Rost in Space von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Juri Igorski blieb abrupt stehen und riss die Augen auf, als sein Kopf getroffen wurde. Langsam- wie in Zeitlupe- sank er in die Knie. Taiji stürmte an Pata vorbei und mit wildem Gebrüll schlug er dem verbliebenen Wachmann seine Faust in Gesicht und Magen, bis er auf dem Boden zusammensank. Dann erhob Taiji sich von seinem Opfer und richtete seine Federboa. „Wie wäre es, wenn ihr auch mal etwas macht? Fesseln zum Beispiel? Oder soll ich die ganze Drecksarbeit etwa alleine machen?“ „Hallo, tickst Du noch ganz richtig?“ fauchte Yoshiki Taiji an. „Pata hat gerade einen Menschen erschossen und Du tust so als sei etwas vollkommen alltägliches. Wie wäre es mal mit ein wenig Anteilnahme?“ Yoshiki ließ seine Hand über Patas Schultern und Rücken gleiten, während dieser nur dastand, zitterte und die Tränen über seine Wangen laufen ließ. „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten, Prinzesschen. Ob es Dir passt oder nicht, es IST alltäglich, dass Menschen erschossen werden. Aber davon mal abgesehen, Pata hat niemanden erschossen.“ Taiji hockte sich hin und suchte den Boden ab. „Hier, damit kann man niemanden erschießen“, er hielt etwas hoch, dass eine gelbe Linse erinnerte, „ das Zeug ist nur gut, um Hühner zu betäuben, bevor man ihnen den Kopf abhackt, Hühnerpuster-Munition eben.“ „Irgendwann musst Du mir mal erzählen, warum Du einen Hühnerpuster in Deinem Nachtischschränkchen hast“, sagte Yoshiki und begann die beiden Wachmänner mit ein paar Kabeln, die Toshi inzwischen hinter einer Wandverkleidung herausgerissen hatte, zu fesseln. „Irgendwann führe ich dir das sogar mal vor und glaub mir, es wird dir gefallen.“ Die namenlose Band streifte weiter durch die Gänge der Station. Patas Knie zitterten noch immer. Die Waffe hatte er hide in die Hand gedrückt und sich selbst dabei versprochen nie wieder eine Waffe auch nur anzurühren. Dieses Mal war nichts Ernsthafteres als ein blauer Flecken zwischen den Augen eines Wachmanns entstanden, selbst das war schon zuviel in Patas Augen. Erst als er vor Toshis Rücken stieß, fanden seine Gedanken in die momentane Situation zurück. Sie standen vor einer Metalltür. Dahinter befand sich also ihr erstes Ziel. Von hier aus würden sie ihre Botschaft in die Weiten des Universums verbreiten. Yoshiki öffnete die Tür und mit einem leichten Gefühl der Ehrfurcht trat er ein. „G´ Morgen“ „Mahlzeit“ kam es automatisch aus Yoshikis Mund. Der dicke Mann im orangen Overall, der ihn gegrüßt hatte, klaubte mit den Fingern ein Stück Hühnerfleisch aus seinem Kuskus und stopfte es unter seinem dicken schwarzen Schnurrbart hindurch in seinen Mund. Sein Finger glich einem Adler wie er so über den Teller kreiste, ein Stück Gemüse erspähte und zustieß. Das Auberginenstück ging den gleichen Weg wie das Huhn vor ihm. Der dicke Glatzkopf schmatzte genüsslich bevor er sich die fettigen Finger an den aufgekrempelten Ärmeln abwischte. „Warum nicht durch Gang 3 gekommen? So haben voll den Umweg gemacht. Aber nun seit ja hier, hab schon gewartet. Ihr Romantik-Musiker? Ich mag Romantik-Musik, immer gemacht mit Opa. Opa immer gesungen von ferne Länder mit schöne Frauen. Was gucken so? Weil ich Euch erwartet? Jungen, sind doch Kameras in Gängen. Ihr doch nicht geglaubt, keiner kriegt mit, oder? Ihr ja noch immer schauen wie Huhn in Kaffee, besser aufhören damit.“ In der Zwischenzeit hatte sich der dicke Mann im orangen Overall hinter seinem Schreibtisch erhoben, hatte Toshi den Container mit den Instrumenten abgenommen und begann die Instrumente auszupacken. „Ihr macht besser flugs, spielt ein, zwei Lieder und dann –wupps- ab nach Oslo. Wenn Kontrolle mit frischem Pok Choi kommt und euch erwischt, ai jaijai jai jai, ich nicht mit euch tauschen will. Kommt kommt kommt, hab schon fast alles vorbereitet.“ hide war der erste, der seine Sprache wiederfand. Vielleicht hatte er sie aber auch einfach nur nicht verloren. „Verzeih den dümmlichen Ausdruck in den Gesichtern meiner Mitstreiter, aber mit jemandem, der uns hilft, hätten wir wohl am wenigsten gerechnet.“ „Hier ist doch nichts los, da ist Abwechslung willkommen.“ Die Fünf schnappten sich ihre Instrumente während der Mann im orangen Overall sich wieder hinter seinen Tisch klemmte. Toshi sah hide einige Saiten auf seiner Sitar nachziehen und beobachtete wie jegliche Anspannung nach dem Hühnerpusterunfall von Pata wich, als dieser seine Hände über seine e-Pipa gleiten ließ. Jetzt war es also soweit. Toshi zwang sich an nichts zu denken, Denken hätte ihn wohl nur wieder in Panik verfallen lassen. Er wollte nicht hören, was Yoshiki mit dem Techniker besprach. Technische Sachen wie Kanäle, Frequenzen und Bandbreiten verwirrten ihn nur. Also zählte er die Sekunden bis zu dem Moment, in dem Yoshiki anfing den Takt vorzugeben „A one, a two, a one two three…“ Die letzen Klänge des Thermincellos hingen noch in der Luft. Toshi atmete schwer. Der Schnurrbartträger applaudierte. Hide war schon dabei, sein Instrument wieder im Rollcontainer zu verstauen. Ein spontaner Abgang nach der Durchführung illegaler Aktion hatte sich bisher als günstig erwiesen. Never change a winning team dachte er sich und wandte sich an den Mann im orangen Overall. „Danke. Echt jetzt, Mann. Ich kenn zwar noch nicht mal deinen Namen, aber wenn ich mal was für dich tun kann, sag Bescheid. Du hast uns ganz schön geholfen und das soll dein Schaden nicht sein.“ „Gebt mir Autogramm. Wenn ihr seid mal reich und berühmt, ich kann verkaufen für teuer Geld bei e-bay. Und nennen könnt ihr mich Mr. Dot-Bottles.“ Er suchte in einer Schreibtischschublade nach seinem e-brain und polierte die winzige Kameralinse. Er stellte seinen kleinen PC auf den Tisch, stellte den Timer ein und flinker als seine Figur und sein bisheriges Verhalten es vermuten ließen, stand er zwischen der Band und wartete darauf, dass der Countdown aufhörte zu blinken. Toshi gefiel sich nicht sonderlich auf dem Bild, trotzdem setzte er seine elektronische Unterschrift auf den Bildschirm des e-brains. Als er das letzte Mal seinen Friederich-Willhelm irgendwo druntergesetzt hatte, hatte er sich Kredite mit Laufzeiten, die länger waren als eine durchschnittliche Lebensspanne, aufgehalst. Das hier machte irgendwie mehr Spaß. Außerdem sah er auf dem Foto besser aus als Yoshiki, der mit verschmiertem Make-up und halbgeschlossenen Augen wie der Verlierer eines Tuntenringkampf der Bantamklasse wirkte. Er grinste immer noch darüber als sie schon auf dem Rückweg in ihr Schiff waren. Mr. Dot-Bottles begleitete sie noch bis zum Ausgang, beruhigte sie, sich keine Sorgen um die beiden anderen Wachmänner zu machen. Er würde -Zitat- „dem dummen Hund, der so eine Abreibung wirklich mal verdient hatte“ schon irgendeine Geschichte auftischen. Die Fünf waren schon auf ihrem Weg zum nächsten Raumsprung, als Mr. Dot-Bottles noch immer an der Luke stand und durch das Bullauge den Weg des namenlosen Schiffes mit dem aufgepinselten roten „X“ verfolgte. Erst dann machte er sich zurück auf den Weg ins Kontrollzentrum. Sein Frühstück war mittlerweile sicherlich kalt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)