lauter wurde, "Abr ois kann ik euch saga: wenn dr günschtigscht Dag kumma isch, dann werd mer-..." "ZIEHT LEINE!!" Die Räuber kreischten wieder entsetzt auf, als auf diese sogar für sie unmissverständliche Drohung ein mehr als deutlicher Zeig mit dem Katana folgte. Kusanagi fasste mich noch einmal drohend ins Auge, sodass mich ein Schauder überlief. "De eure Tid ward ook noh kumma." Und mit diesen Worten stoben sie pfeilschnell auseinander und rannten unter dem lauten Gejohl und Gelächter der Leute wie gejagte Hasen vom Marktplatz auf und davon. "Ich hab ein ungutes Gefühl bei der Sache." "Das sagen Sie jetzt schon seit fast einer halben Stunde." Ich starrte betreten in meine Kaffeetasse. "Das mag ja sein, aber ich mein's ernst. Ich meine, vielleicht kommen sie zurück und rächen sich!" Kurogane warf mir einen scheelen Seitenblick zu. "Sie scheinen ernsthaft in Erwägung zu ziehen, mich zum Lachen zu bringen." "Um Gotteswillen, Kuro-chin, machen Sie mir keine Angst!" Mein Leibwächter stieß eine Mischung aus Schnauben und Seufzen aus, bevor er sich wieder auf der Bank zurücklehnte, auf der wir uns vor einer knappen Stunde niedergelassen hatten. Es ging bereits auf den späteren Nachmittag zu, und der Himmel über unseren Köpfen erstrahlte in einem weichen Aquariumsblau. Auf dem sonnenbeschienenen Marktplatz tummelte sich ein buntes Völkchen- Schaulustige, die erst von unserer Ankunft erfahren hatten, selbsternannte Autokenner, beflissene Mütter, neugierige Kinder. Nachdem Kurogane unsere fünf unfreiwilligen Helfer mit seinem Katana zum Teufel gejagt hatte, hatte sich die wissbegierige Menge nicht mehr halten können- es hatte nicht lange gedauert, und schon waren wir mit einem guten Dutzend der Stadtbewohner bereits in eine leidenschaftliche Debatte über unsere Herkunft, unser Anliegen und die Reparaturmöglichkeiten für einen Bentley verstrickt gewesen. Fünf oder sechs gutmütige Hausweiblein hatten uns auf die Bank vor einem der Fachwerkhäuser genötigt, hatten uns Tonbecher mit dampfend heißem Kaffee in die Hände gedrückt und uns mit einer großzügigen Auswahl an selbstgebackenen Weizenbrötchen versorgt, bevor sie wieder zurück in die Tulpenfelder mussten. Man hatte uns geraten, dass wir erst einmal wieder ein wenig zu Atem kommen und uns ausruhen sollten, bevor es daran ging, weitere Pläne zu schmieden. Kermit für seine Person genoss im Moment ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, vor allem vonseiten der älteren und jüngeren Herren, die auf den Platz gekommen waren, um sich den Wagen mal von Nahem zu besehen und zu überlegen, wie man ihn reparieren könnte. Zu uns hatten sich mittlerweile einige ältere Damen gesellt und hatten es binnen einer Viertelstunde auch schon geschafft, alles Wissenswerte über uns zu erfahren. Ich verübelte es ihnen nicht, immerhin halfen sie uns in unserer ja doch ein wenig desolaten Situation. "Sollten wir nicht so langsam versuchen, diese Mistkarre wieder flott zu kriegen?", äußerte sich mein Wegbegleiter soeben und richtete sich wieder auf der Bank auf, "Ich würde es begrüßen, wenn wir heute noch nach Molenvriendin kommen!" Ich quengelte halblaut in mich hinein. "Aber jetzt ist es gerade soooo gemütlich hier..." "Keine Widerrede, Sie Klugscheißer. Wer wollte denn unbedingt mit einem Auto durchs Gebirge fahren?" Ein gutes Argument. Leider zu gut. Mist. Gerade wollte mich Kurogane am Handgelenk packen und von der Bank hochzerren, als seine Pläne leider- oder zum Glück?- von einem kleinen Mädchen vereitelt wurden, das neugierig dahergehüpft kam, offenbar einfach, weil unsere ungewöhnliche Erscheinung sie interessierte. Ich lächelte die Kleine an. Sie hatte hellrotes Haar, das zu zwei krausen Stummelzöpfen zusammengebunden war, deren äußerste Spitzen gerade noch unter ihrem bunt gemusterten Kopftuch hervorlugten. Ihre Augen waren groß und dunkelbraun und ihr Gesicht von einem Teppich aus Sommersprossen übersät. An ihrem rot-blau gestreiften Rock klammerte sich ein noch kleinerer Junge mit weißblonden Haaren und einer dunkelblauen Mütze fest. "Goeden Dack!", sagte das Mädel in einem drolligen Brustton der Überzeugung und sah Kurogane so selbstbewusst in die Augen, dass dieser nur milde verwirrt blinzeln konnte. "Hoi", fiepte das kleine Anhängsel an ihrem Rock halblaut hinterher. "Goeden Dack, meene zwee", erwiderte ich freundlich, "Hoe kimmen meen zwarter Kompl ond meh zo dr Ehr?" Der kleine Rotschopf warf sich stolz in die Brust. "Meen Vadder", erklärte sie und zeigte mit einem ihrer kleinen Händchen hinüber zu der Männerversammlung um Kermit, "Meen Vadder hot gsait, er konn eura Schrottwaaga dahanda wiedr recht maaken." "Heilix Blechle, dat käm ons grad just", erwiderte ich lachend, während mein Begleiter wahrscheinlich nur das Gröbste zu verstehen schien, "Wat sin jullie naamen, meene zwee?" "Mijn Naam isch Solveig", stellte sich das Mädel vor, "Ond dat isch meen Broer Urs. Saget Ursi zoem, der isch noh so kleen." "Tjaha, meen zwarter Kompl hier is Kurogane Koimihari ond ik ben Fye de Flourite." "Meene Madder hot gsait du wärsch an Dokter, Fye de Flourite?" "Da hot se Gejusteren. Mer wollet hier an Mann vonra Krankheit hoila. Ond dua kannsch ruhik Fye zo mr saga." "Genug Smalltalk!", zischte Kurogane mir unterdrückt zu, "Fragen Sie die Kleine endlich, was sie von uns will!" "Solveig", sagte ich kichernd, "Meen zwarter Kompl wult wessa, wos dua und deen Ursi von ons wellat." "ARGH!!" Solveig musste giggeln, und auch der kleine Ursi gab ein Fiepen von sich, das ein wenig an Kichern erinnerte. "Meen Vadder will eura Schrottwaaga wiedr zamma meißla. Ond er hot gsait, wenn det Zammameißla lang breicht, hulpt er euch noh Molenvriendin." "Ihr Vater möchte uns behilflich sein, indem er Kermit repariert", übersetzte ich meinem überfragten Leibwächter, "Und wenn das längere Zeit benötigen sollte, hat er sich auch bereit erklärt, uns zu helfen, nach Molenvriendin zu kommen." "Jawoll", krähte der kleine Ursi, "Onsr Vadder hot an ganz tolla Bydlo, met dem kah ook schoh Solveig fahra!" "Sie haben einen Bydlo, mit dem auch schon Solveig fahren kann." "Was ist bitteschön ein Büddlo?" "Ein Bydlo ist ein einspänniger Ochsenkarren. Sehr beliebt hier in Balkjebeeke, vor allem während der Erntezeit." "Mhm. Das klingt ja ganz nett, aber dafür verlangt er sicher auch was von uns! Fragen Sie die Kleine, ob er eine Gegenleistung will!" "Solveig, wult deen Vadder ook, dat wer wat dofür dua?" Der Rotschopf nickte. "Er hot gsait, wenner ehm inne Meddach ond inne Avand beira Ernte hulpt, lässt er euh inne Scheun slaapen. Onsr Haus isch et groß gnuag für zwoi Gescht. Ik sollts euh ausrechta." "Er scheint als Gegenleistung zu erwarten, dass wir ihm mittags und abends bei der Ernte helfen. Dafür will er wohl Kermit reparieren und lässt uns auch in seiner Scheune logieren, weil das Haus nicht groß genug für zwei Gäste ist." "WAS?!! SCHEUNE?!! Tickt der noch richtig??!! Das-... das geht doch--..." "Überdenken Sie das Angebot lieber, bevor Sie's in den Wind schlagen", riet ich ihm, "Bei der Erntezeit braucht man eben jede Hilfe, die man kriegen kann! Und eine Scheune als Quartier ist sicher besser, als irgendwo da draußen im peitschenden Wind zu schlafen! Außerdem kommen wir mit einem Bydlo schneller voran als zu Fuß, und dazu-..." "IST JA GUT!! Dann überlegen wir's uns eben! Fragen Sie Solveig, ob wir das nicht mit ihm persönlich regeln können!" "Dua, Solveig, isch deen Vadder et grad doa?", fragte ich Solveig freundlich, "Könnemer grad amol mit ram sprecha?" "Ha freile, kommet nur met mr met!", ereiferte sich der Rotschopf und nahm mich bei der Hand, "Der isch an sakramentsgoeder Kerle!" Ich lachte, bevor ich auch schon von unseren zwei eifrigen Eroberern fortgezerrt wurde. "Kommen Sie, Kuro-rin! Oder wollen Sie den Abend auch halbnackt und ölbeschmuddelt verbringen?" "Bin ja schon da!", maulte mein Leibwächter genervt, bevor er sich missmutig in Trab setzte, "Aber ich warne Sie, wenn wir uns da auf irgendeinen Mist einlassen, Sind SIE der erste, der dafür bezahlen muss!!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)